Tinnitus: Interdisziplinäre Behandlung eines multi-kausalen Symptoms
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Übersichten 9 State of the Art der Tinnitustherapie erfordert integratives Konzept Tinnitus: Interdisziplinäre Behandlung eines multi- kausalen Symptoms Die Behandlung von Patienten mit dem Symptom Tinnitus ist immer noch eine Herausforde- rung in der modernen Medizin. Aufgrund der F ülle von Ur sachenfaktoren ist die Diagnostik komplex und die R ealisierung einer interdisziplinären Behandlung in der P raxis schwierig. Ein integratives Konzept, das den Fünf-Elemente-Zyklus der chinesischen Medizin einschließt, kann bei der Vereinfachung von Diagnostik und Therapie helfen. M. Golenhofen Unser Wissen über das Symptom Tinni- mit scheint auch den somatischen The- • Die verschiedenen Ursachen sind Dia- tus (lat. tinnire: klingeln) ist in den letz- rapien wieder ein solides F undament gnostik und Therapie nur dann zugäng- ten J ahren spr unghaft ange wachsen. geschaffen. lich, w enn r eibungslos u nd s ynergie- Die Erklär ung der akustisc hen Phan- Dennoch sind Diagno stik und B ehand- orientiert interdisziplinär gehandelt tomwahrnehmung durc h das neuro- lung von Tinnituspatienten in der är ztli- wird. Wenige Zentren sind hierfür bis- physiologische Modell des Tinnitus [7, chen Praxis unverändert eine große He- her adäquat eingerichtet. 8] stellte ab 1 993 bereits einen funda- rausforderung. Zwei Gründe scheinen als Die Konsequenz hieraus ist: Nur ein in- mentalen Fortschritt dar und bestimm- Erklärung dieses Umst ands im Vorder- tegrativer Ansatz ersc heint Erf olg v er- te nac hhaltig die B ehandlungspraxis grund zu stehen: sprechend. Er muss einerseits in der hin zu psychotherapeutischen Behand- • Tinnitus als ein multikausales Symp- Diagnostik integrativ sein, um so dif fe- lungsstrategien. Erst in den letzten tom entzieht sic h mit seiner K omple- renziert genug alle Ursac hen für Tinnitus fünf Jahren häuften sich dann die B e- xität dem Zugrif f einer klinisc hen Pra- zu erfassen. Und er muss andererseits in lege für eine somatosensorisc he Aus- xis, die auf den Umgang mit einf achen der Therapie integrativ sein – was im We- lösung und B eeinflussung akuter und Ursache-Wirkungs-Beziehungen aus- sentlichen die interdisziplinäre Betreuung chronischer Ohrgeräusche [9, 1 2]. Da- gelegt ist. betroffener Patienten bedeutet. Komplement. integr. Med. · 01-02/2009
10 Übersichten Differenzierte Diagnostik Ursachenkomplex Pathophysiologie Bereichert um die beiden jüngsten Ursa- Cochleär-sensorisch Deafferenzierung chenkomplexe für das Symptom Tinnitus (zentrale und somatosensorische Ursa- Somatosensorisch Hirnstammbeeinflussung chen) führen fünf p athophysiologische Komplexe zur Ausprägung v on Ohrge- Zentral Cortikale Sensibilisierung räuschen (Tab. 1). Endolymphatisch Hydrops des Endolymphraums Cochleär-sensorischer Toxisch Potenzialveränderung an Sinneszellen oder Hörnerv Ursachenkomplex Tab. 1: Ursachenkomplexe für das Symptom Tinnitus und ihre Pathophysiologie In der z eitlichen Abfolge st and am B e- ginn der Überlegungen zur Tinnitusaus- lösung die nahe liegende Annahme, dass Tinnitus auf F ehlfunktionen im In- nenohr zurückzuführen ist. Dies ist der Fall beim coc hleär-sensorischen Funkti- onsverlust. Typisch für diese Stör ungs- Vene form is t d as h ohe, t onale O hrgeräusch zum B eispiel beim akuten Hörst urz. Sauerstoffmangel, Durc hblutungsstö- Arterie rungen (vgl. Abb. 1) oder autonome Innervationsstörungen w erden als Ur - sachen für den Ausfall der Hörfunktion diskutiert [3, 10, 11]. Somatosensorischer Ursachenkomplex Abb. 1: Gefäßversorgung der Cochlea (Quelle: [6], S. 37) Ein weiterer E ntstehungsmechanismus bewirkt, dass über somatosensorisc he Afferenzen eine Ir ritation im Nucleus Spinaler Kern des Granulazelle des N. trigeminus cochlearis dorsalis erfolgt [1 , 9, 12]. Audi- ventralen Nucleus torische Afferenzen mischen sich dort im Axon der Paralellfasern cochlearis Dorsaler Kern des Rückenmarks verlängerten Mark und es k ommt nach heutiger Vorstellung zu einer Weiterlei- Ganglion der tung chaotischer Signale in die höher ge- dorsalen Wurzel legenen Hör zentren des Zwisc henhirns Oberflächliche und Hörkortex, d ie als Tinnitus wahrge- Sternzellen Pyramidalzelle „Cartwheel”-Zellen nommen werden (Abb. 2). Zentraler Ursachenkomplex Vertikal- Zellen Excitatorisch Als ein dritter Entstehungsmechanismus N. trigeminus konnten Sensibilisier ungsvorgänge im Inhibitorisch Fasern des Nervus Ganglion acusticus auditiven S ystem identifiziert w erden. Ähnlich w ie der Tinnituswahrnehmung des Gesunden in der sc halldichten Kam- Abb. 2: Auditorischer und nichtauditorischer Input am Nucleus cochlearis dorsalis (Quelle: [13], nach [6], S. 9) mer, kommt es bei Tinnituspatienten zu einer gezielten A ufmerksamkeitslen- kung auf ein meist als beidseitig hochfre- Endolymphatischer liegt nach heutiger Vorstellung am ehes- quent wahrgenommenes Ohrgeräusch. Ursachenkomplex ten eine autoimmunologisc he Stör ung Die Auslösung geschieht meist v or dem zugrunde. Hintergrund eines neurotischen Konflikts Der vierte Ursachenmechanismus ist die und kann bei negativ er Bewertung und Störung der endolymphatischen Funktion Toxischer Ursachenkomplex durch seelisc he B elastungssituationen (Abb. 3) mit ihrem bekanntesten Vertre- zur psy chosomatischen K omorbidität ter, dem Morbus Menière [5]. So gut wir Schließlich ist als Mec hanismus der Tinni- führen, welche als k ompensiertes bzw. den Entstehungsort dieser Tinnitusform tusentstehung der toxische Einfluss von dekompensiertes Tinnitusleiden klassifi- kennen, so wenig wissen wir über deren Medikamenten oder Gif tstoffen bekannt ziert wird [4]. Ursachen. Dem anf allsartigen Rauschen [2, 3]. Sie v erändern die Stof fwechselvor- Komplement. integr. Med. · 01-02/2009
Übersichten 11 Feuer Zentraler Tinnitus Holz Erde Metall Somato- Toxischer sensorischer M. Menière Tinnitus Tinnitus Wasser Cochleär sensorischer Tinnitus Abb. 3 a, b: Endolymphatische Druckerhö- hung. a: Endolymphe im Normalzustand; b: Endolymphe mit Druckerhöhung (Quel- Abb. 4: Kongruenz von Wandlungsphasen der chinesischen Medizin und Tinnitusformen der le: [6], S 18) westlichen Medizin (Quelle: [6], S. 31) Interdisziplinäres Team der Behandler erkrankungen zu leisten. An dieser Stelle keit erfassen. Sowohl die körperlichen als bei Tinnitus-Erkrankungen mit Tinnitus wird auch offenkundig, dass eine differen- auch die seelisc hen Aspekte erfasst die • HNO-Heilkunde zierte Diagnostik als Minimalanf orderung chinesische Medizin, da sie v on ihrem • Zahnheilkunde die B eteiligung der Disziplinen Hals-Na- Grundverständnis her psy chosomatisch • Orthopädie • Kieferorthopädie sen-Ohrenheilkunde, Zahnheilkunde und arbeitet. Ferner ist das K onzept der fünf • Sportwissenschaft Orthopädie erfordert. Zwanglos er weiter- Wandlungsphasen, betrachten wir es in • Neurologie bar ist diese Aufzählung durch Allgemein- deren fraktalem Charakter [6], auch viel- • Manuelle Therapie (Osteopathie) medizin, Neurologie, Kief erorthopädie, schichtig genug , um die große Wissens- • Psychosomatische Medizin • Allgemeinmedizin psychosomatische Medizin, Sport wissen- fülle über die Tinnitusursachen mühelos • Krankengymnastik HNO-Heilkunde schaft und Bewegungslehre. zu integrieren und zu strukturieren. • Zahnheilkunde Um sowohl die Vielfalt der Einzelbefun- • Orthopädie • Kieferorthopädie de eines betrof fenen Patienten als auc h Element Wasser: cochleär- • Sportwissenschaft die B ehandlungsvorschläge der einz el- sensorisch – „Zur Stärke finden“ • Neurologie nen Behandler zu hierarchisieren und zu • Manuelle Therapie (Osteopathie) integrieren, ist es von großem Vorteil, ein Aus der P raxis ist bekannt, dass die • Psychosomatische Medizin Metasystem einzuführen, w elches die cochleär-sensorische F orm v on Tinni- • Allgemeinmedizin • Krankengymnastik Interpretation der Befunde erleichtert und das therapeutisc he Vorgehen v er- einfachen hilft. Ein solches Metasystem gänge in den Sinneszellen, Hörnerven oder liegt in F orm des F ünf-Elemente-Zyklus im Gehirn selbst, was eine beidseitige der chinesischen Medizin vor, mit dem hochfrequente Tinnituswahrnehmung zur sich die Ursac henkomplexe der Tinnitu- Folge hat. Bei der hochakuten Otitis media sentstehung aus Sic ht der modernen kann diese auch einseitig sein. Inwieweit Medizin verblüffend einfach in Überein- chronische Intoxikationen beispielsweise stimmung bringen lassen. mit Schwermetallen zur Ohrgeräusc hent- stehung beitragen, muss der zeit noch als Integrative Therapie unklar bezeichnet werden. Sobald d ie D ifferenzialdiagnostik a bge- Unser heutiges Wissen ermöglicht also, schlossen ist, lässt sich aus dem – vielen mit Anamnese, klinischer Untersuchung von uns geläufi gen – Verständnis der chi- und neurootologischen Tests eine Dif fe- nesischen Medizin heraus das Wesen der renzialdiagnostik des S ymptoms Tinnitus zugrunde liegenden Störung beim betrof- Abb. 5: Element Wasser – cochleär-senso- rische Störung hinsichtlich der zugrunde liegenden Grund- fenen Patienten schnell und mit L eichtig- Komplement. integr. Med. · 01-02/2009
12 Übersichten Abb. 6 : Element Holz – somatosensori- Abb. 7: Element Feuer – zentrale Sensibi- Abb. 8: Element Erde – endolymphatische sche Störung lisierung Störung tus gehäuft bei st ark belasteten Men- beispielsweise zur adjuvanten Behand- zogen w erden. Die Akupunktur spielt schen auftritt, dere n seelisches Befi n- lung der Kief ergelenkfehlfunktion oder nur eine untergeordnete R olle, w äh- den mit Ängstlichkeit oder B edrohtheit einer W irbelsäulenfehlstellung. Der rend Qigong und verwandten Methoden zu umschreiben ist. Aus Sicht der c hi- Sanierung v on Herderkrankungen im (Feldenkrais, Somatics) größere Bedeu- nesischen Medizin fi nden sic h Str uk- Kopfbereich (Zähne, Mandeln, Nasen - tung eingeräumt werden kann. turverlust und Entkräf tung im Element nebenhöhlen) k ommt z entrale B edeu- Wasser wieder und führen zur B eein- tung zu. Sehr wichtig auch die Stärkung Element Erde: endolymphatisch – trächtigung der Hörfunktion. der Eigeninitiativ e durch Krank engym- „Integration ermöglichen“ Westliche Diagnose: beidseitige Innen- nastik und sensomot orische Übun gen ohrschwerhörigkeit, Hörsturz. (z.B. Feldenkrais). Die Verzweiflung steht P atienten mit ei- Der „Wasser-Element-Tinnitus“ erfordert ner endolymphatischen Erkrankung ins eine St ärkung der R essourcen: Infusi- Element Feuer: Gesicht gesc hrieben. Am ehesten ist onstherapie, Hyperbare Oxygenierung zentral – „Ordnungsbezüge“ dieser Zust and mit dem B egriff Desin- (HBO), Kortikoide, Ginkgo, psychothera- tegration zu bez eichnen. Die uner wartet peutische Intervention. Maßnahmen wie Typischerweise tritt bei Patienten mit zen- auftretenden Schwindelattacken mit rau- Akupunktur, manuelle Therapie der Wir- tral verursachtem Ohrgeräusch ein beid- schendem Ohrgeräusch führen zu einer belsäule, Qigong oder c hinesische Phy- seitiges, hoc hfrequentes Ohrgeräusc h hochgradigen Verunsicherung der Patien- totherapie können eine sinn volle Ergän- auf, dessen B eginn nicht eindeutig be- ten. Die Ätiologie der Störung liegt noch zung darstellen. schrieben werden kann. Auf der Gr und- immer im Dunk eln. Neben der immuno- lage des neuroph ysiologischen Modells logischen S törung i m E ndolymphraum Element Holz: somatosensorisch – wird verständlich, wie Tinnitus als reine können auch craniosakrale F ehlfunktio- „Bewegungsraum schaffen“ Phantomwahrnehmung generiert wird nen mit Auswirkung auf den Saccus en- [8]. Im Mittelpunkt steht daher die seeli- dolymphaticus sowie Herderkrankungen An P atienten mit somatosensorisc h sche Grundhaltung, die zu der gestörten als Verursacher postuliert werden. bedingtem Tinnitus fällt ihre ge reizte Aufmerksamkeitslenkung geführt hat. Westliche Diagnose: Morbus Menière, Grundhaltung auf. Das zumeist einsei- Westliche Diagnose: Tinnitus aurium fluktuierendes Hör vermögen, Lermoyez- tige, tief- oder hoc hfrequente Ohrge- beidseits ohne Hörminderung, kompen- Syndrom. räusch stört die P atienten sichtlich und siertes/dekompensiertes Tinnitusleiden. Die B ehandlung zielt auf eine Norma- ist häufig mit wirbelsäulenbedingten In der Behandlung stehen die psychothe- lisierung der v egetativen Versorgung Kopfschmerzen und ggf. Schwindelsym- rapeutischen Verfahren im Vordergrund, des Endolymphorgans. Symptomatisch ptomen v erbunden. Die Ursac hen rei- insbesondere w enn Hin weise für eine wird Betahistin eingesetzt, das in die chen v on Herderkrankungen am K opf psychiatrische K omorbidität und seeli- gleiche Richtung zielt. Die Sanierung über die craniomandibuläre und cranio- sche Dek ompensationszeichen v orlie- chronischer Entzündungsproz esse am vertebrale Dysfunktion bis hin zu Stö- gen. In der Tinnitus-Retraining-Therapie Kopf, von S törungen der Kief ergelenk- rungen aus dem tieferen Bewegungsap- (TRT) und verwandten Methoden kommt und Halswirbelsäulenfunktion so wie parat oder Narbenstörfeldern. der Wahrnehmungsschulung besondere die B eseitigung allergischer und to xi- Westliche Diagnose: Akuter, einseitiger Bedeutung zu, die eine k ortikale Desen- scher Belastungen steht im Mittelpunkt Tinnitus ohne Hörminderung. sibilisierung bewirken. der Therapie. Auch die psychotherapeu- Das gesamte Spektr um zahnär ztlicher, Aus chinesischer Sicht ist das Ziel, eine tischen Verfahren haben einen f esten kieferorthopädischer, orthopädisc her Neuordnung im L eben des P atienten zu Stellenwert. D ie Akupunktur k ann s o- und krankengymnastischer Therapien erreichen. Bewegungsapparat, Bindege- wohl im Anfall als auch zur Behandlung kommt hier zur Anwendung. Die Aku- webe und Verdauungssystem k önnen der genannten Stör ungsbilder sinn voll punktur ist in vielen Formen einsetzbar, unterstützend in die B ehandlung einbe- eingesetzt werden. Komplement. integr. Med. · 01-02/2009
Übersichten 13 nem System der Verbindung und gegen- seitigen Durchdringung (Abb. 1 0). Zum Ausdruck k ommt d amit a uch, d ass b ei einem Patienten mehrere Entstehungs- mechanismen vorliegen können, die sich hinsichtlich der Tinnitusauslösung gegen- seitig verstärken. Besonders häufi g be- steht zum B eispiel eine Verbindung zwi- schen somatosensorischen A uslösern und der dadurc h begünstigten z entralen Fixierung. Für die tägliche Behandlungspraxis ent- stehen daraus zwei wesentliche Vorteile, die uns zukünftig helfen können, die am- Abb. 9 : Element Met all – to xische Beein- Abb. 10: Integriertes Modell der Tinnitus- bulante Behandlung von Tinnituspatien- flussung ursachen ten zu verbessern: • Das K onzept ber ücksichtigt a lle rele- Element Metall: In der Behandlung steht bei Medikamen- vanten Ursachenfaktoren des Tinnitus toxisch – „Austausch fördern“ tennebenwirkungen die Karenz an erster und beschreibt konkrete Behandlungs- Stelle. Im Fall der akuten Otitis media sind wege. In der akuten F orm erbringt bereits die es chirurgische Verfahren z ur M ittelohr- • Das Modell strukturiert die gro ße und Anamnese beim to xisch bedingten Tinni- drainage. Bei den c hronischen Intoxika- unüberschaubare W issensfülle zum tus eine klare Diagnose. Arzneimittelne- tionen ist die Entfernung und Ausleitung Tinnitus und macht sie damit für die benwirkungen lassen sic h schnell identi- von Giftstoffen aus dem Zahnbereich und Praxis leichter anwendbar. fizieren, da der Tinnitus unverzögert und anderen Geweben, z.B. mit Komplexbild- dosisabhängig auftritt. Selten k ommt es nern, zu er wägen – dies häufi g eher aus Integrativ denken und bei der hoc hakuten Otitis media zu to- generell therapeutischen Überlegungen interdisziplinärbehandeln xischen E inflüssen a uf d ie C ochlea. Völ- heraus als unter dem Aspekt der Beseiti- lig unsc harf und h ypothetisch ist dage- gung einer Tinnituswahrnehmung. Die Integration moderner wissenschaft- gen die Annahme eines Einfl usses einer licher Erk enntnisse in ein Modell der chronischen Gifteinwirkung, wie z.B . der Das integrierte Modell Traditionellen Chinesisc hen Medizin Schwermetalle, auf die Tinnitusauslösung. bringt es mit sic h, dass k onventionelle Westliche Diagnose: Tinnitus aurium In der Synopsis erscheinen die einzelnen Behandlungsmethoden gleichberechtigt beidseits, Otitis media acutissima, toxi- Ursachenkomplexe und ihre Entspre- neben den komplementären Heilverfah- sche Innenohrschädigung mit Tinnitus. chungen der c hinesischen Medizin in ei- ren stehen. Die in vasiven Strategien chirurgischer u nd m edikamentöser Art haben ihren berec htigten Platz – eben- so wie Akupunktur, traditionelle Ph y- ( ( totherapie und übende Verfahren zur sensomotorischen S chulung. An d em folgenden F allbeispiel mag dies deut- lich werden. Kasuistik: Tinnitus somatosensorischer Genese Diagnose Einseitiger Tinnitus ohne Hörminderung ( (chinesische D iagnose: a ufsteigendes Leber-Yang). Therapieprinzip Bewegungsraum schaffen. 1L Anamnese /H Der Patient ist ein 43-jähriger Mann mit einem akuten, einseitigen Tinnitus rechts *E ohne Hörminderung. Bei hoher Arbeits- belastung leidet er an starker Nackenver- Abb. 11: Körperakupunktur: Aufsteigendes Leber-Yang (Quelle: [6], S. 148) spannung. Seit rund drei Wochen klagt er Komplement. integr. Med. · 01-02/2009
14 Übersichten über einseitige Schulterbeschwerden. Er 1. Sitzung Disziplinen Allgemeinmedizin, psycho- hat keinen Schwindel. Counseling: Information über harmlose somatische Medizin, Osteopathie, Kie- Befund: Der Patient wirkt innerlich beun- somatosensorische Ursache. ferorthopädie, Trainingslehre u nd K ran- ruhigt und hat einen leic ht pulsierenden Diätetik: R eizfreie K ost, Meiden v on kengymnastik. Kopfschmerz. Es sind Triggerpunkte im Genussgiften empfohlen. Zur Anwendung kommen in einem inte- ipsilateralen M. sternocleidomastoideus Außerdem: Ohrakupunktur, Kraniale grierten Konzept neben den k onventio- und M. pter ygoideus lateralis so wie eine Osteopathie, Akupunktur (Abb. 11). nellen Therapieverfahren zudem die Aku- beidseitige K opfgelenksblockierung zu punktur, Pfl anzenheilkunde, Osteopathie finden. Die Tonaudiometrie ist unauffällig, Zusammenfassung und Bewegungstherapien. Der aus sei- pathologische Nystagmen gibt es keine. nem Gr undgedanken her rührende psy - Zunge: Rot, wenig dünner B elag, gerö- Die Behandlung von Tinnituspatienten ist chosomatische Ansatz der c hinesischen tete Ränder. unverändert eine Herausforderung in der Medizin ermöglicht dabei, einen P atien- Puls: Schnell, saitenförmig. modernen Medizin. Aufgrund der Fülle ten in seiner Ganzheit v on körperlichen von Ursachenfaktoren ist die Diagnostik und leiblic hen Aspekten zu v erstehen Therapie komplex und die R ealisierung einer in- und zu behandeln. dcs Orale Medik ation: Magnesium 3-mal terdisziplinären Behandlung in der Praxis täglich 150 mg , Vitamin E 3-mal t äglich schwierig. 500 mg. Ein integratives Konzept, bestehend Sensomotorische Ü bungen: Aus dem aus aktuellem schulmedizinisch-wissen- Dr. med. Michael Golenhofen Konzept Somatics nach Thomas Hanna. schaftlichem Herangehen an die Erkran- Osteopathie: Occipital base release kung und dem F ünf-Elemente-Zyklus HNO-Facharzt nach Versorgung mit Dauerakupunk- der chinesischen M edizin k ann h elfen, Harrasser Str. 6 turnadeln am Ohr: Kief ergelenk, HWS, Diagnostik und Therapie zu v ereinfa- 83209 Prien Shen Men, nach Messbefund. chen. Dabei bietet ein Team die besten Akupunktur: Le 3 – besänf tigt die L e- Voraussetzungen für eine v ollständige Tel. (0 80 51) 9 65 50 Fax (0 80 51) 9 65 51 10 ber, Ni 3 – st ärkt die Niere, 3E 17 – ent- Untersuchung und erfolgreiche Behand- fernt Fülle aus dem Kopf, öffnet das Ohr, lung. Neben der Hals-Nasen-Ohrenheil- drgolenhofen Gb 43 ipsilateral – leitet L eber-Yang ab, kunde, Zahnheilkunde und Orthopädie @4myear.com wirkt auf laterale Symptomatik. umfasst ei n i ntegratives Team a uch d ie Literatur [1] Decher H. Die zervikalen Syndrome chronischen Tinnitus. München: siological approach to tinnitus: clinical 1967(42):453-5. in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Quintessenz; 2001. Implications. Br J Audiol 1993(27):7-17. [12] Møller AR. Pathophysiology of tinnitus. Aktuelle Oto-Rhino-Laryngologie [5] Gold T, Hearing I. The physical basis of [9] Kellner G. Bau und Funktion der Haut. Ann Otol Rhinol Laryngol 1984(93):39– 1969(1-2):1-185. the action of the cochlea. Proc R Soc Dtsch Z Akup 1966(15):1-31. 44. [2] Drucker T. Drugs that can cause Edinb 1948(135):492–8. [10] Levine RA. Somatic modulation ap- [13] Shore SE, Zhoua J. Somatosensory tinnitus. Am Tinnitus Assoc Newsletter [6] Golenhofen M. Tinnitusbehandlung mit pears to be a fundamental attribute of influence on the cochlear nucleus 1979(4):3-5. komplementärer Medizin. München: tinnitus. In: Hazell J (ed.) Proceedings and beyond. Hearing Research [3] Feldmann H. Tinnitus. Grundlagen Urban & Fischer; 2008. of the Sixth International Tinnitus 2006(216/217):90-9. einer rationalen Therapie und Dia- [7] Hazell JWP, Jastreboff PJ. Tinnitus Seminar. Cambridge: Cambridge Univ. [14] Zenner H, Pfister M. Systematic clas- gnostik, 2. Aufl. Stuttgart, New York: I: Auditory mechanisms: a model for Press; 1999. sification of tinnitus. In: Hazell J (ed.) Thieme; 1998. tinnitus and hearing impairment. J [11] Loeb M, Smith RP. Relation of induced Proceedings of the Sixth International [4] Goebel G (Hrsg.) Ohrgeräusche. Psy- Otolaryngol 1990(19):1–5. tinnitus to physical characteristics of Tinnitus Seminar. Cambridge: Cam- chosomatische Aspekte des komplexen [8] Jastreboff PJ, Hazell JWP. A neurophy- the inducing stimuli. J Acoust Soc Am bridge Univ. Press; 1999. Komplement. integr. Med. · 01-02/2009
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