TrendGuide 2020 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM

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TrendGuide 2020 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
TrendGuide 2020
Digitale Gesundheit

               EHEALTHCOM
TrendGuide 2020 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
ORBIS MedCo

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TrendGuide 2020 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
Editorial

                    Boom in der Krise
                    Ich schreibe dieses Editorial aus dem Homeoffice – mitten in der Corona-Krise.
                    Digitale Gesundheitsanwendungen erfahren in dieser Zeit einen Boom, den kaum
                    eine politische Entscheidung zuvor ausgelöst hat. Vieles davon war schon auf dem
                    Weg wie die Videosprechstunde, doch der Bedarf an digitalen Lösungen, die gera-
                    de dem stark belasteten Gesundheitswesen und den darin Tätigen eine Versorgung
                    auf räumlicher Distanz erlauben, hat eine neue Dynamik ausgelöst. Viele Anbieter
                    zeigen sich in dieser Ausnahmelage solidarisch und stellen ihre Lösungen für eine
                    bestimmte Zeit kostenlos zur Verfügung, die Zahlen der Implementierungen ex-
                    plodieren, und die gesamte Branche zeigt, welches Potenzial in der Digitalisierung
                    der Gesundheitsversorgung liegt. Sie ist kein Allheilmittel im Kampf gegen Covid-19,
                    aber leistet einen wichtigen Beitrag an der Aufrechterhaltung unseres Gesundheits-
                    systems – ob über Videosprechstunden für niedergelassene, aber auch Kranken-
Anne Wolf           haus-Ärzte oder psychotherapeutische Online-Angebote bis hin zu Plattformen
Projektleitung,
                    zur Vernetzung der Leistungserbringer, und auch für Patienten gibt es unter-
Chefin vom Dienst
                    schiedlichste Angebote, sich zu Hause verlässlich zu informieren und präventiv
bei E-HEALTH-COM
                    den eigenen Gesundheitszustand im Blick zu behalten. Dies ist ein Zeichen der
                    Hoffnung, dass die Möglichkeiten, die Digital-Health-Angebote bieten, in der ge-
                    samten Gesellschaft stärker wahrgenommen werden und bei Entscheidern dazu
                    führen, diese verstärkt zu fördern und einzusetzen.

                    In der inzwischen siebten Auflage des TrendGuide werfen wir drei unterschiedli-
                    che Spotlights auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen: Vor welchen Heraus-
                    forderungen Unternehmen im sehr dynamischen Digital-Health-Markt stehen,
                    skizziert der erste Beitrag. Die Autoren arbeiten dabei drei Erfolgsfaktoren heraus,
                    auf die es in der zunehmend datengetriebenen Branche ankommt. Die Sicht von
                    Bürgern, Patienten und dem „Nutzer auf der Straße“ auf die digitale Entwicklung
                    im ersten und zweiten Gesundheitsmarkt hat Dr. Schachinger näher unter die
                    Lupe genommen. Er zeigt dabei zentrale Perspektiven für die weitere Entwicklung
                    von DiGA & Co im Spannungsfeld von Medizin und Konsum auf. Das Tempo der
                    Politik in Sachen Digitalisierung im Gesundheitsbereich hat mit vielen Gesetzes-
                    initiativen deutlich zugenommen. Wie stehen die Bürger zu diesen politischen
                    Vorhaben? Das haben die Autoren des dritten Beitrags näher untersucht und prä-
                    sentieren die wesentlichen Ergebnisse der PwC-Studie „Politische Vorhaben im
                    Gesundheitswesen“. Und selbstverständlich geben wir – wie in den letzten Jahren
                    auch – mit den Markttrends eine Übersicht über die aktuelle Studienlage zu den
                    Entwicklungen im Gesundheits-IT-Bereich, die Bernhard Calmer, Viktoria Hasse
                    und Andreas Kassner kommentieren.

                    Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und bleiben Sie gesund!

                    Anne Wolf

                                                                                                       3
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0 Xxx Informationssysteme | Xxx Xxxxxx

        Inhalt

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TrendGuide 2020 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
Trends                            Unternehmen                         Service

 08	Beschleunigte                44   Informationssysteme             81   Firmenverzeichnis
      Digitalisierung im               KIS, PDMS
      Gesundheitswesen
      Drei Erfolgsfaktoren für    52   Archivierung, Dokumen-
      Unternehmen                      ten- und Bildmanagement
                                       Archivierung, Teleradiologie
                                                                      Standards
 14	Der digitale
      Gesundheitsmarkt            60   Vernetzung                      03   Editorial
      Aktuelle Entwicklungen in        Integrierte Versorgung,
      Richtung Health Consumer         IT-Sicherheit,                  82	Schlagwortverzeichnis |
      und digitale Therapie?           Telematikinfrastruktur               Firmenfindex / Impressum

 20	Elektronische                68   Kommunikation
      Patientenakte statt              Digitale Sprachverarbeitung,
      Bleistift und Papier             Spracherkennung
      Bürger schätzen E-Health
                                  74   Krankenhausmanagement
 26   Markttrends im Überblick         Medizincontrolling,
                                       Management
 32	Trends der Verbände

 38   Trends der Branche

                                                                                                     5
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0 Xxx Informationssysteme | Xxx Xxxxxx

        Trends

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08	Beschleunigte                26	Markttrends im Überblick
     Digitalisierung im               Mit Kommentaren von
     Gesundheitswesen                 Bernhard Calmer, Viktoria
     Drei Erfolgsfaktoren für         Hasse und Andreas Kassner
     Unternehmen
                                 32	Verbände-Statements
14	Der digitale                      Mit Statements von
     Gesundheitsmarkt                 Verbändevertretern aus dem
     Aktuelle Entwicklungen in        E-Health-Bereich
     Richtung Health Consumer
     und digitale Therapie?      38	Branchen-Statements
                                      Mit Statements von
20	Elektronische                     Unternehmensvertretern der
     Patientenakte statt              Gesundheits-IT-Branche
     Bleistift und Papier
     Bürger schätzen E-Health

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Trends | Digitalisierung im Gesundheitswesen

        Beschleunigte
        Digitalisierung im
        Gesundheitswesen
        Drei Erfolgs-
        faktoren für
        Unternehmen

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Die digitale Dynamik im Gesundheitsmarkt ist immens. Plattformen
gewinnen an Bedeutung und der Zugang zu Daten wird zum
Wettbewerbsfaktor.

Karsten Neumann
Verena Reichl

W
                       er als Unternehmen morgen        zu Millionen Patientendaten für Auswertungen
                       noch eine Rolle spielen möch-    mithilfe Künstlicher Intelligenz, der Dienst Wedoc-
                       te, muss Veränderungsbereit-     tor ermöglicht laut CB Insights eine Online-Termin-
                       schaft signalisieren und         vereinbarung mit ca. 290.000 Ärzten und 2.700
                       braucht eine Strategie, um die   Krankenhäusern, Wechat integriert 38.000 Ac-
kritische Marktgröße zu erreichen. Akteure mit bis-     counts von Gesundheitsdienstleistern und bietet
her stark getrennten Rollen müssen kooperieren, um      24.000 Gesundheitsapplikationen (s. Abb. 2). Ten-
Kundenreisen im digitalen Gesundheitswesen sektor-      cent kombiniert und integriert digitale und analoge
übergreifend neu zu denken und zu vernetzen. Platt-     Versorgungsprozesse und steuert sie erfolgreich.
formmodelle und die Kooperation in Ökosystemen          Zugleich sammelt der Konzern dabei große Mengen
werden dabei die wichtigsten Optionen sein. Erfolg-     an Daten.
reich ist, wer Synergien für alle Stakeholder schafft
und sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert.

Steigende Marktmacht von Plattformen
Das Marktvolumen für digitale Produkte und
Dienstleistungen wird nach Expertenschätzung bis
2025 acht Prozent aller Gesundheitsausgaben betra-      Abbildung 1: Milliardenmarkt für Digital
gen (s. Abb. 1). Das entspricht 155 Milliarden Euro     Health in Europa und weltweit
in der EU und ca. 600 Milliarden Euro weltweit!

Die Digitalisierung verläuft dabei uneinheitlich –
sowohl bezüglich der Dynamik in den verschiedenen
Ländern als auch im Hinblick auf die Aktivitäten
der unterschiedlichen Akteure. Im internationalen
Vergleich sind China und die USA derzeit führend.
In China begünstigen eine hohe Technologiekom-
petenz und die – aus europäischer Perspektive zu
offene – Datenpolitik die Vernetzung im Gesund-
heitswesen: Ein Beispiel für ein riesiges Plattform-
modell ist der chinesische Konzern Tencent: Seine       Quelle: Roland Berger Studie „Future of Health “ (2019)

Seine Beteiligung iCarbonX realisiert den Zugang

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Trends | Digitalisierung im Gesundheitswesen

            Abbildung 2: Das digitale Universum von Tencent

                                                                                                  Quelle: CB Insights, Tencent und Roland Berger Research

        Die USA haben ihre Position im digitalen Gesund-
        heitswesen über unterschiedliche Strategien ausge-
        baut. Sie sind Heimat der Technologiegiganten:
        Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft (kurz:
        GAFAM) haben Milliarden Euro in den Gesund-
        heitsbereich investiert. 60 Prozent der 400 Experten,
        die in der Roland Berger Studie „Future of Health“
        befragt wurden, sind sicher, dass diese Konzerne
        bis 2025 integraler Bestandteil des Gesundheits-                                       Zugang zu Daten als wichtiger Wettbewerbs-
        systems sein werden – so wie heute Krankenversi-                                       faktor
        cherungen. Seit 2017 wurden laut CB Insights in                                        Nach Schätzungen der International Data Corpora-
        Europa knapp fünf Milliarden Euro Risikokapital                                        tion (IDC) wird sich das globale Datenvolumen im
        in Start-ups investiert, das entspricht ca. einem                                      Gesundheitswesen bis 2025 verfünffachen (siehe
        Fünftel der Summe amerikanischer Investoren.                                           Abb. 3). Schon bis 2025 werden laut Expertenmei-
        Auch von den „Grownups“ stammten 2019 laut CB                                          nung 75 Prozent aller weltweit gespeicherten Daten
        Insights von weltweit 39 Health Unicorns 20 aus                                        außerhalb Europas liegen.
        den USA und nur neun aus Europa.
                                                                                               Auch Google, Amazon etc. bauen ihre Vormacht-
        Die internationalen Plattformen sind nun auch in                                       stellung im Datenbereich weiter aus. Ende 2019
        Europa aktiv und festigen über strategische Koope-                                     schloss Amazon eine Kooperation mit dem IT-
        rationen ihre Marktposition: Amazon hat eine Daten-                                    Unternehmen Cerner, um Zugang zu Gesundheits-
        patenschaft mit dem National Health Service in                                         daten von 200 Millionen Patienten zu erlangen3
        Großbritannien. Ping An aus China hat in Europa                                        Google konnte sich als Käufer nicht durchsetzen,
        über seinen 900 Millionen Euro Fund Ping An Global                                     hat aber aus anderen Quellen ebenfalls Patienten-
        Voyager 42 Millionen Euro in den Fintech Inkubator                                     akten in zweistelliger Millionenzahl akquiriert.
        Finleap investiert. Die Investition in Finleap ist der                                 Facebook betreibt in den USA eine Blutspende-
        erste Schritt des chinesischen Versicherungskon-                                       Plattform und ein Tool zur Gesundheitsvorsorge
        zerns nach Kontinentaleuropa.1                                                         mit der Integration zahlreicher Nutzerdaten.

        ¹   https://www.finleap.com/press/press-releases/169820-finleap-erhalt-41-5-millionen-euro-ping-an-global-voyager-fund-fuhrt-finanzierungsrunde-an/#

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Erfolgsfaktoren für
                                                                                          europäische
                                                                                          Unternehmen
                                                                                       Auf die richtige Strategie setzen: Eigene
                                                                                       Plattformen und Netzwerke als mögliche
Abbildung 3: Entwicklung des globalen                                                  Optionen
Datenvolumens im Gesundheitswesen²
                                                                                       Das Gesundheitswesen der Zukunft ist durch eine
                                                                                       enge Vernetzung digitaler und analoger Versor-
                                                                                       gungsstrukturen unter Einbeziehung mehrerer
                                                                                       Stakeholder gekennzeichnet. Auch internationale
                                                                                       Technologieplattformen aus China und den USA
                                                                                       werden weiter nach Europa expandieren. Europäi-
                                                                                       sche Krankenversicherungen, Pharma- und Medizin-
                                                                                       technikfirmen sowie Technologieanbieter, die neu
                                                                                       in den Markt kommen, brauchen die richtigen Stra-
Quelle: Seagate & IDC
                                                                                       tegien, um sich in diesem Marktumfeld zu positio-
                                                                                       nieren:
In Europa werden Gesundheitsdaten eher von staat-
lichen Institutionen oder Körperschaften gesam-                                        Einerseits müssen sie eine gewisse Größe erreichen,
melt, und es wird daran gearbeitet, anonymisierte                                      um ihre Wettbewerbsposition zu sichern. Allein
Daten für Forschung bereitzustellen. Es gibt aber                                      durch organisches Wachstum ist der Größenvorteil
Firmen, die nicht auf diese Entwicklung warten,                                        nicht mehr zu realisieren. Deshalb wird die Etab-
sondern schon heute aktiv sind. Ein Informations-                                      lierung eigener Versorgungsplattformen eine wich-
anbieter, mit mehr als acht Milliarden Euro Umsatz,                                    tige Rolle spielen. Die Unternehmen können dabei
nutzt Gesundheitsdaten, um Verkaufsstrategien und                                      als Orchestrator und Initiator der Plattform fungieren
Außendiensterfolge seiner Kunden zu optimieren.                                        oder sich einer bestehenden Plattform anschließen.
Auch europäische Pharmafirmen verschaffen sich
über Akquisen oder strategische Kooperationen Zu-                                      Andererseits sind die Anforderungen der Digitali-
gang zu Gesundheitsdaten. Europäische Kranken-                                         sierung so komplex, dass sie aus einer Organisation
versicherungen planen, die Daten aus „Health-                                          allein heraus nicht mehr zu bewältigen sind: Unter-
Trackern“ zu nutzen, um neue Angebote für ihre                                         nehmen müssen ihr Geschäftsmodell stetig an neue
Kunden zu entwickeln.                                                                  Marktgegebenheiten anpassen und z.B. über die
                                                                                       Verarbeitung großer Datenmengen das Service-
Europäische Unternehmen müssen sich den besse-                                         portfolio erweitern. Ein größerer Aktionsrahmen
ren Zugang zu Gesundheitsdaten erarbeiten: Per-                                        über die Kooperation in Gesundheitsökosystemen
spektivisch können sie Patienten direkt um die Er-                                     kann dafür eine Lösung sein. Zur Umsetzung der
laubnis bitten, ihre Daten zu verwenden. Dazu                                          Strategie müssen sie ihr Geschäftsmodell überden-
müssen sie diese mit anschaulichen „Use Cases“ von                                     ken. Bei einem Industrieunternehmen könnte das
den Vorteilen bei Diagnostik und Therapie sowie der                                    etwa der Wandel hin zu einer Daten- oder Techno-
Datensicherheit überzeugen. Weitere Möglichkeiten                                      logie-Plattform sein, bei Leistungserbringern der
sind der Datenzukauf oder strategische Datenpaten-                                     Aufbau eines digital unterstützten Netzwerks, um
schaften mit anderen Akteuren.                                                         Patientenpfade und Therapien zu verbessern.
2   https://www.seagate.com/files/www-content/our-story/trends/files/idc-seagate-datcon-healthcare.pdf, Roland Berger (abgerufen am 18.03.2020)
3   https://www.beckershospitalreview.com/healthcare-information-technology/how-amazon-is-making-strides-in-the-healthcare-space.html (abgerufen am
18.03.2020)

                                                                                                                                                      11
Trends | Digitalisierung im Gesundheitswesen

             Abbildung 4: Neue Rollenmodelle – Die Grenzen lösen sich auf

                                                               Quelle: Roland Berger Studie "Future of Health" (2019)

        Zudem müssen die Unternehmen neue Rollen ein-
        nehmen und auch mit bislang ungewohnten Part-
        nern kooperieren. Nicht zuletzt, um auf diesem
        Wege gezielt Daten- und Technologiekompetenz
        aufzubauen und so auch gemeinsam neue Ge-
        schäftsmodelle zu skalieren (s. Abb. 4).              nutzen. Dagegen erwartet nur rund ein Drittel, dass
                                                              es den Versicherungen bis 2025 gelingt, die Inzi-
        Krankenhäuser und weltweite Telemedizinanbieter       denz von Lifestyle-Erkrankungen durch direkten
        dringen in den ambulanten Bereich. Im Pharma-         Einfluss auf das Verhalten der Patienten deutlich zu
        bereich sind zudem Kooperationsnetzwerke mit          reduzieren (s. Abb. 5).
        Ärzten denkbar, aber auch Partnerschaften mit den
        großen Tech-Konzernen, um Patienten besser zu         Strukturelle Rahmenbedingungen schaffen
        erreichen. In der Medizintechnik geht es um die       Die Digitalisierung ersetzt die Paradigmen der
        Vernetzung der gesamten Versorgungskette: Die         Vergangenheit. Planungs- und Produktzyklen sind
        Unternehmen könnten z.B. mit Krankenhäusern           wesentlich verkürzt, Kundenwünsche und Markt-
        kooperieren, um künftig noch größere Teile der        gegebenheiten ändern sich in kurzen Abständen.
        Wertschöpfungskette von der Klinik-IT bis zur         Die Unternehmen benötigen digitale Kompetenzen
        Leistungserbringung abzudecken. Denkbar sind          und die richtige Strategie, um schnell auf Verände-
        auch gemeinsame Plattformen von Kassen, Ärzten        rungen reagieren zu können. Dazu müssen die Mit-
        und Krankenhäusern, als Gegenpol zu den interna-      arbeiter neue Fähigkeiten erwerben, agile Arbeits-
        tionalen Konzernen.                                   weisen müssen unternehmensweit etabliert und
                                                              strukturelle Änderungen wie z.B. eine enge Verzah-
        Krankenversicherungen werden ihre Kunden zu-          nung zwischen den angepassten IT-Strukturen und
        künftig viel stärker beeinflussen als heute, bei-     Fachabteilungen realisiert werden.
        spielsweise bei der Auswahl der Leistungserbringer.
        Fast 80 Prozent der befragten Experten aus der        Veränderungsbereitschaft entwickeln
        Roland Berger Studie „Future of Health“ gehen da-     Nur wenn Unternehmen offen für einen radikalen
        von aus, dass dies bereits 2025 der Fall sein wird.   Wandel bis hin zur Neudefinition der eigenen Rolle
        Dazu müssen sie natürlich auch die entsprechenden     sind, werden sie die Digitalisierung erfolgreich be-
        Kooperationen mit Leistungserbringern schließen.      wältigen. Dies steht oftmals im Widerspruch zu
        Knapp 50 Prozent der Befragten rechnen außerdem       den bisherigen Unternehmenskulturen, die auf Prä-
        damit, dass Versicherungen im gleichen Zeitraum       zision und ein hohes Maß an Sicherheit aufgebaut
        digitale Diagnosen und Therapieunterstützungen        sind oder sich durch gesetzliche Vorgaben und eng
        anbieten werden und dass die Kunden diese auch        definierte Rollen eingeengt sehen.

12
Aktuell scheitern ca. noch 70 Prozent der Transfor-
mationsprojekte, weil sie halbherzig angegangen
oder „nur“ als Teil einer allgemeinen Umstrukturie-
rung gesehen werden. Zudem kommen viele Unter-
nehmen, die bereits Erfahrungen mit agilen Trans-
formationsprojekten gemacht haben, bei der Frage,
wie man diesen Ansatz in der Organisation skalie-
ren kann, an ihre Grenzen.
                                                         Auf Kunden und Use Cases fokussieren
Ein digitales Transformationsprojekt ist nur dann        Akteure in der Gesundheitswirtschaft stehen ange-
nachhaltig erfolgreich, wenn ein klares Transforma-      sichts einer Vielzahl von Optionen vor der Frage,
tions-Zielbild, ein sogenannter Purpose für die Ver-     welche Ideen und Projekte zur Digitalisierung be-
änderung existiert. Das Zielbild muss den Mitarbei-      sonders zielführend sind und deswegen priorisiert
tern genau vermitteln, welche neue Verhaltenswei-        werden sollten. Hierbei müssen sich die Anbieter
sen von ihnen für die Umsetzung erlernt werden           stärker als bisher an den Wünschen und Bedürfnis-
müssen. Lernen durch strukturierte Wiederholung,         sen ihrer Kunden und an konkreten Anwendungs-
neuro- und verhaltenswissenschaftliche Erkennt-          fällen orientieren und diese konsequent zur Neuaus-
nisse und ein Baukasten aus bewährten organisato-        richtung nutzen. Die Kunden im Gesundheitswesen
rischen und strukturellen Interventionen stellen         wollen, wie in anderen Branchen auch, maßge-
wesentliche Erfolgsfaktoren dar. Beispiele dafür         schneiderte digitale Prozesse, die Mehrwert und
sind neue Formen der Zusammenarbeit, eine verän-         Entlastung bringen.
derte Kommunikationskultur sowie Trainings und
Workshops zu agilen Methoden.                            Der B2C-Bereich wie die Konsumgüterindustrie, in
                                                         dem hochfrequente Kundentests an der Tagesord-
                                                         nung sind, zeigt eine mögliche Strategie: Erfolglose
Abbildung 5: Versicherer ändern ihr
Rollenmodell und rücken näher an den
                                                         Projekte müssen direkt beendet werden. Gleichzeitig
Kunden ran                                               muss es „normaler“ werden, Dinge einfach auszu-
                                                         probieren – und durch Fehler zu lernen. Ein Vorge-
                                                         hen, das im Gesundheitswesen mit seiner strengen
                                                         Regulatorik und Qualitätssicherung und den vielen
                                                         Prozessstandards nicht leicht umzusetzen ist. Bei al-
                                                         ler Veränderung wird entscheidend sein, dass Unter-
                                                         nehmen ihre kranken und gesunden Kunden in den
                                                         Fokus stellen und ihnen als Souveränen der eigenen
                                                         Daten neue, wertvolle Dienstleistungen anbieten.
Quelle: Roland Berger Studie „Future of Health“ (2019)

Der stärkste Motivationsfaktor für Veränderung ist
die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Das sichtbare
Vorleben der neuen Kultur durch die Führungskräf-                       AUTOREN
te ist deshalb Voraussetzung für die Glaubwürdig-                       Dr. Karsten Neumann
keit und Übernahme der entsprechenden Verhaltens-                       Partner
weisen durch die Mitarbeitenden. Mitarbeiter brau-                      Roland Berger GmbH
chen Klarheit, was von ihnen erwartet wird und wie                      karsten.neumann@rolandberger.com
die nächsten Schritte für sie und das Unternehmen
aussehen, um das Zielbild zu erreichen. Zusätzlich                      Dr. Verena Reichl
können Change Agents und zusätzliche Kommuni-                           Senior Expert Digital Health
kationsmaßnahmen helfen, den Veränderungspro-                           Roland Berger GmbH
zess zu beschleunigen.                                                  verena.reichl@rolandberger.com

                                                                                                                 13
Trends | Der digitale Gesundheitsmarkt

        Der digitale
        Gesundheitsmarkt
        Aktuelle
        Entwicklungen
        in Richtung
        Health
        Consumer
        und digitale
        Therapie?
14
Die Schwerpunkte im Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) liegen auf
der Implementierung digitaler Lösungen und damit vor allem auf
deren Evaluation und Zulassung. IT- und Schnittstellenstandards
der etablierten und neuen Welt prallen aufeinander. Aber wie
sieht bei der ganzen Regulations- und IT-Debatte eigentlich
die Wirklichkeit der Nutzer auf der Straße aus? Es wäre für eine
nachhaltige Etablierung dieser Lösungen vielleicht doch einmal
sinnvoll, sich mit der Welt des tatsächlichen Nutzers, Kunden und
Patienten auseinanderzusetzen. Man vermeidet so eine DiGA in
Richtung Redundanz, zu kleiner Zielgruppe oder falscher Market
Access Strategie zu planen. Komplementär hierzu beschreibt also
der vorliegende Artikel die Marktperspektive sowohl für digitale
Produkte des ersten als auch des zweiten Gesundheitsmarktes –
und stellt damit Medizin und Konsum einander gegenüber.

Dr. Alexander Schachinger

G
              renzen verschmelzen hierbei zuneh-       bereichen ist dies parallel schon länger der Fall,
              mend: Digitale Medieninhalte und         betrachtet man bspw. den Markt der Leistungs-
              Hardware werden kombiniert, ebenso       erbringer oder der verschreibungspflichtigen und
              wie Lifestyle und klinisch evaluierte    frei verkäuflichen Medikamente (Rx und Over-the-
              Interventionen als Angebote auf dem      Counter) sowie die dafür ausgewiesenen etablierten
freien Markt. Das ist per se nichts Neues, denkt man   Kennzahlen und die Erkenntnisse aus der Versor-
bspw. an den Markt der Selbstmedikation. Jedoch        gungsforschung. Der marktanalytische Ansatz für
wird bei der Strategieplanung seitens der Gesund-      den digitalen Gesundheitsmarkt im Fokus digitaler
heitswirtschaft hierzu zunehmend unabhängiges          Versorgungslösungen ist bisher nur ungenügend auf-
Marktwissen benötigt. In anderen Versorgungs-          gegriffen worden.

                                                                                                            15
Trends | Der digitale Gesundheitsmarkt

        Besondere Marktdynamiken
        Ein Markt definiert sich aus Angebot und Nach-
        frage. Im Unterschied zum ersten Gesundheits-
        markt gilt dies im freien Konsumgüter- und Medien-
        markt relativ konsequent. Ebenso im Vergleich zu
        klinisch regulativ geprüften und zugelassenen
        Medikamenten sind digitale Therapien eher aus
        dem freien Konsummarkt, etwa in Form von Start-
        ups mit Web- und App-Angeboten, entstanden und
        wachsen nun auch in den Verordnermarkt hinein.
        Hierbei sind bereits jetzt bestimmte, im Folgenden              Im Bereich Digital
        vereinfacht dargestellte Marktdynamiken zu
        beobachten:                                            Health können auch eher
        • Digitale Medieninhalte (bspw. Webseiten, Apps)       bildungsferne Patienten-
          verschmelzen mit Hardware (Wearables, Senso-
          ren aus dem Consumer Electronics-Marktseg-           gruppen Early Adopter
          ment). Reine Lifestyle- bzw. Consumer-Produkte
          entwickeln sich in Richtung potenzielle Instru-      sein.
          mente zur Medizindiagnostik und Intervention.
          Was früher im Regal im Media Markt oder App-       Ein Beispiel für die hier beschriebenen Dynamiken
          Store angeboten wurde, wächst in Richtung          ist das Medienhaus Burda. Dieses übernimmt das
          Medizindiagnostik.                                 führende Arztverzeichnis Jameda, das über acht bis
        • Im Unterschied zu Produkten in einem Super-        neun Mio. Besuche pro Monat verfügt. Jameda
          marktregal oder verordnungsfähiger Medika-         wiederum übernimmt und integriert das Start-up
          mente haben digitale Medienprodukte das Poten-     Patientus, ein Anbieter von Online-Arztsprechstun-
          zial, eine Netzwerk- oder Plattformdynamik zu      den. Mögliches Szenario: Beide Produkte spielt
          entwickeln – im Sinne von „the winner takes it     Burda in seinen reichweitenstarken Publikums-
          all“ wie z. B. bei Amazon, idealo, Booking.com,    medien aus und gewinnt erst Early Adopter, dann
          Netflix, ImmobilienScout24, mySugr etc. Die        eine kritische Masse an eher bessergestellten Bür-
          Konsequenz kann sein, dass ein Player den          gern als selbstzahlende Patientus-Nutzer. Dies
          Markt zunehmend beherrscht und den Konsu-          könnte einen grundsätzlichen Einfluss auf Patien-
          menten- bzw. Patientenzugang dominiert oder        tenströme haben, indem der Hausarzt „Verdünner-
          gar Patientenströme beeinflusst.                   scheine“ (Praxisscheine, die wenig Patientenarbeit
        • Ebenso ist das Phänomen der Konvergenz zu          verursachen) verliert, die stattdessen an Patientus
          beobachten: bisher getrennte und etablierte Pro-   abwandern.
          dukt- und Medienformate verschmelzen zu neu-
          en Lösungen miteinander, wie z. B. das Telefon,    Im Folgenden werden einige Entwicklungstrends
          die Kamera und das EKG zum Smartphone.             aus dem Nachfrage- und Angebotssegment genauer
                                                             beschrieben.

16
Abbildung 1: Anteil und absolute Anzahl
     Mobile Onliner     Onliner         % Mobile Onliner     % Onliner
                                                                                            von Patienten mit Herzinsuffizienz, welche
                                                                                            generell online und über mobile Endgeräte
                           94%
                                                                                            erreichbar sind.
96%
                                                                                            2 Mio. Herzinsuffizienzpatienten in Deutschland
87%                                                                                         (RKI) und ihre soziodemografisch abgeleitete
                                                      81%                                   digitale Affinität auf Basis der Mediennutzungs-
                           73%                                                183k
                                                                                            forschung.

                                                                                            Quelle: destatis, ARD/ZDF, eigene Berechnungen via epatient-analytics.
                                                                                            com/dashboard, EPatient Analytics GmbH

                                               45%    308k

                                                                 40%                       Auf versorgungsstrategische Überlegungen eines
                                                                  210k                     Akteures der Gesundheitswirtschaft herunterge-
                                 183k

                        143k
                                               171k
                                                                                           brochen, sind auch digitale Versorgungslücken er-
                                                                                           kennbar, die in der aktuellen Debatte leider bisher
    5,0k   5,0k                                                    15%
                                                                                           ausgeklammert werden. Als fiktives Szenario soll
      40-49                50-59                  60-69                  70
                                                                                           eine Herzinsuffizienz-App dienen: So ist nur circa
                                                                                           einer von vier der Betroffenen überhaupt via Smart-
Die Nachfrageseite: Konsumenten und                                                        phone oder Tablet erreichbar. Die Verbreitungskurve
Patienten                                                                                  nach Alter (und z. T. Bildung) bei Herzinsuffizienz
Auch wenn neun von zehn Deutschen „zumindest                                               verläuft zu derjenigen nach Smartphone-Nutzung
gelegentlich“ online sind, reicht für eine strategi-                                       entgegengesetzt. Das Smartphone verzeichnet in
sche Planung diese Information bei Weitem nicht                                            höheren Alterssegmenten einen Anstieg von nur
aus. Hintergrund ist der Folgende: Das, was die Ver-                                       circa drei bis fünf Prozent pro Jahr. Auch bei einem
sorgungsforschung für das Gesundheitssystem dar-                                           noch so starken Engagement der Kinder und Enkel
stellt, ist die empirische Mediennutzungsforschung                                         kann auch morgen von keiner Abdeckung bei den
für den Bereich der Massenmedien und ihre Nut-                                             Älteren ausgegangen werden (siehe Abbildung 1).
zungswirkung1. Entsprechend sind unterscheidbare
Milieus, Nutzergruppen und Early Adopter hoch-                                             Über welche Kanäle Bürger und Patienten ihre
gradig heterogen in ihrer Nutzung, den Präferenzen                                         digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) aktiv
von digitalen Marken und Inhalten, der digitalen                                           finden oder passiv erhalten, verändert sich derzeit:
Kompetenz, E-Commerce-Aktivitäten oder bspw.                                               Jahrelang war es primär das Internet, in dem die
hinsichtlich der Eingabe von Daten in Anwendungen.                                         passende Anwendung gesucht wurde (vor allem
Auch wiederkehrende Muster sind zu erkennen.                                               durch die tendenziell eher aktiveren Early Adopter).
Denn schon seit Jahrhunderten sind städtische,                                             In den letzten Jahren erhalten Patienten und Versi-
bildungs- und einkommensbezogen bessergestellte                                            cherte ihre DiGA direkt von der Krankenversiche-
Milieus stets die Early Adopter von technischen,                                           rung und dem Arzt – Tendenz steigend –, und das,
kulturellen und Medieninnovationen. Das war bei                                            obwohl das DVG noch nicht reglementiert in der
der Einführung des Fahrrades nicht anders als bei                                          ambulanten Versorgung angekommen ist (siehe
ersten Online-Coaching-Programmen für Rücken-                                              Abbildung 2). Erste DiGA verflechten sich mittler-
schmerzen. Im Bereich Digital Health können aber                                           weile stimmig mit dem stationären Entlassmanage-
auch eher bildungsferne Patientengruppen Early                                             ment (Caspar Health), ärztlichen Verordnungen
Adopter sein, etwa dann, wenn bspw. Versorgungs-                                           (MyTherapy), dem Point of Sale vor dem Apotheken-
lücken und Leidensdruck vorliegen oder einfache                                            regal (Sanovation, Schweiz) oder bewegen sich in
Lösungen ein Versorgungsprodukt fließend er-                                               Richtung Primetime-TV-Werbung (Selfapy, Cara
gänzen.                                                                                    Care).
¹    siehe exemplarisch: Bonfadelli, H.; Friemel, T. N. (2017): Medienwirkungsforschung: Grundlagen und theoretische Perspektiven. UTB Verlag.

                                                                                                                                                                     17
Trends | Der digitale Gesundheitsmarkt

                  2016         2019

        20%

                                                                                                  Abbildung 2: Entwicklung von
            16%                                                                                   Verbreitungskanälen, über die
                                      16%
                                                                                                  Bürger ihre Gesundheits-App
            12%                                                                                   erhalten, 2016 - 2019
                                                                                                  Quelle: EPatient Survey 2010-2019, Basis: n=8.791
            8%                                                9%                                  Teilnehmer (2019), epatient-survey.de
                                                                                                  (EPatient Analytics GmbH)

            4%            5%

                                                 3%                        3%        3%

            0%
                         Krankenkassen                Ärzte               Apotheken (stat.)

        Die Angebotsseite:
        Digitale Versorgungslösungen
        Die Vielfalt der digitalen Gesundheits-, Lifestyle-
        und gar medizinischen Therapieanwendungen mag
        auf den ersten Blick erschlagend wirken. Nähert
        man sich diesem Segment jedoch mit einer für die-
        sen Markt gesonderten interdisziplinären Analytik,
        wird der Blick schärfer. Es folgen einige Erkennt-
        nisse aus strukturierten Marktanalysen im deutsch-                                      Innovationen entstehen wie die Flugbahn einer
        sprachigen Raum seit 2010:                                                              Silvesterrakete (Innovationstrajektoren) – einige
                                                                                                bleiben, andere verschwinden.2
        • Lösungs- und Produktkategorien sind endlich                                         • Strategisch spannend ist hierbei, dass gesondert
          (d. h. disjunkt und erschöpfend trenn- bzw. be-                                       für den ersten und zweiten Gesundheitsmarkt
          schreibbar). Sie reichen von wissenschaftlichen                                       sogenannte neue „digitale Versorgungsszenarien”
          Screening-Lösungen oder Lifestyle-Coaching für                                        entstehen3: DiGA kommen einerseits als Over
          Gesunde sowie bei Volkskrankheiten über Online-                                       the Counter-Produkt in das Apothekenregal,
          Konsultationen in jeglichen digitalen Formaten                                        verbreiten sich in Massenmedien als Consumer
          und mit unterschiedlichen medizinischen Berufs-                                       Product (zweiter Gesundheitsmarkt) und ver-
          gruppen bis hin zu digitalen Pflegeservices für                                       flechten sich andererseits als Screening-Lösung
          Betroffene und Angehörige oder digitale Medi-                                         von Kostenträgern in Kooperation mit Fachärzten
          kationshelfer. Auch klassische E-Commerce-                                            (bspw. Preventicus), mit ambulanten Versor-
          Ansätze fallen hierunter.                                                             gungsstrukturen als Medikamentenadhärenz-
        • Diese Lösungen entstehen in der Regel durch                                           lösung (MyTherapy) oder als ein Hybrid aus Nach-
          Konvergenzen, Neuanordnungen oder Neukom-                                             sorge, Patient Reported Outcome, Coaching-/
          binationen aus älteren, etablierten Produkten                                         Tracking- Lösung (Caspar Health in Kooperation-
          und Formaten. So dient die Online-Konsultation                                        mit Thryve). Online-Konsultationen wachsen
          bspw. als etablierte Vor-Ort-Konsultation in einem                                    bspw. gleichermaßen in den ersten wie zweiten
          interaktiven Kommunikationsmedium. Die Inno-                                          Gesundheitsmarkt: als reiner Selbstzahleransatz
          vationsforschung nennt diese Phase auch „Feuer-                                       wie auch als virtuelle Erweiterung des Hausarztes
          werksinnovationsphase”, da hier verschiedene                                          vor Ort.
        2    Braun-Thürmann, H. (2005): Innovation. transscript Verlag.
        3    eigener Analysebegriff des Autors bzw. im Rahmen der regelm. digitalen Gesundheitsmarktanalysen durch EPatient Analytics GmbH
        4    Datenquelle der Kennzahlen: epatient-analytics.com/dashboard
        5    EPatient Survey 2010-2019, epatient-survey.de

18
Fazit
                                                       Digitale Produkte und Dienstleistungen auf dem
                                                       ersten und zweiten Gesundheitsmarkt unterliegen
                                                       einer Art Hybrid- oder Doppeldynamik: Dabei han-
                                                       delt es sich einerseits um digitale Anwendungen
                                                       bzw. Inhalte auf dem Markt der Massenmedien und
                                                       Konsumgüter, womit sie den klassischen Regeln
Neben verschiedenen etablierten physikalischen         dieser Teilmärkte unterworfen sind (bspw. Auf-
(Aspirin) und medialen Produkten (Netflix) auf         merksamkeitsökonomie, Plattformdynamiken).
dem Massen- und Medienmarkt etablieren sich die        Andererseits verflechten sich seit wenigen Jahren
noch neuen digitalen Gesundheitslösungen und           digitale Gesundheitsprodukte aber auch mit der
-produkte auf dem zweiten Gesundheitsmarkt.            medizinischen Therapie und den jeweiligen Versor-
Zugleich verflechten sich diese mit der ambulanten     gungsstrukturen vor Ort. Die Therapie-App im
und stationären medizinischen Versorgung, Medi-        Apothekenregal, die „App vom Arzt”, medizinische
zinprodukten und Medikamenten wie auch dem             Diagnostik-Apps höherer Medizinklasse auf dem
Versicherten- bzw. Patientenmanagement von Kos-        Consumer Electronics-Gerät aus dem Media Markt,
tenträgern auf dem ersten Gesundheitsmarkt. Das        die ärztliche Online-Konsultation verflochten mit
zeigen die folgenden Kennzahlen exemplarisch:4         der ambulanten Behandlung sind hier nur exempla-
                                                       risch zu nennen für diverse spannende, neu entste-
                                                       hende digitale Versorgungsszenarien. Um nicht
                                                       „ohne Karte und Kompass in See zu stechen“, stellen
• Die Anzahl an Lösungen im DACH-Raum, die             Strategien und Entscheidungen der Gesundheits-
  i. d. R. von Start-ups auf den Markt gebracht wer-   wirtschaft auf Basis der Kenntnisse dieser Markt-
  den, verzwanzigfachte sich in den letzten sechs      dynamiken und Kennzahlen für den gut beschreib-
  Jahren (grobe Annäherung). Ein Spitzenverband        baren digitalen Gesundheitsmarkt eine wichtige
  für das Produktsegment befindet sich in der Ent-     Voraussetzung dar.
  stehung.
• Im vergleichbaren Zeitraum stiegen Vereinba-
  rungen jeglicher Art – ob Selektivvertrag, Kosten-                 AUTOR
  übernahme oder Marketing – zwischen Start-                         Dr. Alexander Schachinger
  ups und Kostenträgern in vorsichtiger Annähe-                      Dr. Alexander Schachinger ist Gründer
  rung um den Faktor 100.                                            und Geschäftsführer der EPatient
• Nutzerzahlen erfolgreicher DiGA stiegen von                        Analytics GmbH, ein Marktforschungs-
  einem vor wenigen Jahren noch vierstelligen auf                    unternehmen für Kennzahlen zum
  einen seit 2019 sechsstelligen (global sieben-                     digitalen Gesundheitsmarkt und
  stelligen) Nutzerstamm an. Ebenso erhöhte sich                     digitalen Patient.
  die Zahlungsbereitschaft für DiGA unter den                        2010 entwickelte Dr. Schachinger den
  deutschen Gesundheitssurfern von vier auf zehn                     EPatient Survey, die in Deutschland
  Prozent.5                                                          umfangreichste jährliche Befragung
• Geschäftsmodelle entwickeln sich langsam, aber                     zum digitalen Patienten, welche Anfang
  sicher weiter sowohl auf dem ersten als auch                       März wieder auf führenden Gesundheits-
  zweiten Gesundheitsmarkt im Bereich der Kosten-                    portalen live geht. Aktuellen Schwer-
  erstattung, der Selbstzahler und diverser indirek-                 punkt des Unternehmens bilden u. a.
  ter Modelle.                                                       strukturierte Analysen von digitalen
• Vertriebskanäle wachsen aus dem früher eher                        Versorgungslösungen und neu
  reinen Online-Umfeld einerseits in die Versor-                     entstehende Strategien und Szenarien.
  gungsstrukturen sowie andererseits in die Pub-                     Dr. Schachinger ist promovierter
  likums- bzw. Massenmedien wie auch in den                          Medienökonom und war vor der
  Point of Sale (Primetime-TV-Spots bspw. von                        Firmengründung in Medtech- und
  Selfapy und Cara Care).                                            Digitalstrategieunternehmen tätig.

                                                                                                              19
Trends | Bürger zu politischen Vorhaben

        Elektronische
        Patientenakte statt
        Bleistift und Papier
        Bürger
        schätzen
        E-Health

20
Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, die Digitalisierung
von Gesundheit voranzubringen, und hat verschiedene
Gesetzesinitiativen auf den Weg gebracht. Wie stehen die
Bürger zu diesen politischen Vorhaben? Eine Studie der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC gibt
Auskunft.

Michael Burkhart
Sevilay Huesman-Koecke

A
               ls „Berliner Flughafen des Gesund-     Arbeitsbedingungen in der Pflege. Gerade die Digi-
               heitswesens“ hat Bundesgesund-         talisierung der Gesundheitsversorgung steht ganz
               heitsminister Jens Spahn die Einfüh-   oben auf der Agenda der Bundesregierng – und das
               rung der elektronischen Patienten-     zu Recht: Deutschland ist in puncto E-Health im
               akte bezeichnet – ebenso wie den       Vergleich zu anderen europäischen Ländern weit ab-
gesamten Ausbau der Telematikinfrastruktur in         geschlagen. Doch wie stehen eigentlich die Deut-
Deutschland. Inzwischen macht das Bundesministe-      schen zu diesen Initiativen und Gesetzesvorhaben?
rium für Gesundheit Tempo, um die Baustelle Gesund-   Welche Verbesserungen erwarten sie, welche Beden-
heitswesen voranzubringen: mit zahlreichen Geset-     ken haben sie und wie gut sind sie informiert? Diesen
zesvorhaben, etwa dem Terminservice- und Versor-      Fragen ist PwC in einer repräsentativen Bevölke-
gungsgesetz (TSVG), dem Digitale-Versorgung-          rungsbefragung zu den politischen Vorhaben im Ge-
Gesetz (DVG), den Initiativen für mehr Wettbewerb     sundheitssystem unter 1 000 Bürgern nachge-
unter den gesetzlichen Krankenkassen und besseren     gangen.

                                                                                                              21
Trends | Bürger zu politischen Vorhaben

        Elektronische Patientenakte: Welche Informationen würden die Deutschen speichern?

        Elektronische Patientenakte (ePa):
        Große Offenheit der Deutschen                          die Bürger Bedingungen an die Informationsfreiga-
        Dass Deutschland beim Thema Digitalisierung der        be. Besonders wichtig ist ihnen, dass Datenschutz
        Gesundheitsversorgung dringend vorankommen             und -sicherheit gewährleistet sind, wie 44 Prozent
        muss, finden offenbar auch die Bürger: Neun von        bestätigen. 26 Prozent möchten selbst bestimmen,
        zehn Deutschen können sich vorstellen, die elektro-    wer welche Daten einsehen kann, und 23 Prozent
        nische Patientenakte als Kernstück der Digitalisie-    wollen auch selbst Zugriff darauf haben. Bemer-
        rung unter bestimmten Bedingungen zu nutzen.           kenswert ist, dass jeder Dritte dazu bereit wäre, alle
        Nur jeder Zehnte lehnt sie strikt ab. Die elektroni-   medizinischen Informationen in der elektroni-
        sche Patientenakte (ePa) ist Teil des Terminservice-   schen Patientenakte speichern zu lassen, weitere 26
        und Versorgungsgesetzes. Ab 2021 soll durch sie        Prozent würden ihre Basisdaten und allgemeine
        gewährleistet sein, dass wichtige Gesundheitsdaten     Gesundheitsinformationen wie Medikamente oder
        im Notfall schneller zur Verfügung stehen, Infor-      Allergien hinterlegen. Gerade die Zielgruppe der
        mationen zwischen den einzelnen Sektoren des Ge-       älteren Patienten über 60 Jahre, die häufiger in me-
        sundheitswesens besser fließen und Doppelunter-        dizinischer Behandlung ist, wäre bereit, alle Infor-
        suchungen vermieden werden. Allerdings knüpfen         mationen preiszugeben.

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Was würde zu einer (häufigeren) Nutzung von Terminservicestellen führen?

Terminservicestellen: Ihr Service wird bislang
kaum genutzt                                                        Der Ausbau solcher
Ebenfalls Teil des 2019 beschlossenen Terminser-
vice- und Versorgungsgesetzes ist der Ausbau der          Services im deutschen
Terminservicestellen. Diese regionalen Stellen, an-
gesiedelt bei den Kassenärztlichen Vereinigungen,         Gesundheitswesen ist
sorgen unter der zentralen Rufnummer 116117 da-
für, dass Versicherte schneller einen Termin beim         dringend notwendig.
Facharzt oder Psychotherapeuten bekommen – und
zwar bei Dringlichkeit innerhalb von vier Wochen.       Der Ausbau solcher Services im deutschen Gesund-
Ein guter Service, der von den Deutschen bislang        heitswesen ist dringend notwendig. Denn die Un-
allerdings kaum genutzt wird: Obwohl sieben von         zufriedenheit der Bürger mit ihrem Gesundheits-
zehn Bürgern die Terminservicestellen zwar prin-        system steigt, wie das aktuelle „Healthcare-Barometer
zipiell kennen, haben erst 13 Prozent sie bislang ge-   2020“ von PwC zeigt: Während 2016 noch 64 Pro-
nutzt. Diejenigen, die bereits Erfahrung damit ha-      zent der Deutschen ihr Gesundheitssystem zu den
ben, würden in der Regel aber wieder anrufen, wie       Top 3 der Welt zählten, sind es aktuell nur noch 52
65 Prozent bestätigen. Diese Ergebnisse zeigen, dass    Prozent. Dabei kritisieren die Bürger allerdings
die Terminservicestellen noch deutlich offensiver       nicht die Qualität der Gesundheitsversorgung oder
als bisher in der Öffentlichkeit bekannt gemacht        die Kompetenz der Ärzte, sondern bemängeln Ser-
werden müssen. Dabei kann es deutlich helfen,           vice und Organisation, insbesondere die fehlende
wenn die Erreichbarkeit über Onlinemedien und           Zeit des Arztes. An diesem Punkt gilt es also ver-
Apps noch weiter ausgebaut wird, wie 33 Prozent         stärkt anzusetzen, wenn die Akteure des Gesund-
der Befragten bestätigen.                               heitswesens gegensteuern wollen.

                                                                                                                23
Trends | Bürger zu politischen Vorhaben

               Welche Leistungen sollten Krankenkassen vollständig übernehmen?

        Verbesserungen in der Pflege: Bürger zweifeln
        an der Umsetzbarkeit                                   Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen:
        Ebenso wie mit der gestiegenen Unzufriedenheit         Neue Ansätze für Pflegebedürftige
        der Versicherten muss sich das Gesundheitswesen        Wenn es um Leistungen der Krankenkassen geht,
        mit dem Pflegenotstand als einer der großen Bau-       ist die Zufriedenheit der Bürger hoch, wie das PwC-
        stellen auseinandersetzen. Auch Bundesgesund-          Healthcare-Barometer 2020 belegt: Acht von zehn
        heitsminister Jens Spahn hat eingeräumt, dass es       Deutschen sind davon überzeugt, dass sie alle not-
        teils massiven Personalmangel in der Pflege gebe.      wendigen medizinischen Leistungen bewilligt be-
        Mit dem Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals,       kommen. Durch das Terminservice- und Versor-
        Anfang 2019 in Kraft getreten, will die Bundesre-      gungsgesetz weitet der Gesetzgeber die Leistungen
        gierung für bessere Arbeitsbedingungen und eine        für gesetzlich Versicherte noch aus. So ist es jetzt
        bessere personelle Ausstattung in der Kranken-         auch möglich, dass pflegebedürftige Menschen
        und Altenpflege sorgen. Die Bürger begrüßen zwar       künftig von mehr Kräften unterstützt werden, weil
        grundsätzlich diese Verbesserungen, zweifeln aber      auch reine Betreuungsdienste in der ambulanten
        daran, ob sich auf diese Weise der Fachkräfteman-      Pflege zugelassen werden, etwa zur Hilfe im Haus-
        gel in Deutschland auflösen lässt. So sind 94 Pro-     halt und zur häuslichen Betreuung. Das schätzen 93
        zent davon überzeugt, dass es immer einen Mangel       Prozent der Deutschen, wie die Studie zu den poli-
        an Pflegepersonal geben wird, solange die Arbeits-     tischen Vorhaben im Gesundheitswesen zeigt –
        bedingungen und die Gehälter von Pflegekräften         ebenso wie die Erhöhung der Festzuschüsse zum
        so sind wie bisher. Eine große Zahl der Befragten,     Zahnersatz von 50 auf 60 Prozent, der 89 Prozent
        89 Prozent, fürchtet, dass durch eine bessere perso-   der Studienteilnehmer zustimmen. Für bessere
        nelle Ausstattung die Beiträge zur Kranken- und        Leistungen wären zwei von drei Deutschen bereit,
        Pflegeversicherung steigen könnten. Diese Befürch-     auch Beitragserhöhungen zu akzeptieren, aller-
        tungen sind gerade in der Zielgruppe der älteren       dings nur in geringfügigem Umfang von maximal
        Menschen ausgeprägt.                                   20 Euro pro Monat.

24
Welche Gründe sprechen gegen einen Organspendeausweis?

Welche Leistungen gehören überhaupt in den Ka-         trifft auch den Wunsch der Bürger: 39 Prozent hat-
talog der gesetzlichen Krankenversicherungen?          ten sich im Vorfeld für die Lösung mit einem frei-
Über diese Frage würden die Deutschen künftig          willigen Organspendeausweis ausgesprochen. Aller-
gerne stärker mitbestimmen dürfen: 35 Prozent der      dings ist die tatsächliche Bereitschaft, sich mit dem
Befragten wünschen sich, dass anstelle des Gemein-     Thema auseinanderzusetzen, nur schwach ausge-
samen Bundesausschusses in Zukunft Patienten-          prägt. So besitzen nach der Studie lediglich 36 Pro-
vertreter über den Leistungskatalog entscheiden.       zent einen Organspendeausweis. Oft sind es aller-
Sie haben nach derzeitiger Regelung zwar Antrags-      dings keine gewichtigen Gründe, die dagegen
und Mitberatungs-, aber kein Stimmrecht.               sprechen. Vielmehr haben sich 14 Prozent einfach
                                                       noch nicht mit dem Thema beschäftigt, und 13 Pro-
Organspende: Deutsche setzen auf freiwillige           zent sind unentschlossen, ob sie einmal Spender
Lösung                                                 werden möchten. Angesichts des Mangels an Organ-
Auch die Neuregelung der Organspende gehörte zu        spendern in Deutschland ist es daher dringend not-
den großen Vorhaben des Bundesministeriums für         wendig, noch stärker als bisher über das Thema
Gesundheit. Mit seinem Vorstoß einer Wider-            aufzuklären und die Bürger zu einer Entscheidung
spruchslösung, nach der jeder zum Spender wird,        zu motivieren.
der zu Lebzeiten nicht widersprochen hat, konnte
sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nicht
durchsetzen. Stattdessen votierte im Januar 2020                      AUTOREN
der Bundestag für die Zustimmungslösung, nach                         Michael Burkhart
der die Organspende nach dem Tod eine bewusste                        Leiter des Bereichs
und freiwillige Entscheidung bleiben soll. Zugleich                   Gesundheitswirtschaft bei PwC
sollen die Bürger aber öfter mit der Frage zur Or-
ganspende konfrontiert werden, um ihre Bereit-                        Sevilay Huesman-Koecke
schaft zu erhöhen, und es soll ein zentrales Online-                  International Director und
Register eingeführt werden. Diese Regelung mit                        Head of Business Development im
dem ausdrücklichen Bekenntnis zur Freiwilligkeit                      Bereich Gesundheitswirtschaft bei PwC

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Trends | Markttrends

                         Markttrends
                                                 im Überblick
Es gibt weltweit zahlreiche Studien, die interessante Hintergründe und Trends
     im Bereich Health IT aufzeigen. Bernhard Calmer (Cerner), Viktoria Hasse
       (bvitg) und Andreas Kassner (3M Deutschland) scannen solche Studien
 innerhalb der PG Trendreport des bvitg und ordnen sie ein. Hier präsentieren
                                                wir Ihnen einige Highlights daraus.

Top 5 tech trends shaping healthcare this year

                              94 %
                                                                                                                                          Trend #5:
        TREND 1                                                              TREND 2
       DIGITAL                                                             MODERNIZ ING LEGACY SYSTEMS
                                                                                                                                          average Health
       TR AN SFORMATION                                                    The No. 1 initiative healthcare institutions      IT budget will increase by
       94 % of healthcare companies                                        are tackling to achieve their goals is            53% this year“… dürfen
       are currently undertaking or                                        modernizing legacy systems                        wir auch in Deutschland
       planning to undertake digital
                                                                                                                             träumen?
       transformation initiatives in the
       next two years

                                                                                  SECURITY      71 %

                                                                                   BIG DATA     65 %

                                                                                         IOT    57 %

        TREND 3               75 %                                           TREND 4                                      TREND 5                     53 %
       PRIORITIZ ING                                                       TOP TECH INVESTMENTS                           IT BUDGETS ON THE RISE
       PATIENT CARE                                                        The top technology                             The average healthcare IT budget
       The majority (75%) of                                               investments healthcare                         will increase by 53 % this year –
       healthcare companies                                                organizations report this year                 further evidence digital
       say improving patient                                               are security, big data/                        transformation is a majority priority
       experience is a top goal                                            analytics and loT                              for the healthcare industry

Quelle: MuleSoft "Connectivity benchmark report 2019" www.mulesoft.com/lp/reports/connectivity-benchmark

26
US acute hospital market share
Growth investments in healthcare analytics
                                                                                                                                                                      Von Investitionen
                                                                                                                                                                      in dieser Form
                                                                                                                                                       der Analytics sind wir in
GENOMICS ANALY TICS $200M                 RE AL WORLD EVIDENCE PL ATFORM             PREDIC TIVE POPUL ATION HE ALTH
Tempus (Chicago), oncology                $78M   Boston Health Economics             $22 M   Cardinal Analytx (Palo Alto),                             Deutschland wohl noch ein
analytics and precision                   (BHE), clinical data analytics, gets a     predicts patients with future high
                                                                                                                                                       paar Jahre entfernt, oder?
medicine, gets Series F ($520m            private equity investment from             costs and sets up care plans, gets
total) valued at $3.1b; genomic           Silversmith and Leerink; its Instant       Series B ($28.1m total); GuideWell,
sequencing, clinical data                 Health Data (IHD) RWE platform is          Premera and Blue Shield investors;
structuring, image recognition,           used by two dozen life sciences            John Doerr joins the board
biological modeling; extending            companies
into diabetes and depression
                                                                                                                                                                      Ob Wearables in
                                                                                                                                                                      Deutschland auch
                                                                                                                                                       diese Bedeutung bekommen
INTEGR ATED RESE ARCH ORG                 GENOMICS ANALY TICS $17M                   COMMUNIT Y- OWNED GENOMIC $4 .6 M                                 werden? Mir kommt es immer
$20M    Elligo (Austin), supports         Congeruca (UK), diagnostic                 LunaPBC (San Diego), health and
life sciences research with               decision support platform,                 genomic data platform owned by its                                so vor, als ob sie drei Monate
integrated clinical trial services,       Sapientia, analyzing genomics              community of personal health
                                                                                                                                                       nach Erscheinen in hohen
gets Series C ($36m total); 50            to find disease-causing variants;          information donors, gets Series B
healthcare partners, 400                  extends its Series B ($33.5m               ($7.9m total); its data stewardship                               Stückzahlen bei Ebay
physicians, 1.5m patients;                total); partnered with NHS on              model for 45 disease communities
                                                                                                                                                       gehandelt werden…
combines clinical experts with            100k genomes project                       represents 50k patients
research infrastructure

Clinical-grade wearable firms rake in $150 m in new funds

JAWBONE HE ALTH R AISES $65M FOR                      CAL A HE ALTH R AISES $50M SERIES C FOR                                                                       SINGAPORE-B A SED K AHA R AISES $6 M
                                                                                                             BIOFOURMIS CLOSES $35M FOR AI DIGITAL
WE AR ABLE-DRIVEN HE ALTH SERVICE                     ESSENTIAL TREMORS                                                                                             SERIES B ROUND
                                                                                                             THER APEUTICS PL ATFORM
Hosain Rahman, who burned through more than           The company's wearable neurornodulation                                                                       Company runs an end-to-end loT platform
                                                                                                             Clinically validated solution combines Al, drug
$1b of venture funding at Jawbone, raised a           therapies combine innovations in                                                                              for smart wearables including electronics
                                                                                                             therapies, FDA-cleared wearable sensors and
round for his new venture, Jawbone Health             neuroscience and technology to deliver                                                                        design, printed circuit board assembly,
                                                                                                             smartplrone app to deliver better patient
                                                      individualized peripheral nerve stimulation,                                                                  application framework for iOS and Android,
Startup looks to combine clinical-grade                                                                      outcomes for a range of chronic conditions
                                                      with the first indication focused on essential                                                                cloud services, data analytics and after-sales
wearables with a personalized subscription
                                                      tremors                                                By remotely monitoring and analyzing                   service tool
service that uses Al to analyze continuous health
                                                                                                             physiological signals, the technology can
data to prevent chronic conditions                    New therapies are under development in                                                                        Funds will be used to boost its R&D and
                                                                                                             predict and prevent adverse events
                                                      neurology, cardiology and psychiatry                                                                          scale operations in the Asia Pacific region,
Jawbone Health is backed by SignalFire and
                                                                                                             Company will move its headquarters from                the world's fastest growing smart wearables
Refactor Capital in the Bay Area, and Polymath        New investors in the Series C round include
                                                                                                             Singapore to Boston                                    market, outperforming Europe, the
Ventures in Dubai                                     Novartis, Baird Capital, LifeSci Venture
                                                                                                             First indication is for heart failure                  Americas, and Africa
                                                      Partners. TriVentures, and others
51 employees
                                                                                                             $41.6m raised to date                                  KaHa is expecting the number of devices
                                                      $71.3m raised to date
                                                                                                                                                                    powered by its platform to exceed 2m by
                                                                                                                                                                    the end of 2019

Drones take flight with medical delivery uses

Z IPLINE R AISES $1 90M TO DELIVER MEDICAL SUPPLIES                        UNIVERSIT Y OF MARYL AND USES DRONE TO                                    UPS PARTNERS WITH MAT TERNET TO TR AN SPORT
BY DRONE , VALUED AT OVER $1B                                              SUCCESSFULLY DELIVER KIDNE Y FOR TR AN SPL ANT                            MEDICAL SAMPLES VIA DRONE IN NORTH CAROLINA

Company delivers medical supplies, including blood,                        An assistant professor at The University of Maryland                      Medical supplies will be delivered via Matternet's M2
rabies vaccines and antivenom, to 2,600 hard-to-reach                      School of Medicine worked with colleagues at the                          quadoopters to WakeMed hospital in Raleigh, North
health clinics in Rwanda and Ghana                                         aviation and engineering school for the pioneering three                  Carolina
                                                                           mile, 10-minute flight
Funding will be used to expand across Africa, South Asia,                                                                                            Drones will fly a predetermined flight path, monitored
Southeast Asia, and the US, starting in North Carolina,                    Prior to the transplant, the team flew over 700 hours in                  by a specially trained pilot, to a fixed landing pad at
where it received FAA permission to operate                                44 test flights and tested the system by transporting                     WakeMed's main hospital and central pathology lab
                                                                           saline, blood tubes and other materials between the
The company's drones can carry up to four pounds Of                                                                                                  Drones can Carry medical payloads weighing up to
                                                                           launch site and the hospital helipad
cargo, fly at up to 68 mph in all weather with a round-trip                                                                                          about 5 lbs. Over distances Of up to 12.5 miles
range or about 99 miles                                                    Transport system may speed up organ delivery times,
                                                                                                                                                     UPS and Matternet will use the learnings to consider
                                                                           expand access to more organs, enhance safety and
$225m raised to date; $1.2b valuation                                                                                                                how drones can be applied to improve transport
                                                                           improve patient outcomes
                                                                                                                                                     services at other hospitals

Quelle: Circle Square (auf Anfrage)

                                                                                                                                                                                                               27
Trends | Markttrends

SEEING INTO THE DARQ
DARQ technologies and some of the capabilities they enable

                                                                                                     Mächtige
                                                                                                     Technologien,
                                                                                          die aufgeführt und
                                                                                          angekündigt werden –
                                                                                          spannend, wann und in

                                                                                                                                     87 %
                                                                                          welcher Intensität diese
                                                                                          die Health IT erreichen
                                             ARTIFICIAL INTELLIGENCE                      werden.
                                                  • Automate business
                                                                                                                              of healthcare IT and business
                                                    functions
                                                                                                                              executives believe that digital
                                                              • Scan unprecedented                                            demographics give their
                    DISTRIBUTED LEDGER                          amounts of data                                               organization a new way to

                                                       D
                    TECHNOLOGY
                                                                                                                              identify market opportunities
          • Transact without                                            • Make the                                            for unmet customer needs.
            middlemen or trusted                                          benefits of
            third parties                                                 analytics more
                                                                          widely available

                                    Q
  • Large-scale

                                                                                                                                     86 %
                                                                                             RE ALIT Y
    collaboration                                     DARQ
                                                                                             (VIRTUAL ,
    and transaction                           Businesses have the                            AUGMENTED,
    among strangers                           capabilities to build                          A SSISTED, ETC)
                             QUANTUM            immersive and
                                                                                                                             of healthcare executives
                                                                         A
     • Self-               COMPUTING           intelligent worlds
                                                                                        • New, immersive                     believe that consumers’ digital
       executing
                                                                                          environments                       demographics (vs. traditional
       smart
                       • Solve problems                                                                                      demographics) are increasingly
       contracts
                         intractable with                                      • On-demand and                               becoming a more powerful way

                                                        R
                         today’s computers                                       hands free                                  to understand their organization’s
                                                                                 information                                 customers.

                                • Transform global
                                  cybersecurity

                                                • Discover new drugs
                                                  and materials                                                   Security, Resilienz und das
                                                                                                                  Zusammenwirken von Mensch &
                                                                                                         Maschine sind die Essentials für eine rosige
                                                                                                         Zukunft. Wenig überraschend!

         92 %
        of healthcare executives agree
                                                         87 %
                                                        of healthcare executives agree
                                                                                                    87 %
                                                                                                    of healthcare executives agree
                                                                                                                                              82 %
                                                                                                                                             of healthcare executives agree
        that to be truly resilient,                     that security in their                      that the integration of                  5G will revolutionize their
        organizations must rethink                      organization is evolving from               customization and real-time              industry by offering new ways
        their approach to security in a                 a siloed function to a critical             delivery is the next big wave            to provide products and
        way that defends not just                       component of their strategy,                of competitive advantage.                services (e.g., drone delivery,
        themselves, but their                           reputation and relationships.                                                        driverless vehicles, faster
        ecosystems.                                                                                                                          video transmission).

Quelle: accenture "Digital Health Tech Vision" www.accenture.com/healthtechvision

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