Unser Pfarrbrief Weihnachten 2020 - GRENZEN überschreiten
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Pfarreiengemeinschaft Neuss-Mitte St. Quirin – Hl. Dreikönige – St. Pius – St. Marien Unser Pfarrbrief Weihnachten 2020 GRENZEN überschreiten
Aus der Redaktion Grenzen überschreiten – der Titel un- Viele haben uns von ihren Aktivi- Für die Zukunft der Kirche braucht Impressum seres Sommer- Pfarrbriefes 2020 täten in dieser Corona-Zeit berich- es Menschen, tet. Herzlichen Dank!* Unser Pfarrbrief Nr. 2/2020 ... geplant mit der Vorstellung, dass die die eigene Begrenztheit nicht Herausgeber: auch in diesen Sommerferien viele Aufgrund der erneut hohen Zah- zur Begrenzung anderer werden Pfarrgemeinderat der Menschen den Alltag hinter sich las- len der Corona-Pandemie werden lassen, Pfarreiengemeinschaft sen, Neues entdecken, Kraft tanken nun auch die Weihnachts-Feiertage die Kritik und Zweifel ihrer Gläu- Neuss-Mitte Freithof 7, 41460 Neuss und äußere sowie innere Grenzen unter ganz anderen Bedingungen bigen ernst nehmen und die kri- Kontakt: überwinden. stattfinden: tische Auseinandersetzung als pfarrbrief@neuss-mitte.de Zeichen einer lebendigen Kirche Redaktion: Doch dann kommt alles anders: Viele liebgewonnene Bräuche und werten, Michaela Braun, Rituale sollten und dürfen nicht die die Frohe Botschaft glaub- Dr. Helmut Gilliam, Ursula Kurella, Resi Linßen, Unser Leben wird fortan in einer ra- oder nur bedingt gefeiert werden würdig und für die heutige Zeit Manfred Loetzner, senden Geschwindigkeit von Begren- - zum Schutze aller! Keine froh-ge- verständlich verkündigen, Dr. Karl Remmen, zungen geprägt, die vor wenigen Mo- stimmte, dicht gedrängte Gemein- die auf jene Menschen zugehen, Bernhard Wehres (PGR-Vorsitzender, verant- naten undenkbar schienen. Das Virus de in festlichen Gottesdiensten, die sich mehr und mehr von der wortlich) zwingt uns zu neuem Denken und keine frei gesungenen Weihnachts- Kirche entfernen und tief ent- Tun. Einschränkungen, die dabei vor lieder, keine größeren Feiern! täuscht abwenden, weil sie sich Für den Inhalt der unter- zeichneten Artikel sind die allem ältere und kranke Menschen von (ihrer) Kirche ausgegrenzt, Verfasser verantwortlich. treffen, lassen die eigenen Grenzer- Möge es den vielen Gruppierungen verletzt, getäuscht oder ent- Fotonachweis: fahrungen fast bedeutungslos er- unserer Gemeinde und jedem Ein- täuscht fühlen. Titel: Jonathan Meyer scheinen. zelnen von uns auch in diesem Möge uns der weihnachtliche Jahr gelingen, gerade denen, die Blick in den Stall von Bethle- Der nächste Pfarrbrief erscheint voraussichtlich Hoffnung und Zuversicht geben in unter Krankheit, Trauer und Ein- hem auf das Gottes-Kind in der im März 2021 mit dem diesen Zeiten die vielen Zeichen, die samkeit leiden, diese besondere Krippe auch in diesem Jahr wie- Titel Auf-er-stehen. Die Einzelne oder kleine Gruppen ins Le- weihnachtliche Freude auf phan- der Kraft geben, die eigenen Redaktion freut sich über interessante Artikel und ben rufen: Kleine Konzerte vor oder tasievolle Weise und neuen Wegen Begrenzungen zu überwinden. Leserbriefe per E-Mail im Garten eines Altenheims oder nahe zu bringen. Gerade in Zeiten, Allen Lesern und Leserinnen un- (s.o.) mit bis zu 300 Krankenhauses, zuverlässige Nach- in denen bei vielen Christen das seres Pfarrbriefes wünschen wir ein Wörtern sowie 2-3 Bildern zur Auswahl. barschaftshilfe, spontane Puzzle-Vi- Vertrauen in die Kirche durch das gesegnetes Weihnachtsfest und ein deo-Andachten, musikalische Klänge Verhalten zahlreicher Amtsträger friedliches, gesundes Neues Jahr vom Kirchturm oder vor der Kirchen- in der Vergangenheit bis heute tief 2021! tür, Lebensmitteltüten für Bedürftige erschüttert ist, gilt es als Gemeinde an Zäunen, geistige Impulse per In- vor Ort Zukunft Kirche gerade jetzt Die Pfarrbriefredaktion ternet, Gebetstexte oder Predigten, aktiv mitzugestalten, um das wei- *Bitte beachten Sie, dass die Artikel die an Kirchentüren angeschlagen terzutragen, was viele engagierte der Gruppierungen zu unterschied- werden: Zeichen des Zusammenhalts Menschen rund um unsere Kirch- lichen Zeiten geschrieben und an und eines veränderten Gemeinde- türme in den letzten Jahrzehnten die Redaktion gesendet wurden lebens beider Konfessionen in der aufgebaut und glaubwürdig gelebt - von daher unterschiedliche Zeit- Neusser Innenstadt. haben. spannen beschreiben. 2 Fotos: Rodolfo Marques, Sharon Mccutcheon
Grenzen Auf überschreiten neuen Wegen Liebe Christen in der Innenstadt, die Corona-Pandemie stellt alles auf den Kopf und vieles in Frage. Das Jahr 2020 werden wir so schnell nicht ver- gessen: Bilder vom Papst im menschenleeren Petersdom kursieren ebenso wie Kurvendiagramme, singende Men- dafür vorgesehenen Ort statt. Die Kirche lernt, die pluralen schen auf Balkonen und Leichen, für die kein Platz ist und Orte des menschlichen Zusammenlebens für sich zu ent- Verstorbene, von denen sich keiner verabschieden konn- decken. Hier, mitten in den Lebensräumen der Menschen, te – Gefühle von Solidarität, Unsicherheit, Hoffnung und gewinnt die Kirche konkret erfahrbarer Gestalt. Die Erfah- Angst liegen gleichermaßen in der Luft. rungen verändern die Kirche. Sie machen deutlich, dass Grenzen von Pfarreien fließend sind und nicht mehr über Die Corona-Pandemie ist eine Zäsur: Es wird ein „Davor“ eine territoriale Struktur gefasst werden können. Kirche, und „Danach“ geben: politisch, wirtschaftlich, gesell- das ist nun nicht mehr nur die Gemeinde Hl. Dreikönige, schaftlich, persönlich und auch kirchlich. Die Kirche ist St. Marien, St. Quirin oder St. Pius mit dem Seelsorgeteam. stärker in die eigenen vier Wände, in die sozialen Medi- Kirche, das sind die Familien, die zuhause im Wohnzim- en im Internet und vielleicht auch aus dem Bewusstsein mer miteinander beten und singen und so Gottesdienst gerückt. Was bleibt wird sich zeigen. Die Kirche wandelt feiern. Kirche realisiert sich aber auch dort, wo eine Soli- sich und hat sich immer wieder gewandelt, verändert und darität mit den Kranken und Sterbenden erfahrbar wird, erneuert. Oft eher zu spät als zu früh und nicht immer ganz wo Menschen dem Handeln Jesu in unserer Zeit einen sehr freiwillig. Aber zur Kirche gehört Verwandlung, Rückbesin- konkreten Ausdruck verleihen. Hier ist nicht mehr nur ent- nung auf den Ursprung, Reform – Ecclesia semper refor- scheidend, zu welcher Pfarrgemeinde man gehört, hier manda. Reform meint nicht nur den Prozess einer Institu- zählt allein, dass man in dem eigenen Lebensumfeld den tion, sondern auch einen persönlichen Weg. Wie sich im eigenen Glauben lebt und lebendig werden lässt. Das ist Laufe eines Lebens das Gottesbild verändern muss, damit eine massive Überschreitung von bisherigen Strukturen. Gott relevant bleibt und nicht mit einem Schatten oder ei- Der Ort der Kirche ist dort, wo Menschen angesichts der ner Projektion verwechselt wird, muss sich das Kirchenbild vielfältigen Bedrängnisse mit sich und mit der Welt ringen, im Laufe eines Lebens und im Laufe der Geschichte verän- wo ihre Sehnsucht nach Hoffnung und ihre Ängste über- dern, damit die Kirche relevant bleibt und kein Schreckge- groß sind. Dort kann die Kirche die Botschaft von Christus, spenst wird. dem auferstandenen Gekreuzigten, verkünden und leben. Das Corona-Virus verändert zur Zeit massiv die Gestalt der Die Frage, die die Corona-Krise aufwirft: Welche Auswir- Kirche. Vielleicht ist die Veränderung von bleibender Dau- kungen haben die widrigen Umstände für die Kirche? Was er. Vielleicht ist diese Veränderung gar nicht so schlimm. können wir als Kirche aus der derzeitigen Krisenzeit ler- nen? Die Beobachtung, die sich aufdrängt, zeigt eines sehr Auch im Namen meiner KollegInnen wünsche ich allen in deutlich: Kirchliches Leben und Handeln fällt nicht einfach diesen schwierigen Zeiten ein gesegnetes Weihnachtsfest aus, aber es erhält einen neuen Ort. Nicht mehr das Kir- und alles Gute, vor allem Gesundheit für das Neue Jahr chengebäude ist der Ort, um gemeinsam zu beten, sondern 2021. die eigene Wohnung, der Garten, wird zur Hauskirche, in denen man miteinander auf Gottes Wort hört und es wir- Ihr/Euer Pastor Hans-Günther Korr ken lässt. Der Gottesdienst findet nicht mehr nur an einem 3
Weihnachten wider alle Erwartungen?! Im Corona-Jahr läuft vieles anders trotz aller Ungewissheiten auf das Nicht aufgeben – offen bleiben als erwartet – wie es trotzdem Weih- Wagnis ein und machen sich auf die nachten werden kann. Reise. Und ich kann mir gut vorstel- Aber eins haben beide Geschichten len, dass weder Maria noch Joseph gemeinsam: Die Protagonisten ha- „Dieses Jahr ist alles anders!“ Ein sich vorher ausmalen konnten, dass ben nicht aufgegeben. Sie haben die Satz, den ich ständig hören und le- der Sohn Gottes in einem Stall auf die Situation, mit der sie konfrontiert sen muss. Die Erwartungen und Hoff- Welt kommt. Garantiert hatten sie bei wurden, hingenommen und versucht, nungen, die manch einer im Januar ihrer Ankunft in Betlehem die Hoff- das Beste daraus zu machen. Und ge- hatte, wurden oft nicht erfüllt. Mit so nung, dort schon noch in irgendeiner nau dann war wirklich Weihnachten: einem Jahr konnte nun wirklich keiner Herberge Platz zu finden. Als Maria und Joseph mitten in der rechnen! Und wer hätte Anfang März Nacht Besuch von den Hirten bekom- gedacht, dass wir uns nun schon wie- Enttäuschte Erwartungen men haben und als die Sterndeuter der in einem Lockdown befinden und von Herodes weitergezogen sind und dass im November niemand weiß, ob Und auch ein Blick in das Matthäus- doch noch den neuen König gefunden und wie wir Weihnachten feiern kön- Evangelium zeigt, dass Jesu Geburt haben. nen? Wir planen momentan komplett die Erwartungen der Menschen nicht ins Blaue hinein, immer mit dem Hin- erfüllt hat. Die Sterndeuter hatten Ja, Advent und Weihnachten werden tergedanken, dass es sein kann, dass auch klare Erwartungen von dem ih- dieses Jahr ganz bestimmt anders. wir doch noch alles absagen müssen. nen prophezeiten neuen König der Aber Anders ist ja nicht immer auch Ziemlich ernüchternde Gedanken. Juden: Ein König wohnt in einem schlecht. Viele haben in der Zeit des Palast. Stattdessen kommen sie bei Lockdowns auch positive Erfahrungen Der Satz „Alles anders als erwartet!“ einem zornigen König Herodes an, machen können. Richtig Weihnachten könnte auch als passende Überschrift der den neugeborenen Messias so- wird es nur, wenn wir unsere alten Ad- für die Weihnachtserzählungen die- gar umbringen möchte. Es folgt eine vents- und Weihnachts-Erwartungen, nen. Es beginnt in der Weihnachtser- spektakuläre Flucht von Maria und vielleicht sogar manche lieb gewon- zählung nach Lukas schon mit Marias Joseph mitten in der Nacht mit einem nenen Traditionen beiseite schieben Schwangerschaft: Wer konnte erwar- neugeborenen Kind. und uns öffnen für das, was auf uns ten, dass Maria den Sohn Gottes ge- zukommt. Wir werden merken, dass bären wird? Meiner Meinung nach Was für verrückte Begebenheiten, in Gott schon längst da ist. Und das ga- gehen Maria und Joseph erstaunlich die Jesus da hineingeboren wurde! rantiert völlig anders, als wir das jetzt souverän mit dieser Schwanger- Die Geschichte von Maria und Jo- im Vorhinein erahnen können! schaft um. Selbst die Nachricht, dass seph, aber auch die der Sterndeuter sie sich kurz vor dem Geburtstermin war damals ganz bestimmt auch mit Laura Sünder, Gemeindereferentin aufmachen sollen, um zur Volkszäh- Enttäuschungen verbunden. Die Ent- Quelle: Gemeinde FORUM – Mitteilungen der lung nach Betlehem zu reisen, scheint täuschung, vor verschlossenen Tü- kath. Kirchengemeinden in Schwäbisch Hall, die beiden nicht aus dem Konzept zu ren zu stehen, genauso wie die, den Ausgabe 6/2020, In: Pfarrbriefservice.de bringen. Zumindest wird davon nichts neuen König nicht im Königspalast zu erzählt. Maria und Joseph lassen sich finden. 4
Grenzen Auf überschreiten neuen Wegen Der Engel sprach zu den Hirten: Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine große Freude: Heute ist uns in der Stadt Davids der Heiland geboren... Lk 2, 10-12 5 Foto: Rayner Simpson
Spannende Begegnung Was veranlasst den derzeit teuersten Künstler der Welt, man tun muss, um dahin zu kommen. „Ich bin ein Su- Gerhard Richter, - für seine Werke werden bis zu 40 Mil- chender“ hat er immer wieder gesagt. lionen Euro gezahlt - was veranlasst diesen mittlerweile 88-jährigen Mann, sein wie er sagt, letztes großes Werk Derart unterschiedliche Menschen werden sich künftig – drei prächtige Kirchenfenster – einem in die Jahre ge- in Tholey begegnen: Mönche und Kunstsinnige. Glau- kommenen Kloster zu schenken? Und warum nimmt die- bende und Suchende. Menschen, die viel mit der Kirche ses Kloster, die saarländische Benediktinerabtei Tholey, und ihrer Tradition anfangen können. Und solche, denen das Werk eines Mannes an, der öffentlich sagt, er könne all das überhaupt nichts bedeutet. Und das kann richtig mit Kirche und Glaube nicht besonders viel anfangen? spannend werden! Denn es könnte dazu führen, dass die alte Kirche tatsächlich im Hier und Jetzt ankommt. Und Auf den ersten Blick könnte man sagen: Na ja, das Kloster dass Menschen, die bislang meinten, ganz gut ohne Kir- hat halt den wirtschaftlichen Aufschwung gebraucht, den che und Glaube auszukommen, auf einmal merken, wie das Kunstwerk bringen wird, und der Künstler einen schö- faszinierend es ist, ein glaubender und hoffender Mensch nen Ausstellungsraum, der ihn noch eine Weile überdau- zu sein. ert. Aber wer sich auch nur etwas näher mit der Geschich- te befasst, der wird auf etwas viel Spannenderes stoßen. Wir wissen nicht, wie die Sache ausgehen wird. Vielleicht Denn die Benediktinerabtei Tholey, immerhin das älteste scheitert sie. Vielleicht ist auch moderne Kunst in alten Kloster Deutschlands, litt zwar auch unter wirtschaftli- Kirchen nicht der erste und wichtigste Ort, an dem sich chen Problemen, es hatte vor allem aber ein personelles Glaubende und Suchende neu begegnen. Vielleicht ist es und spirituelles Problem. Gerade mal elf Mönche waren das Soziale oder das Politische. Wichtig scheint mir nur, es noch, die in den alten Mauern lebten. Und ein spiritu- dass diese Begegnung stattfindet. elles Zentrum, das Menschen anzieht und begeistert, war es auch nur noch in einem sehr begrenztem Maß. Denn eine Kirche, die sich selbst genug ist, die nur noch in den Rückspiegel schaut und „Wir müssen was tun. Wir können nicht nur vom Vergan- Angst vor jeder Veränderung hat, genen leben. Wir müssen im Hier und Jetzt ankommen, ist jetzt schon tot. Eine Kirche da- wenn unser Glaube denn noch eine Bedeutung haben gegen, die sich für andere inter- soll. Und dazu brauchen wir Menschen, die anders sind essiert und ihnen auf Augenhöhe als wir, mit denen wir uns austauschen können – ja, mit begegnet, kann am Anderen das deren Hilfe wir die alte Faszination des Glaubens wieder- Eigene wieder neu sehen lernen. gewinnen: das Staunen über Gott und über den Men- Und Menschen, die heute noch schen.” So ungefähr muss man sich den Gedankengang sagen „Ich kann mit dieser Kirche vorstellen, der die Mönche veranlasst hat, Kontakt mit nicht viel anfangen“, aber neugierig sind und suchen, ent- Gerhard Richter aufzunehmen. decken sie morgen vielleicht schon ganz neu. Und das wäre ein Gewinn für beide. Für Glaubende und für Suchende. Und Richter? Der kann mit einer Kirche, wie sie ihm der- zeit begegnet, nicht viel anfangen. Der weiß aber wohl, Autor: Gereon Alter (Wort zum Sonntag) was ein Faszinosum ist, was Staunen bedeutet, und was Wir danken für die Genehmigung zum Druck 6 Fotos: Abtei Tholey
Frauen übernehmen die Gemeinde Anfang 2012 wurde aus acht Gemeinden die XXL-Pfarrei anzubieten. Es geht uns um das tiefere „Warum im Glau- St. Ursula in Oberursel und Steinbach. Nachdem abseh- ben” und darum, für die Menschen und ihre Anliegen da bar war, dass nicht mehr für jede Gemeinde eine haupt- zu sein. Wir wollen nicht nur die vier Säulen der Kirche amtliche Bezugsperson zur Verfügung stehen würde, von Caritas, Verkündigung, Liturgie und Gemeinschaft im wurde durch die Initiative unseres fortschrittlich denken- Blick behalten, sondern auch die Vision der Pfarrei St. Ur- den Pfarrers eine ehrenamtliche Gemeindeleitung in Be- sula von einer offenen, wertschätzenden, lebendigen und tracht gezogen. Als diese Idee Gestalt nahm, ermutigte gläubigen Kirche fördern. Wir sind selbstverständlich bei Pfarrer Andreas Unfried uns aufgrund unserer Erfahrung vielem, was in der Gemeinde stattfindet, aktiv eingebun- im Pfarrgemeinderat und Ortsausschuss-Vorstand, diese den. Nur so sind wir beteiligt und behalten den Blick für Aufgabe zu übernehmen. Nach einer intensiven Phase das Ganze. der Vorbereitung wurden wir 2016 für drei Jahre als Ge- meindeleitung im Team beauftragt. KIRCHE DER FRAUEN Viele Entscheidungen können wir selbst ständig treffen, Die katholische Kirche ist zwar noch weit davon entfernt, für gemeindeübergreifende Angelegenheiten ist der Pfar- Frauen für Weiheämter zuzulassen, aber wir sehen unse- rer verantwortlich. Es sind tausend kleine Dinge, die in re Beauftragung als einen kleinen Schritt in die richtige die Hand genommen werden müssen. Das geht nur, weil Richtung. Mittlerweile gibt es in unserer Pfarrei ein zwei- wir im Team gut zusammenarbeiten, denn Berufstätig- tes Frauenteam als Gemeindeleitung. keit und Familienleben fordern viel Zeit. Alle sechs bis acht Wochen treffen wir uns zu einem Dienstgespräch. Wir sind aus Taufe und Firmung dazu befähigt, diesen Vieles wird per Email erledigt oder nach dem sonntäg- Auftrag wahrzunehmen und tun unseren Dienst, bei aller lichen Gottesdienst kurz besprochen. Klare Strukturen notwendigen Arbeit, mit Freude und Begeisterung. und auch Verantwortlichkeiten sowohl in der Gemein- de als auch vor Ort in der Pfarrei sind ebenso wie eine Autorinnen: Renate Kexel, Marcelline Schmidt vom Hofe, Edith gute Kommunikation Voraussetzungen für das Gelingen Schröder (www.kath-oberursel.de) dieser ehrenamtlichen Tätigkeit. Brauchen wir als Team Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin JESUITEN 02-19 mit dem Hilfe, etwa in theologischen Fragen oder in der Seelsorge, Titel „Kirche der Frauen.” unterstützen uns das Pastoralteam der Pfarrei sowie der Wir danken für die Erlaubnis zum Druck. Pfarrer. Fort- und Weiterbildungsangebote können wir in Anspruch nehmen. Seit dieser Zeit sind wir das Gesicht der Gemeinde St. Petrus Canisius. Als Notlösung oder einen Ersatz für feh- lende Seelsorger verstehen wir uns keinesfalls. Vielmehr sehen wir uns als Impulsgeberinnen und Gestalterinnen. Es geht nicht darum, irgendein Aktivitäten-Programm 8
Kirche heute - (auch) in Zeiten von Corona Corona - Krise - weltweit. Eine Krise die Natur mit der Sprache der Naturwis- bedroht den ganzen Erdkreis. Heraus- senschaften erklärbar wird, umso mehr forderung und Chance in einem. Krisen lässt sich voraussagen und, oberfläch- fordern einen neuen Blick auf die Welt, lich betrachtet, für die eigenen Interes- das eigene Leben und den Umgang mit sen nutzbar machen. Der Mensch läuft anderen. Was gefährdet die Sicherheit, dabei Gefahr, sich nicht nur auf eine Stu- was darf oder muss getan werden, wo- fe mit Gott zu stellen, sondern er stellt rauf kann ich verzichten? Es muss ei- sich allzu oft selbst an die Stelle Gottes. nen Hauptverantwortlichen geben, der Doch je mehr die Beziehung zu Gott, zu den Überblick hat, der über richtig und Jahwe, dem „Ich bin da“, dem Gott un- falsch entscheidet – sonst versinkt alles serer Väter, gestört ist, umso mehr ist im Chaos. auch die Beziehung zwischen den Men- schen gestört. Es gibt weniger Mitein- Ja, das ist selbstverständlich – werden ander, vielmehr werden die Menschen Sie vielleicht sagen. Doch dann kommt immer mehr zu Konkurrenten. Dies ganz oft schon das „ja aber“ oder der spiegelt sich sowohl in Gesellschaft als Protest. In wie weit lasse ich mir vor- auch in Kirche wider. Vor allem in Krisen schreiben, was ich zu tun oder zu lassen werden diese Effekte umso deutlicher, habe? Wo geht es um die Sache und wo immer dann, wenn der Mensch seine ei- wird meine persönliche Freiheit einge- genen Grenzen und Begrenzungen, sei- schränkt? Berechtigte Fragen – und all- ne eigene Ohnmacht erfährt. zu oft Streitpunkte, kontroverse Meinun- gen treffen aufeinanlder, eine Einigung Zu allen Zeiten haben Gläubige und da- ist schwierig oder zumindest langwierig. mit die Kirche, darum gerungen, das Wort Gottes und seinen Auftrag richtig Diese Mechanismen machen auch vor zu verstehen. Sie haben sich bemüht, der Kirche nicht halt. das, was sie von den Aposteln überlie- fert bekommen haben, in ihrem Leben Seit den Zeiten des Rationalismus, seit umzusetzen und im Zeichen der Zeit zu Beginn des 16. Jahrhunderts, wächst deuten. Aus diesem Ringen entstand das Bestreben des Menschen immer und entsteht die Tradition der Kirche. mehr mit dem Verstand zu erklären und göttliche Offenbarungen abzuwerten. Der heilige Paulus schreibt in diesem Zu- Damit einher geht die Entmythologisie- sammenhang: „Bedenkt dabei vor allem rung der Welt, der Mensch dringt immer dies: Keine Weissagung der Schrift darf tiefer in die Geheimnisse der Natur ein eigenmächtig ausgelegt werden; denn und macht sich zum scheinbaren Be- niemals wurde eine Weissagung aus- herrscher der Naturgesetze. Je weiter gesprochen, weil ein Mensch es wollte, 10
Grenzen Auf überschreiten neuen Wegen sondern - vom Heiligen Geist getrieben - Jüngern. Wenn der Priester diese Wor- haben Menschen im Auftrag Gottes gere- te, die Einsetzungsworte spricht, werden det.“ (2 Petr 1, 21) sie im Hier und Jetzt Wirklichkeit. „Dies ist mein Leib“, das sind die Worte Jesu, Gerade heute, in Zeiten von Corona, von die nur ER von sich sagen kann. Die Voll- Miteinander auf Abstand, ist das Ringen macht, diese Worte zu sprechen, kann um die „richtige“ Teilhabe aller am gött- sich niemand selbst geben. „Sie kann lichen Geheimnis und der Gemeinschaft nur geschenkt werden durch die Ge- der Kirche besonders deutlich zu spüren. samtkirche, die eine ganze Kirche, der Mit dem oben erwähnten Selbstverständ- der Herr sich selbst übertragen hat.“2 nis des Menschen geht auch die Vorstel- Daher braucht die Heilige Messe den, der lung einher, alles mitgestalten und mitbe- nicht in eigenem Auftrag und in eigenem stimmen zu dürfen, ja auch zu müssen, Namen spricht, den, der Jesus Christus geht es doch vielen schließlich um den vertritt. Damit ist die Eucharistiefeier an „Sinn“ des Lebens, sich selbst zu verwirk- die Priesterweihe gebunden. Das „folgt lichen. aus dem innersten Wesen dieses Wortes, das kein Mensch aus sich zu sprechen Zu bedenken ist dabei, dass die Kirche das Recht hat; es folgt daraus, daß die- keine veränderliche Größe ist, die mit ses Wort nur im Sakrament der ganzen dem Zeitgeist geht oder gehen kann, Kirche, in der Vollmacht, die sie allein sondern dass sie von Gott selbst einge- als Einheit und Ganzheit hat, gesprochen setzt ist als Sakrament seiner göttlichen werden kann. Solches Beschenktwerden Gegenwart. Die Mitte unseres geistlichen mit dem Auftrag, den die ganze Kirche in Lebens, die Mitte der Kirche ist Christus ihrer Einheit selbst empfangen hat, nen- selbst, gegenwärtig in der heiligen Eu- nen wir Priesterweihe.“3 charistie. Sie ist „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (LG 11). Die Eucharistie ist das Geheimnis unse- „Mit der Eucharistie stehen die übrigen res Glaubens; es ist größer als alles, was Sakramente im Zusammenhang; auf die wir machen können. Seine Größe ist un- Eucharistie sind sie hingeordnet; das gilt abhängig von unserer Gestaltung. Gott auch für die kirchlichen Dienste und für bedarf „nicht unseres Lobes, es ist ein die Apostolatswerke. Die heiligste Eucha- Geschenk seiner Gnade, dass wir ihm ristie enthält ja das Heilsgut der Kirche in danken. Unser Lobpreis kann seine Grö- seiner ganzen Fülle, Christus selbst, un- ße nicht mehren, doch uns bringt er Se- ser Osterlamm“ (PO 5).“1 gen und Heil durch unseren Herrn Jesus Christus.“4 Wir sollten neu lernen, dieses Josef Ratzinger hat es einmal so aus- göttliche Geschenk in der Einheit der Kir- gedrückt: Im Mittelpunkt jeder Eucha- che gebührend und ehrfürchtig zu emp- ristiefeier steht der Bericht vom letzten fangen. Erst „die Teilnahme am göttlichen Abendmahl, dem Mahl Jesu mit seinen Leben und die Einheit des Volkes Gottes 11
machen die Kirche zur Kirche.“5 Die Kirche krankt immer Der Auftrag, die Sendung und Befähigung, die alle Chris- dann und dort, wo es um Fragen von Macht geht. Jesus ten in Taufe und Firmung erhalten haben, ist der Aufbau sagt von sich selbst, „auch der Menschensohn ist nicht des Reiches Gottes, im Hier und Jetzt – Miteinander und gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu die- zum Wohl aller. „Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der nen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt 10, 45). und geehrt worden ist! Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priester- Durch alle Zeiten gilt: „Alles, was für unser Leben und un- schaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubrin- sere Frömmigkeit gut ist, hat seine göttliche Macht uns gen, die Gott gefallen!“ (1 Petr 2,4) geschenkt; sie hat uns den erkennen lassen, der uns durch seine Herrlichkeit und Kraft berufen hat. Durch sie wurden Caja Steffen GR uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen ge- Fußnoten schenkt, damit ihr der verderblichen Begierde, die in der 1 KKK 1324. Welt herrscht, entflieht und an der göttlichen Natur Anteil 2 Ratzinger, Joseph, Gott ist uns nah. Augsburg 42016, 52f. 3 Ebd. erhaltet.“ (2 Petr 1, 3ff). 4 Vgl. Präfation für Wochentage IV. 5 KKK 1325. Jedem von uns wurden eigene Charismen und Begabun- 6 Papst Franziskus, Fratelli tutti, 282. gen geschenkt, die er und sie zum Wohl aller einsetzen sollen. Es geht nicht um ein mehr oder besser, nicht da- rum, dass alle alles dürfen. Es geht einzig und allein um den Aufbau der Gemeinschaft aller Glaubenden, darum, den Herrn in die Mitte zu stellen, IHN selbst zum Lenker unseres Lebens und zu dessen zentraler Mitte zu machen. „Als Gläubige sind wir herausgefordert, zu unseren Quel- len zurückzukehren, um uns auf das Wesentliche zu kon- zentrieren: die Anbetung Gottes und die Nächstenliebe, damit nicht einige Aspekte unserer Lehren, aus dem Zu- sammenhang gerissen, am Ende Formen der Verachtung, des Hasses, der Fremdenfeindlichkeit und der Ablehnung des anderen fördern.“6 „Darum setzt allen Eifer daran, mit eurem Glauben die Tu- gend zu verbinden, mit der Tugend die Erkenntnis, mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, mit der Selbstbeherr- schung die Ausdauer, mit der Ausdauer die Frömmigkeit, mit der Frömmigkeit die Brüderlichkeit und mit der Brü- derlichkeit die Liebe.“ (2 Petr 1,5ff) 12
Grenzen Auf überschreiten neuen Wegen Fülle in der verordneten Leere Reflexionen über Oster- trauten - manchmal auch Eingefahrenen - Es stellen sich zentrale Fragen an das Eu- erfahrungen während der entstand zunächst Leere und dann Raum charistieverständnis: ist die Eucharistie Corona-Krise 2020 für einen Diskurs und ein gemeinsames eine gemeinsame Mahlfeier, oder ein ex- Suchen. Wie kann es gehen? Was ist uns klusives Geschehen, das dem geweihten Der folgende Text stammt von zehn Or- wichtig? Was ist für unseren Glauben und Priester vorbehalten ist? Das 2. Vatika- densfrauen der Gruppe „Ordensfrauen für die Feier unseres Glaubens zentral? Und nische Konzil formuliert hier sehr eindeu- Menschenwürde“, die sich im Herbst 2018 die oft begrenzende Frage: was ist erlaubt? tig: es geht darum, dass “alle, [die] durch in München gebildet hat. Er reflektiert, wie Glauben und Taufe Kinder Gottes gewor- die Herausforderungen der Pandemie von Als Ordensfrauen können wir unser ge- den [sind], sich versammeln (…) und das Ordensfrauen kreativ aufgegriffen und be- samtes Leben selbst verantworten, orga- Herrenmahl genießen.” (SC 10) Wir fragen wältigt wurden. Die Erfahrungen betreffen nisieren und durchführen – gerade auch uns: Ist die korrekt gefeierte Form wichtiger besonders die Themenkreise Sakraments- in geistlichen Belangen – aber die Eucha- als der Inhalt? Wie sehr wird ernsthaft die verständnis, Eucharistieverständnis, Amts- ristiefeier nicht. Einer Priorin/ Oberin steht Communio als zentral für die Eucharistief- verständnis, bzw. Priesterbild. die geistliche Leitung einer Gemeinschaft eier angesehen? Weiter: Fas sen die Regeln (...) zu – aber nicht der Vorsitz bei der Eucha- und Vorschriften das Sakramentsverständ- „Wir hatten alles geplant. Wir hatten uns ristiefeier. Welches Gemeindebild, welches nis nicht zu eng? Kann nicht „alles zum um einen Priester bemüht, weil das nach Priesterbild und welches Frauenbild stehen wirksamen Zeichen der Gegenwart Gottes den Regeln der katholischen Kirche so dahinter? Hier zeigt sich eine Schieflage werden“ (Leonardo Boff), wenn es in mir – zu sein hat. Doch dann kam ganz überra- der katholischen Kirche und eine extreme oder uns – auf Resonanz trifft? schend und sehr kurzfristig (…) die Absa- Abhängigkeit der (Ordens-)Frauen von ge und wir standen vor der Situation, nun einem geweihten Mann. Warum muss das gültig gefeierte Sakra- selbst feiern zu müssen, sollen, dürfen, ment immer noch an der kirchengeschicht- können…“ Vielen von uns war klar: wir setzen uns lich gewachsenen Entscheidung hängen, So beschreibt eine Ordensfrau die Tage nicht einfach vor den Fernseher oder einen dass nur ein ehelos lebender Mann zum kurz vor Ostern. Viele Gläubige und viele Live Stream. So hilfreich und wertvoll das Priester geweiht werden kann? Warum Schwestern gemeinschaften teilen solche für manche Gläubige, besonders für ältere können nicht endlich, um jeder Gemeinde besonderen Kar- und Ostererfahrungen Menschen, Alleinstehende oder auch Mit- die sonntägliche Eucharistiefeier mit einer während der Corona Krise 2020, als alle schwestern in Quarantäne gewesen sein Gemeinschaftserfahrung zu ermöglichen, öffentlichen Gottesdienste abgesagt waren mag; die medial konsumierte Feier kann Personen beiderlei Geschlechts aus der und in vielen Frauengemeinschaften die die reale Feier nicht ersetzen. Es war und Gemeinde zu diesem Amt beauftragt wer- Feier der Eucharistie mit einem externen blieb für uns ein schmerzhafter Stich ins den – natürlich mit entsprechender Ausbil- Zelebranten kurzfristig untersagt war. Herz, dem Zelebranten beim Kommunizie- dung? ren zuzuschauen, ohne selbst teilhaben zu In der Corona-Krise hatten wir keine Wahl können. Als ebenso unmöglich haben wir Wir erleben, dass das kirchliche Amtsver- und genau das eröffnete echte Alterna- Eucharistiefeiern mit Gemeinde ohne Kom- ständnis sehr stark in der Gefahr ist, un- tiven. Mit dem Bruch und Wegfall des Ver- munionspendung erlebt. gute Machtverhältnisse zu zementieren 13
– und das auf Kosten des Heilsgeschehens für alle Menschen. der Austausch über das Wort Gottes. Als strukturierend für den Dienen unsere sakramentalen Formen wirklich dem Leben oder Tag haben viele von uns das Stundengebet erfahren, das sowieso hat sich das Leben nicht in zwischen den Formen unterzuordnen? zu unserem „täglichen Brot” gehört und dem wir besondere Auf- (...) merksamkeit widmeten. Wir haben in unseren Gemeinschaften in den vergangenen Wo- Wir haben erfahren: der „Mangel” führte zu einem echten Gewinn chen Mahlfeiern er lebt, die jede Engführung auf die Eucharistief- an geistlicher Tiefe und zu einer sehr großen Sensibilität für kost- eier gesprengt haben. Wir haben Brot und Wein geteilt und viel- bare Kleinigkeiten: Gesten der zwischenmenschlichen Aufmerk- fältige Erfahrungen zeigen, dass darin Jesus Christus als präsent samkeit, die Zeichen der Gegenwart Christi wurden. So haben die erlebt wurde. Beim Abendmahl gab Jesus seinen Freunden den Erfahrungen dieser Zeit die Engführung auf die Eucharistiefeier Auftrag: „Tut dies zu meinem Gedächtnis” (1Kor 11,24-25). Da- aufgelöst und die organische Verbindung von Liturgie und Diako- bei geht es um viel mehr, als um reine Erinnerung. Es geht um nie deutlich gemacht. Vergegenwärtigung. Für viele von uns ist dieser Gedanke zentral: Christen versammeln sich, von Jesus Christus eingeladen, und In den Kontext zu liturgischen Überlegungen gehören schließlich dürfen erleben, dass Gott gegenwärtig ist. Seine Gegenwart zeigt noch Fragen nach einer Verheutigung der liturgischen Sprache. sich in der Gemeinschaft, in seinem Wort, in vielen weiteren Er- Schwestern, die mit der Vorbereitung von liturgischen Feiern be- eignissen der Feier und in besonderer Weise in Brot und Wein. Ist traut waren, machten sich an die Umformulierung von Texten, „so nicht dieser Moment der „Wandlung“ einzig an einen tiefen Glau- dass ich sie selbst ehrlich beten konnte. Bei der Durchführung ben daran gebunden, dass sich Jesus wahrhaft in Seiner Ganzheit der Liturgie war für mich sehr eindrücklich, dass ich selbst beten als ein geistiges Geschehen „runter brechen lässt“ in Brot und konnte und den Gebeten den Ausdruck verleihen konnte, den ich Wein? Dieses „Mysterium“ kann nicht an einen Mann mit Weihe ihnen bei messe. Ich war auf einmal nicht mehr in der Rolle der gebunden sein. Zuhörerin, die sich nur mit standardisierten Antworten einbringen Die lebendigen Agape-Erfahrungen können nicht mit der Konsu- kann. Das fühlte sich für mich sehr gut an und war eine sehr an- mierung von konsekrierten Hostien („aus der Konserve”) verg- dere Erfahrung.” lichen werden. Dieser Gang zum Tabernakel wurde immer wieder als Bruch in der Feier erlebt. Entscheidend ist der unbedingte und Daraus ergibt sich die brennende Frage: wie kann eine echte unverfügbare Heilswille Gottes für alle Anwesenden. So erfuhren „volle, bewusste und tätige Teilnahme” (SC 14) gefördert werden? wir uns im gemeinsamen Feiern immer wieder als Eingeladene Manche Orationen sind so formuliert, dass viele von uns diese und Beschenkte – nicht als „Macherinnen”. Texte kaum ertragen können. Wie mag es da erst Menschen ge- hen, die nicht wie wir eine jahrelange Einführung in die Liturgie(- So fasste schließlich eine Schwester das gemeinsame Feiern zu- geschichte) erhalten haben? So halten wir eine „Übersetzungsar- sammen: „Ich habe noch nie in so viele strahlende Gesichter beit” von liturgischen Texten in die heutige Sprachwirklichkeit für schauen dürfen, die berührt und erfüllt von diesen Tagen und un- unbedingt notwendig, weil sich der „kraft göttlicher Einsetzung serem Feiern waren. Für mich war der Geist des Auferstandenen unveränderliche Teil” von Liturgie (SC 21) nicht auf die Formulie- sehr spürbar unter uns wirksam, der in uns und mit uns etwas rung von Gebetstexten beziehen kann. Wunderbares wirkte.” In diesem Zusammenhang ist die Frage zu stellen, wie eine all- (...) tagstaugliche Begegnung mit Gott besser ermöglicht werden Nährend und tragend wurde für viele von uns die Zeit der Kon- kann. Die bisherige, oft institutionalisierte Religionspraxis, trennt templation, der stillen Anbetung, das einfache Dasein in der Ge- gewöhnlich das Heilige vom Alltäglichen. Wir verweisen als unver- genwart Gottes, das gemeinsame Schweigen oder das Hören und zichtbare Anregung auf die Mystik als Erfahrungsweg (in Anleh- 14
Grenzen Auf überschreiten neuen Wegen nung an Martins Bubers „Ich und Du“) und auf zahl Auch in unseren Gemeinschaften gab es Konflikte; Versöhnung war wichtiger denn je. Wir haben erlebt, dass Fragen nach der reiche christliche Mystikerinnen und Mystiker, für deren Anre- Eucharistie Spannungen hervorgerufen haben. Nicht alle den- gungen suchende Menschen empfänglich sind. ken und empfinden gleich. Wir möchten weiterhin in Respekt mit denen leben, die anders denken und fühlen. Aber wir müssen Hier stellt sich die Frage: wo ist in unserem kirchlichen und litur- unsere Fragen stellen und ernsthaft nach lebbaren und überzeu- gischen Betrieb Raum für die Stille, für die persönliche, individu- genden Antworten suchen. elle Gottesbegegnung? Als Ordensfrauen leben wir Communio – Gemeinschaft im Glau- Viele Erfahrungen der vergangenen Monate lassen sich eng mit ben, als Schwestern, die sich nicht selbst gesucht, sondern in der dem Emmausgeschehen in Verbindung bringen. So unternahmen Liebe Gottes gefunden haben. Wir haben die Gemeinschaft – trotz Schwestern Spaziergänge in der Haltung von Madeleine Delbrel: aller Konflikte - in diesen Wochen als zentralen Teil unseres Le- „Geht hinaus ohne vorgefasste Ideen, ohne die Erwartung von bens neu erfahren: Im aufeinander angewiesen sein, als sicher- Müdigkeit, ohne Plan von Gott; ohne Bescheidwissen über ihn, heitsgebend und tragend, als Raum der gelebten und geschenk- ohne Enthusiasmus, ohne Bibliothek - geht so auf die Begegnung ten Versöhnung und als Ort einer großen Charismenvielfalt, die mit ihm zu! Brecht auf! - ohne Landkarte - und wisst, dass Gott sich endlich noch mehr entfalten konnte, weil Begabungen Raum unterwegs zu finden ist, und nicht erst am Ziel! Versucht nicht, bekamen. ihn nach Originalrezepten zu finden, sondern lasst euch von ihm finden in der Armut eines banalen Lebens.“ Es gibt für uns kein Zurück mehr, hinter die Erfahrungen dieser Corona-Wochen 2020 – einer unglaublichen Fülle in der verord- Unsere Fragen an den „Sinn“ von Corona sind keineswegs ge- neten Leere. klärt. Natürlich waren wir manchmal traurig und verunsichert über die Situation. Wir leiden mit allen Menschen, die krank sind Norbert Lohfink schrieb: Priester(in) sein heißt, Zeuge(in) des und mit allen, die durch die sozialen und finanziellen Folgen Wunders sein. In diesem Sinn leben wir „Ordensfrauen für Men- der Pandemie schwer getroffen sind. Wir sind besorgt über die schenwürde“ eine priesterliche Existenz und bezeugen die Wun- furchtbaren Auswirkungen, die die Pandemie in den armen Län- der, die Gott getan hat. dern unserer Erde jetzt schon hat und weiter höchstwahrschein- lich haben wird. Besonders die starke Zunahme von (sexueller) Wir hoffen, dass unsere Erfahrungen dazu beitragen, dass neue Gewalt an Frauen macht uns Sorgen. Wir versuchten, mit unseren Wege gesucht und mutig gegangen werden. Möglichkeiten, Not zu lindern und ansonsten, wie Madeleine Del- brel es beschreibt, ohne vorgefasste Ideen, ohne Plan von Gott, Ordensfrauen für Menschenwürde: Sr. Karolina Schweihofer, ohne Bibliothek unterwegs zu sein und die Unsicherheit nicht zu MC - München, Sprecherin, Sr. Antonia Hippeli, OSB - Tutzing, Sr. verdrängen. Ulla Mariam Hoffmann OSB - Tutzing , Sr. Mechthild Hommel OSB - Bernried , Sr. Ruth Schönenberger OSB - Tutzing, Sr. Susanne Gemeinsam Auf-dem-Weg-sein, zuhörend, nachfragend, ausdeu- Schneider MC - München, Sr. Hildegard Schreier MC, General- tend. Christusbegegnung mitten unter uns! Dieser Dienst der leiterin - München, Sr. Veronika Subem OSB - Tutzing, Sr. Sara Martyria wurde von Frauen selbstverständlich geleistet. Wir wün- Thiel, Schwestern vom Göttlichen Erlöser - München, Sr. Hilmtrud schen, dass diesem kirchlich-vernachlässigten, aber wichtigen Wendorff CJ - Nürnberg Bereich mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Redaktion dankt für die Erlaubnis zum Druck des gekürzten Artikels 15
Wir stellen vor - Pfarrer Hans-Günther Korr Gerne stellen wir an dieser Stelle unseren sog. Pfarrver- ich vielleicht Lehrer oder Pastoralreferent werden möchte. weser, den „Übergangspfarrer“, der nach dem Wechsel In dieser Zeit habe ich auch gelernt auf eigenen Beinen von Pfarrer Assmann nach Köln für einige Zeit zusätzlich zu stehen. Im 9. Semester bin ich dann aber nach langem zu seinen eigentlichen Aufgaben als Pfarrer in der Nord- Überlegen ins Collegium Albertinum eingetreten und habe stadt nun auch für unsere vier Pfarrgemeinden zuständig mich dann auf den Weg gemacht, Priester zu werden. ist. Und jetzt mit 61 Jahren, wo andere langsam auf den Er wurde 1959 im Bergischen Ruhestand zusteuern, verdoppelt sich – zumindest über- Land geboren und 1988 zum gangsweise – noch einmal Ihr Zuständigkeitsbereich. Wie Priester geweiht. In der Pfarr- geht es Ihnen damit? seelsorge war Pfarrer Korr Damit, dass ich übergangsweise die Aufgaben des Kreis- bislang in Brauweiler, Pulheim dechanten übernehmen sollte, hatte ich gerechnet. Dass und Frechen sowie seit 2008 ich aber auch zusätzlich noch die Verantwortung für Ihren auf der Neusser Furth tätig. Seelsorgebereich Neuss-Mitte übernehmen sollte, kam Außerdem war er Kreisjugend- überraschend. Dankbar bin ich für die Unterstützung vie- seelsorger im Oberbergischen ler in Ihrem und „meinem“ Seelsorgebereich. Es fragen Kreis und BDKJ-Diözesanprä- mich neuerdings viel mehr Menschen, wie es mir geht und ses. Für den DPSGler (Pfadfin- ob Sie mir helfen können. Das tut gut! der) haben Verbände immer eine wichtige Rolle gespielt. Ihre Arbeitstage sind lang – wenn doch etwas Zeit für Daher ist er auch gerne Stadt- Freizeit bleibt, was unternehmen Sie dann gerne? Wobei seelsorger der Malteser. Im können Sie entspannen? September wurde ihm zudem kommissarisch das Amt des Ich lese sehr gerne und mir ist Kultur sehr wichtig. Von Kreisdechanten im Rhein-Kreis Neuss übertragen – was Neuss aus hat man zum Glück viele Möglichkeiten – The- kein komplettes Neuland für ihn ist, denn seit einigen Jah- ater, die Philharmonie und die Tonhalle sind gut zu errei- ren ist er bereits stellvertretender Kreisdechant. chen. Ich besuche auch gerne gemeinsam mit Kollegen Museen. Wie kam es, dass Sie Priester geworden sind? Die Nähe zur Kirche war von klein auf da – meine Eltern Eine weitere Leidenschaft ist das Reisen. Für nächstes Jahr waren in unserer Pfarrgemeinde im Kirchenvorstand und planen wir auf der Furth eine Gemeindefahrt nach Israel im Pfarrgemeinderat aktiv. Nach dem Abitur habe ich – hoffentlich kann sie stattfinden. Auch privat bevorzuge mich für ein Studium zweier meiner Hobbys entschieden ich Bildungsreisen. Als ein nächstes Ziel stand eigentlich – Theologie und Politische Wissenschaften. Ich habe acht schon für dieses Jahr Armenien fest. Ich hoffe das bald Semester „frei“ studiert, also ohne – wie für Priesteramts- nachholen zu können. kandidaten üblich – im Seminar „Collegium Albertinum“ in Bonn zu leben. Lange war für mich auch nicht klar, ob Ansonsten bin ich viel mit dem Fahrrad unterwegs und 16
Aus dem Gemeindeleben wandere gerne. Früher habe ich auch viel Tischtennis ge- kurzzeitig den Heiligen Abend in Gemeinschaft begehen. spielt, aus Zeitgründen hat das aber in den letzten Jahren kaum noch geklappt. Am 1. Weihnachtstag habe ich üblicherweise meine Pa- tenkinder besucht, am 2. Weihnachtstag kommt norma- Es sind stürmische Zeiten für die Kirche. Wo sehen Sie lerweise die Familie zusammen. aktuell die größten Herausforderungen für die Gemein- den? Und wie kann man diesen begegnen? Ob und in welchem Rahmen das in diesem Jahr möglich Aktuell stehen große Veränderungen im Rahmen des „Pas- ist, kann ich noch nicht absehen. toralen Zukunftswegs“ an. Dabei geht es vor allem auch um die Frage, wie es mit unseren Gemeinden weitergeht. Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders? Die Bereiche, für die ein Pfarrer zuständig ist, werden im- Ich bin sehr froh, dass wir Weihnachten in unseren Kir- mer größer. Künftig sollen aus 180 Seelsorgebereichen 50 chen gemeinsam Gottesdienste feiern können. Dass wir bis 60 neue Pfarreien werden (siehe auch S. 21, d. Red.). Ostern keine Gottesdienste mit der Gemeinde feiern konn- Wo finden wir die Ehren- und Hauptamtlichen, die bereit ten, war furchtbar. sind, sich in solch großen Gebilden einzubringen? Ich bin unter anderen Voraussetzungen Priester geworden – da- Ich freue mich daher sehr auf die Gottesdienste, gerade mals galt der Grundsatz: eine (überschaubare) Gemein- auch auf die außergewöhnlichen, zum Beispiel den Open- de – eine Kirche – ein Pfarrer. Gerade in der Seelsorge ist Air-Gottesdienst in Hl. Dreikönige oder das Krippenspiel Beziehungspflege sehr wichtig – wie soll das bei 50.000 auf einem Bauernhof. Gemeindemitgliedern möglich sein? Wo sollen die ganzen Ehrenamtlichen herkommen, die künftig gebraucht wer- Die Fragen stellte Bernhard Wehres. Foto: privat den? Eine Lösung habe ich leider nicht, sicher ist jedoch, dass etwas passieren muss. Auf der Furth starten wir dem- nächst ein Pilotprojekt im Rahmen des Pastoralen Zu- kunftswegs und probieren neue Wege aus. Weihnachten steht vor der Tür und es dürfte einiges anders werden als wir es gewohnt sind. Wir sind aufge- rufen, private Kontakte außerhalb des eigenen Haushalts deutlich zu beschränken. Als Priester haben Sie aber ja keine „eigene“ Familie und viel zu tun – wie feiern Sie voraussichtlich in diesem Jahr Weihnachten? In den vergangenen Jahren ist es eine gute Tradition ge- wesen, dass wir uns mit allen zölibatär Lebenden am Hl. Abend zum gemeinsamen Abendessen getroffen haben. So können wir zwischen all den Gottesdiensten zumindest 17
Abschied von Pastor Assmann und Aufbruch nach Köln dem einen Strich durch die Rechnung ge- hat uns vom Domkapitel nur der Domde- macht: Abstand halten, Anzahl der Mitfei- chant erwartet und drei Ehepaare, die ich ernden begrenzen. Erst zwei Wochen vor aus Köln kenne. Die ersten Begegnungen der letzten Messe stand fest, wie der Ab- mit den Domschweizern, den Küster, den schied gestaltet werden kann. Denjenigen, Kirchenmusikern und den Mitarbeiterinnen die sich darum gekümmert haben, bin ich und Mitarbeitern der Dombauhütte waren sehr dankbar!“ schön. Die freuen sich! Und das spürt man.“ 13 Jahre sind eine lange Zeit, sie prägen einen Menschen. 13 Jahre sind auch eine lange Zeit, in denen ein Mensch seine Um- gebung prägt, Fußspuren hinterlässt. So trägt vieles, was in der Pfarreiengemein- schaft Neuss-Mitte geplant und durchge- führt wurde, die Handschrift von Pastor Assmann. Und dass nach einer so langen Zeit der Abschied nicht leicht fällt, kann er bestätigen: „Meinen Abschied habe ich etwas melan- cholisch in Erinnerung. Nach 30 Jahren Trotz allem war es eine gelungene Ab- in der Pfarrseelsorge, 22 Jahre als Pastor schiedsfeier mit der Heiligen Messe im und davon 13 Jahre in Neuss-Mitte hieß es Quirinusmünster, anschließend Brötchen jetzt nicht nur Abschied nehmen von den und Bratwurst auf dem Freithof und dem Kirchen, den Kinder und Jugendlichen, den Münsterplatz. Bürgermeister Reiner Breuer Pfarreien in Neuss-Mitte mit ihren Men- würdigte das Wirken von Pastor Assmann, schen, sondern von Vielem, was ich 30 indem er dem scheidenden Kreisdechanten Jahre gerne gemacht habe. Gerne hätte im Namen des Rates das Große Stadtsie- ich die Verabschiedung gemacht, wie bei gel der Stadt Neuss in Silber überreichte. … Unter anderem Santiagofreunde hatten meinem silbernen Priesterjubiläum 2015: Dabei sprach er auch vielen Neussern aus die Pilger in Worringen empfangen und Ein Fest der Begegnung auf dem Münster- dem Herzen, die ihn vielleicht auch – wie zum Dom geleitet. Vielleicht kennen Sie platz für alle, die wollen. Doch Corona hat der Bürgermeister betonte – als „gelebten noch das alte Kirchenlied: Pilger sind wir Neusser“ wahrnahmen. Und dann, ein Tag Menschen. Darin heißt es: „Gott in unserer später, der Aufbruch nach Köln… Mitte. Sonne, die nicht sinkt. Gott schenkt uns Vertrauen und ein Arbeitsfeld.“ Und „Die Wanderung war wirklich schön! 25 sein Arbeitsfeld ändert sich für den schei- Menschen sind am Montag und 20 am denden Oberpfarrer jetzt grundlegend. In Dienstag mitgelaufen. Das Wetter war Zukunft muss er Sorge tragen für den Köl- schön und es gab gute Gespräche. In Köln ner Dom. „Geben Sie gut Acht auf unseren 18
Aus dem Gemeindeleben Viele Menschen werden ihn bei seinen neu- en Aufgaben unterstützen und begleiten, Dom“, gab ihm Oberbürgermeisterin Henriet- doch letztendlich ist jeder Mensch auch ein te Reker beim Umtrunk nach dem Festhoch- Stück weit mit sich und Gott alleine unter- amt mit auf den Weg. wegs… Doch bei allem Reiz des Neuen, fehlen doch Pastor Assmann geht fast so, wie er ge- immer auch alte Gewohnheiten und liebge- kommen ist – als Pilger, mit Frömmigkeit, wonnene Aufgaben: Treue, Geradlinigkeit und einem klaren Blick für das, was getan werden muss. „Ich feiere ja gerne Liturgie. Das ist im Dom natürlich möglich. Aber mir fehlen die Fami- Und so wünschen wir ihm Gottes Se- lienmessen, die Schulgottesdienste. Mir fehlt gen für seinen weiteren Lebensweg und die Vielfalt der Pfarrseelsorge. Und oft denke für die Aufgaben, die auf ihn warten. ich: Heute würde ich in Neuss-Mitte das tun Caja Steffen GR und nun müsste dies erledigt werden. Jetzt Fotos: Jörg Assmann, Norbert Wallrath muss ich ganz neue Aufgaben übernehmen, die ich ja noch gar nicht kenne. Und es gibt eine große Erwartung an mich, das Domka- pitel und die Zukunft der Kirche von Köln mit zu gestalten.“ Ein Blick in die Zukunft – und bestimmt in Ge- danken auch zurück 19
Grenzen überschreiten – vom Loslaufen und Ankommen Das ganze Leben ist eine Reise und wie bei Weg war und wie beglückend es ist, anzukommen und jeder Reise, stößt man auch da immer wieder doch immer noch unterwegs zu sein, mit Ihnen und Euch! an Grenzen. Am Anfang steht der Wunsch, im besten Fall auch ein Ziel, zu dem man Der Weg nach oben sich aufmacht. So machte ich im Jahr 2007 nicht den ersten, dafür allerdings einen sehr Der Weg zu Gott: folgenreichen Schritt: ich meldete mich zu Steil ist er, der Weg. „Theologie im Fernkurs“ an der Katholi- Viele Stufen führen nach oben, schen Akademie / Domschule Würzburg an. Schritt für Schritt kommen wir höher. Das Ziel war klar, der Weg verschwommen sichtbar… Die einzelnen Etappen: Grund- Manchmal scheint der Weg unendlich lang und mühsam, kurs, Aufbaukurs und dann vielleicht der Pastoralkurs, manchmal bleiben wir stehen, um zu verschnaufen. die Berufseinführung als Gemeindeassistentin. Das auch Manchmal schauen wir nach unten, nur, falls ich die Klausuren, Kolloquien und Hausarbeiten wie viel wir schon geschafft haben, irgendwie schaffe – berufsbegleitend mit Familie und so. um uns anschließend zu wundern, wie viel immer noch fehlt. Je länger jemand unterwegs ist, umso mehr verliert sich der anfängliche Enthusiasmus, der Weg wird anstrengen- Beim Aufstieg kann man leicht stolpern, der, und immer wieder stellt sich die Frage: wofür bin ich beim Abstieg kommt schnell der Fall; unterwegs, lohnt sich das? Will ich das? Je länger man das Aufstehen ist in beiden Fällen mühsam. unterwegs ist, ohne stehenzubleiben oder aufzugeben, Es erfordert Kraft und Ausdauer - umso sicherer und deutlicher wird der Weg vor einem. und den unbedingten Willen, noch höher zu kommen. Und so wurde auch mir in all den Jahren immer klarer, dass das mein Weg ist und dass ich auf diesem Weg nicht Das Ziel ist jedoch klar zu erkennen. alleine bin. Viele Freunde haben mich unterstützt und Christus erwartet uns mit offenen Armen. „der Herr stand mir zur Seite“ (2Tim 4, 17). Hindernisse ER entlohnt uns für all unsere Mühen. wurden überwindbar, scheinbare Grenzen wurden durch- In Seinem Licht schauen wir das Licht. lässig, ließen sich überqueren. Der Weg änderte sich beim Caja Steffen, GR Gehen und das Gehen veränderte den Weg und mich glei- Fotos: privat chermaßen. Und so bin ich, nach über 13 Jahren am Ziel angekommen, habe die letzte Grenze überschritten und bin am 12.9.2020 vom Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Kölner Dom zur Gemeindereferentin beauftragt worden. Langsam wird mir bewusst, wie anstrengend der Die Pfarreiengemeinschaft gratuliert Frau Steffen herzlich zur Beauftragung und wünscht Gottes Segen und ein offenes, gutes Zusammenarbeiten 20
Aus dem Gemeindeleben „Pfarrei der Zukunft“ im Erzbistum Köln Beim „Seelsorgebereichsforum zum Pastoralen Zukunfts- Unsere heutigen „Kirchturmgemeinden“ werden solche Ge- weg“ stellte Ende September eine Vertreterin des Erzbis- meinden sein. Daneben sollen in Zukunft neue Formen von tums interessierten Gemeindemitgliedern die aktuellen Gemeinden gefördert werden. Solche Gemeinden können Überlegungen zur „Pfarrei der Zukunft“ vor. aus Gemeinschaften und Gruppen wachsen, die in einer kirchlichen Einrichtung zusammenkommen, z.B. Familien- Während „Pfarrei“ und „Gemeinde“ bislang oft synonym zentren, Krankenhäuser oder Senioreneinrichtungen. Auch gebraucht werden, soll im Erzbistum zukünftig klar unter- Jugendkirchen können eigene Gemeinden sein. schieden werden: Gemeinden sind Orte, an denen Men- schen sich als eine Gemeinschaft im Geiste Jesu Christi Weitere Informationen zur „Pfarrei der Zukunft“ und dem zusammenfinden. Die Pfarrei ist das pastorale und struktu- Pastoralen Zukunftsweg unter www.neuss-mitte.de/zu- relle „Dach“ vieler lebendiger Gemeinden und Körperschaft kunftsweg und unter www.zukunftsweg.koeln. öffentlichen Rechts. 21
St. Barbara soll Stadtteil- und Jugendzentrum werden Der Kirche St. Barbara stehen große Veränderungen be- Café als auch für verschiedene Veranstaltungen genutzt vor. Weil das Kirchengebäude für die gottesdienstliche werden kann. In weiteren Räumen sollen soziale Dienste Nutzung zu groß geworden ist, wird seit gut einem Jahr ihre Angebote machen. Der Bedarf dafür ist groß: Die So- nach Ideen für eine neue Nutzung gesucht. Jetzt gibt es zialstatistik der Stadt Neuss weist für das Barbaraviertel ein Ergebnis. geringe Einkommen, viele Bezieher von Sozialleistungen, viele überschuldete Verbraucher und einen hohen Migran- tenanteil aus. Bevor die neuen Nutzer in die Barbara-Kirche einziehen können, muss gebaut werden: Im Innenraum muss eine weitere Etage eingezogen werden. Ein Treppenhaus, zu- sätzliche Fenster, sanitäre Anlagen und Leitungen … die Liste der Bauarbeiten ist lang. Wichtig ist: Zu den neuen Räumen wird auch eine kleine Kapelle gehören – als Ort des Gebetes und des Gottesdienstes; und als Erinnerung daran, dass es schon im Mittelalter eine Barbara-Kapelle gab, die damals zu einem Leprosenhaus gehörte. Erst einmal gehen die Blicke der Arbeitsgruppe aber zur Initiative Baukultur Nordrhein-Westfalen. Diese hat die Arbeitsgruppe – gemeinsam mit landesweit sieben wei- Klar war von Anfang an, dass die Aufgabe des Kirchen- teren Kirchen – bei ihren bisherigen Schritten begleitet gebäudes nicht zu einem Rückzug der Kirche aus dem und unterstützt. Dies geschah im Rahmen des „Zukunfts- Barbaraviertel führen soll. Im Gegenteil: Die Gemeinde konzeptes Kirchenräume“. Vor wenigen Tagen wurde ein St. Marien, zu der die Barbara-Kirche gehört, ist sich ihrer Zwischenbericht abgegeben. Nun warten alle darauf, ob Verantwortung bewusst und sieht einen großen Bedarf an das Projekt den Sprung in die zweite Phase der Begleitung sozialem Engagement in dem Stadtteil. schafft. Aber wie dem auch sei: Alle Beteiligten sind fest entschlossen, die bisher gesammelten Ideen umzusetzen. Die Arbeitsgruppe, die mögliche Ideen gesammelt und geprüft hat, legt jetzt einen konkreten Vorschlag vor: Die Text und Fotos: Thomas Kaumanns Kirche soll zukünftig als Stadtteil- und Jugendzentrum dienen und so Namensgeber und Mittelpunkt des Viertels bleiben. Die Katholische Jugendagentur Düsseldorf, die schon jetzt ein Jugendzentrum im Barbaraviertel betreibt, möchte einen Teil ihrer Arbeit dorthin verlagern. Zu dem Jugendtreff soll auch ein Saal gehören, der sowohl als 22
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