Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
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Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 Zeitschrift der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin e.V. Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie Heft 36/37, Dezember 2020, Jahrgang 21 ISSN: 1613 - 4419
Impressum Heft 36/37-2020 (Dezember 2020) Die namentlich gekennzeichneten Beiträge ge- ISSN: 1613-4419 ben grundsätzlich die Auffassung der jeweiligen Auflage: 500 Exemplare Autorin/des jeweiligen Autors wieder. Die Redak- tion behält sich sinnwahrende Bearbeitung und Herausgeber: Gestaltung der eingereichten Manuskripte vor. Gesellschaft der Freunde und Förderer der Vete- rinärmedizin an der Freien Universität Berlin e.V. Redaktion: Dr. Tobias Ripp M. A. (LIS) Anschrift: Oertzenweg 19b, 14163 Berlin Titelbild: Valerie Lisser Druck: WIRmachenDRUCK GmbH Mühlbachstr. 7 71522 Backnang www.wir-machen-druck.de In eigener Sache Liebe Leser*Innen, sicherlich wird Ihnen beim Lesen dieser Zeitschrift auffallen, dass an einigen Stellen die männliche oder weibliche Schreibweise verwendet wurde. Die jeweilige Form stellt keine Diskriminierung der anderen Geschlechter dar, sondern dient der einfacheren Lesbarkeit der Beiträge und wurde ent- sprechend der Originalmanuskripte verwendet. Es sind stets alle Personen, unabhängig des Ge- schlechts und der sexuellen Orientierung angesprochen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt. Die Redaktion 2 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Vorwort Liebe Freunde unseres Fachbereiches, und interessante Entwicklungen zu verzeichnen: liebe Studierende, Kolleginnen und Kollegen, Die Kommunikation wurde stark in den digitalen Raum verlagert, mobiles Arbeiten hat es uns er- wir stehen am Ende eines Jahres, das wir noch im möglicht, unsere Aufgaben und Projekte weiter Januar mit diesen Entwicklungen nicht erwartet zu bringen. Wir können stolz sein, wie wir alle ge- hatten. Wir sind es gewohnt zu planen, nach vor- meinsam die Situation gemeistert haben. Es ist ne zu sehen, Ziele zu erreichen und uns zu verbes- ein neues Gefühl des Zusammenhalts entstanden sern. In Jahr der SARS CoV2 Pandemie war dies und auf der anderen Seite auch das Bewusstsein aufgrund der hygienebedingten Vorgaben und gestärkt worden, wie schön es eigentlich ist, auf Restriktionen nur sehr schwer möglich. Aber: wir unserem Campus ein aktives Fakultätsleben zu haben es gemeinsam erstaunlich gut geschafft! haben. Wir danken allen Mitgliedern des Fach- In den Bereichen Lehre und Forschung musste in bereiches für die nicht nachlassende Bereitschaft diesem Jahr sehr flexibel und kreativ reagiert wer- sich den ständig ändernden Anforderungen an- den. Das bedeutete ständige Neuplanung und zupassen und umzuplanen. ein stark reglementierter Arbeitsalltag, bei gleich- Für das kommende Jahr hoffen wir auf eine lang- zeitig auch deutlichen Einschränkungen im priva- sam zurückkehrende Normalität. Spannende Ent- ten Bereich. Die Studierenden mussten ein Studi- wicklungen sind im folgenden Jahr eingeplant. um ohne Campusleben und direkten Kontakt zu Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenz- den Dozierenden kennenlernen, hinzu kamen bei forschung steht kurz vor der Fertigstellung. Der einigen wirtschaftliche Probleme wegen der coro- Einzug der Arbeitsgruppen wird ein wesentlicher nabedingt wegfallenden Studierendenjobs. In der Punkt für das Jahr 2021 sein. Die Laborleitung hat Forschung mussten während des Lockdowns im im Dezember bereits ihren Dienst aufgenom- Frühjahr Labore und Büros geschlossen werden. men. Auch in anderen Bereichen gab es personel- Datenerhebungen waren somit nicht möglich, die le Neuerungen. Herr Karsten Schomaker ist seit Sorge um die laufenden und anstehenden Pro- Januar am Fachbereich und teilt sich mit Frau Dr. jekte sehr groß. Auch in den Kliniken mussten Kosmol die Verwaltungsleitung. Wir wünschen neue Konzepte erstellt und mehrfach angepasst Herrn Schomaker weiterhin eine glückliche Hand werden, um die Klinikarbeit weiter aufrecht erhal- für die anstehenden Aufgaben. In der Pharmako- ten zu können. Die Veterinärmedizin hat in die- logie hat Frau Kollegin Bröer Ihren Dienst ange- sem Zusammenhang nicht nur bei uns im Fach- treten. Darüber freuen wir uns sehr, wir wünschen bereich sondern insgesamt Großes geleistet. In auch ihr viel Erfolg für die neue Aufgabe. den Augen von Politik und Öffentlichkeit sind wir Lassen Sie uns den Blick auf das Jahr 2021 positiv als systemrelevant eingestuft worden. Die Versor- und hoffnungsvoll gestalten. Wir können sicher gung von Tieren wurde als wichtige Priorität und sein, dass wir weiter größtmögliche Vorsicht wal- öffentliche Aufgabe herausgestellt. Dieses trägt ten lassen werden, andererseits aber auch schritt- dazu bei, dass die Rolle der Veterinärmedizin und weise zur Normalität zurückkehren können. Mit- insbesondere auch der Ausbildung von Tierärztin- arbeitende und vor allem unsere Studierenden nen und Tierärzten in der Öffentlichkeit sehr po- können dann hoffentlich wieder Gemeinschaft, sitiv wahrgenommen wird. Dieses konnte durch Campus und Universität erleben, so wie wir es intensive Zusammenarbeit der veterinärmedizi- eigentlich „immer“ gewohnt waren. Hoffen wir, nischen Fakultäten in Deutschland, der Bundes- dass insbesondere die Studierenden den wert- tierärztekammer, den Landestierärztekammern vollen und spannenden Lebensabschnitt des Stu- und vielen Berufsverbänden, zum Beispiel dem diums mit Kommilitonen und Campus erleben Bundesverband praktizierender Tierärzte erreicht können, wie es an der Freien Universität sein soll- werden. te. Dieses Jahr war für uns alle eine Herausforde- Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien frohe rung. Leider konnten auch viele der uns lieb ge- Feiertage und alles Gute, vor allem Gesundheit wordenen Highlights wie der Tag der offenen Tür, für das neue Jahr. die lange Nacht der Wissenschaften oder unse- re Promotionsfeier in diesem Jahr nicht stattfin- Prof. Jürgen Zentek (Dekan des Fachbereiches) den. Bei allem Bedauern über den Wegfall die- Prof. Leo Brunnberg (Vorsitzender der Gesell- ser wichtigen Termine sind aber auch viele neue schaft der Freunde und Förderer) Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 3
Inhalt Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung (TZR) 6 – Endspurt trotz Coronavirus Pandemie Lehre in herausfordernden Zeiten 8 – ein Rückblick auf ereignisreiche Monate Die Veterinärmedizinische Bibliothek während der Pandemie 2020 10 Die physiologischen Übungen in Zeiten von Corona 12 Herzlich Willkommen in der Zukunft – 15 mein Arbeitsbeginn an der FU Berlin im Online-Semester 2020 eSchulTS² 16 - Verbesserung des Tierschutzes bei Transport und Schlachtung von Schweinen und Rindern EVC – Emergency Veterinary Coach 18 Die Mammalia-Arbeitsgruppe zu Gast 21 - Ein interdisziplinäres Symposium 10 Jahre PhD Programm “Dahlem Research School Biomedical 22 Sciences“: Geburtstagsfeier mit Gästen und Promovierenden Nachruf auf Herrn Prof. Busch 24 Nachruf auf Herrn Prof. Budras 25 Nachruf auf Herrn Prof. Sinell 26 Nachruf auf Herrn Prof. Mickwitz 27 Nachruf auf Herrn Hammer 28 Nachruf auf Frau Daberkow 29 Erinnerungen an Frau Daberkow 30 Promotionen 31 Habilitationen 38 Ehrungen und Preise 38 Berufung von Frau Prof. Sonja C. Bröer 39 Herr Karsten Schomaker neu am Fachbereich 39 Herr Prof. Peter-Henning Clausen im Ruhestand 40 Neues aus dem Tier_Garten der Studierenden 41 4 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Corona-Studierendenhilfe 43 Ersti-Tage 2020 - trotz oder wegen Corona?! 44 Sommersemester 2020 45 Ein Jahr nur Zuhause 47 - Ein Bericht über das Jahr der Pandemie und zwei Semester des tiermedizinischen Studiums im eigenen Zimmer Das Praktische Jahr in der Krise 51 – Ein Bericht über die studentische Initiative „Gemeinsam durch Corona“ Öffentliches Gesundheitswesen - Verbesserung der Zusammenarbeit 53 zwischen Human- und Veterinärmedizin Dank an Herrn Bernd Goldmann für den langjährigen Vorsitz der 55 Freunde und Förderer Univ.-Prof. Dr. Leo Brunnberg ist neuer Vorsitzender der 56 Freunde und Förderer Erlebnisbericht über die Hauptversammlung am 24.11.2020 57 Danksagung zur Verleihung der Müssemeier- Medaille am 24.11.2020 59 an Herrn Prof. Dr. Dr. Dieter Großklaus Die Preisträgerin des Gerhard-Reuter-Preises 2020 60 Die Preisträgerin des Nachwuchsförderpreises 2020 60 Trägerinnen der Lehrpreise für Vorklinik unf Klinik 2020 60 Protokoll der Hauptversammlung der Gesellschaft der Freunde und 61 Förderer Hinweise zur Beitragszahlung 2021 63 Antrag auf Mitgliedschaft in der Gesellschaft der Freunde und Förde- 63 rer der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin e.V. Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 5
Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung (TZR) – Endspurt trotz Coronavirus Pandemie Bild 1: Die Baustelle des TZR im Juli 2020 Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzfor- ten sich die neuen Planungsteams zwar in die schung (TZR) des Fachbereichs Veterinär-medizin Unterlagen einarbeiten, Planungslücken schlie- der Freien Universität (FU) Berlin feierte, wie in ßen und Ausschreibungen auf den Weg bringen, der letzten Ausgabe im Jahr 2019 bereits berichtet, die Arbeiten auf der Baustelle waren allerdings am 18. März des letzten Jahres sein Richtfest mit stark eingeschränkt und nur wenige Firmen vor den besten Wünschen der Festredner*innen für Ort tätig. Ein Baufortschritt war aber dennoch eine reibungslose Fertigstellung. zu verzeichnen. So wurde die Verklinkerung der Außenfassade fertiggestellt und der Einbau von Dass das Jahr 2020 uns Alle in vielerlei Hinsicht Fenstern und Außenjalousien sowie der Dachauf- auf eine harte Probe stellen würde, ahnte zu die- bauten fortgesetzt (Bild 1 und 2). sem Zeitpunkt noch niemand. Bereits wenige Monate später wurde der Optimismus durch of- Im Oktober 2020 wurde das Planungsteam dann fenkundig gewordene Planungsdefizite und ei- ein weiteres Mal personell verstärkt und der Ein- nen sich androhenden, massiven Terminverzug bezug der Nutzervertreter*innen intensiviert. getrübt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwick- Inzwischen laufen die Ausführungsarbeiten auf lung und Wohnen sowie die Projektsteuerung Hochtouren und es finden parallel viele Bemus- handelten jedoch umgehend und so wurden die terungstermine statt, so dass die hochkomplexe Planungsteams für Hochbau und tech-nische Ge- technische Ausstattung sowie die Möblierung des werke inzwischen ausgetauscht sowie neue, ef- Hauses zügig voranschreiten. fektive logistische und organisatorische Maßnah- men und Strukturen eingeführt. Bild 2: Das TZR im November 2020 Bild 3: Die Technikzentrale Erschwerend kam im März 2020 die COVID-19 Eine der größten Herausforderungen stellt, neben Pandemie hinzu. Während des Shutdowns konn- der Haustechnik mit den komplexen Lütungsan- 6 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
lagen (Abbildung 3), der Autoklaventechnik (Bild 4) und der Abwassersterilisation, die Einrichtung des Tierhaltungsbereiches mit individuellen Stall- gitterkonstruktionen (Bild 5), Rohrbahnsystemen und Sektionsräumen dar, die nicht nur tierschutz- gerecht, sondern auch für die dort tätigen Mitar- beiterinnen arbeits- und sicherheitstechnisch op- timal ausgestattet werden sollen. Bild 6: Die Laborausstattung Bild 4: Die Autoklaventechnik Bild 6: Blick aus dem Atrium Nerlich, dem TZR-Team hilfreich zur Seite stehen und die benötigten Genehmigungsverfahren zum Betrieb des Hauses vorbereiten und einleiten. Wir hoffen, dass das jetzige Tempo der Bauaus- führung bis zur Fertigstellung beibehalten wer- Bild 5: Die Tierstallausstattung den kann und alle Planungs- und Nutzerteams weiterhin mithalten können. Da nun sowohl die Bis zum Jahreswechsel soll bereits die Innen- Übergabe als auch die Inbetriebnahme des neuen ausstattung der Büros und Labore (Bild 6 und 7) Forschungsbaus absehbar sind, laufen intensive und im Laufe des nächsten Jahres dann auch die Vorbereitungen für die baldige wissenschaftli- Fertigstellung des Tierhaltungsbereiches abge- che Nutzung bereits parallel und zwar mit großer schlossen sein. Im Anschluss wird dann die lang Vorfreude und ungetrübtem Optimismus auf al- ersehnte Übergabe des Neubaus an die FU Berlin len Seiten. und den Fachbereich Veterinärmedizin erfolgen. Text & Bilder: Kerstin Borchers & Kristina Dietert Und auch auf Seiten des Fachbereichs wurde nun personell aufgestockt. So wird ab Dezember 2020 der neue Laborleiter des TZR, Dr. Andreas Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 7
Lehre in herausfordernden Zeiten – ein Rückblick auf ereignisreiche Monate Zur Verminderung der Ausbreitung des neuar- die Studierenden Initiativen, um betroffenen Stu- tigen Corona-Virus SARS-CoV-2 stellte die Freie dierenden zu helfen und freie Praktikumskapazi- Universität Berlin am 20. März 2020 auf einen täten zu identifizieren. Der Bund praktizierender minimalen Präsenzbetrieb um. Mitarbeiten- Tierärzte und der Bundesverband der beamteten de wurden, sofern nicht systemrelevant oder in Tierärzte unterstützen mit Aufrufen an die Kolle- COVID19-Forschung involviert, zur Arbeit im ginnen und Kollegen in der Praxis. Zur Vermei- Homeoffice angewiesen. Der Klinikbetrieb am dung von Studienzeitverlängerungen startete der Fachbereich Veterinärmedizin konnte in einem Fachbereich Veterinärmedizin eine Wahlprakti- stark reduzierten Präsenznotbetrieb dank sehr kumsaktion, an der sich insgesamt 10 vor- und großer Einsatzbereitschaft aller Kolleginnen und paraklinische Institute beteiligten, um im ersten Kollegen weitergeführt werden. Die Behandlun- „Lock-down“ Gelegenheit zur Ableistung tierme- gen erfolgten unter strenger Einhaltung der Hy- dizinischer Wahlpraktika als Ersatz für Teile des gienemaßnahmen. Alle Präsenzveranstaltungen großen kurativen Praktikums anzubieten. Darüber wurden ausnahmslos abgesagt, der Präsenz-Lehr- hinaus wurden am Fachbereich Veterinärmedizin betrieb eingestellt. Der Start des Sommersemes- in Abstimmung mit dem Berliner Landesamt für ters wurde verschoben. Die Lehre wurde binnen Gesundheit und Soziales Ersatzausbildungen de- kürzester Zeit weitestgehend in digitale Formate finiert und entwickelt, welche die Studierenden überführt. Lediglich die Staatsexamensprüfungen als Ersatz für ausgefallene Praktika absolvieren im Studiengang Veterinärmedizin wurden nahezu konnten. Durch den großen Einsatz aller, kamen unterbrechungsfrei entsprechend der Erweiterten solche Ersatzausbildungen schlussendlich aber Prüfungsordnung weiterhin in Präsenz durchge- nur bei 19 Studierenden des 10. Fachsemesters führt. zur Anwendung, die trotz großer Bemühungen keine Alternative für ein abgebrochenes oder ab- Zur Vermeidung von Studienzeitverlängerungen gesagtes Schlachthofpraktikum finden konnten. wurde vom Fachbereich Veterinärmedizin sofort ein Strategiepapier Lehre erarbeitet, welches be- Es ist dem extrem hohen Maß an Engagement, sonders auf die speziellen Bedarfe des Studien- Anstrengung und Kreativität unserer Dozieren- gangs Veterinärmedizin fokussierte. Ziel war es, den zu verdanken, dass nahezu alle Lehrveran- den Studierenden das Studieren ohne Verlust staltungen, sowohl die Vorlesungen als auch alle eines Semesters oder gar eines Studienjahres zu scheinpflichtigen Veranstaltungen des Sommer- ermöglichen. semesters, angeboten werden konnten – größten- teils online. Unsere Studierenden haben in diesen Vor besondere Herausforderungen stellten uns besonderen Zeiten bewiesen, wie überdurch- die unverzichtbaren, praktischen Pflichtanteile schnittlich engagiert, diszipliniert und erfolgsori- im Studiengang Veterinärmedizin, insbesonde- entiert sie am Lehr- und Prüfungsgeschehen teil- re die klinische Rotation und die extramuralen nehmen. Durch vielfältige Aktivitäten haben die Praktika. Teile der Rotation wurden virtualisiert Studierenden sich selbst und die Dozierenden bei und die Rotationseinteilung der Studierenden so der Gestaltung einer TAppV-konformen Lehre in umsortiert, dass schließlich alle Studierenden ein diesen schwierigen Zeiten unterstützt. Mit großer Mindestmaß an Hands-on-Lehre erhalten konn- Zufriedenheit können wir sagen, dass die beiden ten. Dadurch konnten die klinische Rotation so- Hauptziele erreicht wurden - ein lückenfreies, wie auch der in diesem Wintersemester erstma- TAppV- und Lernziel-konformes Lehrangebot und lig durchgeführte Notfallkurs teils online, teils in die realistische Chance aller Studierenden, dieses Kleinstgruppen unter Einhaltung strenger Hygie- Jahr ohne Studienzeitverlust zu überstehen. Dar- nemaßnahmen erfolgreich durchgeführt werden. auf können wir alle sehr stolz sein! Die Resonanz und das Feedback seitens der Stu- dierenden waren durchweg sehr positiv. Nachdem wir uns für das Wintersemester alle sehr und mit zunächst berechtigter Hoffnung auf Aufgrund der COVID19-Pandemie wurden vie- eine Rückkehr zur „verantwortungsvollen Nor- le geplante oder bereits begonnene Praktika der malität“ gefreut hatten, werden aktuell die Lehr- Studierenden abgesagt bzw. abgebrochen. Mit und Lernbedingungen durch erneut sehr hohe großem Engagement starteten und koordinierten SARS-CoV-2-Infektionszahlen wieder erschwert. 8 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Die letzten Wochen haben jedoch gezeigt, dass alle am Fachbereich sehr professionell mit dieser Situation umgehen und wir die Präsenzlehre in den scheinpflichtigen Übungen auch in diesen kommenden schwierigen Zeiten aufrechterhalten können. Bild: Digitalisierung von Lehrveranstaltungen in Zeiten von COVID-19 Ihr Dekanat des Fachbereichs Veterinärmedizin Text: Nadine Schunter & Jörg Aschenbach Bild: Jörg Aschenbach Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 9
Die Veterinärmedizinische Bibliothek 2020 während der Pandemie Aufgrund der Pandemie wurden Mitte März die bieten auch nur die Lizensierung eines Titels oder Bibliotheken der Freien Universität für die Benut- einer Datenbank mit EBooks an. Die in Print er- zung geschlossen und die MitarbeiterInnen in worbenen Titel wurden vom Händler an die Pri- das mobile Arbeiten geschickt. vatadresse der Leitung geschickt, diese sendete Bilder der zur Katalogisierung notwendigen An- Die Möglichkeit, sich Lehrbücher vor dem Aus- gaben an die MitarbeiterInnen. Die Bücher wur- leihen durchblättern oder für die Doktorarbeit zu den anschließend nach Düppel gebracht, um Bar- recherchieren, mit seiner Lerngruppe zu treffen codes einzukleben und sie ggf. mit der Fachpost oder in Ruhe beim Kaffee zu lesen, in den Regalen an die MitarbeiterInnen in den Einrichtungen zu zu stöbern oder den PC Pool zu nutzen, sich ein- verschicken. fach bei Musik über Kopfhörer auszuruhen oder auf einer der Couches ein kleines Nickerchen zu Bereits im Mai starteten die Bibliotheken der halten, ein offenes Ohr für Fragen zu finden und Freien Universität schrittweise eine kontaktarme BeraterInnen zu haben - All das, was unser Selbst- Ausleihe, bei der die NutzerInnen Medien über verständnis als ein Herzstück des Campus aus- den Onlinekatalog vorbestellen und dann in der macht, durften wir plötzlich nicht mehr anbieten. Bibliothek abholen können. Seit Ende Juni bietet Glücklicherweise verfügte unsere Bibliothek über auch unsere Bibliothek diesen Service an, nach- ausreichend Laptops, um die KollegInnen aus den dem ein Hygienekonzept erstellt wurde und an Bereichen Erwerbung und Bestandsbetreuung der Leihstelle Schutzeinrichtungen angebracht kurzfristig technisch auszustatten, da in diesen wurden. Ein großer Dank geht hierfür an Herrn Bereichen nur mit von der ZEDAT administrier- Klitzke und Herrn Kassuhn, durch deren hand- ten Rechnern gearbeitet werden darf. Die weitere werkliche Unterstützung wir uns nicht mit einer Betreuung des Bestandes und die Fortführung Notlösung zufriedengeben mussten, sondern der Erwerbung waren somit gesichert. Im März eine dauerhaft nutzbare Lösung finden konnten. wurde kurzfristig das Vetcenter von Thieme als zusätzliche Datenbank lizensiert, um neben den bereits vorhandenen EBooks die elektronische Verfügbarkeit der wichtigsten Lehrbücher für die Studierenden sicherzustellen. Die Bibliotheken an der Freien Universität verlängerten die maxi- male Leihfrist auf ein Jahr, automatisierten die Verlängerungen und setzten die Mahngebühren sowie die Vormerkungen während der Schließ- zeit aus. In der Zeit von Mitte März bis Juni war der Nutzungsbereich unserer Bibliothek auf aus- schließlich elektronische und telefonische Bera- tung umgestellt, auch der physische Zeitschrif- tenumlauf für die Einrichtungen am Fachbereich wurde eingestellt. Gleichzeitig organisierten die Bibliotheken ab April einen kostenlosen Digita- lisierungsservice für Titel aus dem Bestand. Die Wochentage wurden unter den freiwilligen Mitar- beiterInnen für einen Vor-Ort-Dienst zur Digitali- Bild 1: Die Leihstelle mit dem neuen Plexiglas- sierung aufgeteilt. schutz Die Erwerbung lief mit einer E-Preferred-Stra- Aufgrund der geschaffenen Onlineangebote stieß tegie, d.h. einem Schwerpunkt auf elektronische die kontaktarme Ausleihe allerdings auf relativ Ressourcen. Allerdings ist die reine Erwerbung geringe Resonanz, der Campus Düppel wurde elektronischer Medien für Bibliotheken heutzuta- bei ausbleibenden Lehrveranstaltungen ebenfalls ge nicht praktikabel. Einige Titel sind als EBook insgesamt nur sehr mäßig genutzt. Als nächsten für Bibliotheken im Vergleich zur Printausgabe Schritt bereiteten wir das Angebot von Leseplät- sehr teuer oder nicht verfügbar, manche Verlage zen vor und erstellten hierfür einen Hygieneplan, 10 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
ein System für die Onlinereservierung der Plätze, sowie ein Leitsystem im Haus. Das Vorhaben ver- zögerte sich jedoch aufgrund eines Defekts an der Dachfensteranlage. Hinzu kam das Veto des Ge- samtpersonalrates, weil das Angebot von Leseplät- zen nicht dem gültigen Rahmenhygieneplan der Freien Universität entsprach. Aus diesen Gründen konnten wir erst mit Beginn der Vorlesungszeit im November wieder einzelne Leseplätze anbie- ten. Auch dieses Angebot wird nur sehr mäßig genutzt, was wohl an der deutlichen Reduktion des Präsenzunterrichts und der verschlechterten Infektionslage liegt, die unter anderem eine Mas- kenpflicht im gesamten Haus (inkl. dem jeweili- gen Leseplatz) mit sich bringt. Bild 4: Personenleitsystem an den Treppen Uns bleibt die Hoffnung auf eine Normalisierung in 2021 und die damit verbundene Rückkehr der Studierenden auf den Campus. Unsere Bibliothek ist ein Ort des Lernens, der Begegnung und des Austausches. Die Reaktionen aus einzelnen Kon- takten mit NutzerInnen haben uns darin bestä- tigt, die Bibliothek als einen Ort mit ausgepräg- tem „Wir-Gefühl“ zu sehen. Einfach ein Ort, der Teil des gemeinschaftlichen Campuslebens ist und dieses mitgestaltet. Das war die Veterinär- medizinische Bibliothek und wird sie auch wieder sein. Wir freuen uns darauf, 2021 unsere NutzerInnen Bild 2: Leitsystem im Aus- bzw. Eingangsbereich hoffentlich bald wieder in gewohnter Form be- für die kontaktarme Ausleihe grüßen zu dürfen. Bleiben Sie gesund! Text & Bilder: Vetmed Bib Bild 3: Beispiel eines Leseplatzes. Jeder Platz ist mit Hygienehinweisen (links) und Platznummer versehen. Der Abstand zwischen den Leseplätzen beträgt 2m (markiert mit Flatterband). Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 11
Die physiologischen Übungen in Zeiten von Corona Im Januar konnte man die ersten Meldungen mal gelacht, wenn z.B. eine Katze vor die Kamera über sterbende Ärzte und Schwestern aus China stiefelte oder sich auf der Tastatur niederließ. in den Zeitungen lesen, und Freunde aus Chi- na schickten Warnungen, man solle eine Maske Zum Glück verfügten wir bereits aus den Vorjah- tragen. Anfang März begann dann auch das Ro- ren über einiges an Tools. Unser Übungsskript, bert Koch Institut jeden Tag die Fallzahlen aus das in tet.folio umgesetzt ist, hat uns gerade in Deutschland zu veröffentlichen, die Pandemie diesem Semester die Arbeit extrem erleichtert. explodierte weltweit. Es musste ganz dringend In diesem webbasierten Autorentool können auf etwas passieren und im März kam der Lockdown. Webseiten Texte, Bilder aber auch Audios, Videos, Jetzt war es klar, was wir bereits befürchtet hat- Tests oder Puzzles sowie Programme oder auch ten: unsere physiologischen Übungen, Kernstück Excel-Dateien zum Download zur Verfügung ge- der Ausbildung in unserem Fach, würden nicht in stellt werden. der gewohnten Form stattfinden können. Für uns subjektiv doch erstmal ein Schock – wenn auch Über einen Link auf einer tet.folio-Seite starteten im Grunde ein Nichts im Vergleich zur Pandemie. die Studierenden per Mausklick beispielsweise In den physiologischen Übungen lernen die Stu- ein Video zum Versuch an den Vormägen (Bild 1); dierenden nicht nur Theoretisches, sondern ganz die anhängigen Fragen wurden dann vom jewei- praktisch, wie man Tiere untersucht, Messungen ligen Studierenden in vordefinierten Textfeldern durchführt und diese auswertet. So lernen die innerhalb der Seite beantwortet. Die Antworten Studierenden z.B. wie man ein Meerschwein- wurden dann – ganz wie in den „realen“ Übun- chen beruhigt, bei einem Hund Reflexe auslöst, gen - in der WebEx Gruppe per Screen-Sharing mit einer Kuh im Stall umgeht. Aber auch, wie präsentiert und besprochen. man eine Blutprobe untersucht und welche Si- cherheitsregeln dabei zu beachten sind. Es wird mikroskopiert, pipettiert und an Mensch und Tier Untersuchungen durchgeführt. Sehr oft muss auch gerechnet werden. Am Schluss steht dann die Ausformulierung eigener Texte oder die Er- stellung von Graphen in Excel. Immer geht es darum, nicht nur auswendig zu lernen, sondern aktiv selbst zu handeln, zu beobachten, heraus- zufinden, warum etwas nicht funktioniert und Probleme zu lösen. Bei all diesen Vorgängen wird natürlich auch die Kommunikation in der Gruppe geübt, das Präsentieren von Daten, das aufmerk- same Zuhören, die Beantwortung von Fragen. Bild 1: Versuch zum Vormagen: Ein Video zum Also alles zentrale Dinge, die später im Beruf nö- Versuch ergänzt die Textaufgaben des online tig sind. Es ist klar, dass so etwas online nur be- Skripts grenzt funktionieren kann. Aber Vieles geht halt doch. In einem anderen Versuch konnten interaktiv Ge- rinnungszeiten vom Blutplasma bestimmt wer- Unser Ziel war es, das reale Übungsgeschehen den (Bild 2). Die theoretischen Kenntnisse wur- möglichst detailgetreu abzubilden. Der Unterricht den anschaulich-bildhaft mittels Tests vertieft. in Kleingruppen mit maximal 12 Studierenden pro Betreuer sollte auf jeden Fall erhalten bleiben und Der Praktikumsversuch zum blinden Fleck wur- wurde in Form von WebEx Seminaren realisiert. de nach Einführung durch einen online Film zu- Nach anfänglicher Scheu klappte es auch meis- hause mit einfachem Haushaltsmaterial durch- tens gut und Kameras und Mikrophone wurden geführt (Bild 3). Das klappte auch phantastisch. eingeschaltet (und auch wieder ausgeschaltet) - Schwieriger war es dann, die richtigen Werte zu je nachdem, wie es die Situation erforderte. Die berechnen! Als sehr nützlich erwiesen sich zusätz- „Geisterstimmung“, die anfänglich oft zu spüren liche Filme, die bei Bedarf im WebEx Chat vom war, schwand so zunehmend und es wurde auch Betreuer zur Verfügung gestellt werden konnten. 12 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Zuerst musste aber immer alleine oder mit dem Auch der Versuch zur Farbwahrnehmung musste Laborpartner getüftelt werden. durch einen Film ersetzt werden; aber die subjek- tiv unterschiedlichen Werte konnten wie immer in der Gruppe ausgetauscht werden. Die Auswer- tung erfolgte wie jedes Jahr mittels eines aus tet. folio herunterladbarem Excelblatts (Bild 5). (Fast) alle Studierenden haben so gelernt, dass es doch viel einfacher und sicherer ist, mittels geeigneter Programme Zahlenmaterial zu verarbeiten als im Taschenrechner Zahlen einzutippen und abzu- schreiben oder gar Kopfrechnen zu üben. Bild 2: Versuch zur Blutgerinnung: Mit der Stopp- uhr kann im Bildschirmexperiment der Zeitpunkt bestimmt werden, an dem das Blut gerinnt. Für die Theorie gibt es ein Online-Quiz. Bild 5: Versuch zur Farbwahrnehmung: Ein vorbe- reitetes Excelblatt zum Herunterladen vereinfacht die Auswertung Virtuelle Labore der Serie „Virtual Physiology“ waren in den Vorjahren auf Praktikums-PC am Institut oder auch im PC-Pool des Fachbereichs installiert. Glücklicherweise stellte uns die entwi- Bild 3: Blinder Fleck: Realer Versuch mit Haus- ckelnde Firma Software und Lizenzschlüssel zur haltsmaterial und viel rechnen! Verfügung, die an die Studierenden aus tet.folio heraus verteilt werden konnten. Auf diese Weise Nach betrachten eines Films zum EKG beim Hund wurden sie in die Lage versetzt, die Software auf und beim Menschen erfolgt die Auswertung der den eigenen Windows-PC zuhause zu installie- Ergebnisse ganz genau wie in jedem Semester – ren. Hier konnten dann in verschiedenen Labo- aber mit einem „virtuellen“ frei beweglichen EKG- ren zum Nerv, Muskel, Darm oder Herzen virtu- Lineal (Bild 4). elle Organpräparate eingespannt und Pharmaka appliziert werden – im eigenen Tempo und mit der Möglichkeit, auch nach dem Ende der Übung selber verschiedenste Dinge auszuprobieren (Bild 6). Was passiert, wenn man den Messbereich am Oszilloskop anders einstellt? Wie wirkt es sich aus, wenn man zusätzlich zu einem Alpha-Blocker auch noch einen Beta-Blocker appliziert? All dieses in so kurzer Zeit zu verwirklichen war nur möglich durch den unendlich großen Einsatz aller am Institut für Veterinär-Physiologie Mitar- beitenden, die Vieles größtenteils schon umsetz- ten, noch bevor es mit dem Lockdown wirklich Bild 4: Auswertung eines EKGs: frei bewegliche ernst wurde. Hier wurden einige Nächte durch- Objekte ermöglichen die Auswertung online. gearbeitet. Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 13
Bild 6: Wirkung von Pharmaka am Herzen: Der interaktive Versuch findet im virtuellen Labor am Rechner zuhause statt. All dieses in so kurzer Zeit zu verwirklichen war nur möglich durch den unendlich großen Einsatz aller am Institut für Veterinär-Physiologie Mitar- beitenden, die Vieles größtenteils schon umsetz- ten, noch bevor es mit dem Lockdown wirklich ernst wurde. Hier wurden einige Nächte durch- gearbeitet. Zu Semesterende wurde dann die „virtuelle“ Öff- nung des Praktikumssaals vor dem Physikum zur Wiederholung der physiologischen Übungen angeboten. Hier erhielten alle Studierenden die Möglichkeit noch einmal alles prüfungsrelevante aktiv in Gruppen durchzugehen um sich adäquat vorzubereiten. Unser Dank gilt auch den Studierenden, die sich in die Software eingearbeitet haben, uns freund- lich auf kleinere Probleme aufmerksam gemacht haben, und aktiv an allem mitgearbeitet haben. Natürlich wird eine derartige Virtualisierung die haptischen Erfahrungen die im Rahmen eines klassischen Praktikums gemacht werden, nicht ersetzen können - aber: wir haben viel gelernt und denken, Einiges davon wird bleiben, auch wenn der Impfstoff kommt und wir wieder „real“ aktiv werden können. Text: Friederike Stumpff & Manfred Sommerer 14 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Herzlich Willkommen in der Zukunft - mein Arbeitsbeginn an der FU Berlin im Online-Semester 2020 „Das Internet ist nur ein Hype“, diese Aussage soll in ein solches Online-Semester startet, so dass Bill Gates 1993 getroffen haben. Heute können wir man Vorlesungen vertonen kann und auch eine sagen, dass dies wohl ein Irrtum war. Dennoch ha- abwechslungsreiche Power-Point Präsentation ben wir vermutlich alle nicht damit gerechnet wie gestalten kann. Sicherlich war es bei mir auch sehr wir doch mittlerweile vom Internet abhängig zusätzlich von Vorteil, dass ich mich vor einigen sind oder vielleicht optimistischer formuliert, wie Jahren bei der Anfertigung meiner Dissertation sehr wir mittlerweile Nutzen aus ihm schöpfen schon eingehend mit E-Learning beschäftigt hat- können. Gerade in diesem Jahr – 2020 - mit dem te. Die Digitalisierung der Lehre, vielleicht auch Auftauchen von Sars-CoV-2. vor allem in der Tiermedizin, steckt nun mal ein- deutig noch in den Kinderschuhen. Finanzielle So kam es aufgrund des Lockdowns dazu, dass Aspekte und somit auch fehlende Fachkräfte der mein Bewerbungsgespräch schon online statt- IT, um neue E-Learning Tools zu programmieren fand und auch meine ersten Arbeitswochen im sind sicher das größte Hindernis. Mai im Homeoffice starteten. Auf jeden Fall mit genug Arbeit ausgestattet war Eigentlich gewohnt als praktische Tierärztin mit- ich dann im Homeoffice beschäftigt und konnte tendrin zu sein und vor Ort zu arbeiten, war ich auch endlich ein paar Wochen später eine Hälfte also aufgrund des Lockdowns an den PC zu Hau- der Kollegen vor Ort kennenlernen. Diese waren se gebunden. So fing ich an für das Institut für mittlerweile in 2, sich wöchentlich abwechselnde Geflügelkrankheiten zu arbeiten ohne je das Ge- Teams aufgeteilt, um den Betrieb auch im Sars- bäude betreten zu haben. Das Gebäude nicht zu Covid-Fall aufrecht erhalten zu können. Und in kennen ist aber wohl halb so schlimm, wenn man meiner Einarbeitungswoche war es dann auch so hinzunimmt, dass ich ja auch den Großteil der wie ich es oben bereits erwähnt hatte, mit Füh- neuen Kollegen noch gar nicht kannte. Zumin- rung und Sprechstunden, eben fast so wie man es dest die anderen Wissenschaftlichen Mitarbeiter gewohnt ist. Aber am wichtigsten: endlich auch und meine Chefin konnte ich über Webex Teams mal weitere Gesichter - wenn auch mit Masken - schon sprechen. zu den Namen! Also statt mit einer Führung durch die Klinik in- Aufgrund der Teamaufteilung sah ich meine Che- klusive Erklärung der Arbeitsabläufe und dem fin sogar erst 4 Monaten nach der Einstellung Behandeln von Patienten zu starten, erst einmal endlich mal „live“, was nach so langer Zeit schon über das Institutslaufwerk durch diverse Ordner bemerkenswert ist. stöbern und lesen, lesen, lesen. Insgesamt ist es wohl so, dass diese momenta- Die Praktiker unter Ihnen werden wohl nachvoll- ne Situation wohl vor allem für die Studierenden ziehen können, dass das zunächst eine Umstel- schwer ist, gerade in einem sowieso schon viel zu lung war und man irgendwann auch nicht mehr theoretischem Studium wie der Tiermedizin, auch nur lesen möchte. wenn es ja dennoch mit hohen Hygieneauflagen zu praktischen Präsenzveranstaltungen kommt. Man möchte aktiv mitgestalten und auch von Nut- zen sein, zum Glück konnte ich mich dort dann Aus meiner Sicht kann ich sagen, ich habe mich auch einbringen und die Klinischen Demonstra- doch recht schnell an den Online-Kontakt ge- tionen mit vorbereiten, welche ja nun auch online wöhnt, vielleicht auch, weil ich sehr herzlich auf- abrufbar sein mussten. genommen wurde, trotz der eigentlichen Ferne. Grundsätzlich ist der Umgang mit dem PC ja All- Schlussendlich muss man wohl feststellen, dass tag mit dem ich wie alle anderen meiner Genera- wir wohl froh sein können, dass Bill Gates nicht tion aufgewachsen sind und so sind brb, afk und recht hatte, als er sagte, dass das Internet nur ein Discord keine Fremdwörter für mich, das macht Hype wäre. Gut, dass jeder sich auch mal irrt! einen mitnichten aber noch lange nicht zu ei- nem Programmierer. Immerhin ist dieser alltäg- Text: Andrea Niehues liche Umgang mit dem PC hilfreich, wenn man Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 15
eSchulTS² - Verbesserung des Tierschutzes bei Transport und Schlachtung von Schweinen und Rindern ten beim Transport und bei der Schlachtung von Rindern und Schweinen. E-Learning Schulungs- angebote sollen je nach Tätigkeit, Vorbildung und Sprachkenntnis der Mitarbeitenden (z. B. beim Transport von Rindern und Schweinen und auf den verschiedenen Stationen am Schlachthof, so- wie den Tierschutzbeauftragten) auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt werden. Dafür werden mittels Systematic Literature Review für beide Tierarten die relevanten Aspekte im Umgang mit den Tieren herausgefiltert, bei denen eine geziel- te Anleitung der MitarbeiterInnen einen Einfluss auf die Umsetzung und Verbesserung des Tier- schutzes hat. Mithilfe einer anschließenden Del- phi-Umfrage unter ExpertInnen für Tiertransport und Schlachtung im deutschsprachigen Raum sollen die identifizierten Arbeitsschritte nach ih- Das Projekt eSchulTS² ist ein gemeinschaftliches rer Wichtigkeit und der jeweiligen Veränderbar- Projekt folgender Institute der FU Berlin: der AG keit bezüglich der Verbesserung des Tierschutzes Fleischhygiene des Instituts für Lebensmittelsi- beurteilt werden. cherheit und -hygiene, des Instituts für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde, des Insti- Zur didaktischen Anpassung des Weiterbildungs- tuts für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie angebots an die jeweiligen Zielgruppen wird vom und dem Fachbereich Erziehungswissenschaft Kooperationspartner aus der Erziehungswissen- und Psychologie, Arbeitsbereich Weiterbildung schaft eine Zielgruppenanalyse zur Erfassung der und Bildungsmanagement. Industriepartner des Voraussetzungen und Problematiken bezüglich Projekts ist die Tönnies Holding Aps und Co KG. der Inhaltsvermittlung (z. B. Sprache, Bildungs- Gefördert wird das Projekt vom Bundesministe- hintergrund, technisches Verständnis) durchge- rium für Ernährung und Landwirtschaft (Förder- führt. kennzeichen 2817806A18). Das Projekt startete im März 2020 direkt während Ziel des Projekts ist die Verbesserung des Tier- des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie und schutzes durch gezielte Schulung von Beschäftig- damit während der Kontaktbeschränkungen und Tabelle 1: Hürden und Chancen eines Projektstarts während der COVID19-Restriktionen 16 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Institutsschließungen, was einige Hürden, aber das Pendeln zwischen den Standorten in Düppel auch Chancen mit sich brachte. Diese haben wir und Dahlem entfällt, sondern auch die Kommu- in Tabelle 1 zusammengefasst und wollen auf ein- nikation mit unserem Industriepartner Tönnies zelne im Folgenden weiter eingehen. funktioniert sehr gut ohne zusätzliche Reisen, wobei der Austausch beim Kaffeetrinken, der viel- Gerade zum Projektstart stellte der Lockdown fach für kleine spontane Abstimmungen genutzt und die damit verbundenen Homeoffice-Vorga- wird, leider entfällt. be der Freien Universität Berlin das Problem dar, dass sich die Einstellungsverfahren verzögerten. Auch beim wöchentlichen Jour-Fixe des Kern- Das lag zum einen an der veränderten Verfügbar- teams hat sich das Onlineformat bewährt (Bild 1). keit von an den formalen Vorgängen beteiligten Der so stattfindende Austausch über Fortschritte MitarbeiterInnen und zum anderen mussten erst und das Besprechen der Aufgaben ist für alle Mit- Regelungen gefunden werden, wie Vorstellungs- arbeiterInnen der Standorte Dahlem und Düppel gespräche in digitaler Form abgehalten werden eine effektive und zeitersparende Alternative. konnten und durften. Einige der neuen Mitar- beiterInnen sahen sich zusätzlich vor die Heraus- forderung gestellt, monatelang nicht persönlich in die Institute und an ihren neuen Arbeitsplatz zu können. Somit fehlte die Einarbeitung vor Ort und vor allem auch der persönliche Kontakt zu anderen Instituts- und ProjektmitarbeiterInnen. Eine der größten Herausforderungen war, dass aufgrund des mobilen Arbeitens und der Kontakt- beschränkungen die kurzen Austauschwege zwi- schen den Projektbeteiligten am Campus fehlten. Somit wurden kleinere, teilweise auch wichtige Fragen gesammelt, um diese komplett bei einem Bild 1: Der wöchentliche Jour-Fixe im Projekt Meeting abzuarbeiten. Dadurch waren und sind eSchulTS² findet derzeit in Form eines online die Rückkopplungsschleifen deutlich verlängert. Meetings statt Das Positive dabei ist, dass eigene Fragen im Vor- feld besser durchdacht werden können, um diese Trotz der genannten Herausforderungen, die zu im Meeting effektiv abzuarbeiten. Da dabei meist einigen zeitlichen Planänderungen führten, kön- eine Präsentation genutzt wird, tragen diese zu- nen wir gerade durch die Flexibilität zu Beginn dem subjektiv zu einer Verbesserung des Gedan- des Projektes eSchulTS2 (Literaturrecherche, Pla- kenordnens und -visualisierens bei. nungen, Vorbereitung der weiteren wissenschaft- lichen Teilvorhaben) sehr gut mit den Restriktio- nen durch COVID-19 umgehen und sind somit Die im Projekt zu erstellenden Schulungsma- gut aufgestellt, um das Projekt im vorgesehenen terialien werden direkt für die Verwendung an Rahmen und der vorgesehenen Zeit bearbeiten Schlachthöfen erstellt. Dafür sollte in den ersten zu können. Projektmonaten ein Besuch auf einem am Pro- jekt beteiligten Schlachthof anstehen, um sich Text: Veronica Duckwitz, Rudi Isbrandt, Svea Nico- vor Ort ein besseres Bild zu machen und tiefer in laison, Lisa Buchwald, Nina Langkabel, Mechthild die Abläufe einsteigen zu können. Aufgrund des Ladwig-Wiegard, Fabienne Eichler, Jörg Altemei- Dienstreiseverbots von Seiten der Freien Univer- er, Harm Kuper, Christa Thöne-Reineke, Diana sität Berlin und den teilweise sehr angespannten Meemken, Marcus Doherr Situationen auf den Schlachthöfen war es jedoch bis heute nur möglich, die theoretischen Grund- lagen des Projekts zu erarbeiten. Allerdings haben sich auch Vorteile ergeben. Da zeitweilig keine Präsenzmeetings durchführbar waren und die Universität nun mit guten Online- alternativen ausgestattet ist, gestalten sich die Meetings ressourcenschonender, denn nicht nur Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 17
EVC – Emergency Veterinary Coach Nach einer einjährigen Planungsphase, fand Der Emergency-Veterinary-Coaching-Kurs be- im Sommersemester 2020 zum ersten Mal der steht aus drei aufeinander aufbauenden Kurs- Kurs „Notfallmedizin und Coaching“ statt. Das komponenten, die alle Studierenden eines Jahr- Kurskonzept war zunächst unter dem Begriff gangs durchlaufen: „Emergency Medical Coach“ (EMC) skizziert wor- den und wurde schließlich unter dem Namen (1) Allgemeiner Coaching-Kurs „Emergency Veterinary Coach“ (EVC) als Lehr- (2) Spezifische Coaching-Unterweisung an einer projekt des Fachbereichs mit Unterstützung von Lernstation (Notfallstation) CeDiS und SUPPORT für die Lehre ins Leben (3) Angewandtes Peer-to-Peer Coaching an Not- gerufen. Zurück geht die Idee für den Kurs auf fallstationen im eigentlichen Notfallkurs die Evaluation des Fachbereichs durch die Euro- pean Association of Establishments for Veterinary Der allgemeine Coaching-Kurs wurde im zurück- Education (EAEVE) im Jahr 2017, wo ein Augen- liegenden Sommersemester 2020 an drei Termi- merk auf die Notwendigkeit einer strukturierten nen unter der Leitung von Herrn Prof. Kaufer, Notfallausbildung gelegt wurde. Im Nachgang PhD, durchgeführt. Angesichts der zu dieser Zeit wurde das EVC-Projekt von Lehrdekan Prof. Dr. bestehenden Pandemie wurde das Präsenzformat Aschenbach und Frau Lena Vogt gemeinsam auf die Webex-Funktion Training umgestellt, so- mit den Kliniker*innen ins Leben gerufen. Im dass weiterhin interaktiv in Kleingruppen gear- Vordergrund des Konzeptes steht die praktische beitet werden konnte, aber eben digital statt in Notfallausbildung von Studierenden des 8. und Präsenz. Thematisch lag der Fokus auf Kommu- 9. Fachsemesters. Anhand von ausgewählten, in nikation im Team, Feedback geben und anneh- der Praxis häufig vorkommenden Beispielfällen men, Konfliktsituationen bewältigen und dem sollen die Studierenden an insgesamt 16 Notfall- Verständnis der Rolle als Coach. Der allgemei- stationen Entscheidungsprozesse verstehen und ne Coaching-Kurs baut auf den bisher erlernten entwickeln sowie Hands-on Fertigkeiten erlernen kommunikativen Kompetenzen der Studierenden und anwenden. Das Gesamtkonzept basiert auf auf, damit Sie im Notfallkurs als Coach und im der didaktischen Lehrmethode des Peer-to-Peer Team agieren können und später in der Praxis Teachings, welches gleichzeitig klinisch-prak- leichter diese Rolle einnehmen können. tische Fertigkeiten und Schlüsselkompetenzen „von Studierenden für Studierende“ auf Augen- höhe vermittelt. Bild 1: Der Modellpatient bei der Blutentnahme Bild 2: Besprechung zum Thema Beatmung des Patienten (Hund) 18 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Parallel zur Entwicklung und Durchführung des allgemeinen Coaching-Kurses wurde an der Eta- blierung des eigentlichen Notfallkurses mit zu- nächst acht Stationen – 2 aus jeder Klinik - gear- beitet. Die Projektbeteiligten kümmerten sich um Modellbestellungen, führten Dreharbeiten mit CeDiS durch, editierten Videos und Animationen, planten die praktischen Stationen und erstellten Lehrmaterialien in tetfolio. Bild 4: Auswertung Ultraschall Bild 3: Blutentnahme/Dauerzugang (Hund) Durch die anhaltenden COVID-19 Regelungen li- mitiert, beschlossen das EVC-Kernteam und die Kliniker*innen gemeinsam, das Kurskonzept um- zustellen und das Coaching im kleinen Rahmen und auf freiwilliger Basis durchzuführen. Ur- sprünglich war der Durchlauf von den acht Not- fallstationen aus den vier Kliniken in einer Woche Bild 5: Übungsstation zur Blutentnahme bei Tier- geplant. Um aber die Kontaktzeit und die Begeg- seuchenverdacht nungen zu minimieren, wurden die Gruppen ver- kleinert und zu Tageskohorten zusammengefasst, Kalb entbunden. Alles erfolgte unter Zuhilfenah- so dass jeder Kohorte Programmteile aller vier me von verschiedenen Modellen, um eine si- Kliniken kondensiert an jeweils einem Tag ange- chere Lernumgebung für die Teilnehmenden zu boten wurde. Der Kurs erstreckte sich dabei ins- schaffen und Wiederholungen zu ermöglichen. gesamt über eine Woche vom 28.09. – 02.10.2020. Die Tierklinik für Fortpflanzung wendete im Not- fallkurs auch bereits das Coaching-Konzept an. Auf die Notfallwoche konnten sich die Studieren- Nachdem am 24.09.2020 das spezifische Coa- den mit virtuellen tetfolio-Stationen und Lehrvi- ching von einigen freiwilligen Studierenden ab- deos vorbereiten. Dadurch konnte im Notfallkurs solviert worden war, konnten die Student-Coa- der Fokus auf der praktischen Durchführung und ches in der Notfallwoche testweise ihre Rolle als dem Hands-on Training liegen. In der Klinik für Coach ausprobieren und ihre Kommiliton*innen kleine Haustiere wurden ein angefahrener Hund an den einzelnen Stationen anleiten. Der Ein- und eine Katze mit Dyspnoe notfallversorgt, in satz der Student-Coaches wurde sowohl von den der Klinik für Pferde musste ein Koliker behan- Studierenden als auch von den supervisierenden delt und ein Hufabszess versorgt werden, in der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen als äußerst Klinik für Klauentiere gab es einen Seuchenfall zu positiv bewertet. Die Gesamtevaluation des Kur- erkennen und in der Tierklinik für Fortpflanzung ses fiel, zur Freude aller Beteiligten und trotz der wurde eine Hündin in Geburt vorgestellt und ein Corona-Anpassung, auch sehr positiv aus. Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 19
Bild 6: Übung am Modell (Pferd) Bild 9: Anleitung am Kuhmodell Die Planung für das nächste Jahr läuft bereits auf Hochtouren. Es sollen weitere acht Stationen er- arbeitet werden, sodass der Notfallkurs im Ok- tober 2021 mit allen 16 Stationen über 2 Wochen stattfinden kann. Neue Stationen in Planung sind unter anderem ein Reproduktions-Fall beim Pferd, FLUDT beim Kater und der Uteruspro- laps beim Schaf. Das allgemeine Coaching wird Corona-bedingt im Februar 2021 wieder in ei- nem Webex Format von Herrn Prof. Kaufer ,PhD mit Unterstützung von Prof. Dr. Bahramsoltani durchgeführt. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Betei- ligten, die diesen Kurs möglich gemacht haben und freuen uns auf den nächsten Kursdurchlauf in 2021. Bild 7: Verlegen einer Nasen-Schlund-Sonde Text & Bilder: Vera Losansky Bild 8: Geburtssimulator (Kuh/Kalb) 20 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Die Mammalia-Arbeitsgruppe zu Gast - Ein interdisziplinäres Symposium Die Tierklinik für Fortpflanzung und das Institut ze, Studien zu den Folgen von Kastrationen von für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstier- Hunden sowie Studien zu Schilddrüsenerkran- kunde der Freien Universität waren Anfang Ok- kungen. tober Gastgeber der Mammalia-Arbeitsgruppe unter der Leitung des Zoologen und Verhaltens- Auch Forschungsvorhaben zu exotischeren Tieren biologen Dr. Udo Ganslosser. wie zum Konfliktverhalten bei Weißrüssel- Nasen- bären oder bei Elefanten wurden vorgestellt. Unter strenger Einhaltung der Hygienevorschrif- Neben weiteren Übersichtsvorträgen wurden ten traf sich eine kleine Anzahl an Referenten und auch Projekte zur innerartlichen Kooperations- Zuhörern zu einem zweitägigen interdisziplinä- bereitschaft verschiedener Canidae, zur hunde- ren Symposium im Hörsaal der Pferdeklinik. Per gestützte Interventionen in therapeutischen Ju- Video-Conferencing konnten weitere Referenten gendwohngruppen in Berlin und zur Nutzung und Zuhörer teilnehmen. von Hunden in der Werbung vorgestellt. Eben- so wurde den Fragen: Pitbulls – Kampfschmuser oder Kampfhund?“ und „Anhand welcher Persön- lichkeitsmerkmale und ab welchem Alter kann man einschätzen, ob sich ein Hund als Therapie- hund eignet?“ nachgegangen. Das Spektrum an den vorgestellten Projekten demonstrierte deutlich, dass ethologische For- schung und Tierschutz direkt zusammenhängen. Kooperative Forschungsprojekte können helfen, mehr über die Bedürfnisse der Tiere zu erfah- ren, Haltungs-, und Lebensbedingen des Tieres im Hausstand des Menschen zu optimieren und auch die Tierhaltung in Zoos, Tierparks und Tier- heimen zu verbessern bzw. die natürlichen Le- bensräume der Tiere zu schützen. Referenten und Teilnehmer waren sehr froh, dass Bild 1: Gruppenfoto der TeilnehmerInnen (prä- das Symposium zumindest noch als Hybridver- senz und online) anstaltung stattfinden konnte. Trotz des eng ge- steckten Programms bleib Raum für die Beant- Die Mammalia-AG bringt unter anderem Biolo- wortung von Fragen und Raum für Begegnung, gen, Tiermediziner, Hundetrainer, Sportwissen- wenn auch mit dem geforderten Abstand und schaftlicher, Medien-Designer, Sozialpädagogen Maske. Alle Beteiligten erwarten sich für die Zu- und Human-Therapeuten zusammen. Entspre- kunft gewinnbringende Kooperationsmöglichkei- chend breit gefächert war das Themenspektrum ten. der Vorträge, welche durch die beiden Einrich- tungen des Fachbereichs noch ergänzt wurden. Dank an alle TeilnehmerInnen für die vielen Dis- kussionsbeiträge und das disziplinierte und vor- Einleitend wurden Grundlagen zur Studienpla- bildliche Einhalten der Hygiene-Regeln! nung und Auswertung sowie mögliche Fallstricke diskutiert, insbesondere mit Bezug zu ethologi- Text: Marlene Marlow & Sebastian Arlt schen Fragestellungen. Bild: Jessica Dehler In der weiteren Folge wurde von verschiedenen ReferentInnen über laufende und abgeschlosse- ne ethologische Forschungsprojekte berichtet, wie z.B. „Untersuchungen zum Bindungsverhal- ten und Persönlichkeitsmerkmalen der Hauskat- Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 21
10 Jahre PhD Programm “Dahlem Research School Biomedical Sciences“: Geburtstagsfeier mit Gästen und Promovierenden Das zehnjährige Jubiläum der Gründung des ge- Programms. Dabei ging die Gründung der Dah- meinsamen PhD-Promotionsprogrammes Bio- lem Research School im Jahr 2007 als Dachstruk- medical Sciences der Fachbereiche Veterinärme- tur, einer nach US-amerikanischem Vorbild etab- dizin sowie des Fachbereichs Biologie, Chemie lierte, Graduate School-ähnliche Einrichtung der und Pharmazie der FU Berlin gab Anlass zu einer FU, auf ein Förderelement der ersten Exzellenz- würdigen Feier mit zahlreichen Gästen am 20. initiative 2005/2006 zurück. Gruber, der damals September 2018 im Veterinarium Progressum. noch als einziger Hochschullehrer des Fachbe- Zunächst begrüßte der amtierende Beauftragte reichs selbst einen PhD-Grad einer US-amerika- des Programms, Prof. Dr. Georg von Samson- nischen Ivy League School besaß, hatte damals Himmelstjerna, alle Mitfeiernde und referierte das Ziel formuliert, für die Tierärztinnen und Tier- mit relevanten Eckdaten über die sehr erfolgrei- ärzte der FU einen international als gleichwertig che und stetige Entwicklung des Programms, den anerkannten PhD-Grad zu etablieren. Dieses Ziel Status Quo sowie Ideen zu seiner zukünftigen wurde, wie in seinem zehnjährigen Rückblick ver- Entwicklung. So verzeichnete das Programm in deutlicht, zweifellos erreicht. Nach der offiziellen Kooperation mit dem Fachbereich Biologie, Che- Verabschiedung seiner Ordnung im Juni 2008 mie, Pharmazie bis heute insgesamt 317 regist- wurde DRS Biomedical Sciences zum Winter- rierte Teilnehmer mit bislang 126 postgradualen semester desselben Jahres durch etwa ein Dut- Abschlüssen. Mit einem Frauen- und Ausländer- zend erster PhD-Studierende mit Leben gefüllt. anteil von 58 bzw. 54 % scheut Biomedical Scien- Im Laufe der Jahre nahmen kontinuierlich etwa ces keinen Vergleich in Bezug auf Geschlechter- 15 - 20 % aller am Fachbereich Promovierenden verteilung und Internationalität bzw. Diversität. erfolgreich an diesem Programm teil, was diese Besonders hervorgehoben wurden auch die zahl- in besonderer Weise auf eine wissenschaftliche reichen Verzahnungen mit regionalen und über- Karriere vorbereitete. Die Strukturen und Aus- regionalen Forschungsinstitutionen sowie den am bildungsinhalte wurden dabei kontinuierlich auf Fachbereich kooperierenden Einrichtungen. Die veränderte Anforderungen und Umstände ange- Förderung des PhD Programms war in der Ver- passt, wodurch Dynamik und Innovativität das gangenheit und ist auch aktuell breit aufgestellt Programm bis heute auszeichnen. durch zahlreiche Drittmittelprojekte, voran sechs DFG-geförderten Großforschungseinrichtungen Als Vertreter des Partner-Fachbereichs in diesem wie Sonderforschungsbereichen und Graduier- Programm (BCP) gratulierte Herr Prof. Dr. Rupert tenkollegs: Keine Graduiertenausbildung ohne Mutzel anschließend, ebenso als Mitglied seit der aktive, erfolgreiche Forschung und umgekehrt! ersten Stunde und besonders fleißiger Mentor Der anerkannte Erfolg der DRS Biomedical Scien- von DRS Biomedical Sciences-Promovierenden, ces wurde wiederholt bei DFG-Begutachtungen und dankte für die angenehme und effektive Zu- von Großforschungsprojekten deutlich, bei denen sammenarbeit. Als kommissarischer Leiter der die Gutachter mehrfach auf den bekannt hohen DRS Dachstruktur gratulierte Herr Dr. Markus Standard dieses strukturierten Promotionspro- Edler und hob die große Diversität und den kon- grammes verwiesen hatten, ohne Anlass für wei- tinuierlichen Ausbildungserfolg von Biomedical tere Prüfungen. Dieser glänzende Erfolg wurde Sciences hervor, welches als erstes Programm ganz besonders auch durch den unermüdlichen mit hervorragendem Ergebnis von der DRS 2017 Einsatz und die großen Verdienste von Frau An- qualitätszertifiziert wurde. Herr Luca Bertzbach gela Daberkow möglich, die das Programm seit dankte als Promovierendenvertreter und schil- seiner Geburtsstunde als Koordinatorin begleite- derte die Qualitäten des Programms aus Sicht te und mit formte. Dafür sprach Herr von Sam- eines aktiven Teilnehmers. Als Repräsentant der son-Himmelstjerna Frau Daberkow seinen ganz kooperierenden Einrichtungen schloss sich Prof. besonderen Dank und Anerkennung aus. Dr. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, den Gratulanten Der Gründungsdirektor und Beauftragter des an und würdigte die vielfachen regionalen und Programms von 2008 bis 2015, Prof. Dr. Achim überregionalen Vernetzungen von Biomedical Gruber, referierte auch in Personalunion als For- Sciences, besonders auch mit außeruniversitären schungsdekan über die historischen Hintergrün- Forschungseinrichtungen, einschließlich der Res- de und damaligen Ziele bei der Gründung des sortforschungsinstitute des Bundes. 22 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
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