Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...

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Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Veterinärmedizin in
                  der Hauptstadt | 2020

        Zeitschrift der Gesellschaft der Freunde und Förderer
        der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin e.V.

                   Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie
Heft 36/37, Dezember 2020, Jahrgang 21
ISSN: 1613 - 4419
Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Impressum
Heft 36/37-2020 (Dezember 2020)                      Die namentlich gekennzeichneten Beiträge ge-
ISSN: 1613-4419                                      ben grundsätzlich die Auffassung der jeweiligen
Auflage: 500 Exemplare                               Autorin/des jeweiligen Autors wieder. Die Redak-
                                                     tion behält sich sinnwahrende Bearbeitung und
Herausgeber:                                         Gestaltung der eingereichten Manuskripte vor.
Gesellschaft der Freunde und Förderer der Vete-
rinärmedizin an der Freien Universität Berlin e.V.   Redaktion: Dr. Tobias Ripp M. A. (LIS)
Anschrift: Oertzenweg 19b, 14163 Berlin
                                                     Titelbild: Valerie Lisser
Druck:
WIRmachenDRUCK GmbH
Mühlbachstr. 7
71522 Backnang
www.wir-machen-druck.de

In eigener Sache

Liebe Leser*Innen,

sicherlich wird Ihnen beim Lesen dieser Zeitschrift auffallen, dass an einigen Stellen die männliche
oder weibliche Schreibweise verwendet wurde. Die jeweilige Form stellt keine Diskriminierung der
anderen Geschlechter dar, sondern dient der einfacheren Lesbarkeit der Beiträge und wurde ent-
sprechend der Originalmanuskripte verwendet. Es sind stets alle Personen, unabhängig des Ge-
schlechts und der sexuellen Orientierung angesprochen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt.

                                                                                         Die Redaktion

2 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Vorwort
Liebe Freunde unseres Fachbereiches,                   und interessante Entwicklungen zu verzeichnen:
liebe Studierende, Kolleginnen und Kollegen,           Die Kommunikation wurde stark in den digitalen
                                                       Raum verlagert, mobiles Arbeiten hat es uns er-
wir stehen am Ende eines Jahres, das wir noch im       möglicht, unsere Aufgaben und Projekte weiter
Januar mit diesen Entwicklungen nicht erwartet         zu bringen. Wir können stolz sein, wie wir alle ge-
hatten. Wir sind es gewohnt zu planen, nach vor-       meinsam die Situation gemeistert haben. Es ist
ne zu sehen, Ziele zu erreichen und uns zu verbes-     ein neues Gefühl des Zusammenhalts entstanden
sern. In Jahr der SARS CoV2 Pandemie war dies          und auf der anderen Seite auch das Bewusstsein
aufgrund der hygienebedingten Vorgaben und             gestärkt worden, wie schön es eigentlich ist, auf
Restriktionen nur sehr schwer möglich. Aber: wir       unserem Campus ein aktives Fakultätsleben zu
haben es gemeinsam erstaunlich gut geschafft!          haben. Wir danken allen Mitgliedern des Fach-
In den Bereichen Lehre und Forschung musste in         bereiches für die nicht nachlassende Bereitschaft
diesem Jahr sehr flexibel und kreativ reagiert wer-    sich den ständig ändernden Anforderungen an-
den. Das bedeutete ständige Neuplanung und             zupassen und umzuplanen.
ein stark reglementierter Arbeitsalltag, bei gleich-   Für das kommende Jahr hoffen wir auf eine lang-
zeitig auch deutlichen Einschränkungen im priva-       sam zurückkehrende Normalität. Spannende Ent-
ten Bereich. Die Studierenden mussten ein Studi-       wicklungen sind im folgenden Jahr eingeplant.
um ohne Campusleben und direkten Kontakt zu            Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenz-
den Dozierenden kennenlernen, hinzu kamen bei          forschung steht kurz vor der Fertigstellung. Der
einigen wirtschaftliche Probleme wegen der coro-       Einzug der Arbeitsgruppen wird ein wesentlicher
nabedingt wegfallenden Studierendenjobs. In der        Punkt für das Jahr 2021 sein. Die Laborleitung hat
Forschung mussten während des Lockdowns im             im Dezember bereits ihren Dienst aufgenom-
Frühjahr Labore und Büros geschlossen werden.          men. Auch in anderen Bereichen gab es personel-
Datenerhebungen waren somit nicht möglich, die         le Neuerungen. Herr Karsten Schomaker ist seit
Sorge um die laufenden und anstehenden Pro-            Januar am Fachbereich und teilt sich mit Frau Dr.
jekte sehr groß. Auch in den Kliniken mussten          Kosmol die Verwaltungsleitung. Wir wünschen
neue Konzepte erstellt und mehrfach angepasst          Herrn Schomaker weiterhin eine glückliche Hand
werden, um die Klinikarbeit weiter aufrecht erhal-     für die anstehenden Aufgaben. In der Pharmako-
ten zu können. Die Veterinärmedizin hat in die-        logie hat Frau Kollegin Bröer Ihren Dienst ange-
sem Zusammenhang nicht nur bei uns im Fach-            treten. Darüber freuen wir uns sehr, wir wünschen
bereich sondern insgesamt Großes geleistet. In         auch ihr viel Erfolg für die neue Aufgabe.
den Augen von Politik und Öffentlichkeit sind wir      Lassen Sie uns den Blick auf das Jahr 2021 positiv
als systemrelevant eingestuft worden. Die Versor-      und hoffnungsvoll gestalten. Wir können sicher
gung von Tieren wurde als wichtige Priorität und       sein, dass wir weiter größtmögliche Vorsicht wal-
öffentliche Aufgabe herausgestellt. Dieses trägt       ten lassen werden, andererseits aber auch schritt-
dazu bei, dass die Rolle der Veterinärmedizin und      weise zur Normalität zurückkehren können. Mit-
insbesondere auch der Ausbildung von Tierärztin-       arbeitende und vor allem unsere Studierenden
nen und Tierärzten in der Öffentlichkeit sehr po-      können dann hoffentlich wieder Gemeinschaft,
sitiv wahrgenommen wird. Dieses konnte durch           Campus und Universität erleben, so wie wir es
intensive Zusammenarbeit der veterinärmedizi-          eigentlich „immer“ gewohnt waren. Hoffen wir,
nischen Fakultäten in Deutschland, der Bundes-         dass insbesondere die Studierenden den wert-
tierärztekammer, den Landestierärztekammern            vollen und spannenden Lebensabschnitt des Stu-
und vielen Berufsverbänden, zum Beispiel dem           diums mit Kommilitonen und Campus erleben
Bundesverband praktizierender Tierärzte erreicht       können, wie es an der Freien Universität sein soll-
werden.                                                te.
Dieses Jahr war für uns alle eine Herausforde-         Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien frohe
rung. Leider konnten auch viele der uns lieb ge-       Feiertage und alles Gute, vor allem Gesundheit
wordenen Highlights wie der Tag der offenen Tür,       für das neue Jahr.
die lange Nacht der Wissenschaften oder unse-
re Promotionsfeier in diesem Jahr nicht stattfin-        Prof. Jürgen Zentek (Dekan des Fachbereiches)
den. Bei allem Bedauern über den Wegfall die-             Prof. Leo Brunnberg (Vorsitzender der Gesell-
ser wichtigen Termine sind aber auch viele neue                        schaft der Freunde und Förderer)

                                                                   Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   3
Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Inhalt
Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung (TZR)           6
– Endspurt trotz Coronavirus Pandemie
Lehre in herausfordernden Zeiten                                    8
– ein Rückblick auf ereignisreiche Monate
Die Veterinärmedizinische Bibliothek während der Pandemie 2020      10
Die physiologischen Übungen in Zeiten von Corona                    12
Herzlich Willkommen in der Zukunft –                                15
mein Arbeitsbeginn an der FU Berlin im Online-Semester 2020
eSchulTS²                                                           16
- Verbesserung des Tierschutzes bei Transport und Schlachtung von
Schweinen und Rindern
EVC – Emergency Veterinary Coach                                    18
Die Mammalia-Arbeitsgruppe zu Gast                                  21
- Ein interdisziplinäres Symposium
10 Jahre PhD Programm “Dahlem Research School Biomedical            22
Sciences“: Geburtstagsfeier mit Gästen und Promovierenden
Nachruf auf Herrn Prof. Busch                                       24
Nachruf auf Herrn Prof. Budras                                      25
Nachruf auf Herrn Prof. Sinell                                      26
Nachruf auf Herrn Prof. Mickwitz                                    27
Nachruf auf Herrn Hammer                                            28
Nachruf auf Frau Daberkow                                           29
Erinnerungen an Frau Daberkow                                       30
Promotionen                                                         31
Habilitationen                                                      38
Ehrungen und Preise                                                 38
Berufung von Frau Prof. Sonja C. Bröer                              39
Herr Karsten Schomaker neu am Fachbereich                           39
Herr Prof. Peter-Henning Clausen im Ruhestand                       40
Neues aus dem Tier_Garten der Studierenden                          41
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Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Corona-Studierendenhilfe                                                                 43
Ersti-Tage 2020 - trotz oder wegen Corona?!                                              44
Sommersemester 2020                                                                      45
Ein Jahr nur Zuhause                                                                     47
- Ein Bericht über das Jahr der Pandemie und
zwei Semester des tiermedizinischen Studiums im eigenen Zimmer
Das Praktische Jahr in der Krise                                                          51
– Ein Bericht über die studentische Initiative „Gemeinsam durch
Corona“
Öffentliches Gesundheitswesen - Verbesserung der Zusammenarbeit                           53
zwischen Human- und Veterinärmedizin
Dank an Herrn Bernd Goldmann für den langjährigen Vorsitz der                             55
Freunde und Förderer
Univ.-Prof. Dr. Leo Brunnberg ist neuer Vorsitzender der                                 56
Freunde und Förderer
Erlebnisbericht über die Hauptversammlung am 24.11.2020                                   57
Danksagung zur Verleihung der Müssemeier- Medaille am 24.11.2020                         59
an Herrn Prof. Dr. Dr. Dieter Großklaus
Die Preisträgerin des Gerhard-Reuter-Preises 2020                                        60
Die Preisträgerin des Nachwuchsförderpreises 2020                                        60
Trägerinnen der Lehrpreise für Vorklinik unf Klinik 2020                                 60
Protokoll der Hauptversammlung der Gesellschaft der Freunde und                          61
Förderer
Hinweise zur Beitragszahlung 2021                                                        63
Antrag auf Mitgliedschaft in der Gesellschaft der Freunde und Förde-                     63
rer der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin e.V.

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Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung (TZR)
– Endspurt trotz Coronavirus Pandemie

Bild 1: Die Baustelle des TZR im Juli 2020

Das Tiermedizinische Zentrum für Resistenzfor-        ten sich die neuen Planungsteams zwar in die
schung (TZR) des Fachbereichs Veterinär-medizin       Unterlagen einarbeiten, Planungslücken schlie-
der Freien Universität (FU) Berlin feierte, wie in    ßen und Ausschreibungen auf den Weg bringen,
der letzten Ausgabe im Jahr 2019 bereits berichtet,   die Arbeiten auf der Baustelle waren allerdings
am 18. März des letzten Jahres sein Richtfest mit     stark eingeschränkt und nur wenige Firmen vor
den besten Wünschen der Festredner*innen für          Ort tätig. Ein Baufortschritt war aber dennoch
eine reibungslose Fertigstellung.                     zu verzeichnen. So wurde die Verklinkerung der
                                                      Außenfassade fertiggestellt und der Einbau von
Dass das Jahr 2020 uns Alle in vielerlei Hinsicht     Fenstern und Außenjalousien sowie der Dachauf-
auf eine harte Probe stellen würde, ahnte zu die-     bauten fortgesetzt (Bild 1 und 2).
sem Zeitpunkt noch niemand. Bereits wenige
Monate später wurde der Optimismus durch of-          Im Oktober 2020 wurde das Planungsteam dann
fenkundig gewordene Planungsdefizite und ei-          ein weiteres Mal personell verstärkt und der Ein-
nen sich androhenden, massiven Terminverzug           bezug der Nutzervertreter*innen intensiviert.
getrübt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwick-       Inzwischen laufen die Ausführungsarbeiten auf
lung und Wohnen sowie die Projektsteuerung            Hochtouren und es finden parallel viele Bemus-
handelten jedoch umgehend und so wurden die           terungstermine statt, so dass die hochkomplexe
Planungsteams für Hochbau und tech-nische Ge-         technische Ausstattung sowie die Möblierung des
werke inzwischen ausgetauscht sowie neue, ef-         Hauses zügig voranschreiten.
fektive logistische und organisatorische Maßnah-
men und Strukturen eingeführt.

Bild 2: Das TZR im November 2020                      Bild 3: Die Technikzentrale

Erschwerend kam im März 2020 die COVID-19             Eine der größten Herausforderungen stellt, neben
Pandemie hinzu. Während des Shutdowns konn-           der Haustechnik mit den komplexen Lütungsan-

6 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
lagen (Abbildung 3), der Autoklaventechnik (Bild
4) und der Abwassersterilisation, die Einrichtung
des Tierhaltungsbereiches mit individuellen Stall-
gitterkonstruktionen (Bild 5), Rohrbahnsystemen
und Sektionsräumen dar, die nicht nur tierschutz-
gerecht, sondern auch für die dort tätigen Mitar-
beiterinnen arbeits- und sicherheitstechnisch op-
timal ausgestattet werden sollen.

                                                     Bild 6: Die Laborausstattung

Bild 4: Die Autoklaventechnik

                                                     Bild 6: Blick aus dem Atrium

                                                     Nerlich, dem TZR-Team hilfreich zur Seite stehen
                                                     und die benötigten Genehmigungsverfahren zum
                                                     Betrieb des Hauses vorbereiten und einleiten.

                                                     Wir hoffen, dass das jetzige Tempo der Bauaus-
                                                     führung bis zur Fertigstellung beibehalten wer-
Bild 5: Die Tierstallausstattung                     den kann und alle Planungs- und Nutzerteams
                                                     weiterhin mithalten können. Da nun sowohl die
Bis zum Jahreswechsel soll bereits die Innen-        Übergabe als auch die Inbetriebnahme des neuen
ausstattung der Büros und Labore (Bild 6 und 7)      Forschungsbaus absehbar sind, laufen intensive
und im Laufe des nächsten Jahres dann auch die       Vorbereitungen für die baldige wissenschaftli-
Fertigstellung des Tierhaltungsbereiches abge-       che Nutzung bereits parallel und zwar mit großer
schlossen sein. Im Anschluss wird dann die lang      Vorfreude und ungetrübtem Optimismus auf al-
ersehnte Übergabe des Neubaus an die FU Berlin       len Seiten.
und den Fachbereich Veterinärmedizin erfolgen.
                                                     Text & Bilder: Kerstin Borchers & Kristina Dietert
Und auch auf Seiten des Fachbereichs wurde
nun personell aufgestockt. So wird ab Dezember
2020 der neue Laborleiter des TZR, Dr. Andreas

                                                                Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   7
Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Lehre in herausfordernden Zeiten
– ein Rückblick auf ereignisreiche Monate
Zur Verminderung der Ausbreitung des neuar-            die Studierenden Initiativen, um betroffenen Stu-
tigen Corona-Virus SARS-CoV-2 stellte die Freie        dierenden zu helfen und freie Praktikumskapazi-
Universität Berlin am 20. März 2020 auf einen          täten zu identifizieren. Der Bund praktizierender
minimalen Präsenzbetrieb um. Mitarbeiten-              Tierärzte und der Bundesverband der beamteten
de wurden, sofern nicht systemrelevant oder in         Tierärzte unterstützen mit Aufrufen an die Kolle-
COVID19-Forschung involviert, zur Arbeit im            ginnen und Kollegen in der Praxis. Zur Vermei-
Homeoffice angewiesen. Der Klinikbetrieb am            dung von Studienzeitverlängerungen startete der
Fachbereich Veterinärmedizin konnte in einem           Fachbereich Veterinärmedizin eine Wahlprakti-
stark reduzierten Präsenznotbetrieb dank sehr          kumsaktion, an der sich insgesamt 10 vor- und
großer Einsatzbereitschaft aller Kolleginnen und       paraklinische Institute beteiligten, um im ersten
Kollegen weitergeführt werden. Die Behandlun-          „Lock-down“ Gelegenheit zur Ableistung tierme-
gen erfolgten unter strenger Einhaltung der Hy-        dizinischer Wahlpraktika als Ersatz für Teile des
gienemaßnahmen. Alle Präsenzveranstaltungen            großen kurativen Praktikums anzubieten. Darüber
wurden ausnahmslos abgesagt, der Präsenz-Lehr-         hinaus wurden am Fachbereich Veterinärmedizin
betrieb eingestellt. Der Start des Sommersemes-        in Abstimmung mit dem Berliner Landesamt für
ters wurde verschoben. Die Lehre wurde binnen          Gesundheit und Soziales Ersatzausbildungen de-
kürzester Zeit weitestgehend in digitale Formate       finiert und entwickelt, welche die Studierenden
überführt. Lediglich die Staatsexamensprüfungen        als Ersatz für ausgefallene Praktika absolvieren
im Studiengang Veterinärmedizin wurden nahezu          konnten. Durch den großen Einsatz aller, kamen
unterbrechungsfrei entsprechend der Erweiterten        solche Ersatzausbildungen schlussendlich aber
Prüfungsordnung weiterhin in Präsenz durchge-          nur bei 19 Studierenden des 10. Fachsemesters
führt.                                                 zur Anwendung, die trotz großer Bemühungen
                                                       keine Alternative für ein abgebrochenes oder ab-
Zur Vermeidung von Studienzeitverlängerungen           gesagtes Schlachthofpraktikum finden konnten.
wurde vom Fachbereich Veterinärmedizin sofort
ein Strategiepapier Lehre erarbeitet, welches be-      Es ist dem extrem hohen Maß an Engagement,
sonders auf die speziellen Bedarfe des Studien-        Anstrengung und Kreativität unserer Dozieren-
gangs Veterinärmedizin fokussierte. Ziel war es,       den zu verdanken, dass nahezu alle Lehrveran-
den Studierenden das Studieren ohne Verlust            staltungen, sowohl die Vorlesungen als auch alle
eines Semesters oder gar eines Studienjahres zu        scheinpflichtigen Veranstaltungen des Sommer-
ermöglichen.                                           semesters, angeboten werden konnten – größten-
                                                       teils online. Unsere Studierenden haben in diesen
Vor besondere Herausforderungen stellten uns           besonderen Zeiten bewiesen, wie überdurch-
die unverzichtbaren, praktischen Pflichtanteile        schnittlich engagiert, diszipliniert und erfolgsori-
im Studiengang Veterinärmedizin, insbesonde-           entiert sie am Lehr- und Prüfungsgeschehen teil-
re die klinische Rotation und die extramuralen         nehmen. Durch vielfältige Aktivitäten haben die
Praktika. Teile der Rotation wurden virtualisiert      Studierenden sich selbst und die Dozierenden bei
und die Rotationseinteilung der Studierenden so        der Gestaltung einer TAppV-konformen Lehre in
umsortiert, dass schließlich alle Studierenden ein     diesen schwierigen Zeiten unterstützt. Mit großer
Mindestmaß an Hands-on-Lehre erhalten konn-            Zufriedenheit können wir sagen, dass die beiden
ten. Dadurch konnten die klinische Rotation so-        Hauptziele erreicht wurden - ein lückenfreies,
wie auch der in diesem Wintersemester erstma-          TAppV- und Lernziel-konformes Lehrangebot und
lig durchgeführte Notfallkurs teils online, teils in   die realistische Chance aller Studierenden, dieses
Kleinstgruppen unter Einhaltung strenger Hygie-        Jahr ohne Studienzeitverlust zu überstehen. Dar-
nemaßnahmen erfolgreich durchgeführt werden.           auf können wir alle sehr stolz sein!
Die Resonanz und das Feedback seitens der Stu-
dierenden waren durchweg sehr positiv.                 Nachdem wir uns für das Wintersemester alle
                                                       sehr und mit zunächst berechtigter Hoffnung auf
Aufgrund der COVID19-Pandemie wurden vie-              eine Rückkehr zur „verantwortungsvollen Nor-
le geplante oder bereits begonnene Praktika der        malität“ gefreut hatten, werden aktuell die Lehr-
Studierenden abgesagt bzw. abgebrochen. Mit            und Lernbedingungen durch erneut sehr hohe
großem Engagement starteten und koordinierten          SARS-CoV-2-Infektionszahlen wieder erschwert.

8 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Die letzten Wochen haben jedoch gezeigt, dass
alle am Fachbereich sehr professionell mit dieser
Situation umgehen und wir die Präsenzlehre in
den scheinpflichtigen Übungen auch in diesen
kommenden schwierigen Zeiten aufrechterhalten
können.

Bild: Digitalisierung von Lehrveranstaltungen in
Zeiten von COVID-19

Ihr Dekanat des Fachbereichs Veterinärmedizin

       Text: Nadine Schunter & Jörg Aschenbach
                         Bild: Jörg Aschenbach

                                                    Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   9
Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020 - Unser Fachbereich in Zeiten der Pandemie - Fachbereich ...
Die Veterinärmedizinische Bibliothek 2020
während der Pandemie
Aufgrund der Pandemie wurden Mitte März die          bieten auch nur die Lizensierung eines Titels oder
Bibliotheken der Freien Universität für die Benut-   einer Datenbank mit EBooks an. Die in Print er-
zung geschlossen und die MitarbeiterInnen in         worbenen Titel wurden vom Händler an die Pri-
das mobile Arbeiten geschickt.                       vatadresse der Leitung geschickt, diese sendete
                                                     Bilder der zur Katalogisierung notwendigen An-
Die Möglichkeit, sich Lehrbücher vor dem Aus-        gaben an die MitarbeiterInnen. Die Bücher wur-
leihen durchblättern oder für die Doktorarbeit zu    den anschließend nach Düppel gebracht, um Bar-
recherchieren, mit seiner Lerngruppe zu treffen      codes einzukleben und sie ggf. mit der Fachpost
oder in Ruhe beim Kaffee zu lesen, in den Regalen    an die MitarbeiterInnen in den Einrichtungen zu
zu stöbern oder den PC Pool zu nutzen, sich ein-     verschicken.
fach bei Musik über Kopfhörer auszuruhen oder
auf einer der Couches ein kleines Nickerchen zu      Bereits im Mai starteten die Bibliotheken der
halten, ein offenes Ohr für Fragen zu finden und     Freien Universität schrittweise eine kontaktarme
BeraterInnen zu haben - All das, was unser Selbst-   Ausleihe, bei der die NutzerInnen Medien über
verständnis als ein Herzstück des Campus aus-        den Onlinekatalog vorbestellen und dann in der
macht, durften wir plötzlich nicht mehr anbieten.    Bibliothek abholen können. Seit Ende Juni bietet
Glücklicherweise verfügte unsere Bibliothek über     auch unsere Bibliothek diesen Service an, nach-
ausreichend Laptops, um die KollegInnen aus den      dem ein Hygienekonzept erstellt wurde und an
Bereichen Erwerbung und Bestandsbetreuung            der Leihstelle Schutzeinrichtungen angebracht
kurzfristig technisch auszustatten, da in diesen     wurden. Ein großer Dank geht hierfür an Herrn
Bereichen nur mit von der ZEDAT administrier-        Klitzke und Herrn Kassuhn, durch deren hand-
ten Rechnern gearbeitet werden darf. Die weitere     werkliche Unterstützung wir uns nicht mit einer
Betreuung des Bestandes und die Fortführung          Notlösung zufriedengeben mussten, sondern
der Erwerbung waren somit gesichert. Im März         eine dauerhaft nutzbare Lösung finden konnten.
wurde kurzfristig das Vetcenter von Thieme als
zusätzliche Datenbank lizensiert, um neben den
bereits vorhandenen EBooks die elektronische
Verfügbarkeit der wichtigsten Lehrbücher für die
Studierenden sicherzustellen. Die Bibliotheken
an der Freien Universität verlängerten die maxi-
male Leihfrist auf ein Jahr, automatisierten die
Verlängerungen und setzten die Mahngebühren
sowie die Vormerkungen während der Schließ-
zeit aus. In der Zeit von Mitte März bis Juni war
der Nutzungsbereich unserer Bibliothek auf aus-
schließlich elektronische und telefonische Bera-
tung umgestellt, auch der physische Zeitschrif-
tenumlauf für die Einrichtungen am Fachbereich
wurde eingestellt. Gleichzeitig organisierten die
Bibliotheken ab April einen kostenlosen Digita-
lisierungsservice für Titel aus dem Bestand. Die
Wochentage wurden unter den freiwilligen Mitar-
beiterInnen für einen Vor-Ort-Dienst zur Digitali-   Bild 1: Die Leihstelle mit dem neuen Plexiglas-
sierung aufgeteilt.                                  schutz

Die Erwerbung lief mit einer E-Preferred-Stra-       Aufgrund der geschaffenen Onlineangebote stieß
tegie, d.h. einem Schwerpunkt auf elektronische      die kontaktarme Ausleihe allerdings auf relativ
Ressourcen. Allerdings ist die reine Erwerbung       geringe Resonanz, der Campus Düppel wurde
elektronischer Medien für Bibliotheken heutzuta-     bei ausbleibenden Lehrveranstaltungen ebenfalls
ge nicht praktikabel. Einige Titel sind als EBook    insgesamt nur sehr mäßig genutzt. Als nächsten
für Bibliotheken im Vergleich zur Printausgabe       Schritt bereiteten wir das Angebot von Leseplät-
sehr teuer oder nicht verfügbar, manche Verlage      zen vor und erstellten hierfür einen Hygieneplan,

10 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
ein System für die Onlinereservierung der Plätze,
sowie ein Leitsystem im Haus. Das Vorhaben ver-
zögerte sich jedoch aufgrund eines Defekts an der
Dachfensteranlage. Hinzu kam das Veto des Ge-
samtpersonalrates, weil das Angebot von Leseplät-
zen nicht dem gültigen Rahmenhygieneplan der
Freien Universität entsprach. Aus diesen Gründen
konnten wir erst mit Beginn der Vorlesungszeit
im November wieder einzelne Leseplätze anbie-
ten. Auch dieses Angebot wird nur sehr mäßig
genutzt, was wohl an der deutlichen Reduktion
des Präsenzunterrichts und der verschlechterten
Infektionslage liegt, die unter anderem eine Mas-
kenpflicht im gesamten Haus (inkl. dem jeweili-
gen Leseplatz) mit sich bringt.

                                                      Bild 4: Personenleitsystem an den Treppen

                                                      Uns bleibt die Hoffnung auf eine Normalisierung
                                                      in 2021 und die damit verbundene Rückkehr der
                                                      Studierenden auf den Campus. Unsere Bibliothek
                                                      ist ein Ort des Lernens, der Begegnung und des
                                                      Austausches. Die Reaktionen aus einzelnen Kon-
                                                      takten mit NutzerInnen haben uns darin bestä-
                                                      tigt, die Bibliothek als einen Ort mit ausgepräg-
                                                      tem „Wir-Gefühl“ zu sehen. Einfach ein Ort, der
                                                      Teil des gemeinschaftlichen Campuslebens ist
                                                      und dieses mitgestaltet. Das war die Veterinär-
                                                      medizinische Bibliothek und wird sie auch wieder
                                                      sein.

                                                      Wir freuen uns darauf, 2021 unsere NutzerInnen
Bild 2: Leitsystem im Aus- bzw. Eingangsbereich       hoffentlich bald wieder in gewohnter Form be-
für die kontaktarme Ausleihe                          grüßen zu dürfen.

                                                      Bleiben Sie gesund!

                                                                              Text & Bilder: Vetmed Bib

Bild 3: Beispiel eines Leseplatzes. Jeder Platz ist
mit Hygienehinweisen (links) und Platznummer
versehen. Der Abstand zwischen den Leseplätzen
beträgt 2m (markiert mit Flatterband).

                                                                Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   11
Die physiologischen Übungen
in Zeiten von Corona
Im Januar konnte man die ersten Meldungen             mal gelacht, wenn z.B. eine Katze vor die Kamera
über sterbende Ärzte und Schwestern aus China         stiefelte oder sich auf der Tastatur niederließ.
in den Zeitungen lesen, und Freunde aus Chi-
na schickten Warnungen, man solle eine Maske          Zum Glück verfügten wir bereits aus den Vorjah-
tragen. Anfang März begann dann auch das Ro-          ren über einiges an Tools. Unser Übungsskript,
bert Koch Institut jeden Tag die Fallzahlen aus       das in tet.folio umgesetzt ist, hat uns gerade in
Deutschland zu veröffentlichen, die Pandemie          diesem Semester die Arbeit extrem erleichtert.
explodierte weltweit. Es musste ganz dringend         In diesem webbasierten Autorentool können auf
etwas passieren und im März kam der Lockdown.         Webseiten Texte, Bilder aber auch Audios, Videos,
Jetzt war es klar, was wir bereits befürchtet hat-    Tests oder Puzzles sowie Programme oder auch
ten: unsere physiologischen Übungen, Kernstück        Excel-Dateien zum Download zur Verfügung ge-
der Ausbildung in unserem Fach, würden nicht in       stellt werden.
der gewohnten Form stattfinden können. Für uns
subjektiv doch erstmal ein Schock – wenn auch         Über einen Link auf einer tet.folio-Seite starteten
im Grunde ein Nichts im Vergleich zur Pandemie.       die Studierenden per Mausklick beispielsweise
In den physiologischen Übungen lernen die Stu-        ein Video zum Versuch an den Vormägen (Bild 1);
dierenden nicht nur Theoretisches, sondern ganz       die anhängigen Fragen wurden dann vom jewei-
praktisch, wie man Tiere untersucht, Messungen        ligen Studierenden in vordefinierten Textfeldern
durchführt und diese auswertet. So lernen die         innerhalb der Seite beantwortet. Die Antworten
Studierenden z.B. wie man ein Meerschwein-            wurden dann – ganz wie in den „realen“ Übun-
chen beruhigt, bei einem Hund Reflexe auslöst,        gen - in der WebEx Gruppe per Screen-Sharing
mit einer Kuh im Stall umgeht. Aber auch, wie         präsentiert und besprochen.
man eine Blutprobe untersucht und welche Si-
cherheitsregeln dabei zu beachten sind. Es wird
mikroskopiert, pipettiert und an Mensch und Tier
Untersuchungen durchgeführt. Sehr oft muss
auch gerechnet werden. Am Schluss steht dann
die Ausformulierung eigener Texte oder die Er-
stellung von Graphen in Excel. Immer geht es
darum, nicht nur auswendig zu lernen, sondern
aktiv selbst zu handeln, zu beobachten, heraus-
zufinden, warum etwas nicht funktioniert und
Probleme zu lösen. Bei all diesen Vorgängen wird
natürlich auch die Kommunikation in der Gruppe
geübt, das Präsentieren von Daten, das aufmerk-
same Zuhören, die Beantwortung von Fragen.            Bild 1: Versuch zum Vormagen: Ein Video zum
Also alles zentrale Dinge, die später im Beruf nö-    Versuch ergänzt die Textaufgaben des online
tig sind. Es ist klar, dass so etwas online nur be-   Skripts
grenzt funktionieren kann. Aber Vieles geht halt
doch.                                                 In einem anderen Versuch konnten interaktiv Ge-
                                                      rinnungszeiten vom Blutplasma bestimmt wer-
Unser Ziel war es, das reale Übungsgeschehen          den (Bild 2). Die theoretischen Kenntnisse wur-
möglichst detailgetreu abzubilden. Der Unterricht     den anschaulich-bildhaft mittels Tests vertieft.
in Kleingruppen mit maximal 12 Studierenden pro
Betreuer sollte auf jeden Fall erhalten bleiben und   Der Praktikumsversuch zum blinden Fleck wur-
wurde in Form von WebEx Seminaren realisiert.         de nach Einführung durch einen online Film zu-
Nach anfänglicher Scheu klappte es auch meis-         hause mit einfachem Haushaltsmaterial durch-
tens gut und Kameras und Mikrophone wurden            geführt (Bild 3). Das klappte auch phantastisch.
eingeschaltet (und auch wieder ausgeschaltet) -       Schwieriger war es dann, die richtigen Werte zu
je nachdem, wie es die Situation erforderte. Die      berechnen! Als sehr nützlich erwiesen sich zusätz-
„Geisterstimmung“, die anfänglich oft zu spüren       liche Filme, die bei Bedarf im WebEx Chat vom
war, schwand so zunehmend und es wurde auch           Betreuer zur Verfügung gestellt werden konnten.

12 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Zuerst musste aber immer alleine oder mit dem       Auch der Versuch zur Farbwahrnehmung musste
Laborpartner getüftelt werden.                      durch einen Film ersetzt werden; aber die subjek-
                                                    tiv unterschiedlichen Werte konnten wie immer
                                                    in der Gruppe ausgetauscht werden. Die Auswer-
                                                    tung erfolgte wie jedes Jahr mittels eines aus tet.
                                                    folio herunterladbarem Excelblatts (Bild 5). (Fast)
                                                    alle Studierenden haben so gelernt, dass es doch
                                                    viel einfacher und sicherer ist, mittels geeigneter
                                                    Programme Zahlenmaterial zu verarbeiten als im
                                                    Taschenrechner Zahlen einzutippen und abzu-
                                                    schreiben oder gar Kopfrechnen zu üben.

Bild 2: Versuch zur Blutgerinnung: Mit der Stopp-
uhr kann im Bildschirmexperiment der Zeitpunkt
bestimmt werden, an dem das Blut gerinnt. Für
die Theorie gibt es ein Online-Quiz.

                                                    Bild 5: Versuch zur Farbwahrnehmung: Ein vorbe-
                                                    reitetes Excelblatt zum Herunterladen vereinfacht
                                                    die Auswertung

                                                    Virtuelle Labore der Serie „Virtual Physiology“
                                                    waren in den Vorjahren auf Praktikums-PC am
                                                    Institut oder auch im PC-Pool des Fachbereichs
                                                    installiert. Glücklicherweise stellte uns die entwi-
Bild 3: Blinder Fleck: Realer Versuch mit Haus-     ckelnde Firma Software und Lizenzschlüssel zur
haltsmaterial und viel rechnen!                     Verfügung, die an die Studierenden aus tet.folio
                                                    heraus verteilt werden konnten. Auf diese Weise
Nach betrachten eines Films zum EKG beim Hund       wurden sie in die Lage versetzt, die Software auf
und beim Menschen erfolgt die Auswertung der        den eigenen Windows-PC zuhause zu installie-
Ergebnisse ganz genau wie in jedem Semester –       ren. Hier konnten dann in verschiedenen Labo-
aber mit einem „virtuellen“ frei beweglichen EKG-   ren zum Nerv, Muskel, Darm oder Herzen virtu-
Lineal (Bild 4).                                    elle Organpräparate eingespannt und Pharmaka
                                                    appliziert werden – im eigenen Tempo und mit
                                                    der Möglichkeit, auch nach dem Ende der Übung
                                                    selber verschiedenste Dinge auszuprobieren (Bild
                                                    6). Was passiert, wenn man den Messbereich am
                                                    Oszilloskop anders einstellt? Wie wirkt es sich
                                                    aus, wenn man zusätzlich zu einem Alpha-Blocker
                                                    auch noch einen Beta-Blocker appliziert?

                                                    All dieses in so kurzer Zeit zu verwirklichen war
                                                    nur möglich durch den unendlich großen Einsatz
                                                    aller am Institut für Veterinär-Physiologie Mitar-
                                                    beitenden, die Vieles größtenteils schon umsetz-
                                                    ten, noch bevor es mit dem Lockdown wirklich
Bild 4: Auswertung eines EKGs: frei bewegliche      ernst wurde. Hier wurden einige Nächte durch-
Objekte ermöglichen die Auswertung online.          gearbeitet.

                                                               Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   13
Bild 6: Wirkung von Pharmaka am Herzen: Der
interaktive Versuch findet im virtuellen Labor am
Rechner zuhause statt.

All dieses in so kurzer Zeit zu verwirklichen war
nur möglich durch den unendlich großen Einsatz
aller am Institut für Veterinär-Physiologie Mitar-
beitenden, die Vieles größtenteils schon umsetz-
ten, noch bevor es mit dem Lockdown wirklich
ernst wurde. Hier wurden einige Nächte durch-
gearbeitet.

Zu Semesterende wurde dann die „virtuelle“ Öff-
nung des Praktikumssaals vor dem Physikum
zur Wiederholung der physiologischen Übungen
angeboten. Hier erhielten alle Studierenden die
Möglichkeit noch einmal alles prüfungsrelevante
aktiv in Gruppen durchzugehen um sich adäquat
vorzubereiten.

Unser Dank gilt auch den Studierenden, die sich
in die Software eingearbeitet haben, uns freund-
lich auf kleinere Probleme aufmerksam gemacht
haben, und aktiv an allem mitgearbeitet haben.

Natürlich wird eine derartige Virtualisierung die
haptischen Erfahrungen die im Rahmen eines
klassischen Praktikums gemacht werden, nicht
ersetzen können - aber: wir haben viel gelernt
und denken, Einiges davon wird bleiben, auch
wenn der Impfstoff kommt und wir wieder „real“
aktiv werden können.

Text: Friederike Stumpff & Manfred Sommerer

14 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Herzlich Willkommen in der Zukunft
    - mein Arbeitsbeginn an der FU Berlin im Online-Semester 2020
„Das Internet ist nur ein Hype“, diese Aussage soll   in ein solches Online-Semester startet, so dass
Bill Gates 1993 getroffen haben. Heute können wir     man Vorlesungen vertonen kann und auch eine
sagen, dass dies wohl ein Irrtum war. Dennoch ha-     abwechslungsreiche Power-Point Präsentation
ben wir vermutlich alle nicht damit gerechnet wie     gestalten kann. Sicherlich war es bei mir auch
sehr wir doch mittlerweile vom Internet abhängig      zusätzlich von Vorteil, dass ich mich vor einigen
sind oder vielleicht optimistischer formuliert, wie   Jahren bei der Anfertigung meiner Dissertation
sehr wir mittlerweile Nutzen aus ihm schöpfen         schon eingehend mit E-Learning beschäftigt hat-
können. Gerade in diesem Jahr – 2020 - mit dem        te. Die Digitalisierung der Lehre, vielleicht auch
Auftauchen von Sars-CoV-2.                            vor allem in der Tiermedizin, steckt nun mal ein-
                                                      deutig noch in den Kinderschuhen. Finanzielle
So kam es aufgrund des Lockdowns dazu, dass           Aspekte und somit auch fehlende Fachkräfte der
mein Bewerbungsgespräch schon online statt-           IT, um neue E-Learning Tools zu programmieren
fand und auch meine ersten Arbeitswochen im           sind sicher das größte Hindernis.
Mai im Homeoffice starteten.
                                                      Auf jeden Fall mit genug Arbeit ausgestattet war
Eigentlich gewohnt als praktische Tierärztin mit-     ich dann im Homeoffice beschäftigt und konnte
tendrin zu sein und vor Ort zu arbeiten, war ich      auch endlich ein paar Wochen später eine Hälfte
also aufgrund des Lockdowns an den PC zu Hau-         der Kollegen vor Ort kennenlernen. Diese waren
se gebunden. So fing ich an für das Institut für      mittlerweile in 2, sich wöchentlich abwechselnde
Geflügelkrankheiten zu arbeiten ohne je das Ge-       Teams aufgeteilt, um den Betrieb auch im Sars-
bäude betreten zu haben. Das Gebäude nicht zu         Covid-Fall aufrecht erhalten zu können. Und in
kennen ist aber wohl halb so schlimm, wenn man        meiner Einarbeitungswoche war es dann auch so
hinzunimmt, dass ich ja auch den Großteil der         wie ich es oben bereits erwähnt hatte, mit Füh-
neuen Kollegen noch gar nicht kannte. Zumin-          rung und Sprechstunden, eben fast so wie man es
dest die anderen Wissenschaftlichen Mitarbeiter       gewohnt ist. Aber am wichtigsten: endlich auch
und meine Chefin konnte ich über Webex Teams          mal weitere Gesichter - wenn auch mit Masken -
schon sprechen.                                       zu den Namen!

Also statt mit einer Führung durch die Klinik in-     Aufgrund der Teamaufteilung sah ich meine Che-
klusive Erklärung der Arbeitsabläufe und dem          fin sogar erst 4 Monaten nach der Einstellung
Behandeln von Patienten zu starten, erst einmal       endlich mal „live“, was nach so langer Zeit schon
über das Institutslaufwerk durch diverse Ordner       bemerkenswert ist.
stöbern und lesen, lesen, lesen.
                                                      Insgesamt ist es wohl so, dass diese momenta-
Die Praktiker unter Ihnen werden wohl nachvoll-       ne Situation wohl vor allem für die Studierenden
ziehen können, dass das zunächst eine Umstel-         schwer ist, gerade in einem sowieso schon viel zu
lung war und man irgendwann auch nicht mehr           theoretischem Studium wie der Tiermedizin, auch
nur lesen möchte.                                     wenn es ja dennoch mit hohen Hygieneauflagen
                                                      zu praktischen Präsenzveranstaltungen kommt.
Man möchte aktiv mitgestalten und auch von Nut-
zen sein, zum Glück konnte ich mich dort dann         Aus meiner Sicht kann ich sagen, ich habe mich
auch einbringen und die Klinischen Demonstra-         doch recht schnell an den Online-Kontakt ge-
tionen mit vorbereiten, welche ja nun auch online     wöhnt, vielleicht auch, weil ich sehr herzlich auf-
abrufbar sein mussten.                                genommen wurde, trotz der eigentlichen Ferne.

Grundsätzlich ist der Umgang mit dem PC ja All-       Schlussendlich muss man wohl feststellen, dass
tag mit dem ich wie alle anderen meiner Genera-       wir wohl froh sein können, dass Bill Gates nicht
tion aufgewachsen sind und so sind brb, afk und       recht hatte, als er sagte, dass das Internet nur ein
Discord keine Fremdwörter für mich, das macht         Hype wäre. Gut, dass jeder sich auch mal irrt!
einen mitnichten aber noch lange nicht zu ei-
nem Programmierer. Immerhin ist dieser alltäg-                                      Text: Andrea Niehues
liche Umgang mit dem PC hilfreich, wenn man

                                                                 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   15
eSchulTS² - Verbesserung des Tierschutzes bei Transport und
Schlachtung von Schweinen und Rindern
                                                       ten beim Transport und bei der Schlachtung von
                                                       Rindern und Schweinen. E-Learning Schulungs-
                                                       angebote sollen je nach Tätigkeit, Vorbildung und
                                                       Sprachkenntnis der Mitarbeitenden (z. B. beim
                                                       Transport von Rindern und Schweinen und auf
                                                       den verschiedenen Stationen am Schlachthof, so-
                                                       wie den Tierschutzbeauftragten) auf die jeweilige
                                                       Zielgruppe abgestimmt werden. Dafür werden
                                                       mittels Systematic Literature Review für beide
                                                       Tierarten die relevanten Aspekte im Umgang mit
                                                       den Tieren herausgefiltert, bei denen eine geziel-
                                                       te Anleitung der MitarbeiterInnen einen Einfluss
                                                       auf die Umsetzung und Verbesserung des Tier-
                                                       schutzes hat. Mithilfe einer anschließenden Del-
                                                       phi-Umfrage unter ExpertInnen für Tiertransport
                                                       und Schlachtung im deutschsprachigen Raum
                                                       sollen die identifizierten Arbeitsschritte nach ih-
Das Projekt eSchulTS² ist ein gemeinschaftliches       rer Wichtigkeit und der jeweiligen Veränderbar-
Projekt folgender Institute der FU Berlin: der AG      keit bezüglich der Verbesserung des Tierschutzes
Fleischhygiene des Instituts für Lebensmittelsi-       beurteilt werden.
cherheit und -hygiene, des Instituts für Tierschutz,
Tierverhalten und Versuchstierkunde, des Insti-        Zur didaktischen Anpassung des Weiterbildungs-
tuts für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie         angebots an die jeweiligen Zielgruppen wird vom
und dem Fachbereich Erziehungswissenschaft             Kooperationspartner aus der Erziehungswissen-
und Psychologie, Arbeitsbereich Weiterbildung          schaft eine Zielgruppenanalyse zur Erfassung der
und Bildungsmanagement. Industriepartner des           Voraussetzungen und Problematiken bezüglich
Projekts ist die Tönnies Holding Aps und Co KG.        der Inhaltsvermittlung (z. B. Sprache, Bildungs-
Gefördert wird das Projekt vom Bundesministe-          hintergrund, technisches Verständnis) durchge-
rium für Ernährung und Landwirtschaft (Förder-         führt.
kennzeichen 2817806A18).
                                                       Das Projekt startete im März 2020 direkt während
Ziel des Projekts ist die Verbesserung des Tier-       des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie und
schutzes durch gezielte Schulung von Beschäftig-       damit während der Kontaktbeschränkungen und

Tabelle 1: Hürden und Chancen eines Projektstarts während der COVID19-Restriktionen

16 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Institutsschließungen, was einige Hürden, aber       das Pendeln zwischen den Standorten in Düppel
auch Chancen mit sich brachte. Diese haben wir       und Dahlem entfällt, sondern auch die Kommu-
in Tabelle 1 zusammengefasst und wollen auf ein-     nikation mit unserem Industriepartner Tönnies
zelne im Folgenden weiter eingehen.                  funktioniert sehr gut ohne zusätzliche Reisen,
                                                     wobei der Austausch beim Kaffeetrinken, der viel-
Gerade zum Projektstart stellte der Lockdown         fach für kleine spontane Abstimmungen genutzt
und die damit verbundenen Homeoffice-Vorga-          wird, leider entfällt.
be der Freien Universität Berlin das Problem dar,
dass sich die Einstellungsverfahren verzögerten.     Auch beim wöchentlichen Jour-Fixe des Kern-
Das lag zum einen an der veränderten Verfügbar-      teams hat sich das Onlineformat bewährt (Bild 1).
keit von an den formalen Vorgängen beteiligten       Der so stattfindende Austausch über Fortschritte
MitarbeiterInnen und zum anderen mussten erst        und das Besprechen der Aufgaben ist für alle Mit-
Regelungen gefunden werden, wie Vorstellungs-        arbeiterInnen der Standorte Dahlem und Düppel
gespräche in digitaler Form abgehalten werden        eine effektive und zeitersparende Alternative.
konnten und durften. Einige der neuen Mitar-
beiterInnen sahen sich zusätzlich vor die Heraus-
forderung gestellt, monatelang nicht persönlich
in die Institute und an ihren neuen Arbeitsplatz
zu können. Somit fehlte die Einarbeitung vor Ort
und vor allem auch der persönliche Kontakt zu
anderen Instituts- und ProjektmitarbeiterInnen.

Eine der größten Herausforderungen war, dass
aufgrund des mobilen Arbeitens und der Kontakt-
beschränkungen die kurzen Austauschwege zwi-
schen den Projektbeteiligten am Campus fehlten.
Somit wurden kleinere, teilweise auch wichtige
Fragen gesammelt, um diese komplett bei einem        Bild 1: Der wöchentliche Jour-Fixe im Projekt
Meeting abzuarbeiten. Dadurch waren und sind         eSchulTS² findet derzeit in Form eines online
die Rückkopplungsschleifen deutlich verlängert.      Meetings statt
Das Positive dabei ist, dass eigene Fragen im Vor-
feld besser durchdacht werden können, um diese       Trotz der genannten Herausforderungen, die zu
im Meeting effektiv abzuarbeiten. Da dabei meist     einigen zeitlichen Planänderungen führten, kön-
eine Präsentation genutzt wird, tragen diese zu-     nen wir gerade durch die Flexibilität zu Beginn
dem subjektiv zu einer Verbesserung des Gedan-       des Projektes eSchulTS2 (Literaturrecherche, Pla-
kenordnens und -visualisierens bei.                  nungen, Vorbereitung der weiteren wissenschaft-
                                                     lichen Teilvorhaben) sehr gut mit den Restriktio-
                                                     nen durch COVID-19 umgehen und sind somit
Die im Projekt zu erstellenden Schulungsma-          gut aufgestellt, um das Projekt im vorgesehenen
terialien werden direkt für die Verwendung an        Rahmen und der vorgesehenen Zeit bearbeiten
Schlachthöfen erstellt. Dafür sollte in den ersten   zu können.
Projektmonaten ein Besuch auf einem am Pro-
jekt beteiligten Schlachthof anstehen, um sich       Text: Veronica Duckwitz, Rudi Isbrandt, Svea Nico-
vor Ort ein besseres Bild zu machen und tiefer in    laison, Lisa Buchwald, Nina Langkabel, Mechthild
die Abläufe einsteigen zu können. Aufgrund des       Ladwig-Wiegard, Fabienne Eichler, Jörg Altemei-
Dienstreiseverbots von Seiten der Freien Univer-     er, Harm Kuper, Christa Thöne-Reineke, Diana
sität Berlin und den teilweise sehr angespannten     Meemken, Marcus Doherr
Situationen auf den Schlachthöfen war es jedoch
bis heute nur möglich, die theoretischen Grund-
lagen des Projekts zu erarbeiten.

Allerdings haben sich auch Vorteile ergeben. Da
zeitweilig keine Präsenzmeetings durchführbar
waren und die Universität nun mit guten Online-
alternativen ausgestattet ist, gestalten sich die
Meetings ressourcenschonender, denn nicht nur

                                                                Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   17
EVC – Emergency Veterinary Coach
Nach einer einjährigen Planungsphase, fand          Der Emergency-Veterinary-Coaching-Kurs be-
im Sommersemester 2020 zum ersten Mal der           steht aus drei aufeinander aufbauenden Kurs-
Kurs „Notfallmedizin und Coaching“ statt. Das       komponenten, die alle Studierenden eines Jahr-
Kurskonzept war zunächst unter dem Begriff          gangs durchlaufen:
„Emergency Medical Coach“ (EMC) skizziert wor-
den und wurde schließlich unter dem Namen           (1) Allgemeiner Coaching-Kurs
„Emergency Veterinary Coach“ (EVC) als Lehr-        (2) Spezifische Coaching-Unterweisung an einer
projekt des Fachbereichs mit Unterstützung von          Lernstation (Notfallstation)
CeDiS und SUPPORT für die Lehre ins Leben           (3) Angewandtes Peer-to-Peer Coaching an Not-
gerufen. Zurück geht die Idee für den Kurs auf          fallstationen im eigentlichen Notfallkurs
die Evaluation des Fachbereichs durch die Euro-
pean Association of Establishments for Veterinary   Der allgemeine Coaching-Kurs wurde im zurück-
Education (EAEVE) im Jahr 2017, wo ein Augen-       liegenden Sommersemester 2020 an drei Termi-
merk auf die Notwendigkeit einer strukturierten     nen unter der Leitung von Herrn Prof. Kaufer,
Notfallausbildung gelegt wurde. Im Nachgang         PhD, durchgeführt. Angesichts der zu dieser Zeit
wurde das EVC-Projekt von Lehrdekan Prof. Dr.       bestehenden Pandemie wurde das Präsenzformat
Aschenbach und Frau Lena Vogt gemeinsam             auf die Webex-Funktion Training umgestellt, so-
mit den Kliniker*innen ins Leben gerufen. Im        dass weiterhin interaktiv in Kleingruppen gear-
Vordergrund des Konzeptes steht die praktische      beitet werden konnte, aber eben digital statt in
Notfallausbildung von Studierenden des 8. und       Präsenz. Thematisch lag der Fokus auf Kommu-
9. Fachsemesters. Anhand von ausgewählten, in       nikation im Team, Feedback geben und anneh-
der Praxis häufig vorkommenden Beispielfällen       men, Konfliktsituationen bewältigen und dem
sollen die Studierenden an insgesamt 16 Notfall-    Verständnis der Rolle als Coach. Der allgemei-
stationen Entscheidungsprozesse verstehen und       ne Coaching-Kurs baut auf den bisher erlernten
entwickeln sowie Hands-on Fertigkeiten erlernen     kommunikativen Kompetenzen der Studierenden
und anwenden. Das Gesamtkonzept basiert auf         auf, damit Sie im Notfallkurs als Coach und im
der didaktischen Lehrmethode des Peer-to-Peer       Team agieren können und später in der Praxis
Teachings, welches gleichzeitig klinisch-prak-      leichter diese Rolle einnehmen können.
tische Fertigkeiten und Schlüsselkompetenzen
„von Studierenden für Studierende“ auf Augen-
höhe vermittelt.

Bild 1: Der Modellpatient bei der Blutentnahme      Bild 2: Besprechung zum Thema Beatmung des
                                                    Patienten (Hund)

18 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Parallel zur Entwicklung und Durchführung des
allgemeinen Coaching-Kurses wurde an der Eta-
blierung des eigentlichen Notfallkurses mit zu-
nächst acht Stationen – 2 aus jeder Klinik - gear-
beitet. Die Projektbeteiligten kümmerten sich um
Modellbestellungen, führten Dreharbeiten mit
CeDiS durch, editierten Videos und Animationen,
planten die praktischen Stationen und erstellten
Lehrmaterialien in tetfolio.

                                                     Bild 4: Auswertung Ultraschall

Bild 3: Blutentnahme/Dauerzugang (Hund)

Durch die anhaltenden COVID-19 Regelungen li-
mitiert, beschlossen das EVC-Kernteam und die
Kliniker*innen gemeinsam, das Kurskonzept um-
zustellen und das Coaching im kleinen Rahmen
und auf freiwilliger Basis durchzuführen. Ur-
sprünglich war der Durchlauf von den acht Not-
fallstationen aus den vier Kliniken in einer Woche   Bild 5: Übungsstation zur Blutentnahme bei Tier-
geplant. Um aber die Kontaktzeit und die Begeg-      seuchenverdacht
nungen zu minimieren, wurden die Gruppen ver-
kleinert und zu Tageskohorten zusammengefasst,       Kalb entbunden. Alles erfolgte unter Zuhilfenah-
so dass jeder Kohorte Programmteile aller vier       me von verschiedenen Modellen, um eine si-
Kliniken kondensiert an jeweils einem Tag ange-      chere Lernumgebung für die Teilnehmenden zu
boten wurde. Der Kurs erstreckte sich dabei ins-     schaffen und Wiederholungen zu ermöglichen.
gesamt über eine Woche vom 28.09. – 02.10.2020.      Die Tierklinik für Fortpflanzung wendete im Not-
                                                     fallkurs auch bereits das Coaching-Konzept an.
Auf die Notfallwoche konnten sich die Studieren-     Nachdem am 24.09.2020 das spezifische Coa-
den mit virtuellen tetfolio-Stationen und Lehrvi-    ching von einigen freiwilligen Studierenden ab-
deos vorbereiten. Dadurch konnte im Notfallkurs      solviert worden war, konnten die Student-Coa-
der Fokus auf der praktischen Durchführung und       ches in der Notfallwoche testweise ihre Rolle als
dem Hands-on Training liegen. In der Klinik für      Coach ausprobieren und ihre Kommiliton*innen
kleine Haustiere wurden ein angefahrener Hund        an den einzelnen Stationen anleiten. Der Ein-
und eine Katze mit Dyspnoe notfallversorgt, in       satz der Student-Coaches wurde sowohl von den
der Klinik für Pferde musste ein Koliker behan-      Studierenden als auch von den supervisierenden
delt und ein Hufabszess versorgt werden, in der      wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen als äußerst
Klinik für Klauentiere gab es einen Seuchenfall zu   positiv bewertet. Die Gesamtevaluation des Kur-
erkennen und in der Tierklinik für Fortpflanzung     ses fiel, zur Freude aller Beteiligten und trotz der
wurde eine Hündin in Geburt vorgestellt und ein      Corona-Anpassung, auch sehr positiv aus.

                                                                Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   19
Bild 6: Übung am Modell (Pferd)                Bild 9: Anleitung am Kuhmodell

                                               Die Planung für das nächste Jahr läuft bereits auf
                                               Hochtouren. Es sollen weitere acht Stationen er-
                                               arbeitet werden, sodass der Notfallkurs im Ok-
                                               tober 2021 mit allen 16 Stationen über 2 Wochen
                                               stattfinden kann. Neue Stationen in Planung
                                               sind unter anderem ein Reproduktions-Fall beim
                                               Pferd, FLUDT beim Kater und der Uteruspro-
                                               laps beim Schaf. Das allgemeine Coaching wird
                                               Corona-bedingt im Februar 2021 wieder in ei-
                                               nem Webex Format von Herrn Prof. Kaufer ,PhD
                                               mit Unterstützung von Prof. Dr. Bahramsoltani
                                               durchgeführt.

                                               Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Betei-
                                               ligten, die diesen Kurs möglich gemacht haben
                                               und freuen uns auf den nächsten Kursdurchlauf
                                               in 2021.
Bild 7: Verlegen einer Nasen-Schlund-Sonde
                                                                    Text & Bilder: Vera Losansky

Bild 8: Geburtssimulator (Kuh/Kalb)

20 Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020
Die Mammalia-Arbeitsgruppe zu Gast
                        - Ein interdisziplinäres Symposium
Die Tierklinik für Fortpflanzung und das Institut    ze, Studien zu den Folgen von Kastrationen von
für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstier-      Hunden sowie Studien zu Schilddrüsenerkran-
kunde der Freien Universität waren Anfang Ok-        kungen.
tober Gastgeber der Mammalia-Arbeitsgruppe
unter der Leitung des Zoologen und Verhaltens-       Auch Forschungsvorhaben zu exotischeren Tieren
biologen Dr. Udo Ganslosser.                         wie zum Konfliktverhalten bei Weißrüssel- Nasen-
                                                     bären oder bei Elefanten wurden vorgestellt.
Unter strenger Einhaltung der Hygienevorschrif-      Neben weiteren Übersichtsvorträgen wurden
ten traf sich eine kleine Anzahl an Referenten und   auch Projekte zur innerartlichen Kooperations-
Zuhörern zu einem zweitägigen interdisziplinä-       bereitschaft verschiedener Canidae, zur hunde-
ren Symposium im Hörsaal der Pferdeklinik. Per       gestützte Interventionen in therapeutischen Ju-
Video-Conferencing konnten weitere Referenten        gendwohngruppen in Berlin und zur Nutzung
und Zuhörer teilnehmen.                              von Hunden in der Werbung vorgestellt. Eben-
                                                     so wurde den Fragen: Pitbulls – Kampfschmuser
                                                     oder Kampfhund?“ und „Anhand welcher Persön-
                                                     lichkeitsmerkmale und ab welchem Alter kann
                                                     man einschätzen, ob sich ein Hund als Therapie-
                                                     hund eignet?“ nachgegangen.

                                                     Das Spektrum an den vorgestellten Projekten
                                                     demonstrierte deutlich, dass ethologische For-
                                                     schung und Tierschutz direkt zusammenhängen.
                                                     Kooperative Forschungsprojekte können helfen,
                                                     mehr über die Bedürfnisse der Tiere zu erfah-
                                                     ren, Haltungs-, und Lebensbedingen des Tieres
                                                     im Hausstand des Menschen zu optimieren und
                                                     auch die Tierhaltung in Zoos, Tierparks und Tier-
                                                     heimen zu verbessern bzw. die natürlichen Le-
                                                     bensräume der Tiere zu schützen.

                                                     Referenten und Teilnehmer waren sehr froh, dass
Bild 1: Gruppenfoto der TeilnehmerInnen (prä-        das Symposium zumindest noch als Hybridver-
senz und online)                                     anstaltung stattfinden konnte. Trotz des eng ge-
                                                     steckten Programms bleib Raum für die Beant-
Die Mammalia-AG bringt unter anderem Biolo-          wortung von Fragen und Raum für Begegnung,
gen, Tiermediziner, Hundetrainer, Sportwissen-       wenn auch mit dem geforderten Abstand und
schaftlicher, Medien-Designer, Sozialpädagogen       Maske. Alle Beteiligten erwarten sich für die Zu-
und Human-Therapeuten zusammen. Entspre-             kunft gewinnbringende Kooperationsmöglichkei-
chend breit gefächert war das Themenspektrum         ten.
der Vorträge, welche durch die beiden Einrich-
tungen des Fachbereichs noch ergänzt wurden.         Dank an alle TeilnehmerInnen für die vielen Dis-
                                                     kussionsbeiträge und das disziplinierte und vor-
Einleitend wurden Grundlagen zur Studienpla-         bildliche Einhalten der Hygiene-Regeln!
nung und Auswertung sowie mögliche Fallstricke
diskutiert, insbesondere mit Bezug zu ethologi-                 Text: Marlene Marlow & Sebastian Arlt
schen Fragestellungen.
                                                                                     Bild: Jessica Dehler
In der weiteren Folge wurde von verschiedenen
ReferentInnen über laufende und abgeschlosse-
ne ethologische Forschungsprojekte berichtet,
wie z.B. „Untersuchungen zum Bindungsverhal-
ten und Persönlichkeitsmerkmalen der Hauskat-

                                                               Veterinärmedizin in der Hauptstadt | 2020   21
10 Jahre PhD Programm “Dahlem Research School Biomedical
Sciences“: Geburtstagsfeier mit Gästen und Promovierenden
Das zehnjährige Jubiläum der Gründung des ge-       Programms. Dabei ging die Gründung der Dah-
meinsamen PhD-Promotionsprogrammes Bio-             lem Research School im Jahr 2007 als Dachstruk-
medical Sciences der Fachbereiche Veterinärme-      tur, einer nach US-amerikanischem Vorbild etab-
dizin sowie des Fachbereichs Biologie, Chemie       lierte, Graduate School-ähnliche Einrichtung der
und Pharmazie der FU Berlin gab Anlass zu einer     FU, auf ein Förderelement der ersten Exzellenz-
würdigen Feier mit zahlreichen Gästen am 20.        initiative 2005/2006 zurück. Gruber, der damals
September 2018 im Veterinarium Progressum.          noch als einziger Hochschullehrer des Fachbe-
Zunächst begrüßte der amtierende Beauftragte        reichs selbst einen PhD-Grad einer US-amerika-
des Programms, Prof. Dr. Georg von Samson-          nischen Ivy League School besaß, hatte damals
Himmelstjerna, alle Mitfeiernde und referierte      das Ziel formuliert, für die Tierärztinnen und Tier-
mit relevanten Eckdaten über die sehr erfolgrei-    ärzte der FU einen international als gleichwertig
che und stetige Entwicklung des Programms, den      anerkannten PhD-Grad zu etablieren. Dieses Ziel
Status Quo sowie Ideen zu seiner zukünftigen        wurde, wie in seinem zehnjährigen Rückblick ver-
Entwicklung. So verzeichnete das Programm in        deutlicht, zweifellos erreicht. Nach der offiziellen
Kooperation mit dem Fachbereich Biologie, Che-      Verabschiedung seiner Ordnung im Juni 2008
mie, Pharmazie bis heute insgesamt 317 regist-      wurde DRS Biomedical Sciences zum Winter-
rierte Teilnehmer mit bislang 126 postgradualen     semester desselben Jahres durch etwa ein Dut-
Abschlüssen. Mit einem Frauen- und Ausländer-       zend erster PhD-Studierende mit Leben gefüllt.
anteil von 58 bzw. 54 % scheut Biomedical Scien-    Im Laufe der Jahre nahmen kontinuierlich etwa
ces keinen Vergleich in Bezug auf Geschlechter-     15 - 20 % aller am Fachbereich Promovierenden
verteilung und Internationalität bzw. Diversität.   erfolgreich an diesem Programm teil, was diese
Besonders hervorgehoben wurden auch die zahl-       in besonderer Weise auf eine wissenschaftliche
reichen Verzahnungen mit regionalen und über-       Karriere vorbereitete. Die Strukturen und Aus-
regionalen Forschungsinstitutionen sowie den am     bildungsinhalte wurden dabei kontinuierlich auf
Fachbereich kooperierenden Einrichtungen. Die       veränderte Anforderungen und Umstände ange-
Förderung des PhD Programms war in der Ver-         passt, wodurch Dynamik und Innovativität das
gangenheit und ist auch aktuell breit aufgestellt   Programm bis heute auszeichnen.
durch zahlreiche Drittmittelprojekte, voran sechs
DFG-geförderten Großforschungseinrichtungen         Als Vertreter des Partner-Fachbereichs in diesem
wie Sonderforschungsbereichen und Graduier-         Programm (BCP) gratulierte Herr Prof. Dr. Rupert
tenkollegs: Keine Graduiertenausbildung ohne        Mutzel anschließend, ebenso als Mitglied seit der
aktive, erfolgreiche Forschung und umgekehrt!       ersten Stunde und besonders fleißiger Mentor
Der anerkannte Erfolg der DRS Biomedical Scien-     von DRS Biomedical Sciences-Promovierenden,
ces wurde wiederholt bei DFG-Begutachtungen         und dankte für die angenehme und effektive Zu-
von Großforschungsprojekten deutlich, bei denen     sammenarbeit. Als kommissarischer Leiter der
die Gutachter mehrfach auf den bekannt hohen        DRS Dachstruktur gratulierte Herr Dr. Markus
Standard dieses strukturierten Promotionspro-       Edler und hob die große Diversität und den kon-
grammes verwiesen hatten, ohne Anlass für wei-      tinuierlichen Ausbildungserfolg von Biomedical
tere Prüfungen. Dieser glänzende Erfolg wurde       Sciences hervor, welches als erstes Programm
ganz besonders auch durch den unermüdlichen         mit hervorragendem Ergebnis von der DRS 2017
Einsatz und die großen Verdienste von Frau An-      qualitätszertifiziert wurde. Herr Luca Bertzbach
gela Daberkow möglich, die das Programm seit        dankte als Promovierendenvertreter und schil-
seiner Geburtsstunde als Koordinatorin begleite-    derte die Qualitäten des Programms aus Sicht
te und mit formte. Dafür sprach Herr von Sam-       eines aktiven Teilnehmers. Als Repräsentant der
son-Himmelstjerna Frau Daberkow seinen ganz         kooperierenden Einrichtungen schloss sich Prof.
besonderen Dank und Anerkennung aus.                Dr. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz Instituts
                                                    für Zoo- und Wildtierforschung, den Gratulanten
Der Gründungsdirektor und Beauftragter des          an und würdigte die vielfachen regionalen und
Programms von 2008 bis 2015, Prof. Dr. Achim        überregionalen Vernetzungen von Biomedical
Gruber, referierte auch in Personalunion als For-   Sciences, besonders auch mit außeruniversitären
schungsdekan über die historischen Hintergrün-      Forschungseinrichtungen, einschließlich der Res-
de und damaligen Ziele bei der Gründung des         sortforschungsinstitute des Bundes.

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