Vetsuisse NEWS Nationaler Zukunftstag - www.vetsuisse.ch - Vetsuisse-Fakultät (Veterinärmedizin)
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VetsuisseNEWS www.vetsuisse.ch Nr. 3 Dezember 2021 Fledermaus-Notpflegestation Seite 6 Der hübsche Romarin Seite 19 Neues Forschungszentrum in Bern, MCID Seite 12 Hochmut kommt nach dem Fall Seite 25 Krisenkommunikation Seite 17 Nationaler Zukunftstag Seite 31
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Impressum / Inhaltsverzeichnis Inhalt Chirurgische Intervertebrale Knöcherne Fusion Ein SNF-Projekt aus der Klinik Seite 4 Ein Rekordjahr in der Fledermaus-Notpflegestation geht zu Ende! Notpflegestation der Stiftung Fledermausschutz am Zoo Zürich Seite 6 Basel – Bern einfach Interview mit Prof. Irene Adrian-Kalchhauser Seite 10 Neues Forschungszentrum in Bern, MCID Multidisciplinary Center for Infectious Diseases Seite 12 OIE Twinning Projekt Chlamydien Endlich geht es los! Seite 15 Workshop Krisenkommunikation Schweigen ist Silber, Reden ist Gold Seite 17 Der hübsche Romarin von Manuela Weber Haustiere unserer Mitarbeiter*innen Seite 19 Was ist die MSRU? Die Musculoskeletal Research Unit (MSRU) kurz vorgestellt Seite 21 Junior Vet School 150 Kinder durften am Tierspital in das Leben einer Tierärztin oder eines Tierarztes eintauchen Seite 23 Hochmut kommt nach dem Fall Neuzugang in Bern Seite 25 4th VSF Zürich Poster & Networking Day 2021 Die Nachwuchsforschenden treffen sich Seite 27 Danke Die Studierenden sagen Danke Seite 29 Nationaler Zukunftstag am Universitären Tierspital Zürich Zukunftstag für Kinder im Alter von 11 – 13 Jahren Seite 31 Rezept Gugelhupf mit Nuss, Nougat und Schokolade Seite 33 Alumni Alumniausflug am 21. Oktober 2021 Seite 34 Herausgeber Redaktion Irene Schweizer (is) Layout, Zürich Vetsuisse-Fakultät Thomas Lutz (tal) Text, Zürich Michelle Aimée Oesch (ma) Fotos, Zürich Universität Bern/Universität Zürich Andrea Bischofberger (ab) Text, Zürich Marlen Tschudin (mt) Text, Zürich Meike Mevissen (mm) Text, Bern E-Mail Michael H. Stoffel (mhs) Text, Bern irene.schweizer@vetcom.uzh.ch Leonore Küchler (lk) Text, Bern Tel.: 044 635 81 30 Nicole Widmann (nw) Text, Bern und Zürich Titelbild: Das Säuli und die Kuh schmücken nun Judith Harder ( jh) Text, Zürich das Dach der Nutztierklinik Bern 2
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Studierende, liebe Leserinnen und Leser, Das Jahr neigt sich dem Ende zu und Weihnachten steht Center für Infektionskrankheiten (Seite 12), das OIE vor der Tür. Twinning Projekt Chlamydien (Seite 15) und der Start Der «Escape Room», den die Berner Studierenden des 4. eines Forschungsprojektes in der Chirurgie (Seite 4). All JK im Rahmen des Weihnachtskommers' unter dem diese Projekte können nur dann gelingen, wenn alle Be- Motto Jumanji angeboten haben, wurde rege besucht. teiligten konstruktiv daran arbeiten. Fraglich bleibt, ob der Weihnachtskommers, an dessen Nachdem die Kuh auf dem Dach der Nutztierklinik Gelingen so hart gearbeitet wurde, stattfinden kann. Der Bern vom Winde verweht wurde, schmücken nun nicht Fluch von Jumanji ist gebrochen, doch ein «escape» von nur eine neue Kuh, sondern auch ein Säuli das Dach der Covid scheint leider in weiter Ferne zu liegen. Nutztierklinik. Beide kann man sich durchaus in einer «Escape» war nie das Motto von unserem Kollegen und Weihnachtskrippe vorstellen…. langjährigem Redaktionsmitglied, Michael Stoffel, der Die diesjährigen Weihnachtsanlässe fielen wieder ein- nun emeritiert wird. Sein Engagement für Lehre und mal den Covid-Massnahmen zum Opfer. Über Anlässe, Forschung, Aufgaben der Fakultät sowie auch seine Tä- die noch stattfinden durften, Kommunikations-Work- tigkeit als Redakteur bei VetsuisseNEWS waren stetig shop, die Poster & Networking Days, den Alumni Aus- präsent. Neben der Begeisterung für sein Fachgebiet, die flug sowie den Besuch der türkischen Delegation berich- Kunst des Zerlegens, was Anatomie wortwörtlich be- ten wir Ihnen in dieser Ausgabe. deutet, musiziert und dirigiert er ebenso leidenschaft- Und falls Sie sich die Weihnachtstage mit dem Nuss- lich und perfekt. Ausserdem wissen wir nun seit seiner Nougat-Schokoladen-Gugelhupf versüssen möchten, Abschiedsvorlesung, dass eine seiner Leidenschaften finden Sie ein wunderbares Rezept dazu auf Seite 33. der Schifffahrt gilt. Das Redaktionsteam von Vetsuisse- Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit, NEWS sagt, Merci Michael, wir werden Dich vermissen ein erfolgreiches neues Jahr bei bester Gesundheit und und wünschen Dir für die Zukunft alles Gute! Sehen Sie viele wunderbare Momente! auf Seite 29/30, was Studierende zu seinem Abschied schrieben. Meike Mevissen und Leo Küchler In diesem Jahr starteten einige wichtige und interessante Projekte: Unser neues Curriculum, kurz Cucu2021 ist ge- startet, die Gründung des MCID, ein interdisziplinäres 3
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 SNF Projekt Chirurgische Intervertebrale Knöcherne Fusion: Ein SNF-Projekt aus der Klinik Diese klinische Studie widmet sich dem Technologietransfer von der Reparatur großer kranialer Defekte beim Menschen zur Wirbelsäulenfusion im Tiermodell N Autor: Franck Forterre ach einer Wirbelsäulen- Projektes entstanden. OssDesign ar- Menschen noch bei Tieren in Be- operation, bei der die beitete an der Entwicklung eines tracht gezogen, um zwischen Wir- Bandscheiben entfernt resorbierbaren keramischen Materi- beln implantiert zu werden. Das werden, ist die knöcherne Verstei- als (Tricalciumphosphat kombiniert Projekt leistet einen Beitrag zu die- fung zwischen den Wirbeln in der mit Pyrophosphat), das intrinsische sem Forschungsfeld. Regel unvollständig. Dies ist ein be- osteoinduktive Eigenschaften auf- kanntes schwerwiegendes Problem weist und die Knochenbildung för- Inhalt und Ziele der Forschungsarbeit bei Menschen und Hunden. Es wur- dert. Die Implantation führt zur Bil- Das keramische Material wird nach den schon viele Studien zu dieser dung von neuem Knochengewebe Entfernung der Bandscheibe in Mi- Thematik durchgeführt, doch eine und zur Resorption des kerami- nischweine und erwachsene Hunde überzeugende Lösung steht bislang schen Materials im Laufe der Zeit. implantiert. Die Minischweine wer- noch aus. Aus einem Gespräch mit Dieses keramische Material wurde den in einem rein experimentellen der Firma OssDesign in Schweden, bereits zur Reparatur großer Schä- Kontext eingesetzt. Die Minipigs während eines Uppsala-Aufenthal- deldefekte beim Menschen verwen- stehen während der Versuchszeit tes vor zwei Jahren, ist die Idee des det, wurde aber bislang weder bei ebenfalls für klinische Lehrzwecke 4
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 SNF Projekt Abbildung 1: Minipig im CT (Ausübung der praktischen Fertig- pathologie (nur bei Minischweinen, schweinen beobachtet wurde, die an keiten für Studierende) an der SLU nach Euthanasie) über einen Zeit- einer diesem Forschungsprojekt vo- in Uppsala zur Verfügung. Bei den raum von 12 Monaten untersucht. rangegangenen Pilotstudie teilge- Hunden handelt es sich um Hunde, Ziel ist es, einen Konzeptnachweis nommen haben, besteht berechtigte die von ihren Besitzern wegen eines für die Knochenfusion zwischen Hoffnung, dass diese Technik neue Bandscheibenvorfalls oder einer Wirbeln in diesen Tiermodellen Behandlungsmöglichkeiten eröffnet zervikalen Instabilität in der Klein- (Schweine und Hunde) zu erbrin- und möglicherweise einen Durch- tierklinik des Tierspitals Bern vor- gen, um die erforderlichen Nach- bruch auf dem Gebiet der chirurgi- gestellt werden und bei welchen weise und Daten für die Zulassung schen Wirbelsäulenfusion darstellt. eine chirurgische Behandlung erfor- von Versuchen am Menschen zu er- Das erwartete Ergebnis ist die voll- derlich ist. In beiden Fällen wird das halten. Das übergeordnete Ziel ist ständige knöcherne Versteifung der keramische Material in Pastenform die Verbesserung der Wirbelfusion Wirbel nach einer Operation zur zwischen den Wirbeln platziert, in der Veterinärmedizin, aber auch Stabilisierung der Wirbelsäule. und der Verbleib des Implantats in der Humanmedizin. Diese neue Wirbelsäulenfusions- wird mittels regelmässiger CT-Kon- technik hat das Potenzial eines er- trollen überwacht. Wissenschaftlicher und gesellschaftli- heblichen sozioökonomischen Nut- Die Reaktion des Gewebes, die Bio- cher Kontext des Forschungsprojekts zens bei der Behandlung von kompatibilität und die durch das Das Projekt umfasst sowohl Grund- Wirbelsäulenproblemen, die eine Keramikimplantat hervorgerufene lagen- als auch klinische Forschung. chirurgische Behandlung erfordern. Knochenbildung werden mittels Aufgrund der konsistenten Wirbel- Zeitraffertomographie und Histo- säulenfusion, die bei vier Mini- Abbildung 2: CT-Aufnahme der Wirbelsäule 5
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Ein Rekordjahr in der Fledermaus- Notpflegestation geht zu Ende! Nun ist endlich Ruhe eingekehrt in der Fledermaus- Notpflegestation der Stiftung Fledermausschutz am Zoo Zürich. N Autorin: Katja Schönbächler och vor ein paar Monaten in vollem Betrieb. Doch seit wenigen stützung des Zürcher Tierschutzes platzte der gelb angestri- Wochen haben sich die Fledermäuse und des Zoo Zürich geführt wird, chene Raum aus allen in ihren wohlverdienten Winter- gepflegt – ein absolutes Rekordjahr! Nähten – Flugzelte, Halteboxen, schlaf zurückgezogen. Zeit also, die- Das schlechte Frühlings- und Einrichtungen für Futtertiere und ses aussergewöhnliche Fledermaus- Sommerwetter zwang viele Fleder- ein fleissiges Gewusel von Helfen- jahr Revue passieren zu lassen. mausweibchen, ihren Nachwuchs den füllten die kleine Station. Die Insgesamt 526 Fledermäuse, davon zurückzulassen - die Nahrungsres- Aussenvolière, vor allem wichtig mehr als 300 Jungtiere, wurden in sourcen wurden knapp. Dank auf- für das Flugtraining der jungen Fle- diesem Jahr in der Fledermaus- merksamen Finder*innen, die sich dermäuse vor ihrer Entlassung in Notpflegestation, die von der Stif- umgehend auf dem Fledermaus- die Natur, war fast rund um die Uhr tung Fledermausschutz mit Unter- schutz-Nottelefon beraten liessen, Abbildung oben: Graues Langohr (Plecotus austriacus). © www.fledermausschutz.ch 6
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Feldermaus fanden aber viele dieser Fleder- wurden oder eine junge Nord- die Fledermäuse jagen und sie oft- mäuse in Not den Weg in eine Not- fledermaus (Eptesicus nilssonii) aus mals schwer verletzen. Frisch flügge pflegestation und konnten sogleich dem Kanton Graubünden, die zur Tiere, die noch keine Flugerfahrun- fachgerecht versorgt werden. Das Aufzucht nach Zürich gebracht gen am Nachthimmel sammeln Fledermausschutz-Nottelefon bear- wurde (Abb. 2). Die häufigsten konnten oder von der Paarung er- beitete dieses Jahr 5’597 Hilferufe, Pfleglinge sind aber die weit ver- schöpfte Tiere fallen den Hauskat- davon 3'801 Anrufe und 1'796 Nach- breiteten Zwergfledermäuse (Pipist- zen im Spätsommer und Herbst be- richten (Abb. 1). Doch nicht nur am rellus pipistrellus) und Weissrandfle- sonders oft zum Opfer. Oft lauern Zoo Zürich bekommen die kleinen dermäuse (Pipistrellus kuhlii), die sie in der Dämmerung unter der Nachtschwärmer eine zweite sich gerne im Siedlungsgebiet auf- Ausflugsöffnung des Fledermaus- Chance: Mittlerweile kann auf ein halten und deshalb auch regelmä- quartiers nach Beute und können so gut ausgebautes Netzwerk an spezi- ssig im Raum Zürich gefunden wer- vor allem im Siedlungsgebiet eine ell ausgebildeten ehrenamtlichen den. ernsthafte Bedrohung für ganze Fle- Pfleger*innen in der ganzen Schweiz Gründe, wieso Fledermäuse in Not dermausbestände darstellen. 52 Fle- zurückgegriffen werden, die mit rie- aufgefunden werden, sind sehr viel- dermäuse wurden dieses Jahr als sigem Engagement in verschiede- fältig und können oft nicht ab- sogenannte «Katzenopfer» in die nen Pflegestationen zahlreiche Fle- schliessend geklärt werden. Die Fledermaus-Notpflegestation ein- dermäuse aufziehen und pflegen. meisten Fledermausfindlinge in die- gewiesen, 24 davon konnten erfolg- In der Schweiz sind 30 verschiedene sem Jahr wurden im Freien aufge- reich therapiert und wieder in die Fledermausarten nachgewiesen. funden. Die Tiere sind oft ge- Natur entlassen werden. Viele Fle- Somit sind die Fledermäuse die schwächt, können aufgrund von dermäuse sterben sofort bei dem artenreichste Säugetiergruppe der Verletzungen nicht mehr gut flie- Katzenangriff oder werden nicht Schweiz, und alle sind bundesrecht- gen, oder es handelt sich um ver- rechtzeitig gefunden, weshalb von lich geschützt. Dieses Jahr wurden waiste Jungtiere. Viele der Pfleg- einer hohen Dunkelziffer an Kat- 17 verschiedene Fledermausarten in linge krabbeln oder flattern aber zenopfern ausgegangen wird. der Notpflegestation am Zoo Zürich auch durch eine Öffnung in den In- betreut, darunter auch sehr seltene nenraum eines Gebäudes, finden Während der Hochsaison von Juni Pfleglinge wie zwei Bechsteinfleder- den Weg nicht mehr nach draussen bis August fanden 317 verwaiste, mäuse (Myotis bechsteinii), die an ei- und brauchen Hilfe. Ein grosses kranke oder schwache Jungtiere ner Klebefalle eines Stalles verletzt Problem stellen zudem Katzen dar, den Weg in die Fledermaus-Not- Abbildung 1: Entwicklung der Anzahl Pfleglinge in der Feldermaus-Notpflegestation (ornage) und der anzahl Anrufe auf den Fledermausschutz-Nottelefon (gelb) von 2011 bis 2021 7
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Feldermaus Abbildung 2: Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii) in der Fledermaus-Notpflegestation. © Samuel Betschart pflegestation und wurden von wiegt eine Zwergfledermaus (Pipist- rend des Tages zu Beginn alle 1-2 speziell ausgebildeten Jungtier- rellus pipistrellus) nur knapp ein Stunden eine kleine Menge an Auf- pfleger*innen mit viel Geduld und Gramm – erfordert viel Fingerspit- zuchtmilch benötigen (Abb. 3). Et- Sorgfalt aufgezogen. Die Aufzucht zengefühl und ist sehr zeitintensiv, was mehr als zwei Drittel (69%) al- dieser kleinen Wesen – neugeboren da die jungen Fledermäuse wäh- ler Jungtiere konnten erfolgreich aufgezogen und abhängig von Alter und Fledermausart nach wenigen Tagen bis einigen Wochen und re- gelmässigem Flugtraining wieder in die Natur entlassen werden. Ein be- sonders erfreulicher Fall waren Zwillinge, die von einem Weiss- randfledermaus-Weibchen (Pipist- rellus kuhlii) vor Ort in der Fledermaus-Notpflegestation gebo- ren wurden und rund zwei Monate später gesund und munter freige- lassen werden konnten (Abb. 4). Jetzt im Winter ist es am Fleder- mausschutz-Nottelefon aber ruhig, und nur ab und zu wird eine Fleder- maus aus ihrem Winterschlaf geris- sen und braucht Hilfe. Gründe dafür sind Bauarbeiten, Baumfäl- lungen oder der Abbau von Schei- Abbildung 3: Braunes Langohr (Plecotus auritus) bei der Milchfütterung. © www.fledermausschutz.ch 8
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Fledermaus terbeigen, in die sich Fledermäuse Fledermausschutz (KOF). BAT – Bil- ein Fledermausschutz-Nottelefon gerne für ihren langen Schlaf zu- dung, Artenschutz und Tierschutz und eine Fledermaus-Notpflegesta- rückziehen, weil es dort konstant sind die wichtigen Tätigkeitsberei- tion für verwaiste, verletzte und ge- kühl und sehr feucht ist. Die Not- che der Stiftung. Das Haupt- schwächte Fledermäuse am Zoo Zü- pflegestation am Zoo Zürich bietet anliegen der Stiftung mit Sitz am rich. Wenn auch Sie eine Fledermaus in einem Naturkeller unterhalb der Zoo Zürich ist die Sympathie- in Not gefunden haben, erhalten Sie Station ein Ersatzquartier für werbung für Fledermäuse in der Öf- rund um die Uhr Hilfe auf dem winterschlafende Fledermäuse, die fentlichkeit mit dem Ziel, die ein- Fledermausschutz-Nottelefon: ihren ursprünglichen Unterschlupf heimischen Fledermausarten und 079 330 60 60 verloren haben oder verletzt aufge- ihre Lebensräume nachhaltig zu Website: www.fledermausschutz.ch funden wurden. So schlafen mo- schützen und zu fördern. Der Tier- mentan 15 Fledermäuse in der schutz ist ein Teil des Grossen Ganzen. Fledermaus-Notpflegestation und warten auf den nächsten Frühling. Neben verschiedenen Forschungs- projekten, Datenbankbetreuung, Über die Stiftung Fledermausschutz Monitoringprogrammen, Kursan- Die Stiftung Fledermausschutz be- geboten und vielen weiteren Projek- treibt mit Unterstützung des Bun- ten rund um die Fledermäuse be- des die Koordinationsstelle Ost für treibt die Stiftung Fledermausschutz Abbildung 4: Neugeborene Weissrandfledermaus-Zwillinge (Pipistrellus kuhlii) in der Fledermaus-Notpflegestation. © www.fledermausschutz.ch 9
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Interview Basel – Bern einfach Schon vor knapp zwei Jahren übernahm Prof. Irene Adrian-Kalchhauser die Leitung des Zentrums für Fisch- und Wildtiermedizin – höchste Zeit also, mit ihr ein Gespräch zu führen. Autorenschaft: Meike Mevissen und Michael H. Stoffel Liebe Irene, herzlich willkommen und danke, dass Du Dir Zeit nimmst für dieses Gespräch. Vielleicht beginnen wir am besten mit einem Abriss Deines beruflichen Wer- degangs. Nach meinem Studium in Wien – wo ich herkomme – und in Bergen (Norwegen) habe ich am Institut für molekulare Pathologie in Wien eine entwicklungsbiologische Mas- terarbeit gemacht und kam dann 2006 mit einem PhD-Stipendium von Boehringer-Ingelheim in die Schweiz an das Friedrich-Miescher- Institut in Basel. Dort habe ich an Zellzyklus, Stamzelldifferenzierung und Fragen der Epigenetik und Genregulation gearbeitet. Auch wenn ich mich als Laborratte identi- fiziere, war dann eine Pause von anwendungsfernen Modellen wie Drosophila und C. elegans angesagt. Prof. Irene Adrian-Kalchhauser So kam ich als Postdoc zur Arbeits- gruppe von Prof. Patricia Holm – die ja einige an der Fakultät sicherlich hörden und Stakeholdern sammeln. noch kennen – ans Departement für Es folgte ein Marie-Heim-Vögtlin- Umweltwissenschaften der Univer- Stipendium des SNF, mit dem ich Departement für Umwelt- sität Basel. Das war tatsächlich ein weiterhin in Basel der Frage nach- wissenschaften der «match made in heaven», ich konnte ging, wie invasive Fischspezies wie Universität Basel. Das war molekulares Wissen und Tools an die Schwarzmund-Grundel sich so tatsächlich ein «match natürlichen Fischpopulationen an- erfolgreich etablieren können – zum made in heaven» wenden und Erfahrungen mit Be- Beispiel mit Hilfe von Signaturen in 10
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Interview der maternalen RNA. Dann kam die sich unter kontrollierten Bedingun- haus wird sich weiterhin mit PKD Berufung nach Bern an das Institut gen stark vermehren, entsprechen beschäftigen, die Krebspest ist als für Fisch- und Wildtiergesundheit. weitgehend der Situation, wie wir Forschungsthema dank Dr. Simone sie bei domestizierten und vom Pisano quasi explodiert, und in der Was hat Dich den an dieser Position Menschen unter stabilen Bedingun- Wildabteilung von Prof. Marie-Pi- gereizt? gen gezielt gezüchteten Spezies an- erre Ryser geht es weiterhin um Dank Patchworkfamilie und daher treffen. Im Vergleich mit «wilderen» Luchse, aber auch um Afrikanische eingeschränkter Mobilität war ich Zebrafischpopulationen und auch Schweinepest oder COVID in Wild- eigentlich auf einen Verbleib in der an Stichlingsdaten untersuchen wir, tieren. Über beide Abteilungen hin- Basler Pharmaindustrie vorbereitet. wie sich Domestikation bzw. weg arbeiten wir an der Weiterent- Dann wurde die Nachfolge Segner «stabilere» Verhältnisse auf nicht- wicklung von Diagnostikmethoden ausgeschrieben. Auch wenn ich in- genetische, also epigenetische durch eDNA, ddPCR und rekonsti- zwischen beurteilen kann, dass die Mechanismen auswirken. Da gibt tuierbare Trockenreaktionen. Stelle zu mir passt wie die sprich- es auch Anknüpfungspunkte an die wörtliche Faust aufs Auge, hätte ich laufende Forschung am FIWI. Zum Wo siehst Du als Biologin dabei mich fast nicht darauf beworben. Beispiel sind in menschlicher Obhut Schnittstellen zur Tiermedizin? Patricia musste mir erst ins Gewis- aufgezogene und dann in Gewässer Persönlich liegt mir die Pathologie sen reden – ein sehr lebendiges Bei- eingesetzte Forellen für die prolife- nahe – ich habe immer viel spiel, was für einen Unterschied rative Nierenkrankheit PKD anfälli- mikroskopiert und Immunohisto- Mentoring und Ermutigung ausma- ger als wildverlaichte Forellen – die chemie gemacht – und natürlich chen kann. Umgebung der Elterntiere beein- auch biomedizinische Fragestell- Am FIWI schätze ich den fliessen- flusst die Krankheitsresistenz der ungen. Spannend ist auch die Frage, den Übergang zwischen grundla- Nachkommen. welchen Platz Fische, Wildtiere und genwissenschaftlicher Forschung Zudem fungieren wir als Dia- Fragen mit Umweltrelevanz in und realen Situationen sowie die gnostik- und Referenzlabor für ver- einem veterinärmedizinischen Cur- Rückkehr in ein biomedizinisches schiedene aquatische meldepflich- riculum erhalten sollen. Hier Umfeld, in dem gleichzeitig mein tige Seuchen und Krankheiten, das leisten wir im neuen Curriculum Wissen über ökologische und evolu- ist natürlich auch eine spannende gestalterisch und inhaltlich Beiträge tionäre Prozesse relevant ist. Ich Bereicherung. in Anatomie, Nachhaltigkeit, Tier- habe Freude daran, mit dem Institut schutz, Digitalisierung, Bestandes- für Fisch- und Wildtiergesundheit In welche Richtung wird sich denn medizin und in Form von Wahlfä- Visionen zu entwickeln und umzu- nun das FIWI in den nächsten Jahren chern zu Fischen und Wildtieren. setzen, ein kooperatives Umfeld zu entwickeln? fördern und den Mitarbeitenden Nach einer intensiven und erfolgrei- Was tust Du in Deiner Freizeit? Gibt es optimale Entwicklungsmöglichkei- chen Drittmitteleinwerbungsphase, Hobbies, denen Du nachgehst? ten zu bieten. In den vergangenen die uns einen SNSF-Projekt grant, Mein Beruf ist mein Hobby – im zwei Jahren wurden die Räumlich- einen 3RCC grant und 2 Innosuisse- positiven Sinn, die Aufgaben sind keiten vollständig renoviert, neu Projekte eingebracht hat und das so vielfältig, und ich bin ausserdem mit Geräten ausgestattet, und die Team auf über 30 Personen explo- ein Weiterbildungsjunkie. Aber in Einheit neu akkreditiert. dieren liess, werden wir jetzt konso- meinem Portemonnaie findet sich lidieren und erst mal arbeiten. auch immer eine Schweizer Muse- Und womit beschäftigst Du Dich Gemeinsam mit Prof. Claudia umscard, eine 10er-Karte für die jetzt? Bank von der Philosophisch-natur- Berner Hallenbäder, ich gebe unge- Weil Wildpopulationen in der wissenschaftlichen Fakultät unter- fähr gleich viel Geld für Bücher wie hypothesengetriebenen molekula- suchen wir Aquakulturmikrobiome für dachterrassentaugliche Pflanzen ren Grundlagenforschung gewisse und Fragen zur öko-evolutionären aus, und wir haben wirklich gerne Grenzen haben, arbeiten wir jetzt Entwicklung von Bakteriengemein- Gäste – dann kocht aber mein Mann. mit Zebrafischen. Labortiere, die schaften. Prof. Heike Schmidt-Post- 11
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 MCID A year in the life of the Multidiscipli- nary Center for Infectious Diseases (MCID) The MCID Bern was launched in January 2021 with the mission to study and mitigate healthcare, societal, ethical, and economic risks from infectious diseases through interdis- ciplinary research. Read here about how and why the center was launched, as well as the results of the first MCID project funding call. Author: Rebecca Limenitakis Stanway The World Health Organization de- now know that this predicted “Di- battle with the consequences of Co- clared 2019 the “Year of action on sease X” was COVID-19 and that as vid-19, it is clear that we will face preparedness for health emergen- a society, both in Switzerland and threats from other emerging infec- cies”, identifying a list of pathogens worldwide, we were not prepared tious diseases and this time, we that are a major public health risk, to face this infectious disease threat. need to be better prepared. but have no effective treatments or vaccines, including an as yet What the current SARS-Cov-2.0 Borne out of the need to learn from unknown “Disease X”. Disease X pandemic has precipitously re- the SARS-CoV-2 pandemic, in early would be the cause of the next big vealed was not just the threats to 2020, discussions were initiated bet- pandemic, not before seen in hu- personal health and healthcare, but ween the University of Bern and the mans, spread easily – probably air- threats to all areas of modern life, Vinetum Foundation, who were borne, deadly and with global im- regardless of individual circum- motivated to invest funds in a One- pact beyond its region of origin. We stances. While society continues to health-focused project that would 12
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 MCID Abbildung 1: Organigramm MCID allow a significant contribution in tatives of seven different scientific 45 members of the MCID were se- pandemic preparedness to be made disciplines; Immunity, Patient-fo- lected by the UniLeitung as the cen- in Bern. The Vinetum Foundation cused research, Epidemiology, Mi- ter with the aim of bringing together has now pledged 30 million Swiss crobiology, Neglected Diseases, a range of different expertise, as francs to the University of Bern; as a Ethics and Policy and Economics. well as a combination of more expe- result, the Multidisciplinary Center The Chair of the center, Prof. Volker rienced researchers and those show- for Infectious Diseases, MCID Bern, Thiel, brings invaluable experience ing strong potential for leadership was born and launched operations in coronavirus research and wider and scientific excellence. in January 2021 with the hiring of a expertise in the consequences of and managing director, Dr. Rebecca Li- mitigation strategies against SARS- The MCID began activities in Janu- menitakis, to coordinate the activi- CoV-2 in his experience on the Swiss ary 2021 and in June 2021, the first ties of the MCID. The MCID is dedi- Covid Task Force. The Co-Chair of call for MCID project funding was cated to the study and mitigation of the center, Prof. Carmen Faso, an launched. The launch of this call healthcare, societal, ethical, and eco- evolutionary parasitologist and was made possible through the en- nomic risks from infectious diseases SNSF PRIMA grantee, not only thusiastic exchange of ideas within through interdisciplinary research. brings a strong research background and between the MCID clusters, but also wider insights from her role with a particular focus of these dis- The MCID is administratively as the Vice President and Treasurer cussions being a scientific strategy linked to the Vetsuisse Faculty and of the Swiss Society of Tropical Me- workshop held over two days at the is the faculty’s first strategic center. dicine and Parasitology and role on end of April. The funding call, with The Center is governed by a nine- the Board of the Biology Platform of a total available budget of 8.4 mil- member Directorate with represen- the Swiss Academy of Sciences. The lion Swiss francs, invited applicants 13
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 MCID at the University of Bern to apply sheep and other domesticated farm aim to provide a service to MCID for funding for projects of a dura- animals in Africa and which repre- members and beyond and to have tion of three years. A particular fo- sents an increasing threat in Europe, particularly strong links to MCID- cus was placed on applications by not only to sheep but also to the hu- funded projects. The BEready Co- young investigators, as well on sub- man population. In a second multi- hort will be a Bern population-based missions by more than one appli- partner project, Dr. Ronald Dijkman One-Health cohort for the detection cant, so-called “Multi-applicant” will co-ordinate an integrative One of infectious diseases, monitoring submissions, that aimed to instigate Health network to systematically not only families but also their pets. collaborations between experts monitor and characterize Influenza The BioPreparedness BioBank aims from different scientific disciplines. A viruses circulating in the pig and not only to collect and provide ac- Multi- and inter-disciplinary re- human populations in Switzerland. cess to pathogens of high conse- search are at the heart of the MCID, This project will bring together ex- quence, but also to provide a syn- with the center seeking to promote pertise including that of Prof. Heiko thetic genomics platform that will scientists at the University of Bern Nathues, head of the Swine clinic store the genomes of high conse- who want to look beyond their own and the Vetsuisse faculty at the Uni- quence pathogens, as well as mo- experience and current research to versity of Bern and will be under- difying them to allow optimal study. work with others with different ex- pinned by bioinformatic analysis to The Ethics and Policy Lab will pro- pertise and a different way of thin- be performed by Dr. Jenny Kelly, a vide advice to researchers on the king, to “try something new” and recipient of a Career Development ethical dimensions of planned work develop valuable and synergistic Grant and a postdoctoral scientist in and on the translation of findings collaborations. The MCID received the Thiel lab at the Vetsuisse. Dr. into policy propositions. 40 applications from a range of dif- Marco Alves, staff member of the ferent academic disciplines and IVI at the Vetsuisse Faculty, will In addition to the emphasis placed these have been subjected to a rigo- work in a project lead by Prof. Ste- by the MCID on the promotion of rous peer review process, with final phen Leib at the IFIK to improve talent and on inter-disciplinary col- funding decisions being made by a understanding of the tick-borne en- laboration, the center is also com- dedicated research funding com- cephalitis virus (TBEV) pathology, mitted to Teaching and Outreach, mittee. In total, 17 projects were fi- using state-of-the-art cerebral orga- with a substantial budget set aside nally selected for funding. This in- noids, together with brain slice cul- for activities that fall under this ban- cludes 10 multiple applicant tures. In a further multi-applicant ner. The development of the initial projects. MCID-funded projects will project, Dr. Fabien Labroussaa will teaching and outreach portfolio will begin in January 2022 and the MCID lead a study aiming to use tailor- be the focus of discussion and plan- is looking forward to welcoming 24 made lytic phages to combat two ning in the first half of 2022. new members to the center to con- multi-drug resistant bacteria of high solidate the 45 members originally medical relevance. Other funded The MCID would like to thank the selected by the UniLeitung as the projects include studies on the role Vinetum Foundation once again for center was being built. of mainstream media in fueling the its generous support of the center. spread of conspiracy beliefs and the The center is looking forward en- Of projects awarded funding by the development of a tracking App for thusiastically to the commencement MCID, a number include applicants women in or post menopause to of the first MCID-funded projects in from the Vetsuisse Faculty of the produce personalized risk assess- January 2022 and to a continued University of Bern. Dr. Obdulio ment for the development of chro- strong working relationship with Garcia Nicolas has been awarded a nic diseases and early warnings of the Vetsuisse Bern. Career Development Grant to work potential respiratory tract infec- together with Prof. Charaf Benarafa tions. in a multi-applicant project to inves- tigate the transmission of Wessels- Central to the activities of the MCID bron virus, a flavivirus endemic in will be three Core Activities, which 14
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Chlamydien OIE Twinning Projekt Chlamydien: Endlich geht es los! Das OIE Twinning Projekt zwischen dem Referenzlabor für Chlamydienabort bei Schaf und Ziege (Institut für Veterinärpathologie, IVPZ) und dem Pendik Veterinary Control Institute (PVCI) in Istanbul dient dem Austausch von Methoden und dem Wissenstransfer in Form von Trainings im Referenzlabor. Der offizielle Projektstart war für 2020 geplant, musste dann aber infolge der Coronavirus-Pandemie verschoben werden. Im Oktober 2021 konnte endlich das erste Training in Zürich stattfinden! A Autorenschaft: Nicole Borel und Hanna Mart nfang Oktober konnten un- sere Gäste aus dem PVCI in Istanbul (Türkei) endlich für ein 3-wöchiges Training ans IVPZ nach Zürich reisen! Ursprüng- lich war das erste Training für Juni 2020 vorgesehen, musste dann aber infolge der Coronavirus-Pandemie mehrmals verschoben werden. Die Delegation bestand aus vier Tierärz- ten und Tierärztinnen (Dr. Ayşe Ate- soglu, Dr. Mehmet Hakan Tabak, med. vet. Orbay Sayi, med. vet. Mehmet Engin Malal), die am PVCI in der mikrobiologischen Diagnos- tik tätig sind. Ein Highlight war der Besuch des Agrovet Strickhof mit kompetenter Abbildung 1: Führung der Delegation am Agrovet Strickhof durch Dr. Wolfgang Pendl (2. von rechts) 15
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Chlamydien Führung durch Dr. Wolfgang Pendl stark sie im Fokus der Abortunter- bereits mit Twinning Projekten ver- (UZH, VSF) und Dr. Sergej suchungen steht. Hingegen ist Chla- traut. Amelchanka (ETH). Insbesondere mydienabort in der Türkei keine Der erste Besuch der Schweizer De- der moderne Melkroboter im Milch- anzeigepflichtige Tierseuche. legation beim PVCI ist für Februar viehstall sowie die Stoffwechsel- Das IVPZ ist seit 2006/2007 natio- 2022 vorgesehen (sofern Corona es kammern stiessen auf grosses Inter- nales (durch das Bundesamt für dann zulässt!) und ein weiteres esse bei unseren Besuchern. Lebensmittelsicherheit und Veteri- 3-wöchiges Training der PVCI Im Labor am IVPZ wurde die PVCI närwesen, BLV, ernannt) bzw. inter- Delegierten ist für die zweite Jahres- Delegation durch die ChlamHealth nationales (OIE, Office International hälfte 2022 geplant. Anfang 2023 ist Gruppe (Institut für Veterinär- des Epizooties mit Hauptsitz in Pa- der voraussichtliche Projektab- pathologie, Forschungseinheit In- ris, Frankreich) Referenzlabor für schluss, sofern alles wie geplant ver- fektionspathologie mit Schwer- Chlamydienabort bei Schaf und läuft. Das unmittelbare Projektziel punkt Chlamydien, Dr. Hanna Ziege (Ovine Chlamydiosis). Im ist die erfolgreiche Akkreditierung Marti, Dr. Jasmin Kuratli, Barbara Rahmen dieser Tätigkeit finden Be- (nach ISO/IEC 17025) der molekula- Prähauser und Theresa Pesch) in stätigungsuntersuchungen statt, Re- ren Chlamydia abortus-Diagnostik den molekularen Nachweis von ferenzmaterial wird weltweit ande- (Chlamydienabort für Schaf und Chlamydien und deren Typisierung ren Laboren zur Verfügung gestellt, Ziege, Zoonose und zu überwa- eingeführt. Zudem, um die Anzüch- Ringversuche werden organisiert, chende Tierseuche in der Schweiz) tung der intrazellulären Chlamy- neue Methoden werden entwickelt am PVCI. Ein weiteres Projektziel dien zu ermöglichen, wurde die OIE und Forschungsprojekte durchge- ist der Aufbau eines Zellkulturla- Delegation in die Zellkultur einge- führt. Im Rahmen der OIE Tätigkeit bors für die Chlamydienisolation führt. Natürlich durfte der obligate besteht auch die Möglichkeit, ein und -anzüchtung am PVCI und die Besuch im Sektionslokal der Patho- OIE Twinning Projekt mit einem so- Durchführung einer kleinen epide- logie nicht fehlen. Die Vielfalt an genannten «Candidate Laboratory» miologischen Studie, die einen Ein- Tierarten und Untersuchungsgrün- zu beantragen. In unserem Fall ist blick in die Verbreitung des Chla- den auf den Sektionstischen gab das «Candidate Laboratory» das mydienabortes bei Schaf und Ziege Anlass zu interessierten Fragen und PVCI und das Ziellabor für den Me- im Umland von Istanbul geben soll. Vergleichen zwischen der Situation thoden- und Wissenstransfer. Von Wir danken allen Beteiligten für in der Schweiz und der Türkei. 2011 bis 2015 hatten wir bereits ein ihre tatkräftige Unterstützung und Dank der guten Zusammenarbeit OIE Twinning Projekt mit dem Cen- freuen uns auf den baldigen Besuch mit den Abteilungen für Veterinär- tral Veterinary Laboratory in Wind- in der Türkei sowie das dritte Trai- bakteriologie und Geflügel- und hoek, Namibia, und waren deshalb ning des PVCI am Tierspital. Kaninchenkrankheiten konnten un- sere Gäste aus Istanbul auch den MALDI-TOF bestaunen und die routine bakteriologischen Tätigkei- ten in der Abteilung für Veterinär- bakteriologie mitverfolgen. Neben der praktischen Tätigkeit im Labor fanden auch theoretische Schulun- gen statt und es entstand ein reger Austausch zur Tierseuchenlage in den beiden Ländern. Es war unge- wohnt für uns zu erfahren, wie ver- breitet die Brucellose bei Wieder- käuern – eine Seuche, die seit Jahren nicht mehr in der Schweiz vor- kommt – in der Türkei ist, und wie Abbildung 2: Besuch im Sektionslokal am IVPZ 16
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Workshop Schweigen ist Silber, Reden ist Gold Unter dem Motto «Vorbeugen ist besser als heilen» trainierte die erweiterte Fakultätsleitung Ende August in einem Workshop die Krisenkommunikation unter kundiger Leitung von Marco Cortesi und Stefan Häseli. Entscheidend ist nicht nur, was gesagt wird, sondern auch wie es präsentiert wird. K Autor: Jean-Michel Hatt hen wir es, mit Tieren und ihren von ganzen Kabarett-Programmen risen treten meist unerwar- Besitzer:innen umzugehen. Doch über ein breites Wissen zur Kom- tet und plötzlich auf. In un- der Umgang mit Medien gehört munikation verbal und nonverbal. serem Umfeld, der Veteri- nicht zu unseren Kernkompetenzen. Anhand möglicher Ereignisse närmedizin, sind Menschen und Zum Glück gibt es erfahrene Perso- wurde intensiv geübt – der Unfall Tiere oft direkt involviert und dies nen, die bereit sind, ihr Wissen und während einem Tiertransport mit enthält ein enormes emotionales Po- ihre Erfahrung zu teilen. Mit zwei tödlichem Ausgang für das Spitzen- tential. Die Medien sind allgegen- solchen Experten konnte die er- springpferd, ein Brand in der Um- wärtig, wollen umgehend informie- weiterte Fakultätsleitung Ende Au- gebung des Tierspitals mit mögli- ren und der professionelle Umgang gust einen Workshop veranstalten chem Risiko der Rauchvergiftung mit ihnen entscheidet, wie ein Kri- und erhielt wichtiges Wissen sowie für Patienten und die fatale Fehldo- senereignis in der Öffentlichkeit Tipps und Tricks im Umgang sierung bei einer Narkose. Geübt wahrgenommen wird und wie es mit Krisenkommunikation. Der be- wurde nicht nur die Vorbereitung sich entwickelt. Zeit ist entschei- kannte, ehemalige Mediensprecher und Organisation der Kommunika- dend, der richtige Auftritt, das rich- der Stadtpolizei Zürich, Marco Cor- tion, sondern auch real vor der Ka- tige Wort im richtigen Moment, tesi, hat langjährige Erfahrung in mera! Bei den Fernsehinterviews auch die Mimik kann den weiteren Sachen Krisenmanagement und Er- zeigte sich, wie schnell eine gute Verlauf einer Krise entscheiden. eigniskommunikation und weiss, und eine weniger gute Kommunika- Ein Lachen im falschen Moment was es heisst, auch in unangeneh- tion entsteht. Die Gratwanderung kann nicht nur eine politische Karri- men Situationen vor der Kamera zu zwischen Empathie und Sachlich- ere in den Abgrund führen! Als stehen. Stefan Häseli andererseits keit, die Zurückhaltung bezüglich Tierärztinnen und Tierärzte verste- verfügt als Comedian und Autor vorschnellen Schlussfolgerungen, 17
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Workshop die Vermittlung von Kernbotschaf- Sonne, der störende Wind oder der Reden ist Gold», aber damit das Re- ten sind ein Teil der erfolgreichen schlecht sitzende Hemdkragen auf den zu Gold wird, muss es geübt Krisenkommunikation. Aber ebenso die gewünschte Mitteilung haben sein. Zu hoffen ist natürlich, dass wichtig sind die nonverbalen As- können. Jeder Moment zählt, denn das im Workshop erlernte Wissen pekte der Kommunikation. Wie was am Schluss ausgestrahlt wird, nicht gebraucht wird. Es ist wie mit sehe ich aus vor der Kamera, was entzieht sich in der Regel der Kont- dem Nothelfer-Kurs – es ist wichtig, befindet sich im Hintergrund (nie rolle der interviewten Person. Und ihn gemacht zu haben und zu hof- das Firmenlogo!), wie steht es be- alles muss natürlich schnell gehen. fen, ihn nie zu gebrauchen. züglich störender Geräuschen, sind Eines ist auf jeden Fall klar gewor- ebenso wichtige Teile der Kommu- den, für ein erfolgreiches Krisenma- nikation. Bei der kritischen Diskus- nagement ist die Kommunikation sion der Videos wurde deutlich, entscheidend. Aussitzen ist kein rat- welch negativen Einfluss zugeknif- samer Weg und insofern gilt aus- fene Augen wegen der blendenden nahmsweise «Schweigen ist Silber, Ernste Situationen, ernste Mienen – die erweiterte Fakultätsleitung der Vetsuisse-Fakultät Zürich übt die Krisenkommunikation 18
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Haustiere Der hübsche Romarin von Manuela Weber Seit bald 22 Jahren wird Manuela Weber, die im Diagnostik- sekretariat der Tierpathologie Bern arbeitet, bereits von Ihrem Wallach begleitet. Wie ihr gemeinsamer Weg so aussieht, erzählt euch der Oldie hier. I Autorin: Manuela Weber ch bin im März 1995 im Waadt- land auf die Welt gekommen und wurde Romarin getauft. Als ich mit fünf Jahren zu meiner Besit- zerin Manu nach Bern gekommen bin, wurde daraus auf Berndeutsch natürlich sogleich Römu (oder auch Römeler, Römu-Bömu, Römsler,…). Aufgrund eines Wasserschadens im Büro meines Züchters gibt es leider keine Fotos mehr von mir als Foh- len. Wie gerne hätte Manu gewusst, wie ich damals ausgesehen habe! Da ich aber auch heute noch das hüb- scheste Pferd überhaupt bin, war ich bestimmt auch das süsseste Fohlen - auf jeden Fall in ihren Augen ;-). Ab und zu schicken wir meinem Züchter aktuelle Fotos und berich- ten ihm, dass ich immer noch fit und munter bin. Nach ein paar Jahren sind zwei wei- tere Waadtländer in unser Leben ge- treten, Manu's Mann Nicolas und sein Miniature Australian Shepherd Kafi. Unsere Familie besteht jetzt also aus drei Waadtländer Jungs und einem Berner Mädchen. Vor al- Abbildung 1: Das bin ich, Romarin 19
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Haustiere Mal. Manu war vor der Startglocke mit Zugang zur gemeinschaftlichen aus Nervosität so grün im Gesicht Heuraufe und meine eigene Weide, wie ihr Turnierjackett und sie war die 365 Tage rund um die Uhr offen einfach nur froh, als wir die beiden ist. So kann ich immer selber ent- Parcours hinter uns gebracht hatten scheiden, wo ich mich gerade auf- und zurück nach Hause fuhren. Da- halten mag. Seit einer Weile werde mit stand fest, dass wir keine sport- ich nun nicht mehr geritten, was lichen Ambitionen mehr hegten. aber nicht heisst, dass ich nicht mehr Langweilig wurde es uns trotzdem gearbeitet werde. Ich bin jetzt «Bo- nie. Wir haben unzählige Ausritte denarbeiter». Die Möglichkeiten ins Gelände unternommen, da er- sind auch hier überaus vielfältig lebt man immer etwas! Wir haben und haben zum Ziel, dass ich be- Reitstunden genommen und ab und weglich und koordiniert, gut be- zu an einem Patrouillenritt mitge- muskelt sowie geistig beschäftigt Abbildung 2: Lustiger Gruss aus dem Pferdestall! macht. Dabei bilden zwei Pferd/ bleibe. Dabei helfen uns Trainings- Mensch-Paare ein Team und lösen parcours mit Gassen und Pylonen auf einem Geländeritt spannende in blau und gelb (diese Farben kann lem am Wochenende verbringen Aufgaben. Mehrmals bin ich für ein ich neben weiss am besten sehen, wir viel Zeit zu viert. Zum Glück ist paar Ferientage in den Jura gefah- der Rest meiner Umwelt ist eher Nicolas auch sehr tierlieb und hilft ren. Dort gibt es ein ausgedehntes grau-braun gehalten), ein Intervall- bei meiner Pflege mit, wo er kann. Reitwegnetz und den sogenannten timer (den ich selber aber eigentlich Auch mit dem Hund habe ich «Grand Galop», eine weite Ebene, gar nicht brauche, denn ich weiss Freundschaft geschlossen, auf vie- über die man mit den Pferdekum- immer schon einen Augenblick frü- len gemeinsamen Spaziergängen pels galoppieren kann. her, dass er gleich klingeln wird) sind wir Seite an Seite gelaufen, ha- Heute lebe ich in einer Offenstall- und natürlich Belohnungsleckerlis. ben Leckerlis geteilt und Kafi hat haltung in einer eigenen Einheit. In Wenn ich mich weiterhin so fit halte, sich von mir das Grasen abgeschaut meinem Alter ist es wichtig, sich ge- bleibt uns hoffentlich noch viel ge- – gemeinsame Tätigkeiten verbin- nügend frei zu bewegen sowie un- meinsame Zeit um noch mehr den eben… gestört ruhen und fressen zu kön- schöne Erlebnisse zu teilen. Ich bin ein Schweizer Warmblut, in nen. Ich habe ein Häuschen zum Herzlichst, euer Römu! meinem Stammbaum verstecken Unterstellen, einen Trockenplatz sich aber auch Vollblüter – die kom- men dann zum Vorschein, wenn mir etwas ungeheuer ist. Dann kann ich ganz schnell aufdrehen und tänzeln, schnauben und auch schon mal durchstarten. Rückblickend war ich wahrscheinlich nicht immer das ein- fachste Pferd und habe meine Besit- zerin auch gefordert, aber heute sind wir ein eingespieltes Team. Länger als 11 Tage waren wir nie voneinander getrennt, gegen 5000 Mal ist Manu auf mir geritten (was etwa 7500 Stunden oder 312 Tagen im Sattel entspricht), und wir waren drei Mal an einem Turnier – das erste, das einzige und das letzte Abbildung 3: «La famille en route» 20
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 MSRU Was ist die MSRU? Die Musculoskeletal Research Unit (MSRU) kurz vorgestellt: Ein Portrait der MSRU am Standort VSF Zürich Autorenschaft: Katja Nuss, Karina Klein, Salim Darwiche Was ist die MSRU, oder: «Was läuft in um. Der Aspekt des Tierwohls ist Therapieansätzen geleistet, wie dem alten Bauerhaus am Strickhof?» nicht nur eine ethische Anforde- zum Beispiel: Die Musculoskeletal Reseach Unit rung, sondern sichert gleichblei- (MSRU) ist eine Gruppe von For- bend qualitativ hochwertige und 1 – Einfluss des Geschlechts auf scherInnen des Instituts für Moleku- reproduzierbare Forschungsergeb- die Struktur von Aneurismen lare Mechanismen bei Krankheiten nisse. Dies ist fundamental, um 2 – Verwendung von Knorpelzel- (DMMD) der VSF Zürich, die zu- neue Therapien für Tier und Mensch len aus der Nase zum Auffül- sammen mit Forschungspartnern von präklinischen Studien in die kli- len von Knorpeldefekten im neue Therapieansätze und Medizin- nische Anwendung zu übertragen. Knie produkte testet. Ein weiterer wichtiger Aspekt für 3 – Verbesserte Fixierung von die Qualitätssicherung ist die «Good Schrauben in der Wirbelsäu- Die Mission der MSRU ist die laboratory practice (GLP)»-Akkre- lenchirurgie Durchführung von präklinischen ditierung der Swissmedic, welche 4 – Der positive Einfluss eines Studien entsprechend den höchsten die MSRU seit 2014 innehat. pulsierenden elektromagneti- Qualitätsstandards und «state-of- schen Feldes (PEMF) auf die the art»-Methoden. Dabei engagie- Einige der MSRU-Studien haben ei- Knochenheilung zu Vermei- ren wir uns für das Tierwohl und nen entscheidenden Beitrag zum dung einer pathologisch setzen die «3R-Prinzipien» in allen besseren Verständnis von Krankhei- verzögerten Frakturheilung Aspekten unserer täglichen Arbeit ten und zur Entwicklung von neuen (Abb. 1) Abbildung 1: Tibiaosteotomie beim Schaf, die mit autologer Spongiosa augmentiert, mit einer Platte fixiert und mit PEMF behandelt wurde, was die Knochenheilung signifikant beschleunigte. 21
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 MSRU Die MSRU hat eine enge Partner- heilung, aber auch Studien zu gen, biomechanische Tests, Angio- schaft mit den Good Manufacturing Zahnimplantologie, Aneurysmen- grafien, Micro-CTs, CTs, MRTs) und Practice (GMP)-Einrichtungen der Behandlung, endovaskulären und – sind dankbar für deren Expertise. Universität Zürich und dem Wyss endokardialen Therapien, Schmerz- Zentrum Zürich, um neuartige Pro- therapie und Wundheilung werden Die Doktorierenden, oder «Was kann dukte zum Beispiel zur Behandlung durchgeführt. Die enge Zusammen- man bei uns lernen?» der bisher unheilbaren chronischen arbeit mit Wissenschaftlern aus der Jedes Jahr vervollständigen 2-3 fer- Granulomatose bei Kindern zu un- ganzen Welt ermöglicht einen wert- tige TierärztInnen unser Team und tersuchen. vollen Austausch und steht auf der schreiben bei uns ihre Dissertation. Basis von gemeinsam eingeworbe- Teamgeist, Humor, Belastbarkeit Die Leitung oder: «Wer macht das jetzt nen nationalen und internationalen und wissenschaftliche Neugierde da oben am Strickhof?» Grants, mit denen der grössere Teil sind gefragt! 1993 hat Brigitte von Rechenberg die der Studien finanziert wird. MSRU gegründet, damals als Interessenten für eine Doktorarbeit an «1-Frau-Betrieb». Bis Ende 2019 hat Die MSRU verfügt über Know-How der MSRU können sich an sie die MSRU geleitet und dann an in vielen Bereichen wie Chirurgie, Katja Nuss, Karina Klein und Salim Anästhesie und Schmerztherapie, msru@vetclinics.uzh.ch wenden. Darwiche übergeben, die bereits seit ausserdem in der histologischen vielen Jahren zur MSRU gehören Aufbereitung von Weichteil- und www.dmmd.uzh.ch/en/research/msru. (Abb. 2). Heute sind wir 18 Leute in Knochengewebe, Mikroradiogra- html unserer Gruppe. fien, Röntgen und Ultraschall. Wir Check out our website and get in touch! arbeiten oft und gerne mit Mitarbei- Expertise und Technik, oder: «Womit ar- terInnen der EMPA, der ETH und beitet Ihr?» mit Abteilungen des Tierspitals Die Expertise der MSRU fokussiert Zürich zusammen, um unsere sich vor allem auf die Be- Auswertungsmethoden zu vervoll- reiche Knochen-, Knorpel-, Sehnen- ständigen (z.B. Blutuntersuchun- Abbildung 2: MSRU leadership consortium; von links nach rechts: Dr.med.vet. Karina Klein PhD, Salim Darwiche PhD und Dr.med.vet. Katja Nuss 22
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Junior Vet School Begeisterung an der Junior Vet School Mitte Oktober organisierte der vierte Jahreskurs die erste Junior Vet School. 150 Kinder durften während einer Woche am Tierspital in das Leben einer Tierärztin oder eines Tierarztes eintauchen. Die Woche hinterliess begeisterte Teilnehmer*innen und Studierende. Autorenschaft: Sanja Stöckli und Lukas Schulthess In kleinen Grüppchen wuselten Mitte Oktober in rote und blaue T- Shirts gekleidete Kinder übers Tier- spitalgelände. Wobei wuseln nicht das richtige Wort ist, denn die Grüppchen bewegten sich sehr ziel- gerichtet auf dem Areal. Hin und wieder ernteten sie einen fragenden Blick: Ist denn schon Zukunftstag? Nein, diese Kinder erlebten die erste Ausgabe der Junior Vet School. Die Idee für die Junior Vet School entstand am Stubentisch. Sehr viele Kinder haben den Berufswunsch «Tierärztin/Tierarzt» und würden gerne für einmal in diese Berufswelt eintauchen. Die Idee war geboren: Studierende führen Kinder am Tier- spital in den Tierarztberuf ein. Abbildung 1: Unter dem Mikroskop konnten die Zecken und Flöhe etwas genauer studiert werden. Landläufig herrscht ja das Bild, dass Studierende viel freie Zeit haben beit im OK zur Verfügung. Auch bringen. «Am meisten bibberten und deshalb problemlos für solche von Seiten Fakultät erhielten wir wir wohl, als die Teilnehmer*innen- Projekte eingespannt werden kön- positives Echo, und so starteten wir T-Shirts erst zwei Stunden vor dem nen. Hätte der Initiant zu diesem mit viel Vorfreude in dieses Projekt. Start des ersten Tages aus der Dru- Zeitpunkt das neue Curriculum im Der Plan war, möglichst vieles in ckerei eintrafen». vierten Studienjahr besser gekannt, den Semesterferien zu erledigen. Das Konzept der Junior Vet School die Idee wäre eventuell schnell wie- Dies gelang nicht ganz, so waren basiert darauf, dass die Kinder in der begraben worden. So wurde schon im Frühling und dann vor al- kleinen Grüppchen den Nachmittag aber schnell ein erstes Grobkonzept lem zu Beginn des Herbstsemesters erleben dürfen. Dadurch können sie geschrieben und engagierte Mitstu- einige Arbeit und Nachtschichten hautnah dabei sein, und gleichzeitig dierende stellten sich für die Mitar- nötig, um das Projekt auf Kurs zu ist es für die Helfer*innen einfacher, 23
VetsuisseNEWS Nr. 3, Dezember 2021 Junior Vet School Rektaltemperatur genommen und dann ging es auch schon zum nächs- ten Posten. Am Posten kleine Blut- sauger wurde die Länge des Fisch- bandwurms, der mit seinen 25 m Länge das längste Tier der Welt ist, eindrücklich mit einer ebenso lan- gen Schnur vorgeführt. Zudem konnten unter dem Mikroskop Ze- cken von Mensch und Hund be- trachtet und einige interessante Fak- ten dazu gelernt werden. Eigens für die Kinder wurden vorgängig le- bende Zecken gesammelt. Bei den Pferden wartete zur Enttäuschung mancher zwar kein echtes Pferd auf die Kinder, dafür aber jede Menge Abbildung 2: Stolz werden die gut gepolsterten Verbände präsentiert. Coban, Watte und Tape. An Plasti- naten konnten die Kinder einen ech- den Überblick zu behalten. Ande- torischen Fähigkeiten unter Beweis ten Hufverband anlegen. Stolz wur- rerseits wurden dadurch sehr viele stellen und Herz und Lunge abhö- den dann zum Schluss die bunten Helfer*innen benötigt und es war ren. Zudem wurden die Hunde Meisterwerke präsentiert. dem OK früh klar, dass dies nur auch mit einem Flohkamm auf un- Als um halb fünf die Eltern wieder durch die Mithilfe des gesamten gewollte Mitbewohner untersucht auf dem Parkplatz standen, waren Jahreskurses möglich sein würde. und auch ins Maul geschaut, um sich die Kinder einig, dass der Nach- Dass seine Kommiliton*innen trotz Schleimhäute und kapilläre Fül- mittag viel zu kurz war. Einer hoher Belastung im Studium mitzo- lungszeit beurteilen zu können. Zu Durchführung im nächsten Jahr gen und teilweise gar Doppelschich- guter Letzt, wie bei einem richtigen steht nichts im Weg. Zahlreiche Kin- ten leisteten, freute den OK-Chef Tierarztbesuch, wurde noch die der freuen sich schon darauf. besonders. Wobei auch die Freude der Kinder ansteckend war und so auch einige Helferkommentare wie «ich mag Kinder zwar nicht, aber es war doch ein cooler Nachmittag» zu hören waren. An verschiedenen Posten befassten sich die Kinder sowohl mit Klein- tier- als auch Grosstiermedizin, Bildgebung, Parasitologie und Fut- termittelkunde. Dass dabei auch ei- nige Tiere zum Einsatz kamen, war natürlich ein absolutes Highlight. So befasste sich der Posten MSD in- ternational Health GmbH - Dem Hund auf den Puls fühlen - mit dem Allgemeinuntersuch beim Hund. Abbildung 3: Nachdem die ersten Hemmungen abgelegt waren, getrauten Hier konnten die Kinder an ver- sich die Kinder, für manche das erste mal in ihrem Leben, auf Tuchfühlung mit Gusti zu gehen. schiedenen Hunden ihre auskulta- 24
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