VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags

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VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
6|2018

journal-nrw.de | djv-nrw.de

   VIEL LUFT NACH OBEN
   IN DER CHEFETAGE?
    BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE
    DURCH STRATEGISCHE
    PERSONALENTWICKLUNG

                                               JOURNALISTENTAG
                                          VON MUT, HALTUNG
                                        UND VERANTWORTUNG
                                                  VERBANDSTAG
                                       POSITIONSBESTIMMUNG
                                                 IN DRESDEN
VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
JOURNALISTINNEN
UND JOURNALISTEN
SIND IM DJV.

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VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
Editorial | INHALT

                                                             Solidarität für Exiljournalisten
                                                                                                                     der Türkei sind sie eben nicht mehr sicher. Ihr                                                        wie sie auf Türkisch und Deutsch über ihre
                                                                                                                     größtes Verbrechen ist: Journalismus.                                                                  Flucht b­ erichten könnten, über ihr „journalisti-
                                                                                                                     Den Kontakt zwischen den in Deutschland                                                                sches Verbrechen“, ihre Ängste damals und
                                                                                                                     Gestrandeten und den Geschäftsstellen der
                                                                                                                     ­                                                                                                      heute, ihre Hoffnungen. Sie könnten uns daran
                                      Foto: rdn/Oliver Mau

                                                                                                                     DJV-Landesverbände hat der Hamburger Kol­                                                              teilhaben lassen, wie es ihnen im fremden
                                                                                                                     lege ­
                                                                                                                          Ramis Killiçarslan hergestellt. Die türki-                                                        Deutschland geht und wie sie Fuß fassen.
                                                                                                                  schen Exiljournalistinnen und -journalisten ver-                                                          Was wir als DJV-NRW nicht können: ihnen Jobs
                                                                                                                  missen ihren Job. Im fremden Land, mit der                                                                anbieten. Wir freuen uns aber über jeden Hin-
                                                                                                                  schwierigen Sprache ist es schwer, wieder in den                                                          weis, jedes Hilfsangebot aus d
                                                                                                                                                                                                                                                         ­ en Reihen unserer
Journalisten in Deutschland leben auf einer Insel                                                                 Beruf zu kommen. Was sie sich wünschen, sind                                                              Mitglieder. Einige der türkischen Kollegen sind
der Glückseligkeit. Das wird mir klar, als ich in                                                                 ­Ansprechpartner, Mentorinnen und Mentoren.                                                               Fernsehproducer, andere können Hörfunk, sind
unserer Geschäftsstelle mit Exiljournalisten aus                                                                   Im ersten Schritt geht es darum, sich mit hiesi-                                                         im Internet fit, machen Zeitungen und Zeit-
der Türkei zusammensitze. Sie erzählen von                                                                         gen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen.                                                              schriften. Der DJV als starkes Netzwerk der
­Gefängnis und Flucht, von der Freude über den                                                                     Um die Sprache schneller zu lernen und um ein                                                            Vielen kann sie sicherlich unterstützen. Der
 bewilligten Asylantrag in Deutschland. In der                                                                     ­Gefühl für den Arbeitsmarkt zu bekommen.                                                                Landesverband will mit großer Leidenschaft da-
 neuen Heimat, in Oberhausen, Unna oder an-                                                                         Wir als DJV-NRW wollen die exilierten Kolle-                                                            bei helfen, dieses neue Netzwerk zu organisieren.
 derswo, werden sie langsam heimisch und                                                                            ginnen und Kollegen gerne bei dieser Suche
 schauen zugleich mit Wehmut in die türkische                                                                       ­unterstützen, sie mit unseren Ortsvereinen in
 Heimat, wo sie Freunde, Verwandte, ihre Leser                                                                       Kontakt bringen. Wir wollen ihnen mit Rat und                                                          Frank Stach,
 und Zuschauer zurückgelassen haben. Aber in                                                                         Tat zur Seite stehen. Und wir können schauen,                                                          Landesvorsitzender DJV-NRW

                                     Zurücksetzen                                                      Neue Presseausweis-Nr.
                                                                                                       (vom Landesverband auszufüllen)      ■■■■■■■■■■■■■■■ 1
                                       Drucken
                                                             Antrag auf Ausstellung eines Presseausweises                                                                               Foto
                                                             Bitte deutlich lesbar ausfüllen                                                                                    (bitte aufkleben, nicht mit
                                                                                                                                                                                 Drahtklammern fixieren)
                                                                                                                                             Unterschrift
   Inhalt
                                                                                                                                                                                     35 x 45 mm
                                                              Deutscher Journalisten-Verband
                                                              Landesverband Nordrhein-Westfalen
                                                                                                                                             umseitig                                   Farbe
                                                                                                                                             bitte nicht
                                                              PF 10 19 62                                                                    vergessen!
                                                              40010 Düsseldorf

                                                             B i t t e a n k r e u z e n : ■ Mitglied ■ Nichtmitglied
                                                             ■ Erstantrag ■ Folgeantrag Bisherige Presseausweis-Nr:                            ■■■■■■■■■■■■■■■
                                                             ■ Herr ■ Frau
                                                             Akad. Titel, Vorname 1

                                                                ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
                                                             Nachname 1

                                                                ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
                                                             P R I VAT E A N S C H R I F T
                                                             Straße und Hausnummer 1

                                                                ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
                                                                         ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
                                                             PLZ/Wohnort 1

                                                                         ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
                                                             Notwendige Adresszusätze:
                                                             Land                                                                                                             Staatsangehörigkeit 1

                                                                ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Alexander Schneider

                                                             Geburtsdatum (Tag/Monat/Jahr)1
                                                                           Geburtsort                                       1

                                                                ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■

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                                                             1 Bitte   nur die vorgegebenen Kästchen verwenden, es handelt sich jeweils um die auf dem Presseausweis maximal druckbare Zeichenanzahl

                                                             ■ Angestellt ■ Freie journalistische Tätigkeit
                                                             Arbeitgeber
                                       Foto: HerrSpecht

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                                                              ■ Tageszeitung ■ Pressestelle ■ Zeitschrift ■ Anzeigenblatt ■ Hörfunk                                        ■ Online-Medien
                                                              ■ Fernsehen ■ Pressebüro ■ Nachrichtenagentur ■ Sonstiges ■ Wort                                             ■ Bild/Kamera

                           08                                                                                                                                               22                                                26                                                              47
                                                             Tätigkeitsbezeichnung

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                                                             Redaktion      ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
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10 Titelthema                                                06 Trend
                                                             E-Mail (priv.) ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■

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Personalentwicklung                                          Pionier-Journalismus
                                                             PKW-Schild „Presse“ wird zusätzlich beantragt:                     ■ ja ■ nein
                                                                                                                                                                                            Jetzt noch schnell beantragen
Wie Journalistinnen und Journalis-                                                                                                                                                                                                                                46 Unter Uns
ten gute Chefs werden                                        09                      Lokalfunk                                                                                              25 Medienpolitik                                                      Nachruf Baha Güngör
                                                             Es knirscht im System                                                                                                          Aus fürs Medienforum, Gesetzes-                                       Fusion zweier Ortsvereine
                                                                                                                                                                                            novellen für den Rundfunk
                                                             18                     Medienszene NRW                                                                                                                                                               47 Vor Ort
                                                             Funke: Abschied auf Raten?                                                                                                     26 Journalistentag                                                    Aus den Vereinen Bochum,
                                                                                                                                                                                            Mut, Verantwortung und Haltung                                        Dortmund, Düsseldorf, Köln,
                                                             19                     Medienszene NRW                                                                                                                                                               Münster
                                                             Ende einer Ära bei RTL                                                                                                         34 Verbandstag
                                                                                                                                                                                            Positionsbestimmung in Dresden                                        49 Impressum
     Titelkonzept:                                           20                      Medienszene NRW
Enrico Klinkebiel                                            Meldungen                                                                                                                      38 Personen                                                           50 Zu guter Letzt
VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
Foto: Screenshots
                       SPEKTRUM |

                       ONLINE WEITERBILDEN
                       Die gezielte Verbreitung von Desinformation und Fake News       lischsprachige Plattform Learno.net aufgesetzt, die Weiter-
                       hat zugenommen, in der Politik gewinnen Populisten an           bildung zum Beispiel in Sachen Datenjournalisms anbietet.
                       Einfluss. Damit die Demokratie nicht in Gefahr gerät, braucht   Das gemeinnützige Recherchenetzwerk Correctiv startet im
                       es eine gut informierte Öffentlichkeit. Journalistinnen und     Dezember die Reporterfabrik. Die richtet sich nicht nur an
                       Journalisten spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Sie          Journalistinnen und Journalisten, sondern will auch Bloggern
                       brauchen dafür eine gute journalistische Ausbildung sowie       helfen, das Handwerk zu lernen. Und interessierten Bürge-
                       regel­­mäßige Weiterbildung. Aber wie können sie auf allen      rinnen und Bürgern – am besten schon im Schulalter – ver-
                       Feldern up-to-date bleiben?                                     mitteln, was hinter journalistischer Arbeit steckt.
                       Neben Präsenzseminaren und Webinaren (siehe auch DJV-
                       Angebote, Seite 5) gibt es vermehrt Online-Workshops und              learno.net
                       -Tutorials. Das European Journalism Centre (EJC) hat die eng-         reporterfabrik.org

                       GEWERKSCHAFTSTAG 2019
                       EINLADUNG ZUM                                                               Die vorläufige Tagesordnung sieht vor:
                       Gewerkschaftstag 2019
                       Der Landesvorsitzende Frank                                                 1. Eröffnung und Begrüßung
                       Stach lädt alle Mitglieder des                                              2. Wahl des Tagungspräsidiums
                       DJV-NRW zum G   ­ ewerkschaftstag                                           3. Berichte
                       2019 ein: am ­27. April in Biele-                                               - des Landesvorsitzenden
                       feld, Beginn 10 Uhr. Die Einla-                                                 - des Schatzmeisters
                       dung wird – wie Sie es kennen                                                   - der Rechnungsprüfer
                       – zusammen mit den Anträgen                                                 4. Plenumsdiskussion über die schriftlichen und mündlichen Berichte
                       und weiteren Unterlagen zum                                                     - des Landesvorsitzenden
                       ­Gewerkschaftstag mit dem                                                       - des Schatzmeisters
                        JOURNAL 2/19 versandt.                                                         - der Rechnungsprüfer
                        Im kommenden Jahr wählt der ­Gewerkschaftstag turnus­                          - der Fachausschüsse
                        gemäß den Landesvorstand (vorläu­fige Tages­ordnung siehe                  5. Entlastung des Vorstands
                        rechts) sowie die Delegierten für den Verbandstag 2019                     6. Verabschiedung des Haushaltsplans 2019
                        (3. bis 5. November in Berlin). Kandidatinnen und Kandida-                 7. Wahlen
                        ten für die Delegiertenwahlen können von Ortsvereinen,                         - Landesvorstand
                        Fachausschüssen oder Betriebsgruppen aufgestellt werden.                       - Rechnungsprüfer
                        Ihre Verpflichtungserklärungen müssen bis zum 20. April                        - NRW-Delegierte zum Verbandstag 2019 in Berlin
                        in der Geschäfts­stelle vorliegen. Anträge für den Gewerk-                 8. Aktuelle Themen
                        schaftstag können Ortsvereine, Fachausschüsse und                          9. Anträge
     Foto: Anja Cord

                        ­Betriebsgruppen einbringen oder mindestens sieben                         10 Verschiedenes
                         Einzelmitglieder. Die Antragsfrist endet 42 Tage vor dem                  11. Schlusswort des Landesvorsitzenden
                         Gewerkschaftstag, also am 16. März.

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VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
  | SPEKTRUM

                AUS- UND WEITERBILDUNG: Seminare für Journalisten in NRW                                                 | DJV-SEMINARE
                DJV-NRW                                          Medien-Akademie Ruhr, Essen
                17.1. Recht und Recherche: Rechtssicher          25.2. Textwerkstatt: Schreiben für Presse-
                                                                                                                         RECHT UND RECHERCHE:
                                                                                                                         RECHTSSICHER BERICHTEN
                berichten, auch über heikle Themen               und Öffentlichkeitsarbeit
                5.2. Existenzgründung – ohne Stress              7. – 8.3. Sprechtraining für Hörfunk und TV:            Wenn es um heikle Themen geht,
                in die Selbstständigkeit                         Kreativ vor dem Mikrofon                                werden Recherchen schwierig:
                14.2. Zwischen Kriminellen und Freiheitskämp-    11.3. Grammatik-TÜV: Grundlagen                         mauernde Pressesprecher,
                fern: Journalistische Recherche im Darknet       der Textverständlichkeit                                drohende Anwälte, und die
                19.2. Fake News, Halbwahrheiten und Urteils-     11. – 12.3. Grundkurs Social Media:                     Beschuldigten müssen auch
                bildung in Zeiten ‚Alternativer Medien‘          Kommunikation in der PR                                 gefragt werden. Wie man bei
                21.2. Psychische Widerstandskraft                12.3. Mobile Reporting: Das Smartphone                  der Recher­che, beim Texten und
                kann man lernen                                                als Reporterwerkzeug                      Fertigstellen journalistischer
                25. – 26.2. in Oer-Erckenschwick.                                    13. – 14.3. Texten für Online und   Stücke sicherstellt, dass die Be-
                Seminar für Redak­tions­                                                 Mobile: Was Nutzer klicken      richterstattung nicht zu beanstan-
                betriebsräte­ („Stimberg-                                                  15.3. Online-Journalismus:    den ist, erklärt Marcus Lindemann.
                Seminar“)                                                                   Digitale Tools für den
                12.3. Verhandeln für                                                        Redaktionsalltag             Zeit: Donnerstag, 17. Januar 2019
                mehr Honorar                                                                18.3. Neue Wege auf          9:30 bis 16:30 Uhr
                DJV-Bundesverband                                                          Facebook: Umgang mit          Ort: DJV-Geschäftsstelle,
                18.12. Webinar Digitale                                                dem Algorithmus                   Humboldt­straße 9,
                Fotojournalismus-­Tagung                                           22.3. Online-Projekte:                40237 Düsseldorf
                28. – 30.1. in Düsseldorf                                  Erfolgreich finanzieren im Internet           Teilnahmegebühr:
                Betriebsräte­seminar: Aufbauseminar              25.3. Überschriften texten:                             99 Euro für DJV-Mitglieder,
                Betriebsverfassungs­gesetz                       knackige Headlines finden                               149 Euro für Nichtmitglieder
                7.3 in Trier Betriebsräteseminar:                27.3. Medientraining:
                Direktionsrecht und Änderungskündigung           Auftreten vor Mikrofon und Kamera
                2.4. in Köln Betriebsräte­seminar:               Journalisten-Zentrum Haus Busch, Hagen
                                                                                                                         FAKE NEWS, HALBWAHR­
                Brückenteilzeit – Änderungen im Teilzeit-        14. – 15.1. Professionelle Druckobjekte                 HEITEN UND URTEILSBILDUNG
                und Befristungsgesetz                            mit kleinem Budget
                7. – 8.5. in Bonn Betriebsräteseminar:           30.1. – 1.2. Digital Storytelling                       „Alternative Medien“ werden ge-
                Überwachungsaufgaben des Betriebsrats            mit dem Smartphone                                      nutzt, um westliche Demokratien
                Journalistenzentrum Wirtschaft und               4. – 5.2. Pressemitteilungen schreiben                  zu destabilisieren. So rechnet etwa
                Verwaltung, Seminarort Düsseldorf                14. – 15.3. Text Unternehmenskommunikation              die EU im Vorfeld der Europa-
                30.1. Internetstrategien entwickeln, Projekte    4.0: Pressemitteilung, Social Media Marketing,          Wahlen Ende Mai mit verstärkten
                aufbauen und Social Media Kanäle nutzen          Corporate Blogs und Digital Storytelling                Desinformationskampagnen der
                21.2. Webvideos mit dem Smartphone                                                                       russischen Regierung. Volker
                produzieren: Mobile Reporting                                                                            Siefert zeigt anhand von prakti-
                11.3. Grafik-1×1 für Pressestellen               Infos und Anmeldung unter                               schen Übungen, wie sich Journalis-
                20.3. SEO: Texte schreiben für das Internet                                                              ten mittels Recherchetools schnell
                26.3. Der Griff zum Poliertuch – ­                     www.djv-seminare.de                               ein Urteil über Extremisten und
                eigene Texte überarbeiten                                                                                Vertreter extremer Positionen und
                DW Akademie, Bonn                                                                                        die Netzwerke verschaffen können.
                4. – 8.2. TV-Moderation                          Die Seminaranbieter arbeiten teilweise noch
                Grimme Akademie, Seminar­ort Köln                an ihrem Programmen für 2019, viele haben               Zeit: Dienstag, 19. Februar 2019
                7. – 8.2. Social und Cross Media in der Praxis   also für Januar und Februar weitere Angebote,           9:30 bis 16:30 Uhr
                MedienQualifizierung, Köln                       über die sie auf ihren Seiten informieren.              Ort: DJV-Geschäftsstelle,
                16. – 17.1. Intensivlehrgang Qualitätsmanage-                                                            Humboldt­straße 9,
                ment für Medien nach ISO 9001                                                                            40237 Düsseldorf
                6. – 7.2. Workshop: Feedback professionell                                                               Teilnahmegebühr:
Foto: DJV-NRW

                geben                                                                                                    99 Euro für DJV-Mitglieder,
                11. – 12.2. Werkstatt: Design-Thinking                                                                   149 Euro für Nichtmitglieder
                für Journalisten
                                                                                                                              Seminare des DJV-NRW unter
                                                                                                                              www.djv-nrw.de/seminare-nrw

                DJV NRW Journal 06 | 18  	                                                                                                                   |5
VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
TREND | Pionier-Journalismus

Experimentierfreudig
Wie Pionierinnen und Pioniere den Journalismus der Zukunft gestalten

S     ie spielen eine entscheidende Rolle bei Ent-
      wicklungen im Journalismus: Pionier-Jour-
nalistinnen und -Journalisten zeigen Experimen­
                                                     JOURNAL: Um welche Entwicklungen im
                                                      Journalismus geht es?
                                                      Loosen: Es geht um die Veränderungen, die
                                                                                                           mus ein zweites Standbein in einem ganz ande-
                                                                                                           ren Bereich haben. Sie suchen Innovationen
                                                                                                           ­jenseits des Journalismus, um diese für den Jour-
tierfreude und Gründermut und haben oft hohe         etwa neue Technologien der Automatisierung             nalismus nutzbar zu machen. Vieles bewegt sich
ideelle journalistische Werte. Sie arbeiten häufig   oder auch das „Internet der Dinge“ mit sich            dabei zurzeit im daten- und technologieorien-
in neuen Organisationsformen wie kleinen             bringen. Daneben gibt es aber auch Pioniere, die       tierten Bereich: Neben der Softwareentwicklung,
Start-ups, nutzen moderne Technologien und           den Journalismus, die Art der Berichterstattung        der Erhebung und Nutzung von Daten oder von
sehen ihren eigenen Berufsstand sehr kritisch.       grundsätzlich verändern wollen. Hier wäre zum          Automatisierungsprozessen geht es um neue
                                                                                                            ­
Das JOURNAL hat mit Prof. Dr. Wiebke Loosen          Beispiel der Konstruktive Journalismus zu nen-         Formen der Nutzerbeteiligung und -inte­gration.
über den Wandel in der Branche gesprochen.           nen, der den lösungsorientierten Journalismus         Ganz wichtig ist dabei die Arbeit im Team, oft
  JOURNAL: Frau Prof. Loosen, bei Ihren Unter-       vorantreiben will.                                    eng mit anderen Disziplinen, etwa mit Entwick-
suchungen zum Journalismus der Zukunft mes-          Es gibt viele solcher Ideen, wie die Zukunft der       lern oder Datenanalysten.
sen Sie den Pionierinnen und Pionieren eine          Branche aussehen soll. Wir haben schon mehr            Wenn man mit Pionieren spricht, ist eine der
besondere Rolle zu. Was zeichnet sie aus?            als 130 Journalismus-Begriffe gesammelt, bei           häufigsten Aussagen: „Wir müssen aufhören, uns
  Wiebke Loosen: Im Journalismus entwickelt          ­denen das Präfix eine bestimmte Art von Journa-       nur selbst zu beobachten. Anderswo passieren
sich jenseits etablierter Medienhäuser und            lismus beschreibt: etwa Drohnen-Journalismus,         Dinge, die wir im Journalismus als Innovation
­Redaktionen seit mehreren Jahren eine Start-up-      kollaborativer Journalismus, Cross-Border-Jour-       für uns nutzen können.“ Dies betrifft ganz
 Kultur – mit neuen Formen, journalistisches          nalismus oder Daten-Journalismus. In der Sum-         unterschiedliche Bereiche – die Technologie
                                                                                                            ­
 ­Arbeiten zu organisieren. Wir benutzen dafür        me gibt das ein schönes Portfolio, was unter          ebenso wie die Finanzierungsformen.
  den Begriff Pionier-Journalismus. In der Praxis     Journalismus alles verstanden wird und wo Jour-      JOURNAL: Das heißt, das Berufsbild Journalis-
  wird oft einfach von Innovationen gesprochen,       nalistinnen und Journalisten versuchen, neue       tin/Journalist ändert sich gerade stark?
  das greift aber zu kurz: Im Pionier-Journalismus    Formen zu entwickeln und sich von anderen            Loosen: Ja, der Journalismus wandelt sich
  wird experimentiert und so insgesamt ein neuer      abzugrenzen: Wie man Geschichten findet,           zwangsläufig mit den neuen Technologien.
  Möglichkeitsraum für Journalismus g­ eschaffen,     wie man sie erzählt, wie man sie aufbereitet und   ­Damit verändert sich auch das Berufsbild. Trotz-
  auch wenn sich nicht alle experimentellen Ideen     verbreitet.                                         dem bleiben die Grundkompetenzen erkennbar:
  langfristig halten. Uns interessieren die Men-      JOURNAL: Wo findet man die journalistischen         Es geht immer noch um Recherche, um Schrei-
  schen, die solche ­Ideen eines neuen Journalis-    Pionierinnen und Pioniere?                           ben. Allerdings ändern sich die Wege, das dann
mus vorantreiben und nach neuen Formen der            Loosen: Pionier-Journalismus wird oft von           zu publizieren.
Berichterstattung suchen.                             Menschen betrieben, die neben dem Journalis-        Zudem wird immer mehr außerhalb etablierter
                                                                                                          Redaktionen gearbeitet. Journalistische Pionie-
                                                                                                          rinnen und Pioniere agieren häufig als kleine
   Prof. Dr. Wiebke Loosen                                                                                Start-ups, oft mit nur zwei Personen, die für eine
                                                                                                          Idee brennen und diese umsetzen wollen. So wie
 ist Senior Researcher am Hans-Bredow-Institut und                                                        zum Beispiel das Projekt MedWatch von Nicola
 Professorin an der Universität Hamburg. In ihrer Forschung                                               Kuhrt und Hinnerk Feldwisch-Drentrup. Die
                                                                                                          Wissenschaftsjournalisten engagieren sich für
                                                                   Foto: Alexander Schneider

 beschäftigt sie sich mit Datafizierung und Journalismus,
 der sich wandelnden Beziehung von Journalismus und                                                       verlässliche Gesundheitsinformationen im Netz,
 Publikum und der neuen Start-up-Kultur im Journalismus.                                                  indem sie über gefährliche und unseriöse Heils-
 Zusammen mit Prof. Dr. Andreas Hepp vom Zentrum für                                                      versprechen berichten. Das tun sie mit klassi-
 Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung                                                       schen journalistischen Recherchen, aber eben
 (ZeMKI) der Universität Bremen arbeitet sie zurzeit an der                                               nicht für eine etablierte Redaktion, sondern als
 Studie „Pionier-Journalismus: Die Rolle von Pioniergemein-                                               kleines Start-up. Dafür haben sie Förderungen
 schaften bei der Transformation des Journalismus“. Im Zentrum steht die Frage, wie Pionier-              beantragt und nutzen Crowdfunding. Was
 Journalistinnen und -Journalistinnen arbeiten und sich die Zukunft ihres Berufsfelds vorstellen.         ­gemacht wird, ist also oft gar nicht so neu, neu ist
                                                                                                           die Organisationsform.

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VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
Pionier-Journalismus | TREND

                        Charakteristisch ist für Pioniergemeinschaften         JOURNAL: Was kennzeichnet die neuen Orga-           Einzelne Pionier-Projekte entwickeln aber auch
                        im Journalismus, dass sie Menschen vereinen,           nisationsformen?                                    nachhal­tige Strukturen. Zu nennen sind hier De
                        die eine Vision von der Zukunft des Journalis-         Loosen: Pionier-Journalismus ist oft auf Pro-       Correspondent in den Niederlanden oder die
                        mus haben. Damit setzen sie Impulse. Ob und           jekte angelegt und nicht auf Nachhaltig- und         Kraut­ reporter in Deutschland. Beide Online-
                        wie stark diese sich branchenweit durchsetzen,        Langfristigkeit. Auch Wirtschaftlichkeit ist nicht   Magazine bestehen bereits einige Jahre und
                        ist dabei erst einmal unklar. Vielen Pionier-Jour-    unbedingt immer ein Gradmesser. Manchmal             ­finanzieren sich durch Crowdfunding und Paid
                        nalistinnen und -Journalisten geht es nicht so        werden Fördermittel für ein Projekt beantragt,        Content. Das soll unabhängigen Journalismus
                        sehr darum. Sie eint ein kritischer Blick auf etab-   das die Initiatoren gerne machen möchten.             ohne Werbung ermöglichen.
                        lierte Medien­organisationen und Redaktionen,         ­Endet die Förderung, endet manchmal auch das         JOURNAL: Können sich diese kleinen Start-
                        die sie oft als Innovations-Behinderer wahrneh-        Projekt.                                             ups überhaupt finanzieren? Oder beuten sie sich
                        men. Gleichzeitig halten Pioniere die journalisti-     Gerade solche befristeten Projekte können der        in solchen Strukturen selbst aus?
                        schen Werte sehr hoch, in diesem Sinne sind sie        Branche spannende Impulse geben, weil man in         Loosen: In der Tat arbeiten Pionier-Journalis-
                        also durchaus konservativ.                             ihnen viel ausprobieren kann.                       ten oft in prekären Verhältnissen. Einer unserer

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TREND      Pionier-Journalismus

                                                                               Pionierinnen und Pioniere im Journalismus kämpfen sich oft unter
                                                                               schwierigen Bedingungen durch, weil sie für ihre Idee brennen.

 Befragten sagte: „Selbstausbeutung gehört dazu,     aber gefloppt ist. Allerdings sind solche              für ein Massenpublikum produzieren, um ihr
 dann weiß man, dass man auf dem richtigen           Geschichten vom Scheitern auch interessant,            kleines Unternehmen zu betreiben.
 Weg ist. Man macht es ja nur, wenn die Idee         weil man daraus lernen kann.                           Pionier-Journalisten können die Branche durch-
 wirklich gut ist.“ Dahinter steckt mitunter auch    JOURNAL: Sind die journalistischen Gründe-             aus inspirieren und Trends setzen. Da ist zum
 eine Form der Romantisierung, die man kritisch      rinnen und Gründer denn für das Arbeiten in            Beispiel Jakob Vicari zu nennen mit seinem Pro-
 im Blick haben muss. Selbstausbeutung ist sicher    diesen neuen, kleinen Organisationsformen              jekt „Journalismus der Dinge“. Er spricht vom
 auf Dauer kein tragfähiges Geschäftsmodell.         qualifiziert?                                          „Journalismus 4.0“ und wie man Geschichten
 Dennoch ist Idealismus für viele Pionier-Journa-    Loosen: Pionier-Journalisten müssen sich viel          mit, auf und über vernetzte Gegenstände erzählt.
 listen ein starker Antrieb.                         Wissen über ihr eigentliches Berufsfeld hinaus         In einem Projekt gemeinsam mit Astrid Csuraji
 Manche haben einen Ehepartner, der ihnen            aneignen und zählen generell zur Elite der Bran-       geht es beispielsweise darum, eine Spielzeugfigur
 ­ermöglicht, solche experimentellen Formen für      che. Nicht unbedingt in finanzieller Hinsicht,         gezielt zum Sprechen zu bringen, so dass sie
  ein oder zwei Jahre auszuprobieren. Andere         aber im konzeptionellen Denken.                        Nachrichten für Kinder erzählt.
  ­bewerben sich gezielt um eine Projektförderung.   Grundsätzlich ist im Pionier-Journalismus eine         JOURNAL: Wie werden Pioniere den Journalis-
   JOURNAL: Welche Förderung gibt es?                neue Art der Projektierung auszumachen: Ich            mus verändern?
   Loosen: Media Labs, Inkubatoren und Akzele-       muss mit meiner Idee Förderer überzeugen,              Loosen: Der Einfluss von Pionieren auf den
ratoren fördern auch in Deutschland innovative       muss mein Projekt pitchen und meine Ideen ver-         etablierten Journalismus kann sich ganz unter-
Medienschaffende. Sie unterstützen Start-up-         kaufen, Businesspläne erstellen, eine eigene Mar-      schiedlich entfalten. Schon jetzt können wir zum
Projekte in der Regel mit Geld und Mentoring.        ke aufbauen. Das wirkt sich übrigens bereits jetzt     Beispiel beobachten, dass Entwicklungen, wie
In Nordrhein-Westfalen fördert zum Beispiel die      auf die Nachfrage nach entsprechenden Weiter-          der Datenjournalismus, die vor wenigen Jahren
Stiftung „NRW vor Ort“ der Landesanstalt für         bildungen aus. Hier gibt es viele Überschneidun-       noch als absolut neu galten, im Mainstream des
Medien Lokaljournalisten-Start-ups. Stiftungen       gen zu freien Journalistinnen und Journalisten.        Journalismus angekommen sind. Ähnlich ist es
engagieren sich zunehmend im Journalismus            JOURNAL: Gibt es in etablierten Medien­                mit Formen des konstruktiven Journalismus.
und fördern ihn systematisch.                        häusern selbst keine Innovationen?                     Auch sehen wir personelle Wechsel zwischen
Die Förderer nehmen damit auch maßgeblich            Loosen: Viele Pionier-Journalisten wenden              etablierten Medienorganisationen und Start-
Einfluss auf Innovationen im Journalismus.           sich eigenen kleinen Projekten zu, weil sie            ups. Sollten sich neue Organisationsmodelle als
­Natürlich muss man sich immer auch fragen,          die Strukturen in großen Redaktionen als               gut erweisen, könnten sie in Zukunft möglicher-
 welche Interessen dahinter stehen.                  mühsam, Prozesse als langsam empfinden.                weise häufiger zum Einsatz kommen. Auch die
 Erfolg zu messen ist im Pionier-Journalismus        Das wiederum bestätigen die Etablierten durch-         Reflexion über ein anderes Selbstverständnis im
 nicht einfach. Es gibt Projekte wie das Online-     aus auch selbst. Mit einer kleinen Gruppe kann         Journalismus ist ein indirekter Prozess, durch
 Wissenschafts­maga­zin Substanz, das inhaltlich     ich ja viel flexibler gestalten. Allerdings arbeiten   den Aktivitäten von Pionieren nach und nach
 sehr gute Resonanz bekommen hat, finanziell         nahezu alle großen Medienhäuser in Deutsch-            vom Rande ins Zentrum des Journalismus rü-
                                                     land mit Pionieren zusammen, indem sie sich            cken.
                                                     zum Beispiel an der Finanzierung innovativer           Das Gespräch führte Dagmar Thiel.
   Links                                             Start-ups beteiligen, Pioniere anstellen und
   Die Internetadressen der                          selbst interne Innovationseinheiten bilden.            A                    Dagmar Thiel
   erwähnten Projekte:                               Sie erkennen natürlich das Potenzial neuer                                  ist freie Journalistin, Me-
   n www.constructivejournalism.org                  Entwicklungen.                                                              dientrainerin und Dozen-
   n medwatch.de/was-ist-medwatch                    Grundsätzlich sind Pioniere und etablierte Me-                              tin in der journalistischen
   n thecorrespondent.com                            dienhäuser keine Gegenspieler. Sie können viel-                             Aus- und Weiterbildung.
   n krautreporter.de                                mehr voneinander profitieren. Die Großen ha-                                Sie lebt in Bad Bent­heim.
   n www.riffreporter.de/                            ben die Reichweite, um Projekte bekannt zu
                                                                                                                                                                 Foto: RwF

     journalismus-der-dinge                          machen. Die Kleinen können schnell agieren                   post@dagmar-thiel.de
                                                     und Neues ausprobieren. Denn sie müssen nicht                www.dagmar-thiel.de/

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| LOKALFUNK

Es knirscht im System
Im Lokalfunk drohen Zusammenlegungen

E    igentlich könnte man in NRW stolz sein auf
     den Lokalfunk. Auf eine der vielfältigsten
Radiolandschaften Europas und ein einmaliges
                                                   Dabei war genau das Teil des Deals, als die
                                                   Lokal­funklandschaft zugeschnitten wurde. Bei
                                                   den großen Verlagsgruppen landeten bewusst
                                                                                                       Dass man mit einer VG auch zwei verschiedene
                                                                                                       Programme machen kann, zeigt sich seit Jahren
                                                                                                       in Mülheim und Oberhausen. Ursprünglich
System gesellschaftlicher Teilhabe an lokalem      sowohl starke als auch wirtschaftlich eher schwa-   gegründet als Antenne Ruhr, fiel 2007 die
                                                                                                       ­
Journalismus. Auf 44 Radiostationen, die ihre      che Sender. Aber einzelne Lokalradios kann man      Entscheidung, das Programm auseinander zu
                                                                                                       ­
Leistungsfähigkeit immer wieder unter Beweis       „nahezu nach Belieben ins Plus oder Minus           schalten. Der Grund: Hörer in beiden Städten
stellen, wie auch der NRW-Hörfunkpreis zeigt       rechnen“, erklärt ein Insider. Denn die wirt-       wollten mehr aus der eigenen Kommune und
(siehe Kasten unten). Aber hinter den Kulissen     schaftlich verantwortlichen BGen sind mehr          ­eigentlich nichts aus der jeweils anderen hören.
knirscht es wenige ­Wochen vor Verabschiedung      oder weniger leere Hüllen. Kosten wie Miete,         Trotzdem sollen die Programme in Mülheim
der Novelle des Landesmediengesetzes (Seite 25)    Technik, Provisionen für Vermarktung entste-         und Oberhausen nun nach dem Willen der
im System: So sind gleich drei Veranstal­   ter­   hen bei externen Dienstleistern, die meist zum       ­dortigen BG (ebenfalls im Besitz der Westfunk)
gemein­ schaften (VGen) im Ruhrgebiet unter        gleichen Konzern gehören – in diesem Falle zur        wieder zu ­einem Sender verschmelzen.
Druck: Geht es nach der Westfunk, dem Mehr-        Funke-Gruppe. Wie marktkonform die Dienst-            Man erwarte personelle Synergien von 50 Pro-
heitseigentümer von insgesamt zwölf Betriebs-      leister agieren, verraten die BG-Bilanzen nicht.      zent, besagen Gerüchte. Dabei sehen Kritiker
gesellschaften (BGen) im Ruhrgebiet, werden                                                              insbesondere die schlechten Reichweiten bei
demnächst mehrere Sender zusammengelegt:           Zweifel an den Zahlen                                 ­Radio Ennepe Ruhr als Ergebnis redak­tioneller
Konkret geht es um Radio Hagen und Radio           So müssen VGen wie derzeit in Hagen und                Einsparungen, wo man in den 2000er Jahren auf
Ennepe Ruhr. Seit Jahren senden die Redaktio-      Ennepe-Ruhr den Zahlen ihrer jeweiligen BG             Betreiben der BG die Redaktion geschrumpft
nen ihr jeweils eigenständiges Programm aus        vertrauen. Genau hier gibt es ­allerdings zuneh-       hatte. Vor einem weiteren Abschmelzen l­okaler
dem gemeinsamen Funkhaus in Hagen. Nun             mend Zweifel. Sind im Ennepe-Ruhr-Kreis und            Berichterstattung hat der Märkische Presse­
sollen die beiden Sender zu ­einem verschmelzen    in Hagen die vorgetragenen Verluste doch fast so       verein in einem Brandbrief an Bürgermeister
– so zumindest der Wunsch der Westfunk, die        groß wie der Gesamtetat der jeweiligen VG. Nun         und Landtagsabgeordnete der Region gewarnt.
als Muttergesellschaft der BGen entstehende        also reden die beiden VGen über eine mögliche          DJV-NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah fürch-
Verluste nicht mehr mit Gewinnen aus anderen       Fusion oder andere Optionen. Auch die Medien-          tet, dass es um mehr geht als die vier aktuell
Westfunk-Sendern kompensieren will.                anstalt NRW ist bereits mit im Boot.                   ­betroffenen Sender: „Immer, wenn es konkret
                                                                                                           wird, drückt sich die Landesregierung.“ So habe
   Ausgezeichnete Hartnäckigkeit                                                                           Medienstaatssekretär Nathanael Liminski auf
                                                                                                           dem Jounalistentag (Seite 28) zwar ein generelles
 Eine Langzeit-Recherche hat in diesem Jahr den vom                                                        Bekenntnis zum Lokalfunk abgegeben. Aber
 DJV-NRW gestifteten Hörfunkpreis der Landesmedien­                                                        eben keines zur Zahl der Sender. Wenn Liminski
 anstalt NRW in der Kategorie „Information/Recherche“                                                      davon spreche, „Rahmenbedingungen für eine
 gewonnen: „Die Sanierung der Bonner Beethovenhalle“.                                                      eventuelle Neuaufstellung des Systems schaffen
 Morgenmoderator Volker Groß (r.) und Reporter Sven                                                        zu wollen, wird mir angst und bange“, erklärt
 Jaworek (l.) von Radio Bonn/Rhein-Sieg hakten immer                                                       Kah. Er sieht sehr deutliche Hinweise darauf,
 wieder nach, warum die Kosten steigen und die Sanie-                                                      „dass die Verlegerlobby daran arbeitet, in letzter
 rung immer länger dauert.                                                                                 Sekunde des Gesetzgebungsverfahrens das
 „Das ist es, was die Hörerinnen und Hörer von ihrem Lokalradio erwarten dürfen: dranbleiben               gesamte Zwei-Säulen-Modell zu kippen. Das
                                                                                                           ­
 und hartnäckig nachfragen – besonders, wenn es um Steuergelder geht“, sagte Andrea Hansen                 würde perspektivisch die lokale Medienvielfalt
 (M.), stellvertretende Landesvorsitzende des DJV-NRW, zur Auswahl der Jury. Hansen hat den                und hunderte Arbeitsplätze gefährden.“
 mit 2 500 Euro dotierten Preis am 30. November übergeben.                                                 Der Entwurf zum Landesmediengesetz wird
 Der DJV-NRW war zum fünften Mal Preisstifter in dieser Kategorie. Einen ausführlicher Text zur            ­voraussichtlich im Februar verabschiedet. Für
 Verleihung der LfM-Hörfunkpreisen gibt es in der Online-Ausgabe des JOURNALs./sax                          Januar ist eine Anhörung im Düsseldorfer Land-
                                                                                                            tag geplant.||

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VIEL LUFT NACH OBEN IN DER CHEFETAGE? - 6|2018 - BESSERE FÜHRUNGSKRÄFTE DURCH STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG - RDN Verlags
THEMA | Personalentwicklung

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                              Gute Führungskräfte sind wichtig für Medienunternehmen. Solange eine
                              strategische Personalplanung fehlt, agieren sie schlimmstenfalls kopflos.

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Personalentwicklung | THEMA

Schule für Chefs
Was gute Personalentwicklung für Medien heißt

S
        elten hat es solch ein Führungsversagen           gibt es auch im Journalismus an der einen oder       maßnahmen auf ihre neue Funktion an führen-
        vor laufenden Kameras gegeben: Die Presse­        anderen Stelle noch Optimierungsbedarf in            der Stelle vorbereitet werden. Die Realität sieht
        konferenz des FC Bayern München am                ­Sachen Führung ... Genau genommen können            oft anders aus. Eine strategische Personalent-
 19. Oktober zeigte einer breiten Öffentlichkeit,          fast alle ­Medienschaffenden – ob angestellt oder   wicklung, die langfristig auf die Entwicklung
 dass Anspruch und Wirklichkeit beim Füh-                  frei – auf Nachfrage Fälle von eklatantem Füh-      von Führungskräften zielt, um Medienhaus und
 rungspersonal des deutschen Rekordmeisters                rungsversagen benennen. Entweder aus eigenem        ­Redaktion in Zeiten des digitalen Wandels mit
 weit auseinander liegen. Eigentlich wollten sich          Erleben oder durch Erzählungen aus dem Um-           neuen Produkten, Tätigkeitsfeldern und Arbeits­
 Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, der                 feld, im Großen wie im Kleinen. Angefangen           prozessen wettbewerbs- und arbeitsfähig zu
 Vorstandsvorsitzende der FC Bayern AG und             bei Chefs, die sich nach Durchlaufen eines               ­halten, ist bislang die Ausnahme.
 der Vereinspräsident, vor ihre Mitarbeiter stellen:   Führungskräfte-Coachings berufen fühlen, im               „Eine systematische Personalentwicklung, bei
 „Wir werden uns diese herabwürdigende,                eigenen Hause selbst die Führungskräfte-­                 der Führungskräfte auf ihre Arbeit vorbereitet
 hämische Berichterstattung nicht mehr bieten          Trainings zu übernehmen, als Dozenten aber                werden, habe ich erst erlebt, als ich schon
 lassen“, ­erklärte Rummenigge den versammelten        krachend scheitern. Oder Fälle, in denen die              ­Führungskraft war“, erinnert sich Volkmar Kah,
 Medien­vertretern. „Mit dem heutigen Tag wer-         Verlagsleitung Kollegen auf Posten hievt, die              heute Geschäftsführer des DJV-NRW und frü-
den wir unsere Spieler, Trainer und den Club           ­offensichtlich nicht dafür geeignet sind und im           her leitender Redakteur bei der Westfälischen
schützen. Ich möchte in diesem Zusammenhang             Ergebnis das ganze Team verprellen. Ganz zu               Rundschau und beim baden-württembergischen
mal an Artikel 1 des Grundgesetzes erinnern:            schweigen von zahlreichen Erlebnissen bei                 Medienhaus SDZ Druck und Medien. Als
‚Die Würde des Menschen ist unantastbar.“               Redaktionskonferenzen oder der täglichen Arbeit           ­Redakteur habe er sich noch selbst um Weiter-
Wenige Minuten später zeigte Uli Hoeneß aller-          am Newsdesk, wenn der Vorgesetzte nicht                    bildung kümmern müssen, und dann waren es
dings, wie weit es her war mit der ethischen            nachvollziehbare ­redaktionelle Entscheidungen             zumeist gewerkschaftliche Angebote. Und
­Orientierung und Fürsorgekultur der Bayern-            durchdrückt, ohne die Redaktion einzubeziehen.             auch als journalistische Führungskraft waren
 Führung: „Als wir in Sevilla gespielt haben, war       Die Situation stellt sich also in vielen                   Coaching und Supervision Fremdworte. „Erst
 Juan Bernat alleine dafür verantwortlich, dass         ­Medienbetrieben und Redaktionen ähnlich dar               als ich nach Baden-Württemberg ging, hat sich
 wir fast ausgeschieden w­ aren. Und an dem Tag          wie beim ewigen Fußballmeister in München:                das ­ geändert. Dort gab es einen Konzernge-
 ist entschieden worden, dass wir ihn abgeben.“          Das Führungspersonal ist sichtbar, dessen                 schäftsführer, für den Coaching und berufsbe-
 Zuschauer des Live-Streams und die anwesen-             Führungsqualität aber höchst unterschiedlich.
                                                         ­                                                         gleitende Leadership-Seminare über anderthalb
 den Journalistinnen und Journalisten werden             ­Bekannte Journalistinnen und Journalisten wer-           Jahre einfach dazu gehörten.“
 sich in diesem Moment gedacht haben: Typisch              den zur Redaktionsleiterin, zum Studiochef oder
 FC Bayern München. Wie gut, dass bei uns                  zur Korrespondentin gemacht oder sie nehmen         Noch nicht die Regel
 so etwas nicht vorkommt und unsere Führungs-              andere Leitungsfunktionen wahr. Welche Quali­       In den Medienhäusern, aber auch großen Rund-
 kultur so etwas nicht zulässt.                            fikationen und Kompetenzen ihnen aber den           funkanstalten sei die gezielte und systematisch
                                                           Weg in die Führungsetage ebnen, ist dabei nicht     strukturierte Förderung von Journalisten für
Fast alle kennen solche Fälle                              ­immer nachvollziehbar.                             Führungsaufgaben oft immer noch nicht die
Und während die Kolleginnen und Kollegen das                Gemeinhin sollte man zumindest in großen Ver-      Regel: „Das hängt viel zu häufig von der Verleger­
in ihre Notiz­bücher und Laptops schrieben, wer-            lagen und Sendern davon ausgehen können, dass      persönlichkeit oder der Professionalisierung der
den einige sich bei dem ehrlichen Gedanken er-              journalistische Führungskräfte systematisch        Personalabteilung ab – verankert ist das immer
tappt haben: Naja, wenn ich es so recht überlege,           oder im Zuge laufender Personalentwicklungs-       noch zu selten. Und zeitgemäße Instrumente wie

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                                                                                        Barbara Merten-
Foto: Arne Pöhnert

                                         Foto: Arne Pöhnert
                                                                                        Kemper ist WAZ-
                                                                                        Betriebsrätin und
                                                                                        stellvertretende
                                                                                        Vorsitzende des
                                                                                        DJV-NRW, Volkmar
                                                                                        Kah ist der
                                                                                        Geschäftsführer
                                                                                        des Landesverbands.

zum Beispiel Assessment-Center zur Identifika-                dazu auch journalist 10/18). Den Lesern wurde       ­ itarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und sie
                                                                                                                  M
tion von Mitarbeitern mit passenden Kompeten-                 die für die ­Außenwelt unerklärliche ad-hoc-Per-    mahnte ein wertschätzendes und respektvolles
zen und Softskills für Führungsaufgaben werden                sonalmaßnahme im Blatt mit einem lapidaren          Betriebsklima an, dessen Verbesserung WDR-
für journalistische Führungskräfte erst in der                Dreizeiler mitgeteilt. Der dortige DJV-Landes-      Intendant Tom Buhrow, bei diesem Termin an
jüngeren Vergangenheit eingesetzt.“                           vorsitzende Arnold Petersen zeigte sich „empört     ihrer Seite, „zur Chef­sache“ machen solle. Per
Dabei ist gute Personalentwicklung etwas, von                 darüber, wie der sh:z mit bewährten Mitarbei-       Gutachten gab sie ­Buhrow zudem Vorschläge
dem alle profitieren: Die Redaktion, weil sie Ent-            tern nach jahrzehntelanger Loyalität zum Haus       für eine Reform des Personalmanagements mit
scheiderinnen und Entscheider bekommt, die                    umspringt“. Die Eile und Härte, mit der             auf den Weg: zur Verbesserung von Menschen-
gleichermaßen über Handlungs- und Führungs-                   Geschäftsführung und Chefredak­
                                                              ­                                    tion diesen    führung und Mitarbeitermotivation.
kompetenz sowie über journalistischen Back-                   einschneidenden Personalaustausch betrieben,
ground verfügen. Die angehenden Führungs-                     mute an wie eine Strafak­tion.                      Früher oft ein zäher Kampf
kräfte, weil sie die nötigen Instrumente und                  Der Hintergrund – so zeigte Lars Radau im jour-      Mitarbeitermotivation und kluge Führung
Methoden vermittelt bekommen, um Teams                        nalist – war die unliebsame Berichterstattung zu     ­waren in früheren Jahren gerade nicht die Stich-
führen und mit gestärktem Selbstbewusstsein                   einem Wirtschaftsunternehmen in Flensburg.            worte, bei denen man zuerst an die WAZ und
auch nötige Veränderungsprozesse anpacken zu                  Ein Einknicken der Chefredaktion gegenüber            ihre Schwesterblätter aus der Funke Medien-
können. Und die Kolleginnen und Kollegen, weil                potenziellen Anzeigenkunden, ausgetragen auf          gruppe dachte. Und auch Weiterbildung, eine
sie dann Vor­gesetzte haben, die sie mitnehmen                dem Rücken von verdienten Kollegen? Das zeugt         wichtige Grundlage für gute Personalentwick-
und motivieren.                                               von keiner guten Führungskultur.                      lung, spielte in der Vergangenheit in den WAZ-
                                                              Welche Probleme sich ergeben, wenn eine solche        Redaktionen wie in vielen Zeitungshäusern oft
Verankerte Prozesse                                           Führungskultur fehlt, wurde auch deutlich, als        eine zu kleine Rolle. Es war ein zäher Kampf, das
Wie die Köpfe an der Spitze ihre Mannschaft                   die ehemalige EU-Kommissarin Monika Wulf-             Thema Weiterbildung überhaupt durchzusetzen,
führen, hat nämlich viel damit zu tun, wie das                Mathies als externe Gutachterin ihren Bericht zu      erinnert sich Barbara Merten-Kemper. Die frei-
Miteinander entwickelt wird, wie sie als Ent-                 den bekannt gewordenen Fällen von sexueller           gestellte Betriebsrätin bei der WAZ und stellver-
scheiderinnen und Entscheider auf ihre Aufgabe                Belästigung im WDR vorstellte (siehe auch „Der        tretende Landesvorsitzende des DJV-NRW be-
vorbereitet werden und ob es verankerte                       WDR braucht einen Kulturwandel“, JOURNAL              obachtet die Entwicklung in ihrem Haus vor
Prozesse gibt, um aus guten Journalistinnen                   5/18). Von einem Machtgefälle zwischen in der         dem Hintergrund ihrer 40-jährigen Erfahrung
und Journalisten gute Chefs zu machen. Ohne                   Regel männlichen Chefs und weiblichen Unter-          im Journalismus.
solche Prozesse ist eine gute Führungskultur im               gebenen war die Rede, das Raum für Grenzüber-         Jetzt sieht sie einen Wandel bei ihrer Zeitung.
Journalismus kein Selbstläufer.                               schreitungen lasse.                                   Seit vor vier Jahren Andreas Tyrock als Chefre-
Das zeigte jüngst ein Vorfall in der Lokalredak­              Dabei kritisierte Wulf-­Mathies nicht nur, dass       dakteur gekommen ist, habe das Thema Perso-
tion des Flensburger Tageblatts. Chefredakteur                das Haus den Vorwürfen gegen Vorgesetzte nicht        nalentwicklung „einen spürbar ­anderen Stellen-
Stefan Hans Kläsner versetzte drei langgediente               ausreichend nach­gegangen sei. Sie stellte auch     wert bekommen“, gerade in der Redaktion sei
Redakteure gegen ihren erklärten Willen in die                fest, dass es strukturelle Defizite vor allem bei   das wahrnehmbar: „Früher war das Thema Per-
Redaktionen von Schwesterblättern der Verlags-                den personellen Rahmenbedingungen gebe,             sonalentwicklung bei uns im journalistischen
mutter Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag                sowohl zwischen Führungsebene und Beschäf-          ­Bereich so etwas wie ein Stiefkind und wurde
(sh:z) nach Husum, Schleswig und Leck (siehe                  tigten wie zwischen angestellten und freien          eher bei den Kollegen in Vertrieb und Marketing

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Personalentwicklung
                                                                                                                              Warnstreiks| THEMA
                                                                                                                                           | Tarife
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                                                                                  Wer zu früh und unvorbereitet in Führungsverantwortung kommt,
                                                                                  kann an der Aufgabe ganz schnell scheitern.

gefördert. Heute achtet die Chef­redaktion schon     – Stabilität vermitteln“. Die Akademie für Publi-   ren. So kann das Konzept individuell auf die An-
früher darauf, die Kollegen weiterzuent­wickeln“,    zistik in Hamburg bietet Seminare wie „Change       forderungen des Hauses und der Kolleginnen
stellt Merten-Kemper fest.                           Management“, „Redak­tionsteams kollegial füh-       und Kollegen zugeschnitten werden. Zumal die
Während man in der Vergangenheit Kollegen            ren“, „Redaktionsprojekte steuern“ und „Digital     ­Integration in den R
                                                                                                                             ­ edaktionsalltag und die zeit-
(und seltener Kolleginnen) zu Lokal- oder Ressort­   Leadership – Wandel erfolgreich gestalten“. Bei      nahe Anwendung des Gelernten in der Praxis
chefs machte, weil sie langjährige Mitarbeiter       der Akademie der Deutschen Medien (hervorge-         wichtig sind. Denn was nützt es, wenn der Chef
und gute Journalisten waren, prüfe man ­heute        gangen aus der Akademie des Deutschen Buch-          oder die Chefin nach absolviertem Seminar zwar
stärker, ob denn die betreffenden Redak­             handels) heißen die Angebote etwa „Führung           die richtigen Dinge zum Thema Team­arbeit und
tionsmitglieder zusätzlich die Voraussetzungen       kompakt“, „Führungsaufgaben in Verlagen und          Motivation sagt, das Gesagte aber selbst nicht
für das Führen von Teams und das Managen von         Medienunternehmen“ oder „Agil führen“.               vorlebt und auch wirklich umsetzt? Spätestens,
Prozessen mitbringen. Ob diese persönliche Eig-                                                           wenn die Unter­gebenen die Augen verdrehen
nung neben der journalistischen Qualität und         Am besten ans Haus gekoppelt                         und den Kurzvortrag des Vorgesetzten mit
Erfahrung gegeben ist, lässt sich besser über­       Medienhäuser können solche Angebote natürlich        ­einem „Das hat er wieder in so ­einem Führungs-
prüfen, wenn Unternehmen den beruflichen             systematisch im Zuge ihrer Personalentwicklung      seminar gelernt ...“ quittieren, wissen alle Betei-
Aufstieg und die Übertragung von Leitungs-           nutzen. Ideal wäre aus der Sicht von Experten       ligten: Da muss mehr passieren.
funktionen systematisch entwickeln.                  aber ­zumindest in großen Unternehmen ein Füh-      Neben den weichen Skills brauchen angehende
Barbara Merten-Kemper hält eine schrittweise         rungskräfte-Curriculum mit Inhouse-Semina-          Führungskräfte in Redaktionen auch das Know-
Entwicklung dementsprechend für zielführend:
„Die kontinuierliche und wiederholte Unterstüt-
zung von Kolleginnen und Kollegen mit Poten-            Personalentwicklung by the book
zial durch Coachings und Seminare sollte Chef-
sache sein. Gibt man dem Nachwuchs die                Der Blick in die Fachliteratur zeigt, wozu Personalentwicklung dient und was man unter dem
nötigen Instrumente an die Hand, kann man             Begriff gemeinhin versteht:
frühzeitig prüfen, ob j­emand wirklich zum Vor-       n Personalentwicklung umfasst alle Maßnahmen der Bildung (auch die betriebliche Weiter­
gesetzten taugt. Wer im Team kooperativ agiert        bildung), der Förderung und Organisationsentwicklung, die zielgerichtet, systematisch und
und zudem die Kollegen mitnehmen kann, sollte         ­methodisch geplant, realisiert und evaluiert werden.
weiter gefördert werden“.                              n Personalentwicklung zielt darauf, die Handlungskompetenz von Mitarbeitern und
Wer sich selbst qualifizieren will, kann bei ein-      Organisation und damit die Verhaltensqualifika­tionen zu erhöhen.
schlägigen Weiterbildungseinrichtungen ent-            n Zu einer systematischen Personalentwicklung gehören Strategie- und Innovations­
sprechende Kurse für den Führungsnachwuchs             orientierung.
buchen: zu weichen Skills, zu sozialen Kompe-          n Strategische Personalentwicklung bezieht alle Mitarbeiter ein und setzt einen Schwerpunkt
tenzen und Persönlichkeitsbildung. Im aktuellen        auf die Sicherung von Schlüsselposi­tionen.
Programm der ARD/ZDF-Medienakademie fin-               n Top-Führungskräfte sind Motor für eine erfolgreiche Personalentwicklung.
den sich zum Beispiel „Vom Kollegen zum Vor-           n Gute Personalentwicklung ist Chefsache, langfristig angelegt und sollte eher auf
gesetzten“, „Erfolgreich delegieren – Mitarbei-        Kompetenz­entwicklung als auf pure Qualifika­tionsvermittlung zielen./KH
tende fördern und fordern“ oder „Agil führen

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THEMA | Personalentwicklung

how, um die anfallenden Management- und              chende Kandidaten zu früh und zu schnell auf         evangelischen Magazins Chrismon ist heute als
Organisationsaufgaben zu übernehmen, die
­                                                    die Karrierespur gesetzt werden.“ Das könne so       Coach, Redaktionsberater und Buchautor ­tätig.
neben der journalistischen Leitungsfunktion
­                                                    manches ­Talent durch Überforderung „verbren-        „Führungskraft zu werden bedeutet immer,
zuneh­mend ihr Alltagsgeschäft bestimmen. Der        nen“, beschreibt die Betriebsrätin die Risiken ei-   sich in eine zunächst ungewohnte Vorbildrolle
­digitale Wandel beschleunigt Veränderungspro-       ner überhasteten Personalentwicklung. Sie sieht      zu wechseln. Es reicht eben nicht mehr, als Jour-
 zesse und erweitert die Tätigkeitsfelder: immer     statt dessen den vielversprechendsten ­Ansatz in     nalist zuverlässig und kontinuierlich gute redak-
 mehr Ausspielplattformen und Social-Media-          einer fortwährenden und flexiblen Personal­          tionelle Arbeit abzuliefern. In der neuen Funk­
 Kanäle, immer neue Tools und Apps, immer wie-       arbeit, die den konkreten Bedürfnissen der           tion heißt es, Konzepte zu entwickeln und eher
 der a­ngepasste redaktionelle Abläufe, immer        Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entspricht.         strategisch zu denken.“
 neue Teams für neue Aufgaben. Führung in der                                                             Und noch etwas gehört p   ­ lötzlich zu den Auf­
 Redaktion heißt heute, einen komplexer und          Ungewohnte Vorbildrolle                              gaben der frischen Führungspersönlichkeit:
 schneller werdenden Journalismus zu steuern,        In die Führungsrolle zu wechseln ist ja nicht nur    Menschen überzeugen und mitnehmen. Sauers
 der wenig Raum für Reflexion lässt.                 mit dem Vergnügen über den nächsten Karriere­        in langen Jahren als Coach gewachsene
 Gerade in dieser Atemlosigkeit ist Tempo nicht      schritt verbunden, wie Christian Sauer deutlich      Überzeugung: Wenn jemand das für unnötig
 alles, weiß WAZ-­Betriebsrätin Barbara Merten-      macht. Der gelernte Tageszeitungsjournalist und      hält und meint, als Chef par ordre du mufti
 Kemper: „Es besteht die Gefahr, dass vielverspre-   ehemalige stellvertretende Chefredakteur des         ­bestimmen zu können, wird er scheitern. Basta-
                                                                                                           Entscheidungen und Machtworte verbrauchen
    Tipps für Aufstiegswillige                                                                             sich halt schnell.

   Was Sie einfordern sollten, wenn Sie auf dem      Vertragsmodalitäten. Fragen Sie gezielt              Druck und Selbstzweifel
   Weg zur Führungskraft sind:                       nach systematisch angelegten                         Da stellt sich auch die Frage: Wie sieht es über-
   n Bitten Sie Ihre Entscheider um eine offene      Weiterbildungs­angeboten im Zuge                     haupt im Inneren der Chefs und Chefinnen aus?
   und faire Kommunikationskultur bei Personal-      der Führungskräfte­entwicklung.                      Denken sie über ihre Entwicklung, über die
   entscheidungen, die sich auf die Zusammen-        n Achten Sie darauf, dass Ihnen nicht nur            ­eigene Rolle nach? Darüber wird selten geredet.
   setzung von Teams auswirken – und fordern         Angebote zum Ausbau fachlicher Qualifika­             Eine Ausnahme ist Andreas Petzold, langjähriger
   Sie eine frühzeitige Information über solche      tionen unterbreitet werden, sondern dass              Blattmacher in führender Position beim stern –
   Veränderungen ein.                                auch Themen wie Softskills, Persönlichkeits-          von 1999 bis 2013 zusammen mit Thomas Oster-
   n Bitten Sie Ihre Chefredaktion oder Ge-          entwicklung und Kommunikation auf dem                 korn als Chefredakteur, zuletzt als Heraus­geber.
   schäftsführung um regelmäßige Gesprächs-          Programm stehen.                                      „Der Druck erzeugt natürlich permanente
   termine, in denen Sie gemeinsam Ihre Ent-         n Erkundigen Sie sich nach Möglichkeiten,             Selbstzweifel“, sagte er jüngst in einem Interview
   wicklung als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter       ein sogenanntes Kompetenzprofil von sich              mit kress pro. „Wir haben eine Redaktion mit
   bzw. als Führungskraft besprechen oder            erstellt zu bekommen. Mit den Ergebnissen             200 Mitarbeitern ­geführt, und die h   ­ aben klare
   ­definieren.                                      zu Stärken und Optimierungsfeldern kann               Entscheidungen ­erwartet und Trans­parenz, war-
    n Sprechen Sie bei Perspektiv- und Jahres­       eine kontinuierliche Personalentwicklung             um wir so entschieden haben.“ Dabei macht er
    gesprächen nicht nur über Gehalt und             individueller ausgerichtet werden./KH                zugleich deutlich, dass die vor ­allem männlichen
                                                                                                          Chefs ihre Führungsposition früher in der Regel

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Personalentwicklung | THEMA

                                                          Foto: Frank Sonnenberg

eben nicht als Ergebnis einer ­   systematischen
­beruflichen Weiterentwicklung erreicht hatten:
 „Wir Kerle sind ja so, dass wir unterschreiben
 und dann erst ­darüber nachdenken, ob wir das
                                                           Foto: txt

 eigentlich können.“
 Die Haltung des „Wird-schon-irgendwie-klap­                                       Wer Kolleginnen und Kollegen Wissen in „seinem“ Fachgebiet
 pen“ ist zunehmend überholt, auch wenn es die-                                    vermittelt, kann sich in herausgehobener Position erproben.
 se Art der Karriere in den Medien noch geben
 mag. Aber inzwischen setzt sich die Erkenntnis          men zur Weiterbildung und Personalentwick-                      praktizieren. So erproben die traditionellen
 durch, dass auch redaktionelle Führungspersön-          lung am besten, wenn Mitarbeiterinnen und                       ­Medienunternehmen, wie eine Zusammenarbeit
 lichkeiten eine andere Art der Entwicklung und          Mitarbeiter das nötige Wissen und die erforder-                  funktionieren und was man voneinander lernen
 Heranführung brauchen.                                  lichen Instrumente aus eigener Motivation und                    könnte.
                                                         mit Spaß erlernen.                                               In Münster hat beispielsweise der Aschendorff
Untereinander Wissen vermitteln                          Den Führungsstil kommender Entscheider auf                       Verlag, mit den Westfälischen Nachrichten
Bei der WAZ probiert man das auch mit Ange-              diese Weise zu prägen ist seinerseits ein wirk­                  Mantel­geber für die Tageszeitungen vor allem
boten außerhalb institutioneller Bildungsein-            sames Instrument der Personalentwicklung.                        im Münsterland, den Ableger Aschendorff Next
richtungen: Wenn man etwa ­digital-affine Kolle-         Denn Führungskräfte haben auch die Aufgabe,                      gegründet. Durch Beteiligungen an Start-ups,
ginnen und Kollegen freistellt, damit sie ihr            den Entscheidungsspielraum ihrer Mitarbeite-                     deren Geschäftsideen auf digitale Prozesse
Wissen in Workshops an andere in der Redak­              rinnen und Mitarbeiter festzulegen, und sie soll-                ­setzen und in denen flexible Teams arbeiten,
tion weitergeben, profitieren davon nicht nur die        ten dies nutzen, um Eigenverantwortung zu for-                    will man e­ inen Kulturtransfer bewirken.
Lernenden. Es motiviert auch diejenigen mit              dern und zu fördern. Wer frühzeitig und                           Die Madsack-Mediengruppe (Hannoversche
dem Wissensvorsprung und gibt ­ihnen die Mög-            systematisch an Führung herangeführt wird,                        Allgemeine Zeitung, Leipziger Volkszeitung) hat
lichkeit, sich in herausgehobener Funktion zu            wird sich später selbst mit hoher Wahrschein-                     in Leipzig bereits 2015 den Co-Working-Space
erproben. Der Gewinn an Anerkennung ergibt               lichkeit dafür einsetzen, dass es eine gezielte                   „Basislager“ eingerichtet. Neben Investoreninter­
sich für sie unmittelbar. Z­ ugleich ist diese flexib-   Personalentwicklung für die Mitarbeiterinnen                      essen geht es auch hier um eine Öffnung in Rich-
le Form der Weiterbildung extrem kostengünstig           und Mitarbeiter gibt.                                             tung Start-up-Kultur. Die Idee: Gründerinnen
– eine Win-Win-Situa­tion für Mitarbeiter und                                                                              und Gründer können in eigenen Räumen ihre
Verlag gleichermaßen.                                    Transfer durch Kooperationen                                      Ideen verwirklichen und zugleich von der
„So etwas kann man als gelebte Personalent-              Dabei gibt es einen Hoffnungsschimmer, dass                       ­medialen Reichweite der Leipziger Volkszeitung
wicklung im Alltag bezeichnen, und die ist               zeitgemäße Personalarbeit und Führungsmodel-                       profitieren. Und die Zeitungsmacher lernen,
­natürlich zu begrüßen“, erklärt Merten-Kemper.          le auch in Verlagen ankommen: Durch Aufkäufe,                      ­flexibel in Teams zu arbeiten und zeitgemäße
 „Das wirkt sich auf Teamfähigkeit und Team-             Kooperationen oder Neugründungen stehen                             digitale Geschäftsmodelle auch für journalis­
                                                                                                                             ­
 geist aus, stärkt das Selbstbewusstsein und berei-      viele Medienhäuser im engeren Kontakt zu                            tische Produkte zu adaptieren.
 tet den Nachwuchs schrittweise auf kommende             Start-ups und anderen U­ nternehmen, die flexib-                    Was man bei jungen Unternehmen sieht und in
 Aufgaben vor“. Schließlich gelingen Maßnah-             lere Kulturen der Personalentwicklung bereits                       Kooperation ausprobiert, muss dann allerdings

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