Gefragter Partner USA - 40_ Cybersicherheit ist immer Chefsache Sensible Daten schützen - IHK Frankfurt am Main
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07|08.2019 Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain A 4836 | Jahrgang 142 USA Gefragter Partner 40_ Cybersicherheit 44_ Neue Plattform 62_ Qualitätsmerkmale ist immer Chefsache für Start-ups unbedingt beachten Sensible Daten schützen Wachstum sichern Made in Germany www.frankfurt-main.ihk.de
VO RWO R T 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Rund 60 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die Industrie im IHK-Bezirk Frankfurt im Ausland, und auch unser Dienst- leistungssektor ist stark international ausgerichtet. Die Zeiten eindrucksvoller Wachstumsraten scheinen vorerst vorbei zu „ sein. Im vergangenen Jahr hatte vor allem der US-amerika- nische Markt den hessischen Export gestützt, allen handels- politischen Drohkulissen zum Trotz. Für dieses Jahr muss sich erst noch zeigen, in welchen Märkten Wachstum im Export generiert werden kann. Werden Sie Teil der sehr aktiven deutsch-amerikanischen Netzwerke“ Sicher ist jedoch, dass die USA ein strategischer Partner für die Frankfurter Wirtschaft sind und bleiben. Hessenweit liegt der Anteil der USA am Gesamtexport bei zwölf Prozent und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Frankfur- ter Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich haben stark in den Vereinigten Staaten investiert und generieren dort Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Sehr gut verkaufen sich außerdem Mess- und Regelungstechnik, hochwertige Metall erzeugnisse oder Spezialchemie im US-Markt. Viele große US-Firmen aus den Sektoren Chemie, Automo tive und IT wiederum haben ihre Europazentralen in Frankfurt und der Metropolregion. Gleiches gilt für Anwaltskanzleien, Banken und Finanzdienstleister. Unternehmen, die den US- Markt von hier aus bearbeiten, profitieren somit von sehr ak- tiven deutsch-amerikanischen Netzwerken und einer starken US Business Community. Werden Sie Teil dieses Netzwerks und nutzen Sie Ihre geschäftlichen Chancen in den USA. Stefan Messer Vorsitzender, Außenwirtschafts- ausschuss, IHK Frankfurt I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
4 INH A LT 0 7| 0 8 .1 9 30 46 57 07|08_ US A Gefragter Partner FrankfurtRheinMain ist wirtschaft- lich eng mit den USA verflochten. Die Metropolregion beheimatet über 1000 Niederlassungen ame- rikanischer Unternehmen. Allein in Frankfurt haben rund 700 US-Fir- men ihre Deutschland- oder Euro- pazentralen. 32 50 36 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
INH A LT 0 7| 0 8 .1 9 5 INHALT 07|08.19 3_ Vorwort 6_ Kurzmeldungen Fokusthema USA 10_ An Strahlkraft nichts eingebüßt 20_ Münch + Münch: Zwischen Frankfurt und Atlanta 22_ SchuF: Nah am Kunden 24_ Produkthaftung: Nicht abschrecken lassen 26_ Guter Draht nach Philadelphia Unternehmensreport 28_ Ihre Marktnische: Mit Fünfzig durchstarten 30_ Regames: Unternehmer auf Zeit 32_ Lochmühle: Kurzurlaub vor der Haustüre Unternehmenspraxis 36_ Interkulturelle Kompetenz: Das Gesicht wahren 38_ Instagram: Digital Hände schütteln 40_ Cyber-Sicherheit ist Chefsache Metropolregion FrankfurtRheinMain 44_ Start-up-Pilot: Neue Plattform für Start-ups 46_ So bekommen Unternehmen Gigabit 49_ Konjunkturumfrage: Einen Gang zurückgeschaltet 50_ Logistiklösungen für Städte Branchen 52_ Baugewerbe Aus- und Weiterbildung 54_ Exzellente Ausbilder: Fürs Leben lernen IHK intern 57_ Präsident Ulrich Caspar: Antrittsbesuche im IHK-Bezirk Recht und Steuern 60_ Neue Umsatzsteuerregeln 62_ Made in Germany: Qualitätsmerkmale beachten 66_ Zurückgeblättert | Mein Lieblingsort I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
6 KUR ZMEL D UN GEN FIN A NZPL AT Z EU-Nachhaltigkeitsranking Die Stiftung Marktwirtschaft veröffentlichte im April eine Studie über die Foto: Gettyimages / Joos Mind Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in Europa. Die Autoren unter- suchten dabei, ob die Eigenschaft des ehrbaren Kaufmanns, verantwor- tungsbewusst und nachhaltig zu handeln, auch auf fiskalischer Ebene zu finden ist. Auf Grundlage der expliziten und impliziten Staatsschulden der EU-Staaten errechneten die Autoren eine Nachhaltigkeitslücke. Die ex- plizite Staatsschuld spiegelt das Ausmaß vergangener Haushaltsdefizite wider, die implizite Staatsschuld die zukünftig zu er- wartenden Defizite. Die implizite Staatsschuld wird vor allem durch öffentliche Ausgaben für Renten, Ge- sundheit und Pflege befeuert. In dem Ranking steht Deutschland auf Platz 14. Kroatien nimmt den ersten Platz ein und Luxemburg bildet das Schlusslicht. S TA ND O R T P O L I T IK FR A NK FUR T 20 3 0 Bedarfsanalyse zu Hand Integriertes Stadt werker- und Gewerbehöfen entwicklungskonzept Wirtschaftsförderung Frankfurt, Handwerkskammer Frankfurt- Anfang Juni wurde das Integrierte Stadtentwicklungs- Rhein-Main und IHK Frankfurt haben eine Betriebsbefragung konzept der Stadt Frankfurt der Öffentlichkeit vorge- unter kleinen und mittleren Gewerbebetrieben beauftragt. Im stellt. Da es zu einzelnen Projekten unterschiedliche Mittelpunkt stehen dabei Fragen zu Standortzufriedenheit, Ent- Auffassungen in der Koalition gibt, wurde das Konzept wicklungsmöglichkeiten an den Betriebsstandorten sowie be- nicht von der Stadtverordnetenversammlung beschlos- trieblichen Flächenbedarfen und Standortanforderungen. Mit sen, sondern als Arbeitspapier des Planungsdezernates der Bedarfsermittlung soll eine zielgerichtete Errichtung von veröffentlicht. Einen ausführlichen Artikel können Sie in Handwerker- und Gewerbehöfen geprüft werden. Diese wur- der September-Ausgabe des IHK WirtschaftsForums den im Masterplan Industrie als eine mögliche Maßnahme zur lesen. spezifischen Bereitstellung von Gewerbeflächen und zur Stär- kung des Stadtteilgewerbes vorgeschlagen. KULT UR Foto: Courtesy Stiftung Blickachsen, Bad Homburg / Winter-Hoerbelt Blickachsen 12 in Bad Homburg Die Skulpturenbiennale verwandelt Bad Homburg und die Region bis 6. Oktober in einen internationalen Treffpunkt für zeitgenössische Kunst. Alle zwei Jahre präsen- tieren die Blickachsen neue Facetten der dreidimensionalen Kunst im Dialog mit dem öffentlichen Raum. Traditionell dient dabei Bad Homburg als Kern und Aus- gangspunkt der Skulpturenschau. Die namensgebenden Blickachsen des 1856 von Peter Joseph Lenné in Bad Homburg entworfenen Kurparks ziehen sich symbolisch bis in den Schlosspark und weit über die Stadtgrenzen hinaus und verknüpfen ins- gesamt sechs Standorte im RheinMain-Gebiet. Partner der Blickachsen 12 ist der schwedische Skulpturenpark Wanås Konst. www.blickachsen.de Winter-Hoerbelt, Donnerstags ist alles gut I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
KUR ZMEL D UN GEN 7 Foto: Christoph Söldner FR A NK FUR T R HEINM A IN Beste Arbeitgeber in Hessen ausgezeichnet Das internationale „Great Place to Work“-Institut und die hessische Landesvertretung des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft haben die Preisträger des Wettbewerbs „Beste Arbeitgeber in Hessen 2019“ gewürdigt. Auch einige Unterneh- men aus dem IHK-Bezirk Frankfurt standen auf dem Siegertreppchen: Unter den besten Arbeitgebern in der Kategorie der gro- ßen Unternehmen mit über 500 Beschäftigten ist die deutsche Vertretung von Robert Half, Frankfurt (dritter Platz). Bei den Unternehmen mit 251 bis 500 Mitarbeitenden liegt Zühlke Engineering, Eschborn, auf Platz eins; dicht gefolgt von Campana & Schott, Frankfurt (Platz zwei). Einen Spitzenplatz in der Kategorie der Unternehmen mit 50 bis 250 Beschäftigten erreichte Co- finpro, Frankfurt (Platz zwei). In der Kategorie der kleinen Unternehmen (zehn bis 49 Mitarbeiter) gingen die Awards an Adviso- ri FTC und Valantic Financial Services, Frankfurt. Schneller, stabiler, wirtschaftlicher. Glasfaser für Ihr Unternehmen. 080 0 281 281 2 d anrufen un ng sg espräch Beratu n ! vereinbare Wir realisieren den reinen Glasfaserausbau in Ihrem Gewerbegebiet. deutsche-glasfaser.de/business Deutsche Glasfaser Business GmbH / Am Kuhm 31 / 46325 Borken I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
8 KUR ZMEL D UN GEN KULT UR E X I S T ENZGRÜND UN G Grüne-Soße-Weltrekord Hessen-MikroCrowd verpasst Mit dem Förderprodukt Hessen-MikroCrowd, einer Foto: Petra Menke Kombination aus Mikrodarlehen und Crowdfunding, ha- ben Gründer und junge Unternehmen die Möglichkeit, ihre Geschäftsidee erfolgreich auf den Markt zu brin- gen. Kooperationspartner sind die Wirtschafts- und Inf- rastrukturbank Hessen und Startnext. Die Crowd agiert als eine Art Produkttester und gibt den Gründern einen Hinweis darauf, wie erfolgversprechend ihre Geschäfts- idee ist. Durch die frühe Einbindung der Kunden wird zudem die Idee bekannt gemacht und gleichzeitig eine Community aufgebaut. www.startnext.com Hessen-Mikrocrowd Ob klassisch mit Eiern und Kartoffeln, ob Eis oder Kreppel, E X I S T ENZGRÜND UN G Bratwurst oder Döner, ob in Kantinen, Kaufhäusern, Schu- len, Altenheimen, auf öffentlichen Plätzen oder sonstwo: Am Global Entrepreneurship 6. Juni war ganz Frankfurt im Weltrekord-Fieber. Im zweiten Monitor Anlauf sollte der Weltrekord im Grüne-Soße-Essen aufge- stellt werden. Die Latte hing hoch: 231 775 Portionen hätten es sein müssen, schlussendlich waren es nur 181 096 Por- Seit 20 Jahren untersucht der Global Entrepreneurship Mo- tionen. Weltrekord verfehlt, aber mit ganz viel Spaß. Die IHK nitor (GEM) das weltweite Gründungsgeschehen. Bis zu Frankfurt und die Deutsche Börse hatten auf dem Börsen- 70 Länder erheben jährlich Daten zu nationalen Gründungs- platz zum Green Lunch geladen und mit 560 Portionen zum aktivitäten und den jeweiligen Rahmenbedingungen, was den Weltrekordversuch beigetragen, sogar Bulle und Bär prä- GEM zum weltweit größten Projekt der ländervergleichen- sentierten sich kurzfristig in grünem Gewand. Beim dritten den Gründungsforschung macht. Ergebnisse sind unter an- Anlauf in 2021 soll es mit dem Weltrekord klappen. w ww. derem, dass es in Deutschland vier Mal mehr Chancengrün- gruene-sosse-tag.de dungen als Gründungen aus Mangel an Erwerbsalternativen gibt und gut neun Prozent der Gründungen eine mittlere bis hohe Technologieintensität aufweisen. Der Referenzwert für FIN A NZPL AT Z die USA ist mit etwa fünf Prozent deutlich niedriger. www. rkw-kompetenzzentrum.de Global Entrepreneur- ship Monitor EU-Rat beschließt Bankenpaket INN OVAT I O N Der Rat hat ein umfassendes Paket von Rechtsvor- Fristen bei Energiesteuern schriften angenommen, das die Risiken im Bankensek- und -abgaben tor verringern und die Widerstandsfähigkeit der Banken gegen mögliche Schocks weiter stärken soll. Neben Änderungen an den Eigenmittelvorschriften, mit denen Der DIHK hat eine aktualisierte Übersicht bestehender Fris- die Eigenmittel- und Liquiditätslage der Banken gefes- ten bei Energiesteuern und -abgaben veröffentlicht. Je nach tigt wird, festigt das Paket den Rahmen für die Sanie- Konstellation können Unternehmen einzelne Entlastungstat- rung und Abwicklung notleidender Banken. Die meisten bestände bei Energiesteuern und -abgaben in Anspruch neh- der neuen Vorschriften werden ab Mitte 2021 gelten. men. www.frankfurt-main.ihk.de Fristen Energie- www.consilium.europa.eu/de steuern I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
KUR ZMEL D UN GEN 9 Foto: Petra Menke WO HNUN GS M A R K T Initiative „Großer Frankfurter Bogen“ Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir will den Wohnungsbau im RheinMain-Raum verstärkt an den Hal- testellen des regionalen Schienenverkehrs ausrichten. In einer Regierungserklärung im Landtag stellte er Mitte Juni Programmvorstellung in der ehemaligen Druckfarbenfabrik Dr. Milchsack (v. l.): Monika Linhard, Objektkünstlerin, Peter Strzoda, Gastgeber Atelierraum, S alvatore den „Großen Frankfurter Bogen“ vor, der einen Radius Granatella, Projektleiter, Route der Industriekultur, Peter Peters, Eigentümer, Milch- von 30 Zugminuten um den Frankfurter Hauptbahnhof sack-Kulturfabrik, und Sabine von Bebenburg, Geschäftsführerin, Kulturregion FrankfurtRheinMain. einschließt und Flächenpotenziale in der Größenordnung von 200 000 Wohnungen beinhaltet: „Das ist eine akzep- KULT UR table Entfernung für den Weg zur Arbeit, ins Kino oder ins Konzert. Man wohnt bezahlbar und hat alle Vorteile der Tage der Industriekultur Großstadt in Reichweite. Ich nenne dieses Gebiet den Großen Frankfurter Bogen.“ Er sei eine Einladung an die Unter dem Motto „Baukultur“ stehen die Tage der Industrie- Kommunen, Verbände und Wohnungsunternehmen, da- kultur Rhein-Main vom 3. bis 11. August. Knapp 200 Veran- bei mitzumachen und davon zu profitieren, betonte der staltungen thematisieren die architektonische Gestaltung von Minister. „Er ist aber auch ein Appell, mit uns zusam- Gebäuden und Industrieensembles, den Städtebau ebenso men Verantwortung zur Entlastung des Wohnungsmarkts wie die Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Das Pro- wahrzunehmen.“ https://wirtschaft.hessen.de grammheft liegt in Tourist-Infos, Rathäusern und Museen der Region aus und ist zudem online abrufbar. www.krfrm.de ENERGY NET IST DER SYSTEMPARTNER Ihr Apple Experte FÜR INNOVATIVE PUBLISHING-LÖSUNGEN. für Multichannel Publishing Wir begleiten Verlage, Mediendienstleister, Agen- turen und Marketingabteilungen bei der Umset- zung Ihrer digitalen Prozesse und sind Ihr kompe- tenter Partner bei der Planung und Integration von modernen Multichannel-Publishing-Lösungen. Durch die langjährige Zusammenarbeit mit unse- ren Lösungspartnern verfügt Energy Net über ein ausgereiftes Portfolio zur Entwicklung, Installa- tion und Integration von Workflows über den Pub- lishing-Bereich und ist einer der größten Integra- toren für Apple-Technologie im Enterprise-Sektor. Energy Net GmbH Energy Net, ein Tochterunternehmen der Ecoconom Gutleutstraße 169 – 171 60327 Frankfurt Group und Full-Service-Dienstleister, begleitet Sie tel. 0 69 - 9 76 97 09 -0 in die neue digitale Arbeitswelt. Profitieren Sie von www.energy-net.de unserem Know-How im Publishing Bereich. info@energy-net.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
10 FO KUS T HEM A Foto: Gettyimages / enjoynz USA Gefragter Partner I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
US A 11 TO P-AUS L A ND S M A R K T An Strahlkraft nichts eingebüßt Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind weit besser als ihr Ruf. Die mittelständischen Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt reagieren auf die politischen Belastungen im transatlantischen Verhältnis mit Gelassenheit. Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache: Trotz der gegenwärtigen Bezie- hungskrise, trotz schwelender und teils eskalierender Handelskonflikte, trotz Präsi- dent Donald Trumps irritierender „America First“-Politik, trotz schärferer Einreise- bestimmungen sind die USA größter und wichtigster Exportmarkt für die deutsche Wirtschaft. Auch die in der Region FrankfurtRheinMain angesiedelten amerikani- schen Unternehmen halten unbeirrt an ihren Standorten fest, deren Qualitäten sie über die Maßen schätzen. Von Rückzugsgedanken keine Spur. „ 2018 lieferten deutsche Unternehmen Waren made in Germany im Gesamtwert von gut 113 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: Nach Frank- reich, dem wichtigsten Absatzmarkt innerhalb der Europäischen Union (EU), gingen Waren im Wert von 105 Milliarden Euro. Und Chinas Rechnung für deutsche Pro- dukte belief sich im vergangenen Jahr auf 93 Milliarden Euro. Im Kern ist das deutsch-amerikanische Verhältnis stark und intakt“ Auch für hessische Unternehmen sind die USA der Top-Auslandsmarkt. Sie expor- tierten im Vorjahr Waren für rund acht Milliarden Euro über den Atlantik. Das ent- spricht einem Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Anteil an Hessens Ausfuhren von insgesamt zwölf Prozent. Diese Steigerung binnen Jah- resfrist ist vor allem deshalb beeindruckend, weil die traditionell wichtigste Export- branche, die Pharmaindustrie, leicht schwächelte. Metalle, Maschinen und chemi- sche Produkte waren die hessischen Exportschlager, die die Verluste bei Arzneien und Medikamenten mehr als ausgleichen konnten. In umgekehrter Richtung sind Datenverarbeitungsgeräte, pharmazeutische Produkte sowie Fahrzeuge und Flug- zeuge die wichtigsten Einfuhrgüter aus Richtung USA. IHK O NL INE Was wäre, wenn? „Die amerikanischen Unternehmen sind mit der Entwicklung 2018 sehr zufrieden. Infos zu Zöllen im Warenverkehr mit Man muss sich aber dennoch fragen: Was wäre, wenn? Wie groß wäre das Wachs- den USA: tum des Handelsvolumens ohne die politischen Turbulenzen gewesen“, merkt www.frankfurt-main.ihk.de/usa Frank Sportolari im Interview kritisch an. Der Manager muss es wissen, schließ- lich steht er als Chef von UPS Deutschland (United Parcel Service) mitten im Ge- AHK-Umfrage zum Geschäftsklima schäftsleben und ist als Präsident der American Chamber of Commerce in Germa- USA: ny (AmCham Germany) bestens vernetzt. www.gaccny.com gabo I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
12 FO KUS T HEM A ZAHLEN, DATEN, FAKTEN toppen lässt, ist noch nicht klar erkennbar. Im Dezember, Januar und Februar ver- zeichneten die hessischen Lieferungen • Die USA sind wichtigster Exportmarkt für hessische Unternehmen. in die USA Rückgänge um bis zu 5,7 Pro- • 2018 lieferten sie Waren im Wert von knapp acht Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten. zent. Bundesweit sahen die Exportsta- tistiken etwas freundlicher aus. Doch die • Exportschlager sind Metalle, Fahrzeuge und Maschinen. führenden Wirtschaftsforschungsinstitu- • Wichtigste Einfuhrgüter sind Datenverarbeitungsgeräte, pharmazeutische Produkte, Fahrzeuge. te rechnen für 2019 mit einem insgesamt • Knapp 940 amerikanische Firmen sind im IHK-Bezirk gemeldet, rund 730 Unternehmen davon eher schwächelnden Export. sind im Handelsregister eingetragen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) reduzierte seine Prognosen deut- lich: Die Weltwirtschaft dürfte in die- Im transatlantischen Handel sieht er hat. Zwischen Deutschland und den sem Jahr nur noch um 2,75 Prozent die wichtigste Handelsbeziehung welt- Vereinigten Staaten herrsche ein breiter zulegen und somit mehr als einen hal- weit. Daran dürfte sich trotz der geo- gesellschaftlicher Konsens. „Wir teilen ben Prozentpunkt weniger als 2018. Für politischen Probleme auch nichts än- dern, lautet seine optimistische Prog- nose. Obwohl es aktuell nicht zu unter- „Das können wir von Start-ups im Silicon Valley lernen: Probiere schätzende Turbulenzen gebe, sei das etwas Neues, ziehe schnell die Konsequenzen, wenn’s nicht deutsch-amerikanische Verhältnis im klappt, und habe wieder den Mut, etwas anderes zu probieren.“ Kern stark und intakt. Frank Heßler, Managing Director, Schlafender Hase Schwächelnder Export Das sieht Gabriele Hässig ähnlich. Sie die gleichen Werte, wir hören die glei- Deutschland wird nur noch ein Wirt- ist Geschäftsführerin Kommunika- che Musik. Daran hat sich nichts geän- schaftswachstum von 0,7 Prozent er- tion und Nachhaltigkeit des US-Kon- dert“, lautet ihre Erkenntnis. wartet – 2018 waren es noch 1,5 Pro- sumgüterkonzerns Procter & Gamble zent. Die preisbereinigten Exporte dürf- (Ariel, Braun, Pampers), der in Schwal- In gewisser Weise dienten die USA ten 2019 um nur noch 1,4 Prozent den bach und Kronberg seine Zentrale sogar als Vorbild, meint Frank Heßler, Vorjahreswert übersteigen. für Deutschland, Österreich und die Gründer und Managing Director der Schweiz sowie sein größtes europäi- Frankfurter Softwarefirma Schlafender Wichtigstes Partnerland sches Forschungszentrum angesiedelt Hase. Der Unternehmergeist, der die Start-ups im kalifornischen Silicon Valley Für Tarek Al-Wazir, den hessischen antreibt, beeindruckt ihn nach wie vor: Wirtschaftsminister, hängt die Entwick- Netzwerk der Deutsch-Ameri- „Das können wir dort lernen: Probiere lung der Ausfuhren in die USA ganz kanischen Handelskammern: etwas Neues, ziehe schnell die Konse- entscheidend von der angedrohten • AHK New York mit Außenstelle in Philadelphia „Die Vereinigten Staaten sind unser wichtigstes Partnerland im • AHK Süd in Atlanta und Houston Außenhandel und unser bedeutendster ausländischer Investor.“ • AHK West in San Francisco Tarek Al-Wazir, hessischer Wirtschaftsminister • AHK Mittlerer Westen in Chicago und Detroit • Representative of German Industry quenzen wenn’s nicht klappt, und habe Verhängung von Strafzöllen auf euro- and Trade (von DIHK und BDI) in wieder den Mut, etwas anderes zu pro- päische Produkte ab: „Die Vereinigten Washington bieren.“ Staaten sind unser wichtigstes Part- nerland im Außenhandel und unser be- Weitere Infos: www.ahk-usa.com Ob sich das Rekordergebnis beim US- deutendster ausländischer Investor. Export im laufenden Jahr halten oder gar Die Strafzoll-Diskussion hat dem bisher I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
US A 13 nichts anhaben können.“ Doch eine Es- kalation würde Hessen mit seinen vie- Kommunikation und Vertriebsaufbau im US-Markt len international orientierten Unterneh- IHK-Workshop am Dienstag, 10. September, 10 bis 15 Uhr, IHK Frankfurt men voraussichtlich unmittelbar tref- fen. Der Vertriebsaufbau und die Kommunikation mit Kunden, Partnern und gegebenenfalls eigenen Mitarbeitern in den USA erfordern eine gründliche Vorbereitung. Was erwarten Wie eng die Metropolregion Frankfurt- amerikanische Kunden von meinem Produkt, wie finde und halte ich meine Vertriebspartner RheinMain mit den USA verflochten und welche Dos and Don‘ts gelten in Gesprächen und Verhandlungen mit US-amerikani- ist, zeigt ein Blick auf die amerikanische schen Geschäftspartnern? Zu diesen Fragen informiert der gemeinsame Workshop der IHK Community: Hier leben und arbeiten Frankfurt und der AHK Chicago. Die Teilnahme kostet 75 Euro. Infos und Anmeldung: www. rund 20 000 US-Bürger. Mittlerweile gibt frankfurt-main.ihk.de/veranstaltungen es zahlreiche amerikanische Netzwerke, die als wichtige Anlaufstelle für Unter- nehmen, Mitarbeiter und deren Fami- hat seinen Ursprung in den Vereinigten und deutsche Unternehmen in den lien dienen. Die Region beheimatet über Staaten. Laut fDi Intelligence wurden USA blicken auf ein gutes Jahr zurück. 1000 Niederlassungen amerikanischer in den Jahren 2014 bis 2018 insgesamt Trotzdem ist die Attraktivität der beiden Unternehmen. Allein 15 deutsche Head- 163 Projekte umgesetzt. Dabei bewe- Märkte kein Selbstläufer. Das sind zen- quarter der umsatzstärksten amerikani- gen sich die Zahlen mit 26 bis 39 Ein- trale Ergebnisse des Transatlantic Busi- schen Firmen sind in FrankfurtRheinMain zelinvestitionen per annum auf kons- ness Barometers 2019, das die Unter- angesiedelt. Mehr als 700 US-Firmen tant hohem Niveau. Die Boomregion nehmensberatung Roland Berger im haben ihre Deutschland- oder Europa- FrankfurtRheinMain ist für amerikani- Auftrag der AmCham Germany durch- zentralen in Frankfurt, in denen sie etwa sche Unternehmen der deutsche Wirt- geführt hat. 150 000 Mitarbeiter beschäftigen. schaftsstandort Nummer eins. Das be- stätigt auch Sportolari: „US-Firmen füh- Demnach bleiben amerikanische Un Kein Selbstläufer len sich in Deutschland sehr gut. Nicht ternehmen in Deutschland zuversicht- selten ist der deutsche Markt nach dem lich. Nach einem soliden Geschäftsjahr Ein ganz wesentlicher Teil der auslän- US-Heimatmarkt der wichtigste welt- 2018 geht der Großteil der befragten dischen Direktinvestitionen in Hessen weit.“ US-Unternehmen in Deutschland Unternehmen von erneut steigenden Foto: Picture-Alliance / robertharding Die Brooklyn Bridge in New York. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
14 FO KUS T HEM A Umsätzen (77 Prozent), Beschäftig- Mechatroniker einstellt, weiß genau, tenzahlen (53 Prozent) und Investitio- was er kann. In den USA sind Mitarbei- Step USA: Start-up and nen (51 Prozent) aus. Die Mehrheit der ter meist angelernt und müssen für einen Entrepreneur Program US-Unternehmen bewertet die deut- neuen Job erst einmal trainiert werden.“ schen Standortbedingungen als attraktiv. Die Deutsch-Amerikanische Handels- 59 Prozent wollen wachsen und ihre Ak- ÖPNV: großer Nachholbedarf kammer bietet viermal im Jahr in New tivitäten auf dem deutschen Markt aus- York zusammen mit VentureOutNY und weiten. Besonders hoch im Kurs stehen Aber auch ein knappes Viertel der be- anderen Partnerorganisationen bis zu die Qualität der Mitarbeiter (97 Prozent), fragten Unternehmen geht von einer Ver- 15 deutschen Start-ups aus unter- der Absatzmarkt (84 Prozent) und die schlechterung der Investitionsbedingun- schiedlichen Branchen die Möglichkeit, Verkehrsinfrastruktur (79 Prozent). gen in den nächsten drei bis vier Jahren an einem fünftägigen Start-up-Pro- aus. Ein ernsthaftes Problem sind laut gramm in New York City, Boston oder „Die hervorragend ausgebildeten Mit- Umfrage vor allem die hohen Energie- Silicon Valley teilzunehmen. www. arbeiter in Deutschland werden in den kosten. Das sieht nahezu jedes zweite stepusa.io USA sehr geschätzt“, sagt Sportolari. US-Unternehmen so. Herausforderungen Umgekehrt sei es für deutsche Firmen in bleiben die Arbeitskosten, die Steuerlast den Vereinigten Staaten stets eine große für Unternehmen sowie die (ungenügen- großen Handlungsbedarf beim Aus- Herausforderung, gut ausgebildete Fach- de) Qualität der digitalen Infrastruktur. bau des Straßenverkehrsnetzes. „Unse- kräfte zu rekrutieren. Denn ein Ausbil- re Mitarbeiter brauchen dringend eine dungssystem wie hierzulande gebe es in Mit Blick auf die Kommunal- und Landes- bessere Verkehrsanbindung“, moniert Amerika nicht: „Wer in Deutschland einen politik im RheinMain-Gebiet sieht Hässig sie. „Uns fehlt die sogenannte Span- ge, über die seit vielen Jahren diskutiert wird.“ Auch im öffentlichen Nahverkehr „US-Firmen fühlen sich in Deutschland sehr gut. Nicht selten ist sieht sie „großen Nachholbedarf“. Im der deutsche Markt nach dem US-Heimatmarkt der wichtigste Vergleich zu anderen Ballungsräumen weltweit.“ schneide FrankfurtRheinMain deutlich Frank Sportolari, Präsident, American Chamber of Commerce schlechter ab. Die Region stehe vor einer in Germany großen Infrastruktur-Herausforderung, glaubt die Unternehmenssprecherin. Foto: Picture-Alliance / imageBROKER Die legendäre Route 66. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
US A 15 D R EI FR AGEN A N Susanne Gellert, stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin der Abteilungen Recht & Business Development Consulting, AHK USA-New York, zum Markteintritt USA Frau Gellert, ist jetzt ein guter Zeit- Welche Unternehmensform wird Dienstleistungsportfolio, das alle Stu- punkt, um in den USA ein Unter- am häufigsten gewählt? fen der Markterkundung und des nehmen zu gründen? Für Töchter deutscher Kapitalgesell- Markteintritts abdeckt. Neben der Das Interesse ist ungebrochen, die schaften ist dies sicher die Corpora- Firmengründung und Recherche von Marktchancen überragend. Standort- tion, anders dort, wo die steuerlichen Markteintrittsvoraussetzungen sind vorteile sind etwa die führende Stel- Vorteile der Limited Liability Company dies unter anderem das Erstellen von lung im Bereich Forschung und Ent- zum Tragen kommen. Marktstudien und die Vermittlung von wicklung, mobile und qualifizierte Geschäftskontakten. Fachkräfte, kostengünstige und unab- Wie unterstützt die Auslandshan- hängige Energieversorgung sowie ein delskammer? Die Fragen stellte Monika Goldbach, flexibler, liquider Finanzmarkt. Als moderner Dienstleister unterstüt- IHK Frankfurt. zen wir mit einem breit gefächerten 709170_67517_e.pdf 1 20.05.19 09:10 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
16 FO KUS T HEM A Deutschland insgesamt dürfe sich jetzt im transatlantischen Handel und die Zoll- German Business matters nicht auf den Lorbeeren zurückliegender politik der US-Regierung verursachen in den USA Jahre ausruhen, sagt Hässig. Arbeits- jedoch Unsicherheit und versetzen der und Energiekosten seien vergleichs- positiven Erwartungshaltung einen kräfti- Deutsche Tochterunternehmen be- schäftigen in den USA über 692 000 Menschen, über 40 Prozent davon im „Wir teilen die gleichen Werte, wir hören die gleiche Musik. verarbeitenden Gewerbe. Die Direkt- Daran hat sich nichts geändert.“ investitionen aus Deutschland belaufen Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation und sich auf 406 Milliarden US-Dollar. Damit Nachhaltigkeit, Procter & Gamble steht Deutschland an vierter Stelle aller ausländischen Direktinvestoren. Laut der Deutschen Bundesbank gibt es in den USA über 5 300 Unternehmen mit weise hoch: „Da ist eine Korrektur not- gen Dämpfer. Mehr als ein Drittel erwar- deutschen Kapitalbeteiligungen. Der wendig, wenn Deutschland als Indus tet sogar, dass sich Standortbedingun- Representative of German Industry and triestandort weiterhin attraktiv sein will.“ gen in naher Zukunft verschlechtern. Als Trade hat diese und weitere Zahlen zu Besonders großen Rückstand im interna- größtes Handikap erweist sich aus Sicht den Leistungen der deutschen Unter- tionalen Vergleich erkennt sie im Bereich deutscher Unternehmer die Verlässlich- nehmen in den USA auf seiner Webseite der Digitalisierung. Da müsse schleu- keit der US-Politik. Das erschwere die zusammengestellt. www.german nigst gegengesteuert werden – nicht zu- Planbarkeit der Rahmenbedingungen für businessmatters.com letzt auch, um den Menschen Perspekti- Investitionen, beklagen 31 Prozent. Auch ven im digitalen Wandel zu bieten. das sind Ergebnisse des Transatlantic Business Barometers. Auch auf dem angespannten Wohnungs- Deutsche Unternehmen mit Standort markt in der Metropolregion sieht sie in den USA senden gemischte Signale. Man müsse den Markt in den USA dringenden Handlungsbedarf, damit in Nach einem umsatzstarken Jahr 2018 er- sehr wachsam beobachten, rät etwa Zukunft wieder mehr Mitarbeiter bezahl- wartet der Großteil von ihnen für 2019 Dr. Anke Frankenberger, Leiterin der bare Wohnungen finden können. erneut steigende Umsätze. Spannungen Rechts- und Patentabteilung des Foto: Picture-Alliance / blickwinkel Wall Street Bull. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
US A Stilvolles Wohn- & Geschäfts- gebäude auf höchstem Niveau Frankfurter Pharmaunternehmens Merz, das in verschiede- IMMOBILIE DES MONATS FRANKFURT - DIPLOMATENVIERTEL OBJEKT ID: 1520 nen Niederlassungen in den USA über 800 Mitarbeiter be- PREIS: 8.950.000,- EURO schäftigt und auf dem hart umkämpften amerikanischen Beauty- und Pharmamarkt sehr erfolgreich agiert. „Alles, was den Welthandel einschränkt, beeinflusst auch unser Ge- schäft. Denn Merz hat einen sehr hohen Exportanteil. Und die in den USA auch sehr durch Bundesstaaten und Gerichtsent- scheidungen beeinflussten Regeln sind in einem ständigen Wandel.“ „Merz hat einen sehr hohen Exportan- teil. Deshalb beeinflusst alles, was den Welthandel einschränkt, auch unser Geschäft.“ Dr. Anke Frankenberger, Leiterin, Rechts- und Patentabteilung, Merz ca. 442 m2 ca. 785 m2 5 22 Energieausweis nicht erforderlich. Denkmalschutzobjekt. Der Chef der auf dem amerikanischen Markt aktiven Soft- Haben wir Ihr Interesse für diese warefirma Schlafender Hase, die für die Pharmaindustrie so- schöne Immobilie geweckt? genannte Verification Tools entwickelt, beobachtet bei sei- nen Geschäftspartnern eine gewisse Unsicherheit. Sie führt Dann rufen Sie einfach Susanne Röcken in unserem Frankfurter Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine manchmal dazu, dass geplante Investitionen zurückgestellt Email an susanne.roecken@ppsir.de. werden. Dennoch scheint der grundsätzliche Glaube an den Standort USA ungebrochen. Visaverfahren sind schwieriger geworden Mehr als die Hälfte der Unternehmen bewerten ihn positiv. Sie möchten Ihre Immobilie zeitnah verkaufen 59 Prozent wollen ihre geschäftlichen Aktivitäten in den nächs- und u.a. hier bewerben? ten Jahren ausbauen. Die größten Pluspunkte sammeln die Dann rufen Sie einfach Olivier Peters in unserem Frankfurter Vereinigten Staaten mit über 320 Millionen Einwohnern als rie- Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine siger Absatzmarkt, mit der Qualität der digitalen Infrastruktur Email an olivier.peters@ppsir.de. und den Bedingungen für Start-ups und Unternehmensgrün- dungen. Damit ist Amerika weiter hoch attraktiv und hat nichts Wir freuen uns auf Sie! von seiner Strahlkraft verloren – Trump hin oder her. Für deutsche Firmen, die eine Niederlassung in den USA pla- nen, ist die Standortwahl besonders wichtig, betont Sportolari. Unter den Bundesstaaten laufe ein beinharter Wettbewerb. Sie buhlten mit millionenschweren Programmen um Firmenansied- lungen und schnürten dazu Welcome Packages mit Steuerver- günstigungen, ganzen Fabrikhüllen sowie Straßenbau und In- frastrukturanschluss. Es zahle sich aus, sich vor der Standort- Mehrfach entscheidung genauestens zu informieren, wer was zu bieten ausgezeichneter habe. Der AmCham-Präsident bietet interessierten Firmen die- Service Unterstützung der Amerikanischen Handelskammer mit Sitz in Frankfurt an. Er will obendrein Mut machen, wenn er sagt: „Das Interesse an deutschen Investments in den USA ist größer denn je. Die Amerikaner werben vor allem um den deutschen Mittelstand.“ Danziger Straße 50 a Arndtstraße 24 Louisenstraße 84 65191 Wiesbaden 60325 Frankfurt 61348 Bad Homburg 0611 - 89 05 92 10 069 - 23 80 79 30 06172 - 94 49 153 peters-sothebysrealty.com
18 FO KUS T HEM A DIE ZEITZONEN Kanadier nicht mehr berücksichtigen und rekrutiere mittlerweile ausschließlich US-Amerikaner für diese Trainings. In den USA sind sechs Zeitzonen zu beachten. Am einfachsten finden sich Telefontermine mit Kunden oder Mitarbeitern an der Ostküste. Dass der Wirtschaftsstandort USA von • Eastern Standard Time Zone (New York City, Washington D. C., Miami): minus sechs Stunden seiner Ausstrahlung nichts verloren hat, belegt auch eine aktuelle Bench- • Central (Chicago, Houston, St. Louis): minus sieben Stunden mark-Studie internationaler Produktions- • Mountain (Denver): minus acht Stunden standorte der Münchner Beratungsfir- • Pacific (San Francisco, Los Angeles): minus neun Stunden ma Ingenics. In dieser alle zwei Jahre durchgeführten Untersuchung sind die • Alaska: minus zehn Stunden USA wieder auf Rang eins geklettert. • Hawaii-Aleutian (Honolulu): minus elf Stunden Dabei wird ihnen attestiert, in den Be- reichen Humankapital, Digitalisierung und Innovation große Fortschritte ge- Gerade Mittelständler besetzten oft Ni- häufig nervös, machen unbewusst Feh- macht zu haben. Die Lohnkosten seien schenmärkte. Und genau dort böten sich ler und kassieren daher manchmal eine weiter akzeptabel, Arbeitskräfte gut ver- immer Chancen für einen Markteintritt. Ablehnung“, so Holland. Daher bereitet fügbar. „Der Standort USA ist besser Dabei hebt er besonders den Bereich sie ihre Klienten vorab gründlich für das als sein gegenwärtiger Ruf“, bilanziert Manufactoring hervor: „Wenn ein Land Interview vor. Sie rät allen Firmen, die Ingenics-Vorstand Andreas Hoberg. weiß, wie das geht, dann Deutschland.“ Visa für die USA benötigen, diesen Pro- zess frühzeitig zu planen, sich über die Zu einem lästigen Ärgernis hat sich zuletzt gegebenen Voraussetzungen und Ge- allerdings die Visa-Erteilung aufgebaut. setze zu informieren, diese strikt einzu- „Die zugrunde liegenden Gesetze werden halten und fachliche Hilfe einzuholen. Sie eng angewandt und jeder Visa-Antragstel- geht sogar davon aus, dass die Kriterien ler wird sehr gründlich durchgecheckt“, unter der jetzigen Administration noch „Unter dem Strich sind die Visaverfahren schwieriger geworden, IHK O NL INE dauern länger und enden häufiger mit einer Ablehnung.“ Hilde Holland, Partnerin, Wuersch & Gering Ein ausführliches Interview mit Frank Sportolari, Präsident der American Chamber of Commerce in Germany (AmCham Germany), lesen Sie unter: sagt die Juristin Hilde Holland. Sie arbei- weiter verschärft werden könnten. Auch tet als Partner in der Kanzlei Wuersch & die Amerikanische Handelskammer in www.frankfurt-main.ihk.de/usa Gering in New York und unterstützt seit Deutschland bietet Rat und Hilfe an. vielen Jahren deutsche Unternehmen bei der Visavergabe. „Unterm Strich sind die Standort ist besser als sein Ruf Visaverfahren schwieriger geworden, dau- ern länger und enden häufiger mit einer Über eine konkrete Beeinträchtigung be- D ER AU TO R Ablehnung“, beschreibt sie ihre jüngsten richtet Frank Heßler, dessen Software- Erfahrungen. „Das ist eine unerfreuliche firma Schlafender Hase eine Tochterge- Geschichte“, nimmt auch Sportolari kein sellschaft in Cambridge (Massachusetts) Blatt vor den Mund. „Es tauchen gegen- gegründet hat. Er habe dort in der Ver- wärtig Schwierigkeiten auf, die es früher gangenheit für Trainings häufig freie Mit- nicht gab.“ arbeiter aus Kanada beschäftigt. Doch seit die USA die Grenzkontrollen zu Ka- Michael Balk Jeder Antragsteller müsse heute mit nada extrem verschärft hätten, habe es Wirtschafts- und Finanzkorrespondent, einer intensiven Befragung auf dem Kon- immer wieder Komplikationen bei der Frankfurt sulat rechnen. „Die Antragsteller sind Einreise gegeben. Daher könne er die mmm.balk@t-online.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
1,6 Millionen Entscheider lesen IHK-Magazine*. Werben Sie hier! 1,6 Millionen Entscheider im Mittelstand lesen monatlich die IHK-Magazine in Deutsch- land. Genau diese Entscheider verantworten die Anschaffungen von Investitionsgütern in den Unternehmen und haben auch privat ein ausgeprägtes Konsuminteresse. Schalten Sie Ihre Werbung dort, wo Sie Ihre Kunden erreichen und neue Geschäfts- beziehungen aufbauen wollen: im IHK-WirtschaftsForum. 10.2018 141 Jahrgang A 4836 | inMain n FrankfurtRhe für die Regio rmagazin Unternehme 18 11.20 1 g 14 hrgan | Ja 36 A 48 IS TIK CIT Y-L OG ain heinM nk furtR iben n Fra G UN Mobil ble Regio IL D die n für RB rt agazi erm IT E stie nehm Unter WE ut inve G chliste der 42_ Wuns en lution der Unternehm 2018 36_ Reso g ahl rsammlun Landtagsw eblicher IHK-Vollve 34_ Betri verbot hutz Diesel-Fahr Umweltsc ein Ziel , Viele Ideen furt-main.ihk.de www.frank ft scha Wirt e Die ch pier 46_ cht Flä nspa brau -Positio rter HIHK esse Verb gang en 42 _ zu abkomm kt wähl en Mar ndels e men ng Freiha .ihk.d rneh mmlu t-main Unte sa nkfur 28_ Vollver w.fra 19 neue ahl 20 ww W IHK- Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail. Foto: AdobeStock / YakobchukOlena Angelika Knück-Gottschalk 0 69 /42 09 03 86 angelika.knueck@zarbock.de Armin Schaum 0 69 /42 09 03 55 armin.schaum@zarbock.de * Quelle: Reichweitenstudie Entscheider im Mittelstand, KANTAR TNS: www.entscheider-mittelstand.de
20 FO KUS T HEM A MÜN CH + MÜN CH , FR A NK FUR T Zwischen Frankfurt und Atlanta Fotos: Goetzke Photographie Jörg Münch, Geschäftsführer, Münch + Münch: „Die Ostküste war für uns gesetzt.“ Das Frankfurter Unternehmen Mit einem Warenlager an der amerika- und Umgebung genauer anzuschauen.“ Münch + Münch bearbeitet nischen Ostküste noch näher am Kun- Und in der Tat überzeugte das Power- den US-Markt vom Standort den sein, diese Idee kam Jörg Münch, house des Südens mit Kostenvorteilen Atlanta aus und setzt dabei Geschäftsführer von Münch + Münch, bei Immobilien, Dienstleistern und Löh- auf persönliche Beziehungen, vor zweieinhalb Jahren. Das in Frank- nen. Im September 2017 erfolgte die klar strukturierte Prozesse und furt-Nieder-Erlenbach ansässige Unter- Gründung der M&M SDS Inc. in Atlanta, den Motor der Freiwilligkeit. nehmen lieferte und montierte bereits Georgia. Das Warehouse befindet sich erfolgreich Ladeneinrichtungen für US- in Chattanooga, nordwestlich von At- Shops internationaler Markenhersteller. lanta am Highway nach Nashville gele- Nach Gesprächen mit Kunden und Part- gen, der Hauptstadt der Country-Musik. nern konkretisierte sich die Idee einer Eine deutsche Mitarbeiterin ist ständig Gründung, nur der Standort musste vor Ort, und Münch pendelt zwischen noch gefunden werden. Frankfurt und den Südstaaten. Der per- sönliche Kontakt ist nach seiner Ein- Kein Wechselkursrisiko schätzung vor allem in der Startphase immens wichtig. „Die Ostküste war gesetzt“, so Münch, „zunächst dachte ich an Philadelphia. Das eigene Warenlager bietet den Vor- Dann bekam ich den Tipp, mir Atlanta teil, dass Kunden nicht ganze Container I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
US A 21 mit hochwertigen Möbeln bestellen Zertifikate. Für die sehr hohe Qualität müssen. Zudem können sie in lokaler der Ladeneinrichtungen brauche man Währung ohne Wechselkursrisiko ein- außerdem einen hohen Ausbildungs- kaufen. Vom Standort Atlanta aus wer- stand und eine hohe Loyalität der Mit- den auch Kunden in Kanada und La- arbeiter. Am Standort Frankfurt lie- teinamerika beliefert. Die Shopeinrich- ge diese sogenannte Loyalitätsquote tungen werden containerweise an die bei deutlich über 80 Prozent, schätzt M&M SDS geliefert, konfektioniert und Münch, in den USA seien 20 Prozent per Spedition ausgeliefert. „Wir haben realistisch. Insofern sei die derzeitige viele Speditionen getestet und drei ge- Lösung ideal. funden, die gut arbeiten. Eine davon wi- ckelt 80 Prozent unserer Lieferungen Aktuell gehen rund 20 Prozent der Ex- ab. Die anderen halten wir uns warm, porte und rund acht Prozent der gesam- um im Falle des Falles flexibel reagieren ten Produktion des Unternehmens in KO N TA K T zu können.“ die USA. Der Exportanteil des Unter- nehmens liegt bei 40 Prozent. Künftig Münch + Münch Mitarbeiterloyalität als Erfolgsfaktor soll der absolute Anteil des US-Marktes Im Fuchsloch 8 steigen. Parallel wird am Ausbau des 60437 Frankfurt Mit deutschen Erwartungen dürfe man Chinageschäftes gearbeitet. Hier baut Telefon 0 61 01 / 5 44 71 00 an Geschäftsbeziehungen in den USA der Bruder Konrad Münch eine Koope- E-Mail dialog@muenchund nicht herangehen: „Die Amerikaner sind ration auf, ebenfalls mit starkem persön- muench.com uns im Verkauf überlegen, aber hinten- lichem Engagement vor Ort. Diese He- www.muenchundmuench.com dran läuft alles nach einem bestimm- rangehensweise hat Tradition. Die Brü- ten Schema sehr arbeitsteilig, und kei- der haben nach der Übernahme des Ge- ner hat den Gesamtprozess im Blick.“ schäftes vom Vater mit damals sechs Die Kunden sind weltweit tätige Kon- Mitarbeitern das Handwerk von der Pike zernkunden, darunter ein Anbieter von auf gelernt. Jörg Münch sattelte auf ein Kaffeekapseln, eine Schweizer Uhren- wirtschaftswissenschaftliches Studium manufaktur sowie ein Hersteller von eine Schreinerlehre und den Meister Schmuck und Kristallaccessoires. drauf. Sein Bruder ist Diplom-Ingenieur, Fachrichtung Holztechnik. Münch sieht im wertschöpfenden Engi- neering den Schlüssel zum Erfolg. Mit Nachfolge rechtzeitig geregelt gut dargestellten Prozessen können die Gesamtkosten für ein Projekt so ge- „Da wir das Unternehmen über alle staltet werden, dass ein in Deutsch- Wachstumsphasen begleitet haben, land designter und produzierter Shop wissen wir auch, was es heißt, selbst für den internationalen Kunden günsti- zu lackieren oder die Buchhaltung zu ger ist als eine Fertigung in einem Land machen“, sagt Münch. „Und so gehen mit deutlich niedrigeren Lohnkosten. wir auch an die Auslandsmärkte heran. Da geht es um die Widerstandsfähig- Wir machen den Aufbau selbst und kön- keit von Materialien und effizientes Zer- nen dann die Herausforderungen und legen beziehungsweise Zusammen- Risiken einschätzen.“ Die Nachfolge am setzen der Komponenten. Nach jeder Standort Frankfurt ist übrigens schon D IE AU TO R IN Wertschöpfungsphase kann der Kunde geklärt. Die Nichte von Jörg Münch, aussteigen oder einsteigen, „das Prin- Jennifer Münch, ist in das Unternehmen zip der Freiwilligkeit schafft Vertrauen“, eingestiegen und wird in diesem Jahr so Münch. zur Geschäftsführerin bestellt. Bereits im Februar wurde zudem der langjähri- Eine eigene Fertigung ist in den USA ge Mitarbeiter Thomas Reuhl in die Ge- nicht geplant. Am ISO-zertifizierten schäftsführung aufgenommen. Für Mit- Monika Goldbach Standort in Frankfurt erfolgen auch arbeiter und Kunden ist dies mehr als Referentin, International, IHK Frankfurt die Audits für weitere erforderliche eine gute Nachricht. m.goldbach@frankfurt-main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
22 FO KUS T HEM A S CHUF, EPP S T EIN Nah am Kunden Das in Eppstein beheimatete Familienunternehmen SchuF gründete im Ausland nicht nur Fertigungsstätten, sondern auch Vertriebs- und Service büros. Denn die Nähe zu dem Kunden gilt als wichtiger Erfolgsfaktor. Foto: Goetzke Photographie Dr. Martin Frank, Geschäftsführer, SchuF: „Im Endeffekt gilt nach meiner Einschätzung das Deep-Pocket-Prinzip.“ Seit mehr als 100 Jahren erfindet und fertigt das Eppsteiner Familienunternehmen SchuF Ventile für industrielle Anwendungen. Das Gros der Kunden sitzt mittlerwei- le im Ausland. Die hoch spezialisierten Ventile werden in den Produktionsanlagen der Öl- und Gasindustrie, in der chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie in der Kunststoffindustrie eingesetzt. Ein wichtiger Brückenbauer Gegründet wurde SchuF im Jahr 1911 von Josef Frank und Ludwig Schärzel in Frankfurt-Sindlingen; 1984 übernahm Dr. Martin Frank die Geschäftsleitung. 1991 gründete das Unternehmen die erste ausländische Fertigungsstätte im irischen Cork und seit 20 Jahren produziert das Unternehmen auch in Indien. 2003 zog das Unternehmen an den heutigen Standort in Eppstein-Niederjosbach. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
US A 23 In den USA wurde Mitte der Achtzigerjahre ein Vertriebs- und Servicebüro gegrün- det. „Mein Bruder Wolfgang hat 1984 in Santa Fe in New Mexico mehr aus roman- tischen Gründen eine Niederlassung gegründet, die er dann aus praktischen Grün- den nach Charleston, South Carolina, verlagert hat“, erzählt Frank. Dort sei das KO N TA K T Unternehmen seit 1987 mit einem Vertriebs- und Servicecenter vor Ort. „In den Carolinas gab und gibt es viele Unternehmen, die Polymere erzeugen, und das war einer unserer stärksten Kundenkreise“, fügt er hinzu. SchuF Chemieventile Vertriebsgesellschaft 2004 gelang es dem Eppsteiner Global Player, seinen US-Konkurrenten Fetterolf An der Guldenmühle 8–10 mit Sitz in Skippack in der Nähe von Philadelphia aufzukaufen. SchuF Fetterolf stellt 65817 Eppstein damals wie heute Spezialventile für die Polymerherstellung und Spezialchemie her. Telefon 0 61 98 / 57 11 00 Ein wichtiger Anwendungsbereich ist die Pharmaindustrie, die an der US-Ostküs- E-Mail verkauf@schuf.de te stark vertreten ist. Die US-Tochter in Charleston wird von einem deutschen Ge- www.schuf.de schäftsführer geleitet: „Die Tatsache, dass Stephan Eckert Deutscher ist, ist einer- seits ein Zufall, da wir ihn vor Ort gefunden und eingestellt haben. Andererseits ist er natürlich für uns auch ein wichtiger Brückenbauer.“ Deep-Pocket-Prinzip Mit dem Thema US-Produkthaftung geht das Unternehmen pragmatisch um: „Wir sind natürlich versichert und die Prämiensätze sind deutlich höher als in Europa.“ Gleichwohl werde das Thema Produkthaftung USA oft zu hoch gehängt. „Im Endeffekt gilt nach meiner Einschätzung das Deep-Pocket-Prinzip. Und ein deutscher Mittelständler hat eben nicht so tiefe Taschen wie ein US-Großunter- nehmen.“ Etwas kompliziert sei der Abschluss der Police, so Frank, zumal es we- nige Versicherungen gebe, die ein sogenanntes Mastercover für die USA über- haupt anbieten. Die deutschen Unternehmen müssen dann zusätzlich zur weltweiten Police vor Ort in den USA eine lokale kleine Einzelhaftung abschließen, bekämen aber dafür vom deutschen Versicherer für die ganze Unternehmensgruppe eine DIC / DIL-Versiche- rung, die im Vergleich zu rein amerikanischen Versicherungen sehr günstig sei. Den Schutz des geistigen Eigentums sollten Unternehmen allerdings weltweit im Blick haben. Geistiges Eigentum schützen Frank sieht da keine großen Unterschiede zwischen den USA und China. „Das geistige Eigentum ist vielleicht in China etwas gefährdeter, aber es ist nicht so, als ob es in Amerika keine Firmen gebe, die gerne das bauen, was wir bauen.“ In den USA sei es teurer, sein Recht einzuklagen, als in China. Dafür käme in China am Ende wenig heraus, resümiert er. In der Dynamik und im Marktpotenzial sieht der Eppsteiner Global Player China klar vor den USA. „Es ist einfach der größere Markt mit einer größeren Bevölkerung, und wir sind als Lieferant an die Polymerchemie- D IE AU TO R IN und Pharmaindustrie an der Abdeckung von Grundbedürfnissen beteiligt.“ Aufgrund der hohen Spezialisierung hat das Unternehmen die weltweiten Produk- tionsstätten auf einzelne Produktlinien und nicht auf die Absatzmärkte ausgerich- tet. So werden deutsche Kunden im Pharmabereich von SchuF Irland beliefert, und Spezialventile für die Schwerölanlagen gehen aus der Eppsteiner Zentrale in die USA. „Wir versuchen allerdings, die Erbringung von Leistungen innerhalb der Monika Goldbach Unternehmensgruppe wo möglich zu vermeiden, da dies steuerlich immer schwer Referentin, International, IHK Frankfurt auseinanderzuhalten ist“, so Frank. m.goldbach@frankfurt-main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
24 FO KUS T HEM A Foto: Gettyimages / Tetra Images PR O D UK T H A F T UN G Nicht abschrecken lassen Auch wenn aus den Vereinigten Staaten immer wieder spektakuläre Meldungen über Produkthaftungsfälle bekannt werden: Exportierende U nternehmen können sich mit entsprechendem Know-how dagegen wappnen. Speziell für den amerikanischen Markt Konstruktionsfehler liegen dann vor, Hersteller sein Produkt ja noch siche- ist es wichtig, sich vorzustellen, wie im wenn schon die amerikanischen Sicher- rer gestalten können. Das ist dann die schlimmsten Fall eines Tages die Jury heitsvorschriften und -standards nicht Stunde der Sachverständigen auf bei- eines US-Gerichts das Produkt und die eingehalten werden. den Seiten. Und immer wieder der Ver- von diesem möglicherweise ausgehen- gleich mit den Produkten der Mitbe- den Gefahren einschätzen könnte. Fa- Warnhinweise und Signalfarben werber. Weisen diese Sicherungsvor- brikationsfehler, bei denen das Produkt kehrungen auf, so stellt sich die Frage, von den selbst gesetzten Vorgaben Andererseits schützt die Einhaltung ob ich als sorgfältiger Hersteller nicht des Herstellers abweicht, sind durch dieser Vorgaben nicht unbedingt vor verpflichtet sein könnte, solche Einrich- interne Maßnahmen auszuschließen. einer Haftung. Vielleicht hätte der tungen zu übernehmen. Die Jury wird I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
US A 25 Tipps zum USA-Markteintritt Tipps für den Versicherungs- schutz • Wer sind die Abnehmer meines Produktes? • Versicherungsschutz mit deutschem • Wer kommt mit dem Produkt in Berührung? Versicherer muss vor dem Export • Wie wird das Produkt eingesetzt beziehungsweise könnte vereinbart werden. es eingesetzt werden? • Umfang des Versicherungsschutzes (beispielsweise für Freistellungen) • Sind Probleme oder Missbräuche aus dem Markt bekannt? gegenüber Händlern abklären • Ansprüche auf Strafschadenersatz sind vom deutschen Versicherungs- hier eine nachvollziehbare Antwort er- E-Mail-Korrespondenz herauszugeben, schutz grundsätzlich ausgeschlossen warten. natürlich in elektronischer Form. • Anrechnung des Honorars des Verbleibt trotz aller technischen Maß- Bei der Bemessung des Schadens durch amerikanischen Anwalts auf die nahmen ein Restrisiko, muss der Her- die Jury ist zwischen dem Vermögens- Versicherungssumme steller hierauf ausreichend so hinwei- schaden des Klägers und dessen imma- • Beachtung des Claims-made-Prinzips sen, dass die Warnungen den Nutzer teriellem Schaden zu unterscheiden. Hier in den USA auch tatsächlich erreichen. Hier ist die wird die Jury gegebenenfalls wesent- Abstufung nach „Caution“, „Warning“ lich höhere Beträge zusprechen, als dies Der Versicherungsschutz ist ein sehr und „Danger“ mit den entsprechenden etwa ein Schmerzensgeld nach deut- komplexes Thema und sollte unbedingt Signalfarben zu beachten. Selbstver- schem Verständnis wäre. Kläger sind vorab mit dem deutschen Haftpflichtver- ständlich sind Gebrauchs- und Bedie- traditionell auch nicht krankenversichert sicherer besprochen werden. nungsanleitungen klar, vollständig und und müssen daher die Behandlungskos- genau abzufassen, gegebenenfalls auch ten und Medikamente aus eigener Ta- in spanischer Sprache. Wichtig ist dann sche bezahlen. Hinzu kommen die hohen die weitere Beobachtung der Produkte Kosten für Anwälte, die in den USA auf nach dem Verkauf. Abschließend muss Erfolgshonorarbasis arbeiten. der deutsche Exporteur an den Versi- cherungsschutz denken. Hier wird es Versicherungsschutz nicht in der Regel zum Abschluss der Police vergessen über die amerikanische Tochtergesell- schaft kommen. Abschließend noch ein Wort zum in Deutschland nicht bekannten Strafscha- Anwälte arbeiten auf Erfolgs denersatz (Punitive Damages). Dieser honorarbasis kann dann zugesprochen werden, wenn sich herausstellt, dass ein Hersteller mit Neben den geschilderten Haftungsrisi- Schädigungsabsicht oder zumindest grob ken ist beim Markteintritt in den USA fahrlässig das Leben oder die Gesund- das amerikanische Verständnis gegen- heit der Abnehmer seiner Produkte aufs über möglicherweise fehlerhaften be- Spiel setzt oder gegenüber staatlichen ziehungsweise gefährlichen Produkten Stellen bewusst falsche Angaben ge- D ER AU TO R zu beachten. Anstelle der im deutschen macht hat. Verfassungsrechtlich soll der Recht bekannten Beweislastumkehr Strafschadenersatz nicht das Neun- oder zulasten des Herstellers gewährt der Zehnfache des Schadens des Klägers amerikanische Zivilprozess dem Kläger übersteigen. Hier kann dann gegebenen- weitgehende Ermittlungsbefugnisse im falls der Richter den Spruch der Jury kor- Rahmen der sogenannten Pre-Trial Dis- rigieren. Eine gründliche Vorbereitung, covery. Hier sind dann von dem beklag- möglichst kombiniert mit einem Versi- Werner Gaus ten Unternehmen sämtliche mit dem cherungsschutz, kann die Risiken, die im Rechtsanwalt, BRP Renaud und Partner, Produkt in Zusammenhang stehenden Übrigen ja für alle Marktteilnehmer be- Frankfurt Unterlagen einschließlich der internen stehen, deutlich reduzieren. werner.gaus@brp.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 .1 9
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