Berg-Partnerschaften - www.alpinwelt.de alpinwelt1/2016 Alpencross Karakorum Tourentipps - München ...

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                                                              1/2016
                   Das Bergmagazin für München und Oberland

                                    Alpencross
                                    Karakorum
                                    Tourentipps

        Berg-
        Partnerschaften
Berg-Partnerschaften - www.alpinwelt.de alpinwelt1/2016 Alpencross Karakorum Tourentipps - München ...
DIE BERGE SIND UNSER ZUHAUSE.
       AN JEDEM ORT.                                                                                                                                            JETZT
                                                                                                                                                               BUCHEN!

  GENUSSWANDERN AUF TENERIFFA                                   TENERIFFA DURCHQUERUNG                                       TENERIFFA FÜR BERGSTEIGER
  TAGESWANDERUNGEN UND KULTUR                                   GROSSE NORD-SÜD-ÜBERSCHREITUNG                               WANDERUNGEN AUF DEM GR 131
  8 Tage                                                       8 Tage                                                        8 Tage
  ab € 900,–                                                   ab € 1030,–                                                   ab € 990,–
  (Buchungscode ESTAM)                                         (Buchungscode ESTEI)                                          (Buchungscode ESTIN)

ERFAHRUNG, QUALITÄT, KOMPETENZ AM BERG.
Mehr als ein Gefühl: Unterwegs sein heißt für uns, die schönsten
Momente gemeinsam genießen. Jetzt Kataloge anfordern unter
www.dav-summit-club.de

Beratung und Buchung: DAV Summit Club GmbH | Bergsteigerschule des Deutschen Alpenvereins | Am Perlacher Forst 186 | 81545 München | Telefon +49 89 64240-0 | www.dav-summit-club.de
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EDITORIAL
                                                                                                                                                                                                                                                     Mehr Aussicht
                                                                                                                                                                                                                                                     geht nicht!
                          MEIN PARTNER IN DEN BERGEN
                                                              Wer erinnert sich noch? „Mein Partner in den Bergen“ lautete noch
                                                              um die Jahrtausendwende das Motto des Deutschen Alpenvereins
                                                              und war sogar Bestandteil des DAV-Logos. Und das prangte frontal
                                                              auf meinem „Bergsteigerschutzhelm“ (siehe Foto). Das Motto wurde
Foto: Joachim Burghardt

                                                              2004 durch „Zukunft schützen“ abgelöst, was sich aber nicht recht
                                                              durchsetzen konnte, und so stehen das (modernisierte) Edelweiß und
                                                              die drei breiten Buchstaben inzwischen für sich. Aber das ist eine
                                                              andere Geschichte.

                          Auf die Rückseite meines vor 20 Jahren abgesehen von der Farbe noch ziemlich militä-
                                                                                                                                                                                                                                                     144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm
                          risch ausschauenden Kopfschutzes war ein aus Tape zusammengesetzter Eigentums-
                                                                                                                                                                                                                                                     € [A] 20,60
                          nachweis geklebt. Als überzeugter Neu-Bayer hatte ich dafür eine Kombination aus                                                                                                                                           sFr. 26,90     € 19,99

                                                                                                                                                                                        Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München
                          Weiß-Blau gewählt. So hielten wir das mit allen unseren Ausrüstungsgegenständen –                                                                                                                                          ISBN 978-3-7654-6812-4
                          von den Schuhen und Steigeisen über den Gurt und den Pickel bis zu den Karabinern
                          und Schlingen. So konnte es unter den „Bergpartnern“ im Ausbildungskurs, auf
                          Gemeinschaftstour oder beim Hüttenwochenende mit Freunden nicht zu Verwechslun-
                          gen kommen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Auch als eBook erhältlich
                          Nein, keine Sorge: Mit diesem Helm bin ich nicht mehr im Gebirge oder beim Sport-
                          klettern unterwegs, da wäre er mir im Ernstfall kein guter Partner mehr. Aber als
                          Erinnerung habe ich ihn aufgehoben, und nun dient er als nostalgischer Wandschmuck
                          in der Redaktion.

                          Wem geht es auch so wie mir? Beim Stichwort „Bergpartner“, dem Schwerpunktthema
                          dieser Ausgabe, denke ich automatisch zurück. An Menschen, die bei irgendeiner Unter-
                          nehmung mal meine Bergpartner waren. Manche habe ich inzwischen aus den Augen
                          verloren. Im Gedächtnis aber sind sie geblieben. Einem Bergpartner ist man nicht                                                                                                                                           144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm
                          irgendwann mal beiläufig begegnet, mit ihm oder ihr verbinden einen dauerhaft beson-                                                                                                                                       € [A] 20,60
                          dere Berg-Momente.                                                                                                                                                                                                         sFr. 26,90     € 19,99
                                                                                                                                                                                                                                                     ISBN 978-3-7654-5568-1
                          Ich wünsche Euch/Ihnen viele eindrückliche Bergpartner-Erlebnisse!

                          Frank Martin Siefarth, Chefredakteur
                          redaktion@alpinwelt.de

                          Impressum                                          Redaktion:                                             Anzeigenmarketing:
                                                                             Joachim Burghardt -jb, Franziska Kučera -fk,           MediaAgentur Doris Tegethoff
                          alpinwelt                                          Werkstudenten: Kevin Galow -kg, Anna Würfl             Anzeigenleitung: Doris Tegethoff (verantwortlich)
                          Das Bergmagazin für München und Oberland           -aw, Sektionsgeschehen München: Patricia               Am Kirchenhölzl 14, 82166 Gräfelfing
                          Mitgliederzeitschrift der Sektionen München        Ebenberger, Sektionsgeschehen Oberland:                Tel. 089/74 68 99 06, Fax 089/72 95 97 78
                          und Oberland                                       Tanja Heidtmann                                        info@agentur-tegethoff.de
                          www.alpinwelt.de                                   Jugendredaktion:                                       Anzeigenpreisliste Nr. 17 (ab 01.01.2016)
                          Inhaber und Herausgeber:                           Berthold Fischer, Sabrina Keller                       Konzeption, Gestaltung, Produktion:
                          Sektion München des Deutschen Alpenvereins e.V.                                                           Agentur Brauer GmbH, München
                                                                             Redaktionsbeirat:
                          Bayerstraße 21, 80335 München                      Peter Dill, Harry Dobner, Berthold Fischer, Dr. Ines   Kartografie:
                          Tel. 089/55 17 00-0, Fax 089/55 17 00-99           Gnettner, Sabrina Keller, Herbert Konnerth, Andi       Rolle Kartografie, Holzkirchen                                                                                   144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm
                          service@alpenverein-muenchen.de                    Mohr, Reinolf Reisinger                                                                                                                                                 € [A] 20,60
                                                                                                                                    Litho:
                          und
                          Sektion Oberland des Deutschen Alpenvereins e.V.   Mitarbeiter dieser Ausgabe:                            Teipel & Partner, München                                                                                        sFr. 26,90     € 19,99
                          Tal 42, 80331 München                              Michael Beek, Dr. Gotlind Blechschmidt, Peter          Druck und Verarbeitung:                                                                                          ISBN 978-3-7654-5454-7
                          Tel. 089/29 07 09-0, Fax 089/29 07 09-515          Dill, Dr. Ines Gnettner, Stefan Herbke, Ina Koch,      Mayr Miesbach GmbH, Miesbach
                          service@dav-oberland.de                            Herbert Konnerth, Michael Lentrodt, Dominik
                                                                                                                                    Auflage: 102.000
                          www.DAVplus.de                                     Moll, Philipp Munkler, Manuel Nadler, Max Roth,
                                                                             Johanna Stöckl, Raimund Weinig                         Erscheinungsweise:                                                                                               www.bruckmann.de
                          Chefredakteur (verantwortlich):                                                                           Viermal jährlich plus 1 Veranstaltungsprogramm-
                          Frank Martin Siefarth -fms                         Die Beiträge geben die Meinung der Verfasser,                                                                                                                           oder gleich bestellen unter
                                                                                                                                    Sondernummer pro Jahr.
                          Redaktionsbüro DiE WORTSTATT                       nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nach-
                                                                                                                                    Die Bezugsgebühr ist für Mitglieder der Sektionen                                                                Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
                          Herzogstraße 88, 80796 München                     druck nur mit Genehmigung der Sektionen Mün-
                                                                             chen und Oberland gestattet. Für Richtigkeit und       München und Oberland im Mitgliedsbeitrag
                          Tel. 089/45 24 97 35, Fax 089/45 24 97 34                                                                 enthalten.
                          redaktion@alpinwelt.de                             Vollständigkeit aller Angaben wird keine Gewähr
                                                                             übernommen.                                            Heft 2/2016 erscheint am 23.05.2016                                                                              Die Welt neu entdecken
                                                                                                                                    Redaktionsschluss: 24.03.2015
Berg-Partnerschaften - www.alpinwelt.de alpinwelt1/2016 Alpencross Karakorum Tourentipps - München ...
INHALT
                                                                                                        THEMA:
                                                                                                 BERG-PARTNERSCHAFTEN
    Titelbild: Auf der Pfeiser Spitze/Karwendel
    Foto: Wolfgang Ehn

                          BITTE BEACHTEN !
                      Am 6. und am 27.05.2016
                  (Brückentage Christi Himmelfahrt
               und Fronleichnam) ist die Servicestelle
                  am Hauptbahnhof nicht geöffnet,
          die Servicestellen am Isartor und am Marienplatz
          sind an diesen Tagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet,
          die Servicestelle in Gilching von 14 bis 19:30 Uhr.
                                                                                Foto: fotolia

    Alpenvereins-Servicestellen der
    Sektionen München & Oberland
    Servicestelle am Hauptbahnhof (Sektion München)
    (U-/S-Bahn, Tram, Bus Hauptbahnhof)
                                                                                                                                       Seite 8         Gemeinsam bergauf
    Bayerstraße 21, 5. OG, Aufgang A, 80335 München
    Tel. 089/55 17 00-0, Fax 089/55 17 00-99                                                                                                           Menschen, die zusammen am Berg unterwegs sind,
    service@alpenverein-muenchen.de                                                                                                                    müssen nicht unbedingt enge Freunde sein. Dennoch
    Öffnungszeiten                                                                                                                                     spielen Faktoren wie Vertrauen und Verbundenheit
    Mo, Fr       8–19 Uhr
    Di–Do       10–19 Uhr                                                                                                                              eine elementare Rolle – ob man nun mit seinem
                                                                                                                                                       Lebenspartner auf Tour geht oder mit einem Berg-
    Servicestelle am Isartor im Globetrotter (Sektion Oberland)
                                                                                                                                                       führer, den man danach nie wieder sieht.
    (S-Bahn Isartor im UG, U-Bahn Marienplatz, Tram, Bus, Tiefgarage im Haus)
    Isartorplatz 8–10, 80331 München
    Tel. 089/29 07 09-0, Fax 089/29 07 09-515                 auch
    service@dav-oberland.de                                 Samstag                                       Widerstände überwinden
    Öffnungszeiten                                          geöffnet                                                                                                                      Seite 16
    Mo         8–20 Uhr                                                                               Gemeinsam am Berg oder sogar durchs Leben:
    Di–Do     10–20 Uhr                                                                             Wenn sich Bergsteiger zusammentun, entstehen
    Fr         8–20 Uhr
                                                                                                    nicht immer nur Partnerschaft, Zweisamkeit und
    Sa        10–20 Uhr
    Mo + Fr vor 10 Uhr Nebeneingang Frauenstraße                                                   Harmonie. Oft heißt es auch mit Differenzen klar-
                                                                                                   zukommen: z. B. bei unterschiedlichen Interessen
    Servicestelle am Marienplatz im Sporthaus Schuster
    (Sektion München)                                                                            oder wenn einer der beiden zu Hause bleiben muss.
    (U-/S-Bahn, Bus Marienplatz, Tiefgarage)           auch
    Rosenstraße 1–5, 5. OG, 80331 München,           Samstag
    Tel. 089/55 17 00-500, Fax 089/55 17 00-599      geöffnet
    servicemarienplatz@alpenverein-muenchen.de
    Öffnungszeiten
                                                                                                                                                        Geben und Nehmen
    Mo–Sa 10–20 Uhr                                                                                                                                     Berg-Partnerschaften zeichnen sich nicht nur durch
    Servicestelle Gilching (Sektion München)                                                                                                            Gemeinsames oder Unterschiedliches, Verbindendes
    im DAV Kletter- und Boulderzentrum Gilching                                                                                                         oder Trennendes aus. Unabhängig von Leistungs-
    (S 8, Station Gilching-Argelsried)
                                                                                                                                                        niveau, Alter oder Erfahrung kommt es oft auf das
    Frühlingstraße 18, 82205 Gilching                          auch
    Tel. 089/55 17 00-680, Fax 089/55 17 00-689               Sonntag                                                                                   gegenseitige Sich-Unterstützen, das Zusammen-
                                                              geöffnet
    service@alpenverein365.de                                                                                                                           spiel vor, während und nach der Tour an.
    Mo–Fr        14–19:30 Uhr                                                                                                        Seite 24
    Samstag/Sonntag/Feiertag 9–18 Uhr
    (Kletterbetrieb bis 23 Uhr)

    DAVplus.de

4    alpinwelt 1/2016
Berg-Partnerschaften - www.alpinwelt.de alpinwelt1/2016 Alpencross Karakorum Tourentipps - München ...
Kinder & Jugend
 Impressum ............................................... 3                                      Seite 46
 THEMA: Berg-Partnerschaften ............ 6
 Natur & Umwelt ..................................... 32
 Rätsel ..................................................... 34
 Tourentipps ............................................ 36
 Kinder & Jugend.......................................46
 Bergwärts unterwegs........................ 52, 56
 Medien.................................................... 60
 Forum...................................................... 62    ●   Die Jugend Z im Stubaital
 Finanzbericht Sektion Oberland...............64
                                                                   ●   Die JUMA Oberland sucht Nachwuchs
 München & Oberland ............................. 70
                                                                   ●   Zwei unterschiedliche Novembertouren
 Produkte & Markt.................................... 78
                                                                   ●   Finale, ohhhooo!
 Unsere Partner ........................................80
 Kleinanzeigen ......................................... 82        ●   DAV-Nachwuchscamp Winterbergsteigen

Der Alpenverein im Isartal?                                        alpinwelt-Tourentipps

                                               Seite 32                                            Seite 36

Münchner Alpenvereinsmitglieder sind nicht                         Diesmal empfehlen wir Touren, auf denen
nur in den Bergen, sondern auch im Isartal                         unsere Autoren oder wir Redaktionsmitglieder
unterwegs, z. B. als Mountainbiker. Wie kön-                       Berg-Partnerschaft erlebt haben: zum Beispiel
nen ihre Freizeitmöglichkeiten erhalten, aber                      mit der Partnerin, dem Vater, dem Sohn, der
zugleich die Natur geschützt werden?                               Jugendgruppe oder mit einem Bergführer.

Abenteuer Alpencross mal anders                                    Karakorum
                                                Seite 52                                            Seite 56

Wenn Mountainbiker eine Alpenüberquerung                           Der Karakorum ist zwar mit Bergen wie dem K2
vorhaben, wird die Tour oft detailliert mit                        jedem Bergsteiger ein Begriff, dennoch gibt es
Internet, GPS, Karten und Büchern geplant.                         dort auch heute noch unbestiegene, ja sogar
Doch es geht auch anders: unbekümmert und                          namenlose Gipfel und einsame Täler, die zu
spontan vom Chiemgau nach Slowenien!                               einer „Expedition ins Unbekannte“ einladen.
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Foto: ARochau – fotolia.com

                         Gemeinsam geschafft: Bergpartner
                         gratulieren sich zu ihrem Gipfelerfolg                                                                   Vererbte Leidenschaft: Vater und Tochter als Bergpartner
     Foto: Edu Koch

                      Die Verbundenheit durch das Seil fordert und fördert Vertrauen gleichzeitig

8   alpinwelt 1/2016
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BERG-PARTNERSCHAFTEN

                                                                                                                          Gemeinsam
                                                                                                                          bergauf
                                                                                                                          Menschen, die zusammen am Berg unterwegs
                                                                                                                          sind, müssen nicht unbedingt enge Freunde
                                                                                                                          sein oder werden. Dennoch sind – wie auch
                                                                                                                          bei anderen Arten von Partnerschaften – Nähe,
                                                                                                                          Vertrauen und Verbundenheit elementar für
                                                                                                                          das gemeinsame Berg(er)leben.
                                                                                           Foto: Franziska Kučera

                                                                                                                                                                                               Foto: Wolfram Hetzenauer
                                                                                                 Foto: Franziska Kučera

Brüder auf Tour: Das Gefühl der gegenseitigen Verlässlichkeit ist schon familiär gegeben                                                                Geteilte Freude ist doppelte Freude

                                                                                                                                                                            alpinwelt 1/2016                              9
Berg-Partnerschaften - www.alpinwelt.de alpinwelt1/2016 Alpencross Karakorum Tourentipps - München ...
BERG-PARTNERSCHAFTEN

               Text: Franziska Kučera

                          „Gemeinsam macht’s mehr Spaß“ – eine oft von                                 neben intensiver Naturbegegnung und alpinen Herausforderun-
                           Bergsteigern* benutzte Floskel, die auf Tourenpart-                         gen auch die gemeinsame Zeit. Das Gefühl, einander vertrauen
                           nersuche sind. Denn auch das Gros der Bergsteiger                           zu können, zusammenzugehören und sich absolut aufeinander
                           sehnt sich nach Geselligkeit – und das nicht erst                           verlassen zu können, sollte allein durch die familiären Bande ge-
                         abends in der gemütlichen Hüttenstube. Doch wie in                            geben sein und nicht erst durch gemeinsame Bergtouren aufge-
                      anderen Lebenslagen ist es auch am Berg meist ein län-                           baut werden müssen. Nicht von ungefähr bilden sich gerade un-
             gerer Weg, bis der richtige Partner gefunden ist: Geteilte Freude                         ter Brüdern und Schwestern oft erfolgreiche Seilschaften, wie
             an der Bewegung in der Natur und eine ausgeprägte Faszination                             beispielsweise nicht nur aktuell Martin und Florian Riegler sowie
             für die Bergwelt sind zwar essenzielle Voraussetzungen, führen                            die Anthamatten-Brüder, sondern auch schon die Zsigmondy-
             aber nicht unweigerlich zu einer soliden Gemeinschaft am Berg –                           Brüder, Johann und Michael Innerkofler oder die Von-Eötvös-
             insbesondere für anspruchsvolle Touren.                                                   oder Pigeon-Schwestern. Doch wenn sich weder in der Familie
             Manche haben das Glück und wachsen schon in einer Bergstei-                               noch im Freundeskreis geeignete Bergnarren finden, was dann?
             gerfamilie oder mit anderen wegweisenden Bergfexen um sich                                Das Internet zum Beispiel macht’s möglich. Oder zumindest den
             herum auf. Von Kindesbeinen an lernen Tochter und Sohn dann                               Versuch dazu. Zahlreiche Berg- und Tourenportale bieten Foren
             vom Vater oder von der Mutter, später werden Kinder und Eltern                            an, auf denen Partnergesuche inseriert werden können. Das
             vielleicht zu ebenbürtigen Berg- und Seilpartnern und genießen                            „Schwarze Brett“ der Alpenvereinssektionen München & Ober-
                                                                                                       land wird zum Beispiel tagtäglich von den unterschiedlichsten
                                                                                                       Altersgruppen und Bergsportlern genutzt. Gesucht werden rei-
                                                                                                       ne Kletterpartner, spontane, zweckmäßige oder auch dauerhaf-
       hintergrund

                          Gemeinsam durchs Leben,                                                      te Bergpartner und -freunde. Die Erfolgsquote fällt ganz unter-
                          gemeinsam extrem am Berg                                                     schiedlich aus: Aus dem einen „Tourenpartner-Blind-Date“
                           Extrembergsteiger sind oft als kühne Alleingänger unterwegs, dann tun       wird ein guter Bergpartner, manchmal sogar ein enger Freund,
                           sie sich wieder mit anderen „wilden Hunden“ zusammen, um am Ende            mit dem anderen zerschlägt sich die Sache ganz schnell wieder.
                           der Welt ein schwieriges Projekt zu realisieren; bestenfalls telefonieren   Neben Sympathie, stimmiger Chemie oder ähnlichem Leis-
                           sie aus dem Hochlager mit der daheimgebliebenen Frau ... Nicht immer
                           entspricht dieses Klischee der Wirklichkeit. Denn viele Alpinisten (und
                           Alpinistinnen!) der schärferen Art teilen ihre Leidenschaft mit ihren                   Internetforen sind ein beliebtes Medium
                           Lebenspartnern und gehen mit ihnen gemeinsam auf Tour. Bekannt
                           geworden sind vor allem die „Achttausenderpaare“ Gerlinde Kalten-
                                                                                                                        zur Suche von (Berg-)Partnern
                           brunner und Ralf Dujmovits sowie Alix von Melle und Luis
                           Stitzinger, doch auch das italienische Duo Nives Meroi und Romano           tungsniveau spielt es vor allem eine große Rolle, ob der andere
                           Benet feierte viele gemeinsame Erfolge an hohen Bergen. Bereits in          sich als zuverlässig erweist. Denn mag es zwischenmenschlich
                           früheren Jahrzehnten machten sich Sigi und Gabi Hupfauer sowie              auch noch so gut passen: Wenn regelmäßige Absagen gegen-
                           Gerhard und Hannelore Schmatz als Höhenbergsteiger einen Na-                über ausgiebigen Kletterstunden überhandnehmen, klappt’s
                           men, während in den Alpen Paula Wiesinger und Hans Steger (z. B.            eben nicht mit der gemeinsamen Kletter- oder Bergkarriere.
                           direkte Ostwand Rosengartenspitze, 1929) sowie Michel und Yvette            Übrigens ist beim „Schwarzen Brett“ die mit am häufigsten ge-
                           Vaucher (z. B. Matterhorn-Nordwand, 1965) Aufsehen erregten. Als            nutzte Rubrik die mit der Bezeichnung „Bekanntschaften/Be-
                           „extreme Ehepaare“ in jüngerer Vergangenheit fielen Robert und              ziehungen über gemeinsame Touren hinaus“: Anfänglich gar
        Daniela Jasper (z. B. „Symphonie de liberté“ X-, Eiger-Nordwand, 1999), die Free-Solo-         nicht vorgesehen, wurde diese aufgrund der großen Nachfrage
        Spezialisten Dean Potter und Steph Davis (z. B. Torre Egger 2005) und nicht zuletzt
                                                                                                       zusätzlich eingerichtet und inhaltlich von der reinen Touren-
        Ueli und Nicole Steck auf, die auf ihrer Hochzeitsreise 2009 durch die Route „Golden
        Gate“ (5.13b) am El Capitan kletterten. Aber auch ohne Trauschein teilen sich Spitzen-
                                                                                                       partnersuche getrennt. Das wiederum zeigt, wie weit die Berg-
        Sportkletterer gern nicht nur den Haushalt, sondern auch das Seil oder die Bouldermatte;       leidenschaft gehen kann. So hoch hinaus nämlich, dass es
        etwa Heinz Mariacher und Luisa Jovane (z. B. „Moderne Zeiten“ VII+, Marmolada-                 für den einen oder anderen nicht mehr vorstellbar ist, einen
        Südwand, 1982), Nina Caprez und Cédric Lachat (z. B. „Orbayu“ 8c+/9a am Naranjo de             Lebenspartner zu haben, der nicht oder nur sehr wenig in die
        Bulnes, 2014) und die als Wettkampf-Boulderer bekannt gewordenen Anna Stöhr und                Berge geht und diese Leidenschaft nicht teilt.
        Kilian Fischhuber sowie Juliane Wurm und Jan Hojer. Bei allen spektakulären Erfol-             Kein Wunder. Das Bergsteigen nimmt schließlich viel Zeit ein –
        gen ist nicht zu übersehen, dass die „extremen“ Partnerschaften ebenso von Freud und           abhängig vom Ausmaß der Bergsucht durchaus die gesamte
        Leid des Zusammenlebens betroffen sind wie die „normalen“. Die Lebensläufe der oben            verfügbare Freizeit – und erzeugt oft sehr intensive, spannende
        genannten Paare folgen ganz unterschiedlichen Linien, sie führen über Höhen und Tiefen         wie risikoreiche Situationen. So richtig teilen lässt sich das Er-
        und umfassen Eheglück und Scheidungen, frühzeitige Todesfälle, mehrfache Elternschaft          lebte aber nur mit demjenigen, der selbst dabei war. Überhaupt
        und Kinderlosigkeit, Gipfelumarmungen als Paar wie auch „einsame“ Podiumsplätze
                                                                                                       ist den Bergpartnern gemein, dass sie gegenseitig stark das Er-
        ohne den Partner.                                                                        jb
                                                                                                       leben des anderen prägen. Und gerade diese besonderen Erfah-
                                                                                                       rungen und Eindrücke miteinander sind es auch, die Menschen

10 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN
 Foto: Franziska Kučera

                                                                                                                     Der richtige Berg-
                                                                                                                     partner ist nicht
                                                                                                                     immer leicht zu
                                                                                                                     finden

nah zusammenbringen und -schweißen. Auch weil schlichtweg             Dass Bergsteigen und Klettern auf eine ganz besondere Art und
das eigene Leben in der Hand des anderen liegt, und das wollen        Weise verbinden, zeigt auch ein kurzer Exkurs zur Paartherapie.
viele nicht mit „irgendjemandem“ erleben. Potenzielle Bergpart-       Dort wird diese Wirkungsweise genutzt, um Lebenspartner in der
ner lernt man natürlich auch in der realen Welt bei Kursen, wäh-      Krise im Rahmen von Kletterkursen einander wieder näherzu-
rend organisierter Touren und in Gruppen der Sektionen, in der        bringen – ausgehend von der Grundannahme, dass zwischen der
Kletterhalle, im Freundes- und Bekanntenkreis, unterwegs am           Situation am Berg und in Partnerschaften bzw. Ehen regelrechte
Berg oder abends auf der Hütte kennen. „Per du“ ist man ja            Parallelen bestehen: Zwei Menschen stehen vor einer Herausfor-
schnell in der Bergsteiger-Community, und selten spielt der per-      derung, die sie nur gemeinsam bewältigen können, indem sie
sönliche Hintergrund bezogen auf Beruf, Besitz und Herkunft ei-       sich Halt geben und lernen, Grenzen zu akzeptieren, aber auch
ne so geringe Rolle wie am Berg. Vordergründig ist vorerst nur        mal zu überschreiten; sich fallen, aber nicht hängen zu lassen –
das gemeinsame Interesse am Bergsteigen. Da tut man sich              beim Klettern wie im Alltagsleben.
manchmal auch spontan zusammen, zum Beispiel für eine Gip-            Nicht jede Berg-Partnerschaft muss sich aber zwangsweise zu ei-
feltour, die man lieber nicht allein unternimmt. Oder „es funkt“,     ner richtigen Freundschaft entwickeln: Man kann durchaus am
und man zieht immer wieder zusammen los, weil man spürt, dass         Berg hervorragend miteinander harmonieren und Spaß haben,
es einfach miteinander passt. Dann stimmt nicht nur die Sympa-        gemeinsame Ziele erreichen und in Grenzerfahrungen miteinan-
thie, sondern man hat auch ähnliche Vorstellungen davon, was          der wachsen, ohne auch außerhalb der Berge eine enge persönli-
man überhaupt unternehmen will und auch kann – von der Er-            che Beziehung zu führen. Und manchmal macht es das Miteinan-
fahrung, dem jeweiligen Nervenkostüm und den körperlichen             der am Berg auch einfacher, wenn tiefergehende Gefühle und
Fähigkeiten her: gemütliche Wanderungen mit ausgiebiger Hüt-          Geschlechterdynamiken außen vor bleiben können, und es för-
teneinkehr, zünftige Bergtouren im II. Schwierigkeitsgrad, alpine     dert die Verbesserung der eigenen psychischen wie physischen
Kletterrouten oder anspruchsvolle Gletscher- und Eistouren.           Leistung – ein Vorteil, den reine Frauen- oder Männerseilschaf-
                                                                      ten mit sich bringen können.
                          Bergpartner prägen gegenseitig              Eine gegenseitige Abhängigkeit besteht aber bei allen Arten von
                                                                      Bergpartnerschaften. Am deutlichsten zeigt sich das, wenn ein
                              das Erleben des anderen
                                                                      Weiterkommen bzw. die ganze Tour ohne den anderen nicht
                                                                      (mehr) möglich ist oder wenn durch Veränderungen die Partner-
Schließlich lernt man sich dann immer besser kennen, wächst zu-       schaft nicht weiterbesteht und die unterstützende Hand auf ein-
sammen und gleichzeitig gemeinsam heran für größere Ziele. Da-        mal fehlt …7
bei weiß man irgendwann recht genau, wie der andere „tickt“.                                                  Tourentipps: ab Seite 36
Und kommt es zu einer brenzligen Situation, kann man sicher
sein, dass der andere weiß, was er tut, und dass er einen nie im                  Franziska Kučera (33), alpinwelt-Redakteurin, kennt es
Stich lässt. Oder dass er Verständnis aufbringt, wenn man sich                    aus eigener Erfahrung, in den verschiedensten Bergpart-
mal nicht so eins ist oder der eine einen schwächeren Tag als der                 ner-Konstellationen unterwegs zu sein, und findet dabei
andere hat. Das gilt auch für die Profis: „Es müssen nicht die bes-               jede auf ihre Art wertvoll und erlebnisreich.
ten Freunde sein, aber wir müssen uns verstehen. (…) Man sollte
über alles reden können und die Meinung des anderen respektie-        *Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird in dieser Ausgabe bei
ren. Nur so kann man auch gemeinsam ans Limit gehen“, erklärt         Personenbezeichnungen überwiegend die männliche Form verwendet,
Peter Ortner in einem Interview über Freundschaft und Seilpart-       es sind aber stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts
ner auf bergwelten.com.                                               gleichermaßen gemeint.

                                                                                                                                      alpinwelt 1/2016 11
BERG-PARTNERSCHAFTEN

                                                                     „Die Schwierigkeiten
                                                                     am Jubigrat haben
                                                                     uns total zusammen-
                                                                     geschweißt“
                                                                     Christina und Axel führen seit zehn Jahren eine
                                                                     Partnerschaft – am Berg und im Leben. Einen
                                                                     Partner, der ihre Leidenschaft fürs Bergsteigen
                                                                     nicht voll und ganz teilt, könnten sie sich nicht
                                               Foto: Axel Stoffels

                                                                     mehr vorstellen.

                             Da ist er ja schon wieder, der dunkle Wuschelkopf!            ich mir gedacht, boa, das will ich auch irgendwann mal!“ Vorerst
                              Zum vierten Mal an diesem Tag: erst morgens in               aber steht noch eine andere Leidenschaft im Vordergrund: das
                              der BOB und anschließend im Eng-Bergsteiger-                 Motorradfahren – immerhin auch das vorzugsweise in den Al-
                             bus, am Abend auf der Fahrt zurück nach Mün-                  pen. Erst eine frühere Beziehung führt auch ihn nach München
                            chen dann in umgekehrter Reihenfolge. Und jedes                und damit dem Bergsteigen näher. Eines Tages marschiert er
                         Mal auf dem Sitz nebenan. So einen Zufall kann es                 schließlich in die DAV-Servicestelle am Hauptbahnhof und er-
             doch gar nicht geben! „Das war schon witzig, da haben wir zum                 klärt den Mitarbeitern, er wolle gerne bergsteigen. Genauere Vor-
             ersten Mal gegrinst“. Auch heute – gut zehn Jahre später – freuen             stellungen hat er nicht. Es folgen diverse Kurse und Touren und
             sich Christina und Axel auf ihrer großen Couch sitzend noch über              eine Phase, in der er viel allein in die Berge geht: „Ich musste
             den Tag ihres Kennenlernens, nach dem sie erst Partner am Berg                mich erst selbst als berggehenden Mensch finden und die Rich-
             und dann auch fürs Leben geworden sind.                                       tung erkunden, in die ich wollte. Da war noch kein Platz für je-
             Christina (49) kommt eigentlich aus Darmstadt und zieht vor 25                mand anderen.“ Später fehlt es ihm dann doch irgendwann, seine
             Jahren wegen ihres Jobs als Textilbetriebswirtin nach München.                Erlebnisse am Berg mit jemandem zu teilen, aber auch, sich nach
             Die Berge entdeckt sie aber erst später. „Mein Aha-Erlebnis hatte             der Tour über das Erlebte austauschen zu können: Wie hat der
             ich während eines Urlaubs in Kärnten, bei dem mich ein Bekann-                andere die Stelle empfunden? Haben sie die Schwierigkeiten gut
             ter zu einer Bergtour mitnahm“ Da sie in München anfangs nie-                 gemeistert? Richtig entschieden?
                                                                                           Zurück am Bahnhof in München tauschen Christina und Axel
                              Das Gefühl der Verantwortung                                 Telefonnummern aus, gut einen Monat später gehen sie tatsäch-
                                     ist viel stärker                                      lich zum ersten Mal gemeinsam auf Bergtour. Wieder ins Kar-
                                                                                           wendel und gleich zwei Tage hintereinander. Konditionell sind
             manden kennt, der auch in die Berge geht, tut sie das eben erst               sie auf der gleichen Höhe, und zu sagen haben sie sich auch sehr
             mal allein. Bis sich durch spontane Bekanntschaften auf Tour                  viel. „Man konnte alles total miteinander genießen“, Christinas
             auch beständige Bergpartner finden würden. Der richtige fürs Le-              Augen leuchten bei der Erinnerung daran. Verliebt sei sie da aber
             ben ist nicht dabei. Die „Bergleidenschaft wurde aber dermaßen                noch nicht gewesen. Der Wendepunkt kommt ein paar Wochen
             stark, dass ich mir einen Lebenspartner, der kein Bergsteiger ist,            später, als die beiden bereits den Jubiläumsgrat angehen. „Das
             nicht mehr vorstellen konnte“. Auch bei dem gebürtigen Rhein-                 hat uns total zusammengeschweißt, da haben wir uns noch mal
             länder Axel (60) entsteht dieser Wunsch, allerdings erst später,              ganz anders gesehen.“ Auch wenn sie vorher schon das Gefühl
             obwohl seine Begeisterung für Berge schon viel früher als bei                 hatten, als würden sie sich ewig kennen, schafft diese Tour mit
             Christina beginnt. Das Schlüsselerlebnis: Eine Bergtour als Kind              ihren Schwierigkeiten ein tiefes Grundvertrauen zwischen den
             mit dem Vater auf die Goinger Halt im Wilden Kaiser. „Für mich                beiden: für sie die wichtigste Voraussetzung für eine gute Part-
             waren das damals Bergriesen! Das hat mich gleich dermaßen be-                 nerschaft am Berg – um sich in jeder Situation aufeinander ver-
             eindruckt: die ganze Kulisse, die absteigenden Kletterer. Da hab              lassen und sicher sein zu können, dass der eine den anderen nie

12 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN

im Stich lassen würde und Verantwortung übernimmt.                    Von links nach rechts:
Einen Unterschied zu anderen Konstellationen von Bergpartner-         Gemeinsam ganz oben: auf dem höchsten Gipfel des Karnischen Hauptkamms,
schaften sehen sie darin, dass durch ihre Liebe auch die Bezie-       dem Monte Coglians (2780 m)
hung am Berg intensiver und inniger, die Erlebnisse zusammen          Meist essenzieller Teil der Tour: Brotzeit genießen und Gipfel bestimmen
mit dem Lebenspartner zu erfahren noch mal eine Steigerung            Geteilter Genuss pur am Kaindlgrat
und das Gefühl der Verantwortung stärker sei: „Da achtet man          Am Berg ist ein tiefes Grundvertrauen ineinander absolute Voraussetzung
unweigerlich drauf, wenn man den anderen liebt, zusammen
wieder gut runterzukommen. Man schaut für den anderen mit“.
Christina gibt aber auch zu: „Axel ist der einzige, bei dem ich al-   Tag dafür“, sagt Axel überzeugend. Und den anderen während
les so richtig rauslassen kann, auch meine Angst oder wenn ich        einer Tour allein zu lassen, sich zu trennen, sei für sie keine Op-
einen schwachen Tag habe. Bei anderen reiß ich mich mehr zu-          tion. Außer sie seien in einer Gruppe unterwegs und wüssten alle
sammen … Wenn’s aber wirklich drauf ankommt, auch bei uns“,           Beteiligten in Sicherheit. Diskutiert und analysiert wird dabei
schiebt sie hinterher. Und Axel würde so manche Tour mit je-          nicht nur auf Tour, sondern auch anschließend zu Hause. „Wir
mand anderem gar nicht machen, denn nur bei Christina weiß er,        sprechen sehr viel über solche Situationen, genauso wie über
                                                                      Wiederholungsfehler, und versuchen dabei immer zu lernen“.
              Sich während einer Tour zu trennen,                     Wenn die beiden das so erzählen, bemerkt man schnell, dass sie –
                                                                      trotz all der Gemeinsamkeiten – durchaus sehr unterschiedliche
                     kommt nicht in Frage
                                                                      Charaktere sind: Axel ist mehr der ruhige, besonnene, der ge-
dass er sich auf sie wirklich verlassen kann. Wichtig ist für ihn     nussvoll, aber bedacht erzählt. Christina hingegen geht geradezu
aber auch das bergsteigerische Können des anderen: „Damit ich         in ihren Erinnerungen auf, wirkt deutlich aufgeregter, dafür aber
weiß, im Notfall hat auch sie das technische Know-how, um uns         auch spontaner und intuitiver. Das würde sich aber gar nicht
aus der Situation herauszubringen.“ Bei Christina und Axel war        widersprechen, im Gegenteil, eher gut ergänzen: bei der Planung
das nicht von Anfang an der Fall, aber sie lernten voneinander        im Voraus, aber auch auf Tour. Und das alles bedeutet nicht, dass
und bei weiteren Kursen auch miteinander.                             die Ehepartner nicht ab und zu mal was getrennt voneinander
Nicht ganz einig sind sie sich immer mal wieder bei der Beurtei-      unternehmen, z. B. weil der eine krank ist, arbeiten muss oder
lung von Gefahren. „Da haben wir schon haarsträubende Situa-          keine Lust hat. „Das können wir uns dann aber auch gegenseitig
tionen gehabt, wo wir die Lage völlig unterschiedlich einge-          absolut gönnen!“ Denn das gehört eben auch zum Partnersein
schätzt und uns auch richtig darüber gestritten haben.“ Am            dazu: sich gemeinsam mit dem anderen zu freuen – auch wenn
gleichen Strang ziehen sie letztendlich aber trotzdem, denn wenn      man selbst nicht dabei war.7
einer sich massiv unsicher ist, kommt ein Weitergehen nicht in                                           Text & Fotos: Franziska Kučera
Frage: „Wenn einer von uns beiden ein richtig schlechtes Bauch-
gefühl hat, dann gehen wir da nicht hin, dann ist heute nicht der                                                          Tourentipps: ab Seite 36

                                                                                                                                                 alpinwelt 1/2016 13
BERG-PARTNERSCHAFTEN

             „Durch das Seil fühle
             ich mich mit meinem
             Gast auch menschlich
             eng verbunden“
              Patrik Gufler (52) ist seit 20 Jahren staatlich
              geprüfter Berg- und Skiführer und überwie-
              gend in Tirol und Südtirol tätig. Er gibt Kurse
              und führt Touren, schwerpunktmäßig am
              Fels, in vergletschertem Gelände und auf

                                                                                                                                                        Foto: Patrik Gufler
              hochalpinen Graten.

                         alpinwelt: Was macht für dich eine gute Partner-           das zu vermeiden, ist natürlich das Seil eine große Hilfe. Es be-
                          schaft am Berg aus?                                       kommt damit eine viel tiefere Bedeutung, und ich fühle mich
                           Patrik Gufler: Das Wichtigste ist für mich das Ver-      mit meinem Gast durch das Seil auch menschlich eng verbun-
                          trauen gegenüber dem Partner und dass das Mensch-         den. Um sagen zu können, ob und wie viel Vertrauen ich dem
                        liche passt. Geduld und Toleranz, die Liebe zum Berg,       Gast entgegenbringen kann, braucht es jedoch eine gewisse
                    aber auch die sportliche Herausforderung und das ent-           Zeit des Kennenlernens.
               sprechende Verhalten in einer extremen Situation sind für mich
               weitere zentrale Faktoren, damit eine Partnerschaft am Berg         Gibt es bezüglich Partnerschaft und Gemeinschaft Unterschie-
               funktioniert und auch längerfristig Chancen auf Erfolg hat. Am      de zwischen männlichen und weiblichen Gästen?
               Berg geht es um Leben und Überleben. Man bewegt sich ja im           Heikle Frage! Frauen lassen sich im Allgemeinen leichter füh-
               Grenzbereich des Möglichen. Man vertraut dem Partner in vie-         ren als Männer. Eine Frau ist viel offener dafür, über Ängste
               len Situationen sein Leben an – eine nicht gerade alltägliche Si-    und Schwächen zu sprechen. Hat eine Frau Vertrauen zu dir als
               tuation, die einem vielleicht deswegen so nahegeht. Während          Bergführer, kann sie sehr gut persönliche Grenzen überwinden
               und nach einer Tour erlebt man intensive Gefühle der Freude          und über sich hinauswachsen. Männer sind insgesamt unkom-
               und des Glücks: Das gemeinsam mit seinem Partner zu erleben          plizierter, aber ich beobachte immer wieder, dass Männer alles
               und zu teilen, empfinde ich als etwas sehr Besonderes.               versuchen, Ängste und Schwächen so zu verbergen, dass es ja
                                                                                    niemand bemerkt. In Bezug auf Gemeinschaft gibt es weniger
             Was davon lässt sich auch auf das Verhältnis Bergführer-Gast           Unterschiede, da kommt es mehr auf den Typ Mensch an.
             übertragen?
              Eine gewisse Liebe zum Berg ist bedeutend. Genauso merkt ein         Ist das Erreichen eines Ziels ein besonderer Moment, den Berg-
              Gast sehr schnell, ob du nur dein Programm abspulst, weil es         führer und Gast gemeinsam erleben?
              halt dein Job ist, ihn da rauf- und runterzubringen, oder ob du        Das Erreichen eines Zieles ist oft der intensivste Moment der
              auch mit viel Herz und Gefühl dabei bist. Auch gegenseitige            ganzen Tour. Die Freude und die starken Glücksgefühle versu-
              Achtung und Anerkennung sind entscheidend sowie sich ge-               che ich daher schon, gemeinsam mit dem einzelnen Gast oder
              meinsam über das Erreichte zu freuen. Am wichtigsten ist aber,         mit der Gruppe zu teilen. Da bin ich dann auch sehr streng mit
              dass der Gast ein großes Vertrauen in dich hat. Er vertraut dir        ihnen: Als allererstes kommt ein Lob an alle und ein „Berg Heil“
              gewissermaßen sein Leben an, und das ist eine große Verant-            als Zeichen, „gemeinsam“ haben wir den Berg bestiegen oder
              wortung. Die häufigste Gefahr ist, dass jemand abstürzt. Um            das Ziel erreicht. Aber es gibt auch Situationen, in denen der

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BERG-PARTNERSCHAFTEN

 Gast diesen Moment nicht so richtig genießen kann. Zum Bei-       kennt die Stärken und Schwächen, die Gespräche werden per-
 spiel, wenn er sehr müde ist, Angst vor dem Weiterweg oder        sönlicher und die Touren schwerer und länger. So entwickeln
 dem Abstieg hat. Dann versuche ich, positiv auf den Gast ein-     sich immer mehr ein Gefühl der Verbundenheit und richtige
 zuwirken. Insbesondere ein großes Lob hat dann eine gute Wir-     Freundschaften.
 kung.
                                                                  Möchtest du als Bergführer überhaupt ein Freund für den Gast
Entsteht auf Tour immer ein intensives Zusammengehörig-           sein?
keitsgefühl? Was nimmst du für dich von den gemeinsamen            Für mich ist das ganz wichtig. Aber der Grat ist sehr schmal, auf
Erlebnissen mit?                                                   dem der Gast dich als seinen Freund sieht und dennoch den nö-
 Nein, nicht immer. Es kommt zwar nicht so oft vor, aber wenn      tigen Respekt gegenüber deiner Entscheidung bewahrt. Gerade
 es menschlich mit einem Teilnehmer nicht klappt, kann es          neue Gäste versuchen am Anfang auszuloten, wie viel Einfluss
 schon passieren, dass man sich nach einer Woche in den Bergen     sie auf ihren Führer nehmen können. Für mich ist der Berg (die
 nicht wirklich nähergekommen ist. Immer wieder entstehen          Tour, Seiltechnik, Theorie …) 50 % meines Berufes. Die andere
 aber auch tiefe Freundschaften. Die Bergerlebnisse, entspannte    Hälfte ist für mich der Mensch. Es gehen so viele Leute mit einer
 und lustige Stunden auf der Hütte, Ängste und Gefahren, nette     Maske durch den Alltag. Der Berg aber entblößt sehr schnell,
 und persönliche Gespräche und oft auch die Dankbarkeit deiner     zeigt Schwächen und Grenzen auf. So kann man am Berg die
 Gäste, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben – all das verbin-    Menschen noch so kennenlernen, wie sie wirklich sind.
 det und geht mir sehr nahe. So erlebe ich während und nach ei-
 ner Tour ein tiefes Gefühl von Genugtuung und Zufriedenheit.     Mehr Infos zu Patrik Gufler:
 Und nicht selten tut das Auseinandergehen auch ein bisschen      www.appartements-breitlehn.at
 weh. Mit Stammgästen wächst man dann über die Jahre immer
 mehr zusammen. Das gegenseitige Vertrauen wird größer, man                                            Interview: Franziska Kučera

                                                                                                                                       Anzeige
BERG-PARTNERSCHAFTEN

                                                                                                                Foto: Ines Papert
                                             Ines Papert mit ihrem Sohn Manu beim Klettern

                      Widerstände überwinden
                      Text: Johanna Stöckl

                                So wie Gebirgszüge Täler separieren, Berge natürliche Grenzen darstellen, so
                                  „trennen“ sie auf einer anderen Ebene auch Menschen, die sich für Touren
                                  zusammentun – wenn beispielsweise Motivation, Herangehensweise, Können
                             oder Alter zu unterschiedlich sind. Was passiert, wenn sich Lebenssituationen
                      ändern, zum Beispiel Kinder kommen, man als Elternteil zeitlich nicht mehr so flexibel
                      ist? Wie unterschiedlich Bergpartnerschaften funktionieren, welche Probleme sich im
                      Team ergeben, wie viel Verzicht und Kompromissbereitschaft manchmal vonnöten sind,
                      um das Ziel zu erreichen, erfuhren wir in Gesprächen mit Profis wie auch mit Amateuren,
                      die ganz ohne Rampenlicht regelmäßig auf einem Gipfel stehen.

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BERG-PARTNERSCHAFTEN

                                                                                                                  Foto: Ute Watzl
„Das schlechte Gewissen geht mit auf Tour“ (eine Mutter)

U
          te Watzl ist eine Spätberufene, was das Bergsteigen     und sie als großen Spielplatz wahrnimmt, wird einem viel
          betrifft. In der ehemaligen DDR geboren, ging die       geschenkt: „Glückliche Kinder in der Natur zu beobachten,
          heute 40-jährige freie Journalistin zwar gelegentlich   ist etwas ganz Großartiges.“ Bergtouren zu zweit aber sind
als Kind mit ihren Eltern zum Wandern ins Riesengebirge           die große Ausnahme geworden. Da keine Großeltern in der
oder in die Hohe Tatra. Ambitionierter wurden die Ziele aber      Nähe leben, grenzt ein freies Wochenende an ein organisato-
erst, als sie 2003 in München landete. Der sozialen Kontakte      risches Wunder: „Einer von uns beiden muss zu Hause bei
wegen suchte Ute als DAV-Mitglied Gleichgesinnte auf ge-          den Kindern bleiben.“ Der Verzicht falle ihrem Gatten, der
führten Touren. Beim Mountainbiken lernte sie schließlich         beruflich viel unterwegs ist, leichter: „Ich möchte auf meine
ihren späteren Mann kennen, der fortan ihr Bergpartner ist.       Bergtouren nicht verzichten und versuche mir in Absprache
Die Verlobung feierte man im Annapurna-Basecamp. „Als             mit meinem Mann ein paar Wochenenden freizuschaufeln.“
der ersehnte Nachwuchs kam, hat sich vieles geändert“, gibt       Dann bricht Ute Watzl alleine oder mit Freundinnen Rich-
Ute unumwunden zu, „vor allem seit die Kids laufen und            tung Berge auf: „Andreas akzeptiert das mittlerweile, aber
nicht nur Tempo, sondern auch Länge der Touren vorgeben.“         das schlechte Gewissen geht mit auf Tour, wenn ich ihn allei-
Töchterchen Helene ist heute 6, Jakob 4 Jahre alt. Als Familie    ne mit den Kindern zu Hause weiß.“
unternehmen die vier gern Minitouren. Von gewissen Vor-
stellungen wie etwa meditativem Landschaftsgenuss oder              k Zwerg am Berg
Leistungsansprüchen müsse man sich verabschieden: „Eine             Seit 2010 erzählt Ute Watzl in ihrem Outdoor-
Tour mit den Kids läuft bei uns eher unter der Kategorie Spa-       Blog „Zwerg am Berg“, wie es gemeinsam mit den
ziergang in der Natur.“ Kleine Kinder begeistern sich nun           Kindern in den Bergen läuft und worauf es an-
mal nicht für schöne Aussichten oder imposante Landschaf-           kommt, wenn man als Familie unterwegs ist. Seit
ten: „In Gruppen mit anderen Kindern steigt die Motivation          2015 bietet die ehrenamtliche Familiengruppen-
erheblich, wenn man die Sache spielerisch angeht.“ Das              leiterin bei der DAV-Sektion München auch regel-
heißt? Am Boden liegende Stöckchen sammeln, Steine in               mäßig Touren mit anderen Familien an. Auf der Suche nach Motivations-
den See werfen, Pilze suchen, Gaudi machen. „Man sollte             rezepten, wenn die Kids mal wieder am Berg schlappmachten, entstand
sich voll auf die Kinder einlassen und eigene Ambitionen in         ein Wanderpass, der im Freundes- und Bekanntenkreis und bei den Kindern
den Bergen hintanstellen.“ Tut man dies, indem man also al-         auf großes Interesse stieß. Aus dieser Idee entstand 2013 „Meine Berge“,
pine Landschaften mit den Augen eines Kindes betrachtet             das erste Tourenbuch für Kinder. – www.zwerg-am-berg.de

                                                                                                                                           alpinwelt 1/2016 17
BERG-PARTNERSCHAFTEN

             „Unterschiedliche Bergpartner bereichern mich“
                                                                                                 (eine Profi-Kletterin und Mutter)

             I
                 m Eisklettern dominierte sie die Weltspitze, sammelte Titel        gen. Wir konnten uns zwar aussprechen, gehen aber nur noch
                 und Medaillen. Doch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ver-          privat miteinander klettern. Ganz ohne Kamera. Ich bedaure
                 abschiedete sich Ines Papert 2006 aus dem Wettkampf- bzw.          das sehr. Wir werden gemeinsam keine Projekte mehr angehen.
             Einzelsport. Heute zieht es die 41-jährige Profialpinistin auf Ex-     Erschwerend kam noch hinzu, dass ich Lisi bei ihrer freien Be-
             peditionen in entlegene Winkel der Erde. Mit unterschiedlichen         gehung der Route nicht mehr unterstützen konnte, weil genau
             Partnern. Seit einem Jahr bildet die alleinerziehende Mutter           da der Sommerurlaub mit meinem Sohn geplant war.
             sogar regelmäßig eine Seilschaft mit ihrem 15-jährigen Sohn
             Manu. Ein Gespräch über Symbiosen am Berg, getrennte Wege,            Womit wir bei einem wichtigen Thema wären. Du bist als Mut-
             Alpinisten-Ehepaare und den großen Unterschied zwischen               ter eines 15-jährigen Sohnes zeitlich nicht sonderlich flexibel.
             Mann und Frau, wenn sie Eltern werden.                                  Mein Sohn geht immer vor. Die Leute, mit denen ich unterwegs
                                                                                     bin, bringen großes Verständnis für die Situation auf. Richtig
             alpinwelt: Nach welchen Kriterien wählt Profibergsteigerin              lange Expeditionen scheiden bei mir aus. Zu Hause in Bayerisch
             Ines Papert ihre Bergpartner aus?                                       Gmain wissen meine Kletterpartner, dass ich ab 7.30 bis etwa
               Ines Papert: In erster Linie muss die menschliche Basis stimmen.      14 Uhr Zeit für Unternehmungen habe. Wenn Manu aus der
               Ich habe viele Freunde auf der ganzen Welt, mit denen ich gern        Schule kommt, will ich in der Regel zu Hause sein. Kurzum:
               aufbreche. Zudem muss ich mich natürlich je nach Zielsetzung          Alles lässt sich planen. Außer, wenn Manu unverhofft krank
               fragen, welcher Partner überhaupt in Frage kommt. Jemand mit          wird.
               viel Erfahrung im Fels bzw. Eis oder ein starker Allrounder für
               eine Himalaya-Expedition?                                           Haben bergsteigende, kletternde Männer Probleme damit, dass
                                                                                   du im Licht der Öffentlichkeit stehst?
             Kommt es vor, dass du mit Partnern erfolgreich Projekte meis-          (Lacht) Ausgesprochen hat das jedenfalls noch keiner. Ich kann
             terst und sich danach aber die Wege trennen? Wenn ja, wa-              dazu nicht viel sagen, außer, dass ich in Thomas Senf einen ide-
             rum?                                                                   alen Partner für große Unternehmungen gefunden habe. Senfi
               Leider ja. Mit der Osttirolerin Lisi Steurer verbindet mich seit     ist ein starker Bergsteiger, der als Fotograf sein Geld verdient.
               vielen Jahren eine enge Freundschaft. Wir leben gewisserma-          Wir bilden ein starkes Team.
               ßen beide von den Bergen: Lisi als Bergführerin, ich als Kletter-
               profi. Zusammen konnten wir viele tolle Projekte erfolgreich        Die perfekte Zweckgemeinschaft?
               abschließen. Im Sommer 2014 begleitete uns ein Kamerateam            Das klingt mir zu sehr nach Business, nach win-win, was unse-
               von „Terra X“ bei unserem Versuch, die Route „Ohne Rauch             rer Verbindung nicht gerecht wird. Wir sind nämlich richtig gut
               stirbst du auch“ in der Nordwand der Großen Zinne frei zu be-        befreundet und bilden eine Art Symbiose am Berg.
               gehen. Ziel der Dreharbeiten: ein Porträt über mich. Um’s kurz
               zu machen: Lisi kam in der Reportage kaum vor und spielte eine      Muss ein Mann, der mit Ines Papert zusammenlebt, eigentlich
               Nebenrolle, was mein Fehler war. Ich hätte vorab die Team-          ein Bergsteiger sein oder hat er im Idealfall mit dieser Welt
               begehung deutlicher kommunizieren müssen.                           nichts zu tun?
                                                                                     Der schlimmste aller Fälle: Wenn er Klettereinsteiger wäre. Da
             Lisi war folglich sauer?                                                müsste ich zurück auf ein Niveau, auf das ich wirklich wenig
              Diese Geschichte hat unserer Freundschaft einen Knick ver-             Lust habe. (Lacht) Wobei: Wenn’s ein ganz Toller wäre ...
              passt. In klärenden Gesprächen danach äußerte Lisi deutlich,
              dass sie die leisen Athleten schätzt, jene also, die ihre Erfolge    Du warst mit dem Schweizer Alpinisten Stephan Siegrist liiert.
              nicht an die große Glocke hängen, und signalisierte damit ein-       Zwei Profibergsteiger als Paar. Kann das gutgehen?
              deutig, dass ihr mein Verhalten missfällt. Sie hält nicht viel von    Durchaus. Wir sind ja nicht an Neid gescheitert, sondern eher
              Vermarktung, kritisiert das sogar.                                    daran, dass wir häufig getrennt unterwegs waren, zu wenig Zeit
                                                                                    füreinander hatten.
             Prallen da zwei Welten aufeinander, die sich nicht vereinbaren
             lassen?                                                               Man könnte aber auch ein eingespieltes Duo bilden.
               Als Profi bin ich dazu verpflichtet, mich zu vermarkten, also        Wie Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits oder Alix von
               Berichte und Bilder von meinen Unternehmungen mitzubrin-             Melle und Luis Stitzinger? Ich bewundere beide Teams, aber für

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BERG-PARTNERSCHAFTEN
Foto: visualimpact.ch/Thomas Senf

                                                                                                                                                    Thomas Senf
                                                                                                                                                    und Ines Papert
                                                                                                                                                    auf Expedition

                                    mich ist das nichts. Ich bin gerne mit wechselnden Partnern    klettern. Mittlerweile kann er mich auch sichern, lange war er
                                    unterwegs. Jede Kombination hat ihren ganz besonderen          dafür ja zu leicht. Ein Tag mit ihm am Felsen – etwas Schöne-
                                    Reiz. Ich nehme da sehr viel mit und empfinde es als berei-    res gibt es nicht!
                                    chernd, mit unterschiedlichen Menschen in die Berge zu ge-
                                    hen.                                                          Was machst du, wenn dein Partner am Berg – aus welchen
                                                                                                  Gründen auch immer – umkehren will, du dich aber stark ge-
                   Kennst du in deinem Freundeskreis Frauen, die nach der Ge-                     nug für den Gipfel fühlst?
                   burt ihrer Kinder aufgehört haben, ambitioniert zu klettern?                    Das kommt auf die Situation an. Äußert jemand gesundheitli-
                    Ich kenne etliche Frauen, die sagen: Jetzt sind die Kinder                     che Probleme, braucht jemand Hilfe, geht das immer vor.
                    dran, ich muss mir nix mehr beweisen. Die allermeisten hören                   Sollte mein Bergpartner die Lage als riskant einschätzen, bin
                    tatsächlich nach der Geburt auf. Ich hatte Glück. Mich unter-                  ich offen für ein Gespräch. Ich bin doch froh, wenn jemand
                    stützen beide Omas. Ohne deren Hilfe wären längere Unter-                      seine Bedenken äußert, da ich selbst ja auch alles andere als
                    nehmungen schlicht nicht möglich.                                              eine Draufgängerin bin. Steht das Ziel vor der Haustür, kann
                                                                                                   ich ja in Kürze wiederkommen. Passiert dies auf Expedition –
                   Und die bergsteigenden Väter?                                                   du hast Training, Zeit, Geld und Logistik investiert – fällt das
                    (Lacht) Die hören natürlich nicht auf. Im Gegenteil: Die nut-                  Umkehren schwerer und ich neige dazu, meinen Optimismus
                    zen das Klettern oftmals als Flucht vor dem Alltag und wer-                    ins Spiel zu bringen.
                    den nach der Geburt der Kinder noch aktiver.
                                                                                                  Kann Ines Papert, die von Arc’teryx unterstützt wird, eigent-
                   Heute ist dein 15-jähriger Sohn ein begeisterter Kletterer.                    lich mit Athleten eines anderen „Stalls“ gemeinsam ein gro-
                   Unterstützt du ihn beim Training?                                              ßes Projekt angehen oder verbietet sich das?
                    Ich gebe zu, insgeheim immer gehofft zu haben, dass sich                        Natürlich träumen Sponsoren von Kombinationen aus Team-
                    Manu auch einmal fürs Klettern begeistern würde. Letzten                        athleten, aber ich gehe andere Wege. Es muss in erster Linie
                    Sommer hat er im Spanien-Urlaub erstmals so richtig Blut ge-                    menschlich passen, wenn ich mit jemandem ein großes Pro-
                    leckt und auch schnell Ehrgeiz entwickelt. Ich zwinge meinen                    jekt in Angriff nehme. In Kürze brechen die Adidas-Athletin
                    Sohn natürlich nicht zum Training, unterstütze ihn aber. Ein                    Mayan Smith-Gobat und ich nach Patagonien auf. Mag sein,
                    bisschen Puschen ist okay, aber Druck würde ich niemals aus-                    dass beide Sponsoren kurz schlucken mussten, aber wenn
                    üben. Manu trainiert im Sportkletterkader regelmäßig mit                        das Vorhaben gelingt, kommen beide Seiten medial auf ihre
                    Gleichaltrigen. Und natürlich gehen wir auch oft gemeinsam                      Kosten.

                                                                                                                                                                      alpinwelt 1/2016 19
BERG-PARTNERSCHAFTEN

             „Ich stehe im Schatten des Everest“                                              (eine Frau, die zu Hause bleibt)

             „Ich bin noch immer stolz“ – gemeinsam auf dem Großglockner

             A
                     ndreas Friedrich stieg schon auf hohe Berge, als er Hel-   den Geburtstag geschenkt – war auch für Helga ein ganz be-
                     ga noch gar nicht kannte. Mittlerweile sind die beiden     sonderer Moment: „Ich bin noch immer stolz auf diesen Gip-
                     ein Paar und teilen die Liebe zu den Bergen. Auf unter-    fel.“ Im März 2016 bricht Andreas wieder auf. Dieses Mal steht
             schiedlichen Niveaus. Im wahrsten Wortsinn: Andreas gibt           der Everest auf dem Programm. Seit Monaten trainiert er täg-
             nämlich zu: „Die Zahl Acht übt eine gewisse Faszination auf        lich. An den Wochenenden läuft er Berge hoch und runter.
             mich aus. Ganz einfach, weil es keinen Berg mit einer Neun da-     Manchmal steht er zweimal hintereinander auf dem Gipfel.
             vor gibt.“ Und so steigt der DHL-Pilot alle paar Jahre als Teil    Hart gearbeitet hat er natürlich auch, um die enormen Kosten
             einer kommerziellen Expedition auf einen Achttausender. Hel-       zu deckeln, um Sponsoren für die Expedition zu gewinnen.
             ga wiederum will sich in den Bergen nichts beweisen. Um Leis-      Freie Tage mit gemeinsamen Unternehmungen sind weniger
             tung, Höhenmeter oder das Bewältigen von alpinen Schwierig-        geworden. „Der Everest raubt mir meinen Partner, schon bevor
             keiten geht es ihr nicht. Vielmehr um Naturgenuss, die             er wochenlang auf Expedition ist.“ Sie bewundert und benei-
             Landschaft, die sie als Kraftquelle versteht, und das Aktivsein    det Andreas für sein klares Ziel und das fokussierte Vorgehen.
             draußen. „Eine leichte Wanderung macht mich auch glück-            Verständnis hat sie also allemal. Gelegentlich aber dominiert
             lich.“ Dennoch: Gemeinsam mit ihm auf dem Großglockner             auch Frust: „Unser Jahr 2016 wird vom höchsten Berg der Welt
             gestanden zu haben – er hat ihr den Bergführer zu einem run-       geprägt. Ich stehe im Schatten des Everest.“ Gemeinsamen

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Fotos: Archiv Andreas Friedrich

                                              Höhenbergsteiger sind oft ohne ihren Partner auf Expedition

Urlaub gibt es keinen. Verreisen wird sie wohl allein. Von den Sorgen, die sie
sich zu Hause macht, wenn es final losgeht, ganz zu schweigen: „Meine
Hoffnung ist, dass er nach dem Everest damit aufhört, denn höher kann er
nimmer steigen.“

  k Eine Schule für Kagate
  Mit seiner Initiative MountainProjects e. V. sammelt Andreas Friedrich seit zwei Jahren Spendengel-
  der für Kagate, ein Dorf in der Provinz Ramechap, wo dringend eine Schule für alle Kinder des Dorfes
  gebaut werden muss. Unter www.mountainprojects.de kann man das gemeinnützige Projekt unter-
  stützen. Darüber hinaus erfährt man auf der Webseite, wie es zu diesem Engagement kam, und
  kann in einem geplanten Everest-Blog Initiator Friedrich ab Ende März 2016 virtuell auf den Gipfel
  begleiten.
BERG-PARTNERSCHAFTEN

              „Wir sind auch getrennt erfolgreich“ (ein Profi-Bergsteiger und Bruder)

              T
                      homas und Alexander Huber sind eine
                      der bekanntesten und erfolgreichsten
                      Seilschaften weltweit, was zur Folge
              hat, dass sich das sympathisch-verwegene
              Alpin-Duett unter dem Namen „Huberbuam“
              längst zu einer Marke entwickelt hat. Trotz der
              vielen Erfolge, die die Brüder als Seilschaft ge-
              meinsam feiern konnten, gibt es immer wieder
              Phasen, in denen sie vorübergehend getrennte
              Wege gehen und mit anderen Bergpartnern
              Projekte realisieren. „Wir unterscheiden uns in
              vielerlei Hinsicht“, sagt Thomas Huber, der
              ältere von beiden. „Alexander begegnet den
              Bergen eher sachlich, akribisch planend, ana-
              lysierend, beinahe wissenschaftlich, während
              ich mich den Bergen intuitiver nähere und
              mich auch mal von meinem Gefühl leiten las-             Ebenfalls ein gutes Team – am Berg wie auch unterwegs zu Vortragsterminen: Thomas Huber und sein Vater
              se.“ Von unterschiedlichen Vorlieben und
              Stärken ganz zu schweigen: „Ich bin in der
              Höhe richtig gut, sehr ausdauernd und zäh. Alexander klettert          ter angehen, Entscheidungen an, wird bei Hubers demokra-
              beispielsweise gern im Yosemite Valley, während es mich                tisch abgestimmt: „Diskussionen bringen bei uns nix.“ Als
              durchaus auch in die Kälte zieht.“ Stehen auf gemeinsamen              Thomas Huber gemeinsam mit einem Zufallspartner im Jahr
              Expeditionen, die sie meist als Trio mit einem weiteren Beglei-        2000 die erste Begehung des direkten Nordpfeilers am 6543
                                                                                                               Meter hohen Shivling gelang, wurden er
                                                                                                               und sein Begleiter für diese Leistung mit
                                                                                                               dem „Piolet d’Or“, dem goldenen Pickel,
                                                                                                               ausgezeichnet. Für Alexander, der just je-
                                                                                                               ne Expedition krankheitsbedingt abbre-
                                                                                                               chen musste, war das sicher schwierig.
                                                                                                               Spontan war der Schweizer Iwan Wolf an
                                                                                                               seiner Stelle eingesprungen. „Ob das Ale-
                                                                                                               xander gewurmt hat, kann nur er beant-
                                                                                                               worten. Aber Neid oder gar Missgunst un-
                                                                                                               ter Brüdern ist uns fremd.“ Außerdem, so
                                                                                                               Thomas, habe Alexander viele große Er-
                                                                                                               folge, darunter auch aufsehenerregende
                                                                                                               Free Solos – zwangsläufig – alleine reali-
                                                                                                               siert. „Richtig scheiße ist nur eine Situa-
                                                                                                               tion.“ Nämlich welche? „Alexander ist im
                                                                                                               Gegensatz zu mir von großen Verletzun-
                                                                                                               gen verschont geblieben. Dann hängst im
                                                                                                               Krankenhaus, dein Bruder ist derweil er-
                                                                                                              Fotos: Archiv Thomas Huber

                                                                                                               folgreich, und du musst mal wieder bei
                                                                                                               null anfangen.“

                                                                                                                                           Gemeinsam und getrennt erfolgreich: die „Huberbuam“

22 alpinwelt 1/2016
SKITOUR
                                                                   ENKLASSIKER

                                                                   K2 WayBack
                                                                   K2 TalkBack Damen 13/14
                                                                   * UVP € 499,95                           € 220,-
                                                                   mit DYNAFIT
                                                                   TLT Speed Turn
„Papa – mein erster
                                                                   * UVP € 250,-                      + € 199,-
und ältester Bergspezi“                                            mit KOHLA
                                                                   Peak Mohairmix Fell
(die Autorin)                                                      * UVP € 139,90                     + € 99,-

D
         ie ersten Bergpartnerschaften ergeben sich in
         der Regel zwischen Eltern und Kindern. So ge-
         sehen war mein Vater mein erster Bergspezi, der
mich im Alter von 7 Jahren, nachdem ich mich beim
Wandern passabel anstellte, zur ersten großen Bergtour
daheim in den Leoganger Steinbergen motivierte. Ent-
gegen allen Bedenken und der Aufregung im Vorfeld
verlief der lang ersehnte Tag schließlich erstaunlich
komplikationsfrei. Nach einem dreistündigen Aufstieg
erreichte ich in Begleitung meines Vaters und meiner
Schwester die Passauer Hütte. Zum ersten Mal in mei-
nem jungen Leben stieg ich aus eigener Kraft in eine Hö-
he von über 2000 Metern. Rückblickend betrachtet war
dieser Tag mehr als meine erste stramme Bergtour. Es
war eine Art Initiationserlebnis. Ich war in die abenteu-
erliche Gebirgswelt vorgedrungen, der Erwachsenen-
welt ein Stück näher gekommen. Mit den Jahren wurden
die Berge höher, die Touren spektakulärer, die Routen
                                                                   BERG - UND SKITOUREN -
schwieriger. Mein Aktionsradius erweiterte sich mit stei-
gender Leistungsfähigkeit und neuen Bergpartnern                   AUSRÜSTUNG
                                                                   der Extraklasse – und das seit mehr als 115 Jahren!
enorm, während Papas Power zeitgleich mit den Jahren               Persönlich in einer unserer Skitourenabteilungen oder
schwand. Wenn wir heute gemeinsam ins Gebirge wol-                 online unter:
len, benutzen wir die Bergbahn für den Aufstieg. Eine
gemeinsame Brotzeit auf der Hütte ist nach wie vor ein             www.sport-conrad.com
Highlight für uns beide. Mein Vater ist 87 Jahre alt.7             Europas Skitouren Onlineshop!

                                  Tourentipps: ab Seite 36                                                                        conrad GmbH //
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Als freie Journalistin schreibt Johanna Stöckl (50) für diverse    82418 Murnau Obermarkt 18 // 82407 Wielenbach Blumenstraße 35 //
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In ihrer Freizeit zieht es die gebürtige Österreicherin zu allen
Jahreszeiten regelmäßig in die Berge. Johanna lebt in Mün-
chen. Sie liebt die Natur, gute Bücher und spannende Sportre-
portagen.
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