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alpinwelt www.alpinwelt.de 1/2016 Das Bergmagazin für München und Oberland Alpencross Karakorum Tourentipps Berg- Partnerschaften
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EDITORIAL Mehr Aussicht geht nicht! MEIN PARTNER IN DEN BERGEN Wer erinnert sich noch? „Mein Partner in den Bergen“ lautete noch um die Jahrtausendwende das Motto des Deutschen Alpenvereins und war sogar Bestandteil des DAV-Logos. Und das prangte frontal auf meinem „Bergsteigerschutzhelm“ (siehe Foto). Das Motto wurde Foto: Joachim Burghardt 2004 durch „Zukunft schützen“ abgelöst, was sich aber nicht recht durchsetzen konnte, und so stehen das (modernisierte) Edelweiß und die drei breiten Buchstaben inzwischen für sich. Aber das ist eine andere Geschichte. Auf die Rückseite meines vor 20 Jahren abgesehen von der Farbe noch ziemlich militä- 144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm risch ausschauenden Kopfschutzes war ein aus Tape zusammengesetzter Eigentums- € [A] 20,60 nachweis geklebt. Als überzeugter Neu-Bayer hatte ich dafür eine Kombination aus sFr. 26,90 € 19,99 Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München Weiß-Blau gewählt. So hielten wir das mit allen unseren Ausrüstungsgegenständen – ISBN 978-3-7654-6812-4 von den Schuhen und Steigeisen über den Gurt und den Pickel bis zu den Karabinern und Schlingen. So konnte es unter den „Bergpartnern“ im Ausbildungskurs, auf Gemeinschaftstour oder beim Hüttenwochenende mit Freunden nicht zu Verwechslun- gen kommen. Auch als eBook erhältlich Nein, keine Sorge: Mit diesem Helm bin ich nicht mehr im Gebirge oder beim Sport- klettern unterwegs, da wäre er mir im Ernstfall kein guter Partner mehr. Aber als Erinnerung habe ich ihn aufgehoben, und nun dient er als nostalgischer Wandschmuck in der Redaktion. Wem geht es auch so wie mir? Beim Stichwort „Bergpartner“, dem Schwerpunktthema dieser Ausgabe, denke ich automatisch zurück. An Menschen, die bei irgendeiner Unter- nehmung mal meine Bergpartner waren. Manche habe ich inzwischen aus den Augen verloren. Im Gedächtnis aber sind sie geblieben. Einem Bergpartner ist man nicht 144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm irgendwann mal beiläufig begegnet, mit ihm oder ihr verbinden einen dauerhaft beson- € [A] 20,60 dere Berg-Momente. sFr. 26,90 € 19,99 ISBN 978-3-7654-5568-1 Ich wünsche Euch/Ihnen viele eindrückliche Bergpartner-Erlebnisse! Frank Martin Siefarth, Chefredakteur redaktion@alpinwelt.de Impressum Redaktion: Anzeigenmarketing: Joachim Burghardt -jb, Franziska Kučera -fk, MediaAgentur Doris Tegethoff alpinwelt Werkstudenten: Kevin Galow -kg, Anna Würfl Anzeigenleitung: Doris Tegethoff (verantwortlich) Das Bergmagazin für München und Oberland -aw, Sektionsgeschehen München: Patricia Am Kirchenhölzl 14, 82166 Gräfelfing Mitgliederzeitschrift der Sektionen München Ebenberger, Sektionsgeschehen Oberland: Tel. 089/74 68 99 06, Fax 089/72 95 97 78 und Oberland Tanja Heidtmann info@agentur-tegethoff.de www.alpinwelt.de Jugendredaktion: Anzeigenpreisliste Nr. 17 (ab 01.01.2016) Inhaber und Herausgeber: Berthold Fischer, Sabrina Keller Konzeption, Gestaltung, Produktion: Sektion München des Deutschen Alpenvereins e.V. Agentur Brauer GmbH, München Redaktionsbeirat: Bayerstraße 21, 80335 München Peter Dill, Harry Dobner, Berthold Fischer, Dr. Ines Kartografie: Tel. 089/55 17 00-0, Fax 089/55 17 00-99 Gnettner, Sabrina Keller, Herbert Konnerth, Andi Rolle Kartografie, Holzkirchen 144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm service@alpenverein-muenchen.de Mohr, Reinolf Reisinger € [A] 20,60 Litho: und Sektion Oberland des Deutschen Alpenvereins e.V. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Teipel & Partner, München sFr. 26,90 € 19,99 Tal 42, 80331 München Michael Beek, Dr. Gotlind Blechschmidt, Peter Druck und Verarbeitung: ISBN 978-3-7654-5454-7 Tel. 089/29 07 09-0, Fax 089/29 07 09-515 Dill, Dr. Ines Gnettner, Stefan Herbke, Ina Koch, Mayr Miesbach GmbH, Miesbach service@dav-oberland.de Herbert Konnerth, Michael Lentrodt, Dominik Auflage: 102.000 www.DAVplus.de Moll, Philipp Munkler, Manuel Nadler, Max Roth, Johanna Stöckl, Raimund Weinig Erscheinungsweise: www.bruckmann.de Chefredakteur (verantwortlich): Viermal jährlich plus 1 Veranstaltungsprogramm- Frank Martin Siefarth -fms Die Beiträge geben die Meinung der Verfasser, oder gleich bestellen unter Sondernummer pro Jahr. Redaktionsbüro DiE WORTSTATT nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nach- Die Bezugsgebühr ist für Mitglieder der Sektionen Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.) Herzogstraße 88, 80796 München druck nur mit Genehmigung der Sektionen Mün- chen und Oberland gestattet. Für Richtigkeit und München und Oberland im Mitgliedsbeitrag Tel. 089/45 24 97 35, Fax 089/45 24 97 34 enthalten. redaktion@alpinwelt.de Vollständigkeit aller Angaben wird keine Gewähr übernommen. Heft 2/2016 erscheint am 23.05.2016 Die Welt neu entdecken Redaktionsschluss: 24.03.2015
INHALT THEMA: BERG-PARTNERSCHAFTEN Titelbild: Auf der Pfeiser Spitze/Karwendel Foto: Wolfgang Ehn BITTE BEACHTEN ! Am 6. und am 27.05.2016 (Brückentage Christi Himmelfahrt und Fronleichnam) ist die Servicestelle am Hauptbahnhof nicht geöffnet, die Servicestellen am Isartor und am Marienplatz sind an diesen Tagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet, die Servicestelle in Gilching von 14 bis 19:30 Uhr. Foto: fotolia Alpenvereins-Servicestellen der Sektionen München & Oberland Servicestelle am Hauptbahnhof (Sektion München) (U-/S-Bahn, Tram, Bus Hauptbahnhof) Seite 8 Gemeinsam bergauf Bayerstraße 21, 5. OG, Aufgang A, 80335 München Tel. 089/55 17 00-0, Fax 089/55 17 00-99 Menschen, die zusammen am Berg unterwegs sind, service@alpenverein-muenchen.de müssen nicht unbedingt enge Freunde sein. Dennoch Öffnungszeiten spielen Faktoren wie Vertrauen und Verbundenheit Mo, Fr 8–19 Uhr Di–Do 10–19 Uhr eine elementare Rolle – ob man nun mit seinem Lebenspartner auf Tour geht oder mit einem Berg- Servicestelle am Isartor im Globetrotter (Sektion Oberland) führer, den man danach nie wieder sieht. (S-Bahn Isartor im UG, U-Bahn Marienplatz, Tram, Bus, Tiefgarage im Haus) Isartorplatz 8–10, 80331 München Tel. 089/29 07 09-0, Fax 089/29 07 09-515 auch service@dav-oberland.de Samstag Widerstände überwinden Öffnungszeiten geöffnet Seite 16 Mo 8–20 Uhr Gemeinsam am Berg oder sogar durchs Leben: Di–Do 10–20 Uhr Wenn sich Bergsteiger zusammentun, entstehen Fr 8–20 Uhr nicht immer nur Partnerschaft, Zweisamkeit und Sa 10–20 Uhr Mo + Fr vor 10 Uhr Nebeneingang Frauenstraße Harmonie. Oft heißt es auch mit Differenzen klar- zukommen: z. B. bei unterschiedlichen Interessen Servicestelle am Marienplatz im Sporthaus Schuster (Sektion München) oder wenn einer der beiden zu Hause bleiben muss. (U-/S-Bahn, Bus Marienplatz, Tiefgarage) auch Rosenstraße 1–5, 5. OG, 80331 München, Samstag Tel. 089/55 17 00-500, Fax 089/55 17 00-599 geöffnet servicemarienplatz@alpenverein-muenchen.de Öffnungszeiten Geben und Nehmen Mo–Sa 10–20 Uhr Berg-Partnerschaften zeichnen sich nicht nur durch Servicestelle Gilching (Sektion München) Gemeinsames oder Unterschiedliches, Verbindendes im DAV Kletter- und Boulderzentrum Gilching oder Trennendes aus. Unabhängig von Leistungs- (S 8, Station Gilching-Argelsried) niveau, Alter oder Erfahrung kommt es oft auf das Frühlingstraße 18, 82205 Gilching auch Tel. 089/55 17 00-680, Fax 089/55 17 00-689 Sonntag gegenseitige Sich-Unterstützen, das Zusammen- geöffnet service@alpenverein365.de spiel vor, während und nach der Tour an. Mo–Fr 14–19:30 Uhr Seite 24 Samstag/Sonntag/Feiertag 9–18 Uhr (Kletterbetrieb bis 23 Uhr) DAVplus.de 4 alpinwelt 1/2016
Kinder & Jugend Impressum ............................................... 3 Seite 46 THEMA: Berg-Partnerschaften ............ 6 Natur & Umwelt ..................................... 32 Rätsel ..................................................... 34 Tourentipps ............................................ 36 Kinder & Jugend.......................................46 Bergwärts unterwegs........................ 52, 56 Medien.................................................... 60 Forum...................................................... 62 ● Die Jugend Z im Stubaital Finanzbericht Sektion Oberland...............64 ● Die JUMA Oberland sucht Nachwuchs München & Oberland ............................. 70 ● Zwei unterschiedliche Novembertouren Produkte & Markt.................................... 78 ● Finale, ohhhooo! Unsere Partner ........................................80 Kleinanzeigen ......................................... 82 ● DAV-Nachwuchscamp Winterbergsteigen Der Alpenverein im Isartal? alpinwelt-Tourentipps Seite 32 Seite 36 Münchner Alpenvereinsmitglieder sind nicht Diesmal empfehlen wir Touren, auf denen nur in den Bergen, sondern auch im Isartal unsere Autoren oder wir Redaktionsmitglieder unterwegs, z. B. als Mountainbiker. Wie kön- Berg-Partnerschaft erlebt haben: zum Beispiel nen ihre Freizeitmöglichkeiten erhalten, aber mit der Partnerin, dem Vater, dem Sohn, der zugleich die Natur geschützt werden? Jugendgruppe oder mit einem Bergführer. Abenteuer Alpencross mal anders Karakorum Seite 52 Seite 56 Wenn Mountainbiker eine Alpenüberquerung Der Karakorum ist zwar mit Bergen wie dem K2 vorhaben, wird die Tour oft detailliert mit jedem Bergsteiger ein Begriff, dennoch gibt es Internet, GPS, Karten und Büchern geplant. dort auch heute noch unbestiegene, ja sogar Doch es geht auch anders: unbekümmert und namenlose Gipfel und einsame Täler, die zu spontan vom Chiemgau nach Slowenien! einer „Expedition ins Unbekannte“ einladen.
Foto: ARochau – fotolia.com Gemeinsam geschafft: Bergpartner gratulieren sich zu ihrem Gipfelerfolg Vererbte Leidenschaft: Vater und Tochter als Bergpartner Foto: Edu Koch Die Verbundenheit durch das Seil fordert und fördert Vertrauen gleichzeitig 8 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN Gemeinsam bergauf Menschen, die zusammen am Berg unterwegs sind, müssen nicht unbedingt enge Freunde sein oder werden. Dennoch sind – wie auch bei anderen Arten von Partnerschaften – Nähe, Vertrauen und Verbundenheit elementar für das gemeinsame Berg(er)leben. Foto: Franziska Kučera Foto: Wolfram Hetzenauer Foto: Franziska Kučera Brüder auf Tour: Das Gefühl der gegenseitigen Verlässlichkeit ist schon familiär gegeben Geteilte Freude ist doppelte Freude alpinwelt 1/2016 9
BERG-PARTNERSCHAFTEN Text: Franziska Kučera „Gemeinsam macht’s mehr Spaß“ – eine oft von neben intensiver Naturbegegnung und alpinen Herausforderun- Bergsteigern* benutzte Floskel, die auf Tourenpart- gen auch die gemeinsame Zeit. Das Gefühl, einander vertrauen nersuche sind. Denn auch das Gros der Bergsteiger zu können, zusammenzugehören und sich absolut aufeinander sehnt sich nach Geselligkeit – und das nicht erst verlassen zu können, sollte allein durch die familiären Bande ge- abends in der gemütlichen Hüttenstube. Doch wie in geben sein und nicht erst durch gemeinsame Bergtouren aufge- anderen Lebenslagen ist es auch am Berg meist ein län- baut werden müssen. Nicht von ungefähr bilden sich gerade un- gerer Weg, bis der richtige Partner gefunden ist: Geteilte Freude ter Brüdern und Schwestern oft erfolgreiche Seilschaften, wie an der Bewegung in der Natur und eine ausgeprägte Faszination beispielsweise nicht nur aktuell Martin und Florian Riegler sowie für die Bergwelt sind zwar essenzielle Voraussetzungen, führen die Anthamatten-Brüder, sondern auch schon die Zsigmondy- aber nicht unweigerlich zu einer soliden Gemeinschaft am Berg – Brüder, Johann und Michael Innerkofler oder die Von-Eötvös- insbesondere für anspruchsvolle Touren. oder Pigeon-Schwestern. Doch wenn sich weder in der Familie Manche haben das Glück und wachsen schon in einer Bergstei- noch im Freundeskreis geeignete Bergnarren finden, was dann? gerfamilie oder mit anderen wegweisenden Bergfexen um sich Das Internet zum Beispiel macht’s möglich. Oder zumindest den herum auf. Von Kindesbeinen an lernen Tochter und Sohn dann Versuch dazu. Zahlreiche Berg- und Tourenportale bieten Foren vom Vater oder von der Mutter, später werden Kinder und Eltern an, auf denen Partnergesuche inseriert werden können. Das vielleicht zu ebenbürtigen Berg- und Seilpartnern und genießen „Schwarze Brett“ der Alpenvereinssektionen München & Ober- land wird zum Beispiel tagtäglich von den unterschiedlichsten Altersgruppen und Bergsportlern genutzt. Gesucht werden rei- ne Kletterpartner, spontane, zweckmäßige oder auch dauerhaf- hintergrund Gemeinsam durchs Leben, te Bergpartner und -freunde. Die Erfolgsquote fällt ganz unter- gemeinsam extrem am Berg schiedlich aus: Aus dem einen „Tourenpartner-Blind-Date“ Extrembergsteiger sind oft als kühne Alleingänger unterwegs, dann tun wird ein guter Bergpartner, manchmal sogar ein enger Freund, sie sich wieder mit anderen „wilden Hunden“ zusammen, um am Ende mit dem anderen zerschlägt sich die Sache ganz schnell wieder. der Welt ein schwieriges Projekt zu realisieren; bestenfalls telefonieren Neben Sympathie, stimmiger Chemie oder ähnlichem Leis- sie aus dem Hochlager mit der daheimgebliebenen Frau ... Nicht immer entspricht dieses Klischee der Wirklichkeit. Denn viele Alpinisten (und Alpinistinnen!) der schärferen Art teilen ihre Leidenschaft mit ihren Internetforen sind ein beliebtes Medium Lebenspartnern und gehen mit ihnen gemeinsam auf Tour. Bekannt geworden sind vor allem die „Achttausenderpaare“ Gerlinde Kalten- zur Suche von (Berg-)Partnern brunner und Ralf Dujmovits sowie Alix von Melle und Luis Stitzinger, doch auch das italienische Duo Nives Meroi und Romano tungsniveau spielt es vor allem eine große Rolle, ob der andere Benet feierte viele gemeinsame Erfolge an hohen Bergen. Bereits in sich als zuverlässig erweist. Denn mag es zwischenmenschlich früheren Jahrzehnten machten sich Sigi und Gabi Hupfauer sowie auch noch so gut passen: Wenn regelmäßige Absagen gegen- Gerhard und Hannelore Schmatz als Höhenbergsteiger einen Na- über ausgiebigen Kletterstunden überhandnehmen, klappt’s men, während in den Alpen Paula Wiesinger und Hans Steger (z. B. eben nicht mit der gemeinsamen Kletter- oder Bergkarriere. direkte Ostwand Rosengartenspitze, 1929) sowie Michel und Yvette Übrigens ist beim „Schwarzen Brett“ die mit am häufigsten ge- Vaucher (z. B. Matterhorn-Nordwand, 1965) Aufsehen erregten. Als nutzte Rubrik die mit der Bezeichnung „Bekanntschaften/Be- „extreme Ehepaare“ in jüngerer Vergangenheit fielen Robert und ziehungen über gemeinsame Touren hinaus“: Anfänglich gar Daniela Jasper (z. B. „Symphonie de liberté“ X-, Eiger-Nordwand, 1999), die Free-Solo- nicht vorgesehen, wurde diese aufgrund der großen Nachfrage Spezialisten Dean Potter und Steph Davis (z. B. Torre Egger 2005) und nicht zuletzt zusätzlich eingerichtet und inhaltlich von der reinen Touren- Ueli und Nicole Steck auf, die auf ihrer Hochzeitsreise 2009 durch die Route „Golden Gate“ (5.13b) am El Capitan kletterten. Aber auch ohne Trauschein teilen sich Spitzen- partnersuche getrennt. Das wiederum zeigt, wie weit die Berg- Sportkletterer gern nicht nur den Haushalt, sondern auch das Seil oder die Bouldermatte; leidenschaft gehen kann. So hoch hinaus nämlich, dass es etwa Heinz Mariacher und Luisa Jovane (z. B. „Moderne Zeiten“ VII+, Marmolada- für den einen oder anderen nicht mehr vorstellbar ist, einen Südwand, 1982), Nina Caprez und Cédric Lachat (z. B. „Orbayu“ 8c+/9a am Naranjo de Lebenspartner zu haben, der nicht oder nur sehr wenig in die Bulnes, 2014) und die als Wettkampf-Boulderer bekannt gewordenen Anna Stöhr und Berge geht und diese Leidenschaft nicht teilt. Kilian Fischhuber sowie Juliane Wurm und Jan Hojer. Bei allen spektakulären Erfol- Kein Wunder. Das Bergsteigen nimmt schließlich viel Zeit ein – gen ist nicht zu übersehen, dass die „extremen“ Partnerschaften ebenso von Freud und abhängig vom Ausmaß der Bergsucht durchaus die gesamte Leid des Zusammenlebens betroffen sind wie die „normalen“. Die Lebensläufe der oben verfügbare Freizeit – und erzeugt oft sehr intensive, spannende genannten Paare folgen ganz unterschiedlichen Linien, sie führen über Höhen und Tiefen wie risikoreiche Situationen. So richtig teilen lässt sich das Er- und umfassen Eheglück und Scheidungen, frühzeitige Todesfälle, mehrfache Elternschaft lebte aber nur mit demjenigen, der selbst dabei war. Überhaupt und Kinderlosigkeit, Gipfelumarmungen als Paar wie auch „einsame“ Podiumsplätze ist den Bergpartnern gemein, dass sie gegenseitig stark das Er- ohne den Partner. jb leben des anderen prägen. Und gerade diese besonderen Erfah- rungen und Eindrücke miteinander sind es auch, die Menschen 10 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN Foto: Franziska Kučera Der richtige Berg- partner ist nicht immer leicht zu finden nah zusammenbringen und -schweißen. Auch weil schlichtweg Dass Bergsteigen und Klettern auf eine ganz besondere Art und das eigene Leben in der Hand des anderen liegt, und das wollen Weise verbinden, zeigt auch ein kurzer Exkurs zur Paartherapie. viele nicht mit „irgendjemandem“ erleben. Potenzielle Bergpart- Dort wird diese Wirkungsweise genutzt, um Lebenspartner in der ner lernt man natürlich auch in der realen Welt bei Kursen, wäh- Krise im Rahmen von Kletterkursen einander wieder näherzu- rend organisierter Touren und in Gruppen der Sektionen, in der bringen – ausgehend von der Grundannahme, dass zwischen der Kletterhalle, im Freundes- und Bekanntenkreis, unterwegs am Situation am Berg und in Partnerschaften bzw. Ehen regelrechte Berg oder abends auf der Hütte kennen. „Per du“ ist man ja Parallelen bestehen: Zwei Menschen stehen vor einer Herausfor- schnell in der Bergsteiger-Community, und selten spielt der per- derung, die sie nur gemeinsam bewältigen können, indem sie sönliche Hintergrund bezogen auf Beruf, Besitz und Herkunft ei- sich Halt geben und lernen, Grenzen zu akzeptieren, aber auch ne so geringe Rolle wie am Berg. Vordergründig ist vorerst nur mal zu überschreiten; sich fallen, aber nicht hängen zu lassen – das gemeinsame Interesse am Bergsteigen. Da tut man sich beim Klettern wie im Alltagsleben. manchmal auch spontan zusammen, zum Beispiel für eine Gip- Nicht jede Berg-Partnerschaft muss sich aber zwangsweise zu ei- feltour, die man lieber nicht allein unternimmt. Oder „es funkt“, ner richtigen Freundschaft entwickeln: Man kann durchaus am und man zieht immer wieder zusammen los, weil man spürt, dass Berg hervorragend miteinander harmonieren und Spaß haben, es einfach miteinander passt. Dann stimmt nicht nur die Sympa- gemeinsame Ziele erreichen und in Grenzerfahrungen miteinan- thie, sondern man hat auch ähnliche Vorstellungen davon, was der wachsen, ohne auch außerhalb der Berge eine enge persönli- man überhaupt unternehmen will und auch kann – von der Er- che Beziehung zu führen. Und manchmal macht es das Miteinan- fahrung, dem jeweiligen Nervenkostüm und den körperlichen der am Berg auch einfacher, wenn tiefergehende Gefühle und Fähigkeiten her: gemütliche Wanderungen mit ausgiebiger Hüt- Geschlechterdynamiken außen vor bleiben können, und es för- teneinkehr, zünftige Bergtouren im II. Schwierigkeitsgrad, alpine dert die Verbesserung der eigenen psychischen wie physischen Kletterrouten oder anspruchsvolle Gletscher- und Eistouren. Leistung – ein Vorteil, den reine Frauen- oder Männerseilschaf- ten mit sich bringen können. Bergpartner prägen gegenseitig Eine gegenseitige Abhängigkeit besteht aber bei allen Arten von Bergpartnerschaften. Am deutlichsten zeigt sich das, wenn ein das Erleben des anderen Weiterkommen bzw. die ganze Tour ohne den anderen nicht (mehr) möglich ist oder wenn durch Veränderungen die Partner- Schließlich lernt man sich dann immer besser kennen, wächst zu- schaft nicht weiterbesteht und die unterstützende Hand auf ein- sammen und gleichzeitig gemeinsam heran für größere Ziele. Da- mal fehlt …7 bei weiß man irgendwann recht genau, wie der andere „tickt“. Tourentipps: ab Seite 36 Und kommt es zu einer brenzligen Situation, kann man sicher sein, dass der andere weiß, was er tut, und dass er einen nie im Franziska Kučera (33), alpinwelt-Redakteurin, kennt es Stich lässt. Oder dass er Verständnis aufbringt, wenn man sich aus eigener Erfahrung, in den verschiedensten Bergpart- mal nicht so eins ist oder der eine einen schwächeren Tag als der ner-Konstellationen unterwegs zu sein, und findet dabei andere hat. Das gilt auch für die Profis: „Es müssen nicht die bes- jede auf ihre Art wertvoll und erlebnisreich. ten Freunde sein, aber wir müssen uns verstehen. (…) Man sollte über alles reden können und die Meinung des anderen respektie- *Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird in dieser Ausgabe bei ren. Nur so kann man auch gemeinsam ans Limit gehen“, erklärt Personenbezeichnungen überwiegend die männliche Form verwendet, Peter Ortner in einem Interview über Freundschaft und Seilpart- es sind aber stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts ner auf bergwelten.com. gleichermaßen gemeint. alpinwelt 1/2016 11
BERG-PARTNERSCHAFTEN „Die Schwierigkeiten am Jubigrat haben uns total zusammen- geschweißt“ Christina und Axel führen seit zehn Jahren eine Partnerschaft – am Berg und im Leben. Einen Partner, der ihre Leidenschaft fürs Bergsteigen nicht voll und ganz teilt, könnten sie sich nicht Foto: Axel Stoffels mehr vorstellen. Da ist er ja schon wieder, der dunkle Wuschelkopf! ich mir gedacht, boa, das will ich auch irgendwann mal!“ Vorerst Zum vierten Mal an diesem Tag: erst morgens in aber steht noch eine andere Leidenschaft im Vordergrund: das der BOB und anschließend im Eng-Bergsteiger- Motorradfahren – immerhin auch das vorzugsweise in den Al- bus, am Abend auf der Fahrt zurück nach Mün- pen. Erst eine frühere Beziehung führt auch ihn nach München chen dann in umgekehrter Reihenfolge. Und jedes und damit dem Bergsteigen näher. Eines Tages marschiert er Mal auf dem Sitz nebenan. So einen Zufall kann es schließlich in die DAV-Servicestelle am Hauptbahnhof und er- doch gar nicht geben! „Das war schon witzig, da haben wir zum klärt den Mitarbeitern, er wolle gerne bergsteigen. Genauere Vor- ersten Mal gegrinst“. Auch heute – gut zehn Jahre später – freuen stellungen hat er nicht. Es folgen diverse Kurse und Touren und sich Christina und Axel auf ihrer großen Couch sitzend noch über eine Phase, in der er viel allein in die Berge geht: „Ich musste den Tag ihres Kennenlernens, nach dem sie erst Partner am Berg mich erst selbst als berggehenden Mensch finden und die Rich- und dann auch fürs Leben geworden sind. tung erkunden, in die ich wollte. Da war noch kein Platz für je- Christina (49) kommt eigentlich aus Darmstadt und zieht vor 25 mand anderen.“ Später fehlt es ihm dann doch irgendwann, seine Jahren wegen ihres Jobs als Textilbetriebswirtin nach München. Erlebnisse am Berg mit jemandem zu teilen, aber auch, sich nach Die Berge entdeckt sie aber erst später. „Mein Aha-Erlebnis hatte der Tour über das Erlebte austauschen zu können: Wie hat der ich während eines Urlaubs in Kärnten, bei dem mich ein Bekann- andere die Stelle empfunden? Haben sie die Schwierigkeiten gut ter zu einer Bergtour mitnahm“ Da sie in München anfangs nie- gemeistert? Richtig entschieden? Zurück am Bahnhof in München tauschen Christina und Axel Das Gefühl der Verantwortung Telefonnummern aus, gut einen Monat später gehen sie tatsäch- ist viel stärker lich zum ersten Mal gemeinsam auf Bergtour. Wieder ins Kar- wendel und gleich zwei Tage hintereinander. Konditionell sind manden kennt, der auch in die Berge geht, tut sie das eben erst sie auf der gleichen Höhe, und zu sagen haben sie sich auch sehr mal allein. Bis sich durch spontane Bekanntschaften auf Tour viel. „Man konnte alles total miteinander genießen“, Christinas auch beständige Bergpartner finden würden. Der richtige fürs Le- Augen leuchten bei der Erinnerung daran. Verliebt sei sie da aber ben ist nicht dabei. Die „Bergleidenschaft wurde aber dermaßen noch nicht gewesen. Der Wendepunkt kommt ein paar Wochen stark, dass ich mir einen Lebenspartner, der kein Bergsteiger ist, später, als die beiden bereits den Jubiläumsgrat angehen. „Das nicht mehr vorstellen konnte“. Auch bei dem gebürtigen Rhein- hat uns total zusammengeschweißt, da haben wir uns noch mal länder Axel (60) entsteht dieser Wunsch, allerdings erst später, ganz anders gesehen.“ Auch wenn sie vorher schon das Gefühl obwohl seine Begeisterung für Berge schon viel früher als bei hatten, als würden sie sich ewig kennen, schafft diese Tour mit Christina beginnt. Das Schlüsselerlebnis: Eine Bergtour als Kind ihren Schwierigkeiten ein tiefes Grundvertrauen zwischen den mit dem Vater auf die Goinger Halt im Wilden Kaiser. „Für mich beiden: für sie die wichtigste Voraussetzung für eine gute Part- waren das damals Bergriesen! Das hat mich gleich dermaßen be- nerschaft am Berg – um sich in jeder Situation aufeinander ver- eindruckt: die ganze Kulisse, die absteigenden Kletterer. Da hab lassen und sicher sein zu können, dass der eine den anderen nie 12 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN im Stich lassen würde und Verantwortung übernimmt. Von links nach rechts: Einen Unterschied zu anderen Konstellationen von Bergpartner- Gemeinsam ganz oben: auf dem höchsten Gipfel des Karnischen Hauptkamms, schaften sehen sie darin, dass durch ihre Liebe auch die Bezie- dem Monte Coglians (2780 m) hung am Berg intensiver und inniger, die Erlebnisse zusammen Meist essenzieller Teil der Tour: Brotzeit genießen und Gipfel bestimmen mit dem Lebenspartner zu erfahren noch mal eine Steigerung Geteilter Genuss pur am Kaindlgrat und das Gefühl der Verantwortung stärker sei: „Da achtet man Am Berg ist ein tiefes Grundvertrauen ineinander absolute Voraussetzung unweigerlich drauf, wenn man den anderen liebt, zusammen wieder gut runterzukommen. Man schaut für den anderen mit“. Christina gibt aber auch zu: „Axel ist der einzige, bei dem ich al- Tag dafür“, sagt Axel überzeugend. Und den anderen während les so richtig rauslassen kann, auch meine Angst oder wenn ich einer Tour allein zu lassen, sich zu trennen, sei für sie keine Op- einen schwachen Tag habe. Bei anderen reiß ich mich mehr zu- tion. Außer sie seien in einer Gruppe unterwegs und wüssten alle sammen … Wenn’s aber wirklich drauf ankommt, auch bei uns“, Beteiligten in Sicherheit. Diskutiert und analysiert wird dabei schiebt sie hinterher. Und Axel würde so manche Tour mit je- nicht nur auf Tour, sondern auch anschließend zu Hause. „Wir mand anderem gar nicht machen, denn nur bei Christina weiß er, sprechen sehr viel über solche Situationen, genauso wie über Wiederholungsfehler, und versuchen dabei immer zu lernen“. Sich während einer Tour zu trennen, Wenn die beiden das so erzählen, bemerkt man schnell, dass sie – trotz all der Gemeinsamkeiten – durchaus sehr unterschiedliche kommt nicht in Frage Charaktere sind: Axel ist mehr der ruhige, besonnene, der ge- dass er sich auf sie wirklich verlassen kann. Wichtig ist für ihn nussvoll, aber bedacht erzählt. Christina hingegen geht geradezu aber auch das bergsteigerische Können des anderen: „Damit ich in ihren Erinnerungen auf, wirkt deutlich aufgeregter, dafür aber weiß, im Notfall hat auch sie das technische Know-how, um uns auch spontaner und intuitiver. Das würde sich aber gar nicht aus der Situation herauszubringen.“ Bei Christina und Axel war widersprechen, im Gegenteil, eher gut ergänzen: bei der Planung das nicht von Anfang an der Fall, aber sie lernten voneinander im Voraus, aber auch auf Tour. Und das alles bedeutet nicht, dass und bei weiteren Kursen auch miteinander. die Ehepartner nicht ab und zu mal was getrennt voneinander Nicht ganz einig sind sie sich immer mal wieder bei der Beurtei- unternehmen, z. B. weil der eine krank ist, arbeiten muss oder lung von Gefahren. „Da haben wir schon haarsträubende Situa- keine Lust hat. „Das können wir uns dann aber auch gegenseitig tionen gehabt, wo wir die Lage völlig unterschiedlich einge- absolut gönnen!“ Denn das gehört eben auch zum Partnersein schätzt und uns auch richtig darüber gestritten haben.“ Am dazu: sich gemeinsam mit dem anderen zu freuen – auch wenn gleichen Strang ziehen sie letztendlich aber trotzdem, denn wenn man selbst nicht dabei war.7 einer sich massiv unsicher ist, kommt ein Weitergehen nicht in Text & Fotos: Franziska Kučera Frage: „Wenn einer von uns beiden ein richtig schlechtes Bauch- gefühl hat, dann gehen wir da nicht hin, dann ist heute nicht der Tourentipps: ab Seite 36 alpinwelt 1/2016 13
BERG-PARTNERSCHAFTEN „Durch das Seil fühle ich mich mit meinem Gast auch menschlich eng verbunden“ Patrik Gufler (52) ist seit 20 Jahren staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und überwie- gend in Tirol und Südtirol tätig. Er gibt Kurse und führt Touren, schwerpunktmäßig am Fels, in vergletschertem Gelände und auf Foto: Patrik Gufler hochalpinen Graten. alpinwelt: Was macht für dich eine gute Partner- das zu vermeiden, ist natürlich das Seil eine große Hilfe. Es be- schaft am Berg aus? kommt damit eine viel tiefere Bedeutung, und ich fühle mich Patrik Gufler: Das Wichtigste ist für mich das Ver- mit meinem Gast durch das Seil auch menschlich eng verbun- trauen gegenüber dem Partner und dass das Mensch- den. Um sagen zu können, ob und wie viel Vertrauen ich dem liche passt. Geduld und Toleranz, die Liebe zum Berg, Gast entgegenbringen kann, braucht es jedoch eine gewisse aber auch die sportliche Herausforderung und das ent- Zeit des Kennenlernens. sprechende Verhalten in einer extremen Situation sind für mich weitere zentrale Faktoren, damit eine Partnerschaft am Berg Gibt es bezüglich Partnerschaft und Gemeinschaft Unterschie- funktioniert und auch längerfristig Chancen auf Erfolg hat. Am de zwischen männlichen und weiblichen Gästen? Berg geht es um Leben und Überleben. Man bewegt sich ja im Heikle Frage! Frauen lassen sich im Allgemeinen leichter füh- Grenzbereich des Möglichen. Man vertraut dem Partner in vie- ren als Männer. Eine Frau ist viel offener dafür, über Ängste len Situationen sein Leben an – eine nicht gerade alltägliche Si- und Schwächen zu sprechen. Hat eine Frau Vertrauen zu dir als tuation, die einem vielleicht deswegen so nahegeht. Während Bergführer, kann sie sehr gut persönliche Grenzen überwinden und nach einer Tour erlebt man intensive Gefühle der Freude und über sich hinauswachsen. Männer sind insgesamt unkom- und des Glücks: Das gemeinsam mit seinem Partner zu erleben plizierter, aber ich beobachte immer wieder, dass Männer alles und zu teilen, empfinde ich als etwas sehr Besonderes. versuchen, Ängste und Schwächen so zu verbergen, dass es ja niemand bemerkt. In Bezug auf Gemeinschaft gibt es weniger Was davon lässt sich auch auf das Verhältnis Bergführer-Gast Unterschiede, da kommt es mehr auf den Typ Mensch an. übertragen? Eine gewisse Liebe zum Berg ist bedeutend. Genauso merkt ein Ist das Erreichen eines Ziels ein besonderer Moment, den Berg- Gast sehr schnell, ob du nur dein Programm abspulst, weil es führer und Gast gemeinsam erleben? halt dein Job ist, ihn da rauf- und runterzubringen, oder ob du Das Erreichen eines Zieles ist oft der intensivste Moment der auch mit viel Herz und Gefühl dabei bist. Auch gegenseitige ganzen Tour. Die Freude und die starken Glücksgefühle versu- Achtung und Anerkennung sind entscheidend sowie sich ge- che ich daher schon, gemeinsam mit dem einzelnen Gast oder meinsam über das Erreichte zu freuen. Am wichtigsten ist aber, mit der Gruppe zu teilen. Da bin ich dann auch sehr streng mit dass der Gast ein großes Vertrauen in dich hat. Er vertraut dir ihnen: Als allererstes kommt ein Lob an alle und ein „Berg Heil“ gewissermaßen sein Leben an, und das ist eine große Verant- als Zeichen, „gemeinsam“ haben wir den Berg bestiegen oder wortung. Die häufigste Gefahr ist, dass jemand abstürzt. Um das Ziel erreicht. Aber es gibt auch Situationen, in denen der 14 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN Gast diesen Moment nicht so richtig genießen kann. Zum Bei- kennt die Stärken und Schwächen, die Gespräche werden per- spiel, wenn er sehr müde ist, Angst vor dem Weiterweg oder sönlicher und die Touren schwerer und länger. So entwickeln dem Abstieg hat. Dann versuche ich, positiv auf den Gast ein- sich immer mehr ein Gefühl der Verbundenheit und richtige zuwirken. Insbesondere ein großes Lob hat dann eine gute Wir- Freundschaften. kung. Möchtest du als Bergführer überhaupt ein Freund für den Gast Entsteht auf Tour immer ein intensives Zusammengehörig- sein? keitsgefühl? Was nimmst du für dich von den gemeinsamen Für mich ist das ganz wichtig. Aber der Grat ist sehr schmal, auf Erlebnissen mit? dem der Gast dich als seinen Freund sieht und dennoch den nö- Nein, nicht immer. Es kommt zwar nicht so oft vor, aber wenn tigen Respekt gegenüber deiner Entscheidung bewahrt. Gerade es menschlich mit einem Teilnehmer nicht klappt, kann es neue Gäste versuchen am Anfang auszuloten, wie viel Einfluss schon passieren, dass man sich nach einer Woche in den Bergen sie auf ihren Führer nehmen können. Für mich ist der Berg (die nicht wirklich nähergekommen ist. Immer wieder entstehen Tour, Seiltechnik, Theorie …) 50 % meines Berufes. Die andere aber auch tiefe Freundschaften. Die Bergerlebnisse, entspannte Hälfte ist für mich der Mensch. Es gehen so viele Leute mit einer und lustige Stunden auf der Hütte, Ängste und Gefahren, nette Maske durch den Alltag. Der Berg aber entblößt sehr schnell, und persönliche Gespräche und oft auch die Dankbarkeit deiner zeigt Schwächen und Grenzen auf. So kann man am Berg die Gäste, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben – all das verbin- Menschen noch so kennenlernen, wie sie wirklich sind. det und geht mir sehr nahe. So erlebe ich während und nach ei- ner Tour ein tiefes Gefühl von Genugtuung und Zufriedenheit. Mehr Infos zu Patrik Gufler: Und nicht selten tut das Auseinandergehen auch ein bisschen www.appartements-breitlehn.at weh. Mit Stammgästen wächst man dann über die Jahre immer mehr zusammen. Das gegenseitige Vertrauen wird größer, man Interview: Franziska Kučera Anzeige
BERG-PARTNERSCHAFTEN Foto: Ines Papert Ines Papert mit ihrem Sohn Manu beim Klettern Widerstände überwinden Text: Johanna Stöckl So wie Gebirgszüge Täler separieren, Berge natürliche Grenzen darstellen, so „trennen“ sie auf einer anderen Ebene auch Menschen, die sich für Touren zusammentun – wenn beispielsweise Motivation, Herangehensweise, Können oder Alter zu unterschiedlich sind. Was passiert, wenn sich Lebenssituationen ändern, zum Beispiel Kinder kommen, man als Elternteil zeitlich nicht mehr so flexibel ist? Wie unterschiedlich Bergpartnerschaften funktionieren, welche Probleme sich im Team ergeben, wie viel Verzicht und Kompromissbereitschaft manchmal vonnöten sind, um das Ziel zu erreichen, erfuhren wir in Gesprächen mit Profis wie auch mit Amateuren, die ganz ohne Rampenlicht regelmäßig auf einem Gipfel stehen. 16 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN Foto: Ute Watzl „Das schlechte Gewissen geht mit auf Tour“ (eine Mutter) U te Watzl ist eine Spätberufene, was das Bergsteigen und sie als großen Spielplatz wahrnimmt, wird einem viel betrifft. In der ehemaligen DDR geboren, ging die geschenkt: „Glückliche Kinder in der Natur zu beobachten, heute 40-jährige freie Journalistin zwar gelegentlich ist etwas ganz Großartiges.“ Bergtouren zu zweit aber sind als Kind mit ihren Eltern zum Wandern ins Riesengebirge die große Ausnahme geworden. Da keine Großeltern in der oder in die Hohe Tatra. Ambitionierter wurden die Ziele aber Nähe leben, grenzt ein freies Wochenende an ein organisato- erst, als sie 2003 in München landete. Der sozialen Kontakte risches Wunder: „Einer von uns beiden muss zu Hause bei wegen suchte Ute als DAV-Mitglied Gleichgesinnte auf ge- den Kindern bleiben.“ Der Verzicht falle ihrem Gatten, der führten Touren. Beim Mountainbiken lernte sie schließlich beruflich viel unterwegs ist, leichter: „Ich möchte auf meine ihren späteren Mann kennen, der fortan ihr Bergpartner ist. Bergtouren nicht verzichten und versuche mir in Absprache Die Verlobung feierte man im Annapurna-Basecamp. „Als mit meinem Mann ein paar Wochenenden freizuschaufeln.“ der ersehnte Nachwuchs kam, hat sich vieles geändert“, gibt Dann bricht Ute Watzl alleine oder mit Freundinnen Rich- Ute unumwunden zu, „vor allem seit die Kids laufen und tung Berge auf: „Andreas akzeptiert das mittlerweile, aber nicht nur Tempo, sondern auch Länge der Touren vorgeben.“ das schlechte Gewissen geht mit auf Tour, wenn ich ihn allei- Töchterchen Helene ist heute 6, Jakob 4 Jahre alt. Als Familie ne mit den Kindern zu Hause weiß.“ unternehmen die vier gern Minitouren. Von gewissen Vor- stellungen wie etwa meditativem Landschaftsgenuss oder k Zwerg am Berg Leistungsansprüchen müsse man sich verabschieden: „Eine Seit 2010 erzählt Ute Watzl in ihrem Outdoor- Tour mit den Kids läuft bei uns eher unter der Kategorie Spa- Blog „Zwerg am Berg“, wie es gemeinsam mit den ziergang in der Natur.“ Kleine Kinder begeistern sich nun Kindern in den Bergen läuft und worauf es an- mal nicht für schöne Aussichten oder imposante Landschaf- kommt, wenn man als Familie unterwegs ist. Seit ten: „In Gruppen mit anderen Kindern steigt die Motivation 2015 bietet die ehrenamtliche Familiengruppen- erheblich, wenn man die Sache spielerisch angeht.“ Das leiterin bei der DAV-Sektion München auch regel- heißt? Am Boden liegende Stöckchen sammeln, Steine in mäßig Touren mit anderen Familien an. Auf der Suche nach Motivations- den See werfen, Pilze suchen, Gaudi machen. „Man sollte rezepten, wenn die Kids mal wieder am Berg schlappmachten, entstand sich voll auf die Kinder einlassen und eigene Ambitionen in ein Wanderpass, der im Freundes- und Bekanntenkreis und bei den Kindern den Bergen hintanstellen.“ Tut man dies, indem man also al- auf großes Interesse stieß. Aus dieser Idee entstand 2013 „Meine Berge“, pine Landschaften mit den Augen eines Kindes betrachtet das erste Tourenbuch für Kinder. – www.zwerg-am-berg.de alpinwelt 1/2016 17
BERG-PARTNERSCHAFTEN „Unterschiedliche Bergpartner bereichern mich“ (eine Profi-Kletterin und Mutter) I m Eisklettern dominierte sie die Weltspitze, sammelte Titel gen. Wir konnten uns zwar aussprechen, gehen aber nur noch und Medaillen. Doch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ver- privat miteinander klettern. Ganz ohne Kamera. Ich bedaure abschiedete sich Ines Papert 2006 aus dem Wettkampf- bzw. das sehr. Wir werden gemeinsam keine Projekte mehr angehen. Einzelsport. Heute zieht es die 41-jährige Profialpinistin auf Ex- Erschwerend kam noch hinzu, dass ich Lisi bei ihrer freien Be- peditionen in entlegene Winkel der Erde. Mit unterschiedlichen gehung der Route nicht mehr unterstützen konnte, weil genau Partnern. Seit einem Jahr bildet die alleinerziehende Mutter da der Sommerurlaub mit meinem Sohn geplant war. sogar regelmäßig eine Seilschaft mit ihrem 15-jährigen Sohn Manu. Ein Gespräch über Symbiosen am Berg, getrennte Wege, Womit wir bei einem wichtigen Thema wären. Du bist als Mut- Alpinisten-Ehepaare und den großen Unterschied zwischen ter eines 15-jährigen Sohnes zeitlich nicht sonderlich flexibel. Mann und Frau, wenn sie Eltern werden. Mein Sohn geht immer vor. Die Leute, mit denen ich unterwegs bin, bringen großes Verständnis für die Situation auf. Richtig alpinwelt: Nach welchen Kriterien wählt Profibergsteigerin lange Expeditionen scheiden bei mir aus. Zu Hause in Bayerisch Ines Papert ihre Bergpartner aus? Gmain wissen meine Kletterpartner, dass ich ab 7.30 bis etwa Ines Papert: In erster Linie muss die menschliche Basis stimmen. 14 Uhr Zeit für Unternehmungen habe. Wenn Manu aus der Ich habe viele Freunde auf der ganzen Welt, mit denen ich gern Schule kommt, will ich in der Regel zu Hause sein. Kurzum: aufbreche. Zudem muss ich mich natürlich je nach Zielsetzung Alles lässt sich planen. Außer, wenn Manu unverhofft krank fragen, welcher Partner überhaupt in Frage kommt. Jemand mit wird. viel Erfahrung im Fels bzw. Eis oder ein starker Allrounder für eine Himalaya-Expedition? Haben bergsteigende, kletternde Männer Probleme damit, dass du im Licht der Öffentlichkeit stehst? Kommt es vor, dass du mit Partnern erfolgreich Projekte meis- (Lacht) Ausgesprochen hat das jedenfalls noch keiner. Ich kann terst und sich danach aber die Wege trennen? Wenn ja, wa- dazu nicht viel sagen, außer, dass ich in Thomas Senf einen ide- rum? alen Partner für große Unternehmungen gefunden habe. Senfi Leider ja. Mit der Osttirolerin Lisi Steurer verbindet mich seit ist ein starker Bergsteiger, der als Fotograf sein Geld verdient. vielen Jahren eine enge Freundschaft. Wir leben gewisserma- Wir bilden ein starkes Team. ßen beide von den Bergen: Lisi als Bergführerin, ich als Kletter- profi. Zusammen konnten wir viele tolle Projekte erfolgreich Die perfekte Zweckgemeinschaft? abschließen. Im Sommer 2014 begleitete uns ein Kamerateam Das klingt mir zu sehr nach Business, nach win-win, was unse- von „Terra X“ bei unserem Versuch, die Route „Ohne Rauch rer Verbindung nicht gerecht wird. Wir sind nämlich richtig gut stirbst du auch“ in der Nordwand der Großen Zinne frei zu be- befreundet und bilden eine Art Symbiose am Berg. gehen. Ziel der Dreharbeiten: ein Porträt über mich. Um’s kurz zu machen: Lisi kam in der Reportage kaum vor und spielte eine Muss ein Mann, der mit Ines Papert zusammenlebt, eigentlich Nebenrolle, was mein Fehler war. Ich hätte vorab die Team- ein Bergsteiger sein oder hat er im Idealfall mit dieser Welt begehung deutlicher kommunizieren müssen. nichts zu tun? Der schlimmste aller Fälle: Wenn er Klettereinsteiger wäre. Da Lisi war folglich sauer? müsste ich zurück auf ein Niveau, auf das ich wirklich wenig Diese Geschichte hat unserer Freundschaft einen Knick ver- Lust habe. (Lacht) Wobei: Wenn’s ein ganz Toller wäre ... passt. In klärenden Gesprächen danach äußerte Lisi deutlich, dass sie die leisen Athleten schätzt, jene also, die ihre Erfolge Du warst mit dem Schweizer Alpinisten Stephan Siegrist liiert. nicht an die große Glocke hängen, und signalisierte damit ein- Zwei Profibergsteiger als Paar. Kann das gutgehen? deutig, dass ihr mein Verhalten missfällt. Sie hält nicht viel von Durchaus. Wir sind ja nicht an Neid gescheitert, sondern eher Vermarktung, kritisiert das sogar. daran, dass wir häufig getrennt unterwegs waren, zu wenig Zeit füreinander hatten. Prallen da zwei Welten aufeinander, die sich nicht vereinbaren lassen? Man könnte aber auch ein eingespieltes Duo bilden. Als Profi bin ich dazu verpflichtet, mich zu vermarkten, also Wie Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits oder Alix von Berichte und Bilder von meinen Unternehmungen mitzubrin- Melle und Luis Stitzinger? Ich bewundere beide Teams, aber für 18 alpinwelt 1/2016
BERG-PARTNERSCHAFTEN Foto: visualimpact.ch/Thomas Senf Thomas Senf und Ines Papert auf Expedition mich ist das nichts. Ich bin gerne mit wechselnden Partnern klettern. Mittlerweile kann er mich auch sichern, lange war er unterwegs. Jede Kombination hat ihren ganz besonderen dafür ja zu leicht. Ein Tag mit ihm am Felsen – etwas Schöne- Reiz. Ich nehme da sehr viel mit und empfinde es als berei- res gibt es nicht! chernd, mit unterschiedlichen Menschen in die Berge zu ge- hen. Was machst du, wenn dein Partner am Berg – aus welchen Gründen auch immer – umkehren will, du dich aber stark ge- Kennst du in deinem Freundeskreis Frauen, die nach der Ge- nug für den Gipfel fühlst? burt ihrer Kinder aufgehört haben, ambitioniert zu klettern? Das kommt auf die Situation an. Äußert jemand gesundheitli- Ich kenne etliche Frauen, die sagen: Jetzt sind die Kinder che Probleme, braucht jemand Hilfe, geht das immer vor. dran, ich muss mir nix mehr beweisen. Die allermeisten hören Sollte mein Bergpartner die Lage als riskant einschätzen, bin tatsächlich nach der Geburt auf. Ich hatte Glück. Mich unter- ich offen für ein Gespräch. Ich bin doch froh, wenn jemand stützen beide Omas. Ohne deren Hilfe wären längere Unter- seine Bedenken äußert, da ich selbst ja auch alles andere als nehmungen schlicht nicht möglich. eine Draufgängerin bin. Steht das Ziel vor der Haustür, kann ich ja in Kürze wiederkommen. Passiert dies auf Expedition – Und die bergsteigenden Väter? du hast Training, Zeit, Geld und Logistik investiert – fällt das (Lacht) Die hören natürlich nicht auf. Im Gegenteil: Die nut- Umkehren schwerer und ich neige dazu, meinen Optimismus zen das Klettern oftmals als Flucht vor dem Alltag und wer- ins Spiel zu bringen. den nach der Geburt der Kinder noch aktiver. Kann Ines Papert, die von Arc’teryx unterstützt wird, eigent- Heute ist dein 15-jähriger Sohn ein begeisterter Kletterer. lich mit Athleten eines anderen „Stalls“ gemeinsam ein gro- Unterstützt du ihn beim Training? ßes Projekt angehen oder verbietet sich das? Ich gebe zu, insgeheim immer gehofft zu haben, dass sich Natürlich träumen Sponsoren von Kombinationen aus Team- Manu auch einmal fürs Klettern begeistern würde. Letzten athleten, aber ich gehe andere Wege. Es muss in erster Linie Sommer hat er im Spanien-Urlaub erstmals so richtig Blut ge- menschlich passen, wenn ich mit jemandem ein großes Pro- leckt und auch schnell Ehrgeiz entwickelt. Ich zwinge meinen jekt in Angriff nehme. In Kürze brechen die Adidas-Athletin Sohn natürlich nicht zum Training, unterstütze ihn aber. Ein Mayan Smith-Gobat und ich nach Patagonien auf. Mag sein, bisschen Puschen ist okay, aber Druck würde ich niemals aus- dass beide Sponsoren kurz schlucken mussten, aber wenn üben. Manu trainiert im Sportkletterkader regelmäßig mit das Vorhaben gelingt, kommen beide Seiten medial auf ihre Gleichaltrigen. Und natürlich gehen wir auch oft gemeinsam Kosten. alpinwelt 1/2016 19
BERG-PARTNERSCHAFTEN „Ich stehe im Schatten des Everest“ (eine Frau, die zu Hause bleibt) „Ich bin noch immer stolz“ – gemeinsam auf dem Großglockner A ndreas Friedrich stieg schon auf hohe Berge, als er Hel- den Geburtstag geschenkt – war auch für Helga ein ganz be- ga noch gar nicht kannte. Mittlerweile sind die beiden sonderer Moment: „Ich bin noch immer stolz auf diesen Gip- ein Paar und teilen die Liebe zu den Bergen. Auf unter- fel.“ Im März 2016 bricht Andreas wieder auf. Dieses Mal steht schiedlichen Niveaus. Im wahrsten Wortsinn: Andreas gibt der Everest auf dem Programm. Seit Monaten trainiert er täg- nämlich zu: „Die Zahl Acht übt eine gewisse Faszination auf lich. An den Wochenenden läuft er Berge hoch und runter. mich aus. Ganz einfach, weil es keinen Berg mit einer Neun da- Manchmal steht er zweimal hintereinander auf dem Gipfel. vor gibt.“ Und so steigt der DHL-Pilot alle paar Jahre als Teil Hart gearbeitet hat er natürlich auch, um die enormen Kosten einer kommerziellen Expedition auf einen Achttausender. Hel- zu deckeln, um Sponsoren für die Expedition zu gewinnen. ga wiederum will sich in den Bergen nichts beweisen. Um Leis- Freie Tage mit gemeinsamen Unternehmungen sind weniger tung, Höhenmeter oder das Bewältigen von alpinen Schwierig- geworden. „Der Everest raubt mir meinen Partner, schon bevor keiten geht es ihr nicht. Vielmehr um Naturgenuss, die er wochenlang auf Expedition ist.“ Sie bewundert und benei- Landschaft, die sie als Kraftquelle versteht, und das Aktivsein det Andreas für sein klares Ziel und das fokussierte Vorgehen. draußen. „Eine leichte Wanderung macht mich auch glück- Verständnis hat sie also allemal. Gelegentlich aber dominiert lich.“ Dennoch: Gemeinsam mit ihm auf dem Großglockner auch Frust: „Unser Jahr 2016 wird vom höchsten Berg der Welt gestanden zu haben – er hat ihr den Bergführer zu einem run- geprägt. Ich stehe im Schatten des Everest.“ Gemeinsamen 20 alpinwelt 1/2016
Fotos: Archiv Andreas Friedrich Höhenbergsteiger sind oft ohne ihren Partner auf Expedition Urlaub gibt es keinen. Verreisen wird sie wohl allein. Von den Sorgen, die sie sich zu Hause macht, wenn es final losgeht, ganz zu schweigen: „Meine Hoffnung ist, dass er nach dem Everest damit aufhört, denn höher kann er nimmer steigen.“ k Eine Schule für Kagate Mit seiner Initiative MountainProjects e. V. sammelt Andreas Friedrich seit zwei Jahren Spendengel- der für Kagate, ein Dorf in der Provinz Ramechap, wo dringend eine Schule für alle Kinder des Dorfes gebaut werden muss. Unter www.mountainprojects.de kann man das gemeinnützige Projekt unter- stützen. Darüber hinaus erfährt man auf der Webseite, wie es zu diesem Engagement kam, und kann in einem geplanten Everest-Blog Initiator Friedrich ab Ende März 2016 virtuell auf den Gipfel begleiten.
BERG-PARTNERSCHAFTEN „Wir sind auch getrennt erfolgreich“ (ein Profi-Bergsteiger und Bruder) T homas und Alexander Huber sind eine der bekanntesten und erfolgreichsten Seilschaften weltweit, was zur Folge hat, dass sich das sympathisch-verwegene Alpin-Duett unter dem Namen „Huberbuam“ längst zu einer Marke entwickelt hat. Trotz der vielen Erfolge, die die Brüder als Seilschaft ge- meinsam feiern konnten, gibt es immer wieder Phasen, in denen sie vorübergehend getrennte Wege gehen und mit anderen Bergpartnern Projekte realisieren. „Wir unterscheiden uns in vielerlei Hinsicht“, sagt Thomas Huber, der ältere von beiden. „Alexander begegnet den Bergen eher sachlich, akribisch planend, ana- lysierend, beinahe wissenschaftlich, während ich mich den Bergen intuitiver nähere und mich auch mal von meinem Gefühl leiten las- Ebenfalls ein gutes Team – am Berg wie auch unterwegs zu Vortragsterminen: Thomas Huber und sein Vater se.“ Von unterschiedlichen Vorlieben und Stärken ganz zu schweigen: „Ich bin in der Höhe richtig gut, sehr ausdauernd und zäh. Alexander klettert ter angehen, Entscheidungen an, wird bei Hubers demokra- beispielsweise gern im Yosemite Valley, während es mich tisch abgestimmt: „Diskussionen bringen bei uns nix.“ Als durchaus auch in die Kälte zieht.“ Stehen auf gemeinsamen Thomas Huber gemeinsam mit einem Zufallspartner im Jahr Expeditionen, die sie meist als Trio mit einem weiteren Beglei- 2000 die erste Begehung des direkten Nordpfeilers am 6543 Meter hohen Shivling gelang, wurden er und sein Begleiter für diese Leistung mit dem „Piolet d’Or“, dem goldenen Pickel, ausgezeichnet. Für Alexander, der just je- ne Expedition krankheitsbedingt abbre- chen musste, war das sicher schwierig. Spontan war der Schweizer Iwan Wolf an seiner Stelle eingesprungen. „Ob das Ale- xander gewurmt hat, kann nur er beant- worten. Aber Neid oder gar Missgunst un- ter Brüdern ist uns fremd.“ Außerdem, so Thomas, habe Alexander viele große Er- folge, darunter auch aufsehenerregende Free Solos – zwangsläufig – alleine reali- siert. „Richtig scheiße ist nur eine Situa- tion.“ Nämlich welche? „Alexander ist im Gegensatz zu mir von großen Verletzun- gen verschont geblieben. Dann hängst im Krankenhaus, dein Bruder ist derweil er- Fotos: Archiv Thomas Huber folgreich, und du musst mal wieder bei null anfangen.“ Gemeinsam und getrennt erfolgreich: die „Huberbuam“ 22 alpinwelt 1/2016
SKITOUR ENKLASSIKER K2 WayBack K2 TalkBack Damen 13/14 * UVP € 499,95 € 220,- mit DYNAFIT TLT Speed Turn „Papa – mein erster * UVP € 250,- + € 199,- und ältester Bergspezi“ mit KOHLA Peak Mohairmix Fell (die Autorin) * UVP € 139,90 + € 99,- D ie ersten Bergpartnerschaften ergeben sich in der Regel zwischen Eltern und Kindern. So ge- sehen war mein Vater mein erster Bergspezi, der mich im Alter von 7 Jahren, nachdem ich mich beim Wandern passabel anstellte, zur ersten großen Bergtour daheim in den Leoganger Steinbergen motivierte. Ent- gegen allen Bedenken und der Aufregung im Vorfeld verlief der lang ersehnte Tag schließlich erstaunlich komplikationsfrei. Nach einem dreistündigen Aufstieg erreichte ich in Begleitung meines Vaters und meiner Schwester die Passauer Hütte. Zum ersten Mal in mei- nem jungen Leben stieg ich aus eigener Kraft in eine Hö- he von über 2000 Metern. Rückblickend betrachtet war dieser Tag mehr als meine erste stramme Bergtour. Es war eine Art Initiationserlebnis. Ich war in die abenteu- erliche Gebirgswelt vorgedrungen, der Erwachsenen- welt ein Stück näher gekommen. Mit den Jahren wurden die Berge höher, die Touren spektakulärer, die Routen BERG - UND SKITOUREN - schwieriger. Mein Aktionsradius erweiterte sich mit stei- gender Leistungsfähigkeit und neuen Bergpartnern AUSRÜSTUNG der Extraklasse – und das seit mehr als 115 Jahren! enorm, während Papas Power zeitgleich mit den Jahren Persönlich in einer unserer Skitourenabteilungen oder schwand. Wenn wir heute gemeinsam ins Gebirge wol- online unter: len, benutzen wir die Bergbahn für den Aufstieg. Eine gemeinsame Brotzeit auf der Hütte ist nach wie vor ein www.sport-conrad.com Highlight für uns beide. Mein Vater ist 87 Jahre alt.7 Europas Skitouren Onlineshop! Tourentipps: ab Seite 36 conrad GmbH // 82377 Penzberg Bahnhofstraße 20 // 82467 Garmisch-Partenk. Chamonixstraße 3–9 // Als freie Journalistin schreibt Johanna Stöckl (50) für diverse 82418 Murnau Obermarkt 18 // 82407 Wielenbach Blumenstraße 35 // Tageszeitungen und Magazine. Ihre Themen: Sport und Reise. Info- und Bestelltelefon Telefon +49 (0) 8856 9367133 // www.sport-conrad.com In ihrer Freizeit zieht es die gebürtige Österreicherin zu allen Jahreszeiten regelmäßig in die Berge. Johanna lebt in Mün- chen. Sie liebt die Natur, gute Bücher und spannende Sportre- portagen.
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