Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen

 
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Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 08/August 2016        CHF 8.20 /   5.50

                                            75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
                                            Volksfest im Haslital
0 8

                        Military Aviation               Civil Aviation     Young Generation
      770010 011006

                        Gigantisches    Catering: Viel Qualität Mit Sphair nach
                        Nato-Tiger Meet für wenig Geld          Châteauroux
      9
Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
Weitere Informationen:

                                                             finanzierung.sphair.ch

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Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
Cockpit 08 2016             Editorial         3

                                                                                                                                            Foto: Joël Bessard
Take your seats
Liebe Leserinnen und Leser

L
  ange hats gedauert, immer wieder drohte das Projekt zu schei-    und auch in ökonomischer Hinsicht überzeugen, dürften neben
  tern. Nun schreibt die Swiss doch noch Luftfahrtgeschichte.      Air Baltic, Delta und Air Canada bald neue Interessenten auf den
  Mit der Inbetriebnahme der ersten CS100 von Bombardier (im       Plan treten. Begeistert ist jedenfalls die Swiss-Belegschaft: Das neue
                     Bild) spielt Swiss in einer neuen Liga. Das   Flugzeug sei so etwas wie ein Motivationskatalysator, ist immer
                     von Grund auf neu entwickelte Flugzeug        wieder zu hören.
                     der CSeries soll in punkto Kerosinver-        Im Mittelpunkt des aviatischen Interesses stand im Juni aber auch
                     brauch, Stickstoffausstoss und Passagier-     der Militärflugplatz Meiringen, dessen 75. Geburtstag mit einem
                     komfort neue Massstäbe in der Zivilluft-      rauschenden Fest gefeiert wurde. Auch wenn das Wetter nicht mit-
                     fahrt setzen (Beitrag auf den Seiten 13 bis   spielte, strömten über 30 000 Flugzeugenthusiasten ins Haslital.
                     15 und 17). Ein Quantensprung.                Weshalb sich die Reise ins Berner Oberland gelohnt hat, lesen Sie
                     Als Launching Carrier wird die Swiss          im Bericht auf den Seiten 28 bis 31.
                     von der gesamten Luftfahrtindustrie mit       Weiterhin einen schönen Sommer wünscht Ihnen
                     Argusaugen beobachtet. Sollte sich das
                     Flugzeug als «grosser Wurf» erweisen          Patrick Huber, Chefredaktor
Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
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Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
Cockpit 08 2016                       Inhalt         5

     Military Aviation                                Cover Story                                                             Military Aviation
6 Sechs Nationen am
   Anatolian Eagle
8 Grösstes Tiger Meet der
                                                28 Grosses Jubiläumsfest
                                                   für den Militärflugplatz
                                                   Meiringen
                                                                                               8                              Jubiläums-Tiger Meet
                                                                                                                              in Zaragoza
   55-jährigen Geschichte
10 Flugunfälle der Luft-
                                                      Helicopter
   waffe – Teil 2                               32 Data Sheet: Airbus
                                                   Helicopters H125M
     Business Aviation
                                                      History
12 Business Aviation
     National EBAA-Forum                        36 Schweizer Spuren im
                                                   DO.labor
     Report
14 Werksbesuch bei
                                                      Regelmässige
                                                                                                                              Civil Aviation
                                                      Rubriken
   Bombardier in Montreal

     Civil Aviation
17 Taufe der ersten CS100
                                                3
                                                7
                                                      Take your seats
                                                      Inside                                   17                             Swiss hebt mit CSeries
                                                                                                                              in neue Sphären ab
                                                20    Your Captain speaking…
   von Swiss                                    33    Heli-Focus
18 Markus Oberholzer im                         34    SHA Inside
   Interview
                                                35    Vor 50 Jahren
     General Aviation                           38    Gallery
21 RIO in Ecuvillens                            42    News und Services
                                                48    HB-Register
     Young Generation                           50    Letzte Seite:
22 Sphair-Absolventen                                 Wettbewerb, Agenda
                                                                                                                              Cover Story
   in Châteauroux

                                                                                               28                             75 Jahre Militärflugplatz
                                                                                                                              Meiringen

     Mittelposter
26 Blick ins und aus dem
   Super Puma-Cockpit.
   Die Aufnahme entstand
   im Rahmen des Special
   Events in Châteauroux.
     Foto: © VBS

Titelbild: Impression vom Jubiläumsfest anlässlich von «75 Jahre
Militärflugplatz Meiringen». Foto: Samuel Sommer

 Herausgeber:                   Anzeigenverkauf:              Schnupperabo (für 3             Text- und                     Bolliger, Hansjörg Egger,      Druckvorstufe:
 Jordi AG – das Medienhaus      Jordi AG – das Medienhaus     Monate): Fr. 20.–               Bildredaktion:                Markus Herzig, Walter Hodel,   Swiss Aviation Media
 Verlag «Cockpit»               Daniel Enggist                Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20   Swiss Media Aviation          Felix Kälin, Ian Lienhard,     Zurzacherstrasse 64
 Postfach 96, 3123 Belp         Aemmenmattstrasse 22          inkl. Porto und MWSt.           Zurzacherstrasse 64           Georg Mader, Rolf Müller,      CH-5200 Brugg
 Zentrale: +41 31 818 01 11     3123 Belp                     Auslandabo steuerfrei, Porto    5200 Brugg                    Jürgen Schelling, Samuel       Telefon: +41 56 442 92 46
 Fax: +41 31 819 38 54          Telefon +41 31 818 01 17      nach Aufwand.                   Telefon: +41 56 442 92 46     Sommer, Dr. Bruno Stanek,      verlag@swissaviation.ch
 www.cockpit.aero               inserate@cockpit.aero         Preisänderungen                 Fax: +41 56 442 92 43         Hans-Heiri Stapfer, Thomas
                                                                                                                                                           Druck und Vertrieb:
                                                              vorbehalten.                    redaktion@cockpit.aero        Strässle, Dennis Thomsen,
 Verlagsleitung:                Aboservice:                                                                                                                Jordi AG – das Medienhaus
                                                              Auflage                         Website: www.cockpit.aero     Simon Vogt, Franz Wegmann,
 Christian Aeschlimann          Jordi AG – das Medienhaus                                                                                                  Aemmenmattstrasse 22
                                                              9000 Exemplare                                                Anton E. Wettstein, Rino
 Verlagssupport: Daniel Jordi   Aemmenmattstrasse 22                                      Chefredaktor: Patrick Huber                                      3123 Belp (gedruckt auf FSC-
                                                                                                                            Zigerlig, Marco Zatta, Sven
 «Cockpit» erscheint            Shenja Graber                 Flughafenauflage Zürich und Chefin vom Dienst:                                               zertifiziertem Papier)
                                                                                                                            Zimmermann, Franz Zussner
 monatlich am Ende              3123 Belp                     Basel: 3000 Exemplare       Patricia Andrighetto                                             ISSN 0010-0110
 des Vormonats und ist          Telefon +41 31 818 01 27
                                abo@cockpit.aero              Notariell beglaubigt
 Verbandsorgan der Swiss                                      2012                            Redaktions-                   Artikel und Fotos bitte nur
 Helicopter Association         Abonnementspreise:            Total verkaufte Auflage:        Mitarbeitende:                nach vorheriger Absprache
 (SHA) und Partner der AOPA     Inlandabo jährlich Fr. 87.–   4677 Exemplare                  Jean-Luc Altherr, Daniel      einsenden.
 Switzerland.                                                                                 Bader, Joël Bessard, Andrea
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6     Military Aviation            Cockpit 08 2016
      Anatolian Eagle

    «Trainiere, wie du kämpfst»
    Die türkische Provinz Anatolien
    war Austragungsort der 38. Aus-
    gabe des Anatolian Eagle auf
    dem Luftwaffenstützpunkt Konya.
    Nebst dem Gastgeber nahmen die
    Nato und vier Nationen teil.

    M
               ittlerweile ist es weitläufig be-
               kannt, dass das Anatolian Eagle
               Training Center (AETC) in der
    Türkei eine ausgezeichnete Trainingsge-
    legenheit für Luftwaffen aus der ganzen
    Welt ist. Dass seit der ersten Ausgabe im
    Jahr 2001 bis heute insgesamt 14 verschie-
    dene teilnehmende Nationen begrüsst wer-
    den konnten, unterstreicht den Stellenwert
    des Training-Centers mit seinem 120 000
    Quadratkilometer grossen Einsatzgebiet.
    Dieses Jahr waren nebst dem Gastgeber
    Türkei auch Italien, die Niederlande, die
    Nato, Pakistan und Saudi-Arabien Teil des
                                                                                                                                                     Fotos: Daniel Bader

    Anatolien Eagle. «Die Missionen werden je-
    weils der aktuellen Lage angepasst», erklärt
    Colonel Ertürk, Operations Commander des
    AETC. Schliesslich wolle man den Teilneh-
    mern ein hochstehendes Training bieten.            Italien entsandte sechs Maschinen nach Konya. Neben drei Tornado IDS des 6. Stormo aus
    «Unser Ziel ist es, die Piloten für den realen   Ghedi umfasste das Kontingent der Aeronautica Militare drei Tornado ECR für die elektronische
    Einsatz zu trainieren», betont Ertürk und        Aufklärung des 50. Stormo aus Piacenza.
    weist auf das Motto im AETC hin: «Train as         Die Luftwaffe von Saudi-Arabien war mit acht Tornado IDS in Konya vertreten. Die Jagdbom-
    you fight! – Trainiere so, wie du kämpfst !»      ber gehören zum 11. Wing und sind in Dhahran auf der King Abdullah Aziz Air Base stationiert.
                                                       Die Nato stellte die Luftraumüberwachung mit einer Boeing E-3A Sentry sicher. Diese
    Daniel Bader                                     gehören zum AWACS-Wing und sind in Geilenkirchen beheimatet.
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    Patrouille Suisse 2016
    N
                ach einem Jahr als Stellvertreter von    Seit dem 16. Juni fliegt die PS jedoch ohne      Ende der Saison wird Simon Billeter die PS
                Daniel Hösli hat Nils Hämmerli das       ihre Nummer 3 zu Fünft. Michael Duft hatte      nach elf Jahren, davon vier Jahre als Leader,
                Kommando der Patrouille Suisse           sich bei der Kollision mit dem «Tiger 2»        verlassen. Gunnar Jansen löst ihn als Leader
        (PS) übernommen. Die PS fliegt unter der          und der anschliessenden Rettung mit dem         ab und Lukas Nannini, der in diesem Jahr als
        Führung des bewährten Leaders Simon              Schleudersitz am 9. Juni in Leeuwarden (NL)     Reservepilot neu zur PS gestossen ist, wird
        «Billy» Billeter in der gleichen Besetzung       einen Bruch am Fuss zugezogen. Es ist ge-       in die Formation nachrücken.
        wie im vergangenen Jahr. Auch die Positi-        plant, dass er nach seiner Genesung ins Team
        onen in der Formation sind unverändert.          zurückkehrt.                                    Walter Hodel

                              «0» Tiger zero
                              Kommandant
                              Oberstleutnant
                              Nils «Jamie» Hämmerli (neu)
                              Chief Air Defense und Flottenchef F-5 Tiger II
                              3500 Flugstunden
                              Mitglied der PS von 1999 bis 2004 und seit
                              2015; Kommandant seit 2016
                              (Positionen: 3 und 4)

                                                                                                     «1» Tiger uno
                              «7» Tiger sette                                                        Leader
                              Reserve                                                                Hauptmann Simon
                              Oberleutnant                                                           «Billy» Billeter
                              Lukas «Bigfoot» Nannini                                                Fliegerstaffel 11
                              (neu)                                                                  4100 Flugstunden.
                              Fliegerstaffel 17                                                      Mitglied seit 2006
                              750 Flugstunden                                                        (bisherige Positionen:
                              Mitglied seit 2016                                                     1, 3 und 6)
                                                                                                                                 «2» Tiger due
                                                                                                                                           d
                                                                       «3» Tiger tre                                             Rechter Flügelmann
                               «8» Tiger otto                          Linker Flügelmann                                         Hauptmann Rodolfo
                               Speaker                                 Hauptmann Michael                                         «Roody» Freiburg-
                               Mario «Wini» Winiger                    «Püpi» Duft                                               haus
                               Flugverkehrsleiter in Zürich-           Fliegerstaffel 11                                         Fliegerstaffel 11
                               Kloten                                  1250 Flugstunden                                          2000 Flugstunden
                               Mitglied seit 2002                      Mitglied seit 2015                                        Mitglied seit 2013
                               Sprecher Deutsch und                    (bisherige Position: 3)                                   (bisherige Position: 2)
                               Englisch

                                                                                                     «4» Tiger quattro
                               «9» Tiger nove
                                                                                                     Slot
                               Speaker
                                                                                                     Hauptmann Gunnar
                               Alban «Alban» Wirz                                                    «Gandalf» Jansen
                               Flugverkehrsleiter in                                                 Fliegerstaffel 18
                               Payerne                                                               2050 Flugstunden
                               Mitglied seit 1998                                                    Mitglied seit 2010
                               Sprecher Französisch,                                                 (bisherige Position: 3
                               Italienisch                                                           und 4)
                                                                       «5» Tiger cinque                                          «6» Tiger sexi
                                                                       2. Solo                                                   1. Solo
                                                                       Hauptmann Michael                                         Hauptmann Gaël
                               «10» Tiger dieci                        «Maestro» Meister                                         «Gali» Lachat
                               Maskottchen                             Fliegerstaffel 17                                         Fliegerstaffel 17
                               Hauptmann Flat                          3200 Flugstunden                                          2800 Flugstunden
Fotos: © VBS

                               «Flatty» Eric                           Mitglied seit 2005                                        Mitglied seit 2008
                               Patenkind von Tiger due                 (bisherige Positionen: 4                                  (bisherige Positionen:
                               Mitglied seit 2000                      und 5)                                                    4 und 6)
Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
8     Military Aviation            Cockpit 08 2016

      Tiger Meet

    Eine der drei getigerten F/A-18 Hornets der spanischen Gastgeber der Ala 15.

    Gigantisches Tiger Meet
    Nach zwei Wochen und rund                       Neben den Luftkampfübungen finden aber          Dimensionen der Zaragoza Air Base mög-
    1000 geflogenen Einsätzen ging                   auch Tiger Games (Sportwettkämpfe), Län-       lich. Allein das Vorfeld umfasst eine Fläche
                                                    derabende (jede Staffel bringt kulinarische    von rund 50 Hektaren.
    das grösste Nato-Tiger Meet in                  Spezialitäten aus ihrem Land mit) und wei-     Nächstes Jahr wird ein deutlich kleineres,
    der 55-jährigen Geschichte dieser               tere Anlässe zum Zweck des Austausches         aber nicht weniger wichtiges Tiger Meet bei
                                                    in den verschiedenen Luftwaffenbesatzun-       der 11F der französischen Marine mit ihren
    Übung in Spanien zu Ende.
                                                    gen statt.                                     Rafale M in der Bretagne stattfinden.
                                                    Alles wird gewertet und endet damit, dass
    15       Staffeln mit beinahe 100 Flugzeu-
             gen waren im spanischen Zaragoza
                                                    jedes Jahr eine Staffel den begehrten Silver
                                                    Tiger mit nach Hause nehmen kann. In
                                                                                                   Simon Vogt

    im Einsatz, darunter auch die Fliegerstaffel    diesem Jahr waren es die Belgier der 31.
    11 aus Meiringen mit fünf F/A-18 Hornets.       Smaldeel aus Kleine Brogel (siehe Poster
    Wurden am Morgen meist sogenannte               «Cockpit» 07/2016).
    «Shadow Waves» geflogen, also Übungen            Ein wichtiger Bestandteil sind die speziell       Ganz selten an Land zu sehen: die franzö-
    mit wenigen Flugzeugen, so standen nach-        für diesen Anlass bemalten «Tiger»-Flug-       sischen E-2 C Hawkeye vom französischen
    mittags komplexe COMAO (Combined Air            zeuge. Gewonnen hat diese Kategorie die        Flugzeugträger Charles de Gaulle. Im nächs-
    Operations) auf dem Programm.                   tschechische 221 LtBvR mit ihren Mil Mi-24     ten Jahr die Gastgeber: die «Seepferdchen»
                                                                                                   aus Landivisiau. Eine von fünf Schweizer
    Das Tiger Meet ist weltweit eine der wich-      Kampfhelikoptern mit einem stark an H.R.
                                                                                                   F/A-18 der Fliegerstaffel 11 am Tiger Meet.
    tigsten Übungen für Einsätze mit grossen        Gigers Alien angelehnten Design. Aber
                                                                                                      Gewinnerin hinsichtlich bester Bemalung
                                                                                                                                                    Fotos: Simon Vogt

    Kampfverbänden. Teilnahmeberechtigt             auch die Schweizer konnten sich mit ihrer      am diesjährigen Tiger Meet: die tschechische
    sind nur Staffeln mit einer Raubkatze im        neubemalten «Tiger»-Hornet sehen lassen.       Mil Mi-24 aus Namest. Französische und
    Wappen, die von der Nato-Tiger Association      Dieser Grossanlass war nicht zuletzt auch      italienische (Bild) Helikopter waren wichtiger
    als Mitglied anerkannt werden.                  dank der Infrastruktur und der riesigen        Bestandteil der Übungen.
Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
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Volksfest im Haslital - 75 Jahre Militärflugplatz Meiringen
10     Military Aviation           Cockpit 08 2016

       Flugunfälle der Luftwaffe – Teil 2

     Strömungsabrisse und
     Kollisionen mit dem Gelände
     In loser Folge berichtet Aviatikjournalist und Buchautor Peter Brotschi über Flugunfälle bei der Schweizer
     Luftwaffe. In diesem zweiten Teil geht es um die Unfälle mit dem DH-112 Venom. Die Maschine reagierte
     aerodynamisch heikel und erlaubte keine Pilotenfehler.

     A
              b 1953 bis 1984 gehörte das Heulen der Triebwerke des         Über den linken Flügel überschlagen
              DH-112 Venom zum Alltag in der Schweiz. Doch der Jet          Ein anderer Absturz ereignete sich bei einem Erdangriff: Die Flie-
              hatte auch seine tückischen Seiten. Hans Hafner, inzwi-       gerstaffel 19 befand sich in Meiringen in einem Trainingskurs. Bei
     schen verstorbener ehemaliger Chefarzt des Bundesamts für              einer taktischen Übung mussten Angriffe im Raum Hallwilersee
     Zivilluftfahrt, schrieb am 8. November 2006 dem Autor nach dem         geflogen werden. Die Übung beinhaltete direkte Fliegerunterstüt-
     Erscheinen des Buches «Gebrochene Flügel», dass ihn besonders          zung in Frontnähe mit Zieleinweisung durch einen Flieger-Ein-
     die vielen Venom-Unfälle beeindruckt hätten: «Wir wussten zwar,        weisungsposten, der sich nördlich von Reinach auf dem Homberg
     dass der Venom aerodynamisch bösartig reagieren konnte und man         befand. Als Übungszweck wurde für die Fliegerstaffel unter ande-
     deshalb stets auf der Hut sein musste, keine Fehler zu machen»,        rem noch umschrieben, dass Sofortangriffe auf gesichtete Ziele
     hielt Hafner im Brief fest. «Wir haben aber trotzdem nicht reali-      zu fliegen seien. Für den Verbandsführer ging es darum, das Ziel
     siert, dass so viele Piloten diese schlechten Eigenschaften mit dem    auf Anhieb zu finden, klare Befehle zu erteilen sowie saubere und
     Leben bezahlen mussten.» Hafner flog den Venom in der Esc av 2          ruhige Angriffe zu fliegen.
     während 15 Jahren.                                                     Die vier Venom starteten um 08.38 Uhr in Meiringen und nahmen
                                                                            vier Minuten später über Malters mit dem Flieger-Einweisungs-
     Kritischer Anstellwinkel                                               posten Funkkontakt auf. Der Verband wurde aus südlicher Rich-
     Am 26. April 1956 kam es in Ambri-Piotta gleich nach dem Start         tung auf das Ziel eingewiesen, das sich am Ostufer des Hallwiler-
     zu einem Unfall, bei dem Major Hans Fasler in den Trümmern von         sees befand. Es war ein mit gelben Tüchern ausgelegtes Zielkreuz
     J-1589 starb. Am 23. Oktober 1958 folgte ihm der Werkpilot Fritz       zwischen Aesch und Meisterschwanden bei den Koordinaten 659
     Genner, als er von St. Stephan aus einen Venom nach Sion über-         800/236 300. Der Verband rekognoszierte auf einer parallel zum
     fliegen wollte. Aus der Startkurve kippte er mit der J-1582 ab und      Seeufer verlaufenden Achse in nördlicher Richtung, aber ohne
     stürzte in den bewaldeten Steilhang. Nicht einmal ein Jahr später      das Ziel zu sichten. Über dem Nordende des Hallwilersees zogen
     ereignete sich in Payerne erneut ein Unfall während der Startphase:    die vier Venom auf und flogen eine Umkehrkurve nach links, um
     Werkpilot und Oberleutnant Felix Friederich meldete sich am 6.         anschliessend über dem See in umgekehrter Richtung zu rekog-
     Juni 1959, einem Samstag, zusammen mit seinem Patrouillenflie-          noszieren. Nach Sichtung des Zielkreuzes gab der Verbandsführer
     ger, Adj Uof A., zu einem individuellen Training. Die beiden berei-    den Befehl «Yellow» und begann sofort geradeaus zu steigen. Aus
     teten sich auf die Wettkämpfe «PAIM» (Pentathlon Aéronautique          dem Steigflug heraus leitete Hans-Ulrich Ammann eine ziemlich
     Internationale Militaire) vor. Der Start erfolgte auf der Piste 05     enge Linkskurve ein, um auf das Ziel einzudrehen. Gleichzeitig gab
     in Patrouille (Oblt Friederich rechts, Adj Uof A. links), wobei be-    er den Angriffsbefehl. Der Pilot verengte seine Kurve im letzten
     obachtet wurde, dass das Flugzeug des Patrouillenführers relativ       Drittel sichtbar. In dieser Phase überschlug sich der Venom J-1650
     stark angestellt war. Kurz nach dem Abheben bemerkte Adj Uof           brüsk über den linken Flügel und geriet sofort in eine Linksvrille.
     A., dass sein Flugzeug schneller war als dasjenige seines Führers.     Die drei anderen Piloten des Verbandes realisierten die Situation
     So kamen sie etwa fünf Meter über Boden annähernd auf Linie            ziemlich rasch und gaben über Funk das «Aussteigen» durch. Aber
     zu fliegen, zudem neigte sich das Flugzeug von Friederich leicht        die Maschine schlug ohne erkennbare Rettungsversuche des Pilo-
     nach links, was A. zu einer Ausweichbewegung nach links zwang.         ten am Boden auf und verbrannte. Hans-Ulrich Ammann, der be-
     Von diesem Moment an begann der Venom von Friederich nach              ruflich als Linienpilot arbeitete und verheiratet war, wurde beim
     rechts zu hängen, vorerst immer noch steigend bis auf etwa 20          heftigen Aufprall sofort getötet.
     Meter über Grund. Das Flugzeug neigte sich schliesslich in eine
     Kurve von etwa 90 Grad nach rechts, senkte die Nase nach unten         Geländekollisionen
     und prallte nach einer Flugzeit von rund 18 Sekunden östlich der       Zu Unfällen kam es nicht nur wegen Strömungsabriss, sondern
     Strasse Payerne-Grandcour auf dem Boden auf, überschlug sich           auch durch Kollisionen mit dem Gelände. Ein solcher Unfall ge-
     und explodierte. Felix Friederich, Vater zweier kleiner Kinder, ver-   schah einem Piloten der Fliegerstaffel 9 am 6. Oktober 1976: Max
     lor dabei sein Leben.                                                  Hubler startete zu einem individuellen Training. Sein Auftrag war
     Die englische Fachzeitschrift «Air Clues» hatte im November 1958       die Absolvierung der Tiefflugroute «6bis», dann «Beschleunigungs-
     auf die vielen Startunfälle der Venom-Flugzeuge aufmerksam ge-         training hoch» im Raum Weissenstein und anschliessen Rückkehr
     macht, weil der kritische Anstellwinkel im Bereich von 16 bis 17       zum Flugplatz. Der Start in Emmen erfolgte um 13.43 Uhr. Max
     Grad schnell erreicht werde.                                           Hubler absolvierte die Mission alleine. Um 13.46 Uhr erhielt er die
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                                                                                                                                                Fotos: Archiv/Peter Brotschi
Grosses Bild: Der von Erwin Hofer geflogene Venom, aufgenommen über dem Jura. Unten links: Noch 2004 war die Unfallstelle am Steinenberg
bei Langenbruck an der Vegetation zu erkennen. Unten rechts: Gedenkstein für den am Steinenberg verunfallten Max Hubler.

Bewilligung für den Einflug in die befohlene Tiefflugroute. Diese        vern des Gebirgsarmeekorps 3 über die Furka und den Gotthard ins
begann rund drei Kilometer westlich von Villnachern, führte über       Oberwallis einzudringen und die dort sich auf dem Marsch befin-
Staffelegg, Geissfluh und Belchenfluh in die Gegend nördlich von         denden Truppen mit Raketen und Kanonen anzugreifen. Die drei
Langenbruck und anschliessend über den Passwang und Schelten-          Patrouillen zu je drei Venom starteten ab 17.50 Uhr in Mollis in Ab-
pass in den Raum von Moutier. Zufällig beobachtete der Venom-          ständen von sieben Minuten. Während die erste und dritte Patrouil-
Pilot Wachtmeister H. die vorletzte Phase des Unfallfluges; er war      le über dem Urserental auf über 4000 Meter stiegen, die Furka über
in Dübendorf gestartet und hatte einen unabhängigen Flugauftrag.       dem Wolkenplafonds passierten und wohlbehalten ins Oberwallis
H. entdeckte den alleine fliegenden Venom auf seiner Tiefflugroute       gelangten, wählte die zweite Patrouille den direkten Weg über den
im Jura und versuchte dann, sich hinter dieses Flugzeug zu setzen,     Pass, wo aber schlechte Wetterbedingungen herrschten.
ohne selber entdeckt zu werden.                                        Die Zeugen am Boden sahen, wie die drei Venom geschlossen in
Im Abstand von vier bis fünf Kilometern verfolgte er den Venom.        Exerzierformation (also mit etwa 70 Metern Abstand zwischen
Kurz darauf sah der Wachtmeister, wie der Venom knapp vor der          den Flugzeugen) in die Wolken einflogen. Ein Zeuge stand beim
Krete Lauchfluh/Geissfluh den Hang hinaufflog, sich das Flugzeug          Barackendörfli nördlich des Hotels Furkablick und hörte plötz-
auf den Rücken legte, dann kurz stabilisierte und schliesslich ziem-   lich starken Flugzeuglärm aus östlicher Richtung, dann folgte eine
lich flüssig nach unten weggezogen wurde. Als H. selber diese Krete     Explosion mit Feuerschein und überall einschlagende Splitter.
überflog, entdeckte er bei der folgenden Krete am Steinenberg zu-       Die Lage der Trümmer der Flugzeuge liess später den Schluss zu,
erst Rauch und dann einen grossen Feuerball. Seine Vermutung,          dass die Piloten nach dem Eindringen in die kompakte Wolken-
dass es sich dabei um das vor ihm fliegende Flugzeug handelte, wur-     schicht eine Ausweichbewegung nach oben links (Richtung Süden)
de leider beim mehrmaligen Kreisen über der Unfallstelle erhärtet,     durchgeführt hatten. Alle drei Flugzeugführer – der bei der Globe
denn er konnte deutlich den einen Leitwerksträger erkennen. Der        Air tätige Berufspilot Oberleutnant Kurt Gruber sowie die beiden
Venom J-1615 war zuvor mit der Krete des Steinenbergs kollidiert.      jungen Wachtmeister, der 23-jährige technische Angestellte Erwin
Max Hubler, ein Milizpilot und Student, überlebte den Unfall nicht.    Hofer und der 22-jährige Mechaniker Wilhelm Vögele – waren auf
                                                                       der Stelle tot. Die drei Kampfjets wurden vollständig zerstört.
Splitter auf der Furka
Einer der schwersten Unfälle in der Geschichte der Schwei-             Peter Brotschi
zer Luftwaffe hatte sich ebenfalls mit Venom-Flugzeugen ereig-
net. Im Doppel-Trainingskurs der Fliegerstaffel 20 erhielten drei      Vom Autor ist im Orell Füssli Verlag das Buch «Gebrochene Flügel» er-
Patrouillen am 27. August 1962 den Befehl, im Rahmen von Manö-         schienen, eine Aufarbeitung aller Flugunfälle der Schweizer Luftwaffe.
12     Business Aviation Cockpit 08 2016

       Business Aviation National Forum

     Vielversprechende
     Aussichten
     Branchenvertreter halten die Aus-                «Dies war eine seltene Gelegenheit, sich mit   Geschäfte lokale Arbeitsplätze und wirt-
                                                      allen wichtigen Interessenvertretern der       schaftliche Aktivitäten. Das ist die Botschaft,
     sichten für die Geschäftsluftfahrt               Geschäftsluftfahrt zusammenzusetzen und        die vermittelt werden muss», betonte Vogt.
     in der Schweiz für vielverspre-                  offene Gespräche über einige heikle The-       Der Sektor «Geschäftsluftfahrt» steht für
                                                      men zu führen», sagte Fabio Gamba, CEO         über 17 000 direkte oder indirekte Arbeits-
     chend. Im Rahmen des ersten                      der EBAA. Die Themen konzentrierten sich       plätze hierzulande, von denen 6000 auf
     Business Aviation National Forums                darauf, wie das Potenzial der Geschäftsluft-   die Fertigungsindustrie entfallen. Das ent-
                                                      fahrt in der Schweiz ausgeschöpft werden       spricht über einer Milliarde Franken an
     in der Schweiz von Ende Juni in
                                                      kann; etwa indem sichergestellt wird, dass     Löhnen und Gehältern und über vier Milli-
     Bern tauschten sich Fachleute aus,               sie nicht durch unverhältnismässige Über-      arden Franken an Gesamtleistung.
     warfen einen Blick in die Zukunft                regulierungen oder Kapazitätsbeschrän-
                                                      kungen an stark ausgelasteten Flughäfen        Zusammenfassung: Patricia Andrighetto
     und zeigten sich dabei auch                      behindert wird.
     selbstkritisch.
                                                      Image muss korrigiert werden
                                                      «Die Geschäftsluftfahrt hat ein Image-Pro-

     D
              ie Geschäftsluftfahrt in der Schweiz    blem», zeigte sich Hans-Ueli Vogt, Mitglied     Über die EBAA
              ist ein bedeutender Wirtschafts-        des Nationalrats und Präsident der Parla-       Die European Business Aviation Association
              zweig, der weiter wachsen wird, so-     mentarischen Gruppe Luft- und Raumfahrt,        (EBAA) wurde 1977 gegründet, um die In-
     lange Kapazitäten und aufsichtsrechtliche        überzeugt. «Sie wird als elitär und luxuriös    teressen der Geschäftsluftfahrt zu vertreten.
     Aspekte ihr Potenzial nicht ersticken. So lau-   wahrgenommen. Der Sektor muss dieses            Heute verlassen sich über 800 Luftfahrtun-
     tet das Fazit von Branchenvertretern, die zu     Image korrigieren und zeigen, dass er letz-     ternehmen (direkte Mitglieder oder Mitglie-
     Gesprächen in Bern zusammengekommen              ten Endes der Öffentlichkeit dient, indem er    der von verbundenen Organisationen) für
     sind. Anlass war das erste Business Aviation     die Mobilität verbessert, was wiederum die      die Wahrung ihrer Interessen auf die EBAA.
     National Forum in der Schweiz, das am 30.        Wettbewerbsfähigkeit einer geografischen         Sie ist die einzige Stimme, welche die Ge-
     Juni 2016 stattfand und von der European         Region erhöht. Wenn Passagiere der Ge-          schäftsluftfahrt bei den europäischen Insti-
     Business Aviation Association (EBAA) und         schäftsluftfahrt einen Vertrag abschliessen     tutionen vertritt. www.ebaa.org
     der EBAA Switzerland ausgerichtet wurde.         oder Waren beschaffen, dann sichern diese
13

                     Im Gespräch mit Dieter W. Neupert
                     Herr Neupert, am 30. Juni hat in Bern das 1. Business Aviation                        immer unterschätzt wird. Lässt sich
                     National Forum stattgefunden. Mit welchen Zielen und Absichten                        diese Bedeutung beziffern?
                     war der Anlass verbunden?                                                             Gemäss der neuesten europäischen Stu-
                     Dieter W. Neupert: Ziel des Forums war es, das Publikum über die Busi-                die beträgt die Wertschöpfung der Busi-
                     ness Aviation zu informieren, den Nutzen der BA für die Wirtschaft wie                ness Aviation in der Schweiz (direkt, in-
                     beispielsweise Zeitersparnis, Direktverbindungen zu Regionalflugplät-                  direkt und induziert) über vier Milliarden
                     zen etc. aufzuzeigen und gleichzeitig auf ihre Probleme aufmerksam                    Franken, wobei 17 000 Arbeitsplätze ge-
                     zu machen. Aufgrund des grossen Interesses an unserer Veranstaltung                   sichert werden. Mit 277 in der Schweiz
                     – es nahmen über 150 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Behörden                  registrierten Geschäftsflugzeugen (über
                     teil – sind wir überzeugt, dass unsere Botschaft bei den massgebenden                 300, wenn die im Ausland registrierten,
                     Entscheidungsträgern angekommen ist.                                                  aber in der Schweiz operierten Maschi-
                                                                                                           nen dazugerechnet werden) belegt die
                                                                                                                                                       Dieter W. Neupert,
                     Wo liegen denn die derzeit grössten Herausforderungen für die                         Schweiz hinter Grossbritanien, Deutsch- Präsident EBAA Switzerland.
                     Business Aviation in Europa?                                                          land und Frankreich den 4. Platz (in Flug-
                     Durch die zunehmenden Flüge von Low Cost Carriers und Gesellschaf-                    bewegungen pro Kopf sogar den 1. Platz)
                     ten aus der Golfregion sowie die immer stärkeren Beschränkungen                       in Europa. Deshalb hat der Bundesrat in seinem neuen Luftfahrtpoliti-
                     aus Umweltschutzgründen wurden die der BA eingeräumten Slots                          schen Bericht (LUPO 2016) die BA als im öffentlichen Interesse qualifi-
                     dramatisch reduziert. Seit die EG-Verordnung 95/93 den konzessio-                     ziert und ihre Wichtigkeit für den Wirtschaftsstandort Schweiz betont.
                     nierten Fluggesellschaften und auch den flugplanmässig operierenden
                     Charterunternehmen Priorität gegenüber der BA einräumt, kann diese                    Welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren?
                     ihre wohlerworbenen Rechte («Grandfather Rights») nur durchsetzen,                    Mittelfristig wird sich die Geschäftsluftfahrt in Europa nur halten können,
                     indem sie sich zu Slot-Pools zusammenschliesst und fixe Abflugzeiten                    wenn genügend Alternativflugplätze gefunden werden. In der Schweiz
                     reserviert. Allerdings müssen diese auch zu 80 Prozent genutzt wer-                   wäre die Umnutzung von Militärflugplätzen in zivile Infrastrukturen für
                     den, da sie sonst in der nächsten Flugplanperiode verfallen!                          die BA eine ideale Lösung. Hoffen wir, dass das Pilotprojekt Dübendorf
Foto: Falcon Media

                                                                                                           möglichst rasch realisiert wird und die Anwohner mit Erstaunen fest-
                     Nun ist es ja so, dass die Geschäftsluftfahrt eine bedeutende volks-                  stellen können, wie leise heute Geschäftsflugzeuge geworden sind!
                     wirtschaftliche Stellung einnimmt, die in der Bevölkerung wohl noch                                                               Interview: Patricia Andrighetto

                                                                                      :[HY[LU:PLK\YJO
                                                                             TP[KLYaPLSNLYPJO[L[LU(\ZIPSK\UN
                                                                                     KLY/690A65:-(
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                        Privatpiloten-Ausbildung
                                                                                                                                            LAPL auf C-152 und
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14                               Report   Cockpit 08 2016
     Foto: Flughafen Zürich AG
                                 Besuch bei Bombardier

                                                                                                                                                         Foto: Simon Vogt
     Die erste Bombardier CS100 von Swiss International Air Lines bei ihrer Taufe am 6. Juli.

     CSeries: Ein Blick in die Wiege
      Seit dem 15. Juli 2016 ist die CSeries offiziell im Linienbetrieb bei der Swiss (siehe auch Beitrag auf Seite
      17). Die Euphorie beim Launch Customer sowie seitens Bombardier ist gross, und genauso waren es die
      Efforts, den Jet fertigzustellen und zu zertifizieren. Ein Augenschein beim Hersteller am Mirabel Airport im
      kanadischen Montreal.

     M
               it einer Kapazität von 150 Plätzen (Modell CS300) und            elle Notlage, dass auch das Projekt des LearJet 85 im Herbst 2015
               einer Reichweite von 3300 Nautischen Meilen, das heisst          storniert wurde, was einen Verlust von 2,6 Milliarden Dollar mit
               über 6000 Kilometer, steigt Bombardier mit der CSeries           sich brachte. Bei der Entwicklung der CSeries war längst klar, dass
     erstmals in die Liga der Mittelstreckenjets auf – und somit wird           das Projekt den Point of no Return längst überschritten hatte – es
     die Neuentwicklung eine direkte, ökonomischere Konkurrentin                war schlichtweg «too big to fail». Nebst dem wirtschaftlichen As-
     zum Airbus A319neo und zur Boeing B737 MAX 7. Rob Dewar, Vice              pekt ist ein Flugzeughersteller auch ein Prestigeträger für sein Land.
     President CSeries, beziffert den Markt für Maschinen der Kapazität         Trotz allem: Technisch gesehen ist die CSeries das höchstentwickel-
     zwischen 100 und 150 Sitzplätzen mit rund 7000 Einheiten in den            te Flugzeug seiner Klasse. Der direkte Konkurrent aus Brasilien, die
     nächsten 20 Jahren und hofft entsprechend, nach anfänglich we-             Embraer E190 E2, respektive die E195 E2 sind zwar auch mit den
     nigen Festbestellungen die CSeries doch noch zu einem Verkaufs-            neuen PurePower-Triebwerken von Pratt & Whitney ausgestattet.
     renner zu machen. Und den braucht Bombardier unbedingt: Das                Ansonsten verfügen sie jedoch über keine bahnbrechenden Ver-
     Unternehmen kriselt seit längerer Zeit, die dreijährige Verzögerung        besserungen im Vergleich zu ihren Vorgängern – wohingegen die
     des CSeries-Projektes brachte die Firma in eine derartige finanzi-          CSeries ein komplett neues Flugzeug ist; abgesehen davon, dass die
Cockpit 0808
                                                                                                         Cockpit  2016
                                                                                                                    2016 Report
                                                                                                                           Report 15

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Oben links: Übersichtlich mit grosszügigen Anzeigen: das Cockpit der CSeries, hier im Simulator von CAE. Oben rechts: Serienmässig für Captain
und Copilot: das Head Up Display (HUD). Unten links: Hocheffizient: das PurePower-Triebwerk PW1500G. Unten rechts: Ted Cromer (links) und
Rob Dewar, Vice President CSeries (rechts).

Inbetriebnahme der Embraer-Jets erst ab Mitte 2018, respektive ab        Die Besichtigung
Mitte 2019 für die grössere Variante geplant ist.                        Die Kabine wirkt äusserst hell, unter anderem dank der grösse-
                                                                         ren Fenster. Die Handgepäck-Fächer fallen für ein Flugzeug die-
Der Simulator-Flug                                                       ser Grösse sehr geräumig aus. Bei der Aussenbesichtigung sticht
Ein kurzer Flug im Simulator des Bombardier-Werkes auf dem               insbesondere das PurePower-Triebwerk ins Auge, das über einen
Flughafen Mirabel vermittelt einen sehr überzeugenden Eindruck.          besonders kleinen Triebwerkskern verfügt, da das Mantelstrom-
Die Head-up-Displays, die die wichtigsten Flugparameter auf Au-          Verhältnis (Bypass-Ratio) beim neuen Triebwerk mit Unterset-
genhöhe via Laser ins Blickfeld der Piloten projizieren, machen die      zungsgetriebe von Pratt & Whitney 12:1 beträgt (zum Vergleich:
Augenbewegungen zu den Instrumenten im Final überflüssig. Die             Das typische Verhältnis bei herkömmlichen Triebwerken beträgt
Avionik «Pro Line Fusion» von Rockwell-Collins verfügt anstelle          5:1). Mit anderen Worten: «Das CSeries-Triebwerk bewegt mehr
der üblichen, kleinen Flight Management-Systeme (FMS), in wel-           Luftmasse durch seinen Fan nach hinten, dies jedoch langsamer als
che die Piloten zahlreiche flugrelevante Daten eingeben, über gro-        ein Triebwerk ohne Untersetzungsgetriebe», wie Graham Webb,
sse Bildschirme mit einer Mausfunktion. Auf dem Glare Shield, also       Vice President des PurePower-Triebwerk-Programms, erklärte.
direkt über den Hauptinstrumenten, befindet sich nebst den dort           Dies sei effizienter, weil so die Schaufeln des Fans nicht in den
üblicherweise anzutreffenden Bedienelementen für den Autopilo-           Überschallbereich geraten, was mehr Lärm und eine Leistungs-
ten, die Schubkontrolle oder die Einstellung der Flughöhe auch die       verminderung mit sich brächte. Bereits 25 Jahre sei an der Tech-
Eingabe für die Radiofrequenzen. Diese ist hier viel besser sichtbar,    nik des Untersetzungsgetriebes gearbeitet worden, doch sei sie bis
als wenn sie auf der Mittelkonsole platziert wäre.                       vor wenigen Jahren nicht ausgereift gewesen, antwortet er auf die
Eine weitere Neuerung bringt der Sidestick, der wie bei einer her-       Frage, weshalb Pratt & Whitney erst jetzt ein sogenanntes «Geared
kömmlichen Hydraulik-Steuerung ein Feedback über den Flugzu-             Turbofan»-Triebwerk serienmässig für Linienflugzeuge herstelle.
stand liefert. Das heisst, er bietet je nach Steuerinputs und Manöver    Trotzdem musste im Jahr 2014 nach einem Brand während des
Widerstand. Dies wiederum erhöht die Wahrnehmung der Piloten             Testlaufs das Design des PW1500G-Triebwerks geändert werden.
über die aktuelle Fluglage, was eine klare Verbesserung gegenüber        «Wir waren froh, dass sich diese Panne ereignet hat. Auf diese Weise
dem Sidestick bedeutet.                                                  konnten wir das Design ändern, bevor die Serienfertigung begann»,
16      Report        Cockpit 08 2016

        Besuch bei Bombardier
     so Webb. Auch praktische Details wurden nicht ausgelassen: So be-     Airways ab, die einst 40 Maschinen fest bestellt hatte und sich jetzt
     findet sich am Bugradfahrwerk eine LED-Anzeige, auf der sofort er-     im Gläubigerschutzverfahren befindet.
     sichtlich ist, ob die Handbremse angezogen ist oder nicht.            Rob Dewar gibt sich zuversichtlich: Für Optimismus sorgte die
                                                                           Bestellung von 40 Stück der irischen Macquarie Airfinance, einer
     Fertigung                                                             Leasingfirma. Auf die Frage, ob die stark gefallenen Treibstoffpreise
     Zum Zeitpunkt unseres Besuchs in Montreal befanden sich Air           die Airlines davon abhalten, sparsamere Flugzeuge wie die CSeries
     Baltic-Maschinen in der Produktionshalle. Der lettische Low-Cost-     anzuschaffen, gibt Ted Cromer, Head of Commercial Aircraft bei
     Carrier nimmt die CSeries in der grösseren Variante CS300 in Be-      Bombardier, zu Protokoll, dass diese Situation höchstens Verzöge-
     trieb. Diese verfügt über 150 Sitzplätze – 25 mehr gegenüber der      rungen mit sich bringen könnte. Jedoch rechne er nicht mit Stor-
     CS100 – und gilt aufgrund der Anzahl eingegangener Bestellun-         nierungen deswegen, weil zu erwarten sei, dass die Treibstoffpreise
     gen als Favorit. Der Rumpf der Maschine wird lediglich an drei        bald wieder ansteigen würden.
     Querspanten zusammengebaut; automatisiert mit Robotern, was
     laut Rob Dewar eine bedeutend höhere Präzision gewährleistet.         Es gibt Hoffnung
     Das Flugzeug fliege unmittelbar nach der Fertigung symmetrisch,        Durch die Zusage der Provinz Québec, die mit einer Milliarde US-
     ohne dass danach Anpassungen vorgenommen werden müssten,              Dollar 49,5 Prozent am CSeries-Projekt erwirbt, konnte die Liqui-
     was bei einer herkömmlichen Montage nicht der Fall sei. Ausser-       dität Bombardiers zwischenzeitlich sichergestellt werden. Zudem
     dem sei die Herstellung einer kompletten Maschine auf 32 Tage         laufen laut Annabelle Duchesne, Mediensprecherin von Bombar-
     ausgelegt. «Dies ist bedeutend weniger, als die anderen Bombar-       dier, Gespräche mit Kanadas Regierung, um von dieser Seite noch-
     dier-Flugzeuge in der Produktion benötigen», erklärt er weiter. Das   mals Unterstützung zu erhalten. Zusammen mit der erwähnten
     bestimmende Thema der Fabrikation sei nun das «Ramp Up», das          Bestellung von Delta Airlines, die für weitere grössere Airlines
     heisst das Erweitern der Produktionskapazitäten, so der Manager,      Signalwirkung haben dürfte, rechnet man bei Bombardier damit,
     der bereits seit über 20 Jahren bei Bombardier arbeitet.              dass auch der erfolgreiche «Entry into Service» (EIS) bei der Swiss,
                                                                           also der Start im Linienbetrieb, das CSeries-Projekt beflügeln. Das
     Rund 300 Bestellungen verbucht                                        Potenzial auf dem Markt wäre vorhanden.
     Die Bestellung von Delta Airlines von über 75 Maschinen und eine
     Absichtserklärung von Air Canada über 45 Stück dämpfen die Aus-
     wirkungen der auf Eis gelegten Bestellung der kriselnden Republic     Daniel Dubouloz

                                                                                                                                                   Fotos: Daniel Dubouloz

     Roboter (weisse Türme) sorgen für höhere Präzision beim Zusammenbau des Rumpfs.
Cockpit 08 2016              Civil Aviation                        17

                                                                                                                                               CSeries

                                                                                                                                                                         Foto: Swiss
Glamouröses Fest für die erste CS100 der Swiss.

Neuer Stern am Himmel
Die Swiss hat ihre erste Bombardier CS100 am Flughafen Zürich präsentiert und auf den Namen «Kanton
Zürich» getauft. Das innovative Kurz- und Mittelstreckenflugzeug soll neue Massstäbe im Bereich Komfort,
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit setzen. Swiss ist die weltweit erste Betreiberin des von Grund
auf neu entwickelten Flugzeugs.

C
       Series-Flottenchef Peter Koch ist begeistert von «seinem»                                 sei ein neuer entworfen worden. Ausbezahlt habe sich dabei, dass
       neuen Flugzeug. Die Ergonomie im Cockpit sei hervorra-                                    Automobilingenieure zugegezogen wurden, die ganz neue Ideen
       gend, man fühle sich sofort wohl. Bombardier habe den                                     bei der Entwicklung des Sitzes einbrachten.
Wunschkatalog der Piloten perfekt umgesetzt. «Ich fliege, der Com-                                Swiss wird für ihre 30 CSeries-Flugzeuge 325 Piloten ausbilden.
puter überwacht mich. Und nicht ich überwache den Computer»,                                     10 Maschinen entfallen auf CS100-Maschinen (125 Sitze), 15 auf
verdeutlicht Koch den Unterschied. Auch der Passagier kann sich                                  CS300-Flugzeuge (145 Sitze). Von welchem Flugzeugtyp die letz-
freuen: Dank eines neu entwickelten Sitzes profitiert er von viel                                 ten fünf Modelle sein werden, wird erst später entschieden. Der Lis-
mehr Beinfreiheit. Dabei sei zum ersten Mal ein Sitz nicht auf-                                  tenpreis einer CSeries-Maschine des kanadischen Flugzeugherstel-
grund eines vorgegebenen Modells weiterentwickelt worden; es                                     lers Bombardier beziffert sich auf 60 bis 70 Millionen Franken. ph

  Das Pilotentraining kann beginnen
 A
          m 17. Juni erhielt Swiss Aviation Training (SAT) vom Bundes-
          amt für Zivilluftfahrt (Bazl) die Genehmigung für den CSeries-
          Flugsimulator, der nun für das Pilotentraining eingesetzt wird.
  Die Zertifizierung wurde zeitgleich mit dem Erstflug des ersten Swiss
  Flugzeugs sowie auf den Tag genau ein Jahr nach der ersten Landung
  des Testflugzeugs in Swiss-Bemalung in Zürich ausgestellt. COO David
  Birrer bezeichnete die Herausforderung als gross, galt es doch ein Trai-
  ningsgerät parallel zum Flugzeugbau zu entwickeln. 30 Personen waren
  damit beschäftigt, 100 Ingenieure indirekt involviert. Der Testpilot
  «flog» 600 Stunden im Simulator. Der im Flugzeug durch die grossen
  Fenster erweiterte Ausblick wird im Simulator mit einem hochauflösen-
  den Sichtsystem mit modernsten LED-Projektoren wiedergegeben. Die
                                                                             Foto: Rolf Müller

  Bewegungen werden durch ein energie-effizientes, elektrobetriebenes
  Bewegungssystem neuster Generation erzeugt. 64 Piloten von Swiss
  werden noch in diesem Jahr auf den neuen Flugzeugtyp für eine Kurs-
  dauer von 35 Tagen während zwei bis drei Monaten umgeschult. Sie                               Daniel Nater, Chef des CSeries-Simulators bei SAT, erklärt den ersten
  werden rund 3000 Flugstunden im Simulator verbringen. ph                                       in Europa zertifizierten Flugsimulator dieses Typs.
18     Civil Aviation          Cockpit 08 2016

      Monatsinterview

     First Class-Essen
     zu Economy-Preisen
     First Catering, seit 2011 LSG Sky
     Chefs/First Catering Schweiz AG,
     ist seit 22 Jahren in Bassersdorf
     ansässig. CEO Markus Oberholzer
     ist mit seinem rund 240-köpfigen
     Team für die Bordverpflegung
     von Fluggesellschaften wie
     Edelweiss Air, Helvetic Airways,
     Thai International, Etihad Airways
     oder Qatar Airways verantwortlich.
     Die Branche steht unter grossem
     Kostendruck.

     «Cockpit»: Herr Oberholzer, es ist Ferienzeit.
     Ist das der Saison-Höhepunkt von LSG Sky
     Chefs/First Catering Schweiz AG?
     Markus Oberholzer: Ja, eindeutig. Die
     Sommersaison dauert jeweils von April
     bis Oktober, wenn die Kurz- und Mittel-
     streckendestinationen angeflogen werden.

                                                                                                                                                       Fotos: First Catering
     Im Winter verzeichnen wir eine Lücke,
     wenn der Mittelmeerbereich wegfällt. Er-
     schwerend kommt hinzu, dass das Ägyp-
     ten-, Marokko- und Tunesien-Geschäft kom-
     plett zusammengebrochen ist. Das ist ein         Markus Oberholzer, Gründer von First Catering, wurde 2002 von Ernst+Young zum Entrepreneur
     grosses Zielgebiet einer unserer grössten        des Jahres gewählt. Der 59-jährige CEO der in Bassersdorf ansässigen Firma lernte zuerst Koch,
     Kundinnen, der Edelweiss Air. Als Caterer        bevor er die Hotelfachschule absolvierte. Seit 22 Jahren ist er selbstständig.
     bekommen wir das natürlich empfindlich
     zu spüren.

     Wie lässt sich die Lücke schliessen?                                                             plus/minus 200 Millionen Franken bezif-
     Das ist genau die grosse Herausforderung.        «Der Preisdruck ist enorm.                      fern. Den teilen sich Gate Gourmet und
     Bei uns arbeiten 240 Personen, 24 Stun-                                                          First Catering und könnten davon eigent-
     den, sieben Tage pro Woche. Darunter sind        Als Caterer kann man vom                        lich gut leben, wenn die Preise, vor allem
     sehr viele im Stundenlohn beschäftigt, vor       Europaverkehr nicht leben.»                     von den Airlines, nicht gedrückt würden.
     allem Frauen, die ein zweites Einkommen                                                          Als Caterer kann man vom Europaverkehr
     erwirtschaften. Wir können unsere Perso-                                                         alleine nicht leben. Nur auf der Langstre-
     nalplanung nicht ständig den Passagierzah-       des Personals nach Hause schicken. Die          cke lässt sich über das Volumen Geld ver-
     len anpassen, denn wir erhalten die mehr         Arbeitsprozesse sind klar definiert.             dienen. Wenn aber auch auf der Langstre-
     oder weniger definitive Passagierzahl erst                                                        cke die Preise unter Druck geraten, lässt sich
     24 Stunden vor Abflug. Wir müssen aber in         Wie geht es der LSG Sky Chefs/First Catering    kaum mehr kostendeckend produzieren.
     der Lage sein, fehlende Mahlzeiten bis fünf      Schweiz AG wirtschaftlich?                      Als Caterer ist man für eine Fluggesellschaft
     Minuten vor dem Schliessen der Flugzeug-         Wir stehen auf gesunden Beinen. Der Markt       dann attraktiv, wenn man an verschiedenen
     tür nachreichen zu können. Personalpla-          hat sich aber dahingehend verändert, dass       Standorten, auf mehreren Kontinenten pro-
     nung ist ein sehr komplexes Gebiet. Ist der      der Preiskampf und vor allem der Preis-         duziert. Das ergibt am Ende eine Mischrech-
     Airbus A320 beispielsweise nur zur Hälfte        druck enorm geworden ist. In Zürich lässt       nung, denn die Kostenstruktur ist überall
     besetzt, kann ich nicht einfach die Hälfte       sich das Volumen des Catering-Markts mit        anders.
19

Das klingt herausfordernd. Kann Ihr Unter-
nehmen auf diese Weise überleben?
Ja, sonst wären wir ja nicht mehr da. Vor
20 Jahren war die Situation wirtschaftlich
aber besser. Damals erzielten wir eine ver-
nünftigere Rendite. Heute kommen die
gestiegenen Anforderungen der Kunden
hinzu. Swissness ist gefragt, alles muss lokal
produziert, die Qualität hoch sein – und es
darf nichts kosten! So geht die Rechnung
natürlich nicht auf; dafür muss man nicht
Betriebswirtschaft studiert haben. Es ist
                                                 Produktionsstätte von
nun mal so, dass Rohmaterial im EU-Raum
                                                 LSG Sky Chefs/First
billiger als in der Schweiz eingekauft wer-      Catering Schweiz AG
den kann. Uns trifft das nicht so stark, weil    in Bassersdorf.
wir von den Zollfreibestimmungen profi-
tieren und mehrwertsteuerbefreit sind. Wir
veredeln die Lebensmittel nur und exportie-
ren sie anschliessend. Ein Inflight-Caterer       Kosten an. Ich muss lückenlose Sicherheit       Womit sehen Sie sich als Caterer sonst noch
kann somit neben Airline- nicht auch noch        nachweisen und dokumentieren können,            konfrontiert? Ist vegan ein Thema?
Firmencatering betreiben.                        wie das «Zöpfli» bei uns in Bassersdorf an-      Auf jedem Flug muss gemäss EU-Verord-
Die Personalkosten sind zudem in der             geliefert wird und den Betrieb wieder ver-      nung eine Liste mitgeführt werden, auf der
Schweiz ungleich höher als im EU-Raum,           lässt, respektive in welches Flugzeug es ver-   sämtliche Allergene aufgeführt sind. Diese
in Südamerika oder in den Golfstaaten.           laden wird. Die Maschinerie wird immer          Liste kann bis zu 30 Seiten umfassen. Die
Nur Skandinavien kämpft mit den glei-            gigantischer, bedingt durch die wachsenden      Kabinencrew muss jederzeit in der Lage
chen Hürden. Alles entwickelt sich in die        Sicherheitsanforderungen.                       sein, die Allergene aufzuzählen, die in einer
falsche Richtung, vor allem, wenn man das                                                        Mahlzeit vorhanden sind.
Verhältnis von Inflightkosten gegenüber           Und was heisst das in Bezug auf die Mahlzei-    Vegan ist ein Trend, der nicht aufzuhalten
dem Ticketpreis zum Massstab nimmt.              ten nun konkret in Zahlen?                      ist. Dies fällt bei uns unter die Sparte Spe-
                                                 Das ist sehr unterschiedlich und hängt von      zial-Essen. Allerdings werden wir von den
Gate Gourmet wird von der chinesischen Hai-      Menge, Qualität und Buchungsklasse ab.          Airlines nicht zusätzlich entschädigt, wenn
nan-Group übernommen. Wie kann LSG Sky           Ein Frühstück kann zwischen 2 (Kaffee und       wir Spezialmenüs produzieren.
Chefs/First Catering als letztes Schweizer       Gipfeli) und 12 Franken (plus Aufschnitt,
Unternehmen überleben?                           Joghurt etc.) kosten, je nachdem wie üppig      Interview: Patrick Huber
Sehr gute Frage. Ich kann sie nicht beant-       es ausfällt. Eine einfache warme Mahlzeit
worten (lacht). Wir sind seit drei Jahren in     kostet zwischen 6 und 9 Franken, bestehend
einem Joint-Venture (Anm. d. Red.: 40 Prozent    aus kleiner Vorspeise, warmem Essen und
First Catering, 60 Prozent Lufthansa-Tochter     Dessert.                                         Auf ein Wort
LSG Sky Chefs). Ich habe meinen Partnern
genau diese Frage auch gestellt und warte                                                         Wo waren Sie zuletzt in den Ferien?
nun auf eine Antwort zur Strategie.              «Die Qualität muss hoch sein,                    In Florida, mit der Familie.

Mit Edelweiss Air und Helvetic Airways hat       darf aber nichts kosten!»                        Ihre Lieblingsdestination?
                                                                                                  Da gibt es nicht nur eine: Afrika, Süd-
First Catering zwei qualitativ hohe Brands
                                                                                                  amerika …
im Portfolio. Wie nachhaltig sind diese
Beziehungen?                                     Sind beim Cateringkonzept Unterschiede           Wohin wollten Sie schon immer einmal?
Sehr nachhaltig. Edelweiss Air etwa ist seit     zwischen Schweizer und ausländischen Air-        Nach Galapagos.
Gründung unser Kunde. Das Produkt ist von        lines zu erkennen?
                                                                                                  Wen würden Sie gerne einmal in Ihrem
uns entwickelt und nachhaltig geprägt.           Auf jeden Fall. Da hat jeder seine eige-
                                                                                                  Unternehmen begrüssen?
                                                 ne Philosophie. Es gibt Airlines, die nach
                                                                                                  Bei mir sind alle willkommen. In Singa-
Fluggesellschaften machen ein Geheimnis          Menüvorschlägen fragen, andere machen
                                                                                                  pur habe ich einmal einen ganzen Tag
daraus. Sagen Sie uns, was eine Mahlzeit         Preisvorgaben. Anschliessend kommen sie
                                                                                                  mit Henry Kissinger verbracht (Anm. d.
kostet?                                          zu uns und testen das Essen, das wir gemäss
                                                                                                  Red.: ehemaliger US-Aussenminister).
Das ist unterschiedlich und hängt von den        ihren Richtlinien gekocht haben. Thai Air-
Buchungsklassen sowie einzelnen Kompo-           ways beispielsweise verlangt explizit nach       Ihr Lebensmotto?
nenten ab. Wie viele Speisen werden ser-         thailändischen Köchen, die ihre Speisen          Gesund und glücklich.
viert? Handelt es sich um Einweggeschirr?        traditionell produzieren. Auch Etihad oder
                                                                                                  Sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv?
Wie sieht die Logistik aus? Alle diese Fakto-    Qatar stellen hohe Ansprüche. Und zwar
                                                                                                  LinkedIn und Xing, aber nicht sehr
ren bestimmen den Preis. Nehmen wir zum          auch bei den Economy-Class-Passagieren.
                                                                                                  aktiv. Ich bin beim Rotary-Club Zürich-
Beispiel das berühmte «Edelweiss-Zöpfli»:         Diese Airlines wollen keine unzufriedenen
                                                                                                  Flughafen.
Bis es im Flugzeug ist, fallen verschiedene      Passagiere an Bord.
20     Civil Aviation          Cockpit 08 2016

       Your Captain speaking...

     Der Flug-Musikus
     Was haben klassische Musik und die Fliegerei gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig. Bei genauerem
     Hinsehen lassen sich jedoch zahlreiche Parallelen zwischen diesen beiden faszinierenden Welten finden.

     O
             ft werde ich sowohl von Freun-
             den als auch von Arbeitskollegen
             gefragt, wie ich von der Musik zur
     Aviatik kam. Der Gegensatz könnte doch
     nicht grösser sein?! Einerseits stimmt das,
     aber ganz so simpel ist die Antwort dann
     doch nicht. Zwar ist ein beruflicher Wer-
     degang in der Musik kreativ und weniger
     regelbehaftet als in der Fliegerei, jedoch gibt
     es tatsächlich signifikante Parallelen.
     Seit ich zurückdenken kann, gehört die
     Geige zu mir. Sie war und ist ein grosser
     Bestandteil meines Lebens und hat meinen
     Bildungsweg grundlegend geprägt. In knapp
     22 Jahren haben sich schätzungsweise über
     19 000 Stunden «Geige üben» angesam-
     melt, die natürlich nicht immer Spass ge-
     macht, aber sicher Bereiche wie Disziplin,

                                                                                                                                                          Foto: zvg
     Ausdauer, Konzentration und Vorausden-
     ken gefördert haben. Diese Attribute wer-
     den auch im Pilotenberuf benötigt.                Der Autor gibt ein kleines «Konzert» für die Crew in Berlin Tegel (TXL) bei einer Bodenzeit von
     Im Lauf meiner Studienjahre fiel mir immer         zwei Stunden. Als Bühne musste die Kabine eines A320 herhalten.
     häufiger auf, wie sehr sich Musiker für die
     Fliegerei interessierten. Dieses Interesse        gezielt den Schwachstellen zu widmen, um          jedoch ergeben sich auch auf der Bühne
     ging mit zum Teil sehr detaillierten Fra-         genau zu wissen, wo die persönlichen Gren-        unvorhergesehene Interpretationen oder
     gen in ganz spezifischen Bereichen über            zen liegen. Die Vorbereitung beginnt zeit-        Situationen, an die er sich anpassen muss,
     normalen Small Talk hinaus. Mit der Zeit          lich vor dem eigentlichen Event, damit ge-        ähnlich wie der Pilot im Flugzeug auf der
     bemerkte ich, dass es eine Vielzahl von           wisse Automatismen greifen können, die            Strecke.
     Musikern gibt, die sowohl in Cockpit oder         auf der Bühne und im Cockpit kognitiv ab-
     Kabine als auch in einem Orchester oder           laufen müssen. In beiden Bereichen gibt es        Ohne Teamwork geht nichts
     Ensemble arbeiten. Das lässt sich sowohl          in der Regel nur einen Versuch und der Pro-       Im Cockpit wie auch in der Kabine zählt
     bei Swiss, wo es feste Ensembles mit Mit-         zess ist nicht zu stoppen. Einmal begonnen,       Teamwork, weshalb das Ergebnis der Flug-
     gliedern aus dem Cockpit gibt, als auch bei       muss dem roten Faden gefolgt werden und           operation immer ein Resultat beider Pilo-
     Lufthansa mit einem klassischen Orchester         Ablenkung durch äussere Gegebenheiten             ten ist. Auf der Bühne ist es ähnlich. Wer
     beobachten. Im Gespräch mit Arbeitskolle-         wie Nebengeräusche des Publikums oder             Kammermusik spielt und beispielswei-
     gen stellte sich ebenfalls heraus, dass viele     Zeitdruck im Cockpit ist nicht erlaubt. Bei       se mit einem Quartett auftritt, muss sich
     einen intensiven Kontakt mit der Musik in         einem Fehler darf man nicht stehenbleiben,        ebenfalls bewusst machen, dass dies keine
     Form eines Instruments hatten oder immer          sondern muss nach vorne schauen und wei-          «One-Man-Show» ist. Bei den Proben dassel-
     noch als Ausgleich zum Job musizieren.            ter gehen. Zeit für die Fehleranalyse bleibt      be: Wie sage ich meinem Nachbarn, dass er
                                                       nach dem Flug respektive nach dem Kon-            gerade zu laut spielt, obwohl in seiner Parti-
     Flug versus Konzert                               zert.                                             tur «piano» (leise) steht? Einfühlsam sollte
     Vergleicht man die Durchführung eines             Wie bei einem Langstreckenflug muss der            man also sowohl im Cockpit als auch beim
     Flugs mit einer Konzertbühne, dann lassen         «Atem» lang genug sein und die Konzen-            Musizieren sein.
     sich unter anderem folgende Gemeinsam-            tration vom Anfang bis zum Ende reichen,          Das Fazit ist kurz und eindeutig: Sowohl
     keiten erkennen:                                  vom Betreten der Bühne bis zum Ende des           Musik als auch das Fliegen können eine
     Gute Vorbereitung ist unabdingbar und             Konzerts , vom Eintreffen im Briefingraum          Bereicherung darstellen und einen deut-
     führt zu einer gefühlten und echten Grund-        bis zur Ankunft am Gate.                          lichen Akzent im Bereich «Work-Life-
     sicherheit und somit zu einer insgesamt           Auch Antizipation und Multitasking sind           Balance» setzen.
     besseren Performance. Bei der Vorberei-           in beiden Domänen zu finden. Natürlich
     tung gilt es auch, sich durch Selbstreflexion      kennt der Musiker das vorzutragende Stück;        Jan Liebich
Cockpit 08 2016              General Aviation             21
                                                                                                                                           RIO 2.2

Grandioses Fly-In
Bei Flugzeugenthusiasten zählt das Rencontres Internationales d’Oldtimers – kurz RIO – zu einem der grössten
und interessantesten Fly-Ins in der Schweiz. Mit einer hitverdächtigen Rekordbeteiligung an Flug- und Fahr-
zeugen jagte am 25. und 26. Juni auf dem Regionalflugplatz Freiburg-Ecuvillens ein Höhepunkt den nächsten.

U
         nter den Fittichen der Gruppe L’association
         pour la promotion du patrimoine aéronau-
         tique (APPA), die eigens im Oktober 2012 zur
Erhaltung und Förderung der Luftfahrt im Kanton
Freiburg gegründet worden war, fand auf dem Regi-
onalflugplatz Freiburg-Ecuvillens die zweite Auflage
des Rencontres Internationales d’Oldtimers (RIO)
statt. Für die Gestaltung des diesjährigen Plakates
wurde der Schweizer Comiczeichner Franz Zumstein
beauftragt. In einer ersten Fassung zeichnete er eine
Douglas A-1 Skyraider über Freiburgs neuem Wahr-
zeichen, der Poya-Schrägseilbrücke mit der grössten
Spannweite der Schweiz. Kaum war die erste Version
gezeichnet und gedruckt, erfuhr der Zeichner durch
die APPA, dass die Skyraider nicht am Event teilneh-
men werde. Das Werbeplakat wurde in Windeseile
neu gestaltet; diesmal überflog eine Curtiss P-40 War-
hawk die Brücke. Zwei Tage vor dem Meeting erfolgte
die Schreckensmeldung: Die P-40 blieb infolge Pro-
blemen mit dem Kühlsystem ebenfalls am Boden.

Raritäten, Urgesteine und Überraschungsgäste
Auch ohne diese Raritäten zog das legendäre Flug-
platzfest an beiden Tagen mehrere 1000 Zuschauer
in seinen Bann. Wahre Begeisterungsstürme lösten
die Demos der beiden ehemaligen Militärflugzeu-
ge C-3605 des Vereins Historic & Classic Airplanes
aus Altenrhein und Morane MS-406 aus. Neben der
Antonov AN-2, der Classic Formation mit DC-3 und
zwei Beech 18 war die Grumman TBM-3E Avenger
«Charlie’s Heavy» der heimliche Star der Veranstal-
tung. Wahren Jagdfliegerinstinkt weckte der Luft-
kampf zwischen diesem und der zur japanischen
«Zero» umgebauten North American T-6 aus Frank-
reich. Ebenso frenetischen Beifall ernteten Bücker
Jungmann und Boeing Stearman, die pausenlos am
Himmel herumkurvten. Für regen Flugbetrieb sorg-
ten die ein-, über- und ausfliegenden Oldtimer der
Typen Stampe SV4C, Aeronca Sedan, Praga 114M,
                                                        Fotos: Roger Steiner

Luscombe, Jodel und Stinson L-5, um nur einige
zu nennen. Besonderen Eindruck hinterliess Nils
Hagander auf Pitts S1 mit seinem einzigartigen
Kunstflugprogramm. Die Überraschung des Tages
war schliesslich der Überflug des PC-7 TEAMs der
                                                                                 Classic Formation mit DC-3 und zwei Beech 18. Die 1967 bei Westland Helicop-
Schweizer Luftwaffe, das dem RIO 2.2 die Ehre er-                              ters Ltd. gebaute WB47G eroberte als einziger teilnehmender Helikopter die Herzen
wies.                                                                          der Zuschauer. Stilecht wurde die Grumman Avenger von US-Armee-Fahrzeugen
                                                                               umrahmt. Perfekt in Szene gesetzt wurde die in Ecuvillens beheimatete Boeing
                                                                               Stearman N2S-5 Kaydet. Jean-Daniel Sauterel überfliegt mit der Stampe SV4C das
Roger Steiner                                                                  Festgelände. Gut zu sehen ist der neu erstellte Hangar Nr. 8 (rechts).
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