Aviatisches Feuerwerk im Wallis - Breitling Sion Airshow - Cockpit - Magazin
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Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 11/November 2017 CHF 8.50 / 8.00 8.0 Breitling Sion Airshow Aviatisches Feuerwerk im Wallis 1 1 Military Aviation Civil Aviation Space Corner 770010 011006 CAVOK auf Darum ist Easy Jet Elon Musk und seine der Axalp erfolgreich SpaceX-Erfolgsstory 9
MBDA schützt den Schweizer Luftraum seit 50 Jahren Zuverlässige Luftabwehrsysteme von MBDA – bewährte Technologie, laufend weiter entwickelt für die Schweiz Bloodhound Rapier Die modernste Technologie für die 1964 bis 1999 1984 bis heute Luftabwehr ist heute schon verfügbar, für einen Einsatz bis 2040 und darüber hinaus Das einzige integrierte Unternehmen AIR AIR MARITIME BATTLEFIELD für Lenkwaffen und Lenkwaffensysteme, DOMINANCE DEFENCE SUPERIORITY ENGAGEMENT mit 10.000 Mitarbeitenden in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien. Ein Gemeinschaftsunternehmen von drei führenden 999T/$&#g5;56'/5T%1/ Firmen: Airbus (37,5%), BAE Systems (37,5%) und Leonardo (25%)
Cockpit 11 2017 Editorial 3 Foto: Joël Bessard Take your seats Liebe Leserinnen und Leser D ie Breitling Sion Airshow ist schon wieder Geschichte. Die Sion, Jean-Claude Reiss, verwies im Gespräch aber darauf, dass beim grösste Airshow der Schweiz in diesem Jahr zog 51 000 Ersatz der Tiger nicht unbedingt das aviatisch beste Flugzeug das Zuschauer an den Veranstaltungsort selber. 15 000 verfolg- Rennen machen werde, sondern dasjenige, das auch ins Gesamtwaf- ten an den Hängen rund um die Walliser Hauptstadt die Flugdar- fensystem der Schweiz passt. So gesehen bleiben Gripen, Eurofigh- bietungen. Auch wenn mehr Zuschauer erwartet worden waren: ter und Co. durchaus valable Kandidaten bei der Evaluation, wel- Diejenigen, die kamen, brauchten ihr Kommen trotz der zum Teil che mit der Airshow in Sion einen ersten Vorgeschmack lieferte. langen Anfahrtswege nicht zu bereuen. Vier für die Schweiz in Be- Eine erfreuliche Nachricht kommt aus Genf: Easy Jet Switzerland tracht kommende neue Kampfflugzeuge konnten bei den Demons- legt weiter kräftig zu. Mit ihrem Geschäftsmodell scheint die bri- trationen in der Luft und am Boden unter tische Lowcost-Fluggesellschaft offenbar den richtigen Riecher zu die Lupe genommen werden. Das einzig haben, um auch in Europa schöne Gewinne zu erzielen, wie CEO Negative am Anlass war das bargeldlose Jean-Marc Thévenaz im Monatsinterview (Seiten 14 und 15) erläu- Bezahlen an den Verpflegungsständen. tert. Die klassischen Airlines wie Swiss, Lufthansa, British Airways Eine gutgemeinte Idee, schlecht umge- oder Air France/KLM verlieren auf den Europastrecken meistens setzt, sorgte für viel Verärgerung. Geld. Dies nicht zuletzt wegen ihres grossen Verwaltungsapparats. Beeindruckt hat mich die Show von Jean- Man darf gespannt sein, ob das Beispiel Easy Jet, das die Grossen seit Guillaume Martinez. Der französische Dis- längerem zu kopieren versuchen, weiter Schule macht, und ob die play-Pilot zeigte mit der Rafale eindrück- entsprechenden Schlüsse daraus gezogen werden. lich, was in dieser Maschine steckt (Bild). Der militärische Flugdienstleiter von Patrick Huber, Chefredaktor
in t-Magaz r r Luftfah eize Schw Die Flughafen Zürich AG betreibt die national und international ührende f etablierte Verkehrs- und Begegnungsdrehscheibe der Schweiz – den Flughafen Zürich. Wir bieten interessante und vielseitige Das berufliche Herausforderungen in diesem einzigartig spannenden Arbeitsumfeld. Apron Controller- Das Schw eizer Luftf ahrt- Mag azin Nr. 8/ Augu st 20 13 Trainee (m/w) Das Schweizer Luftfahrt-Magazin agazin Nr. 4/April 2013 CHF 8.20 / 5.50 CHF 8.20 / 5.50 Ers 0X WB A 35 tflu en ei g a : sL s zw Cou ich eb te r en - re g lt AT nk Nächster Ausbildungsbeginn April 2018 ha AL Fra / 5.50 8.20 CHF er l iv H ig WE F e a hli – D Als Apron Controller leiten, überwachen und unterstützen Sie den rol- Maga zin Nr . 3/Mä rz 20 13 u s g h ie de t s u m eizer Luftf ahrt- Co nd ck lenden Flugverkehr im Bereich der Vorfelder, Rollwege und Standplätze Das Schw pit ! Paris unseres Flughafens. In Ihrem Zuständigkeitsbereich tragen Sie die FreuAir Show de h Alleinverantwortung für die Sicherheit der täglich über 700 Rollbewe- Gene ORIS ral Av errs Amb -Fly-in iatio cht! n Hist ri Der ory gungen. In Zusammenarbeit mit den Kollegen von Apron Control und Nied AnHelicopter gri erw ff auf coeningeer Mili Eurocopter Eu Eur Euro urocopt cop n – Patro Aviation tary Partner-Organisationen leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Effizienz einfach ei e ein einf inf inffa ch Spitze! acch ach Sp Spi Spit ze feierteuJuille de Fra pittze! p biläu nce des Flughafens Zürich und zur Pünktlichkeit des Flugverkehrs in Europa. Civil Aviation Report History istory tory m ATR-Turboprops im Fliegender Güg Güggel ggel Helipioniere oniere niere ere – Höhenflug aus Italien Die Akte Dr. Just ust st ry r Sto sche Ihre Aufgaben Ihr Profil Cove e di Schwen am • Sie erteilen über Funk Anwei- • Maturitätszeugnis oder Grund- r die Grip d Flag» y s orry re füü sto Hiist e Sppitfi eiizz?? «R amp ern Schw sungen und Informationen an ausbildung mit eidg. Fähigkeits- rt Repo en R Mit d egs rw 16.0 2.13 13:5 1 ion er unte mlin ger Aviat die Cockpit Besatzungen und zeugnis Civil Drea rä LOT – offnungst als H Fahrer von Spezialfahrzeugen • Idealalter: 22 bis 30 Jahre 1 dd • Sie arbeiten im Zwei- • Sehr gute Englischkenntnisse Schichtbetrieb bei Ausbildungsbeginn • Ihre täglich neu heraus- • Sprachkompetenz Schweizer- fordernde Tätigkeit üben Sie im deutsch verstehen (Funk- Apron Control Tower aus sprache) • Guter Gesundheitszustand Sie durchlaufen (Erfüllen medizinischer • Eignungsabklärungsverfahren Tauglichkeits-Standards) bei der Firma Skyguide • Erfahrung im Bereich der Aviatik • Englischtest, Anforderung ICAO Level 4 (entspricht Cambridge First Certificate) (Piloten- und Radiotelefonie- Lizenz von Vorteil) • Motivation für eine anspruchs- Freude bereiten? • Fliegerärztliche Untersuchung bei einem Vertrauensarzt (medizinische Tauglichkeit volle Ausbildung (finanzielle Entschädigung, während der Ausbildung) Schenken Sie ein gemäss European Class 3 • Psychische Belastbarkeit und Medical Certification of Air Traffic Controllers) ausgeprägte Teamfähigkeit • Begabung für vorausschauen- «Cockpit»-Abo! • Internes Bewerbungsgespräch des und logisches Denken • Ausbildung zum Apron • Hohes Verantwortungsbewusst- Controller mit Erwerb des sein, absolute Zuverlässigkeit Fähigkeitsausweises für Vorfeld- • Bereitschaft zu Schicht-, E-Mail: abo@cockpit.aero verkehrsleiter/in und definitive Sonntagsarbeit und Reserve- Telefon: +41 31 818 01 27 Anstellung nach Erhalt des dienst Fähigkeitsausweises Online: www.cockpit.aero Haben wir Ihr Interesse geweckt? Zahlung per Paypal möglich. Bitte orientieren Sie sich vorgängig im Stelleninserat auf unserer Homepage www.flughafen-zuerich.ch/jobs über das Bewerbungs- verfahren und die zwingend notwendigen Bewerbungsunterlagen. Flughafen Zürich AG Für alle, die Freude an der Luftfahrt haben. Postfach, CH-8058 Zürich-Flughafen www.flughafen-zuerich.ch
Cockpit 11 2017 Inhalt 5 Military Aviation Space Corner Military Aviation 6 Fliegerschiessen auf der Axalp 8 Sanicole: Belgiens 28 SpaceX bietet den Konkurrenten Paroli 6 Die Schweizer Luftwaffe trainierte auf der Axalp Airshow mit dem Helicopter Nachtprogramm 31 Schweizer S-300CBi 10 Was macht eigentlich… Walter Dürig? History 36 Dübendorf und der Civil Aviation erste Nazi-Weltrekord 14 Jean-Marc Thévenaz, CEO Easy Jet Switzer- Regelmässige land, im Interview Rubriken 3 Take your seats Civil Aviation Cover Story 14 12 Inside «Eine echte Lowcost-Airline 16 Sion Airshow: Rafale, 13 Your Captain speaking… Eurofighter, F16 und wird als solche geboren» 32 SHA inside Gripen im Rampenlicht 34 Heli-Focus Report 35 Vor 50 Jahren 20 Breitling DC-3: 38 Gallery Rückblick auf die 42 News und Services Welttournee 48 HB-Register 22 Im Einsatz als 50 Letzte Seite: Offshore-Pilot Wettbewerb, Agenda Report 22 Offshore-Helipilot Jürgen Wirth hat das Meer im Blut Mittelposter 26 Fliegerschiessen auf der Axalp aus besonderer Perspektive Foto: Marco Zatta Titelbild: Vorführung des belgischen Display-Piloten Tom «Gizmo» De Moortel auf der F-16. Foto: Daniel Bader Herausgeberin: Anzeigenverkauf: Abonnementspreise: Text- und Daniel Dubouloz, Hansjörg Druckvorstufe: SAMedia GmbH Effingerhof AG Inlandabo jährlich Fr. 87.– Bildredaktion: Egger, Markus Herzig, Felix Swiss Aviation Media Storchengasse 15 Verlag «Cockpit» Schnupperabo (für 3 Swiss Aviation Media Meier, Walter Hodel, Felix Zurzacherstrasse 64 Postfach Storchengasse 15 Monate): Fr. 20.– Zurzacherstrasse 64 Kälin, Ian Lienhard, Georg CH-5200 Brugg CH-5201 Brugg CH-5201 Brugg Einzelverkaufspreis: Fr. 8.50 5200 Brugg Mader, Rolf Müller, Hellmut Telefon: +41 56 442 92 46 Telefon: +41 56 442 92 44 inkl. Porto und MwSt. Telefon: +41 56 442 92 46 Penner, Markus Rindisbacher, verlag@swissaviation.ch Marketing Consultant: verlag@swissaviation.ch Auslandabo steuerfrei, Porto redaktion@cockpit.aero Jürgen Schelling, Reto Rolf René Veil Druck und Vertrieb: www.cockpit.aero nach Aufwand. Website: www.cockpit.aero Schneeberger, Samuel Telefon +41 56 460 77 20 Jordi AG – das Medienhaus Preisänderungen Sommer, Dr. Bruno Stanek, «Cockpit» erscheint Fax 056 460 77 70 Chefredaktor: Patrick Huber Aemmenmattstrasse 22 vorbehalten. Hans-Heiri Stapfer, Thomas monatlich am Ende r.veil@effingerhof.ch Chefin vom Dienst: 3123 Belp Strässle, Dennis Thomsen, des Vormonats und ist Aboservice: Auflage: Patricia Andrighetto (gedruckt auf FSC- Simon Vogt, Franz Wegmann, Verbandsorgan der Swiss Jordi AG – das Medienhaus 9000 Exemplare zertifiziertem Papier) Anton E. Wettstein, Marco Helicopter Association Shenja Graber Verbreitete Auflage: Redaktions- ISSN 0010-0110 Zatta, Rino Zigerlig, Sven (SHA) und Partner der AOPA Aemmenmattstrasse 22 7321 Exemplare Mitarbeitende: Zimmermann, Franz Zussner Switzerland. 3123 Belp (WEMF 2017) Jean-Luc Altherr, Daniel Artikel und Fotos nur nach Das «Cockpit» erscheint im Telefon +41 31 818 01 27 Flughafenauflage Zürich und Bader, Joël Bessard, Tim Boin, Absprache einsenden. 58. Jahrgang. abo@cockpit.aero Basel: 4000 Exemplare Andrea Bolliger,
6 Military Aviation Cockpit 11 2017 Fliegerschiessen auf der Axalp Die alpine Flugshow Lange mussten sich die Fliegerfans gedulden, bis sie wieder einmal das Fliegerschiessen auf der Axalp genie- ssen konnten. Von 2014 bis 2016 wurden die Shows aus unterschiedlichen Gründen nicht durchgeführt. Zum 75-Jahr-Jubiläum des Schiessplatzes lockte grandioses Herbstwetter Tausende Zuschauer in die Höhe. D as Warten hat sich gelohnt: Bei Ebenfluh im Jahr 1942. Mitten im Zweiten an. Zwischenzeitlich pilgern jeweils einige schönstem Herbstwetter demonst- Weltkrieg wurde mit dem Ausbau der An- Tausend Menschen zu den Zuschauer- rierte die Schweizer Luftwaffe Mitte lagen und dem Training begonnen. Seither zonen auf 2200 m ü. M. Die Demonstration Oktober auf eindrückliche Weise ihre Stär- haben Schweizer Piloten mit allen Fluggerä- vor der spektakulären Kulisse mit der un- ke und ihr Können in der alpinen Umge- ten der Luftwaffe, vom Mustang über Vam- gewohnten Nähe zu den Flugzeugen und bung. Das Fliegerschiessen 2017 wird als pire und Hunter bis hin zu den Hornissen, der einzigartigen Optik auf die Vorführun- eines der besucherstärksten in den vergan- das Training in der anspruchsvollen Geo- gen gilt als Geheimtipp unter Fliegerfans genen 75 Jahren in die Geschichte eingehen. grafie gemeistert. im In- und Ausland. Ausserdem ist es die Bereits am ersten Veranstaltungstag muss- Ursprünglich war das Fliegerschiessen für einzige öffentlich zugängliche Flugshow, ten schon am Vormittag lange Wartezeiten die militärische Führung, Politiker und ge- an welcher scharf geschossen wird. am Sessellift in Kauf genommen werden. ladene Gäste gedacht. Im Verlauf der Jahre Auf dem Programm standen dieses Jahr unter Eröffnet worden war der Schiessplatz Axalp- zog der Anlass immer mehr Schaulustige anderem Kanonenschiessen im Gebirge, ein
7 Fotos oben und Mitte: Roger Schneider Foto links und unten rechts: Sven Zimmermann Grosses Bild: Licht- und Schattenspiele auf 2200 Metern über Meer. im Bild: F/A-18. Oben rechts: Auftakt des Fliegerschiessens mit zwei F/A-18. Mitte rechts: Cougar und EC635 in perfek- ter Formation (man beachte die synchron drehenden Rotoren). Unten rechts: Den Abschluss des Flieger- schiessens bildet traditionell die Patrouille Suisse. Defilee von F/A-18 und F-5 Tiger, die Prä- sentation des PC-21 sowie der Einsatz der Fallschirmaufklärer. Eindrücklich waren auch die Vorführungen der Rettungs- und Löscheinsätze sowie die Demonstration der Flugeigenschaften von Cougar und F/A-18. Den Abschluss des Fliegerschiessens bildet traditionell die Patrouille Suisse. Auch für axalperprobte Zuschauer war der Anlass 2017 ein besonderes Erlebnis. Sven Zimmermann
8 Military Aviation Cockpit 11 2017 Sanicole Airshow Gänse und Falken Auf dem Beverlo Air Field fand im September die grösste Airshow Belgiens in diesem Jahr statt. Das Besondere an diesem Anlass ist jeweils die Sanicole Sunset Airshow, die in der Abenddämmerung stattfindet. I n der Dunkelheit kommt der Einsatz von Flares beson- Martinez weiss sich zu helfen ders zur Geltung. Dies haben die Vorführungen der Nebst den in Belgien immer eingeladenen F-16 Displays belgischen Agusta A109 und von Hptm Tom «Gizmo» wie Solo Türk und Zeus Demo bildete die Vorführung De Moortel in seinem letzten Jahr als Pilot des F-16 Solo von Hptm Jean-Guillaume «Marty» Martinez auf seiner Displays eindrücklich gezeigt. Rafale eine willkommene Abwechslung. Während der Magisch wurde es beim Formationsflug des Twister Vorführung fiel einer seiner Nachbrenner aus. «Das ist Aerobatic Teams aus Grossbritannien mit ihren beiden nicht weiter schlimm», meinte Martinez nach dem Flug. Silence SA1100 Twister, einem deutschen, lediglich in 21 «Ich musste nur den asymmetrischen Schub korrigieren Exemplaren gebauten Ultraleichtflugzeug. Als einziges und wurde etwas weniger in den Sitz gedrückt.» Team in Europa verbindet es Formationskunstflug mit Die sogenannte Leaders-Formation mit dem Staffelkom- Pyrotechnik und fliegt demensprechend viele Vorführun- mandanten jedes Kunstflugteams sorgte für ein einmali- gen in der Dämmerung. Den Abschluss der Sunset Show ges Bild und beendete eine grossartige Airshow. bildete das Glider FX Team mit seinem polnischen Swift «Wir hatten dieses Jahr einen unglaublich spannenden Segelflugzeug, ausgestattet mit neuster LED-Technologie Mix von historischen bis zu modernen Kampfflugzeu- entlang des Rumpfes. gen», bestätigte Joeri Mombers. «Es gibt kein schöneres Kompliment als Tausende von überwältigten Menschen Gänse versus Kampfjets – vom regelmässigen Airshowbesucher bis zu Kindern, Das Programm der Sanicole Airshow am Sonntag eröff- die zum ersten Mal dabei sind.» nete Christian Moullec mit seinem Hängegleiter. Beglei- tet wurde er auf seinem Flug von einem Schwarm Weiss- Simon Vogt wangengänsen. Ein beeindruckender Formationsflug, der mit jedem Kampfjetdisplay mithalten kann. Kunstflugformationen wie Frecce Tricolori, Patrouille Suisse, das Breitling Jet Team und die spanische Patrulla ASPA mit ihren EC120 Colibri-Helikoptern zeigten vor über 40 000 Zuschauern – eine neue Rekordzahl – ihr Können. Einen seltenen Auftritt in Europa hatten die Saudi Hawks mit ihren grün-weissen BAE Hawks. Das Programm erinnert an jenes der Red Arrows, was aber nicht erstaunt, da die Saudis von Mitgliedern dieses Teams ausgebildet wurden. «Wir hatten wegen des Jubiläums der 40. Airshow-Auf- lage nicht nur die Saudi Hawks das erste Mal zu Gast, sondern auch schwedische Gripen und F/A-18 Hornets der finnischen Luftwaffe», zeigte sich Joeri Mombers, Medienchef der Airshow, erfreut. Fotos: Roger Schneider
9 Fotos: Simon Vogt Oben: Die Leaders-Formation. Mitte: Ein seltener Gast in Europa, die Saudi Hawks. Unten: Christian Moullec und seine Gänse. Grosses Bild: Nachtshow des britischen Twister Aerobatic Teams.
10 Military Aviation Cockpit 11 2017 Was macht eigentlich… Walter Dürig? Spät entdeckte publizistische Ader Als ehemaliger Kommandant der schweizerischen Flieger- und Fliegerabwehrtruppen (heute Luftwaf- fe) prägte Walter Dürig Ende der 1980er-Jahre die Luftwaffe. Mit seinen Beiträgen zu den erfolgreichen Beschaffungen des Kampflugzeugs F/A-18, des Trainingsflugzeugs Hawk und vor allem des Transportheli- kopters Super Puma erntete der Luftwaffen-Offizier grosse Anerkennung. Walter Dürig ist gegenwärtig publizistisch tätig und betreibt eine Website mit einem Archiv über die Schweizer Luftwaffe. W alter Dürig ist auf dem Militär- flugplatz Dübendorf ein gern gesehener Gast. Auf der Terras- se des Restaurants Holding erblickt man die Ju-Halle 9, Heimat der drei Junkers-Oldti- mer. 1981 entschloss sich die Fliegertruppe, ihre drei Ju 52 aus operativen Gründen aus- zumustern. «Eine Interessengruppe, die ich als damaliger Direktor des Bundesamts für Militärflugplätze einsetzte, ermöglichte es, dass eines der Ju 52-Flugzeuge in den zivi- len Rundflugbetrieb übergeführt werden konnte», erklärt Walter Dürig. Vorgesehen war damals eine begrenzte Betriebsdauer… «Und heute fliegen noch immer drei dieser Oldtimer. Einer gehört der JU-AIR und zwei gehören der Stiftung Museum und histori- sches Material der Luftwaffe. Sie sind der JU-AIR ausgeliehen», ergänzt der «Vater» des zivilen Ju 52-Betriebs. Ein Auge für Radaranlagen Wenn der heutige 90-jährige Korpskom- mandant a.D. aus seinem Leben erzählt, das sich vorerst im bernischen Jegenstorf abspielte – danach folgte das Studium am Technikum Burgdorf, das er als HTL-Fern- meldeingenieur abschloss –, zeigt sich Walter Dürig als feinfühliger und äusserst Foto: Donat Achermann kompetenter Interviewpartner, der viel zur Entwicklung der Schweizer Militär-Aviatik beitragen konnte. Von 1948 bis 1950 arbei- tete er als Ingenieur bei Standard Telephon und Radio AG (ITT) in Basel. Dann folgte sein Einstieg als Instruktionsoffizier der Mit 90 Jahren immer noch äusserst vital: der frühere Luftwaffenchef Walter Dürig. Fliegertruppen. Als Ingenieur war er dazu prädestiniert, das Projekt der Einführung eines neuen Radarsystems zu bearbeiten, vorerst das französische ER 220. «Seinerzeit des Radars. Erst später, als Kurt Bolliger, der wurde, stiess ein optimales zentralisiertes hat niemand viel von der Radartechnik ver- nachmalige Kommandant der Flieger- und Frühwarn-Radarsystem für Flieger- und standen – learning-by-doing war angesagt», Fliegerabwehrtruppen, mit der Einführung Fliegerabwehr zur Truppe. «Mit neuen, in kommentiert Walter Dürig die Anfangszeit des Florida-Systems als Projektleiter betraut den Alpen einbetonierten Radaranlagen
11 sollte im Kalten Krieg der Luftraum weit den Typen F/A-18 und F-16. Das Publikums- über die Landesgrenze hinaus nach feind- interesse war sehr gross, die Presse berich- lichen Flugzeugen abgesucht und mit Mi- tete positiv über den Anlass. rage-Kampfjets und Bloodhound-Raketen 1989 erfolgte die Beschaffung der leichten bekämpft werden», ergänzt Walter Dürig, Fliegerabwehrlenkwaffen Stinger. Weitere der die vom eidgenössischen Parlament Beschaffungsentscheide betrafen vier PC-9, 1965 bewilligte Beschaffung begleitete. die Kampfwertsteigerung der 35-mm-Flie- 1977 wurde er Kommandant der Flugplatz- gerabwehrkanone und die Initialisierung brigade 32 – im Nebenamt als Brigadier. der Projekte für ein Drohnensystem und für Als Direktor des Bundesamts für Militär- die Florida-Nachfolge. flugplätze (1979 bis 1983) trug er für den Unterhalt und die Einsatzbereitschaft des Nach der Pensionierung Spezialmaterials der Fliegertruppen – dazu Nach seiner Pensionierung am 1. Januar gehörten rund 400 Flugzeuge – die Verant- 1990 blieb Walter Dürig nicht untätig. wortung. Von 1984 bis 1986 war er als Divi- Sein grosses Fachwissen und sein Charisma sionär Chef Führung und Einsatz und von überzeugten. Er diente der Privatwirtschaft 1987 bis 1989 als Korpskommandant Kom- als Präsident und Mitglied verschiedener mandant der Schweizer Flieger- und Flieger- Verwaltungsräte und war auch für gemein- abwehrtruppen. nützige Institutionen tätig. Als Präsident der Betriebskommission Flie- Oben: 24. Juni 1980: Seine königliche Ho- Erfolgreiche Beschaffungen germuseum und JU-AIR Dübendorf setzte er heit, Prinz Sultan bin Aziz, Verteidigungs- und Neben der JU-AIR-Erfolgsstory und der den Bau der Halle 2 des Flieger Flab Muse- Luftfahrt-Minister von Saudi-Arabien, zu Be- Florida-Beschaffung prägte Korpskom- ums in Gang. «Mein Leben widme ich heu- such bei den Flieger- und Fliegerabwehrtrup- pen. Links neben ihm Korpskommandant Kurt mandant Walter Dürig wichtige Projekte, te in erster Linie meiner Familie – ich habe Bolliger und Walter Dürig. die erfolgreich waren. Dürigs innovati- zwei Kinder. Meine verstorbene Frau hat ve Gedanken, sein Sachverständnis und mich während meines ganzen Berufslebens Unten: 15. Juli 1983: Der Zürcher Regie- Durchhaltevermögen ermöglichten die stets unterstützt und positiv begleitet – und rungsrat besucht das Fliegermuseum und Kampfwertsteigerung der Flieger- und Flie- schliesslich habe ich meine Militärlaufbahn den Betrieb Dübendorf des Bundesamts für gerabwehrtruppen.1983 erreichte der fran- der Luftwaffe zu verdanken. Meine Website Militärflugplätze. Walter Dürig (links) mit den Regierungsräten Hans Künzi und Konrad zösische Transporthelikopter Super Puma www.wrd.ch ist in Dankbarkeit dafür pri- Gisler. Beschaffungsreife. Weder die Fliegertrup- mär der Luftwaffe gewidmet. Ich hoffe, dass pen noch die Kommandanten der Armee- viele Benützer darin interessante Informa- korps zeigten damals Interesse am Super tionen und Beiträge finden», beschliesst Puma. Walter Dürig das Gespräch. Dürig, der früh die Nützlichkeit dieses effizienten Transportmittels erkannte, be- antragte beim damaligen Chef des Eidge- Rolf Müller nössischen Militärdepartements, Bundes- rat Georges-André Chevallaz, drei Einheiten zu beschaffen. 1987 verfügte die Flugwaffe über diese Helikopter. Später folgte die Auf- ¬ Kürzlich hat Walter Dürig das historische stockung der Flotte auf 15 Helikopter, ein- Buch «20 Jahre Funkstation Dübendorf, 1919 schliesslich eines Simulators. Auch das bis 1938» von Max Unterfinger und Josef Baum- 40-jährige Jet-Schulflugzeug DH-100 Vam- gartner als E-Book veröffentlicht. Weitere Infor- pire musste ersetzt werden. 20 Trainings- mationen: www.wrd.ch flugzeuge Hawk konnten beschafft werden. 1986 erfolgte der Höhepunkt von Walter Dürigs Armee-Karriere: die Beschaffung der F/A-18 Hornet-Flotte. In der Schrift «Ein Kampfflugzeug für die Schweiz, Dokumentation zum Projekt F/A-18», beschreibt er die Beschaffungs- entscheide des hochkomplexen Rüstungs- 12. Januar 1981: projekts. Er und die Mitautoren des Buches Bundesrat Georges- vermitteln den Lesern einen Überblick, André Chevallaz stat- tet dem Bundesamt wie ein professionelles Projektmanage- für Militärflugplätze ment zum Erfolg führt. Anlässlich der Avia- einen Besuch ab. Von Meisterschaften der Flieger- und Flieger- links: Heinz Rohr- abwehrtruppen in Dübendorf organsierte bach, Chevallaz, Fotos: zvg Dürig am 26./27. August 1988 eine statische Walter Dürig, Hans- Ausstellung der beiden in Frage kommen- ruedi Rüetschi.
12 Military Aviation Cockpit 11 2017 Inside Unterwegs mit dem Kommandanten (Teil 1) Ein Trainingstag der Patrouille Suisse besteht nicht einfach aus zwanzig Minuten Flugtraining. «Cockpit» hat Oberstleutnant Nils «Jamie» Hämmerli während eines Trainingstages der Patrouille Suisse begleitet und ihm über die Schultern geschaut. Fotos: Walter Hodel Der Kommandant der Patrouille Suisse, Nils «Jamie» Hämmerli, landet Letzte Vorbereitungen vor der Ankunft der Formation: Nils Hämmerli als Vorbote des Teams in Wangen-Lachen. (Mitte mit Sonnenbrille) und Kameramann Heiko Liebherr, beobachtet von «Cockpit»-Chefredaktor Patrick Huber (ganz rechts). E s ist der 25. September 2017: Die Patrouille Suisse hat ein Vorbote Training über dem Oberen Zürichsee geplant. Dieser Montag Zu diesem Zeitpunkt haben sich bereits zahlreiche Fans der ist jedoch kein normaler Tag für das Team. Heute findet der Schweizer Botschafter der Lüfte in Wangen-Lachen versammelt. jährliche Fantag des Patrouille Suisse Fanclubs in Wangen-Lachen Am Oberen Zürichsee scheint die Sonne und die Besucher ahnen statt. Es werden einige Hundert Fans – noch mehr als üblich – auf nichts von den Problemen der Patrouille Suisse. Hämmerli meldet dem kleinen Schwyzer Flugplatz erwartet. Gleichzeitig wird eine im Restaurant des Flugplatzes, dass das Training rund eine halbe Delegation der Vereinigung der Schweizer Aviatikjournalisten Stunde später beginnt. Diese Meldung macht bei den Wartenden (SAJ) den Kommandanten Nils Hämmerli an diesem Tag begleiten. schnell die Runde, trübt jedoch die fröhliche Stimmung kein biss- chen. Um 9.59 Uhr landet Nils Hämmerli mit «Felix» in Wangen- Organisator Lachen. Er wird herzlich begrüsst, schüttelt viele Hände und wech- Nils Hämmerlis Tag beginnt um 7.30 Uhr an seinem Arbeitsplatz selt einige Worte mit den Fans. Gleichzeitig kann er den Beginn des auf dem Flugplatz Dübendorf. Er erledigt die letzten administra- Trainings um 10.35 Uhr bekanntgeben. Der Nebel hat sich gelichtet tiven Arbeiten für den bevorstehenden Trainingstag. Die Aviatik- und lässt einen Start der sechs «Tiger» zu. journalisten treffen um 8 Uhr in Dübendorf ein. Nils Hämmerli hat für diesen Tag zwei Pilatus PC-6 «Turbo Porter» der Luftwaffe Beobachter reserviert. Er wird wie üblich mit «Felix», dem Pilatus PC-6B2- Nils Hämmerli und sein Kameramann Heiko Liebherr marschieren H2M-1 (V-622) in den Farben der Patrouille Suisse nach Wangen- auf dem Fussweg der Piste entlang, rund zweihundert Meter see- Lachen fliegen. «Felix» soll von Emmen aus nach Dübendorf über- aufwärts bis zur Mitte der Piste. Auf dem Weg zu seinem Beobach- flogen werden, doch seine Ankunft verzögert sich. Er stand in der terplatz wird er immer wieder angehalten und herzlich begrüsst. vergangenen Woche bei WK-Truppen intensiv im Einsatz und Hämmerli nimmt sich Zeit für die Fans, hört jedoch gleichzeitig musste gereinigt werden. Hämmerli soll «sein» Flugzeug am Mittag am Funkgerät mit, damit er die Ankunft seiner «Bambini» nicht erhalten, doch das Training der Patrouille Suisse findet bereits um verpasst. Wie angekündigt, pünktlich um 10.35 Uhr, erscheint die 10 Uhr statt. Es braucht einige Überzeugungskraft von Seiten Häm- Formation der Patrouille Suisse über dem Platz. Inmitten der Fans merlis, damit «Felix» noch rechtzeitig nach Dübendorf kommt. Die verfolgt Hämmerli das Flugprogramm, während Heiko Liebherr für 9.15 Uhr geplante Landung in Wangen-Lachen kann nicht mehr alles für das Debriefing filmt. eingehalten werden. Doch auch die sechs F-5E «Tiger II» werden ¬ (Fortsetzung folgt) in Emmen zurückgehalten. Ihnen spielt das Wetter einen Streich. Nebel verhindert vorerst den Start. Walter Hodel
Cockpit 11 2017 Civil Aviation 13 Your Captain speaking… Ein neues Cockpit-Gerät Seit Juli 2017 befindet sich in den Cockpits der Swiss-Airbusflotte ein neues EFB. Was das «Surface»- Tablet von Windows kann und wie es sich im täglichen operativen Umfeld behauptet, zeigt dieser Artikel auf. I m September dieses Jahres wurde das neue iPhone X vorgestellt. Mit grosser Neugier wird der Zuwachs in der Apple-Familie erwartet. Die Wellen schlagen in den letzten zehn Jahren der iPhone-Euphorie so hoch, dass sogar Aktienkurse an der Börse von Tal- bis Gipfelfahrten davon betroffen sind. Der User merkt sofort, dass die Digitalisierung seit vielen Jahren sehr schnell voranschrei- tet. In der Luftfahrt zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Der digitale Wandel findet hier ebenfalls statt, wenn auch langsamer, da Modi- fikationen aus technischen und rechtlichen Gründen nicht immer ohne weiteres möglich sind. Nichtsdestotrotz gibt es Bereiche, in denen veraltete Technik durch neue ersetzt wird oder gänzlich neue Technologien Einzug in die Flugzeuge halten, zum Beispiel «Internet-connectivity». Fotos: Jan Liebich Bei uns im Cockpit hat diesen Sommer eine solche Modernisierung stattgefunden. Seit Juli arbeiten die Piloten von Swiss mit einer neuen Hardware: dem Windows-Tablet. Im Gegensatz zum vorhe- rigen Gerät arbeitet dieses schneller und präsentiert die von uns Das EFB in einer eigens dafür vorgesehenen fixen Halterung, im Blick- abgefragten Dokumente deutlich ergonomischer, da das Tablet in feld des Piloten. einer Halterung am Fensterrahmen angebracht wird. Die für uns zur Anwendung kommenden Programme wurden EFB – Electronic Flight Bag: Dieser Begriff beschreibt die digitale einem Facelift unterzogen und erleichtern die tägliche Arbeit. Spe- Zusammensetzung aller Flugunterlagen auf einem Laptop/Tablet in- ziell die Dim-Funktion ist sehr praktisch: Bei Anbruch der Dämme- klusive Handbücher, Prozeduren, technischer Anweisungen etc., die rung oder bei Nachtflügen kann man durch einmaliges Tippen auf früher in Papierform vorhanden waren. Speziell die schweren Ordner den Bildschirm alles verdunkeln, sodass der Bildschirm keine helle, mit den zahlreichen Navigationskarten konnten damit verabschiedet blendende Lichtquelle darstellt. werden. Somit verschafft das EFB im Cockpit mehr Platz, Gewichts- ersparnis und damit verbunden eine Erhöhung der Effizienz. Software Für unsere tägliche Operation kommen drei Programme zum Ein- LPC – Less Paper Cockpit: Ein von Airbus entwickeltes Programm, mit satz: LPC-NG, eRM und Pegma-Library (siehe Kasten). Speziell bei dem sich sowohl Start-/Landeberechnungen als auch Dokumente ab- der Start- und Landeberechnung ist es hilfreich, dass die nach einem rufen lassen. Zu Beginn gibt man auf der Startmaske das zu operie- Startabbruch verbleibende Pistenlänge nicht nur als numerische rende Flugzeug an (per Immatrikulation) und erhält in der gesamten Meterangabe, sondern auch visuell anhand eines Diagramms im Applikation nur die diesem Flugzeug entsprechenden Informationen. Runway-Look daherkommt. eRM – electronic Route Manual: Ein Programm zur Navigation und Zukunft zum Erhalt von flughafenspezifischen Daten. Es wird unter anderem Die eOperations-Abteilung von Swiss arbeitet fortlaufend an neuen die gesamte Flugroute abgebildet, Funkfrequenzen können abgefragt Projekten, um für uns Piloten im Cockpit sowohl die Effizienz als werden oder die verbleibende Distanz zum nächsten Flugplatz wird auch die generelle Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. Als nächste angezeigt. Das eRM wird von Lufthansa Lido Systems entwickelt und Etappe ist geplant, dass wir nach einem Flug unsere (dann digita- kommt unter anderem im gesamten Lufthansa-Konzern zum Einsatz. len) Flugpläne per Upload abschliessen können und nicht mehr, wie heute, die «Zettelwirtschaft» per Couvert ins Postfach im Ope- Pegma: Ein von der Swiss eOps-Abteilung entwickeltes Library-Pro- rations Center einwerfen müssen. Wie der Begriff sagt: LPC = Less gramm, in dem sich zahlreiche Bücher befinden. Im Gegensatz zum Paper Cockpit. LPC sind diese Dokumente eher von genereller Natur und nicht nur flugzeugspezifisch. Jan Liebich
14 Civil Aviation Cockpit 11 2017 Monatsinterview «Eine echte Lowcost-Airline wird als solche geboren» Jean-Marc Thévenaz ist seit zehn Jahren CEO von Easy Jet Switzerland. Dreimal pro Monat pilotiert er selber eine Maschine. Easy Jet Switzerland mit Sitz Genf ist die zweitgrösste Fluggesellschaft der Schweiz. «Cockpit»: Herr Thévenaz, was ist das Er- folgsgeheimnis von Easy Jet im Generellen und von Easy Jet Switzerland im Speziellen? Jean-Marc Thévenaz: Easy Jet wurde nach der Liberalisierung des Luftverkehrs ins Leben gerufen. Die Idee war eine Gesell- schaft nach dem Vorbild von Southwest, der ersten Billigfluggesellschaft der USA. 1998 haben wir – die Betreiber der Airline Foto: zvg TEA Switzerland – Easy Jet-Gründer Stelios Haji-Ioannou getroffen, der in der Schweiz eine neue Basis schaffen wollte. Der frühere Physik- und Sportlehrer Jean-Marc Thévenaz (60) hat in Kanada seine Pilotenlizenz In Genf war der Zeitpunkt ideal, hatte doch erworben. 1983 flog er für die Crossair den Metroliner und die Saab 340. Seit 1998 ist er CEO die Swissair Genf verlassen. Wir erhiel- von Easy Jet Switzerland, der früheren TEA Switzerland. ten sofort Unterstützung von der empör- ten Bevölkerung. Der Punkt-zu-Punkt-Ver- mit Finanzproblemen kämpften, konnten unbedingt eine Lounge und kauft das hinzu, kehr kam einer eigentlichen Revolution wir uns eine junge Flotte leisten. was er benötigt. Das kam einer eigentlichen in der Tarifpolitik der Airlines gleich. Die Revolution gleich. Heute kopieren die klas- Fluggäste hatten bis zu diesem Zeitpunkt Wo liegt der Unterschied zwischen dem Flug sischen Fluggesellschaften dieses Modell. für einen Europaflug 700 bis 800 Franken einer klassischen Airline wie Swiss oder einer So konnten wir unsere Tarife tief halten, bezahlt und plötzlich waren es zehnmal Low Cost-Airline wie Easy Jet? was ein neues Kundensegment anzog. weniger. Das sorgte anfänglich für Skepsis. Die Lowcost-Airlines führen Punkt-zu- Allmählich konnten wir unsere Frequenzen Punkt-Flüge durch, die klassischen Flug- steigern und eine Art Spinnennetz weben. Und warum war dieses Businessmodell am gesellschaften verteilen alle Flüge auf ihre Ab Genf fliegen wir heute 79 Destinationen Schluss doch erfolgreich? in Europa an, ab Basel 57 und ab Zürich 9. Die klassischen Fluggsellschaften haben viel zu spät reagiert. Sie hatten nicht mit den Das machen die klassischen Fluggesellschaf- Folgen der Deregulierung gerechnet. Flie- «Fliegen konnte sich ten wie Air France oder Lufthansa heute doch gen konnte sich damals nur eine gewisse damals nur eine gewisse auch. Gesellschaftsschicht leisten, und von einem Ja schon, aber der Overhead ist im Ver- Tag auf den andern war es für jedermann Gesellschaftsschicht leisten, gleich zu Easy Jet immer noch viel grösser. erschwinglich. Unsere neue Kundschaft und plötzlich war es für Das stammt immer noch aus der monopol- stammte unter anderem aus Kreisen von ähnlichen Vergangenheit, mit der die Kon- Reisenden, die beispielsweise 28 Stunden jedermann erschwinglich.» kurrenz ausgeschaltet wurde und die erst Busfahrt nach Portugal in Kauf nahmen und nach der Liberalisierung des Flugverkehrs sich plötzlich für den gleichen Preis einen ein Ende hatte. Erst zögerlich begannen die Flug leisten konnten. In den 23 Jahren hier Hubs. Easy Jet ist viel flexibler und muss auf klassischen Airlines ihre Kosten zu senken, in Genf haben wir das Produkt hinsichtlich keine Langstreckenanschlüsse Rücksicht was aber nicht allen gelang. Es heisst nicht Qualität stetig verbessert. Im Gegensatz zu nehmen. Wir können unser eigenes Tarif- umsonst, dass wer eine echte Lowcost-Air- den klassischen Fluggesellschaften mit modell anwenden. Am Schluss muss es für line sein will, auch als solche geboren wer- ihren Monopolstrukturen, die zunehmend uns aufgehen. Unser Kunde braucht nicht den muss. Das muss in der DNA verankert
15 sein. Zudem darf nicht ausser Acht gelassen sellschaften ausschliesslich Boeing-Maschi- zu Hamburg. Wir überprüfen jede unserer werden, dass die klassischen Fluggesell- nen. Wir wollten aber einen europäischen Strecken permanent. Hier in Genf sind wir schaften nur auf der Langstrecke mit ihrer Anbieter. Easy Jet hat 100 A320-Maschinen mit unseren Ergebnissen sehr zufrieden. Business und First Class Geld verdienen. bestellt, die sich bereits in Lieferung befin- Wir überlegen uns sogar, noch zu wachsen. den, und 30 A321-Maschinen, die ab Som- Das hängt aber von den Slots ab, die – im Ge- Gibt es weitere Unterschiede? mer 2018 ausgeliefert werden. Sie werden gensatz zu Basel – knapp werden. Ja, die Anzahl Sitze. Wir haben in unserem an Destinationen eingesetzt, wo es nur noch Easy Jet hat in Europa 28 Basen, die alle pro- Airbus A320 Platz für 186 Passagiere. Bei wenige oder gar keine freien Slots mehr hat, fitabel sein wollen. Unsere Stärke in Genf den klassischen Airlines ist die Anzahl Sitze wie London Gatwick oder Paris Orly. sind die saisonalen Flüge wie etwa nach wegen deren Business Class geringer. La Rochelle oder Calvi. Entscheidend ist je- Easy Jet sagt, der Flughafen Zürich sei zu doch, auch im Winter über die Runden zu Heute fliegen sogar Geschäftsleute Easy Jet. teuer. Und trotzdem sind neue Destinatio- kommen. In Genf sind wir auch im Winter Was hat zu diesem Sinneswandel geführt? nen wie Amsterdam und Hamburg ab Zü- gut ausgelastet. In Basel ist das Wachstums- Das ist eine Frage der Qualität. Easy Jet rich hinzugekommen. Lanciert Easy Jet eine potenzial ebenfalls gross, weil der Flug- ist heute als Qualitätsairline auch bei den neue Offensive von Zürich aus? hafen gleich an zwei andere Länder grenzt. Geschäftsleuten anerkannt. Wir haben In Zürich gibt es zwei Hauptprobleme: Ers- ein dichtes Streckennetz mit einer hohen tens ist der Flughafen zu teuer und zwei- Easy Jet hat ein Langstreckenprojekt in Ko- Anzahl Flüge. Das ist es, was Geschäftsleute tens sind wir mit operationellen Einschrän- operation mit Norwegian und West Jet lan- suchen. Zudem ist unser Safetystandard kungen konfrontiert (z.B. Nachtflugverbot ciert. Wie soll das funktionieren? hoch, was sehr wichtig ist. Früher galt zu- ab 23 Uhr), welche die optimale Auslas- Die Frage ist, wie sich zwei komplett ver- dem «free seating», was vor allem den tung unserer Maschinen beeinträchtigt. schiedene Geschäftsmodelle miteinander Geschäftsleuten gar nicht gefiel. Seit 2010 In Zürich haben wir deshalb keine eigene vereinbaren lassen, sodass beide profitieren. werden alle Flugsitze fest zugeteilt. Basis mit eigenen Crews. Die Flüge werden Damit sollen die Bedürfnisse von Langstre- durch die Basen im Ausland durchgeführt, ckenpassagieren befriedigt werden. Sucht Swiss-CEO Thomas Klühr hat einmal ge- also etwa durch Easy Jet-Crews aus Grossbri- jemand aus New York eine Anschlussmög- sagt, dass er glücklich wäre, in Genf eine gute tannien, Frankreich oder Portugal. In Zürich lichkeit für einen Flug zum Beispiel nach Nummer 2 zu sein und Easy Jet nicht angrei- sind zudem praktisch keine Slots mehr für Brindisi, muss er heute sein Gepäck in Lon- fen wolle. Das muss Sie glücklich stimmen. Abflüge am frühen Morgen und Landungen don in Empfang nehmen und wieder neu Mit einem Fluganteil von 45 Prozent in am späteren Abend erhältlich. einchecken. Mit dem neuen Modell be- Genf haben wir uns eine stabile Position er- kommt er die Möglichkeit, den Flug von Easy Jet soll an Teilen der konkursiten Air New York mit Norwegian zu absolvieren; in Berlin interessiert sein. Gatwick wird ihm das Gepäck auf den Easy Easy Jet wägt zurzeit ab, wie sie ihre Position Jet-Flug nach Italien verladen. Er muss das «Easy Jet ist heute als in Berlin stärken könnte. Dabei gilt es zu be- Terminal so nicht verlassen. Das Business- Qualitätsairline auch bei den achten, dass wir in Schönefeld stationiert modell wird nicht geändert, aber der ganze sind, Air Berlin in Tegel. Bis zum jetzigen Ablauf vereinfacht. Geschäftsleuten anerkannt.» Zeitpunkt ist aber noch nichts entschieden. Interview: Patrick Huber Anderes Thema: Sie sind ja auch Pilot und arbeitet. Für Swiss ist es schwierig, uns diese nicht «nur» CEO. Wie lassen sich diese bei- Position streitig zu machen. Sie hat ja Genf einmal verlassen und führt heute nur noch den Positionen vereinbaren? Ich fliege etwa zwölf Legs pro Monat – also Auf ein Wort einen Langstreckenflug nach New York drei Flugtage. Ich bin vom Fliegen begeis- Wo waren Sie zuletzt in den Ferien? durch. Eine Destination zurückerobern zu tert und kann so die Operationen und die Im Sommer zum ersten Mal hier auf dem müssen, ist nicht einfach. Trotzdem müssen Position der Piloten besser beurteilen. Ich See in Genf. Im Oktober in Santorini. wir aufmerksam bleiben. entscheide im letzten Moment, wohin ich Was ist Ihre Lieblingsdestination? fliege. Ich übernehme meistens Flüge von Für einen Piloten sind Anflüge auf Myko- Haben Sie keine Angst vor der C Series 300, Kollegen – aus der Reserve heraus. So kann nos, Calvi oder Genf besonders attraktiv. mit der die Swiss eine neue Offensive startet? ich meine Geschäftstermine besser abstim- Wir antworten mit dem A320 Neo, der unge- men. Alles ist eine Frage der Organisation. Wo wollten Sie schon immer mal hin? fähr die gleiche Kostenstruktur hat wie die Seychellen oder Neuseeland. CS300. Von Vorteil ist, dass wir hier in der Easy Jet brüstet sich damit, dass sie auf jeder Welche Persönlichkeit möchten Sie gerne Schweiz, wie auch auf unserem restlichen angeflogenen Destination Gewinne erwirt- mal im Flugzeug kennenlernen? Streckennetz, seit 2003 eine reine Airbus- schaftet. Stimmt das tatsächlich? Barack Obama oder einen Sportler. flotte haben, die es unseren Piloten erlaubt, Da hilft uns unser Businessmodell. Wir alle Typen zu fliegen. können sofort auf eine gestiegene Nachfra- Ihr Lebensmotto? ge reagieren und zusätzliche Kapazität ein- Nichts ist unmöglich. Es gibt immer eine Für Easy Jet ist die C Series kein Thema? bauen – oder auch entfernen. Wir haben Lösung – wie hier bei Easy Jet. Nein. Wir sind mit unserer Airbus-Flotte gut vor Jahren unsere Basen in Madrid und Rom Sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv? unterwegs. Wir waren 2003 Pioniere, flogen schliessen müssen, weil diese zu wenig pro- Sehr wenig. doch alle amerikanischen Lowcost-Flugge- fitabel waren. Derzeit laufen Diskussionen
16 Cover Story Cockpit 11 2017 Breitling Sion Airshow Fotos: Ian Lienhard Bild oben links: Franky Zapata mit seinem Flyboard. Grosses Bild: Frecce Tricolori.
17 Airshow mit vielen Superlativen Zum zweiten Mal nach 2011 fand heuer die Breitling Sion Airshow statt. Das internationale Flugprogramm und das gute Wetter lockten vom 15. bis 17. September rund 51 000 Besucher auf den «Flug- platz im Herzen der Alpen». Die Organisatoren schätzten, dass wei- tere rund 15 000 Zuschauer ausserhalb des Geländes und auf der Foto: Roger Schneider «Alpentribüne» an den Hängen des Tales weilten. D ie in- und ausländischen Piloten mit ihren rund 120 Flug- ggeräten begeisterten das Publikum an den drei Tagen der Breitling Sion Airshow in der Luft und am Boden. Einer der B Höhepunkte Höhepun war Franky Zapata mit seinem Flyboard. Es war der erste Auftritt Auf des Franzosen anlässlich einer Flugschau. Als weitere Premiere plante Airbus die Landung eines Airbus A400M «Atlas» Schweiz. Die Deutsche Luftwaffe beorderte das Transport- in der Sc flugzeug jedoch für Hilfsflüge zugunsten der Opfer des Hurrikans «Irma» nnach Übersee. Sicherheit vor Spektakel Sicherhe Was wäre eine Flugschau ohne Kunstflugstaffeln! An der Breitling Airshow zeigten die beliebten Schweizer Luftwaffenforma- Sion Airs tionen PCPC-7 TEAM und Patrouille Suisse eindrucksvoll ihre präzi- Foto: Sven Zimmermann Vorführungen. Die Royal Jordanian Falcons mit den vier Extra sen Vorfü 300L-Kunstflugmaschinen brachten einen orientalischen Touch in 300L-Kun diee Sc d di SSchweizer hw Alpen. Die italienische Kunstflugformation Frecce Tricolori musste leider auf ihren Solopiloten verzichten. Dies auf- grund der Entscheidung des Bazl und des Teams nach dem Training in Sion. Der D Solopilot hätte im engen Walliser Tal aus Sicherheits- gründen höher als die üblichen 300 Fuss über Grund fliegen müs- Sikorsky CH-53G sen. So en entschieden die Italiener, ihr Programm nur zu neunt zu der Deutschen Luftwaffe. fliegen u und auf die Solovorführungen zu verzichten. Sie konnten das Publikum Publi aber dennoch begeistern. Stelldich Stelldichein der Kandidaten Der Eurofighter Euro Typhoon, die Dassault Rafale und der Saab Gripen sind schon scho seit einigen Jahren regelmässig an Schweizer Airshows zu Gast. Und U das Mockup des Eurofighters von Airbus ist jedes Mal ein Publi Publikumsmagnet. Dass die Schweiz kurz vor dem Beginn der Evaluation eines neuen Kampfflugzeugs steht, zeigte aber auch die Evaluatio grosse Präsenz Prä der drei Hersteller Airbus, Dassault (Frankreich) und Saab (Schweden) (Sch mit Informationsständen. Ein deutliches Zeichen setzte Loc Lockheed Martin: Die Amerikaner demonstrierten ihr Inter- esse an de der Schweiz mit einem Informations-Pavillon, in welchem sie den in interessierten Besuchern den F-35 Lightning II erklärten. Foto: Joel Bessard Foto: Simon Vogt Walter H Hodel
18 Cover Story Cockpit 11 2017 Breitling Sion Airshow Eurofighter Typhoon Die Schau der Solodisplaypiloten Der Schweizer Cheftestpilot von Airbus, Geri Der Schweizer Solodisplaypilot Nicolas «Vincent» Rossier begeisterte mit «K12» Krähenbühl, demonstrierte in seiner Vor- der F/A-18C Hornet ebenso wie der Belgier Tom «Gizmo» De Moor- führung die gewaltige Schubkraft und die Manöv- tel mit seiner speziell bemalten F-16AM Fighting Falcon. Leider fehlte rierfähigkeit mit dem Eurofighter der Deutschen der F-35 am Walliser Himmel. Das Publikum konnte sich jedoch ein Luftwaffe (Bild oben) sehr eindrucksvoll. Krähen- Bild von drei anderen möglichen Kandidaten für den Ersatz des F-5E/F bühl war 2004 und 2005 stellvertretender Flug- Tiger II und der F/A-18C/D Hornet machen. platzkommandant des damaligen Militärflugplat- zes Sion. Nach seiner ersten Vorführung erklärte er strahlend: «Es war eine Freude, den Eurofighter in der Heimat vor- zufliegen. Ich konnte im Walliser Talkessel eindrücklich die enor- me Leistungs- und Manövrierfähigkeit des Eurofighters zeigen.» Dassault Rafale Die französische Luftwaffe setzt für die Vorfüh- rungen eine Rafale C mit smarter Spezialbema- lung ein (Bild Mitte). Die Display-Piloten der Ar- mée de l’Air sind für zwei Jahre gewählt, weshalb Capitaine Jean-Guillaume «Marty» Martinez Ende April 2018 aufhört. Er wird anschliessend während zwei Jahren seinen Nachfolger «coa- chen». «Letztes Jahr habe ich 35 Vorführungen geflogen, in diesem Jahr werden es über 60 sein. Mein erster Auftritt in den Alpen fand im August in Courchevel (Skisprung-Weltcup) statt. Die Vorführung in Sion ist aufgrund der Topografie wirklich speziell. Dem musste ich bei meinen Flugmanövern Rechnung tra- gen, was jedoch mit der Rafale kein Problem war», erklärt Martinez. Saab Gripen Major László Szatmári ist einer von zwei Dis- play-Piloten der ungarischen Luftwaffe. Er flog bis 2008 die Mikojan MiG-29 Fulcrum und be- Fotos: Sven Zimmermann gann 2009 mit dem Training auf dem Saab Gri- pen. Seit 2017 ist er Displaypilot. Auffällig war, dass er seine Vorführungen mit dem unter dem Rumpf montierten Zusatztank flog, was die Performance des einstrahligen Gripen C beeinflusste (Bild un- ten). Szatmári ist der 1. Vadászrepülö Század «Puma» (1. Staffel) in Kecskemét zugeteilt. «Mein erster Einsatz in der Schweiz ist eine Herausforderung. Hier in den Alpen muss man das Power-Manage- ment gut im Auge behalten. Es ist schon sehr speziell, wenn man nach einer Kurve in einer Höhe von 700 bis 800 Meter über Grund plötzlich eine Kirche vor sich sieht», sagt Szatmári schmunzelnd. Walter Hodel
19 Breitling Jet Team Foto: Roger Schneider Der Mann fürs Flugprogramm Jean-Claude Reiss ist der militärische Flugdienstleiter am Flugplatz Sion. Der 58-jährige frühere Tiger-Pilot segnete an der Breitling Sion Air- show das Flugprogramm ab und war Bindeglied zu den Piloten. E r war ein begeisterter Militärpilot und gerät ins Schwärmen, wenn er von seiner Zeit als Milizpilot mit den Vampire-, Venom-, Mirage-, und Tiger- Maschinen erzählt. Als er 50 Jahre alt war, war seine Pilotenkarriere nach 700 Stunden Foto: Daniel Bader auf dem Tiger F-5 aber vorbei, weshalb er in Sion die Funktion des militärischen Flug- dienstleiters übernahm: Jean-Claude Reiss, heute 58 Jahre alt, war an der Breitling Sion Airshow zuständig für den Ablauf des Flug- Flugvorbesprechung mit dem französischen Rafale Display-Piloten Jean-Guillaume Martinez: Jean programms. Zusammen mit einem Kolle- Claude Reiss (rechts) war in Sion für den Ablauf des Flugprogramms zuständig. gen und zwei Bazl-Mitarbeitern wachte er darüber, dass die geforderte Mindesthöhe halten werden können, sodass die Airshow einer Höhe von 150 Meten zu fliegen. «Wir von 500 Fuss über dem Boden auch eingehal- jeweils kurzfristig für Starts und Landungen haben den Entscheid gemeinsam gefällt», ten wurde. Kein einfaches Unterfangen, wie unterbrochen wurde. so Reiss, der ansonsten voll des Lobes ist. er sagt, gilt doch an den meisten Airshows Nicht alle Militärpiloten konnten ihr Pro- «Es sind echte Profis. Das hört man schon normalerweise eine Mindestflughöhe von gramm adaptieren. So flog der Solo Display am Funkverkehr.» Rafale Display Pilot Jean- lediglich 300 Fuss. Pilot der italienischen Flugstaffel Frecce Guillaume Martinez lobte die Airshow. Die Tricolori sein Programm im Training auf Kulisse sei fantastisch. Er zeigte sich aber Vorschrift ist Vorschrift 120 Metern. Das Unterschreiten der Min- überrascht, dass eine Airshow über einer Foto: Ian Lienhard «Wir mussten auf die Anwohner Rücksicht desthöhe von 300 Metern hatte zur Folge, Stadt stattfinden konnte. In Frankreich nehmen», sagt Reiss, weshalb für die Air- dass die Kunstflugstaffel an der Airshow wäre dies unmöglich gewesen, sagte er. show verschärfte Anforderungen galten. ohne ihren Solo-Piloten antrat. Dieser hatte Auch der Linienflugbetrieb musste einge- darauf bestanden, seine Darbietungen auf Patrick Huber
20 Report Cockpit 11 2017 Breitling DC-3-Crew in Sion begeistert empfangen Weltreisende mit 77 Jahren Es war ein einmaliges Erlebnis: Die Crew der Breitling DC-3 um Flugkapitän und Initiator Francisco Agullo wurde bei der Rückkehr von ihrer Weltumrundung in Sion begeistert empfangen. M it einer ganz besonderen Begleitung traf die DC-3 nach unterwegs ebenfalls gewechselt, um keinerlei Risiko einzugehen. ihrer Weltumrundung Mitte September wieder in der Auch die längste Nonstop-Etappe war trotz mitgeführter Zusatz- Heimat ein: Die Jets der italienischen Formation Frecce tanks im Rumpf angesichts von elf Stunden Flugzeit über Wasser Tricolori eskortierten den 77 Jahre alten Klassiker am Tag vor ein spannendes Unterfangen. Da die DC-3 keine Enteisungsanlage Beginn der Breitling Sion Airshow ins Wallis. Die Maschine war mehr hat, auf dieser Strecke aber kalte Temperaturen und schlech- im März dieses Jahres in Genf gestartet und ist damit das derzeit tes Wetter herrschten, musste die Crew in gerade mal 1000 bis 2000 älteste Flugzeug, das eine Weltumrundung absolviert hat. Die vom Fuss über dem Pazifik von Nordjapan bis auf die Aleuten fliegen, Schweizer Uhrenhersteller Breitling gesponsorte Douglas DC-3 ist um der Gefahr der Vereisung zu entgehen. genau nach Plan von ihrer Weltreise zurückgekehrt, um pünktlich Kaum war die DC-3 am Flugplatz der US-Streitkräfte auf Shemya Is- zur Airshow in Sion einzutreffen. Gesteuert wurde die zweimoto- land angekommen, entwickelte sich das Wetter auf den Aleuten so rige Maschine im Wechsel von insgesamt sechs Piloten, wobei der negativ, dass bereits nach vier Stunden Aufenthalt zum Tanken und Initiator der Reise, der Genfer Flugkapitän Francisco Agullo, die Aufwärmen wieder in Richtung Alaska gestartet werden musste. meiste Zeit auf dem linken Sitz zu finden war. Die Crew musste so während fast 40 Stunden auf Schlaf verzichten. Pünktlich zu Beginn des Rückflugs von den USA über den kalten Ein spannendes Unterfangen mit vielen Überraschungen Nordatlantik streikte die Bordheizung, sodass die beiden Piloten Trotz akribischer Vorbereitung bleiben Überraschungen bei einer und der Bordmechaniker trotz dicker Pullis im kalten Cockpit Weltumrundung mit einem derart betagten Flugzeug natürlich froren. nicht aus. Gleich nach dem Start in Genf spielte das Wetter nicht Angesichts der gewaltigen Strecke, die der beinahe acht Jahrzehnte mit, sodass statt über die Alpen ein Umweg geflogen werden musste. alte Oldie zurücklegte, waren das aber lediglich Lappalien. Selbst Bei einem vorbereiteten Spritdepot auf dem Airport eines südost- das Wetter war dem Unterfangen meistens wohlgesonnen. asiatischen Landes war plötzlich das Avgas verschwunden, sodass das Leg verlängert und auf einem Ausweichplatz getankt werden Eine Weltreise voller Highlights musste. Ein Zylinder an einem der beiden Sternmotoren wurde Höhepunkte der Weltreise waren für Francisco Agullo und seine
21 Foto links: © Breitling. Fotos rechts: Jürgen Schelling Grosses Bild: Die Breitling DC-3 über den Niagara-Fällen. Oben rechts: Die Crew um Flugkapitän und Initiator Francisco Agullo (2. von rechts) nach ihrer Ankunft in Sion. Unten rechts: Blick ins Cockpit der DC-3. Crew-Kollegen nicht nur einmalige Land- flogen auf zahlreichen Legs jeweils DC-3-er- Fakten zur DC-3-Weltumrundung schaften, die gerne mal im Tiefflug überflo- fahrene Bordmechaniker mit, die umge- In 55 Etappen ging es mit Start in Genf gen wurden und viele faszinierende Begeg- hend nach jeder Landung Triebwerke, Pro- 45 000 Kilometer durch 28 Länder via Süd- nungen mit beeindruckenden Menschen, peller, Hydraulik und Struktur auf mögliche europa, Balkan, Arabien, Südostasien, Japan, sondern auch mehrere Flüge mit begeister- Mängel überprüften. USA, Grönland und Nordeuropa zurück in die ten Kindern in Japan, die zuvor vom ver- Schweiz. Die 1940 gebaute Douglas DC-3 ist heerenden Tsunami betroffen waren. Auch Weitgereiste Sonderedition offiziell für Passagiertransport und Instru- Formationsflüge mit unterschiedlichs- Die an Bord mitgereisten 500 Breitling- ten Flugzeugtypen, etwa Mig-21 der kroa- mentenflug zugelassen, besitzt aber keine Navitimer-Uhren einer Sonderedition tischen Luftwaffe, der PC-9-Staffel in Slo- Enteisungsanlage mehr. Sie fliegt noch mit blieben währenddessen die ganze Zeit gut wenien, den Extra 300 der Royal Jordanian ihren Originaltriebwerken. Zwar sind diese verborgen. Sie kommen nun mit einem Falcons über Jordanien oder den Aermac- angesichts von bisher fast 75 000 Flugstun- Zertifikat samt Unterschrift der Piloten in chi MB-339-Jets der Frecce Tricolori waren den schon mehr als 40 Mal komplett über- den Handel. Flugkapitän Agullo gab zwar jeweils Höhepunkte der Reise. holt worden; aber Motorgehäuse und einige bis zum Schluss der Reise nicht preis, wo Bei der umfangreichen Logistik für den Triebwerksteile der für ihre Zuverlässigkeit die Uhren versteckt waren, meinte aber, Flug hatte vor allem die Avgas-Versorgung bekannten Pratt&Whitney vom Typ 1830-92 es hätte mindestens zwei Stunden Arbeit in Südostasien und das aufwändige Einho- sind ebenfalls 77 Jahre alt. für einen Mechaniker bedeutet, um sie aus len der jeweiligen Überfluggenehmigun- Die Wartung der Maschine ist dennoch sehr ihrem Versteck an Bord zu bekommen. gen für Probleme gesorgt. Schwierigkei- aufwändig: Auf der sechsmonatigen Welt- Bei der Ankunft in Sion wurden Agullo und ten gab es auch, als die Zusatztanks in der reise wurde pro Flugstunde mit bis zu 100 seine fünf Cockpitkollegen sowie die Bord- Kabine Benzinausdünstungen bewirkten, Mechanikerstunden gerechnet. Deshalb war mechaniker ausgiebig gefeiert. Auch die die den Piloten zu schaffen machten. Ledig- die DC-3 auf ihrer Tour auch während meh- Crew zeigte sich begeistert, dass ihre Welt- lich die DC-3 zeigte sich von allem ziem- rerer Wochen in der Maintenance. Die Sta- reise mit dem umjubelten Auftritt bei der lich unbeeindruckt. Sie bekam aber so- tionen der DC-3 sowie Fotos und Videos der Airshow auf Schweizer Boden ein derart wohl in Asien als auch in den USA jeweils Etappen sind einsehbar unter: perfektes Ende fand. zweiwöchige Ruhepausen für umfangrei- www.flydc3.net che Maintenance-Aufenthalte. Ausserdem Jürgen Schelling
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