90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
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Das Schweizer Luft- und Raumfahrt-Magazin Nr. 8/2018 CHF 8.50 / € 8.00 Die stolzen Panther der Fliegerstaffel 18 90 Jahre im Dienst der Schweiz 0 8 Military Aviation Civil Aviation General Aviation 770010 011006 Saab Gripen – Farnborough – Order- Grosse Show Der smarte Fighter flut und Schlagzeilen in Dittingen 9
Das «Cockpit» ist online. Check-in now! Aktuell. Informativ. Umfassend. Und immer ein Fensterplatz. www.cockpit.aero
Cockpit 8 2018 Editorial 3 Foto: zvg Take your seats Liebe Leserinnen, liebe Leser S o sicher er heutzutage ist, dieser Realität gewordene Traum Angehörigen im Gegenteil als Affront empfunden werden. Zu Recht des Menschen, sich von seiner Erdgebundenheit zu lösen, warnt auch der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg die (technischen) Flügel auszubreiten und sich in die Höhe davor, sich angesichts der positiven Zahlen auszuruhen: «Das Motto hinaufzuschwingen: Ein Restrisiko bleibt. Das manifestierte sich der Luftfahrt ist immer, sich zu verbessern – und es gibt ja stets ir- am 4. August 2018 auf besonders beklagenswerte Weise. Innerhalb gendwelche Vorfälle, die zwar nicht zu Katastrophen führen, aus weniger Stunden ereigneten sich zwei Flugunfälle mit insgesamt denen man aber lernen kann.» Die Überzeugung, dass man in puncto 24 Todesopfern. Am Vormittag verunfallte in der Nähe von Hergis- Sicherheit niemals ausgelernt hat, ist Teil der Sicherheitskultur im wil ein Leichtflugzeug. Zwei Erwachsene und zwei Kinder verloren Luftverkehr. Die Luftfahrt muss aus Unfällen und Zwischenfällen ihr Leben. Gleichentags stürzte am frühen Abend in der Nähe von Lehren ziehen können, um ihr System permanent zu optimieren. In Flims eine Ju 52 mit 17 Passagieren und drei Besatzungsmitglie- einer Branche, in der Sicherheit höchstes Gut ist und vermeidbare dern ab. Niemand überlebte das Unglück. Auf Seite 42 in dieser Risiken wo immer möglich ausgeschaltet werden müssen, bleibt Ausgabe und unter www.cockpit.aero finden Sie eine Bilanz bishe- dies für alle Akteure eine dauernde Herausforderung. Es wird noch riger Erkenntnisse (Stand bei Redaktionsschluss). viel Forschung und Entwicklung nötig sein, um die Unfallrate wei- Beide Flugunfälle lösen grosse Betroffenheit aus und werfen viele ter zu senken. Die SUST ihrerseits wird sich in der kommenden Zeit Fragen auf. Fragen, die nicht unbeantwortet bleiben können, sol- mit den beiden Unfällen vom 4. August befassen, sie analysieren und len daraus Lehren gezogen werden. Fakt ist zwar, dass die Unfallrate nach Ursachen suchen. Bleibt die Hoffnung, dass die Ergebnisse auf in der zivilen Luftfahrt über die gesamten nachhaltige Weise in die Prävention einfliessen können. letzten Jahrzehnte massiv gesunken ist. Doch wie gerne wir das hätten: Die absolute Sicherheit gibt es nicht. Nach Angaben des Portals Aviation Safety Nirgends. Auch im Luftverkehr nicht; weder im technischen noch im Net (ASN) lag diese im Jahr 2017 bei einem menschlichen Bereich. Über diese Tatsache täuschen die solidesten tödlichen Unfall pro 7,36 Millionen Flüge. Präventionsmassnahmen nicht hinweg. Aber an jedem einzelnen Obwohl heute 13 Mal mehr Passagiere un- Akteur liegt es ungeachtet dessen, seine Verantwortung in höchs- terwegs sind als 1970, ist das Fliegen nach tem Mass und kompromisslos wahrzunehmen. Die positive Aus- Angaben des Bundesverbands der Deut- wirkung auf die Statistik schlägt sich dann nicht nur in Zahlen schen Luftverkehrswirtschaft (BDL) um nieder, sondern kann auch einen unmittelbaren Einfluss auf das 350 Mal sicherer geworden als damals. eigene Leben haben. Aber solche Statistiken nützen den Ver- storbenen nichts und können von deren Patricia Andrighetto, Chefredaktorin
Deine Zukunft in der Luftfahrt beginnt hier Ton futur aéronautique commence ici AVIATION YOUTH CONGRESS 13. Oktober 2018 — Verkehrshaus Luzern | 13 octobre 2018 — Musée des Transports Lucerne Informationen, Vorträge und persönliche Gespräche Profite d‘informations, de présentations et d‘entre- mit Piloten, Ingenieuren, Fluglehrern und Bodenper- tiens personnels avec pilotes, ingénieurs, instructeurs sonal – von 20 Unternehmen der Schweizer Luftfahrt et personnel au sol – le tout conduit par 20 entre- für Interessierte von 16 bis 25 Jahren. prises de l‘aviation Suisse pour les jeunes intéressés entre 16 et 25 ans. Anmeldung unter: Inscris-toi maintenant sous: www.aerorevue.ch/ayc
Cockpit 8 2018 Inhalt 5 Military Aviation Helicopter Military Aviation 6 Royal International Air Tattoo Fairford 8 Farnborough: Neues 28 Konner K2 «Italia» Report 8 Britisches Stealth Fighter- Projekt erregt Aufsehen Stealth-Kampfflugzeug 30 Pilot Report: präsentiert Junkers F13 10 Beitragsserie NKF: Der Saab Gripen E History 34 70 Jahre Flughafen Cover Story Zürich. Ein Rückblick 14 Bernhard Kocher, Kom- 36 Starfighter für die mandant Fliegerstaffel Schweiz (3) 18, im Monatsinterview Regelmässige Civil Aviation Civil Aviation Rubriken 16 Farnborough: Civil Avia- tion im Bestellungshoch 3 9 Take your seats Inside 20 Der neue «Wal» ist zum ersten Mal geflogen 18 Erster Airbus A321neo 21 Your Captain speaking… für Easyjet 25 SHA inside 20 Beluga XL hat Erstflug 29 Heli-Focus absolviert 33 Vor 50 Jahren General Aviation 38 Gallery 22 Dittinger Flugtage 42 News und Services versprechen attraktive 48 HB-Register Show zu werden 50 Letzte Seite: Wettbewerb, Agenda Report 30 Ein Flug mit dem Nachbau der Junkers F13 Mittelposter 26 Dynamik der Red Arrows: Spektakuläres Kreuzungs- manöver der beiden Solisten in der Formation Circus. Foto: Daniel Bader Titelbild: Boeing F/A-18C Hornet in den Farben der Fliegerstaffel 18 und zwei Dewoitine D.26 mit Abzeichen der Fliegerstaffel 18. Foto: © VBS Nächste Ausgabe: «Cockpit» Nr. 9/2018 erscheint ab dem 14. September 2018. Herausgeberin: Anzeigenverkauf: Abonnementspreise: Text- und Markus Herzig, Felix Meier, Druckvorstufe: SAMedia GmbH Effingermedien AG Inlandabo jährlich Fr. 87.– Bildredaktion: Walter Hodel, Felix Kälin, Swiss Aviation Media Storchengasse 15 Verlag «Cockpit» Schnupperabo (für 3 Swiss Aviation Media Ian Lienhard, Georg Mader, Zurzacherstrasse 64 Postfach Storchengasse 15 Monate): Fr. 20.– Zurzacherstrasse 64 Rolf Müller, Hellmut Penner, CH-5200 Brugg CH-5201 Brugg CH-5201 Brugg Einzelverkaufspreis: Fr. 8.50 5200 Brugg Markus Rindisbacher, Jürgen Telefon: +41 56 442 92 46 Telefon: +41 56 442 92 44 inkl. Porto und MwSt. Telefon: +41 56 442 92 46 Schelling, Reto Schneeberger, verlag@swissaviation.ch Marketing Consultant: verlag@swissaviation.ch Auslandabo steuerfrei, redaktion@cockpit.aero Samuel Sommer, Dr. Bruno Rolf René Veil Druck und Vertrieb: www.cockpit.aero Porto nach Aufwand. Website: www.cockpit.aero Stanek, Hans-Heiri Stapfer, Telefon +41 56 460 77 20 Jordi AG – das Medienhaus Preisänderungen Thomas Strässle, Dennis «Cockpit» erscheint monatlich Fax 056 460 77 70 Chefredaktorin: Aemmenmattstrasse 22 Thomsen, Simon Vogt, und ist Verbandsorgan der rolf-rene.veil@effingermedien.ch vorbehalten. Patricia Andrighetto 3123 Belp Franz Wegmann, Anton E. Swiss Helicopter Association Aboservice: Auflage: (gedruckt auf FSC- Wettstein, Marco Zatta, Rino (SHA) sowie Partner der Jordi AG – das Medienhaus 10 000 Exemplare Redaktions- zertifiziertem Papier) Zigerlig, Sven Zimmermann, AOPA Switzerland. Jonas Inniger Verbreitete Auflage: Mitarbeitende: ISSN 0010-0110 Franz Zussner Das Magazin «Cockpit» Aemmenmattstrasse 22 7321 Exemplare Jean-Luc Altherr, Daniel Artikel und Fotos nur nach erscheint im 59. Jahrgang. 3123 Belp (WEMF 2017) Bader, Joël Bessard, Tim Absprache einsenden. Telefon +41 31 818 01 27 Flughafenauflage Zürich und Boin, Andrea Bolliger, Daniel abo@cockpit.aero Basel: 4000 Exemplare Dubouloz, Hansjörg Egger,
6 Military Aviation Cockpit 8 2018 Fairford – The Royal International Air Tattoo Im Mekka der Luftfahrt Foto: Andreas Weber Battle of Britain Memorial Flight in Trenchard-Formation. Das Royal International Air Tattoo in Fairford begeisterte dieses Jahr erneut die Besucher. Zum 100. Gründungstag der Royal Air Force (RAF) waren 302 Flugzeuge aus 30 Nationen zu sehen. 121 davon nahmen an den Vorführungen teil. Kunstflugstaffeln, darunter auch das PC-7 TEAM, sowie Kampf- und Trainingsflugzeuge boten faszinierende «Flugballette». D as diesjährige Royal Air Tattoo bot einen abschliessen- für die beste Solo-Jet-Demonstration ausgezeichnet. Diese Auszeich- den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum hundertjährigen nung erinnert an einen der Mitbegründer des Royal International Air Bestehen der Royal Air Force und bot zahlreiche fliegeri- Tattoos. sche Höhepunkte. So fehlte der Überflug des Northrop Grumman Enttäuscht zeigten sich einige Besucher am Freitag. Das Regenwetter B-2A Stealth-Bombers «Spirit» ebenso wenig wie die Vorbeiflüge alleine war es nicht, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Sicht- der mit dem King Hussein Memorial Sword ausgezeichneten For- verhältnisse den geplanten Überflug von mehr als 50 Flugzeugen mation Battle of Britain Memorial Flight: am Samstag mit einer der Royal Air Force zum 100-Jährigen verunmöglicht hatte. Douglas Dakota, Avro Lancaster, zwei Hawker Hurricanes und drei Supermarine Spitfires, am Sonntag in einer Trenchard-Formation Ruag Pavillon – «the place to be» mit einer Dakota, einer Lancaster und zwei Spitfires. Die Red Arrows Das RIAT ist auch ein gesellschaftlicher Anlass. Ein Geheimtipp durften das Steedman Display Sword für die beste Flugvorführung ist das Ruag-Chalet, denn nach den Vorführungen trafen sich dort eines britischen Teams am RIAT entgegennehmen. die Piloten. Interessante Gespräche über die Leistungen der Flug- Neben weiteren Kunstflugstaffeln wie Frecce Tricolori, Patrulla zeuge oder auch die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs für Águila und PC-7 TEAM brillierten die Solo-Display-Piloten in ihren die Schweiz weckten das Interesse der geladenen Gäste. Darunter Jets. Zu gefallen wussten neben den Boeing F/A-18 Hornets des befanden sich unter anderem der Schweizer Botschafter in Gross- Swiss Hornet Display Teams und der finnischen Luftwaffe auch das britannien, Alexandre Fasel, und sein Militärattaché Oberst i Gst belgische F-16 Demo-Team mit dem neuen Piloten Stefan «Vador» Martin Lerch. Darte und das Solo Türk Display Team. Für dessen Piloten, Capt. Erhan Günar und Capt Serdar Dogan,˘ dürfte das RIAT 2018 in beson- derer Erinnerung bleiben: Sie wurden mit der Paul Bowen Trophy Rolf Müller
Fotos: Daniel Bader 7 Passend zum RAF Centenary ziert die Displaymaschine von Flight Lieutenant Jim Peterson eine Jubiläumsmarkierung am Leitwerk. Das Typhoon Display Team der Royal Air Force wird durch die No. 29 Sqn aus RAF Coningsby gestellt. Das Couteau Delta Tactical Display zeigte eine beeindruckende Vorführung mit ihren beiden Mirage 2000D und wurde dafür mit Mit der Westland Whirlwind HAR.10 zeigte sich ein seltener der «As The Crow Flies Trophy» ausgezeichnet. Helikopter der Royal Air Force am RIAT 2018. Erster weiblicher Adler Alle sieben Piloten der Patrulla Águila haben ihre Grundausbildung in der Pilotenschu- le Academia General de Aire (AGA) in San Javier absolviert. Sie fliegen die Schulungsmaschine Casa C-101 Aviojet aus den 1980er-Jahren. Die Foto: zvg Piloten der Águila gelten als Elite. Seit der Sai- son 2017 gehört dieser zum ersten Mal eine Frau an. Wie wird man ein Adler? «Im Prinzip kann jeder aus der AGA ein Adler werden», sagte Rosa María Garcia-Malea López, Spaniens erste Kampfjetpilotin (1500 Flugstunden). Auf der F/A-18 Hornet flog sie Kampfeinsätze in Libyen. Bevor sie 2007 zur F/A-18-Basis Zaragoza (Ala 15) wechselte, pilotierte sie den Tiger-Vorgänger Northrop F-5A. «Alle sieben Águila-Piloten starten gemeinsam, fliegen dann neben-, über- und hintereinander. Die Vorführung dauert eine halbe Stunde», erklärte Garcia-Malea López, die als Nr. 2 neben dem Leader fliegt. Ob es besonders schwierige Figuren gebe? «Jede Formation hat ihren eigenen Schwierigkeitsgrad, der auch von der Leistungsfähigkeit des Die Patrulla Aguilla zeigte mit ihren Casa C-101 Aviojet eine Flugzeugs abhängt», ergänzte die sympathische Pilotin. temperamentvolle Vorführung.
8 Military Aviation Cockpit 8 2018 Farnborough International Airshow Foto: zvg Das neue britische Stealth Fighter-Projekt «Tempest». Britisches Fighter- Projekt präsentiert Über 1500 Aussteller lockten 80 000 Fachbesucher nach Farnborough. Eher bescheiden waren die Bestellungen im Rüstungsbereich. Aufsehen erregten die Briten mit dem Projekt eines neuen Stealth-Kampfflugzeugs, das 2034 in Produktion gehen soll. M ancher Messebesucher, der mit dem Auto oder mit der bewährten Transportflugzeuge, mit einem Looping demonstrierte. Bahn nach Farnborough reiste und sich mit Staus und Viel Aufmerksamkeit erhielt das Projekt des neuen britischen Gedränge konfrontiert sah, wünschte sich ein Flugtaxi Stealth-Kampfflugzeugs «Tempest», an dem sich aus Grossbritan- lieber heute als morgen. Erhebliche Aufmerksamkeit erfuhr der nien BAE Systems und Rolls-Royce, aus Italien Leonardo und der Autohersteller Aston Martin mit einer Konzeptstudie, die James europäische Raketenhersteller MBDA beteiligen sollen. Dassault Bond neidisch machen würde. Der britische Hersteller präsentier- und Airbus, die das Kampfjet-Projekt «Future Combat Air System» te zusammen mit Rolls-Royce ein Modell «Volante», das nebst dem (FCAS) vorantreiben, begrüssten die britische Initiative als will- Piloten zwei Personen transportieren und über eine Distanz von kommenen Wettbewerb zum amerikanischen Hegemoniestreben. bis zu 400 km bis 320 km/h schnell sein kann. Das Modell soll mit VTOL-Technologie zum vertikalen Starten und Landen aus- Swissmem, der Werk- und Denkplatz Schweiz gerüstet werden. In den Hallen waren zahlreiche fortgeschrittene Die Schweiz war mit einem durch Swissmem organisierten Pavillon Studien von Flugtaxis oder fliegenden Autos zu sehen. Start-up- vertreten. Schweizer Aussteller konnten den Gemeinschaftsstand Unternehmen sind ebenso dabei wie die grossen Hersteller Airbus dank guter Infrastruktur als ideale Verkaufs-Plattform benützen. und Boeing. Swissmem stellte den Unternehmen auch einen idealen Bespre- chungs- und Bürobereich zur Verfügung. Im Aussenbereich zeigte Britisches Stealth Fighter-Projekt «Tempest» Pilatus den PC-21 und den PC-12 NG im «Alpine Look». Für Staunen sorgte der langjährige Cheftestpilot von Lockheed- Martin, der die extreme Belastungsfähigkeit der Hercules C-130 LM-100J Fire Herc, eine spezielle Löschvariante der seit Jahrzehnten Rolf Müller
Cockpit 8 2018 Military Aviation 9 Inside Patrouille Suisse 2018 D ie Patrouille Suisse (PS) startete die Piloten Claudius Meier dieses Jahr neu Hauptmann Rodolfo «Roody» Freiburg- dieses Jahr mit zwei neuen Piloten. ins Team. Mit seiner dritten Saison bei der haus fünf Jahre. Nach siebzehn Jahren ver- Dies führte zu Verschiebungen PS ist Michael Duft neben dem Leader der liess zudem mit Fachoffizier Mario «Wini» bei den fünf Position hinter dem Leader erfahrenste in der Formation. Er übernimmt Winiger die deutsche beziehungsweise Gunnar Jansen. Er ist der Einzige, der die glei- damit die Aufgabe, den Northrop F-5E englische Stimme die Patrouille Suisse. Mit che Position wie letztes Jahr innehat. Links Tiger II als Solopilot vorzufliegen. Jody Bolomey wurde wiederum ein Flug- und rechts hinter ihm fliegen traditionell Zwei Piloten haben die PS nach dem Saison- verkehrsleiter der Skyguide als Nachfolger die Neulinge auf den Positionen «2» und abschluss am Lauberhorn im Januar 2018 gewählt. «3». Während David Pereira bereits letztes verlassen. Der Solopilot Major Gaël «Galli» Jahr als Reservepilot zur PS stiess, wählten Lachat war zehn Jahre Mitglied der PS und Walter Hodel «0» Tiger zero «1» Tiger uno Kommandant Leader Oberstleutnant Major Nils «Jamie» Hämmerli Gunnar «Gandalf» Jansen Chief Air Defense und Flottenchef Chief Air Defense F-5 Tiger II 2500 Flugstunden 3800 Flugstunden; Mitglied der PS Mitglied seit 2010 von 1999 bis 2004 und seit 2015 (bisherige Positionen: 1, 3, 4) (Positionen: 3, 4) Kommandant seit 2016 «3» Tiger tre «2» Tiger due Linker Flügelmann Rechter Flügelmann Hauptmann David Hauptmann «Pepe» Pereira Claudius «Mac» Fliegerstaffel 18 Meier (neu) 1500 Flugstunden Fliegerstaffel 18 Mitglied seit 2017 800 Flugstunden (bisher Reserve) Mitglied seit 2018 «5» Tiger cinque «4» Tiger quattro «6» Tiger sexi 2. Solo Slot 1. Solo Hauptmann Lukas Hauptmann Martin Hauptmann «Bigfoot» Nannini «Jaydee» Schär Michael «Püpi» Duft Fliegerstaffel 17 Fliegerstaffel 18 Fliegerstaffel 11 1200 Flugstunden 1500 Flugstunden 1700 Flugstunden Mitglied seit 2016 Mitglied seit 2017 Mitglied seit 2015 (bish. Positionen: (bish. Positionen: (bish. Positionen: 2, 5) 3, 4) 3, 5, 6) Fotos: © VBS/DDPS – ZEM Kaspar Bacher «8» Tiger otto «9» Tiger nove «10» Tiger dieci Speaker Speaker Maskottchen Oberstlt Christian Hauptmann Jody «Jody» Flat «Flatty» Eric «Trotti» Trottmann Bolomey (neu) Patenkind von Tiger Stab Operationszentrale Chef Einsatz Flieger- due; 900 Flugstun- Luftwaffe. Mitglied der geschwader 11, Flugver- den, Mitglied seit PS seit 2017 kehrsleiter Payerne 2000 Deutsch und Englisch Mitglied seit 2018 Französisch und Englisch
10 Military Aviation Cockpit 8 2018 Beitragsserie NKF – Der Gripen E Saab Gripen E – der smarte Fighter Schwedens Kämpfer Saab Gripen E ist ein B is in einem Jahr sollen drei Testflugzeuge des neuen Saab Gripen E einsatzbereit sein. Davon sind momentan zwei in robuster Vielkönner und eine ernstzuneh- Produktion, eines fliegt bereits. Die drei Maschinen unter- mende Alternative zur Konkurrenz. Saab scheiden sich in der Ausrüstung bezüglich Avionik und Radar, um will mit dem Gripen E «die Welt erobern» verschiedenste Parameter testen zu können. Mindestens zwei Flug- zeuge müssen zu diesem Zweck gleichzeitig in Betrieb sein. Daher und bekräftigt die Absicht, durch stetige werden momentan zusätzliche umgebaute Gripen C und D zu Test- Weiterentwicklung den Herausforderungen zwecken genutzt. Viele der Flugtests werden heute allerdings nicht mehr real, sondern per Computersimulationen und modellbasier- in einem sich kontinuierlich verändernden ten Berechnungen (MBD-model based design) durchgeführt. Das Umfeld Schritt halten zu können. Anlässlich spart Flugminuten und damit auch viel Geld. Saab hat bewusst auf den Bau eines Stealth-Flugzeugs der fünften eines Besuchs in Linköping konnte sich Generation verzichtet, da der Einstieg in den Bau sehr teuer ist und «Cockpit» ein Bild vom neuen Gripen E diese komplexe Technologie zu vielen Verzögerungen und Kosten- machen. überschreitungen führen kann, wie dies etwa beim amerikanischen Lockheed-Martin F-35 oder dem russischen Sukhoi Su-57 der Fall ist. Der Gripen E ist mit dem stärkeren General Electrics F414-GE-39E- Triebwerk mit 98 kN ausgerüstet, hat zehn Aufhängepunkte für verschiedenste Lenkwaffen, Elektronikpods oder Zusatztanks (zwei mehr als beim Gripen C) und verfügt über zusätzliche Sen- soren. Äusserlich ist die Maschine an dem nach aussen unter die
11 Flügel montierten Hauptfahrwerk und dem einzelnen Bugrad gut zu erkennen. Diese Massnahmen wurden erforderlich, um Platz für mehr Treibstoff und weitere Aufhänge- punkte zu schaffen und um das Gewicht zu reduzieren. Dazu kommen viele neue Sen- soren, die an den Flügelenden, der Flügel- wurzel und dem Seitenleitwerk deutliche Unterschiede zum Gripen C/D erkennen lassen. Neue Radartechnologie Mit seinem neuen AESA-Radar (Active Elec- tronically Scanned Array, eine Reihe mehre- rer kleiner Antennen) ist das Flugzeug in der Lage, verschiedene Ziele gleichzeitig zu erfas- sen. Das Datalinksystem ermöglicht das Sen- den und Empfangen von Informationen zwi- Fotos: Saab schen Flugzeugen, Satelliten, Schiffen und Bodeneinrichtungen. Die empfangenen In- formationen wie Standort, Treibstoffstatus Blick in die Produktionshalle des Gripen.
12 Military Aviation Cockpit 8 2018 Beitragsserie NKF – Der Gripen E und Bewaffnung eines Jets können mit andern Kampfflugzeugen Gripen E verbaut wird. Dieses System wird zukünftigen Export- geteilt werden. Der Gripen ist wegen seiner fehlenden Stealth- kunden ebenfalls zur Verfügung stehen. Zwischen 2019 und 2026 Eigenschaften darauf angewiesen, dass er durch seine Sensoren sollen die Gripen E/F für Brasilien ausgeliefert werden; parallel be- über eine hohe Überlebensfähigkeit in feindlicher Umgebung ver- ginnt auch die Auslieferung der 60 Gripen E an die schwedische fügt. Daher gibt es sowohl RWR (Radar Warning Receiver) als auch Luftwaffe. MAW (Missile Approach Warning)-Systeme. Ein IRST-Sensor auf der Flugzeugnase (Infrarot Search and Track) «Bestellung der Schweiz würde zeitlich perfekt passen» kann sowohl aktiv als auch passiv nach Wärmequellen wie Flug- «Ab 2025 haben wir grosse Kapazitäten für die Auslieferung an zeugen und Lenkwaffen in der Umgebung Ausschau halten. Dabei andere Kunden», betont Rustan Nicander, Chef von Saab Schweiz ist im Passivmodus das Flugzeug für den Gegner unsichtbar. Dies ist und Südeuropa. Daher würde eine Bestellung der Schweiz zeit- ein gängiges System, welches in allen modernen Kampfflugzeugen lich perfekt passen.» Für Nicander ist die Zusammenarbeit mit der eingesetzt wird (Rafale, Eurofighter). Nur das Infrarotsystem des Schweiz sehr wichtig. «Rund 100 Zulieferfirmen von Saab befinden F-35 geht einen Schritt weiter und scannt als einziges kontinuier- sich bereits in der Schweiz. Somit ist dieses Land für uns ein nicht lich 360° ab. Das verbesserte, für die elektronische Kampfführung wegzudenkender Geschäftspartner. So werden beispielsweise die verwendete Arexis EW-System ist am Gripen E in Form von Sen- Aussenlastträger für alle Gripen E bei Ruag in Emmen gebaut.» Der soren an Flügelenden und Seitenleitwerk verbaut. Gripen E ist bei mehreren Ländern im Gespräch. Einer der wich- Der Gripen kann somit in der Reichweite des Gegners operieren, tigsten potenziellen Kunden könnte Indien sein. Es wird mit einer weil er mit seinen ECM-Sensoren und passiven Radarsystemen Bestellung von rund 200 neuen Kampfjets gerechnet. Grosser Kon- kaum zu erkennen ist, den Gegner aber bereits anvisieren kann. kurrent zum Gripen ist dort die Lockheed-Martin F-16 Block70. Bei den Aufhängepunkten für Aussenlasten hat der Gripen E einen Saab ist mit weiteren zukünftigen Kunden im Gespräch, so etwa deutlichen Schritt nach vorn gemacht. So können praktisch alle auf mit Bulgarien, der Slowakei und Kolumbien. Auch Österreich dem Markt erhältlichen Lenkwaffen und Aufklärungspods ange- könnte ein Kandidat sein. Um auf dem grossen Markt für Luft- hängt werden. Die fortschrittliche Avionik erlaubt die Integration kampftraining in Grossbritannien und den USA mitmischen zu eines neuen Systems in kurzer Zeit. können, hat Saab Ende 2017 einen speziell modifizierten Aggressor- Gripen vorgestellt. Erster Kunde ist Brasilien Das Ziel von Saab ist es, weltweit 400 Gripen E zu verkaufen. Um Nebst der einsitzigen E-Version werden auf Wunsch des Erstkun- dies zu erreichen, versucht der Hersteller, die ständig ansteigende den Brasilien auch Doppelsitzer mit der Bezeichnung Gripen F ge- Kostenspirale bei modernen Kampfjets zu brechen; für Länder mit baut. Schweden wird für seine Luftwaffe nur Einsitzer kaufen. Wie niedrigem Budget oder für die Bestückung kleiner Flotten eine in- bei allen neuen Flugzeugen hat der Erstkunde grossen Einfluss auf teressante Option. den Bau. So werden von den 36 bestellten brasilianischen Gripen Interessant wird die Evaluation für ein neues Kampfflugzeug in (28 E und 8 F) deren 15 vor Ort im neu aufgebauten Werk von Ga- Finnland sein. Auch dort steht der Gripen E zur Diskussion, und viao Peixoto produziert. Das bedeutet vorgängig auch die Ausbil- auch dort wird ein Nachfolger für die F/A-18 Hornet gesucht. dung von 350 brasilianischen Technikern/Ingenieuren in Schwe- den. Die Zusammenarbeit mit Embraer hat dazu geführt, dass auf Wunsch der Brasilianer ein riesiger Glasbildschirm im Cockpit des Simon Vogt Beitragsserie zum NKF Am 8. November 2017 hat der Bundesrat den Richtungsentscheid zur Erneuerung der Mittel zum Schutz des Luftraums gefällt. Mit einem Rahmenkredit von acht Milliarden Franken sollen Kampfflugzeuge und Bodluv-Systeme beschafft werden. In diesem bisher grössten Rüs- tungsprojekt wird die Beschaffung des neuen Kampfflugzeugs eine zentrale Rolle einnehmen. Basierend auf den Anforderungen, die das VBS am 23. März 2018 veröffentlichte, hat armasuisse Anfang Juli die Offertanfrage für neue Kampfflugzeuge an die Regierungsstellen der fünf in Frage kommen- den Hersteller übergeben: Deutschland (Airbus Eurofighter), Frankreich (Dassault Rafale), Schweden (Saab Gripen E) und die USA (Boeing F/A-18 Super Hornet, Lockheed-Martin F-35A). Die durch die Regierungsstellen angeschriebenen Hersteller können armasuisse nun bis Ende Januar 2019 eine Offerte unterbreiten. Im «Cockpit» werden in loser Folge alle Typen präsentiert; beginnend mit dem Gripen E. «Cockpit» wird auch weiterhin in regelmässigen Abständen mit Artikeln zum Beschaffungsablauf über die aktuellen Themen kompetent informieren.
13 Von links: Anders Hakansson, Director Sales and Marketing Gripen, und Rustan Nicander, Chef Saab Schweiz und Fotos: Simon Vogt Südeuropa. Technische Daten Name Saab Gripen E Drei Fragen an den Testpiloten Hersteller Saab, Linköping, Schweden Der 37-jährige Marcus Wandt (oben) ist Testpilot bei Saab und flog Besatzung 1 oder 2 (Gripen F) als erster den Gripen E. Zusätzlich ist er immer noch Kampfpilot bei Triebwerk 1 x GE Aviation F414-GE39E der 211. Sqdn in Lulea. Während der Operation Unified Protector 2011 Schub 98 kN mit Nachbrenner flog er mit seiner Staffel Aufklärungseinsätze über Libyen. Länge 15,20 m Spannweite 8,60 m «Cockpit»: Was macht den Gripen E besser im Vergleich zu sei- Höhe 4,50 m nem Vorgänger? Max. Geschw. Mach 2, 1400 km/h in NN Dienstgipfelhöhe 16 000 m Marcus Wandt: Das Flugzeug hat deutlich mehr Aufhängepunkte Einsatzleermasse 8000 kg und damit Nutzlast, ein viel stärkeres Triebwerk, ein leistungsfähi- Max. Zuladung 7200 kg ges AESA-Radar und eine komplett neue Avionik. Die neu verbauten Max. Startmasse 16 500 kg Computer mit Mehrkernprozessoren erlauben eine nie vorher dage- Startstrecke mindestens 500 m wesene Rechenleistung. Die Avionik ist unglaublich stabil; während Landestrecke ca. 600 m aller Testflüge musste kein einziger Neustart durchgeführt werden. Reichweite mit Zusatztank 4000 km Lastvielfache -3 g /+9 g Warum wäre dies das ideale Kampfflugzeug für ein Land wie Bewaffnung Interne Kanone 27 mm Mauser. die Schweiz? 10 Aussenlaststationen für bis Das Flugzeug ist kostengünstiger als viele andere Konkurrenten, lässt zu 6 IRIS-T, bis 7 AMRAAM oder sich während des Flugs innert kürzester Zeit auf eine neue Mission um- Meteor, Bomben, Aufklärungs- stellen und die Avionik unterbreitet dem Piloten Vorschläge für einen behälter, Spezialflugkörper etc. optimalen Einsatz. Operationen ab kleinen Flugplätzen, Aussenplätzen in Waldlichtungen oder Autobahnen sind in Schweden an der Tages- ordnung. Waren die früheren Gripen sehr nervös beim Rollen, konnte dieses Problem beim Gripen E gelöst werden. Innert zehn Minuten ist ein Jet am Boden von nur fünf Personen betankt und neu bewaffnet; ein Triebwerkwechsel ist innerhalb einer Stunde vollzogen. Was hat der Gripen E, was andere nicht haben? Ich habe 2013 die USNTPS (US Navy Test Pilot School) absolviert und konnte daher schon viele verschiedene Flugzeugmuster fliegen. Kein anderer Jet nimmt dem Piloten mit seiner hochmodernen Avionik so viele Arbeiten ab und errechnet Vorschläge. Die Systeme sind sehr schnell im Identifizieren eines Feindes und dem Anpassen an die jeweilige Situation. Das riesige Cockpitdisplay lässt sich jederzeit nach eigenen Wünschen verändern und auf eine neue Mission anpassen. Der Gripen E ist im Vergleich zu andern Kampfflugzeugen ein wirklich neuer und smarter Fighter. Interview: Simon Vogt Bild links: Der erste Prototyp des neuen Saab Gripen E steht im Ein- satz, zwei weitere werden folgen. Ab 2019 sollen die ersten Jets an Foto: Saab Brasilien als Erstkunde ausgeliefert werden. 60 Gripen E gehen an die Luftwaffe Schwedens.
14 Cover Story Cockpit 8 2018 Monatsinterview «Der Panther ist unser Vorbild» Major Bernhard «Beni» Kocher «Cockpit»: Bernhard Kocher, welches sind Der Panther ist mutig, listig und stark. Er ist Ihre Aufgaben als Kommandant der Flieger- unser Vorbild und Identifikationsmerkmal ist seit diesem Jahr Kommandant staffel 18? gegenüber den anderen Staffeln. Rituale wie der Fliegerstaffel 18, eine der drei Als Kommandant bin ich für die kontinu- der Panther-Schrei oder die Präferenz für die ierliche fliegerische Weiterbildung und die Zahl 18 manifestieren dies. Schweizer Kampfflugzeugstaffeln. Einsatzplanung der Staffelpiloten zustän- Die stolzen «Panther» feiern dig. Hierbei hat die Einsatzbereitschaft Die Fliegerstaffel 18 wurde vor 90 Jahren, am in diesem Jahr das 90-jährige für den Luftpolizeidienst «LP24» höchste 1. Juli 1928, als Fliegerkompanie 18 gegrün- Priorität. Ich plane Fluglehrereinsätze in der det und 1945 in Fliegerstaffel 18 umbenannt. Bestehen, 45 Jahre als Pilotenschule, fliegerische und militärische Was bedeutet dieses Jubiläum für die Staffel? Berufspilotenstaffel und 20 Jahre Kurse und teile die Einsatzoffiziere für den Genau 90 Jahre nach dem Gründungsdatum Flugdienst in Payerne ein. Die Steuerung führten wir eine würdige Jubiläumsfeier seit der Einführung der Boeing der Flugstunden ist ebenfalls Teil meines mit den aktiven und vielen ehemaligen F/A-18 Hornet. Pflichtenhefts. Letztlich bin ich sehr nah bei Staffelmitgliedern durch. Einige der pen- meinen «Bambini». Ich fliege mit ihnen im sionierten Piloten erzählten in Kurzrefera- täglichen Flugbetrieb und bin für sämtliche ten aus der Zeit mit der P-51 Mustang, den Personalentscheide verantwortlich. Autobahnlandungen, dem Nachtschiessen im Petit Hongrin (VD) und vielem mehr. Das Staffelabzeichen der Fliegerstaffel 18 Ihr Feuer für die Fliegerei flammte bei den zeigt einen schwarzen Panther auf grünem Erzählungen sofort wieder auf, was mich Bild: Major Bernhard «Beni» Kocher ist seit Grund. Was bedeutet dieses Sujet für Sie und persönlich stark beeindruckte. Die aktiven 2018 Kommandant der Fliegerstaffel 18. Ihre Piloten? Piloten spürten diese Begeisterung und die
15 starke Bindung zur Staffel. Das zeigte allen, wegen, Finnland und Schweden organi- was für ein Privileg unser Beruf im Dienst «Wir sind sehr stolz darauf, siert wird. Wenn man die Leistungen der Schweiz darstellt. dieser grossen multinationalen Luftvertei- die erste Frau in unserer digungsübungen genauer unter die Lupe Welche Traditionen pflegen Sie in der Flieger- Staffel zu haben.» nimmt, kann ich ohne Übertreibung sagen, staffel 18? dass wir auf einer Rangliste in unserem Be- In die Fliegerstaffel wird man befohlen. In reich die vorderen Plätze belegen würden. unseren «Clan» wird man erst nach einer geflogen und auch wieder schadlos runter- Aufnahmeprüfung ehrenvoll aufgenom- gekommen (lacht). Die Schweizer Luftwaffe hat einen sehr hohen men. Die Prüfungsaufgabe bestimmt der Sicherheitsstandard, die Militärpiloten sind «Boss» mit seinem Clan-Vorstand. Der Wettbewerb ist im Militär ein wichtiger hochqualifiziert und arbeiten sehr professio- «Boss» darf nicht gleichzeitig Staffelkom- Faktor. Früher gab es mit den AVIA-Meis- nell. Dennoch bleibt in der Fliegerei immer ein mandant sein, womit die Gewaltentren- terschaften der Fliegertruppen AMEF und Restrisiko. Wie gehen Sie damit um? nung sichergestellt ist. Der Clan organisiert anschliessend mit der Swiss Air Force Compe- Ich denke, man lebt sehr bewusst und im gesellschaftliche Anlässe mit und ohne Be- tition auch fliegerische Wettkämpfe. Gibt es «Jetzt». Jeder kennt das Restrisiko genau und gleitung durch Familienmitglieder. Fes- solche Wettkämpfe auch heute noch? tut sein Möglichstes, um sicher wieder zu te Events sind der «La Pierre»: ein Wett- Die AVIA für fliegende Verbände gibt es nicht landen. Wir Militärpiloten leben täglich in kampf in einer vom «Boss» gewählten mehr. Vor zwei Jahren haben wir in der Spar- diesem beruflichen Umfeld und lernen be- Disziplin wie zum Beispiel Go-Kart-Fah- te Luftverteidigung die «Home», die Hornet- reits in der Pilotenschule, damit umzugehen. ren oder Wettschiessen sowie die jährliche Meisterschaft, ins Leben gerufen. Dies ist ein Schliesslich wurden wir auch dahingehend Clan-Versammlung im Dezember. Im Pan- zweitägiger Wettkampf unter Ausschluss selektioniert. Schwierig ist der Umgang mit ther-Clan entstehen die unvergleichliche der Öffentlichkeit. Pro Staffel gibt es ein Vie- Unfällen in der Familie. Jeder Pilot trifft sei- Identifikation mit der Staffel und der Wille, rerteam, das Theorietests, eine Aufgabe im Si- ne eigenen Vorkehrungen. Wenn ein Unfall die Besten zu sein. Wenn es darum geht, in mulator sowie eine echte Mission in der Luft passiert ist, helfen alle Piloten einander, un- den Einsätzen oder im Ausland die Schwei- erfüllen muss. Die erste Ausgabe der «Home» abhängig von der Staffelzugehörigkeit. Foto: Walter Hodel zer Luftwaffe zu repräsentieren und Höchst- gewann die Panther-Staffel. leistungen zu erbringen, ziehen jedoch alle Seit dem 14. Dezember 2018 ist mit Fanny Staffeln vorbehaltslos am gleichen Strick. Gibt es auch Wettkämpfe mit ausländischen «Shotty» Chollet die erste zukünftige Schwei- Luftwaffen-Formationen? zer Kampfflugzeug-Pilotin Ihrer Staffel zuge- Wie werden diese Traditionen weitergegeben Wir beteiligen uns an der Arctic Challenge teilt. Was heisst das für die Staffel? und deren Fortbestand sichergestellt? Exercise «ACE», die alle zwei Jahre von Nor- Es ändert sich für uns nichts. Fanny Chollet Durch die tägliche intensive Zusammen- steht ihren «Mann» und erledigt die glei- arbeit innerhalb und ausserhalb des Flug- chen Aufgaben wie ihre männlichen Kolle- Bernhard «Beni» Kocher dienstes sowie dem «Clanleben» ergibt gen. Aber wir sind sehr stolz darauf, die erste Major Bernhard Kocher (41) ist in Thun ge- sich die Überlieferung des «Staffelspirits» Frau in unserer Staffel zu haben. boren und aufgewachsen. Er ist gelern- von selbst. Zudem können die ehemaligen ter Maschinenzeichner mit Berufsmatu- Staffelmitglieder, die sogenannten «Grau- Wie nehmen Sie als Berufsmilitärpilot und ra. 2007 schloss er ein Masterstudium in panther», ebenfalls an den Clan-Anlässen Kommandant einer Kampfflugzeugstaffel die «Business Administration» erfolgreich ab. teilnehmen. Sie haben als graue Eminenzen Stimmung der Schweizer Bevölkerung gegen- Er ist verheiratet und Vater von zwei Kin- grosses Mitspracherecht. über Ihrem Job auf? dern. Seine Hobbies sind die Familie, Eis- Grundsätzlich sagt uns niemand «Danke» hockey spielen und Rennvelo fahren. Die Seit acht Jahren repräsentiert die F/A-18C für unseren Einsatz zugunsten der Sicher- fliegerische Vorschulung absolvierte er in Hornet mit der Immatrikulation J-5018 heit im Schweizer Luftraum. Das ist auch Fricktal-Schupfart und Grenchen. Mit 21 Ihre Staffel. Was bedeutet die Staffel- in Ordnung so, es ist unser Job. Ich denke, Jahren trat er in die Piloten-Rekrutenschule maschine für Sie und Ihre Piloten? das Ansehen eines Militärpiloten im Aus- in Locarno-Magadino ein. Die Brevetierung Das ist ja klar: Die J-5018 mit unserer Staffel- land ist höher als bei uns in der Schweiz. zum Militärpiloten erfolgte 2000 auf dem bemalung ist das schönste Flugzeug der Emotionale Argumente zu Lärmproblema- Tiger, drei Jahre später wurde er Berufsmi- Flotte! Natürlich behaupten das auch die tik und Kosten verhindern oft eine sachli- litärpilot. Heute verfügt Kocher über eine beiden anderen Staffeln von ihrem Flug- che Diskussion um die strategische Ausrich- Flugerfahrung von 3400 militärischen Flug- zeug. Dieser natürliche Wettkampf liegt tung der Armee oder die Beschaffung von stunden auf den Typen Pilatus PC-7, BAe im Blut jedes Jetpiloten. neuen Kampfflugzeugen und neuen Luft- Hawk Mk. 66, Northrop F-5E/F Tiger II und verteidigungssystemen am Boden. Boeing F/A-18C/D Hornet. Seit 2015 ist In der Schweizer Luftwaffe sind die F/A-18 er graduierter Mission Commander. Seine Hornet keiner Staffel fest zugeteilt. Gilt das Was wünschen Sie sich zum 90. Geburtstag Erfahrung gibt er heute als Fluglehrer und auch für die Staffelmaschinen? für Ihre Staffel? in der Ausbildung der Piloten in Luftbetan- Ja. Wir sind aufgrund unser Flottenstärke Keine Unfälle und einen 100. Geburtstag kung, Flügen mit Nachtsichtgeräten und nicht wie ausländische Luftwaffen dazu mit der Fliegerstaffel 18 auf dem neuen im Erdkampf weiter. Bevor er in diesem in der Lage. Wir können es uns nicht leis- Kampfflugzeug! Jahr Staffelkommandant wurde, war er ten, die Flugzeuge einzelnen Staffeln zuzu- zwei Jahre Flugdienstleiter des Militärflug- teilen. Ich bin schon die J-5017 der Flieger- platzes Payerne. staffel 17 oder J-5011 der Fliegerstaffel 11 lnterview: Walter Hodel
16 Civil Aviation Cockpit 8 2018 Farnborough International Airshow Orderflut für Bestseller Die Verkehrsflugzeugindustrie darf nach der diesjährigen Luftfahrtmesse in Farnborough insgesamt sehr zufrieden sein. Knapp 80 Prozent der Bestellungen für neue Flugzeuge gehen auf das Konto der Giganten Airbus und Boeing. Für Schlagzeilen sorgte auch eine Schweizer Airline. S o ausgetrocknet der Boden an der diesjährigen Luftfahrtmesse A330neo kommt an in Farnborough war, die Geldbeutel der Kunden der grossen Auch bei Airbus war es die A320-Familie, welche mit mehr als 300 Flugzeughersteller waren es nicht: Mehr als 1400 Verkehrs- Maschinen die grössten Verkaufserfolge erzielte. Neben der weiter- flugzeuge mit einem Wert von 154 Milliarden Dollar gingen über hin stark nachgefragten A320neo steht auch die grössere A321neo den Ladentisch. Dabei behielt Boeing gegenüber seinem europäi- hoch in der Gunst der Kunden. Für die verlängerte Version unter- schen Rivalen Airbus deutlich die Oberhand. Die Amerikaner konn- zeichnete eine wohl aus politischen Gründen ungenannte Flug- ten 673 Bestellungen und Kaufverpflichtungen für sich beanspru- gesellschaft eine Absichtserklärung für 25 Exemplare und VietJet chen, bei Airbus waren es 431. entschied sich gleich für 50 A321neos. Mit Vistara (Indien), Viva Aerobus (Mexiko), SalamAir (Oman), Wataniya Airways (Kuwait) Gefragte Frachter und anderen befinden sich auffallend viele jüngere Airlines unter Wie in den vergangenen Jahren verkauften sich die Single-Aisle-Jets den Kunden der A320-Familie. am besten: Mehr als 560 Bestellungen und Verpflichtungen erzielte Bei den Langstreckenjets verdienen die 42 Bestellungen für die die Boeing 737MAX, wobei sich die MAX8 und die längste Version A330neo besondere Erwähnung. Air Asia X bestellte 34 Stück MAX10 besonders gut verkauften. Die grössten Kunden waren die davon, während Uganda Airlines mit zwei Bestellungen für die indische Jet Airways (75 MAX8), Air Lease Corporation (20 feste A330-800 bisher die einzige Airline ist, welche das kürzere der bei- Orders für die MAX8 sowie 75 Kaufverpflichtungen) und vor allem den remotorisierten A330-Modelle einsetzen möchte. Auch die die Low-Cost-Gesellschaft VietJet (Memorandum of Understanding A350XWB fand einige Abnehmer, so die taiwanesische Starlux für 80 MAX10 und 20 MAX8). Dieselbe Anzahl Bestellungen für Airlines, die eine Grundsatzvereinbarung für zwölf A350-1000 und Flugzeuge der MAX-Familie geht auf das Konto eines ungenann- sieben A350-900 unterzeichnete. JetBlue-Gründer David Neeleman ten Kunden. Die brasilianische GOL wandelte 30 Bestellungen für seinerseits will 60 A220-300, wie die frühere CS300 nach der Über- MAX8 in solche für die MAX10 um und orderte weitere 15 MAX8. nahme der Mehrheit des CSeries-Programms durch Airbus nun Deutlich geringer war das Interesse für Grossraumjets: 52 Bestel- heisst, für eine neue, noch nicht genannte US-Airline erwerben. lungen gab es für die Boeing 787, lediglich sieben für die Triple Seven. Die Boeing 777X erzielte keine einzige neue Order. Stärker Debut für MRJ als auch schon waren hingegen Frachtmaschinen nachgefragt: 48 Dieses Flugzeug, die zweite gebaute CS300 in einer Airbus-Werk- Bestellungen gingen auf das Konto der Boeing 777F, wobei sich DHL lackierung, war einer der Publikumsmagnete bei den Flugvorfüh- 14 Exemplare dieses Typs sicherte. Auch der Jumbo-Frachter fand rungen. Gleiches gilt für den Mitsubishi Regional Jet (MRJ), der erst- wieder einmal Beachtung: Die Volga-Dnepr Group und CargoLogic- mals an einem Flying Display teilnahm, für den an der Show aber Holding bestellten fünf Boeing 747-8F. Gecas ihrerseits will bis zu keine weiteren Bestellungen eingingen. Die Maschine, ein Testflug- 35 Boeing 737-800 in Cargo-Flugzeuge umbauen lassen. zeug in ANA-Farben, musste einen Tag pausieren, nachdem es am
17 Oben: Airbus präsentierte ihre neue A330neo dem Publikum zum ersten Mal im Flug. Die erste A330-900 soll noch dieses Jahr an TAP ausgeliefert. Oben rechts: Die attraktive, wenn auch furcht- erregende Nase einer E190-E2 von Embraer. Rechts: Mehr als 1500 Aussteller, rund zehn Prozent mehr als 2016, waren dieses Jahr in Farnborough vertreten. Vortag nach der Vorführung beim Zurück- stossen von einem Bodenfahrzeug leicht beschädigt worden war. Bei den Widebodies zeigten die A330-900 und eine Boeing 787-8 von Biman Bangladesh Airlines eine beein- druckende Vorstellung am Himmel (Bild links). Erstaunlich war einmal mehr, wie steil solch schwere Jets ohne Passagiere stei- gesiedelten Flugzeugs, solle aber weiterhin zwei Versionen angeboten, zwischen 230 gen können. Zum ersten Mal seit mehr als bereits im Jahr 2025 zur Verfügung stehen. und 270 Passagiere aufnehmen und rund zehn Jahren wurde hingegen die A380 nicht Der Leiter von Boeings Verkehrsflugzeugs- 9500 Kilometer weit fliegen können. Un- im Flug vorgeführt. Erst am vierten Messe- parte, Kevin McAllister, erklärte, sein Un- terdessen versucht Konkurrent Airbus, tag traf ein Doppelstöcker in den Farben des ternehmen sei im Gespräch mit mehr als sein für diesen Markt vorgesehenes Mus- portugiesischen Wetlease-Spezialisten Hi 60 Fluggesellschaften. Die Frage ist wohl ter A321neoLR, das Platz für 240 Fluggäste Fly, eine ehemalige Maschine von Singapo- auch, ob diese einen oder zwei Gänge in bietet und über eine Reichweite von 7400 re Airlines, in Farnborough ein, blieb aber der Kabine wünschen. Boeing beziffert den Kilometer verfügt, unter dem Projektna- am Boden. Embraer war mit einer E190-E2, Bedarf für ein Flugzeug dieser Grössenord- men A321neoXLR weiter zu optimieren. auf deren Nase ein Haifisch sein furchterre- nung auf 4000 bis 5000 Stück. Das NMA, gendes Maul zeigte, vor Ort. Republic Air- wenn es denn kommt, wird vermutlich in Thomas Strässle ways machte mit einer Absichtserklärung für bis zu 200 E-175 auf sich aufmerksam. Helvetic kauft bis zu 24 E2-Jets NMA in Warteposition Eine kleine Bombe liess Helvetic Airways in Farnborough platzen: Der Schweizer Regional- In der Fachwelt war gerätselt worden, ob carrier unterzeichnete eine Absichtserklärung zum Kauf von zwölf E190/E195-E2-Flugzeugen Boeing genauere Pläne für sein New Mid- und sicherte sich Optionen für weitere zwölf Maschinen dieses Typs. Bei Ausübung aller Kauf- size Airplane (NMA) bekannt geben wür- rechte hat die Transaktion einen Wert von 1,5 Mia. Dollar. Die brasilianischen Regionaljets er- de. Boeing-Chef Dennis Muilenberg machte setzen bei Helvetic fünf Fokker 100 sowie sieben Embraer 190 und sollen bereits ab Herbst indessen schon vor dem offiziellen Messe- nächsten Jahres ausgeliefert werden. Einen wichtigen Grund für den Erwerb der E2-Jets sieht beginn klar, dass eine Entscheidung für CEO Tobias Pogorevc bei der Pilotenausbildung: «Die Umstellung von der aktuellen E1 zur E2- den Launch dieses als Nachfolger für die Flotte wird für unsere E1-190-Piloten [...] unkompliziert sein, da aufgrund der Ähnlichkeit der Fotos: Thomas Strässle Boeing 757 gehandelten Flugzeugs erst im Systeme nur eine zweieinhalb Tage dauernde Umschulung erforderlich ist.» Wenige Tage vor nächsten Jahr getroffen werde. Eine allfälli- Bekanntgabe des Helvetic-Deals war eine E2 zum ersten Mal in London City gelandet und hatte ge Boeing 797, so der spekulative Name des dabei ihre Fähigkeit für Steilanflüge unter Beweis gestellt. ts neuen, zwischen der Boeing 737 und 787 an-
18 Civil Aviation Cockpit 8 2017 Erster Airbus A321neo für Easyjet Die A321neo kurz vor dem Start in London-Gatwick, nachdem sie fünf Tage vorher aus Hamburg geliefert wurde. Grösser, ökologischer, leiser D Im Rahmen der Farnborough ie neue Maschine flog am 18. Juli zeug mit der grössten Fluggastkapazität bei von London-Gatwick kommend Easyjet. Damit bietet die Maschine 30 Pro- International Airshow hat entlang der südenglischen Küste zent mehr Sitze als die A320 und 50 Prozent Easyjet ihren ersten Airbus nach Farnborough, wo sie im Static auf- mehr als eine A319. gestellt wurde, bevor sie am nächsten Tag Ausgerüstet ist das Flugzeug mit sogenann- A321neo vom Hersteller in zurück nach Gatwick und damit in den ten eleather-Sitzen von Recaro, einem Mate- Empfang nehmen können. regulären Liniendienst ging. Gefeiert wurde rial aus Lederfasern und Compositmateria- die Lieferung des ersten A321neo von Johan lien. Die Sitzabstände für Kurzstreckenflüge Lundgren, CEO von Easyjet, Tom Enders, bewegen sich mit 71 cm an der unteren CEO von Airbus, und Gaël Méheust, Präsi- Grenze (zum Vergleich: Swiss und Ryanair dent von CFM International (Triebwerks- 76 cm). Die erste A321neo, und damit das hersteller), an einer gemeinsamen Presse- 308. Flugzeug bei Easyjet, wird in London- konferenz. Gatwick stationiert sein und hauptsächlich Ziele wie Malaga, Alicante und Palma anflie- Mehr Sitzplätze gen. Bis Jahresende sollen sechs A321neo Vor rund einem Jahr hat Easyjet ihre ur- für Easyjet fliegen; 2020 wird die Ausliefe- sprüngliche Bestellung bei Airbus von 30 rung komplett sein. «Dieser grössere Flug- A320neo umgewandelt, um die grössere zeugtyp unterstützt die Strategie, unsere A321neo kaufen zu können. Mit 235 Sit- Nummer 1-Position an Europas führenden, zen ist dieser Flottenneuzugang das Flug- aber auch slotbegrenzten Flughäfen aus-
19 Fotos: Simon Vogt Das exklusiv für A320neo und A321neo Ganz oben: Blick ins Cockpit der neuen A321neo. gebaute CFM LEAP-1A-Triebwerk. Oben: Die Kabine mit den eleather-Sitzen. zubauen», betonte Johan Lundgren. «Wir Kraftstoff als eine A320 und weisen eine um Easyjet und die Schweiz sind auf 49 der wichtigsten 50 Flughäfen in 50 Prozent reduzierte Lärmbelastung bei «Wir konzentrieren uns in der Schweiz Europa präsent; nur London-Heathrow fehlt Starts und Landungen auf. Erstmals werden auf die Standorte Genf und Basel», erklär- in unserem Portfolio.» für Teile der Hochdruckturbine bei einem te Lundgren. «Zürich ist wegen der hohen Mit den niedrigsten Betriebskosten bei den Triebwerk Keramikfaser-Verbundstoffe ver- Landegebühren und wenigen Slots für uns Single-Aisle-Flugzeugen werden auch die wendet. nicht so attraktiv. Ein Flugzeug wie der neue Einsparungen an Stückkosten (operative Airbus A321neo mit seiner höheren Sitz- Aufwendung dividiert durch angebotene Grösster Airbus-Kunde in Europa platzzahl könnte aber zu einem späteren Sitzkilometer) beispielsweise gegenüber Seit der ersten Auslieferung eines Flugzeugs Zeitpunkt auch in Zürich ein Thema sein.» der A319 um 21 Prozent grösser sein. aus der A320-Familie an Easyjet vor 15 Jah- Dass Genf für Easyjet klar der Schweizer ren ist die Airline zum grössten Airbus-Nut- Flughafen ist, verdeutlichen die Zahlen Tieferer Verbrauch zer in Europa geworden. Aktuell umfasst die von 2017: So wurden 17,35 Mio. Passagie- «Die A321neo wird ökologisch erhebliche gesamte Flotte von Easyjet 132 A319, 166 re von oder nach Genf befördert (im Ver- Vorteile bringen», meint Ludgren. «So kön- A320, 9 A320neo und die neue A321neo. gleich Swiss: 2,1 Mio. Passagiere), was einem nen wir viel mehr Passagiere zu niedrigen Weitere 130 «neos» werden in den nächs- Wachstum von 5 Prozent gegenüber dem Preisen, mit weniger Kraftstoffverbrauch ten Jahren dazukommen. Vorjahr entspricht. In Genf sind denn auch und CO2-Emmissionen und deutlich leiser Bei diesen Zahlen erstaunt es nicht, dass Ea- 14 Flugzeuge stationiert, in Basel 11 und in an ihr Ziel bringen.» Die A321neo wird mit syjet auf den Listenpreis von 129 Mio. US- Zürich (noch) keines. CFM LEAP-1A-Triebwerken ausgeliefert. Dollar für eine A321neo einen erheblichen Diese verbrauchen bis 15 Prozent weniger Rabatt aushandeln konnte. Simon Vogt
20 Civil Aviation Cockpit 8 2018 Beluga XL Der neue «Wal» fliegt Am 19. Juli hat die neue Beluga XL in Toulouse erfolgreich ihren Erstflug absolviert. Der auf der A330-200F und der A330-300 basierende Airbus- Spezialtransporter soll bis Ende 2022 alle fünf älteren A300- 600ST ersetzen, mit denen der europäische Hersteller Rumpf- und Flügelteile zu seinen Foto: Airbus Endmontagestandorten in Toulouse und Hamburg befördert. D er Jungfernflug dauerte vier Stun- Tests» sowie Beladungstests, für welche um den Produktionshochlauf der Flugzeuge den und elf Minuten. Neben den «richtige» Bauteile verschiedener Airbus- der A320-Familie zu bewältigen. Schon im beiden Piloten befanden sich drei Modelle verwendet werden, durchführen. kommenden Jahr sollen monatlich 60 Flug- Flugtestingenieure an Bord des neuen Die Zertifizierung soll Mitte nächsten Jah- zeuge gebaut werden. Ein weiterer Vorteil «Wals». Zuvor hatte das Flugzeug wäh- res erfolgen; die Indienststellung des ersten der XL ist, dass sie zwei A350-Flügel gleich- rend drei Monaten am Boden eine Serie Flugzeugs bei ATI (Airbus Transport Inter- zeitig aufnehmen kann. Geflogen werden von Tests durchlaufen: vom Einschalten national), der für die Durchführung dieser die neuen Beluga XL ausschliesslich von der elektrischen Systeme («Power-on») Frachtflüge verantwortlichen Airbus-Toch- A330-Piloten, denn das Cockpit ist «zu hun- und dem Auffüllen der Hydrauliktanks bis ter, ist für die zweite Hälfte 2019 vorgese- dert Prozent identisch mit jenem einer nor- hin zu Druck-, Treibstoff-, Struktur-, Fahr- hen. Bis Ende 2020 werden drei Maschinen malen A330» (Roca). Um die XL zu steuern werk- und Vibrationstests an Tragflächen im Einsatz sein, die restlichen zwei folgen und sich mit ihren Besonderheiten vertraut und Rumpf. Kurz vor dem Erstflug hatten 2021 und 2022. zu machen, brauche es lediglich ein paar zu- letzte Funktionstests im Prüfstand des Han- sätzliche Trainingsstunden. gars L34 («L» steht für «Lagardère», den Mehr als fünf Flugzeuge? Was mit den herkömmlichen Belugas ge- Namen des berühmten Medienunterneh- Parallel zur Einflottung einer Beluga XL schieht, ist offen: «Sie sind noch lange nicht mers und EADS-Aktionärs) stattgefunden. wird jeweils eine ältere A300-600ST ausge- am Ende ihres Flugzeuglebens angelangt Die Flugerprobung wird gemäss Véronique mustert. Während etwa zwei Jahren wird und können sicher noch zehn Jahre flie- Roca, Chefingenieurin der XL, zehn Mona- ATI also eine gemischte Flotte betreiben. Ob gen», so Roca. Airbus sei nun auf der Suche te dauern, sich über rund 600 Flugstunden es bei den fünf neuen Flugzeugen bleibt, ist nach neuen Betreibern, wobei diese nicht erstrecken und in drei Etappen erfolgen: offen: «Im Moment gibt es Überlegungen, zwingend Bauteile von Flugzeugen beför- der Bestimmung der Grenzen des Flugbe- ob wir vielleicht noch mehr Flugzeuge bau- dern müssten. Wegen ihres relativ jungen triebsbereichs («Flight Envelope»), der en könnten», erläutert Véronique Roca. Zur Alters sei es auch noch zu früh, sie allen- Validierung des gesamten Modells sowie Erinnerung: Die Beluga XL, die über 30 Pro- falls interessierten Museen zu überlassen. einer Testphase, die hauptsächlich Zertifi- zent mehr Frachtkapazität verfügt als ihre zierungszwecken dient. Vorgängerin, wurde in erster Linie gebaut, Thomas Strässle Kabine für Crews Technische Daten Eine zweite Testmaschine, die voraussicht- Name Beluga A300-600ST Beluga XL lich im zweiten Quartal 2019 zum ersten Länge 56,2 m 63,1 m Mal abheben wird, soll Aufschluss bringen, Spannweite 44,8 m 60,3 m ob die kleine Kabine, in der gleich hinter Höhe 17,2 m 18,9 m der Pilotenkanzel für eine Ersatzcrew sie- max. Startgewicht 155 t 227 t ben vollwertige Sitze samt Galley eingebaut max. Nutzlast 47 t 52 t sind, richtig funktioniert. In der ST-Version max. Breite Laderaum 7,0 m 8,1 m gibt es lediglich vier relativ eng bemesse- max. Höhe Laderaum 7,1 m 7,5 m ne Sitze im Cockpit. Das zweite Flugzeug Schub 57 600 Pfund 70 800 Pfund max. Reichweite 2778 km 4074 km wird zudem «Functional and Realiability
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