90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit

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90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
Das Schweizer Luft- und Raumfahrt-Magazin Nr. 8/2018    CHF 8.50 / € 8.00

      Die stolzen Panther der Fliegerstaffel 18

      90 Jahre im Dienst
      der Schweiz
0 8

                        Military Aviation               Civil Aviation       General Aviation
      770010 011006

                        Saab Gripen –      Farnborough – Order- Grosse Show
                        Der smarte Fighter flut und Schlagzeilen in Dittingen
      9
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90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
Cockpit 8 2018             Editorial                 3

                                                                                                                                            Foto: zvg
Take your seats
Liebe Leserinnen, liebe Leser
S
      o sicher er heutzutage ist, dieser Realität gewordene Traum      Angehörigen im Gegenteil als Affront empfunden werden. Zu Recht
      des Menschen, sich von seiner Erdgebundenheit zu lösen,          warnt auch der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg
      die (technischen) Flügel auszubreiten und sich in die Höhe       davor, sich angesichts der positiven Zahlen auszuruhen: «Das Motto
hinaufzuschwingen: Ein Restrisiko bleibt. Das manifestierte sich       der Luftfahrt ist immer, sich zu verbessern – und es gibt ja stets ir-
am 4. August 2018 auf besonders beklagenswerte Weise. Innerhalb        gendwelche Vorfälle, die zwar nicht zu Katastrophen führen, aus
weniger Stunden ereigneten sich zwei Flugunfälle mit insgesamt         denen man aber lernen kann.» Die Überzeugung, dass man in puncto
24 Todesopfern. Am Vormittag verunfallte in der Nähe von Hergis-       Sicherheit niemals ausgelernt hat, ist Teil der Sicherheitskultur im
wil ein Leichtflugzeug. Zwei Erwachsene und zwei Kinder verloren        Luftverkehr. Die Luftfahrt muss aus Unfällen und Zwischenfällen
ihr Leben. Gleichentags stürzte am frühen Abend in der Nähe von        Lehren ziehen können, um ihr System permanent zu optimieren. In
Flims eine Ju 52 mit 17 Passagieren und drei Besatzungsmitglie-        einer Branche, in der Sicherheit höchstes Gut ist und vermeidbare
dern ab. Niemand überlebte das Unglück. Auf Seite 42 in dieser         Risiken wo immer möglich ausgeschaltet werden müssen, bleibt
Ausgabe und unter www.cockpit.aero finden Sie eine Bilanz bishe-        dies für alle Akteure eine dauernde Herausforderung. Es wird noch
riger Erkenntnisse (Stand bei Redaktionsschluss).                      viel Forschung und Entwicklung nötig sein, um die Unfallrate wei-
Beide Flugunfälle lösen grosse Betroffenheit aus und werfen viele      ter zu senken. Die SUST ihrerseits wird sich in der kommenden Zeit
Fragen auf. Fragen, die nicht unbeantwortet bleiben können, sol-       mit den beiden Unfällen vom 4. August befassen, sie analysieren und
len daraus Lehren gezogen werden. Fakt ist zwar, dass die Unfallrate   nach Ursachen suchen. Bleibt die Hoffnung, dass die Ergebnisse auf
                         in der zivilen Luftfahrt über die gesamten    nachhaltige Weise in die Prävention einfliessen können.
                         letzten Jahrzehnte massiv gesunken ist.       Doch wie gerne wir das hätten: Die absolute Sicherheit gibt es nicht.
                         Nach Angaben des Portals Aviation Safety      Nirgends. Auch im Luftverkehr nicht; weder im technischen noch im
                         Net (ASN) lag diese im Jahr 2017 bei einem    menschlichen Bereich. Über diese Tatsache täuschen die solidesten
                         tödlichen Unfall pro 7,36 Millionen Flüge.    Präventionsmassnahmen nicht hinweg. Aber an jedem einzelnen
                         Obwohl heute 13 Mal mehr Passagiere un-       Akteur liegt es ungeachtet dessen, seine Verantwortung in höchs-
                         terwegs sind als 1970, ist das Fliegen nach   tem Mass und kompromisslos wahrzunehmen. Die positive Aus-
                         Angaben des Bundesverbands der Deut-          wirkung auf die Statistik schlägt sich dann nicht nur in Zahlen
                         schen Luftverkehrswirtschaft (BDL) um         nieder, sondern kann auch einen unmittelbaren Einfluss auf das
                         350 Mal sicherer geworden als damals.         eigene Leben haben.
                         Aber solche Statistiken nützen den Ver-
                         storbenen nichts und können von deren         Patricia Andrighetto, Chefredaktorin
90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
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AVIATION YOUTH CONGRESS
13. Oktober 2018 — Verkehrshaus Luzern | 13 octobre 2018 — Musée des Transports Lucerne

Informationen, Vorträge und persönliche Gespräche     Profite d‘informations, de présentations et d‘entre-
mit Piloten, Ingenieuren, Fluglehrern und Bodenper-   tiens personnels avec pilotes, ingénieurs, instructeurs
sonal – von 20 Unternehmen der Schweizer Luftfahrt    et personnel au sol – le tout conduit par 20 entre-
für Interessierte von 16 bis 25 Jahren.               prises de l‘aviation Suisse pour les jeunes intéressés
                                                      entre 16 et 25 ans.

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90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
Cockpit 8 2018                     Inhalt       5

     Military Aviation                                Helicopter                                                                 Military Aviation
6 Royal International Air
   Tattoo Fairford
8 Farnborough: Neues
                                                28 Konner K2 «Italia»

                                                      Report
                                                                                                8                                Britisches Stealth Fighter-
                                                                                                                                 Projekt erregt Aufsehen
   Stealth-Kampfflugzeug                         30 Pilot Report:
   präsentiert                                     Junkers F13
10 Beitragsserie NKF:
   Der Saab Gripen E                                  History
                                                34 70 Jahre Flughafen
     Cover Story                                   Zürich. Ein Rückblick
14 Bernhard Kocher, Kom-                        36 Starfighter für die
   mandant Fliegerstaffel                          Schweiz (3)
   18, im Monatsinterview
                                                      Regelmässige                                                               Civil Aviation
     Civil Aviation                                   Rubriken
16 Farnborough: Civil Avia-
   tion im Bestellungshoch
                                                3
                                                9
                                                      Take your seats
                                                      Inside
                                                                                                20                               Der neue «Wal» ist zum
                                                                                                                                 ersten Mal geflogen
18 Erster Airbus A321neo                        21    Your Captain speaking…
   für Easyjet                                  25    SHA inside
20 Beluga XL hat Erstflug                        29    Heli-Focus
   absolviert
                                                33    Vor 50 Jahren
     General Aviation                           38    Gallery
22 Dittinger Flugtage                           42    News und Services
   versprechen attraktive                       48    HB-Register
   Show zu werden                               50    Letzte Seite:
                                                      Wettbewerb, Agenda                                                         Report

                                                                                                30                               Ein Flug mit dem Nachbau
                                                                                                                                 der Junkers F13

     Mittelposter
26 Dynamik der Red Arrows:
   Spektakuläres Kreuzungs-
   manöver der beiden Solisten
   in der Formation Circus.
     Foto: Daniel Bader

Titelbild: Boeing F/A-18C Hornet in den Farben der Fliegerstaffel 18
und zwei Dewoitine D.26 mit Abzeichen der Fliegerstaffel 18.
Foto: © VBS                                                                                                                      Nächste Ausgabe: «Cockpit» Nr. 9/2018 erscheint ab
                                                                                                                                 dem 14. September 2018.

Herausgeberin:                 Anzeigenverkauf:                Abonnementspreise:              Text- und                       Markus Herzig, Felix Meier,     Druckvorstufe:
SAMedia GmbH                   Effingermedien AG               Inlandabo jährlich Fr. 87.–     Bildredaktion:                  Walter Hodel, Felix Kälin,      Swiss Aviation Media
Storchengasse 15               Verlag «Cockpit»                Schnupperabo (für 3             Swiss Aviation Media            Ian Lienhard, Georg Mader,      Zurzacherstrasse 64
Postfach                       Storchengasse 15                Monate): Fr. 20.–               Zurzacherstrasse 64             Rolf Müller, Hellmut Penner,    CH-5200 Brugg
CH-5201 Brugg                  CH-5201 Brugg                   Einzelverkaufspreis: Fr. 8.50   5200 Brugg                      Markus Rindisbacher, Jürgen     Telefon: +41 56 442 92 46
Telefon: +41 56 442 92 44                                      inkl. Porto und MwSt.           Telefon: +41 56 442 92 46       Schelling, Reto Schneeberger,   verlag@swissaviation.ch
                              Marketing Consultant:
verlag@swissaviation.ch                                        Auslandabo steuerfrei,          redaktion@cockpit.aero          Samuel Sommer, Dr. Bruno
                              Rolf René Veil                                                                                                                   Druck und Vertrieb:
www.cockpit.aero                                               Porto nach Aufwand.             Website: www.cockpit.aero       Stanek, Hans-Heiri Stapfer,
                              Telefon +41 56 460 77 20                                                                                                         Jordi AG – das Medienhaus
                                                               Preisänderungen                                                 Thomas Strässle, Dennis
«Cockpit» erscheint monatlich Fax 056 460 77 70                                                Chefredaktorin:                                                 Aemmenmattstrasse 22
                                                                                                                               Thomsen, Simon Vogt,
und ist Verbandsorgan der     rolf-rene.veil@effingermedien.ch vorbehalten.                    Patricia Andrighetto                                            3123 Belp
                                                                                                                               Franz Wegmann, Anton E.
Swiss Helicopter Association Aboservice:                       Auflage:                                                                                        (gedruckt auf FSC-
                                                                                                                               Wettstein, Marco Zatta, Rino
(SHA) sowie Partner der       Jordi AG – das Medienhaus        10 000 Exemplare                Redaktions-                                                     zertifiziertem Papier)
                                                                                                                               Zigerlig, Sven Zimmermann,
AOPA Switzerland.             Jonas Inniger                    Verbreitete Auflage:            Mitarbeitende:                                                  ISSN 0010-0110
                                                                                                                               Franz Zussner
Das Magazin «Cockpit»          Aemmenmattstrasse 22            7321 Exemplare                  Jean-Luc Altherr, Daniel
                                                                                                                               Artikel und Fotos nur nach
erscheint im 59. Jahrgang.     3123 Belp                       (WEMF 2017)                     Bader, Joël Bessard, Tim
                                                                                                                               Absprache einsenden.
                               Telefon +41 31 818 01 27        Flughafenauflage Zürich und     Boin, Andrea Bolliger, Daniel
                               abo@cockpit.aero                Basel: 4000 Exemplare           Dubouloz, Hansjörg Egger,
90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
6     Military Aviation             Cockpit 8 2018
      Fairford – The Royal International Air Tattoo

    Im Mekka
    der Luftfahrt

                                                                                                                                                 Foto: Andreas Weber
    Battle of Britain Memorial Flight in Trenchard-Formation.

    Das Royal International Air Tattoo in Fairford begeisterte dieses Jahr erneut die Besucher. Zum
    100. Gründungstag der Royal Air Force (RAF) waren 302 Flugzeuge aus 30 Nationen zu sehen. 121 davon
    nahmen an den Vorführungen teil. Kunstflugstaffeln, darunter auch das PC-7 TEAM, sowie Kampf- und
    Trainingsflugzeuge boten faszinierende «Flugballette».

    D
            as diesjährige Royal Air Tattoo bot einen abschliessen-       für die beste Solo-Jet-Demonstration ausgezeichnet. Diese Auszeich-
            den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum hundertjährigen         nung erinnert an einen der Mitbegründer des Royal International Air
            Bestehen der Royal Air Force und bot zahlreiche fliegeri-      Tattoos.
    sche Höhepunkte. So fehlte der Überflug des Northrop Grumman           Enttäuscht zeigten sich einige Besucher am Freitag. Das Regenwetter
    B-2A Stealth-Bombers «Spirit» ebenso wenig wie die Vorbeiflüge         alleine war es nicht, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Sicht-
    der mit dem King Hussein Memorial Sword ausgezeichneten For-          verhältnisse den geplanten Überflug von mehr als 50 Flugzeugen
    mation Battle of Britain Memorial Flight: am Samstag mit einer        der Royal Air Force zum 100-Jährigen verunmöglicht hatte.
    Douglas Dakota, Avro Lancaster, zwei Hawker Hurricanes und drei
    Supermarine Spitfires, am Sonntag in einer Trenchard-Formation         Ruag Pavillon – «the place to be»
    mit einer Dakota, einer Lancaster und zwei Spitfires. Die Red Arrows   Das RIAT ist auch ein gesellschaftlicher Anlass. Ein Geheimtipp
    durften das Steedman Display Sword für die beste Flugvorführung       ist das Ruag-Chalet, denn nach den Vorführungen trafen sich dort
    eines britischen Teams am RIAT entgegennehmen.                        die Piloten. Interessante Gespräche über die Leistungen der Flug-
    Neben weiteren Kunstflugstaffeln wie Frecce Tricolori, Patrulla        zeuge oder auch die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs für
    Águila und PC-7 TEAM brillierten die Solo-Display-Piloten in ihren    die Schweiz weckten das Interesse der geladenen Gäste. Darunter
    Jets. Zu gefallen wussten neben den Boeing F/A-18 Hornets des         befanden sich unter anderem der Schweizer Botschafter in Gross-
    Swiss Hornet Display Teams und der finnischen Luftwaffe auch das       britannien, Alexandre Fasel, und sein Militärattaché Oberst i Gst
    belgische F-16 Demo-Team mit dem neuen Piloten Stefan «Vador»         Martin Lerch.
    Darte und das Solo Türk Display Team. Für dessen Piloten, Capt.
    Erhan Günar und Capt Serdar Dogan,˘  dürfte das RIAT 2018 in beson-
    derer Erinnerung bleiben: Sie wurden mit der Paul Bowen Trophy        Rolf Müller
90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
Fotos: Daniel Bader
                                                                                                                                                                               7

                      Passend zum RAF Centenary ziert die Displaymaschine von Flight Lieutenant Jim Peterson eine Jubiläumsmarkierung am Leitwerk. Das Typhoon
                      Display Team der Royal Air Force wird durch die No. 29 Sqn aus RAF Coningsby gestellt.

                      Das Couteau Delta Tactical Display zeigte eine beeindruckende
                      Vorführung mit ihren beiden Mirage 2000D und wurde dafür mit             Mit der Westland Whirlwind HAR.10 zeigte sich ein seltener
                      der «As The Crow Flies Trophy» ausgezeichnet.                            Helikopter der Royal Air Force am RIAT 2018.

                                                                                               Erster weiblicher Adler
                                                                                               Alle sieben Piloten der Patrulla Águila
                                                                                               haben ihre Grundausbildung in der Pilotenschu-
                                                                                               le Academia General de Aire (AGA) in San Javier
                                                                                               absolviert. Sie fliegen die Schulungsmaschine
                                                                                               Casa C-101 Aviojet aus den 1980er-Jahren. Die
                                                                                                                                                                   Foto: zvg

                                                                                               Piloten der Águila gelten als Elite. Seit der Sai-
                                                                                               son 2017 gehört dieser zum ersten Mal eine
                                                                                               Frau an. Wie wird man ein Adler? «Im Prinzip kann jeder aus der AGA
                                                                                               ein Adler werden», sagte Rosa María Garcia-Malea López, Spaniens
                                                                                               erste Kampfjetpilotin (1500 Flugstunden). Auf der F/A-18 Hornet flog
                                                                                               sie Kampfeinsätze in Libyen. Bevor sie 2007 zur F/A-18-Basis Zaragoza
                                                                                               (Ala 15) wechselte, pilotierte sie den Tiger-Vorgänger Northrop F-5A.
                                                                                               «Alle sieben Águila-Piloten starten gemeinsam, fliegen dann neben-,
                                                                                               über- und hintereinander. Die Vorführung dauert eine halbe Stunde»,
                                                                                               erklärte Garcia-Malea López, die als Nr. 2 neben dem Leader fliegt.
                                                                                               Ob es besonders schwierige Figuren gebe? «Jede Formation hat ihren
                                                                                               eigenen Schwierigkeitsgrad, der auch von der Leistungsfähigkeit des
                      Die Patrulla Aguilla zeigte mit ihren Casa C-101 Aviojet eine            Flugzeugs abhängt», ergänzte die sympathische Pilotin.
                      temperamentvolle Vorführung.
90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
8     Military Aviation            Cockpit 8 2018

      Farnborough International Airshow

                                                                                                                                          Foto: zvg
    Das neue britische Stealth Fighter-Projekt «Tempest».

    Britisches Fighter-
    Projekt präsentiert
    Über 1500 Aussteller lockten 80 000 Fachbesucher nach Farnborough. Eher bescheiden waren die
    Bestellungen im Rüstungsbereich. Aufsehen erregten die Briten mit dem Projekt eines neuen
    Stealth-Kampfflugzeugs, das 2034 in Produktion gehen soll.

    M
              ancher Messebesucher, der mit dem Auto oder mit der          bewährten Transportflugzeuge, mit einem Looping demonstrierte.
              Bahn nach Farnborough reiste und sich mit Staus und          Viel Aufmerksamkeit erhielt das Projekt des neuen britischen
              Gedränge konfrontiert sah, wünschte sich ein Flugtaxi        Stealth-Kampfflugzeugs «Tempest», an dem sich aus Grossbritan-
    lieber heute als morgen. Erhebliche Aufmerksamkeit erfuhr der          nien BAE Systems und Rolls-Royce, aus Italien Leonardo und der
    Autohersteller Aston Martin mit einer Konzeptstudie, die James         europäische Raketenhersteller MBDA beteiligen sollen. Dassault
    Bond neidisch machen würde. Der britische Hersteller präsentier-       und Airbus, die das Kampfjet-Projekt «Future Combat Air System»
    te zusammen mit Rolls-Royce ein Modell «Volante», das nebst dem        (FCAS) vorantreiben, begrüssten die britische Initiative als will-
    Piloten zwei Personen transportieren und über eine Distanz von         kommenen Wettbewerb zum amerikanischen Hegemoniestreben.
    bis zu 400 km bis 320 km/h schnell sein kann. Das Modell soll
    mit VTOL-Technologie zum vertikalen Starten und Landen aus-            Swissmem, der Werk- und Denkplatz Schweiz
    gerüstet werden. In den Hallen waren zahlreiche fortgeschrittene       Die Schweiz war mit einem durch Swissmem organisierten Pavillon
    Studien von Flugtaxis oder fliegenden Autos zu sehen. Start-up-         vertreten. Schweizer Aussteller konnten den Gemeinschaftsstand
    Unternehmen sind ebenso dabei wie die grossen Hersteller Airbus        dank guter Infrastruktur als ideale Verkaufs-Plattform benützen.
    und Boeing.                                                            Swissmem stellte den Unternehmen auch einen idealen Bespre-
                                                                           chungs- und Bürobereich zur Verfügung. Im Aussenbereich zeigte
    Britisches Stealth Fighter-Projekt «Tempest»                           Pilatus den PC-21 und den PC-12 NG im «Alpine Look».
    Für Staunen sorgte der langjährige Cheftestpilot von Lockheed-
    Martin, der die extreme Belastungsfähigkeit der Hercules C-130
    LM-100J Fire Herc, eine spezielle Löschvariante der seit Jahrzehnten   Rolf Müller
90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
Cockpit 8 2018              Military Aviation           9

                                                                                                                                                                             Inside

                                        Patrouille Suisse 2018
                                        D
                                                 ie Patrouille Suisse (PS) startete            die Piloten Claudius Meier dieses Jahr neu       Hauptmann Rodolfo «Roody» Freiburg-
                                                 dieses Jahr mit zwei neuen Piloten.           ins Team. Mit seiner dritten Saison bei der      haus fünf Jahre. Nach siebzehn Jahren ver-
                                                 Dies führte zu Verschiebungen                 PS ist Michael Duft neben dem Leader der         liess zudem mit Fachoffizier Mario «Wini»
                                        bei den fünf Position hinter dem Leader                erfahrenste in der Formation. Er übernimmt       Winiger die deutsche beziehungsweise
                                        Gunnar Jansen. Er ist der Einzige, der die glei-       damit die Aufgabe, den Northrop F-5E             englische Stimme die Patrouille Suisse. Mit
                                        che Position wie letztes Jahr innehat. Links           Tiger II als Solopilot vorzufliegen.              Jody Bolomey wurde wiederum ein Flug-
                                        und rechts hinter ihm fliegen traditionell              Zwei Piloten haben die PS nach dem Saison-       verkehrsleiter der Skyguide als Nachfolger
                                        die Neulinge auf den Positionen «2» und                abschluss am Lauberhorn im Januar 2018           gewählt.
                                        «3». Während David Pereira bereits letztes             verlassen. Der Solopilot Major Gaël «Galli»
                                        Jahr als Reservepilot zur PS stiess, wählten           Lachat war zehn Jahre Mitglied der PS und        Walter Hodel

                                                                    «0» Tiger zero                                                              «1» Tiger uno
                                                                    Kommandant                                                                  Leader
                                                                    Oberstleutnant                                                              Major
                                                                    Nils «Jamie» Hämmerli                                                       Gunnar «Gandalf» Jansen
                                                                    Chief Air Defense und Flottenchef                                           Chief Air Defense
                                                                    F-5 Tiger II                                                                2500 Flugstunden
                                                                    3800 Flugstunden; Mitglied der PS                                           Mitglied seit 2010
                                                                    von 1999 bis 2004 und seit 2015                                             (bisherige Positionen: 1, 3, 4)
                                                                    (Positionen: 3, 4)
                                                                    Kommandant seit 2016

                                                                           «3» Tiger tre                                                                                  «2» Tiger due
                                                                        Linker Flügelmann                                                                                 Rechter Flügelmann
                                                                       Hauptmann David                                                                                    Hauptmann
                                                                           «Pepe» Pereira                                                                                 Claudius «Mac»
                                                                           Fliegerstaffel 18                                                                              Meier (neu)
                                                                        1500 Flugstunden                                                                                  Fliegerstaffel 18
                                                                        Mitglied seit 2017                                                                                800 Flugstunden
                                                                          (bisher Reserve)                                                                                Mitglied seit 2018

                                         «5» Tiger cinque                                      «4» Tiger quattro                                     «6» Tiger sexi
                                                       2. Solo                                                    Slot                                         1. Solo
                                          Hauptmann Lukas                                       Hauptmann Martin                                         Hauptmann
                                          «Bigfoot» Nannini                                         «Jaydee» Schär                              Michael «Püpi» Duft
                                             Fliegerstaffel 17                                      Fliegerstaffel 18                                Fliegerstaffel 11
                                           1200 Flugstunden                                       1500 Flugstunden                                 1700 Flugstunden
                                           Mitglied seit 2016                                    Mitglied seit 2017                                Mitglied seit 2015
                                            (bish. Positionen:                                     (bish. Positionen:                               (bish. Positionen:
                                                          2, 5)                                                  3, 4)                                        3, 5, 6)
Fotos: © VBS/DDPS – ZEM Kaspar Bacher

                                                                  «8» Tiger otto                                     «9» Tiger nove                                      «10» Tiger dieci
                                                                  Speaker                                            Speaker                                             Maskottchen
                                                                  Oberstlt Christian                                 Hauptmann Jody «Jody»                               Flat «Flatty» Eric
                                                                  «Trotti» Trottmann                                 Bolomey (neu)                                       Patenkind von Tiger
                                                                  Stab Operationszentrale                            Chef Einsatz Flieger-                               due; 900 Flugstun-
                                                                  Luftwaffe. Mitglied der                            geschwader 11, Flugver-                             den, Mitglied seit
                                                                  PS seit 2017                                       kehrsleiter Payerne                                 2000
                                                                  Deutsch und Englisch                               Mitglied seit 2018
                                                                                                                     Französisch und Englisch
90 Jahre im Dienst der Schweiz - Cockpit
10    Military Aviation     Cockpit 8 2018
      Beitragsserie NKF – Der Gripen E

     Saab Gripen E –
     der smarte Fighter
     Schwedens Kämpfer Saab Gripen E ist ein
                                                   B
                                                         is in einem Jahr sollen drei Testflugzeuge des neuen Saab
                                                         Gripen E einsatzbereit sein. Davon sind momentan zwei in
     robuster Vielkönner und eine ernstzuneh-            Produktion, eines fliegt bereits. Die drei Maschinen unter-
     mende Alternative zur Konkurrenz. Saab        scheiden sich in der Ausrüstung bezüglich Avionik und Radar, um
     will mit dem Gripen E «die Welt erobern»      verschiedenste Parameter testen zu können. Mindestens zwei Flug-
                                                   zeuge müssen zu diesem Zweck gleichzeitig in Betrieb sein. Daher
     und bekräftigt die Absicht, durch stetige     werden momentan zusätzliche umgebaute Gripen C und D zu Test-
     Weiterentwicklung den Herausforderungen       zwecken genutzt. Viele der Flugtests werden heute allerdings nicht
                                                   mehr real, sondern per Computersimulationen und modellbasier-
     in einem sich kontinuierlich verändernden     ten Berechnungen (MBD-model based design) durchgeführt. Das
     Umfeld Schritt halten zu können. Anlässlich   spart Flugminuten und damit auch viel Geld.
                                                   Saab hat bewusst auf den Bau eines Stealth-Flugzeugs der fünften
     eines Besuchs in Linköping konnte sich
                                                   Generation verzichtet, da der Einstieg in den Bau sehr teuer ist und
     «Cockpit» ein Bild vom neuen Gripen E         diese komplexe Technologie zu vielen Verzögerungen und Kosten-
     machen.                                       überschreitungen führen kann, wie dies etwa beim amerikanischen
                                                   Lockheed-Martin F-35 oder dem russischen Sukhoi Su-57 der Fall ist.
                                                   Der Gripen E ist mit dem stärkeren General Electrics F414-GE-39E-
                                                   Triebwerk mit 98 kN ausgerüstet, hat zehn Aufhängepunkte für
                                                   verschiedenste Lenkwaffen, Elektronikpods oder Zusatztanks
                                                   (zwei mehr als beim Gripen C) und verfügt über zusätzliche Sen-
                                                   soren. Äusserlich ist die Maschine an dem nach aussen unter die
11

Flügel montierten Hauptfahrwerk und dem
einzelnen Bugrad gut zu erkennen. Diese
Massnahmen wurden erforderlich, um Platz
für mehr Treibstoff und weitere Aufhänge-
punkte zu schaffen und um das Gewicht zu
reduzieren. Dazu kommen viele neue Sen-
soren, die an den Flügelenden, der Flügel-
wurzel und dem Seitenleitwerk deutliche
Unterschiede zum Gripen C/D erkennen
lassen.

Neue Radartechnologie
Mit seinem neuen AESA-Radar (Active Elec-
tronically Scanned Array, eine Reihe mehre-
rer kleiner Antennen) ist das Flugzeug in der
Lage, verschiedene Ziele gleichzeitig zu erfas-
sen. Das Datalinksystem ermöglicht das Sen-
den und Empfangen von Informationen zwi-
                                                                                              Fotos: Saab

schen Flugzeugen, Satelliten, Schiffen und
Bodeneinrichtungen. Die empfangenen In-
formationen wie Standort, Treibstoffstatus        Blick in die Produktionshalle des Gripen.
12     Military Aviation             Cockpit 8 2018

       Beitragsserie NKF – Der Gripen E
     und Bewaffnung eines Jets können mit andern Kampfflugzeugen                Gripen E verbaut wird. Dieses System wird zukünftigen Export-
     geteilt werden. Der Gripen ist wegen seiner fehlenden Stealth-            kunden ebenfalls zur Verfügung stehen. Zwischen 2019 und 2026
     Eigenschaften darauf angewiesen, dass er durch seine Sensoren             sollen die Gripen E/F für Brasilien ausgeliefert werden; parallel be-
     über eine hohe Überlebensfähigkeit in feindlicher Umgebung ver-           ginnt auch die Auslieferung der 60 Gripen E an die schwedische
     fügt. Daher gibt es sowohl RWR (Radar Warning Receiver) als auch          Luftwaffe.
     MAW (Missile Approach Warning)-Systeme.
     Ein IRST-Sensor auf der Flugzeugnase (Infrarot Search and Track)          «Bestellung der Schweiz würde zeitlich perfekt passen»
     kann sowohl aktiv als auch passiv nach Wärmequellen wie Flug-             «Ab 2025 haben wir grosse Kapazitäten für die Auslieferung an
     zeugen und Lenkwaffen in der Umgebung Ausschau halten. Dabei              andere Kunden», betont Rustan Nicander, Chef von Saab Schweiz
     ist im Passivmodus das Flugzeug für den Gegner unsichtbar. Dies ist       und Südeuropa. Daher würde eine Bestellung der Schweiz zeit-
     ein gängiges System, welches in allen modernen Kampfflugzeugen             lich perfekt passen.» Für Nicander ist die Zusammenarbeit mit der
     eingesetzt wird (Rafale, Eurofighter). Nur das Infrarotsystem des          Schweiz sehr wichtig. «Rund 100 Zulieferfirmen von Saab befinden
     F-35 geht einen Schritt weiter und scannt als einziges kontinuier-        sich bereits in der Schweiz. Somit ist dieses Land für uns ein nicht
     lich 360° ab. Das verbesserte, für die elektronische Kampfführung         wegzudenkender Geschäftspartner. So werden beispielsweise die
     verwendete Arexis EW-System ist am Gripen E in Form von Sen-              Aussenlastträger für alle Gripen E bei Ruag in Emmen gebaut.» Der
     soren an Flügelenden und Seitenleitwerk verbaut.                          Gripen E ist bei mehreren Ländern im Gespräch. Einer der wich-
     Der Gripen kann somit in der Reichweite des Gegners operieren,            tigsten potenziellen Kunden könnte Indien sein. Es wird mit einer
     weil er mit seinen ECM-Sensoren und passiven Radarsystemen                Bestellung von rund 200 neuen Kampfjets gerechnet. Grosser Kon-
     kaum zu erkennen ist, den Gegner aber bereits anvisieren kann.            kurrent zum Gripen ist dort die Lockheed-Martin F-16 Block70.
     Bei den Aufhängepunkten für Aussenlasten hat der Gripen E einen           Saab ist mit weiteren zukünftigen Kunden im Gespräch, so etwa
     deutlichen Schritt nach vorn gemacht. So können praktisch alle auf        mit Bulgarien, der Slowakei und Kolumbien. Auch Österreich
     dem Markt erhältlichen Lenkwaffen und Aufklärungspods ange-               könnte ein Kandidat sein. Um auf dem grossen Markt für Luft-
     hängt werden. Die fortschrittliche Avionik erlaubt die Integration        kampftraining in Grossbritannien und den USA mitmischen zu
     eines neuen Systems in kurzer Zeit.                                       können, hat Saab Ende 2017 einen speziell modifizierten Aggressor-
                                                                               Gripen vorgestellt.
     Erster Kunde ist Brasilien                                                Das Ziel von Saab ist es, weltweit 400 Gripen E zu verkaufen. Um
     Nebst der einsitzigen E-Version werden auf Wunsch des Erstkun-            dies zu erreichen, versucht der Hersteller, die ständig ansteigende
     den Brasilien auch Doppelsitzer mit der Bezeichnung Gripen F ge-          Kostenspirale bei modernen Kampfjets zu brechen; für Länder mit
     baut. Schweden wird für seine Luftwaffe nur Einsitzer kaufen. Wie         niedrigem Budget oder für die Bestückung kleiner Flotten eine in-
     bei allen neuen Flugzeugen hat der Erstkunde grossen Einfluss auf          teressante Option.
     den Bau. So werden von den 36 bestellten brasilianischen Gripen           Interessant wird die Evaluation für ein neues Kampfflugzeug in
     (28 E und 8 F) deren 15 vor Ort im neu aufgebauten Werk von Ga-           Finnland sein. Auch dort steht der Gripen E zur Diskussion, und
     viao Peixoto produziert. Das bedeutet vorgängig auch die Ausbil-          auch dort wird ein Nachfolger für die F/A-18 Hornet gesucht.
     dung von 350 brasilianischen Technikern/Ingenieuren in Schwe-
     den. Die Zusammenarbeit mit Embraer hat dazu geführt, dass auf
     Wunsch der Brasilianer ein riesiger Glasbildschirm im Cockpit des         Simon Vogt

      Beitragsserie zum NKF
      Am 8. November 2017 hat der Bundesrat den Richtungsentscheid zur
      Erneuerung der Mittel zum Schutz des Luftraums gefällt. Mit einem
      Rahmenkredit von acht Milliarden Franken sollen Kampfflugzeuge und
      Bodluv-Systeme beschafft werden. In diesem bisher grössten Rüs-
      tungsprojekt wird die Beschaffung des neuen Kampfflugzeugs eine
      zentrale Rolle einnehmen.
      Basierend auf den Anforderungen, die das VBS am 23. März 2018
      veröffentlichte, hat armasuisse Anfang Juli die Offertanfrage für neue
      Kampfflugzeuge an die Regierungsstellen der fünf in Frage kommen-
      den Hersteller übergeben: Deutschland (Airbus Eurofighter), Frankreich
      (Dassault Rafale), Schweden (Saab Gripen E) und die USA (Boeing
      F/A-18 Super Hornet, Lockheed-Martin F-35A).
      Die durch die Regierungsstellen angeschriebenen Hersteller können
      armasuisse nun bis Ende Januar 2019 eine Offerte unterbreiten. Im
      «Cockpit» werden in loser Folge alle Typen präsentiert; beginnend
      mit dem Gripen E. «Cockpit» wird auch weiterhin in regelmässigen
      Abständen mit Artikeln zum Beschaffungsablauf über die aktuellen
      Themen kompetent informieren.
13

Von links: Anders Hakansson, Director Sales and Marketing
Gripen, und Rustan Nicander, Chef Saab Schweiz und

                                                                                                                                                           Fotos: Simon Vogt
Südeuropa.

Technische Daten
Name                           Saab Gripen E                                   Drei Fragen an den Testpiloten
Hersteller                     Saab, Linköping, Schweden
                                                                               Der 37-jährige Marcus Wandt (oben) ist Testpilot bei Saab und flog
Besatzung                      1 oder 2 (Gripen F)
                                                                               als erster den Gripen E. Zusätzlich ist er immer noch Kampfpilot bei
Triebwerk                      1 x GE Aviation F414-GE39E
                                                                               der 211. Sqdn in Lulea. Während der Operation Unified Protector 2011
Schub                          98 kN mit Nachbrenner
                                                                               flog er mit seiner Staffel Aufklärungseinsätze über Libyen.
Länge                          15,20 m
Spannweite                     8,60 m
                                                                               «Cockpit»: Was macht den Gripen E besser im Vergleich zu sei-
Höhe                           4,50 m
                                                                               nem Vorgänger?
Max. Geschw.                   Mach 2, 1400 km/h in NN
Dienstgipfelhöhe               16 000 m                                        Marcus Wandt: Das Flugzeug hat deutlich mehr Aufhängepunkte
Einsatzleermasse               8000 kg                                         und damit Nutzlast, ein viel stärkeres Triebwerk, ein leistungsfähi-
Max. Zuladung                  7200 kg                                         ges AESA-Radar und eine komplett neue Avionik. Die neu verbauten
Max. Startmasse                16 500 kg                                       Computer mit Mehrkernprozessoren erlauben eine nie vorher dage-
Startstrecke                   mindestens 500 m                                wesene Rechenleistung. Die Avionik ist unglaublich stabil; während
Landestrecke                   ca. 600 m                                       aller Testflüge musste kein einziger Neustart durchgeführt werden.
Reichweite mit Zusatztank      4000 km
Lastvielfache                  -3 g /+9 g                                      Warum wäre dies das ideale Kampfflugzeug für ein Land wie
Bewaffnung                     Interne Kanone 27 mm Mauser.                    die Schweiz?
                               10 Aussenlaststationen für bis                  Das Flugzeug ist kostengünstiger als viele andere Konkurrenten, lässt
                               zu 6 IRIS-T, bis 7 AMRAAM oder                  sich während des Flugs innert kürzester Zeit auf eine neue Mission um-
                               Meteor, Bomben, Aufklärungs-                    stellen und die Avionik unterbreitet dem Piloten Vorschläge für einen
                               behälter, Spezialflugkörper etc.                 optimalen Einsatz. Operationen ab kleinen Flugplätzen, Aussenplätzen
                                                                               in Waldlichtungen oder Autobahnen sind in Schweden an der Tages-
                                                                               ordnung. Waren die früheren Gripen sehr nervös beim Rollen, konnte
                                                                               dieses Problem beim Gripen E gelöst werden. Innert zehn Minuten ist
                                                                               ein Jet am Boden von nur fünf Personen betankt und neu bewaffnet;
                                                                               ein Triebwerkwechsel ist innerhalb einer Stunde vollzogen.

                                                                               Was hat der Gripen E, was andere nicht haben?
                                                                               Ich habe 2013 die USNTPS (US Navy Test Pilot School) absolviert und
                                                                               konnte daher schon viele verschiedene Flugzeugmuster fliegen. Kein
                                                                               anderer Jet nimmt dem Piloten mit seiner hochmodernen Avionik so
                                                                               viele Arbeiten ab und errechnet Vorschläge. Die Systeme sind sehr
                                                                               schnell im Identifizieren eines Feindes und dem Anpassen an die
                                                                               jeweilige Situation. Das riesige Cockpitdisplay lässt sich jederzeit nach
                                                                               eigenen Wünschen verändern und auf eine neue Mission anpassen.
                                                                               Der Gripen E ist im Vergleich zu andern Kampfflugzeugen ein wirklich
                                                                               neuer und smarter Fighter. Interview: Simon Vogt

                                                                              Bild links: Der erste Prototyp des neuen Saab Gripen E steht im Ein-
                                                                              satz, zwei weitere werden folgen. Ab 2019 sollen die ersten Jets an
                                                                 Foto: Saab

                                                                              Brasilien als Erstkunde ausgeliefert werden. 60 Gripen E gehen an die
                                                                              Luftwaffe Schwedens.
14     Cover Story           Cockpit 8 2018

       Monatsinterview

     «Der Panther
     ist unser Vorbild»
     Major Bernhard «Beni» Kocher                  «Cockpit»: Bernhard Kocher, welches sind         Der Panther ist mutig, listig und stark. Er ist
                                                   Ihre Aufgaben als Kommandant der Flieger-        unser Vorbild und Identifikationsmerkmal
     ist seit diesem Jahr Kommandant               staffel 18?                                      gegenüber den anderen Staffeln. Rituale wie
     der Fliegerstaffel 18, eine der drei          Als Kommandant bin ich für die kontinu-          der Panther-Schrei oder die Präferenz für die
                                                   ierliche fliegerische Weiterbildung und die       Zahl 18 manifestieren dies.
     Schweizer Kampfflugzeugstaffeln.
                                                   Einsatzplanung der Staffelpiloten zustän-
     Die stolzen «Panther» feiern                  dig. Hierbei hat die Einsatzbereitschaft         Die Fliegerstaffel 18 wurde vor 90 Jahren, am
     in diesem Jahr das 90-jährige                 für den Luftpolizeidienst «LP24» höchste         1. Juli 1928, als Fliegerkompanie 18 gegrün-
                                                   Priorität. Ich plane Fluglehrereinsätze in der   det und 1945 in Fliegerstaffel 18 umbenannt.
     Bestehen, 45 Jahre als                        Pilotenschule, fliegerische und militärische      Was bedeutet dieses Jubiläum für die Staffel?
     Berufspilotenstaffel und 20 Jahre             Kurse und teile die Einsatzoffiziere für den      Genau 90 Jahre nach dem Gründungsdatum
                                                   Flugdienst in Payerne ein. Die Steuerung         führten wir eine würdige Jubiläumsfeier
     seit der Einführung der Boeing                der Flugstunden ist ebenfalls Teil meines        mit den aktiven und vielen ehemaligen
     F/A-18 Hornet.                                Pflichtenhefts. Letztlich bin ich sehr nah bei    Staffelmitgliedern durch. Einige der pen-
                                                   meinen «Bambini». Ich fliege mit ihnen im         sionierten Piloten erzählten in Kurzrefera-
                                                   täglichen Flugbetrieb und bin für sämtliche      ten aus der Zeit mit der P-51 Mustang, den
                                                   Personalentscheide verantwortlich.               Autobahnlandungen, dem Nachtschiessen
                                                                                                    im Petit Hongrin (VD) und vielem mehr.
                                                   Das Staffelabzeichen der Fliegerstaffel 18       Ihr Feuer für die Fliegerei flammte bei den
                                                   zeigt einen schwarzen Panther auf grünem         Erzählungen sofort wieder auf, was mich
     Bild: Major Bernhard «Beni» Kocher ist seit   Grund. Was bedeutet dieses Sujet für Sie und     persönlich stark beeindruckte. Die aktiven
     2018 Kommandant der Fliegerstaffel 18.        Ihre Piloten?                                    Piloten spürten diese Begeisterung und die
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                     starke Bindung zur Staffel. Das zeigte allen,                                                         wegen, Finnland und Schweden organi-
                     was für ein Privileg unser Beruf im Dienst         «Wir sind sehr stolz darauf,                       siert wird. Wenn man die Leistungen
                     der Schweiz darstellt.                                                                                dieser grossen multinationalen Luftvertei-
                                                                        die erste Frau in unserer                          digungsübungen genauer unter die Lupe
                     Welche Traditionen pflegen Sie in der Flieger-      Staffel zu haben.»                                 nimmt, kann ich ohne Übertreibung sagen,
                     staffel 18?                                                                                           dass wir auf einer Rangliste in unserem Be-
                     In die Fliegerstaffel wird man befohlen. In                                                           reich die vorderen Plätze belegen würden.
                     unseren «Clan» wird man erst nach einer            geflogen und auch wieder schadlos runter-
                     Aufnahmeprüfung ehrenvoll aufgenom-                gekommen (lacht).                                  Die Schweizer Luftwaffe hat einen sehr hohen
                     men. Die Prüfungsaufgabe bestimmt der                                                                 Sicherheitsstandard, die Militärpiloten sind
                     «Boss» mit seinem Clan-Vorstand. Der               Wettbewerb ist im Militär ein wichtiger            hochqualifiziert und arbeiten sehr professio-
                     «Boss» darf nicht gleichzeitig Staffelkom-         Faktor. Früher gab es mit den AVIA-Meis-           nell. Dennoch bleibt in der Fliegerei immer ein
                     mandant sein, womit die Gewaltentren-              terschaften der Fliegertruppen AMEF und            Restrisiko. Wie gehen Sie damit um?
                     nung sichergestellt ist. Der Clan organisiert      anschliessend mit der Swiss Air Force Compe-       Ich denke, man lebt sehr bewusst und im
                     gesellschaftliche Anlässe mit und ohne Be-         tition auch fliegerische Wettkämpfe. Gibt es        «Jetzt». Jeder kennt das Restrisiko genau und
                     gleitung durch Familienmitglieder. Fes-            solche Wettkämpfe auch heute noch?                 tut sein Möglichstes, um sicher wieder zu
                     te Events sind der «La Pierre»: ein Wett-          Die AVIA für fliegende Verbände gibt es nicht       landen. Wir Militärpiloten leben täglich in
                     kampf in einer vom «Boss» gewählten                mehr. Vor zwei Jahren haben wir in der Spar-       diesem beruflichen Umfeld und lernen be-
                     Disziplin wie zum Beispiel Go-Kart-Fah-            te Luftverteidigung die «Home», die Hornet-        reits in der Pilotenschule, damit umzugehen.
                     ren oder Wettschiessen sowie die jährliche         Meisterschaft, ins Leben gerufen. Dies ist ein     Schliesslich wurden wir auch dahingehend
                     Clan-Versammlung im Dezember. Im Pan-              zweitägiger Wettkampf unter Ausschluss             selektioniert. Schwierig ist der Umgang mit
                     ther-Clan entstehen die unvergleichliche           der Öffentlichkeit. Pro Staffel gibt es ein Vie-   Unfällen in der Familie. Jeder Pilot trifft sei-
                     Identifikation mit der Staffel und der Wille,       rerteam, das Theorietests, eine Aufgabe im Si-     ne eigenen Vorkehrungen. Wenn ein Unfall
                     die Besten zu sein. Wenn es darum geht, in         mulator sowie eine echte Mission in der Luft       passiert ist, helfen alle Piloten einander, un-
                     den Einsätzen oder im Ausland die Schwei-          erfüllen muss. Die erste Ausgabe der «Home»        abhängig von der Staffelzugehörigkeit.
Foto: Walter Hodel

                     zer Luftwaffe zu repräsentieren und Höchst-        gewann die Panther-Staffel.
                     leistungen zu erbringen, ziehen jedoch alle                                                           Seit dem 14. Dezember 2018 ist mit Fanny
                     Staffeln vorbehaltslos am gleichen Strick.         Gibt es auch Wettkämpfe mit ausländischen          «Shotty» Chollet die erste zukünftige Schwei-
                                                                        Luftwaffen-Formationen?                            zer Kampfflugzeug-Pilotin Ihrer Staffel zuge-
                     Wie werden diese Traditionen weitergegeben         Wir beteiligen uns an der Arctic Challenge         teilt. Was heisst das für die Staffel?
                     und deren Fortbestand sichergestellt?              Exercise «ACE», die alle zwei Jahre von Nor-       Es ändert sich für uns nichts. Fanny Chollet
                     Durch die tägliche intensive Zusammen-                                                                steht ihren «Mann» und erledigt die glei-
                     arbeit innerhalb und ausserhalb des Flug-                                                             chen Aufgaben wie ihre männlichen Kolle-
                                                                         Bernhard «Beni» Kocher
                     dienstes sowie dem «Clanleben» ergibt                                                                 gen. Aber wir sind sehr stolz darauf, die erste
                                                                         Major Bernhard Kocher (41) ist in Thun ge-
                     sich die Überlieferung des «Staffelspirits»                                                           Frau in unserer Staffel zu haben.
                                                                         boren und aufgewachsen. Er ist gelern-
                     von selbst. Zudem können die ehemaligen
                                                                         ter Maschinenzeichner mit Berufsmatu-
                     Staffelmitglieder, die sogenannten «Grau-                                                             Wie nehmen Sie als Berufsmilitärpilot und
                                                                         ra. 2007 schloss er ein Masterstudium in
                     panther», ebenfalls an den Clan-Anlässen                                                              Kommandant einer Kampfflugzeugstaffel die
                                                                         «Business Administration» erfolgreich ab.
                     teilnehmen. Sie haben als graue Eminenzen                                                             Stimmung der Schweizer Bevölkerung gegen-
                                                                         Er ist verheiratet und Vater von zwei Kin-
                     grosses Mitspracherecht.                                                                              über Ihrem Job auf?
                                                                         dern. Seine Hobbies sind die Familie, Eis-
                                                                                                                           Grundsätzlich sagt uns niemand «Danke»
                                                                         hockey spielen und Rennvelo fahren. Die
                     Seit acht Jahren repräsentiert die F/A-18C                                                            für unseren Einsatz zugunsten der Sicher-
                                                                         fliegerische Vorschulung absolvierte er in
                     Hornet mit der Immatrikulation J-5018                                                                 heit im Schweizer Luftraum. Das ist auch
                                                                         Fricktal-Schupfart und Grenchen. Mit 21
                     Ihre Staffel. Was bedeutet die Staffel-                                                               in Ordnung so, es ist unser Job. Ich denke,
                                                                         Jahren trat er in die Piloten-Rekrutenschule
                     maschine für Sie und Ihre Piloten?                                                                    das Ansehen eines Militärpiloten im Aus-
                                                                         in Locarno-Magadino ein. Die Brevetierung
                     Das ist ja klar: Die J-5018 mit unserer Staffel-                                                      land ist höher als bei uns in der Schweiz.
                                                                         zum Militärpiloten erfolgte 2000 auf dem
                     bemalung ist das schönste Flugzeug der                                                                Emotionale Argumente zu Lärmproblema-
                                                                         Tiger, drei Jahre später wurde er Berufsmi-
                     Flotte! Natürlich behaupten das auch die                                                              tik und Kosten verhindern oft eine sachli-
                                                                         litärpilot. Heute verfügt Kocher über eine
                     beiden anderen Staffeln von ihrem Flug-                                                               che Diskussion um die strategische Ausrich-
                                                                         Flugerfahrung von 3400 militärischen Flug-
                     zeug. Dieser natürliche Wettkampf liegt                                                               tung der Armee oder die Beschaffung von
                                                                         stunden auf den Typen Pilatus PC-7, BAe
                     im Blut jedes Jetpiloten.                                                                             neuen Kampfflugzeugen und neuen Luft-
                                                                         Hawk Mk. 66, Northrop F-5E/F Tiger II und
                                                                                                                           verteidigungssystemen am Boden.
                                                                         Boeing F/A-18C/D Hornet. Seit 2015 ist
                     In der Schweizer Luftwaffe sind die F/A-18
                                                                         er graduierter Mission Commander. Seine
                     Hornet keiner Staffel fest zugeteilt. Gilt das                                                        Was wünschen Sie sich zum 90. Geburtstag
                                                                         Erfahrung gibt er heute als Fluglehrer und
                     auch für die Staffelmaschinen?                                                                        für Ihre Staffel?
                                                                         in der Ausbildung der Piloten in Luftbetan-
                     Ja. Wir sind aufgrund unser Flottenstärke                                                             Keine Unfälle und einen 100. Geburtstag
                                                                         kung, Flügen mit Nachtsichtgeräten und
                     nicht wie ausländische Luftwaffen dazu                                                                mit der Fliegerstaffel 18 auf dem neuen
                                                                         im Erdkampf weiter. Bevor er in diesem
                     in der Lage. Wir können es uns nicht leis-                                                            Kampfflugzeug!
                                                                         Jahr Staffelkommandant wurde, war er
                     ten, die Flugzeuge einzelnen Staffeln zuzu-
                                                                         zwei Jahre Flugdienstleiter des Militärflug-
                     teilen. Ich bin schon die J-5017 der Flieger-
                                                                         platzes Payerne.
                     staffel 17 oder J-5011 der Fliegerstaffel 11                                                          lnterview: Walter Hodel
16     Civil Aviation         Cockpit 8 2018

       Farnborough International Airshow

     Orderflut für Bestseller
     Die Verkehrsflugzeugindustrie darf nach der diesjährigen Luftfahrtmesse in Farnborough insgesamt sehr
     zufrieden sein. Knapp 80 Prozent der Bestellungen für neue Flugzeuge gehen auf das Konto der Giganten
     Airbus und Boeing. Für Schlagzeilen sorgte auch eine Schweizer Airline.

     S
          o ausgetrocknet der Boden an der diesjährigen Luftfahrtmesse     A330neo kommt an
          in Farnborough war, die Geldbeutel der Kunden der grossen        Auch bei Airbus war es die A320-Familie, welche mit mehr als 300
          Flugzeughersteller waren es nicht: Mehr als 1400 Verkehrs-       Maschinen die grössten Verkaufserfolge erzielte. Neben der weiter-
     flugzeuge mit einem Wert von 154 Milliarden Dollar gingen über         hin stark nachgefragten A320neo steht auch die grössere A321neo
     den Ladentisch. Dabei behielt Boeing gegenüber seinem europäi-        hoch in der Gunst der Kunden. Für die verlängerte Version unter-
     schen Rivalen Airbus deutlich die Oberhand. Die Amerikaner konn-      zeichnete eine wohl aus politischen Gründen ungenannte Flug-
     ten 673 Bestellungen und Kaufverpflichtungen für sich beanspru-        gesellschaft eine Absichtserklärung für 25 Exemplare und VietJet
     chen, bei Airbus waren es 431.                                        entschied sich gleich für 50 A321neos. Mit Vistara (Indien), Viva
                                                                           Aerobus (Mexiko), SalamAir (Oman), Wataniya Airways (Kuwait)
     Gefragte Frachter                                                     und anderen befinden sich auffallend viele jüngere Airlines unter
     Wie in den vergangenen Jahren verkauften sich die Single-Aisle-Jets   den Kunden der A320-Familie.
     am besten: Mehr als 560 Bestellungen und Verpflichtungen erzielte      Bei den Langstreckenjets verdienen die 42 Bestellungen für die
     die Boeing 737MAX, wobei sich die MAX8 und die längste Version        A330neo besondere Erwähnung. Air Asia X bestellte 34 Stück
     MAX10 besonders gut verkauften. Die grössten Kunden waren die         davon, während Uganda Airlines mit zwei Bestellungen für die
     indische Jet Airways (75 MAX8), Air Lease Corporation (20 feste       A330-800 bisher die einzige Airline ist, welche das kürzere der bei-
     Orders für die MAX8 sowie 75 Kaufverpflichtungen) und vor allem        den remotorisierten A330-Modelle einsetzen möchte. Auch die
     die Low-Cost-Gesellschaft VietJet (Memorandum of Understanding        A350XWB fand einige Abnehmer, so die taiwanesische Starlux
     für 80 MAX10 und 20 MAX8). Dieselbe Anzahl Bestellungen für           Airlines, die eine Grundsatzvereinbarung für zwölf A350-1000 und
     Flugzeuge der MAX-Familie geht auf das Konto eines ungenann-          sieben A350-900 unterzeichnete. JetBlue-Gründer David Neeleman
     ten Kunden. Die brasilianische GOL wandelte 30 Bestellungen für       seinerseits will 60 A220-300, wie die frühere CS300 nach der Über-
     MAX8 in solche für die MAX10 um und orderte weitere 15 MAX8.          nahme der Mehrheit des CSeries-Programms durch Airbus nun
     Deutlich geringer war das Interesse für Grossraumjets: 52 Bestel-     heisst, für eine neue, noch nicht genannte US-Airline erwerben.
     lungen gab es für die Boeing 787, lediglich sieben für die Triple
     Seven. Die Boeing 777X erzielte keine einzige neue Order. Stärker     Debut für MRJ
     als auch schon waren hingegen Frachtmaschinen nachgefragt: 48         Dieses Flugzeug, die zweite gebaute CS300 in einer Airbus-Werk-
     Bestellungen gingen auf das Konto der Boeing 777F, wobei sich DHL     lackierung, war einer der Publikumsmagnete bei den Flugvorfüh-
     14 Exemplare dieses Typs sicherte. Auch der Jumbo-Frachter fand       rungen. Gleiches gilt für den Mitsubishi Regional Jet (MRJ), der erst-
     wieder einmal Beachtung: Die Volga-Dnepr Group und CargoLogic-        mals an einem Flying Display teilnahm, für den an der Show aber
     Holding bestellten fünf Boeing 747-8F. Gecas ihrerseits will bis zu   keine weiteren Bestellungen eingingen. Die Maschine, ein Testflug-
     35 Boeing 737-800 in Cargo-Flugzeuge umbauen lassen.                  zeug in ANA-Farben, musste einen Tag pausieren, nachdem es am
17

                         Oben: Airbus präsentierte ihre neue A330neo
                         dem Publikum zum ersten Mal im Flug. Die
                         erste A330-900 soll noch dieses Jahr an TAP
                         ausgeliefert.
                         Oben rechts: Die attraktive, wenn auch furcht-
                         erregende Nase einer E190-E2 von Embraer.
                         Rechts: Mehr als 1500 Aussteller, rund zehn
                         Prozent mehr als 2016, waren dieses Jahr in
                         Farnborough vertreten.

                         Vortag nach der Vorführung beim Zurück-
                         stossen von einem Bodenfahrzeug leicht
                         beschädigt worden war. Bei den Widebodies
                         zeigten die A330-900 und eine Boeing 787-8
                         von Biman Bangladesh Airlines eine beein-
                         druckende Vorstellung am Himmel (Bild
                         links). Erstaunlich war einmal mehr, wie
                         steil solch schwere Jets ohne Passagiere stei-   gesiedelten Flugzeugs, solle aber weiterhin       zwei Versionen angeboten, zwischen 230
                         gen können. Zum ersten Mal seit mehr als         bereits im Jahr 2025 zur Verfügung stehen.        und 270 Passagiere aufnehmen und rund
                         zehn Jahren wurde hingegen die A380 nicht        Der Leiter von Boeings Verkehrsflugzeugs-          9500 Kilometer weit fliegen können. Un-
                         im Flug vorgeführt. Erst am vierten Messe-       parte, Kevin McAllister, erklärte, sein Un-       terdessen versucht Konkurrent Airbus,
                         tag traf ein Doppelstöcker in den Farben des     ternehmen sei im Gespräch mit mehr als            sein für diesen Markt vorgesehenes Mus-
                         portugiesischen Wetlease-Spezialisten Hi         60 Fluggesellschaften. Die Frage ist wohl         ter A321neoLR, das Platz für 240 Fluggäste
                         Fly, eine ehemalige Maschine von Singapo-        auch, ob diese einen oder zwei Gänge in           bietet und über eine Reichweite von 7400
                         re Airlines, in Farnborough ein, blieb aber      der Kabine wünschen. Boeing beziffert den         Kilometer verfügt, unter dem Projektna-
                         am Boden. Embraer war mit einer E190-E2,         Bedarf für ein Flugzeug dieser Grössenord-        men A321neoXLR weiter zu optimieren.
                         auf deren Nase ein Haifisch sein furchterre-      nung auf 4000 bis 5000 Stück. Das NMA,
                         gendes Maul zeigte, vor Ort. Republic Air-       wenn es denn kommt, wird vermutlich in            Thomas Strässle
                         ways machte mit einer Absichtserklärung
                         für bis zu 200 E-175 auf sich aufmerksam.
                                                                           Helvetic kauft bis zu 24 E2-Jets
                         NMA in Warteposition                              Eine kleine Bombe liess Helvetic Airways in Farnborough platzen: Der Schweizer Regional-
                         In der Fachwelt war gerätselt worden, ob          carrier unterzeichnete eine Absichtserklärung zum Kauf von zwölf E190/E195-E2-Flugzeugen
                         Boeing genauere Pläne für sein New Mid-           und sicherte sich Optionen für weitere zwölf Maschinen dieses Typs. Bei Ausübung aller Kauf-
                         size Airplane (NMA) bekannt geben wür-            rechte hat die Transaktion einen Wert von 1,5 Mia. Dollar. Die brasilianischen Regionaljets er-
                         de. Boeing-Chef Dennis Muilenberg machte          setzen bei Helvetic fünf Fokker 100 sowie sieben Embraer 190 und sollen bereits ab Herbst
                         indessen schon vor dem offiziellen Messe-          nächsten Jahres ausgeliefert werden. Einen wichtigen Grund für den Erwerb der E2-Jets sieht
                         beginn klar, dass eine Entscheidung für           CEO Tobias Pogorevc bei der Pilotenausbildung: «Die Umstellung von der aktuellen E1 zur E2-
                         den Launch dieses als Nachfolger für die          Flotte wird für unsere E1-190-Piloten [...] unkompliziert sein, da aufgrund der Ähnlichkeit der
Fotos: Thomas Strässle

                         Boeing 757 gehandelten Flugzeugs erst im          Systeme nur eine zweieinhalb Tage dauernde Umschulung erforderlich ist.» Wenige Tage vor
                         nächsten Jahr getroffen werde. Eine allfälli-     Bekanntgabe des Helvetic-Deals war eine E2 zum ersten Mal in London City gelandet und hatte
                         ge Boeing 797, so der spekulative Name des        dabei ihre Fähigkeit für Steilanflüge unter Beweis gestellt. ts
                         neuen, zwischen der Boeing 737 und 787 an-
18     Civil Aviation         Cockpit 8 2017

       Erster Airbus A321neo für Easyjet

     Die A321neo kurz vor dem Start in London-Gatwick, nachdem sie fünf Tage vorher aus Hamburg geliefert wurde.

     Grösser,
     ökologischer, leiser
                                                   D
     Im Rahmen der Farnborough                              ie neue Maschine flog am 18. Juli      zeug mit der grössten Fluggastkapazität bei
                                                            von London-Gatwick kommend            Easyjet. Damit bietet die Maschine 30 Pro-
     International Airshow hat                              entlang der südenglischen Küste       zent mehr Sitze als die A320 und 50 Prozent
     Easyjet ihren ersten Airbus                   nach Farnborough, wo sie im Static auf-        mehr als eine A319.
                                                   gestellt wurde, bevor sie am nächsten Tag      Ausgerüstet ist das Flugzeug mit sogenann-
     A321neo vom Hersteller in
                                                   zurück nach Gatwick und damit in den           ten eleather-Sitzen von Recaro, einem Mate-
     Empfang nehmen können.                        regulären Liniendienst ging. Gefeiert wurde    rial aus Lederfasern und Compositmateria-
                                                   die Lieferung des ersten A321neo von Johan     lien. Die Sitzabstände für Kurzstreckenflüge
                                                   Lundgren, CEO von Easyjet, Tom Enders,         bewegen sich mit 71 cm an der unteren
                                                   CEO von Airbus, und Gaël Méheust, Präsi-       Grenze (zum Vergleich: Swiss und Ryanair
                                                   dent von CFM International (Triebwerks-        76 cm). Die erste A321neo, und damit das
                                                   hersteller), an einer gemeinsamen Presse-      308. Flugzeug bei Easyjet, wird in London-
                                                   konferenz.                                     Gatwick stationiert sein und hauptsächlich
                                                                                                  Ziele wie Malaga, Alicante und Palma anflie-
                                                   Mehr Sitzplätze                                gen. Bis Jahresende sollen sechs A321neo
                                                   Vor rund einem Jahr hat Easyjet ihre ur-       für Easyjet fliegen; 2020 wird die Ausliefe-
                                                   sprüngliche Bestellung bei Airbus von 30       rung komplett sein. «Dieser grössere Flug-
                                                   A320neo umgewandelt, um die grössere           zeugtyp unterstützt die Strategie, unsere
                                                   A321neo kaufen zu können. Mit 235 Sit-         Nummer 1-Position an Europas führenden,
                                                   zen ist dieser Flottenneuzugang das Flug-      aber auch slotbegrenzten Flughäfen aus-
19

                                              Fotos: Simon Vogt

Das exklusiv für A320neo und A321neo                              Ganz oben: Blick ins Cockpit der neuen A321neo.
gebaute CFM LEAP-1A-Triebwerk.                                    Oben: Die Kabine mit den eleather-Sitzen.

zubauen», betonte Johan Lundgren. «Wir                            Kraftstoff als eine A320 und weisen eine um       Easyjet und die Schweiz
sind auf 49 der wichtigsten 50 Flughäfen in                       50 Prozent reduzierte Lärmbelastung bei           «Wir konzentrieren uns in der Schweiz
Europa präsent; nur London-Heathrow fehlt                         Starts und Landungen auf. Erstmals werden         auf die Standorte Genf und Basel», erklär-
in unserem Portfolio.»                                            für Teile der Hochdruckturbine bei einem          te Lundgren. «Zürich ist wegen der hohen
Mit den niedrigsten Betriebskosten bei den                        Triebwerk Keramikfaser-Verbundstoffe ver-         Landegebühren und wenigen Slots für uns
Single-Aisle-Flugzeugen werden auch die                           wendet.                                           nicht so attraktiv. Ein Flugzeug wie der neue
Einsparungen an Stückkosten (operative                                                                              Airbus A321neo mit seiner höheren Sitz-
Aufwendung dividiert durch angebotene                             Grösster Airbus-Kunde in Europa                   platzzahl könnte aber zu einem späteren
Sitzkilometer) beispielsweise gegenüber                           Seit der ersten Auslieferung eines Flugzeugs      Zeitpunkt auch in Zürich ein Thema sein.»
der A319 um 21 Prozent grösser sein.                              aus der A320-Familie an Easyjet vor 15 Jah-       Dass Genf für Easyjet klar der Schweizer
                                                                  ren ist die Airline zum grössten Airbus-Nut-      Flughafen ist, verdeutlichen die Zahlen
Tieferer Verbrauch                                                zer in Europa geworden. Aktuell umfasst die       von 2017: So wurden 17,35 Mio. Passagie-
«Die A321neo wird ökologisch erhebliche                           gesamte Flotte von Easyjet 132 A319, 166          re von oder nach Genf befördert (im Ver-
Vorteile bringen», meint Ludgren. «So kön-                        A320, 9 A320neo und die neue A321neo.             gleich Swiss: 2,1 Mio. Passagiere), was einem
nen wir viel mehr Passagiere zu niedrigen                         Weitere 130 «neos» werden in den nächs-           Wachstum von 5 Prozent gegenüber dem
Preisen, mit weniger Kraftstoffverbrauch                          ten Jahren dazukommen.                            Vorjahr entspricht. In Genf sind denn auch
und CO2-Emmissionen und deutlich leiser                           Bei diesen Zahlen erstaunt es nicht, dass Ea-     14 Flugzeuge stationiert, in Basel 11 und in
an ihr Ziel bringen.» Die A321neo wird mit                        syjet auf den Listenpreis von 129 Mio. US-        Zürich (noch) keines.
CFM LEAP-1A-Triebwerken ausgeliefert.                             Dollar für eine A321neo einen erheblichen
Diese verbrauchen bis 15 Prozent weniger                          Rabatt aushandeln konnte.                         Simon Vogt
20     Civil Aviation         Cockpit 8 2018

       Beluga XL

     Der neue «Wal» fliegt
     Am 19. Juli hat die neue
     Beluga XL in Toulouse erfolgreich
     ihren Erstflug absolviert. Der
     auf der A330-200F und der
     A330-300 basierende Airbus-
     Spezialtransporter soll bis Ende
     2022 alle fünf älteren A300-
     600ST ersetzen, mit denen der
     europäische Hersteller Rumpf-
     und Flügelteile zu seinen

                                                                                                                                                      Foto: Airbus
     Endmontagestandorten in
     Toulouse und Hamburg befördert.

     D
              er Jungfernflug dauerte vier Stun-      Tests» sowie Beladungstests, für welche         um den Produktionshochlauf der Flugzeuge
              den und elf Minuten. Neben den         «richtige» Bauteile verschiedener Airbus-       der A320-Familie zu bewältigen. Schon im
              beiden Piloten befanden sich drei      Modelle verwendet werden, durchführen.          kommenden Jahr sollen monatlich 60 Flug-
     Flugtestingenieure an Bord des neuen            Die Zertifizierung soll Mitte nächsten Jah-      zeuge gebaut werden. Ein weiterer Vorteil
     «Wals». Zuvor hatte das Flugzeug wäh-           res erfolgen; die Indienststellung des ersten   der XL ist, dass sie zwei A350-Flügel gleich-
     rend drei Monaten am Boden eine Serie           Flugzeugs bei ATI (Airbus Transport Inter-      zeitig aufnehmen kann. Geflogen werden
     von Tests durchlaufen: vom Einschalten          national), der für die Durchführung dieser      die neuen Beluga XL ausschliesslich von
     der elektrischen Systeme («Power-on»)           Frachtflüge verantwortlichen Airbus-Toch-        A330-Piloten, denn das Cockpit ist «zu hun-
     und dem Auffüllen der Hydrauliktanks bis        ter, ist für die zweite Hälfte 2019 vorgese-    dert Prozent identisch mit jenem einer nor-
     hin zu Druck-, Treibstoff-, Struktur-, Fahr-    hen. Bis Ende 2020 werden drei Maschinen        malen A330» (Roca). Um die XL zu steuern
     werk- und Vibrationstests an Tragflächen         im Einsatz sein, die restlichen zwei folgen     und sich mit ihren Besonderheiten vertraut
     und Rumpf. Kurz vor dem Erstflug hatten          2021 und 2022.                                  zu machen, brauche es lediglich ein paar zu-
     letzte Funktionstests im Prüfstand des Han-                                                     sätzliche Trainingsstunden.
     gars L34 («L» steht für «Lagardère», den        Mehr als fünf Flugzeuge?                        Was mit den herkömmlichen Belugas ge-
     Namen des berühmten Medienunterneh-             Parallel zur Einflottung einer Beluga XL         schieht, ist offen: «Sie sind noch lange nicht
     mers und EADS-Aktionärs) stattgefunden.         wird jeweils eine ältere A300-600ST ausge-      am Ende ihres Flugzeuglebens angelangt
     Die Flugerprobung wird gemäss Véronique         mustert. Während etwa zwei Jahren wird          und können sicher noch zehn Jahre flie-
     Roca, Chefingenieurin der XL, zehn Mona-         ATI also eine gemischte Flotte betreiben. Ob    gen», so Roca. Airbus sei nun auf der Suche
     te dauern, sich über rund 600 Flugstunden       es bei den fünf neuen Flugzeugen bleibt, ist    nach neuen Betreibern, wobei diese nicht
     erstrecken und in drei Etappen erfolgen:        offen: «Im Moment gibt es Überlegungen,         zwingend Bauteile von Flugzeugen beför-
     der Bestimmung der Grenzen des Flugbe-          ob wir vielleicht noch mehr Flugzeuge bau-      dern müssten. Wegen ihres relativ jungen
     triebsbereichs («Flight Envelope»), der         en könnten», erläutert Véronique Roca. Zur      Alters sei es auch noch zu früh, sie allen-
     Validierung des gesamten Modells sowie          Erinnerung: Die Beluga XL, die über 30 Pro-     falls interessierten Museen zu überlassen.
     einer Testphase, die hauptsächlich Zertifi-      zent mehr Frachtkapazität verfügt als ihre
     zierungszwecken dient.                          Vorgängerin, wurde in erster Linie gebaut,      Thomas Strässle

     Kabine für Crews                                Technische Daten
     Eine zweite Testmaschine, die voraussicht-      Name                           Beluga A300-600ST              Beluga XL
     lich im zweiten Quartal 2019 zum ersten         Länge                          56,2 m                         63,1 m
     Mal abheben wird, soll Aufschluss bringen,      Spannweite                     44,8 m                         60,3 m
     ob die kleine Kabine, in der gleich hinter      Höhe                           17,2 m                         18,9 m
     der Pilotenkanzel für eine Ersatzcrew sie-      max. Startgewicht              155 t                          227 t
     ben vollwertige Sitze samt Galley eingebaut     max. Nutzlast                  47 t                           52 t
     sind, richtig funktioniert. In der ST-Version   max. Breite Laderaum           7,0 m                          8,1 m
     gibt es lediglich vier relativ eng bemesse-     max. Höhe Laderaum             7,1 m                          7,5 m
     ne Sitze im Cockpit. Das zweite Flugzeug        Schub                          57 600 Pfund                   70 800 Pfund
                                                     max. Reichweite                2778 km                        4074 km
     wird zudem «Functional and Realiability
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