Integrationskonzept für die Stadt Singen - Februar 2021

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Integrationskonzept für die Stadt Singen - Februar 2021
Integrationskonzept
               für die Stadt Singen

Februar 2021
Integrationskonzept für die Stadt Singen - Februar 2021
Integrationskonzept für die Stadt Singen - Februar 2021
Inhalt

1 Ziel des Konzeptes und zentrale Erkenntnisse ..........................................................................4

2 Entwicklungsprozess .................................................................................................................7

3 Handlungsfelder der Integrationsarbeit ..................................................................................12

3.1 Handlungsfeld: Sprache........................................................................................................13
  3.1.1 Sprachlernangebote ................................................................................................................ 13
  3.1.2 Beratung und Begleitung im Kontext der Sprachförderung .................................................. 15
  3.1.3 Ehrenamtliche Sprach- und Kulturmittler*innen ................................................................... 15
  3.1.4 Netzwerke im Handlungsfeld Sprache.................................................................................... 16

3.2 Handlungsfeld: Arbeit ..........................................................................................................17
  3.2.1 Arbeitsmarktzugang................................................................................................................. 18
  3.2.2 Anerkennung von Berufs- und Bildungsabschlüssen ............................................................. 19
  3.2.3 Berufliche Orientierung und Qualifizierung ........................................................................... 20
  3.2.4 Beratung und Begleitung im Arbeitskontext .......................................................................... 20
  3.2.5 Netzwerke im Handlungsfeld Arbeit ....................................................................................... 21

3.3 Handlungsfeld: Bildung ........................................................................................................21
  3.3.1 Übergreifende Bildungsthemen .............................................................................................. 22
  3.3.2 Schulbezogene Kinder- und Jugendbildung ........................................................................... 22
  3.3.3 Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung.................................................................. 23
  3.3.4 Familienbildung und Erwachsenenbildung ............................................................................ 24
  3.3.5 Außerschulische Kinder- und Jugendbildung ......................................................................... 26

3.4 Handlungsfeld: Wohnen .......................................................................................................26
  3.4.1 Zugang zu Wohnraum ............................................................................................................. 27
  3.4.2 Das Wohnen selbst .................................................................................................................. 29
  3.4.3 Das Miteinander im Quartier .................................................................................................. 30
  3.4.4 Gemeinschaftsunterkünfte- und Anschlussunterbringungsunterkünfte.............................. 31

3.5 Handlungsfeld: Interkulturelles Miteinander .......................................................................32
  3.5.1 Interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung und ihrer Einrichtungen ................................ 33
  3.5.2 Interkultureller Austausch ....................................................................................................... 34
  3.5.3 Abbildung der Kultur der Volksgruppen der Sinti und Roma und Jenischen........................ 35
  3.5.4 Interreligiöser Austausch und kultur-/religionssensible Pflege ............................................ 36
  3.5.5 Engagement und Ehrenamt .................................................................................................... 38
  3.5.6 Teilhabe von Frauen ................................................................................................................ 39
  3.5.7 Integration durch Sport ........................................................................................................... 40
  3.5.8 Politische Partizipation von Migrant*innen ........................................................................... 41

4 Schlussbetrachtung und Ausblick ............................................................................................44
                                                                      2
Definitionen
     Migrant*innen: Die Bezeichnung Migrant*innen bezieht sich auf Personen, die nicht auf dem
     Gebiet der heutigen Bundesrepublik, sondern im Ausland geboren und im Laufe ihres Lebens nach
     Deutschland eingewandert sind. Somit umfasst diese Personengruppe Menschen mit eigener Mig-
     rationserfahrung.1

                     Menschen mit Migrationshintergrund/-geschichte: Die Personengruppe der Menschen
                     mit Migrationshintergrund umfasst nach statistischer Definition in Deutschland lebende Auslän-
                     der*innen, eingebürgerte Deutsche, die nach 1949 in die Bundesrepublik eingewandert sind, so-
                     wie in Deutschland geborene Kinder mit deutschem Pass, bei denen sich der Migrationshinter-
                     grund von mindestens einem Elternteil ableitet.2

     Geflüchtete*r: Der Begriff Geflüchtete*r wird als Alternativbegriff für „Flüchtlinge“ verwendet,
     weil damit die als kleinmachend und teils abwertend empfundene Endung „-ling“ umgangen wird.
     Da es sich im Vergleich zum Begriff „Flüchtling“ um keinen rechtlichen Begriff handelt, ist er vielfältig
     einsetzbar und beschreibt damit auch Menschen, die geflüchtet sein können, aber keinen offiziellen
     Flüchtlingsstatus haben.3

                    Migrantenorganisationen: Migrantenorganisationen sind als Verbände zu verstehen, deren
                    Mitglieder zu einem großen Teil Personen mit Migrationsbiografie sind und häufig sowohl ent-
                    wicklungs- als auch integrationspolitisch aktiv sind, sich aber auch kulturellen, unternehmeri-
                    schen, religiösen und weiteren Zielen widmen. Migrantenorganisationen sind demnach zentrale
                    Akteur*innen im Bereich der gesellschaftlichen Teilhabe und der Integrationsarbeit. 4

     Interkulturelle Öffnung: IKÖ ist als ein Prozess der Organisationsentwicklung zu verstehen. Die-
     ser Entwicklungsprozess bezieht sich auf die Umgestaltung aller relevanten Ebenen einer Organi-
     sation, sodass sich ihre Funktionsweise auf die Realität einer Migrationsgesellschaft ausrichtet. Die
     zentrale Aufgabe ist hierbei der Abbau von Zugangsbarrieren für Migrant*innen zu verschiedenen
     Dienstleistungen wie Bildung, Kultur und sozialen Diensten. 5

                    Quartiersansatz/Quartierskonzept: Im Rahmen von Quartierskonzepten werden soziale
                    Räume geschaffen, in denen der Grundsatz verfolgt wird, die Lebensbedingungen der im Quartier
                    lebenden Menschen zu verbessern. Es werden insbesondere die Öffnung des Zugangs zu Ressour-
                    cen, die Schaffung neuer Ressourcen und die Abschaffung von Zugangsbarrieren verfolgt.6

     Intersektionalität: Der Begriff Intersektionalität meint die Überschneidung und Wechselwirkung
     mehrerer Formen von Diskriminierung bei einer Person.7

                      Interkulturelle Kompetenz: Interkulturelle Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, mit anderen
                      Menschen kultursensibel kommunizieren und interagieren zu können. Dabei ist vor allem die
                      kulturelle Selbstreflexion wichtig, um die eigene kulturelle Wahrnehmung, Kommunikation aber
                      auch die eigenen Vorurteile wahrnehmen zu können.8

1 Der Neue deutschen Medienmacher e.V. (NdM) (2020): NdM-Glossar 2020
2 Statistisches Bundesamt (2020): Personen mit Migrationshintergrund
3 Der Neue deutschen Medienmacher e.V. (NdM) (2020): NdM-Glossar 2020
4 Bundeszentrale für politische Bildung (2020): Kurzdossier 2013
5 P. Mecheril et al. (2010): Migrationspädagogik
6 M. Burmester et al. (2020): Die Wirkungsdebatte in der Quartiersarbeit
7 Duden (2020)

                                                                    3
1 Ziel des Konzeptes und zentrale Erkenntnisse
Die Geschichte Singens und ihrer Gesellschaft
ist eng verbunden mit Zuwanderung, die seit              „Die Integration von Menschen aus anderen
mehr als 100 Jahren die Industriestadt prägt.            Ländern und Kulturen hat in der Stadt Sin-
                                                         gen eine lange Tradition und einen ganz be-
Gerade in den letzten Jahren hat sich das
                                                         sonderen Stellenwert. Seit der Ansiedlung
Stadtbild weiter verändert, ist vielfältiger ge-         großer Industriebetriebe Ende des 19. Jahr-
worden und wird durch unterschiedlichste                 hunderts hat die Stadt Singen viel Erfahrung
Kulturen beeinflusst. Mit ihrer Offenheit sor-           damit. Mittlerweile hat jeder zweite Mitbür-
gen viele Singener Bürger*innen und zahlrei-             ger*in unserer Stadt einen Migrationshin-
che Organisationen gemeinsam mit der Stadt-              tergrund. Menschen aus über 100 Nationen
verwaltung dafür, dass gleichberechtigte Teil-           bereichern mit ihrer Tatkraft, ihren Kompe-
habemöglichkeiten für zugewanderte Men-                  tenzen und auch mit ihren Kulturen die Ge-
schen entstehen. So wird Vielfalt als Bereiche-          meinschaft der Stadt Singen.“
rung für das Zusammenleben verstanden und
                                                         Auszug aus der Homepage „Integration in Sin-
ein wertschätzender, respektvoller Umgang
                                                         gen“ (www.integration-in-singen.de)
in der Begegnung möglich. Die Rahmenbedin-
gungen der Integrationsarbeit haben sich in
den letzten Jahren dabei weiter verändert.             sive Diskussion zur Ausrichtung der Integrati-
Auch die Anforderungen an die Verwaltung               onsarbeit auch dazu geführt, dass weitere Ini-
haben sich gewandelt und der Bedarf an eine            tiativen, wie z.B. die Etablierung des Verein
zielgerichtete, abgestimmte Arbeit ist weiter          inSi e.V. oder die Erstellung einer umfassen-
gestiegen. Gleichzeitig haben wertvolle Maß-           den Homepage als Informationsquelle, Auf-
nahmen und zahlreiche Projekte der vergan-             wind erfahren haben.
genen Jahre dazu beigetragen, dass das An-             Inspiriert vom Integrationskonzept des Land-
kommen in Singen gut gelingt. Viele relevante          kreises Konstanz, sind im Entstehen des Ent-
Stellen sind miteinander vernetzt und haben            wurfs zahlreiche Ideen für Singen konkreti-
sich und ihr Angebot durch Erfahrungen der             siert worden, um auf explizite Anliegen einzu-
letzten Jahre weiterentwickelt, damit Integra-         gehen. Die folgenden Bausteine wurden da-
tion als aktiver Prozess gelebt wird und Integ-        bei umgesetzt:
rationsarbeit zu einem vielfältigen Miteinan-
                                                             Einrichtung einer Steuerungsgruppe
der in allen Lebensbereichen beiträgt.
                                                              zum Projektstart
Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt im
                                                             Bedarfserhebung, bestehend aus In-
Frühjahr 2018 zum Ziel gesetzt, den Stand der
                                                              terviews, Onlineumfrage und Fokus-
Integrationsarbeit zu prüfen, Bedürfnisse von
                                                              gruppen-Gesprächen
zugewanderten Menschen in verschiedenen
                                                             Abstimmung mit der Fachbereichslei-
Handlungsfeldern zu ermitteln und bedarfs-
                                                              ter*innenkonferenz
gerechte Maßnahmen für die gemeinsame
                                                             Akteurskonferenz zur Präsentation
Umsetzung in Singen zu entwickeln.
                                                              und Bearbeitung der Ergebnisse
In einem partizipativen Prozess ist über zwei
Jahre der vorliegende Entwurf entstanden.                    Austausch in einer erweiterten Runde
Dabei hat der Entwicklungsprozess eingehend                   zur Ausrichtung der Integrationsarbeit
Raum für den Austausch von Ideen und Per-                    Pandemiebedingte Anpassung des
spektiven gegeben. Gleichzeitig hat die inten-                Entwicklungsprozesses

                                                   4
   Entwicklung des Ist-Stand in fünf aus-         Zentrale Erkenntnisse
       gewählten Handlungsfeldern: Spra-              Mit Blick auf den Gesamtprozess lassen sich
       che, Arbeit, Bildung, Wohnen sowie             die nachstehenden Erkenntnisse zusammen-
       Interkulturelles Miteinander                   fassen:
      Entwicklung von Oberzielen aus den
       Prozessergebnissen und den Impul-                 1. Integration nimmt Einfluss auf alle Le-
       sen des Beteiligungsprozesses                        bensbereiche und wird daher als
      Virtuelle Arbeitsphase mit Expert*in-                Querschnittsthema verstanden. Um
       nen zur Ergänzung von Maßnahmen                      bei einem Integrationskonzept hand-
      Verschriftlichung des Arbeitsentwurfs                lungsfähig zu bleiben, wurden Berei-
       und Präsentation in den Gremien                      che formuliert, die zwar nicht trenn-
                                                            scharf voneinander zu verstehen sind,
Der Entwicklungsprozess wird in Kapitel 2 aus-              aber in denen konkrete, umsetzungs-
führlich dargestellt.                                       fähige Maßnahmen im Rahmen des
                                                            Prozesses definiert werden konnten.
              1 Integrationskonferenz                    2. Zahlreiche Maßnahmen werden vor
       2 Umfragen (online und telefonisch)                  dem Hintergrund der bestehenden
   5 Handlungsfelder, bearbeitet während der
                                                            gesetzlichen Regelungen bereits um-
    Konferenz und weiteren virtuellen Sitzun-
                                                            gesetzt. Der vorliegende Konzeptent-
                         gen
    6 (virtuelle) Treffen der Steuerungsgruppe              wurf hat sich zum Ziel gesetzt, insbe-
                   32 Expert*innen                          sondere Gestaltungsspielräume zu
             6 Fokusgruppengespräche                        identifizieren, um die Integrationsar-
                23 Telefoninterviews                        beit qualitativ und nachhaltig zu ver-
   20 Mitarbeiter*innen in der Strategieklau-               bessern.
               sur Verwaltungsleitung                    3. Der umfassende Beteiligungsprozess
    142 Singener Bürger*innen, die an der In-               und die zahlreichen Impulse aus der
   tegrationskonferenz teilgenommen haben                   Singener Stadtgesellschaft haben die
   124 Personen / Organisationen als Teilneh-               Dokumentation des Ist-Standes und
           mende der Online-Befragung
                                                            die Entwicklung von Zielen und Maß-
                                                            nahmen erst möglich gemacht. Die
Der vorliegende Entwurf ist durch seine stär-               oftmals kritische Auseinandersetzung
ker operative Ausrichtung insbesondere eine                 hat zu einer intensiven Reflexion der
umfassende Darstellung dessen, was in Sin-                  künftigen Arbeit geführt, die positiv
gen bereits geleistet wird (Wo stehen wir?)                 auf das Miteinander wirken soll.
sowie von definierten Zielen und Maßnahmen               4. Das Konzept hält die Situation in Sin-
zur Erreichung dieser (Wo wollen wir hin?).                 gen fest und bildet die Basis für die
Die Stadtverwaltung sowie der Gemeinderat                   nächsten Schritte: Während sich die
sind an diesem Schlüsselmoment eingeladen,                  Integrationsarbeit stetig weiterentwi-
die Vorlage zu kommentieren. Das Konzept ist                ckelt und durch die Ideen der Beteilig-
damit die Grundlage für weitere wichtige Dis-               ten gestaltet wird, so soll auch das
kussionen zur weiteren zielgerichteten Ge-                  Konzept mitwachsen und – wenn not-
staltung der Integrationsarbeit und zur künfti-             wendig – angepasst werden. Hierfür
gen Verteilung von Verantwortlichkeiten bei                 soll der Prozess fortgesetzt und auf
der Umsetzung.                                              dem Erreichten aufbauen.

                                                  5
Prozessdesign

   6
2 Entwicklungsprozess
Im Frühjahr 2018 hat sich die Stadt Singen                           1. Projektstart
zum Ziel gesetzt, ein Konzept zu erstellen, um
der Integrationsarbeit in Singen einen Rah-          Mit Beginn des Projektes wurde im Frühjahr
men zu geben. Das vorliegende Konzept ist            2018 das Vorhaben im Ausschuss für Familie,
das Ergebnis eines rund zweijährigen Prozes-         Soziales und Ordnung erstmalig präsentiert
ses. Es wurde gemeinsam mit Vertreter*in-            und eine Steuerungs-gruppe eingerichtet. Die
nen der Stadtverwaltung, der Zielgruppe des          Mitglieder der Steuerungsgruppe, bestehend
Konzeptes sowie weiteren engagierten haupt-          aus Bürgermeisterin Ute Seifried, Fachbe-
und ehrenamtlichen Akteur*innen der Integ-           reichsleiter für Jugend, Soziales und Ordnung,
rationsarbeit erstellt. Ebenso wie Integration       Torsten Kalb und dem Integrationsbeauftrag-
als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstan-         ten Stefan Schlagowsky-Molkenthin, waren
den wird, so waren Repräsentant*innen aus            federführend verantwortlich für die Pro-
zahlreichen Themen- und Lebensbereichen in           zessumsetzung und die Steuerung operativer
den Erstellungsprozess eingeladen ihre Er-           Anpassungen im Laufe der Projektlaufzeit. In
kenntnisse und Empfehlungen beizutragen.             regelmäßigen Abstimmungen vor Ort, telefo-
Das Konzept knüpft damit an einen reichhalti-        nisch und virtuell wurde das Projekt feinge-
gen Erfahrungsschatz an, insbesondere seit           plant und Meilensteine festgelegt, relevante
2014, als mit der Einrichtung des Referats für       Berichte geteilt, Ergebnisse reflektiert und
Integration und der Gründung des Helferkrei-         Ableitungen getroffen sowie weitere Prozess-
ses Asyl in Singen (HAsyliS) Meilensteine in         schritte mit relevanten Akteur*innen geplant.
der Gestaltung der Integrationsarbeit ge-
schaffen wurden. Eine Vielzahl von Aktivitä-                        2. Bedarfsanalyse
ten und Maßnahmen wurden seit dieser Zeit
auf den Weg gebracht und mit den steigen-            Für eine erste Übersicht der Ausgangslage
den Anforderungen weiterentwickelt. Mit              wurden in der Analysephase drei Instrumente
dem nun vorliegenden Entwurf ist der Dialog          eingesetzt, um lokale Angebote, Bedarfe und
für eine zielgerichtete und bedarfsgerechte          Anforderungen an ein Integrationskonzept zu
Integrationsarbeit neu angestoßen worden.            erheben: Im Juni und Juli 2018 konnten erste
Mit den Zwischenergebnissen der verschiede-          Informationen durch eine telefonische, leitfa-
nen Projektbausteine wurde das Konzept ste-          dengestützte Befragung von 23 ausgewählten
tig weiterentwickelt und angepasst. Zum Ab-          Expert*innen der Integrationslandschaft aus
schluss präsentiert es einen Überblick über          verschiedenen Handlungsbereichen doku-
bestehende Angebote sowie rahmengebende              mentiert werden.
Ziele in ausgewählten Handlungsfeldern und           Daran anschließend waren 124 Einzelperso-
zukünftige Maßnahmen auf operativer                  nen, Initiativen und Organisationen eingela-
Ebene, um aktuelle Bedarfslücken zu füllen           den, über eine Online-Befragung im Septem-
und sich den Zielen anzunähern.                      ber 2018 Einschätzungen zu verschiedenen

                                                 7
Integrationsbereichen abzugeben. An der           Bereich       Positiv                  Entwicklungsfeld
Umfrage beteiligten sich vor allem ehrenamt-      Sprache       Vielfältiges Kursange-   Planung, Flexibilität, Inhalt
liche Akteur*innen, Vertreter*innen der                         bot; Zusammenarbeit      und Qualität der Sprachkurse;
Kommunalverwaltung, von Bildungseinrich-                        der Sprachschulen;       Anwendung des Gelernten;
                                                                Engagement der Eh-       Angebote für höhere Qualifi-
tungen sowie der Arbeitsvermittlung. Die
                                                                renamtlichen             kationen
Mehrheit der Befragten (70%) führt demnach        Arbeit        Arbeit der Singener      Förderung kleiner, wirksamer
selbst Integrationsmaßnahmen für einen                          Allianz; Vernetzung      Projekte zur Integration in
breiten Personenkreis durch, vor allem in den                   der Angebote; Arbeit     den Arbeitsmarkt; Schaffung
Bereichen Sprache (65%), Bildung (60%) und                      des Jobcenters, AA,      langfristiger Perspektiven ge-
Arbeit (48%). Im Kern der Umfrage stand die                     ABH und inSi e.V.        meinsam mit Arbeitgeber*in-
Reflexion von ausgewählten Handlungsfel-                                                 nen
dern und spezifischen lokalen Bedarfen, ange-     Bildung       Umfangreiche Ange-       Angebote für Kinder und Ju-
                                                                bote; qualifiziertes     gendliche; Verfügbarkeit von
lehnt an das Integrationskonzept des Land-
                                                                Personal                 Personal; Unterstützung für
kreises Konstanz:                                                                        Auszubildende; Förderung der
      Sprache                                                                           außerschulischen Bildung;
      Arbeit                                                                            Schulung von Lehrpersonal
                                                  Lebens-       Initiativen für Wohn-    Bedarf an bezahlbaren, alter-
      Lebensqualität (Wohnen, Gesundheit,
                                                  qualität      raum; kultursensible     nativen Wohnkonzepten; de-
       Sicherheit)                                (Wohnen,      Pflege als Modellpro-    zentrale Unterbringung; Auf-
      Ehrenamt                                   Gesund-       jekt; Zusammenarbeit     klärung von Geflüchteten
      Vereine (Sport und Freizeit)               heit, Si-     vor Ort zwischen         (Werte) und Bevölkerung;
      Kultur                                     cherheit)     Stadt und Polizei        Hilfsangebote und Austausch
      Öffentlichkeitsarbeit                      Ehrenamt      Hohes Engagement         Dauerhafte Nutzung der An-
                                                                des Verein inSi e.V.;    gebote; Gewinnung von Mig-
      Interkulturelle Öffnung
                                                                breite Struktur, enga-   rant*innen für ehrenamtliche
In jedem Handlungsfeld konnten Umfragen-                        gierte Einzelpersonen;   Arbeit, Anerkennung und Öf-
Teilnehmende positive Beobachtungen, künf-                      zahlreiche Angebote      fentlichkeitsarbeit
tige Entwicklungsfelder und Erwartungen an                      in der Stadt; Unter-
                                                                stützung von Trä-
die Stadt Singen formulieren. Dabei erhielt die
                                                                ger*innen
Mehrheit der Handlungsfelder eine positive
                                                  Vereine       Starkes Engagement       Bekanntheit der Angebote;
Bewertung und konstruktive Ideen für die          (Sport und    von Vereinen in der      Zugang zu und Öffnung der
Verbesserung des Angebots. Lediglich beim         Freizeit)     Integrationsarbeit       Vereine; Einbeziehung in Ab-
Thema „Wohnen“ wird ein überdurchschnitt-                       durch gemeinsame         stimmung; alternative Ange-
lich großer Handlungsbedarf wahrgenom-                          Aktivitäten; breites     bote
men.                                                            Sportangebot
Gerade die Nennungen zur Etablierung eines        Kultur        Umfangreiches, viel-     Interkultureller Austausch /
breiten, vielfältigen Angebots für Familien,                    fältiges Kulturange-     Formate; Förderung; Kosten
                                                                bot; Ausbau Informa-     der Angebote / Zugang; Nicht-
Schüler*innen und Kinder, das hohe Engage-
                                                                tionen und Aktionen      Nutzung (z.B. Museen)
ment und die Zusammenarbeit von relevan-          Öffentlich-   Neue Internetauf-        Zentrale Integrationswebseite
ten Organisationen und Einzelpersonen ste-        keitsarbeit   tritte, Pressearbeit
hen stellvertretend für das große Bemühen                       und Aktionen
und das Erreichte in Singen, vor allem seit       Interkultu-   Bemühen der Mitar-       Zurückhaltung in der Gesell-
2014.                                             relle Öff-    beitenden von öffent-    schaft; Repräsentanz von
Obwohl bei den Telefongesprächen wie auch         nung          lichen und privaten      Menschen mit Migrationshin-
in der Umfrage zwischen verschiedenen Ziel-                     Organisationen           tergrund in Strukturen; Ver-
                                                                                         ständnis von Verwaltung oder
gruppen für ein Integrationskonzept mit
                                                                                         Organisation; Transparenz
                                                  8                                      und Fortbildungen
Flucht- und Migrationsgeschichte differen-
                                                         „Je älter der Verein, desto deutlicher die Er-
ziert wurde, konzentrierten sich die häufigs-
                                                          innerung, dass es früher mehr Kontakt und
ten Aussagen auf das Thema Flucht, damit                                Unterstützung gegeben hat.“
verbundene Hindernisse, Bedarfe und Hand-
lungsempfehlungen. Vereinzelt gab es Vor-                      Zitat aus einem Fokusgruppen-Gespräch
schläge, wie Minderheitengruppierungen und
EU-Ausländer*innen unterstützt werden kön-            Die Rückmeldungen unterstreichen vor allem
nen.                                                  die Bedeutung der seit vielen Jahrzenten akti-
Seit der unmittelbaren Versorgung von Ge-             ven Vereine und ihrer Bindungswirkung inner-
flüchteten seit 2015 beschreiben die Befrag-          halb ihrer Gemeinschaften sowie die Unter-
ten eine Veränderung von Unterstützungsbe-            stützung, die Zuwander*innen eigeninitiativ
darfen. Insbesondere bei Behördengängen               entgegengebracht wird. Gleichzeitig besteht
und Anträgen wird vermehrt Aufklärung und             auch hier der Wunsch nach einem engeren
Begleitung nachgefragt. Gleichzeitig wurde            Kontakt zur Stadt für die Schaffung eines in-
die Notwendigkeit für Integration auch auf            terkulturellen Miteinanders und zum Aus-
der gesellschaftlichen und kulturellen Ebene          tausch über Unterstützungsbedarfe.
für die Schaffung eines interkulturellen Mitei-       Die Gesamtauswertung wurde in einer Sit-
nanders wahrgenommen. Insbesondere wer-               zung der Steuerungsgruppe besprochen und
den hier Möglichkeiten für Begegnung und              darauf aufbauend die Akteurskonferenz kon-
Teilhabe betont, um der Befürchtung von Iso-          zipiert. Gerade die Einbindung von Migran-
lation und parallelgesellschaftlichen Entwick-        tenvereinen hat eine besondere Dynamik und
lungen entgegenzuwirken.                              ein hohes Interesse geschaffen, bei einem ge-
                                                      meinsamen, partizipativen Austausch in einen
                                                      vertiefenden Dialog zu kommen.
„Nicht über, sondern mit Zugewanderten
sprechen“
                                                                     3. Akteurskonferenz
Die Bedarfserhebung und die weiteren
Schritte wurden im Rahmen der Fachbe-                 Mit
                                                      gitt der Bedarfserhebung als Grundlage, wur-
reichsleiterkonferenz im September 2018 the-          den Singener Bürger*innen im Mai 2019 zur
matisiert. Unter Vorsitz von Oberbürgermeis-          Akteurskonferenz eingeladen. Die Konferenz
ter Bernd Häusler konnten in der Diskussion           bildet angesichts der hohen Beteiligung im
weitere Impulse, Expertise und Anmerkungen            Prozess einen Meilenstein. Nach der Begrü-
zu den nächsten Schritten aufgenommen                 ßung durch den Oberbürgermeister und die
werden. Zentral war dabei das Anliegen nicht          Bürgermeisterin, erhielten die Teilnehmen-
über, sondern mit der Zielgruppe des Konzep-          den eine Übersicht zur Integrationsarbeit und
tes zu sprechen. Vor diesem Hintergrund               wie das künftige Konzept daran anknüpfen
wurde die Bedarfserhebung um ein drittes In-          wird. Danach bestand die Möglichkeit, in fünf
strument erweitert: Mit der Durchführung              Themenbereichen Erfahrungen auszutau-
von sechs Fokusgruppen-Gesprächen mit lo-             schen, Ergebnisse aus der Analyse vertiefend
kalen Migrantenorganisationen zwischen De-            zu diskutieren und Lösungsideen gemeinsam
zember 2018 und März 2019, sollte das Ziel            zu entwickeln. Die Berichte wurden aus den
verfolgt werden, Erfahrungen zu dokumentie-           Ergebnissen der Umfragen und der Beobach-
ren und Ideen für ein besseres „Ankommen“             tung nach dem höchsten Diskussionsbedarf
aufzunehmen.                                          definiert:

                                                  9
   Sprache                                             2. Was soll die Integrationsarbeit in
      Bildung                                                Singen idealerweise erreichen?
      Arbeit                                              3. Welche Werte und Prinzipien sollen
      Lebensqualität in Singen                               die Integrationsarbeit in Singen prä-
      Bürgerschaftliches Engagement und                      gen?
       Partizipation                                   Im Verlaufe des Workshops wurden vielfältige
In den Arbeitsgruppen wurde zunächst fest-             Perspektiven zur Gestaltung der Stadtgesell-
gehalten, welche positiven Entwicklungen               schaft in Singen ausgetauscht. Nach intensi-
und Beispiele bereits vorliegen. Daran an-             ven Diskussionen zu einem übergeordneten
schließend wurde diskutiert, was im Hand-              Verständnis und möglichen Zielen einigten
lungsfeld optimiert werden sollte. Die dritte          sich die Teilnehmenden auf das weitere Vor-
Arbeitsfrage, wie Vernetzung und Kommuni-              gehen: Demnach sollten Kleingruppen Ober-
kation im Handlungsfeld besser gelingen                ziele für einzelne Handlungsfelder entwickeln
kann, bot dabei die Gelegenheit mehr Trans-            und einen Vorschlag für eine Ausrichtung des
parenz über bestehende Kooperationen zu                Konzeptes formulieren. Diese Ideen sind in
schaffen und Potenziale für eine bessere Zu-           den vorliegenden Entwurf eingeflossen.
sammenarbeit zu identifizieren. Auch bei der           In einer anschließenden Reflexion der Steue-
Konferenz wurde die Möglichkeit genutzt in-            rungsgruppe wurde deutlich, dass das Kon-
formell neue Kontakte zu knüpfen.                      zept einen stärker operativen Charakter er-
Die zahlreichen wertvollen Hinweise und Ver-           halten sollte. Gleichzeitig setzt es sich intensi-
besserungsvorschläge wurden im Nachgang                ver mit dem insbesondere während der Ak-
ausgewertet und mit der Steuerungsgruppe               teurskonferenz wiederholt betonten Bedarf
reflektiert. Aus der Erhebung des Ist-Standes          nach Abstimmung von relevanten Akteur*in-
(Wo stehen wir heute?), ergab sich folglich die        nen und Transparenz über Angebote und
Frage, wie die Integrationsarbeit in Singen            Netzwerke auseinander.
künftig ausgestaltet werden soll (Wo wollen
wir hin?). Für einen Austausch zu einem Ge-            Pandemiebedingte Anpassungen
samtverständnis kamen daher Vertreter*in-
nen der Fachämter und weiterer Organisatio-            Vor dem Hintergrund der ab März 2020 prä-
nen zu einem strategischen Workshop zusam-             genden Einschränkungen aller Arbeitsberei-
men.                                                   che und dem Ausfall von Präsenzformaten
                                                       wurde auch das Projekt konzeptionell ange-
                                                       passt. Für die angedachten Planungstreffen
              4. Strategieklausur
                                                       zur Schärfung eines bedarfsorientierten Maß-
Aufbauend auf den bisherigen Auswertungen              nahmenplans wurde im Sommer 2020 eine di-
war die Strategieklausur im Januar 2020 mit            gitale Alternative entwickelt. Somit bildete
dem Interesse verbunden, Impulse für ein               der Schub der Digitalisierung im Krisenjahr für
rahmengebendes Gesamtverständnis der                   das Konzept auch eine große Chance, den Be-
künftigen Integrationsarbeit aufzunehmen.              teiligungsprozess wieder aufzunehmen und
Dabei wurden in zwei Arbeitsgruppen die                einen gemeinsamen Abschluss zu finden.
nachstehenden Fragen diskutiert:
   1. Was ist unsere Motivation, als Stadt                        5. Virtuelle Planungstreffen
      Singen Integrationsarbeit zu betrei-
      ben?                                             Der virtuellen Arbeitsphase im November
                                                       2020 ist eine umfassende konzeptionelle und
                                                  10
inhaltliche Vorbereitung vorangegangen: Für           Termine               Teilnehmende
die fünf einstündigen Zoom-Gespräche wurde            HF Sprache            Bürgermeisterin, Stabsstelle In-
das Ziel definiert den Gesamtüberblick in den         11.11.2020, 14Uhr     tegration, Abteilung Schulen
Handlungsfeldern abschließend zu bewerten                                   und Bildung, Abteilung Kinderta-
                                                                            gesbetreuung, Volkshochschule,
und zu ergänzen.
                                                                            Deutsche Angestellten Akade-
Hierfür wurden aus den bisherigen Prozesser-                                mie, inSi e.V., IMAP
gebnissen eine Auswahl an Oberzielen abge-            HF Bildung            Bürgermeisterin, Stabsstelle In-
leitet, entwickelt und den Handlungsfeldern           11.11.2020, 15Uhr     tegration, Fachbereichsleiter Bil-
vorangestellt. Gleichzeitig wurde der aktuelle                              dung, Abteilung Schulen und Bil-
Stand in den Handlungsfeldern durch Au-                                     dung, Abteilung Schulsozialar-
tor*innen verschriftlicht und ausgewählten                                  beit, Abteilung Kinder und Ju-
Expert*innen für die virtuelle Diskussion zur                               gend, Fachstelle Kinder und Fa-
                                                                            milien, Abteilung Kindertagesbe-
Verfügung gestellt. Diese Arbeitstreffen fan-
                                                                            treuung, IMAP
den wie nebenstehend beschrieben statt.               HF Arbeit             Bürgermeisterin, Stabsstelle In-
Die fachlichen Diskussionen und Ergänzungen           11.11.2020, 16Uhr     tegration, Singener Allianz, Job-
im Nachgang haben das umfassende Arbeits-                                   center, AWO Projektleitung
ergebnis damit nochmals qualitativ verbes-                                  „Bleiben mit Arbeit“, IMAP
sert. Die daraus entstandenen Ergebnisse              HF Interkulturelles   Bürgermeisterin, Stabsstelle In-
werden ab Kapitel 3 dargestellt.                      Miteinander           tegration, Abteilung Zentrale
                                                      18.11.2020, 13Uhr     Verwaltung, Abteilung Öffent-
                                                                            lichkeitsarbeit, Abteilung Perso-
         6. Verschriftlichung & Vorlage                                     nal und Organisation, Personal-
                                                                            rat, Abteilung Sport, Bäder und
Aus der intensiven Arbeitsphase, der qualita-                               Verwaltung, Arbeitsgemein-
tiven Prüfung und einer sprachlichen Überar-                                schaft Christlicher Kirchen, inSi
beitung ist das vorliegende Konzept entstan-                                e.V., IMAP
den, das am 11. März 2021 dem Ausschuss für           HF Wohnen             Bürgermeisterin, Stabsstelle In-
Familie, Soziales und Ordnung des Singener            18.11.2020, 14Uhr     tegration, Fachbereichsleiter Ju-
Gemeinderates zur Diskussion und zum Be-                                    gend/Soziales/Ordnung, Migra-
schluss vorgelegt wird. Danach beginnt die                                  tionsberatung für Erwachsene,
                                                                            inSi e.V., IMAP
Umsetzungsphase. Angesichts der Vielzahl
der festgehaltenen Ziele und vorgeschlage-              Umsetzung mit einem Monitoringprozess be-
nen Maßnahmen in allen fünf Handlungsfel-               gleiten, um das Erreichen von Meilensteinen
dern gilt es, mit Blick auf die zur Verfügung           und Zielen zu evaluieren und um bei mögli-
stehenden Kapazitäten wichtige Ziele zu prio-           chen Störungen im Umsetzungsprozess früh-
risieren und die entsprechenden Maßnahmen               zeitig nachsteuern zu können. Dem Ausschuss
zu koordinieren. Eine Koordinierungsgruppe              für Familie, Soziales und Ordnung soll regel-
mit entsprechenden Expert*innen soll die                mäßig über den Prozess der Umsetzung be-
                                                        richtet werden.

                                                 11
3 Handlungsfelder der Integrationsarbeit
                                                       Dadurch entstand im Prozess jeweils zunächst
   „Integration ist eine Querschnittsaufgabe,
                                                       ein detaillierter Überblick über die Ausgangs-
   die alle Bereiche des städtischen Lebens be-
   trifft.“
                                                       situation im Handlungsbereich, wobei sowohl
                                                       eine Zusammenfassung der Aktivitäten, Ange-
                                                       bote und wichtigsten Akteur*innen entstand,
Ausgehend von diesem Grundverständnis,                 aber auch Herausforderungen und aktuelle
wurde in Singen die Integrationsarbeit als ein         Themen und Schwierigkeiten angesprochen
Thema näher beleuchtet, das alle Bereiche              werden konnten. Durch die Festlegung von
des gesellschaftlichen Lebens und somit auch           Oberzielen wurden anschließend Zielvorga-
alle Aufgabenfelder der städtischen Verwal-            ben der Integrationsarbeit im jeweiligen
tung betrifft. Um in der Komplexität und Viel-         Handlungsfeld definiert. Im nächsten Schritt
fältigkeit des Themenbereichs Integration              wurden daraus konkrete Handlungsziele und,
dennoch handlungsfähig zu bleiben und an               dort wo möglich, auch Maßnahmen abgelei-
konkreten Bedarfen arbeiten zu können, wur-            tet. Dabei ist zu betonen, dass auch die be-
den in einem partizipativen Prozess fünf               schriebenen Ausgangssituationen sowie ab-
Handlungsfelder der Integrationsarbeit in Sin-         geleiteten Ziele und Maßnahmen eine Mo-
gen definiert: Sprache, Bildung, Arbeit, Woh-          mentaufnahme darstellen. So wurde in den
nen und Interkulturelles Miteinander. Diese            Themenforen beispielsweise immer wieder
Handlungsfelder sind nicht trennscharf vonei-          deutlich, wie sehr aktuelle Entwicklungen, wie
nander zu verstehen, sondern bilden vielmehr           die Corona-Pandemie, auf alle Bereiche der
eine Grundstruktur, in welcher die einzelnen           Integrationsarbeit Einfluss nehmen, und hier
Bereiche ineinandergreifen, sich gegenseitig           einerseits wichtige Aufgaben erschweren, an-
beeinflussen und stetig weiterentwickeln.              dererseits aber auch Entwicklungen, wie den
                                                       Ausbau digitaler Strukturen, beispielsweise
                                                       im Bereich der Sprachförderung, vorantrei-
                                                       ben.
                                                       In der folgenden Darstellung werden für jedes
                                                       Handlungsfeld nach einer kurzen Einleitung
                                                       Oberziele (Was nehmen wir uns vor?) zusam-
                                                       mengefasst. Anschließend wird für jedes
                                                       Handlungsfeld in gesonderten Themenberei-
                                                       chen jeweils eine Zusammenfassung des Ist-
                                                       Standes (Wo stehen wir?) gegeben und kon-
Auf Basis des Grundgerüsts der fünf Hand-              krete Handlungsziele (Wo wollen wir hin?)
lungsfelder, wurden Expert*innen eingela-              und Maßnahmen (Wie wollen wir das errei-
den, innerhalb von Themenforen wichtige Er-            chen?) vorgestellt.
fahrungen und Erkenntnisse in ihrem jeweili-
gen Expert*innenbereich zu diskutieren.

                                                  12
3.1 Handlungsfeld: Sprache
Der Erwerb und sichere Gebrauch der deut-             wanderter Menschen und auch jener, die be-
schen Sprache hat zweifelsohne eine Schlüs-           reits über einen längeren Zeitraum in
selfunktion für die gesellschaftliche Integra-        Deutschland leben, wird in Singen als eine
tion und Teilhabe.                                    wichtige Aufgabe anerkannt. Aus diesem
Die Beherrschung der deutschen Sprache ist            Grund wird die Sprache auch als gesondertes
eine Voraussetzung dafür, viele weitere               Handlungsfeld behandelt und nimmt einen
Schritte auf dem Weg zu einer erfolgreichen           besonderen Stellenwert im Integrationskon-
Integration überhaupt gehen zu können. Auf            zept der Stadt Singen ein. Es werden dabei die
dem Arbeitsmarkt, in der Schule, bei der              folgenden Themenbereiche genauer betrach-
Wohnungssuche, im Sportverein oder beim               tet:
Gespräch mit der*dem Nachbar*in – ohne
                                                         Sprachlernangebote
ausreichende Sprachkenntnisse stehen für
                                                         Beratung und Begleitung
zugewanderte Menschen teilweise unüber-
                                                         Ehrenamtliche Sprachmittler*innen
windbare Hürden der gesellschaftlichen Teil-
                                                         Netzwerke
habe im Weg. Die Sprachförderung neuzuge-

                                Das nehmen wir uns im Handlungsfeld
                                           Sprache vor:

     Wir möchten erreichen, dass das Angebot an Sprachkursen für zugewanderte Menschen in Sin-
      gen transparent und bedarfsorientiert ausgerichtet ist.
     Wir nehmen uns vor, Möglichkeiten zur Begegnung und zum Austausch zu schaffen, um die
      Sprachanwendung im Alltag zu fördern und so gesellschaftliche Partizipation zu stärken.
     In Kooperation mit Sprachkursträger*innen und ehrenamtlichen Kursanbieter*innen, möchten
      wir die Sprachkursangebote kontinuierlich mit Blick auf Bedarfe weiterentwickeln.
     In unseren Kindertageseinrichtungen werden Kinder in ihrem Alltag beim Erwerb der Sprache un-
      terstützt und gefördert.
     Wir möchten erreichen, dass alle am Sprachlernprozess beteiligten Akteur*innen konkurrenzfrei
      miteinander arbeiten, um eine objektive Sprachstandsermittlung, optimale Beratung, zielgenaue
      Kurszuweisung und kontinuierliche Begleitung, auch nach Kursabbrüchen, zu gewährleisten.

3.1.1 Sprachlernangebote
Wo stehen wir?
In der Stadt Singen gibt es zahlreiche Mög-           kurse und kursträgereigene Angebote. Er-
lichkeiten zum Spracherwerb für zugewan-              gänzt werden die Kurse in der eigenen Mut-
derte Menschen. Dazu zählen die Integrati-            tersprache. Im Zuge der Corona-Pandemie
onskurse, die VwV Deutschkurse, berufsbe-             sind zudem auch digitale Sprachlernange-
zogenen Sprachkurse nach Deutschsprach-               bote, als Ergänzung oder Ersatz für Präsenz-
förderverordnung, die Alphabetisierungs-              kurse, wichtig geworden. Für die kindliche
                                                      Sprachförderung ist das bis 2022 geförderte
                                                 13
Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ an 18 Sin-                            Ebenfalls wird die kindliche Sprachförde-
gener Einrichtungen zentraler Bestandteil                           rung durch Sprachkurse von Honorarkräften
der alltagsintegrierten und kultursensitiven                        in Kitas und Eltern-Talks vorangetrieben.
Sprachbildung, ebenso wie das städtische                            Die Sprachlernangebote der Integrations-
Sprachbildungskonzept (SMAILE) für Kitas.                           kurs- und Weiterbildungsträger*innen so-
Darüber hinaus nutzen die Kindertagesein-                           wie von Kitas und Schulen werden ergänzt
richtungen die Möglichkeiten im Rahmen                              durch ehrenamtliche Sprachkurse des Ver-
des Landesprogramms "Kolibri" zur intensi-                          eins inSi e.V.
ven Förderung von Kindern mit zusätzli-
chem Sprachförderbedarf.

                   Wo wollen wir hin?                                         Wie wollen wir das erreichen?
    Bedarfsgerechte Optimierung des Angebotsspektrums            Die Zusammenarbeit der Steuerungsgruppe Deutsch Singen
     im Hinblick auf bestimmte Zielgruppen und deren Be-           festigen.
     darfe (beispielsweise Frauenintegrationskurse mit Kin-       In engem und regelmäßigem Austausch mit der Steuerungs-
     derbetreuung, Zweitschriftlerner*innenkurse, Ju-              gruppe Deutsch Singen eine gemeinsame Bedarfsermittlung
     gendintegrationskurse, Elternintegrationskurse oder           erstellen, Kursteilnahmeerfolge ermitteln und zentral fest-
     Langsamlerner*innenkurse).                                    halten.
    Ausbau des Angebots von Kursen mit Kinderbetreu-             Auf Basis der Bedarfsermittlung eine fortlaufende Optimie-
     ung.                                                          rung der Kursangebote und Erweiterungen des Ange-
                                                                   botsspektrums vorantreiben.
    Ausbau der ehrenamtlichen Sprachlernangebote als             Miteinbeziehen von Ehrenamtlichen bei Online-Sprachlern-
     Stützkurse und zur Prüfungsvorbereitung.                      angeboten.
    Optimierung der Zusammenarbeit von Ehrenamtli-               Unterstützung von Migrantenorganisationen bei der Organi-
     chen mit hauptamtlichen Kursträger*innen.                     sation von muttersprachlichen Kursen.
    Ausbau der Angebotsvielfalt von muttersprachlichen
     Kursen.
    Erreichung einer übersichtlichen Darstellung aller           Eine vollständige, laufend aktualisierte, Liste der Sprach-
     Sprachlernangebote in Singen.                                 kursangebote erstellen durch Aufnahme noch fehlender An-
                                                                   gebote in die bewährte wöchentliche Liste der Stabsstelle
                                                                   Integration und in Abstimmung mit der Steuerungsgruppe
                                                                   Deutsch Singen.
                                                                  Integration der Liste in die neue „Homepage Integration“
                                                                   mit Einrichtung eines Suchanfragen-Tools.
    Weiterführung und Sicherung der Finanzierung der             Erhaltung der Stellen der zusätzlichen Fachkräfte in den
     Sprach-Kitas.                                                 KiTas und der Stelle der Fachberatung auch nach 2022.
    Weiterführung der Begleitung der Einrichtungen bei           Zusätzliche Personalstellen für quantitative und qualitative
     ihrer kultursensitiven Entwicklung mit Unterstützung          Verbesserung des Angebots.
     durch das Bundesprogramm, das bis 2022 gesichert             Sprachkenntnisse, die bei Fachkräften in verschiedenen
     und ab 2023 verstetigt werden soll.                           Kitas vorhanden sind, übergreifend nutzen.
    Ausweitung des Sprach-Kita Konzepts auf alle anderen         Vermehrt gemeinsame Fort- und Weiterbildungen für Fach-
     Kitas.                                                        kräfte in Schulen und Kitas, z.B. zur Entwicklung einer ge-
                                                                   meinsamen Haltung und eines gemeinsamen Verständnisses
    Durchgängiges Sprachbildung von der Kita bis zur
                                                                   der Sprachbildung und Förderung.
     Schule.
                                                                  Intensivere Elternarbeit in Kitas und Schulen.
    Bedarfsgerechte Optimierung von und Sicherung der            Ausbau der Nutzung von Online-Tools und Lernplattformen
     Zugangsvoraussetzungen für Online-Sprachlernange-             zur Ergänzung des Präsenzunterrichts.
     bote. Auch nach Pandemiezeiten, als wichtige Mög-            Bereitstellung mobiler Endgeräte für Teilnehmende der eh-
     lichkeit des Sprachförderung für bestimmte Zielgrup-          renamtlichen Sprachkurse.
     pen (beispielsweise Schichtarbeiter*innen).
    Eigenkostenanteile für Sprachkurse als eine Zugangs-         Bedarfsprüfung einer Unterstützung, gegebenenfalls durch
     hürde reduzieren.                                             inSi e.V.

                                                              14
    Finanzierung über inSi e.V.: Budget für Übernahme von Ei-
                                                                  genkostenanteilen für Mitglieder.
                                                                 Übersetzung der Informationsmaterialien für den Sozialpass
                                                                  Singen und Anstoßen einer Diskussion über die Erweiterung
                                                                  des Berechtigtenkreises.
    Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Kitas und           Entwicklung einer systematischen Zusammenarbeit im Hin-
     Grundschulen zur Förderung der durchgängigen                 blick auf grundlegende Fragen der Bildungsbiographie, Kon-
     Sprachbildung.                                               tinuität und Weiterführung der Sprachbildung, Einbeziehung
                                                                  der Herkunftssprache, Sprachdiagnose und weiterer The-
                                                                  men.
                                                                 Bildung von professionellen Lerngemeinschaften.

3.1.2 Beratung und Begleitung im Kontext der Sprachförderung
Wo stehen wir?
Das Beratungs- und Begleitungsangebot im                           Migrationsberatung für Erwachsene, der Ju-
Bereich der Sprachförderung in Singen ist                          gendmigrationsdienst, die Beratung durch
vielfältig. Dazu zählen die Sprachkursbera-                        das Integrationsmanagement und zahlrei-
tung der Integrationskursträger*innen, die                         che ehrenamtliche Beratungs- und Beglei-
                                                                   tungsangebote.

                   Wo wollen wir hin?                                       Wie wollen wir das erreichen?
    Optimale Beratung für alle Sprachlern-Interessierten.       In der Steuerungsgruppe Deutsch Singen soll eine Bera-
    Bessere Berücksichtigung der individuellen Lernfähig-        tungs- und Weiterleitungsstruktur erarbeitet werden, um
     keiten und Kenntnisstände.                                   individuelle, passgenaue Angebote der Kursträger*innen
                                                                  vermitteln zu können.
    Bessere Begleitung der Kursteilnehmenden bei
     Schwierigkeiten.                                            Die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Sprachkurshel-
                                                                  fer*innen soll verbessert werden, um zu ehrenamtlichen
    Verringerung von Sprachlern-Abbrüchen.                       Sprachlernangeboten beraten zu können und gegebe-
    Aktivierung und Stärkung der Eigeninitiative der             nenfalls ehrenamtliche Sprachpat*innen an die Seite zu
     Sprachlerninteressierten (im Sinne des Grundsatzes           stellen.
     „Fördern und Fordern“).
    Zentrale, objektive Sprachstandsermittlung.                 In der Steuerungsgruppe Deutsch Singen sollen die Not-
                                                                  wendigkeit und die Möglichkeiten der Einrichtung einer
                                                                  zentralen Anlaufstelle für Sprachstandsermittlungen ge-
                                                                  prüft werden, auf Basis welcher Personen zu haupt- und
                                                                  ehrenamtlichen Kursangeboten weitervermittelt werden
                                                                  können.

3.1.3 Ehrenamtliche Sprach- und Kulturmittler*innen
Wo stehen wir?
Viele zugewanderte Menschen, die Verstän-                          amtliche Sprach- und Kulturmittler*innen-
digungsprobleme haben, nehmen das Ange-                            dienste können hier fachkundige Unterstüt-
bot von medizinischen, sozialen oder päda-                         zungen anbieten. Der Landkreis Konstanz
gogischen Einrichtungen nicht wahr. Dabei                          und die Stadt Konstanz haben schon 2006 in
spielen nicht nur sprachliche Fähigkeiten,                         einem gemeinsamen Kooperationsprojekt
sondern auch kulturell bedingte unter-                             einen ehrenamtlichen Sprachmittler*innen-
schiedliche Sichtweisen eine Rolle. Ehren-                         dienst aufgebaut, der im gesamten Land-

                                                             15
kreis Konstanz von hauptamtlichen Einrich-                        ler*innen des Konstanzer Sprachmittler*in-
tungen in Anspruch genommen werden                                nen-Pools in der Stadt Singen. Hingegen
kann. In Singen wird dieses landkreisweite                        wird der Bedarf geäußert, den landkreiswei-
Angebot kaum beansprucht bzw. kommt es                            ten ehrenamtlichen Sprachmittler*innen-
nur selten zu Einsätzen der 160 Sprachmitt-                       Pool durch den Aufbau eines eigenen Singe-
                                                                  ner Sprachmittler*innen-Pools zu ergänzen.

                  Wo wollen wir hin?                                       Wie wollen wir das erreichen?
    Einrichtung eines allgemeinen ehrenamtlichen Sprach-       Aufbau eines zentralen ehrenamtlichen Sprachmittler*in-
     mittler*innen-Pools in Singen.                              nen-Pools als gemeinsames Projekt der Stabsstelle In-
                                                                 tegration mit inSi e.V. und in Abstimmung und Zusam-
                                                                 menarbeit mit dem ehrenamtlichen Sprachmittler*innen-
                                                                 Pool des Landkreises Konstanz und mit dem ehrenamtli-
                                                                 chen Sprachmittler*innen-Pool der Familienberatungen.
    Stärkung und Ausbau des ehrenamtlichen Sprachmitt-         Unterstützung der ehrenamtlichen Sprachmittler*innen
     ler*innen-Pools der Familienberatungen.                     des Sprachmittler*innen-Pools der Familienberatungen
                                                                 durch Fortbildungen und finanzielle Aufwandsentschädi-
                                                                 gungen.
                                                                Kooperationsvereinbarung mit inSi e.V. zur gemeinsamen
                                                                 Akquise weiterer ehrenamtlicher Sprachmittler*innen.

3.1.4 Netzwerke im Handlungsfeld Sprache
Wo stehen wir?
Mit dem Zuwanderungsgesetz von 2005                               Zuletzt kamen in Singener BAMF Runden über
wurde vom Bundesamt für Migration und                             30 Vertreter*innen verschiedener Einrichtun-
Flüchtlinge BAMF das umfassende und diffe-                        gen zusammen, deren Mitarbeiter*innen als
renzierte Konzept der Integrationskurse um-                       Akteur*innen der Integrationsarbeit aktiv wa-
gesetzt. Gleichzeitig wurden Beratungen für                       ren. Darum haben wir in Singen mit Blick auf
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein-                          Best-Practice-Beispiele anderer Städte bereits
geführt: Migrationsberatung für Erwachsene                        den Weg eingeschlagen, die BAMF Runde zu
(MBE) und Jugendmigrationsdienst (JMD), die                       entlasten und ein „Netzwerk Integration Sin-
insbesondere zur Teilnahme am Integrations-                       gen“ zu etablieren, das ohne den BAMF Reko
kurs beraten und die Integrationskurse aktiv                      zusammenkommt. Die BAMF Runde Singen
besuchen, um ihre weitergehenden Bera-                            kann sich zusammen mit den Kursträger*in-
tungsangebote anzubieten. Das BAMF hat so-                        nen und Migrationsberatungen stärker auf
genannte Regionalkoordinator*innen (Reko)                         die jeweiligen verwaltungsintensiven Neure-
zu regelmäßigen Netzwerktreffen in die Kom-                       gulierungen der Integrationskurse fokussie-
munen entsendet. Diese sogenannten BAMF                           ren.
Runden wurden in vielen Städten Deutsch-                          Im Netzwerk Integration Singen reicht der Fo-
lands die ersten zentralen Netzwerktreffen al-                    kus auf die Herausforderungen der Integra-
ler Akteur*innen der Integrationsarbeit vor                       tion vor Ort weit über das reine Integrations-
Ort. Diese BAMF Runden wurden in den Städ-                        kursgeschehen hinaus.
ten zunehmend größer und durch die Vielzahl                       Der „Steuerungsgruppe Deutsch Singen“
der Teilnehmer*innen überfrachtet. So auch                        (SDS) gehören neben Vertreter*innen der In-
in Singen.                                                        tegrationskursträger*innen und der Migrati-

                                                            16
onsberatungen auch Vertreter*innen der In-                                   genannte „Stützkurse“ und Prüfungsvorberei-
tegrationsmanager*innen und Organisa-                                        tungskurse an, die das Angebot der Integrati-
tor*innen der ehrenamtlichen Sprachkurse                                     onskursträger*innen ergänzen.
von inSi e.V. an. Die SDS stimmt die Planungen                               Auf Landkreisebene wird ein Treffen mit dem
des Integrationskursangebots in Singen un-                                   BAMF Reko vom Amt für Migration und In-
tereinander ab und optimiert die Zuleitung                                   tegration (AMI) organisiert (AMI Netzwerk
der Interessent*innen in den passenden                                       Sprache), bei dem landkreisweite Optimie-
Sprachkurs (auch der Mitanbieter*innen). Die                                 rungen der Integrationskursangebote und Ko-
Organisator*innen der ehrenamtlichen                                         operationen mit Akteur*innen der Integrati-
Sprachkursangebote von inSi e.V. bieten so-                                  onsarbeit im Zentrum stehen.

                         Wo wollen wir hin?                                                Wie wollen wir das erreichen?
        Entlastung der BAMF-Runde Singen und Etablierung                  Fortsetzung des eingeschlagenen Weges der Trennung
         des Netzwerk Integration Singen.                                   von BAMF Runde Singen und Netzwerk Integration Sin-
                                                                            gen.
                                                                           Unterstützung der Etablierung des Netzwerk Integration
                                                                            Singen.
        Optimierung der Zusammenarbeit in Abstimmung mit                  Eine Kooperationsvereinbarung mit allen teilnehmenden
         allen Singener Akteur*innen im Handlungsfeld Spra-                 Akteur*innen in der Steuerungsgruppe Deutsch Singen
         che zur fortlaufenden gemeinsamen Planung und Ab-                  schließen.
         stimmung von Kursangeboten sowie zum Ausbau von                   Gegebenenfalls eine gemeinsame Datenschutzerklärung
         Beratungen und Begleitungen von Sprachlerninteres-                 erarbeiten, um notwendigen Datenaustausch zu ermögli-
         sierten.                                                           chen.
        Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Kitas und                 Erweiterung der Steuerungsgruppe Deutsch Singen.
         Grundschulen zur Förderung der durchgängigen
         Sprachbildung.

3.2 Handlungsfeld: Arbeit
Ein Arbeitsplatz und die Partizipation am Ar-                                rationshintergrund8,9. Bei einer intersektio-
beitsleben sind wichtige Voraussetzungen,                                    nalen Betrachtung zeigt sich, dass das Risiko
nicht nur für die individuelle Lebensgestal-                                 von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein für
tung, sondern auch für gesellschaftliche                                     manche Gruppen besonders hoch ist, bei-
Partizipation. Die Eingliederung in den Ar-                                  spielsweise für muslimische Frauen, die ein
beitsmarkt gehört somit zu den klassischen                                   Kopftuch tragen10. Die Ursachen dafür sind
Themenbereichen der Integration. Dabei                                       vielfältig und reichen von fehlenden Zu-
gibt es starke Hinweise darauf, dass Men-                                    gangsvoraussetzungen, sprachlichen Hür-
schen mit Migrationsgeschichte nach wie                                      den oder Schwierigkeiten bei der Anerken-
vor häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen                                  nung von Berufs- und Bildungsabschlüssen
sind und geringere Chancen auf dem Ar-
beitsmarkt haben als Menschen ohne Mig-

8   Statistisches Bundesamt (2020): Ergebnisse des Mikrozensus 2019          10   Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2010): Diskriminierung auf-
9   Zahlen für Januar 2020, Institut für Arbeitsmarkt und Berufsfor-         grund der islamischen Religionszugehörigkeit im Kontext Arbeitsle-
schung: Zuwanderungsmonitor März 2020                                        ben – Erkenntnisse, Fragen und Handlungsempfehlungen
                                                                       17
bis hin zu Diskriminierungen bei der Jobver-
                                                                                    Das nehmen wir uns im Handlungsfeld
mittlung und auf dem Arbeitsmarkt11,12. Zu-
                                                                                                Arbeit vor:
sätzlich zeigt sich, dass die Auswirkungen
der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt                                           Wir streben an, dass die in der Stadt Sin-
vor allem die in Deutschland lebenden aus-                                          gen lebenden erwerbsfähigen Menschen
ländischen Staatsangehörigen besonders                                              mit Zuwanderungsgeschichte einen
hart treffen13. Die Stadt Singen hat schon                                          gleichberechtigten Zugang zum Arbeits-
längst erkannt, dass die Verbesserung der                                           markt haben und dauerhaft und entspre-
Integration von Menschen mit Zuwande-                                               chend ihrer Fähigkeiten in diesen inte-
rungsgeschichte in den Ausbildungs- und                                             griert sind.
Arbeitsmarkt und das Erkennen, Fördern                                             Wir möchten erreichen, dass die Ak-
                                                                                    teur*innen der Integrationsarbeit im
und Nutzen der Potentiale, sowohl von Neu-
                                                                                    Handlungsfeld Arbeit in der Stadt Singen
zugewanderten als auch von Menschen mit
                                                                                    gut vernetzt und ihre Beratungs- und Qua-
Migrationsgeschichte, die bereits länger in                                         lifizierungsangebote transparent und
Singen leben, eine wichtige Aufgabe der                                             übersichtlich dargestellt sowie unterei-
Stadtverwaltung ist. Im Folgenden werden                                            nander gut verzahnt sind.
diese Themenbereiche genauer betrachtet:                                           Wir möchten erreichen, dass die in der
                                                                                    Stadt Singen aktiven Migrantenorganisati-
       Arbeitsmarktzugang
                                                                                    onen eine Schlüsselrolle in ehrenamtlichen
       Anerkennung von Berufs- und Bildungs-                                       Beratungs- und Begleitungsprozessen bei
        abschlüssen                                                                 der Arbeitsmarktintegration einnehmen.
       Berufliche Orientierung und Qualifizie-                                    Wir nehmen uns vor, dass die Stadtver-
        rung                                                                        waltung Singen als Arbeitgeber*in mit gu-
       Beratung und Begleitung im Arbeitskon-                                      tem Beispiel vorangeht und somit aktiv zu
        text                                                                        einer besseren Arbeitsmarktintegration
       Netzwerke und Akteur*innen                                                  von Zugewanderten beiträgt.

3.2.1 Arbeitsmarktzugang
Wo stehen wir?
Die Arbeitsmarktintegration von Menschen                                    Der Einstieg in den Arbeitsmarkt erfolgt in der
mit Migrationshintergrund ist ein wichtiges                                 Regel über vergleichsweise gering entlohnte
Thema im öffentlichen Diskurs in Deutsch-                                   Arbeitsverhältnisse, häufig unterhalb der ei-
land. Ob und wie schnell Zugewanderte und                                   genen Qualifikation, oder über Arbeitsver-
deren Nachkommen am Arbeitsmarkt Fuß                                        hältnisse mit unsicheren Beschäftigungsper-
fassen, beeinflusst maßgeblich den Prozess                                  spektiven wie Leiharbeit oder befristete Be-
ihrer gesellschaftlichen Integration und ihre                               schäftigung. Während viele Migrant*innen in
Chancen auf soziale und wirtschaftliche Teil-                               den ersten Jahren nach ihrer Zuwanderung
habe.                                                                       Schwierigkeiten haben, eine Beschäftigung zu

11   Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (2017): Presse-        12   Koopmans/Veit/Yemane (2018): Ethnische Hierarchien in der Be-
mitteilung vom 8. September 2017, "Besser Schneider oder Schmidt            werberauswahl: Ein Feldexperiment zu den Ursachen von Arbeits-
heißen"                                                                     marktdiskriminierung
                                                                            13   Zahlen für Dezember 2020, Institut für Arbeitsmarkt und Berufs-
                                                                            forschung: Zuwanderungsmonitor Dezember 2020
                                                                       18
finden, steigt der Anteil der Erwerbstätigen
unter ihnen deutlich mit zunehmender Auf-
enthaltsdauer.

                   Wo wollen wir hin?                                          Wie wollen wir das erreichen?
    Sensibilisierung von Arbeitgeber*innen und Unterneh-          Organisation von Informations- und Diskussionsveranstal-
     mer*innen für die Chancen und Potentiale von Men-              tungen der Singener Allianz in Kooperation mit Singen aktiv
     schen mit Migrationshintergrund.                               zum Thema kulturelle Vielfalt in Unternehmen.
    Unterstützung von Arbeitgeber*innen bei der Anstel-           Kulturelle Vielfalt in Unternehmen im Rahmen einer Image-
     lung von Zuwander*innen und der interkulturellen               kampagne als Wirtschaftsfaktor bewerben.
     Öffnung der Betriebe.                                         Netzwerktreffen mit der Handwerker*innenrunde veranstal-
                                                                    ten.
                                                                   Netzwerktreffen mit Pflegeeinrichtungen veranstalten.
    Einen Überblick über die Situation von Menschen mit           Unter Berücksichtigung von Datenschutzbezogenen Regula-
     Migrationsgeschichte in Singen bekommen.                       rien mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit in den
                                                                    regelmäßigen Austausch treten und die Abbildung entspre-
                                                                    chender Zahlen verabreden.
    Unterstützungsangebote für besonders betroffene               Beratungsangebote mit speziellem Genderansatz erweitern.
     Zielgruppen schaffen, beispielsweise für familiär stark       Die Informationen zu Sozialen Leistungen im Rahmen des
     eingebundene Frauen mit Migrationsgeschichte.                  Gute-Kita-Gesetzes, die im Handbuch Singener Wegwei-
                                                                    ser beschrieben sind, in mehrere Sprachen übersetzen, um
                                                                    über die Möglichkeiten von Befreiung der Kinderbetreu-
                                                                    ungskosten zu informieren und dadurch für Eltern das Auf-
                                                                    nehmen einer Arbeitstätigkeit zu erleichtern.

3.2.2 Anerkennung von Berufs- und Bildungsabschlüssen
Wo stehen wir?
Die Reglementierung vieler Berufe und die                            deutlich, sondern auch ihre Verdienste, so-
fehlende Vergleichbarkeit ausländischer                              dass eingewanderte Arbeitskräfte zum Niveau
Berufsqualifikationen erschweren die Integra-                        der Einheimischen aufschließen. Trotz der po-
tion von Migrant*innen in den deutschen Ar-                          sitiven Effekte beantragen nicht alle Mig-
beitsmarkt. Die Anerkennung im Ausland er-                           rant*innen eine Anerkennung. Die Gründe
worbener beruflicher Abschlüsse kann dem                             dafür sind vielschichtig und deuten unter an-
entgegenwirken: Sie erhöht nicht nur die Be-                         derem auf Hindernisse beim Anerkennungs-
schäftigungschancen von Migrant*innen                                verfahren hin.

                   Wo wollen wir hin?                                          Wie wollen wir das erreichen?
    Koordinierte Erhebung der mitgebrachten und in                Eine enge Zusammenarbeit der Singener Akteur*innen im
     Deutschland erworbenen beruflichen Qualifikationen             Handlungsfeld Arbeit mit der dezentralen Anerkennungsbe-
     sowie Kompetenzen für alle arbeitsuchenden Zuge-               ratung im Landkreis vorantreiben.
     wanderten in Singen.                                          Eine frühe Kompetenzerfassung einrichten.
    Zügige Anerkennung von ausländischen Berufs- und              Zuständigkeiten, Regelungen und Kompetenzen für die An-
     Bildungsabschlüssen und/oder Gleichsetzung mit ent-            erkennung ausländischer Bildungsabschlüsse transparent
     sprechenden deutschen Äquivalenten.                            machen und bündeln.
                                                                   Durch persönliche Begleitung den Zugang zur Anerkennung
                                                                    für Fachkräfte erleichtern.
                                                                   Muttersprachliche Anerkennungsberatung anbieten.

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