Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
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Der Ackermann B 20027 F Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde 70. Jahrgang | München 2019 | Heft 4 Wahrheit und Liebe Versöhnt: Mobilisiert: Aufgeführt: Deutsche Tschechische Ackermann Minderheit Gesellschaft als Oper > Seite 3 > Seite 6 > Seite 11 www.ackermann-gemeinde.de
Inhalt Liebe Leserinnen und Leser des Ackermanns, In dieser Ausgabe: das diesjährige Weih- 3 Deutsche Minderheit nach 1989 nachtskartenmotiv des Sozialwerks zeigt uns 5 Neuer Bundesvorstand die sogenannten drei Könige. Drei Männer 6 Zur Diskussion: Bürgerengagement verschiedener Herkunft und verschiedenen Al- 8 Standpunkte: Hoffnungen von 1989 ters finden sich vor der Krippe ein. Doch was 10 Ort der Begegnung: Böhm. Kamnitz führt diese Fremden zur Krippe? Im Matthäus- 11 „Der Ackermann“ als Oper evangelium fragen sie in Weihnachtsmotiv der Kar- Jerusalem: Wo ist der tenaktion des Sozialwerks. 12 Sozialwerk neugeborene König der Juden? 13 Junge Aktion Und dann: Wir sind gekommen, um ihm zu huldigen. Durch ihre Sterndeuterkunst haben sie von der Geburt 14 Aktuelles des Messias erfahren. Ihre Sehnsucht ist hierdurch ge- weckt, und so folgen Sie ihrer Sehnsucht bis zur Krippe 16 Literatur nach Betlehem. Die Sehnsucht der Sterndeuter soll auch uns stets von 19 Aus unserer Gemeinschaft neuem inspirieren. Auch wir sollen auf die Liebe des Kin- des von Betlehem Antwort geben. Gleich den Sterndeu- 26 Familiennachrichten tern gilt auch uns der Ruf: Kommt lasset uns anbeten, den König, den Herrn. 28 Termine Ich wünsche Ihnen gesegnete Advents- und Weih- nachtstage Kaplan Markus Ruhs, Chemnitz Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann- Mitglied im Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde Gemeinde München, 70. Jahrgang, Heft 4-2019; Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V. Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D. Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber. Heßstraße 24, 80799 München, Wir wünschen Ihnen ein frohes und gnadenreiches Postfach 340161, 80098 München; Weihnachtsfest und für das Neue Jahr Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40; Gesundheit, Freude und Gottes reichen Segen! E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de; Internet: www.ackermann-gemeinde.de; Bleiben Sie uns weiterhin gewogen Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe): redaktion(at)ackermann-gemeinde.de. und unterstützen Sie auch 2020 unser Wirken Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München, für ein versöhntes und lebendiges Miteinander Luisenstr. 18, 80333 München, in der Mitte Europas BIC GENODEF1M05. durch Ihr Gebet, Ihre Spenden und Ihr Mittun! Ackermann-Gemeinde e.V. München: IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44; Der Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.: IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00; Stiftung Ackermann-Gemeinde: IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09. Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt Titelbild: der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs- Kerzen in der Nationalstraße/Národní in Prag zur Erinne- preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. rung an den 30. Jahrestag der Samtenen Revolution. Erscheinungsweise: 4 x im Jahr. Aufschrift: „Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lü- Redaktionsschluss für Heft 1-2020: 28.02.2020 gen und Hass!“ (Foto: P. Dr. Martin Leitgöb) Beilage 2 | Der Ackermann 4-2019
Titelbericht Auftritt der Kindergruppe der Gemeinschaft schlesisch- deutscher Freunde im Hultschi- ner Ländchen. (Foto: Landes- Echo/Manuel Rommel) Zerreißprobe Nach der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei drohte eine Spaltung der deutschen Minderheit Das Jahr 1989 war auch für die Frieden“, die die „Verbliebenen für Piverka (1931-2015) sitzt im National- deutsche Minderheit im heutigen den Sozialismus gewinnen“ sollte, rat der Tschechoslowakei. Tschechien ein Wendepunkt. Poli- erinnerte sich später Fritz Schalek Der KV, der schnell 5 000 Mitglieder tische Konflikte, die im Zuge der (1913–2006), einer der ersten Redak- hat, wird, etwa in der DDR, argwöh- „Normalisierung“ Anfang der Sieb- teure. nisch beäugt. In internen Schreiben zigerjahre eskaliert waren, brachen Nach der Ablösung von KPČ-Chef wird Schalek als „Rädelsführer“ und erneut auf. Die Minderheit drohte Antonín Nowotný durch Alexander „Rechter“ bezeichnet. Die Volkszei- auseinanderzubrechen. Dubček stellt sich die „Prager Volks- tung sei unter seiner Leitung ein Rund drei Millionen deutschsprachi- zeitung“, wie „Aufbau und Frieden“ „Zentrum antisozialistischer Bestre- ge Bewohner wurden nach dem inzwischen heißt, auf die Seite der bungen“ geworden. Die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschecho- Reformer. Schalek wird 1968 Chefre- Ende des Prager Frühlings eintreten- slowakei vertrieben. Etwa 200 000 dakteur. Im Reformjahr werden die de „Normalisierung“ hat für einige konnten bleiben. Die Beneš-Dekrete Deutschen als nationale Minderheit Aktivisten schwerwiegende Folgen: sprachen ihnen die Staatsbürger- anerkannt. Journalisten der Schalek wird aus dem KV geworfen, schaft ab, anders als die übrigen Min- „Volkszeitung“ bereiten die Gründung als Chefredakteur der Volkszeitung derheiten – Ungarn oder Polen etwa eines Verbandes vor. Doch im August entlassen und aus der Kommunisti- – durften sie keinen Verband grün- 1968 marschieren sowjetische Trup- schen Partei entfernt. Piverka verliert den. Nach mehreren Ausreisewellen pen in Prag ein. Mit der Niederschla- außer seinem Posten im KV-Vorstand fühlte sich die Kommunistische Partei gung des Prager Frühlings ist der und seiner Arbeit als Redakteur der genötigt, ihre Politik gegenüber der Aufschwung für die deutsche Minder- Volkszeitung auch sein Nationalrats- deutschen Minderheit zu ändern. Die heit jedoch nicht beendet. 1969 grün- mandat. Betonköpfe übernehmen im Staatsbürgerschaft wurde den Deut- det sich der „Kulturverband (KV)“. KV das Ruder. schen wieder zuerkannt. 1951 grün- Schalek wird in den Vorstand ge- dete sich die Zeitung „Aufbau und wählt, Vorstandsmitglied Walter > Seite 4 Der Ackermann 4-2019 | 3
Titelbericht > von Seite 3 Im Januar 1990 treffen sich die Re- former um Schalek und Piverka er- Neuanfang mit Hindernissen neut mit Vertretern des KV. Mit kon- Im Herbst 1989 kommt es in den kreten Forderungen: Wahl einer neu- Ländern des Ostblocks immer häufi- en Führung und Rehabilitierung der ger zu Demonstrationen gegen die 1970 Ausgeschlossenen. Das lehnen Das kommunistischen Regime – auch in die Funktionäre ab. Erst kurz darauf, „Landes Prag. In der Tschechoslowakei sam- im Februar, lenkt der Verband ein: Echo“. Die Zeit- meln sich die Reformkräfte im Bürger- „Der Zentralausschuss rehabilitiert schrift forum, in dem sich eine Minderheiten- alle Funktionäre und Mitglieder des der Min- kommission mit einer Sektion für die Verbandes, die in den Jahren derheit Deutschen bildet – Walter Piverka ist 1969/70 aufgrund ihres politischen heute. einer der Akteure. Er trifft sich mit Verhaltens geschädigt und verfolgt zwei anderen der 1970 ausgeschlos- wurden.“ Ihnen wird auch die Auf- ein Dachverband für die regionalen senen Gründungsmitglieder des KV, rechterhaltung der Mitgliedschaft und Verbände werden soll – auch für den Fritz Schalek und Arnold Keilberth, die weitere Mitarbeit angeboten. KV. Doch: „Die verantwortlichen Gre- „um zu beraten, was getan werden Doch die einst Geschassten gehen mien“, heißt es in einer Verbandspub- kann, ja muss, damit dieser Umbruch längst eigene Wege, planen eine likation, „konnten sich unter den ge- auch für die deutsche Minderheit im neue Organisation: Der „Verband der gebenen Bedingungen nicht zu ei- Lande einen Neubeginn darstellt“, Deutschen in der Tschechoslowa- nem Beitritt entschließen.“ Erst im erinnerte sich Piverka später. „Fritz kei“ (VdD) wird im April vom Innenmi- Laufe der darauffolgenden Jahre Schalek vertrat die Ansicht, dass – so nisterium registriert. Die „Prager kommt es zu einer Annäherung. 1997 wie im Jahre 1968, während des Pra- Volkszeitung“ scheint für neue Ideen vereinbaren LV und KV: „Beide Orga- ger Frühlings – die Redaktion nicht zugänglich. Deshalb werden nisationen unterlassen ab sofort ge- der ,Prager Volkszeitung´ aktiv wer- Flugblätter gedruckt. Im Sommer ent- genseitige schriftliche wie auch den müsse, um die Wende zu unter- steht die „Deutsche Zeitung“. Nach mündliche Ausfälle.“ stützen. Er nahm sich vor, als ehema- zehn Ausgaben muss sie schon wie- Die LV baut einen Jugendverband liger Chefredakteur in die Redaktion der eingestellt werden. Innerhalb des auf. Im KV gelingt es nicht, eine zu gehen und die Redakteure dazu im Aufbau befindlichen VdD bildet Nachwuchsarbeit zu organisieren. aufzurufen.“ Im Dezember besucht sich eine Gruppe, die Verbindungen 2005 wird die „Prager Volkszeitung“, Schalek spontan die Redaktion und zum KV aufnimmt und sich „Verband aus der der KV 1969 hervorgegangen weist darauf hin, dass es mit der füh- der Deutschen – Kulturverband“ war, wegen finanzieller Probleme renden Rolle der Kommunistischen nennt. Die drohende Spaltung wird eingestellt. Die LV gibt heute mit dem Partei vorbei sei und man über eine jedoch verhindert. Der VdD gründet „Landesecho“ eine eigene Wochen- Reform im KV nachdenken müsse. sich im August offiziell in Prag. Im zeitung heraus, der KV ein „Info- Die Redakteure praktizierten jedoch südböhmischen Budweis/České Blatt“. Jeweils ein Vertreter von KV business as usual. Budějovice wird ein erstes Begeg- und LV sitzt im Rat der Minderheiten, nungszentrum aufgebaut. Im Herbst der die tschechische Regierung be- gründet der VdD einen Dienstleis- rät. Freilich betrachten sich immer tungsbetrieb, der nicht nur Bauarbei- weniger Einwohner Tschechiens als ten aller Art ausführen, sondern auch Deutsche: Bei der jüngsten Volkszäh- eine Zeitung herausgeben will. Der lung 2011 waren es rund 19 000, neue Verband bekommt immer mehr während es zehn Jahre zuvor noch Zulauf, 1991 eröffnet er eine etwa doppelt so viele waren. Die LV „Grundschule der deutsch- beziffert ihre Mitglieder auf 7.000, der tschechischen Verständigung“ in KV gibt 900 an. Die einst verhärteten Prag. Fronten sind inzwischen aufgeweicht: In weiteren Regionen entstehen 2016 unterzeichneten beide Verbän- neue Verbände der Minderheit. Der de eine Kooperationsvereinbarung. Fritz Schalek (r.) in der Redaktion der KV erhält seine vor 1989 existieren- 1951 gegründeten deutschsprachi- den „Grundorganisationen“ aufrecht, Ralf Pasch gen Zeitung „Aufbau und Frieden.“ Er war ein Aktivist der deutschen was in einigen Gegenden dazu führt, Minderheit, der 1970 wegen dass KV-Gruppen neben den neuen Der Beitrag erschien zuerst in der „antisozialistischer Umtriebe“ in Un- bestehen. 1992 gründet sich in Rei- Kulturkorrespondenz östliches Euro- gnade fiel. Nach 1989 war er erneut chenberg/Liberec die Landesver- pa, die vom Deutschen Kulturforum politisch in der Minderheit aktiv. sammlung (LV) der Deutschen in östliches Europa in Potsdam heraus- (Foto: Nachlass Fritz Schalek, Colle- Böhmen, Mähren und Schlesien, die gegeben wird. gium Bohemicum, Ústí nad Labem) 4 | Der Ackermann 4-2019
Aus dem Bundesvorstand Gut aufgestellt für die kommenden Jahre Die Ackermann-Gemeinde hat die Weichen für die kommenden drei Jah- re gestellt. Mitte Oktober kam sie zu ihrer Hauptversammlung in Würzburg zusammen. Die Delegierten wählten einstimmig den früheren Europaabge- ordneten Martin Kastler zum Bundes- vorsitzenden. Dieses Amt hat Kastler, der aus Mittelfranken stammt und in Prag arbeitet, seit 2010 inne. Ebenso im Amt bestätigt wurde Msgr. Dieter Olbrich aus München als Geistlicher Beirat. Dr. Marie Bode aus Münster und Adriana Insel aus München als Der AG-Bundesvorstand 2019-2022 (v.l.): Kaplan Ruhs, M. Dörr, Pfr. Bohaboj, S. Stellvertreterinnen und Martin Panten Kocher, M. Panten, K. Heinz, A. Insel, S. Uhlich, M. Kastler, Ch. Lippert, Dr. Bo- aus Parkstetten als Stellvertreter de, Ch. Mauerer, M. Heerdegen, R. Karlitschek. Nicht auf dem Bild: St. Kocher, komplettieren die Bundesführung. Prof. Krause, Msgr. Olbrich (Foto: ag) Herwig Steinitz hatte nicht mehr als Stellvertreter kandidiert (s. S. 14). Melcher wies in seinem Beitrag auf freizeit für die Jüngsten und die Ver- Ebenfalls aus dem Bundesvorstand das Jubiläum „70 Jahre Junge Aktion“ leihung des Europäischen Bürgerprei- ausgeschieden sind Hans-Joachim im kommenden Jahr hin und lud ses an die Junge Aktion. Im kirchli- Eisert und Benjamin Lekscha. hierzu alle früheren und heutigen chen Bereich war die Ackermann- Der Vorsitzende der tschechischen Mitglieder ein (s. S. 13). Gemeinde ebenfalls im Jahr 2018 mit Sdružení Ackermann-Gemeinde Über die Arbeit auf Bundesebene in einigen Veranstaltungen und einem (SAG) Daniel Herman erinnerte in sei- den vergangenen drei Jahren berich- gut frequentierten Stand beim Katholi- nem Grußwort an die historischen tete Bundesvorsitzender Kastler. Im kentag in Münster präsent, im Vorfeld Verdienste der Ackermann-Gemeinde Herbst 2016 fand die 70-Jahr-Feier der Europawahl bot die Ackermann- und zeigte sich dankbar, als SAG- der Ackermann-Gemeinde in Nürn- Gemeinde Anfang Mai 2019 eine Eu- Vorsitzender gemeinsam mit der AG berg statt. Die Jahre 2017 und 2018 ropawallfahrt nach Mariazell an. Noch wirken zu können. Der Bundes- waren von der Jugend geprägt: 20 gut in Erinnerung waren allen Dele- sprecher der Jungen Aktion Matthias Jahre „Plasto Fantasto“, die Ferien- gierten die deutsch-tschechischen Begegnungstage Anfang August in Bundesführung der Ackermann-Gemeinde Landshut, wo die Bayerisch-Böhmi- Martin Kastler, Bundesvorsitzender (Schwabach/Bistum Eichstätt, Prag) sche Kulturnacht ein unvergessliches Msgr. Dieter Olbrich, Geistlicher Beirat (München/Erzbistum München) Highlight war. Neben diesen Höhe- Dr. Marie Bode, stellv. Bundesvorsitzende (Münster/Bistum Münster) punkten ging er auf das Angebot für Adriana Insel, stellv. Bundesvorsitzende (München/Erzbistum München) alle Generationen in Erlebniskreisen, Martin Panten, stellv. Bundesvorsitzender (Parkstetten/Bistum Regensburg) die Brünner Symposien, Ausstellun- Matthias Dörr, Bundesgeschäftsführer (München/Erzbistum München) gen, Publikationen und die Zusam- weitere Mitglieder im Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde menarbeit mit der SAG ein. Pfr. Heinrich Bohaboj (Chemnitz/Bistum Dresden-Meißen) „Die Arbeit der Ackermann- Klemens Heinz (Vorsitzender AG e.V.; Bad Grönenbach/Bistum Augsburg) Gemeinde ist vor allem durch das Manfred Heerdegen (Kempten/Bistum Augsburg) Miteinander von Deutschen und Rainer Karlitschek (München/Erzbistum München) Tschechen und vom Engagement für Sophia Kocher (Junge Aktion; Höchberg/Bistum Würzburg) Europa geprägt“, fasste Kastler Stephanie Kocher (Gauting/Erzbistum München) zusammen. Aber auch die Aspekte Prof. Dr. Barbara Krause (Aachen/Bistum Aachen) „Glauben leben“ und „Gemeinschaft Christoph Lippert (Herzogenaurach/Erzbistum Bamberg) erleben“ seien wichtig und sinn- Christoph Mauerer (Junge Aktion, Neunkirchen/Bistum Regensburg, Prag) stiftend. Zugleich gab das Treffen in Kaplan Markus Ruhs (Chemnitz/Bistum Dresden-Meißen) Würzburg wichtige Impulse für die Sandra Uhlich (Freiburg/Erzbistum Freiburg) kommenden Jahre. ag Der Ackermann 4- 2019 | 5
Zur Diskussion Jeder kann sich einbringen Am 16. November 2019 folgten zum zwei- ten Mal in diesem Jahr rund 250.000 Men- schen dem Aufruf zur Demonstration auf der Letná. (Foto: Dr. Libor Rouček) „Mir geht es bis zum letzten Moment im August 2019 mit dem Theo- Auf der Letná haben Sie gesagt: "Es vor der Veranstaltung gut. Aber logiestudenten Roll ein Interview, geht nicht nur um eine Verteidigung wenn ich dann vor so vielen Leuten welches gekürzt hier abgedruckt der Demokratie und des Rechts- auf die Bühne trete, bekomme ich ist. staats, es ist auch ein Aufwachen der ein bisschen Lampenfieber. Ich Bürgergesellschaft." Was verstehen beruhige mich erst, wenn ich Wie bewerten Sie die Demonstration Sie darunter? meine Stimme aus dem Mikrofon mit etwas zeitlichem Abstand? Die Demonstration auf der Letná höre. Ich dachte, es wird sich mit Ich habe vor allem das gute Gefühl, war der Höhepunkt einiger Monate weiteren Auftritten ändern, aber es dass Menschen in solchen Zahlen des Entwickelns und der Ausweitung ist immer das Gleiche“, sagt der 24 aufhören, schüchtern zu sein, und der verschiedenen Aktivitäten von -jährige Benjamin Roll, Vizepräsi- beginnen, ihre Meinung zu äußern. Prag auf andere Städte und schließ- dent des Vereins „Eine Million Vielleicht verändert die Gesellschaft lich in kleinere Gemeinden. Ich Momente für Demokratie“ (Milion die Einstellung zu gesellschaftlichen nehme den Verlust der Schüchtern- chvilek pro demokracii), der Ereignissen. Als ich vor den Zehn- heit, besonders in den Regionen, Hunderttausende, die mit der poli- tausenden von Menschen auf der sehr deutlich wahr. tischen Situation unzufrieden sind, Bühne stand, merkte ich nicht, wie In kleineren Gemeinden, in denen mobilisiert hat. Nach zahlreichen viele es waren. Ich sah nicht alle, sich alle kennen, ist es schwierig, aus Großdemonstrationen im Zentrum aber ich spürte die Energie. Es war dem Alltagsleben auszusteigen und von Prag waren es im Juni über kein „Hate“ gegenüber Premier eine andere Meinung zu vertreten. Ich 250.000 Menschen aus ganz Andrej Babiš, sondern eine positive war in Freiwaldau/Jeseník, wo mir Tschechien, die auf der Letná- Energie, die eine Chance bietet, gesagt wurde, dass sie vor einem Anhöhe oberhalb der Moldau etwas zu verändern. Es geht nicht so Jahr dort nur zu viert waren und zusammenkamen. Auch bei einer um unsere Forderungen, das ist heute sind sie neunzig. Die zweiten Großdemonstration am vielleicht eine längerfristige Angele- Menschen erkannten, dass sie nicht Vortrag des 30. Jahrestages der genheit, sondern um die Atmosphäre nur stille Beobachter sein können, Samtenen Revolution kamen in der Gesellschaft. Es war sehr sondern dass sie auch zusammen- erneut rund 250.000 Menschen auf schön. Ist stelle mir jedoch die Frage, kommen, das Wort ergreifen und die Letná. Für die Zeitschrift „Der ob dies so bleiben wird. etwas unternehmen können. Gerade Ackermann“ und das Magazin das ändert sich. Obwohl die „Universum“ führte Josef Beránek Resignation über die Politik immer 6 | Der Ackermann 4-2019
Zur Diskussion noch groß ist. Das möchten wir Tag auf den anderen in die Politik sammen. Ich bin nicht für mich selbst bewegen. [...] einzusteigen, es reift allmählich in auf der Welt. Die Welt kann mir nicht ihnen heran. Wenn sie mehr an dem gleichgültig sein, ich soll mich um sie Die Kommentatoren werfen Ihnen interessiert sind, was um sie herum kümmern, weil sie einen guten Sinn vor, kein klares Programm zu haben passiert, wird ihnen klar, was sie hat, zu dem ich beitragen soll. Ich und Wege in die Politik zu bringen, wollen und was sie tun können - sie beziehe diese Überzeugung aus die nicht dazugehören. gehen zur Stadtvertretung, schreiben meinem christlichen Glauben, aus der Ich denke, es ist das Gegenteil. Wir Petitionen oder kandidieren selbst. Erfahrung der Prager Brüderge- heben Themen hervor, die auf lange [...] meinde, in der wir über die Erfahrung Sicht wichtig und aktuell sind, aber des Totalitarismus gesprochen Demonstrationen können keine spezi- Was führt Sie dazu, sich auf die haben ... Vielleicht habe ich es auch fische politische Agenda haben. Es ist Zivilgesellschaft zu verlassen? von zu Hause mitbekommen. Alle ein Appell an Politiker, dies anzubie- An wen sollten wir uns sonst Sonntagsmittagessen und Familien- ten. wenden? An die Opposition? Die feiern in unserem Haus endeten mit Ebenso kann ich denen nicht Medien? Aus dem Umfeld der einer politischen Debatte. zustimmen, die die Demonstrationen Zivilgesellschaft können sich Themen für überflüssig halten, weil die Wähler herauskristallisieren, welche die Poli- Können Sie uns das ein bisschen doch bei den Wahlen entschieden tiker herausgreifen können. Para- näherbringen? Was ist der Kern der haben, was sie wollen. Ohne aktive doxerweise können Bürgeraktivitäten Verbindung zu Ihrem Glauben? Bürger, ohne eine funktionierende ihre Hände frei machen und er- Das Bewusstsein, dass ich von Gott Zivilgesellschaft kann Demokratie möglichen, mit mehr Möglichkeiten zu akzeptiert bin und ich glaube, dass nicht funktionieren. Besonders nicht arbeiten und sich auf Wählergruppen jeder von Gott akzeptiert ist, führt ohne zuverlässige Medien. Ja, wir zu stützen. mich zur Dankbarkeit, die dazu haben ein Parteiensystem, wir haben verpflichtet, sich nicht nur um sich eine repräsentative Demokratie, aber Es klingt gut, aber warum sollte es selbst zu kümmern, sondern auch für die Bürger können sich den Luxus heutzutage funktionieren? meine Umgebung zu sorgen. Hier nicht leisten, sich nicht um Politik zu Ich habe das schon gesagt, ich liegt der Kern der Sorge um den kümmern. Abgesehen davon dass weiß nicht, was sonst funktionieren anderen, der Sorge um die Erde. Wir aktive Bürger Politiker werden sollten. sollte. Ich richte mich nach mir - ich müssen uns keine Sorgen um unser Wenn sich aktive Bürger nicht zur möchte nicht in die Politik eintreten, Leben machen, das wichtigste wurde Wahl stellen, wer wird dann in die aber es ist mir nicht egal, was in der schon erkämpft, aber wir können Politik gehen? Niemand. Oder Leute Gesellschaft los ist. [...] etwas für unsere Umgebung tun. [...] mit anderen Absichten. Ist die Geringschätzung der Zivil- Warum ist Ihnen die spirituelle Was möchten Sie nach dem Univer- gesellschaft nicht der Grund dafür, Dimension einer solchen Handlung sitätsabschluss werden? dass die politischen Parteien heute wichtig? Ich möchte evangelischer Pastor einem massiven Rückgang an Mit- Dass ich mich für öffentliche werden. gliedern ausgesetzt sind? Die Men- Angelegenheiten verantwortlich fühle, schen beschließen nicht, von einem hängt mit meinem Glauben zu- Benjamin Roll (*1995 in Prag) wird als Prager Liberaler Protestant bezeichnet. Nach seinem Abitur am Pražačka- Gymnasium im Jahr 2014 begann er das Studium der Evangelischen Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität, wo er auch Mitglied der Studentenkammer des Akademischen Senates der Fakultät wurde. Er ist auch Mitglied und seit 2017 Vorsitzender des Beraterkreises für den Bereich Jugend des Prager Seniorats der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Er ist Mitbegründer des im Januar 2018 entstandenen Vereins „Eine Million Momente“ und seither stellvertretender Vorsitzender und Sprecher. Der Verein organisiert die Kampange „Eine Million Momente für Demokratie“. Seit 2017 arbeitete er mit Mikuláš Minář an dieser Initiative. In Zusammenarbeit mit Magdalena Horáková, einer Kommillitonin an der theologischen Fakultät, erfand er das Gesellschaftsspiel „Christivity“, das von dem bekannten Gesellschaftsspiel „Activity“ Benjamin Roll (Foto: František Plzák) inspiriert wurde. Der Ackermann 4-2019 | 7
Standpunkte Mit dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs vor 30 Jahren hat sich der Weg zur deut- schen und europäischen Wiedervereinigung eröff- net. Wie steht es um die Erwartungen von 1989? „(Un-)erfüllte Hoffnungen?“ „Der Ackermann“ stellt daher die Frage: Prälat Josef entschieden, mich einfach auf zwei aus der Politik zu begleiten. Während Michelfeit, Streiflichter zu beschränken: der Abschlusskundgebung vor dem Rostock, Pries- Brandenburger Tor saß der ehemali- ter in Mecklen- Am Abend des 9. November 1989 ge SPD-Vorsitzende Hans-Jochen burg, 1987 bis kam ich als damaliger Sekretär der Vogel neben mir. Er sagte im Blick 1990 General- „Berliner (ostdeutschen) Bischofskon- auf die Zukunft: „Auf die Kirchen kom- sekretär der ferenz“ zusammen mit Kardinal men bei der Vorbereitung zum wie- Berliner Bi- Georg Sterzinsky in Rom an, um auf dervereinigten Deutschland große Wunsch von Papst Johannes Paul II. Aufgaben zu. Ich kenne keine Ge- schofskonferenz, ehemaliger Dom- dessen geplanten Besuch in der DDR meinschaft außer den Kirchen, die kapitular in Hamburg: vorzubereiten. Plötzlich erfuhren wir, am tiefsten verstehen, was COMMU- dass in Berlin die Mauer gefallen war. NIO heißt!“ Lange Abhandlungen könnte man zu Am nächsten Tag erlebten wir bei dieser Frage zu Papier bringen, weil einer Sonderaudienz einen sichtlich Recht hat er gehabt, aber der Weg dieses Geschehen 1989 und in den sehr überraschten Papst! der Kirchen zum genannten Ziel war folgenden Jahren sehr vielfältig war und ist sehr mühselig und bleibt da- und noch immer ist. So habe ich mich Beim Papstbesuch 1990 in Berlin her auch heute noch eine wichtige hatte ich die Aufgabe, die Vertreter Aufgabe! Dr. Gerburg Kontakt mit evangelischen und katho- vielfältiger Gedankenaustausch ent- Thunig- lischen Christen vor Ort. stehen würde. Nittner, Berlin, berufliche Sta- Meine Hoffnungen entwickelten sich Dies begann durchaus, wurde selte- tionen im dahin, daß nach der wichtigen Rolle ner und versandete dann meist - am Bundeskanz- der Christen in der friedlichen Revolu- Schluss machte wieder jeder Seins. leramt, der tion sich der Schwung, der Esprit, der Die in diesen Tagen immer wieder Ständigen Mut, die Kraft, die sich in schwieriger beklagte Distanz zwischen Ost und Vertretung in Zeit in Verantwortung für Gerechtig- West galt zunehmend auch für die Ost-Berlin und in der Staatskanzlei keit, Frieden und Bewahrung der Kirchen. von Brandenburg, langjährige stell- Schöpfung entwickelt hatten, die Er- vertretende Bundesvorsitzende: fahrungen in der Ökumene, die geisti- Wahrscheinlich haben sich die ei- ge Offenheit dann auch auf die Ge- nen nicht hinreichend selbstbewusst Die Jahre 1988 und folgende habe samtheit der Kirchen eben auch im artikuliert und die anderen haben ich in Berlin und dann in Potsdam Westen auswirken würden und ein nicht respektvoll und lernbereit genug aus nächster Nähe erlebt – immer in zugehört. Dr. Tomáš alt war, hatte ich damals keine allzu Doch eine andere Hoffnung blieb Zelinka, Arzt großen Hoffnungen. Es scheint mir, unerfüllt. Im Rückblick sehe ich, wie aus Prag, dass es vor allem die Hoffnung auf wichtig es gewesen wäre, dass wir Mitglied im Freiheit war, die mich im November uns offen und ehrlich mit unserer Ver- Vorstand der 1989 bewegte. Wir konnten zuvor gangenheit auseinandersetzen. Dies Sdružení nicht ins westliche Ausland reisen, ist nur unzureichend geschehen. Die Ackermann- und durften nicht lesen, sagen oder heutige politische Lage in unserer Gemeinde: studieren, was wir wollten. Auch die Republik ist der beste Beweis dafür. Glaubensfreiheit war sehr beschränkt. Was hat für mich der Fall des Eiser- Diese Hoffnung auf Freiheit hat sich nen Vorhangs bedeutet? Da ich im mit der Samtenen Revolution für uns Jahre 1989 gerade einmal 20 Jahre in Tschechien erfüllt. 8 | Der Ackermann 4-2019
Nachbarschaft Landrat S. Gruber be- grüßte in Freyung zur Eröffnung der Ausstel- lung der AG über Přemysl Pitter. (Foto: ag) Botschafter Dr. Israng (r.) übereich- Leuchtendes te Prof. Halík den Orden in Prag. Beispiel Halík geehrt Bundespräsident Dr. Frank-Walter Drei Wochen war im November die könnten. Matthias Dörr führte die Steinmeier hat dem Prager Professor Ausstellung „Europäischer Humanist zahlreichen Gäste der Eröffnung in und Priester Dr. Tomáš Halík das Přemysl Pitter“ in der Sparkasse das Leben und Wirken Pitters sowie Verdienstkreuz 1. Klasse des Ver- Freyung zu sehen. Zur Eröffnung hob in die Ausstellung ein. dienstordens der Bundesrepublik Landrat Sebastian Gruber die Vorbild- Der Kulturkreis Freyung-Grafenau Deutschland verliehen. Damit würdigt funktion Pitters hervor. Er zeigte sich holte die Ausstellung gemeinsam mit er dessen Verdienste um die deutsch- beeindruckt vom Lebenszeugnis des weiteren Partnern, unter ihnen die tschechische Versöhnung und seinen tschechischen Christen, Pädagogen Europaregion Donau-Moldau und die langjährigen Einsatz für eine gerechte und Retter jüdischer und deutscher AG Passau, in den Bayerischen Bürgergesellschaft und den Dialog Kinder. Auch Schirmherrin Kristina Wald. Die Ausstellung entstand vor zwischen Völkern und Religionen. Am Larischová, tschechische General- einigen Jahren in einer Kooperation 21. Oktober, dem 41. Jahrestag sei- konsulin in München, betonte in ihrem des Institutum Bohemicum der Acker- ner geheimen Priesterweihe in Erfurt, schriftlichen Grußwort, dass die hu- mann-Gemeinde und des Nationalen nahm Halík den Orden im Beisein von manistische Einstellung von Přemysl Pädagogischen Museums in Prag. Im Vertretern aus Kirche und Politik so- Pitter, sein Engagement für vergangenen Jahr wurde sie neu ge- wie der Ackermann-Gemeinde in der Menschenrechte sowie sein Beitrag staltet und kann weiterhin über die Deutschen Botschaft in Prag entge- zur Völkerverständigung für uns Bundesgeschäftsstelle in München gen. ag gerade in der heutigen Zeit als ausgeliehen werden. Vorbild und Inspiration dienen ag Alena Wagnerová erhält Ehrenpreis Für ihre langjährige, herausragende tendeutschen und blickt auf die Anti- journalistische Tätigkeit wurde die faschisten im sudetendeutschen tschechisch-deutsche Publizistin Ale- Grenzgebiet“, betonte Jurymitglied na Wagnerová Anfang November mit Libuše Černá in der Laudatio. Neben dem Ehrenpreis des deutsch-tsche- dem Ehrenpreis wurden deutsch- und chischen Journalistenpreises 2019 in tschechischsprachige Beiträge in den Leipzig ausgezeichnet. Seit vielen Kategorien Text, Audio und Multime- Prof. Halík (l.) im Gespräch mit Au- Jahren befasst sie sich mit der Kultur dia gewürdigt. Zur Verleihung des ßenminister Petříček (r.) und M. Dörr und Geschichte Mitteleuropas und Deutsch-tschechischen Journalisten- (2.v.r.) von der AG. (Fotos: ag) den deutsch-tschechischen Bezie- preises sagten Tomáš Jelínek und hungen, wobei sie sich besonders um Petra Ernstberger vom Deutsch- die Erinnerung an sudetendeutsche Tschechischen Zukunftsfonds: „Mit NS-Gegner verdient gemacht hat. der Auszeichnung möchten wir eine „Alena Wagnerová ist eine Archäolo- Lanze brechen für Qualitätsjournalis- gin unserer Gegenwart. Sie schreibt mus mit sensiblem und analytischem gegen das Vergessen an. Ihr Blick ist Blick. Dies besonders in Zeiten des präzise, niemals ideologisch verstellt. anwachsenden Populismus und der Anhand von konkreten Schicksalen Emotionalisierung in der öffentlichen lässt sie die Vergangenheit lebendig, Kommunikation. Vor allem die Medi- nachvollziehbar werden. Immer wie- enberichterstattung ist Seismograph der kratzt sie an formelhaften Vorstel- für die aktuelle Befindlichkeit des Die Preisträger des deutsch- tschechischen Journalistenpreises lungen und Tabuthemen. Mutig be- deutsch-tschechischen Dialogs und 201í, unter ihnen A. Wagnerová (3. schreibt sie die andere Seite der oft- spielt eine Schlüsselrolle für unsere v.l., Foto: Deutsch-Tschechischer mals üblichen Darstellung der Sude- gegenseitige Wahrnehmung. ag Zukunftsfonds) Der Ackermann 4-2019 | 9
Nachbarschaft Gedenken an die internierten und ermordeten Deutschen bei den Ruinen des ehema- ligen Lagers (Fotos: Prof. H. Schmidt) Der Ort Böhmisch Kamnitz/Česká 1990er Jahren übliche Geste der Begegnungen zwischen Studierenden Kamenice hatte mit der Marien- Besucher im Gottesdienst, sich die und deutschen Zeitzeugen geführt wallfahrt eine lange Tradition, die Hände zu reichen. hat. In diesem Jahr hat Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Böhmisch Kamnitz liegt in einer Jan Papajanoyský 40 Studierende mit kommunistischen Herrschaft jedoch sehr schönen Gegend mit vielen at- ihren Lehrenden und 11 deutsche abgebrochen ist. Erst durch die traktiven Ausflugszielen, aber auch Zeitzeugen in der Woche zur Kontakte, maßgeblich getragen von das idyllische Rabsteintal gehört da- Marienwallfahrt willkommen gehei- dem inzwischen verstorbenen deut- zu. Dies ist für Tschechen und Deut- ßen. Zu dem Projekt gehört auch ein schen Landsmann Günther Heinrich, sche ein besonderer Ort, um der ge- gemeinsamer Besuch in Rabstein/ zur alten Heimat und der katholischen meinsamen Geschichte zu gedenken. Rabštejn und das gemeinsame Kirche steht Böhmisch Kamnitz seit Im 19. Jahrhundert wurde dort durch Gedenken am Mahnmal gegen den 1994 wieder am ersten September- den Unternehmer Franz Preidl die Faschismus an die zur Zwangsarbeit wochenende im Zeichen der Wallfahrt Industrialisierung der Stadt und der deportierten Menschen, besonders „Maria Pouť“. Der Gottesdienst in der Umgebung sehr erfolgreich begon- die durch die unmenschlichen berühmten Marienkapelle am Sonn- nen. Die von Franz Preidl gegründe- Bedingungen im Lager Gestorbenen. tag, dem 8. September, war gut ten Fabrikanlagen wurden während Die Studierenden haben Kerzen ent- besucht, Deutsche waren früher des Zweiten Weltkrieges enteignet zündet und Blumen niedergelegt. zahlreicher als heute, ein Tribut an und der Rüstungsfirma „Weserflug“ in Gemeinsam sind dann alle auf die die seit der Vertreibung vergangene Bremen übertragen. Etwa 4.000 andere Seite des Waldweges zu den Zeit. Berührend war die seit den Zwangsarbeiter aus 18 Ländern ha- Ruinen der Lagerbaracken, die ben dort unter unmenschlichen Be- Tschechen nach Kriegsende als dingungen ein über 4 km langes Tun- Folterkeller dienten, gegangen. Dort nelsystem in den Rabsteiner Felsen haben sie auf gleiche Weise der geschlagen und dort Teile von deutschen Gefangenen, Gefolterten Kampfflugzeugen produziert. Nach und Toten gedacht. dem Krieg wurde das Lager zu einem tschechischen Lager, in dem auch Prof. Dr. Helmut Schmidt nach tschechischen Aussagen mit Gestapo-Methoden gegen Deutsche vorgegangen wurde, über 90 Men- schen kamen dabei grausam zu To- Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt de. seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig- Wiederbelebt und völkerverbindend: Vor drei Jahren wurde im English nisse vor, die bezeugen, wo und wie Wallfahrtsmesse in der Marienkapel- College Prag von Alena Švejdová ein deutsch-tschechische Nachbarschaft le von Böhmisch Kamnitz. Projekt begonnen, das jährlich zu ganz konkret gelebt wird. 10 | Der Ackermann 4-2019
Kirche und Gesellschaft Kristýna Kopřivová in szentiert Viklickýs Werk „Der Ackermann“ als Oper Es war ein besonderer Höhepunkt in Rastatt. Zur 70-Jahrfeier der AG Freiburg kam die Kammeroper „Der Ackermann und der Tod“ von Emil Viklický zur Aufführung. Kristýna Kopřivová, die aus einer deutsch- tschechischen Familie stammt und seit vielen Jahren in der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde und in der Ackermann-Gemeinde selbst sehr aktiv ist, hatte dieses Werk als Studienabschlussarbeit an der Hochschule für Musik Karlsruhe inszeniert. Szene aus der Aufführung in Rastatt „Oráč a smrt“ heißt die Kammer- oper „Der Ackermann und der Tod“ im tschechischen Original, die im den Linden in Berlin erlebte das Werk im Verlauf des Gesprächs zu Jahr 2002 der eher im Modern Jazz seine Weltpremiere als Kammeroper zornigen, ungeduldigen Ausrufen beheimatete Komponist und Pianist im Januar 2003 in der Prager hinreißen. Er führt den Ackermann Emil Viklický geschaffen hat. Der am Staatsoper. Pařízek schrieb auch das durch die Geschichte und weist 23. November 1948 in Olmütz/ Libretto und führte damals Regie. darauf hin, dass jedes Lebewesen, Olomouc geborene Musiker studierte Viklický unterteilte das Libretto in egal wie mächtig und edel es auch ist, Komposition in Boston und erhielt vor zwei Akte mit zehn Szenen, wobei die sein Ende im Sterben finden muss. In allem für sein Jazz-Opus zahlreiche erste Hälfte durch ein Faschingsfest der aufgeführten Inszenierung steht Preise. Unter anderem stammt von dominiert wird. Die Oper wurde als dem Ackermann übrigens – auch ihm auch die Komposition „The Kammeroper für zwei Solisten – aufgrund der Tatsache, dass es in der Mystery of Man“ nach Texten von einen lyrischen Mezzosopran in der tschechischen Sprache „Smrt“ (die Václav Havel. Von 1991 bis 1995 war Figur des Todes und einen hohen Tod) heißt – eine wandelnde Tödin er Präsident der tschechischen Jazz dramatischen Tenor als Ackermann – gegenüber. Der Chor, den die Society. Neben Jazz komponiert er sowie den Chor gestaltet. Musikalisch Autoren den beiden Solisten zur Seite auch Filmmusik, Opern, sinfonische vermischen sich lyrische Melodien mit stellen, übernimmt neben anderen Werke sowie elektroakustische prägnanten Rhythmen, Jazz und Funktionen auch die Stimme der Musik. Volksmusik. sterbenden Frau des Ackermann, des Die Initiative für die Kammeroper Zentrale Aussagen aus der klagenden Ackermann und des sich ging vom Theaterregisseur, bekannten Dichtung finden sich auch verteidigenden Todes. Am Ende stellt Dramatiker und Schauspieler Dušan in der Kammeroper. Der Ackermann der Chor auch die das Urteil Robert Pařízek aus. Nach einer wird ambivalent dargestellt: als verkündende Stimme Gottes dar. Mit ersten konzertanten Aufführung im wütender Ankläger, der nach dem Chor sollten lebendige Bilder Juni 2002 an der Staatsoper Unter Gerechtigkeit fragt, und zudem als entstehen, die den Text symbolisch liebender Ehe- ergänzen. mann, der sich Kopřivová stellte in ihrer Einführung nach seiner Frau den Bezug zur Ackermann-Gemeinde sehnt, die Mensch- her und betonte: „Das Streitgespräch heit verteidigt, die zwischen dem Ackermann und dem Vorzüge der Ehe Tod fasziniert mich seit Jahren. Es lobt und auch reizt mich, die Mitwirkenden und das Philosophen wie Publikum die bereichernden Platon zitiert. Der Gedanken, die das Stück in sich birgt, Tod ist – als durch meine Inszenierung entdecken stolzer Verteidiger, zu lassen.“ Gut eineinhalb Stunden als ein „Instrument dauerte diese Aufführung Mit lang Studierende und Alumni der Hochschule für Musik Gottes“ von lyri- anhaltendem Beifall zollte das Karlsruhe brachten die Oper zur Aufführung. Ekaterina Mamysheva (4.v.l.) als Tod und Max Friedrich Schäffer schen Melodien Publikum die Leistung des Ensembles (3.v.r.) als Ackermann wurden nach der Aufführung mit geprägt. Doch und insbesondere der Regisseurin. Standing Ovations gefeier. (Fotos: ag) auch er lässt sich Markus Bauer Der Ackermann 4-2019 | 11
Sozialwerk Advents- „Gottes Wort“ markt Ein Sozialprojekt der Caritas wurde gefördert. (Foto: Caritas Červený Kostelec) Sozialwerk. Das Gymnasium der teiligte und behinderte Menschen in Benediktiner in Schäftlarn, südlich der Region Náchod, die inzwischen von München gelegen, hält immer 155 Mitarbeitern, die sonst keine Anfang Dezember einen Adventsba- Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten, sar ab. Direktor Wolfgang Sagmeis- eine Lebensperspektive bietet. Zur ter übermittelte dem Sozialwerk die Hauptaktivität der Werkstatt gehört freudige Nachricht, dass die Hälfte die Produktion eines bekannten der Einnahmen einem Projekt des Kräuter-Sirups mit eigener Bio-Marke. Sozialwerkes in Tschechien gewid- Die Arbeit der Caritas wird in Tsche- met wird. Der Erlös ging an die Cari- chien hoch geschätzt. Durch sie bietet tas im Bistum Königgrätz/Hradec sich der Kirche die Möglichkeit, mit Králové für ein in Rothkosteletz/Čer- den Menschen in Kontakt zu kommen vený Kostelec angesiedeltes beson- und zugleich ein christliches Zeugnis Sozialwerk. Texte zur Liturgie, Hin- deres Projekt: eine geschützte in der Welt zu geben. führungen und Erläuterungen zu Werkstatt für gesundheitlich benach- sw Schriftlesungen bei Eucharistiefeiern und Wort-Gottes-Feiern, Anregungen für Predigten und Fürbitten, Gestal- Nicht vergessen Verschickt tungsvorschläge für verschiedene Sozialwerk. Mitte November haben Sozialwerk. In sechs Tagen war es Gottesdienstmodelle. All das findet bedürftige Angehörige der deutschen geschafft! Fast 60.000 Karten haben sich im Werkbuch für Verkündigung Minderheit in Tschechien wieder vom die ehrenamtlichen Helferinnen und und Liturgie namens „Gottes Wort im Sozialwerk aus Mitteln der Bundesre- Helfer sortiert, in das Mäppchen ge- Kirchenjahr“. Das Sozialwerk versen- gierung die so genannten „50-Euro- legt und mit den Überweisungsträ- det diese dreimal jährlich erscheinen- Hilfen“ erhalten. 628 Personen konn- gern in Briefumschläge gesteckt. de Publikation seit Jahrzehnten an ten sich heuer über diese nicht nur Eine „Kartenaktion“ ohne ehrenamtli- interessierte Priester in Tschechien finanzielle, sondern vor allem ideelle che Unterstützung? Undenkbar! Ein und in der Slowakei. Derzeit sind es Hilfe freuen. Alle Empfänger sind älter herzliches „Vergelt’s Gott“ für dieses acht Abonnenten, die diese für sie als 71 Jahre, das heißt vor 1948 ge- Engagement! wichtigen Anregungen gerne in Emp- boren. Sie gehören somit der so ge- Trotz des großen Berges an Arbeit fang nehmen. „Diese Publikation ist nannten „Erlebnisgeneration“ an, die ist es immer eine fröhliche Runde, den Priestern eine wichtige Hilfe und in der Tschechoslowakei Benachteili- die aber dringend nach Verstärkung eröffnet ihnen neue Blicke auf die gung erlebte und jetzt von niedrigen sucht. Es wäre schön, fänden sich biblischen Texte“, erläutert SW- Renten leben muss. weitere Freiwillige aus dem Groß- Vositzender Msgr. Dieter Olbrich. In Gabriele Traurig betreut als Mitar- raum München. diesem Zusammenhang verweist er beiterin des Sozialwerkes diese Akti- Das Kartenmäppchen setzt seinen auf die Wichtigkeit der vom Sozial- on, die mit Unterstützung des Büros inhaltlichen Schwerpunkt diesmal auf werk alljährlich angebotenen der Sdružení Ackermann-Gemeinde das Thema „Dialog“ und die damit Deutschkurse für tschechische und in Prag durchgeführt wird. Sie kann verbundenen Förderungen in Tsche- slowakische Priester in Vierzehnheili- von zahlreichen und herzlichen Dank- chien und der Slowakei. gen und Bamberg sowie an der Uni- briefen berichteten, die sie von den Der SW-Vorsitzende Msgr. Dieter versität Heidelberg. „Dort können sie Empfängern erhält und die die Be- Olbrich hofft nun auf ein gutes Spen- die notwendigen Sprachkenntnisse deutung dieser Hilfen zeigen. „Es ist denergebnis. „Denn der Erlös der erwerben, die den Zugang zu ein schönes Zeichen von Gemein- Kartenaktion bildet den finanziellen deutschsprachiger theologischer Lite- samkeit und deutsch-verbundener Grundstock der Jahresarbeit des ratur ermöglichen“, ergänzt Olbrich. Solidarität“ schreibt beispielsweise Sozialwerks“, erklärt Olbrich, der sw Helfrid V. aus Grottau/ Hrádek nad allen Spenderinnen und Spendern Nisou. sw herzlich dankt. sw 12 | Der Ackermann 4-2019
Junge Aktion Demokratie braucht Demo- kraten (Foto: wikipedia, CC –SA-3.0) Gemeinsames Projekt Zwischen Europa und Asien (Foto: V. Lange) mit der Aktion West-Ost JA lädt zum 70. ein Junge Aktion. Vor der Jahresta- Junge Aktion. Am 12. August Es herrschte bei diesen eine Neugier- gung der Ackermann-Gemeinde in machten sich 36 junge Menschen aus de. Sie wollten mehr über die Her- Regensburg im August 1950 kamen Deutschland, Tschechien, Polen und kunft und Pläne der Gruppe sowie Jugendliche und junge Erwachsene Russland auf den Weg nach Moskau, über das Projekt erfahren. Die Ge- aus den verschiedenen Diözesen auf um sich dort zum internationalen Pro- sprächspartner waren nett und kon- Schloss Wörth an der Donau zusam- jekt „Russia on Rails“ zu treffen. Es taktfreudig. Auch wenn nicht alle aus men. Dieses Treffen vor bald 70 Jah- war ein riesiges Projekt, denn der der Gruppe Russisch konnten, klapp- ren gilt als Gründung der Jungen Akti- Plan war, dass alle zusammen mit te die Kommunikation aber zumindest on. dem Zug auf der Transsibirischen mit Händen und Füßen oder auf einer Im kommenden Jahr will die Junge Magistrale von Moskau nach Ulan- Art panslavischer Sprache. Im Zug Aktion am Gründonnerstag, den Ude in der Nähe des Baikalsees fah- gab es auch einen Workshop in klei- 9. April, an diesen historischen Ort ren, viele Städte besuchen, viele nen Gruppen, wo viel über Demokra- zurückkehren, um das 70. Jubiläum Menschen treffen und viel über die tie in Russland, Polen, Tschechien zu begehen und in die Zukunft zu Geschichte und Kultur in Russland und Deutschland diskutiert wurde. schauen. Dazu sind alle aktiven und erfahren. Es war eine riesige Reise durch ein ehemaligen, junge und junggebliebe- Die ersten zwei Tage verbrachte die wunderschönes Land, das sehr viel- ne JAlerinnen und JAler, Plasto- Gruppe in Moskau. Am Dienstagvor- fältig ist. Diese machte möglich, das Kinder und alle Freundinnen und mittag wurden in der Gruppe die Ziele großstädtische Leben in Moskau zu Freunde der Jungen Aktion eingela- des Projekt festgelegt und die Erwar- erleben und es mit dem Leben auf den. Eine Einladung folgt in Heft 1- tungen formuliert. Besondere Freude der kleinen Insel Olkhon oder in ei- 2020. Der Termin zum Vormerken: und Neugirede herrschte im Bezug nem Dorf in Sibirien zu vergleichen. Donnerstag, 9. April 2020, 14:00 Uhr, auf die Transsibirische Eisenbahn, Es gab Begegnungen mit verschiede- Schloss Wörth in Wörth an der Do- von der sich alle ein Abenteuer ver- ne Religionen und Nationen und sehr nau, Ende gegen 17:00 Uhr. sprachen. Doch vor dem Aufbruch inspirierende Treffen mit unterschied- ja durfte ein Besuch der Highlights von lichen Menschen. Das Erlebnis der Moskau, wie des Roten Platzes oder Gastfreundlichkeit und die 5.000 km der Basilius-Kathedrale, nicht fehlen. lange Zugstrecke sowie die neuen Die Junge Aktion dankt herzlich Im weiteren Verlauf der Reise be- Erkenntnisse über Land, Geschichte der Stiftung Ackermann-Gemeinde suchte die internationale Gruppe und Kultur bleiben unvergesslich. Für Stuttgart für die Unterstützung Städte wie Perm, Jekaterinburg, Kras- die Autorin war dies „die Reise mei- der Jugendarbeit! nojarsk und schließlich Baikalsk am nes Lebens.“ Baikalsee. Dabei kamen sie auch mit Marie-Anna Sedlinksá vielen Einheimischen ins Gespräch. Neuer Bundesvorstand tagte Junge Aktion. Nach einem halben Jahr kamen die Mitglieder des Bundesvorstandes der JA erneut zu einer Sitzung zusammen, diesmal aber in neuer Besetzung. Im Juli wurde nämlich ein neuer Vorstand gewählt und traf sich jetzt zum ersten Mal, um zu besprechen, wie die JA geführt werden soll. Die Sitzung fand vom 8. bis 10. November in der Jugendherberge in Regensburg statt. Die Mitglieder reflektierten die Begegnungen im Sommer und einigten sich darauf, die Fotos in der „Fotoecke für Europa“ zu einem Plakat zu verarbeiten. Das kommende Jahr und das 70. Jubiläum wurden geplant. Die JA lädt alle ein, das Jubiläum am 9. April 2020 mitzufeiern. Petr Veselý Gruppenfoto in Regensburg (Foto: ja) Der Ackermann 4-2019 | 13
Aktuelles Palsa verabschiedet Wechsel bei SAG: Ostrčilík folgt Engelhardt Die Sdružení Ackermann-Gemeinde (SAG) hat einen neuen Ge- schäftsführer. Jaroslav Ostrčilík hat diese Aufgabe Ende November von Eva Engelhardt übernommen. Ostrčilík ist in der deutsch-tsche- chischen Nachbarschaft kein Unbe- kannter. Er initiierte den Brünner Ver- söhnungsmarsch und ist ein gefragter Lothar Palsa (l.) mit Kollegin Kamila Referent. Zuletzt wirkte er auch in Novotná im Diözesanbüro (Foto: ag) einem Arbeitskreis bei den J. Ostrčilík und Begegnungstagen in Landshut mit. E. Engelhardt (Foto: sag) Zum 1. November wurde Lothar Engelhardt war seit 1. März 2015 Palsa als Diözesangeschäftsführer SAG-Geschäftsführerin. AG-Bundes- die Prägung durch die JA und AG der Ackermann-Gemeinde im Erzbis- geschäftsführer Matthias Dörr dankte etwas bedeutet und so lag und liegt tum München und Freising verab- ihr für die Mitarbeit in den vergan- Dir auch die SAG sehr am Herzen.“ schiedet. Seit 1993 hatte er diese genen Jahren. „Die SAG hat mit Dir Engelhardt machte deutlich, dass sie Aufgabe inne. In ihrem Dank hob die eine gute Entwicklung genommen, weiter mit der AG verbunden bleiben Diözesanvorsitzende Anita Langer auf der Dein Nachfolger aufbauen wird und kündigte ihre erneute hervor, dass die Mitglieder des Füh- kann. Auch hast Du die Arbeit in der Teilnahme am Rohrer Sommer an. rungskreises von Palsas Kenntnissen deutschen Ackermann-Gemeinde be- ag in böhmischer Literatur und Musik, reichert. Bei Dir spüre ich, dass Dir aber auch von seinen Kontakten im- mer wieder profitiert und gerne seine Ideen aufgenommen haben. Auch Generalkonsulin zu Besuch nach dem Eintritt in die Rente bleibt Kristina Larischová, tschechische Palsa, der seit 1983 für die AG tätig Generalkonsulin in München, besuch- ist, weiter aktiv und wird die Buchhal- te Mitte November den langjährigen tung des Bundesverbandes unterstüt- AG-Generalsekretär Franz Olbert. In zen. dem über einstündigen, herzlichen Seit 1. Dezember 2019 ist Claudia Austausch ging es bei Kaffee und Kern (Vorstellung folgt) neu als Ge- Kuchen neben Erinnerungen an ge- schäftsführerin tätig und wird gemein- meinsame Aktivitäten auch um die sam mit Kamila Novotná die Geschi- aktuellen Entwicklungen in Bayern cke im Büro der AG München leiten. F. Olbert und K. Larischová. und in der deutsch-tschechischen ag (Foto: ag) Nachbarschaft. ag Dank an Herwig Steinitz In Sachen Ackermann-Gemeinde war Herwig Steinitz (l., Foto: ag) ein „Spätzünder“. Erst 1994 wurde er Mitglied. Doch schnell machte er sich einen Namen und wurde als „Quereinsteiger“ für seine frischen Gedanken ge- schätzt. Seit 2001 gehörte er dem Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde an und 2004 stieg er zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden auf. Bei der Hauptversammlung in Würzburg ehrte der Bundesvorsitzende Martin Kastler (r.) Steinitz mit der Goldenen Ehrennadel der Ackermann-Gemeinde. Der 78- Jährige hatte aus Altersgründen nicht erneut für den Bundesvorstand kandi- diert. Kastler hob das theologische und historische Wissen sowie den Blick auf aktuelle gesellschaftliche, politische und kirchliche Entwicklungen hervor. Damit habe Steinitz die Diskussionen im Bundesvorstand stark bereichert. „Zugleich hat er mit seiner vermittelnden Art und seinem Ringen um Kompro- misse zu dem freundschaftlichen und konstruktiven Arbeitsklima im Bundesvorstand beigetragen“, dankte Kastler dem Ge- ehrten. Steinitz vertrat zudem über Jahre die Ackermann-Gemeinde in der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Vertriebe- nenverbände (AKVO) und wurde 2012 deren Bundessprecher. Bis zu seinem Ausscheiden 2018 gestaltete er in dieser Funktion die Weiterentwicklung der Vertriebenenseelsorge maßgeblich mit. Auch bei der AG im Bistum Limburg war Steinitz aktiv. Hier will er sich auch nach seinem Rückzug von der Bundesebene weiter einbringen. ag 14 | Der Ackermann 4-2019
Aktuelles Die AG lebt vom Mitmachen Kurzmeldungen „Das ehrenamtliche Engagement hat sich über die bisherigen Formen der Post aus Landshut eine große Bedeutung für den gesell- Übernahme von Funktionen projekt- Oberbürgermeister Alexander Putz schaftlichen Zusammenhalt,“ würdigt bezogen ehrenamtlich in der Acker- drückte in einem Schreiben an die das Bundesinnenministerium die mann-Gemeinde beteiligen möchten. Ackermann-Gemeinde seinen Dank mehr als 30 Millionen Menschen, die Neben frei formulierten Angaben wa- für die Deutsch-tschechischen Begeg- sich aktuell in Deutschland freiwillig ren konkrete Aufgaben benannt, für nungstage aus: „30 Jahre nach dem und unentgeltlich engagieren. deren Umsetzung zum aktuellen Zeit- Fall des Eisernen Vorhangs empfand Auch ein gemeinnütziger Verband punkt Unterstützung benötigt wird. ich es als richtiges und wichtiges Sig- wie die Ackermann-Gemeinde lebt An dieser Stelle sei allen ein herzli- nal, die vielen, über Jahrhunderte neben der Arbeit der wenigen Haupt- cher Dank ausgesprochen, die sich gewachsenen Gemeinsamkeiten und amtlichen zu großen Teilen von der bis jetzt an der Aktion beteiligt haben. Verbindungen zwischen Böhmen und Mitarbeit seiner ehrenamtlichen Mit- Einige Projekte konnten dank Ihrer Bayern in den Blickpunkt der Öffent- glieder. Jede freiwillige Beteiligung Mithilfe bereits erfolgreich umgesetzt lichkeit zu rücken.“ Dies sei „auf be- trägt zum Gelingen und zur Vielfalt werden. Auch weiterhin ist Ihre Unter- eindruckende Weise“ gelungen. „Für der Gemeinschaft bei und unterstützt stützung herzlich willkommen: Viel- Landshut war es eine Auszeichnung, die Arbeit auf diözesaner-, überdiöze- leicht besitzen auch Sie Fertigkeiten als Gastgeberstadt für die Begeg- saner und deutsch-tschechischer oder Talente, mit denen Sie sich in nungstage ausgewählt worden zu Ebene. Zudem ermöglicht das Enga- der Ackermann-Gemeinde in den sein“, so der Oberbürgermeister. ag gement Einzelner den Fortbestand Bereichen Administration, Logistik der Arbeit der Ackermann-Gemeinde. oder kreative Gestaltung einbringen Päpstlicher Orden für Matern Insbesondere in Zeiten, in denen möchten? Wir freuen uns auf Ihre Dr. Norbert Matern, Journalist und staatliche wie kirchliche Fördermittel Ideen und Vorschläge! ehemaliger Vorsitzender des Katholi- knapper werden, wird die Beteiligung Johanna Bromm schen Flüchtlingsrates in Deutsch- durch ehrenamtliche Mitglieder zu- land, wurde mit dem Orden des Heili- nehmend wertvoller und verdient gro- gen Papstes Silvester in der Katego- ße Wertschätzung. rie Ritter ausgezeichnet. Die Verlei- Die AG nahm daher die diesjährigen hung fand im Rahmen eines Festak- deutsch-tschechischen Begegnungs- tes durch Kardinal Reinhard Marx im tage in Landshut zum Anlass, einen November in München statt. ag Aufruf zur stärkeren ehrenamtlichen Beteiligung zu starten. Auf einem Vor- Trauer um Nikolaus Lobkowicz druck konnten alle Angaben dazu Am 19. September ist Nikolaus Lob- machen, ob und in welcher Form sie Austausch kowicz im Alter von 88 Jahren ver- storben. Der 1931 in Prag geborene AG-Newsletter startet Zweimal im Jahr lädt Msgr. Olbrich in Sprössling des alten böhmischen seiner Funktion als Präses für die Fürstenhauses studierte Philosophie In der Woche vor Weihnachten startet Seelsorge an den Sudetendeutschen und war mit der Ludwig-Maximilians- der neue AG-Newsletter. Dieser bietet zu einem Koordinierungstreffen ein Universität München und der Katholi- per Mail auch zwischen den vier Aus- (Foto: ag). Hierbei tauschen sich Ver- schen Universität Eichstätt eng ver- gaben der Zeitschrift „Der Acker- treter der Sudetendeutschen Lands- bunden, denen er als Präsident vor- mann“ Neuigkeiten aus der Acker- mannschaft (SL), der Ackermann- stand. In der Ackermann-Gemeinde mann-Gemeinde und der deutsch- Gemeinde (AG) und des Sudeten- trat Lobkowicz als Redner auf. ag tschechischen Nachbarschaft. Zu- deutschen Priesterwerkes (SPW) nächst ist der Versand von etwa 10 über die aktuellen pastoralen Heraus- Newslettern im Jahr geplant. forderungen und Aktivitäten aus. Ol- Mitglieder und Freunde, von denen brich zeigte sich zufrieden: „Der Glau- in der Bundesgeschäftsstelle eine be spielt bei den großen Begegnun- Mailadresse vorliegt, wurden mit einer gen unvermindert eine zentrale Rol- Rundmail eingeladen, sich zum le“. Adriana Insel und Matthias Dörr Newsletter anzumelden. Zur Anmel- nahmen im November für die AG, dung gelangen Sie auch über unsere Andreas Miksch und Anna Knechtel Seite www.ackermann-gemeinde.de. für die SL und Pfr. Mathias Kotonski Am ersten Advent begann in Frank- Eine Abmeldung ist selbstverständlich für das SPW teil. „Der regelmäßige furt am Main der auf zwei Jahre ange- jederzeit möglich. Zudem sind die Austausch ist für mich wichtig“, be- legte Synodale Weg in der Kirche Deutschlands. Das Logo, ein Kreuz Vorgaben des Datenschutzes ge- kräftigte Olbrich und dankte den Insti- als Wegweiser, steht dabei für Auf- währleistet. ag tutionen für ihre Beiträge. ag bruch, Erneuerung und Orientierung. Der Ackermann 4-2019 | 15
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