Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde

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Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Der Ackermann

                                                                       B 20027 F
              Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde
             70. Jahrgang | München                    2019 | Heft 4

Wahrheit und Liebe

Versöhnt:          Mobilisiert:               Aufgeführt:
Deutsche           Tschechische               Ackermann
Minderheit         Gesellschaft               als Oper
> Seite 3          > Seite 6                  > Seite 11

                  www.ackermann-gemeinde.de
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Inhalt

Liebe Leserinnen und
Leser des Ackermanns,                                       In dieser Ausgabe:
  das diesjährige Weih-                                      3      Deutsche Minderheit nach 1989
nachtskartenmotiv des
Sozialwerks zeigt uns                                        5      Neuer Bundesvorstand
die sogenannten drei
Könige. Drei Männer                                          6      Zur Diskussion: Bürgerengagement
verschiedener Herkunft
und verschiedenen Al-                                        8      Standpunkte: Hoffnungen von 1989
ters finden sich vor der
Krippe ein. Doch was                                        10      Ort der Begegnung: Böhm. Kamnitz
führt diese Fremden zur
Krippe? Im Matthäus-                                        11      „Der Ackermann“ als Oper
evangelium fragen sie in Weihnachtsmotiv der Kar-
Jerusalem: Wo ist der tenaktion des Sozialwerks.            12      Sozialwerk
neugeborene König der
Juden?                                                      13      Junge Aktion
  Und dann: Wir sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Durch ihre Sterndeuterkunst haben sie von der Geburt        14      Aktuelles
des Messias erfahren. Ihre Sehnsucht ist hierdurch ge-
weckt, und so folgen Sie ihrer Sehnsucht bis zur Krippe     16      Literatur
nach Betlehem.
  Die Sehnsucht der Sterndeuter soll auch uns stets von     19      Aus unserer Gemeinschaft
neuem inspirieren. Auch wir sollen auf die Liebe des Kin-
des von Betlehem Antwort geben. Gleich den Sterndeu-        26      Familiennachrichten
tern gilt auch uns der Ruf: Kommt lasset uns anbeten,
den König, den Herrn.                                       28      Termine
  Ich wünsche Ihnen gesegnete Advents- und Weih-
nachtstage

Kaplan Markus Ruhs, Chemnitz
                                                                 Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann-
Mitglied im Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde                Gemeinde München, 70. Jahrgang, Heft 4-2019;
                                                                 Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V.
                                                                 Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D.
                                                                 Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del
                                                                 Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber.

                                                                 Heßstraße 24, 80799 München,
 Wir wünschen Ihnen ein frohes und gnadenreiches                 Postfach 340161, 80098 München;
       Weihnachtsfest und für das Neue Jahr                      Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40;
  Gesundheit, Freude und Gottes reichen Segen!                   E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de;
                                                                 Internet: www.ackermann-gemeinde.de;
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   Der Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde                     Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.:
                                                                           IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00;
                                                                 Stiftung Ackermann-Gemeinde:
                                                                           IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09.

                                                                 Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt
Titelbild:                                                       der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs-
Kerzen in der Nationalstraße/Národní in Prag zur Erinne-         preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.
rung an den 30. Jahrestag der Samtenen Revolution.
                                                                 Erscheinungsweise: 4 x im Jahr.
Aufschrift: „Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lü-
                                                                 Redaktionsschluss für Heft 1-2020: 28.02.2020
gen und Hass!“ (Foto: P. Dr. Martin Leitgöb)                                                                 Beilage

 2 | Der Ackermann 4-2019
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht

Auftritt der Kindergruppe der
Gemeinschaft schlesisch-
deutscher Freunde im Hultschi-
ner Ländchen. (Foto: Landes-
Echo/Manuel Rommel)

                                         Zerreißprobe
          Nach der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei
              drohte eine Spaltung der deutschen Minderheit
Das Jahr 1989 war auch für die            Frieden“, die die „Verbliebenen für     Piverka (1931-2015) sitzt im National-
deutsche Minderheit im heutigen           den Sozialismus gewinnen“ sollte,       rat der Tschechoslowakei.
Tschechien ein Wendepunkt. Poli-          erinnerte sich später Fritz Schalek       Der KV, der schnell 5 000 Mitglieder
tische Konflikte, die im Zuge der         (1913–2006), einer der ersten Redak-    hat, wird, etwa in der DDR, argwöh-
„Normalisierung“ Anfang der Sieb-         teure.                                  nisch beäugt. In internen Schreiben
zigerjahre eskaliert waren, brachen         Nach der Ablösung von KPČ-Chef        wird Schalek als „Rädelsführer“ und
erneut auf. Die Minderheit drohte         Antonín Nowotný durch Alexander         „Rechter“ bezeichnet. Die Volkszei-
auseinanderzubrechen.                     Dubček stellt sich die „Prager Volks-   tung sei unter seiner Leitung ein
  Rund drei Millionen deutschsprachi-     zeitung“, wie „Aufbau und Frieden“      „Zentrum antisozialistischer Bestre-
ge Bewohner wurden nach dem               inzwischen heißt, auf die Seite der     bungen“ geworden. Die nach dem
Zweiten Weltkrieg aus der Tschecho-       Reformer. Schalek wird 1968 Chefre-     Ende des Prager Frühlings eintreten-
slowakei vertrieben. Etwa 200 000         dakteur. Im Reformjahr werden die       de „Normalisierung“ hat für einige
konnten bleiben. Die Beneš-Dekrete        Deutschen als nationale Minderheit      Aktivisten schwerwiegende Folgen:
sprachen ihnen die Staatsbürger-          anerkannt.       Journalisten     der   Schalek wird aus dem KV geworfen,
schaft ab, anders als die übrigen Min-    „Volkszeitung“ bereiten die Gründung    als Chefredakteur der Volkszeitung
derheiten – Ungarn oder Polen etwa        eines Verbandes vor. Doch im August     entlassen und aus der Kommunisti-
– durften sie keinen Verband grün-        1968 marschieren sowjetische Trup-      schen Partei entfernt. Piverka verliert
den. Nach mehreren Ausreisewellen         pen in Prag ein. Mit der Niederschla-   außer seinem Posten im KV-Vorstand
fühlte sich die Kommunistische Partei     gung des Prager Frühlings ist der       und seiner Arbeit als Redakteur der
genötigt, ihre Politik gegenüber der      Aufschwung für die deutsche Minder-     Volkszeitung auch sein Nationalrats-
deutschen Minderheit zu ändern. Die       heit jedoch nicht beendet. 1969 grün-   mandat. Betonköpfe übernehmen im
Staatsbürgerschaft wurde den Deut-        det sich der „Kulturverband (KV)“.      KV das Ruder.
schen wieder zuerkannt. 1951 grün-        Schalek wird in den Vorstand ge-
dete sich die Zeitung „Aufbau und         wählt,    Vorstandsmitglied    Walter   > Seite 4

                                                                                         Der Ackermann 4-2019 |        3
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht

> von Seite 3                               Im Januar 1990 treffen sich die Re-
                                          former um Schalek und Piverka er-
Neuanfang mit Hindernissen                neut mit Vertretern des KV. Mit kon-
   Im Herbst 1989 kommt es in den         kreten Forderungen: Wahl einer neu-
Ländern des Ostblocks immer häufi-        en Führung und Rehabilitierung der
ger zu Demonstrationen gegen die          1970 Ausgeschlossenen. Das lehnen          Das
kommunistischen Regime – auch in          die Funktionäre ab. Erst kurz darauf,    „Landes
Prag. In der Tschechoslowakei sam-        im Februar, lenkt der Verband ein:        Echo“.
                                                                                   Die Zeit-
meln sich die Reformkräfte im Bürger-     „Der Zentralausschuss rehabilitiert
                                                                                    schrift
forum, in dem sich eine Minderheiten-     alle Funktionäre und Mitglieder des      der Min-
kommission mit einer Sektion für die      Verbandes, die in den Jahren              derheit
Deutschen bildet – Walter Piverka ist     1969/70 aufgrund ihres politischen        heute.
einer der Akteure. Er trifft sich mit     Verhaltens geschädigt und verfolgt
zwei anderen der 1970 ausgeschlos-        wurden.“ Ihnen wird auch die Auf-        ein Dachverband für die regionalen
senen Gründungsmitglieder des KV,         rechterhaltung der Mitgliedschaft und    Verbände werden soll – auch für den
Fritz Schalek und Arnold Keilberth,       die weitere Mitarbeit angeboten.         KV. Doch: „Die verantwortlichen Gre-
„um zu beraten, was getan werden            Doch die einst Geschassten gehen       mien“, heißt es in einer Verbandspub-
kann, ja muss, damit dieser Umbruch       längst eigene Wege, planen eine          likation, „konnten sich unter den ge-
auch für die deutsche Minderheit im       neue Organisation: Der „Verband der      gebenen Bedingungen nicht zu ei-
Lande einen Neubeginn darstellt“,         Deutschen in der Tschechoslowa-          nem Beitritt entschließen.“ Erst im
erinnerte sich Piverka später. „Fritz     kei“ (VdD) wird im April vom Innenmi-    Laufe der darauffolgenden Jahre
Schalek vertrat die Ansicht, dass – so    nisterium registriert. Die „Prager       kommt es zu einer Annäherung. 1997
wie im Jahre 1968, während des Pra-       Volkszeitung“ scheint für neue Ideen     vereinbaren LV und KV: „Beide Orga-
ger Frühlings – die Redaktion             nicht zugänglich. Deshalb werden         nisationen unterlassen ab sofort ge-
der ,Prager Volkszeitung´ aktiv wer-      Flugblätter gedruckt. Im Sommer ent-     genseitige schriftliche wie auch
den müsse, um die Wende zu unter-         steht die „Deutsche Zeitung“. Nach       mündliche Ausfälle.“
stützen. Er nahm sich vor, als ehema-     zehn Ausgaben muss sie schon wie-           Die LV baut einen Jugendverband
liger Chefredakteur in die Redaktion      der eingestellt werden. Innerhalb des    auf. Im KV gelingt es nicht, eine
zu gehen und die Redakteure dazu          im Aufbau befindlichen VdD bildet        Nachwuchsarbeit zu organisieren.
aufzurufen.“ Im Dezember besucht          sich eine Gruppe, die Verbindungen       2005 wird die „Prager Volkszeitung“,
Schalek spontan die Redaktion und         zum KV aufnimmt und sich „Verband        aus der der KV 1969 hervorgegangen
weist darauf hin, dass es mit der füh-    der Deutschen – Kulturverband“           war, wegen finanzieller Probleme
renden Rolle der Kommunistischen          nennt. Die drohende Spaltung wird        eingestellt. Die LV gibt heute mit dem
Partei vorbei sei und man über eine       jedoch verhindert. Der VdD gründet       „Landesecho“ eine eigene Wochen-
Reform im KV nachdenken müsse.            sich im August offiziell in Prag. Im     zeitung heraus, der KV ein „Info-
Die Redakteure praktizierten jedoch       südböhmischen          Budweis/České     Blatt“. Jeweils ein Vertreter von KV
business as usual.                        Budějovice wird ein erstes Begeg-        und LV sitzt im Rat der Minderheiten,
                                          nungszentrum aufgebaut. Im Herbst        der die tschechische Regierung be-
                                          gründet der VdD einen Dienstleis-        rät. Freilich betrachten sich immer
                                          tungsbetrieb, der nicht nur Bauarbei-    weniger Einwohner Tschechiens als
                                          ten aller Art ausführen, sondern auch    Deutsche: Bei der jüngsten Volkszäh-
                                          eine Zeitung herausgeben will. Der       lung 2011 waren es rund 19 000,
                                          neue Verband bekommt immer mehr          während es zehn Jahre zuvor noch
                                          Zulauf, 1991 eröffnet er eine            etwa doppelt so viele waren. Die LV
                                          „Grundschule         der      deutsch-   beziffert ihre Mitglieder auf 7.000, der
                                          tschechischen      Verständigung“   in   KV gibt 900 an. Die einst verhärteten
                                          Prag.                                    Fronten sind inzwischen aufgeweicht:
                                            In weiteren Regionen entstehen         2016 unterzeichneten beide Verbän-
                                          neue Verbände der Minderheit. Der        de eine Kooperationsvereinbarung.
Fritz Schalek (r.) in der Redaktion der   KV erhält seine vor 1989 existieren-
 1951 gegründeten deutschsprachi-
                                          den „Grundorganisationen“ aufrecht,                                  Ralf Pasch
 gen Zeitung „Aufbau und Frieden.“
  Er war ein Aktivist der deutschen       was in einigen Gegenden dazu führt,
      Minderheit, der 1970 wegen          dass KV-Gruppen neben den neuen          Der Beitrag erschien zuerst in der
„antisozialistischer Umtriebe“ in Un-     bestehen. 1992 gründet sich in Rei-      Kulturkorrespondenz östliches Euro-
 gnade fiel. Nach 1989 war er erneut      chenberg/Liberec die Landesver-          pa, die vom Deutschen Kulturforum
   politisch in der Minderheit aktiv.     sammlung (LV) der Deutschen in           östliches Europa in Potsdam heraus-
(Foto: Nachlass Fritz Schalek, Colle-     Böhmen, Mähren und Schlesien, die        gegeben wird.
 gium Bohemicum, Ústí nad Labem)

 4 | Der Ackermann 4-2019
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Aus dem Bundesvorstand

  Gut aufgestellt
      für die
kommenden Jahre
Die Ackermann-Gemeinde hat die
Weichen für die kommenden drei Jah-
re gestellt. Mitte Oktober kam sie zu
ihrer Hauptversammlung in Würzburg
zusammen. Die Delegierten wählten
einstimmig den früheren Europaabge-
ordneten Martin Kastler zum Bundes-
vorsitzenden. Dieses Amt hat Kastler,
der aus Mittelfranken stammt und in
Prag arbeitet, seit 2010 inne. Ebenso
im Amt bestätigt wurde Msgr. Dieter
Olbrich aus München als Geistlicher
Beirat. Dr. Marie Bode aus Münster
und Adriana Insel aus München als
                                         Der AG-Bundesvorstand 2019-2022 (v.l.): Kaplan Ruhs, M. Dörr, Pfr. Bohaboj, S.
Stellvertreterinnen und Martin Panten    Kocher, M. Panten, K. Heinz, A. Insel, S. Uhlich, M. Kastler, Ch. Lippert, Dr. Bo-
aus Parkstetten als Stellvertreter       de, Ch. Mauerer, M. Heerdegen, R. Karlitschek. Nicht auf dem Bild: St. Kocher,
komplettieren die Bundesführung.         Prof. Krause, Msgr. Olbrich (Foto: ag)
Herwig Steinitz hatte nicht mehr als
Stellvertreter kandidiert (s. S. 14).    Melcher wies in seinem Beitrag auf         freizeit für die Jüngsten und die Ver-
Ebenfalls aus dem Bundesvorstand         das Jubiläum „70 Jahre Junge Aktion“       leihung des Europäischen Bürgerprei-
ausgeschieden sind Hans-Joachim          im kommenden Jahr hin und lud              ses an die Junge Aktion. Im kirchli-
Eisert und Benjamin Lekscha.             hierzu alle früheren und heutigen          chen Bereich war die Ackermann-
  Der Vorsitzende der tschechischen      Mitglieder ein (s. S. 13).                 Gemeinde ebenfalls im Jahr 2018 mit
Sdružení         Ackermann-Gemeinde        Über die Arbeit auf Bundesebene in       einigen Veranstaltungen und einem
(SAG) Daniel Herman erinnerte in sei-    den vergangenen drei Jahren berich-        gut frequentierten Stand beim Katholi-
nem Grußwort an die historischen         tete Bundesvorsitzender Kastler. Im        kentag in Münster präsent, im Vorfeld
Verdienste der Ackermann-Gemeinde        Herbst 2016 fand die 70-Jahr-Feier         der Europawahl bot die Ackermann-
und zeigte sich dankbar, als SAG-        der Ackermann-Gemeinde in Nürn-            Gemeinde Anfang Mai 2019 eine Eu-
Vorsitzender gemeinsam mit der AG        berg statt. Die Jahre 2017 und 2018        ropawallfahrt nach Mariazell an. Noch
wirken zu können. Der Bundes-            waren von der Jugend geprägt: 20           gut in Erinnerung waren allen Dele-
sprecher der Jungen Aktion Matthias      Jahre „Plasto Fantasto“, die Ferien-       gierten die deutsch-tschechischen
                                                                                    Begegnungstage Anfang August in
Bundesführung der Ackermann-Gemeinde                                                Landshut, wo die Bayerisch-Böhmi-
Martin Kastler, Bundesvorsitzender (Schwabach/Bistum Eichstätt, Prag)               sche Kulturnacht ein unvergessliches
Msgr. Dieter Olbrich, Geistlicher Beirat (München/Erzbistum München)                Highlight war. Neben diesen Höhe-
Dr. Marie Bode, stellv. Bundesvorsitzende (Münster/Bistum Münster)                  punkten ging er auf das Angebot für
Adriana Insel, stellv. Bundesvorsitzende (München/Erzbistum München)                alle Generationen in Erlebniskreisen,
Martin Panten, stellv. Bundesvorsitzender (Parkstetten/Bistum Regensburg)           die Brünner Symposien, Ausstellun-
Matthias Dörr, Bundesgeschäftsführer (München/Erzbistum München)                    gen, Publikationen und die Zusam-
weitere Mitglieder im Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde                         menarbeit mit der SAG ein.
Pfr. Heinrich Bohaboj (Chemnitz/Bistum Dresden-Meißen)                                „Die     Arbeit   der    Ackermann-
Klemens Heinz (Vorsitzender AG e.V.; Bad Grönenbach/Bistum Augsburg)                Gemeinde ist vor allem durch das
Manfred Heerdegen (Kempten/Bistum Augsburg)                                         Miteinander von Deutschen und
Rainer Karlitschek (München/Erzbistum München)                                      Tschechen und vom Engagement für
Sophia Kocher (Junge Aktion; Höchberg/Bistum Würzburg)                              Europa geprägt“, fasste Kastler
Stephanie Kocher (Gauting/Erzbistum München)                                        zusammen. Aber auch die Aspekte
Prof. Dr. Barbara Krause (Aachen/Bistum Aachen)                                     „Glauben leben“ und „Gemeinschaft
Christoph Lippert (Herzogenaurach/Erzbistum Bamberg)                                erleben“ seien wichtig und sinn-
Christoph Mauerer (Junge Aktion, Neunkirchen/Bistum Regensburg, Prag)               stiftend. Zugleich gab das Treffen in
Kaplan Markus Ruhs (Chemnitz/Bistum Dresden-Meißen)                                 Würzburg wichtige Impulse für die
Sandra Uhlich (Freiburg/Erzbistum Freiburg)                                         kommenden Jahre.                   ag

                                                                                            Der Ackermann 4- 2019 |      5
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

                       Jeder kann sich einbringen

                                                                                 Am 16. November 2019 folgten zum zwei-
                                                                                ten Mal in diesem Jahr rund 250.000 Men-
                                                                                 schen dem Aufruf zur Demonstration auf
                                                                                      der Letná. (Foto: Dr. Libor Rouček)

„Mir geht es bis zum letzten Moment   im August 2019 mit dem Theo-                 Auf der Letná haben Sie gesagt: "Es
vor der Veranstaltung gut. Aber       logiestudenten Roll ein Interview,           geht nicht nur um eine Verteidigung
wenn ich dann vor so vielen Leuten    welches gekürzt hier abgedruckt              der Demokratie und des Rechts-
auf die Bühne trete, bekomme ich      ist.                                         staats, es ist auch ein Aufwachen der
ein bisschen Lampenfieber. Ich                                                     Bürgergesellschaft." Was verstehen
beruhige mich erst, wenn ich          Wie bewerten Sie die Demonstration           Sie darunter?
meine Stimme aus dem Mikrofon         mit etwas zeitlichem Abstand?                   Die Demonstration auf der Letná
höre. Ich dachte, es wird sich mit      Ich habe vor allem das gute Gefühl,        war der Höhepunkt einiger Monate
weiteren Auftritten ändern, aber es   dass Menschen in solchen Zahlen              des Entwickelns und der Ausweitung
ist immer das Gleiche“, sagt der 24   aufhören, schüchtern zu sein, und            der verschiedenen Aktivitäten von
-jährige Benjamin Roll, Vizepräsi-    beginnen, ihre Meinung zu äußern.            Prag auf andere Städte und schließ-
dent des Vereins „Eine Million        Vielleicht verändert die Gesellschaft        lich in kleinere Gemeinden. Ich
Momente für Demokratie“ (Milion       die Einstellung zu gesellschaftlichen        nehme den Verlust der Schüchtern-
chvilek pro demokracii), der          Ereignissen. Als ich vor den Zehn-           heit, besonders in den Regionen,
Hunderttausende, die mit der poli-    tausenden von Menschen auf der               sehr deutlich wahr.
tischen Situation unzufrieden sind,   Bühne stand, merkte ich nicht, wie              In kleineren Gemeinden, in denen
mobilisiert hat. Nach zahlreichen     viele es waren. Ich sah nicht alle,          sich alle kennen, ist es schwierig, aus
Großdemonstrationen im Zentrum        aber ich spürte die Energie. Es war          dem Alltagsleben auszusteigen und
von Prag waren es im Juni über        kein „Hate“ gegenüber Premier                eine andere Meinung zu vertreten. Ich
250.000 Menschen aus ganz             Andrej Babiš, sondern eine positive          war in Freiwaldau/Jeseník, wo mir
Tschechien, die auf der Letná-        Energie, die eine Chance bietet,             gesagt wurde, dass sie vor einem
Anhöhe oberhalb der Moldau            etwas zu verändern. Es geht nicht so         Jahr dort nur zu viert waren und
zusammenkamen. Auch bei einer         um unsere Forderungen, das ist               heute sind       sie neunzig. Die
zweiten Großdemonstration am          vielleicht eine längerfristige Angele-       Menschen erkannten, dass sie nicht
Vortrag des 30. Jahrestages der       genheit, sondern um die Atmosphäre           nur stille Beobachter sein können,
Samtenen       Revolution     kamen   in der Gesellschaft. Es war sehr             sondern dass sie auch zusammen-
erneut rund 250.000 Menschen auf      schön. Ist stelle mir jedoch die Frage,      kommen, das Wort ergreifen und
die Letná. Für die Zeitschrift „Der   ob dies so bleiben wird.                     etwas unternehmen können. Gerade
Ackermann“ und das Magazin                                                         das ändert sich. Obwohl die
„Universum“ führte Josef Beránek                                                   Resignation über die Politik immer

 6 | Der Ackermann 4-2019
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
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noch groß ist. Das möchten wir            Tag auf den anderen in die Politik         sammen. Ich bin nicht für mich selbst
bewegen. [...]                            einzusteigen, es reift allmählich in       auf der Welt. Die Welt kann mir nicht
                                          ihnen heran. Wenn sie mehr an dem          gleichgültig sein, ich soll mich um sie
Die Kommentatoren werfen Ihnen            interessiert sind, was um sie herum        kümmern, weil sie einen guten Sinn
vor, kein klares Programm zu haben        passiert, wird ihnen klar, was sie         hat, zu dem ich beitragen soll. Ich
und Wege in die Politik zu bringen,       wollen und was sie tun können - sie        beziehe diese Überzeugung aus
die nicht dazugehören.                    gehen zur Stadtvertretung, schreiben       meinem christlichen Glauben, aus der
  Ich denke, es ist das Gegenteil. Wir    Petitionen oder kandidieren selbst.        Erfahrung der Prager Brüderge-
heben Themen hervor, die auf lange        [...]                                      meinde, in der wir über die Erfahrung
Sicht wichtig und aktuell sind, aber                                                 des      Totalitarismus     gesprochen
Demonstrationen können keine spezi-       Was führt Sie dazu, sich auf die           haben ... Vielleicht habe ich es auch
fische politische Agenda haben. Es ist    Zivilgesellschaft zu verlassen?            von zu Hause mitbekommen. Alle
ein Appell an Politiker, dies anzubie-      An wen sollten wir uns sonst             Sonntagsmittagessen und Familien-
ten.                                      wenden? An die Opposition? Die             feiern in unserem Haus endeten mit
  Ebenso kann ich denen nicht             Medien? Aus dem Umfeld der                 einer politischen Debatte.
zustimmen, die die Demonstrationen        Zivilgesellschaft können sich Themen
für überflüssig halten, weil die Wähler   herauskristallisieren, welche die Poli-    Können Sie uns das ein bisschen
doch bei den Wahlen entschieden           tiker herausgreifen können. Para-          näherbringen? Was ist der Kern der
haben, was sie wollen. Ohne aktive        doxerweise können Bürgeraktivitäten        Verbindung zu Ihrem Glauben?
Bürger, ohne eine funktionierende         ihre Hände frei machen und er-                Das Bewusstsein, dass ich von Gott
Zivilgesellschaft kann Demokratie         möglichen, mit mehr Möglichkeiten zu       akzeptiert bin und ich glaube, dass
nicht funktionieren. Besonders nicht      arbeiten und sich auf Wählergruppen        jeder von Gott akzeptiert ist, führt
ohne zuverlässige Medien. Ja, wir         zu stützen.                                mich zur Dankbarkeit, die dazu
haben ein Parteiensystem, wir haben                                                  verpflichtet, sich nicht nur um sich
eine repräsentative Demokratie, aber      Es klingt gut, aber warum sollte es        selbst zu kümmern, sondern auch für
die Bürger können sich den Luxus          heutzutage funktionieren?                  meine Umgebung zu sorgen. Hier
nicht leisten, sich nicht um Politik zu    Ich habe das schon gesagt, ich            liegt der Kern der Sorge um den
kümmern. Abgesehen davon dass             weiß nicht, was sonst funktionieren        anderen, der Sorge um die Erde. Wir
aktive Bürger Politiker werden sollten.   sollte. Ich richte mich nach mir - ich     müssen uns keine Sorgen um unser
Wenn sich aktive Bürger nicht zur         möchte nicht in die Politik eintreten,     Leben machen, das wichtigste wurde
Wahl stellen, wer wird dann in die        aber es ist mir nicht egal, was in der     schon erkämpft, aber wir können
Politik gehen? Niemand. Oder Leute        Gesellschaft los ist. [...]                etwas für unsere Umgebung tun. [...]
mit anderen Absichten.
  Ist die Geringschätzung der Zivil-      Warum ist Ihnen die spirituelle            Was möchten Sie nach dem Univer-
gesellschaft nicht der Grund dafür,       Dimension einer solchen Handlung           sitätsabschluss werden?
dass die politischen Parteien heute       wichtig?                                     Ich möchte evangelischer Pastor
einem massiven Rückgang an Mit-            Dass ich mich für öffentliche             werden.
gliedern ausgesetzt sind? Die Men-        Angelegenheiten verantwortlich fühle,
schen beschließen nicht, von einem        hängt mit meinem Glauben zu-

                                                         Benjamin Roll (*1995 in Prag) wird als Prager Liberaler
                                                         Protestant bezeichnet. Nach seinem Abitur am Pražačka-
                                                         Gymnasium im Jahr 2014 begann er das Studium der
                                                         Evangelischen Theologie an der Evangelisch-Theologischen
                                                         Fakultät der Karlsuniversität, wo er auch Mitglied der
                                                         Studentenkammer des Akademischen Senates der Fakultät
                                                         wurde. Er ist auch Mitglied und seit 2017 Vorsitzender des
                                                         Beraterkreises für den Bereich Jugend des Prager Seniorats der
                                                         Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder.
                                                         Er ist Mitbegründer des im Januar 2018 entstandenen Vereins
                                                         „Eine Million Momente“ und seither stellvertretender Vorsitzender
                                                         und Sprecher. Der Verein organisiert die Kampange „Eine Million
                                                         Momente für Demokratie“. Seit 2017 arbeitete er mit Mikuláš
                                                         Minář an dieser Initiative.
                                                         In Zusammenarbeit mit Magdalena Horáková, einer Kommillitonin
                                                         an der theologischen Fakultät, erfand er das Gesellschaftsspiel
                                                         „Christivity“, das von dem bekannten Gesellschaftsspiel „Activity“
Benjamin Roll (Foto: František Plzák)                    inspiriert wurde.

                                                                                             Der Ackermann 4-2019 |       7
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Standpunkte

Mit dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen
Vorhangs vor 30 Jahren hat sich der Weg zur deut-
schen und europäischen Wiedervereinigung eröff-
net. Wie steht es um die Erwartungen von 1989?
                                                         „(Un-)erfüllte Hoffnungen?“
„Der Ackermann“ stellt daher die Frage:

                     Prälat Josef       entschieden, mich einfach auf zwei        aus der Politik zu begleiten. Während
                     Michelfeit,        Streiflichter zu beschränken:             der Abschlusskundgebung vor dem
                     Rostock, Pries-                                              Brandenburger Tor saß der ehemali-
                     ter in Mecklen-      Am Abend des 9. November 1989           ge SPD-Vorsitzende Hans-Jochen
                     burg, 1987 bis     kam ich als damaliger Sekretär der        Vogel neben mir. Er sagte im Blick
                     1990 General-      „Berliner (ostdeutschen) Bischofskon-     auf die Zukunft: „Auf die Kirchen kom-
                     sekretär der       ferenz“ zusammen mit Kardinal             men bei der Vorbereitung zum wie-
                     Berliner Bi-       Georg Sterzinsky in Rom an, um auf        dervereinigten Deutschland große
                                        Wunsch von Papst Johannes Paul II.        Aufgaben zu. Ich kenne keine Ge-
schofskonferenz, ehemaliger Dom-        dessen geplanten Besuch in der DDR        meinschaft außer den Kirchen, die
kapitular in Hamburg:                   vorzubereiten. Plötzlich erfuhren wir,    am tiefsten verstehen, was COMMU-
                                        dass in Berlin die Mauer gefallen war.    NIO heißt!“
Lange Abhandlungen könnte man zu        Am nächsten Tag erlebten wir bei
dieser Frage zu Papier bringen, weil    einer Sonderaudienz einen sichtlich        Recht hat er gehabt, aber der Weg
dieses Geschehen 1989 und in den        sehr überraschten Papst!                  der Kirchen zum genannten Ziel war
folgenden Jahren sehr vielfältig war                                              und ist sehr mühselig und bleibt da-
und noch immer ist. So habe ich mich     Beim Papstbesuch 1990 in Berlin          her auch heute noch eine wichtige
                                        hatte ich die Aufgabe, die Vertreter      Aufgabe!

                     Dr. Gerburg        Kontakt mit evangelischen und katho-      vielfältiger Gedankenaustausch ent-
                     Thunig-            lischen Christen vor Ort.                 stehen würde.
                     Nittner, Berlin,
                     berufliche Sta-      Meine Hoffnungen entwickelten sich       Dies begann durchaus, wurde selte-
                     tionen im          dahin, daß nach der wichtigen Rolle       ner und versandete dann meist - am
                     Bundeskanz-        der Christen in der friedlichen Revolu-   Schluss machte wieder jeder Seins.
                     leramt, der        tion sich der Schwung, der Esprit, der    Die in diesen Tagen immer wieder
                     Ständigen          Mut, die Kraft, die sich in schwieriger   beklagte Distanz zwischen Ost und
                     Vertretung in      Zeit in Verantwortung für Gerechtig-      West galt zunehmend auch für die
Ost-Berlin und in der Staatskanzlei     keit, Frieden und Bewahrung der           Kirchen.
von Brandenburg, langjährige stell-     Schöpfung entwickelt hatten, die Er-
vertretende Bundesvorsitzende:          fahrungen in der Ökumene, die geisti-       Wahrscheinlich haben sich die ei-
                                        ge Offenheit dann auch auf die Ge-        nen nicht hinreichend selbstbewusst
Die Jahre 1988 und folgende habe        samtheit der Kirchen eben auch im         artikuliert und die anderen haben
ich in Berlin und dann in Potsdam       Westen auswirken würden und ein           nicht respektvoll und lernbereit genug
aus nächster Nähe erlebt – immer in                                               zugehört.

                     Dr. Tomáš          alt war, hatte ich damals keine allzu       Doch eine andere Hoffnung blieb
                     Zelinka, Arzt      großen Hoffnungen. Es scheint mir,        unerfüllt. Im Rückblick sehe ich, wie
                     aus Prag,          dass es vor allem die Hoffnung auf        wichtig es gewesen wäre, dass wir
                     Mitglied im        Freiheit war, die mich im November        uns offen und ehrlich mit unserer Ver-
                     Vorstand der       1989 bewegte. Wir konnten zuvor           gangenheit auseinandersetzen. Dies
                     Sdružení           nicht ins westliche Ausland reisen,       ist nur unzureichend geschehen. Die
                     Ackermann-         und durften nicht lesen, sagen oder       heutige politische Lage in unserer
                     Gemeinde:          studieren, was wir wollten. Auch die      Republik ist der beste Beweis dafür.
                                        Glaubensfreiheit war sehr beschränkt.
Was hat für mich der Fall des Eiser-    Diese Hoffnung auf Freiheit hat sich
nen Vorhangs bedeutet? Da ich im        mit der Samtenen Revolution für uns
Jahre 1989 gerade einmal 20 Jahre       in Tschechien erfüllt.

 8 | Der Ackermann 4-2019
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

                                                    Landrat S. Gruber be-
                                                    grüßte in Freyung zur
                                                    Eröffnung der Ausstel-
                                                    lung der AG über
                                                    Přemysl Pitter. (Foto:
                                                    ag)

                                                                                   Botschafter Dr. Israng (r.) übereich-
                                                      Leuchtendes                   te Prof. Halík den Orden in Prag.

                                                          Beispiel                          Halík geehrt
                                                                                   Bundespräsident Dr. Frank-Walter
Drei Wochen war im November die            könnten. Matthias Dörr führte die       Steinmeier hat dem Prager Professor
Ausstellung „Europäischer Humanist         zahlreichen Gäste der Eröffnung in      und Priester Dr. Tomáš Halík das
Přemysl Pitter“ in der Sparkasse           das Leben und Wirken Pitters sowie      Verdienstkreuz 1. Klasse des Ver-
Freyung zu sehen. Zur Eröffnung hob        in die Ausstellung ein.                 dienstordens der Bundesrepublik
Landrat Sebastian Gruber die Vorbild-        Der Kulturkreis Freyung-Grafenau      Deutschland verliehen. Damit würdigt
funktion Pitters hervor. Er zeigte sich    holte die Ausstellung gemeinsam mit     er dessen Verdienste um die deutsch-
beeindruckt vom Lebenszeugnis des          weiteren Partnern, unter ihnen die      tschechische Versöhnung und seinen
tschechischen Christen, Pädagogen          Europaregion Donau-Moldau und die       langjährigen Einsatz für eine gerechte
und Retter jüdischer und deutscher         AG Passau, in den Bayerischen           Bürgergesellschaft und den Dialog
Kinder. Auch Schirmherrin Kristina         Wald. Die Ausstellung entstand vor      zwischen Völkern und Religionen. Am
Larischová, tschechische General-          einigen Jahren in einer Kooperation     21. Oktober, dem 41. Jahrestag sei-
konsulin in München, betonte in ihrem      des Institutum Bohemicum der Acker-     ner geheimen Priesterweihe in Erfurt,
schriftlichen Grußwort, dass die hu-       mann-Gemeinde und des Nationalen        nahm Halík den Orden im Beisein von
manistische Einstellung von Přemysl        Pädagogischen Museums in Prag. Im       Vertretern aus Kirche und Politik so-
Pitter,     sein   Engagement        für   vergangenen Jahr wurde sie neu ge-      wie der Ackermann-Gemeinde in der
Menschenrechte sowie sein Beitrag          staltet und kann weiterhin über die     Deutschen Botschaft in Prag entge-
zur Völkerverständigung für uns            Bundesgeschäftsstelle in München        gen.                               ag
gerade in der heutigen Zeit als            ausgeliehen werden.
Vorbild und Inspiration dienen                                              ag

        Alena Wagnerová erhält Ehrenpreis
Für ihre langjährige, herausragende        tendeutschen und blickt auf die Anti-
journalistische Tätigkeit wurde die        faschisten    im   sudetendeutschen
tschechisch-deutsche Publizistin Ale-      Grenzgebiet“, betonte Jurymitglied
na Wagnerová Anfang November mit           Libuše Černá in der Laudatio. Neben
dem Ehrenpreis des deutsch-tsche-          dem Ehrenpreis wurden deutsch- und
chischen Journalistenpreises 2019 in       tschechischsprachige Beiträge in den
Leipzig ausgezeichnet. Seit vielen         Kategorien Text, Audio und Multime-     Prof. Halík (l.) im Gespräch mit Au-
Jahren befasst sie sich mit der Kultur     dia gewürdigt. Zur Verleihung des       ßenminister Petříček (r.) und M. Dörr
und Geschichte Mitteleuropas und           Deutsch-tschechischen Journalisten-     (2.v.r.) von der AG. (Fotos: ag)
den deutsch-tschechischen Bezie-           preises sagten Tomáš Jelínek und
hungen, wobei sie sich besonders um        Petra Ernstberger vom Deutsch-
die Erinnerung an sudetendeutsche          Tschechischen Zukunftsfonds: „Mit
NS-Gegner verdient gemacht hat.            der Auszeichnung möchten wir eine
„Alena Wagnerová ist eine Archäolo-        Lanze brechen für Qualitätsjournalis-
gin unserer Gegenwart. Sie schreibt        mus mit sensiblem und analytischem
gegen das Vergessen an. Ihr Blick ist      Blick. Dies besonders in Zeiten des
präzise, niemals ideologisch verstellt.    anwachsenden Populismus und der
Anhand von konkreten Schicksalen           Emotionalisierung in der öffentlichen
lässt sie die Vergangenheit lebendig,      Kommunikation. Vor allem die Medi-
nachvollziehbar werden. Immer wie-         enberichterstattung ist Seismograph
der kratzt sie an formelhaften Vorstel-    für die aktuelle Befindlichkeit des     Die    Preisträger   des     deutsch-
                                                                                   tschechischen     Journalistenpreises
lungen und Tabuthemen. Mutig be-           deutsch-tschechischen Dialogs und       201í, unter ihnen A. Wagnerová (3.
schreibt sie die andere Seite der oft-     spielt eine Schlüsselrolle für unsere   v.l., Foto: Deutsch-Tschechischer
mals üblichen Darstellung der Sude-        gegenseitige Wahrnehmung.          ag   Zukunftsfonds)

                                                                                           Der Ackermann 4-2019 |      9
Wahrheit und Liebe Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

      Gedenken an die
       internierten und
            ermordeten
    Deutschen bei den
   Ruinen des ehema-
  ligen Lagers (Fotos:
      Prof. H. Schmidt)

Der Ort Böhmisch Kamnitz/Česká          1990er Jahren übliche Geste der         Begegnungen zwischen Studierenden
Kamenice hatte mit der Marien-          Besucher im Gottesdienst, sich die      und deutschen Zeitzeugen geführt
wallfahrt eine lange Tradition, die     Hände zu reichen.                       hat. In diesem Jahr hat Bürgermeister
nach dem Zweiten Weltkrieg unter der      Böhmisch Kamnitz liegt in einer       Jan Papajanoyský 40 Studierende mit
kommunistischen Herrschaft jedoch       sehr schönen Gegend mit vielen at-      ihren Lehrenden und 11 deutsche
abgebrochen ist. Erst durch die         traktiven Ausflugszielen, aber auch     Zeitzeugen in der Woche zur
Kontakte, maßgeblich getragen von       das idyllische Rabsteintal gehört da-   Marienwallfahrt willkommen gehei-
dem inzwischen verstorbenen deut-       zu. Dies ist für Tschechen und Deut-    ßen. Zu dem Projekt gehört auch ein
schen Landsmann Günther Heinrich,       sche ein besonderer Ort, um der ge-     gemeinsamer Besuch in Rabstein/
zur alten Heimat und der katholischen   meinsamen Geschichte zu gedenken.       Rabštejn und das gemeinsame
Kirche steht Böhmisch Kamnitz seit      Im 19. Jahrhundert wurde dort durch     Gedenken am Mahnmal gegen den
1994 wieder am ersten September-        den Unternehmer Franz Preidl die        Faschismus an die zur Zwangsarbeit
wochenende im Zeichen der Wallfahrt     Industrialisierung der Stadt und der    deportierten Menschen, besonders
„Maria Pouť“. Der Gottesdienst in der   Umgebung sehr erfolgreich begon-        die    durch    die   unmenschlichen
berühmten Marienkapelle am Sonn-        nen. Die von Franz Preidl gegründe-     Bedingungen im Lager Gestorbenen.
tag, dem 8. September, war gut          ten Fabrikanlagen wurden während        Die Studierenden haben Kerzen ent-
besucht, Deutsche waren früher          des Zweiten Weltkrieges enteignet       zündet und Blumen niedergelegt.
zahlreicher als heute, ein Tribut an    und der Rüstungsfirma „Weserflug“ in    Gemeinsam sind dann alle auf die
die seit der Vertreibung vergangene     Bremen übertragen. Etwa 4.000           andere Seite des Waldweges zu den
Zeit. Berührend war die seit den        Zwangsarbeiter aus 18 Ländern ha-       Ruinen der Lagerbaracken, die
                                        ben dort unter unmenschlichen Be-       Tschechen nach Kriegsende als
                                        dingungen ein über 4 km langes Tun-     Folterkeller dienten, gegangen. Dort
                                        nelsystem in den Rabsteiner Felsen      haben sie auf gleiche Weise der
                                        geschlagen und dort Teile von           deutschen Gefangenen, Gefolterten
                                        Kampfflugzeugen produziert. Nach        und Toten gedacht.
                                        dem Krieg wurde das Lager zu einem
                                        tschechischen Lager, in dem auch                     Prof. Dr. Helmut Schmidt
                                        nach tschechischen Aussagen mit
                                        Gestapo-Methoden gegen Deutsche
                                        vorgegangen wurde, über 90 Men-
                                        schen kamen dabei grausam zu To-        Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt
                                        de.                                     seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig-
Wiederbelebt und völkerverbindend:        Vor drei Jahren wurde im English      nisse vor, die bezeugen, wo und wie
Wallfahrtsmesse in der Marienkapel-     College Prag von Alena Švejdová ein     deutsch-tschechische      Nachbarschaft
     le von Böhmisch Kamnitz.           Projekt begonnen, das jährlich zu       ganz konkret gelebt wird.

10 | Der Ackermann 4-2019
Kirche und Gesellschaft

Kristýna Kopřivová in
szentiert Viklickýs Werk
                                         „Der Ackermann“ als Oper
Es war ein besonderer Höhepunkt in
Rastatt. Zur 70-Jahrfeier der AG
Freiburg kam die Kammeroper „Der
Ackermann und der Tod“ von Emil
Viklický zur Aufführung. Kristýna
Kopřivová, die aus einer deutsch-
tschechischen Familie stammt und
seit vielen Jahren in der Jungen
Aktion der Ackermann-Gemeinde und
in der Ackermann-Gemeinde selbst
sehr aktiv ist, hatte dieses Werk als
Studienabschlussarbeit      an     der
Hochschule für Musik Karlsruhe
inszeniert.                                                                                  Szene aus der Aufführung
                                                                                                            in Rastatt
  „Oráč a smrt“ heißt die Kammer-
oper „Der Ackermann und der Tod“
im tschechischen Original, die im      den Linden in Berlin erlebte das Werk      im Verlauf des Gesprächs zu
Jahr 2002 der eher im Modern Jazz      seine Weltpremiere als Kammeroper          zornigen, ungeduldigen Ausrufen
beheimatete Komponist und Pianist      im Januar 2003 in der Prager               hinreißen. Er führt den Ackermann
Emil Viklický geschaffen hat. Der am   Staatsoper. Pařízek schrieb auch das       durch die Geschichte und weist
23. November 1948 in Olmütz/           Libretto und führte damals Regie.          darauf hin, dass jedes Lebewesen,
Olomouc geborene Musiker studierte     Viklický unterteilte das Libretto in       egal wie mächtig und edel es auch ist,
Komposition in Boston und erhielt vor  zwei Akte mit zehn Szenen, wobei die       sein Ende im Sterben finden muss. In
allem für sein Jazz-Opus zahlreiche    erste Hälfte durch ein Faschingsfest       der aufgeführten Inszenierung steht
Preise. Unter anderem stammt von       dominiert wird. Die Oper wurde als         dem Ackermann übrigens – auch
ihm auch die Komposition „The          Kammeroper für zwei Solisten –             aufgrund der Tatsache, dass es in der
Mystery of Man“ nach Texten von        einen lyrischen Mezzosopran in der         tschechischen Sprache „Smrt“ (die
Václav Havel. Von 1991 bis 1995 war    Figur des Todes und einen hohen            Tod) heißt – eine wandelnde Tödin
er Präsident der tschechischen Jazz    dramatischen Tenor als Ackermann –         gegenüber. Der Chor, den die
Society. Neben Jazz komponiert er      sowie den Chor gestaltet. Musikalisch      Autoren den beiden Solisten zur Seite
auch Filmmusik, Opern, sinfonische     vermischen sich lyrische Melodien mit      stellen, übernimmt neben anderen
Werke       sowie    elektroakustische prägnanten Rhythmen, Jazz und              Funktionen auch die Stimme der
Musik.                                 Volksmusik.                                sterbenden Frau des Ackermann, des
  Die Initiative für die Kammeroper      Zentrale    Aussagen       aus     der   klagenden Ackermann und des sich
ging       vom       Theaterregisseur, bekannten Dichtung finden sich auch        verteidigenden Todes. Am Ende stellt
Dramatiker und Schauspieler Dušan      in der Kammeroper. Der Ackermann           der Chor auch die das Urteil
Robert Pařízek aus. Nach einer         wird ambivalent dargestellt: als           verkündende Stimme Gottes dar. Mit
ersten konzertanten Aufführung im      wütender     Ankläger,      der    nach    dem Chor sollten lebendige Bilder
Juni 2002 an der Staatsoper Unter      Gerechtigkeit fragt, und zudem als         entstehen, die den Text symbolisch
                                                           liebender      Ehe-    ergänzen.
                                                           mann, der sich           Kopřivová stellte in ihrer Einführung
                                                           nach seiner Frau       den Bezug zur Ackermann-Gemeinde
                                                           sehnt, die Mensch-     her und betonte: „Das Streitgespräch
                                                           heit verteidigt, die   zwischen dem Ackermann und dem
                                                           Vorzüge der Ehe        Tod fasziniert mich seit Jahren. Es
                                                           lobt und auch          reizt mich, die Mitwirkenden und das
                                                           Philosophen wie        Publikum       die       bereichernden
                                                           Platon zitiert. Der    Gedanken, die das Stück in sich birgt,
                                                           Tod ist – als          durch meine Inszenierung entdecken
                                                           stolzer Verteidiger,   zu lassen.“ Gut eineinhalb Stunden
                                                           als ein „Instrument    dauerte diese Aufführung Mit lang
Studierende und Alumni der Hochschule für Musik Gottes“ von lyri-                 anhaltendem Beifall zollte das
Karlsruhe brachten die Oper zur Aufführung. Ekaterina
Mamysheva (4.v.l.) als Tod und Max Friedrich Schäffer
                                                           schen      Melodien    Publikum die Leistung des Ensembles
(3.v.r.) als Ackermann wurden nach der Aufführung mit geprägt.            Doch    und insbesondere der Regisseurin.
Standing Ovations gefeier. (Fotos: ag)                     auch er lässt sich                               Markus Bauer

                                                                                          Der Ackermann 4-2019 | 11
Sozialwerk

                                                  Advents-                            „Gottes Wort“
                                                   markt
                                                Ein Sozialprojekt der Caritas
                                                wurde gefördert. (Foto: Caritas
                                                Červený Kostelec)

Sozialwerk. Das Gymnasium der             teiligte und behinderte Menschen in
Benediktiner in Schäftlarn, südlich       der Region Náchod, die inzwischen
von München gelegen, hält immer           155 Mitarbeitern, die sonst keine
Anfang Dezember einen Adventsba-          Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten,
sar ab. Direktor Wolfgang Sagmeis-        eine Lebensperspektive bietet. Zur
ter übermittelte dem Sozialwerk die       Hauptaktivität der Werkstatt gehört
freudige Nachricht, dass die Hälfte       die Produktion eines bekannten
der Einnahmen einem Projekt des           Kräuter-Sirups mit eigener Bio-Marke.
Sozialwerkes in Tschechien gewid-           Die Arbeit der Caritas wird in Tsche-
met wird. Der Erlös ging an die Cari-     chien hoch geschätzt. Durch sie bietet
tas im Bistum Königgrätz/Hradec           sich der Kirche die Möglichkeit, mit
Králové für ein in Rothkosteletz/Čer-     den Menschen in Kontakt zu kommen
vený Kostelec angesiedeltes beson-        und zugleich ein christliches Zeugnis     Sozialwerk. Texte zur Liturgie, Hin-
deres Projekt: eine geschützte            in der Welt zu geben.                     führungen und Erläuterungen zu
Werkstatt für gesundheitlich benach-                                          sw    Schriftlesungen bei Eucharistiefeiern
                                                                                    und Wort-Gottes-Feiern, Anregungen
                                                                                    für Predigten und Fürbitten, Gestal-
    Nicht vergessen                                Verschickt                       tungsvorschläge für verschiedene
Sozialwerk. Mitte November haben          Sozialwerk. In sechs Tagen war es         Gottesdienstmodelle. All das findet
bedürftige Angehörige der deutschen       geschafft! Fast 60.000 Karten haben       sich im Werkbuch für Verkündigung
Minderheit in Tschechien wieder vom       die ehrenamtlichen Helferinnen und        und Liturgie namens „Gottes Wort im
Sozialwerk aus Mitteln der Bundesre-      Helfer sortiert, in das Mäppchen ge-      Kirchenjahr“. Das Sozialwerk versen-
gierung die so genannten „50-Euro-        legt und mit den Überweisungsträ-         det diese dreimal jährlich erscheinen-
Hilfen“ erhalten. 628 Personen konn-      gern in Briefumschläge gesteckt.          de Publikation seit Jahrzehnten an
ten sich heuer über diese nicht nur       Eine „Kartenaktion“ ohne ehrenamtli-      interessierte Priester in Tschechien
finanzielle, sondern vor allem ideelle    che Unterstützung? Undenkbar! Ein         und in der Slowakei. Derzeit sind es
Hilfe freuen. Alle Empfänger sind älter   herzliches „Vergelt’s Gott“ für dieses    acht Abonnenten, die diese für sie
als 71 Jahre, das heißt vor 1948 ge-      Engagement!                               wichtigen Anregungen gerne in Emp-
boren. Sie gehören somit der so ge-         Trotz des großen Berges an Arbeit       fang nehmen. „Diese Publikation ist
nannten „Erlebnisgeneration“ an, die      ist es immer eine fröhliche Runde,        den Priestern eine wichtige Hilfe und
in der Tschechoslowakei Benachteili-      die aber dringend nach Verstärkung        eröffnet ihnen neue Blicke auf die
gung erlebte und jetzt von niedrigen      sucht. Es wäre schön, fänden sich         biblischen Texte“, erläutert SW-
Renten leben muss.                        weitere Freiwillige aus dem Groß-         Vositzender Msgr. Dieter Olbrich. In
  Gabriele Traurig betreut als Mitar-     raum München.                             diesem Zusammenhang verweist er
beiterin des Sozialwerkes diese Akti-       Das Kartenmäppchen setzt seinen         auf die Wichtigkeit der vom Sozial-
on, die mit Unterstützung des Büros       inhaltlichen Schwerpunkt diesmal auf      werk       alljährlich    angebotenen
der Sdružení Ackermann-Gemeinde           das Thema „Dialog“ und die damit          Deutschkurse für tschechische und
in Prag durchgeführt wird. Sie kann       verbundenen Förderungen in Tsche-         slowakische Priester in Vierzehnheili-
von zahlreichen und herzlichen Dank-      chien und der Slowakei.                   gen und Bamberg sowie an der Uni-
briefen berichteten, die sie von den        Der SW-Vorsitzende Msgr. Dieter         versität Heidelberg. „Dort können sie
Empfängern erhält und die die Be-         Olbrich hofft nun auf ein gutes Spen-     die notwendigen Sprachkenntnisse
deutung dieser Hilfen zeigen. „Es ist     denergebnis. „Denn der Erlös der          erwerben, die den Zugang zu
ein schönes Zeichen von Gemein-           Kartenaktion bildet den finanziellen      deutschsprachiger theologischer Lite-
samkeit und deutsch-verbundener           Grundstock der Jahresarbeit des           ratur ermöglichen“, ergänzt Olbrich.
Solidarität“ schreibt beispielsweise      Sozialwerks“, erklärt Olbrich, der                                            sw
Helfrid V. aus Grottau/ Hrádek nad        allen Spenderinnen und Spendern
Nisou.                             sw     herzlich dankt.                    sw

12 | Der Ackermann 4-2019
Junge Aktion

                                                     Demokratie
                                                     braucht
                                                     Demo-
                                                     kraten
                                                                                    (Foto: wikipedia, CC –SA-3.0)
                                                     Gemeinsames Projekt
Zwischen Europa und
Asien (Foto: V. Lange)                               mit der Aktion West-Ost         JA lädt zum 70. ein
                                                                                    Junge Aktion. Vor der Jahresta-
Junge Aktion. Am 12. August               Es herrschte bei diesen eine Neugier-     gung der Ackermann-Gemeinde in
machten sich 36 junge Menschen aus        de. Sie wollten mehr über die Her-        Regensburg im August 1950 kamen
Deutschland, Tschechien, Polen und        kunft und Pläne der Gruppe sowie          Jugendliche und junge Erwachsene
Russland auf den Weg nach Moskau,         über das Projekt erfahren. Die Ge-        aus den verschiedenen Diözesen auf
um sich dort zum internationalen Pro-     sprächspartner waren nett und kon-        Schloss Wörth an der Donau zusam-
jekt „Russia on Rails“ zu treffen. Es     taktfreudig. Auch wenn nicht alle aus     men. Dieses Treffen vor bald 70 Jah-
war ein riesiges Projekt, denn der        der Gruppe Russisch konnten, klapp-       ren gilt als Gründung der Jungen Akti-
Plan war, dass alle zusammen mit          te die Kommunikation aber zumindest       on.
dem Zug auf der Transsibirischen          mit Händen und Füßen oder auf einer         Im kommenden Jahr will die Junge
Magistrale von Moskau nach Ulan-          Art panslavischer Sprache. Im Zug         Aktion am Gründonnerstag, den
Ude in der Nähe des Baikalsees fah-       gab es auch einen Workshop in klei-       9. April, an diesen historischen Ort
ren, viele Städte besuchen, viele         nen Gruppen, wo viel über Demokra-        zurückkehren, um das 70. Jubiläum
Menschen treffen und viel über die        tie in Russland, Polen, Tschechien        zu begehen und in die Zukunft zu
Geschichte und Kultur in Russland         und Deutschland diskutiert wurde.         schauen. Dazu sind alle aktiven und
erfahren.                                    Es war eine riesige Reise durch ein    ehemaligen, junge und junggebliebe-
  Die ersten zwei Tage verbrachte die     wunderschönes Land, das sehr viel-        ne JAlerinnen und JAler, Plasto-
Gruppe in Moskau. Am Dienstagvor-         fältig ist. Diese machte möglich, das     Kinder und alle Freundinnen und
mittag wurden in der Gruppe die Ziele     großstädtische Leben in Moskau zu         Freunde der Jungen Aktion eingela-
des Projekt festgelegt und die Erwar-     erleben und es mit dem Leben auf          den. Eine Einladung folgt in Heft 1-
tungen formuliert. Besondere Freude       der kleinen Insel Olkhon oder in ei-      2020. Der Termin zum Vormerken:
und Neugirede herrschte im Bezug          nem Dorf in Sibirien zu vergleichen.      Donnerstag, 9. April 2020, 14:00 Uhr,
auf die Transsibirische Eisenbahn,        Es gab Begegnungen mit verschiede-        Schloss Wörth in Wörth an der Do-
von der sich alle ein Abenteuer ver-      ne Religionen und Nationen und sehr       nau, Ende gegen 17:00 Uhr.
sprachen. Doch vor dem Aufbruch           inspirierende Treffen mit unterschied-                                       ja
durfte ein Besuch der Highlights von      lichen Menschen. Das Erlebnis der
Moskau, wie des Roten Platzes oder        Gastfreundlichkeit und die 5.000 km
der Basilius-Kathedrale, nicht fehlen.    lange Zugstrecke sowie die neuen            Die Junge Aktion dankt herzlich
  Im weiteren Verlauf der Reise be-       Erkenntnisse über Land, Geschichte         der Stiftung Ackermann-Gemeinde
suchte die internationale Gruppe          und Kultur bleiben unvergesslich. Für        Stuttgart für die Unterstützung
Städte wie Perm, Jekaterinburg, Kras-     die Autorin war dies „die Reise mei-                der Jugendarbeit!
nojarsk und schließlich Baikalsk am       nes Lebens.“
Baikalsee. Dabei kamen sie auch mit                         Marie-Anna Sedlinksá
vielen Einheimischen ins Gespräch.

         Neuer Bundesvorstand tagte
Junge Aktion. Nach einem halben Jahr kamen die Mitglieder des
Bundesvorstandes der JA erneut zu einer Sitzung zusammen, diesmal
aber in neuer Besetzung. Im Juli wurde nämlich ein neuer Vorstand
gewählt und traf sich jetzt zum ersten Mal, um zu besprechen, wie die
JA geführt werden soll. Die Sitzung fand vom 8. bis 10. November in
der Jugendherberge in Regensburg statt. Die Mitglieder reflektierten die
Begegnungen im Sommer und einigten sich darauf, die Fotos in der
„Fotoecke für Europa“ zu einem Plakat zu verarbeiten. Das kommende
Jahr und das 70. Jubiläum wurden geplant. Die JA lädt alle ein, das
Jubiläum am 9. April 2020 mitzufeiern.                     Petr Veselý         Gruppenfoto in Regensburg (Foto: ja)

                                                                                            Der Ackermann 4-2019 | 13
Aktuelles

 Palsa verabschiedet                        Wechsel bei SAG: Ostrčilík folgt Engelhardt
                                           Die Sdružení Ackermann-Gemeinde
                                           (SAG) hat einen neuen Ge-
                                           schäftsführer. Jaroslav Ostrčilík hat
                                           diese Aufgabe Ende November von
                                           Eva      Engelhardt       übernommen.
                                           Ostrčilík ist in der deutsch-tsche-
                                           chischen Nachbarschaft kein Unbe-
                                           kannter. Er initiierte den Brünner Ver-
                                           söhnungsmarsch und ist ein gefragter
 Lothar Palsa (l.) mit Kollegin Kamila     Referent. Zuletzt wirkte er auch in
 Novotná im Diözesanbüro (Foto: ag)        einem      Arbeitskreis     bei    den
                                                                                       J. Ostrčilík und
                                           Begegnungstagen in Landshut mit.            E. Engelhardt (Foto: sag)
Zum 1. November wurde Lothar                 Engelhardt war seit 1. März 2015
Palsa als Diözesangeschäftsführer          SAG-Geschäftsführerin. AG-Bundes-           die Prägung durch die JA und AG
der Ackermann-Gemeinde im Erzbis-          geschäftsführer Matthias Dörr dankte        etwas bedeutet und so lag und liegt
tum München und Freising verab-            ihr für die Mitarbeit in den vergan-        Dir auch die SAG sehr am Herzen.“
schiedet. Seit 1993 hatte er diese         genen Jahren. „Die SAG hat mit Dir          Engelhardt machte deutlich, dass sie
Aufgabe inne. In ihrem Dank hob die        eine gute Entwicklung genommen,             weiter mit der AG verbunden bleiben
Diözesanvorsitzende Anita Langer           auf der Dein Nachfolger aufbauen            wird und kündigte ihre erneute
hervor, dass die Mitglieder des Füh-       kann. Auch hast Du die Arbeit in der        Teilnahme am Rohrer Sommer an.
rungskreises von Palsas Kenntnissen        deutschen Ackermann-Gemeinde be-                                             ag
in böhmischer Literatur und Musik,         reichert. Bei Dir spüre ich, dass Dir
aber auch von seinen Kontakten im-
mer wieder profitiert und gerne seine
Ideen aufgenommen haben. Auch                                                         Generalkonsulin zu Besuch
nach dem Eintritt in die Rente bleibt                                                 Kristina Larischová, tschechische
Palsa, der seit 1983 für die AG tätig                                                 Generalkonsulin in München, besuch-
ist, weiter aktiv und wird die Buchhal-                                               te Mitte November den langjährigen
tung des Bundesverbandes unterstüt-                                                   AG-Generalsekretär Franz Olbert. In
zen.                                                                                  dem über einstündigen, herzlichen
  Seit 1. Dezember 2019 ist Claudia                                                   Austausch ging es bei Kaffee und
Kern (Vorstellung folgt) neu als Ge-                                                  Kuchen neben Erinnerungen an ge-
schäftsführerin tätig und wird gemein-                                                meinsame Aktivitäten auch um die
sam mit Kamila Novotná die Geschi-                                                    aktuellen Entwicklungen in Bayern
cke im Büro der AG München leiten.                   F. Olbert und K. Larischová.     und in der deutsch-tschechischen
                                    ag                                  (Foto: ag)    Nachbarschaft.                  ag

                                              Dank an Herwig Steinitz
                                              In Sachen Ackermann-Gemeinde war Herwig Steinitz (l., Foto: ag) ein
                                              „Spätzünder“. Erst 1994 wurde er Mitglied. Doch schnell machte er sich einen
                                              Namen und wurde als „Quereinsteiger“ für seine frischen Gedanken ge-
                                              schätzt. Seit 2001 gehörte er dem Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde
                                              an und 2004 stieg er zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden auf. Bei der
                                              Hauptversammlung in Würzburg ehrte der Bundesvorsitzende Martin Kastler
                                              (r.) Steinitz mit der Goldenen Ehrennadel der Ackermann-Gemeinde. Der 78-
                                              Jährige hatte aus Altersgründen nicht erneut für den Bundesvorstand kandi-
                                              diert. Kastler hob das theologische und historische Wissen sowie den Blick
                                              auf aktuelle gesellschaftliche, politische und kirchliche Entwicklungen hervor.
                                              Damit habe Steinitz die Diskussionen im Bundesvorstand stark bereichert.
                                              „Zugleich hat er mit seiner vermittelnden Art und seinem Ringen um Kompro-
misse zu dem freundschaftlichen und konstruktiven Arbeitsklima im Bundesvorstand beigetragen“, dankte Kastler dem Ge-
ehrten. Steinitz vertrat zudem über Jahre die Ackermann-Gemeinde in der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Vertriebe-
nenverbände (AKVO) und wurde 2012 deren Bundessprecher. Bis zu seinem Ausscheiden 2018 gestaltete er in dieser
Funktion die Weiterentwicklung der Vertriebenenseelsorge maßgeblich mit. Auch bei der AG im Bistum Limburg war Steinitz
aktiv. Hier will er sich auch nach seinem Rückzug von der Bundesebene weiter einbringen.                                  ag

14 | Der Ackermann 4-2019
Aktuelles

               Die AG lebt vom Mitmachen                                            Kurzmeldungen

„Das ehrenamtliche Engagement hat        sich über die bisherigen Formen der        Post aus Landshut
eine große Bedeutung für den gesell-     Übernahme von Funktionen projekt-          Oberbürgermeister Alexander Putz
schaftlichen Zusammenhalt,“ würdigt      bezogen ehrenamtlich in der Acker-         drückte in einem Schreiben an die
das     Bundesinnenministerium     die   mann-Gemeinde beteiligen möchten.          Ackermann-Gemeinde seinen Dank
mehr als 30 Millionen Menschen, die      Neben frei formulierten Angaben wa-        für die Deutsch-tschechischen Begeg-
sich aktuell in Deutschland freiwillig   ren konkrete Aufgaben benannt, für         nungstage aus: „30 Jahre nach dem
und unentgeltlich engagieren.            deren Umsetzung zum aktuellen Zeit-        Fall des Eisernen Vorhangs empfand
  Auch ein gemeinnütziger Verband        punkt Unterstützung benötigt wird.         ich es als richtiges und wichtiges Sig-
wie die Ackermann-Gemeinde lebt            An dieser Stelle sei allen ein herzli-   nal, die vielen, über Jahrhunderte
neben der Arbeit der wenigen Haupt-      cher Dank ausgesprochen, die sich          gewachsenen Gemeinsamkeiten und
amtlichen zu großen Teilen von der       bis jetzt an der Aktion beteiligt haben.   Verbindungen zwischen Böhmen und
Mitarbeit seiner ehrenamtlichen Mit-     Einige Projekte konnten dank Ihrer         Bayern in den Blickpunkt der Öffent-
glieder. Jede freiwillige Beteiligung    Mithilfe bereits erfolgreich umgesetzt     lichkeit zu rücken.“ Dies sei „auf be-
trägt zum Gelingen und zur Vielfalt      werden. Auch weiterhin ist Ihre Unter-     eindruckende Weise“ gelungen. „Für
der Gemeinschaft bei und unterstützt     stützung herzlich willkommen: Viel-        Landshut war es eine Auszeichnung,
die Arbeit auf diözesaner-, überdiöze-   leicht besitzen auch Sie Fertigkeiten      als Gastgeberstadt für die Begeg-
saner und deutsch-tschechischer          oder Talente, mit denen Sie sich in        nungstage ausgewählt worden zu
Ebene. Zudem ermöglicht das Enga-        der Ackermann-Gemeinde in den              sein“, so der Oberbürgermeister. ag
gement Einzelner den Fortbestand         Bereichen Administration, Logistik
der Arbeit der Ackermann-Gemeinde.       oder kreative Gestaltung einbringen        Päpstlicher Orden für Matern
  Insbesondere in Zeiten, in denen       möchten? Wir freuen uns auf Ihre           Dr. Norbert Matern, Journalist und
staatliche wie kirchliche Fördermittel   Ideen und Vorschläge!                      ehemaliger Vorsitzender des Katholi-
knapper werden, wird die Beteiligung                            Johanna Bromm       schen Flüchtlingsrates in Deutsch-
durch ehrenamtliche Mitglieder zu-                                                  land, wurde mit dem Orden des Heili-
nehmend wertvoller und verdient gro-                                                gen Papstes Silvester in der Katego-
ße Wertschätzung.                                                                   rie Ritter ausgezeichnet. Die Verlei-
  Die AG nahm daher die diesjährigen                                                hung fand im Rahmen eines Festak-
deutsch-tschechischen Begegnungs-                                                   tes durch Kardinal Reinhard Marx im
tage in Landshut zum Anlass, einen                                                  November in München statt.        ag
Aufruf zur stärkeren ehrenamtlichen
Beteiligung zu starten. Auf einem Vor-                                              Trauer um Nikolaus Lobkowicz
druck konnten alle Angaben dazu                                                     Am 19. September ist Nikolaus Lob-
machen, ob und in welcher Form sie              Austausch                           kowicz im Alter von 88 Jahren ver-
                                                                                    storben. Der 1931 in Prag geborene
    AG-Newsletter startet                Zweimal im Jahr lädt Msgr. Olbrich in      Sprössling des alten böhmischen
                                         seiner Funktion als Präses für die         Fürstenhauses studierte Philosophie
In der Woche vor Weihnachten startet     Seelsorge an den Sudetendeutschen          und war mit der Ludwig-Maximilians-
der neue AG-Newsletter. Dieser bietet    zu einem Koordinierungstreffen ein         Universität München und der Katholi-
per Mail auch zwischen den vier Aus-     (Foto: ag). Hierbei tauschen sich Ver-     schen Universität Eichstätt eng ver-
gaben der Zeitschrift „Der Acker-        treter der Sudetendeutschen Lands-         bunden, denen er als Präsident vor-
mann“ Neuigkeiten aus der Acker-         mannschaft (SL), der Ackermann-            stand. In der Ackermann-Gemeinde
mann-Gemeinde und der deutsch-           Gemeinde (AG) und des Sudeten-             trat Lobkowicz als Redner auf.   ag
tschechischen Nachbarschaft. Zu-         deutschen Priesterwerkes (SPW)
nächst ist der Versand von etwa 10       über die aktuellen pastoralen Heraus-
Newslettern im Jahr geplant.             forderungen und Aktivitäten aus. Ol-
  Mitglieder und Freunde, von denen      brich zeigte sich zufrieden: „Der Glau-
in der Bundesgeschäftsstelle eine        be spielt bei den großen Begegnun-
Mailadresse vorliegt, wurden mit einer   gen unvermindert eine zentrale Rol-
Rundmail eingeladen, sich zum            le“. Adriana Insel und Matthias Dörr
Newsletter anzumelden. Zur Anmel-        nahmen im November für die AG,
dung gelangen Sie auch über unsere       Andreas Miksch und Anna Knechtel
Seite www.ackermann-gemeinde.de.         für die SL und Pfr. Mathias Kotonski       Am ersten Advent begann in Frank-
Eine Abmeldung ist selbstverständlich    für das SPW teil. „Der regelmäßige         furt am Main der auf zwei Jahre ange-
jederzeit möglich. Zudem sind die        Austausch ist für mich wichtig“, be-       legte Synodale Weg in der Kirche
                                                                                    Deutschlands. Das Logo, ein Kreuz
Vorgaben des Datenschutzes ge-           kräftigte Olbrich und dankte den Insti-    als Wegweiser, steht dabei für Auf-
währleistet.                       ag    tutionen für ihre Beiträge.          ag    bruch, Erneuerung und Orientierung.

                                                                                            Der Ackermann 4-2019 | 15
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