Der Ackermann - Brünn: Über Freiheit diskutiert Seite 3 - Ackermann-Gemeinde

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Der Ackermann

                                                                             B 20027 F
                 Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde
                70. Jahrgang | München                       2019 | Heft 2

Brünn:                Landshut:                  Mariazell:
Über Freiheit         Gedanken                   Auf den Weg
diskutiert            formuliert                 gemacht
> Seite 3             > Seite 6                  > Seite 9

                     www.ackermann-gemeinde.de
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Inhalt

Zum Abschluss der

                                                       (Foto: ag)
Europawallfahrt       der                                           In dieser Ausgabe:
Ackermann-Gemeinde
hielt am 4. Mai 2019 der                                             3      Brünner Symposium
Präsident der Tsche-
chischen Christlichen                                                5      Programm Landshut
Akademie und Temple-
ton-Preisträger, Msgr.                                               6      Zur Diskussion: Signal für Europa
Prof. Dr. Tomáš Halík
(Prag), in Mariazell eine                                            8      Standpunkte
viel beachtete Festrede
„Christen im Herzen                                                  9      Europawallfahrt Mariazell
Europas“. In dieser
heißt es:                                                           10      Ort der Begegnung: „Meeting Brno“

  „[…] An vielen Orten Europas werden wir wieder zu                 12      Sozialwerk
Zeugen der Verwechslung Gottes mit der Nation, der Ver-
wechslung des christlichen Glaubens mit einer gefährli-             13      Junge Aktion
chen Idolatrie - mit der Xenophobie und dem Populismus.
[…] Populistische Politiker bemühen sich, die Repräsen-             14      Aktuelles
tanten der Kirchen dadurch auf ihre Seite zu ziehen, dass
sie den Kirchen diverse Privilegien anbieten oder verspre-          16      Literatur
chen. Wenn es jedoch zu einer „eingetragenen Partner-
schaft“ zwischen der Kirche und den populistischen                  19      Aus unserer Gemeinschaft
Machthabern kommen sollte, wird das zu einem fatalen
Verlust der Glaubwürdigkeit der Kirche führen, beginnend            26      Familiennachrichten
mit dem Vertrauensverlust bei der Jugend und der Intelli-
genz und bei der großstädtischen Bevölkerung. Dieses                28      Termine
geschieht heute zum Beispiel schon in Polen, in Ungarn
oder in der Slowakei. Das Ergebnis kann eine überra-
schend schnelle Säkularisierung auch von traditionell
katholischen Ländern sein.
                                                                         Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann-
  Das Christentum gerät heute in einem Großteil der                      Gemeinde München, 70. Jahrgang, Heft 2-2019;
westlichen Welt, insbesondere in Europa und in den USA,                  Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V.
zwischen Skylla und Charybdis, zwischen zwei gefährli-                   Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D.
che Extreme, die sich gegenseitig brauchen, sich gegen-                  Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del
seitig provozieren und dadurch stärker werden: den extre-                Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber.
men Liberalismus und Säkularismus auf der einen Seite,
                                                                         Heßstraße 24, 80799 München,
den christlichen Fundamentalismus auf der anderen Sei-                   Postfach 340161, 80098 München;
te. […]                                                                  Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40;
  Christen, die in der Lage sind, die Zeichen der Zeit zu                E-Mail: info@ackermann-gemeinde.de;
lesen und die Verantwortung für die Zukunft des Christen-                Internet: www.ackermann-gemeinde.de;
tums in Europa fühlen, müssen den Mut haben, ein klares                  Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe):
                                                                         redaktion@ackermann-gemeinde.de.
Nein zu sagen zum Missbrauch des Christentums in der
                                                                         Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München,
Rhetorik von Populisten wie Viktor Orbán, Kaczynsky und                  Luisenstr. 18, 80333 München,
weiteren populistischen Politikern.                                      BIC GENODEF1M05.
  Die Christen in der Politik sollten jene gemeinsame                    Ackermann-Gemeinde e.V. München:
Kompatibilität des Christentums und des säkularen Hu-                              IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44;
manismus, jene „gesunde Laizität“ suchen, zu der Papst                   Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.:
Benedikt XVI. aufgerufen hat. […]                                                  IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00;
                                                                         Stiftung Ackermann-Gemeinde:
                                                                                   IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09.

                                                                         Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt
Titelbild:                                                               der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs-
Zu den deutsch-tschechischen Begegnungstagen in                          preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.
Landshut erscheint die Europa-Postkarte N° 14. Sie zeigt
                                                                         Erscheinungsweise: 4 x im Jahr.
die Basilika St. Martin und einen Teil der Altstadt.
                                                                         Redaktionsschluss für Heft 3-2019: 23.08.2019
(Foto: ag)                                                                                                           Beilage

 2 | Der Ackermann 2-2019
Der Ackermann - Brünn: Über Freiheit diskutiert Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht

                                              Dialog

                                                                                                             Eindrücke vom
                                                                                                          Dialog aus Brünn.
                                                                                                      (Fotos und Grafik: ag)

Mitteleuropäischer Dialog über Freiheit
Gut 250 Teilnehmerinnen und Teil-         Gemeinde Martin Kastler in seiner Be-         Anerkennende Worte über die Erfolge
nehmer aus Deutschland, Tschechi-         grüßung fest. Der Vorsitzende der Ber-      der Brünner Symposien und ihren Ein-
en, Österreich, Ungarn, der Slowakei      nard-Bolzano-Gesellschaft Dozent Dr.        satz für Freiheit und Demokratie fanden
und Polen zog es auch heuer wieder        Matěj Spurný ging in seiner Einführung      auch der stellvertretende Hauptmann
am Palmsonntag-Wochenende zum             auf die Sehnsüchte im Jahr 1989 und         des Südmährischen Kreises Marek
28. Brünner Symposium „Dialog in          die danach beschrittenen Wege ein.          Šlapal, der deutsche Botschafter in
der Mitte Europas“ in die Metropole       Auch verwies er auf Frustrationen, Ego-     Prag Dr. Christoph Israng sowie Georg
Mährens. Bei Vorträgen und Podi-          ismen und den Nationalismus, die sich       Zehetner, Gesandter der Botschaft der
umsdiskussionen ging es um das            entwickelt hätten. „Die Tagung will auch    Republik Österreich in Prag. Dr. Tomáš
Thema „Freiheit. Bestandsaufnahme         das Ideal der Freiheit wieder mit Leben     Kafka übermittelte die Grüße des tsche-
30 Jahre nach dem Aufbruch von            füllen und schauen, wie dann Politik        chischen Außenministers.
1989“. Veranstalter dieses traditions-    aussehen kann“, so Spurný.                    Der Einführungsvortrag oblag dem
reichen mitteleuropäischen Dialogs          Die Ausdauer der zwei Veranstalter        Wiener Schriftsteller und Historiker Dr.
sind die Ackermann-Gemeinde und           über mehr als ein Vierteljahrhundert        Philipp Blom zum Titel „Europa 1989 –
die Bernard-Bolzano-Gesellschaft,         betonte Brünns neue Oberbürgermeis-         2019. Eine Bestandsaufnahme 30 Jah-
die Schirmherrschaft hatten die           terin Dr. Markéta Vaňková in ihrem          re nach Erringung der Freiheit“. Einlei-
Stadt Brünn und der Südmährische          Grußwort. „Ohne Ihr Zutun wäre das          tend machte er deutlich, dass es meh-
Kreis übernommen.                         nicht möglich gewesen“, zollte sie der      rere Aspekte von Freiheit, wie politische
  Die Eröffnung fand im Historischen      Ackermann-Gemeinde und der Bern             oder individuelle Freiheit, gebe und sich
Sitzungssaal des Neuen Rathauses          ard-Bolzano-Gesellschaft       Anerken-     1989 die Menschen in der ČSSR ent-
statt. „Das Brünner Symposium ist ein     nung, wies aber einen Teil auch ihrer       scheiden mussten, welche Freiheitsas-
Leuchtturm      in    der      deutsch-   Stadt zu. „Brünn ist eine Stadt, die tap-   pekte für sie wichtig seien. Für heute
tschechischen Arbeit“, stellte der Bun-   fer ist und keine Angst hat, Kontrover-
desvorsitzende     der      Ackermann-    sen anzugehen“, bekannte Vaňková.           > Seite 4

                                                                                              Der Ackermann 2-2019 |         3
Der Ackermann - Brünn: Über Freiheit diskutiert Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand

> von Seite 3                               sich dann das Bürgerforum aufspaltete       Freiheiten des Kapitalismus“ oder der
                                            und „nicht so viele Inhalte (waren), dass   Traum von wissenschaftlicher Freiheit.
konstatierte er eine Begrenzung der         eine politische Partei entstehen konnte“.   Als letzte überspannte Freiheit nannte
Freiheit(en) durch Terrorismus oder         Ein entscheidendes Jahr war für Pithart     Mlčoch das Geld, mit dem heute alles
Populismus. Doch Blom nannte auch           1997 mit dem Wechsel der Regierung          gekauft werden könne – bis hin zum
Länder wie Ungarn, Polen, Österreich,       und der neuen Rolle in der Opposition       Politiker oder Wissenschaftler. Diese
die Slowakei, in denen es Tendenzen         bis hin zum destruktiven Widerstand.        Überstrapazierungen der Freiheit(en)
der Einschränkung von Freiheit(en)          Die Trennung in zwei Staaten ohne ein       drückten sich auch im verlorenen Ver-
gebe – ganz zu schweigen von der            Referendum ist für ihn bis heute schwer     trauen gegenüber Institutionen, in der
„Bedrohung im Osten. Ein nuklearer          nachvollziehbar. „Die Bernard-Bolzano-      verschmutzten Natur und in der dro-
Krieg wird wieder realistisch“. „Wenn       Gesellschaft und die Ackermann-             henden ökologischen Apokalypse aus.
eine Gesellschaft die Hoffnung in eine      Gemeinde waren von Anfang an gegen          „Wenn wir uns weiter verführen lassen,
mögliche bessere Zukunft verliert, dann     jeden Ethno-Nationalismus, wir dürfen       werden wir weiter diese Gefahren ha-
verliert sie auch die Bereitschaft, demo-   ein gutes Gewissen haben, wir Christen      ben“, fasste der Ökonom zusammen.
kratische Strukturen zu bewahren“,          standen und stehen erfolgreich gegen        Als Basis für das europäische Projekt
lautete Bloms These.                        den Mainstream“, so Pithart abschlie-       schlug er daher eine „Zivilisation der
   Das Programm am Samstagvormittag         ßend.                                       Liebe“ vor, bei der die Idee der Versöh-
widmete sich den Vorstellungen von            Ein weiteres Statement steuerte der       nung und die Gerechtigkeit Basis für
1989 im Vergleich zur aktuellen Situa-      Ökonom Prof. Dr. Lubomír Mlčoch, frü-       den Frieden sind.
tion. Senatspräsident a.D. Dr. Petr Pit-    her Berater von Präsident Václav Ha-          Vor dem Hintergrund dieser Stellung-
hart wies in seiner verlesenen Rede mit     vel, bei. „Die Desillusionierung in der     nahmen diskutierten auf dem Podium
dem Titel „Unser Traum von 1989 und         Politik hat tiefere Ursachen“, meinte       aus Ungarn Minister a.D. Zoltán
die Situation von heute“ darauf hin,        Mlčoch und verwies auf den vorpoliti-       Bolgan, aus Deutschland Reiner Peter
dass die Schlüsseleinrichtungen in der      schen Raum, unterschiedliche Träume         Deutschmann und aus Tschechien
Politik funktionieren und daher nichts      von Freiheit und ebenso verschiedene        Dozentin Dr. Tereza Stöckelová sowie
verloren sei. Als belastend nach der        Auslegungen von Werten wie die Kon-         Senator Dr. Marek Hilšer zum Thema
Wende sah er die Kürzung der ersten         sumfreiheit, die Gewissens- oder auch       „Vorstellungen von Freiheit und ihre
Legislaturperiode auf zwei Jahre, wo        Religionsfreiheit, die „wirtschaftlichen    aktuellen Ausprägungen in Mitteleuro-
                                                                                        pa“, moderiert von Ondřej Matějka.
                                                                                          Ein zweites großes Podium fand am
                                                                                        Sonntag zum Thema „Kampf um Frei-
                                                          Stadt                         heit – eine bleibende Aufgabe auch
                                                          Brünn                         nach 30 Jahren?“ statt. Dieses bestrit-
                                                                                        ten die FDP-Bundestagsabgeordnete
                                                          bleibt                        Renata Alt, der Vorsitzende der tsche-
                                                                                        chischen Piraten und Abgeordnete Dr.
                                                          Partner                       Ivan Bartoš, der Senator und Rektor
                                                                                        der Brünner Masaryk-Universität Dr.
                                                                                        Mikuláš Bek, der ungarische Politikwis-
  Empfang durch die Oberbürgermeisterin (Mitte)                                         senschaftler Dániel Hegedüs und der
                                                                                        frühere tschechische sozialdemokrati-
Die Stadt Brünn/Brno unterstütze wei-       mer hieß der Rektor der Jesuitenkir-        sche Ministerpräsident und spätere EU-
terhin das Brünner Symposium                che Pater Vojtéch Suchý SJ willkom-         Kommissar Dr. Vladimír Špidla. Die
„Dialog in der Mitte Europas“. Dies         men. Hauptzelebrant Pfarrer Jan             Moderation oblag der deutschen Politik-
machte die neue Brünner Oberbür-            Hanák ging in seiner Predigt auf die        wissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara
germeisterin Dr. Markéta Vaňková bei        Vorschriften und Gebote der Pharisä-        Krause.
einem Empfang vor der Eröffnung der         er auf der einen und die spontanen                                  Markus Bauer/ag
Konferenz deutlich. Hierzu empfing          Worte Jesu auf der anderen Seite ein.
sie die Veranstalter sowie die diplo-       Dabei warf er auch einen Blick auf die
matischen Vertreter aus Tschechien,         zahlreichen Regeln heute. „Es be-
Österreich und Deutschland, unter           steht die Gefahr, dass die Vorschrif-
ihnen der deutsche Botschafter in           ten zum Inhalt werden“, meinte der
Prag Dr. Christoph Israng und der           Seelsorger. Er motivierte dazu, das
tschechische Botschafter in Berlin          Angebot Jesu anzunehmen. „Sprin-
Tomáš Jan Podivínský.                       gen wir hinein in das Abenteuer mit
  Tradition beim Symposium hat auch         Gott!“
der Gottesdienst. Die Tagungsteilneh-                           Markus Bauer/ag               Heilige Messe (Fotos: ag)

 4 | Der Ackermann 2-2019
Der Ackermann - Brünn: Über Freiheit diskutiert Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Aus dem Bundesvorstand

                                                                                  Ausgezeichnet: Anna Gašparová
                                                                                  und David Nemeček (m.) mit Martin
    Landshut-Programm steht                                                       Kastler (l.), Oliver Herbst und Matěj
                                                                                  Spurný (r.). (Foto: M. Bauer)
Deutsche und Tschechen aus allen Regionen und allen Gene-
rationen kommen Anfang August auf Einladung der Acker-
mann-Gemeinde und der Sdružení Ackermann-Gemeinde zu
den deutsch-tschechischen Begegnungstagen in Landshut
zusammen. Auf sie wartet ein reichhaltiges Programm.
  Zur Eröffnung werden neben den beiden Vorsitzenden Martin
Kastler und Daniel Herman der Landshuter Oberbürgermeister
Alexander Putz und der tschechische Botschafter Tomáš Jan
Podivínský sprechen. Die Landshuter Hofkapelle bringt
musikalisch die Stadtgeschichte näher.
  An den Vormittagen treten namhafte Persönlichkeiten als
Referenten und Diskutanten auf, unter ihnen Landtagspräsi-
dentin a.D. Barbara Stamm, der Kunsthistoriker Dr. Jiří Fajt,
Senator Pavel Fischer und die Direktorin der Akademie für
politische Bildung in Tutzing Prof. Dr. Ursula Münch. Die Fest-
rede am Sonntag hält Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident
des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Arbeitskreise
und Exkursionen runden das inhaltliche Programm ab.
  Die Eröffnungsvesper gestalten die Geistlichen Beiräte Msgr.
Dieter Olbrich und Msgr. Adolf Pintíř. Den weiteren
Gottesdiensten stehen Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Abt
Filip Zdeněk Lobkowicz und der Münchner Weihbischof Rupert
Graf zu Stolberg vor. Aktiv bringten sich auch die deutsch-
tschechische Kulturwoche „Rohrer Sommer“ und die Junge
Aktion ein. Auch das Gemeinschaftserlebnis kommt nicht zu
kurz.                                                       ag

                                                                  Ein Höhepunkt der deutsch-tschechischen Begegnungs-
                                                                  tage in Landshut wird die Bayerisch-Böhmische Kultur-
                                                                  nacht am 2. August. Diese macht die Kultur unseres
                                                                  Nachbarlandes sowie die Nachbarschaft erlebbar und
                                                                  richtet sich auch an die Landshuter Bevölkerung. Auf
                                                                  dem Programm stehen von 19 bis 22 Uhr an verschiede-
                                                                  nen Orten in der Innenstadt Lesungen (mit Kateřína
                                                                  Tučková, Radka Denemarková und Sabine Dittrich),
                                                                  Konzerte (Klassik, Barock, Sakrale Musik, Roma-Musik),
                                                                  Führungen durch Ausstellungen und das LANDSHUT-
               Essaywettbewerb                                    museum, die Kinderoper Brundibár sowie Mitmachaktio-
Bereits zum 9. Mal riefen Martin Kastler und Dozent Dr. Matěj     nen in der Fußgängerzone (Volkstanz und ein Clown).
Spurný als Vorsitzende der Veranstalter des Brünner Symposi-      Am späten Abend schließen sich bis 1 Uhr ein Jazz-
ums zum Europäischen Essaywettbewerb für Studierende auf.         Konzert und eine deutschechische Disco mit Poetry an.
Zu dem Thema „30 Jahre nach 1989. Wie steht es um die Frei-         Die Kulturnacht wird mit zahlreichen Partnern sowie mit
heit in Europa?“ wurden über vierzig Beiträge eingereicht. In     Unterstützung der Stadt Landshut und dem Bayerischen
Brünn/Brno konnten die drei Preisträger ihre Texte vortragen      Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales ver-
und zur Diskussion stellen. Der erste Preis ging an David         wirklicht. Schirmherr ist der tschechische Botschafter in
Němeček (Mitte, Foto: ag) mit seinem Text „Du bist anders als     Berlin, Tomáš Jan Podivínský. Der Eintritt zu allen Pro-
bei der Hochzeit“. Er plädiert in seinem Text mit vielen Meta-    grammpunkten ist frei. Das Programmheft sowie weitere
phern und argumentativer Stärke für ein Mühen um Freiheit,        Informationen sind auf der Internetseite der Ackermann-
für Achtung von Werten und für Selbstreflexion.            ag     Gemeinde verfügbar.                                   ag

                                                                                             Der Ackermann 2-2019 |       5
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Zur Diskussion

 Auch ein Signal für Europa: Im Vorfeld
 der Europawahl leuchtete die Allianz-
 Arena in München in den Farben der EU.
 (Foto: Verbindungsbüro des EP München)

                  Landshuter Signal für Europa
                                        Europa braucht...

„Anfang August 2019 kommen auf            2) den Menschen im Mittelpunkt.         zustande kommen und wer Verant-
Einladung der Ackermann-Gemeinde        Politisches Handeln muss am Wohl          wortung dafür trägt. Dies bedeutet für
(München) und der Sdružení Acker-       der Menschen ausgerichtet sein. Es        uns eine Stärkung des Europäischen
mann-Gemeinde (Prag) in Landshut        gilt, die Würde jedes Einzelnen zu        Parlamentes und der Gemeinschafts-
deutsche und tschechische Christin-     schützen und ihn in seiner Eigenver-      methode zulasten des Europäischen
nen und Christen zusammen. Wir          antwortung und seinen Fähigkeiten         Rates und der intergouvernementalen
wollen unter dem Motto „Europa 1989     zu unterstützen. Angesichts der Her-      Zusammenarbeit.
– Europa 2019: Mut zur Zukunft“ ein     ausforderungen der Globalisierung
Signal für ein weiteres Zusammen-       gilt es, den Primat der Politik zu ver-
wachsen Europas setzen.                 teidigen.                                   5) Verlässlichkeit. In einer immer
                                                                                  stärker globalisierten Welt müssen wir
                                                                                  uns alle darauf verlassen können,
Wir sind überzeugt,                       3) Solidarität. In Europa muss der      dass Verträge und Regeln eingehal-
Europa braucht …                        gesellschaftliche Zusammenhalt ge-        ten werden. Deshalb ist eine geregel-
                                        stärkt werden. Es greift zu kurz, den     te, weltweite Zusammenarbeit unver-
                                        Wert Europas darauf zu beschränken,       zichtbar. Dies hilft, den Frieden zu
  1) Bürgerengagement. Die Auf-         ob etwas dem eigenen Land finanziel-      sichern.
bruchsstimmung und der Glaube an        le und wirtschaftliche Vorteile bringt
eine gemeinsame Zukunft in Freiheit     oder nicht. Uns ist bewusst, dass eu-
und Frieden, die nach dem Fall des      ropäische Solidarität, die es ange-          6) keinen Nationalismus. Nationa-
Kommunismus und des Eisernen Vor-       sichts der Ungleichheiten in stärkeren    lismus bewirkt Spaltungen in Europa
hangs vorherrschten, sind verflacht.    Maße braucht, auch ein Mehr an Kos-       und hat im 20. Jahrhundert zweimal
Alle sind gefordert, sich mutig und     ten bedeuten kann.                        in eine Katastrophe geführt. Nationa-
zuversichtlich für ein Miteinander in                                             ler Egoismus droht Europa zu läh-
Europa einzusetzen.                                                               men. Uns ist bewusst, dass wir in
                                         4) Demokratie, die Partizipation         Europa und weltweit Verantwortung
                                        und Transparenz beinhaltet. Es muss       für andere tragen.
                                        deutlich werden, wie Entscheidungen

 6 | Der Ackermann 2-2019
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Zur Diskussion

                                               Europa braucht Visionen
Die Vorstände von Ackermann-
Gemeinde und Sdružení Ackermann-           Vor gar nicht allzu langer Zeit gab es     che persönlichen Vorteile man noch
Gemeinde haben mit Blick auf die           in Deutschland einen Bundeskanzler,        alles einheimsen könnte.
deutsch-tschechischen Begegnungs-          der Menschen mit Visionen gerne              Ein Engagement für Europa beugt
tage gemeinsam das „Landshuter             zum Arzt geschickt hätte. In der heuti-    zudem nationalistischen Tendenzen
Signal für Europa“ verabschiedet. Die      gen Debatte um große Narrative und         vor. Für die Generation Erasmus ist
darin genannten Punkte dienen als          die Geschichte, die doch nicht enden       es selbstverständlich geworden, ins
Beitrag zu den Diskussionen in             wollte, wird jedoch zunehmend klar,        (europäische) Ausland zu reisen, dort
Landshut. So stehen beispielsweise         dass ein langfristiges Ziel in und für     Freunde zu finden, zu studieren oder
am Freitagnachmittag zu den ge-            Europa vor allem für die jüngere Ge-       zu arbeiten. Die Förderung internatio-
nannten sechs Punkten Arbeitskreise        neration unabdingbar ist.                  naler Jugendarbeit leistet zudem ei-
mit externen Impulsgebern auf dem            Die jungen Leute haben dieses Ver-       nen wichtigen Beitrag zur europäi-
Programm.                                  langen nicht zuletzt in ihren freitägli-   schen Verständigung. Um jedoch die
  Aus Sicht der Jungen Aktion nimmt        chen Demonstrationen für eine kon-         breite Öffentlichkeit anzusprechen, ist
der JA-Bundessprecher Matthias Mel-        sequente Klimapolitik ausgedrückt,         hier der Beitrag der Bildungseinrich-
cher Stellung zu dem verabschiede-         die auch dem vergangenen Europa-           tungen unerlässlich. Auch für ärmere
ten Text. Sein Kommentar „Europa           wahlkampf ihren Stempel aufgedrückt        Jugendliche, die nicht an Austausch-
braucht eine Vision“ ist ein erster Dis-   haben. In diesem Sinne sollten mei-        programmen teilnehmen können,
kussionsbeitrag zum „Landshuter            ner Meinung nach die Themen Soli-          muss Europa erfahrbar gemacht wer-
Signal für Europa“ und soll zum weite-     darität und Verlässlichkeit unseres        den. So können Verlustängste in ei-
ren Mitdiskutieren einladen.               Signals für Europa auf den Zukunfts-       ner Welt, die sich rasch verändert und
                                           aspekt erweitert werden. Denn ein          immer vernetzter wird, aufgefangen
                                           stärkerer gesellschaftlicher Zusam-        werden.
                                           menhalt im heutigen Europa ist nicht         In unserer globalisierten Zeit droht
                                           viel wert, wenn er nicht nachhaltig ist.   der Mensch zusehends aus dem Blick
                                           Die Verlässlichkeit internationaler        zu geraten. Auch Politiker – gewählte
                                           Regeln und Verträge (z.B. das Pari-        Vertreter der Gesellschaft eines Lan-
  Wir wissen um das reiche Erbe un-        ser Klimaschutzabkommen) ist hier-         des – scheinen teilweise gegenüber
seres Kontinents, der über Jahrhun-        bei ein wichtiges Element zukunftsori-     internationalen Großkonzernen in
derte durch Christentum und Juden-         entierter Solidarität.                     Entscheidungsprozessen an Gewicht
tum sowie durch zahlreiche weitere           In Anbetracht der Tatsache, dass         zu verlieren. In Europa bestehen je-
Einflüsse geprägt wurde. Das Prinzip       Jugendliche und junge Erwachsene           doch Pläne, an diesem Punkt aktiv zu
„in Vielfalt geeint“ machen wir uns zu     von heute in einer Zeit aufgewachsen       werden. In der Europäischen Union
eigen. Das christliche Menschenbild        sind, in der Mitteleuropa von Reise-       gibt es kein Citizens United Urteil wie
ruft in besonderer Weise dazu auf,         freiheit und friedlichem Miteinander       in den USA. Über eine Digitalsteuer
andere Menschen als unsere Näch-           geprägt war, braucht Europa das Ver-       wird derzeit kontrovers diskutiert. Da-
sten wahrzunehmen und Solidarität          ständnis, dass diese Möglichkeiten         mit wird, denke ich, ein wichtiger Bei-
mit ihnen zu üben. Wir setzen uns          nicht selbstverständlich sind. Europa      trag zum Erhalt einer transparenten
dafür ein, das Miteinander in Europa       ist – trotz mancher Schwachpunkte –        Demokratie geleistet, wie sie in ande-
zu stärken und die Europäische Uni-        ein großes Friedensprojekt. Das Ab-        ren führenden Ländern (USA, Russ-
on zu einer wirksamen globalen und         wälzen von Problemen auf Brüssel           land, China) derzeit eher dekonstru-
sozialen Friedensmacht werden zu           oder das gegeneinander Ausspielen          iert wird. Eine weitere Stärkung des
lassen.“                                   von europäischen und nationalen            Europäischen Parlaments und damit
                                           Interessen zum politischen Machter-        der direkt gewählten Volksvertreter ist
                                           halt sabotiert die internationale Zu-      dementsprechend zu begrüßen. Die-
                                           sammenarbeit und schädigt das Bild         se Demokratie, die den Menschen ins
                                           der Europäischen Union in den Köp-         Zentrum stellt und nach dem gemein-
                                           fen der Menschen. Hier braucht Euro-       samen Wohlergehen aller trachtet, ist
                                           pa Engagement – von Jung und Alt.          meiner Meinung nach der Standort-
                                           Ein Engagement, das auf die Straße         vorteil und das Markenzeichen Euro-
                                           geht, an Wahlen teilnimmt, kritisch        pas. Diese Demokratie ist die Vision,
                                           nachdenkt und frei nach Kennedy            die Europa und seine Gesellschaft
                                           fragt, was man eigentlich für Europa       braucht.
                                           tun kann, anstatt zu überlegen, wel-                              Matthias Melcher
                                                                                                         JA-Bundessprecher

                                                                                              Der Ackermann 2-2019 |       7
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Standpunkte

Die deutsch-tschechischen Begegnungstage in
Landshut werden auch ein großes Gemeinschafts-
erlebnis und ein Fest des Wiedersehens. Es gibt
                                                                       „Was zieht uns
viele Gründe, um daran teilzunehmen. „Der Acker-
mann“ stellt daher die Frage:
                                                                      nach Landshut?“

                                         Wir beide waren in engem Kontakt           heiten als Normalität, sind uns aber
                                         mit der Jungen Aktion, durch die Ge-       bewusst, dass diese nicht selbstver-
                                         burt unseres ersten Sohnes konnten         ständlich sind. Noch wenige Jahre
                                         wir aber in den letzten Jahren kaum        zuvor wäre unsere Geschichte als
                                         noch an Veranstaltungen teilnehmen.        deutsch-tschechisches JA-Paar, das
                                         Die Begegnungstage in Landshut             sich während des Europäischen Frei-
                                         bieten uns nun die Möglichkeit, als        willigendienstes kennengelernt hat
                                         deutsch-tschechische Familie wieder        und nun zweisprachige Kinder in Prag
                                         in der Ackermann Gemeinde aktiv zu         großzieht, sehr viel unwahrscheinli-
                                         werden und Freundschaften aufleben         cher gewesen. Damit auch unsere
Natascha und Lukáš Dulíček, ehema-       zu lassen.                                 Kinder die Vorzüge eines gemeinsa-
lige Freiwillige in München und Prag,      Da wir beide erst nach 1989 gebo-        men Europas erleben können,
leben als deutsch-tschechische Fa-       ren sind, empfinden wir das heutige        braucht es sicher „Mut zur Zukunft“.
milie in Prag:                           Europa und damit verbundene Frei-

                      Prof. Dr. Horst    ren und stärker in das politische Blick-   nungstage, da es in unmittelbarer
                      Glassl, Histori-   feld stellen. In unseren Gemeinschaf-      Nachbarschaft zu Tschechien liegt.
                      ker, ehemali-      ten wollen wir die gemeinsamen Wer-          Schon im Mittelalter gab es enge
                      ger e.V.-Vor-      te, die in den europäischen Verträgen      politische und familiäre Beziehungen
                      sitzender und      verankert sind, verstärkt in unserem       zwischen Bayern und Böhmen, als
                      seit Jahrzehn-     Umfeld herausstellen. Vor allem se-        die Prinzessin Ludmilla, die Tochter
                      ten aktives AG     hen wir es als unsere Aufgabe an,          des böhmischen Herzogs Friedrich
                      -Mitglied:         den aufkeimenden Nationalismus in          (Bedřich), zuerst den Grafen von Bo-
                                         dem verschiedenen europäischen             gen und nach dessen Tod den bayeri-
Bei dem diesjährigen Treffen unserer     Staaten Ostmitteleuropas entgegen-         schen Herzog Ludwig den Kehlheimer
Ackermann-Gemeinde in Landshut           zutreten. Wünschenswert wäre es            heiratete. Als Witwe gründete Ludmil-
steht besonders die enge Zusammen-       aus meiner Sicht, wenn wir uns stär-       la 1232 das heute noch in Landshut
arbeit mit unserer tschechischen Part-   ker sowohl für eine gemeinsame             bestehende Kloster Seligenthal.
nerin, der Sdružení Ackermann-           Flüchtlings- und Asylpolitik als auch
Gemeinde, im Mittelpunkt. Gemein-        für eine gemeinsame Verteidigungs-
sam müssen wir in Landshut in unse-      politik einsetzen würden.
ren Dialogen versuchen, das christ-        Landshut ist geographisch eine ge-
lich-jüdische Erbe Europas zu bewah-     eignete Stadt für unsere Begeg-

                      Sebastian          ersten Blick so gut wie noch nie: Wir      nungen, das gewachsene Vertrauen
                      Kraft. 2006-       leben in einem freien und friedlichen      über Jahre, das Knüpfen von Kontak-
                      2011 JA-           Europa, können über innereuropäi-          ten, die über den Tag hinaus reichen.
                      Bundesspre-        sche Grenzen hinweg studieren, ar-         Diesen Weg gehen wir seit jeher und
                      cher, Mitglied     beiten, Handel treiben. Doch den der-      in dieser Kontinuität wird sicher auch
                      der Acker-         zeitigen Geschwindigkeitsrausch in         Landshut stehen. Der Kern Europas
                      mann-              einer sich in allen Lebensbereichen        sind die Regionen und diese Regio-
                      Gemeinde:          digitalisierenden Welt nehme ich mit-      nen müssen wir mit Leben füllen.
                                         unter als brutal wahr: Es dringt meist     Nach außen können wir so als Ge-
Oft fällt der Satz: „Europa ist unsere   nur der durch, der am lautesten            meinschaft ein starkes Bild abgeben,
Zukunft.“ Für mich ist Europa natür-     schreit bzw. provoziert (das sind nicht    das Spuren hinterlässt. Das ist Ge-
lich auch Zukunft, aber eines eigent-    selten Populisten) oder die meisten        genwart – und damit ein Grundpfeiler
lich noch viel mehr: Gegenwart, die      Emotionen weckt. Tage später ist das       für die Zukunft.
Gegenwart zu gestalten. Die Rah-         oft verraucht und vergessen. Wirklich
menbedingungen dafür sind auf den        nachhaltig sind für mich die Begeg-

 8 | Der Ackermann 2-2019
Der Ackermann - Brünn: Über Freiheit diskutiert Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

                                                                                    Gebet am Gnadenaltar in der Basilika
                                                                                    von Mariazell. Nach der Wallfahrts-
                                                                                    messe zogen die Bischöfe, Konzele-
                                                                                    branten und Wallfahrer zum Gnaden-
                                                                                    altar und beteten das „Gebet für Eu-
                                                                                    ropa“. (Foto: ag)

                                                                                     te Linzer Bischof Dr. Ludwig Schwarz
                                                                                     erinnerte an die Glaubenszeugen:
                                                                                     „Das Blut der Märtyrer ist kein Ver-
                                                                                     lust, sondern Same für neues Chris-
                                                                                     tentum!“ In diesen Kontext schloss
                                                                                     Bischof Schwarz auch alle in Lagern
                                                                                     oder bei Flucht und Vertreibung ge-
                                                                                     storbenen Menschen ein. Auch dar-

   „Europa und das Christentum                                                       aus hätten sich „neue Früchte im blut-
                                                                                     getränkten Europa“ entwickelt. Heute

       gehören zusammen“                                                             gelte es besonders, so der Altbischof,
                                                                                     die christlichen Wurzeln Europas wie-
                                                                                     der zum Blühen zu bringen. Er erin-
Rund 600 Pilger aus fünf Nationen,        Jesus Christus in Verbindung ge-           nerte an den Beitrag des Heiligen
aus Deutschland, Österreich, der Slo-     bracht und in unterschiedlicher Weise      Johannes Paul II. zum Zusammen-
wakei, Slowenien sowie aus Tsche-         Länder und Kulturen zueinander ge-         wachsen Europas. „Als Christen be-
chien machten sich Anfang Mai auf         bracht und damit Europa vorgebildet,       ten wir für eine Einheit, in der die Viel-
den Weg zur Europawallfahrt nach          wie wir es heute erleben und sehen.        falt in Kultur und Tradition nicht
Mariazell in der Steiermark. Unter der    Angesichts der bevorstehenden Wah-         trennt, sondern bereichert. Hier am
Schirmherrschaft des Wiener Erzbi-        len zum Europaparlament ist es das         Gnadenort Mariazell bekennen wir
schofs Dr. Christoph Kardinal Schön-      Anliegen, die Menschen Europas bei-        uns zu den christlichen Werten und
born hatte die Ackermann-Gemeinde         einander zu halten oder wieder zuei-       den Fundamenten Europas, der Basis
diese Wallfahrt initiiert und organi-     nander zu bringen: Das ist ein we-         für die europäische Einigung“, kon-
siert. Im Vorfeld der Europawahlen        sentlicher Inhalt unserer Wallfahrt“,      kretisierte der Bischof. Er sprach
wollten sie für ein friedliches und aus   führte der Weihbischof aus. Um die         auch von „Jahrzehnten der Gottlosig-
christlichem Geist geprägtes Mitei-       Einheit Europas und der Völker der         keit in Ost und West“, die tiefe Spuren
nander in Europa beten.                   Welt werde, so Weihbischof Hauke           in den Völkern hinterlassen hätten.
  Den Auftakt bildete am Freitagbend      weiter, gerade auch hier in Mariazell,     „Das Christentum in Europa ist ent-
eine Andacht zu den heiligen Patro-       konkret am Gnadenbild der „Magna           scheidend, ansonsten führt es zu ei-
nen Europas. Der tschechische Wall-       Mater Austriae“ bzw. der „Mater Gen-       ner Katastrophe. Europa und das
fahrtsseelsorger Pater Václav Steiner     tium Slaworum“ seit Jahrhunderten          Christentum gehören zusammen“,
beschrieb in seiner Begrüßung die         gebetet. Mit dem „Gebet für Europa“        fasste er diesen Aspekt zusammen.
Basilika als „Ort der Begegnung“ für      von Kardinal Carlo Maria Martini, dem      Nach dem Schlusssegen zogen die
die Menschen vieler Völker und Nati-      Vater Unser in deutscher und tsche-        Priester und Pilger zum Gnadenbild,
onen und dankte den Wallfahrern für       chischer Sprache sowie dem Pontifi-        wo alle gemeinsam das „Gebet für
ihr Kommen. Auf das „von Gott ge-         kalsegen endete die am Gnadenbild          Europa“ sprachen. Dieses hatte der
knüpfte Band, das alle Grenzen über-      gefeierte, eindrucksvolle Andacht zu       Schirmherr der Wallfahrt Kardinal Dr.
windet“, wies Weihbischof Hauke, der      den Patronen Europas.                      Christoph Schönborn den Pilgern
als Beauftragter der Deutschen Bi-          Zur Wallfahrtsmesse war am Sams-         besonders ans Herz gelegt.
schofskonferenz für die Vertriebenen-     tag die gesamte Basilika bis auf den         Den Abschuss bildete eine Fest-
und Aussiedlerseelsorge teilnahm, in      letzten Platz besetzt. Superior Pater      stunde am Nachmittag im Pfarrsaal
seiner Begrüßung hin. Im Fokus der        Dr. Michael Staberl OSB begrüßte die       mit einer Rede von Prof. Dr. Tomáš
Andacht standen die sechs Heiligen        Pilger. „Mariazell ist ein wahrhaft eu-    Halík (s. S. 2). Sie stand unter dem
Europas: Benedikt von Nursia, Cyrill      ropäischer Ort“, stellte er fest. Als      Thema „Christen im Herzen Euro-
und Method, Birgitta von Schweden,        wichtig – gerade jetzt und heute –         pas“. Halík blickte sorgenvoll auf Ent-
Katharina von Siena und Edith Stein.      hielt er es, sich proeuropäisch zu äu-     wicklungen in der Kirche und in Euro-
Sie wurden kurz in ihrem Wirken vor-      ßern, die christliche Prägung Europas      pa. Musikalisch umrahmt wurde das
gestellt und auch die Fürbitten bezo-     zu betonen und „für eine gute und          Programm von Stephanie Kocher,
gen sich auf sie. In seiner Predigt       christliche Zukunft unserer Länder zu      Simon Ullmann und Irina Ullmann
betonte Hauke mit Blick auf die Patro-    beten“. Auch er dankte der Acker-          vom „Rohrer Sommer“.
ne: „Sie haben durch ihren Glauben        mann-Gemeinde für die Initiative zu
Menschen verschiedener Länder mit         dieser Europawallfahrt. Der emeritier-                            Markus Bauer/ag

                                                                                              Der Ackermann 2-2019 |         9
Nachbarschaft

Als beim Brünner Symposium
im Jahr 2015 der damals
frisch gewählte Oberbürger-
meister Petr Vokřál die Pläne
für ein „Jahr der Versöhnung“
verkündete, dabei positive
Worte zur multiethnischen Ge-
schichte seiner Stadt fand und
das geschehene Unrecht klar
benannte, war ihm eine echte
Überraschung gelungen. Kurz
darauf wurde mit großer
Mehrheit      vom      Stadtrat   eine
„Deklaration zur Versöhnung und
einer gemeinsamen Zukunft“ verab-
schiedet. Es folgten in Brünn/Brno, 70
Jahre nach Ende des Zweiten Welt-
krieges, Monate mit einem reichen
Veranstaltungsprogramm. Es bein-
haltete Gedenkfeiern, bei denen an        künstlerischen Veranstaltun-
die Bevölkerungsgruppen erinnert          gen, die sich auf das jeweili-
wurde, die Brünn durch Krieg, die NS-     ge Hauptthema des Festivals
Verfolgung, den Holocaust, durch die      beziehen. Das Motto im Jahr 2017            Die Ackermann-Gemeinde zählt zu
Vertreibung,    insbesondere     beim     war „Einigkeit in Vielfalt“. Den Höhe-    den Partnern von „Meeting Brno“. Sie
„Brünner Todesmarsch“, und letztlich      punkt stellte dabei die Einladung von     gestaltet deutsch-tschechische Got-
durch das kommunistische Regime           120 Nachkommen der bedeutendsten          tesdienste, bringt sich bei der Gestal-
verloren hatte. Das „Jahr der             jüdischen Familien aus Brünn dar.         tung von Gedenkakten ein, präsen-
Versöhnung“ hat so in der Brünner         2018 bilanzierte das Festival mit dem     tiert sich an Ständen und bot auch
Stadtgesellschaft viel in Bewegung        Titel „Zeit zur Re/vision“ die hundert-   schon Lesungen an.
gebracht und weit darüber hinaus in       jährige Geschichte des tschecho/            „Das Festival zeigt, wie man sich
Tschechien und im Ausland seine           slowakischen Staates.                     ohne Scheuklappen der eigenen,
verdiente Aufmerksamkeit erhalten.           Und im Jahr 2019 beschäftigte es       auch schmerzhaften Geschichte stel-
Doch schon bald stand die Frage im        sich vom 29. Mai bis 9. Juni mit dem      len und wie daraus ein neues Mitei-
Raum, wie geht es weiter. Geboren         Thema „Freiheit“ unter der Überschrift    nander entstehen kann“, würdigt der
war die Idee des Festivals „Meeting       „jetzt, da wir haben, was wir wollten“.   AG-Bundesvorsitzende Martin Kastler
Brno“.                                    Auch die neue Brünner Oberbürger-         „Meeting Brno“. Und tatsächlich
   Das Festival versteht sich als eine    meisterin Dr. Markéta Vaňková steht       schafft es unzählige Begegnungen
Plattform für Begegnungen von Men-        hinter der Idee des Festivals, so dass    zwischen Tschechen, Deutschen und
schen unterschiedlicher Meinungen,        es weiterhin auf die Unterstützung der    Österreichern. Dabei bindet Brünn
Kulturen und Religionen. Es knüpft an     Stadt bauen kann.                         auch seine Partnerstädte Stuttgart
die Idee von „Meeting Rimini“ an. Der        Ein bedeutender alljährlicher Be-      und Leipzig sowie die Patenstadt der
erste Jahrgang fand 2016 statt und        standteil von „Meeting Brno“ ist der      Brünner Schwäbisch Gmünd ein.
vertiefte das Thema der deutschen         Versöhnungsmarsch, der an den               „Brünn macht es vor, wie eine
und jüdischen Vergangenheit der           „Brünner Todesmarsch“ erinnert und        selbstbewusste,      zukunftsgerichtete
Stadt Brünn. Das Programm besteht         vom Massengrab in Pohrlitz/Pohoře-        und kreative Vergangenheitsbewälti-
seither aus Diskussionsforen und          lice nach Brünn führt. An diesem          gung aussehen kann,“ so Kastler.
                                          nehmen seither jährlich mehrere           Dies sei vorbildhaft und verdient un-
Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt      hundert Menschen teil, zu einem           sere Anerkennung. Daher hat der
seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig-   Großteil junge Tschechen, aber auch       Bundesvorstand beschlossen dem
nisse vor, die bezeugen, wo und wie       sudetendeutsche Zeitzeugen und ihre       Festival „Meeting Brno“ in Landshut
deutsch-tschechische      Nachbarschaft   Nachkommen. Dies ist gelebte              die „Versöhnungsmedaille der Acker-
ganz konkret gelebt wird.                 Versöhnung.                               mann-Gemeinde“ zu verleihen.        ag

10 | Der Ackermann 2-2019
Kirche und Gesellschaft

                                                 Vor der Seligsprechung
                                                 Pallottinerpater Richard Henkes (1900-1945)
                                                 vor einer Verurteilung. Doch der    lieren – wohl im Bewusstsein des
                                                 danach als Prediger in ober-        eigenen Todes. Keine zwei Monate
                                                 schlesischen Kirchen weiterhin      später wurde er dann ein Opfer der
                                                 mutig auftretende und als Pfarr-    Epidemie und starb qualvoll nach nur
                                                 verwalter einer kleinen Hultschi-   fünf Tagen am 22. Februar 1945.
                                                 ner Dorfgemeinde von seinen            Zu wenig bekannt war und ist, dass
                                                 Ordensoberen eingesetzte Pal-       Pater Henkes sich in der relativ kur-
                                                 lotiner Henkes schwieg weiterhin    zen Zeit seiner Tätigkeit – vor allem
                                                 nicht: Nach einer Predigt über      im Hultschiner Gebiet – für eine nach-
(Porträt, gemalt von P. A. Givel SAC)            den „Mord an Unschuldigen“ in       haltige Verständigung zwischen Deut-
                                                 den Branitzer Behindertenanstal-    schen, Tschechen und Polen einsetz-
                                                 ten des späteren Weihbischofs       te.
Ein Westerwäldler in Ober- und Nie-        Nathan, in denen die Nazis ebenfalls         Die innerkatholische Würdigung
derschlesien, in Mährisch Schlesien        das Euthanasie-„Programm“ umset-          durch die „Seligsprechung“ dieses
und Tschechisch-“Schüler“ bei einem        zen wollten und konnten, wurde Hen-       Ordensmannes sollte gerade im Jahr
gewissen Dr. Josef Beran im KZ             kes verhaftet und am 10. Juli 1943 ins    2019 auch weiteren Gesellschafts-
Dachau? Wie passt das zusammen?            KZ Dachau gebracht. In der Zwangs-        kreisen in Deutschland und in seinen
  Holen wir doch den auch 2019 au-         arbeit lernte er den Prager Professor     Nachbarländern bekannt gemacht
ßerhalb „katholischer Kreise“ trotz        und Seminar-Regens Beran, den spä-        und gerade jetzt im friedenserhalten-
anstehender kirchlicher Seligspre-         teren Erzbischof von Prag, kennen         den Sinn gewürdigt werden.
chung Unbekannten aus dem Verges-          und versuchte, seine bereits erworbe-                     Dr. Otfrid Pustejovsky
senheitskeller!                            nen Tschechisch-Kenntnisse zu ver-
  1900 wurde der spätere Schönstatt-       bessern, um nach dem Krieg wieder
fromme Richard im kleinen wester-
wäldischen Dorf Ruppach geboren,
                                           in das gemischtsprachige mährisch-
                                           schlesische Gebiet zurückzukehren.
                                                                                        Segen für Europa
erlebte als 18-Jähriger noch als Sol-      Bei den Mithäftlingen war Henkes
dat den Ersten Weltkrieg, trat später      wegen seiner ungebrochenen Glau-
den Pallottinern bei und war, nach der     bensstärke, seiner Selbstlosigkeit –
Priesterweihe 1925, Religionslehrer.       Lebensmittelpakete seiner Schwester
Bereits von 1933 an wandte er sich         verteilte er einfach weiter! - in der
seelsorglich und öffentlich gegen den      Trostlosigkeit der KZ-Alltage eine mo-
NS-Totalitarismus, wurde vom Orden         ralisch-religiöse Stütze.
zunächst durch Versetzung nach               Als Ende 1944 im KZ Dachau zum
Oberschlesien aus der „Schusslinie“        wiederholten Male eine Typhusepide-       Unter dem Titel „Heimat im Herzen
genommen, aber bereits 1937/38             mie – vor allem unter den besonders       Europas – Die Sicht der Kirche“ bo-
nach Denunziation vor ein Sonderge-        drangsalierten russischen Häftlingen      ten beim Sudetendeutschen Tag die
richt in Breslau gestellt. Noch hatte er   – ausbrach, meldete er sich aus dem       Ackermann-Gemeinde und das Su-
Glück: Das Amnestiegesetz nach             sogenannten „Priesterblock“ 26 frei-      detendeutsche Priesterwerk ein Ge-
dem „Anschluss“ Österreichs an das         willig zur Pflege der Todkranken in       spräch mit dem Regensburger Bi-
„Dritte Reich“ bewahrte ihn zunächst       Block 17 und ließ sich mit diesen iso-    schof Dr. Rudolf Voderholzer an
                                                                                     (Foto: ag). Im Namen der beiden Ver-
Am 15. September 2019 wird Pater Richard Henkes SAC, ein „Apostel der                anstalter begrüßte der Geistliche Bei-
deutsch-tschechischen Verständigung“, im Limburger Dom seliggesprochen.              rat Msgr. Dieter Olbrich, Regionalde-
Aus Rom reist hierzu Kurienkardinal Kurt Koch an. Die Eucharistiefeier beginnt       kan Holger Kruschina übernahm die
um 14.00 Uhr. Anschließend laden Diözese und Pallottiner zum Pater-Richard-          Moderation. „Seelsorger müssen na-
Henkes-Fest in den Bischofsgarten am Roßmarkt ein. Den Abschluss der Feier-          he an den Menschen sein, was sie
lichkeiten bildet ein liturgisches Abendlob um 19 Uhr in der Pallottinerkirche St.   bewegt, aber auch das große Ganze
Marien (Wiesbadener Straße 1). Die Seligsprechung von Pater Henkes wird die          des Weltgeschehens im Blick haben“,
erste Seligsprechung sein, die im Bistum Limburg gefeiert wird.                      betonte Bischof Rudolf. Mit Blick auf
   Aus Anlass der Seligsprechung wird in Limburg auch die Ausstellung „Zeugen        die Geschichte und das soziale En-
für Menschlichkeit. Christlicher sudetendeutscher Widerstand 1938-1945“ zu           gagement sieht er in einer „vitalen
sehen sein. Henkes ist einer von zehn vorgestellten Persönlichkeiten in der Aus-     Kirche“ „einen Segen für Europa“.
stellung der Ackermann-Gemeinde.                                                                                        ag

                                                                                             Der Ackermann 2-2019 | 11
Sozialwerk

                                                                                                 Maria Stock
                                                                                                    leuchtet
 (Foto: K. Janu)

                                                                                    Nacht der Lichter mit Taizé-Gebet in
                                                                                    Maria Stock (Foto: Pod střechou z.s.)

                                  Angekommen                                       Sozialwerk. „ In Maria Stock wird
                                                                                   gemeinsam von Deutschen und
Sozialwerk. „ Ich bin kein Priester,       es gibt Bastelgruppen für Advent-       Tschechen das historische und religi-
der verzweifelt! Was uns der Herr          und Osterwaren, regelmäßigen Reli-      öse Erbe gepflegt. Es ist ein Ort der
gibt, ist Hoffnung. Er verlässt uns        gionsunterricht,     Wein-Segnungen     Begegnung und ein Fixpunkt geistli-
nie.“ Davon ist Pater Karel Janu zu-       und weitere Gelegenheiten der Be-       chen Lebens. Dies verdient unsere
tiefst überzeugt und er hat Recht be-      gegnung. So hat sich eine Basis der     Unterstützung,“ so Msgr. Dieter Ol-
halten. Lange hat er gut erhaltene         Gemeindemitglieder gebildet, die        brich.
Kirchenbänke für die Kirche St. Jo-        auch bei Renovierungen mit Hand           Um die Wallfahrtkirche in Maria
hannes der Täufer in Döschen/              anlegt. Auch deutschsprachige Gläu-     Stock/Skoky baulich zu erhalten und
Dešná, Diözese Brünn/Brno an der           bige kommen inzwischen wieder zu        die Aktivitäten an diesem Ort zu för-
mährisch-österreichischen      Grenze,     den Wallfahrten nach Döschen.           dern, wurde auf Initiative der Acker-
gesucht und wandte sich mit seinem           Viel Arbeit wartet in den fünf Ge-    mann-Gemeinde die Kollekte des
Anliegen     an     die    Ackermann-      meinden noch auf ihn. Doch er behält    diesjährigen Sudetendeutschen Ta-
Gemeinde. Das Sozialwerk konnte            sein Gottvertrauen. Auch an das So-     ges dem westböhmischen Wallfahrts-
helfen (s. Heft 2019/1).                   zialwerk gerichtet meint er: „Ich       ort gewidmet. Der Erlös beim Pfingst-
  Nun haben die Kirchenbänke, die er       möchte mich bei allen für Ihre aktive   gottesdienst in der Regensburger
in einem Depot der Erzdiözese Mün-         Hilfe und Ihr Interesse bedanken.“      Donauarena betrug 4.354,33 €. Vor
chen und Freising ausfindig machen                                            sw   der Übergabe der Kollekte sind noch
konnte, ihren neuen Platz gefunden.                                                zweckgebundene Spenden an das
  Fünf Jahre nach Übernahme der            Spendenkonto:     Sozialwerk der        Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde
Pfarrei und weiterer vier Gemeinden        Ackermann-Gemeinde e.V., Kenn-          e.V., Kennwort „Spende Maria
hat P. Janu es mit seiner anstecken-       wort „Spende Döschen“, LIGA-Bank        Stock“ (IBAN: DE05 7509 0300 0002
den Begeisterung, Elan und Ausdau-         München, IBAN: DE05 7509 0300           1222 00 bei der Liga-Bank München,
er geschafft, „seine“ Kirchen zu füllen;   0002 1222 00, BIC: GENODEF1M05          BIC: GENODEF1M05) möglich.
                                                                                                                     sw

Patrone Europas im neuen Gewand
Sozialwerk.     Die Europawallfahrt        Edith Stein) enthält es Fürbitten zu
nach Mariazell (s. S. 9) gehört nun        den Patronen und das „Gebet für
zwar der Vergangenheit an, doch            Europa“ von Carlo Maria Kardinal
allen, die daran teilhaben durften,        Martini (1927-2012), das zur Europa-
wird sie lange in guter Erinnerung         wallfahrt vom Schirmherrn Dr. Chris-
bleiben.                                   toph Kardinal Schönborn (Wien) ans
  Viel Anklang hat auch das Heftchen       Herz gelegt und in Mariazell gebetet
„Heilige Patrone Europas“ gefunden,        wurde. Es fasst all die Gedanken
das anlässlich dieser Europawallfahrt      zusammen, die Christen im Blick auf
vom Sozialwerk in deutscher und            unseren Kontinent ansprechen und
tschechischer Sprache nach fast 20         berühren.
Jahren neu aufgelegt und optisch             Das Heftchen eignet sich für An-
modernisiert wurde. Neben der Vor-         dachten, Gottesdienste und andere
stellung der Vita und Bedeutung der        Begegnungen, bei denen für die Zu-
sechs zu Patronen Europas ernann-          kunft Europas gebetet werden soll.
ten Heiligen (Benedikt von Nursia,         Es ist gegen eine Spende über das
Cyrill und Method, Birgitta von            Sozialwerk erhältlich (Tel. 089 / 27
Schweden, Katharina von Siena,             29 42 31).                       sw

12 | Der Ackermann 2-2019
Junge Aktion

                                                    Demokratie
                                                    braucht
                                                    Demo-
                                                    kraten
                       xxx (Foto: EP)

                                                    Thilo Tiede (r.) bei seinem      Blick nach Tschechien
                                                    Vortrag.
                                                                                    Jugendbildungsreferat. „ Frühlings-
                                                                                    Plasto“ fand in diesem Jahr erneut in
Junge Aktion. Die diesjährige Poli-       Umgang mit Feinden der Demokratie         der Woche nach Ostern in Regens-
tische Weiterbildungswoche stand          in der Praxis.                            burg statt. Es stand unter dem Thema
unter dem Gesamtthema "Demokratie            Die Feier der Liturgie zu den Kar–     „Über den Tellerrand hinaus - unser
ohne Demokraten? Mitteleuropa 1919        und Ostertagen sind ebenso ein fes-       Nachbar Tschechien“. Die Teilnehme-
und heute". Rund 60 Jugendliche und       ter Bestandteil der Woche. Dazu ge-       rin Hannah Panten erinnert sich:
junge Erwachsene aus Deutschland,         hörte auch ein abendlicher Kreuzweg       „Schon als wir ankamen, lernten wir
Tschechien und der Slowakei reisten       und die Osternacht um 5 Uhr mor-          ein bisschen tschechisch, schließlich
hierzu in den Osterferien ins Benedik-    gens. Diese hinterließ mit ihrer Fest-    sind auch Namen verschieden.“ So
tinerkloster nach Niederalteich.          lichkeit einen besonderen Eindruck.       wurde zum Beispiel aus „Johannes“
  Das Thema wurde zum einen durch         Nicht fehlen durfte am letzten Abend      ein „Honza“. In den kommenden drei
Vorträge behandelt. Der erste Refe-       eine Party, die traditionell mit einem    Tagen folgte eine abwechslungsrei-
rent Thilo Tiede war viele Jahre im       Eröffnungswalzer begann. Auch hier        ches Programm mit Arbeitskreisen
Europäischen Parlament beschäftigt        war das deutsch-tschechisch-slowa-        (Foto: ja), kreativen und sportlichen
und berichtete auch von seinen rei-       kische Miteinander spürbar.               Aktivitäten    sowie     tschechischer
chen Erfahrungen aus der Praxis.             Dankbar für die Begegnungen, die       Sprachanimation. Auch Spiele waren
Eine Exkursion führte nach Regens-        inhaltlichen Impulse und den erlebten     auf Tschechisch. Zum Abschluss des
burg. Dort referierte der bayerische      Spaß sowie in Vorfreude auf ein Wie-      letzten gemeinsamen Abends gab es
Landtagsabgeordnete Tobias Gott-          dersehen bei der Sommerwoche in           einen Gottesdienst. Danach startete
hardt, der den Europaausschuss des        Landshut machten sich alle auf den        die Party. „Plasto lohnt sich immer“,
Landtages leitet. Auch er spannte         Heimweg.                             ja   zeigte sich Hannah zum Abschluss
einen Bogen zwischen Theorie und                                                    zufrieden. Ein Wiedersehen gibt es
Praxis. Unter der Leitung des EVS-                                                  bereits Ende Juli in Haidmühle.
Freiwilligen Michal Vosinek übten die                                                                                   ja
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
dann selbst die Demokratie und den
                                                                                      Die Junge Aktion dankt herzlich
                                                                                     der Stiftung Ackermann-Gemeinde
                                                                                       Stuttgart für die Unterstützung
              Nächtlicher Kreuzweg in                                                         der Jugendarbeit!
              Niederalteich (Fotos: ja)

          Im Landtag mit Schülern über Europa
Junge Aktion. Vor der Europawahl hatte der Bayerische Landtag rund 190
Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern ins Maximilianeum nach München
eingeladen, damit sie mit Abgeordneten aller Fraktionen über Europa diskutie-
ren. Bevor an runden Tischen die Schüler und Politiker ins Gespräch kamen,
eröffnete die Landtagspräsidentin llse Aigner mit einem Talk mit dem 99-jährigen
Dr. Adalbert Mischlewski, Initiator einer deutsch-französischen Städtepartner-
schaft, und der JA-Bundesgeschäftsführerin Amálie Kostřížová den Abend.
Kostřížová berichtete von der deutsch-tschechischen Begegnungsarbeit der Jun-
gen Aktion. Mit Blick auf Europa und den Nachbarn Deutschland sieht sie Gefah-      Landtagspräsidentin Ilse Aigner (l.)
                                                                                     hatte sich als Gesprächspartner
ren durch populistische Politiker, Fake News und Vorurteile. „Die Menschen
                                                                                    Amálie Kostřížová und Dr. Adalbert
brauchen dringend mehr Infos und Hintergrundwissen,“ so die JA-                     Mischlewski eingeladen (Foto: Bild-
Bundesgeschäftsführerin in ihrem Statement.                                   ja       archiv Bayerischer Landtag)

                                                                                            Der Ackermann 2-2019 | 13
Aktuelles

                                                               Gesellschaftsgestaltung
                                                               als kirchlicher Auftrag
                                                                                     schen Bereich spielt“, sprach Kastler
                                                               Dialog in Schön-      einen weiteren Aspekt an und bezog
        xxx (Foto: M. Bauer)                                   see (v.l.): M.        sich zum einen auf die Tätigkeiten der
                                                               Dörr (Modera-         Kirche im sozial-caritativen Bereich,
                                                               tor), M. Kastler,     zum anderen auf die Rolle der Kirche
                                                               Dr. Vybíralová,       als wichtiger Gesprächs- und Diskus-
                                                               Generalvikar          sionspartner. Eine Herausforderung
                                                               Fuchs, J. Unter-
                                                               länder, General-      für die Kirchen ist auch der Umgang
                                                               sekretär Přibyl.      mit Migration. Den Missbrauch dieses
                                                                                     Themas seitens mancher tschechi-
Ein bayerisch-böhmischer Dialog zum      mit Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und        scher Politiker kritisierte die Theologin
Thema „Wie steht es um die katholi-      unter Berücksichtigung der Situation        und Historikerin Dr. Eva Vybíralová –
sche Kirche?“ fand Anfang April im       der Opfer erfolgen müsse. Als weitere       mit der Konsequenz, dass bisweilen
Centrum Bavaria Bohemia statt. In        Herausforderungen nannte er die             eine „Hysterie gegen Migranten“ ent-
der von Matthias Dörr, AG-Bundes-        Armut, Migration sowie die Globalisie-      standen sei. Sie selbst erlebe Kirche
geschäftsführer, moderierten Podi-       rungsprozesse. Aufgabe der Kirche           in der Diaspora; so seien ihre beiden
umsdiskussion ging es zunächst um        sei „nicht nur die Glaubensvermitt-         Kinder in ihren Klassen die einzigen
die aktuelle Situation der Kirche in     lung, sondern auch die Gesellschafts-       Katholiken. Dennoch betonte auch
den beiden Ländern. „Wir müssen als      gestaltung“, so der Landeskomitee-          sie, optimistisch zu sein und der
Christen optimistisch sein – auf bei-    Vorsitzende.                                Qualität eine höhere Bedeutung
den Seiten der Grenze“, unterstrich        Den Missbrauchsskandal bei den            zuzumessen als der Quantität – und
der AG-Bundesvorsitzende Martin          Regensburger Domspatzen sowie               auch bewusst zu fragen: „Was mache
Kastler. Die Kirchen in Deutschland      dessen Aufarbeitung nannte Regens-          ich für meine Kirche?“
und Tschechien seien nicht vergleich-    burgs Generalvikar Michael Fuchs                                    Markus Bauer/ag
bar – besonders auch wegen der Un-       „einen Jahre und Jahrzehnte langen,
terdrückung der Kirche im Kommunis-      sehr schmerzhaften Prozess“. Er ge-
mus und den daraus resultierenden        stand ein, dass lange Zeit nur die          Martin Kastler zur Glaubenspraxis in
Folgen. In Tschechien, wo Kastler        Täter wahrgenommen worden seien             Tschechien:
seit mehreren Jahren hauptsächlich       und weniger die Opfer bzw. Betroffe-        „Diejenigen, die sich zu ihrem Glau-
lebt und arbeitet, habe er nicht weni-   nen. Umso mehr werde bei der Aufar-         ben bekennen, engagieren sich aktiv
ge „aktive Glaubensbeispiele“ erlebt.    beitung auch der Blick auf die instituti-   für Glauben und Kirche und zahlen
  Bei den „brennenden Fragen an die      onellen Gegebenheiten gerichtet, um         auch für kirchliche Einrichtungen. Das
Kirche“ nannte Joachim Unterländer,      Solches künftig zu verhindern.              sind dann weniger Taufscheinchris-
Vorsitzender des Landeskomitees der        „Es ist allgemein anerkannt, dass         ten, sondern Christen und Katholiken
Katholiken in Bayern, die Miss-          die Kirche eine wertvolle Rolle im          aus ihrer Überzeugung heraus!“
brauchsskandale, deren Aufarbeitung      kulturellen, geistigen und philosophi-

In Diskussion mit Minister und Staatssekretärin
Zur Podiumsdiskussion „30 Jahre Freiheit. Mein Europa, meine Geschichte, mei-
ne Zukunft.“, die Ende Mai von der Hanns-Seidel-Stiftung und der Repräsentanz
des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik veranstaltet wurde, waren
neben dem bayerischen Europaminister Dr. Florian Herrmann, der tschechi-
schen Staatssekretärin für Europaangelegenheiten Milena Hrdinková und Karla
Stánková, der Leiterin des Regionalbüros Pilsen der Deutsch-Tschechischen
Industrie- und Handelskammer auch der Bundessprecher der Jungen Aktion,
Matthias Melcher, eingeladen. Die vier Gäste tauschten sich über ihre persönli-
chen Erfahrungen mit Europa aus. Sie diskutierten über Erfolge der bayerisch-        Nach der Diskussion (v.l.): Organisa-
tschechischen Zusammenarbeit und entwarfen unter der kompetenten Moderati-            tor M. Kastler (l.) Staatsminister Dr.
on von Kilian Kirchgessner auch eigene Zukunftsvisionen für Europa. Alle Disku-        F. Herrmann, Staatssekretärin M.
tanten waren sich über den großen Wert der Freiheit – die jedoch auch Verant-           Hrdinková, K. Stánková und JA-
                                                                                      Bundessprecher M. Melcher (Foto:
wortung mit sich bringt – einig, wenngleich sich in konkreten Zukunftsvisionen            Hanns Seidel Stiftung Prag)
auch Unterschiede zeigten.                                                   ja

14 | Der Ackermann 2-2019
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