Was wissen wir über den Effekt von Investitionsschutz- und -förderverträgen auf ausländische Direktinvestitionen? - CESifo Group ...
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FORSCHUNGSERGEBNISSE Gabriel Felbermayr* Was wissen wir über den Effekt von Investitionsschutz- und -förderverträgen auf ausländische Direktinvestitionen? Investitionsschutz- und -förderverträge (IFV) sind völkerrechtliche Abkommen zwischen zwei Staaten. Sie haben das Ziel, ausländische Direktinvestitionen (ADI) zu fördern, indem sie die Rechtssicherheit für ausländische Investoren verbessern. Sie schützen Unterneh- men der Signatarstaaten jeweils vor Enteignung, staatlicher Willkür und Diskriminierung und erlauben die Rechtsdurchsetzung außerhalb des Gerichtssystems des Ziellandes. Damit schränken sie – wie alle völkerrechtlichen Verträge – den Handlungsspielraum der Län- der ein. Eine zentrale Frage ist daher: Führen diese Abkommen überhaupt zu zusätzlichen Direktinvestitionen? Dieser Artikel stellt die Ergebnisse einer Metastudie, die die existie- rende empirische Evidenz zusammenfasst, vor. Entgegen manchen Behauptungen findet die ökonometrische Literatur weitgehend positive Effekte. Im Durchschnitt führt ein IFV zu einem Zuwachs der ADI von ca. 25%; dieser Befund wird getrieben durch Abkommen von Industriestaaten mit Schwellen- und Entwicklungsländern, unter anderem in Osteuropa; für Nord-Nord-IFV gibt es kaum Evidenz, da nur sehr wenige Nord-Nord-Abkommen existieren. Es gibt keine systematischen Hinweise darauf, dass nur Studien veröffentlicht würden, die statistisch signifikante, positive Effekte zeigen. Investitionsschutz- und -förderverträge (IFV) sollen PARALLELE VERVIELFACHUNG DES BESTANDS ausländische Direktinvestitionen (ADI) in Ländern för- AN AUSLANDSDIREKTINVESTITIONEN UND DER dern, die ohne diese Verträge nicht glaubwürdig sig- ANZAHL DER IFV nalisieren könnten, dass sie die Bedingungen für pri- vate Investitionen nach erfolgter Investition nicht zum Der weltweite Bestand von Auslandsdirektinvestiti- Nachteil der Investoren abändern. Funktionieren IFV in onen hat sich seit 1990 auf ca. 26 250 Mrd. US-Dollar dem Sinne, dass sie in der Tat zu mehr Auslandsdirekt- im Jahr 2016 verzwölffacht. Der deutsche Bestand im investitionen führen? Ausland hat sich von 304 Mrd. US-Dollar im Jahr 1990 Wenn die Antwort auf diese empirische Frage auf 1 366 Mrd. US-Dollar mehr als vervierfacht, stag- negativ oder nicht eindeutig ausfällt, dann entfällt niert aber seit einigen Jahren. Auch die Investitionen eine wichtige Begründung für die Existenz der vielen von Schwellenländern im Ausland sind stark gestiegen. deutschen IFV und die Begründung für die Verhand- Der Bestand chinesischer Auslandsdirektinvestitionen lung neuer Verträge durch die EU mit Drittstaaten. hat sich seit 1990 um den Faktor 170 erhöht und liegt Denn IFV bedeuten immer auch eine Beschränkung heute, inklusive Hongkong, bei ca. 2 809 Mrd. US-Dol- der Handlungsfreiheit des heimischen Gesetzgebers lar; ein Wert, der doppelt so hoch ist wie der deutsche. und sind dadurch mit politökonomischen Kosten Nach Zählung der UNCTAD hat sich die Anzahl der verbunden. in Kraft befindlichen IFV seit 1990 auf 3 324 Abkom- Die theoretische ökonomische Literatur zu der men mit Ende des Jahres 2016 verfünffacht. Wurden in Begründung von IFV und zu ihren Effekten steckt noch den 1990er Jahren bis zu 200 neue IFV pro Jahr in Kraft in den Kinderschuhen. Wichtige neuere Arbeiten stam- gesetzt, so ist die Anzahl der Neuabschlüsse seit vielen men von Janeba (2016), Kohler und Stähler (2016) sowie Jahren rückläufig und beträgt gegenwärtig etwa 30 pro Konrad (2017). Eine sehr umfassende Modellierung Jahr. Ungefähr 20% der 185 WTO-Mitglieder und Beob- der Grundproblematik wurde von Horn und Tangeras achter haben bilaterale IFV miteinander. (2017) vorgelegt. Auch die Anzahl der Streitfälle vor ISDS-Tribunalen ist in den letzten Jahren gestiegen. Für das Jahr 2016 * Ein herzlicher Dank für wertvolle Unterstützung bei der Erstellung der Datenbasis geht an Uriel Braham und Jost von Petersdorff- sind 61 Streitfälle bekannt; seit 2011 schwankt diese Campen. Zahl um 60; davor war sie aber deutlich geringer. Aller- ifo Schnelldienst 3 / 2018 71. Jahrgang 8. Februar 2018 17
FORSCHUNGSERGEBNISSE dings ist die Anzahl der Streitfälle im Gleichlauf mit (3) Variablen zur Messung der makroökonomischen dem Volumen der ADI gewachsen, so dass die Zunahme Stabilität und (4) Maße für die Kosten von internatio- eigentlich wenig überraschend ist.1 nalem Handel und internationalen Investitionen. Diese Die UNCTAD berichtet, dass es ganz überwiegend Einflussfaktoren werden mit den Bruttoinlandspro- entwickelte Länder sind, die Streitfälle vor Gerichte dukten der Sende- und Empfängerländer, der jewei bringen. Dies spiegelt die Struktur der globalen Investi- ligen Pro-Kopf-Einkommen und Wachstumsraten ein- tionsbestände wider. Die USA dominieren mit 148 Fäl- gefangen. Dazu tritt häufig die Inflationsrate, ein Maß len, gefolgt von den Niederlanden. Deutsche Klä- der Handelsoffenheit, Proxys für politische und institu- ger waren bisher 55-mal aktiv. Braml und Felbermayr tionelle Stabilität, Indikatorvariablen für das Vorliegen (2016) berichten, dass in der Schweiz eine Klage auf ein von Doppelbesteuerungsabkommen oder von regiona- Investitionsvolumen von 59 Mrd. US-Dollar kommt, in len Handelsabkommen und viele andere Kovariaten. Deutschland auf ein Volumen von ca. 31 Mrd. US-Dol- lar, in den USA auf Investitionsvolumen von ungefähr AUSLÄNDISCHE DIREKTINVESTITIONEN: 45 Mrd. US-Dollar. US-Unternehmen sind also nicht DATENQUELLEN UND DATENQUALITÄT aggressiver als Investoren aus anderen Ländern. Braml und Felbermayr (2016) berichten, dass in 55% der Fälle, Die meisten Studien verwenden aggregierte bilaterale in denen es zu einem Schiedsspruch kam, der Staat Daten zu Beständen oder Flüssen von ADI, die von der Recht behielt, während in 45% der Fälle der klagende OECD oder der UNCTAD zur Verfügung gestellt werden.2 Investor gewann. In 95% der von Investoren gewon- Einige wenige Arbeiten beruhen auf Mikrodaten einzel- nenen Fälle wurde tatsächlich auch Schadensersatz ner Staaten zu den Investitionen, und zu anderen Aktivi- gezahlt. täten multinationaler Unternehmen im Ausland. Infor- Dennoch gibt es massive Kritik an IFV im Allgemei- mationen zu den abgeschlossenen IFV kommen in der nen und an Investor-Staat-Schiedsgerichten im Spe- Regel ebenfalls von der UNCTAD, die in ihrem Invest ziellen. Hier ist nicht der Ort, die Argumente der Kriti- ment Policy Hub eine Datenbank mit allen bekannten ker zu würdigen; in der Regel beziehen sich diese aber internationalen Investitionsschutzabkommen unter- auf die offensichtliche Tatsache, dass IFV zu einer Ein- hält.3 Ein Kernproblem ist hierbei, dass es kaum IFV schränkung der Handlungsoptionen von Regierungen zwischen entwickelten Ländern gibt,4 so dass man über führen. Aus ökonomischer Sicht ist dies genau ihr Ziel. die Wirkung von Investitionsverträgen zwischen diesen Es ist aber ebenfalls klar, dass der Verzicht auf diskreti- Ländern auch keine abgesicherten statistischen Aussa- onäre Politikmaßnahmen mit politökonomischen Kos- gen treffen kann. ten verbunden ist. Daher ist es von zentraler Bedeu- Ein zentrales Problem ist hierbei die Datenqualität. tung, genau zu wissen, ob IFV wirklich leisten, wozu Die bilateralen Investitionsstrom- oder -bestandsdaten sie eingesetzt werden, also die Investitionen ausländi- sind mit erheblichen definitorischen Problemen behaf- scher Unternehmen im Inland zu erhöhen. tet. Die Abgrenzung von Direktinvestitionen und Port- folioinvestitionen erfolgt in der Statistik anhand einer DER EFFEKT VON IFV AUF ADI: EMPIRISCHE Ad-hoc-Regel, gemäß der ein über einen Anteil von STRATEGIEN 10% hinausgehender Erwerb des Eigenkapitals eines ausländischen Unternehmens eine Direktinvestition, Die empirische Schätzgleichung wird meistens mit andere Investitionen in das Eigenkapital aber als Port- dem sogenannten »Knowledge-Capital«-Modell von folioinvestitionen gelten. Diese Regel hat keine ökono- Markusen und Maskus (2002) oder mit dem Gravitati- mische Begründung, und sie ist vor allem auch nicht als onsmodell motiviert. Head und Ries (2008) sowie Berg Schranke für die Anwendbarkeit von IFV vorgesehen. strand und Egger (2007) bieten theoretische Mikrofun- Außerdem sind Ströme und Bestände von dierungen für den letzteren Ansatz. Dabei wird in der ADI-Schwankungen unterworfen, die wenig mit den Regel der bilaterale (d.h. zwischen zwei Ländern A und intendierten realwirtschaftlichen Effekten der ADI zu B) ADI-Strom oder Bestand erklärt, wobei Sende- und tun haben. So unterliegt etwa die Bewertung von bör- Empfängerland bzw. länderpaarspezifische Variablen sennotierten Beteiligungen im Ausland neben Wechsel- in Frage kommen. kursschwankungen den Bewegungen des Aktienmark- Um die beiden zentralen Motive für ADI – vertikale tes; wenn ein inländisches Unternehmen im Ausland Integration entlang der Wertschöpfungskette und hori- erzielte Gewinne – vielleicht aus Gründen der Steuerge- zontale Integration für eine verbesserte Nähe zu den staltung – nicht repatriiert, dann erhöht dies den Wert Kunden – abbilden zu können, werden in den älteren der ausländischen Direktinvestition und taucht in der Studien typischerweise vier Typen von Variablen ein- Statistik als Zahlungsstrom auf. gesetzt: (1) Kennzahlen für Niveau und Wachstum von 2 OECD International Direct Investment Statistics, UNCTAD Data Markt- oder Ländergröße, (2) Ausstattung mit Arbeit Extract Service. 3 Verfügbar unter: http://investmentpolicyhub.unctad.org/. verschiedenen Ausbildungsgrades sowie mit Kapital, 4 Eine Ausnahme stellt die Energiecharta dar, die ein plurilaterales IFV zwischen 54 Staaten darstellt und auf dessen Grundlage das 1 Braml und Felbermayr (2016) zeigen, dass die Anzahl der Streitfäl- schwedische Unternehmen Vattenfall gegen die Bundesrepublik le seit 1987 ziemlich genau proportional mit dem Bestand der globa- Deutschland bezüglich der Schließung von Kernkraftwerken klagt. len Direktinvestitionen angewachsen ist. Hier handelt es sich aber um ein sektorspezifisches Abkommen. 18 ifo Schnelldienst 3 / 2018 71. Jahrgang 8. Februar 2018
FORSCHUNGSERGEBNISSE Nur sehr wenige Studien betrachten die Wirkung ligt, die alle sender- und empfängerspezifischen über von IFV auf das realwirtschaftliche Verhalten von multi- die Zeit variierenden Einflussfaktoren sowie zeitinva- nationalen Unternehmen im Ausland. Egger und Merlo riante paarspezifische Determinanten kontrollieren. (2012) verwenden Daten der deutschen Bundesbank Diese Strategie wird in der methodisch verwandten und untersuchen die Wirkung von IFV auf Beschäfti- Schätzung der Effekte von Freihandelsabkommen auf gung, Output und andere Variablen von Auslandstöch- Handelsströme sehr oft angewandt (vgl. Bergstrand tern deutscher Unternehmen. und Baier 2007; Head und Mayer 2014). Dort, wie auch Auch die unabhängige Variable der Regressions- in unserem Fall, gilt, dass glaubwürdige Instrumen- analysen – typischerweise eine Indikatorvariable, tenvariablen bisher nicht entdeckt wurden und die die den Wert von 1 annimmt, wenn zwischen zwei Gefahr, durch schwache Instrumente die Probleme Ländern ein IFV vorliegt, und sonst 0 ist – ist nur ein zu vergrößern, erheblich ist. Gleichwohl verbleiben sehr krudes Maß für die Wirkung eines IFV. Im deut- Zweifel, ob die Literatur wirklich unverzerrte kausale schen Fall gilt beispielsweise, dass Bundesgarantien Effekte schätzt. für Investitionen nur dann gewährt werden, wenn ein deutscher IFV mit dem Zielland der Investitionen vor- METHODIK DER METASTUDIE liegt. So ist in vielen Fällen unklar, ob die empirische Analyse den Effekt der staatlichen Garantie oder aber In diesem Aufsatz extrahieren wir eine große Anzahl des IFV selbst misst. von vergleichbaren Semielastizitäten aus einer umfas- Diese Messprobleme bedeuten, dass der sta- senden Sammlung verfügbarer empirischer Studien, tistische Nachweis eines positiven oder negativen die den Effekt von IFV auf ADI messen. Tabelle 2 bie- Effektes von IFV auf Direktinvestitionsströme oder tet einen Überblick. Die Semielastizitäten sind die -bestände schwierig ist. Zwar verzerrt ein unsystema- geschätzten Koeffizienten der Indikatorvariable (0,1), tischer Messfehler in der abhängigen Variablen nicht die das Vorliegen eines IFV misst, auf den logarithmier- den geschätzten Effekt, er führt aber zu einer Auf ten Bestand oder Fluss an ADI. Studien, die die abhän- blähung der Standardfehler und erschwert damit die gige Variable nicht logarithmieren, sind in unserer statistische Inferenz. Ein Messfehler in der unabhän- Metastudie nicht enthalten. gigen Variablen führt zu einer Verzerrung des Koeffi Wir konzentrieren uns auf Arbeiten, die das oben zienten gegen null, selbst dann, wenn der Fehler besprochene dyadische Design aufweisen. Das bedeu- unsystematisch ist. tet, dass empirische Studien, die als abhängige Varia- ble den aggregierten Bestand an ADI (unabhängig von SCHÄTZPROBLEME ihrer Herkunft) in einem Land verwenden, in unserer Metastudie nicht enthalten sind. Diese Studien sind Offensichtlich ist zu erwarten, dass IFV nicht zwischen ökonometrisch problematisch, weil sie weniger Mög- zufälligen Partnern und zu zufälligen Zeitpunkten lichkeiten für die Kontrolle anderer Determinanten abgeschlossen werden. So ist etwa vorstellbar, dass von ADI bieten, und ihre Ergebnisse sind auch nicht mit nicht der Abschluss von IFV zu neuen Investitions jenen aus einem bilateralen Ansatz vergleichbar. In der strömen führt, sondern die Aktivität multinationaler Regel finden diese Studien einen positiven Effekt von Konzerne erst zum Abschluss von IFV führt. Die Kausa- ADI; dieser Befund ist aber ökonometrisch wohl nicht lität läuft dann in die umgekehrter Richtung. Genauso belastbar. gut ist es möglich, dass unbeobachtbare Faktoren – Insgesamt werden 32 Studien betrachtet. Daraus zum Beispiel die politische Affinität zwischen zwei werden jene Ergebnisse verwendet, die von den Auto- Ländern – gleichzeitig das Vorliegen eines IFV und ren als zentral bezeichnet werden; die Ergebnisse von hohe Investitionsströme begünstigen. Dies bedeutet, Sensitivitäts- und Robustheitsanalysen gehen nicht in dass Schätzungen mit der Kleinstquadratmethode unseren Datensatz ein. Dies führt zu einer Gesamtheit zu verzerrten Ergebnissen führen. Der Tendenz nach von 137 Schätzkoeffizienten, die in der Folge näher cha- bedeutet dies, dass ein positiver Koeffizient geschätzt rakterisiert werden. wird, obwohl der wahre kausale Effekt des IFV null ist. Wir betrachten nur die Effekte ratifizierter (d.h. Es gibt aber die schon besprochene Verzerrung durch tatsächlich in Kraft befindlicher) IFV. In der Literatur Messfehler, die den geschätzten Koeffizienten gegen wird häufig gemutmaßt, dass es positive Vorziehef- null verzerrt, auch wenn der wahre Effekt von null ver- fekte gibt, die bereits eintreten, wenn ein IFV unter- schieden ist. schrieben ist. Allerdings sind die geschätzten Effekte Die neuere Literatur verwendet modernere empi- in der Regel nicht statistisch signifikant, und der Vor- rische Methoden (Panelschätzer, Instrumentenvari- zieheffekt führt nicht zu einer weiteren Erhöhung der ablenschätzer, Propensity Score Matching und der- investitionsschaffenden Effekte von IFV. gleichen), um der Gefahr solcher Verzerrungen zu ent- Die Datenbank enthält alle bekannten Arbeiten, gegnen. Die am häufigsten beobachtbare Strategie die als abhängige Variable den logarithmierten Fluss besteht darin, die ökonometrische Schätzgleichung oder Bestand an ADI haben, und als zentrale unab- mit möglichst vielen Kontrollvariablen anzureichern. hängige Variable eine Indikator (0,1) für das Vorliegen Dies wird am besten mit fixen Effekten bewerkstel- eines IFV. ifo Schnelldienst 3 / 2018 71. Jahrgang 8. Februar 2018 19
FORSCHUNGSERGEBNISSE Tab.11 Tab. Empirische Forschungspapiere zu den Effekten von IFV auf Auslandsdirektinvestitionen Autor(en) Titel Datum Quellenangabe K.P. Sauvant, L. Sachs (Hrsg.), The Effect of »Bilateral Investment Treaties and Foreign Treaties on Foreign Direct Investment: Bilateral 1 E. Aisbett Direct Investment: Correlation vs 2009 Investment Treaties, Double Taxation Treaties, and Causation« Investment Flows, Oxford University Press, Oxford, 395–435 »Bilateral investment treaties as deterrents E. Aisbett, M. of host-country discretion: the impact of 2 Busse, P. 2017 Review of World Economics, forthcoming, 1–37 investor-state disputes on foreign direct Nunnenkamp investment in developing countries« »Contingent Credibility: The Impact of T. Allee, C. 3 Investment Treaty Violations on Foreign 2011 International Organization 65(3), 1–26 Peinhard Direct Investment« 4 R. Banga »Do Investment Agreements Matter? « 2006 Journal of Economic Integration 21(1), 40–63 F. Barthel, M. »The Impact of Double Taxation Treaties on 5 Busse, E. Foreign Direct Investment: Evidence From 2008 Contemporary Economic Policy 28(3), 366–377 Neumayer large Dyadic Panel Data« A. Berger, M. Busse, P. »More stringent BITs, less ambiguous effects 6 2011 Economics Letters 112(3), 270–272 Nunnenkamp, M. on FDI? Not a bit!« Roy A. Berger,M. »Do trade and investment agreements lead Busse, P. International Economics and Economic Policy 7 to more FDI? Accounting for key provisions 2013 Nunnenkamp, M. 10(2), 247–275 inside the black box« Roy M. Busse, J. »FDI promotion through bilateral 8 Königer, P. 2010 Review of World Economics 146(1), 147–177 investment treaties: more than a bit?« Nunnenkamp T. Büthe, H. v. »Foreign Direct Investment and Institutional 9 2014 World Politics 66(1), 88–122 Milner Quality in Trade Agreements« »The Politics of Foreign Direct Investment T. Büthe, H. v. American Journal of Political Science 52(4), 741– 10 into Developing Countries: Increasing FDI 2008 Milner 762 through International Trade Agreements?« L. Colen, D. »Bilateral Investment Treaties and FDI: Does 11 Persyna, A. 2016 World Development 83, 193–206 the Sector Matter?« Guariso »Foreign Direct Investment and Bilateral R. Desbordes, V. 12 Investment Treaties: An international 2009 Journal of Comparative Economics 37(3), 372–386 Vicard political perspective« »The Impact of Bilateral Investment Treaties 13 P. Egger, V. Merlo 2007 The World Economy 30(10), 1536–1549 in FDI Dynamics« »BITs Bite: An Anatomy of the Impact of Scandinavian Journal of Economics 114(4), 1240– 14 P. Egger, V. Merlo Bilateral Investment Treaties on 2012 1266 Multinational Firms« P. Egger, M. »The impact of bilateral investment treaties 15 2004 Journal of Comparative Economics 32(4), 788–804 Pfaffermayr on foreign direct investment« R. Falvey, N. »Heterogeneous effects of bilateral 16 2017 Review of World Economics, forthcoming Foster-McGregor investment treaties« R. Falvey, N. »North-South foreign direct investment and 17 2017 The World Economy, forthcoming Foster-McGregor bilateral investment treaties« »Do the European Union's bilateral 18 S.S. Guerin investment treaties matter? The way 2010 CEPS Working Document No. 333/July 2010 forward after Lisbon« M. Hallward- »Do Bilateral Investment Treaties Attract 19 2003 World Bank – Policy Research Working Papers Driemeier FDI? Only a bit … and they could bite« »Why Should I Believe You? The Costs and 20 A. Kerner Consequences of Bilateral Investment 2009 International Studies Quarterly 53, 73–102 Treaties« »What's the risk? Bilateral Investment A. Kerner, J. 21 Treaties, Political Risk and Fixed Capital 2012 British Journal of Political Science 44, 107–122 Lawrence Accumulation« »The Regional Impact of Bilateral 22 A. Lejour, M. Safi Investment Treaties on Foreign Direct 2015 CBP Discussion Paper No. 289 Investment« »Analysis of the economic impact of M. Lesher, S. 23 investment provisions in regional trade 2006 OECD Trade Policy Working Paper No. 36 Miroudot agreements« »Do Bilateral Investment Treaties Increase E. Neumayer, L. 24 Foreign Direct Investment to Developing 2005 World Development 33(10), 1567–1585 Spess Countries?« 20 ifo Schnelldienst 3 / 2018 71. Jahrgang 8. Februar 2018
Tab.1 FORSCHUNGSERGEBNISSE Autor(en) Titel Datum Quellenangabe Indianan University, Kelly School of Business, C. H. Oh, m. »Do Additional Bilateral Investment Treaties 25 2010 Department of Business Economics and Public Fratianni Boost Foreign Direct Investments?« Policy, Working Paper J. Paniagua, E. »Quantile regression for FDI gravity 26 Figueiredo, J. 2015 Journal for Business Research 86(7), 1512–1518 equations« Spena »The Impact of Bilateral Investment Treaties University of St. Gallen Law School, Law and 27 T. Siegmann and Double Taxation Treaties on Foreign 2008 Econmics Reseach Paper Series, Working Paper Direct Investment« N0. 2008-22 (Master Thesis) »Bilateral Investment Treaties and Foreign G. Sirr, J. Garvey, Direct Investment: Evidence of Asymmetric 28 2017 Development Policy Review 35(1), 93–113 L.A. Gallagher Effects on Vertical and Horizontal Investments« »Foreign Direct Investment and the J. Tobin, S. Rose- Business Environment in Developing 29 2005 Yale Law & Economics Research Paper No. 293 Ackerman Countries: the Impact of Bilateral Investment Treaties« »When BITs have some bite: The political- J. Tobin, S. Rose- 30 economic environment for bilateral 2011 Review of International Organizations 6(1), 1–32 Ackermann investment treaties« Quelle: Zusammenstellung des ifo Instituts. ERGEBNISSE DER METASTUDIE zwei leicht negative Koeffizienten in unserem Daten- satz, die aber auch nicht statistisch signifikant von Tabelle 2 bietet einen Überblick über unsere Daten- null zu unterscheiden sind. Ebenso gibt es einige stark bank. Der obere Teil berichtet die von den diversen positive Koeffizienten in unserem Datensatz, die aber Autoren geschätzten Semielastizitäten; der untere Teil durchaus statistisch signifikant sind. übersetzt diese in durch die IFV ausgelöste prozentu- Tabelle 2 vergleicht eine Reihe von Untergrup- elle Zuwächse in der ADI Variablen. pen von Studien miteinander. Zum Beispiel zeigt sie, Über alle 137 Schätzkoeffizienten hinweg, finden dass die geschätzten Semielastizitäten nur unwesent- wir einen durc hsc hnittlic hen Effekt von 0,228; dies ent- lich davon abhängen, ob die abhängige Variable eine spricht einem durchschnittlichen Anstieg der ADI von Bestandsgröße oder eine Flussgröße ist. Es scheint circa 26%. Der Mittelwert und der Median der Vertei- so zu sein, dass die geschätzten Koeffizienten stär- lung der Schätzkoeffizienten liegen sehr nahe zusam- ker streuen, wenn Ströme an Stelle von Beständen men; die durchschnittliche Standardabweichung der betrachtet werden. Außerdem gibt es im letzteren Koeffizienten beträgt 0,14; das heißt, im Durchschnitt Fall gar keine Studien, die negative Effekte geschätzt sind Tab.die 2 Effekte relativ ungenau geschätzt. Es gibt nur hätten. Tab. 2 Zusammenfassende Statistiken Anzahl der Schätzer Mittelwert Median Std. Abw. Min Max Semielastizitäten Alle Arbeiten 137 0,228 0,221 0,140 – 0,254 0,799 ADI-Ströme 97 0,235 0,230 0,157 – 0,2542 0,799 ADI-Bestände 40 0,212 0,207 0,087 0,07308 0,457 Veröffentlicht 92 0,193 0,204 0,117 – 0,254 0,457 Statistisch signifikant am 10% Niveau 121 0,244 0,229 0,133 0,014 0,799 Neuere, veröffentlichte Arbeiten (ab 2010) 51 0,193 0,200 0,122 – 0,038 0,443 Nord-Süd-IFV 99 0,239 0,231 0,152 – 0,254 0,799 Nord-Nord-IFV 6 0,136 0,092 0,114 0,073 0,368 Gemischte IFV 32 0,212 0,211 0,091 – 0,038 0,457 Endogenität berücksichtigt 30 0,207 0,228 0,145 0,014 0,457 Partielle Effekte auf die ADI Alle Arbeiten 137 26% 25% 15% – 22% 122% ADI-Ströme 97 26% 26% 17% – 22% 122% ADI-Bestände 40 24% 23% 9% 8% 58% Veröffentlicht 92 21% 23% 12% – 22% 58% Statistisch signifikant am 10%-Niveau 121 28% 26% 14% 1% 122% Neuere, veröffentlichte Arbeiten (ab 2010) 51 21% 22% 13% – 4% 56% Nord-Süd-IFV 99 27% 26% 16% – 22% 122% Nord-Nord-IFV 6 15% 10% 12% 8% 44% Gemischte IFV 32 24% 23% 10% – 4% 58% Endogenität berücksichtigt 30 23% 26% 16% 1% 58% * In international referierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Die partiellen Effekte wurden mittels der Transformation (exp(b) – 1)100% ermittelt. Quelle: Berechnungen des ifo Instituts. ifo Schnelldienst 3 / 2018 71. Jahrgang 8. Februar 2018 21
FORSCHUNGSERGEBNISSE Abb. 1 solchen, die das nicht tun. Zwar Verteilung der in der Literatur geschätzten Parameter haben beide Verteilungen der 25 geschätzten Koeffizienten unge- fähr denselben Mittelwert, aber die Berücksichtigung der Endo- 20 genität führt zu einer zweigipfli- gen Verteilung, die stärker streut. 15 Offenbar gibt es unter den Stu- dien, die explizit für Endogenität 10 kontrollieren, zwei Gruppen: eine, die im Durchschnitt Schätzkoeffi- zienten von ca. 0,25 ausweist, und 5 eine andere, deren Verteilungs- masse deutlich näher bei null 0 –0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 liegt. Gleichwohl zeigt die Vertei- Epanechnikov-Kerneldichte mit optimaler Glättung. Semielastizität lungsanalyse, dass der Befund in Quelle: Berechnungen des ifo Instituts auf Basis von 32 Studien und 137 geschätzten Koeffizienten. © ifo Institut Tabelle 1 stabil ist: Die Berücksich- tigung der Endogenität führt mit- Die einzige Unterscheidung, die wirklich maßgeb- nichten zu geringeren Schätzkoeffizienten, die Streu- liche Unterschiede zu Tage treten lässt, ist jene, zwi- ung scheint aber geringfügig höher zu sein. schen Nord-Süd- und Nord-Nord Verträgen, wobei letz- Die untere Reihe in der Abbildung 2 betrachtet ver- tere deutlich weniger investitionsschaffende Effekte schiedene Subpopulationen unseres Datensatzes. Die aufweisen. linke Graphik unterscheidet hinsichtlich der Quelle Abbildung 1 zeigt die Dichtefunktion der Verteilung für die abhängige Variable. Die Daten der OECD führen der geschätzten Parameter. Diese ist sehr symmetrisch zu einer Verteilung, die jener der Gesamtpopulation und folgt fast einer Normalverteilung. Fast 60% der in sehr ähnlich ist; die Daten der UNCTAD scheinen hin- der Literatur geschätzten Werte bewegt sich im Inter- gegen mit höheren Unsicherheiten verbunden zu sein. vall zwischen 0,1 und 0,3. Hier ist allerdings zu bemerken, dass Studien, die die Abbildung 2 betrachtet Unterschiede zwischen OECD-Daten nutzen, fast immer entwickelte Sende- den einzelnen Studien; hierbei werden methodische länder (OECD-Mitglieder) betrachten und mithin Nord- und Stichprobenunterschiede thematisiert. Das Bild Süd- und Nord-Nord-Beziehungen analysieren, wäh- rechts oben zeigt, dass der Modus der Verteilung der rend Studien, die die UNCTAD-Daten heranziehen, auch statistisch am 10%-Niveau signifikanten Koeffizienten arme Länder als potenzielle Sendeländer beinhalten. typischerweise größer ist als jener der nicht signifikan- Die Graphik rechts unten vergleicht Studien, die ten. Dies und die analoge Information über die Mittel- auf neuere Daten zurückgreifen, mit solchen, die ältere werte in Tabelle 2 ist wenig überraschend. Allerdings Daten verwenden. Auch hier zeigt sich, dass es keine haben beide Verteilungen ihren Modus deutlich im wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Grup- positiven Bereich, und sie streuen nur relativ schwach pen gibt. Es stimmt also nicht, dass neuere Forschung in den negativen Bereich hinein. zu pessimistischeren Ergebnissen kommt als ältere. Das zweite Bild in der oberen Reihe vergleicht Stu- dien, die für die Endogenität von IFV kontrollieren, mit MULTIVARIATE ANALYSE DER SCHÄTZERGEBNISSE Abb. 2 Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse Verteilung der geschätzten Semielastizitäten: Methoden und Stichproben simpler linearer Regressionen. statistisch signifikant Endogenität berücksichtigt Spalten (1) und (2) erklären die Dichte statistisch nicht signifikant Dichte Endogenität nicht berücksichtigt geschätzten Semielastizitäten, 5 5 Spalten (3) und (4) widmen sich der 4 4 Frage, ob die Schätzer statistisch 2 2 1 1 signifikant (am 10%-Niveau) sind. 0 0 Gerade Spaltennummern enthal- –0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 –0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 Semielastizität Semielastizität ten eine vollständige Liste von OECD bis inkl. 2003 Dummy-Variablen für alle 32 ver- Dichte UNCTAD Dichte nach 2003 wendeten Studien. In diesen Spe- 5 5 4 zifikationen erfolgt die Identifika- 4 2 2 tion also durch unterschiedliche 1 1 Modellvarianten innerhalb dersel- 0 0 ben Studie. –0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 –0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 Semielastizität Semielastizität Das wichtigste Ergebnis aus Quelle: Berechnungen des ifo Instituts auf Basis von 32 Studien und 137 geschätzten Koeffizienten. © ifo Institut Tabelle 3 ist, dass IFV mit Entwick- 22 ifo Schnelldienst 3 / 2018 71. Jahrgang 8. Februar 2018
FORSCHUNGSERGEBNISSE Tab. 3 Tab. 3 von dynamischen Paneldaten- Multivariate Analyse der Schätzergebnisse modellen vor, um die langsame Semielastizität Signifikanz (0,1) Anpassung von Investitionsströ- (1) (2) (3) (4) men nach der Ratifikation von IFV IFV mit "Süd"-Land 0,092 0,238 – 0,149 – 0,286 aufzufangen. Die Autoren zeigen, (2,30)* (3,24)** (1,62) (2,16)* dass statische Modelle zu verzerr- Veröffentlicht – 0,098 0,060 (2,82)* (0,65) ten Ergebnissen wegen Spezifika- Endogenität berücksichtigt 0,000 0,089 0,015 0,015 tionsfehlern führen und dass diese (0,01) (3,42)** (0,19) (0,39) den geschätzten Effekt von IFV auf Neue Daten – 0,050 0,044 ADI nach oben verzerren können. (1,78) (0,53) Hier seien noch zwei weitere OECD-Daten – 0,001 0,033 interessante Arbeiten erwähnt, (0,03) (0,37) Konstante 0,234 0,940 die nicht in die Metastudie einge- (6,72)** (10,10)** gangen sind. Colen et al. (2016) Studienspezifische fixe Effekte NEIN JA NEIN JA interagieren IFV-Indikatoren mit R2 0,16 0,52 0,01 0,51 sektoralen Maßen für die Ver- t-Werte (berichtigt um Clustering in Studien) in Klammern. * und ** bedeuten statistische Signifikanz am 10% bzw. am 5%-Niveau. sunkenheit von fixen Kosten. Quelle: Berechnungen des ifo Instituts. Aisbett et al. (2017) interagieren den IFV-Indikator mit einer weite- lungs- und Schwellenländern (dazu gehören auch ost- ren Dummy-Variablen, die angibt, ob das Empfänger- europäische Länder vor ihrem EU-Beitritt) deutlich land vor der Unterschrift des IFV in einem Rechtsstreit höhere Semielastizitäten aufweisen als andere IFV. involviert war. Wenn dies der Fall war, verschwindet der Der in Spalte (1) ausgewiesene Koeffizient von 0.092 positive Effekt. bedeutet, dass IFV im Nord-Süd-Kontext (es gibt keine Schließlich sei noch kurz auf eine weitere empiri- Süd-Süd-IFV in unserer Datenbank) zusätzliche Inves- sche Frage im Zusammenhang mit IFV eingegangen, titionsströme oder –bestände von ca. 10% generie- die bisher noch kaum systematisch untersucht wurde. ren. Außerdem sind die geschätzten Koeffizienten mit Kritiker vermuten, dass die Existenz von IFV und die einer erheblich höheren Wahrscheinlichkeit statistisch daraus resultierenden Klagerechte für Investoren zu signifikant. Diese Effekte sind noch deutlicher, wenn regulatory chill, d.h. zu einem präventiven Verzicht auf Dummy-Variablen für die einzelnen Studien eingesetzt Regulierung aus Angst, verklagt zu werden, führen. werden. Das Problem ist auch hier, dass kontrafaktische Situa- Ansonsten gibt es zu berichten, dass veröffent- tionen nicht verfügbar oder nur schwer zu konstruie- lichte Studien im Durchschnitt zwar niedrigere Koeffi- ren sind, aber es gibt anekdotische Evidenz. Bonnitcha zienten berichten, die Wahrscheinlichkeit signifikan- (2014) diskutiert Beispiele, in denen Regierungen vor ter Ergebnisse aber nicht höher ausfällt. Die Berück- Beschlüssen zu regulatorischen Maßnahmen genaue sichtigung der Endogenität – über welche Methoden Informationen zu möglichen Klagen einholen oder auch immer – führt im Durchschnitt hingegen eher Maßnahmen implementieren, obwohl Investoren mit zu höheren Schätzergebnissen. Ob neuere oder eher Klagen drohen. ältere Daten verwendet werden oder ob diese aus Etwas systematischere empirische Evidenz gibt Quellen der OECD oder der UNCTAD stammen, macht es zur Frage, ob Handelsliberalisierung allgemein – gegeben die Einflüsse der anderen in der Regres- oder speziell Handelsabkommen zu einem Abbau sion enthaltenen Variablen – aber offenbar keinen von sozial-, umwelt- oder arbeitsrechtlichen Stan- Unterschied. dards führt. Auch befindet sich die empirische For- schung in einem sehr frühen Stadium, und metho- SCHLUSSBEMERKUNGEN dische Probleme erschweren die statistische In- ferenz. Häberli und Jansen (2012) untersuchen, wie Die Metaanalyse von 137 geschätzten Koeffizienten sich Freihandelsabkommen (die Investitionsklauseln zeigt sehr deutlich, dass von einem positiven Effekt enthalten können, aber dies oft nicht tun) auf Arbeits- von IFV auf ADI auszugehen ist. Dieser Befund hängt standards wirken. Die Autoren finden, dass zwischen vor allem von Nord-Süd-IFV ab; aber auch in anderen entwickelten Ländern Chilling-Effekte festzustellen Fällen sind kleinere positive Effekte feststellbar. Es gibt sind, für Entwicklungs- und Schwellenländern hinge- keine systematischen Hinweise darauf, dass nur Stu- gen nicht. Eine ähnliche Untersuchung, die die Effekte dien veröffentlicht würden, die statistisch signifikante, von Investitionsschutzabkommen untersucht, exis- positive Effekte zeigen. tiert nicht. Die hierbei zu bewältigenden Probleme Neben den Studien, die in die Metaanalyse ein- bei der Identifikation kausaler Effekte von IFV auf gegangen sind, existieren weitere Arbeiten, die nicht regulatorische Standards sind wegen der schwieri- einfach mit dem Gros der Literatur vergleichbar sind. gen Messung der abhängigen Variable allerdings noch Hier sind zum Beispiel dynamische Modelle zu nen- erheblich größer als bei der Schätzung der Effekte auf nen. Egger und Merlo (2007) schlagen die Verwendung Investitionsströme. ifo Schnelldienst 3 / 2018 71. Jahrgang 8. Februar 2018 23
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