Wegen Wo der Zeit-Geist weht von - Stadtmission Freiburg

 
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Wegen Wo der Zeit-Geist weht von - Stadtmission Freiburg
2|13 | E 9313

                                 Wo der
                         Zeit-Geist weht
                von            leben. glauben. handeln.

                         Wegen
  Jesus, der Zeitgeist       Weltanschaulich             Zeitgeist und
              und wir               neutral?             Gottesdienst
                  S. 4                 S. 10                     S. 14

                          www.stadtmission-freiburg.de
Wegen Wo der Zeit-Geist weht von - Stadtmission Freiburg
„Was ihr den
 Geist der Zeiten
										heißt,

    editorial                   d   as ist im Grund der Herren eigner
                                    Geist, in dem die Zeiten sich bespie-
                                geln.“ So lässt Johann Wolfgang von
                                                                               Lady Gaga oder YouTube haben einen
                                                                               enormen Einfluss, und alles Wissens-
                                                                               werte findet sich bei Wikipedia - einem
                                Goethe im frühen 19. Jahrhundert seinen        Lexikon, das aus dem Volk entstanden ist.
                                Faust den Zeitgeist umschreiben. Er ist, so    Wir wollen in dieser vonWegen-Ausgabe
                                definiert heute der Philosophieprofessor       über das Phänomen „Zeitgeist“ nachden-
                                Konersmann, die vorherrschende Denk-           ken. Was bringt er dem Einzelnen oder
                                weise einer Gesellschaft, und jeder, der       der Gesellschaft, wo richtet er Schaden
                                nah am Puls der Zeit sein will, schickt        an? Wie können wir feststellen, ob der
                                sich an, diesem Zeitgeist zu folgen. Ja,       Zeitgeist einen guten Geist in sich trägt?
                                man hält für wahr und richtig, was mehr
                                oder weniger alle für wahr halten! Das ist                 Prüfet alles!
                                eine durchaus angenehme und bequeme
                                Haltung, denn, so schreibt der Zeitre-    Die Evangelische Stadtmission Freiburg
                                dakteur Harald Martenstein: „Das Gute     war in ihrer 130-jährigen Geschichte
                                am Mainstream ist, dass man nicht groß    immer dem wechselnden Zeitgeist aus-
                                nachdenken muss. Man wirft sich einfach   gesetzt, aber die Basis war stets das Evan-
                                                                          gelium von Jesus Christus. Von seinem
                                hinein in den Strom und lässt sich treiben.“
                                                                          Geist geprägt wurde der Dienst in der je-
                                               Zeitgeist –                weiligen Gesellschaft getan. Heute leben
                                     wie kommt er zustande?               und arbeiten wir im 21. Jahrhundert, nut-
                                                                          zen wie alle anderen die moderne Technik
                                Wie entsteht der Zeitgeist? Wer gibt ihm und die Massenmedien. Vielleicht sind
                                seine gewaltige Macht, seinen Sog, dem wir gerade deshalb besonders herausge-
                                sich anscheinend niemand entziehen fordert kritisch nachzufragen, gründlich
                                kann? Zunächst sind es weit verbreitete zu prüfen und wenn nötig einen Kontra-
                                Meinungen und Ansichten, die sich ver- punkt zu setzen. Ist es nicht sogar unser
                                vielfältigen, gar potenzieren und damit Auftrag als Christen und somit auch als
                                von immer mehr Menschen vertreten Stadtmission, hin und wieder Verweige-
                                werden. Dabei passt sich der Zeitgeist rer des „Mainstreams“ zu sein? Das ist
                                der gesellschaftlichen Entwicklung an. nicht bequem, es kostet Kraft und setzt
                                Während er im Mittelalter vornehmlich ein gründliches Reflektieren voraus, aber
                                durch den einflussreichen Klerus ge- es wäre im Sinne der Empfehlung des
Ewald Dengler
                                prägt war, ist heute die Medienwelt, vor Apostels Paulus: „Prüfet alles, aber das
Direktor der Evangelischen
                                allem das Internet, für die Entstehung Gute behaltet.“
Stadtmission Freiburg e.V.
                                des Zeitgeistes verantwortlich. Facebook,

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seite 3

                                    ©photocase.com – kallejipp

          vonWegen 2|13   Seite 3
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geistliches wort
©photocase.com – kaffeeschlürferin

                                                 Jesus, der
                                                Zeitgeist
                                                 								und wir
                                                                    Glauben leben zwischen Widerspruch und Anpassung

                                                                    W        er war Jesus? Und wie war er?
                                                                             War er eher ein unauffälliger,
                                                                     vielleicht ganz typischer Mensch und
                                                                                                                  Aber bevor wir darauf schauen, was ihn
                                                                                                                  als so andersartig, befremdlich und gött-
                                                                                                                  lich erkennbar macht, müssen wir auch
                                                                     Jude seiner Zeit und Welt? Oder war er       feststellen, dass er ein ganz typischer
                                                                    „der ganz Andere“, der, der sich in aller     Vertreter seiner Zeit und Welt war. Seine
                                                                     Deutlichkeit von seinen Mitmenschen          Art zu leben, sich zu verhalten und zu re-
                                                                     unterschied? War er womöglich gegen          den, seine Prägung war „typisch jüdisch“.
                                                                     den Mainstream, den Zeitgeist seiner         Über die meiste Zeit seines Lebens – zwi-
                                                                     Zeit? Hat er eine „christliche Gegenkul-     schen den Berichten über seine Geburt
                                              Mainstream             tur“ aufgerichtet?                           und seine Taufe liegen wohl rund 30
                                          „Die Kirche Jesu darf      Wir schauen auf Jesus nur durch die          Jahre – erfahren wir so gut wie nichts
                                      niemals dem Mainstream         biblische Überlieferung hindurch. Und        und dürfen daraus wohl schließen, dass
                                           folgen, darf sich nie     dort strahlt hervor, was ihn auffallen       es über diese Zeit auch nicht viel mehr
                                         stromlinienförmig den       ließ gegenüber seinen Mitmenschen,           Großartiges zu sagen gibt als das, was
                                     Beurteilungen und Verhal-       was ihn in Opposition zum normalen           Lukas schreibt: „Jesus nahm zu an Weis-
                                      tensweisen der Mehrheit        Denken und Verhalten seiner Zeit ge-         heit, Alter und Gnade bei Gott und den
                                                  anschließen.“      bracht hat und was seine Nachfolger zu       Menschen“ (Lukas 2,52).
                                                                     dem Fazit gebracht hat, dass er „der Hei-    Auch die biblische Überlieferung be-
                                                                     lige Gottes“ (Johannes 6,69) ist - der, in   schreibt Jesus als „typisch jüdisch“: „In
                                                                     dem die „Herrlichkeit des eingeborenen       dem alten Evangelium ... steht mit edlen
                                                                     Sohnes vom Vater, voller Gnade und           Zügen ein Mann vor uns, der ... im Lan-
                                                                     Wahrheit“ (Johannes 1,14) offenkundig        de der Juden lebte und half und wirkte,
                                                                     und „genießbar“ wurde: „Von seiner           duldete und starb, ein Mann aus dem jü-
                                                                     Fülle haben wir alle genommen Gnade          dischen Volke, auf jüdischen Wegen, im
                                                                     um Gnade.“                                   jüdischen Glauben und Hoffen, dessen

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Wegen Wo der Zeit-Geist weht von - Stadtmission Freiburg
Geist in der heiligen Schrift wohnte...“     Namen Gottes hat er einer typisch pha-
(Rabbiner Leo Baeck).                        risäischen, lieblosen Engführung des jü-
Mich fasziniert der Gedanke, dass Gottes     dischen Gesetzes widersprochen und ihr
Sohn so Mensch wird, dass er ganz als        entgegen gehandelt. Im Namen Gottes
Kind seiner Zeit erkannt wird, als „einer    hat er frommen Stolz und Heuchelei
von uns“. Mit Jesus kommt Gott mitten        entlarvt. Im Namen Gottes hat er in der
unter die Menschen, mitten ins normale       Bergpredigt bequemen Relativierungen
Leben. Und Jesus bringt den Glauben          des Willens Gottes widersprochen und
auch aus Synagoge und Tempel auf die         ein radikales Leben, das den Bau von
Straßen und in die Häuser, macht ihn         Gottes Reich an vorderste Stelle rückt,
mit seinen aus dem damaligen Alltag          gefordert. (Er hat das nicht nur gefordert,
genommenen Beispielgeschichten zum           sondern mit dem Einsatz seines eigenen
Gesprächsthema. Mit ihm kommt Gott           Lebens gelebt!).
sogar beim Zöllner Zachäus ins Haus
und macht auch vor den No-Go-Areas                      Beispiel und
der Aussätzigen und Kranken nicht Halt.             Orientierung geben
So soll es auch heute sein: In seiner Kir-
che will Gott wieder Gestalt annehmen.        Warum ist Jesus in Konflikt zum Zeit-
Deshalb soll sie so wie Jesus nicht ganz      geist seiner Zeit gegangen? Weil man
anders sein, sondern sich einpassen in       „Gott mehr gehorchen muss als den
den aktuellen kulturellen Kontext und         Menschen!“ (siehe Apostelgeschichte
verständlich die Antworten Gottes auf         5,29).
die aktuellen Fragen der Menschen su-         Wo muss man in Opposition gehen?
chen und geben. Und sie soll wie Jesus        Welchen Maßstab hat Jesus dafür an-
nicht darauf warten, dass die Interessier-    gelegt? Sein Urteilsvermögen war ge-
ten schon kommen werden, sondern zu           prägt von dem, was er als das Herz von
ihnen hingehen, auch zu denen, die das        Gottes Willen für die Menschen ver-
gar nicht erwarten würden, um ihnen           standen und in den Mittelpunkt gestellt
glaubhaft zu zeigen, wie groß Gottes          hat: „Du sollst den Herrn, deinen Gott,
Interesse an ihnen ist.                       lieben von ganzem Herzen, mit ganzer
                                              Hingabe, mit all deiner Kraft und mit
        „Typisch jüdisch“,                    deinem ganzen Verstand. Und auch dei-
          typisch Jesus?                      nen Mitmenschen sollst du so lieben wie
                                              dich selbst.“ (Lukas 10,27).
 Andererseits darf die Kirche Jesu niemals    Wo die Ehre Gottes vergessen und
 dem Mainstream folgen, darf sich nie         verletzt wird, wo Egoismus überhand-
 stromlinienförmig den Beurteilungen          nimmt und Ungerechtigkeit und Ent-
 und Verhaltensweisen der Mehrheit an-        wertung von Mitmenschen als normal
 schließen. Denn dann wäre sie nicht mehr     angesehen werden, können Christen
 in der Nachfolge Jesu. Vielleicht war das    nicht einfach mitmachen, sondern sol-
„typisch jüdisch“, ganz bestimmt war es       len „ganz anders“ sein und beispielhaft,
                                                                                            Norbert Aufrecht
 typisch Jesus, dass er sein ganzes Le-       ganz still oder auch ganz lautstark, in
                                                                                            Stadtmissionar der
 ben nach dem Willen Gottes ausgerich-        der Gegenkultur von Gottes Wertmaß-
                                                                                            Evangelischen Stadtmission
 tet hat. Und das hat ihn in Konflikt mit     stäben ihr Leben gestalten.
                                                                                            Freiburg
 dem Zeitgeist seiner Zeit gebracht. Im

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                                                                                                                             ©photocase.com – David Dieschburg
             Bunte
                       Vielfalt
                                Neue Aufmerksamkeit für Religion und zunehmende Religionsdistanz

                                I  n Deutschland lässt sich eine „sehr bun-
                                   te Vielfalt an religiösen Einstellungen,
                                Bindungen und Identitäten“ beobach-
                                                                               anderer Religionen, in alternativer christ-
                                                                               licher – zum Beispiel charismatischer
                                                                              – Frömmigkeit, in der Spiritualisierung
                                ten, „die auch zwischen Geschlechtern,         moderner Therapie, in der Ausbreitung
          Profilierung          Altersgruppen und der geographischen           japanischer und chinesischer Heilungs-
 „Die neue Aufmerksamkeit       Herkunft große Unterschiede aufweist.“         praktiken und buddhistischer Meditation,
   für Religion und Religio-    Mit diesen Formulierungen hatte 2008           in fundamentalistischen Religionsformen.
   sität erinnert die Kirchen   der Religionsmonitor der Bertelsmann           Zum Phänomen der Wiederkehr der Re-
und Gemeinschaften an die       Stiftung gängige Trends gegenwärtiger          ligion wird auch die esoterisch geprägte
  Notwendigkeit ihrer eige-     Religionsforschung beschrieben.                Patchwork-Religiosität gerechnet, die in
nen religiösen Profilierung.“   Neben der vielfach erforschten Säkulari-       Sachen Religion aus verschiedenen Quel-
                                sierung und Individualisierung der Reli-       len schöpft, Rituale aus verschiedenen
                                gion kommt zunehmend das Phänomen              Traditionen aufgreift, dabei Mythos und
                                ihrer Revitalisierung in den Blick. Fraglos    Magie rehabilitiert und dem Okkultismus
                                gibt es in unserer Gesellschaft eine neue      und der Astrologie neue Attraktivität
                                Aufmerksamkeit für Religion und Religi-        verleiht.
                                osität. Manche sprechen von einer Respi-       Bereits die Vielfalt der Ausdrucksformen
                                ritualisierung und einer Wiederkehr der        heutiger Religiosität unterstreicht die
                                Religion. Religion kehrt wieder in neuen       Notwendigkeit von Klärungen und Un-
                                religiösen Bewegungen, in der Präsenz          terscheidungen. Manche Phänomene, die

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Wegen Wo der Zeit-Geist weht von - Stadtmission Freiburg
als Indiz für die Wiederkehr der Religion  Weder die Säkularisierung noch die Wie-
gelten, könnten auch als Hinweis auf eine  derkehr der Religion, sondern die Ent-
fortschreitende Säkularisierung interpre-  wicklung in Richtung eines religiösen
tiert werden.                              und weltanschaulichen Pluralismus ist
Heutige Religionsfaszination verkennt      meines Erachtens der charakteristische
manchmal den bindenden Charakter der       Vorgang. Der religiöse Wandel in pluralis-
religiösen Überlieferung und versteht      tischen Gesellschaften lässt sich deshalb
Religionen und Weltanschauungen an-        nicht länger mithilfe eines einzigen Mot-
ders als diese sich selbst verstehen. Zu   tos beschreiben. Bezeichnend ist vielmehr
fragen ist deshalb: Welche Religion kehrt  die Gleichzeitigkeit, das Nebeneinander
wieder? Welche Formen von Religiosität     gegenläufiger Entwicklungen: Religi-
gewinnen Resonanz und neue Anzie-          onsdistanz und Wiederkehr der Religion,
hungskraft? Religiosität kann unterdrü-    Relativierung und Fundamentalisierung
cken und befreien, verletzen und heilen.   religiöser Wahrheit, Individualisierung
Auch der religiöse Mensch kann Gott ver-   und neue Gemeinschaftsbildung.
fehlen und seine Freiheit verlieren.       Die neue Aufmerksamkeit für Religion
                                           und Religiosität erinnert die Kirchen und
  Atheistische und spirituelle Gemeinschaften an die Notwendigkeit
          Weltdeutungen                    ihrer eigenen religiösen Profilierung. Sie
                                           sind gefordert, suchende Menschen zu
In der säkularisierten Gesellschaft sind begleiten, unterschiedliche Motive und
viele Menschen auf der Suche nach re- Gesprächssituationen wahrzunehmen,
ligiöser Erfahrung. Die Erfahrungsarmut die hinter den Suchbewegungen stehen.
des Alltags macht empfänglich für die
Suche nach dem „ganz Anderen“, für das                 Den Glauben
Geheimnisvolle, von dem man sich er-              einladend darstellen
hofft, dass es den Alltag unterbricht und
eine weitergehende Perspektive eröffnet. Angesichts der Argumente, die für den
Es ist einseitig und nicht zutreffend, da- Atheismus ins Feld geführt werden,
von auszugehen, dass Religion in mo- können Christinnen und Christen ler-
dernen Gesellschaften unausweichlich nen, ihren Glauben begründend aus-
im Absterben begriffen, dass das Ver- zusprechen und einladend darzustellen.
schwinden der Religion eine natürliche Aus christlicher Sicht hat die Unruhe
Folge gesellschaftlicher Modernisierung des menschlichen Herzens, seine Suche
sei. Dass diese Gleichung nicht zutrifft nach Gerechtigkeit, Wahrheit und Sinn
oder zumindest ergänzungsbedürftig ist, ihren Grund in der Gottebenbildlich-
kann heute vielfältig beobachtet werden. keit des Menschen. Jeder Mensch bleibt
Die neue Aufmerksamkeit für Religion darauf verwiesen, in das Gespräch mit
                                                                                         Dr. Reinhard Hempelmann
und Religiosität bedeutet gleichwohl seinem Schöpfer einzutreten. Die christ-
                                                                                         Leiter der Ev. Zentralstelle
nicht, dass sich in Europa neue religiöse lichen Kirchen und Gemeinschaften
                                                                                         für Weltanschauungsfragen
Erweckungen ankündigen. Die Zahl der sollten die Sehnsucht und Skepsis der
                                                                                         Lehrbeauftragter an der
Konfessionslosen nimmt zu. Atheistische Menschen wahrnehmen, aufgreifen und
                                                                                         Theol. Fakultät der Universi-
Bewegungen haben eine neue Sichtbar- aus der Mitte der christlichen Glaubens­
                                                                                         tät Leipzig
keit gewonnen. Ihre Weltdeutungen er- tradition eine Antwort geben.
fahren eine zunehmende Resonanz.

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            Die
           Zeitgeister,
             							die wir riefen
                               Einem (un-) scheinbaren Modewort auf der Spur

                               F   ragt man nach der gesellschaftlichen
                                   Bedeutung des Begriffs „Zeitgeist“
                               und befragt man etwa die Suchmaschine
                                                                             auf sich? Wer legt fest, was Zeitgeist ist?
                                                                             Und wie unterscheidet sich der Zeit-
                                                                             geist aus sozialwissenschaftlicher Sicht
                               Google, so stößt man auf über 29 Milli-       von modernen Erscheinungen wie dem
  Masse statt Elite            onen Einträge: von der Model-Agentur         „Trend“ oder „Mainstream“?
   „Waren es früher elitäre    über das Mode-Label oder die Musik-
 soziale Prozesse, die einer   band bis hin zum gastronomisch-kuli-           Die epochale Orientierungs-
     Epoche jeweils unter-     narischem Angebot: alle beanspruchen            funktion des „Zeitgeistes“
   bewusst den ‚Zeitgeist‘-    den Zeitgeist. Im politischen Diskurs
Stempel aufdrückten, sind      schließlich dient der Begriff nicht sel-      Begriffsgeschichtlich versteht man unter
es zu Beginn des 21. Jahr-     ten als Agitationsinstrument und ne-         „Zeitgeist“ die sich den Erscheinungen
    hunderts die Massen...“    gativ stigmatisierendes Moment, um            eines Zeitalters offenbarende Gleichar-
                               politische Mitbewerber als „gestrig“ zu       tigkeit oder Ähnlichkeit geistiger Hal-
                               apostrophieren oder den Eindruck zu er-       tungen, des Stils, der Lebensformen
                               wecken, diese würden den rasanten Ent-        und Ideen. Die Funktion des Zeitgeistes
                               wicklungen hinterherhinken und wären          bestand seit jeher darin, den Menschen
                               nicht auf der Höhe der Zeit.                  Orientierung zu geben. Der Zeitgeist-
                               Grund genug, sich auf die Spurensuche         Begriff kreiert nachgerade aus dem Au-
                               zu machen: Was hat es mit dem viel-           genblick einer Epoche heraus Zeichen,
                               schichtig aufgeladenen Begriff „Zeitgeist“    Symbole und Ausdrucksformen, die für

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die Mehrheit der Menschen eines Zeit-        fassen. Moderne Gesellschaften sind
alters prägend sind. Diejenigen, die sich    heute im Zeitalter von Hochtechno-
zum Zeitgeist bekennen, finden an ihm        logie, Flexibilisierung, Globalisierung,
Halt, und umgekehrt definiert die An-        Demokratisierung u.v.m. fragmentierte
erkennung solcher Vorgaben Zeitgenos-        soziale Gebilde, die sich nicht mehr ein-
senschaft und Zugehörigkeit zur selben       fach nach Schicht oder Klasse einteilen
sozialen Gruppe oder Generation. Der         lassen, sondern nach Milieus mit un-
Zeitgeist-Begriff sorgt also neben Ori-      terschiedlichen Werten, Haltungen und
entierung auch für Formen der Verge-         Lebensstilen. Darüber hinaus hat es den
meinschaftung und verweist auf einen         Anschein, dass nicht nur die Lebensstil-
gemeinsamen mentalen Sinn- und Wer-          Vielfalt, sondern auch die Schnellle-
tekanon einer Generation und Epoche.         bigkeit der Moderne unterschiedliche
                                            „Zeitgeister“ hervorruft. In einer „Binde-
         Die Geburtshelfer                   strich-Gesellschaft“ (Erlebnis-, Freizeit-,
          der „Zeitgeister“                  Risiko-, Multimedia-, Wissens-Gesell-
                                             schaft u.v.m.), in der eine Generation
 Die Epoche der Aufklärung war der           Golf ebenso Platz hat wie eine Genera-
 Vernunft verpflichtet und ursächlich        tion Praktikum oder Generation Y, mag
 für wegweisende – meist revolutio-          das nicht verwundern. Waren es früher
 näre – emanzipatorische Bewegungen          elitäre soziale Prozesse, die einer Epoche
 und Entwicklungen in Europa, das 19.        jeweils unterbewusst den „Zeitgeist“-
 Jahrhundert gilt als imperialistisches      Stempel aufdrückten, sind es zu Beginn
 Zeitalter und hinsichtlich des 20. Jahr-    des 21. Jahrhunderts die Massen, die
 hunderts spricht man wiederum vom           mit ihren Einwilligungen und lebens-
„Jahrhundert der Extreme“. Die so vor-       weltlichen Routinen entscheidend dafür
 genommenen Charakterisierungen sind         sind, dass eine Zeitgeist-Konformität im
 den Epochen allesamt im Nachhinein          Sinne einer gesellschaftlich prägenden
 zugeschrieben worden, quasi aus der Re-     Gefolgschaft und Zustimmung herge-
 trospektive. Den beispielhaft erwähnten     stellt werden kann. Die Implementierung
 Epochen ist darüber hinaus gemein-          des „Zeitgeistes“ ist dabei ein ungesteu-
 sam, dass in allen Zeitaltern prägende      erter, subtiler gesellschaftlicher Prozess,
 Persönlichkeiten und Eliten den jeweils     der auch diejenigen erreicht, die sich
 gesellschaftlich bestimmenden Diskurs       darüber gar keine Gedanken machen.
 prägten und sich dieser im Vergleich zu     Offensichtlich ist die über den Alltag
 heute im „Schneckentempo“ vollzog. Zu       hinausreichende Orientierungsfunkti-
 Beginn des 21. Jahrhunderts lässt sich      on des „Zeitgeistes“ für den Einzelnen
 eine Zeitgeist-Konformität wie vor 200      wie für die Masse faszinierend. Darin
 Jahren nicht mehr ohne weiteres qua         unterscheidet sich im Übrigen auch der
 Eliten herstellen. Lassen sich die 80er    „Zeitgeist“ von Phänomenen wie dem
 Jahre des 20. Jahrhunderts vielleicht       Trend oder Mainstream, die beide ganz
 noch mit dem Begriff der Nachhaltigkeit     konkret auf Materielles verweisen und
                                                                                            Daniel Hörsch
 verbinden und die 90er Jahre mit dem        hierfür Vorgaben machen bzw. setzen,
                                                                                            Sozialwissenschaftlicher
 Begriff der Globalisierung, so scheint      wohingegen der „Zeitgeist“ hintergrün-
                                                                                            Referent am EKD-Zentrum
 es zunehmend schwieriger, allgemein-        dig dem Materiellen entrückt ist und auf
                                                                                            für Mission in der Region
 verbindlich den Zeitgeist begrifflich zu    das Ideelle verweist.

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Wegen Wo der Zeit-Geist weht von - Stadtmission Freiburg
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                                                                                                                            ©kyrio.de – Sascha Grether
                Weltanschaulich
                          neutral?
                                  Der Staat und die kirchlichen Einrichtungen
?
                                  D     ie freie Meinungsäußerung ist in
                                        einer Demokratie nicht nur ein
                                  Grundrecht, sondern sie hilft auch der
                                                                                Um diese freie Meinungsbildung nicht
                                                                                zu behindern, ist der Staat verpflichtet,
                                                                                neutral zu agieren und nicht bestimmte
                                  Demokratie, sich selbst zu formen. Denn       Meinungen zu bevorzugen. Insbesondere
      Scheinargument              es kann nur dann sinnvoll über etwas          wenn sich Gruppierungen mit bestimm-
          „Es gibt keine welt-    abgestimmt werden, wenn alle Fakten           ten weltanschaulichen Überzeugungen
       anschaulich neutralen      und möglichst viele Ideen dazu allge-         im Interesse des Staates engagieren (z.B.
       Unternehmungen. Die        mein bekannt geworden sind und es die         Einrichtung eines Kindergartens), ist es
       laizistische Forderung     Möglichkeit der Diskussion darüber ge-        notwendig, dass der Staat seine eigene
    nach Neutralität zielt also   geben hat.                                    Neutralität wahrt und nicht bestimmte
    eher darauf ab, kirchliche    Manchmal ergeben sich die unterschied-        Gruppierungen bevorzugt. Darum die
       Anbieter zu isolieren.“    lichen Meinungen aus der Sache selbst,        Verpflichtung des Staates, „weltan-
                                  zum Beispiel: „Ich bin gegen eine Erhö-       schaulich neutral“ zu handeln. Aber wie
                                  hung der Steuer auf Kraftstoff, weil ich      soll das am besten umgesetzt werden?
                                  viel Auto fahre.“ Oftmals sind sie aber
                                  auch die Folge einer übergeordneten                  Keine Bevorzugung
                                  Weltanschauung, zum Beispiel: „Aus re-
                                  ligiösen Gründen lehne ich Autofahren         Über lange Zeit hinweg versuchte der
                                  ab, daher ist es umso besser, je teurer das   Staat, seine neutrale Position dadurch
                                  Benzin wird.“                                 zu wahren, dass keine Weltanschau-

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ung bevorzugt behandelt wurde. In          trotzdem bestimmte Einstellungen zum
den letzten Jahren wird für die weltan-    Leben, der Gesellschaft, dem Arbeitsbe-
schauliche Neutralität des Staates von     reich.
laizistischen Bewegungen herkommend        Eigentlich ist es doch überhaupt un-
ein ganz neues Handeln verlangt. Der       möglich, ohne eine bestimmte Weltan-
Staat soll nicht mehr nur versuchen        schauung irgendetwas in der Welt zu
ausgeglichen zu agieren, sondern er        tun. Denn jegliches Handeln wird ja von
soll jetzt dafür sorgen, dass in den von   den eigenen Überzeugungen gesteuert.
ihm geförderten Unternehmungen auf         Selbst die Naturwissenschaften sind
eine weltanschauliche Neutralität in       nicht neutral oder objektiv, auch sie
der Arbeit geachtet wird. Ein katho-       werden von Weltanschauungen geprägt.
lischer Kindergarten darf also von der     In die Interpretation der Daten und Fak-
katholischen Kirche betrieben werden,      ten werden Wissenschaftler immer auch
aber die Arbeit der Einrichtung soll so    ihre eigenen Ansichten mit einbringen.
gestaltet werden, dass sie vom weltan-     Und sogar eine Organisation, die sich
schaulichen Hintergrund des Betreibers     selbst als weltanschaulich neutral be-
unberührt bleibt.                          trachten würde und nur der Gewinn-
Das Argument dahinter ist: In einem        maximierung verschrieben hat, hat
weltanschaulich neutralen Staat kann       natürlich eine Weltanschauung, die sie
es nicht sein, dass unterschwellige        indirekt durch ihr Handeln darstellt und
Missionsarbeit von religiösen Gruppen      verbreitet. Banken, die bereit sind mit
quasi durch Steuergelder mitfinanziert     Nahrungsmitteln zu spekulieren, zeigen
wird.                                      deutlich ihre Sicht der Dinge: Gewinn
Die laizistische Bewegung hat ihren Ur-    zählt mehr als Menschenleben.
sprung in der Überzeugung, dass Kirche
und Staat in allen Bereichen voneinan-         Unerfüllbare Forderung
der getrennt sein sollten. Mittlerweile
hat sich unsere Gesellschaft allerdings  Es gibt also keine weltanschaulich neu-
grundlegend verändert. Es gibt nicht     tralen Unternehmungen!
mehr nur die zwei großen Bereiche        Demnach kann der Staat gar nicht die
Staat und verfasste Kirche, sondern es   von den Laizisten geforderte weltan-
arbeiten vielfältigste Organisationen    schauliche Neutralität erreichen. Denn
und Vereine mit dem Staat zusammen.      mit wem auch immer zusammengear-
Dabei haben alle natürlich ihre eigenen  beitet wird, es wird sich darin eine Welt-
Beweggründe.                             anschauung finden.
                                         Der Staat kann nur in dem Sinne neutral
    Jedes Handeln wird von               handeln, dass er überparteilich agiert
   Überzeugungen gesteuert               und mit unterschiedlich weltanschau-
                                         lich geprägten Organisationen zusam-
Bei den beiden großen Kirchen ist es menarbeitet. Die laizistische Forderung
offensichtlich, dass hinter ihrem Enga- nach Neutralität zielt also eher darauf
                                                                                       Ralf Berger
gement eine konkrete Weltanschauung ab, kirchliche Anbieter zu isolieren.
                                                                                       Pfarrer der evangelischen
liegt. Aber wie ist das bei individuali-
                                                                                       Gemeinde dreisam3
sierter Religiosität? Nur weil man sich
nicht als Kirche definiert, hat man doch

                                  vonWegen 2|13                                       Seite 11
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       Sehnsucht
        			                          nach dem Fest der freien Menschen

                          Das prophetische Mandat der Kirche und der Zeitgeist

                          E     ine Freundin nahm vor mehreren
                                Jahren an einem Meditationssemi-
                           nar an der Westküste Irlands teil. An
                                                                      Großgrundbesitzern nicht völlig recht-
                                                                      los ausgeliefert blieben. Er organisierte
                                                                      den Protest gegen rassistische und öko-
                           der Küste selbst gab es eine Demons-       nomische Diskriminierung und Willkür
       Schweigen           tration gegen die Versenkung einer         und setzte sich für einen Mindestlohn
„Der Zustand der Welt      Bohrplattform im nahen Atlantik. Die       ein. Jede seiner Aktionen bereitete er
             ist krank.    Teilnehmerinnen des Meditationsse-         durch Fasten und Gebet vor. Wenn er
   Wenn ich Arzt wäre      minars saßen und schwiegen, manche         fastete, warnten seine Gegner einander:
 und man mich fragte:      zweifelten vielleicht auch angesichts     „Achtung: Cesar Chavez betet, er hat et-
         Was rätst du?     des Aufruhrs vor der Tür, ob sie denn      was vor!“Jesus bereitete seine vita activa
 Ich würde antworten:      das Richtige taten. Aber später kamen      durch ein 40-tägiges Fasten vor, bevor
  Schaffe Schweigen!“      Demonstrationsteilnehmer bei den Me-       er lehrte, stritt und heilte.
   (Sören Kierkegaard)     ditierenden vorbei und bedankten sich:
                          „Danke, dass ihr für uns gebetet habt!“       Aktion und Kontemplation
                           Cesar Chavez, der Gründer der United
                           Farm Workers, kam als Kind landloser      Mich wundert, dass wir in unserer
                           Bauern aus Mexiko in die USA. Er          Wahrnehmung von Kirche, der Gemein-
                           kämpfte sein Leben lang darum, dass       schaft von gläubigen Menschen, meist
                           die mexikanischen Einwanderer und         entweder die Aktion oder die Kontem-
                           illegalen Tagelöhner, die Chicanos, den   plation sehen. So als seien Kontemplati-

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on und Gottesdienst das Markenzeichen         rechtigkeit“? Burn-out-Prophylaxe ist ja
der Kirche, diakonisches Handeln hin-         nicht schlecht, die Frage aber ist doch,
gegen eher eine verzichtbare Praxis der       wofür brenne ich? Deshalb dürfen, müs-
Frömmigkeit und des Gottesdienstes; so        sen wir immer wieder fragen und uns
als sei die Kirche nur mit dem gespro-        fragen lassen, aus welchem (Zeit-)Geist
chenen Gebet und dem Wort bei ihrem           heraus wir handeln, mit welchem Ziel
Eigentlichen und als sei die Aktion eher      ich mich selbst transzendiere und Gottes
gefährdet, dem Zeitgeist zu verfallen.        Parteilichkeit leben kann.
                                              Dabei freilich müssen wir auswählen
   Die Parteilichkeit Gottes                  aus den vielen Möglichkeiten, dies zu
                                              tun. Ich nenne nur zwei der Möglich-
In meinen drei Beispielen dient das Ge-       keiten, die mich und viele andere zur
bet zur Vorbereitung und Begleitung           Suche nach dem Reich Gottes an- und
von Aktion. Es bereitet vor, weil es das      umtreiben:
Denken und Fühlen parteilich macht. Es        • Die Klimadebatte führen wir in Frei-
begleitet, weil es die stärkt und verge-      burg auf den ersten Blick vorbildlich: Die
wissert, die in Aktion sind. Es orientiert,   Bewahrung der Schöpfung, Lebensmög-
weil es immun macht gegen die Verfüh-         lichkeit für zukünftige Generationen ist
rungen durch den Zeitgeist. Jede Aktion       als Ziel konsensfähig. Dabei bestehen
braucht solides Wissen über die Situa-        die Gefahr und die Aufgabe darin, dass
tion und eine gute Vorbereitung. Sie          die soziale Gerechtigkeit diesem Kon-
braucht jedoch ganz grundlegend eine          sens nicht zum Opfer fällt.
Orientierung an der Parteilichkeit Gottes.    • Die Kirchen in Baden-Württemberg
Diese wurzelt nicht in der Vernunft, son-     haben im März anlässlich des 70. Jah-
dern in der Ausrichtung am Reich Gottes.      restages der Deportation von Sinti und
Nun sind Meditation und Fasten durch-         Roma gedacht. Gleichzeitig werden in
aus nachgefragte Methoden, die auch           den Medien wieder Ängste vor Roma
unabhängig von der Suche nach dem             im Zusammenhang mit der Öffnung
Reich Gottes praktiziert werden. Sie          der Grenzen zu Rumänien und Bul-
können sogar zur persönlichen Ego-            garien geschürt. Aber vor allem: Wie
Optimierung und Burn-out-Prophylaxe           übernehmen wir heute als Kirche Mit-
eingesetzt werden. Sich selbst annehmen       Verantwortung für Roma, die aus dem
und lieben gilt dabei als Voraussetzung       ehemaligen Jugoslawien zu uns geflo-
dafür, Gott und Mitmenschen lieben zu         hen sind und wieder in Unsicherheit und
können. Biblisch folgt nicht das eine         Elend abgeschoben werden?
aus dem anderen, sondern beides ist
untrennbar miteinander verbunden.               Bewahrung der Sehnsucht
Die Frage also bleibt, worauf wir unser
Suchen und Sehnen ausrichten. Geht es         Schweigen kann der Qualität notwendi-
um vordergründige Selbstoptimierung           gen prophetischen Handelns und Spre-
und Bedürfnisbefriedigung, um in einer        chens zuträglich sein, zur Bewahrung
                                                                                            Michael Philippi
immer weiter beschleunigten Wachs-            der Sehnsucht nach dem Fest der freien
                                                                                            Studierendenpfarrer der Ev.
tums- und Konsumgesellschaft mithal-          Menschen.
                                                                                            Studierenden-Gemeinde
ten zu können? Oder doch um die Suche         An der Notwendigkeit hat sich seit Amos
                                                                                            Freiburg
nach „dem Reich Gottes und seiner Ge-         leider wenig geändert.

                                    vonWegen 2|13                                          Seite 13
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  Postmoderne
  Paradoxie
               Zeitgeist und Gottesdienst - ein paar Beobachtungen

               U      m es gleich ganz offen zu sagen:
                      Ich bin kein Soziologe, Trendfor-
                scher oder Gemeindeexperte. Insofern
                                                          ist wie im Gottesdienst. Früher gab es
                                                          vor allem konfessionell geprägte Got-
                                                          tesdienste. Schon an der Kirchentür
                kann ich hier keine Zahlen und Sta-       konnte man erkennen, ob man sich
                tistiken liefern, sondern nur das, was    nun in einem einfachen reformierten
                ich beobachte, wenn ich wöchentlich       Wortgottesdienst, einer liturgischen
                einen Gottesdienst besuche, manch-        lutherischen Abendmahlsfeier oder
                mal berufsbedingt sogar ein paar mehr.    gar einer römischen Messe befand.
                Vielleicht sollte ich noch hinzufügen,    Auch zwischen Landeskirche, lan-
                dass ich 45 Jahre alt bin – und damit     deskirchlichen Gemeinschaften und
                weder in der „Moderne“ noch in der        Freikirchen ließ sich recht einfach
               „Postmoderne“ so richtig zu Hause. Und     unterscheiden.
                damit fangen für manche die Probleme      All das gibt es immer noch, aber mit der
                schon an...                               charismatischen Bewegung setzte die
                                                          große Gleichförmigkeit ein: Wer etwas
                 Willkommen in der Vielfalt               auf sich hielt und „mit der Zeit ging“,
                                                          ordnete die Lieder zu einem Block zu-
               Es gibt vermutlich keinen Bereich im       sammen und schöpfte aus einem allen
               Gemeindeleben, wo die Vielfalt so groß     Charismatikern gemeinsamen Liedgut.

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Diese „Anbetungs-“ oder „Lobpreis-        man ja auch nicht mehr…
 zeit“ trat nun gleichberechtigt neben     Vor zwanzig Jahren hätte ich den
 die Predigt – wobei manch hartgesot-      traditionellen Gottesdienstliturgien
 tener Lobpreisleiter vermutlich sogar     keine Zukunft mehr gegeben. Junge
 sagen würde, sie sei wichtiger als die    Leute fanden so etwas schlichtweg
 Wortverkündigung.                         langweilig. Heute jedoch reibt sich
 Spätestens ab da machte das beliebte      manch alt gewordener Charismatiker
„Churchhopping“ (auch „Pietisten-          und Willow-Creek-Anhänger die Au-
 Jogging“ genannt) nur noch halb so        gen: Unsere Gottesdienste werden wie-
 viel Spaß.                                der liturgischer.
 Das änderte sich ein bisschen, als mit
„Willow Creek“ die „Unkirchlichen“ in             Zwanglose Liturgie
 den Mittelpunkt rückten. Nicht nur,
 weil man es da mit einer Veranstal-    Nicht nur die irischen Mönche, auch di-
 tung zu tun hatte, die mit Kino und    verse Texte aus der Kirchengeschichte
 Theater konkurrieren sollte, sondern   feiern fröhliche Urstände. Aber auch
 auch weil man sich dabei so herrlich   hier mit einem typisch postmodernen         Patchwork
 unchristlich geben konnte – natürlich  Dreh, dem Patchwork. Erlaubt ist, was       „Erlaubt ist, was gefällt,
 nur um zu sehen, was die so „drauf     gefällt, was „gut kommt“ und sich „au-      was ‚gut kommt‘ und sich
 haben“.                                thentisch“ anfühlt. Kerzen, lateinische     ‚authentisch‘ anfühlt. Ker-
 Mit dem allgemeinen Durchbruch der     Texte, sogar die Orgel – alles geht und     zen, lateinische Texte, sogar
„Postmoderne“ scheint diese Gleichför-  wird wild mit modernen Elementen            die Orgel – alles geht und
 migkeit einer neuen Vielfalt gewichen  kombiniert. Ein Gottesdienstratgeber        wird wild mit modernen
 zu sein. Jetzt geht auf einmal wieder  empfiehlt sogar, mit dem Beamer go-         Elementen kombiniert.“
 alles – und das vor allem in einer ein-tische Kirchenfenster an die Leinwand
 zigen Veranstaltung!                   zu werfen…
                                        Damit bin ich bei meiner letzten Be-
   Individuelle Gemeinschaft            obachtung. In vielen Gottesdiensten
                                        erlebe ich geradezu das Gegenteil von
Wenn es so etwas wie einen „typisch Willow Creek: Religiöse Symbole und
postmodernen“ Gottesdienst gibt, ist Texte werden nicht mehr versteckt,
es der Stationengottesdienst. Hier fei- sondern offensiv vertreten. Im Zen-
ern alle unter einem Dach, aber jeder trum steht das Erleben, die „Erfahrung
für sich. Wer eine Predigt hören will, mit Gott“, das Gefühl des „Einsseins
kann das tun (dank mp3), wer singen mit dem Heiligen“.
will, auch; für diejenigen, die Gemein- Alles in allem stellt der Zeitgeist damit
schaft suchen, gibt es eine Ecke mit unsere Gottesdienste vor einige He-
Kaffee und Keksen.                      rausforderungen. Er bietet aber auch
Der Stationengottesdienst verbindet viele Chancen. Denn in unserer Welt
                                                                                     Dr. Thomas Weißenborn
damit zwei postmoderne Uranliegen: ist Religion wieder gefragt – es wird             Dozent für Neues Testa-
die Sehnsucht nach Gemeinschaft und allerdings erwartet, dass es sich bei ihr        ment und Systematische
den Wunsch nach Individualität. Und nur um ein Angebot, nicht etwa um                Theologie am Marburger
beides ist so vorherrschend, dass man eine das ganze Leben deutende Welt-            Bildungs- und Studienzen-
sich gar nicht entscheiden kann, was anschauung handelt. Ob Jesus sich da-           trum (mbs)
wichtiger ist. Aber entscheiden muss rauf einlassen würde?

                                  vonWegen 2|13                                     Seite 15
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                                                                                                                       © monropic - Fotolia.com
            Kinder brauchen
                      Werte
                               Werte und Religion in der schulischen Erziehung

                               I n unserer heutigen modernen und
                                  schnelllebigen Zeit hören wir immer
                               wieder die Klage vom Wandel oder gar
                                                                          menwebt, je nach den gerade aktuellen
                                                                          Bedürfnissen. Das Ergebnis ist oftmals
                                                                          leider eine hohe, auch moralische Unver-
                               Zerfall unserer Werte, von Ich-Bezogen-    bindlichkeit und Beliebigkeit. Selbstver-
             Vorbilder         heit und Hedonismus. Gleichzeitig ha-      ständlich achten die meisten Menschen
„Kinder brauchen erwach-       ben nicht nur professionelle Pädagogen,    auch heute auf die Einhaltung von Nor-
 sene Vorbilder, die sich in   sondern auch viele Eltern den Wunsch,      men als Handlungsregeln, ohne die ein
    ihrem Reden und Han-       unseren Kindern eine ethisch verant-       Zusammenleben nicht möglich wäre.
   deln an ihrem Gewissen      wortungsvolle Werteorientierung zu ver-    Gleichzeitig hat jedoch die Frage des
orientieren, die begründet     mitteln. Neben dem Elternhaus als erster   Gewissens bzw. der Gewissenserziehung
  Rechenschaft geben und       Sozialisationsinstanz sind hier auch die   mit der zunehmenden Säkularisierung
 deren ethisch-moralische      Kindertageseinrichtungen und Schulen       unserer Gesellschaft für viele Menschen
       Werte in der Person     in der Verantwortung.                      an Bedeutung verloren.
         greifbar werden.“     Ethisch und sozial erzogen wurde schon     Der Einfluss der Kirchen ist nicht nur zu-
                               immer. Eine besondere Herausforderung      rückgegangen. Vielmehr wird die frühere
                               ergibt sich jedoch heute durch den zu-     Monopolstellung bezüglich eines werte­
                               nehmenden Pluralismus. Fast alles geht     orientierten ethischen Lebens jetzt auch
                               und ist möglich. Das Leben ist für viele   von anderen weltanschaulichen Anbie-
                               Menschen zu einem bunten Patchwork-        tern besetzt. Jugendlichen ist die Bedeu-
                               Teppich geworden, den man sich zusam-      tung religiöser Feste teilweise nicht mehr

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geläufig. Manche machen Religion und          gen, wenn wir dies berücksichtigen und
Werte an den Zehn Geboten fest, andere        sich, darauf fußend, die Basisfähigkeiten,
verweisen auf die überreligiös geltende       emotionale und soziale Kompetenzen
Goldene Regel oder das Grundgesetz.           entwickeln können. Ein positiv geprägtes
                                              Sozialverhalten, die Fähigkeit und Bereit-
 Welche Werte prägen unser                    schaft zu einer dem Alter entsprechenden
     Zusammenleben?                           Übernahme von Verantwortung sind die
                                              Grundpfeiler der Übernahme zukünftiger
Werte setzen Maßstäbe in der Erziehung.       Lebens- und Lernaufgaben und damit
Es ist daher wichtig, dass wir uns ver-       einer verantwortungsbewussten Bewäl-
gegenwärtigen: Welche Werte sind uns          tigung und Teilhabe am künftigen Leben.
bedeutsam, wie prägen sie unser Umfeld        Aus religionspädagogischer Sicht bedeu-
und Zusammenleben, wie werden sie             tet dies, dass zu den personalen und ethi-
sichtbar in unseren Familien, Betreuungs-     schen Kompetenzen eine theologische
und Bildungseinrichtungen?                    Kompetenz als weiterer Schwerpunkt
Aus religiöser Lebenssicht ergeben sich       hinzukommen muss. Schlüsselqualifi-
Forderungen an das Verhalten für unser        kationen, die Bildung und Erziehung in
menschliches (Zusammen-) Leben. Sicht-        diesem Sinne vermitteln müssen, sind:
bar wird dies in dem Wunsch nach Ge-          die Ausrichtung an sozialer Gerechtigkeit,
rechtigkeit, dem Sieg des Guten über das      die Übernahme von Verantwortung für
Böse sowie in der Gewissensbildung. Um        den Frieden und ein sachgerechter und
Kinder hierfür zu sensibilisieren, müssen     ressourcenschonender Umgang mit der
wir ihnen sinnstiftende, ganzheitliche Er-    Natur als Schöpfung Gottes.
fahrungszusammenhänge ermöglichen.
Werteerziehung ist eine Sache von kogni-            Hohe Verantwortung
tiver, emotionaler und sozialer (Gemein-              der Erziehenden
schafts-) Bildung. Sie muss interkulturelle
und interreligiöse Bildung sowie Hand-         Dass der Orientierungsplan für Kinderta-
lungsorientierung und Zugehörigkeit            geseinrichtungen in Baden-Württemberg
berücksichtigen. Diese Basisfähigkeiten        dies im Bildungs- und Entwicklungsfeld
haben für die Entwicklung und das Leben        6 -„Sinn, Werte, Religion“- verbindlich
von Kindern eine hohe Bedeutung. Eine          festschreibt, macht den Stellenwert der
derartige Erziehung und Persönlichkeits-       Religionspädagogik in der öffentlichen
bildung kann nur unter dem Zeichen der         Kleinkindererziehung deutlich. Im schu-
Selbstbestimmung der Kinder und ihres          lischen Bereich wird der Bedeutung des
eigenverantwortlichen Lernens stehen           sozialen Lernens neben dem Religions-
und muss ansetzen bei deren Gerechtig-         unterricht in der Wiederbelebung des
keitsempfinden und Empathiefähigkeit.          erziehenden Unterrichtens durch soziale
Kinder brauchen erwachsene Vorbilder,          Praktika Rechnung getragen.
                                                                                            Margot Seibel
die sich in ihrem Reden und Handeln            Wir alle, die wir an der Begleitung und
                                                                                            Dipl.-Sozialpädagogin/
an ihrem Gewissen orientieren, die be-         Erziehung von jungen Menschen betei­
                                                                                            Erwachsenenbildnerin
gründet Rechenschaft geben und deren           ligt sind, tragen eine hohe Verantwortung
                                                                                            Dozentin an der Ev. Fach-
ethisch-moralische Werte in der Person         und müssen in Freiheit prüfen, was als
                                                                                            schule für Sozialpädagogik
greifbar werden. Eine positive Werte­         „gut“ unter uns gelten soll und wie wir
                                                                                            Freiburg
erziehung bei Kindern kann nur gelin-          hierfür Beispiel geben wollen.

                                    vonWegen 2|13                                          Seite 17
Tilmann Haberer /
                             Werner Tiki
                             Küstenmacher /
                             Marion Küstenmacher
                             Gott 9.0
                             Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird
                             Dieses neue spirituelle Standardwerk beantwortet grundle-
                             gende Fragen aller Menschen, die eine religiöse Heimat su-
                             chen. In einer Tour durch 100.000 Jahre Geistesgeschichte
                             stellen die Autoren dar: Die Vorstellung von Gott hat sich im-
                             mer wieder verändert- in bisher acht großen Stufen, und die
                             neunte deutet sich bereits an.
                                                                               € 24,99

                     Markus Müller                                                 Tobias Faix / Thomas Weissenborn
                     Trends 2021                                                   Zeitgeist
                     Es wird anders werden                                         Kultur und Evangeli-
                    Zusammenhänge        verste-                                   um in der Postmoderne
                    hen - Entwicklungen erah-                                      24 Autorinnen und Autoren beschreiben aus
                    nen - Trends erkennen: Sel-                                    unterschiedlichen Blickwinkeln, wie Christ-
                    ten war die Zukunft so offen                                   sein in unserem Kontext nicht nur möglich ist,
                    wie nach den ersten zehn                    sondern wie wir anfangen können, unsere Gesellschaft zu verän-
                    Jahren des 21. Jahrhunderts.                dern. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie der Geist und die Zeit
                    Je nach Prägung überwie-                    zusammenzudenken sind. In vier Kapiteln werden diese Fragen
                    gen bei uns Hoffnung, Unsi-                 aufgenommen, theoretisch durchdacht und praktisch reflektiert.
cherheit, Bedenken, Skepsis oder Angst. Werden
wir scheitern? Oder kommt’s am Ende gut? Die-
ses Buch bringt auf den Punkt, was demnächst
                                                                                                                      € 14,95
ansteht.
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                                                                                                   ???
                                                                                                   Zeitlos
                                                                                                   Junge Bands spielen
                     Notker Wolf                                                                   alte Choräle
                     Jetzt ist die Zeit                                                            Warum nicht einmal einen al-
                     für den Wandel                                                                ten Choral rocken? Klassiker
                     Nachhaltig Leben - für                                                        wie „Großer Gott, wir loben
                     eine gute Zukunft                                                             dich“, „O Haupt voll Blut und
                       Immer mehr, immer schnel-                                                   Wunden“ oder Martin Lu-
                       ler? Notker Wolf zeigt über-                                                thers „Ein feste Burg ist un-
                       zeugend: Kurzfristiger Ego-           ser Gott“ gehen ins Ohr und haben berührende Texte. Sie sind eben
                       ismus, blinde Profitgier              ZEITLOS. 13 solcher Stücke sind auf der gleichnamigen CD zu hören
                       fallen als moralische Keu-           - neu arrangiert von 13 jungen Bands und Musikern.
                       le wieder auf uns zurück.                                                                         € 15,-
Langfristiges Denken und ethisches Handeln al-
lein schaffen Stabilität und wirkliches Wachstum.

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                  Seite 18                                            vonWegen 2|13
journal
 Online-Bücherkauf?
 Mit ALPHA!

E    inkaufen? Das geht längst auch
     rund um die Uhr im Internet.
Im neuen Webshop der ALPHA-
Buchhandlung Freiburg bleiben
keine Wünsche offen: Über 800.000
Titel sind lieferbar, ganz egal, ob
Bibel, Krimi oder Comic. Dazu jede
Menge christlicher CDs. E-Book-
Download ist genauso möglich wie
Paypal- oder Lastschrift-Zahlung.
Die Bestellungen können in der
Buchhandlung in der Fischerau
36 abgeholt oder aber zugeschickt
werden; ab 19 Euro ist das portofrei.

                                                        m b e r 2  0 13
                                               13. Nove       der große

 Ba ar                                          Für
                                                         Flohmarkt
                                                    der Evangelisc
                                                                   hen
                                                          Stadtmission F
                                                    den großen
                                                                         reiburg
                                                                 Bazar der E
                                                 am Mittw                    vangelisch
                                                           och, 13. N                   en Stad
                                                                      ovember 2
                                                hochwertig
                                                           e, gebrauch          013 im Pau tmission Freiburg
                                                Schmuck u               te                  lussaal
                                                           nd Antiquit Gegenstände wie zum suchen wir
                                               Die Erlöse              äten.                      Beispiel
                                                          des
                                               Stadtmissio Bazars kommen der
                                                          n zugute.               sozialen Arb
                                                                                                eit der

                                                    In fo s u n te r: 0761/31917-22
                                               Mehr

                               vonWegen 2|13                             Seite 19
journal

Mitarbeiter-Steckbrief
Gertrud Kürschner

Geboren: 1950
                                        : von November 1987
Bei der Evangelischen Stadtmission tätig
bis Dezember 2012
                                      ung?
In welchem Bereich/ welcher Einricht                                           hernweg 2 (Haus Siloah), dann
          zentrum Siloah Bad  Kroz  ingen - von der Thürachstrasse in den Wic
Senioren
                                      am Kurpark)
Wichernweg 1,3,5 (Betreut Wohnen
                                                                          phylaxe und Lachyoga
                                       1.2013 ehrenamtlich tätig: Sturzpro
 Derzeitige Aufgabe/Position: seit 01.0
                                                                              enstleitung
                                       der Altenpflegerin bis zur Betreuungsdi
 vorher verschiedene Aufgaben, von
                                                                               falt für alle Mitarbeiterinnen
                                          Stadtmission? Die mit Liebe und Sorg
 Was schätzen Sie an der Evangelischen
                                                                           hirr, Fingerkreuze, Speckbrettle...
                                        z.B. Weihnachtssterne, Keramikgesc
 ausgesuchten Weihnachtsgeschenke:
                                       m   Leben? 1.Korinther 13, 13
 Welche Rolle spielt der Glaube in Ihre
                                                                            Strophe 8
                                      ? EKG 302 (Du, meine Seele, singe),
 Wie heißt Ihr Lieblings(kirchen-)lied
                                           s berührt? 1. Mose 1, 27
 Gibt es einen Bibelvers, der Sie besonder
                                                                               ze Jahr über Berge von
                                        ner der Holzwerkstatt. Karren das gan
 Wer ist Ihr größtes Vorbild? Die Män
                                                                               el) und wieder zurück.
                                       angel) nach Bad Krozingen (Platzmang
 Bazarbüchern von Freiburg (Platzm
                                        er freundlich, friedlich, fröhlich!
 Räumen diese aus, um und ein, imm
                                                                             lgesinnter Mitmenschen.
                                        e Mittagsmahlzeit im Kreis mir woh
 Was gibt Ihnen Kraft? Eine gesegnet
                                                                              mit Leidenschaft geführten
                                       entspannen? Mit einem Buch aus der
  Wo oder wie können Sie am besten
  Alpha-Buchhandlung.
                                                                            n der Ruf ertönt:
                                         auf der Stirn? Bazartag. 9 Uhr. Wen
  Wann bekommen Sie Schweißperlen
  „Wir öffnen jetzt die Türen!“
                                                                              Dort werden die größten
                                         rnachtung im Traumhotel Alla Fonte.
  Was ist Ihr größter Traum? Eine Übe
                                           der Quelle.
  Träume wahr, denn man ist direkt an
                                                                                wer hat, kann geben.
                                             ngen? 1. Das Geld gut anlegen. Nur
   Was würden Sie mit 1 Million Euro anfa
                                                                                e mit Frau Vossler und
                                            r wunderschönen, gemeinsamen Reis
   2. Ich lade Sie alle herzlich ein zu eine
   dem Begegnungskreis.

                         Seite 20                                  vonWegen 2|13
Vernetzung und Ideenschmiede
  Jahreskonferenz der Stadtmissionen in Fulda

                                      der Evangelischen Stadtmissionen     Hochkarätige Gäste bereicherten
                                      aus ganz Deutschland zu ihrer Jah-   das Programm der Jahreskonfe-
                                      reskonferenz.                        renz: Die Präsidentin des Euro-
                                      In so genannten „Masterclasses“      päischen Verbandes der Stadtmis-
                                      wurden neue Strategien in ver-       sionen (AGES) Zuzana Filipkova
                                      schiedenen Bereichen erarbeitet,     berichtete über die Entwicklung
                                      die für die Stadtmissionen von       des Verbandes und die Arbeit
                                      Bedeutung sind, unter anderem        der schlesischen Stadtmission in
                                      zur Fachkräftegewinnung, zu          Tschechien. Über „Kirche und Di-
                                      Freiwilligendiensten, für die Öf-    akonie im gesellschaftlichen und
                                      fentlichkeitsarbeit und das Fund-    medialen Gegenwind“ referierte

I  n der Barockstadt Fulda – Grab-
   lege des Heiligen Bonifatius
und Tagungsort der Deutschen
                                      raising. Darüber hinaus standen
                                      die Vernetzung und der Erfah-
                                      rungsaustausch zwischen den
                                                                           der Direktor und Geschäftsfüh-
                                                                           rer des Gemeinschaftswerks der
                                                                           Evangelischen Publizistik (GEP)
Katholischen Bischofskonferenz –      verschiedenen Stadtmissionen         Jörg Bollmann.
trafen sich im Juni die Vertreter     im Mittelpunkt.

  Berufliche Perspektive Stadtmission
  Infostand bei der Jobmesse „Pflege & Gesundheit“

D      ie Evangelische Stadtmission
       Freiburg war im Februar mit
 einem Infostand bei der Jobmesse
                                      beiter-Werbung auf dem
                                      Dietrich-Bonhoeffer-Haus
                                      und der Diakonistation Bad
„Pflege & Gesundheit - (m)eine be-    Krozingen.
 rufliche Perspektive?!“ im Bürger-
 haus Seepark in Freiburg präsent.
 Zahlreiche Fachkräfte und andere
 Arbeitsuchende nutzten die Gele-
 genheit, sich darüber zu informie-
 ren, welche Arbeitsmöglichkeiten
 die verschiedenen Seniorenein-
 richtungen der Stadtmission in
 der Pflege bieten. Ein besonderer
 Schwerpunkt lag bei der Mitar-

                             vonWegen 2|13                                 Seite 21
journal
 „Hier bin ich daheim“
 Schüler zimmerten Briefkästen für Senioren

E    in Briefkasten mit meinem
     Namen ist nicht nur eine prak-
tische Einrichtung. Er signalisiert
                                      In der Planungspha-
                                      se stellte sich heraus,
                                      dass die Ausstattung

                                                                                                          d Friedrich
auch: „Hier bin ich daheim.“ Durch    der Schulwerkstatt nicht
ihn erreichen mich Rechnungen,        ausreichen würde, um

                                                                                                             Foto: Bern
Werbung und Behördenpost -            Briefkästen in der erfor-
aber auch Ansichtskarten aus aller    derlichen Qualität anzu-
Welt, handgeschriebene Briefe von     fertigen. Daraufhin kam
Freunden und viele gute Nachrich-     die    Holzwerkstatt      der                       den die Briefkästen
ten. Selbst in Zeiten von E-Mail      Evangelischen Stadtmissi-             an die Senioren übergeben. Heim-
und SMS ist der Briefkasten noch      on ins Spiel. Unter der Regie von     leiter Roland Stadler würdigte das
lange kein Auslaufmodell, sondern     deren Leiter, Schreinermeister Rai-   außergewöhnliche Projekt und
eine Verbindung zur Welt.             ner Lauser, ging der Bau der 30       das Engagement aller Beteiligten:
Um auch den Senioren, die im          Briefkästen an mehreren Freitag­      „Ihr habt einen großen Beitrag für
Pflegeheim Bötzingen leben,           nachmittagen vonstatten. Die          die Menschenwürde und die Au-
diese Verbindung offen zu hal-        Schüler Tim Enderlin, Nathanael       tonomie von Menschen geleistet!“
ten, brachte die Einrichtung ein      Mechegia, Taylan Parker, Shamraz      Auch Schulrektor Bernd Friedrich
ganz besonderes Projekt auf den       Pervez, Daniel Segebarth, Pedro       und Bürgermeister Dieter Schne-
Weg: Verwaltungsleiterin Andrea       Sarafin und Jan Susewind aus der      ckenburger, der als Vorsitzender
Schmidt fragte bei der Wilhelm-       Klasse 9 a investierten, ebenso wie   der Leonhard-Kempf-Stiftung an
August-Lay-Schule an, ob im           ihre Lehrerin Erika Sattler und ihr   der Feier teilnahm, lobten den
Rahmen des Technikunterrichts         Ehemann Axel, viele Stunden ih-       Einsatz der Schüler und ihrer
der Bau von persönlichen Brief-       rer Freizeit in dieses Projekt.       Lehrerin.
kästen möglich wäre. Technikleh-      Finanzielle Unterstützung leistete    Inzwischen wurden die Brief-
rerin Erika Sattler nahm die Idee     die Leonhard-Kempf-Stiftung, die      kästen vor den Zimmern der
begeistert auf und entwickelte da-    Materialkosten in Höhe von 2.200      Bewohnerinnen und Bewohner
raus ein Projekt für Schüler der 9.   Euro übernahm.                        angebracht: ein Stück Zuhause
Klasse.                               Bei einer Feierstunde im März wur-    mit Verbindung zur Welt.

                           Seite 22                                 vonWegen 2|13
Grüner Haken bürgt für Qualität
  Vier Häuser der Stadtmission führen das Gütesiegel

V     ier Pflegeheime der Evange-
      lischen Stadtmission Frei-
 burg tragen derzeit das Gütesiegel
                                       Von mehr als 9.000 Einrich-
                                       tungen, die in der Datenbank
                                       auf    www.heimverzeichnis.de
„Grüner Haken“ der Heimver-            zu finden sind, wurden bislang
 zeichnis gGmbH (Gesellschaft zur      nur rund 1.400 mit dem Grü-
 Förderung der Lebensqualität im       nen Haken ausgezeichnet. Sie
 Alter und bei Behinderung): das       haben sich einer Überprüfung
 Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bad       durch ehrenamtliche Gutachter
 Krozingen, das Wichernhaus            unterzogen, die mit Hilfe eines            Gesprächen mit der Leitung und
 Freiburg sowie die Seniorenpfle-      umfangreichen Fragenkatalogs               dem Heimbeirat überprüft. Min-
 geheime Breisach und Bötzingen.       bewerten, ob ein Pflegeheim                destens 80 Prozent der Vorgaben
 Der Grüne Haken wird jeweils          die Anforderungen im Hinblick              muss ein Heim erfüllen, um das
 für ein Jahr verliehen, dann steht    auf die Selbstbestimmung, Teil-            Gütesiegel zu erhalten.
 eine neue Überprüfung an. Zu-         habe und Menschenwürde der
 letzt, im März 2013, wurde das        Bewohner erfüllt. Dies wird bei            Weitere Informationen:
 Gütesiegel für das DBH bestätigt.     einer Hausbegehung sowie in                www.heimverzeichnis.de

  Politik trifft Pflege
  Bundes- und Landespolitiker zu Gast in Breisach und Bötzingen

                                                                                  se schreibt unter anderem vor,
                                                                                  dass alle Pflegeheim-Bewohner
                                                                  Photo: M. Hau

                                                                                  in Einzelzimmern untergebracht
                                                                                  werden müssen und dass Wohn-
                                                                                  gruppen nicht mehr als fünfzehn

I m Mai erhielten die Senioren-
  pflegeheime Breisach und Böt-
zingen Besuch aus der hohen Politik.
                                       Wenige Tage später besuchte der
                                       SPD-Landtagsabgeordnete Chris­
                                       toph Bayer das Seniorenpfle-
                                                                                  Plätze umfassen dürfen. Diese
                                                                                  Regelungen müssen bis zum Jahr
                                                                                  2019 auch in bestehenden Einrich-
Zunächst war der CDU-Bundes-           geheim Bötzingen. Nach einem               tungen umgesetzt werden. Diese
tagskandidat für den Wahlkreis         Rundgang durch das Haus sprach             müssen ihre Räumlichkeiten ent-
Freiburg, Matern von Marschall,        er mit Vorstand Ewald Dengler              sprechend umgestalten oder Plät-
zu Gast im Seniorenpflegeheim          und Heimleiter Roland Stadler              ze abbauen – obwohl die Zahl der
Breisach. Bei einem Rundgang mit       über aktuelle Anliegen an die              Pflegebedürftigen weiter steigt.
Heimleiter Roland Stadler lernte er    Politik, insbesondere über die             An diesen Vorgaben übt die Evan-
die Einrichtung kennen und kam         gravierenden Auswirkungen der              gelische Stadtmission Freiburg
mit BewohnerInnen ins Gespräch.        Landesheimbauverordnung. Die-              scharfe Kritik.

                              vonWegen 2|13                                       Seite 23
journal
 Wonnemonat im Haus Siloah
 Tanz in den Mai und Ausflug nach Wien

D    er Mai wurde dieses Jahr sei-
     nem Ruf als Wonnemonat
nicht ganz gerecht: Statt Sonnen-
                                      Mai. Dem Tanzpaar folgten Be-
                                      wohnerinnen, Bewohner und Mit-
                                      arbeiterinnen, die auf dem Parkett    terreichischen Hauptstadt - Sa-
schein satt gab es viel Regen, und    ihr Können unter Beweis stellten      chertorte, Wiener Nusstorte sowie
auch die Flora entfaltete nicht wie   und dabei großen Spaß hatten.         warmen Apfelstrudel mit Vanil-
gewohnt ihre volle Pracht. Im Haus    Die Cafeteria war eigens für dieses   leeis und Sahne. Nachdem die
Siloah in Bad Krozingen hielt die     Ereignis farbenfroh geschmückt,       Bewohnerinnen, Bewohner, Be-
Wonne jedoch trotz fehlender Son-     und inmitten des bunten Treibens      sucherinnen und Besucher Wien
ne Einzug. Dem schlechten Wetter      wurde ein Maibaum aufgestellt.        schmecken durften, folgte die vi-
wurde in Form von zwei außer-         Die Dekoration für das Fest wurde     suelle Verköstigung in Form eines
gewöhnlichen Veranstaltungen          von Bewohnerinnen gestaltet. Da       Bildvortrags über die beeindru-
kurzerhand getrotzt.                  das Ereignis großen Anklang fand,     ckende Stadt. Die interessierten
Am 30. April veranstaltete das        soll es im nächsten Jahr wieder-      Bewohnerinnen und Bewohner
Haus zum ersten Mal einen „Tanz       holt werden.                          wurden auf eine Reise mitgenom-
in den Mai“. Über 100 Bewohne-        Ein weiterer Höhepunkt im Monat       men und entdeckten dabei den
rinnen und Bewohner, Mitarbei-        Mai war der „Wien-Nachmittag“.        Stephansdom, die Hofburg, den
terinnen und Mitarbeiter sowie        Am 15. Mai wurde die Cafeteria        Prater und vieles mehr. Den Ab-
Besucherinnen und Besucher hie-       festlich im Jugendstil dekoriert,     schluss der Veranstaltung bildete
ßen den Mai willkommen. Es wur-       auf den Tischen wurden kleine         ein gemeinsames Singen. Noch
de gelacht, gesungen, geschunkelt     Riesenräder, Schlösser und Hun-       Tage danach schwärmten einige
und vor allen Dingen getanzt. Die     dertwasser-Häuser, die von einer      Bewohnerinnen und Bewohner
Praxisanleiterin Margot von Be-       Bewohnerin gebastelt wurden,          von ihrer Reise nach Wien.
ckerath und ihr Tanzpartner Jacob     aufgestellt. Für das leibliche Wohl   C. Hülter-Hassler, Studentin Sozial-
Kohn eröffneten den Tanz in den       gab es - ganz im Zeichen der ös-      management, Haus Siloah

Neuer Heimbeirat
Wahl im Wichernhaus

Gleich dreizehn Kandidatinnen         Wiedergewählt
und Kandidaten hatten sich für        wurden Gerhard
den Heimbeirat des Wichern-           Galkowski (84),
hauses beworben, der am 5. Fe-        der nun zum
bruar gewählt wurde. Fünf von         zweiten Mal dem Beirat angehört,      ist. Neu gewählt wurden Erwin
ihnen bilden nun für zwei Jahre       und Elisabeth Müller (75), die als    Lietz (92), Hans Münch und Klaus
den neuen Beirat.                     ehemalige Angehörige eines Be-        Rosenkranz (58), die alle seit 2012
                                      wohners bereits seit 2006 dabei       im Wichernhaus wohnen.

                           Seite 24                                 vonWegen 2|13
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