Wegen Wo der Zeit-Geist weht von - Stadtmission Freiburg
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2|13 | E 9313 Wo der Zeit-Geist weht von leben. glauben. handeln. Wegen Jesus, der Zeitgeist Weltanschaulich Zeitgeist und und wir neutral? Gottesdienst S. 4 S. 10 S. 14 www.stadtmission-freiburg.de
„Was ihr den Geist der Zeiten heißt, editorial d as ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespie- geln.“ So lässt Johann Wolfgang von Lady Gaga oder YouTube haben einen enormen Einfluss, und alles Wissens- werte findet sich bei Wikipedia - einem Goethe im frühen 19. Jahrhundert seinen Lexikon, das aus dem Volk entstanden ist. Faust den Zeitgeist umschreiben. Er ist, so Wir wollen in dieser vonWegen-Ausgabe definiert heute der Philosophieprofessor über das Phänomen „Zeitgeist“ nachden- Konersmann, die vorherrschende Denk- ken. Was bringt er dem Einzelnen oder weise einer Gesellschaft, und jeder, der der Gesellschaft, wo richtet er Schaden nah am Puls der Zeit sein will, schickt an? Wie können wir feststellen, ob der sich an, diesem Zeitgeist zu folgen. Ja, Zeitgeist einen guten Geist in sich trägt? man hält für wahr und richtig, was mehr oder weniger alle für wahr halten! Das ist Prüfet alles! eine durchaus angenehme und bequeme Haltung, denn, so schreibt der Zeitre- Die Evangelische Stadtmission Freiburg dakteur Harald Martenstein: „Das Gute war in ihrer 130-jährigen Geschichte am Mainstream ist, dass man nicht groß immer dem wechselnden Zeitgeist aus- nachdenken muss. Man wirft sich einfach gesetzt, aber die Basis war stets das Evan- gelium von Jesus Christus. Von seinem hinein in den Strom und lässt sich treiben.“ Geist geprägt wurde der Dienst in der je- Zeitgeist – weiligen Gesellschaft getan. Heute leben wie kommt er zustande? und arbeiten wir im 21. Jahrhundert, nut- zen wie alle anderen die moderne Technik Wie entsteht der Zeitgeist? Wer gibt ihm und die Massenmedien. Vielleicht sind seine gewaltige Macht, seinen Sog, dem wir gerade deshalb besonders herausge- sich anscheinend niemand entziehen fordert kritisch nachzufragen, gründlich kann? Zunächst sind es weit verbreitete zu prüfen und wenn nötig einen Kontra- Meinungen und Ansichten, die sich ver- punkt zu setzen. Ist es nicht sogar unser vielfältigen, gar potenzieren und damit Auftrag als Christen und somit auch als von immer mehr Menschen vertreten Stadtmission, hin und wieder Verweige- werden. Dabei passt sich der Zeitgeist rer des „Mainstreams“ zu sein? Das ist der gesellschaftlichen Entwicklung an. nicht bequem, es kostet Kraft und setzt Während er im Mittelalter vornehmlich ein gründliches Reflektieren voraus, aber durch den einflussreichen Klerus ge- es wäre im Sinne der Empfehlung des Ewald Dengler prägt war, ist heute die Medienwelt, vor Apostels Paulus: „Prüfet alles, aber das Direktor der Evangelischen allem das Internet, für die Entstehung Gute behaltet.“ Stadtmission Freiburg e.V. des Zeitgeistes verantwortlich. Facebook, Seite 2 vonWegen 2|13
geistliches wort ©photocase.com – kaffeeschlürferin Jesus, der Zeitgeist und wir Glauben leben zwischen Widerspruch und Anpassung W er war Jesus? Und wie war er? War er eher ein unauffälliger, vielleicht ganz typischer Mensch und Aber bevor wir darauf schauen, was ihn als so andersartig, befremdlich und gött- lich erkennbar macht, müssen wir auch Jude seiner Zeit und Welt? Oder war er feststellen, dass er ein ganz typischer „der ganz Andere“, der, der sich in aller Vertreter seiner Zeit und Welt war. Seine Deutlichkeit von seinen Mitmenschen Art zu leben, sich zu verhalten und zu re- unterschied? War er womöglich gegen den, seine Prägung war „typisch jüdisch“. den Mainstream, den Zeitgeist seiner Über die meiste Zeit seines Lebens – zwi- Zeit? Hat er eine „christliche Gegenkul- schen den Berichten über seine Geburt Mainstream tur“ aufgerichtet? und seine Taufe liegen wohl rund 30 „Die Kirche Jesu darf Wir schauen auf Jesus nur durch die Jahre – erfahren wir so gut wie nichts niemals dem Mainstream biblische Überlieferung hindurch. Und und dürfen daraus wohl schließen, dass folgen, darf sich nie dort strahlt hervor, was ihn auffallen es über diese Zeit auch nicht viel mehr stromlinienförmig den ließ gegenüber seinen Mitmenschen, Großartiges zu sagen gibt als das, was Beurteilungen und Verhal- was ihn in Opposition zum normalen Lukas schreibt: „Jesus nahm zu an Weis- tensweisen der Mehrheit Denken und Verhalten seiner Zeit ge- heit, Alter und Gnade bei Gott und den anschließen.“ bracht hat und was seine Nachfolger zu Menschen“ (Lukas 2,52). dem Fazit gebracht hat, dass er „der Hei- Auch die biblische Überlieferung be- lige Gottes“ (Johannes 6,69) ist - der, in schreibt Jesus als „typisch jüdisch“: „In dem die „Herrlichkeit des eingeborenen dem alten Evangelium ... steht mit edlen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Zügen ein Mann vor uns, der ... im Lan- Wahrheit“ (Johannes 1,14) offenkundig de der Juden lebte und half und wirkte, und „genießbar“ wurde: „Von seiner duldete und starb, ein Mann aus dem jü- Fülle haben wir alle genommen Gnade dischen Volke, auf jüdischen Wegen, im um Gnade.“ jüdischen Glauben und Hoffen, dessen Seite 4 vonWegen 2|13
Geist in der heiligen Schrift wohnte...“ Namen Gottes hat er einer typisch pha- (Rabbiner Leo Baeck). risäischen, lieblosen Engführung des jü- Mich fasziniert der Gedanke, dass Gottes dischen Gesetzes widersprochen und ihr Sohn so Mensch wird, dass er ganz als entgegen gehandelt. Im Namen Gottes Kind seiner Zeit erkannt wird, als „einer hat er frommen Stolz und Heuchelei von uns“. Mit Jesus kommt Gott mitten entlarvt. Im Namen Gottes hat er in der unter die Menschen, mitten ins normale Bergpredigt bequemen Relativierungen Leben. Und Jesus bringt den Glauben des Willens Gottes widersprochen und auch aus Synagoge und Tempel auf die ein radikales Leben, das den Bau von Straßen und in die Häuser, macht ihn Gottes Reich an vorderste Stelle rückt, mit seinen aus dem damaligen Alltag gefordert. (Er hat das nicht nur gefordert, genommenen Beispielgeschichten zum sondern mit dem Einsatz seines eigenen Gesprächsthema. Mit ihm kommt Gott Lebens gelebt!). sogar beim Zöllner Zachäus ins Haus und macht auch vor den No-Go-Areas Beispiel und der Aussätzigen und Kranken nicht Halt. Orientierung geben So soll es auch heute sein: In seiner Kir- che will Gott wieder Gestalt annehmen. Warum ist Jesus in Konflikt zum Zeit- Deshalb soll sie so wie Jesus nicht ganz geist seiner Zeit gegangen? Weil man anders sein, sondern sich einpassen in „Gott mehr gehorchen muss als den den aktuellen kulturellen Kontext und Menschen!“ (siehe Apostelgeschichte verständlich die Antworten Gottes auf 5,29). die aktuellen Fragen der Menschen su- Wo muss man in Opposition gehen? chen und geben. Und sie soll wie Jesus Welchen Maßstab hat Jesus dafür an- nicht darauf warten, dass die Interessier- gelegt? Sein Urteilsvermögen war ge- ten schon kommen werden, sondern zu prägt von dem, was er als das Herz von ihnen hingehen, auch zu denen, die das Gottes Willen für die Menschen ver- gar nicht erwarten würden, um ihnen standen und in den Mittelpunkt gestellt glaubhaft zu zeigen, wie groß Gottes hat: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, Interesse an ihnen ist. lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit „Typisch jüdisch“, deinem ganzen Verstand. Und auch dei- typisch Jesus? nen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.“ (Lukas 10,27). Andererseits darf die Kirche Jesu niemals Wo die Ehre Gottes vergessen und dem Mainstream folgen, darf sich nie verletzt wird, wo Egoismus überhand- stromlinienförmig den Beurteilungen nimmt und Ungerechtigkeit und Ent- und Verhaltensweisen der Mehrheit an- wertung von Mitmenschen als normal schließen. Denn dann wäre sie nicht mehr angesehen werden, können Christen in der Nachfolge Jesu. Vielleicht war das nicht einfach mitmachen, sondern sol- „typisch jüdisch“, ganz bestimmt war es len „ganz anders“ sein und beispielhaft, Norbert Aufrecht typisch Jesus, dass er sein ganzes Le- ganz still oder auch ganz lautstark, in Stadtmissionar der ben nach dem Willen Gottes ausgerich- der Gegenkultur von Gottes Wertmaß- Evangelischen Stadtmission tet hat. Und das hat ihn in Konflikt mit stäben ihr Leben gestalten. Freiburg dem Zeitgeist seiner Zeit gebracht. Im vonWegen 2|13 Seite 5
magazin ©photocase.com – David Dieschburg Bunte Vielfalt Neue Aufmerksamkeit für Religion und zunehmende Religionsdistanz I n Deutschland lässt sich eine „sehr bun- te Vielfalt an religiösen Einstellungen, Bindungen und Identitäten“ beobach- anderer Religionen, in alternativer christ- licher – zum Beispiel charismatischer – Frömmigkeit, in der Spiritualisierung ten, „die auch zwischen Geschlechtern, moderner Therapie, in der Ausbreitung Profilierung Altersgruppen und der geographischen japanischer und chinesischer Heilungs- „Die neue Aufmerksamkeit Herkunft große Unterschiede aufweist.“ praktiken und buddhistischer Meditation, für Religion und Religio- Mit diesen Formulierungen hatte 2008 in fundamentalistischen Religionsformen. sität erinnert die Kirchen der Religionsmonitor der Bertelsmann Zum Phänomen der Wiederkehr der Re- und Gemeinschaften an die Stiftung gängige Trends gegenwärtiger ligion wird auch die esoterisch geprägte Notwendigkeit ihrer eige- Religionsforschung beschrieben. Patchwork-Religiosität gerechnet, die in nen religiösen Profilierung.“ Neben der vielfach erforschten Säkulari- Sachen Religion aus verschiedenen Quel- sierung und Individualisierung der Reli- len schöpft, Rituale aus verschiedenen gion kommt zunehmend das Phänomen Traditionen aufgreift, dabei Mythos und ihrer Revitalisierung in den Blick. Fraglos Magie rehabilitiert und dem Okkultismus gibt es in unserer Gesellschaft eine neue und der Astrologie neue Attraktivität Aufmerksamkeit für Religion und Religi- verleiht. osität. Manche sprechen von einer Respi- Bereits die Vielfalt der Ausdrucksformen ritualisierung und einer Wiederkehr der heutiger Religiosität unterstreicht die Religion. Religion kehrt wieder in neuen Notwendigkeit von Klärungen und Un- religiösen Bewegungen, in der Präsenz terscheidungen. Manche Phänomene, die Seite 6 vonWegen 2|13
als Indiz für die Wiederkehr der Religion Weder die Säkularisierung noch die Wie- gelten, könnten auch als Hinweis auf eine derkehr der Religion, sondern die Ent- fortschreitende Säkularisierung interpre- wicklung in Richtung eines religiösen tiert werden. und weltanschaulichen Pluralismus ist Heutige Religionsfaszination verkennt meines Erachtens der charakteristische manchmal den bindenden Charakter der Vorgang. Der religiöse Wandel in pluralis- religiösen Überlieferung und versteht tischen Gesellschaften lässt sich deshalb Religionen und Weltanschauungen an- nicht länger mithilfe eines einzigen Mot- ders als diese sich selbst verstehen. Zu tos beschreiben. Bezeichnend ist vielmehr fragen ist deshalb: Welche Religion kehrt die Gleichzeitigkeit, das Nebeneinander wieder? Welche Formen von Religiosität gegenläufiger Entwicklungen: Religi- gewinnen Resonanz und neue Anzie- onsdistanz und Wiederkehr der Religion, hungskraft? Religiosität kann unterdrü- Relativierung und Fundamentalisierung cken und befreien, verletzen und heilen. religiöser Wahrheit, Individualisierung Auch der religiöse Mensch kann Gott ver- und neue Gemeinschaftsbildung. fehlen und seine Freiheit verlieren. Die neue Aufmerksamkeit für Religion und Religiosität erinnert die Kirchen und Atheistische und spirituelle Gemeinschaften an die Notwendigkeit Weltdeutungen ihrer eigenen religiösen Profilierung. Sie sind gefordert, suchende Menschen zu In der säkularisierten Gesellschaft sind begleiten, unterschiedliche Motive und viele Menschen auf der Suche nach re- Gesprächssituationen wahrzunehmen, ligiöser Erfahrung. Die Erfahrungsarmut die hinter den Suchbewegungen stehen. des Alltags macht empfänglich für die Suche nach dem „ganz Anderen“, für das Den Glauben Geheimnisvolle, von dem man sich er- einladend darstellen hofft, dass es den Alltag unterbricht und eine weitergehende Perspektive eröffnet. Angesichts der Argumente, die für den Es ist einseitig und nicht zutreffend, da- Atheismus ins Feld geführt werden, von auszugehen, dass Religion in mo- können Christinnen und Christen ler- dernen Gesellschaften unausweichlich nen, ihren Glauben begründend aus- im Absterben begriffen, dass das Ver- zusprechen und einladend darzustellen. schwinden der Religion eine natürliche Aus christlicher Sicht hat die Unruhe Folge gesellschaftlicher Modernisierung des menschlichen Herzens, seine Suche sei. Dass diese Gleichung nicht zutrifft nach Gerechtigkeit, Wahrheit und Sinn oder zumindest ergänzungsbedürftig ist, ihren Grund in der Gottebenbildlich- kann heute vielfältig beobachtet werden. keit des Menschen. Jeder Mensch bleibt Die neue Aufmerksamkeit für Religion darauf verwiesen, in das Gespräch mit Dr. Reinhard Hempelmann und Religiosität bedeutet gleichwohl seinem Schöpfer einzutreten. Die christ- Leiter der Ev. Zentralstelle nicht, dass sich in Europa neue religiöse lichen Kirchen und Gemeinschaften für Weltanschauungsfragen Erweckungen ankündigen. Die Zahl der sollten die Sehnsucht und Skepsis der Lehrbeauftragter an der Konfessionslosen nimmt zu. Atheistische Menschen wahrnehmen, aufgreifen und Theol. Fakultät der Universi- Bewegungen haben eine neue Sichtbar- aus der Mitte der christlichen Glaubens tät Leipzig keit gewonnen. Ihre Weltdeutungen er- tradition eine Antwort geben. fahren eine zunehmende Resonanz. vonWegen 2|13 Seite 7
magazin © photonetworkde - Fotolia.com Die Zeitgeister, die wir riefen Einem (un-) scheinbaren Modewort auf der Spur F ragt man nach der gesellschaftlichen Bedeutung des Begriffs „Zeitgeist“ und befragt man etwa die Suchmaschine auf sich? Wer legt fest, was Zeitgeist ist? Und wie unterscheidet sich der Zeit- geist aus sozialwissenschaftlicher Sicht Google, so stößt man auf über 29 Milli- von modernen Erscheinungen wie dem Masse statt Elite onen Einträge: von der Model-Agentur „Trend“ oder „Mainstream“? „Waren es früher elitäre über das Mode-Label oder die Musik- soziale Prozesse, die einer band bis hin zum gastronomisch-kuli- Die epochale Orientierungs- Epoche jeweils unter- narischem Angebot: alle beanspruchen funktion des „Zeitgeistes“ bewusst den ‚Zeitgeist‘- den Zeitgeist. Im politischen Diskurs Stempel aufdrückten, sind schließlich dient der Begriff nicht sel- Begriffsgeschichtlich versteht man unter es zu Beginn des 21. Jahr- ten als Agitationsinstrument und ne- „Zeitgeist“ die sich den Erscheinungen hunderts die Massen...“ gativ stigmatisierendes Moment, um eines Zeitalters offenbarende Gleichar- politische Mitbewerber als „gestrig“ zu tigkeit oder Ähnlichkeit geistiger Hal- apostrophieren oder den Eindruck zu er- tungen, des Stils, der Lebensformen wecken, diese würden den rasanten Ent- und Ideen. Die Funktion des Zeitgeistes wicklungen hinterherhinken und wären bestand seit jeher darin, den Menschen nicht auf der Höhe der Zeit. Orientierung zu geben. Der Zeitgeist- Grund genug, sich auf die Spurensuche Begriff kreiert nachgerade aus dem Au- zu machen: Was hat es mit dem viel- genblick einer Epoche heraus Zeichen, schichtig aufgeladenen Begriff „Zeitgeist“ Symbole und Ausdrucksformen, die für Seite 8 vonWegen 2|13
die Mehrheit der Menschen eines Zeit- fassen. Moderne Gesellschaften sind alters prägend sind. Diejenigen, die sich heute im Zeitalter von Hochtechno- zum Zeitgeist bekennen, finden an ihm logie, Flexibilisierung, Globalisierung, Halt, und umgekehrt definiert die An- Demokratisierung u.v.m. fragmentierte erkennung solcher Vorgaben Zeitgenos- soziale Gebilde, die sich nicht mehr ein- senschaft und Zugehörigkeit zur selben fach nach Schicht oder Klasse einteilen sozialen Gruppe oder Generation. Der lassen, sondern nach Milieus mit un- Zeitgeist-Begriff sorgt also neben Ori- terschiedlichen Werten, Haltungen und entierung auch für Formen der Verge- Lebensstilen. Darüber hinaus hat es den meinschaftung und verweist auf einen Anschein, dass nicht nur die Lebensstil- gemeinsamen mentalen Sinn- und Wer- Vielfalt, sondern auch die Schnellle- tekanon einer Generation und Epoche. bigkeit der Moderne unterschiedliche „Zeitgeister“ hervorruft. In einer „Binde- Die Geburtshelfer strich-Gesellschaft“ (Erlebnis-, Freizeit-, der „Zeitgeister“ Risiko-, Multimedia-, Wissens-Gesell- schaft u.v.m.), in der eine Generation Die Epoche der Aufklärung war der Golf ebenso Platz hat wie eine Genera- Vernunft verpflichtet und ursächlich tion Praktikum oder Generation Y, mag für wegweisende – meist revolutio- das nicht verwundern. Waren es früher näre – emanzipatorische Bewegungen elitäre soziale Prozesse, die einer Epoche und Entwicklungen in Europa, das 19. jeweils unterbewusst den „Zeitgeist“- Jahrhundert gilt als imperialistisches Stempel aufdrückten, sind es zu Beginn Zeitalter und hinsichtlich des 20. Jahr- des 21. Jahrhunderts die Massen, die hunderts spricht man wiederum vom mit ihren Einwilligungen und lebens- „Jahrhundert der Extreme“. Die so vor- weltlichen Routinen entscheidend dafür genommenen Charakterisierungen sind sind, dass eine Zeitgeist-Konformität im den Epochen allesamt im Nachhinein Sinne einer gesellschaftlich prägenden zugeschrieben worden, quasi aus der Re- Gefolgschaft und Zustimmung herge- trospektive. Den beispielhaft erwähnten stellt werden kann. Die Implementierung Epochen ist darüber hinaus gemein- des „Zeitgeistes“ ist dabei ein ungesteu- sam, dass in allen Zeitaltern prägende erter, subtiler gesellschaftlicher Prozess, Persönlichkeiten und Eliten den jeweils der auch diejenigen erreicht, die sich gesellschaftlich bestimmenden Diskurs darüber gar keine Gedanken machen. prägten und sich dieser im Vergleich zu Offensichtlich ist die über den Alltag heute im „Schneckentempo“ vollzog. Zu hinausreichende Orientierungsfunkti- Beginn des 21. Jahrhunderts lässt sich on des „Zeitgeistes“ für den Einzelnen eine Zeitgeist-Konformität wie vor 200 wie für die Masse faszinierend. Darin Jahren nicht mehr ohne weiteres qua unterscheidet sich im Übrigen auch der Eliten herstellen. Lassen sich die 80er „Zeitgeist“ von Phänomenen wie dem Jahre des 20. Jahrhunderts vielleicht Trend oder Mainstream, die beide ganz noch mit dem Begriff der Nachhaltigkeit konkret auf Materielles verweisen und Daniel Hörsch verbinden und die 90er Jahre mit dem hierfür Vorgaben machen bzw. setzen, Sozialwissenschaftlicher Begriff der Globalisierung, so scheint wohingegen der „Zeitgeist“ hintergrün- Referent am EKD-Zentrum es zunehmend schwieriger, allgemein- dig dem Materiellen entrückt ist und auf für Mission in der Region verbindlich den Zeitgeist begrifflich zu das Ideelle verweist. vonWegen 2|13 Seite 9
magazin ©kyrio.de – Sascha Grether Weltanschaulich neutral? Der Staat und die kirchlichen Einrichtungen ? D ie freie Meinungsäußerung ist in einer Demokratie nicht nur ein Grundrecht, sondern sie hilft auch der Um diese freie Meinungsbildung nicht zu behindern, ist der Staat verpflichtet, neutral zu agieren und nicht bestimmte Demokratie, sich selbst zu formen. Denn Meinungen zu bevorzugen. Insbesondere Scheinargument es kann nur dann sinnvoll über etwas wenn sich Gruppierungen mit bestimm- „Es gibt keine welt- abgestimmt werden, wenn alle Fakten ten weltanschaulichen Überzeugungen anschaulich neutralen und möglichst viele Ideen dazu allge- im Interesse des Staates engagieren (z.B. Unternehmungen. Die mein bekannt geworden sind und es die Einrichtung eines Kindergartens), ist es laizistische Forderung Möglichkeit der Diskussion darüber ge- notwendig, dass der Staat seine eigene nach Neutralität zielt also geben hat. Neutralität wahrt und nicht bestimmte eher darauf ab, kirchliche Manchmal ergeben sich die unterschied- Gruppierungen bevorzugt. Darum die Anbieter zu isolieren.“ lichen Meinungen aus der Sache selbst, Verpflichtung des Staates, „weltan- zum Beispiel: „Ich bin gegen eine Erhö- schaulich neutral“ zu handeln. Aber wie hung der Steuer auf Kraftstoff, weil ich soll das am besten umgesetzt werden? viel Auto fahre.“ Oftmals sind sie aber auch die Folge einer übergeordneten Keine Bevorzugung Weltanschauung, zum Beispiel: „Aus re- ligiösen Gründen lehne ich Autofahren Über lange Zeit hinweg versuchte der ab, daher ist es umso besser, je teurer das Staat, seine neutrale Position dadurch Benzin wird.“ zu wahren, dass keine Weltanschau- Seite 10 vonWegen 2|13
ung bevorzugt behandelt wurde. In trotzdem bestimmte Einstellungen zum den letzten Jahren wird für die weltan- Leben, der Gesellschaft, dem Arbeitsbe- schauliche Neutralität des Staates von reich. laizistischen Bewegungen herkommend Eigentlich ist es doch überhaupt un- ein ganz neues Handeln verlangt. Der möglich, ohne eine bestimmte Weltan- Staat soll nicht mehr nur versuchen schauung irgendetwas in der Welt zu ausgeglichen zu agieren, sondern er tun. Denn jegliches Handeln wird ja von soll jetzt dafür sorgen, dass in den von den eigenen Überzeugungen gesteuert. ihm geförderten Unternehmungen auf Selbst die Naturwissenschaften sind eine weltanschauliche Neutralität in nicht neutral oder objektiv, auch sie der Arbeit geachtet wird. Ein katho- werden von Weltanschauungen geprägt. lischer Kindergarten darf also von der In die Interpretation der Daten und Fak- katholischen Kirche betrieben werden, ten werden Wissenschaftler immer auch aber die Arbeit der Einrichtung soll so ihre eigenen Ansichten mit einbringen. gestaltet werden, dass sie vom weltan- Und sogar eine Organisation, die sich schaulichen Hintergrund des Betreibers selbst als weltanschaulich neutral be- unberührt bleibt. trachten würde und nur der Gewinn- Das Argument dahinter ist: In einem maximierung verschrieben hat, hat weltanschaulich neutralen Staat kann natürlich eine Weltanschauung, die sie es nicht sein, dass unterschwellige indirekt durch ihr Handeln darstellt und Missionsarbeit von religiösen Gruppen verbreitet. Banken, die bereit sind mit quasi durch Steuergelder mitfinanziert Nahrungsmitteln zu spekulieren, zeigen wird. deutlich ihre Sicht der Dinge: Gewinn Die laizistische Bewegung hat ihren Ur- zählt mehr als Menschenleben. sprung in der Überzeugung, dass Kirche und Staat in allen Bereichen voneinan- Unerfüllbare Forderung der getrennt sein sollten. Mittlerweile hat sich unsere Gesellschaft allerdings Es gibt also keine weltanschaulich neu- grundlegend verändert. Es gibt nicht tralen Unternehmungen! mehr nur die zwei großen Bereiche Demnach kann der Staat gar nicht die Staat und verfasste Kirche, sondern es von den Laizisten geforderte weltan- arbeiten vielfältigste Organisationen schauliche Neutralität erreichen. Denn und Vereine mit dem Staat zusammen. mit wem auch immer zusammengear- Dabei haben alle natürlich ihre eigenen beitet wird, es wird sich darin eine Welt- Beweggründe. anschauung finden. Der Staat kann nur in dem Sinne neutral Jedes Handeln wird von handeln, dass er überparteilich agiert Überzeugungen gesteuert und mit unterschiedlich weltanschau- lich geprägten Organisationen zusam- Bei den beiden großen Kirchen ist es menarbeitet. Die laizistische Forderung offensichtlich, dass hinter ihrem Enga- nach Neutralität zielt also eher darauf Ralf Berger gement eine konkrete Weltanschauung ab, kirchliche Anbieter zu isolieren. Pfarrer der evangelischen liegt. Aber wie ist das bei individuali- Gemeinde dreisam3 sierter Religiosität? Nur weil man sich nicht als Kirche definiert, hat man doch vonWegen 2|13 Seite 11
magazin ©photocase.de – jala Sehnsucht nach dem Fest der freien Menschen Das prophetische Mandat der Kirche und der Zeitgeist E ine Freundin nahm vor mehreren Jahren an einem Meditationssemi- nar an der Westküste Irlands teil. An Großgrundbesitzern nicht völlig recht- los ausgeliefert blieben. Er organisierte den Protest gegen rassistische und öko- der Küste selbst gab es eine Demons- nomische Diskriminierung und Willkür Schweigen tration gegen die Versenkung einer und setzte sich für einen Mindestlohn „Der Zustand der Welt Bohrplattform im nahen Atlantik. Die ein. Jede seiner Aktionen bereitete er ist krank. Teilnehmerinnen des Meditationsse- durch Fasten und Gebet vor. Wenn er Wenn ich Arzt wäre minars saßen und schwiegen, manche fastete, warnten seine Gegner einander: und man mich fragte: zweifelten vielleicht auch angesichts „Achtung: Cesar Chavez betet, er hat et- Was rätst du? des Aufruhrs vor der Tür, ob sie denn was vor!“Jesus bereitete seine vita activa Ich würde antworten: das Richtige taten. Aber später kamen durch ein 40-tägiges Fasten vor, bevor Schaffe Schweigen!“ Demonstrationsteilnehmer bei den Me- er lehrte, stritt und heilte. (Sören Kierkegaard) ditierenden vorbei und bedankten sich: „Danke, dass ihr für uns gebetet habt!“ Aktion und Kontemplation Cesar Chavez, der Gründer der United Farm Workers, kam als Kind landloser Mich wundert, dass wir in unserer Bauern aus Mexiko in die USA. Er Wahrnehmung von Kirche, der Gemein- kämpfte sein Leben lang darum, dass schaft von gläubigen Menschen, meist die mexikanischen Einwanderer und entweder die Aktion oder die Kontem- illegalen Tagelöhner, die Chicanos, den plation sehen. So als seien Kontemplati- Seite 12 vonWegen 2|13
on und Gottesdienst das Markenzeichen rechtigkeit“? Burn-out-Prophylaxe ist ja der Kirche, diakonisches Handeln hin- nicht schlecht, die Frage aber ist doch, gegen eher eine verzichtbare Praxis der wofür brenne ich? Deshalb dürfen, müs- Frömmigkeit und des Gottesdienstes; so sen wir immer wieder fragen und uns als sei die Kirche nur mit dem gespro- fragen lassen, aus welchem (Zeit-)Geist chenen Gebet und dem Wort bei ihrem heraus wir handeln, mit welchem Ziel Eigentlichen und als sei die Aktion eher ich mich selbst transzendiere und Gottes gefährdet, dem Zeitgeist zu verfallen. Parteilichkeit leben kann. Dabei freilich müssen wir auswählen Die Parteilichkeit Gottes aus den vielen Möglichkeiten, dies zu tun. Ich nenne nur zwei der Möglich- In meinen drei Beispielen dient das Ge- keiten, die mich und viele andere zur bet zur Vorbereitung und Begleitung Suche nach dem Reich Gottes an- und von Aktion. Es bereitet vor, weil es das umtreiben: Denken und Fühlen parteilich macht. Es • Die Klimadebatte führen wir in Frei- begleitet, weil es die stärkt und verge- burg auf den ersten Blick vorbildlich: Die wissert, die in Aktion sind. Es orientiert, Bewahrung der Schöpfung, Lebensmög- weil es immun macht gegen die Verfüh- lichkeit für zukünftige Generationen ist rungen durch den Zeitgeist. Jede Aktion als Ziel konsensfähig. Dabei bestehen braucht solides Wissen über die Situa- die Gefahr und die Aufgabe darin, dass tion und eine gute Vorbereitung. Sie die soziale Gerechtigkeit diesem Kon- braucht jedoch ganz grundlegend eine sens nicht zum Opfer fällt. Orientierung an der Parteilichkeit Gottes. • Die Kirchen in Baden-Württemberg Diese wurzelt nicht in der Vernunft, son- haben im März anlässlich des 70. Jah- dern in der Ausrichtung am Reich Gottes. restages der Deportation von Sinti und Nun sind Meditation und Fasten durch- Roma gedacht. Gleichzeitig werden in aus nachgefragte Methoden, die auch den Medien wieder Ängste vor Roma unabhängig von der Suche nach dem im Zusammenhang mit der Öffnung Reich Gottes praktiziert werden. Sie der Grenzen zu Rumänien und Bul- können sogar zur persönlichen Ego- garien geschürt. Aber vor allem: Wie Optimierung und Burn-out-Prophylaxe übernehmen wir heute als Kirche Mit- eingesetzt werden. Sich selbst annehmen Verantwortung für Roma, die aus dem und lieben gilt dabei als Voraussetzung ehemaligen Jugoslawien zu uns geflo- dafür, Gott und Mitmenschen lieben zu hen sind und wieder in Unsicherheit und können. Biblisch folgt nicht das eine Elend abgeschoben werden? aus dem anderen, sondern beides ist untrennbar miteinander verbunden. Bewahrung der Sehnsucht Die Frage also bleibt, worauf wir unser Suchen und Sehnen ausrichten. Geht es Schweigen kann der Qualität notwendi- um vordergründige Selbstoptimierung gen prophetischen Handelns und Spre- und Bedürfnisbefriedigung, um in einer chens zuträglich sein, zur Bewahrung Michael Philippi immer weiter beschleunigten Wachs- der Sehnsucht nach dem Fest der freien Studierendenpfarrer der Ev. tums- und Konsumgesellschaft mithal- Menschen. Studierenden-Gemeinde ten zu können? Oder doch um die Suche An der Notwendigkeit hat sich seit Amos Freiburg nach „dem Reich Gottes und seiner Ge- leider wenig geändert. vonWegen 2|13 Seite 13
magazin © PackShot - Fotolia.com Postmoderne Paradoxie Zeitgeist und Gottesdienst - ein paar Beobachtungen U m es gleich ganz offen zu sagen: Ich bin kein Soziologe, Trendfor- scher oder Gemeindeexperte. Insofern ist wie im Gottesdienst. Früher gab es vor allem konfessionell geprägte Got- tesdienste. Schon an der Kirchentür kann ich hier keine Zahlen und Sta- konnte man erkennen, ob man sich tistiken liefern, sondern nur das, was nun in einem einfachen reformierten ich beobachte, wenn ich wöchentlich Wortgottesdienst, einer liturgischen einen Gottesdienst besuche, manch- lutherischen Abendmahlsfeier oder mal berufsbedingt sogar ein paar mehr. gar einer römischen Messe befand. Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, Auch zwischen Landeskirche, lan- dass ich 45 Jahre alt bin – und damit deskirchlichen Gemeinschaften und weder in der „Moderne“ noch in der Freikirchen ließ sich recht einfach „Postmoderne“ so richtig zu Hause. Und unterscheiden. damit fangen für manche die Probleme All das gibt es immer noch, aber mit der schon an... charismatischen Bewegung setzte die große Gleichförmigkeit ein: Wer etwas Willkommen in der Vielfalt auf sich hielt und „mit der Zeit ging“, ordnete die Lieder zu einem Block zu- Es gibt vermutlich keinen Bereich im sammen und schöpfte aus einem allen Gemeindeleben, wo die Vielfalt so groß Charismatikern gemeinsamen Liedgut. Seite 14 vonWegen 2|13
Diese „Anbetungs-“ oder „Lobpreis- man ja auch nicht mehr… zeit“ trat nun gleichberechtigt neben Vor zwanzig Jahren hätte ich den die Predigt – wobei manch hartgesot- traditionellen Gottesdienstliturgien tener Lobpreisleiter vermutlich sogar keine Zukunft mehr gegeben. Junge sagen würde, sie sei wichtiger als die Leute fanden so etwas schlichtweg Wortverkündigung. langweilig. Heute jedoch reibt sich Spätestens ab da machte das beliebte manch alt gewordener Charismatiker „Churchhopping“ (auch „Pietisten- und Willow-Creek-Anhänger die Au- Jogging“ genannt) nur noch halb so gen: Unsere Gottesdienste werden wie- viel Spaß. der liturgischer. Das änderte sich ein bisschen, als mit „Willow Creek“ die „Unkirchlichen“ in Zwanglose Liturgie den Mittelpunkt rückten. Nicht nur, weil man es da mit einer Veranstal- Nicht nur die irischen Mönche, auch di- tung zu tun hatte, die mit Kino und verse Texte aus der Kirchengeschichte Theater konkurrieren sollte, sondern feiern fröhliche Urstände. Aber auch auch weil man sich dabei so herrlich hier mit einem typisch postmodernen Patchwork unchristlich geben konnte – natürlich Dreh, dem Patchwork. Erlaubt ist, was „Erlaubt ist, was gefällt, nur um zu sehen, was die so „drauf gefällt, was „gut kommt“ und sich „au- was ‚gut kommt‘ und sich haben“. thentisch“ anfühlt. Kerzen, lateinische ‚authentisch‘ anfühlt. Ker- Mit dem allgemeinen Durchbruch der Texte, sogar die Orgel – alles geht und zen, lateinische Texte, sogar „Postmoderne“ scheint diese Gleichför- wird wild mit modernen Elementen die Orgel – alles geht und migkeit einer neuen Vielfalt gewichen kombiniert. Ein Gottesdienstratgeber wird wild mit modernen zu sein. Jetzt geht auf einmal wieder empfiehlt sogar, mit dem Beamer go- Elementen kombiniert.“ alles – und das vor allem in einer ein-tische Kirchenfenster an die Leinwand zigen Veranstaltung! zu werfen… Damit bin ich bei meiner letzten Be- Individuelle Gemeinschaft obachtung. In vielen Gottesdiensten erlebe ich geradezu das Gegenteil von Wenn es so etwas wie einen „typisch Willow Creek: Religiöse Symbole und postmodernen“ Gottesdienst gibt, ist Texte werden nicht mehr versteckt, es der Stationengottesdienst. Hier fei- sondern offensiv vertreten. Im Zen- ern alle unter einem Dach, aber jeder trum steht das Erleben, die „Erfahrung für sich. Wer eine Predigt hören will, mit Gott“, das Gefühl des „Einsseins kann das tun (dank mp3), wer singen mit dem Heiligen“. will, auch; für diejenigen, die Gemein- Alles in allem stellt der Zeitgeist damit schaft suchen, gibt es eine Ecke mit unsere Gottesdienste vor einige He- Kaffee und Keksen. rausforderungen. Er bietet aber auch Der Stationengottesdienst verbindet viele Chancen. Denn in unserer Welt Dr. Thomas Weißenborn damit zwei postmoderne Uranliegen: ist Religion wieder gefragt – es wird Dozent für Neues Testa- die Sehnsucht nach Gemeinschaft und allerdings erwartet, dass es sich bei ihr ment und Systematische den Wunsch nach Individualität. Und nur um ein Angebot, nicht etwa um Theologie am Marburger beides ist so vorherrschend, dass man eine das ganze Leben deutende Welt- Bildungs- und Studienzen- sich gar nicht entscheiden kann, was anschauung handelt. Ob Jesus sich da- trum (mbs) wichtiger ist. Aber entscheiden muss rauf einlassen würde? vonWegen 2|13 Seite 15
magazin © monropic - Fotolia.com Kinder brauchen Werte Werte und Religion in der schulischen Erziehung I n unserer heutigen modernen und schnelllebigen Zeit hören wir immer wieder die Klage vom Wandel oder gar menwebt, je nach den gerade aktuellen Bedürfnissen. Das Ergebnis ist oftmals leider eine hohe, auch moralische Unver- Zerfall unserer Werte, von Ich-Bezogen- bindlichkeit und Beliebigkeit. Selbstver- Vorbilder heit und Hedonismus. Gleichzeitig ha- ständlich achten die meisten Menschen „Kinder brauchen erwach- ben nicht nur professionelle Pädagogen, auch heute auf die Einhaltung von Nor- sene Vorbilder, die sich in sondern auch viele Eltern den Wunsch, men als Handlungsregeln, ohne die ein ihrem Reden und Han- unseren Kindern eine ethisch verant- Zusammenleben nicht möglich wäre. deln an ihrem Gewissen wortungsvolle Werteorientierung zu ver- Gleichzeitig hat jedoch die Frage des orientieren, die begründet mitteln. Neben dem Elternhaus als erster Gewissens bzw. der Gewissenserziehung Rechenschaft geben und Sozialisationsinstanz sind hier auch die mit der zunehmenden Säkularisierung deren ethisch-moralische Kindertageseinrichtungen und Schulen unserer Gesellschaft für viele Menschen Werte in der Person in der Verantwortung. an Bedeutung verloren. greifbar werden.“ Ethisch und sozial erzogen wurde schon Der Einfluss der Kirchen ist nicht nur zu- immer. Eine besondere Herausforderung rückgegangen. Vielmehr wird die frühere ergibt sich jedoch heute durch den zu- Monopolstellung bezüglich eines werte nehmenden Pluralismus. Fast alles geht orientierten ethischen Lebens jetzt auch und ist möglich. Das Leben ist für viele von anderen weltanschaulichen Anbie- Menschen zu einem bunten Patchwork- tern besetzt. Jugendlichen ist die Bedeu- Teppich geworden, den man sich zusam- tung religiöser Feste teilweise nicht mehr Seite 16 vonWegen 2|13
geläufig. Manche machen Religion und gen, wenn wir dies berücksichtigen und Werte an den Zehn Geboten fest, andere sich, darauf fußend, die Basisfähigkeiten, verweisen auf die überreligiös geltende emotionale und soziale Kompetenzen Goldene Regel oder das Grundgesetz. entwickeln können. Ein positiv geprägtes Sozialverhalten, die Fähigkeit und Bereit- Welche Werte prägen unser schaft zu einer dem Alter entsprechenden Zusammenleben? Übernahme von Verantwortung sind die Grundpfeiler der Übernahme zukünftiger Werte setzen Maßstäbe in der Erziehung. Lebens- und Lernaufgaben und damit Es ist daher wichtig, dass wir uns ver- einer verantwortungsbewussten Bewäl- gegenwärtigen: Welche Werte sind uns tigung und Teilhabe am künftigen Leben. bedeutsam, wie prägen sie unser Umfeld Aus religionspädagogischer Sicht bedeu- und Zusammenleben, wie werden sie tet dies, dass zu den personalen und ethi- sichtbar in unseren Familien, Betreuungs- schen Kompetenzen eine theologische und Bildungseinrichtungen? Kompetenz als weiterer Schwerpunkt Aus religiöser Lebenssicht ergeben sich hinzukommen muss. Schlüsselqualifi- Forderungen an das Verhalten für unser kationen, die Bildung und Erziehung in menschliches (Zusammen-) Leben. Sicht- diesem Sinne vermitteln müssen, sind: bar wird dies in dem Wunsch nach Ge- die Ausrichtung an sozialer Gerechtigkeit, rechtigkeit, dem Sieg des Guten über das die Übernahme von Verantwortung für Böse sowie in der Gewissensbildung. Um den Frieden und ein sachgerechter und Kinder hierfür zu sensibilisieren, müssen ressourcenschonender Umgang mit der wir ihnen sinnstiftende, ganzheitliche Er- Natur als Schöpfung Gottes. fahrungszusammenhänge ermöglichen. Werteerziehung ist eine Sache von kogni- Hohe Verantwortung tiver, emotionaler und sozialer (Gemein- der Erziehenden schafts-) Bildung. Sie muss interkulturelle und interreligiöse Bildung sowie Hand- Dass der Orientierungsplan für Kinderta- lungsorientierung und Zugehörigkeit geseinrichtungen in Baden-Württemberg berücksichtigen. Diese Basisfähigkeiten dies im Bildungs- und Entwicklungsfeld haben für die Entwicklung und das Leben 6 -„Sinn, Werte, Religion“- verbindlich von Kindern eine hohe Bedeutung. Eine festschreibt, macht den Stellenwert der derartige Erziehung und Persönlichkeits- Religionspädagogik in der öffentlichen bildung kann nur unter dem Zeichen der Kleinkindererziehung deutlich. Im schu- Selbstbestimmung der Kinder und ihres lischen Bereich wird der Bedeutung des eigenverantwortlichen Lernens stehen sozialen Lernens neben dem Religions- und muss ansetzen bei deren Gerechtig- unterricht in der Wiederbelebung des keitsempfinden und Empathiefähigkeit. erziehenden Unterrichtens durch soziale Kinder brauchen erwachsene Vorbilder, Praktika Rechnung getragen. Margot Seibel die sich in ihrem Reden und Handeln Wir alle, die wir an der Begleitung und Dipl.-Sozialpädagogin/ an ihrem Gewissen orientieren, die be- Erziehung von jungen Menschen betei Erwachsenenbildnerin gründet Rechenschaft geben und deren ligt sind, tragen eine hohe Verantwortung Dozentin an der Ev. Fach- ethisch-moralische Werte in der Person und müssen in Freiheit prüfen, was als schule für Sozialpädagogik greifbar werden. Eine positive Werte „gut“ unter uns gelten soll und wie wir Freiburg erziehung bei Kindern kann nur gelin- hierfür Beispiel geben wollen. vonWegen 2|13 Seite 17
Tilmann Haberer / Werner Tiki Küstenmacher / Marion Küstenmacher Gott 9.0 Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird Dieses neue spirituelle Standardwerk beantwortet grundle- gende Fragen aller Menschen, die eine religiöse Heimat su- chen. In einer Tour durch 100.000 Jahre Geistesgeschichte stellen die Autoren dar: Die Vorstellung von Gott hat sich im- mer wieder verändert- in bisher acht großen Stufen, und die neunte deutet sich bereits an. € 24,99 Markus Müller Tobias Faix / Thomas Weissenborn Trends 2021 Zeitgeist Es wird anders werden Kultur und Evangeli- Zusammenhänge verste- um in der Postmoderne hen - Entwicklungen erah- 24 Autorinnen und Autoren beschreiben aus nen - Trends erkennen: Sel- unterschiedlichen Blickwinkeln, wie Christ- ten war die Zukunft so offen sein in unserem Kontext nicht nur möglich ist, wie nach den ersten zehn sondern wie wir anfangen können, unsere Gesellschaft zu verän- Jahren des 21. Jahrhunderts. dern. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie der Geist und die Zeit Je nach Prägung überwie- zusammenzudenken sind. In vier Kapiteln werden diese Fragen gen bei uns Hoffnung, Unsi- aufgenommen, theoretisch durchdacht und praktisch reflektiert. cherheit, Bedenken, Skepsis oder Angst. Werden wir scheitern? Oder kommt’s am Ende gut? Die- ses Buch bringt auf den Punkt, was demnächst € 14,95 ansteht. € 14,99 ??? Zeitlos Junge Bands spielen Notker Wolf alte Choräle Jetzt ist die Zeit Warum nicht einmal einen al- für den Wandel ten Choral rocken? Klassiker Nachhaltig Leben - für wie „Großer Gott, wir loben eine gute Zukunft dich“, „O Haupt voll Blut und Immer mehr, immer schnel- Wunden“ oder Martin Lu- ler? Notker Wolf zeigt über- thers „Ein feste Burg ist un- zeugend: Kurzfristiger Ego- ser Gott“ gehen ins Ohr und haben berührende Texte. Sie sind eben ismus, blinde Profitgier ZEITLOS. 13 solcher Stücke sind auf der gleichnamigen CD zu hören fallen als moralische Keu- - neu arrangiert von 13 jungen Bands und Musikern. le wieder auf uns zurück. € 15,- Langfristiges Denken und ethisches Handeln al- lein schaffen Stabilität und wirkliches Wachstum. € 16,99 www.alpha-freiburg.de Seite 18 vonWegen 2|13
journal Online-Bücherkauf? Mit ALPHA! E inkaufen? Das geht längst auch rund um die Uhr im Internet. Im neuen Webshop der ALPHA- Buchhandlung Freiburg bleiben keine Wünsche offen: Über 800.000 Titel sind lieferbar, ganz egal, ob Bibel, Krimi oder Comic. Dazu jede Menge christlicher CDs. E-Book- Download ist genauso möglich wie Paypal- oder Lastschrift-Zahlung. Die Bestellungen können in der Buchhandlung in der Fischerau 36 abgeholt oder aber zugeschickt werden; ab 19 Euro ist das portofrei. m b e r 2 0 13 13. Nove der große Ba ar Für Flohmarkt der Evangelisc hen Stadtmission F den großen reiburg Bazar der E am Mittw vangelisch och, 13. N en Stad ovember 2 hochwertig e, gebrauch 013 im Pau tmission Freiburg Schmuck u te lussaal nd Antiquit Gegenstände wie zum suchen wir Die Erlöse äten. Beispiel des Stadtmissio Bazars kommen der n zugute. sozialen Arb eit der In fo s u n te r: 0761/31917-22 Mehr vonWegen 2|13 Seite 19
journal Mitarbeiter-Steckbrief Gertrud Kürschner Geboren: 1950 : von November 1987 Bei der Evangelischen Stadtmission tätig bis Dezember 2012 ung? In welchem Bereich/ welcher Einricht hernweg 2 (Haus Siloah), dann zentrum Siloah Bad Kroz ingen - von der Thürachstrasse in den Wic Senioren am Kurpark) Wichernweg 1,3,5 (Betreut Wohnen phylaxe und Lachyoga 1.2013 ehrenamtlich tätig: Sturzpro Derzeitige Aufgabe/Position: seit 01.0 enstleitung der Altenpflegerin bis zur Betreuungsdi vorher verschiedene Aufgaben, von falt für alle Mitarbeiterinnen Stadtmission? Die mit Liebe und Sorg Was schätzen Sie an der Evangelischen hirr, Fingerkreuze, Speckbrettle... z.B. Weihnachtssterne, Keramikgesc ausgesuchten Weihnachtsgeschenke: m Leben? 1.Korinther 13, 13 Welche Rolle spielt der Glaube in Ihre Strophe 8 ? EKG 302 (Du, meine Seele, singe), Wie heißt Ihr Lieblings(kirchen-)lied s berührt? 1. Mose 1, 27 Gibt es einen Bibelvers, der Sie besonder ze Jahr über Berge von ner der Holzwerkstatt. Karren das gan Wer ist Ihr größtes Vorbild? Die Män el) und wieder zurück. angel) nach Bad Krozingen (Platzmang Bazarbüchern von Freiburg (Platzm er freundlich, friedlich, fröhlich! Räumen diese aus, um und ein, imm lgesinnter Mitmenschen. e Mittagsmahlzeit im Kreis mir woh Was gibt Ihnen Kraft? Eine gesegnet mit Leidenschaft geführten entspannen? Mit einem Buch aus der Wo oder wie können Sie am besten Alpha-Buchhandlung. n der Ruf ertönt: auf der Stirn? Bazartag. 9 Uhr. Wen Wann bekommen Sie Schweißperlen „Wir öffnen jetzt die Türen!“ Dort werden die größten rnachtung im Traumhotel Alla Fonte. Was ist Ihr größter Traum? Eine Übe der Quelle. Träume wahr, denn man ist direkt an wer hat, kann geben. ngen? 1. Das Geld gut anlegen. Nur Was würden Sie mit 1 Million Euro anfa e mit Frau Vossler und r wunderschönen, gemeinsamen Reis 2. Ich lade Sie alle herzlich ein zu eine dem Begegnungskreis. Seite 20 vonWegen 2|13
Vernetzung und Ideenschmiede Jahreskonferenz der Stadtmissionen in Fulda der Evangelischen Stadtmissionen Hochkarätige Gäste bereicherten aus ganz Deutschland zu ihrer Jah- das Programm der Jahreskonfe- reskonferenz. renz: Die Präsidentin des Euro- In so genannten „Masterclasses“ päischen Verbandes der Stadtmis- wurden neue Strategien in ver- sionen (AGES) Zuzana Filipkova schiedenen Bereichen erarbeitet, berichtete über die Entwicklung die für die Stadtmissionen von des Verbandes und die Arbeit Bedeutung sind, unter anderem der schlesischen Stadtmission in zur Fachkräftegewinnung, zu Tschechien. Über „Kirche und Di- Freiwilligendiensten, für die Öf- akonie im gesellschaftlichen und fentlichkeitsarbeit und das Fund- medialen Gegenwind“ referierte I n der Barockstadt Fulda – Grab- lege des Heiligen Bonifatius und Tagungsort der Deutschen raising. Darüber hinaus standen die Vernetzung und der Erfah- rungsaustausch zwischen den der Direktor und Geschäftsfüh- rer des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) Katholischen Bischofskonferenz – verschiedenen Stadtmissionen Jörg Bollmann. trafen sich im Juni die Vertreter im Mittelpunkt. Berufliche Perspektive Stadtmission Infostand bei der Jobmesse „Pflege & Gesundheit“ D ie Evangelische Stadtmission Freiburg war im Februar mit einem Infostand bei der Jobmesse beiter-Werbung auf dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus und der Diakonistation Bad „Pflege & Gesundheit - (m)eine be- Krozingen. rufliche Perspektive?!“ im Bürger- haus Seepark in Freiburg präsent. Zahlreiche Fachkräfte und andere Arbeitsuchende nutzten die Gele- genheit, sich darüber zu informie- ren, welche Arbeitsmöglichkeiten die verschiedenen Seniorenein- richtungen der Stadtmission in der Pflege bieten. Ein besonderer Schwerpunkt lag bei der Mitar- vonWegen 2|13 Seite 21
journal „Hier bin ich daheim“ Schüler zimmerten Briefkästen für Senioren E in Briefkasten mit meinem Namen ist nicht nur eine prak- tische Einrichtung. Er signalisiert In der Planungspha- se stellte sich heraus, dass die Ausstattung d Friedrich auch: „Hier bin ich daheim.“ Durch der Schulwerkstatt nicht ihn erreichen mich Rechnungen, ausreichen würde, um Foto: Bern Werbung und Behördenpost - Briefkästen in der erfor- aber auch Ansichtskarten aus aller derlichen Qualität anzu- Welt, handgeschriebene Briefe von fertigen. Daraufhin kam Freunden und viele gute Nachrich- die Holzwerkstatt der den die Briefkästen ten. Selbst in Zeiten von E-Mail Evangelischen Stadtmissi- an die Senioren übergeben. Heim- und SMS ist der Briefkasten noch on ins Spiel. Unter der Regie von leiter Roland Stadler würdigte das lange kein Auslaufmodell, sondern deren Leiter, Schreinermeister Rai- außergewöhnliche Projekt und eine Verbindung zur Welt. ner Lauser, ging der Bau der 30 das Engagement aller Beteiligten: Um auch den Senioren, die im Briefkästen an mehreren Freitag „Ihr habt einen großen Beitrag für Pflegeheim Bötzingen leben, nachmittagen vonstatten. Die die Menschenwürde und die Au- diese Verbindung offen zu hal- Schüler Tim Enderlin, Nathanael tonomie von Menschen geleistet!“ ten, brachte die Einrichtung ein Mechegia, Taylan Parker, Shamraz Auch Schulrektor Bernd Friedrich ganz besonderes Projekt auf den Pervez, Daniel Segebarth, Pedro und Bürgermeister Dieter Schne- Weg: Verwaltungsleiterin Andrea Sarafin und Jan Susewind aus der ckenburger, der als Vorsitzender Schmidt fragte bei der Wilhelm- Klasse 9 a investierten, ebenso wie der Leonhard-Kempf-Stiftung an August-Lay-Schule an, ob im ihre Lehrerin Erika Sattler und ihr der Feier teilnahm, lobten den Rahmen des Technikunterrichts Ehemann Axel, viele Stunden ih- Einsatz der Schüler und ihrer der Bau von persönlichen Brief- rer Freizeit in dieses Projekt. Lehrerin. kästen möglich wäre. Technikleh- Finanzielle Unterstützung leistete Inzwischen wurden die Brief- rerin Erika Sattler nahm die Idee die Leonhard-Kempf-Stiftung, die kästen vor den Zimmern der begeistert auf und entwickelte da- Materialkosten in Höhe von 2.200 Bewohnerinnen und Bewohner raus ein Projekt für Schüler der 9. Euro übernahm. angebracht: ein Stück Zuhause Klasse. Bei einer Feierstunde im März wur- mit Verbindung zur Welt. Seite 22 vonWegen 2|13
Grüner Haken bürgt für Qualität Vier Häuser der Stadtmission führen das Gütesiegel V ier Pflegeheime der Evange- lischen Stadtmission Frei- burg tragen derzeit das Gütesiegel Von mehr als 9.000 Einrich- tungen, die in der Datenbank auf www.heimverzeichnis.de „Grüner Haken“ der Heimver- zu finden sind, wurden bislang zeichnis gGmbH (Gesellschaft zur nur rund 1.400 mit dem Grü- Förderung der Lebensqualität im nen Haken ausgezeichnet. Sie Alter und bei Behinderung): das haben sich einer Überprüfung Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bad durch ehrenamtliche Gutachter Krozingen, das Wichernhaus unterzogen, die mit Hilfe eines Gesprächen mit der Leitung und Freiburg sowie die Seniorenpfle- umfangreichen Fragenkatalogs dem Heimbeirat überprüft. Min- geheime Breisach und Bötzingen. bewerten, ob ein Pflegeheim destens 80 Prozent der Vorgaben Der Grüne Haken wird jeweils die Anforderungen im Hinblick muss ein Heim erfüllen, um das für ein Jahr verliehen, dann steht auf die Selbstbestimmung, Teil- Gütesiegel zu erhalten. eine neue Überprüfung an. Zu- habe und Menschenwürde der letzt, im März 2013, wurde das Bewohner erfüllt. Dies wird bei Weitere Informationen: Gütesiegel für das DBH bestätigt. einer Hausbegehung sowie in www.heimverzeichnis.de Politik trifft Pflege Bundes- und Landespolitiker zu Gast in Breisach und Bötzingen se schreibt unter anderem vor, dass alle Pflegeheim-Bewohner Photo: M. Hau in Einzelzimmern untergebracht werden müssen und dass Wohn- gruppen nicht mehr als fünfzehn I m Mai erhielten die Senioren- pflegeheime Breisach und Böt- zingen Besuch aus der hohen Politik. Wenige Tage später besuchte der SPD-Landtagsabgeordnete Chris toph Bayer das Seniorenpfle- Plätze umfassen dürfen. Diese Regelungen müssen bis zum Jahr 2019 auch in bestehenden Einrich- Zunächst war der CDU-Bundes- geheim Bötzingen. Nach einem tungen umgesetzt werden. Diese tagskandidat für den Wahlkreis Rundgang durch das Haus sprach müssen ihre Räumlichkeiten ent- Freiburg, Matern von Marschall, er mit Vorstand Ewald Dengler sprechend umgestalten oder Plät- zu Gast im Seniorenpflegeheim und Heimleiter Roland Stadler ze abbauen – obwohl die Zahl der Breisach. Bei einem Rundgang mit über aktuelle Anliegen an die Pflegebedürftigen weiter steigt. Heimleiter Roland Stadler lernte er Politik, insbesondere über die An diesen Vorgaben übt die Evan- die Einrichtung kennen und kam gravierenden Auswirkungen der gelische Stadtmission Freiburg mit BewohnerInnen ins Gespräch. Landesheimbauverordnung. Die- scharfe Kritik. vonWegen 2|13 Seite 23
journal Wonnemonat im Haus Siloah Tanz in den Mai und Ausflug nach Wien D er Mai wurde dieses Jahr sei- nem Ruf als Wonnemonat nicht ganz gerecht: Statt Sonnen- Mai. Dem Tanzpaar folgten Be- wohnerinnen, Bewohner und Mit- arbeiterinnen, die auf dem Parkett terreichischen Hauptstadt - Sa- schein satt gab es viel Regen, und ihr Können unter Beweis stellten chertorte, Wiener Nusstorte sowie auch die Flora entfaltete nicht wie und dabei großen Spaß hatten. warmen Apfelstrudel mit Vanil- gewohnt ihre volle Pracht. Im Haus Die Cafeteria war eigens für dieses leeis und Sahne. Nachdem die Siloah in Bad Krozingen hielt die Ereignis farbenfroh geschmückt, Bewohnerinnen, Bewohner, Be- Wonne jedoch trotz fehlender Son- und inmitten des bunten Treibens sucherinnen und Besucher Wien ne Einzug. Dem schlechten Wetter wurde ein Maibaum aufgestellt. schmecken durften, folgte die vi- wurde in Form von zwei außer- Die Dekoration für das Fest wurde suelle Verköstigung in Form eines gewöhnlichen Veranstaltungen von Bewohnerinnen gestaltet. Da Bildvortrags über die beeindru- kurzerhand getrotzt. das Ereignis großen Anklang fand, ckende Stadt. Die interessierten Am 30. April veranstaltete das soll es im nächsten Jahr wieder- Bewohnerinnen und Bewohner Haus zum ersten Mal einen „Tanz holt werden. wurden auf eine Reise mitgenom- in den Mai“. Über 100 Bewohne- Ein weiterer Höhepunkt im Monat men und entdeckten dabei den rinnen und Bewohner, Mitarbei- Mai war der „Wien-Nachmittag“. Stephansdom, die Hofburg, den terinnen und Mitarbeiter sowie Am 15. Mai wurde die Cafeteria Prater und vieles mehr. Den Ab- Besucherinnen und Besucher hie- festlich im Jugendstil dekoriert, schluss der Veranstaltung bildete ßen den Mai willkommen. Es wur- auf den Tischen wurden kleine ein gemeinsames Singen. Noch de gelacht, gesungen, geschunkelt Riesenräder, Schlösser und Hun- Tage danach schwärmten einige und vor allen Dingen getanzt. Die dertwasser-Häuser, die von einer Bewohnerinnen und Bewohner Praxisanleiterin Margot von Be- Bewohnerin gebastelt wurden, von ihrer Reise nach Wien. ckerath und ihr Tanzpartner Jacob aufgestellt. Für das leibliche Wohl C. Hülter-Hassler, Studentin Sozial- Kohn eröffneten den Tanz in den gab es - ganz im Zeichen der ös- management, Haus Siloah Neuer Heimbeirat Wahl im Wichernhaus Gleich dreizehn Kandidatinnen Wiedergewählt und Kandidaten hatten sich für wurden Gerhard den Heimbeirat des Wichern- Galkowski (84), hauses beworben, der am 5. Fe- der nun zum bruar gewählt wurde. Fünf von zweiten Mal dem Beirat angehört, ist. Neu gewählt wurden Erwin ihnen bilden nun für zwei Jahre und Elisabeth Müller (75), die als Lietz (92), Hans Münch und Klaus den neuen Beirat. ehemalige Angehörige eines Be- Rosenkranz (58), die alle seit 2012 wohners bereits seit 2006 dabei im Wichernhaus wohnen. Seite 24 vonWegen 2|13
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