Aspekte - Was wir alles teilen Zeit, Wissen und Besitztümer - Credit Suisse
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Aspekte Mai 2019 Zeit, Wissen und Besitztümer Was wir alles teilen Finanzexpertise Oliver Adler Wie die Bank Wissen Über das Teilen weitergibt von Arbeit
Inhalt Editorial Mit Begeisterung Fokus 04 Sharing Economy und Freiwilligenarbeit Fokus Die Idee, zu teilen, liegt Die Gemeinsamkeiten der beiden Themen und ihr Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft. teilen im Trend. «Aspekte» 16 Ein Gespräch über das Teilen zeigt anhand der Themen Zwei Expertinnen erklären, warum Teilen manchen Menschen leichter fällt als anderen. Sharing Economy und Freiwilligenarbeit auf, Bankwissen weshalb wir teilen und 18 Expertise weitergeben Die Bank stellt den Kundinnen und Kunden ihr welche Bedeutung Wissen auf unterschiedlichste Art und Weise das Teilen für Wirtschaft zur Verfügung. und Gesellschaft hat. Wirtschaftskolumne Seite 4 Boot Der Traum vom eigenen Boot lag finanziell bisher in weiter Ferne? 22 Wieso Arbeitsteilung sinnvoll ist Das ändert sich jetzt! Auf ship-ahoy.ch kann man sich mit Boots Oliver Adler, Chefökonom der Credit Suisse, Liebe Leserinnen und Leser besitzern in Verbindung setzen, die ihre Motor-, Segel- oder über das Teilen von Arbeit und dessen Ruderboote im Sinne der Sharing Economy mit anderen teilen Auswirkungen auf Wohlstand und Fortschritt. Teilen hat im Hier und Heute neue Bedeutung erlangt. Wir wollen und potenziellen Mietern anbieten. teilen Bilder in den sozialen Medien, nutzen Musik und Filme Anlegen gemeinsam über Streamingdienste. Wir teilen Wohnungen 24 Investieren für einen guten Zweck via Airbnb, Autos via Mobility oder Geld via Crowdfunding. Neue Anlageformen bringen finanzielle In dieser Ausgabe gehen wir diesem Phänomen auf den Interessen und Umweltschutz unter einen Hut. Grund. Wir lassen Experten zu Wort kommen und fragen Menschen, die aktiv teilen, nach ihrer Motivation. Einen spe- Sponsoring ziellen Fokus legen wir auf das Teilen von Zeit, also auf die 26 Sport verbindet Freiwilligenarbeit, und die gemeinsame Nutzung von Res- Die Freude am Fussball steht im Fokus des sourcen, die sogenannte Sharing Economy. Oliver Adler, stimmungsvollen Credit Suisse Cup. Wirtschaftsexperte der Credit Suisse, erklärt zudem in seiner Kolumne, warum das Teilen von Arbeit Wohlstand schafft. Wissenswertes 30 Sicher unterwegs im Netz Weniger das Teilen, sondern das Toreschiessen steht beim So gewährleisten Sie Ihre Sicherheit im Online Credit Suisse Cup im Vordergrund, teilen doch die rund Titelbild: Roth und Schmid, Bilder: Roth und Schmid, Mary Fernandez, Illustration: Patrick Oberholzer Banking. Ausserdem: Informationen zu Bonviva, 5500 Teams beim grössten Sportanlass der Schweiz die Lei- TWINT und Stockwerkeigentum. denschaft für den Fussball. Kaum ein anderer Sport vermag über Kulturen und Grenzen hinweg so viel Begeisterung aus- Bonviva Porträt zulösen wie Fussball. Das ist Jahr für Jahr beim Credit Suisse 36 Für den Journalismus begeistern Cup, der offiziellen Schülermeisterschaft der Schweiz, be- Roland Wahrenberger, Mitglied der Geschäfts- sonders eindrücklich zu erleben. Lassen Sie sich beim Lesen leitung der Ringier Axel Springer Schweiz AG der Reportage «Teams, Tore und Emotionen» von dieser Be- Wissen teilen geisterung anstecken. und Leiter der Beobachter-Gruppe, über das Eine der wichtigsten Aufgaben einer Geheimnis des Erfolgs. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. Bank ist es, den Kundinnen und Kunden ihre Finanzexpertise zur Verfügung zu stellen. Das tut die Credit Suisse in ganz unterschiedli- Sponsoring Serge Fehr chen Bereichen. Seite 18 5500 Teams teilten im vergangenen Jahr die Leiter Private & Wealth Management Clients Begeisterung für die Schulfussball-Meister- schaft des Schweizerischen Fussballverbands, besser bekannt als Credit Suisse Cup. Seite 26 2 Aspekte Mai 2019 3
Jetzt Fokus Fokus Was haben Sharing Economy und Freiwilligenarbeit gemeinsam? Die Idee, etwas zu teilen. Wir zeigen anhand der beiden Themen, weshalb wir teilen und welche Bedeutung das Teilen für Wirtschaft und Gesellschaft hat. Text: Robert Wildi Bilder: Roth und Schmid wird geteilt T eilen liegt im Trend. Wir teilen Bilder in den sozi- alen Medien. Wir teilen unser Essen in Form von Mezze oder Tavolata. Wir teilen Musik und Filme von Streamingdiensten, unsere Wohnun- gen über Airbnb, Autos via Mobility oder Geld beim Crowdfunding. Wir teilen sogar ganze Kühe (siehe Bebil- derung). Und wir teilen unsere Lebenszeit mit anderen, indem wir uns freiwillig engagieren. Doch was bringt Menschen dazu, etwas zu teilen? Wir sind dem Teilen auf den Grund gegangen, haben mit Experten gesprochen und Menschen, die teilen, nach ihrer Motivation gefragt. Zwei Aspekten haben wir dabei besondere Aufmerksam- keit geschenkt: der wachsenden sogenannten Sharing Economy und der eher rückläufigen Freiwilligenarbeit im Sinne des Teilens von Zeit. Sharing was? Reisen Laut Wikipedia ist Sharing Economy ein Sammelbegriff Reisetipps wie auch Restaurant- und Hotelempfehlun- für Firmen, Geschäftsmodelle, Plattformen, Online- und gen teilen wir gemäss der GDI-Trendstudie «Sharity: Offline-Communitys sowie Praktiken, die eine geteilte die Zukunft des Teilens» am liebsten. Zahnbürste Nutzung von ganz oder phasenweise ungenutzten Res- sourcen ermöglichen. Wer jetzt noch immer Bahnhof Bei der Zahnbürste hört der Spass auf: Gemäss der Studie «Sharity. Die Zukunft des Teilens» des Gottlieb versteht, sollte nicht verzagen. Kennen Sie Airbnb oder Duttweiler Instituts (GDI) gehört sie zu den Gegen- Uber? Dann kennen Sie die bekanntesten Vertreter der ständen, die wir am wenigsten gerne teilen. Sharing Economy. 4 Aspekte Mai 2019 5
Fokus Fokus Diese Riesen bekommen immer mehr Gesellschaft. Ge- mäss einer Studie von PwC wird sich die globale Sharing Economy zwischen 2014 und 2025 um den Faktor 22 Kuhteilen Selbst eine Kuh, ein Schwein oder ein Lamm kann vervielfachen und auf ein Umsatzvolumen von 335 Milli- man teilen: Auf kuhteilen.ch können Kundinnen arden Dollar wachsen. Auch in der Schweiz gewinnt das und Kunden Fleischpakete bestellen. Erst wenn ein Thema an Bedeutung. Laut einer Umfrage von Deloitte ganzes Tier verkauft ist, wird es geschlachtet. will über die Hälfte der Befragten aktiv an der Teilwirt- schaft partizipieren – sei es als Geber oder als Nehmer. Neu ist die Idee der Sharing Economy aber nicht. Schon in den 1950er-Jahren haben sich Bauernbetriebe zu sogenannten Maschinenringen zusammengeschlossen, um teure Landwirtschaftsgeräte gemeinsam anzuschaf- fen und zu nutzen. Ohne Digitalisierung keine Sharing Economy Mit Sharing Economy, wie er den Begriff verstehe, seien diese Maschinenringe nur im entfernten Sinn vergleich- bar, sagt Thomas von Stokar. Der diplomierte Geograf ist Geschäftsführer des Zürcher Forschungs- und Bera- tungsunternehmens Infras und Gesamtleiter der 2018 erschienenen Studie «Sharing Economy – teilen statt besitzen». Aus seiner Sicht zeichnet sich die Sharing Economy durch drei Merkmale aus: Erstens finde der Austausch zwischen Anbieter und Nachfrager über eine digitale Plattform statt. «Dies unterscheidet die Sharing Economy im Wesentlichen vom Austausch von Gütern und Hilfeleistungen, wie wir sie unter Nachbarn und im Freundeskreis kennen.» Zweitens gehe es bei der Sha- ring Economy um eine zeitlich begrenzte Nutzung von Waren oder Dienstleistungen. Eigentümer der genutzten Sache bleibt immer der Anbieter. «Drittens handelt es sich um einen Austausch unter privaten Einzelpersonen und nicht unter Firmen. Damit grenzt sich die Sharing Economy ab vom herkömmlichen Verleihgeschäft, zum Beispiel dem Autoverleih», so von Stokar. Wichtigste Grundlage der Sharing Economy ist die Digitalisierung: Erst Social Media sowie digitale Markt- plätze und Co. machen Gegenstände, Dienstleistungen und Ideen einer breiten Masse von Anbietern wie auch Nutzern überhaupt zugänglich und bringen so Angebot und Nachfrage zusammen. Bohrmaschine Finanzielle Anreize für die Nutzer «Kennen Sie Airbnb oder Uber? Dann kennen Sie die Doch wieso nutzen Menschen die Sharing Economy? Eine Bohrmaschine braucht man selten. Gut, wenn es in der Nachbarschaft eine gibt. Auf pumpipumpe.ch kann Sicher möchten viele von ihnen einen Gegenpol bekanntesten Vertreter der Sharing Economy.» man Aufkleber mit verschiedenen Gegenständen bestellen. zur Wegwerfgesellschaft schaffen und Ressourcen Thomas von Stokar Am Briefkasten angebracht, zeigen die Kleber zum schonen. Zunehmend dominieren aber wirtschaftliche Beispiel: Hier kann ich eine Bohrmaschine leihen. Anreize. Das belegt etwa das «Credit Suisse Jugend barometer 2018». Die in der Studie befragten Jugendli- chen in den USA, Brasilien, Singapur und der Schweiz haben für die Sharing Economy Bestnoten vergeben. Und mit überwältigender Mehrheit haben sie den Aus sagen «Teilen spart Geld» und «Durch Teilen kann ich Dinge kaufen, die ich mir sonst nicht leisten könnte» zugestimmt. 6 Aspekte Mai 2019 7
Fokus Fokus Bei den Jugendlichen mag die Begeisterung für die nen Zusatzverdienst erwirtschaften», so von Stokar. Die Sharing Economy mit knappen Finanzen zu tun haben. Sharing Economy verspricht einen mehr oder weniger Aber auch ältere – und in der Regel vermögendere – lukrativen Nebenerwerb mit dem Vorteil von minimalen Menschen entdecken zunehmend den finanziellen Anreiz Transaktionskosten. Soll heissen, es ist beispielsweise des Teilens statt Besitzens. Im Segment der älteren deutlich günstiger, sein Auto über das Internet zu vermie- Nutzer wächst die Sharing Economy aber deutlich lang- ten, statt dafür eigens einen Autoverleih zu gründen. samer. Das liegt wohl zum einen daran, dass sie weniger gut mit den entsprechenden Anwendungen umgehen Der Reiz des Neuen können. Und: «Die Hemmschwelle, eigene Daten im Neben finanziellen Gründen und dem Nachhaltigkeits Internet preiszugeben, ist bei Menschen fortgeschritte- gedanken dürften aber auch andere Aspekte für nen Alters auf jeden Fall höher, was sie nicht zur zentra- die Entwicklung der Sharing Economy förderlich sein. Andreas Amstutz teilt lieber, len Zielgruppe macht», so Thomas von Stokar. Von Stokar denkt etwa an ökologische oder sozia- Dass das Sparpotenzial für die Nutzerseite der Sha- le Beweggründe. «Reizvoll an der Sharing Economy ist statt zu kaufen ring Economy als Hauptargument dominiert, kann der Ex- auf Anbieter- wie auf Nutzerseite auch das Neue, Un- perte aus den Erkenntnissen der von ihm geleiteten Studie gewohnte und Spielerische.» So schätze vielleicht eine Mit Sharely hat er eine Plattform für das Teilen bestätigen: «Der Nutzer kommt zu einem günstigen An Uber-Fahrerin die zeitliche Flexibilität und der Mieter von Gegenständen auf Zeit gegründet. gebot und spart gegenüber der Kaufvariante bares Geld.» eines Airbnb-Zimmers die Abwechslung vom Hotel-Ein- heitsbrei sowie die persönlichen Kontakte mit den Bewoh- Lukrative Verdienstmöglichkeiten für die Anbieter nern vor Ort. Und auch hier gilt wieder: Getrieben wird Aber auch für die Anbieter stehe das finanzielle Interesse die Weiterentwicklung von solchen Erlebnis- und Nutz- bei der Sharing Economy im Vordergrund. «Der Anbieter werten in erster Linie durch die technischen Möglichkei- kann sich durch den Verleih oder die Dienstleistung ei- ten des Internets. Herr Amstutz, Sie haben 2014 Welches war der erste via Sharely Sharely lanciert – eine Plattform, gemietete Gegenstand? auf der die Nutzer Gegenstände Eine Kreissäge, für zehn Franken pro Tag. vermieten bzw. günstig mieten können. Was brachte Sie dazu? War Geld das Hauptmotiv für die Ich wollte stets eine eigene Firma haben. Gründung der Plattform? Das Konzept von Sharely bot sich an, Nein, die Nachhaltigkeit. Es macht kei- weil ich selbst kaum materielle Güter nen Sinn, dass so viele Gegenstände besitze, sondern mir oft ausleihe, was ich gekauft werden und fast ungebraucht brauche. Ich bin überzeugt, dass viele herumstehen. Wir leisten einen Beitrag zu Menschen so ticken. Deshalb schien mir einem höheren Nutzen pro Gegenstand und meiner Partnerin die Lancierung und damit zu weniger Abfall. einer Onlineplattform zur Vermittlung von Gegenständen zwischen Vermietern Sehen das die Vermieter und Mieter und Mietern als Geschäftsidee plausibel. genauso? Von Vermieterseite bekommen wir das oft Wurden Sie von der aufkommenden zu hören. Bei den Mietern spielt der Sharing Economy inspiriert? finanzielle Aspekt eine wichtigere Rolle. Im Prinzip ja, mit unserer Teilplattform für Oft mieten sie über uns, da sie sich einen Gegenstände waren wir hierzulande je- Kauf nicht leisten können oder wollen. doch die Ersten. Entdeckt hatten wir das Konzept in den USA. Was wird auf der Plattform am Welche Zukunftschancen geben Sie häufigsten angeboten? der Sharing Economy? Lief die Plattform erfolgreich an? Wir haben 15 000 Gegenstände, die sich Zurzeit ist sie das Modewort schlechthin, Nachdem wir selbst sowie viele Freunde in 600 Produktgruppen unterteilen las- wird diesen Hype aber immer mehr und Bekannte erste Gegenstände zur sen. Zuvorderst in der Hitliste stehen verlieren. Nicht weil sie verschwindet, Miete auf die Plattform stellten, gab es sofort Bewegung. Die Anfangseuphorie Werkzeuge wie Bohr- und Schleifmaschi- nen oder Stichsägen, aber es werden sondern im Gegenteil ein immer zentrale- rer Bestandteil der Wirtschaft sein wird. Couchsurfing Vier Millionen Menschen nutzen jedes Jahr couchsurfing.com. verflog aber rasch und wir mussten inten- auch Gartengeräte, Autoanhänger, Koch- Menschen wollen Gegenstände und Das Konzept hinter der Plattform ist einfach: Wer sich registriert, siv Marketing betreiben. Heute haben platten, Schneeschuhe, Gummiboote, Dienstleistungen immer öfter sofort ver- lässt Reisende umsonst bei sich übernachten und kann seiner- wir über 15 000 Nutzer, Tendenz perma- Raclette-Öfen oder Fotoausrüstungen fügbar haben. Beim Nachbarn holen geht seits nach Gastgebern suchen. nent steigend. gemietet. schneller als im Laden einkaufen und ist dazu noch günstiger. 8 Aspekte Mai 2019 9
Fokus Fokus Welche Lösung passt zu Ihnen? Auf das Auto verzichten Das Auto ist einer der teuersten Posten in der typi- schen Schweizer Familie. «Wer nur zweimal im Monat das Auto braucht, steigt besser auf Mobility um», erklärt Rosa Cardinale Rohner. «So lassen sich monatlich im Durchschnitt 500 Franken sparen.» Ebenso gute Spareffekte liessen sich mit der Ver- mietung von Wohnraum erzielen. «Wer leer stehende Räume als WG-Zimmer oder die ganze Wohnung bei Ferienabwesenheit vermietet, reduziert dank Zusatzeinkünften die eigene Mietbelastung schnell um 500 bis 1000 Franken pro Monat.» Gespartes gleich einzahlen Sie haben durch Teilen gespart? Dann zahlen Sie Gemeinschaftsgarten Rosa Cardinale Rohner, Dr. phil., ist langjährige den gesparten Betrag gleich auf ein Sparkonto ein. Wer gärtnern will, aber keinen eigenen «Wer möchte, kann auch die Hälfte des Gesparten Kundenberaterin Private & Wealth Management Garten hat oder haben möchte, teilt Clients bei der Credit Suisse in Bern. einzahlen. Auf jeden Fall stellt man so sicher, dass sich einfach einen Gemeinschafts man langfristig vom Teilen profitiert», sagt die Kun- garten. Zum Beispiel auf dem Campus denberaterin. Um ein Sparziel zu erreichen, hält sie der ETH Hönggerberg in Zürich: Fonds-Sparpläne für besonders geeignet, weil diese seedcity.ch Sparen und Investieren vereinen und so langfristig attraktive Renditechancen bieten. Dabei wird regel- mässig ein Betrag in Anlagefonds investiert. Damit Die Expertin erklärt wird ein durchschnittlicher Einstandspreis des ge- wählten Anlagefonds erzielt und das Risiko minimiert, Mit Teilen sparen in einem ungünstigen Moment zu investieren. «Auch Kleinsparer sind mit Einlagen ab 100 Franken pro Monat bereits dabei.» Mit einem Fonds-Sparplan können Sie einfach und systematisch Ihr Vermögen «Reizvoll an der Sharing Economy ist auf Anbieter- wie auf aufbauen. Nutzerseite auch das Neue, Ungewohnte und Spielerische.» Ausgangslage Diverse Verdienstmöglichkeiten nutzen Wir teilen heute immer mehr. Das ist gut für die Um- Wenn Sie viele Gegenstände besitzen, die Sie kaum Thomas von Stokar welt und für das Portemonnaie. Legen Sie sich eine benutzen, sollten Sie diese vielleicht vermieten. Rosa Strategie zurecht, um die zahlreichen Potenziale der Cardinale Rohner: «So helfen Sie anderen, weniger Sharing Economy konsequent für sich zu nutzen. Geld auszugeben – und profitieren selbst finanziell.» Dieses Prinzip wird mittlerweile von Onlineportalen Positive Entwicklung zu erwarten trauen der Konsumenten ab. Dennoch ist der Forscher Lösung aufgenommen, die Vermieter und potenzielle Mieter Wie sich der zurzeit exponentiell wachsende Sharing- der Meinung: «Sharing-Economy-Plattformen werden Es gibt verschiedene Möglichkeiten, von der Sharing von allerlei Gebrauchsgegenständen miteinander ver- Economy-Markt in Zukunft entwickeln wird, lässt sich sich in verschiedenen Bereichen mit innovativen und Economy zu profitieren – ob direkt oder indirekt. kuppeln. «Diesem Trend sind keine Grenzen gesetzt», gemäss Thomas von Stokar nur schwer vorhersagen. effizienten Geschäftsmodellen etablieren und nachhaltig «Das Sparpotenzial für jeden Einzelnen ist enorm», so die Überzeugung der Kundenberaterin. Denn bei- «Die Vielfalt der Anwendungen und die gegenwärtige einen Mehrwert für Konsumenten schaffen.» sagt Rosa Cardinale Rohner, langjährige Kunden de Seiten würden nachhaltig profitieren und im End- Dynamik sind beeindruckend. Für die Gesamtwirtschaft beraterin bei der Credit Suisse in Bern. Massive Be- effekt durch Teilen Geld sparen. bleibt die Sharing Economy vorderhand aber noch wenig Lebenszeit zugunsten der Gemeinschaft teilen träge auf einmal seien zwar selten zu erzielen. «Die bedeutend.» Selbst die Marktanteile der mit Abstand Eine ganz andere Art des Teilens, welche zwar rückläufig erheblichen Effekte ergeben sich aus der Summe grössten Plattformen Uber und Airbnb bewegen sich ist, die Sharing Economy bezüglich ihrer ökonomischen von zahlreichen Kleinbeträgen, die beim Nutzen der nach wie vor im einstelligen Prozentbereich. Was für die Relevanz aber noch immer um Längen übertrifft, ist die Sharing Economy in diversen Lebensbereichen ein- Teilwirtschaft in Zukunft möglich sei, hänge deshalb Freiwilligenarbeit. So leisten allein hierzulande rund drei gespart werden können.» primär von der Kaufkraft, den Vorlieben und dem Ver- Millionen Menschen jährlich mehr als 700 Millionen 10
Fokus Rubrik Fokus Stunden sogenannte institutionelle Freiwilligenarbeit Eveline Hostettler leistet innerhalb einer Organisation und informelle Freiwilligen- arbeit im Freundes- und Nachbarschaftskreis im Wert fünf Stunden Freiwilligenarbeit von 31,5 Milliarden Franken. Damit steht die Schweiz europaweit an zweiter Stelle hinter den Niederlanden, vor pro Woche Deutschland und Norwegen. Die bedeutendsten Profi- teure von institutioneller Freiwilligenarbeit sind soziale Die Bernerin engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich Organisationen, kirchliche Institutionen, Sport- und kul- als Rettungshundeführerin. turelle Vereine. Rechnet man Hausarbeit und Betreu- ungsleistungen mit ein, erhöht sich der Wert der hierzu- lande geleisteten Freiwilligenarbeit laut Bundesamt für Statistik auf über 400 Milliarden Franken. Sie sind Mitglied bei der Organisation Freiwilligenarbeit ist typisch Schweiz Redog. Worum geht es dort konkret? Freiwilligenarbeit hat in der Schweiz eine lange Tradition Bei Redog geht es darum, mit freiwilligen und ihren Ursprung vor allem im Umfeld von Kirche und Zweierteams aus Mensch und Hund akut Frauenorganisationen. vermisste Personen zu finden. Beispiels- Bis heute spielt Freiwilligenarbeit nicht nur in der weise Senioren oder Kinder, die sich ver- Schweiz eine wichtige Rolle, und dies in fast jedem Le- laufen. Ich bin dem Verein vor sechs Jah- bensbereich. Ob Soziales, Sport, Politik, Jugend und ren beigetreten und habe mich mit meiner Alter oder Kultur und Umweltschutz: Auf freiwillige Hel- Border-Collie-Hündin Joya zu einem Ret- ferinnen und Helfer ist man praktisch überall angewie- tungshundeteam ausbilden lassen. sen. Und auf Menschen, welche diese Freiwilligenarbeit organisieren, orchestrieren und fördern. «Freiwilliges und Welche Motivation hat Sie zu diesem ehrenamtliches Engagement ist ein Grundpfeiler, eine Engagement bewegt? tragende Säule für unsere Zivilgesellschaft, und wird dies Menschen zu helfen, liegt mir seit jeher auch in Zukunft bleiben», sagt etwa Theres Arnet-Vanoni, am Herzen. Bereits früher habe ich mich die sich seit über zwei Jahrzehnten in verschiedensten im Rahmen eines Kindermittagstischs Funktionen und Gremien für das unentgeltliche «Teilen freiwillig in unserem Dorf engagiert. Von von Zeit» engagiert. Seit 2011 ist die dreifache Mutter Redog hatte ich schon viel Faszinierendes und fünffache Grossmutter Präsidentin der Organisation gehört, bevor Joya zu uns stiess. Der benevol Schweiz und gilt in dieser Funktion als «höchste» Entschluss, mich mit ihr dort zu melden, Vertreterin der Freiwilligenarbeit in der Schweiz. Über war dann schnell gefasst. die Plattform benevoljobs.ch wurden allein im Jahr 2018 über 3000 freiwillige Helferinnen und Helfer an die 2500 Was gibt Ihnen die Freiwilligenarbeit registrierten Einsatzorganisationen vermittelt. zurück? Dank ihr konnte und kann ich mit Joya zu Bücher Die «neuen Freiwilligen»: Spass und Partizipation Blickt sie auf die letzten Jahre und Jahrzehnte zurück, einem Team zusammenwachsen und mich dabei selbst besser kennenlernen. Wo macht Teilen mehr Sinn als bei Büchern? In manchen macht Theres Arnet-Vanoni in Bezug auf die Entwick- Im Verein teilt man spannende Erlebnisse Und können dabei auf die Unterstüt- Arbeit oder Vergnügen nutzen könnte. Städten geht das beispielsweise über ausgediente Telefonzellen. lung von Freiwilligenarbeit unterschiedliche Feststellun- und das übergeordnete Ziel, zu helfen. zung der Familie zählen? Wohlstand und Konsum gewinnen in Auch online ist das möglich: BookCrossing (bookcrossing.com) heisst ein Projekt, bei dem Bücher eine Reise um die Welt gen. Wenig verändert habe sich zum Beispiel an der Das gibt mir zusätzlich Motivation und ein Zum Glück kann ich das. Mein Ehemann unserer Freizeitgesellschaft rasant an antreten, die per Code verfolgt werden kann. klassischen Rollenverteilung bezüglich der Geschlechter. positives Selbstwertgefühl. ist auch bei Redog engagiert, wo er sich Bedeutung. Und bei jungen Menschen «Der Mann übernimmt tendenziell ein Ehrenamt, vorwie- um eher technische Aufgaben kümmert. dürfte heute wohl auch der markante gend im Sportverein, Frauen kümmern sich vermehrt Sie engagieren sich wöchentlich fünf Die gemeinsame Freiwilligenarbeit Medienkonsum ein Hindernis für freiwilli- um Betreuung und Pflege im Freundes- und Nachbar- bis sechs Stunden freiwillig, haben schweisst uns zusammen und ist für das ge Engagements sein. schaftskreis.» Die Haltung der Gesellschaft zu diesem zwei Teenagersöhne, führen einen gegenseitige Verständnis bei Abwesen- Thema sei hingegen nicht mehr dieselbe. «Die Motive Haushalt und arbeiten obendrein im heiten Gold wert. Sprechen Sie aus eigener Erfahrung? für Freiwilligenarbeit haben sich verändert. Während Teilzeitpensum. Wie bringen Sie das Dass unsere Kinder medienabstinent früher der Antrieb in der Regel darin begründet war, alles unter einen Hut? Können Sie nachvollziehen, dass sich leben, wäre gelogen. Wir versuchen in- etwas Gutes zu tun, altruistisch zu handeln – oft auch Das frage ich mich manchmal selbst Freiwilligenarbeit in der Gesellschaft des, ihnen mit unserem freiwilligen En- aus dem Glauben heraus –, steht bei einem freiwilligen (lacht). Mit einer straff geführten Agenda eher auf dem absteigenden Ast be- gagement vorzuleben, dass es neben Engagement heute hauptsächlich der Spass im Vorder- und viel gutem Willen funktioniert es ei- findet? dem Konsum auch andere Werte gibt im grund.» Es gehe immer öfter darum, mit anderen, gentlich fast immer. In Ausnahmefällen Nachvollziehbar ist es schon, da man die Leben. Und wir haben den Eindruck, gleichgesinnten Menschen zusammenzukommen, eine muss ich halt mal improvisieren. investierte Zeit natürlich auch für bezahlte dass dies auch Früchte trägt. 12 Aspekte Mai 2019 13
Fokus Fokus «Heute steht bei einem freiwilligen Engagement hauptsächlich der Spass im Vordergrund.» Theres Arnet-Vanoni Rekrutierung wird digitaler Vereine und Organisationen sind deshalb auf wirksame Rekrutierungsmethoden angewiesen. Dabei spielen digitale Kanäle, wie soziale Netzwerke, Blogs oder Mai- lings, eine immer wichtigere Rolle. «Auch durch die Digitalisierung selbst entstehen neue Formen der Frei- willigenarbeit», hält Theres Arnet-Vanoni fest. Die virtuell vernetzte Welt ermögliche, dass sich Freiwillige unab- hängig von Ort und Zeit engagieren könnten. Das Web biete dafür zahlreiche neue Tätigkeiten. «Beispielsweise das Verfassen von Beiträgen für Wikipedia oder das Be- antworten von Fragen in einem Forum.» Zusammenfassend attestiert die Präsidentin von benevol Schweiz der Freiwilligenarbeit auch in Zukunft durchaus gute Chancen. «Die Ansprüche und Herausfor- derungen wachsen allerdings.» Organisationen müssen sich künftig genau überlegen, was sie Freiwilligen bieten Organ – etwa Mitspracherecht und die Chance, etwas zu bewe- gen – und wie sie sie motivieren können. «Denn wer sich Ein besonders kontroverses Teilen ist die Organspende. heute freiwillig oder ehrenamtlich engagiert, will dafür Wer gerne Spenderin oder Spender werden möchte, findet unter leben-ist-teilen.ch Informationen und kann einen klaren Gegenwert, auch wenn dieser nicht materi- eine Spendekarte bestellen. eller Natur ist.» Fazit: Teilen verändert sich und bleibt wichtig Ob Sharing Economy oder freiwillige Arbeit: Das Prinzip des Teilens von Produkten, Services, Geschäftsideen, Thomas von Stokar ist Geschäftsführer Raum und Zeit wird uns auch in Zukunft begleiten. Die und Partner des Zürcher Forschungs- und gemeinsame Leidenschaft zu teilen und zusammen et- zunehmende Vernetzung als Folge des digitalen Fort- Beratungsunternehmens Infras, das sich mit tragfähigen und nachhaltigen Zukunfts- was zu bewegen. schritts treibt die Sharing Economy weiter an. Einstige lösungen in diversen Themenbereichen Das bestätigt auch die 2018 erschienene GDI-Stu- Statussymbole – das eigene Auto, die eigene Ferien- beschäftigt. Er war Leiter der 2018 die «Die neuen Freiwilligen». Statt von Freiwilligenarbeit wohnung – werden immer öfter durch innovative Teilmo- erschienenen Studie «Sharing Economy müsse man heute viel eher von Partizipation sprechen, delle nach dem Motto «Nutzen statt besitzen» ersetzt. – teilen statt besitzen». heisst es darin. Zudem schreiben die Forscher: «Bei Par- Teilen wird vielfältiger und schnelllebiger. Dies führt tizipation unterscheidet man nicht zwischen Hilfeleisten- unter anderem dazu, dass sich ehrenamtlich engagieren- den und Empfängern. Es gibt nur Teilhabende, die ge- de Menschen ihren persönlichen Einsatzbereich nach meinsam Probleme angehen oder Freiräume erkunden, individuellen Vorlieben auswählen. Beteiligung und Sinn- die gemeinsam über Ziele diskutieren, statt nur vorgege- stiftung werden hier immer grösser geschrieben. Freiwilligenarbeit bei der bene Aufgaben auszuführen.» Theres Arnet-Vanoni be- Die «neuen Freiwilligen» wollen mit ihrem Einsatz stätigt eine weitere Erkenntnis der GDI-Studie, wonach nicht mehr nur ihrer Nächstenliebe nachkommen. Viel- Credit Suisse der Trend zur Individualisierung der Gesellschaft das leicht ist Teilen weniger selbstlos geworden. Das Prinzip Die Credit Suisse hat eines der umfassendsten Corpo Prinzip der Freiwilligkeit verändert habe. «Heute will man bleibt aber in unseren Köpfen fest verankert und wird rate-Volunteering-Programme der Schweiz. Allen Mitar- sich eher punktuell und projektbezogen engagieren. Vor sowohl der Wirtschaft als auch der Gesellschaft nachhal- beitenden stehen bis zu vier Arbeitstage pro Jahr für allem das Ehrenamt, das formelle Engagement in Verei- tig riesige Gewinne und Mehrwerte – materielle genauso Theres Arnet-Vanoni ist seit 2011 Freiwilligenarbeit zur Verfügung. In der Schweiz inves- Präsidentin der Organisation benevol nen, leidet als Folge dessen unter einer abnehmenden wie immaterielle – bescheren. tierten 2018 rund 4000 Mitarbeitende 50 000 Stunden in Schweiz, eines Kompetenzzentrums für über 5000 individuellen Einsätzen im Rahmen des Cor- Bereitschaft von Freiwilligen, sich auf lange Frist zu ver- Freiwilligenarbeit mit Vermittlungs- und porate-Volunteering-Programms. Mehr erfahren Sie unter: pflichten.» Die Konsequenz ist, dass betroffene Vereine Beratungstätigkeit und 16 regionalen credit-suisse.com/volunteering über kurz oder lang aussterben. Fachstellen in der Deutschschweiz. 14 Aspekte Mai 2019 15
Fokus Fokus Teilen für das es Zimmer in seiner Wohnung über Airbnb und freut sich über Gäste als persönliche soziale Bereicherung. Auch das Selbstwertgefühl spielt eine Rolle. Als Beispiel nen- ne ich eine alleinstehende Mutter mit zwei Kindern am Selbstwertgefühl Existenzminimum, die aus der Not heraus ebenfalls ein Zimmer kommerziell vermietet und sich damit unabhän- giger von Sozialhilfeleistungen und ihrem Exmann macht. Hat die Teilbereitschaft von Menschen etwas mit ihrer Kultur zu tun? KR: Sehr stark sogar, selbst innerhalb der kleinen Ein Gespräch über das Teilen – mit Prof. Dr. Anja Schulze, Schweiz. Der Deutschschweizer etwa teilt nur ungern sein Auto, womit die Romands oder Tessiner weniger Professorin für Technologie- und Innovationsmanagement Mühe haben. Ein anderes Beispiel ist die Organspende: an der Universität Zürich (UZH), und Prof. Dr. Katja Rost, Es gibt Länder, in denen die Organspende explizit mit einem persönlichen Ausweis abgelehnt werden muss. Soziologieprofessorin an der UZH. Bei uns ist es genau umgekehrt. Text: Robert Wildi Bilder: Ornella Cacace Beispiel Organspende: Könnte man Menschen in unserem Kulturkreis mit finanziellen Anreizen zum Spenden bewegen? KR: Ich glaube, dass überzeugte Organ- oder Blutspen- der durch finanzielle Anreize sogar eher abgeschreckt werden könnten, weil sie aus intrinsischer Überzeugung handeln. Wirksamer ist die Bereitstellung eines rich- tungsweisenden Rahmens. In der Kirche oder in karitati- ven Organisationen teilen Leute beispielsweise sehr gern I st Teilen etwas typisch Menschliches? Prof. Dr. Anja Schulze hält eine SNF-Förderprofessur für Technology mit den Armen und anderen Hilfsbedürftigen. Wichtig ist Anja Schulze (AS): Ja, Menschen teilen seit jeher and Innovation Management am Institut für Betriebswirtschaftslehre der hier das Signal, dass es eben nicht um eine Profitge- untereinander. Wer von etwas zu viel hat, ist grund- Universität Zürich. In ihrer Forschung untersucht sie die Innovationsfähigkeit meinschaft, sondern um eine Lebensgemeinschaft geht. von Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf Wissensprozessen. sätzlich bereit, es zu teilen. Und wer zu wenig hat, nimmt diese Teilbereitschaft gerne in Anspruch. AS: Die wirtschaftliche Logik tritt in Sachen Teilbereit- schaft tatsächlich oft ausser Kraft. Man müsste denken, Katja Rost (KR): Wobei man hier immer die Beziehungs- dass Leute mit kaum Besitz weniger teilen, weil sie es art der Beteiligten berücksichtigen muss. In Beziehun- sich nicht leisten können. Persönlich erlebte ich oft das gen mit einer hohen sozialen Distanz wird wenig bis gar AS: Sobald Geld ins Spiel kommt, geht es weniger um Gegenteil. Etwa, als mir eine Bauernfamilie in einem nicht geteilt. Mit Familienmitgliedern, guten Freunden Teilen im herkömmlichen Sinne, sondern um «Nutzen Drittweltland das letzte Hühnchen auf dem Hof servierte, und nahen Bekannten teilt man viel mehr. Teilen hat mit statt besitzen». Hier spielen wirtschaftliche Interessen weil dies in der lokalen Kultur zur selbstverständlichen dem Gerechtigkeitsprinzip zu tun und wird in der Regel eine dominierende Rolle. Die soziale Beziehung zwischen Gastfreundlichkeit gehört. bereits im frühesten Kindesalter erlernt. zwei Personen tritt in den Hintergrund, zumal die Sharing Economy eher von Unternehmen als von einzelnen Men- Wo liegen für Sie die Grenzen des Teilens? Weshalb fällt es manchen Menschen leichter zu schen gelenkt wird. KR: Bei der Unterwäsche und beim Ehemann (lacht). teilen als anderen? KR: Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir zuerst Mit der Sharing Economy macht man also vor allem AS: Für mich macht Teilen keinen Sinn mehr, wenn der die Begrifflichkeit definieren. Man kann sein Pausenbrot etwas für sich selbst und mit unentgeltlichem damit verbundene Aufwand zu gross wird. Den 20 Kilo- teilen, den Regenschirm, eine Erfahrung oder auch Wis- Teilen etwas für andere? gramm schweren Holzofengrill vom Balkon ins Auto zu sen. Das geschieht alles unentgeltlich und im Rahmen KR: Finanziell gesehen stimmt das. Trotzdem bezweifle schleppen und dem 100 Kilometer entfernt wohnenden der sozialen Beziehung. Natürlich gibt es hier Unter- ich aus soziologischer Sicht, dass Menschen zu 100 Pro Bekannten für einen Abend vorbeizubringen, würde die- schiede, die mit individuellen Persönlichkeits- und Cha- zent aus selbstlosen Gründen teilen. Wer teilt, tut das se Grenze beispielsweise deutlich sprengen. rakterzügen wie Egoismus oder Altruismus zusammen- in der Regel aus einer intrinsischen Motivation heraus hängen. Den einen fällt es leichter zu teilen, andere und verschafft sich damit selbst ein positives Selbstwert- haben mehr Mühe. Und dann gibt es Teilen aus wirt- gefühl. schaftlichem Interesse im Rahmen der Sharing Eco- nomy. Die Motivationen hinter diesen beiden Teilungs Prof. Dr. Katja Rost ist Lehrstuhlinhaberin für Soziologie und Privatdozentin AS: Auch in der Sharing Economy gibt es nichtfinanzielle arten sind ganz unterschiedlich. für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich. Ihre Schwerpunkte Eigennutzwerte. Jemand vermietet zum Beispiel ein frei- liegen im Bereich Wirtschafts- und Organisationssoziologie, digitale Soziologie, soziale Netzwerke und Diversität. 16 Aspekte Mai 2019 17
Bankwissen Bankwissen Wissen Expertise für Anleger Nicht nur Gegenstände Daniel Rupli, Leiter Single Security Research, ist und Zeit können geteilt einer von mehreren Hundert, die für die Credit Suisse das Wissen zu den Finanzmärkten und der F werden, sondern auch inanzexpertise steckt bei der Credit Suisse (Welt-)Wirtschaftslage erarbeiten und kanalisieren. für Wissen und Erfahrungen. Schweiz in den Köpfen von etwa 17 000 Mitarbeitenden. Viele von ihnen tragen mit Dem Research-Team übergeordnet ist das sieben- köpfige und international besetzte Investment Com- Wissen teilen ist en vogue. ihrer Arbeit direkt zum Bankgeschäft bei und stellen ihr Wissen den Kundinnen und Kunden zur mittee unter der Leitung von Global Chief Investment Officer (CIO) Michael Strobaek. Zusammen bringt Dazu gehört ebenso die Verfügung. So zum Beispiel beim Anlegen oder Spa- es dieses Gremium auf beachtliche 154 Jahre Fi- ren. Daneben gibt es zahlreiche andere Bereiche, nanzmarktwissen. Gestützt auf das Research-Team Finanzexpertise, die in denen enorm viel Wissen steckt. erarbeitet das Investment Committee einmal im Jahr alle zugunsten der Kundinnen eine strategische Grundrichtung, die regelmässig überprüft und angepasst wird. Aus dieser Positionie- Text: Ruth Hafen und Kunden geteilt werden Illustration: Patrick Oberholzer rung leiten sich Anlageempfehlungen ab, die sich in verschiedenen Publikationen der Bank widerspiegeln. will. Drei Beispiele «Viele unserer Research-Erkenntnisse stehen öffentlich zur Verfügung», sagt Daniel Rupli. Eine verdeutlichen, wie das wichtige Publikation ist zum Beispiel «Supertrends». bei der Credit Suisse Darin erarbeiten die Experten Trends, welche die globale Wirtschaft prägen. «Wir untersuchen diese funktioniert. Trends und verarbeiten sie zu Erkenntnissen und Lö- sungen für Anleger.» Wer sich das Wissen lieber kompakt zu Gemüte führen will, für den empfiehlt sich der Ratgeber «Besser anlegen», der online zur Verfügung steht. Er gibt wertvolle Anlagetipps und liefert Hintergrund berichte; gleichzeitig erfährt der Leser alles Wissens- werte zum Thema Anlegen. In erster Linie jedoch fliesst das Know-how der Investment-Experten in die direkte Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden ein. Die Angebote Credit Suisse Invest Compact, Partner, Expert oder Mandate bieten neben massgeschneiderten Anlage- lösungen auch massgeschneiderte Marktinformatio- nen. Möchte ein Credit Suisse Invest Expert Kunde beispielsweise genauestens über Anlageprodukte und Markttendenzen Bescheid wissen, erhält er täg- lich und über die gewünschten Kanäle die relevanten Informationen von unseren Anlageexperten. Ein Kunde mit Vermögensverwaltungsmandat hingegen überträgt die auf seiner Anlagestrategie basierenden Anlageentscheidungen an die Bank. Und einmal im Quartal wird er zusammenfassend über die wich- tigsten Marktänderungen informiert. Credit Suisse Invest Die Credit Suisse bietet verschiedene Anlagelösungen vom Service auf höchstem Niveau für Finanzexperten Wissen zu Anlegenthemen? bis hin zum kompakten Angebot zur Abdeckung der Bleiben Sie informiert mit dem Ratgeber Grundbedürfnisse. Mehr zu Credit Suisse Invest unter: «Besser anlegen». Mehr dazu unter: credit-suisse.com/anlegen credit-suisse.com/besseranlegen 18 Aspekte Mai 2019 19
Bankwissen Bankwissen Und was passiert, wenn ich den Fünfliber ins Spar- säuli gebe? «Kinder sollen schon früh ein Gefühl da- für entwickeln, was es heisst, Geld auszugeben oder es zu sparen», sagt Kathrin Wehrli, als Leiterin Pro- ducts & Services bei der Credit Suisse verantwortlich Finanzerziehung für Viva Kids. Die Credit Suisse hat Viva Kids vor zwei Jahren für Kinder in Abstimmung mit Pro Juventute entwickelt. Das Angebot integriert die Finanzerziehung auf vielfältige Der Umgang mit Geld gehört zu unserem Alltag: Wir und spielerische Art und unterstützt die Kinder beim kaufen ein, wir gehen essen, wir heben Geld von der Erwerb von Finanzkompetenz. Das Digipigi, das die Bank ab, wir sparen für eine Reise, wir investieren. Credit Suisse mit Zühlke entwickelt hat, ist Teil von Die Liste könnte beliebig fortgeführt werden. Auch Viva Kids. Es schlägt eine Brücke zwischen digitaler Kinder kommen irgendwann an den Punkt, an dem und physischer Welt. Äusserlich erinnert es an ein sie begreifen, dass man mit Geld mehr machen traditionelles Sparsäuli, nutzt aber die Möglichkeiten kann, als Türme zu bauen. des Internets der Dinge: Es kommuniziert über das Das ist dann genau der Zeitpunkt, an dem die hauseigene WLAN mit einer Kinder- und einer El- Finanzerziehung beginnen sollte. Was ist der Wert tern-App, mit der etwa Sparziele gesetzt, Guthaben eines Fünflibers? Was kann ich mir davon kaufen? verfolgt oder Sackgeldzahlungen verwaltet werden können. Finanzerziehung ist etwas Intimes, das jede Fa- milie auf ihre Weise angeht. «Wir wollen nicht in die Erziehung eingreifen, sondern den Eltern Mittel und Instrumente an die Hand geben», unterstreicht Wehrli, selbst Mutter von drei Kindern. Auf der Website «Viva Kids World» finden Eltern Ratgeber und Hinter- grundwissen zum verantwortungsvollen Umgang mit Geld und Kinder können auf einer animierten strukturierten Stiftungsangebots von diversen Entdeckungsreise das Thema kennenlernen oder Dienstleistungen, unter anderem vom Ausbildungs- werden im «Viva Kids Magazin» an Geldthemen her- programm. Geplant ist, jeweils etwa 20 bis 25 NPO angeführt. Auch wenn Finanzerziehung erst einmal zu einer solchen Schulung einzuladen. Diese deckt ein Familienthema ist, die Diskussion darüber ist die relevantesten Themenkreise ab: Governance, auch gesellschaftsrelevant. «Es ist mir eine Herzens- Weiterbildung für Regulierung, Fundraising, Kapitalanlagen, Wirkungs- angelegenheit, dass wir als Bank einen Beitrag analyse und Fördertätigkeit. Die Referenten sind dazu leisten, Erwachsene und Kinder im Umgang mit Stiftungsräte ausgewiesene externe Fachspezialisten wie Profes- Geld zu unterstützen», sagt Wehrli. sor Georg von Schnurbein, Leiter des Center for Die Credit Suisse unterstützt gemeinnützige Organi- Philanthropy Studies der Universität Basel. Experten sationen (NPO) finanziell und durch die vielfältigen der Credit Suisse steuern ihr Wissen in Fallbeispielen Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden in gesellschafts- aus der Praxis bei, etwa beim Thema nachhaltige relevanten Themen. Im Fokus stehen finanzielle Inte- Kapitalanlagen. gration, Finanzkompetenz und zukunftsorientierte «Mit diesem Angebot möchten wir Schweizer Fähigkeiten. Im Rahmen der globalen Initiative NPO anregen, ihre Prozesse, Strukturen und Strate- «Board Connect» bietet die Bank in der Schweiz ein giekompetenzen zu überprüfen», erklärt Mundwiler. internes Trainingsprogramm zur Ausbildung von akti- «Wir erhoffen uns in der Ausbildung natürlich einen ven und angehenden Stiftungsräten und Vereinsvor- regen Austausch zwischen Referenten und Teilneh- ständen an. Als Führungspersonen im gemeinnützi- menden. Dies ist ein weiterer Hebel, über den wir gen Sektor sollen Mitarbeitende der Credit Suisse unser Wissen teilen und in der Gesellschaft eine ihre Finanzkenntnisse und ihr spezifisches Know-how positive Wirkung erzielen können.» an NPO weitergeben. «Das Programm ist so erfolgreich, dass wir es nun für Kundinnen und Kunden weiterentwickeln», sagt Felix Mundwiler, Leiter Corporate Citizenship Switzerland. Angesprochen werden gemeinnützige Organisationen, die ihr Vermögen bei der Credit Suisse anlegen. Sie profitieren im Rahmen eines 20 Aspekte Mai 2019 21
Wirtschaftskolumne Wirtschaftskolumne Arbeit teilen 4 Weshalb kann Abschottung manchmal trotzdem sinnvoll Wohlstand sein? 2 Weshalb stärkt der internationale Handel die In der Theorie der Wirtschaftsentwicklung wird argumen- tiert, dass eine gewisse Abschottung durchaus helfen kann, eine schlagkräftige Industrie aufzubauen. Dies ins- besondere dann, wenn man diverse Mehrwert schaffende schaffen Schritte aus dem Verarbeitungsprozess im Land behält Vorteile der Arbeitsteilung? und sich so für den internationalen Wettbewerb fit macht. Die meisten erfolgreichen Entwicklungsländer, darunter Spezialisierung und Arbeitsteilung stossen dort an Gren- auch China, haben diese Strategie verfolgt. Dieser Ansatz zen, wo der Markt nicht mehr ausgeweitet werden kann. birgt aber auch das Risiko, dass die profitierenden Indus Denn ohne Gelegenheit zum Handeln und Tauschen ver- triezweige wegen des Schutzschirms über Zeit internatio- liert die Verfeinerung der Arbeitsteilung ihren Sinn. Treten nal ins Hintertreffen geraten. Wenn solche Wirtschafts- Länder in Handel miteinander, lässt sich dieser zum Vor- zweige Politiker mobilisiert haben, die – typischerweise mit teil beider nutzen, indem sich jedes Land auf die Herstel- populistischen Argumenten – den Schutz aufrechtzuer Die Aufteilung von Arbeitsschritten zwischen Unternehmen lung der Güter spezialisiert, für die es komparative Vortei- le besitzt. Was 1817 David Ricardo mit seinem Beispiel halten vermögen, steigen die Kosten der Abschottung. 5 und Ländern, also Spezialisierung und Globalisierung, des effizienzsteigernden Handels von Wein und Tuch zwischen Portugal und England beschrieb, gilt noch heu- fördert Wohlstand und Fortschritt. In diesem Prozess te. Mit der Ausweitung der Arbeitsteilung im Zuge der Globalisierung haben sich weltweite Märkte herausgebil- Weshalb gibt es auch können Unternehmen und ihre Angestellten ins Abseits det, auf denen Waren und Dienstleistungen gehandelt Verlierer der internationalen geraten. Protektionismus ist aber keine Lösung. und Investitionen getätigt werden. Dabei spielen die ein- zelnen Länder ihre Stärken aus und können dadurch Ein- Arbeitsteilung? Text: Oliver Adler kommensgewinne erzielen. 3 In einer Gesamtbetrachtung überwiegen die Vorteile der Handelsliberalisierung klar; dennoch gibt es bei der Glo- balisierung nicht nur Gewinner. Insbesondere Arbeitneh- mer mit ungenügender Ausbildung und eingeschränkter Weshalb führt Mobilität leiden immer wieder unter Arbeitsplatzverlusten Protektionismus zu und Einkommenseinbussen. Eine Stelle in einem wettbe- werbsfähigeren Sektor lässt sich für sie nicht immer ohne Wohlstandsverlusten? Weiteres finden. Die ungleichmässige Verteilung der 1 Vorzüge der internationalen Arbeitsteilung über Sektoren, Protektionisten versuchen, die Ausweitung der grenz Regionen und Individuen hinweg droht deshalb die Ak- überschreitenden Arbeitsteilung mit dem Argument zu zeptanz der Globalisierung zu mindern. Anstatt einzelne Weshalb macht Arbeits- stoppen, Arbeitsplätze und Wohlstand innerhalb des Heimmarkts zu schützen. Meist ist das Gegenteil der Sektoren oder Unternehmen zu schützen, ist es sinnvoller, die Verlierer der Globalisierung so lange zu unterstützen, teilung Sinn? Fall: Schützt zum Beispiel ein Land einen Industriezweig mit Quoten, Kontingenten oder Zöllen gegen billigere bis sie den Weg zurück in den Arbeitsmarkt gefunden haben. Flexible Arbeitsmärkte, gekoppelt mit nachhaltiger Oliver Adler Schon der Begründer der klassischen Nationalökonomie Importe, werden die Hersteller daran gehindert, ihre Pro- Sozialpolitik und systematischer Förderung des Bildungs- Geboren am 3. Januar 1955 in Zürich. Adam Smith beschrieb im 18. Jahrhundert den Nutzen dukte aus preisgünstigeren, im Ausland hergestellten wesens, sind probate Mittel, die Vorteile der internationa- Ausbildung: Master in internationalen Bezie- der Arbeitsteilung. Die Aufteilung der Produktion von Zwischenfabrikaten anzufertigen. Ihre Wettbewerbsfähig- len Arbeitsteilung und die politische Unterstützung dafür hungen, Columbia University, New York Gütern in Teilprozesse ermöglicht es, Produktivität und keit sinkt und Arbeitsplätze gehen verloren. Darüber hin- zu wahren. (1982); Promotion in Wirtschaftswissenschaf- ten, Columbia University, New York (1989). letzten Endes Wohlstand zu steigern. Dank Spezialisie- aus werden Ressourcen in international nicht wettbe- Berufliche Laufbahn: Country Economist, rung konzentrieren sich die Akteure auf die Aspekte des werbsfähigen Industriezweigen gebunden, anstatt sie in Schweizerischer Bankverein (1978–1980); Produktionsprozesses, die sie am besten beherrschen. Sektoren mit besseren Entwicklungsperspektiven zu Erfahren Sie mehr! Bild: Thomas Buchwalder Berater, Weltbank, Washington, D.C. Dadurch erhöht sich der volkswirtschaftliche Output; der lenken; die höheren Preise gehen zulasten der Endver- (1985–1986); Ökonom, Leiter Investment technologische Fortschritt wird gefördert, weil die Spezia- braucher. Folglich sinkt der Wohlstand im In- und im Aus- Regelmässige Informationen zur Schweizer Information und Leiter Asset Allocation, UBS AG (New York und Zürich, 1989–2009); listen «ihre» Produktionsschritte am ehesten verbessern land. Die aktuellen protektionistischen Tendenzen sind Wirtschaft und zu den Finanzmärkten finden Economic Research, Credit Suisse Wealth können. Arbeitsteilung ist somit der Motor der wirtschaft- deshalb eine Gefahr für das globale Wachstum und den Sie in unserem Online-Ratgeber unter: Management (Zürich, seit 2009). lichen Entwicklung. Wohlstand. credit-suisse.com/besseranlegen 22 Aspekte Mai 2019 23
Anlegen Anlegen und so zur Lösung bestimmter Probleme Wachsende Beliebtheit bei Anlegern beitragen. Eine Impact-Investing-Katego- Green Bonds sind ein noch junges, aber rie, die bereits einer breiten Masse von rasch wachsendes Anlagesegment. Als Anlegern zugänglich ist und auch Anklang erster Herausgeber einer grünen Anleihe 1% findet, sind die sogenannten Green gilt die Europäische Investitionsbank, eine 9% Abfallentsorgung 44 % erneuerbare Energien Bonds, die «grünen Anleihen». Investieren für den guten Zweck länderübergreifende Entwicklungsbank der EU-Mitgliedstaaten. Sie hat 2007 die erste grüne Anleihe emittiert. «Seither belastbare Infrastruktur, und Energieeffizienz Anleihen oder Obligationen sind Wertpa- erfreuen sich grüne Anleihen steigender Bausubstanz und andere piere, mit denen Banken, Firmen oder Beliebtheit bei den Anlegern», so Schuler. Bereiche Staaten – die sogenannten Emittenten Besonders 2017 sei ein gutes Jahr mit – einen Kredit aufnehmen. Kreditgeber vielen Green-Bond-Emissionen gewesen. D er Klimawandel zeigt sich im- sind die Investoren, die das Fremdkapital Das führt der Experte auf den UN-Klima- mer deutlicher. Nie war es in zur Verfügung stellen, im Fachjargon konferenzgipfel zwei Jahre zuvor zurück, der Schweiz seit Messbeginn Obligationäre genannt. Als Gläubiger bei dem sich die teilnehmenden Staaten 1864 so warm wie 2018. Die haben sie ein Recht auf Rückzahlung der darauf geeinigt haben, die globale Klima 10 % Jahresdurchschnittstemperatur liegt Anleihe und auf Zinsen. erwärmung auf unter zwei Grad Celsius heute hierzulande rund zwei Grad Celsius Green Bonds zeichnen sich durch die zu beschränken. Anlegen höher als noch vor 150 Jahren – und Zweckbestimmung der Mittel aus: Bei 2018 gingen die Neuemissionen Wasser und Abwasser gemäss aktuellen Klimaszenarien wird gewöhnlichen Anleihen kann der Emittent zwar wieder zurück – das könne gemäss sich diese Entwicklung weiter fortsetzen. die mit den Anleihen aufgenommenen Schuler aber an der Projektgebundenheit Die Erd- und Wassererwärmung zählt Mittel für die Finanzierung beliebiger Un- von Green Bonds liegen. «Diesbezüglich zu den grössten Herausforderungen der ternehmensprojekte verwenden. Bei war 2017 vielleicht einfach ein Spitzen- mit Wirkung Menschheit. Gleichzeitig machen Bilder Green Bonds hingegen müssen sie zwin- jahr.» Doch es tut sich etwas bei den grü- vermüllter Meere und abgeholzter Wälder gend in Projekte fliessen, die einen posi- nen Anleihen. «Die Schwellenmärkte die Runde. Vor diesem Hintergrund ge- tiven Einfluss auf die Umwelt und das kommen langsam in Fahrt», sagt Schuler. winnen Themen wie Nachhaltigkeit und Klima haben. So kann mit Green Bonds So hat 2017 etwa Fiji grüne Anleihen Klima- und Umweltschutz an Bedeutung. zum Beispiel der Bau von Fotovoltaik emittiert und China zählt zu den grössten anlagen, Windparks oder energieeffizien- Emittenten weltweit. Nachhaltige Anlagen und Impact ten Gebäuden oder der Ausbau des öf- Finanzielle Interessen und Umweltschutz unter Investing Diese Tendenz zeigt sich auch beim Anle- fentlichen Verkehrs finanziert werden. Green Bonds werden immer für spezifi- Vergleichbare Risiken, vergleichbare Rendite einen Hut bringen? Neue Anlageformen wie gen. «Heute möchten viele Anleger ihre sche Projekte verwendet, über deren Abgesehen von ihrer Zweckbestimmung finanziellen Interessen mit einem Beitrag Fortschritt der Emittent die Obligationäre funktionieren Green Bonds wie gewöhnli- Green Bonds machen es möglich. zum Schutz von Umwelt oder Klima ver- regelmässig informieren muss. Um si- che Anleihen. Der Emittent haftet genau- binden», sagt Pascal Schuler, Leiter Di- cherzustellen, dass die Mittelverwendung so wie bei anderen Obligationen. Aus 11% Text: Lara Surber rect Investments & Financial Products bei auch nachverfolgt werden kann, wurden diesem Grund bewegt sich auch die Ren- der Credit Suisse. So sind zwischen den 2014 auf Initiative von 13 Grossbanken dite bei gleicher Währung und Laufzeit L andwirtschaft, rein renditeorientierten traditionellen An- die sogenannten «Green Bond Principles» ungefähr auf demselben Niveau – mit Landnutzung, lagen und den rein philanthropisch moti- ins Leben gerufen. Das Label fordert dem Unterschied, dass man mit einer Wälder und vierten Spenden neue Anlageformen ein hohes Mass an Transparenz, ist der- Investition in Green Bonds etwas Gutes ökologische entstanden. zeit noch freiwillig und wird auch von der für Klima oder Umwelt tut. Oder wie Ressourcen Quelle: The World Bank Green Bond Impact Report 2018, S. 8 Die Rede ist von nachhaltigen Anla- Credit Suisse unterstützt. Pascal Schuler sagt: «Mit innovativen gen und von Impact Investing. «Nach Anleihen können Finanzindustrie und haltige Anlagen basieren oft auf einem individuelle Anleger zur Erreichung der Ausschlussverfahren», erklärt Schuler. UN-Klimaziele beitragen, ohne auf Rendi- So werden etwa Unternehmen aus kon te verzichten zu müssen.» troversen Branchen, wie beispielsweise der Tabak- oder Waffenindustrie, aus 25 % sauberer Transport nachhaltigen Portfolios ausgeschlossen. «Impact Investing hingegen zielt darauf ab, einen Impact, also eine Wirkung, zu Erfahren Sie mehr! haben», so Schuler. Impact-Investing- Mehr zum Thema Impact Investing und zu anderen Anleger möchten mit ihrer Investition eine Anlagetrends lesen Sie in unserem digitalen Ratgeber: Grüne Anleihen: Dahin fliessen die Mittel. konkrete, messbare Wirkung erzeugen credit-suisse.com/besseranlegen Aspekte Mai 2019 25
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