Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de

 
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Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
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                              RADE CO

Wegweiser
für Aktionsgruppen im Fairen Handel

      Einsteigen – Aufsteigen – Umsteigen

                                           www.gepa.de
Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
Inhalt
                                                                        Einleitung	 
Liebe Engagierte im Fairen Handel,
                                                                        Danke für Ihr Engagement                     3
ganz gleich wo Sie sich für den Fairen Handel enga-
gieren: ob in der Kirchengemeinde, der Schule oder in
Vereinen – Ihr Einsatz ist wichtig! Wir freuen uns, mit                 Einsteigen:
dieser Broschüre Aktionsgruppen bei ihrer Arbeit zu                     eine Aktionsgruppe gründen
unterstützen – GEPA ist Ihr Partner. Ob Sie eine Akti-                  Warum sich Aktionsgruppen engagieren ...     4
onsgruppe gründen wollen, die Arbeit einer bestehen-                    ... und wie alles begann                     5
den Aktionsgruppe verbessern wollen, oder aber von                      Menschen zur Mitarbeit gewinnen ...          6
einem gelegentlichen Verkaufsstand zu einer festen                      ... und ehrenamtliches Engagement fördern    7
Verkaufstelle kommen wollen: In der vorliegenden Bro-                   Anlässe und Orte für Verkaufsaktionen        8
schüre finden Sie eine Fülle von praktischen Anregungen                 Organisation von Einkauf und Verkauf        11
und Tipps. Der Wegweiser für Verkaufsaktionen im                        Wohin mit den Erlösen?                      13
Fairen Handel muss nicht von vorne nach hinten gelesen
werden, sondern jeder Nutzer kann sich von seinen                       Aufsteigen:
Interessen leiten lassen. Wir hoffen, dass er Ihnen bei
Ihren Aktionen für den Fairen Handel nutzt und zeigt,
                                                                        den Auftritt verbessern
                                                                        Standaufbau und Standgestaltung             15
dass WeltFairÄnderung auch Spaß macht!
                                                                        Namensgebung                                17
                                                                        Sortimentstipps für den Aktionsstand        18
Jorge Inostroza                   Karin Dressel                         Sortimentsgestaltung Handwerk               20
Vertriebsleiter               Geschäftsführerin                         Dekotipps für den Aktionsstand              22
Weltläden & Gruppen           FAIR Handelshaus Bayern eG                Werbung und Aktionen                        24
GEPA – The Fair Trade Company                                           Kosten für eine Grundausstattung            26
                                                                        Rechtliche Aspekte                          27
Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel
Einsteigen – Aufsteigen – Umsteigen                                     Umsteigen:
herausgegeben von                    und                                auf dem Weg zum Weltladen
                                                                        Der Eine-Welt-Kiosk                         29
                                                                        Fairer Handel in der Schule                 30
                                                                        Von der Aktionsgruppe zum Weltladen         31

                                                                        Service
                                                                        So unterstützt GEPA Ihr Engagement          32
                                                                        Häufig gestellte Fragen                     34
GEPA-Weg 1, 42327 Wuppertal                                             Siegel, Marke und Co.                       37
V.i.S.d.P.: Thomas Speck (Geschäftsführer GEPA mbH)
2. aktualisierte Auflage 2010
Redaktion:
                                                                        Anhang
Bettina Kasper, Markus Raschke, Andreas Schneider
                                                                        Regionale Fair Handelszentren               39
Endredaktion und Layout: Markus Frieauff
                                                                        Fair Handelsberater                         40
Titelbild u. Poster: GEPA The Fair Trade Company, Thomas Hendrich
                                                                        Zuschüsse und Fördermöglichkeiten           42
Deko Titelbild/Poster und fachliche Beratung: Franziska Menz-
                                                                        Literatur- und Medientipps                  44
Pollack
                                                                        Bezugsquellen                               47
Fotonachweis: S. Stricker (4,5), GEPA The Fair Trade Company/A.
                                                                        Muster für einen Kassenbericht              48
Fischer (6, 40), M. Frieauff (8, 50, 55), Brot für die Welt (10),
GEPA The Fair Trade Company /A. Welsing (11), Misereor (12,
17), Faire Woche (24), fair feels good (25), fotolia (28), Weltladen-
Dachverband (44), alle anderen: GEPA The Fair Trade Company.

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Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
Danke für Ihr Engagement!
Ob Sie eine Aktionsgruppe gründen möchten oder be-              Warum sind Aktionsgruppen wichtig?
reits in einer mitarbeiten – Sie sind Teil eines weltweiten
Netzwerkes von Menschen, die sich für faire Handelsbezie-       Die bundesweit über 6.000 Aktionsgruppen sind die Basis
hungen einsetzen. Durch Ihr Engagement unterstützen Sie         des Fairen Handels. Auch heute noch ist die Mitarbeit in ei-
einen »Wandel durch Handel« und setzen sich für bewuss-         ner Aktionsgruppe der klassische Einstieg in die Eine-Welt-
ten Konsum, nachhaltige Entwicklung und mehr weltweite          Arbeit. Viele der ca. 800 Weltläden, die heute in Deutsch-
Gerechtigkeit ein.                                              land existieren, sind aus Aktionsgruppen entstanden.
Fair gehandelte Produkte haben längst ihre Nische hinter
sich gelassen – sie liegen im Trend. Heute gibt es fair ge-     Neben Weltläden, die ein breites Sortiment an fair gehan-
handelte Produkte in Weltläden, Bioläden, Reformhäusern,        delten Produkten anbieten, und Supermärkten, die sich auf
Mensen und Kantinen, Supermärkten und Discountern.              die wichtigsten fair gehandelten Lebensmittel konzentrie-
Doch Aktionsgruppen sind für den Fairen Handel wichtig:         ren, sind die Aktionsgruppen wichtige Akteure des Fairen
Sie sensibilisieren für das Thema, leisten Bildungsarbeit,      Handels. Überall sind sie im Einsatz: in der Kirchengemein-
führen Kundenberatungen und Verkostungen durch und              de, auf dem Schulfest, bei Stadtteilfesten etc.. Sie informie-
beteiligen sich an kirchlichen oder politischen Aktionen wie    ren im Gespräch und zeigen, dass es für Verbraucher eine
Weltgebetstag oder Faire Woche.                                 Alternative gibt. Diese Öffentlichkeits- und Überzeugungs-
Auch wenn es inzwischen viele Verkaufstellen für fair           arbeit für den Fairen Handel ist »unbezahlbar«!
gehandelte Lebensmittel gibt: Ziel ist, dass sie überall
verfügbar sind und die Verbraucher vor die Wahl stellen.        Das »Modell Aktionsgruppe« ist zeitgemäß: Etwas mit
Die Arbeit der Aktionsgruppen bringt den Fairen Handel zu       anderen auf die Beine stellen, Menschen für wichtige The-
den Menschen vor Ort und gibt ihm eine Stimme!                  men aus den Bereichen Politik, Umwelt und Entwicklung
                                                                sensibilisieren, neue Fähigkeiten bei sich selbst entdecken
Was ist eine Aktionsgruppe?                                     – all dies ist in einer Aktionsgruppe möglich.

Der Wortlaut verrät: Eine »Gruppe« führt eine »Aktion«          Die Themen im Fairen Handel haben sich geändert: Heute
durch – sie will so auf ihr Anliegen aufmerksam machen.         geht es Verbrauchern vor allem um einen bewussten und
In Wörterbüchern der deutschen Sprache ist der Begriff          nachhaltigen Konsum. Die ökologische und soziale Qualität
nicht zu finden. Die Wortschöpfung hängt eng mit der            muss stimmen – ebenso die Produktqualität. In Zeiten der
von den Kirchen in den siebziger Jahren initiierten »Aktion     Globalisierung interessieren sich immer mehr Menschen
Dritte Welt Handel« zusammen und verweist damit auf die         dafür, wo und wie Produkte, die sie konsumieren, herge-
Anfänge der Fair Handelsbewegung in Deutschland (mehr           stellt werden, und betreiben »Politik mit dem Einkaufs-
dazu finden Sie auf S. 5).                                      korb« – Aktionsgruppen sind die Basis dieser Bewegung.
»Die Aktionsgruppe« gibt es nicht, das Spektrum von             Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Ihrer Aktion
Menschen, die sich hier ehrenamtlich engagieren, ist breit.     viel Erfolg!
Entsprechend bunt ist das Bild, das sich bietet: Tapezier-
tisch, Flugblatt und Banner oder Kaffee, Kunsthandwerk
und Kirche – je nach dem, ob man eher an entwicklungs-          Bettina Kasper
politische oder kirchliche Initiativen denkt. So unterschied-   (Vertriebsassistentin GEPA – The Fair Trade Company)
lich die Ziele auch sein mögen: Was alle Aktionsgruppen
eint ist der Wille zu handeln und zu verändern!                 Markus Raschke
                                                                (Weltladenberater beim FAIR Handelshaus Bayern)

                                                                Andreas Schneider
                                                                (Projektreferent für Fairen Handel und Weltladenarbeit)

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Warum sich Aktionsgruppen engagieren...
Fairer Handel ist im Einzelhandel und bei vielen Verbrau-    unterstützt zugleich Bildungs- oder Gesundheitsprogram-
chern zunehmend beliebt und fair gehandelte Produkte         me. Er wendet sich in politischen Kampagnen z. B. gegen
sind an vielen Orten erhältlich. Was motiviert also Men-     ungerechte Handelsabkommen, und er kann gleichzeitig
schen, ehrenamtlich einen Stand aufzubauen und Produkte      die Situation von Kaffeebauern veranschaulichen. So kön-
aus dem Fairen Handel zu verkaufen? Eine pauschale Ant-      nen Menschen, denen ganz unterschiedliche Dinge wichtig
wort gibt es darauf nicht. Die folgenden Aspekte zählen      sind, sich dennoch mit vereinten Kräften engagieren.
aber für viele Engagierte sicher zu den wichtigsten:

Fairer Handel ist konkrete Hilfe                             Im Fairen Handel kann sich jeder und
                                                             jede einbringen
Die große Beliebtheit des Fairen Handels rührt daher, dass
man etwas ganz praktisches zu Gunsten von Menschen           Wie auf der inhaltlichen Seite verschiedenste Themen-
in den sogenannten Entwicklungsländern tun kann – frei       aspekte ihren Platz im Fairen Handel haben, so trifft dies
nach dem Motto: »Reden ist Silber, Handeln ist Gold«.        auch auf die praktischen Aufgaben zu. Während die einen
Fairer Handel tut beides: Wir informieren in Vorträgen und   sich lieber um den Einkauf der Waren kümmern, haben an-
Gesprächen über die Situation unserer Handelspartner         dere ein Händchen für die Dekoration des Standes. Wieder
– und wir unterstützen Bauern und Handwerker in den          andere tun sich leicht, die Finanzen abzuwickeln. Während
Ländern des Südens. Jedes verkaufte Päckchen Kaffee und      die einen besonders gut Verkaufsgespräche führen können,
jedes verkaufte Körbchen sind für die Produzenten eine       ist jemand anderes in der Öffentlichkeitsarbeit bewandert.
konkrete und wirksame Hilfe.                                 So wird aus unterschiedlichen Fähigkeiten ein gemeinsa-
                                                             mes Engagement.
                                                             Übrigens: Für viele Engagierte ist es einfach wichtig, Leute
                                                             zu treffen und Kontakte zu knüpfen: Sie wollen mit ande-
                                                             ren zusammen etwas Sinnvolles tun. Und natürlich soll es
                                                             Spaß machen, sich zu engagieren. Im Fairen Handel ist all
                                                             das möglich.

                                                             Fairer Handel ist messbar
                                                             Für viele Aktive ist es motivierend, dass mithilfe des
                                                             Umsatzes der Erfolg der eigenen Arbeit greifbar wird. Das
                                                             Ergebnis des Engagements in Zahlen messen zu können,
                                                             spornt an, sich weiter anzustrengen und noch mehr errei-
                                                             chen zu wollen. Abgesehen davon ist Verkaufen für viele
                                                             Menschen, die dies ehrenamtlich betreiben, eine Sache, die
                                                             ihnen Freude macht. Wie man die Erlöse aus dem Verkauf
                                                             im Sinne des Fairen Handels einsetzen kann, ist unter »Wo-
Fairer Handel hat viele Facetten                             hin mit den Erlösen?« auf S. 13 beschrieben.
                                                             So wichtig der Umsatz und das damit vielleicht verbundene
Dass der Faire Handel eine unmittelbare Beziehung            »Erfolgserlebnis« aber auch sind, für das Selbstverständnis
zu den Produzenten herstellen kann, ist für viele ein        und die Motivation der meisten Engagierten ist dies nicht
Grund ihres Engagements. Dabei hat der Faire Handel          das einzige Motiv.
ganz unterschiedliche Facetten: Er verbessert konkret
die Lebenssituation von Menschen in den sogenannten
Entwicklungsländern, aber er ermöglicht ebenso eine
kritische Auseinandersetzung mit dem Welthandel. Er
hilft, ausbeuterische Kinderarbeit zu vermeiden, und er

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Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
... und wie alles begann
Fairer Handel hat eine Botschaft                              Exkurs: Eine kurze Geschichte der
                                                              Fair Handelsbewegung in Deutschland
Mit dem Verkauf der fair gehandelten Produkte wird auch
eine Botschaft transportiert: Engagierte in Weltläden und     1970 organisierten die kirchlichen Jugendverbände so-
Aktionsgruppen möchten dafür sensibilisieren, welche          genannte »Hungermärsche«, um auf die Probleme in der
Hintergründe unser Konsum- und Lebensstil hat und dass        »Dritten Welt« aufmerksam zu machen. Dadurch entstand
es dabei mit dem Fairen Handel eine Gelegenheit gibt,         die »Aktion Dritte Welt Handel«, als deren Wirtschafts-
verantwortlich zu handeln. Allerdings sind die wenigsten      betrieb die GEPA 1975 gegründet wurde. Bis heute sind
Zeitgenossen erfreut, wenn man ihnen – gar noch mit un-       kirchliche Hilfswerke und Jugendverbände Hauptgesell-
sichtbar erhobenem Zeigefinger – sagt, was sie tun sollen.    schafter der »Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft
Vielmehr kommt es darauf an, die Botschaft zu vermitteln,     mit der Dritten Welt«, so der ausgeschriebene Firmenna-
dass es etwas Schönes und Gutes ist, mit dem Kauf dieser      me. 1978 startete die erfolgreiche Aktion »Jute statt Plas-
Produkte an einem zukunftsträchtigen Projekt wie der          tik« – die Jutetasche wurde zum Symbol des »Alternativen
Durchsetzung weltweiter Gerechtigkeit teilzuhaben.            Handels«, heute ist sie in Museen zur Zeitgeschichte zu
                                                              finden. Ähnlich berühmt wurde der Kaffee aus Nicaragua,
Fairer Handel ist mehr als Verkauf                            dessen politische Botschaft oft überzeugender als sein
                                                              Geschmack war.
Bewusstseinsbildung gelingt nur bedingt am Verkaufs-          Ende der 80er Jahre entstand in den Niederlanden die Idee
stand. Deshalb engagieren sich viele Gruppen auch immer       zu einer Kampagne, um den fair gehandelten Kaffee auch
wieder in Form von Bildungsveranstaltungen, indem sie         in Supermärkte und Kantinen zu bringen. Diese Idee fand
Aktionen durchführen oder Kampagnen unterstützen.             auch in Deutschland Resonanz: 1992 wurde die deutsche
Wenn man einen Abendvortrag im Rahmen der Lokalen             Siegelorganisation »TransFair« gegründet und der Boom
Agenda 21 organisiert oder beim Kirchencafé am Sonn-          des »Fairen Handels« begann. Seit Mitte der 90er Jahre ist
tagmorgen einen Film über den Fairen Handel vorführt,         das Sortiment des Fairen Handels stark gewachsen: Neben
einen Kurzvortrag über ein bestimmtes Produkt oder einen      die klassischen Produkte wie Kunsthandwerk, Kaffee und
Handelspartner hält oder Informationen an die Lokalpresse     Tee traten weiterverarbeitete Produkte wie z. B. Schokola-
oder den Gemeindeanzeiger liefert, kann man das Anlie-        de und halbindustrielle Produkte wie z. B. Fußbälle. Gleich-
gen des Fairen Handels verbreiten. Dies fördert auch den      zeitig wuchs der Anteil der Bio-Produkte. Im Jahr 2000
Verkauf der Waren, da mit überzeugenden Hintergrundin-        schlossen sich die wichtigsten Akteure des Fairen Handels
formationen eine gute Werbung für die Arbeit der Aktions-     in Deutschland im »Forum Fairer Handel« zusammen und
gruppe gemacht wird.                                          veranstalten seit 2001 jährlich im September die »Faire
                                                              Woche«. Diese Aktionswochen sind übrigens auch ein
Fairer Handel arbeitet vor Ort                                wichtiger »Saisonhöhepunkt« für Aktionsgruppen – selten
                                                              bekommen Sie soviel Rückenwind durch die Fair Handels-
Viele Gruppen, die ihre Verkaufsaktionen im Rahmen            bewegung und die Medien wie in dieser Zeit!
einer Institution (z. B. Kirchengemeinde, Jugendverband,
Gewerkschaft etc.) durchführen, hoffen, dass auch die
Institution den Fairen Handel unterstützt und die Produkte
verwendet. Dies ist leider nicht immer der Fall. Es lohnt
sich daher, zu überlegen, aus welchen Gründen es für
die Institution attraktiv sein könnte, die fair gehandelten
Produkte zu kaufen – z. B. weil dies das Image verbessert,
weil es konkrete Anknüpfungspunkte im Selbstverständnis
der Institution gibt oder vielleicht, weil es leicht umzu-
setzen ist? Auch Institutionen sind Adressaten unserer
Bewusstseinsbildung.

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Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
Menschen zur Mitarbeit gewinnen...
Fehlen Ihnen zur Durchführung von Verkaufsaktionen
Helferinnen und Helfer? Was kann man tun, um Unter-
stützung, ein Team, Jüngere oder Nachfolger zu finden?
Solche Fragen stellen sich viele Aktive und Gruppen. Die
Erfahrungen zeigen jedoch, dass es gar nicht so schwer ist,
Interessierte zu finden. Hier stellen wir Ihnen einige Ideen
vor.

Presse:
Versuchen Sie, einen kurzen Artikel »Helferinnen und
Helfer gesucht« in Gemeindeblatt, Tageszeitung, Schü-
lerzeitung, Vereinszeitschrift, Werbeblatt oder Pfarrbrief
unterzubringen. Ein paar Zeilen mit Kontaktadresse rei-
chen. Solch ein Aufruf kann zugleich über Newsletter und       bahnen (Verkauf bei Kindergarten- oder Schulfest, Ge-
Mailinglisten von Verbänden und Organisationen gestreut        meinde- oder Stadtteilfest, vor der Mensa oder durch die
werden.                                                        Beteiligung von Firm- oder Konfirmationsgruppen). Wer-
                                                               ben Sie per Plakat oder Helfersuchliste um Unterstützung.

Aushang:                                                       Sicher haben Sie noch weitere Ideen, wie Sie Aktive ge-
Bringen Sie ein Hinweisschild oder ein gut sichtbares Plakat   winnen können (wie sind Sie selbst auf Verkaufsaktionen
am Stand an. Unsere Kunden sind eine gute Zielgruppe. Ihr      aufmerksam geworden?).
Einkauf signalisiert bereits Interesse.                        Suchen Sie gemeinsam nach kreativen Einfällen (Brain-
Nutzen Sie, dort wo Sie tätig sind, Schaukasten oder           storming, Gruppenwochenende oder ein gemeinsames
Schwarzes Brett für einen Aushang.                             Pizza-Essen). Tauschen Sie sich mit anderen Gruppen oder
                                                               Weltläden aus, wie man dort Ehrenamtliche findet.

Persönliche Ansprache:
Sprechen Sie Ihre Stammkunden auch direkt an. Eine nett        Klare Aufgabenbeschreibungen
formulierte Frage im passenden Moment ist nach wie vor
eine der besten Möglichkeiten neue Mitarbeiterinnen und        Stecken Sie den Bereich, für den Sie Unterstützung brau-
Mitarbeiter zu gewinnen.                                       chen, möglichst klar ab. Es erleichtert Interessierten die
                                                               Zusage, wenn sie erfahren, für welche Tätigkeiten Hilfe
                                                               gesucht wird (z. B. Unterstützung bei Auf- und Abbau, Ur-
Kontakte:                                                      laubsvertretung, Fahrdienst zur Warenabholung ...). Auch
Besuchen Sie Treffen bereits bestehender Gruppen (Senio-       der voraussichtliche Zeitbedarf gehört dazu.
renkreis, Jugendleiterrunde, Verbandssitzung, Gottesdiens-
te ... ). Sprechen Sie Hauptamtliche und Funktionäre bei
sozialen und kirchlichen Organisationen an. Diese haben
eine Vielzahl an Kontakten und sind oft wertvolle Multipli-
katoren.                                                         Tipp: Freiwilligenbörsen
                                                                Vielerorts gibt es »Freiwilligenbörsen«, die ehrenamt-
                                                                liche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vermitteln. Eine
Nachwuchs finden:                                               Übersicht über Standort und Adressen finden Sie auf
Am besten gelingt das dort, wo sich Jugendliche und             der Homepage der »Bundesarbeitsgemeinschaft der
Familien bereits treffen (Schule, Universität, Jugend- und      Freiwilligenagenturen« unter: www.bagfa.de
Gemeindearbeit). Versuchen Sie dort Erstkontakte anzu-

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Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
... und ehrenamtliches Engagement fördern
Wenn Engagierte ihre Motivation beschreiben, wird häufig        Beteiligung
Spaß an einer Tätigkeit an oberster Stelle genannt. Das ist
eine ebenso banale wie wichtige Erkenntnis: Menschen            Ehrenamt lebt von Verantwortungsübernahme. Die Tätig-
setzen ihre Freizeit gern und dauerhaft ein, wenn das mit       keit sollte selbständig und eigenverantwortlich durchführ-
Spaß verbunden ist. Weitere wichtige Beweggründe sind:          bar sein. Außerdem ist auf gleichberechtigte Teilhabe an
Leute treffen, Menschen kennen lernen, neue Kontakte            Entscheidungsprozessen zu achten. Ehrenamtliche wollen
und Beziehungen knüpfen, etwas Sinnvolles tun, anderen          und sollen ernst genommen werden. Dann ist Engagement
helfen, einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachgehen.       meist von Dauer.

Insofern hat der Faire Handel keine schlechten Vorausset-       Begleitung
zungen, wenn es darum geht, Interessierte anzusprechen.
Verkaufen ist eine Tätigkeit, die vielen gefällt. Und es gibt   Selbständiges Arbeiten bedeutet aber nicht, Ehrenamtliche
nach wie vor viele Menschen, die Kontakte oder ein Betäti-      alleine zu lassen. Eine gute Einarbeitung, persönliches
gungsfeld suchen und nur darauf warten, angesprochen zu         Interesse am Ablauf der Tätigkeit und an der Befindlichkeit
werden. Man muss sie nur finden und ihnen den Zugang            der Aktiven sowie Nothilfe-Angebote (Handy-Nummer,
zum Fairen Handel erleichtern!                                  Springer-Liste) sollten Standard sein. Wichtig sind eine
                                                                gute Beratung, der Hinweis auf Weiterbildungsmöglichkei-
Ehrenamtliches Engagement fördern                               ten und ab und zu eine Auswertung der Arbeit (damit auch
                                                                Erfolge sichtbar werden).
Experten, die sich professionell mit diesem Thema beschäf-
tigen, stellen fest, dass »Ehrenamt« nach wie vor gefragt       Belohnung
ist (auch bei Jugendlichen). Sie stellen aber auch fest, dass
sich im Lauf der Zeit sowohl Formen als auch Orte und           Ehrenamt lebt nicht von Entlohnung, aber von Wertschät-
Themen ehrenamtlichen Engagements wandeln. Ehrenamt             zung. Dazu gehören freundliche und höfliche Umgangsfor-
ist heute – aufgrund der Fülle an Angeboten und der Viel-       men, in denen auch Anerkennung zum Ausdruck kommt.
zahl an Verpflichtungen – nur eine von vielen Möglichkei-       Schon kleine Gesten und Zeichen der Aufmerksamkeit,
ten, Leben und Freizeit zu gestalten. Es ist daher schwerer     z. B. am Geburtstag oder Jahresende, können entscheiden-
geworden, Aktive zu finden, die sich fest und dauerhaft         de Bedeutung haben. Oft braucht es dafür aber auch nur
binden und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.            ein ehrlich gesagtes »Danke!«.
Das Wissen um solch aktuelle Erkenntnisse ist hilfreich,
wenn es darum geht, Ehrenamt anzubieten und zu ermög-           Ehrenamtliche zu finden und auch zu halten ist nicht kom-
lichen.                                                         pliziert. Gehen Sie einfach von sich aus! Welches Klima,
                                                                welche Rahmenbedingungen brauchen Sie, um Spaß an
Folgende vier Begriffe haben für die praktische Arbeit mit      einer Aufgabe zu haben und sich zu engagieren?
Ehrenamtlichen daher große Bedeutung:

Begrenzung
Ehrenamt braucht einen Anfang, ein Ende und hat Gren-             Tipp: Stiftung Mitarbeit
zen. Die Tätigkeit insgesamt – aber auch einzelne Aufga-         Beratung zu Themen wie »Mitarbeitergewinnung«,
ben und Arbeitsschritte – müssen gut erklärt, machbar,           »Führen und Leiten« oder »Ehrenamt« gibt die Stif-
zeitlich überschaubar und inhaltlich abgegrenzt sein. Klare      tung Mitarbeit. Dort gibt es nicht nur regelmäßig gute
Absprachen sind wichtig und beugen Missverständnissen            und erschwingliche Seminarangebote (siehe im Web
vor. Ein Ehrenamt ist auch kein Hauptamt. Ehrenamtliche          unter www.mitarbeit.de) sondern auch eine eigene
beutet und nutzt man nicht aus.                                  Homepage, die sich der Förderung gesellschaftlichen
                                                                 Engagements verschrieben hat: www.wegweiser-
                                                                 buergergesellschaft.de

                                                                                                                          7
Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
Anlässe und Orte für Verkaufsaktionen
Das Anliegen, den Welthandel gerecht zu gestalten           • die Faire Woche Ende September
braucht, ja verdient Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu den    • das Erntedankfest im Herbst
Weltläden können Aktionstische dieses Anliegen dorthin      • und der Tag der Regionen im Oktober
bringen, wo sich viele Menschen aufhalten:
• auf Märkten: Wochen-, Bauern-, Weihnachts- oder
Jahrmarkt, bei Bazaren, einem Flohmarkt oder Messen
                                                              Tipp: Gute Aktionsideen
                                                             In den Vorbereitungsmaterialien z. B. für den Weltladen-
• vor öffentlichen Orten: vor dem Rathaus, der Universi-
                                                             tag oder für die Faire Woche sind konkrete Aktionsvor-
tät oder einem Wallfahrtsort
                                                             schläge enthalten, die meist auch bei anderen Gelegen-
• bei Festen und Veranstaltungen: Pfarr-, Schul- oder
                                                             heiten aufgegriffen werden können.
Stadtteilfest, Konzert oder Maikundgebung

                                                            Fairer Handel ...
                                                            Alle Orte, an denen Verkaufsaktionen möglich sind, haben
                                                            ihre Eigenheiten und ihr spezielles Publikum. In der Folge
                                                            stellen wir einige besonders wichtige kurz vor.

                                                            ... in der Fußgängerzone
                                                            Von Beginn an hat der Faire Handel den öffentlichen Raum
                                                            gesucht. Aus vielen Wohnwagen- und Marktstand-Grup-
                                                            pen sind später Weltläden entstanden.
                                                            Wenn auch die bewegten Anfangsjahre mittlerweile
                                                            Geschichte sind und der Faire Handel an Kontur gewon-
                                                            nen hat, so sind Fußgängerzonen, Märkte und politische
                                                            Veranstaltungen nach wie vor eine wichtige Plattform, um
                                                            den Bekanntheitsgrad des Fairen Handels zu steigern und
Anlässe für Aktionen im Jahresverlauf                       Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.

Über das Jahr hinweg können bei vielen Anlässen fair
gehandelte Produkte zum Zuge kommen:                          Tipp: Marktforschung nutzen
• die Fastnachtszeit mit fairen Kamellen (bereits erprobt    Im Jahr 2007 ließ die VERBRAUCHER-INITIATIVE e. V.
  durch die »Jecke Fairsuchung«, nähere Infos unter          Emnid eine Umfrage zum Fairen Handel durchführen.
  www.jecke-fairsuchung.de)                                  Laut Studie ist ein Potential gegeben, das der Faire
• eine faire Schultüte zum Schuljahresbeginn,                Handel nicht annähernd ausschöpft. Regelmäßig wer-
• eine Aktion mit fairen Nikoläusen                          den fair gehandelte Produkte nur von 5,8 Prozent der
• die Aktion »Weltweit wichteln« (nähere Infos: www.         Bevölkerung, gelegentlich bis selten von 31,6 Prozent
  weltweit-wichteln.de)                                      gekauft. 35,4 Prozent der Befragten gaben an, das
• die in manchen Regionen Deutschlands üblichen              Anliegen zwar für unterstützenswert zu halten, fehlen-
  St. Martins-Aktionen                                       de Einkaufsmöglichkeiten und Informationen darüber
                                                             sind jedoch wichtige Kaufhindernisse (nachzulesen im
Außerdem gibt es für den Fairen Handel eine Reihe von        Internet unter: www.fair-feels-good.de, Stichwort
Terminen, die für eine besondere Aktion geeignet sind:       »Marktforschung«).
• der Weltgebetstag der Frauen Anfang März
• der Weltladentag Anfang Mai

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Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
Anlässe und Orte für Verkaufsaktionen
... auf dem Wochen- und Bauernmarkt                             außerhalb der Schule in den Fächern Wirtschaft,
                                                                Religion, Ethik oder Hauswirtschaft (Verkostungen), im
Direktvermarkter und Märkte mit Bio- und Regionalpro-           Werkunterricht (Standbau) oder Informatik (Verkaufsab-
dukten sind gute Orte, um neue Kunden für den Fairen            wicklung)
Handel zu werben. Solche Märkte werden von den                • die dauerhafte Gründung einer Schülerfirma oder einer
Zielgruppen des Fairen Handels bereits aufgesucht. Dort         Arbeitsgruppe »Fairer Schulverkauf«
finden Sie Verbraucher, die bewusst einkaufen, qualitativ
gute Produkte suchen und bereit sind, angemessene Preise      Weiteres zum Thema sowie Hinweise und Materialien
zu bezahlen. Bei Aktionen auf Märkten gibt es einige          finden Sie unter »Fairer Handel in der Schule« auf S. 30.
Dinge, die besonders beachtet werden müssen:
• Hier arbeiten Sie in professionellem Umfeld. Die Ver-
   kaufsabwicklung (Blickkontakt, Beratung, Schnelligkeit,
   Zahlbetragsermittlung und Wechselgeld) sollte diesem
                                                                    Tipp: Die Rechtslage prüfen
                                                               Nützliche Hinweise zum rechtlichen Rahmen von Ver-
   Umstand Rechnung tragen.
                                                               kaufsaktionen (Gewerbeanmeldung, Steuerfreibeträge,
• Ihre Sortimentszusammenstellung sollte Rücksicht auf
                                                               Trägerschaft), zum Thema Finanzierung oder zur Gewin-
   das Angebot anderer Anbieter nehmen und Überschnei-
                                                               nung von Aktiven finden Sie in den anderen Kapiteln
   dungen (etwa mit Imkern oder Biowinzern) vermeiden.
                                                               dieses Wegweisers.
Für dauerhafte Verkaufsaktionen wird man nicht daran
vorbei kommen, sich einen Marktstand oder festen Wagen
anzuschaffen (im Anhang finden Sie Anbieter und Bezugs-
adressen).                                                    ... in der Kirchengemeinde
                                                              Der Faire Handel ist eine Aktion, die im kirchlichen Umfeld
     Tipp: Alle reden vom Wetter                             viele begeistert und fasziniert. Seit ihren Anfängen prägen
 Problematisch ist die Wetterempfindlichkeit etlicher         die beiden Kirchen diese Bewegung. Die Welthandelsfrage
 Produkte und Verpackungen. Papier ist ein Naturpro-          ist Kernthema pastoraler wie auch weltkirchlicher Arbeit.
 dukt und wird bei hoher Luftfeuchtigkeit feucht. Für         Dies machen die Kirchen auch durch ihre Trägerschaft der
 Schokolade sind – wegen ihres niedrigen Schmelz-             GEPA deutlich. Laut einer Untersuchung führen rund 70
 punktes – Hitzetage und direkte Sonneneinstrahlung           Prozent aller Pfarrgemeinden Verkaufsaktionen mit fair ge-
 gefährlich. Rasche Temperaturschwankungen verursa-           handelten Produkten durch. Eine gewaltige Zahl Engagier-
 chen Kondenswasser (in Kühlboxen daher nie Akkus             ter ist hier aktiv, die Offenheit der Gemeinden gegenüber
 verwenden).                                                  dem Fairen Handel wächst stetig.
                                                              Einige Aspekte sind bei der Arbeit in Kirchengemeinden,
                                                              aber auch in der Kooperation mit anderen Partnern von
... beim Schul- und Pausenverkauf                             grundsätzlicher Bedeutung – und nicht nur für Neueinstei-
                                                              ger, sondern auch für bestehende Gruppen bedenkens-
Die Schule ist ein wichtiger Ort entwicklungspolitischer      wert.
Bildung. Das Thema Fairer Handel ist in vielen Lehrplänen
verankert. Da ganzheitliche Lernkonzepte eine Verbindung      Grundsätzliches:
von Theorie und Praxis nahe legen, bieten sich für Schulak-   • Regelmäßigkeit, eine gute Informationspolitik und
tionen folgende Möglichkeiten an:                               Zuverlässigkeit sind wichtige Erfolgsgaranten und für die
• Veranstaltungen und Schulfeste (Tag der offenen Tür,          Einkaufsplanung der Kunden wichtig.
   Weihnachtsmarkt, Partys, Sommerfest)                       • Suchen Sie sich am besten einen oder zwei feste
• Gründung oder Bau eines fairen Schulkioskes, eines            Sonntage im Monat. Denn große zeitliche Abstände und
   Kaffeewagens oder einer fairen Saftbar für einen             unregelmäßig stattfindende Aktionen verursachen, laut
   Pausen- und Schulverkauf, oder                               Befragung von Gruppen, Akzeptanzprobleme.
• ein von Schülern organisierter Verkaufsstand in oder

                                                                                                                          9
Wegweiser für Aktionsgruppen im Fairen Handel - Einsteigen - Aufsteigen - Umsteigen - Fairtrade.de
Anlässe und Orte für Verkaufsaktionen
                                                              Der Verkauf als die eigentliche Aktion
                                                              • Nicht nur Gottesdienst- und Pfarrbürobesucher, auch
                                                                die Gemeinde selbst ist Zielgruppe des Fairen Handels.
                                                                In Gemeinde- und Pfarrhaus, bei Festen und Veranstal-
                                                                tungen, aber auch im Kindergarten und Altenheim sollte
                                                                es mittlerweile selbstverständlich sein, fair gehandelte
                                                                Produkte zu verwenden.
                                                              • Aus einer Umfrage ist bekannt, dass Gemeinden zwar
                                                                stark im Verkauf engagiert sind, fair gehandelter Kaffee
                                                                dort dann aber nur gelegentlich konsumiert wird. Für
                                                                Gruppen und Weltläden gibt es dort noch einen gewal-
                                                                tigen Markt. Denn vielerorts – so die Ergebnisse der
                                                                Studie – gibt es überraschenderweise gar keine Wider-
• Nutzen Sie zur Ankündigung der Aktion Schaukasten,            stände gegenüber fair gehandeltem Kaffee. Oft fehlt
  Gemeindebrief und die Verlautbarungen im Gottes-              jemand, der die Initiative ergreift oder den Kaffee liefert
  dienst (aber auch kirchenunabhängige Medien wie               bzw. einkauft.
  Tageszeitung oder Amtsblatt).                               • Kaffee steht zwar nach wie vor im Mittelpunkt, wenn
                                                                es um die Verwendung fair gehandelter Produkte geht,
Kooperationen:                                                  genauso kommen dafür aber auch Tee, Soft-Drinks und
Auch wenn grundsätzlich jede und jeder eine Verkaufs-           Saft in Frage.
aktion für fair gehandelte Produkte starten kann, ist es
innerhalb kirchlicher Strukturen sinnvoll, das Vorhaben mit   Fazit: Bewährte Anlässe und Orte gibt es viele – und den-
den jeweils Verantwortlichen zu koordinieren.                 noch lohnt es sich, auch mal etwas Neues zu wagen und
Vielleicht gibt es in Ihrer Umgebung weitere Verkaufsgrup-    andere Zielgruppen anzusprechen, z. B. mit einer fairen
pen? Die evangelische oder katholische Gemeinde oder          Saft-Bar vor dem Freibad oder einem Fußball-Verkauf vor
das Nachbardorf? Suchen Sie aktiv nach Vernetzungsmög-        dem Stadion. Um an öffentlichen Orten aufzufallen, muss
lichkeiten. Möglicherweise kann man sich abwechseln,          man sich oft etwas einfallen lassen: Espresso-Bar, Scho-
sich beim Einkauf und Warennachschub gegenseitig helfen       kobrunnen, faires Eis, Live-Kaffee-Rösten, Bauchladenver-
oder eine gemeinsame Gruppe gründen?                          kaufsteams oder eine Chocolaterie oder faire Confiserie?
• Unabhängig von Kooperationsmöglichkeiten in der
    Umgebung gibt es vielleicht auch innerhalb der Gemein-
    de Gruppen und Personen, die helfen können (als Firm-,      Tipp: Blumen, Teppiche, Präsente
    Konfirmanden- oder Jugendprojekt).                         Oft wird übersehen, dass der Faire Handel auch bei der
• Sprechen Sie Gruppen an, die Ihre Verkaufsaktionen zur       Beschaffung von Blumenschmuck und Teppichen eine
    Eigenwerbung nutzen können: Arbeitnehmerverband            Rolle spielt. Darüber hinaus bieten sich Produkte aus
    am 1. Mai, Vorbereitungsgruppe zum Weltgebetstag der       Fairem Handel als Präsente an für Geburtstage, Besuche
    Frauen, Bund Naturschutz, Amnesty-Gruppe oder der          oder ein Dankeschön.
    nächstgelegene Weltladen.
• Um eine Einkaufsgelegenheit dauerhaft anzubieten,
    könnte ein Grundsortiment in einer festen Anlaufstelle
    (Pfarrbüro, Gemeindebibliothek, Kindergarten, Hof-
    oder Dorfladen) untergebracht werden.
    (siehe auch Kapitel zum Eine-Welt-Kiosk auf S. 29)

10
Organisation von Einkauf und Verkauf
Wenn Sie beschlossen haben, sich für den Verkauf von fair
gehandelten Produkten zu engagieren, stehen Sie natürlich
vor der Frage: Wie geht das, woher bekomme ich die Wa-
ren und was muss ich beim Verkaufen alles beachten?

Im Grunde ist dies einfach: Sie müssen die Waren zunächst
einkaufen und dann zu einem höheren Preis Ihren Kunden
anbieten. Aus diesem Grund bekommen Wiederverkäufer
entsprechende Einkaufsrabatte (dazu unten mehr).

Kunde bei GEPA werden
Wenn eine Gruppe einmal oder regelmäßig eine Verkaufs-
aktion durchführen möchte, ist eines der 13 Regionalen
Fair Handelszentren der GEPA ihr Ansprechpartner. Dort
erhalten die Kunden neben den Waren auch fachkundige
Beratung, kostenlose Broschüren, Produktfaltblätter oder
Plakate zur Unterstützung ihrer Verkaufsaktion – und na-
türlich die Auswahl aus dem gesamten GEPA-Warensorti-
ment. Kontinuierlich tätige Gruppen werden dann zusätz-
lich auch direkt von der GEPA mit aktuellen Informationen
versorgt.

Für den Einkauf bei GEPA erhält die Aktionsgruppe eine
Kundennummer und wird einer Kundengruppe zugeordnet.
Dafür werden einige Angaben zu den Verantwortlichen            Kaffee, einem Karton getrocknete Mangos, je 15 Tafeln
sowie Name und Zielsetzung der Aktionsgruppe benötigt.         von zwei Sorten Schokolade, 10 verschiedenen Confiserie-
Wenn die Gruppe über ein Konto verfügt und eine Einzugs-       Artikeln und sechs Gläsern Honig.
ermächtigung erteilen kann, erleichtert dies beiden Seiten
die Arbeit; Voraussetzung ist es jedoch nicht.                 Für den Versand wird in der Regel eine Frachtkostenpau-
                                                               schale erhoben, die einen Teil der Versandkosten deckt. Ab
Für die Begleichung der Rechnungen gilt eine Zahlungs-         welchem Rechnungswert ein frachtfreier Versand erfolgt,
frist. Bei den ersten Aktionen ist es sicher hilfreich, wenn   legt das zuständige Regionale Fair Handelszentrum fest,
von einer Privatperson, dem Vereinskonto oder der Kir-         bei dem dies nachgefragt werden kann. Ob Ihre Bestellung
chengemeinde ein Vorschuss vorhanden ist.                      per Post- oder Speditionsversand zugeschickt wird, hängt
                                                               vom Umfang der Bestellung und der Art der Ware (z. B.
Produkte auswählen und bestellen                               Flaschenware) ab.

Bestellungen sind über verschiedene Wege möglich: In           Nach der Lieferung: Preisauszeichnung
einem Internetshop für Wiederverkäufer (www.gepa.de/
wug bzw. www.fairbayern.de/shop ) können die Produkte          Ist die Ware eingetroffen und der Wareneingang ordnungs-
bequem ausgesucht werden. Zudem kann selbstverständ-           gemäß registriert (eventuelle Transportschäden sind unver-
lich auch per E-Mail, Fax, Brief oder telefonisch bestellt     züglich zu reklamieren), kann die Verkaufsaktion starten.
werden (Adressen siehe Seite 39). Für die Bestellung gel-      Zwei Vorbereitungen sind erforderlich, bevor der Standauf-
ten verschiedene Rahmenbedingungen. So erfolgt der             bau beginnen kann: die Preisauszeichnung und das Bereit-
Versand ab einem Mindestbestellwert von 100 Euro.              stellen von Wechselgeld.
Diesen Wert erreichen Sie schnell, z. B. mit 12 Päckchen

                                                                                                                     11
Organisation von Einkauf und Verkauf
Der Gesetzgeber verpflichtet den Händler zu einer transpa-     Während und nach der Verkaufsaktion
renten Preisauszeichnung. Dies bedeutet zwar nicht, dass
jedes einzelne Päckchen ausgezeichnet werden muss. Ein         Nach Abschluss der Verkaufsaktion sollte man für eine
sauber geschriebenes und gut erkennbares Preisschild am        saubere Aufzeichnung der Einnahmen und Ausgaben sor-
Regal oder auf dem Verkaufstisch ist ausreichend und           gen und gegebenenfalls die noch offenen Rechnungen
erleichtert auch das korrekte Kassieren. Eine gute Orientie-   begleichen. Der Kassenwart im Verein oder der Finanzver-
rungshilfe für die Festlegung des Preises bieten die von       antwortliche in der Kirchenverwaltung hilft sicherlich wei-
GEPA empfohlenen Verkaufspreise, wie sie in der Preisliste     ter und informiert, was alles zu beachten ist.
und auf der Rechnung ausgewiesen sind. Dadurch wird ein
angemessener Preis für die entsprechende Produktqualität       Ein ordentliches Verpacken und Sortieren der nicht ver-
festgelegt. Außerdem werden die Kunden auch nicht ver-         kauften Waren ist ebenso wichtig: Eine zügige Rückgabe
wirrt, wenn das Produkt hier soviel und dort soviel kostet.    der Kommissionsware ist für alle Beteiligten von Vorteil.
Es ist jedoch selbstverständlich erlaubt, von dieser Preis-    Bei nicht verkauften Lebensmitteln sollte man unbedingt
empfehlung abzuweichen. Auf keinen Fall jedoch sollte          einen Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum werfen und
man das Produkt durch einen »Projektaufschlag« verteu-         prüfen, ob die nächste Verkaufsaktion nicht zu weit ent-
ern, da dies die Idee des Fairen Handels verdunkelt: Näm-      fernt ist. Waren mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum dür-
lich dass wir den Produzenten faire Preise für ein gutes       fen nur noch mit ausdrücklichem Hinweis verkauft werden.
Produkt bezahlen.                                              Allerdings vermittelt der Verkauf von Waren mit knappem
                                                               oder gar abgelaufenem Haltbarkeitsdatum einen schlech-
                                                               ten Eindruck bei den Kunden und sollte daher vermieden
                                                               werden.

                                                                 Tipp: Bewährtes Formular
                                                                Ein gutes Beispiel für eine einfache Verkaufsabrechnung
                                                                finden Sie auf Seite 48. Die Tabelle finden Sie außerdem
                                                                als Kopiervorlage im PDF-Format zum Download auf
                                                                der Wiederverkäufer-Webseite www.gepa.de/wug
                                                                Einen Zugang erhalten Sie, sobald Sie bei GEPA als
                                                                Kunde registriert sind.

Ein Preisetikett an der Ware informiert die Kundschaft und
erspart die mühsame Suche in der Preisliste. Damit die
Auszeichnung schnell geht und professionell aussieht,
empfiehlt sich die Anschaffung eines einfachen Handaus-
zeichnungsgerätes.

Um den Kassiervorgang zu erleichtern ist es hilfreich, eine
Geldkassette mit einem Münzeinsatz und ausreichendem
Wechselgeld zur Verfügung zu haben. Auch ein Taschen-
rechner sowie Notizblock, Quittungsblock und Stift können
gute Dienste leisten.

12
Wohin mit den Erlösen?
Auch im Fairen Handel ist es üblich, dass Wiederverkäufer    Wie hoch sind die Rabatte?
Rabatt erhalten. Diese Rabatte sind dazu gedacht, dass die
Gruppen die Kosten decken können, die durch die Ver-         Die Höhe dieses Rabatts richtet sich
kaufsaktion entstehen:
                                                             • nach den verschiedenen Warengruppen (Röstkaffee,
• Warenbestand: Durch die Rabatte wird mit der Zeit der        Tee, Süßwaren, Non-Food etc.)
  Aufbau eines Warenbestandes finanziert. Zudem wer-         • und nach der Kundenstufe, die vom jährlichen Einkaufs-
  den Risiken aus dem Verkauf abgefedert (z. B. abgelau-       volumen bei GEPA abhängig ist.
  fene Produkte, Ladenhüter, beschädigte Ware).              • Außerdem gilt für Kommissionsware aus dem Hand-
• Kosten: Entstehende Kosten können durch die Rabatte          werksbereich ein reduzierter Rabattsatz.
  finanziert werden (z. B. Benzingeld, Standgebühren,
  Anschaffungen, Probierpäckchen für Verkostungen).          Falls eine Gruppe ihre Produkte über einen Weltladen be-
• Kontinuierliche Verbesserung des eigenen Auftritts:        zieht, müssen Rabatte und Rückgabemöglichkeiten mit
  Die Rabatte sollen auch dazu dienen, den Verkauf zu        diesem individuell vereinbart werden.
  fördern (Werbeausgaben, Investition in Dekoration oder
  Ausstattung, z. B. Tische, Plakatständer, Werbebanner).

                                                                                                                   13
Wohin mit den Erlösen?
Soll man Erlöse spenden?                                        Der Faire Handel ist unser Projekt!
Neben der Verkaufsförderung und der Bildungsarbeit ist es       Der Faire Handel ist bereits selbst das Projekt, das es zu
vielerorts Brauch, Partner- und Missionsprojekte aus dem        fördern gilt. Es braucht darüber hinaus keine weiteren,
Erlös zu unterstützen. Oft hat das Tradition und manche         externen Projekte. Mit dem Fairen Handel werden Klein-
Gruppen haben langjährige Beziehungen zu ihren Partnern         bauern, Kooperativen und Handwerksbetriebe in Mittel-
aufgebaut. Vielfach ist diese Hilfe auch sinnvoll und aner-     und Südamerika, in Afrika und Asien gefördert. Diesen
kennenswert, dennoch ist von dieser Förderpraxis über           Partnern gegenüber fühlen wir uns verpflichtet, möglichst
Verkaufsaktionen aus verschiedenen Gründen abzuraten:           breiten Bevölkerungskreisen die Idee des Fairen Handels
                                                                nahe zu bringen und den Absatz fair gehandelter Produkte
Problem der Effizienz: Die Verknüpfung beider Anlie-            zu steigern. Viele weitere Produzentenorganisationen wür-
gen wird auf Dauer keinem so richtig gerecht. Einerseits        den gerne mit dem Fairen Handel zusammen arbeiten.
ist der Faire Handel für die Projekte selbst ein ziemlich       Regelmäßig wird von den Handelspartnern der Wunsch
schlechtes Finanzierungsinstrument – andererseits               formuliert, größere Mengen ihrer Erzeugnisse absetzen zu
begrenzt die Spendenpraxis ein Wachstum des Fairen              können – das wäre für sie die beste Unterstützung.
Handels, das sich viele Handelspartner wünschen.
                                                                Damit wir dieses Ziel erreichen können, ist es wichtig, dass
Mit kreativen Ideen, Wohltätigkeitsveranstaltungen oder         möglichst viele Aktionsgruppen in das Projekt »Fairer Han-
gezielten Spendenaufrufen lassen sich Entwicklungshilfe-        del« investieren – getreu einem Ausspruch des brasiliani-
projekte effektiver finanzieren, als durch Verkaufsaktionen.    schen Bischofs Hélder Câmara: »Eure Almosen könnt ihr
Bei den kirchlichen Hilfswerken gibt es Profis, die Ihnen auf   behalten, wenn ihr gerechte Preise zahlt.«
Nachfrage sicher gerne weiterhelfen.

Problem der Glaubwürdigkeit: Transparente und ver-                    Tipp: Gut angelegt!
trauenswürdige Mittelverwendung wird heute zu Recht
von Hilfsprojekten erwartet. Im Sinne der Glaubwürdigkeit        25 €: Mit 25 € Überschuss lassen sich 300 GEPA-
muss die Öffentlichkeit erwarten können, dass die Erlöse         Schoko-Minis einkaufen, um sie an die Besucherinnen
für den Zweck verwendet werden, der im Mittelpunkt               und Besucher eines Marktes, eines Basars, eines Stadt-
steht. So hat der Faire Handel nicht die Funktion, andere        teil- oder Gemeindefestes oder eines Gottesdienstes zu
Hilfeansätze und Organisationen mitzufinanzieren. Auch           verteilen, die dadurch auf den Verkaufsstand oder eine
für das Fair Handelsunternehmen GEPA ist es wichtig, dass        Veranstaltung aufmerksam werden.
die Erlöse aus den Verkaufsaktionen am Ende wieder dem           50 €: Damit kann man bereits einen »Kundenstopper«
Fairen Handel zugute kommen.                                     erwerben, mit dem man auf dem Gehweg, auf dem
                                                                 Markt oder auf dem Kirchplatz eine Veranstaltung der
Falls Sie den Rabatt nicht zur Kostendeckung und für An-         Aktionsgruppe oder den Verkaufstand unübersehbar
schaffungen benötigen, können Sie damit einen Weltladen          ankündigen kann.
oder Ihr Regionales Fair Handelszentrum unterstützen, die        100 €: Für diesen Betrag kann man sich ein Werbeban-
solche Gelder oft dringlich für ihre Aufbau- und Bildungs-       ner anfertigen lassen, das dem Verkaufsstand auf einer
arbeit benötigen.                                                Veranstaltung ein professionelles Aussehen verleiht und
                                                                 Besucher anlockt.
                                                                 150 €: Für diese Summe kann gemeinsam mit einem
                                                                 Bildungswerk eine Informationsveranstaltung (z. B. über
                                                                 den Fairen Handel allgemein, über die Handelspartner
                                                                 oder über ein anderes Thema der Eine-Welt-Arbeit)
                                                                 durchgeführt werden, die auch eine gute Fortbildung
                                                                 für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Aktions-
                                                                 gruppe sein kann.

14
Standaufbau und Standgestaltung
Aufbau und Dekoration sind für das Publikumsinteresse,       Unabhängig von solchen verkaufsstrategischen Überlegun-
letztlich also für den Verkaufserfolg, entscheidend. Denn    gen sind die praktische Handhabung und Transportierbar-
Standort und Erscheinungsbild, Tischanordnung, Farbge-       keit der Ausstattung wichtige Kriterien für die Grundaus-
bung und Gesamtwirkung sind Faktoren, die bereits die        stattung von Verkaufsständen.
Kaufentscheidung bestimmen. Folgende Überlegungen
sind daher wichtig:                                          Die Tische und ihre Anordnung
• Kann ein Stand(ort) überhaupt gesehen, wahrge-             Empfehlenswert ist die Anschaffung so genannter Mehr-
  nommen werden? Achten Sie bei Ihren Standortüber-          zweck- oder Universaltische aus dem Baumarkt (Standard-
  legungen einmal auf Fliegende Händler. Als mobile          größe: 100 x 60 cm). Sie sind stabiler als Tapeziertische,
  Verkaufsprofis platzieren sie sich bevorzugt an stark      höhenverstellbar und gut zusammenklappbar. Außerdem
  frequentierten Orten (wie Bahnhofshalle, Einkaufszent-     sind sie robust, wetterfest, abwaschbar, einfach und flexi-
  rum ...).                                                  bel aufzubauen und auch von einer Person leicht zu tra-
• Haben die Kunden am Stand(ort) ausreichend Zeit (und       gen. Solche Tische sind nicht teuer und werden in der Re-
  Luft) sich umzusehen, beraten zu lassen, eine Kaufent-     gel im Dreierpack angeboten.
  scheidung zu treffen?
• Ist der Stand übersichtlich und klar gegliedert, so dass   Solch ein Tischset ist je nach Zweck, Standort und Sorti-
  er eine leichte und schnelle Orientierung ermöglicht?      ment in verschiedenen Varianten und Höhen anzuordnen
• Sprechen Aufbau und Gestaltung die Sinne, die Ge-          und gruppierbar. Generell bieten sich so etliche Möglich-
  fühlsebene an?                                             keiten zur Gliederung von Ständen:

      Tipp: Schaffen Sie Atmosphäre!
                                                             • Trennung verschiedener Sortimentsbereiche, Waren-
                                                                gruppen und Dekobereiche
 Die Hälfte aller Kaufentscheidungen sind »Erlebniskäu-
                                                             • Trennung von Infoabteilung, Verkaufszone und Probier-
 fe«. Manche Kaufentscheidungen hängen zwar von der
                                                                ecke
 Kundenberatung ab, sind also Ergebnis der Überzeu-
                                                             • Trennung von Warentisch und Kassentheke
 gungsarbeit des Personals. Stark wird ein Kunde jedoch
                                                             Hilfreich ist die hier zuletzt genannte Aufteilung, wenn
 von Stimmung und Atmosphäre bestimmt. Es ist daher
                                                             in kurzer Zeit viel Publikum beraten und bedient werden
 wichtig, wie Stand und Ware arrangiert und welche
                                                             muss. Der Andrang verteilt sich, Artikelauswahl, Beratung
 Sinne z. B. über Farbe, Duft oder Musik angesprochen
                                                             und Zahlungsverkehr lassen sich trennen und beschleuni-
 werden.
                                                             gen.

                                                                                                                     15
Standaufbau und Standgestaltung
Der Aufbau der Waren                                         Für die Präsentation spezieller Waren, Medien und von
                                                             Werbematerial sind verschiedene Displays aus Acrylglas
Einfarbige Baumwolltücher passender Größe (in hellgrün,      praktisch. Einige solcher »Verkaufshilfen« werden auch
gelb, orange) sind eine einfache Methode, Tische zu ver-     über die GEPA angeboten (weitere Bezugsquellen S. 47).
kleiden und Verpackung und Ware darunter verschwinden
zu lassen.                                                   In den Regionalen Fair Handelszentren der GEPA finden Sie
                                                             zur Gestaltung von Aktionsflächen geeignete Plakate und
Um die Ware nicht nur eindimensional zu präsentieren,        Infomaterial – meist sogar kostenfrei.
sind Displays notwendig. Dadurch sortiert sich die Ware
leichter nach Warengruppen, was eine übersichtlichere        Eine empfehlenswerte Möglichkeit, Abwechslung an den
Gliederung des Standes ermöglicht.                           Stand zu bringen ist die Einführung einer Verkostungsecke.
                                                             Dort kann man unkompliziert mit Kunden ins Gespräch
Stand und Sortiment präsentieren                             kommen und Schokolade oder Getränke probieren.

Neben Ordnung sollte Raum für Blickfänge und Attraktio-      Unabhängig von den Möglichkeiten und dem Einfallsreich-
nen geschaffen oder freigehalten werden. Das Gesicht des     tum ist zu beachten: Haben Sie Mut ein paar wenige, aber
Standes darf dabei saisonal und thematisch wechseln.         gute Akzente zu setzen. Vermeiden Sie Unordnung, Chaos
Neugier kann alles wecken, was zum Sortiment passt:          und Zettelflut, wechseln Sie lieber ab.2
Schöne Kochbücher, Plakate für ein Tango-Konzert, Fasten-
kalender, eine Weinzeitschrift zum Thema Südafrika, Salsa-
Tonträger, ein Bio-Einkaufsführer und Einladungen zum              Tipp: Probieren geht über Studieren
Sommerfest eines Naturschutzverbands oder ein Eisrezept.      Das Angebot, ein Produkt zu verkosten, lockt Kund-
                                                              schaft an und überzeugt von der Qualität. Mehr dazu
Wichtig ist dabei, dass den Kunden stets deutlich wird,       unter »Werbung und Aktionen« auf S. 24. Informatio-
welche Elemente zu verkaufen sind und welche »nur«            nen zu Verkostungsaktionen finden Sie auch auf der
Deko-Objekte darstellen.                                      Wiederverkäufer-Webseite (www.gepa.de/wug).

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Namensgebung
Wie nennen wir unsere Verkaufsaktionen? Diese Frage           Dies wäre nicht möglich, wenn es hier »Dritte-Welt-Waren-
stellen sich bisher die wenigsten Gruppen. Aus den Profes-    verkauf«, dort »GEPA-Verkauf St. Rita« und im Nachbarort
sionalisierungsprozessen der Weltläden wissen wir jedoch,     »Eine-Welt-Stand Brasilienkreis« heißt.
dass es vorteilhaft ist, mit einem gemeinsamen Namen
und Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit aufzutreten und    In Anlehnung an die verbreitete Bezeichnung »Weltladen«,
somit besser erkennbar zu sein.                               die sich immer mehr durchsetzt, empfehlen wir den Akti-
Für Verkaufsaktionen nach dem Sonntagsgottesdienst ist        onsgruppen, sich einen der folgenden Namen zu geben:
dies zwar nicht entscheidend, eine »Konkurrenz« gibt es ja
nicht. Sobald jedoch auf dem Markt, beim Gemeindefest         • Weltstand – Produkte aus Fairem Handel
oder bei lokalen Großveranstaltungen ein Stand aufgebaut      • Welthandel – Produkte aus Fairem Handel
wird, liegen die Vorteile einer guten Wiedererkennbarkeit     • FairStand – Produkte aus Fairem Handel
auf der Hand – sowohl für Freunde und Stammkunden der
Aktionsgruppe wie auch für »Auswärtige«.                      Mit einem solchen gemeinsamen Namen muss keineswegs
                                                              eine Gleichmacherei verbunden sein. Warenauswahl,
Deshalb ist es sinnvoll, sich bei der Auswahl des Namens      Aktionen, Warenpräsentation und vieles mehr bieten
oder des Logos (sofern man eines haben will) mit anderen      genügend Gelegenheiten, als Gruppe ein individuelles
Gruppen in der Stadt oder der Region abzusprechen. Mit        Profil zu zeigen.
einem einheitlichen Namen sind weitere Vorteile verbun-
den. So kann man ein Werbebanner erstellen lassen, die
Kosten unter den Gruppen aufteilen und das Banner ist bei
Aktionen aller beteiligten Gruppen optimal einsetzbar.

Werbung mit gut sichtbarem Transparent macht was her: Wir empfehlen, sich regional unter einem gemeinsamen Namen zu
präsentieren! Ein Verweis auf „Produkte aus Fairem Handel“ sollte nicht fehlen.

                                                                                                                      17
Sortimentstipps für den Aktionsstand
So ein großes Warensortiment bei GEPA – und am Ver-           Anker- und Ergänzungsprodukte:
kaufsstand nur drei bis vier Quadratmeter Fläche. Zugege-
ben: Die Auswahl von Produkten und die Zusammenstel-          Bei der Gestaltung des Sortiments bzw. der Warenpräsen-
lung eines runden Sortiments sind nicht einfach.              tation ist auch die Unterscheidung von Ankerprodukten
Um Ihnen die Arbeit etwas zu erleichtern, möchten wir hier    und Ergänzungsprodukten hilfreich. Eine ansprechende
einige Grundregeln für die Sortimentsgestaltung erläutern:    Dekoration und damit auch ein attraktives Warensortiment
                                                              lassen sich z. B. dadurch erstellen, dass man Kaffeepro-
                                                              dukte als Ausgangspunkt nimmt (als »Ankerprodukte«)
Sortimentsbreite und Sortimentstiefe:                         und um Verwandtes, wie etwa einen passenden Kaffee-
                                                              becher oder ein Frühstückservice ergänzt. Bei Tee ist eine
Diese zwei Begriffe gehören zu den wichtigsten Orien-         Teekanne sinnvoll. Ein Honigquirl ergänzt das Honigglas.
tierungspunkten. Sie besagen, dass man auf der einen          Säfte können durch eine Glaskanne und ein Gläserset
Seite eine gewisse Bandbreite an unterschiedlichen            komplettiert werden. Dabei geht es in erster Linie nicht um
Produktgruppen anbieten muss, so dass für den Kunden          den Verkauf dieser Ergänzungswaren, sondern darum, ein
»das Richtige« dabei sein kann (Sortimentsbreite). Auf der    ansprechendes Ambiente für die wichtigeren Umsatzträger
anderen Seite muss innerhalb der Produktgruppe (z. B.         zu schaffen. Gleichwohl sind selbstverständlich auch diese
Kaffee) eine gewisse Vielfalt an Einzelartikeln angeboten     Produkte verkäuflich und sollten als solche wahrgenom-
werden, damit jeder Kunde etwas für seinen Geschmack          men werden und mit Preis ausgezeichnet sein.
findet (Sortimentstiefe). So wäre es ein Defizit in der
Sortimentsbreite, lediglich Tee, aber keine Kaffees oder
Schokoprodukte anzubieten. Ein Problem fehlender Sorti-       Aktionsprodukte und Präsentation:
mentstiefe wäre es, zwar Kaffee, Tee, Schokolade, Honig
und Konfitüre anzubieten – von jeder Warengruppe aber         Wir haben bereits mehrfach von »Dekoration« und »Wa-
nur eine einzige Sorte vorrätig zu haben.                     renpräsentation« gesprochen. Es genügt nicht, nur die
                                                              Waren einfach hinzustellen (s. dazu das Kapitel Dekotipps
                                                              für den Aktionsstand S. 22). Vielmehr sollte bei jeder Ver-
Kontinuität und Abwechslung:                                  kaufsaktion eine andere Warengruppe in den Mittelpunkt
                                                              gerückt werden. So schafft man die nötige Abwechslung
Dies ist ein Kriterium, das vor allem bei regelmäßigen        und kann auch auf einzelne Warengruppen besonders
Verkaufsaktionen zum Tragen kommt. Auf der einen Seite        aufmerksam machen. Solche Schwerpunkte bedeuten für
ist es wichtig, bestimmte Standardprodukte (z. B. einen be-   die Sortimentsauswahl, andere Produkte wegzulassen
sonders bekömmlichen Kaffee) kontinuierlich im Sortiment      oder nur in reduzierter Menge dabei zu haben. Dabei sind
zu haben. Dies schafft für die Kunden Verlässlichkeit und     auch Jahreszeiten oder andere Anlässe ein Auswahlkri-
hilft, sie zu Stammkunden zu machen. Daneben ist es aber      terium. Wenn man im Hochsommer vor allem auf Säfte
genauso wichtig, den Kunden immer wieder etwas Neues          setzt, sind Tees möglicherweise zweitrangig. Dagegen ist
und Anderes anzubieten. Dies macht neugierig und ermun-       Tee in der kalten Jahreszeit aus nahe liegenden Gründen
tert dazu, das eine oder andere Produkt einmal auszupro-      weitaus mehr gefragt. Auch die Saisonprodukte zu Ostern
bieren. Das Gefühl, etwas Besonderes erstehen zu können,      und Weihnachten sind wichtig. In diesen Zeiten sind auch
ist für Kunden immer wieder Anlass nachzuschauen, was         andere Schokoprodukte besonders gefragt und sollten
es denn diesmal zu kaufen gibt.                               entsprechend präsentiert werden.
                                                              Besonders wichtig ist es dann, solche Aktionszeiträume
                                                              durch erneuten Schwerpunktwechsel klar zu begrenzen.
                                                              Dann werden sie von den Kunden auch deutlich wahrge-
                                                              nommen.
 Hinweis: Passende Sortimentsvorschläge für Aktions-
 gruppen finden sie auf der Webseite www.gepa.de/
 wug unter dem Menüpunkt »Aktionsgruppen«!

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