Weltweit. 2017 - Institut für Auslandsbeziehungen
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I FA 2 0 1 7 . W E LT W E I T „Mit seinem Engagement fördert das ifa den Zugang zu Kultur und Bildung über kulturelle, religiöse und soziale Grenzen hinweg. Dabei hat es die Koproduktion von Bildung, Wissen und Kultur zu einem Schwerpunkt der Kulturbezie hungen gemacht. Innovative Begleitveranstaltungen zu Kunstausstellungen, das CrossCulture Programm sowie andere Formate stehen beispielhaft dafür. Natürlich gibt es keine Garantie, dass solche Bemühungen Erfolg haben und zu einer friedlichen Lösung der Konflikte dieser Welt beitragen. Aber eines ist sicher: Wenn wir die Chancen zur Verständigung in all diesen Konflikten über haupt erhalten wollen, dann spielt die Zusammenarbeit mit und zwischen den Zivilgesellschaften eine immer ent scheidendere Rolle. Ich bin den deutschen Kultur- und Bildungseinrichtungen dankbar dafür, dass sie sich dieser zentralen Aufgabe gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt widmen. Insbesondere dem ifa, unserem ältesten Kultur mittler, danke ich ausdrücklich dafür, dass es inmitten von wachsender Verunsicherung und sich auflösender Ordnung wichtige Friedensarbeit leistet und so im besten denkbaren Sinn an seine Gründungsdevise anknüpft.“ Frank-Walter Steinmeier in seinem Beitrag „Über globale Herausforderungen – Ordnung und Verantwortung“ in: Geschichten, Beziehungen, Perspektiven. 100 Jahre ifa
I N H A LT SV E R Z E I C H N I S VORWORT S. 6 100 JAHRE IFA S. 8 KULTUREN DES WIR S. 11 KULTUR UND KONFLIKT S. 12 Wie liebt man Europa im 21. Jahrhundert? DIALOG DER ZIVILG ESELLSCHAF T S. 16 7 Städte – 7 Geschichten: Die CrossCulture Tour 2017 FLUCHT UND MIGRATION S. 19 Mit Kunst gegen Blockaden KUNST UND KULTURAUSTAUSCH S. 22 Pure Gold – Upcycled! Upgraded! AUSSTELLUNGEN 2017 S. 26 EUROPA S. 28 Was aus Europa wird, liegt in der Hand der Jugend Europas AUSWÄRTIGE KULTUR- UND BILDUNGSPOLITIK S. 32 Forschung am ifa IFA – E IN JAHR IN BILDERN S. 36 DESHALB MUSS ICH REDEN S. 40 IFA 2017. WISSENSWERTES IN ZAHLEN S. 44 PUBLIKATIONEN 2017 S. 46 PRÄSIDIUM, MITGLIEDER UND BEIRÄTE S. 48 DANKE S. 52 ORGANIGRAMM S. 53 BILDNACHWEIS S. 54 IMPRESSUM S. 55 5
2017 war in mehrfacher Weise ein Auch jenseits der Feierlichkeiten zu prägendes und außergewöhnliches 100 Jahren konnte das ifa weltweit Jahr. 100 Jahre alt wurde das ehema- Erfolge verzeichnen – sei es mit der lige Deutsche Ausland-Institut, das Verleihung des Golden Löwen für jetzige ifa (Institut für Auslandsbezie- den Deutschen Beitrag auf der Bien- hungen). Die entsprechenden Feier- nale Venedig, der Verleihung des lichkeiten am hundertsten „Geburts- Theodor-Wanner-Preises an Königin tag“, dem 10. Januar 2017, im würdi- Silvia von Schweden oder der Pre- gen Rahmen des Stuttgarter Neuen miere von FABRIK in Beirut mit Schlosses und in Anwesenheit von Arbeiten von Hito Steyerl, die 2017 Außenminister Frank-Walter Stein- meier, Ministerpräsident Winfried VOR- zur einflussreichsten Künstlerin der Welt gekürt wurde. W O RT Kretschmann und Oberbürgermeister VOR- Fritz Kuhn, bildeten den offiziellen Der Tag des Sommerfestes war Festakt des Jubiläumsjahres. Wenig zugleich der Abschied von Staats später folgte in Berlin eine Feier mit ministerin und Botschafterin a. D. W O RT unserem dortigen Netzwerk. In der Landesvertretung Baden-Württem- bergs beim Bund stießen zahlreiche Ursula Seiler-Albring, die zehn Jahre als Präsidentin des ifa seine Geschicke mitgelenkt und mitbegleitet hatte. Partnerinnen und Partner, Organisa- Auf Frau Seiler-Albring folgte als tionen und Vertreterinnen und Ver- Präsident Prof. Dr. Martin Roth, der treter der Politik, der Kultur und nach nur kurzer Amtszeit im August Wirtschaft Berlins mit uns auf das 2017 verstarb. Das Jahr war somit Jubiläum an. Und in großem Rahmen nicht nur von vielen positiven, son- feierten wir schließlich beim Sommer dern auch traurigen Zäsuren geprägt. fest im Innenhof des ifa-Areals in Stuttgart mit über 1.000 Bürgerinnen Neben den Jubiläumsaktivitäten und und Bürgern, Musik, Performances dem Schwerpunktthema „Kulturen und Unterhaltung dieses besondere des Wir“ waren wir in unseren fünf Jahr. Bei allen Feierlichkeiten zeigten Kernthemen Flucht und Migration, sich die große Wertschätzung, die das Europa, Dialog der Zivilgesellschaften, Institut erfährt, und die großen Kultur und Konflikt sowie Kunst und Erwartungen, die man an seine Kulturaustausch auch 2017 weiterhin Zukunft richtet. erfolgreich tätig. Flucht und Migra- tion waren im vergangenen Jahr nach wie vor große Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Das ifa hat mit Nachdruck in Projekten, Publika- tionen und Veranstaltungen darauf hingearbeitet, Menschenrechte zu verteidigen; gegen Abschottungs tendenzen und Phobien gleich wel- cher Art. Unsere Gesellschaft hat sich aber nicht erst seit den zunehmenden Flüchtlingsbewegungen aus ver schiedenen Teilen der Welt nach Europa verändert. Angesichts unserer digitalisierten Lebenswelt, der globa- lisierten Zusammenhänge unserer 6
Gesellschaften sowie der zunehmen- Das Ziel der aktiven, wissens- und Dank gebührt den Mitgliedern des den internationalen Krisen und Kon- wertebasierten Gestaltung der Zukunft Präsidiums und der Mitgliederver- flikte ist die Auswärtige Kultur- und verfolgt das ifa nicht nur mit seinen sammlung, den Beiräten für Kunst, Bildungspolitik mit all ihren Instituti- Kunstförderungen, der Unterstützung für die Zeitschrift KULTURAUS- onen und Vertretern gefordert, nicht von Kunst-Biennalen oder seinen TAUSCH und für das Forschungs- nur für Verständigung zu sorgen, Galerien in Stuttgart und Berlin. programm. Nicht zuletzt gilt ein sondern tiefgreifenden, nachhaltigen Hierzu dient ebenso die umfangreiche besonderer Dank allen Kolleginnen Dialog zu praktizieren. internationale zivilgesellschaftliche und Kollegen des ifa in Stuttgart und Arbeit des Instituts beispielsweise in Berlin, die auch unter immer wieder Hiervon sind auch unser Engagement Gestalt der Förderung deutschen herausfordernden Bedingungen für Europa und die große Sorge um Minderheiten, der Humanitären Hilfe, großes Engagement gezeigt haben. den Zusammenhalt der Europäischen der zivilen Konfliktbearbeitung (zivik) Der Erfolg des ifa ist ihr Erfolg. Union angesichts nationalistischer oder des CrossCultureProgramms. Tendenzen gekennzeichnet. Wir ver- Auch sein wissenschaftliches For- Wir wünschen Ihnen allen viel stehen den Staatenbund der Europäi- schungsprogramm, seine hervorra- Freude bei der Lektüre des Jahresbe- schen Union auch als einen Verbund gende Spezialbibliothek und seine richts 2017 und neue Einblicke in die der Kulturen Europas, der Identitäts- publizistischen Aktivitäten wie z. B. Arbeitsweisen und Schwerpunkte räume von Menschen, Räume, welche die Zeitschrift KULTURAUSTAUSCH des ifa. Für die Verbundenheit unse- die Menschen unseres Kontinents tragen zur Umsetzung dieses Ziels rem Institut gegenüber danke ich maßgeblich prägen. Unsere Perspek- bei, die von den Mitarbeiterinnen Ihnen allen herzlich. tive auf den Zusammenhang von und Mitarbeitern in Kommunikation Kultur und Konflikt, in der Kultur und Verwaltung an unseren beiden Ronald Grätz, nicht nur möglicherweise ein Instru- Standorten in Stuttgart und Berlin Generalsekretär ment der Konfliktbearbeitung, son- tatkräftig unterstützt werden. dern im Kern eine Alternative zum All dies spiegelt die Vielfältigkeit der Konflikt darstellt, bildet unser Narra- Arbeit des ifa in seinem Jubiläums- tiv: Kulturarbeit ist Friedensarbeit. jahr wider. Uns ist es wichtig, den Wert ästheti- Wir danken dem Auswärtigen Amt scher Ausdrucksweisen als Freiraum für seine Förderung und die umfang- zum Denken, Kunst als Experimentier reiche Zuwendung von institutionellen raum neuen Zusammenlebens und und Projektmitteln, für die kollegiale die Freiheit der Kultur an sich zu und produktive Zusammenarbeit verteidigen. Kunst als Reflexion über sowie vielfältige Unterstützung unse- Gesellschaft, Politik und Leben rer Initiativen. Wir danken dem Land macht überkommene Denkmuster Baden-Württemberg und der Stadt sichtbar und fragt nach den Werten, Stuttgart für die wertvolle institutio- die uns in der globalen Welt auch nelle Förderung, dem Förderverein zukünftig tragen und leiten. All dies für das ifa für sein Engagement für bliebe jedoch folgenlos, wenn wir die Belange des Hauses sowie den daraus nicht Erkenntnisse gewinnen Freundinnen und Freunden des würden, mittels derer politische Ent- Deutschen Pavillons auf der Biennale scheidungen fundierter getroffen, Venedig für ihre Unterstützung dieses Wissen für unsere Gesellschaft gene- größten Kunstereignisses der Welt. riert und die Zukunft produktiver gestaltet werden könnten. 7
1 0 0 J A H R E I FA 100 Jahre ifa Ursula Seiler-Albring Der 100. Geburtstag einer Institution mann würdigte in seiner Festrede die Nationalismus, Abschottung, Frem- ist ein besonderes Ereignis. Es erfüllt Bedeutung des Kulturaustauschs für denfeindlichkeit und latenten Kon- uns mit Freude, Stolz und Dankbar- den Frieden: „Kulturpolitik kann flikten, bitterster Auseinandersetzun- keit gegenüber allen, die das Institut Brücken bauen, nachhaltige Koopera- gen um Deutungshoheiten, um für Auslandsbeziehungen in diesen tionen initiieren und Krisen mildern. Sinnstiftungen und Werte. Das ifa vielen Jahren begleitet haben, es geför- Dabei ist das ifa eine der wichtigsten wird weiterhin an einer Vision der dert und gefordert haben und zu Institutionen, um Kultur über alle Weltgemeinschaft arbeiten, die gegen dem herausragenden Kulturmittler Grenzen zu tragen. Es kann hierbei Fremdenhass und Vorurteile, gegen gemacht haben, auf den wir heute auf die wertvollen Erfahrungen eines egoistische Interessen und Ignoranz stolz sind. ganzen Jahrhunderts zurückblicken, gegenüber Problemen anderer wozu ich ganz herzlich gratuliere.“ gesiegt hat. 100 Jahre ifa – wir haben während Oberbürgermeister Fritz Kuhn ver- dieses Jahres die Gelegenheit ergriffen, wies auf eine besondere Nähe von ifa Die Globalisierung ist eine Medaille das Institut mit dem vielfältigen und Stadt: „Wie das ifa das Mitein mit zwei Seiten: einerseits dem Spektrum seiner Tätigkeiten darzu- ander der Kulturen weltweit fördert, Geschenk unseres Wohlstands, unse- stellen, die Möglichkeit, neue Dialoge so versteht sich die Stadt Stuttgart rer Sicherheit und unserer Privilegien, anzustoßen und neue Kulturbezie- als ein Ort, an dem unterschiedliche auf der anderen Seite die damit ver- hungen aufzubauen und damit die Kulturen friedlich und tolerant zu bundene Verantwortung für die in Arbeit des Hauses weiterzuentwickeln. sammenleben. ifa und Stadt befruch- der Welt, deren prekäre Lebens- und Das Jubiläum war Darstellung und ten sich gegenseitig, und wir sind Arbeitsbedingungen nicht zuletzt Lernen zugleich. froh, dass das Institut seit 100 Jahren Bedingung sind für unseren Wohlstand. in Stuttgart ist.“ Unser Wohlergehen verpflichtet uns, Bundesaußenminister Frank-Walter anderen zu helfen. Das unschätzbare Steinmeier dankte dem ifa in seiner 100 Jahre ifa, das war auch der kriti- Privileg und Geschenk des Friedens Festrede für seine Leistungen in der sche Rückblick auf dunkle Zeiten der in Europa fordert uns auf, uns täglich Auswärtigen Kultur- und Bildungs- Institutsgeschichte und das Bewusst- dafür einzusetzen, das Unrecht auf politik: „Angesichts der aktuellen sein, dass Demokratie, Menschen- dieser Welt zu vermindern. weltpolitischen Situation brauchen rechte, Freiheit und Humanität die wir Kulturaustausch mehr denn je: Ziele und Aufgaben sind, um die es Er bereitet im vorpolitischen Raum dem ifa geht. All das sind Elemente Ursula Seiler-Albring war von den Boden für politische Verständi- einer großen Idee und eines großen 31. März 2006 bis 30. Juni 2017 gung. In Zeiten zunehmender Krisen uns leitenden Gedankens: Kultur Präsidentin des ifa und sich auflösender Ordnungen arbeit ist Friedensarbeit. leistet das ifa als Kompetenzzentrum für kulturelle Zusammenarbeit 100 Jahre ifa, das ist ein Auftrag, die darum einen bedeutsamen Beitrag zu immer wichtiger, immer vielfältiger, Frieden und Konfliktlösungen.“ immer anspruchsvoller werdenden Auch der baden-württembergische Aufgaben des Kulturdialogs zu pfle- Ministerpräsident Winfried Kretsch- gen und zu fördern in Zeiten von 8
K U LT U R E N D E S W I R Kulturen des Wir Ronald Grätz Kulturen des Wir lautete der Themen hat zu überraschenden, wichtigen schaft und nur mit multilateralen schwerpunkt, den das ifa zum Ergebnissen geführt, nicht zuletzt Kooperationen begegnet werden. 100-jährigen Jubiläum abteilungsüber- hinsichtlich der markanten außer Dieses „Wir“ – Fundament der Demo- greifend intensiv behandelt hat. Es europäischen Perspektiven. Es war kratie – muss unter den aktuellen wurde eine Vielzahl von Synergien ein Lernprozess für alle. politischen Gegebenheiten und vor deutlich, die in einem Institut vor- dem Hintergrund einer globalisierten handen sind, das so unterschiedliche Die Frage, wer Teil eines „Wir“ ist, Welt neu gedacht und aktiv gefördert Arbeitsbereiche wie Kunstvermitt- gehört heute zu den viel und kontro- werden. Dabei gilt es, verschiedene lung, zivilgesellschaftlichen Dialog, vers diskutierten Themen, beispiels- Konzepte, Interessen, Probleme und Forschung und Dokumentation unter weise im Selbstverständnis als Ein- Voraussetzungen zu berücksichtigen einem Dach zusammenführt. wanderungsgesellschaft. Durch und in einen produktiven Dialog Im Rahmen von „Kulturen des Wir“ Globalisierung und Digitalisierung einzubinden. beleuchtete das ifa aktuelle Fragestel- entstehen zudem neue Dynamiken lungen von Gemeinschaft, Vielfalt von sowohl längerfristigen als auch und Frieden und zeigte teils sehr spontanen Wir-Bildungen. Die ökolo- Ronald Grätz ist seit 1. September 2008 divergierende Vorstellungen von gischen, ökonomischen und sozialen Generalsekretär des ifa „Wir“, Fallstricke und Potenziale, Risiken des globalen Zusammenle- aber auch neue, produktive Perspek- bens können nur in einer „globalen tiven. In einem Onlinemagazin zum Gemeinschaft“ bewältigt und nur in Thema sowie einer zentralen Konfe- multilateralen Kooperationen begeg- renz „Kulturen des Wir“ standen net werden. Auch dies ist eine neue Fragen wie „Welche Wir-Verständ- Wir-Konstellation. Die transnationa- nisse brauchen wir zur Bewältigung len Herausforderungen fallen dabei globaler Zukunftsaufgaben?“, „Wie in eine Zeit, in der in Europa und bilden sich Wir-Verständnisse?“, weltweit Nationalismen sowie auto- „Wie kann man sie erproben?“, ritäre Haltungen zunehmen. Dies ist „Kann es eine Welt ohne ‚Wir‘ und das Wir eines „Ihr seid nicht wir“. ‚die anderen‘ geben?“, „Kann Kultur ein Schlüssel sein, um Ideen für ein Bestärkt haben uns die Erkenntnisse globales Miteinander weiterzuentwi- der Diskurse in unserer Überzeugung, ckeln?“ oder „Wie wird der aktuelle dass Gesellschaften für die zentralen Diskurs um Nationalismus und Zukunftsaufgaben internationalen Populismus außerhalb Europas Austausch, Dialoge und Kooperatio- wahrgenommen?“ im Mittelpunkt. nen benötigen, um Vielfalt sichtbar Der mitunter leidenschaftliche zu machen und neue Gemeinschafts- Diskurs mit Vordenkerinnen und konstellationen entstehen zu lassen. Vordenkern wie Chandran Nair, Cees Globalen Bedrohungen wie Konflik- J. Hamelink, L. H. M. Ling, Shahid ten, Krisen, Fluchtbewegungen und Nadeem, Banu Karaca und anderen Klimawandel kann nur als Gemein- 11
K U LT U R UND KONFLIKT 12
Wie liebt man Europa im 21. Jahrhundert? Jagoda Marini Noch immer ist in Europa die Gefahr Kolumbusstatue, die 1888 während Fällen haben wir Glück, und es ist so. des Populismus nicht gebannt, an den der Weltausstellung errichtet wurde. Tür auf, Tür zu. Man streitet, liebt Gestaden des Kontinents grassieren Seefahrer, Festungen wie in Dubrov- und schimpft ein bisschen, bevor Nationalismus und Xenophobie, Euro- nik, Piraten, Reichtum, Welteroberung man einschläft. Wir dürfen uns über Skeptizismus und European Angst. und Hoffnungsschimmer. Banalitäten ärgern und täglich Tonnen Dabei gibt es so viele Gründe, Europa von Milch in Form von Latte Macchi- zu lieben. Hilfreich könnte es sein, den In den letzten Jahren war Europa vor atos in uns hineinkippen. Wir glau- Blick über das Mittelmeer schweifen zu allem Hoffnungsschimmer. Doch das ben an dieses Leben, wie wir es füh- lassen und den Horizont zu weiten. Mittelmeer wurde zunehmend zum ren, als stehe es uns Zufallsgeborenen Von Jagoda Marinić Symbol der untergegangen Hoffnun- aus irgendeinem Grund mehr zu als gen, der Leben, die das Meer ver- anderen. Doch genau deshalb sollte Europa und Migration sind nicht schluckte. 3.081 Menschen sind allein dieses Leben eine Verpflichtung sein. trennbar voneinander. Das Thema 2017 im Mittelmeer ertrunken. Wer Genau deshalb darf man das Sterben „Migration“ ist keine Ecke, in die die Geschichte des Mittelmeers liest, der anderen nicht aushalten. Genau man gestellt werden kann, denn wagt kaum, danach zu fragen, wie deshalb darf man nicht so tun, als „Migration“ ist der Marktplatz Euro- viel Blut dieses Mittelmeer birgt. könnte man das Erkalten gegenüber pas. Die Städte Europas sind die Die Geschichte des Mittelmeers war dem Leid ohne Schaden organisieren. Halsschlagadern dieses Kontinents. oft blutig. Vielleicht müsste man Sie sind geprägt von der Vielfalt, die akzeptieren können, dass es heute, Ja, es sind immer Menschen im Mittel- Europa ausmacht. Wenn jeder im 21. Jahrhundert, wieder so ist. meer gestorben, doch Europa war ein Mensch in einer deutschen Stadt die Vielleicht müsste man aufhören, Kontinent des Fortschritts der Zivili- Orte aufzählen müsste, die sein daran zu glauben, dass Frieden mach sation, nachdem sie an ihrem Null- Leben geprägt haben, so hätten wir bar ist. Doch dann, was ist das punkt angelangt war. Europa wurde mit Sicherheit einen großen Teil Euro- Europa der letzten 70 Jahre anderes als der dunkle Kontinent bezeichnet pas abgedeckt. Europa steckt in als ein Friedensprojekt? Wir leben und bei allem, was wir aus guten jedem von uns. Europa seit Jahrzehnten. Europäer Gründen an Europa kritisieren, darf glauben an diesen Frieden, an die nicht vergessen werden, dass aus Ich denke Europa vom Mittelmeer Erlaubnis zur Banalität des Alltags: diesem dunklen Kontinent ein Konti- aus. Das hat damit zu tun, dass am Wir Europäer gehen schlafen und nent des Lichts geworden ist. Er steht Mittelmeer das Licht in unvergess wachen auf, neben den Menschen, jedoch nicht isoliert in einem Welt lichen Farben spielt und in meiner mit denen wir leben wollen. Die gefüge und wird nicht tangiert von Kindheit dieses türkisblaue Meer meisten von uns gehen durch den den anderen Kräften. Es geht für den ständig mit dem hellblauen Himmel Alltag mit den Fragen nach dem Kontinent auch darum, zu verstehen, um meine Aufmerksamkeit konkur- guten Leben, nicht dem Überleben. dass eine ausbalancierte Welt ein rierte. Es ist dieses Mittelmeer, das Wir glauben, ohne uns groß Gedan- waches Europa verlangt. Europa die Menschen arm und reich gemacht ken darüber zu machen, dass wir kann nicht zur Kulisse für Fantasy- hat. In Barcelona, einer meiner morgens zur Arbeit können und Thrilller und Touristen degradiert Lieblingsstädte am Mittelmeer, findet abends die Menschen, die wir lieben, werden; die Kinder des europäischen sich am Hafen die 60 Meter hohe wiedersehen dürfen. In dem meisten Südens werden nicht geboren, um – 13
K U LT U R U N D K O N F L I K T wie ein Tourismusminister Kroatiens Die Migrantin Europa kam zurück wenn der neue Bundespräsident sein dies einmal beanspruchte – die Bett- aus der Welt wie sie gegangen war, Amt antritt und von einer möglichen laken der Nordeuropäer zu waschen. nur etwas reicher. neuen Weltordnung redet. Das Chaos, Europa braucht eine Vision, die über Aus heutiger, bundesdeutscher Sicht, das sich derzeit auftut und über das das, was sie derzeit ist, hinauswächst. würde man eine solche Einwanderin ungelöste Chaos der letzten Jahre mit Sicherheit für integrationsunwil- legt, macht die Welt nicht überschau- Europas eigene lig halten. Sie kennen ja die deutsche barer. Staatschefs, die von einem Migrationsgeschichte Redensart „Fühlen Sie sich wie zu neuen Zeitalter reden, könnten Recht Hause!“ Europa fühlte sich überall haben, doch sie tragen auch bei zu Dazu muss sich Europa seiner wie zu Hause. Und als Menschen einer Verstärkung der Beunruhigung. Geschichte besinnen. Europa, das ist nach Europa kamen, wollte man Wenn die Welt schon nicht verstehbar auch das Kapitel der Verletzung der sichergehen, dass Europa sich nicht ist und ihre Probleme nicht lösbar Menschenrechte in der Geschichte plötzlich unwohl fühlen könnte im sind, warum nicht zurück zur Klein- moderner Zivilisation. Um Europas eigenen Haus. Wo wären wir denn staaterei? Viele sprechen von einer Verantwortung gerecht zu werden, da? Sicher nicht in Europa. Zukunft, die anders wird, doch diese müssten die Europäer lokal leben, Sie sehen schon, worauf ich hinaus- Zukunft ist bereits Gegenwart. doch global denken. Die meisten wohl will. Wir leben in einer Zeit, in der Anschläge in Europas Hauptstädten. habenden Europäer sind nicht des- manche Menschen sich für euro Einerseits fürchten die Europäer den halb wohlhabend, weil Europa stets päischer halten als andere. Die Fran- organisierten Terror, andererseits Zuhause geblieben ist. Europa selbst zosen hinterfragen ihre großzügige fürchten sie den durchgeknallten hat eine Migrationsgeschichte: Staatsbürgerschaftspolitik, denn die Einzelnen, vielleicht sogar den eige- Europa mit Migrationshintergrund jungen Algerier sind nie Franzosen nen Nachbarn. Die Londoner Zeitun- also, und diese Europa war wahrlich geworden, behaupten die Franzosen, gen titeln: Es war ein Anschlag auf keine assimilierungsfreudige Migran- die nie Algerier waren. Der algerische die Demokratie. Am Jahrestag des tin. Europa kam und meinte, sie sei Boden war jedoch in Windeseile fran- Anschlags in Brüssel. Als Paris ange- aus welchen Gründen auch immer, zösisch. Hätten sich die jungen Alge- griffen wurde, war es ein Anschlag dort wo sie angekommen war, rier in Frankreich benommen wie auf die Freiheit. Egalité, Liberté, Fra- irgendwie mehr zu Hause und mehr Europa in Algerien, dann wären sie ternité. Gleichheit, Freiheit, Brüder- Herrin als die Einheimischen selbst. vermutlich heute integriert, denn sie lichkeit, das sind drei Werte der west- Europa war immer schon elegant hätten sich das Land zu Eigen lichen Wertegemeinschaft. Mit dem und musste sich schmücken. Alles, gemacht. Frieden hätten wir keinen. Anschlag auf die Demokratie wird was ihr in die Quere kam, musste Europa brachte mit seinem Beneh- im Grunde die Gleichheit angegrif- herhalten. Sie kam, wenn sie men alles, nur keinen Frieden. fen, mit dem Anschlag auf das irgendwo außerhalb Europas ankam, Bis zu den letzten Jahrzehnten, den Bataclan oder in Nizza war es die nie auf die Idee, die Sprache der Ein- letzten 70 Jahren. Dieser Frieden kam Freiheit. Sie alle sollen dabei helfen, heimischen zu lernen. Europa kam buchstäblich aus dem Nichts. Er kam die Brüderlichkeit zu zerstören, den an und lehrte die Menschen ihre aus dem stückweisen Verzicht auf Zusammenhalt, die Solidarität. Sprache. Das war dann aus ihrer Sicht das vermeintlich Eigene zugunsten vielleicht ein globaler Integrations- des Gemeinsamen. Dieser Frieden ist Wenn es jetzt heißt, der Täter sei in kurs. Aber das reichte nicht, Europa das Erbe, das wir, die wir ihn erleben Großbritannien geboren und hätte verbot gerne den Einheimischen auch durften, zu verteidigen haben. einen britischen Pass, dann wird die noch die Muttersprache. Ich weiß Die Verantwortung, die wir tragen, Solidarität weiter in Frage gestellt auch, welcher Idee das zu verdanken ist nicht die für das beste Integrati- werden. Als in Barcelona Menschen sein könnte: Vielleicht dachte Europa, onszertifikat, sondern die für den in den beliebten Ramblas durch ein das macht Platz im Kopf. Vielleicht sozialen, europäischen und – es mag Attentat starben, hielten die Be dachte sie aber auch einfach, was uns Europäern Angst machen – den wohner dieser Stadt zusammen und sollten sie denn mit ihrer eigenen weltweiten Frieden. stellten klar, dass die Angst diese Sprache, so können sie sich überhaupt Es sind keine beruhigenden Zeiten. Stadt nicht regieren werde. Dieser nicht mit Europa unterhalten? Es ist geradezu eine Beunruhigung, Zusammenhalt gerade nach solchen 14
A U S G E WÄ H LT E P R O J E K T E Angriffen auf die Freiheit ist beein- druckend – und doch wird es wichtig sein, auf die alltäglichen Probleme der Menschen einzugehen, um sie vor ihren Ängsten zu schützen. […] Jagoda Marinić ist eine kroatisch- • zivik – zivile Konfliktbearbeitung • Stay connected deutsche Schriftstellerin, Kulturmanage Das Programm zivik fördert inter Gedenken und Umgang mit Ge rin und Journalistin. Der Text ist eine nationale Friedensprojekte in Krisen- schichte, Konfliktbearbeitung, Jugend gekürzte Fassung aus einem Beitrag für regionen und berät Nichtregierungs- begegnungen und die Aktivierung den Kulturreport/EUNIC-Jahrbuch organisationen sowie das Auswärtige junger zivilgesellschaftlicher Akteure – 2017/18. Amt auf diesem Gebiet. Im Durch- diese Themen standen im Mittelpunkt schnitt unterstützt zivik hierbei welt- einer dreitägigen Netzwerkveranstal- weit jährlich rund 80 Projekte der tung im Oktober 2017 in Berlin. zivilen Krisenprävention und Kon- Unter dem Motto „Stay Connected“ fliktbearbeitung, im Nahen Osten trafen sich auf Einladung des ifa Filme und in Nordafrika zusätzlich auch im macherinnen, Menschenrechtler, Rahmen der Transformationspartner- Umweltschützer, Expertinnen im schaften. Beispielweise wird im Liba- Kulturbereich und andere, die Pro- non die Organisation Fighters for jekte im Rahmen des Programms Peace unterstützt. Sie besteht aus ehe „Ausbau der Zusammenarbeit mit maligen Kämpfern mit verschiedenen der Zivilgesellschaft in den Ländern politischen und religiösen Hinter- der Östlichen Partnerschaft und gründen, die öffentlich für eine Kul- Russland“ des Auswärtigen Amts tur des Friedens und der Versöhnung umsetzen. im Libanon eintreten. Im Dialog mit Jugendlichen sollen diese von der Ab • Forschungsprogramm kehr von Gewalt überzeugt werden. Im Rahmen des ifa-Forschungs programms fand in Berlin ein Work- • Humanitäre Hilfe shop zum Friedenspotenzial nicht- Im Rahmen des ifa-Förderprogramms abrahamitischer Religionen statt. werden ausgewählte Partnerorgani- Außerdem befasste sich eine Podiums sationen im In- und Ausland beraten, diskussion auf der Frankfurter Buch- um Menschen zu helfen, die durch messe mit dem Thema Religion. Bei Naturkatastrophen, Krisen, bewaff- dieser Veranstaltung „Macht Religion nete Konflikte oder andere Ursachen Politik?“ debattierten Friedens- und in akute Not geraten sind. Aktuelle Konfliktforscher Prof. Dr. Andreas Projektbeispiele sind hierbei die Hilfe Hasenclever vom Institut für Politik- nach den Überschwemmungen und wissenschaft Tübingen, der Bereichs- Erdrutschen Anfang April 2017 in leiter Frieden der Stiftung Weltethos, Kolumbien sowie den Erdrutschen Dr. Markus Weingardt und der Re im August 2017 in Freetown, Sierra daktionsleiter von Qantara.de, Loay Leone. Beim Klimaphänomen Mudhoon, ob Religionen zur Lösung „El Niño Costero“ 2017 in Peru finan- politischer Konflikte beitragen können. zierte und begleitete das ifa-Förder- programm Hilfsaktionen, welche das gesamte Spektrum humanitärer Soforthilfe abdeckten. 15
DIALOG DER ZIVILGESELLSCHAFT 7 Städte – 7 Geschichten: Die CrossCulture Tour 2017 Von April bis Oktober tourten sieben Alumni des CrossCulture Programms (CCP) mit ihren Projekten durch Deutschland: In sieben Städten mach- ten sie grenzenlosen Austausch zwi- schen Menschen und Kulturen erfahr- bar. Unterstützt wurden die Alumni von Partnerorganisationen des ifa, die als Co-Veranstalter die jeweiligen Tourstationen mitgestalteten. „Syrian Elsewhere“, Freiburg, 23.4.–30.4. In Kooperation mit: AMICA e. V. Den Auftakt der CrossCulture Tour markierte Rula Asad, die gemeinsam mit dem Fotografen Mohan Dehne von Identitäten geflüchteter Syrerinnen und Syrer in Europa erzählte. Porträts, Videointerviews und ein Buch be schrieben Erfahrungen der Menschen in ihrer neuen Umgebung. „Lady Dada Kalam“, Berlin, 29.6.–2.7. In Kooperation mit: A. S. Bruckstein Çoruh, Taswir-Projects Bei der Ausstellungs-Performance durchmischten sich verschiedene Formate, in denen zeitgenössische, antike, exotische und heimische Objekte üblicherweise gezeigt werden. Gleich drei ifa-Alumnae waren an der Ausstellung beteiligt: Huma Sherzai (Afghanistan), Huda Al-Janabi (Irak) und Friederike Ruf (Deutschland). „Dabkeh Flash Mobs“, Bremen, 28.5.–3.6. In Kooperation mit: Jugendbildungsstätte „LidiceHaus“ Osama Awwad, Tänzer aus Bethlehem, wusste mit seinem siebenköpfigen Tanzensemble die Bremer Zuschauer mit dem arabischen Folkloretanz Dabkeh zu überraschen. Die spontanen Tanzeinlagen fanden an öffentlichen Orten statt, darunter Bahnhöfen oder Einkaufsstraßen. 16
„Celebrating Diversity“, Nürnberg, 13.7. In Kooperation mit: Nürnberger Menschenrechts zentrum, Terre Des Femmes Nürnberg Die Podiumsveranstaltung der Sudanesin Jumana Elt- „Die Lebendige Bibliothek“, Stuttgart, 7.9. gani zeigte, dass es Wege abseits des populistischen In Kooperation mit: ifa-Bibliothek, Stuttgart Rückwärtsgangs geben kann. Argumente für ihre Sicht auf eine pluralistische Gesellschaft erfuhren Zuschauer Bei der Lebendigen Bibliothek, initiiert von Katharina durch drei Podiumsgäste bei der gemeinschaftlich Merz, wurde die Diversität von Menschen im Dialog organisierten Veranstaltung in Nürnberg. erlebbar. Jeder interessierte Leser konnte sich ein „Buch“ ausleihen und lesen. Die Besonderheit: Die Bücher waren echte Menschen, die neben ihrem Fachwissen und ihren Geschichten auch ihre eigenen Identitäten mitbrachten. „Theater der Unterdrückten“, Dresden, 10.9. In Kooperation mit: HELLERAU – Europäisches Zent- rum der Künste Dresden Im Beitrag der Iranerin Ramshid Rashidpour verband sich politische Bewusstseinsbildung mit befreiender Pädagogik. Wohin die Theaterreise des iranisch-deut- schen Ensembles führte, blieb offen. Denn die Entwick- lung und Inhalte des Theaterstücks wurden maßgebend „Freedom of Expression – A Cultural Difference“, von den Zuschauern bestimmt. 25.10. In Kooperation mit: Deutsche Welle, Redaktion Urdu Debatten um Meinungsfreiheit, Satire und ihre Grenzen prägen den europäisch-islamischen Kulturdialog seit vielen Jahren. Gemeinsam mit seinen Podiumsgästen ging der pakistanische CCP-Alumnus Abdul Rauf Anjum auf die Suche nach Antworten: Gibt es typisch islamische Narrative, wenn es um das Thema Meinungs- freiheit geht? Wo liegen Gemeinsamkeiten? Wo Gegen- sätze? 17
A U S G E WÄ H LT E P R O J E K T E • Total Glokal. • Akteursforum Jugendstrategie Stuttgarter Weltgespräche Diese Fortbildungsveranstaltung in Die in 2017 gestartete Veranstaltungs- Stuttgart diskutierte und vermittelte reihe greift aktuelle Fragestellungen Strategien der Selbstorganisation für zu den Wechselwirkungen von Jugendverbände und -gruppen der globalen und lokalen Entwicklungen deutschen Minderheit in Mittelost- auf und bietet Raum für Diskussionen und Südosteuropa sowie den GUS- zwischen internationalen Experten, Staaten. Fachleute, Akteure und regionlen Akteuren und dem Publi- Jugendliche kamen zusammen, um kum vor Ort. Im vergangenen Jahr sich zu aktuellen Themen und Trends fanden Veranstaltungen zu den The- der Jugendbildung, -förderung und men „Lernende Stadt – Lernen in der -partizipation auszutauschen, neue Stadt“, dem öffentlichen Umgang mit Denkmuster kennenzulernen und der Flüchtlingsthematik, den Vorstel- Perspektiven zu wechseln. lungen von „Wir“ in der afrikanischen Kinderliteratur, und zur kritischen • Quo vadis, Europa? Die Rolle der Auseinandersetzung mit dem west Zivilgesellschaft lichen Begriff der Moderne statt. Was bedeutet Europa für uns? Mit dem Publikum diskutierten Welche Aufgabe haben wir als Zivil- dabei unter anderem Nikita Dhawan, gesellschaft? Wie gehen wir mit den Ken’ichi Mishima, Robert Muponde, aktuellen Herausforderungen um? Daniele Vieira und Timo Aarrevaara. Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Alumni des • Deutsch-chinesisches Forum Bereichs „Integration und Medien“ „Kulturelle Bildung und Digitalisie- während einem zweitägigen Seminar rung“ in Berlin. Darüber hinaus wurden im Der deutsch-chinesische Austausch Rahmen eines Open Space neue Pro- zum Thema „Kulturelle Bildung und jekte entwickelt und Netzwerke Digitalisierung“ befasste sich Ende gestärkt. November mit der Frage nach der Bedeutung und den Folgen der • Civic – „Shaping Neighbourhood“ Digitalisierung für die Kulturelle Das Planspiel „Shaping Neighbour- Bildung in Deutschland und China. hood“ eröffnet Teilnehmerinnen und Dazu wurde ein transkultureller Teilnehmern neue Denkalternativen Fachdialog zwischen Wissenschaft- für den europäischen Kontinent und lern und Praktikern aus China und verdeutlicht, welche entscheidende Deutschland organisiert. Das Projekt Rolle, der Prozess der Partizipation wurde von der Stiftung Mercator in der europäischen Nachbarschaft gefördert und fand in Kooperation innehat. Interaktiv und praxisnah führt mit der China Soong Ching Ling die Spielsimulation an die Bedeutsam- Stiftung statt. keit eines friedlichen und respektvol- len Miteinanderlebens in Europa heran. An insgesamt zehn verschie- denen Orten in Armenien, Georgien, Moldawien und der Ukraine wurde das Projekt im Jahr 2017 in Koopera- tion mit Auswärtigen Amt durchge- führt. 18
FLUCHT U N D M I G R A- TION 19
F L U C H T U N D M I G R AT I O N Mit Kunst gegen Blockaden Philipp Mausshardt Als Sally Elgizouli im April 2017 eine Sally fragt sich seit Langem, was mit Als Sally das erzählt, sitzt sie im Mail vom Leiter des Goethe-Instituts Geflüchteten geschieht, die nur kurz Wohnzimmer einer Stuttgarter in Khartum (Sudan) erhält, arbeitet sie im Sudan einen Zwischenstopp Wohngruppe für männliche Jugendli- gerade im Traumazentrum der Ahfad- einlegen, um weiterzufliehen nach che, unter denen sich auch unbeglei- Frauen-Universität. Sie entwickelt Europa, in die USA oder in ein tete minderjährige Geflüchtete befin- dort eine neue Methode für Kinder benachbartes afrikanisches Land, das den. Sallys Aufenthalt in der Einrich- und Jugendliche, mit der sie durch ihnen eine bessere Perspektive bietet. tung St. Josef gGmbH neigt sich künstlerische Ausdrucksformen ihre Wie geht es ihnen dort? Wer kümmert schon dem Ende zu. Fast drei Monate traumatischen Erlebnisse bearbeiten sich um sie? Rund eine halbe Millionen hat sie bei der von Franziskanerinnen können. Die Mail macht sie neugierig: Menschen leben derzeit vorwiegend gegründeten Organisation den Ob sie Interesse an einem interkultu- in Camps der UN-Flüchtlingsorgani- Umgang mit Jugendlichen beobachtet rellen Programm zur Flüchtlingsarbeit sation UNHCR im Sudan, und fast – nicht nur von Geflüchteten, sondern habe – in Deutschland würden dazu noch einmal viermal so viele, mehr auch von deutschen Heranwachsen- gerade einige Stipendien vergeben. als zwei Millionen Menschen, gelten den, die mit unterschiedlichen Prob- als Vertriebene im eigenen Land, als lemen zu kämpfen haben. Vor allem „Internally Displaced Persons (IDP)“. ein Wort fällt häufig, wenn sie über ihre Erfahrungen spricht: „Interven- Aus beiden Gruppen hat Sally Elgi- tion“. „Diese Methode, jeden Jugend- zouli in den letzten Jahren Patienten lichen als Individuum zu sehen und behandelt. Vor allem Frauen, Kinder auf seine speziellen Bedürfnisse ein- und Jugendliche, die keine Worte zugehen, hat mich beeindruckt. Das mehr fanden für das, was sie erlebt nehme ich mit.“ hatten. Es waren Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Äthiopien, dem Süd- In den Gesprächen mit jungen Sudan, aber auch Sudanesen, die Geflüchteten habe sie aber auch fest- durch ethnische Konflikte im eigenen gestellt, wie wichtig es ist, die kultu- Land vertrieben worden waren. rellen Hintergründe der Jugendlichen zu kennen und zu verstehen. Zum „Als ich die Mail vom Goethe-Institut Beispiel bei Mohamed, der vor zwei las, wusste ich sofort: Das muss ich Jahren als unbegleiteter Minder machen“, sagt Sally Elgizouli. Das jähriger nach einer traumatischen CrossCulture Programm CCP Flucht Flucht aus Syrien schließlich in Stutt- und Migration des ifa, auf das sich gart landete. „Es war für mich als die Mail bezog, schien wie maßge- Muslimin vielleicht etwas einfacher, schneidert auf sie. zu ihm und anderen arabischen Jugendlichen mit einem ähnlichen Schicksal ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.“ 20
A U S G E WÄ H LT E P R O J E K T E Dabei hat es Sally zu keinem Zeit- Methode arbeiten, über künstlerische Stipendiaten der Auslandsaufenthalt punkt als Einschränkung empfunden, Ausdrucksformen die inneren in einer gastgebenden Organisation dass sie als Muslimin in einer christli- Blockaden ihrer Patienten aufzubre- ermöglicht. Weitere Porträts befinden chen Organisation ihr Praktikum chen. Dazu bringt Sally auch Erfah- sich auf der Webseite des ifa unter www. absolvierte. „Religion war kein rungen aus der eigenen Familie mit. ifa.de/themen/flucht-und-migration.html. Thema, hier ist man offen für alle“, Ihr Vater ist Kunst-Dozent an der Das Förderprogramm CCP Flucht und sagt sie. Gerade das Zusammenleben Ahfad-Frauen-Universität von Khar- Migration wurde im Dezember 2017 so vieler junger Menschen mit kultu- tum, ihre Mutter arbeitet mit Kindern beendet. rell ganz verschiedenen Hintergrün- aus schwierigen sozialen Verhältnis- den hat sie fasziniert. Diese Erfahrung sen. Durch das Stipendium konnte • Filmscreenings und Workshops will sie mitnehmen, wenn sie nach sie ein breites Netzwerk auch mit in der ifa-Galerie Stuttgart einem kurzen Berlin-Aufenthalt Migrationsexperten anderer Länder Im vergangenen Jahr fanden in der Anfang Dezember zurück in den aufbauen. Es ist ihr wichtig, dieses ifa-Galerie Stuttgart verschiedene Sudan fliegt. an ihrem Institut in Khartum weiter Veranstaltungen unter dem Themen zu pflegen. schwerpunkt Migration und Identität Auch für ihre Gast-Organisation, die statt. Gemeinsam mit dem Stuttgarter gemeinnützige St.-Josefs-Gesellschaft, „See you again und good luck“, Filmwinter-Festival for Expanded war die Zusammenarbeit mit der wünscht sie ihrer Kurzzeit-Betreuerin Media startete eine Filmreihe zum sudanesischen Trauma-Expertin eine zum Abschied. Dann schwingt sich Thema Migration und Identität mit neue Erfahrung. Stella Gellner vom Sally ihren langen Wollschal um den anschließender Diskussionsrunde. Therapeutischen Fachdienst fand den Hals und geht winkend in den kalten Des Weiteren wurden für den Verein Austausch mit ihrer afrikanischen Wintertag hinaus. für Internationale Jugendarbeit (VIJ) Kollegin spannend: „Aufschlussreich und interessierte Jugendliche war es vor allem in Bezug auf die Das Förderprogramm CCP Flucht und Workshops mit dem Künstler Hart- Materialien in der Trauma- und Kunst Migration war eine Erweiterung des mut Landauer zu den Ausstellungen therapie, die interkulturellen Schnitt- CrossCulture Programms (CCP) des ifa „Zwischen Sonne und Mond – Studio stellen und Unterschiede. Sally hat und wurde vom Auswärtigen Amt ge Mumbai architects“ und „Eine Welt außerdem mit Jugendlichen ein Pro- fördert. Damit wurde die Vernetzung, in der Stadt. Zoologische und botani- jekt durchgeführt zum Thema Um fachliche Weiterbildung und der Aus sche Gärten“ angeboten. gang mit Konflikten, in dem auch tausch zwischen Akteuren der Flücht theatertherapeutische Ideen integriert lings- und Migrationsarbeit ermöglicht. waren. Insgesamt eine gelungene Im vergangenen Jahr lag der regionale Zusammenarbeit und tolle Erfahrung Fokus auf afrikanischen Ländern entlang – sowohl persönlich als auch fachlich.“ der Flucht- und Migrationsrouten zum Doch jetzt muss sich Sally erst einmal Mittelmeer. Teilnehmende Länder waren von ihren jungen Schützlingen der Deutschland, Äthiopien, Elfenbeinküste, Stuttgarter Wohngruppe verabschie- Gambia, Guinea, Mali, Niger, Nigeria, den. Sie haben sich mit ihr zum Senegal, Sudan, Tschad und Uganda. Kaffeetrinken verabredet, Tee, Kaffee Für einen Zeitraum von mindestens fünf und Käsekuchen stehen auf dem Wochen bis zu drei Monaten wurden Tisch, und das Verständigungspro- Mitarbeitende von Nichtregierungs blem wird durch Englisch überwun- organisationen, Regierungsstellen und den. Sally und die Jugendlichen im internationalen Organisationen bei Alter zwischen 14 und 20 Jahren ihrem berufsspezifischen Auslandsauf sprechen es fast fehlerfrei. enthalt mit den Schwerpunkten Migrati onsmanagement und Bearbeitung von Zurück im Sudan warten nicht weni- Fluchtursachen gefördert. ger Aufgaben auf die junge Trauma Neben Sally Elgizouli wurde zweiund spezialistin. Sie will weiter an einer zwanzig weiteren Stipendiatinnen und 21
KUNST UND K U LT U R - A U S TA U S C H 22
Pure Gold – Upcycled! Upgraded! Henrike Hoffmann und Paula Kohlmann Was in westlichen Industrienationen In Pure Gold – Upcycled! Upgraded! Umdenken beitragen“, so der Kura- als „Müll“ angesehen wird, ist für stellen die Kuratorinnen und Kura tor Volker Albus. eine große Mehrheit der Weltbevöl- toren eine neue globale Generation kerung Ressource und tagtägliches ökologisch und ethisch nachhaltig Die Tourneeführung orientiert sich Handelsgut. Die Lebenszyklen von agierender Designerinnen und Desig- dabei an den Regionen der außer Produkten zu verlängern, ist schlicht ner vor und versammeln multipers- europäischen Kuratorinnen und eine Überlebensstrategie, so die pektivisch Lösungsansätze für ein Kuratoren, die als Spezialisten auch Brasilianerin Adélia Borges aus São gravierendes Problem der Gegenwart: oft an Universitäten tätig sind und Paulo bei einer Konferenz des ifa. Müll und seine Verarbeitung. als Multiplikatoren im Rahmen der So lässt sich kurz die Idee der neuen Das Thema „Upcycling“, also die Vorbereitungen vor Ort die Vernet- ifa-Ausstellung Pure Gold – Upcycled! Wiederverwendung von bereits ver- zung mit Universitäten und Studie- Upgraded!, die 2017 im Museum für arbeitetem Material als Rohstoff für renden, mit der lokalen Maker-Szene Kunst und Gewerbe in Hamburg neue, hochwertigere und ästhetisch und Designbüros anbahnen. Sie tref- Premiere hatte, zusammenfassen. gearbeitete Objekte, schärft den Blick fen außerdem die Auswahl lokaler Pure Gold – Upcycled! Upgraded! wird für alternative Produktionstechniken Designerinnen und Designer für die in den kommenden zehn Jahren an und lenkt ihn dabei auf zeitgenössische Ausstellung. voraussichtlich 20 Standorten weltweit europäische und außereuropäische gezeigt und sich dabei kontinuierlich Designentwicklungen. Die Entwürfe Das Ausstellungsformat, für das Kura verändern. verwenden scheinbar minderwertige torinnen und Kuratoren aus sieben Ausgangsmaterialien, kombinieren Regionen insgesamt 53 Designerinnen auf unkonventionelle Weise verschie- und Designer mit 76 Arbeiten zur denartige Objekte oder verarbeiten Thematik „Upcycling“ vorstellen, ungewollte Nebenprodukte schöpfe- gliedert sich in drei maßgebende risch weiter. Bestandteile: eine Tourneeausstellung, Workshops an den Ausstellungsorten „Unsere Konsumgesellschaft funktio- und eine digitale Plattform. Den Kern niert nach dem Prinzip des Begehrens. bildet die von Volker Albus (Europa) Diese Ausstellung will nicht pädago- initiierte und mit den Kuratoren und gisch sein, sondern setzt auf die Kuratorinnen Adélia Borges (Südame- ästhetische Überzeugungskraft der rika), Tapiwa Matsinde (Subsahara- gezeigten Beispiele. Aus diesem Afrika), Divia Patel (Südasien), Bahia Grund wurde auch der Ausstellungs- Shehab (Nordafrika/Nahost), Eggarat titel Pure Gold gewählt. Die Objekte Wongcharit (Südostasien) und Zhang bedienen sich nicht mehr der Methode Jie (Ostasien) konzipierte Tournee- des Bastelns oder der Bricolage, son- ausstellung, die an jedem Ausstel- dern sind etwas Neues, handwerklich lungsort um Arbeiten lokaler Desig- präzise Verarbeitetes, sind Finessen. nerinnen und Designer ergänzt wird. Eine Ausstellung, die nicht erziehe- Dazu konzipierte Axel Kufus ausstel- risch argumentiert, kann besser zum lungsbegleitende Workshops mit 23
K U N S T U N D K U LT U R A U S TA U S C H lokalen Maker-Szenen und Hochschu- In den Hands-on-Workshops, die die len thematisieren lokale Herausforde- Ausstellung auf ihrer Tournee beglei- rungen und Upcyclingtechniken. ten, wird zunächst herausgefunden, Hintergrundinformationen zum Kon- was sich bereits mit den einfachsten zept, Akteuren und Ergebnissen wer- Utensilien machen lässt. Die nächste den kontinuierlich auf der digitalen Stufe der Workshops widmet sich den Plattform puregold.ifa.de gesammelt Feinheiten. Maker, die diese Work- Eine Besonderheit sind die mit den und weltweit zugänglich gemacht. shops für ihre Pionierarbeit nutzen, Studierenden erstellten „Instructables“ können dabei eine ganz andere – Videos, die auf der Plattform zu Klientel ansprechen, für die Design, sehen sind und ein großes Archiv an in Form schon gezielt aufbereiteter Upcycling-Strategien weltweit bilden. Rezepturen, als Orientierung dienen Fragestellungen, Wahrnehmungen kann. Upcycling ist ein Bottom-up- und Ästhetiken können flexibel auf- Prozess. Hier kann Design zeigen, genommen und diskutiert werden. dass es nicht nur von oben nach Durch die sozialen Medien schafft unten in Richtung Verbrauch geht, die Plattform einen digitalen Reflexi- sondern auch von unten nach oben onsraum für globalen Dialog und wirken kann. Das bringt das Upgra- Kreativität weltweit. ding auf den Punkt: Es ist dezentral, hat ein Lokalkolorit, das genutzt Die internationale Konferenz Trash it? werden soll, anstatt statisch verstan- Burn It? Use It! Rubbish Dump or den zu werden“, so der Designer Workshop? Creative Approaches to Trash „Beim Upcycling geht es nicht nur um Axel Kufus. in Kooperation mit dem MKG thema- den Umgang mit energetischen, son- tisierte die Strukturen einer globali- dern auch mit symbolischen Werten. Eine Auswahl der bei den Workshops sierten Konsumgesellschaft mit ihren Aufmerksamkeit für das, was wir an entstandenen Upcycling-Objekte unübersehbaren ökologischen Folge- Bestand längst haben, indem wir ihn wurde in die Ausstellung im Museum erscheinungen. durch Umnutzen, Weiternutzen und für Kunst und Gewerbe (MKG) Ham- Diskutiert wurden Lösungsansätze Rekombinieren neuen Bedeutungen, burg mit aufgenommen. So wurde zur Müllvermeidung sowie zur Ver- neuen Gebrauchswerten und neuen der partizipative und kollaborative und Aufwertung von Abfallprodukten. Symbolwerten zuführen. Charakter des Projekts auf musealer Die Kuratorinnen und Kuratoren Ebene deutlich. Doch nicht nur die sowie Experten aus den Bereichen Endprodukte, sondern insbesondere Umwelt, Forschung und Kreativ die Entstehungsprozesse spielen in wirtschaft führten in Keynotes in die einem neuen Designbegriff eine Rolle, vielschichtige Thematik ein. der ökonomische Prozesse kritisch hinterfragt und einen verantwortungs vollen Umgang mit Ressourcen fordert und fördert. 24
A U S G E WÄ H LT E P R O J E K T E • Kunstförderung Über die Ausstellungsförderung unterstützt das ifa Vorhaben deutscher und in Deutschland lebender Künst- lerinnen und Künstler im Ausland. Das Programm Künstlerkontakte Als offene Plattform für Gestalterin- fördert die internationale Zusammen nen und Gestalter, für die Maker- • Goldener Löwe für den Deutschen arbeit deutscher und ausländischer Szene und die Zivilgesellschaft bot Pavillon mit Anne Imhof Kulturschaffender. Die Rave die Konferenz zudem Workshops, Bereits zum sechsten Mal wurde der Stipendien für Nachwuchskräfte aus interaktive Diskurs- und Aktions Länderbeitrag Deutschlands im ver- Entwicklungs- und Transformations- formate sowie Möglichkeiten der Ver gangenen Jahr auf der Biennale in ländern ermöglichen Aufenthalte an netzung. Venedig durch eine internationale Museen, Galerien u. ä. in Deutschland. Jury mit dem Goldenen Löwen aus- Die kommentierte Linksammlung Dabei wurde der sichtbare ko-krea- gezeichnet. Mit dem Preis wurde die „Artguide Germany“ stellt die Kunst- tive Ansatz live erlebbar: Aus allen Arbeit „Faust“ der Künstlerin Anne landschaft Deutschlands vor. Regionen der Welt stellten die Ko- Imhof (Kuratorin: Susanne Pfeffer) Kuratorinnen und -Kuratoren in einer im Deutschen Pavillon gewürdigt. „Weltreise“ die jeweilige Situation Seit 1971 koordiniert das ifa im Auf- zum Umgang mit Ressourcen, zum trag des Auswärtigen Amts erfolg- Problem der Vermüllung und zu den reich den deutschen Länderbeitrag Methoden, welche Design als Lösungs- für die Kunstschau. ansätze anbietet, dar. Besonders beeindruckend waren die • FABRIK auf Tournee gleichzeitige Vielseitigkeit und Paral- Das Ausstellungsprojekt „FABRIK“ lelität der regionalen Expertisen, der sandte die künstlerische Besatzung lokalen Wissensbestände und der des Deutschen Pavillons 2015 der Nutzung von neuen Technologien in Biennale di Venezia auf die Reise. • Contemporary And (C&) den jeweiligen Ländern. Mit der Kon- Die Arbeiten von Hito Steyerl, Tobias Das kritische Onlinemagazin zu ferenz wurde ein Startschuss gesetzt Zielony, Jasmina Metwaly/Philip Themen und Informationen zeit für den Aufbau eines globalen Netz- Rizk und Olaf Nicolai setzen sich mit genössischer Kunstpraxis aus afrika- werks, das zusätzlich zur Tournee- dem oft geübten Begriff der Partizi- nischen Perspektiven, das vom ifa ausstellung und zum digitalen pation, der Teilhabe des Einzelnen an publiziert wird, bietet fundierte Ein- Wissensspeicher der Website als Basis sozialen Prozessen und politischer blicke in die afrikanische Kunstszene. für eine gemeinsame Wertschätzung Repräsentation auseinander. Die siebte Printausgabe mit einer unserer Ressourcen dient. Premiere war im März 2017 in Beirut. Auflage von 12.000 Exemplaren erschien während der documenta 14. • Under the Mango Tree – Sites of Learning • New Narratives In Kooperation mit „eine Erfahrung” In Kooperation mit der Akademie der documenta 14 initiierte das ifa Schloss Solitude, dem Schauspiel eine Zusammenkunft in Kassel, bei Stuttgart, der Staatlichen Akademie der neue Formen des Lernens disku- der Bildenden Künste, dem Theater tiert wurden. Dabei standen der Rampe, dem Württembergischen Dialog zu historischen und aktuellen Kunstverein Stuttgart und dem ifa Veränderungen von Bildungskonzep- fand unter dem Titel „New Narratives“ ten sowie das Zusammenfließen ein „Gipfeltreffen“ statt, das sich mit verschiedener Ansätze von Wissens alternativen Ansätzen zum neolibera- produktion im Mittelpunkt. len Finanzkapitalismus beschäftigte. 25
AUSSTELLUNGEN 2017 Ausstellungen in den ifa-Galerien - In the carpet/Über den Teppich [1] - Mit anderen Augen. Deutschland in den 1960er Jahren – Fotografien von Johannes Haile [2] - #Sommerstudio … das weiß nur der Dschungel - Studio Mumbai Architects. Zwischen Sonne und Mond. [3] - Untie to Tie – Über koloniale Vermächtnisse und zeitgenössische Gesellschaften [4] - Eine Welt in der Stadt: Zoologische und botanische Gärten [5] 1 2 3 5 Ausstellungsförderung Durch Übernahme von Transport- und Reisekosten sowie Mietkosten für technische Gerätschaften wurden 70 Ausstellungsprojekte mit 161 Künst lerinnen und Künstlern im Ausland gefördert, darunter folgende Biennalen: Venedig, Istanbul, Karachi, Shanghai, Lubumbashi, Thessaloniki, Island, Jakarta, Göteborg, Lagos 4 26
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