Wie die Hoffnung auf die Welt kommt - WEIHNACHTEN - UND AUSSERDEM: Predigen am Radio - Hoffnung für Arbeitslose - Amazing Grace im Stillen ...
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Nr. 10 Dezember 2020 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche WEIHNACHTEN Wie die Hoffnung auf die Welt kommt UND AUSSERDEM: Predigen am Radio — Hoffnung für Arbeitslose — Amazing Grace im Stillen
2 EDITORIAL 3 AKTUELL Nachrichten 5 BLOG mutterseelenallein MADELEINE STÄUBLI-RODUNER 7 Redaktorin «notabene» SCHWERPUNKTE Ein Fenster verkündet Liebe Leserin, lieber Leser Weihnachten Diese Weihnachtsnummer ist der Hoffnung gewidmet. Hoffnung? Billige Vertröstung auf bessere 8 Zeiten? Abgenützte Worthülse mit beliebig dehnbaren Inhalten? Aus Wunschdenken Weihnachten war immer genährte christliche Utopie? schon anders Nein. Mit Heilspositivismus habe christli- che Hoffnungsgewissheit überhaupt nichts zu tun, schreibt der Theologe Jürgen Molt- 11 mann in seinem Werk «Theologie der Hoff- nung». Wenn er darin nach dem Grund der Arbeitslos: So kommt christlichen Hoffnung und ihrer Verantwor- die Hoffnung zurück tung im Denken und Handeln von heute fragt, spricht er für mich treffend und ermuti- gend in unsere Situation hinein. 14 Die christliche Zuversicht, so hält er fest, habe in dieser Welt nur den Ruf und die Amazing Grace im Stillen Verheissung Gottes für sich und habe darum die Welt und den Tod gegen sich. Sie sei eine 17 «hoffnungswidrige Hoffnung» auf Dinge, die man nicht sieht, weil sie gegen den Tod auf PORTRÄT das Unmögliche hofft, nämlich Auferstehung und Leben aus Gott. Diese Hoffnungsge- Päcklimacherin wissheit werde in Verzweiflungen nicht untergehen und sich mit den vermeintlichen 18 Zwangsläufigkeiten der Wirklichkeit, mit den Gesetzen des Bösen und des Todes nicht THEMEN UND abfinden. Denn sie wisse von der Krise, «in der nichts bestehen kann, was ist» und TERMINE suche doch inständig Wege, «wie es denn besser gehen könnte in der Welt und gerech- 20 ter unter den Menschen», weil sie Zuversicht hat, dass die Gerechtigkeit Gottes kommt. IMPRESSUM & Dadurch werde sie zur Triebkraft für eine schöpferische Liebe zum leidenden Men- CARTOON schen und zur leidvollen Welt. Diese schöpferische Liebe, diese kraft- Doppelnummer: Die nächste Ausgabe des volle Zuversicht über alles Widrige hinaus «notabene» finden Sie Anfang Februar 2021 in Ihrem Briefkasten. News lesen Sie in der wird uns gerade an Weihnachten 2020 mit Zwischenzeit auf zhref.ch und auf den dem Christuskind in der Krippe neu ge- Social-Media-Kanälen der Landeskirche. schenkt. Was für ein Zuspruch! Wir wünschen Ihnen hoffnungsstarke Weihnachten!
AKTUELL 3 ILLUSTRATOR ADVENTSKALENDER —Oh du Fröhliche —Hoffnung jetzt erst recht mit dem Pinsel auf zhref.ch REDAKTION. In dieser Adventsausga- KOM. Hoffnung? – Ja, jetzt erst recht! Dieses Jahr be des notabene illustriert unser brauchen Menschen zu Weihnachten eine besondere Cartoonist, Daniel Müller, gleich Ermutigung. Daher hat die Abteilung Kommunika- mehrere Artikel und verbreitet mit tion der Gesamtkirchlichen Dienste mit Kirchenmu- seinen feinfühligen Illustrationen und siker Jochen Kaiser und Drehbuchautor Matthias seinem feinen Humor im ganzen Heft fröh- Wolf für den 1. bis 24. Dezember einen digitalen liche Vorweihnachtsstimmung. Es ist gleich- Adventskalender mit täglichen Kurzbeiträgen lan- zeitig das Schlussbouquet seines Schaffens für ciert: 10 musikalische Clips wechseln sich ab mit 14 notabene. Nach zwei Jahren und zwanzig wunder- stimmungsvollen Meditationen und Wortbeiträgen baren Cartoons reicht der Zürcher Künstler mit von Theologinnen und Theologen und wichtigen Aargauer Migrationshintergrund den Stab, oder Akteuren der Zürcher Kirche. Die hoffnungsstarken besser Stift und Pinsel, für 2021 weiter an den Kurzbeiträge sind auf der Website zhref.ch und auf nächsten Cartoonisten. Facebook sowie Instagram aufgeschaltet. Einen Überblick über Daniel Müllers Schaffen – Die täglichen Impulse erzählen vom Licht, das und auch viele fürs notabene gemalten Werke – fin- im tiefsten Dunkel aufstrahlt, und von anderen den Sie auf: illumueller.ch/notabene weihnächtlichen Botschaften. Als adventliche Red- nerinnen und Redner werden Kirchenratspräsident Michel Müller, Kirchensynode-Präsidentin Simone Schädler, die künftige EKS-Präsidentin Rita Famos PANDEMIE und zahlreiche Theologinnen und Theologen, Musi- —Niemanden allein lassen in kerinnen und Musiker zu hören und sehen sein. Zeiten der Pandemie KOM. Die katholische, die reformierte und die christ- katholische Kirche in der Stadt Zürich haben ein gemeinsames Versprechen abgelegt, wie sie sich während der Corona-Krise für die Menschen einset- zen wollen. Das «Corona-Manifest» wurde am 11. November im Grossmünster unterzeichnet. In ei- nem Communiqué umschreiben die Initianten den Hintergrund des Versprechens: «Isolation, Verges- senheit, Einsamkeit – oft sogar im Moment des Sterbens: Die erste Welle der Corona-Pandemie hat Rita Famos bei den Dreharbeiten für den uns vor Augen geführt, wie Massnahmen zum Adventskalender auf: zhref.ch/advent. Foto: Peter Hürlimann Schutz gegen die Pandemie menschlich einschnei- dende, ja brutale Auswirkungen auf unser Zusam- menleben haben. Vor allem für die Kranken und die Schwachen.» Die Vereinbarung hält nun fest, wie die Kirchen für die Kranken und Sterbenden wäh- rend der Corona-Krise in Heimen und Spitälern da KORRIGENDUM sein wollen – mit dem Bekenntnis, «dass niemand —Palliative-Care-Hotline allein sterben soll». Das Manifest versteht sich als KOM. Inder letzten Ausgabe haben wir auf die Palli- Selbstverpflichtung für die Kirchen und als Appell, ative-Care-Hotline unpräzise als Seelsorge-Hotline die Gesundheitsaspekte nicht gegen Seelsorge auf- hingewiesen. Es gilt festzuhalten, dass unter dieser zuwiegen. Teil der Aktion ist auch ein «Hoffnungs- ökumenisch verantworteten Hotline Seelsorgerin- feuer», das im Advent an der Limmat entzündet nen und Seelsorger spezifisch im Einsatz sind für wird. Schwerkranke und Sterbende und deren Angehöri- Eine ähnliche Stossrichtung verfolgt eine zwei- ge. Die Begleitung ist kostenlos und steht allen te ökumenische Initiative, die Ende November lan- Menschen offen. ciert wurde. Eine Gruppe von Pfarrpersonen – unter Telefon: 044 554 46 66 (Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr). ihnen die Zürcher Pfarrer Michael Wiesmann und Martin Peier – ruft in einer Erklärung zu einem an- deren Umgang mit dem Sterben auf. Es könne nicht sein, dass Menschenleben zum blossen «Bestandteil einer Statistik» würden, heisst es in der Erklärung «Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?». rootedinlove.ch/erklaerung
4 AKTUELL FLÜCHTLINGE IN IRAK —Hoffnung erhalten Kurz und MB. Nachdem die Zürcher Landeskirche 2019 ein erstes Projekt zur nachhaltigen Sicherung des Le- bensunterhalts von rückkehrenden Flüchtlingen in Knapp der Ninive-Ebene im Nordirak unterstützt hat, plant sie, mit Geldern aus der diesjährigen Kollekte für Nachhaltig investieren bedrängte Christinnen und Christen weitere Rück- Die Landeskirche hat ihr Anlagereglement kehrprojekte zu unterstützen. überarbeitet. Bei der Bewirtschaftung des Langjähriger Partner ist dabei das christlich ge- Vermögens werden neben finanziellen Kriteri- prägte Hilfswerk Capni (Christian Aid Program No- en stärker als bisher soziale und ökologische hadra Iraq), das sich seit 1993 im Nordirak für die Aspekte sowie Kriterien der Generationenge- Verbesserung der Situation von Christen, aber auch rechtigkeit und der guten Unternehmensfüh- von anderen religiösen und ethnischen Minderhei- rung berücksichtigt. ten engagiert. Gegründet wurde Capni in der Ab- sicht, die humanitäre Situation der Not leidenden Zivilbevölkerung zu verbessern. In der Folge hat Orthodoxer präsidiert AGCK das Hilfswerk in und ausserhalb von Flüchtlingsla- Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen gern Nothilfeprojekte umgesetzt. Schon vor dem in der Schweiz hat am 4. November Milan Ausbruch der Covid-19-Pandemie war es Capni Kostrešević zu ihrem neuen Präsidenten aber ein Anliegen, Geflüchteten die sichere Rück- gewählt. Es ist das erste Mal in ihrer Ge- kehr in ihre Heimatdörfer zu ermöglichen. Der Aus- schichte, dass die AGCK einen Präsidenten bruch der Pandemie in den Camps hat Capni in der aus einer orthodoxen Kirche hat. Kostrešević Überzeugung bestärkt, die Rückkehr von Geflüch- ist ebenfalls Vorstandsmitglied der AGCK teten zu beschleunigen. Dazu wurden Projekte zum Zürich. Existenzaufbau und zur nachhaltigen Existenzsi- cherung von Rückkehrenden entwickelt – ganz im Sinne des Capni-Mottos «to keep the hope alive». Interesse an Frauenfragen in Informationen zum Sammelkonto für bedrängte Christinnen und Christen: www.zhref.ch/themen/hilfswerke/bedraeng- Kirche und Politik? te-christen-verfolgte-minderheiten Die Evangelischen Frauen Schweiz suchen neue Mitglieder für ihren Zentralvorstand. Gesucht sind Frauen, die Interesse an Frau- enfragen in Kirche und Politik haben, gut im Finanzbereich und Fundraising sind und gerne Beziehungen pflegen: www.efs.ch Forum der Religionen Christen im Irak. Foto: Capni macht Schule Seit Oktober pflegen die Religionsgemein- schaften im Kanton Graubünden den Aus- tausch im «Bündner Forum der Religionen». WEBSITE Die Plattform orientierte sich bei ihrer Konstitu- —Antisemitismus bekämpfen ierung eng am seit über zwanzig Jahren beste- henden «Zürcher Forum der Religionen». KOM. Wie reagieren, wenn der Onkel während dem Familienessen antisemitische Parolen schwingt? Was tun, wenn der Mitschüler stereotypische Bilder von Juden wiedergibt? Um in solchen Situationen HEKS und Bfa In ihrer Versammlung vom 2. November stimm- richtig reagieren zu können, lanciert die GRA Stif- te die Synode der Evangelisch-reformierten tung gegen Rassismus und Antisemitismus in Zu- Kirche Schweiz EKS der Fusion von «HEKS» sammenarbeit mit Experten eine neue Website: und Stiftung «Brot für alle» zu. «HEKS» umfasst stopantisemitismus.ch wird mitgetragen von der künftig beide Werke. Der Name «Brot für alle» Zürcher Landeskirche liefert Argumentationshilfen bleibt aber als Marke erhalten. und gibt einen Überblick über Anlaufstellen und Bildungsangebote. stopantisemitismus.ch
AKTUELL 5 ETHIK —Aus Unglück darf nicht Ungerechtigkeit werden Blog KOM. Mit der Publikation einer Broschüre Ende No- vember nimmt die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz Stellung zu ethisch brennenden Fragen im Bereich der intensivmedizinischen Triage in der Covid-19-Pandemie. Mit zehn Fragen und zehn Antworten klärt sie, was es bedeutet, wenn es bei einem massiven Zustrom von Patientinnen und Pa- tienten, für die die medizinischen Behandlungsres- sourcen nicht ausreichen, zu einer medizinischen Priorisierung kommt. Das vom Theologen Frank MATTHIAS KRIEG Mathwig erarbeitete Dokument zeigt auf, dass Tria- Theologe und Germanist ge-Situationen uns alle etwas angehen: «Die Zu- und Verteilung von knappen Systemressourcen ist eine politische Aufgabe und das Thema politischer mutterseelenallein und sozialer Gerechtigkeit. Deshalb muss die Frage Aus meiner Kinderzeit habe ich das der Triage an Politik und Gesellschaft adressiert Wort mutterseelenallein im Kopf. Gera- werden.» de jetzt, wieder drei Wochen in selbst- Die Schrift endet mit der Frage «Wie wollen wir gewählter Isolation, meldet es sich leben?» und weist auch darauf hin, dass eine einsei- täglich zu Wort. Irgendwann einmal tige Fixierung auf das Überleben «in eine absurde hatte ich nachgeblättert. Das Wort, das Verabsolutierung des Lebens» führen könne. «Erst mir als Kind schon wegen seiner Länge die Fragen, woraufhin und worum willen wir leben, gefiel, ist rhetorisch gleich zweierlei: macht das Überleben zu einer bedenkenswerten Op- eine Verballhornisierung und ein Makka- tion.» Und: «Eine Antwort darauf finden wir nicht ronismus. in uns selbst, sondern als wir selbst im Blick über Vermutlich haben Hugenotten das uns hinaus auf Andere und Höheres.» Wort in den deutschen Sprachraum Download auf: evref.ch gebracht: moi tout seul, ich ganz allein. Für Deutschsprachige hatte man, was üblich war, die Übersetzung allein gleich an moi tout seul angehängt: ein Makka- WAHL EKS-PRÄSIDIUM ronismus wie klammheimlich aus latei- nisch clam und deutsch heimlich. Ir- —Rita Famos macht gendwann wurde das unverständliche Schlagzeilen und unaussprechliche Französisch durch ähnlich lautende deutsche Wörter SCH. Die Wahl von Pfarrerin Rita Famos zur neuen verständlich gemacht: aus moi tout Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche wurde Mutter, und aus seul wurde Seele. Schweiz vom 2. November hat für ein breites und Ich finde das so witzig wie sinnig: positives Medienecho gesorgt. Der jetzigen Leiterin Das tiefste Alleinsein, das jeder Mensch der Abteilung Spezialseelsorge der Zürcher Landes- erfährt, ist das Alleinsein seiner Seele, kirche traut man zu, in der reformierten Kirche als wenn er sich von seiner Mutter trennt, «Dirigentin» und «gewiefte Netzwerkerin» zu agie- sei es bei der Geburt, sei es in der ren und den Dialog zu stärken, wie die «NZZ» die Pubertät, sei es bei ihrem Tod. Für viele Wahl kommentierte. Dass die 54-jährige Ustermerin fehlt im Lockdown, was schon lange als erste Frau das höchste Amt der Schweizer Refor- fehlt: die Mutter. Und so die Erinnerung mierten bekleidet, verhilft ihr in der «Süddeutschen an ein Paradies, das unabänderlich Zeitung» zum Prädikat «Zwinglis Erbin», deren vergangen ist und in der Stille der Wahl man als «kleine Sensation» bezeichnen kön- coronabedingten Isolation in den Ohren ne. Der Kommentator im Tagesanzeiger traut ihrem braust. Wirken «Sprengkraft» zu, weil sie als Frau an der Matthias Krieg, langjähriger leitender Spitze die gängige kirchliche Tradition unterlaufe, Mitarbeiter der Zürcher Landeskirche, wonach nur Männer geistliche Leitungs- und Defi- reflektiert fürs RefLab prägnant und nitionsgewalt ausüben könnten. spitzfindig über «Wortklaubereien». Rita Famos verlässt die Zürcher Kirche auf Mehr lesen auf: reflab.ch Ende Jahr und übernimmt ihr Amt an der Spitze der EKS auf Anfang 2021.
6 AKTUELL BUDGET ZENTRALKASSE BULLINGER-BRIEFE —Gute Steuererträge und ein —12 000 Briefe aus der Aufwandüberschuss für 2021 Reformationszeit digitalisieren SCH. Die Landeskirche rechnet für das kommende SCH. Um die Briefe des Zürcher Reformators Hein- Jahr mit einem Aufwandüberschuss von 1,9 Millio- rich Bullinger ins digitale Zeitalter zu bringen, hat nen Franken. Dies geht aus dem Budget 2021 der der Kirchenrat einen Beitrag von 200 000 Franken Zentralkasse hervor, das die Kirchensynode am 24. gesprochen. Einem entsprechenden Antrag hat die November gutgeheissen hat. Das anvisierte Resultat Kirchensynode am 24. November zugestimmt. Als basiert auf der Vorgabe, dass der Beitragssatz der Theologe, Gelehrter und Historiker war Bullinger Kirchgemeinden auf der reduzierten Höhe von 3.10 eine weithin anerkannte Autorität, die über Jahr- belassen wird. Diesem Antrag hat das Kirchenparla- zehnte das geistige Europa mitgeprägt hat. Sein ment ebenfalls zugestimmt. Briefwechsel dokumentiert dies eindrücklich. Bei Steuererträgen der Kirchgemeinden von 12 000 Briefe sind erhalten, von denen etwa 10 000 229,9 Millionen Franken resultieren Zentralkassen- an ihn gerichtet und 2000 von ihm verfasst wurden. beiträge von 67 788 500 Franken. Die Staatsbeiträge Nicht ohne Grund wurde Bullinger schon als der betragen wie im Vorjahr 25 600 000 Franken, die «bestinformierte Mensch seiner Zeit» bezeichnet. übrigen Erlöse und Rückerstattungen 12 330 000 Mit dem Digitalisierungsprojekt wird der historisch Franken. einmalige Nachlass Interessierten aus aller Welt zu- Der Kirchenrat bewertet die Steuereinnahmen gänglich gemacht. der Kirchgemeinden 2019 als gut. Gegenüber dem Der Kirchenrat legte der Kirchensynode eben- Vorjahr haben die Steuererträge juristischer Perso- falls einen umfassenden Bericht zu den Aktivitäten nen zwar um knapp 3 Millionen Franken abgenom- zum Reformationsjubiläum in den letzten Jahren men, jene der natürlichen Personen hingegen um vor. Er lässt die wichtigsten Projekte und Meilen- knapp 4 Millionen Franken zugenommen. Über die steine nochmals Revue passieren, reflektiert Orga- letzten Jahre betrachtet, sind die Steuereinnahmen nisation und Zielsetzungen und legt eine Abrech- natürlicher Personen stabil bis leicht abnehmend, nung vor. Die Kirchensynode nahm zustimmend die Steuererträge juristischer Personen – mit stärke- davon Kenntnis. ren Schwankungen – zunehmend. Die wirtschaftli- Mehr lesen auf: bullinger-digital.ch und auf zhref.ch/ chen Auswirkungen von Covid-19 dürften bei den kirchensynode Steuererträgen juristischer Personen zuerst spürbar werden. Unter diesen Voraussetzungen geht der Kirchenrat davon aus, dass der Zentralkassenbei- tragssatz später wieder angepasst werden muss. PREDIGEN Auf der Aufwandseite stehen Personalkosten von 83 519 000 Franken zu Buche. Gegenüber dem —Nachhaltig predigen Budget 2020 reduziert sich der Personalaufwand KOM. Seit dem 1. Advent läuft das ökumenische Ko- um 455 000 Franken. Für 2021 wird ein Stufenan- operationsprojekt «nachhaltig predigen». Unter stieg ausgerichtet, dieser soll aber erst im zweiten dem Thema «Abgebrannt!» stehen auf dem entspre- Halbjahr wirksam werden. Mit der Verkürzung des chenden Internetportal Predigtanregungen für das Stufenanstiegs wird den finanziellen Rahmenbedin- Kirchenjahr 2020 – 2021 zur Verfügung und setzen gungen Rechnung getragen. Zwei Vorstösse in der Impulse, wie Frieden, Gerechtigkeit und die Be- Kirchensynode hatten gar darauf gezielt, mittels wahrung der Schöpfung gelingen kann. Budgetkürzungen im Personalbereich den Stufen- Das Thema «Abgebrannt» erinnert an die ver- anstieg gänzlich zu streichen und zusätzliche Ein- heerenden Waldbrände des Jahres 2019 und daran, sparungen vorzunehmen. Beide Anträge scheiterten dass der Klimawandel in der Welt unübersehbar an- nur knapp. gekommen ist. Aus der Zürcher Landeskirche haben Das Budget und alle Geschäfte der Kirchensynode finden Pfarrerin Sara Kocher, Kirchenrätin und Pfarrerin Sie unter: zhref.ch/kirchensynode Esther Straub, Pfarrer Christoph Ammann und Pfar- rer Res Peter Predigtimpulse erarbeitet. www.nachhaltig-predigen.de wird von 24 Bistümern und Landeskirchen getragen, darunter beide Zürcher Kantonal- kirchen
ZUM TITELBILD 7 Glasfenster von Max Hunziker (Ausschnitt) in der Klosterkirche von Kappel. Der Himmel bleibt offen Wie ein Glasfenster im Kloster Kappel Weihnachten verkündet. Von Viviane Schwizer «Christus, der Heiland der Welt»: So heisst das wach und munter herumäugen. Von rechts nähern Glasfenster im hohen Chor der Klosterkirche in sich drei Hirten mit Hund dem Kind im Stall. Sie Kappel am Albis. Ein Ausschnitt davon ziert das Ti- wirken eingeschüchtert, aber zugleich neugierig. telbild dieser Ausgabe des «notabene» und verkün- Die Männer werden als Sternsinger dargestellt, die det Weihnachten auf besonders kunst- und hoff- mit ihrem geschmückten Wanderstab unterwegs nungsvolle Art. Wer steht hinter dem Kunstwerk sind, um Weihnachten zu erleben. Auch sie werden und was erzählt es uns genau? vom Künstler vor einem sternenbesetzten Himmel Geschaffen wurde die moderne Weihnachtsin- dargestellt. terpretation im Jahr 1965 vom Stadtzürcher Künst- ler Max Hunziker (1901 – 1976). Er kreierte als Leuchtende Sternennacht Glasmaler Bildfenster auch für weitere Kirchen vor Unausweichlich fällt der Blick dann auf Maria, allem in der Stadt und im Kanton Zürich. Das Fens- die quer über alle drei Fenstersegmente dargestellt ter im ehemaligen Zisterzienserkloster, das die Lan- ist. Die junge Frau wirkt ernst und nachdenklich. deskirche heute als Seminarhotel und Bildungshaus Mit der einen Hand stützt sie ihren schweren Kopf. nutzt, erstrahlt in fröhlichen Farben. Es erinnert im Mit der andern scheint sie ihren Sohn draussen in unteren Bereich an die Erzählungen rund um die der Welt schützen zu wollen, wobei sie gleichsam Geburt des Erlösers. ins Universum greift. Die Gottesmutter trägt ein langes rotes Kleid, das grossenteils von einem blau- Harfenklänge an der Krippe en Sternenmantel überdeckt ist. Konzentriert be- Im untersten Bildstreifen sitzt links der harfen- trachtet Maria eine Taube, die gleich zum Flug ab- spielende David. Verträumt zupft er die Saiten und heben will. Ist der Heilige Geist gemeint? Oder ist spielt vor einem tiefroten Kosmos, der mit weissen es eine Friedenstaube? Verabschiedet sie sich oder Sternen besetzt ist. Überraschend anders ist Chris- versucht sie einen Neustart? Fragen stellen sich, all- tus abgebildet: Er liegt in einem Medaillon, das an tägliche und schwer zu beantwortende und solche, eine Hostie erinnert und zugleich die Krippe dar- die belasten. Sie gehören auch zu Weihnachten. stellt. Die satten Farben weichen einem verklärten Eine Augenweide sind in Max Hunzikers Glas- Weiss, das auf eine andere Welt hinzuweisen fenster die zierlichen Rosenranken und die leuch scheint. Der Gottessohn breitet in einer Willkom- tende Sternennacht, die gleichsam ein Pendant zum mensgeste die Hände über der Krippe aus, die mit prächtigen Umhang der Gottesmutter ist. Der Him- Stroh gefüllt ist. Darunter lagern Ochs und Esel, die mel bleibt an Weihnachten offen.●
8 VERKÜNDIGUNG VON WEIHNACHTEN ERZÄHLEN TROTZ ALLEM Weihnachten war immer schon anders Radioprediger Johannes Bardill über verblüffte Hirten, einen Erlöser in Windeln und eine Weihnachtsbotschaft, die alles Schwere in den Schatten stellt. Interview: Christian Schenk – Illustration: Daniel Müller wirklich nichts Feierliches geplant. Das Weihnachtswunder erfasste sie trotzdem ganz überraschend. Und dann machten sie sich in ihrer Freude selber auf und erzählten überall weiter, dass der Erlöser geboren ist. Weih- nachten heisst immer auch, dass man nicht die gewohnten Wege gehen kann, dass gewisse verschlossen sind, aber ganz neue sich öffnen. JOHANNES BARDILL Verschlossen wird uns durch die Pandemie Pfarrer in Horgen und einiges in diesem Jahr… Radioprediger auf SRF Ja. Auch unser Kirchgemeindeleben ist von Foto: SRF/Bruno Fäh Absagen geprägt. Wie oft hatte ich als Redak- tor unserer Gemeindeseite Texte zu bearbei- Wie wird Weihachten für Sie dieses Jahr? ten, die mit den Worten begannen: «Wegen Ganz anders als sonst. Ich bin wegen einer Corona wird dies und das abgesagt…» Hüftoperation bis Ende Jahr krankgeschrie- Umgekehrt heisst es bei Lukas: «Und sie ben. Für einmal also keine Gottesdienste, gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in keine Predigten – nur ein paar Weihnachts- Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe.» briefe. Meine nächste Radiopredigt ist erst am Erst dann kommt «... denn in der Herberge Neujahrstag. war kein Platz für sie». Das Wunder passiert, obwohl es keinen Platz hat. Mögen Sie trotzdem über Weihnachten nachdenken? Und darüber, wie es gelingt, Das Schwere rückt in den nachgeschobenen die Weihnachtsbotschaft in diesem kri- Nebensatz… sengeschüttelten Jahr zu verkünden? Genau. Wir sollten versuchen, diesen Um- Ich würde mir wünschen, dass es gelingt, kehrmoment für die diesjährigen das Weihnachtsevangelium auf eine uner- Weihnachten zu suchen. Diese wartete und fantasievolle Art zu verkünden. Weihnachtsfreude wird und muss Das Lukasevangelium selbst gibt hierzu viele einen Weg finden – gerade dieses gute Anklänge. Jahr. Wenn wir momentan vielleicht das Gefühl haben, Zum Beispiel? das habe auch in unserem Denken Sie an die Hirten. Die hatten nun ja Herz keinen Platz, glaube ich
9 doch, dass diese Freude den Weg zu uns finden wird – auch durch Masken und Inten- sivstationen. Die Geburt Jesu spielt sich – davon erzählt vor allem auch der Evangelist Matthäus – vor düsterer Kulisse ab: Flucht, Verfolgung, Massaker – was sagt uns das? Diese bedrohliche Lage gehört zu Weihachten dazu. Und hier zeigt sich wiederum die Kraft dieser Geschichte: Die Bedrohung des Lebens gehört von Anfang an dazu, und trotzdem bricht es sich Bahn. Sie erholen sich gerade von einer Hüftopera- tion – waren tagelang ans Bett gebunden. Inwiefern ändert das Ihre Perspektive? Ich möchte nicht dramatisieren. Das war ein geplanter Eingriff und hat nichts von einem Schicksalsschlag. Aber was einem halt stärker bewusst wird, ist die Vergänglichkeit des Lebens, auch das Angewiesensein auf Hilfe von anderen. Dass das Leben nur spielt, wenn man sich gegenseitig wahrnimmt, sich gegen- seitig hilft. Auch das scheint in der Weih- nachtsgeschichte auf. Wie das? Das Zeichen des Messias, des Erlösers sind die Windeln. Das kommt sogar zweimal vor bei Lukas. Windeln sind ein Zeichen von Hilfsbedürftigkeit, man zieht sie sich ja nicht selber an. Mit anderen Worten: Dort, wo Menschen einander pflegen, wo sie auch die
10 VERKÜNDIGUNG Schwächen des Gegenübers wahrnehmen, trösten, ermutigen? geschieht Weihnachten. Es wäre schön, wenn die Familienmitglieder ihr Auto, gestärkt durch meine Worte, mit Wie hat sich Ihr persönlicher Zugang zur einem Schmunzeln verlassen. Ich würde ihnen Weihnachtsgeschichte verändert – was spielt gern seelischen Proviant mitgeben, an den sie die Biografie für eine Rolle, wie man eine sich auf der Heimfahrt nochmals erinnern. Geschichte versteht? Und vielleicht auch einen Anstoss, selber aktiv Als ich im Studium war, zeichnete sich in zu werden. Rumänien ein Wechsel nach dem Ceaușes- cu-Regime ab. Es war eine gespannte Lage, Für eine Radiopredigt kriegt man 10 Minu- vergleichbar mit der Situation heute in Weiss- ten? Ein gutes Mass? russland. Das hat mich damals sehr beschäf- Das ist eine Knacknuss. Im Gottesdienst tigt – und ich war enttäuscht, als im Weih- predige ich frei, ohne ausformuliertes Manu- nachtsgottesdienst mit keiner Silbe die skript. Das geht am Radio nicht. Aber ich schwierige Lage des Volkes und die Solidari- möchte auf erzählerische Art der Bibel mög- tät, die wir damals spürten, aufgenommen lichst viel Platz von der zur Verfügung stehen- wurden. Und dann gab es eine Zeit, in der ich den Zeit einräumen.● mich dagegen sträubte, dass bei Kinderweih- Johannes Bardill ist seit 2002 Pfarrer in der Kirchgemeinde nachtsfeiern alles Bedrohliche ausblendet Horgen und seit 2019 im Radiopredigt-Team auf SRF. Der wird, das zu dieser Geschichte 54-jährige gebürtige Bündner ist Vater dreier erwachsener Kinder und wohnt mit seiner Frau im alten Pfarrhaus im gehört. Diese Geschichte Hirzel. funktioniert gerade auch in den dunkelsten Stunden der Weltgeschichte. Aktion «Trotzdem Ist es diese Vieldeutigkeit Weihnachten» und Aktualität der Weih- nachtsgeschichte, die man in Unter dem Titel «Trotzdem Weih- einer Predigt herausarbeitet? nachten – Trotzdem Licht» haben Wenn es gelingt, dass diese die Evangelisch-reformierte Geschichte eine neue Wahrneh- Kirche Schweiz, die Schweizer mung der Wirklichkeit ermöglicht, Bischofskonferenz und die quasi in meine Erfahrungswelt Christkatholische Kirche der eindringt, dann ist das berührend. Ich habe Schweiz eine Aktion für die das selber auch immer wieder erlebt. Diese Advents- und Weihnachtstage Kraft, immer wieder neu zu überraschen und gestartet. Sie soll Menschen trotz zu bewegen, hat die Weihnachtsgeschichte. Distanzgebot einander näherbrin- gen und Weihnachten erlebbar Damit das in einer Predigt gelingt, braucht es machen. «Ganz gleich, wie widrig eigentlich auch den Austausch mit den die Umstände sind: Jesus Mitfeiernden. Wie kriegt man diesen Draht zu kommt als Licht in die Welt und den Hörerinnen und Hörern am Radio? findet seinen Platz bei den Das ist eine Herausforderung. Es sind ja Menschen.» unglaublich viele Menschen, die eine Radio- Als Ideenbörse für Aktionen predigt hören. Rund 100 000. Eine Quote, die und Impulse dient die Website seit Jahren so hoch ist. Daraus kann man trotzdemlicht.ch. Neben Texten schliessen, dass es doch gelingt, diese Verbin- und Fürbitte-Ideen wird eine dung herzustellen. Fensteraktion für zu Hause angeregt. Sie ruft die Bevölke- Aber wie machen Sie das? rung dazu auf, die Namen von In der Ausbildung zum Radiopredigeramt Menschen an die Fenster zu lernt man, damit umzugehen. Man muss sich schreiben, mit denen man in bewusst sein, dass es nicht jeden Sonntag Gedanken in Verbindung bleiben gelingt, alle anzusprechen. Es hilft, wenn man will. Unter dem Hashtag #Trotz- sich ein Gegenüber vorstellt: zum Beispiel demVerbunden werden die Bilder eine Familie, die mit dem Auto unterwegs in den sozialen Medien geteilt. zum Skifahren ist und zufällig die Predigt Auch eine Spendenaktion für hört. Ich hoffe dann, dass es mir gelingt, dass Corona-Hilfsprojekte von Hilfs- die Familie auf dem Parkplatz noch im Auto werken wie HEKS und Mission 21 sitzen bleibt und die Predigt zu Ende hört. ist Teil der Initiative. www.trotzdemlicht.ch www.evref.ch Was soll diese Familie von Ihrer Predigt mitnehmen? Wollen Sie aufrütteln, erklären,
DIAKONIE 11 HILFE BEI ARBEITSLOSIGKEIT «Zeit für jeden Menschen» In Zeiten der Pandemie wächst die Arbeitslosig- keit massiv. Vor allem Arbeitnehmende mit niedrigen Löhnen sind betroffen. Die Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit sucht Auswege und Lichtblicke. Text: Madeleine Stäubli-Roduner – Illustration: Daniel Müller «Unsere Klientinnen und Klienten haben Respekt sich verschlechternden Umstände für fahrlässig, und einen würdevollen Umgang zugute; wir neh- jemandem falsche Hoffnungen auf eine rasche Wie- men uns Zeit für sie und verhelfen ihnen zu ihrem deranstellung zu machen. Vielmehr gelte es, ein rea- Recht.» Mit dieser Haltung begegnet Martin Men- listisches Bild zu vermitteln und die Menschen zu nen, Leiter der kirchlichen Fachstelle bei Arbeitslo- ermutigen, ihre Kraft und ihr Selbstvertrauen auch sigkeit DFA, und sein Team den ratsuchenden Men- nach unzähligen Absagen nicht zu verlieren, sich schen. Diese bewegen sich oft am unteren Ende der selber gut zu schauen und sich niemals aufzugeben. Einkommensskala, arbeiten unter prekären Bedin- «Wir wollen sie in dieser Situation nicht allein las- gungen, müssen sich nach schwierigen Erfahrungen sen und ihnen Mittel und Wege zeigen, wie sie zu selbstbewusst bewerben oder finden längere Zeit neuer Energie und Hoffnung kommen», sagt der So- nicht mehr in den Arbeitsmarkt zurück. Stellenmarkt ausgetrocknet Seit dem Sommer hat sich die Nachfrage deut- lich erhöht, innert Jahresfrist ist die Arbeitslosigkeit im Kanton Zürich um 60 Prozent gestiegen. Der Stellenmarkt für Hilfskräfte (z.B. im Gastronomie- bereich) ist fast ausgetrocknet, die Situation hat sich daher gerade im Niedriglohnbereich dramatisch verschärft. «Wie soll es gelingen, als Berater Zuver- sicht zu vermitteln, wenn ich selber Gefahr laufe, die Zuversicht zu verlieren?», fragt Mennen. Die wachsenden Existenzängste der DFA-Kli- enten kann der 55-jährige Fachstellenleiter nach- vollziehen, gleichzeitig hält er es angesichts der
12 DIAKONIE ziokulturelle Animator mit langjähriger Führungs- erfahrung. In Zeiten der generellen sozialen Distan- zierung oder Isolation sei dieser Balanceakt für viele noch schwieriger geworden. Prekäre Arbeitsverhältnisse Auch die Rechtsberatung der DFA sieht sich mit zusätzlichen Schwierigkeiten konfrontiert, da es für Arbeitnehmer in der aktuellen Krise riskanter ge- worden ist, arbeitsrechtliche Forderungen geltend zu machen. Zudem führt der Mangel an wenig qua- lifizierten Jobs zu einer Verschlechterung der Ar- beitsbedingungen, etwa bei Stellen auf Abruf. Gan- ze Branchen stützten sich auf Mitarbeitende in prekären Arbeitsverhältnissen, die als «working poor» am Rand des Existenzminimums lebten, be- dauert Mennen. Die wachsende Gruppe dieser Betroffenen quantitativ zu bewältigen und gleichzeitig dem ein- zelnen Menschen genug Zeit zu widmen, diese Spannung müssten die Mitarbeitenden der DFA aus- balancieren. Der besondere Fokus der kirchlichen Fachstelle liegt im Unterschied zu den Institutionen der öffentlichen Hand genau darin, genügend Zeit einzusetzen, um zuzuhören und individuell Unter- stützung anzubieten. Oft hören DFA-Berater: «Sie längerer Arbeitslosigkeit, im schlimmeren Fall gar sind der Erste, der mir wirklich zuhört» – was zu Aussteuerung und Sozialhilfe führt. Den über schmerzt, jedoch gleichzeitig die Ausrichtung der 50-jährigen Betroffenen nach über einjähriger Ar- Fachstelle bestätigt. «Unsere DNA beinhaltet, kom- beitslosigkeit neues Selbstbewusstsein zu vermit- plementär zur straff organisierten Grundversorgung teln, gehört zu den Zielen des DFA-Projekts zu wirken und uns als eine der wenigen Organisati- «50plus», das nach Pilotphasen derzeit an allen drei onen wirklich Zeit für Klienten nehmen zu kön- Standorten installiert wird. Es steht idealtypisch für nen.» Dieses Angebot sei nicht für alle gleich wich- die Positionierung der Fachstelle, die damit eine tig, aber es sei auf jeden Fall bedeutsam für Personen Lücke im Angebot der öffentlichen Hand überbrü- mit tieferem Ausbildungsstand und schwächerer ckend schliesst. Position, die schneller in Nöte geraten. Bei der Projektumsetzung und beim Fundrai- sing bei Stiftungen habe sich corona-bedingt ein Neues Selbstbewusstsein vermitteln Rückstand eingestellt, aber nun sei das Projekt wie- Als problematischer Faktor erweist sich auch der auf Kurs, berichtet Martin Mennen. Er bleibt die Altersdiskriminierung, die nach langjährigen aber realistisch: «Mittelbeschaffung wird uns wohl Diskussionsphasen heute öffentlich nicht mehr ne- über die gesamte dreijährige Projektzeit bis ins Jahr giert wird. Die Algorithmen einer Online-Anmel- 2022 beschäftigen.» Dann, so erwartet der Leiter, dung filtern ältere Semester meist aus dem Bewer- sollte die öffentliche Hand mit entsprechenden An- bungsprozess heraus, was für Betroffene oft zu geboten bereitstehen. Jeden Menschen anerkennen Auch das Mentoring-Projekt der kirchlichen Fachstelle entstand aus einem Nachfrageüberhang: Viele Erwerbssuchende können die Forderungen der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV nicht selbständig erfüllen und brauchen technische oder sprachliche Unterstützung. Im Sommer 2019 starteten die ersten Tandems von kundigen Freiwil- ligen und Ratsuchenden, die etwa Hilfe bei On- line-Bewerbungen benötigen. Zwar hatte der Lock- down im vergangenen Frühling die Anzahl Mentoring-Teams halbiert, doch nun nehmen sie wieder Fahrt auf. Unter den Mentorinnen gibt es beispielsweise «fitte Businessfrauen, die es als er- füllend erleben, weniger privilegierte Menschen konkret und sinnvoll zu unterstützen». In den Ge- sprächen treten oft weitere persönliche Sorgen und Anliegen zutage, die jedoch nicht Teil des Auftrags
DIAKONIE 13 DFA in Zürich, Uster und Winterthur Die Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit unterstützt an drei Standorten in Zürich, Win- terthur und Uster mit rund 20 Fachkräften unentgeltlich Perso- nen auf Arbeitssuche oder in schwierigen Arbeitsbedingungen. Die Fachstelle ist ein ökumenisch getragenes Angebot der refor- mierten Landeskirche und der katholischen Körperschaft des Kantons Zürich. Sie agiert unab- hängig und vernetzt mit anderen Institutionen. Beratungen finden nach vorgängiger Terminverein- barung vor Ort oder telefonisch statt. Morgens finden tägliche Kurzberatungen mit Sozialbera- tung und Juristen statt. Hoher Beratungsbedarf bilden. Vielmehr liegt die offizielle Zielsetzung da- Der Kirchenrat genehmigte im rin, einerseits eine Arbeitsstelle zu finden und ande- September zugunsten der DFA rerseits den Verpflichtungen beim RAV nachzukom- einen Zusatzkredit über CHF men, um Einstelltage zu vermeiden. Gleichzeitig 50 000 für die Jahre 2020 und sollen Klientinnen und Klienten zur wachsenden 2021. Die römisch-katholische Selbständigkeit befähigt werden. Körperschaft überweist den In allen Beratungen der Fachstelle, die von Be- selben Beitrag vor Jahresschluss werbungsdossiers über Zeugnisintervention zum 2020 zuhanden der DFA. Die Verfassen von Rekursen und Rechtsschriften rei- Beträge dienen der vorüberge- chen, geht es um die würdevolle Begleitung von henden Erhöhung des Stellen Klienten. Diese sollen Erlebtes verarbeiten, läh- etats zur Bewältigung des zu- mende Bitterkeit ablegen, den Kopf befreien und sätzlichen Beratungsbedarfs sich wieder öffnen für die Zukunft. «Wir halten eine aufgrund der Corona-Pandemie. Selbstverständlichkeit hoch, die es jedoch nicht Die DFA Zürich befindet sich an der Bade mehr ist: wir schubladisieren niemanden, wir aner- nerstrasse 41 beim Stauffacher, der Standort kennen jede und jeden und glauben an die Kraft, die Winterthur ist an der Theaterstrasse 7 zu in jedem Menschen steckt», sagt Mennen. Und: finden, der Standort Uster an der Zentral- strasse 39. www.dfa.ch «Die Klientinnen und Klienten sind selber Experten ihrer Situation.» Der Fachstellenleiter hofft, auch in den kommenden Herausforderungen genügend Zeit zu haben, um weiterhin umfassend und weiterfüh- rend beraten zu können.● MARTIN MENNEN Leiter DFA und Standortleiter Zürich
14 KIRCHENMUSIK AMAZING GRACE Gospel klingt auch im Stillen In diesem Advent ist Singen in Gemeinschaft fast un- möglich. Doch die Kraft eines Gospelsongs entfaltet seine Wirkung auch still und poetisch. Im Gespräch mit Kirchenmusiker Jochen Kaiser. Von Madeleine Stäubli-Roduner «I once was lost, but now «And grace I’m found» my fears relieved» «Ich war einst verloren, aber nun bin ich gefunden.» «Und Gnade löste meine Ängste.» Was den In diesen Zeilen des weltbekannten Lieds «Ama- vielfältigen Interpretationen eigen ist: Sie besingen zing Grace» steckt die wenig bekannte Geschichte eindringlich die erstaunliche Gnade, die Verlorene einer besonderen Umkehr. Das markante Bekennt- findet und Bedrängte beschützt, die Hoffnung zu- nis stammt vom Engländer John Newton, der darin spricht über das Irdische hinaus. Bis heute ist es in seine Wandlung nach wundersamer Rettung aus ei- über 11 000 Alben erschienen und wird jedes Jahr nem Sturm im Jahr 1748 in lyrische Worte fasst. weltweit geschätzte zehn Millionen Mal gesungen. Sein Weg vom Sklavenaufseher in Westafrika Bis heute? In diesem Advent ist Singen in Gemein- zum Pfarrer in England und schliesslich zum muti- schaft erstmals fast unmöglich, doch die Kraft die- gen Kämpfer gegen die Sklaverei gestaltete sich ses poetischen Gebets entfaltet ihre Wirkung gerade allerdings langwieriger, als die schlichten Verse ver- in Zeiten von Not und Bedrängnis. Kirchenmusiker muten lassen. Auch nach der Sturmnacht, in der Jochen Kaiser erläutert im Gespräch, worauf die Er- Newton Gott um Rettung gefleht hatte, blieb er vor- folgsgeschichte von Amazing Grace beruht und was erst im Sklavengeschäft tätig. Erst Jahre später es ihm persönlich bedeutet: wandte er sich allmählich der Theologie zu, wirkte als Diakon und wurde im Jahr 1764 als Pfarrer ordi- Warum hat «Amazing Grace» über Jahrhun- niert. derte so viele Menschen inspiriert? Was ist so faszinierend daran? «Was blind Ich glaube, dass bei «Amazing Grace» die Faszination des Bösen eine Rolle spielt. Ein but now I see» finsterer Kapitän, ohne Mitgefühl, verschifft andere Menschen und verkauft sie als Skla- «War blind, aber nun sehe ich». Im Jahr 1773 ven. Da ist es beruhigend, wenn sich dieser verfasste er im Rahmen einer Predigt die eingängi- finstere Geselle zum Guten bekehrt. Einerseits gen Zeilen von «Amazing Grace», das mit einer klingt es nach Happyend, und andererseits Melodie unbekannter Herkunft im Jahr 1831 in die besteht dann auch für mich – so finster wie Gesangbücher fand und darauf eine Reise um die John bin ich wirklich nicht – noch Hoffnung. Welt antrat. Es inspirierte unzählige Countrysänger, Das erinnert an den klassischen Mythos «vom Gospelchöre und Grössen wie Ray Charles, Johnny Saulus zum Paulus», was in der letzten Zeile Cash, Willie Nelson, Elvis und Whitney Houston zu «was blind but now I see» sogar zitiert wird. Interpretationen in eigenwilligen Klangfarben und Auch der verlorene Sohn aus Lukas 15 klingt wurde etwa als Musical am Broadway aufgeführt. an, wenn es heisst: «Ich war einst verloren. Aber nun bin ich gefunden.»
RUBRIK 15 Illustration: Daniel Müller Wie trägt die Melodie zur Popularität bei? der Barmherzigkeit uraufgeführt. Hat dies Die Melodie ist emotional und volkstümlich, dem Lied neuen Aufschwung verliehen? jeder kann schnell einstimmen. Zusätzlich Die Creative Kirche Witten, die das Musical verdeutlicht sie den Text, denn es ist die «Amazing Grace» in Auftrag gab, hätte sicher unglaubliche Gnade, die «mich» rettet, und gerne einen solchen Aufschwung auf ihre bei dem «me» wird der längste und höchste Fahnen geschrieben. Doch nach meinem Ton der Melodie erreicht. Durch die Gnade Empfinden ist das Lied so gross, dass es werde ich erhoben und kann aufblicken. keinen weiteren Aufschwung mehr braucht. Die Erinnerung an die unendliche Gnade Als Aretha Franklin 1972 ihr Album «Amazing Gottes und die Möglichkeit, jederzeit umkeh- Grace» aufnahm, inspirierte Gospel die ren zu können, sind zwei wesentliche Bot- Bürgerrechtsbewegung in den USA. Hat er schaften des christlichen Glaubens. Davon seither die gesellschaftliche Relevanz, sein können wir nicht genug singen, auch in aufrüttelndes Moment verloren? Zeiten, wo das Singen als «gefährlich» gilt. «Amazing Grace» ist in der amerikanischen Und ja, es ist gefährlich, weil es unsere Kultur fast wie ein Bekenntnislied: Wir alle gewohnten Weltsichten umstossen kann, wenn – ob schwarz oder weiss, gut oder böse – sind ein «armer Sünder» gerettet wird. von der Gnade Gottes abhängig. Aufrütteln- de Momente können weder festgehal- Der US-amerikanische Musiker Wintley ten noch vorgeschrieben werden, sie Phipps hat «Amazing Grace» einmal bloss sind wie ein Widerfahrnis und mit schwarzen Tasten gespielt und damit an brechen herein. Doch ich spüre die Geschichte der Sklaverei erinnert. Könnte dies bei dem Lied immer das Lied auch heute, in Zeiten grosser wieder, wenn beispielsweise Entzweiung, wieder Menschen vereinen? Barack Obama bei der Trauer- Wenn wir gemeinsam singen, aus vollen Herzen feier nach dem Attentat von und mit ganzer Seele, dann schwingen wir uns ge- Charleston 2015 dieses Lied meinsam ein und vielleicht spüren wir dann etwas als Kehrvers anklingen lässt von der Möglichkeit, Entzweiung und Gewalt zu und es dann sogar anstimmt. überwinden. Doch dies ist nicht unser Vermögen oder Können, es ist «amazing grace» und unverfüg- 2014 wurde in Deutschland bar. Singend habe ich schon ungeahnte Weite ge- das Musical «Amazing Grace» spürt und Verbindungen zu Menschen erlebt, wirk- als Geschichte über die Kraft lich amazing.●
16 TIPPS BUCHTIPP BILDUNGSTIPP —Der letzte Zug – Krimi mit —Lebendig und wirkungsvoll Tiefgang sprechen SCH. Wie ein Verbrecher wird EB. Stimme und Sprechwei- Pfarrer Bodmer in Handschellen se sind wichtige Marken- abgeführt und in Untersuchungs- zeichen einer Pfarrperson. haft gebracht. Ist er vielleicht Wie sie klingen und spre- wirklich ein solcher? Hat er sei- chen beeinflusst wesent- nen Freund auf dem Gewissen? lich die Wirkung ihrer In- War er es, der dem sterbenskran- halte. Im Kurs «Bewusst sprechen – Stimmbildung ken Arzt auf dessen Wunsch das für lebendig-wirkungsvolles Sprechen» lernen die tödliche Gift gereicht oder es ihm Teilnehmenden im praktischen Stimmtraining ihre gar aufgedrängt hat? eigene Stimme und deren Wirkung bewusster wahr- Eingeschlossen in der Zelle und zurückgewor- zunehmen. Sie analysieren ihre Stimm-, Sprech- fen auf sich selbst nimmt sich der angeklagte Theo- und Auftrittsgewohnheiten und integrieren neue loge selber ins Kreuzverhör, rekonstruiert, wie es so Möglichkeiten im Sprechalltag. Übungen für Kör- weit kommen konnte mit ihm und seinem Freund. per, Präsenz und Atem sind Bestandteile des Stimm- Er zeichnet nach, wie sehr ihn der Bedeutungsver- trainings. Darüber hinaus gibt es Tipps, wie die lust seines Berufs und seiner Kirche zu schaffen Stimme aufgewärmt und gesund erhalten werden machte, wie er als Seelsorger seinen Glauben und kann. seinen Eifer bewahren wollte und wie ihm vielleicht Der Kurs umfasst zwei Kurstage am 17. März und 16. Juni gerade dies zum Verhängnis werden sollte. 2021 sowie zwei Einzelcoaching. Anmeldeschluss ist der Der Autor, selber Pfarrer, greift in seinem pa- 31. Dezember 2020. www.bildungkirche.ch/kurse ckend konstruierten Kurzkrimi brisante Themen auf, denen sich die Kirche und ihre Vertreterinnen und Vertreter in der heutigen Zeit zu stellen haben. E-BOOK Ueli Greminger: Der letzte Zug. Pfarrer Bodmer unter —Kirchgemeinden in der Verdacht. TVZ, 2020. 122 Seiten, Fr. 22.80 Pandemie ED. Der Lockdown während BUCHTIPP der Corona-Krise forderte —Pflanzen der Bibel alle Kirchgemeinden, das kirchliche Leben in Gang zu ROD. «Ich mache die Wüste halten. Das geschah auf zum Teich und das ausge- vielfältige Art und Weise. trocknete Land zur Oase. In Das eben erschienene der Wüste pflanze ich Ze- eBook Corona-Krise: Kir- dern, Akazien, Ölbäume chgemeinden in der Pande- und Myrten. In der Steppe mie – Zukunftsperspektiven setze ich Zypressen, Plata- für den Pfarrberuf gibt ei- nen und auch Eschen.» Die nen Einblick. Engagierte Verheissung aus Jesaja 41 Vikare und Vikarinnen ha- steht für unzählige Bibel- ben sich auf den Auftrag eingelassen, ihre Beobach- stellen, in denen Bäume und tungen und Reflexion während des Lockdowns in Sträucher, Kräuter und Blumen eine Rolle spielen. einem Essay festzuhalten. Ebenfalls in der Publika- Sie nähren den Leib, erfreuen das Auge und stehen tion zu finden sind ein Referat von Christian Greth- für die Üppigkeit der göttlichen Fülle. Warum nicht lein und eine Einführung von Herausgeber Thomas biblische Pflanzen in heimische Gärten übersiedeln, Schaufelberger. um auch im Alltag die Geschichten der Bibel zum Corona-Krise. Kirchgemeinden in der Pandemie – Zukunfts- Leben zu erwecken? Dazu ermutigen die beiden perspektiven für den Pfarrberuf. Hsrg. Thomas Schaufelber- Autoren des Bildbands, der mit schönen Fotos, bib- ger. Das eBook kann kostenlos werden: www.bildungkirche. ch/ebookcorona lischen Bezügen, kulturgeschichtlichen Informatio- nen und praktischen Gartentipps in die Welt der Olivenbäume und Weinstöcke, Heilmittel und Duft- stoffe und Früchte einführt. Die Vielfalt der Feigen, die Pracht der Granatäpfel, die Heilkraft von Weih- rauch oder die Erhabenheit der Libanon-Zeder – die Palette biblischer Pflanzen beeindruckt. Wolfgang Kawollek, Henning Falk: Die Pflanzen der Bibel kennen und kultivieren. Verlag Eugen Ulmer, 2020. 132 Seiten, 24.90 Fr.
PORTRÄT 17 Päckli mit Herz Tanja Gabathuler transportiert Weihnachtsfreuden von Fluntern nach Osteuropa. ROD. «Für mich ist die Päckliaktion 100 000 Päckli aus der Schweiz ein ganz wichtiges Ereignis gewor- werden durch lokale Partner der den.» Tanja Gabathuler, seit 2014 als Hilfswerke Licht im Osten, HMK Sozialdiakonin im Stadtzürcher Kir- Hilfe für Menschen und Kirche, chenkreis sieben acht tätig, besucht Christliche Ostmission und «Akti- im Jahresverlauf viele betagte Men- on für verfolgte Christen und Not- schen. Zudem bietet sie regelmässig leidende» (AVC) an ihnen bekann- ein Erzählcafé an und arbeitet im te Bedürftige verteilt. Zuvor haben Deutschkurs für Flüchtlinge mit. Ein- die Pakete eine Reise durch halb mal pro Jahr steht jedoch ein beson- TANJA Europa absolviert, von Sammel- deres Ereignis an, nämlich das Ein- GABATHULER stellen in der ganzen Schweiz zu sammeln von sorgfältig verpackten Sozialdiakonin regionalen Transportbasen und Geschenken, die armutsbetroffenen von dort in die Zielländer Albani- Leiterin der Päckliaktion im Menschen in ost- und südosteuropäi- Stadtzürcher Kirchenkreis 7/8. en, Bulgarien, Moldawien, Rumä- schen Ländern zugutekommen. nien, Serbien, Weissrussland und In Fluntern wurde die Aktion vor in die Ukraine. Die Lebenssituati- rund 15 Jahren von zwei Kirchenpfle- onen der dortigen Bevölkerungen gerinnen eingerichtet. Zunächst wurden die Päckli seien fast unvorstellbar schwierig, berichtet Tanja in der Kirche gesammelt, seit einigen Jahren geht Gabathuler. Umso wichtiger sei es ihr geworden, der Sammeltag Mitte November jeweils im Quar- «einen kleinen Beitrag zu leisten, dass auch diese tiertreff Lokal Fluntern über die Bühne. Vom Mor- Menschen an Weihnachten eine Freude erleben dür- gen bis gegen Abend bringen Schenkfreudige ihre fen und vielleicht spüren, dass es nicht egal ist, wie transportsicher verpackten Gaben mit, darunter es ihnen geht.»● Süssigkeiten, Zahnpasta, Seife und Shampoo, No- tizmaterial und Kugelschreiber sowie Spielzeug für Kinder und zusätzlich Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, Teigwaren und Zucker oder alltägliche Artikel für Erwachsene. Was passiert mit meinem Päckli? Der Sammeltag bedeutet für die Sozialdiakonin in der oft überladenen Vorweihnachtsstimmung «ein Innehalten, ein erneutes Bewusstmachen, dass ein Leben, wie wir es hier führen können, für einen Grossteil der Welt nicht möglich ist», sagt sie. In diesem Jahr scheine ihr die Unterstützung umso wichtiger zu sein, denn «aufgrund der Corona-Pan- demie ist die Situation für viele Menschen noch schwieriger geworden, sie verlieren ihre Stellen, die Waren werden teurer, und es gibt kaum staatliche Unterstützung. Viele kämpfen ums Überleben.» Die Not bleibt nicht ungehört, seit einigen Jah- ren bringen immer mehr Familien ihre nützlichen Geschenke vorbei, wie Tanja Gabathuler berichtet. Dabei geht ihr die Betroffenheit der schenkenden Kinder besonders nahe. Die Kinder seien sehr inte- ressiert daran, was mit dem Päckli passiert, wie die Kinder in den jeweiligen Ländern leben und es sei ihnen wichtig, dass auch diese Kinder an Weihnach- ten eine Freude erleben dürften. Reise nach Osteuropa Die Empfängerfamilien kennt Tanja Gabathuler zwar nicht persönlich. Denn die jährlich rund Illustration: Daniel Müller
18 AGENDA Themen & Termine Klimagerechtig- die Hintergründe und aktuelle Relevanz dazu auszuloten. Mit Regula Tanner Anmeldung: zhref.ch/intern/kur- se/2021/copy_of_postkarten-plaka- keit – jetzt! und Angela Wäffler-Boveland, Fokus Theologie. te-flyer-gezielt-einsetzen 9. JANUAR 18 bis 21 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich oder online, wenn es die Supervision Sozialdiakonie Impulsveranstaltung Ökumenische Situation verlangt. Anmeldung: Kampagne 2021. info@fokustheologieref.ch Die Menschen in den Ländern des fokustheologieref.ch Südens leiden unter den Folgen des AB 11. FEBRUAR Zwingli-Film im Klimawandels. Unser Verhalten hat In der Gruppen-Supervision können Schattenseiten, die ganze Ökosysteme Teilnehmende ihre berufliche Rolle Fernsehen bedrohen und Lebensgrundlagen anhand Fragen aus Ihrem Praxisalltag vernichten. Mit einem Lebensstil, der festigen und erhalten mehr Flexibilität weniger Ressourcen verbraucht, und Sicherheit in der Rollengestaltung. übernehmen wir Verantwortung. 20. DEZEMBER Hiermit erfüllen die Teilnehmenden Referat «Klima-Gerechtigkeit: Was Erstausstrahlung des Zwingli-Films, auch die Kriterien von Diakonie CH für heisst das?», Ateliers, Film zum der 2019 im Rahmen vom Jubiläum die doppelte Qualifikation. Leitung: Input-Theater: Ajala («Erde») «500 Jahre Reformation» in die Kinos Sylvia Müller. 13.30 bis 16.30 Uhr, 8.45 bis 12.30 Uhr, Paulus Akademie, kam. 20.15 Uhr, SRF1 Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Pfingstweidstrasse 28, Zürich bit.ly/gruppensupervision-a Anmeldung: zhref.ch/oeme-impuls Infos: 044 258 92 37 Materialien zur Kampagne: monika.hein@zhref.ch sehen-und-handeln.ch/fuer-pfarrei- Sozialberatung en-und-kirchgemeinden Infos: 044 258 92 74 Kirchgemeinde bettina.lichtler@zh.ref.ch 23. UND 30. MÄRZ Sozialhilfe, Sozialversicherungsfragen, Angst?! Budget, Schulden, Finanzierungsgesu- che sind nicht in allen Kirchgemeinden 11. / 18. / 25. JANUAR Alltagsgeschäft. Grundkenntnisse Die Kirchgemeinde Männedorf lanciert helfen den Teilnehmenden, sich in drei ökumenische Abende mit namhaf- diesen komplexen Themen zurechtzu- ten Gästen zum Thema Angst. finden und Hilfesuchende zu beraten. 1. Referat: Angst als Störung und Leitung: Angela Lagler, Uwe Koch Schutz: Mit Prof. Dr. Daniel Hell. 13.30 bis 17 Uhr, Blaufahnenstras- Jesus im Schatten 2. Podium: Angst in Politik und se 10, Zürich. Anmeldung: Gesellschaft: Mit Regierungsrat Mario bit.ly/sozialberatung-maerz Infos: 044 258 92 37 von Paulus Fehr, mit Ex-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer und Jakub Samocho- wiec, Sozialpsychologe am Gottlieb monika.hein@zhref.ch 11. JANUAR Diskussionsabend im St. Anna-Forum. Duttweiler Institut. 3. Referat: Angst vor Leben und Tod: CAS Diakonie Gibt es eine jesuanische und eine Mit Pfarrerin Noa Zenger. AB AUGUST 2021 paulinische Theologie? Nach der Jeweils 19.30 bis 21 Uhr Veranstaltung mit Gerd Theissen im Reformiertes Kirchgemeindehaus November 2019 zum Thema «Hat Männedorf, Alte Landstrasse 254 Paulus die Botschaft Jesu verra- ref-maennedorf.ch/agenda/ ten?»hat sich eine Gruppe gebildet, um Lange Nacht der Referat und Gespräch zu verarbeiten und den Faden weiterzuspinnen. Sie Kirchen 2021 hat vier Thesen erarbeitet und stellt diese nun zur Diskussion. Podium mit Bettina Bartels, Pierre Bühler, Jörg Frey und Irene Gysel. 14. JANUAR Nachfolgend auf dem Youtube-Kanal Online-Infoanlass, 18 bis 19.30 Uhr. der Stiftung abrufbar. Soziale Arbeit in der Kirche. Wie bringt Zoom-Link: kirchen-zuerich.ch/ Sozialdiakonie sich in Gemeinden und 19 Uhr, St. Anna-Kapelle, St. Annagas- lange-nacht-der-kirchen/alle-infos se 11, Zürich. stiftung-eg.ch Quartieren ein, in denen auch staatli- Infos: langenacht@kirchen-zuerich.ch che und private Institutionen agieren? Der Lehrgang zeigt Gemeindestruktu- Jahreslosung 2021 PostcardCreator ren und Rahmenbedingungen der Landeskirche auf und befasst sich mit 12. JANUAR 21. JANUAR Strategien zur Förderung von Freiwilli- «Seid barmherzig, wie auch euer Vater genarbeit. Studienleitung: Yasmine Postkarten, Flyer und Plakate gestalten Altmann. Der CAS umfasst 25 Tage mit barmherzig ist!» Lk 6,36 und die Printwerbung individuell Um mit einem Bibelspruch ein Jahr total 202 Kontaktstunden / Lektionen. einsetzen. Leitung: Simone Strohm. Anmeldung: zhaw.ch/sozialearbeit lang unterwegs zu sein, lohnt es sich, Online-Kurs, 9 bis 11 Uhr Info: 044 258 92 37, diakonie@zhref.ch
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