Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...

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Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
Nr. 10 Dezember 2021
                                                                        Zeitschrift für die Mitarbeitenden der
                                                                                         Zürcher Landeskirche

                  WEIHNACHTEN LEBEN
  Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft

                                    UND AUSSERDEM:
Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem — Studie zur Religiosität — Weihnachten auf Rädern
Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
2   EDITORIAL

                                                     3
                                                     AKTUELL
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                                                     Lieber Lebkuchen als
                                                     Outlook-Kalender
        MADELEINE STÄUBLI-RODUNER
             Redaktorin «notabene»
                                                     6
    Liebe Leserin, lieber Leser                      FOKUS
    Wer Weihnachten sagt, denkt Erwartung.           Studie zur Religiosität
    Erwartung etwa an gediegene Familienfeiern
    in andächtiger Stimmung, mit konfliktfreien
                                                     auf dem Prüfstand
    Gesprächsthemen, souverän auf den Tisch
    gezauberten Vierstern-Menüs und ebenso
    überraschenden Deko-Elementen wie origi-
                                                     WEIHNACHTEN
    nellen Geschenken. Erwartung auch an             LEBEN
    stimmige kirchliche Feiern mit Pfarrpersonen
    in Hochform und Meisterinterpretinnen an
                                                     8
    Instrumenten. Erwartung schliesslich an          Die Figurenwelt der
    kreative Anlässe, die der weihnächtlichen
    Botschaft – gerade nach diesem belasten-
                                                     Krippenkünstlerin
    den Jahr – die Krone aufsetzen.                  Hanny Roduner
        Erwartungen können schwer lasten. Sie
    können diese kurzen Momente von erwarte-
    ter Feierlichkeit überstrapazieren. Wäre es      10
    zielführend, sie von Perfektionsdruck und        Making-of des Gossauer
    Harmoniestreben zu entlasten? Weihnachten
    im Hier und Jetzt zu leben, statt angestrengt    Weihnachtsmusicals
    zu zelebrieren? Den Fokus auf den Weg vor
    Augen zu richten, ihn mit Händen zu gestal-
    ten und mit Füssen zu begehen?
                                                     13
        «Nicht nur die Aufführung, sondern der       Die Botschaft im
    ganze Weg bis dahin ist ein Highlight», sagt
    der Gossauer Sozialdiakon Markus Hardmei-
                                                     «Weihnachtswägeli»
    er, der mit seinem Team ein Weihnachtsmusi-
    cal einstudiert. «An Weihnachten bekommt         15
    Gott Hand und Fuss», hören die Kinder an
    einer Novemberprobe. Weihnachten spielen         Als Sigristin auf
    – dabei ist das passionierte Proben ebenso       Weihnachten zugehen
    Geschenk wie die fulminante Aufführung.
        Auch für die Krippenkünstlerin Hanny
    Roduner sind es die kreativen Prozesse mit       18
    ihren biblischen Figuren, die sie erfüllen und
    Weihnachten für sie das ganze Jahr lebendig      Themen und Termine
    und fassbar machen. Sie gestaltet Weih-
    nachten, während Seelsorgerin Johanna
    Wegmann Weihnachten nahebringt, wenn sie         20
    auf der Pflegeabteilung ihre «Weihnachten        IMPRESSUM &
    auf Rädern» hereinfährt. In Bewegung ist
    auch die Sigristin Doris Kurz aus Rorbas, die    CARTOON
    kirchliche Feiern umsichtig plant und ihr
    Wirken mit Sorgfalt und Dankbarkeit ausfüllt.    Die nächste Ausgabe des «notabene» finden
                                                     Sie im Februar 2022 in Ihrem Briefkasten. News
    Weihnachten schlicht zu leben – das wün-         lesen Sie unterdessen auf zhref.ch und auf den
                                                     Social-Media-Kanälen der Landeskirche.
    schen wir Ihnen von Herzen!
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AKTUELL     3

KIRCHENSYNODE                                         KIRCHENSYNODE
—Folgen der Pandemie im                               —Wie passen Denkmal- und
Budget noch nicht spürbar                             Klimaschutz zusammen?
KOM. An ihrer Versammlung vom 23. November hat        KOM. Mit einem Postulat hatte die Kirchensynode den
die Kirchensynode das Budget der Zentralkasse der     Kirchenrat eingeladen zu prüfen, wie auf die Denk-
Landeskirche 2022 genehmigt. Es sieht einen Auf-      malpflege stärker Einfluss genommen werden könn-
wandüberschuss von 1,1 Millionen Franken vor.         te, um alte Gebäude klimafreundlicher zu bewirt-
Ein Minderheitsantrag der Finanzkommission, der       schaften. Der Bericht des Kirchenrates zeigt auf,
dem Kirchenrat auferlegen wollte, im Budget eine      dass bereits ein Prozess mit den Denkmalpflegen
Million einzusparen, fand im Kirchenparlament         besteht und weitere Aktivitäten geplant sind, etwa
keine Mehrheit. Die Sparvorgabe hätte, so wurde       ein Social Lab. Konkret sollen mit dieser Methode
von verschiedenen Synodalen argumentiert, am ge-      Möglichkeiten der Immobiliennutzung unter Einbe-
planten Stufenanstieg bei den Löhnen des Personals    zug möglichst aller Interessengruppen geschaffen
angesetzt. Mehrere Votanten hielten dies angesichts   werden. Der Kirchenrat hält fest, dass sich die Denk-
der finanziellen Aussichten der Landeskirche für      malpflegen bewusst seien, dass der Erhalt von Bau-
angebracht. Der Präsident der Finanzkommission,       zeugen in einem Spannungsfeld verschiedener Inte-
Gerhard Hubmann, und mit ihm die Mehrheit der         ressen steht, nicht zuletzt des Klimaschutzes und den
Synodalen, hielt ein Sparen auf Vorschuss für nicht   Anstrengungen der energetischen Gebäudesanie-
angebracht, ebenso wenig eine Beschneidung der        rung. Bereits in der Vergangenheit wurden Anstren-
Lohnentwicklung für die Pfarrschaft und Mitarbei-     gungen unternommen, um Eigentümer, Architekten
tenden der Landeskirche.                              und weitere Fachleute bei Umbauten und Sanierun-
    Gegenüber dem Vorjahr haben die Steuerein-        gen zu beraten. Es existieren dazu Leitfäden, die sich
nahmen der Kirchgemeinden leicht zugenommen:          auch für Kirchgemeinden eignen.
Der Nettosteuerertrag beträgt gut 231 Millionen           Martin Breitenstein empfahl im Namen der Vor-
Franken. Wirtschaftliche Auswirkungen der Pande-      beratenden Kommission den kirchenrätlichen Be-
mie lassen sich mindestens in diesem Steuerjahr       richt zur Annahme und regte an, Denkmal- und Kli-
noch keine erkennen. Bei einem Beitragssatz von       maschutz im Rahmen der Umweltzertifizierung
3.10 resultieren Zentralkassenbeiträge von rund       «Grüner Güggel» stärker zu integrieren. Die Syno-
67,5 Millionen Franken. Die Staatsbeiträge betra-     de nahm den Bericht zustimmend zur Kenntnis.
gen 25,6 Millionen Franken, die übrigen Erlöse und    Lesen Sie mehr auf zhref.ch/kirchensynode.
Rückerstattungen 11,7 Millionen Franken.
    Der Personalaufwand beträgt 82,4 Millionen
Franken. Für 2022 ist ein Stufenanstieg, aber kein
Teuerungsausgleich budgetiert. Die Sachkosten be-     DIAKONIEKREDIT
tragen 11,8 Millionen Franken. Für Beiträge wur-
den knapp 11 Millionen Franken budgetiert.            —Beiträge für Villa YoYo,
                                                      Lokal 17 und Partizipation
                                                      KOM. Der Kirchenratsschreiber hat im Rahmen des
CORONA-HILFE                                          Diakoniekredits Gesuche für weitere Beiträge be-
—Kirchenrat unterstützt Soli-                         willigt: Die Kirchgemeinde Winterthur Wülflingen
                                                      erhält für das Projekt «Villa YoYo» einen Folge-Bei-
dara mit knapp 50 000 Franken                         trag von 20 000 Franken. Es handelt sich dabei um
                                                      einen Treffpunkt für Kinder, unabhängig von deren
KOM. Solidara Zürich (vormals Stadtmission Zürich)    kultureller und religiöser Herkunft.
erhält aus dem Freien Kredit des Kirchenrates einen       Die Kirchgemeinde Steinmaur-Neerach be-
Beitrag von 48 215 Franken zur Deckung des coro-      kommt für das Projekt «Lokal 17» einen Folge-Bei-
nabedingten Mehraufwandes in diesem Jahr. Die         trag von 16 650 Franken. Das «Lokal 17» ist ein
Unterstützung dient vornehmlich der Refinanzie-       Ort, der den Besuchenden Platz für Begegnungen
rung von Hilfeleistungen an Menschen, die durch       mitten im Dorf bietet.
die Pandemie in eine noch grössere Not geraten            Die Kirchgemeinde Illnau-Effretikon erhält ei-
sind, etwa durch Obdachlosigkeit oder die Sexar-      nen Folge-Beitrag von 16 600 Franken für das Pro-
beiterinnen durch das Arbeitsverbot. Solidara Zü-     jekt «Partizipative Gemeindeentwicklung in den
rich stellte zusätzliche Beratungskapazitäten zur     Quartieren von Illnau-Effretikon».
Verfügung und intensivierte das Ausgeben von kos-
tenlosen Mahlzeiten.
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4   AKTUELL

    RELINFO                                                 THEOLOGIE
    —Sektenberatungsstelle stark —Nachwuchs aufgleisen
    gefragt in Corona-Zeiten          Mit einem grossen Reisespiel haben die refor-
                                                            KOM.
                                 mierten Landeskirchen junge Menschen herausge-
    SCH.  Die Evangelische Informationsstelle Kirchen       fordert, sich mit Theologie und Kirche auseinander-
    – Sekten – Religionen, «relinfo», verzeichnete ei-      zusetzen. 250 junge Erwachsene nahmen an der
    nen deutlichen Anstieg bei ihren Anfragen im Coro-      Aktion Anfang November teil.
    na-Jahr 2020. Dies geht aus dem in diesem Herbst            Die Teilnehmenden erhielten SBB-Tageskarten
    veröffentlichten Jahresbericht der von der Zürcher      und reisten in Gruppen quer durch die Deutsch-
    Landeskirche mitgetragenen Beratungsstelle her-         schweiz. Unterwegs lernten sie Personen und Orte
    vor. Fast verdreifacht hat sich mit über 400 Anfra-     kennen und erhielten Diskussionsstoff: zum Bei-
    gen der Informationsbedarf zu Verschwörungstheo-        spiel im Podcast-Studio vom RefLab, in der Flugha-
    rien. Angehörige oder Fachpersonen aus Seelsorge        fenkirche, in einem Stadtkloster oder bei einem in-
    und Therapie erkundigten sich bei der in Rüti ansäs-    terreligiösen Speeddating.
    sigen Fachstelle nach Strategien im Umgang mit          «Kreuz und quer» ist eine Initiative zur Nachwuchsförderung
    Verschwörungsgläubigen. Auch das Interesse der          der reformierten Landeskirchen der Deutschschweiz und
    Medien an dieser Thematik war hoch.                     den Theologischen Fakultäten. theologie-erleben.ch
        Insgesamt bearbeitete «relinfo» über 4000 An-
    fragen. Der grösste Teil betrifft christliche Religi-
    onsgemeinschaften, gefolgt von esoterische Grup-
    pen, Psychogruppen, okkultistischen und
    rechtsradikalen Bewegungen. Auch über Islam,
    Buddhismus und Hinduismus werden Informatio-
    nen nachgefragt.
    Relinfo.ch

    STEFANSKIRCHE
    —Neubauprojekt nimmt                                    OETWIL AM SEE
    Formen an                                               —Heizen mit Erdsonden
    SCH. Die Kirchgemeinde Zürich Hirzenbach plant          SCH. Seit diesem Winter heizt die Kirchgemeinde
    seit 2019 den Ersatzbau ihrer Kirche und ihres          Oetwil am See vollständig mittels Erdsonden-Wär-
    Kirchgemeindehauses. Nach Abschluss des Archi-          mepumpe. Sowohl in der Kirche als auch im Kirch-
    tekturwettbewerbs steht seit Oktober das Siegerpro-     gemeindehaus setzt man auf diese umweltschonen-
    jekt fest, das die aus den 50er-Jahren stammenden       de Technik. Damit gehört die Kirchgemeinde zu den
    Gebäude ersetzen soll. Der Entwurf des Architek-        ersten im Kanton, die ihre historischen Gebäude aus
    turbüros Lukas Imhof hat zusammen mit dem Land-         dem frühen 18. Jahrhundert in dieser Art umrüstet
    schaftsarchitekturbüro planikum ein Projekt             – dies mit finanzieller Unterstützung des Kantons.
    entworfen, das eine Kapelle, Mietwohnungen und
    einen Ort der Gemeinschaft vorsieht und vielfältig
    nutzbare Räume im Innen- wie im Aussenbereich
    des «Stefansviertels» schafft.
        Voraussichtlich werden zwischen 60 und 130
                                                            IMPULS FÜR DIE PREDIGT
    Menschen im Stefansviertel wohnen. Die privaten         —Nachhaltig predigen
    Wohnflächen sollen klein gehalten werden. Geht es       KOM. Am 1. Advent startete das ökumenische Ko-
    nach den Planungsschritten der Bauherrschaft, kön-      operationsprojekt «nachhaltig predigen» mit dem
    nen die Gebäude im Jahr 2025 eingeweiht werden.         Schwerpunktthema «frei – fair – handeln» für das
    stefansviertel.ch                                       Kirchenjahr 2021 – 2022. Die Predigtanregungen
                                                            setzen Impulse, wie Frieden, Gerechtigkeit und die
                                                            Bewahrung der Schöpfung gelingen kann. Mit dem
                                                            Schwerpunkt wird das Phänomen der Freihandel-
                                                            sabkommen in den Blick genommen. Aus der Zür-
                                                            cher Landeskirche haben Pfarrerin Sara Kocher,
                                                            Kirchenrätin und Pfarrerin Esther Straub, Pfarrer
                                                            Christoph Ammann und Pfarrer Res Peter Pre-
                                                            digtimpulse erarbeitet.
                                                            nachhaltig-predigen.de ist ein ökumenisches Kooperations-
                                                            projekt, das von 24 Bistümern und Landeskirchen getragen
                                                            wird, darunter beide Zürcher Kirchen.
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AKTUELL     5

DIGITALISIERUNG
—GKD arbeiten auf neuer
                                                      Blog
digitaler Plattform
SCH. Seit diesem Herbst arbeiten die Mitarbeitenden
der Gesamtkirchlichen Dienste (GKD) der Landes-
kirche auf einer neuen digitalen Plattform. Das
«RefNet» basiert auf den verschiedenen Microsoft-
Office365-Programmen und stellt webbasiert Ar-
beitsräume für die Zusammenarbeit der Abteilun-
gen zur Verfügung. Das «RefNet» soll damit die
interne und externe Zusammenarbeit mittels Teams,               ANDREAS LOOS
Sharepoint, den Kalender- und Planer-Funktionen               Dozent für Systematische
von Outlook und weiteren Microsoft-Applikationen                     Theologie
erleichtern. Es ermöglicht mobile Arbeitsmodelle,
weil der Zugriff von überall und allen Geräten mög-
lich ist, wo eine Internetverbindung besteht. Die            Lebkuchen statt
Startseite des «RefNets» dient als Informations-             Outlook-Kalender
und Newsplattform und macht interne Newsletter
weitgehend überflüssig.                                Wenn ich Lebkuchen esse, dann
    Ziel der Einführung von «RefNet» ist auch die      schmeckt es nach Advent. Vor allem
Beseitigung von Informationssilos, die aufgrund        bei den überragenden Oblatenvarian-
technischer und organisatorischer Grenzen beste-       ten, die mir mein Freund aus einer
hen. Die Plattform minimiert ausserdem das Risiko,     fränkischen Lebküchnerei zusendet.
Unternehmensinformationen zu verlieren, da alle        Schon der erste Bissen kann mich auf
Daten auf einer zentralen Plattform gespeichert und    eine Zeitreise schicken. Sie bringt
automatisch gesichert werden.                          mich zurück in meine Kindheit.
                                                           Damals zeigten mir weder der
                                                       Outlook-Kalender noch andere Instru-
                                                       mente an, welche Zeiten im Kommen
                                                       waren. Mein Zeitempfinden entstand
 Leserbrief                                            durch Rituale und Symbole.
 —Was ist mit                                              Sie waren oft naturgebunden, etwa
                                                       wenn wir im Bach das reissende
 den Schattenseiten?                                   Schmelzwasser stauten und dabei die
 «notabene» 9/21: «Tagebuch eines Aufbruchs»           warmen Jacken in die Wiese legten.
 Ich freue mich auf das angekündig-                    Vorboten des Frühlings. Ein «dingding-
 te Buch zur Gemeindeentwicklung.                      dingdingding» im Dorf verriet mir, dass
 Stutzig macht mich der Untertitel                     die Alten auf dem Amboss ihre Sensen
 des Artikels: Können Landeskirche                     dengelten. Der Klang der Heumach-
 und Kirchgemeinden «seit Jahren in                    zeit. Und wenn sich der süsse Rauch
 Aufbruchstimmung» sein? Aufbruch                      brennender Kartoffelsträucher über
 ist doch eine Etappe auf einem                        das Erntefeld legte, dann würden wir
 Weg, der dann in einen neuen Alltag                   bald die Drachen steigen lassen.
 mündet. Verbirgt sich hinter dieser                   Genauso ging das mit dem Lebku-
 Zeitspanne eine gewisse Ermü-                         chen, wenn ich ihn im Advent – wohl-
 dung? Und wo sind die Kirchge-                        dosiert von meiner Mutter – in meinem
 meinden, die den Anschluss an                         Schulranzen oder auf dem Küchen-
 KirchGemeindePlus nicht gefunden                      tisch fand: Sinnliche Einstimmung auf
 haben? Gibt es auch ein Tagebuch                      die kindliche «Weltjahresbestzeit».
 des Abbruchs? Vielleicht gibt es                          Das alte Glück, tief in eine beson-
 einmal einen erhellenden Artikel zu                   dere Zeit einzutauchen oder sich darin
 den Schatten der grössten Reform                      selbst überrascht vorzufinden, möchte
 seit der Reformation.                                 ich heute nicht missen. Dinge sind
 Jürg Wildermuth, Oberwinterthur                       dann himmlisches Zeugs, wenn sie mir
                                                       diese Immersionserfahrung offenhal-
                                                       ten, und sei es nur in einer kleinen
                                                       Episode des Alltags.
                                                       Mehr lesen auf reflab.ch
Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
6   FOKUS

                      RELIGIOSITÄT IM KANTON ZÜRICH

                    Viel mehr
                   Experimente
                    zulassen
                48 Prozent der Zürcher Reformierten sagen,
              dass sie weder religiös noch spirituell sind. Was
                         heisst das für die Kirche?
                                         Von Madeleine Stäubli-Roduner

                                                            Landeskirche mit der Frage um, was genau
                                                            ihre Mitglieder noch in der Kirche hält?
                                                                Dass 48 Prozent unserer Mitglieder sagen, dass
                                                                sie weder religiös noch spirituell sind, ist
                                                                bemerkenswert. Die Zugehörigkeit zur Refor-
                                                                mierten Kirche hat laut Studie für viele nach
                                                                wie vor einen «passiven» Charakter und wird
                                                                in der Familie «vererbt». Wer als Kind refor-
           THOMAS SCHAUFELBERGER                                miert war, bleibt es tendenziell auch. Unter den
             Leiter Kirchenentwicklung                          Säkularen gibt es allerdings viele, die auch
                                                                religiöse Resonanzen haben. Schliesslich dürfte
                                                                es für viele Säkulare eine Rolle spielen, dass
    Die Zürcher Studie zu Religiosität und Spiri-               die Reformierte Kirche eine anerkannte Institu-
    tualität baut auf einem vierteiligen Schema                 tion ist, die im diakonisch-sozialen Bereich
    von Haltungstypen auf (siehe Box). Wie                      engagiert ist und ihr Steuergeld zu Gunsten der
    beurteilen Sie die Aussagekraft dieser Dar-                 gesamten Gesellschaft einsetzt. Trotz des
    stellung?                                                   Mitgliederrückgangs ist es deshalb wichtig, die
         Natürlich sind solche Kategorisierungen stark          gesellschaftliche Relevanz der Reformierten
         vereinfachte Darstellungen in der Realität             Kirche aufrechtzuerhalten. Wenn ihr Bevölke-
         gäbe es noch viele Schattierungen von Religi-          rungsanteil von momentan 27 Prozent weiter
         osität und Spiritualität. Dennoch ist die Studie       sinkt und wenn die Mittel abnehmen, kann sie
         hilfreich, um wahrzunehmen, was sich in der            das zum Beispiel erreichen, indem sie stärker
         Gesellschaft bewegt und um zu überlegen, wie           Koalitionen mit Akteuren im Sozialraum bildet.
         die Landeskirche darauf reagieren soll. Die            Mit der Mitgliedschaft im Schweizer Netzwerk
         vorliegenden Zahlen sind interessant, weil sie         «Caring Communities» ist die Landeskirche
         schlicht und einfach eine Selbstdeklaration der        kürzlich in eine solche Kooperation eingetreten.
         Zürcher Bevölkerung darstellen.
                                                            Was bedeutet es für die Landeskirche, dass
    Diese Selbstdeklaration zeigt: Auch bei den             sich der Anteil der älteren Generationen von
    Reformierten ist der Anteil der «Säkularen»             «Traditionellen» stark verringert?
    mit 48 Prozent recht hoch. Wie geht die                     Die Aufgabe der Kirche ist, diesen traditionel-
Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
FOKUS     7

                                                            Säkular, engagiert,
                                                            traditionell oder alter-
                                                            nativ?
  «Die zwei Fische und fünf                                 Das Bundesamt für Statistik
  Brote, die wir im Proviant-                               befragte 2019 die Zürcher Bevöl-
                                                            kerung zu ihrer Religiosität und
  sack dabeihaben, verteilen                                Spiritualität. Auf Basis der Ant-
                                                            worten von 1900 Personen
   und einmal schauen, was                                  wurden vier Haltungstypen
           passiert.»                                       definiert:
                                                                50 Prozent der Personen über
                                                            15 Jahren gehören zu den «Säku-
                                                            laren»; sie sagen, dass sie ohne
                                                            Gott und Kirche, ohne Meditation
                                                            und Gebet leben können. Für sie
                                                            wird die Gottesfrage höchstens
    len Mitgliedern nahe zu bleiben – und gleich-
                                                            bei Schicksalsschlägen aktuell
    zeitig zu überlegen, wo die tendenziell stärker
                                                            oder bei der Erziehung ihrer
    werdenden Gruppen Räume finden, um sich
                                                            Kinder. Die «Engagierten» (18
    mit der Kirche zu verbinden. Ich könnte mir
                                                            Prozent) haben grosses Interesse
    als Weg eine geschickte Kombination von
                                                            an Glaubensinhalten, leben eine
    Beteiligungsformaten vorstellen, die vor allem
                                                            spirituelle Praxis wie Gebet und
    für die Engagierten wichtig sind, und von
                                                            möchten sich mit anderen ver-
    Elementen, welche für Menschen einen
                                                            bunden fühlen. Den «Traditionel-
    wertvollen und gewünschten Dienst darstellen.
                                                            len» (17 Prozent) genügt die
    Diese notwendige Vielfalt an kirchlichen Orten
                                                            institutionelle Form von Kirche.
    und Formen sowie das gesellschaftlich rele-
                                                            Sie feiern Gottesdienste an
    vante diakonische Engagement lassen sich am
                                                            wichtigen Stationen des Lebens
    besten in regionaler Perspektive organisieren.
                                                            und des Kirchenjahres. Die
                                                            «Alternativen» (15 Prozent) ken-
Wie kann die Reformierte Kirche die «Alter-
                                                            nen sich in Meditationsformen
nativen» erreichen?
                                                            aus, suchen spirituelle Erlebnisse
    Wir sind im Kontakt mit «Alternativen»
                                                            in der Natur, können mit einer
    manchmal etwas zu schnell mit dem Urteil.
                                                            Institution aber nicht viel anfan-
    Besser wäre, Beziehungen zu pflegen, Räume
                                                            gen. (Wortlaut T. Schaufelberger)
    zur Verfügung stellen und im Gespräch
    ausloten, ob und wie es von spirituellen                Statistisches Amt des Kantons Zürich.
                                                            statistik.info 2021/05, Peter Moser, Religiosi-
    Erfahrungen Brücken zu reformatorischen                 tät und Spiritualität heute
    Glaubensinhalten – zum Evangelium – gibt.               www.web.statistik.zh.ch/data/KTZH_737_
    Mit Wertschätzung, Neugier und Offenheit für            si_2021_05_religiositaet_spiritualitaet.pdf
    Zusammenarbeit wird es gelingen, hie und da
    mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sich
    vor allem als spirituell bezeichnen.

Die Studie zeigt, dass noch immer rund 60
Prozent der Zürcher Bevölkerung dem Chris-
tentum zuzuordnen sind. Könnte eine Fokus-
sierung auf gemeinsame christliche Nenner             von Kirche umzusetzen können. So wird ein
richtungsweisend sein? Oder aber kleinere             buntes Netzwerk an vielfältigen kirchlichen
Denominationen mit starken Profilen?                  Orten und Formen entstehen – und es wird
    Wir sollten in eine Phase eintreten, in der wir   sich mit der Zeit herauskristallisieren, welche
    noch viel mehr Experimente zulassen, Fehler       für die Zukunft taugen. Ich bin sicher, dass in
    machen und daraus lernen. Niemand weiss,          diesem Netzwerk sowohl traditionelle Orte
    wie die Reformierte Kirche in fünfzig Jahren      Bestand haben werden wie auch neue Räume,
    aussehen wird und wie Kommunikation des           die wir noch nicht kennen. Und ich bin sicher,
    Evangeliums in der Welt gelingen wird. Es ist     dass zu diesem Netzwerk auch Zusammenar-
    deshalb wichtig, dass wir ausprobieren und        beitspartner aus anderen Kirchen und aus der
    möglichst viele Ideen willkommen heissen.         Zivilgesellschaft gehören. Biblisch gesprochen
    Wir sollten nicht danach fragen, wer etwas        heisst das: Die zwei Fische und fünf Brote, die
    erlauben muss, sondern wie viel Vertrauen wir     wir im Proviantsack dabeihaben, verteilen und
    entwickeln müssen, damit Menschen ihre Idee       einmal schauen, was passiert.●
Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
8   SCHWERPUNKT

                  WEIHNACHTEN GESTALTEN

              14 Meter bis
               Bethlehem
         Weihnachtskrippen bringen uns in Tuchfühlung
          mit der Frohen Botschaft. Krippenkünstlerin
         Hanny Roduner nimmt seit 40 Jahren Menschen
                     mit nach Bethlehem.
                     Text und Fotos von Christian Schenk
Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
9

Josef hantiert mit frischen Windeln und richtet die
Krippe für das neugeborene Kind wieder her, wäh-
rend sich vor dem Stall die ersten Hirten mit einem
Dutzend Schafe versammeln. Maria hält das Kind
in den Armen und singt den Kleinen leise in den
Schlaf. Das hört man nicht wirklich. Aber die Figu-
ren mit ihren fein modellierten Gesichtern sprechen
mit ihrer Körpersprache Bände. Die bis ins Detail
genau genähten Gewänder, die fein arrangierten Re-
quisiten und Kulissen lassen das Geschehen leben-
dig werden und führen den Betrachter an den vom
Evangelisten Lukas vor zweitausend Jahren be-
schriebenen Schauplatz.                                               Krippe in der Wasserkirche
    In Szene gesetzt hat ihn Hanny Roduner. Noch                      Die Figurenwelt der Zürcher Krippen-
stehen ihre Figuren an diesem Morgen im Spätherbst                    künstlerin erleben Sie in einer gros­
in ihrem Wintergarten an der Bleulerstrasse in Zü-                    sen Ausstellung in der Zürcher
rich. Aber schon in den nächsten Tagen werden sie                     Wasserkirche. Über 14 Meter er-
samt Kulissen in Styropor eingepackt und zur Was-                     streckt sich der szenisch unterteilte
serkirche transportiert. Dort baut die 74-jährige                     Schauplatz rund um die Geburt und
Künstlerin die Krippenlandschaft für eine grosse                      das Aufwachsen Jesu. Die über
Ausstellung in der Adventszeit wieder auf: Die Sze-                   einem Sisalschnurgestell aufgebau-
ne im Stall, die Hirten auf dem Feld, den Palast des                  ten Figuren sind Unikate und führen
Herodes, die Reise der Weisen aus dem Morgen-                         in ihrer kostbaren Ausstattung und
land, die überfüllten Herbergen in Bethlehem – all                    vor orientalischer Kulisse in die
das lässt die Künstlerin im Kleinformat auf insge-                    Lebenswelt zur Zeit von Jesus.
samt 14 Quadratmetern Schaufläche auferstehen.
                                                                      26. November bis 26. Dezember. Von Di bis So,
Auch die Darbringung Jesu im Tempel acht Tage                         13 bis 18 Uhr geöffnet. Montags sowie am 7. und
nach der Geburt, die Begegnung mit Simeon und                         19. Dezember geschlossen. Wasserkirche,
der Prophetin Hanna und später den Auftritt des jun-                  Limmatquai 31, Zürich.
gen Jesu in der Synagoge erzählt die Zürcher Künst-                   Auch die Kirche St. Peter zeigt – in einer anderen
lerin mit ihren Figuren textgetreu nach Lukas.                        Gestaltung – eine grosse Kirchenkrippe von
                                                                      Hanny Roduner. Infos zu Ausstellungen und
                                                                      Kursen auf: www.krippenfigurenkurse.ch
Weihnachten das ganze Jahr
    «Ich möchte das Geschehen so darstellen, wie
es gewesen sein könnte. Ich frage mich, wie die
Menschen damals gelebt und wie sie sich gefühlt         seitig, inspiriert einander. Und jeder geht seinen ei-
haben, ich lasse mich inspirieren vom Bibeltext und     genen Weg, interpretiert die Figuren und die Ge-
Büchern, die beschreiben, wie das Leben damals          schichte von der Geburt Jesu auf seine Weise.»
war und setzte das möglichst genau um», sagt Han-
ny Roduner. Die ehemalige Handarbeitslehrerin           Mitnehmen nach Bethlehem
und Erwachsenenbildnerin hat es dabei in über 40            «Evangelisieren» wolle sie mit ihrer Kunst
Jahren Kunsthandwerk in dieser Disziplin zur Per-       nicht, sagt Hanny Roduner. Der Glaube sei ihr aber
fektion gebracht. Weihnachten lässt sie nicht mehr      persönlich wichtig. Er begleite sie durch das ganze
los, beschäftigt sie das ganze Jahr. Die benötigten     Leben. Sie fühle sich von Gott getragen. Es sei ihr
Materialien für ihre Figuren bringt sie vielfach als    in ihrem Leben schon so viel zugefallen. «Es gibt
Sammelstücke von Ferienreisen zurück. Trouvail-         etwas da oben, das mich führt, einen Stern, der mir
len findet sie auf Märkten, in Brockenstuben, oder      leuchtet», sagt sie und sie sei dankbar, ihre Bega-
sie organisiert kostbare Stoffe aus nicht mehr benö-    bung nutzen und weitergeben zu können. «Ich
tigten Kostümen des Opernhauses. So entstehen           möchte die Leute mitnehmen ins Weihnachtsge-
Unikate wie jene Figur des Hohepriesters, dessen        schehen, mitten ins Leben von damals.»
Gewand mit zwölf Edelsteinen besetzt und am                 Das gelang ihr schon vielfach. Roduners Krip-
Saum mit Granatäpfeln und Glocken bestückt ist          pen sind Publikumsmagnete, standen schon im Lan-
und dessen Beschaffung und Verarbeitung je eine         desmuseum, in Schaufenstern an der Zürcher Bahn-
eigene Geschichte haben.                                hofstrasse oder in grossen Gartenausstellungen.
                                                        Dieses Jahr sind sie in der Wasserkirche und in der
Gelebter Glaube                                         Kirche St. Peter in Zürich zu sehen. Wunderbare
     Hanny Roduner erzählt sie gerne, lässt Betrach-    Standorte, meint Hanny Roduner. Für sie als «Zü-
ter teilhaben am Findungs- und Entstehungsprozess.      ri-Meitli» ein besonderer Stolz, in ihrer Stadt aus-
Ihr Wissen, ihre handwerklichen Fertigkeiten zum        stellen zu dürfen. Vielleicht finden die Krippen in
Gestalten von Krippenfiguren gibt sie seit Jahrzehn-    der Innenstadt dann einmal eine feste Bleibe, das
ten weiter in Kursen. Gerade diese gemeinsame Ar-       wäre ihr grosser Traum. Bis dahin heisst es immer
beit und der Austausch in den Kursen, das sei für sie   wieder: Packen, aufbrechen, sich auf den Weg ma-
auch gelebter Glaube. «Man unterstützt sich gegen-      chen – nach Bethlehem.●
Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
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                  WEIHNACHTEN SPIELEN

          «Gott
      bekommt Hand
        und Fuss»
     Alle zwei Jahre geht in Gossau das Weihnachtsmusical
     über die kirchliche Bühne. Augenschein an einer Probe
      für ein Gemeinschaftsprojekt mit vielen engagierten
                         Mitwirkenden.
                      Von Madeleine Stäubli-Roduner
WEIHNACHTEN SPIELEN             11

                                                                    MARKUS HARDMEIER
                                                                   Sozialdiakon, Kirchgemeinde
                                                                             Gossau

                                                        le lernen und ihre Kostüme ausprobieren, fragt nach
                                                        Unterstützungsbedarf und bietet sich als Joker an.
                                                        Auch im Lauf des Morgens wird er koordinieren
                                                        und klären, delegieren und an allen Ecken und En-
                                                        den unterstützend beistehen.
                                                             Für den 50-jährigen Sozialdiakon mit Studium
                                                        am TDS Aarau, der sich in Gossau seit Jahrzehnten
                                                        kirchlich engagiert, steht fest: «Nicht nur die Auf-
                                                        führung, sondern der ganze Weg bis dahin ist ein
                                                        Highlight.» Er erlebt es als tief beglückend, «wie
                                                        sich das altersdurchmischte Team mit den verschie-
                                                        denen Gaben und als starke Einheit einbringt» und
                            Schwungvoller Kreistanz
                            mit Tüchern: die            wie die zahlreichen mitwirkenden Jugendlichen
                            Mädchengruppe am            durch das Engagement im Team persönlich wach-
                            Proben. Foto: rod           sen, reifer werden und ihre Gaben entwickeln könn-
                                                        ten. Kurz: «Das Gemeinschaftsprojekt, in Ergän-
                                                        zung füreinander und im Miteinander, dies macht es
In goldenem Sonnenlicht steht das Kirchgemeinde-        aus!» Und diese Gemeinschaft trägt, das wird wäh-
haus Gossau an diesem Sonntagmorgen im Novem-           rend der folgenden Probesequenzen spürbar.
ber. Schon um neun Uhr wird auf drei Stöcken em-
sig beraten und vorbereitet. «Von 65 Kindern fehlen     Mitreissende Songs
heute drei, eines davon spielt ein Schäfchen», sagt         Während die Leitenden nun ausschwärmen, um
Sozialdiakon Markus Hardmeier gerade zu einigen         in den vorgesehenen Räumen die letzten Details zu
Verantwortlichen, einer motivierten Schar von Er-       klären, setzen sich die ersten Kinder in den Saal, ihr
wachsenen, Jugendlichen und Kindern. Während            Lachen und Schwatzen wird immer lauter, bald füllt
draussen der Herbstwind die farbigen Blätter mit        sich der ganze Raum. «Ich kenne ja die Hirten noch
Wucht von den Bäumen auf den grossen Spielplatz         gar nicht», ruft eine Leiterin. «Severin kennt sie, er
fegt, verwandeln sich die Innenräume allmählich in      kann dir helfen», antwortet jemand. Nun werden die
ein Probelokal für das grosse Weihnachtsmusical.        Vorhänge gezogen, an den Klaviertasten ertönen ei-
                                                        nige Harmonien. Der erste Liedtitel ist bereits an die
Weg zur Aufführung als Highlight                        Wand projiziert, er heisst «Dä chlini Stall» und ge-
    Da bringt jemand Bananenschachteln mit Spie-        hört zum Musical «Die Räuber von Bethlehem»,
len und Bastelutensilien für ein späteres Give-away,    das viel Spannung verspricht.
hier wird ein Tanzraum mit improvisierten Spiegeln          Es ist eine von unzähligen Produktionen aus der
eingerichtet. Bald begrüsst Markus Hardmeier das        Feder von Markus Hottiger, der die Jugendorganisa-
20-köpfige Team offiziell, er gratuliert der Tanzlei-   tion Adonia vor 40 Jahren aufgebaut und zu einer
terin zum Geburtstag, bittet im Gebet um Schutz         Singbewegung mit beliebten Musical-Konzertrei-
und Gelingen und skizziert darauf detailliert den       hen geführt hat. Sein unverkennbarer und erfri-
Ablauf des zweiten Probemorgens. Wer hat den            schender Musikstil findet breiten Anklang. Auch
Pausenznüni mitgebracht und hilft mit, Apfelschnit-     das mit Bruder Jonas Hottiger geschaffene Räu-
ze zu schneiden und zu verteilen? Wann werden die       ber-Weihnachtsmusical mit seiner packenden Ge-
fünf Hirten zum Proben aus dem Chor geholt? Wie         schichte und den coolen, mitreissenden Songs ga-
sind die Kinder mit Statistenrollen zu motivieren,      rantiert Qualität.
damit sie sich nicht langweilen?
    Trotz der zahlreichen technischen und organisa-     Nicht wie liebe Schäfchen singen
torischen Details geht dem umsichtigen Leiter der           Für eine qualitätsstarke Produktion sorgen auch
Blick für das Ganze nicht verloren. Markus Hard-        die einzelnen Verantwortlichen des Teams, die mit
meier nennt als Tagesziel, dass alle Kinder ihre Rol-   den Kindern arbeiten. So ermutigt Lea Gut-von
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     Orelli in ihrer Begrüssung die kleinen Zuhörerinnen            geht im Eingang ein 16-jähriger Jungleiter mit Maria,
     und Zuhörer, ihre Ohren zu spitzen, fragt nach wei-            Josef und dem Esel eine eindringliche Szene durch,
     teren Redewendungen und nennt eine, die gut zu                 und im Untergeschoss üben sich die Räuber in frecher
     Weihnachten passt: «An Weihnachten hat Gott                    Räubersprache. Nach und nach werden sich die Szenen
     Hand und Fuss bekommen» – dies bedeute, dass der               in Hirtenfeld, Markt und Stall aneinanderfügen und die
     eigentlich unsichtbare Gott in Jesus sichtbar gewor-           Hirten und Schafe, Räuber und Engel, Wirt und Wirtin,
     den sei und auch die Kinder ihn sehen und erleben              Soldaten und Könige ihren Platz finden und ihre Ein-
     könnten.                                                       sätze beherrschen.
         «Weil das passiert ist, machen wir unser Musi-                 In der 11 Uhr-Pause holen alle nochmals neuen
     cal», sagt sie und übergibt der versierten Chorleite-          Schwung, auch die acht Mädchen, die danach ihre
     rin Christina Gasser, die fantasievoll und spielerisch         schöne Choreografie zum Lied «S grööschte
     Stimmbildung betreibt. «Stönd uf und schnuufed,                Gschänk» von Andrew Bond im Untergeschoss vor
     bis ihr eue Schnuufitank gfüllt händ», ruft sie und            Spiegeln konzentriert einstudieren und dabei im
     zieht mit den Kindern mit einem gemeinsamen                    Kreis ihre bunten Tücher schwenken. Um halb
     Schrei imaginäre Kaugummis vom Fuss über den                   zwölf heisst es für die Kinder Schluss, während die
     Kopf hinaus. Beim Lied «Was söll jetzt gscheh?» ab             Verantwortlichen unverzüglich Stühle stapeln und
     CD-Player und mit Klavierbegleitung fordert sie die            Utensilien versorgen. Wenig später lassen sie in ei-
     Kinder auf, nicht etwa wie liebe Schäfchen, sondern            ner abschliessenden Teamsitzung einige Szenen Re-
     «cool und schräg» zu singen. Dank ihrem rhythmi-               vue passieren und besprechen die bevorstehenden
     schen Klatschen und Bewegen erfassen die Kinder                Proben mit der jugendlichen Band, die Gestaltung
     den bluesartigen Liedcharakter erstaunlich schnell.            der Kulissen und die komplexe Technik.
                                                                        Noch einmal ermutigt Sozialdiakon Markus
     Leidenschaft als Geschenk                                      Hardmeier sein Team mit lobenden Worten. «Eure
         Nach und nach werden die jungen Schauspielerin-            Leidenschaft macht mir Freude, es ist ein Geschenk,
     nen und Schauspieler nun abgeholt, um in Nachbarräu-           so engagierte und kompetente Personen dabei zu
     men ihre Szenen zu üben. Zuoberst im Dachraum ha-              haben.» Während er die letzten Anpassungen be-
     ben kundige Näherinnen ihre vielfarbigen Kostüme               spricht, werden die Vorhänge wieder geöffnet und
     ausgebreitet, da finden sich Schäfchen-Anzüge, Glit-           die Novembersonne scheint erstaunlich hell in das
     zerröcke und Hirtenkutten, auf den Tischen warten              Kirchgemeindehaus, aus dem noch einige Zeit
     Helme und Hüte. Der Reihe nach probieren die Könige            Schwatzen und Lachen dringen wird.●
     ihre Kronen und die Engel ihre Flügel aus. Derweil

     Unter kundiger Leitung verwandeln sich die Kinder in Hirten,   Weihnachten spielen: Aufführung des Gossauer Weihnachts-
     Engel und Könige. Foto: rod                                    musicals im Jahr 2019. Foto: Silas Zindel
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                      WEIHNACHTEN NAHE BRINGEN

                «Wir pflegen
                 die Seele»
           Johanna Wegmann bringt die Botschaft von
         Weihnachten hochbetagten und dementen Men-
         schen nahe. Unterwegs mit der Pfarrerin und ih-
                   rem «Weihnachtswägeli».
                                          Von Viviane Schwizer

                                                        als früher im Einzelhaushalt.» Beschwerlicher sei
                                                        die Advents- und Weihnachtszeit nicht selten für
                                                        Angehörige, dies besonders, wenn sie sich noch
                                                        nicht damit abfinden konnten, dass ihre Liebsten
                                                        jetzt auf die Fürsorge in einer Institution angewie-
                                                        sen sind.

                                                        Begegnungen ermöglichen
            JOHANNA WEGMANN                                  Mit Umsicht geht Johanna Wegmann im De-
         Seelsorgerin im Gesundheitszen-                zember auf die emotionalen Ressourcen der Be-
          trum für das Alter Mattenhof,                 wohnerinnen und Bewohner ein. Coronabedingt
                      Zürich                            wird in diesem wie schon im vergangenen Jahr nicht
                                                        im grossen Festsaal abteilungsübergreifend gefei-
                                                        ert. Umso mehr stösst das Angebot «Weihnachten
«Oh du Fröhliche», «Ihr Kinderlein kommet» und          auf Rädern» auf Resonanz, das die reformierte Pfar-
andere Weihnachtslieder sind auf den Pflegeabtei-       rerin gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen
lungen im Mattenhof in der Advents- und Weih-           wiederum anbieten wird: Auf einem kleinen Mehr-
nachtszeit oft zu hören. Selbst wenn ein alltägliches   zweckwagen wird alles, was es braucht, zu der ver-
Gespräch krankheitsbedingt kaum mehr möglich            sammelten Gemeinschaft gefahren: ein Adventska-
ist, können Bewohnerinnen und Bewohner mit den          lender mit Bildern, Dekorationen mit elektrischen
vertrauten Liedern gefühlsmässig an das Geschehen       Kerzen, etwas, das duftet, und ein Tablet mit Laut-
an der Krippe «andocken». Das erlebt Johanna            sprecher.
Wegmann, die seit fünf Jahren als Seelsorgerin im            In den vier Wochen vor Weihnachten halten die
Mattenhof arbeitet, immer wieder. Sie weiss zwar,       beiden Seelsorgenden auf allen zwölf Abteilungen
dass in der Adventszeit Wehmut, Trauer und Erinne-      wöchentlich je eine rund dreiviertelstündige Feier
rungen an frühere Zeiten belasten können. Aber          mit Glockengeläut, Liedern, Gebeten und Texten zu
selbst in der dunklen Jahreszeit komme bei den ge-      Engeln, Hirten, Königen und der Heiligen Familie.
sundheitlich beeinträchtigten Menschen im Haus          Menschen, die das Bett nicht mehr verlassen kön-
Freude auf, wenn sie Lichter und Christbäume mit        nen, besuchen die Seelsorgenden in ihrem Zimmer
ihrem Schmuck sehen und Musik hören. Auch die           und lassen es auch dort weihnachtlich werden. Die
gezeigten Krippenfiguren zauberten jeweils ein          Bewohnerinnen und Bewohner schätzen diese Art
Strahlen auf die Gesichter.                             von Feiern. Johanna Wegmann sagt dazu: «‹Wir
                                                        pflegen. Die Seele›, das war unser Slogan, als die
Sorgen der Angehörigen                                  Institution noch Pflegezentrum hiess, und das tun
   Die Pfarrerin weiss: «Viele Menschen ohne An-        wir heute noch.»
gehörige sind jetzt in der Institution weniger allein        Der Mattenhof bietet Platz für 252 Menschen.
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              Weihnachten mobil: Auf einem Mehrzweckwagen bringt Pfarrerin Johanna Wegmann
              Weihnachtsstimmung zu den Menschen. Foto: Viviane Schwizer

     Die meisten, die hier leben, sind religiös soziali-     von sich: «Ich finde den Zugang zu zurückhaltenden
     siert. Um die 80 Prozent gehören einer der grossen      Menschen, aber auch zu ‹Polteri› und zu solchen,
     Kirchen an.                                             die mich im Gespräch über Gott und die Welt her-
                                                             ausfordern.» Johanna Wegmann wünscht sich nicht
     Potpourri an Ressourcen                                 nur zur Weihnachtszeit, «dass das Brückenbauen
         Vor ihrer Tätigkeit im Mattenhof war Johanna        zwischen den Menschen wieder vermehrt gelingt
     Wegmann insgesamt 17 Jahre lang Pfarrerin in Fi-        und die Scharfmacherei nicht das Zepter über-
     deris in Graubünden und später im zürcherischen         nimmt».●
     Ossingen. Theologie studierte die Tösstalerin erst
     im Zweitberuf. Anfänglich war sie Primarlehrerin.
     Während zehn Jahren unterrichtete die heute
     61-Jährige in Freienstein und in Schalchen (Wild-
     berg). Offen erzählt die Pfarrerin über die langen
     Jahre unfreiwilliger Kinderlosigkeit, die sie präg-
     ten. Schliesslich wurde dem Paar doch noch ein
                                                              «Viele Menschen ohne An-
     Sohn geschenkt. Johanna Wegmann meint rückbli-            gehörige sind jetzt in der
     ckend: «Ich bin dankbar für die verschiedenen Sta-
     tionen: Ohne sie wäre ich nicht die, die ich heute      Institution weniger allein als
     bin.»
         Im Unterricht habe sie gelernt, Sachverhalte
                                                              früher im Einzelhaushalt.»
     einfach zu erklären, für etwas einzustehen und auch
     vor einer Klasse den Lead zu übernehmen. Im Pfarr­
     amt sei es um die Auslegung von Bibeltexten ge-
     gangen, aber auch um das Vertrauen in den tragen-
     den Urgrund, den sie Gott nennt. Wichtig war der
     Pfarrerin stets auch das Vernetzen von verschiede-
     nen Personengruppen untereinander. In ihrer heuti-
     gen Arbeit als Seelsorgerin setzt sie auf Offenheit,
     gute Kontakte und Empathie. Niederschwellig und
     undogmatisch geht sie auf Menschen zu. Sie weiss
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                      WEIHNACHTEN VORBEREITEN

                Mitwirkende
                als grosses
                 Geschenk
          Wie sich Doris Kurz, langjährige Sigristin der
          Kirchgemeinde Rorbas-Freienstein-Teufen, auf
           die kirchlichen Weihnachtsfeiern vorbereitet.
                                 Protokoll: Madeleine Stäubli-Roduner

                                                       den Proben ihre Utensilien nicht wegräumen müs-
                                                       sen. Die Theater-Kulissen könnten zudem als pas-
                                                       sender Hintergrund für das Adventssingen im Got-
                                                       tesdienst vom 12. Dezember dienen. Das möchte
                                                       ich noch mit der zuständigen Pfarrperson klären.
                                                           Bei der Planung der Familienweihnachtsfeier
                                                       vom 24. Dezember wird gerade diskutiert, ob sie
                                                       draussen stattfinden soll, damit alle teilnehmen kön-
                                                       nen. Ob allen klar ist, dass die Kinder dort den
                 DORIS KURZ                            Weihnachtsbaum nicht sehen können? Ich überlege,
             Sigristin Kirchgemeinde                   ob wir deshalb den Weihnachtsbaum doch bereits
            Rorbas-Freienstein-Teufen                  eine Woche früher und hinter den Kulissen aufstel-
                                                       len sollen. Dazu muss ich mich wieder mit den ver-
Als Sigristin der Kirche Rorbas beginnen für mich      schiedenen Mitwirkenden absprechen.
die planerischen Weihnachtsvorbereitungen im Ok-
tober. Mit den Weihnachtsdekorationsartikeln in        Farben vorzeitig abstimmen
den Läden muss ich unser bestehendes Sortiment             Für den Christbaum rufe ich den Gemeindeförs-
überdenken und entscheiden, ob ich noch Christ-        ter an, der jedes Jahr einen schönen Tannenbaum
baumschmuck anschaffen soll. Zudem muss ich den        von rund vier Metern Höhe liefert und aufstellt.
Adventskranz rechtzeitig bestellen, da später die      Beim Schmücken helfen mir zwei Personen, wo­
schönen Kerzen nicht mehr erhältlich sind. Anfang      rüber ich sehr froh und dankbar bin. Bei uns kom-
November werden die geplanten Anlässe konkreter.       men Kugeln in den Farben Blau, Silber und Gold
Ich kläre die diversen Probe- und Durchführungs-       zum Einsatz. So kann ich Jahr für Jahr mit den Ku-
zeiten und versuche möglichst alles nach Wunsch        gelfarben variieren und Abwechslung bieten. Aller-
zeitlich wie auch räumlich zu organisieren.            dings müssen die Farben vorzeitig mit jenen vom
    Für das Weihnachtsmusical des KidsTreff wird       Adventskranz abgestimmt werden. Ist der Baum
die Bühne benötigt. Dabei stellt sich die Frage: Be-   dann fertig geschmückt und brennen die Lichter, ist
steht genügend Platz neben Krippe, Piano und Mu-       meine Freude und Erleichterung gross.
sizierenden? Wann können wir die Bühne aufstel-            Für das «Fiire mit de Chline» organisiere ich die
len? Stört sie in den Gottesdiensten? Wird es          dünnen Stabkerzen, ansonsten stelle ich nicht so
kurzfristig noch eine Abdankung geben? Wo wird         viele Kerzen auf, das wäre zu gefährlich. Manchmal
die Kulisse stehen? Würde sie den Christbaum ver-      entzünde ich noch Kerzen draussen auf dem Kirch-
decken? Ich möchte den Musical-Verantwortlichen        weg, was bei Schnee besonders hübsch aussieht.
möglichst entgegenkommen, damit sie zwischen               Diese Termine und Gespräche finden die ganze
16

     Woche hindurch statt. Obwohl ich ein kleineres
     Teilzeitpensum innehabe, bin ich in Gedanken täg-
     lich mit meinen Aufgaben verbunden. Daher fällt
     mir plötzlich ein, dass bei Schneefall der Schnee-
     pflug nicht an den neuen Hochbeeten vorbeifahren
     kann, die im Frühling vor der Kirche platziert wur-
     den; dann müsste ich von Hand Schnee schaufeln.
     Im eigenen Interesse bespreche ich das noch rasch
     mit unserem Diakon. Zudem ist unklar, wann das
     Material für die neue Verstärkeranlage kommt, of-
     fenbar gibt es Lieferengpässe. Hoffentlich funktio-
     niert dann die neue Technik an den Weihnachts-Got-
     tesdiensten.

     Wertschätzung von allen Seiten
          Mit all diesen Aufgaben verdoppelt sich meine
     Arbeitszeit im November und Dezember. Ich bin
     gern gut organisiert, möchte aber auch offen und fle-
     xibel bleiben für kurzfristige Anliegen. Die Planung
     ist etwas komplizierter, da ich auf verschiedene hel-
     fende Hände angewiesen bin. Wer wird etwa nach
     dem 2. Januar noch Zeit haben, um mir beim Abräu-
     men des Christbaums zu helfen?
          Für mich sind die Freiwilligen und Mitarbeiten-
     den ein grosses Geschenk. Sie sind immer hilfsbe-
     reit und zeigen mir ihre Wertschätzung, auch die
     Kirchenpflege, die für meine Anliegen stets ein of-
     fenes Ohr hat. Mit meiner Anwesenheit und Erfah-
     rung kann ich viel beitragen, denn ich weiss etwa,
     was der KidsTreff im Estrich an Material finden
     könnte. Ich möchte die innovativen Mitwirkenden
     unterstützen und zu einem positiven Gelingen bei-
     tragen.

     Feierabend um ein Uhr nachts
          Im Amt der Sigristin bin ich nun schon seit meh-
     reren Jahren tätig, beim Dienen ist es mir am wohls-
     ten, hier liegen meine Gaben. Als Nachteil empfinde
     ich die zerstückelte Arbeitszeit; wer nur oberfläch-
     lich hinsieht, meint vielleicht, ich sei nur am Sonn-
     tagmorgen an der Arbeit. Aber vielen ist klar, dass     Mit Stil und Sorgfalt geschmückt: der Christbaum in der
     es hinter den Kulissen einiges zu tun gibt.             Kirche Rorbas. (Foto zVg)
          Als besonders beglückend empfinde ich den
     Christmas Praise am späten Weihnachtsabend, dann
     ist die Kirche proppenvoll und ganze Familien kom-      «Vor lauter Planen laufe ich
     men. Die jüngeren Leute kennen sich häufig noch
     von der Jungschar oder der Schule. Für sie ist es ein    manchmal Gefahr, durch
     jährliches Weihnachts-Wiedersehen-Treffen. Mich
     freut ihre Verbundenheit zur Gemeinde und zuein-
                                                              Weihnachten hindurchzu-
     ander, auch wenn sie nicht mehr im Dorf wohnen.                 schlüpfen.»
     Auch für die kirchenfernen Besucherinnen und Be-
     sucher wünsche ich mir, dass sie sich in unserem
     Gottesdienst wohl und zugehörig fühlen und dass
     unsere Angebote «Hand und Fuss» haben. So steige
     ich dann mit grosser Zufriedenheit und Dankbarkeit      wichtig. Für uns ist Jesus zentral, darum haben wir
     um ein Uhr nachts ins Bett.                             eigentlich das ganze Jahr Weihnachten.
          Advent und Weihnachten feiern? Das kam in              Trotzdem: Vor lauter Planen laufe ich manch-
     unserer Familie mit drei Kindern und dem Schicht-       mal Gefahr, durch Weihnachten hindurchzuschlüp-
     dienst meines Mannes oft etwas zu kurz, etwa bei        fen, dabei hätte ich auch gern etwas von der weih-
     der Dekoration oder beim Menü, das extra schlicht       nächtlichen Stimmung. Ich hoffe, dass wir alle
     war. Mit unseren Enkelkindern hat sich die Familie      geplanten Anlässe in diesem Jahr durchführen dür-
     vergrössert und wir feiern manchmal an einem an-        fen und so auf das Licht von Jesus hinweisen kön-
     deren Tag. Der 24. Dezember ist nicht mehr so           nen.●
TIPPS                                                                                                                      17

BUCHTIPP                                                      BILDUNGSTIPP
—Weihnacht in Theaterform                                     —Schreibexerzitien und
                        Eine Airport-Weihnacht mit
                     ROD.
                                                                          Stille
                   Jussuf und Maryam aus Syrien,                                      ED. Oft stehen wir unter
                   Reinigungskräften als Hirten und                                   Zeitdruck, eine Predigt zu
                   drei Passagieren, denen die Be-                                    verfassen, einen Artikel
                   gegnung mit dem Neugeborenen                                       fürs Gemeindeblatt zu
                   die Augen öffnet – dieses Drama                                    schreiben, eine Andacht.
                   gehört zu den 12 bereits aufge-            Im Kurs «Auf der roten Linie schreiben», nehmen
                   führten Theaterstücken der neuen           sich die Teilnehmenden Zeit, unverzweckt zu
                   Sammlung «Es grüsst: Das                   schreiben. Stille und kreative Schreibübungen bil-
                   Licht». Dramen, Dialoge und                den im Kurs ein fruchtbares Wechselspiel. Die Teil-
Mails statt Kurzgeschichten und Erzählungen, um               nehmenden tauchen ein in die Farbe Rot und lassen
die weihnächtliche Botschaft in die Gegenwart zu              sich befeuern. Auch dem inneren Rotstift wird ein
holen? Unbedingt. Denn in Theaterstücken lassen               Schnippchen geschlagen. In Phasen gemeinsamen
sich theologische wie politische Inhalte fadengera-           Arbeitens werden mit Methoden des kreativen
de und verdichtet transportieren, dies hat der Autor,         Schreibens eigene Texte produziert und es bleibt
der Basler Pfarrer Stefan Weller, in seiner                   Zeit für Austausch. Während schweigender Phasen
DDR-Kindheit selbst erlebt. Er lässt etwa einen               tauchen die Teilnehmenden in die leidenschaftliche
Stadtpräsidenten, einen Unternehmer und eine                  Farbe Rot aus Bibel und Kunst ein. Im Zentrum des
Schulleiterin im Angesicht der göttlichen Geburt              Kurses steht die Lust am Schreiben ohne Druck und
mit ihrem Opportunismus, Ehrgeiz und Zweifel ha-              die wohltuende Stille und Zeit, die es zum Schrei-
dern oder das Licht per Mail gegen die Finsternis             ben braucht.
antreten und ersteres schliesslich erkennen: «Ich             Der Kurs findet vom 14. bis 16. März in der Communität Don
glaube sogar, dass ich das Geheimnis von Weih-                Camillo, Montmirail in Thielle statt. Er richtet sich an
nachten jetzt erst verstanden habe. Gott vernichtet           Pfarrpersonen und kirchliche Mitarbeitende.
                                                              bildungkirche.ch/kurse
die Finsternis nicht, denn dann müsste er auch die
Menschen vernichten mit ihren finsteren Gedanken
und teuflischen Taten. Gott begibt sich selbst hinein
in die Finsternis. Er wird Mensch.» Zu den Stücken
liefert Weller fertige Drehbücher und praktische
                                                              BUCHTIPP
Tipps für Regie und Technik. Die Kurzstücke eig-              —Weihnachtslichterhimmel
nen sich für Laientheatergruppen mit zwei bis neun
Spielenden ab 12 Jahren.                                                         ROD. Sie erzählen von einem
Stefan Weller, Es grüsst: Das Licht, 12 kurze Theaterstücke                     Jassteppich unter dem Christ-
und Dialoge für die Weihnachtszeit, TVZ 2021, 124 Seiten,                       baum, von zwei Barbie-Engeln,
Fr. 136.80.                                                                     die zum Frieden aufrufen und von
                                                                                einer Flamenco-Show im Mär-
BUCHTIPP                                                                        chenpavillon des Weihnachts-
                                                                                marktes, die eingängigen Kurzge-
—Buchenwaldkinder                                                               schichten von Anita Keller. Unter
SCH. 2020  zeigte SRF 75 Jahre nach Ankunft der Bu-                             dem romantischen Titel «Weih-
chenwaldkinder in der Schweiz unter dem Titel                                   nachtslichterhimmel» vereint die
«Frieden» eine eigens produzierte Verfilmung dieser                             Pfarrerin in Trüllikon-Truttikon/
Hilfsaktion: 370 Menschen, die aus dem Konzentra-             Weinland Mitte, ihre rührenden, romantischen und
tionslager Buchenwald befreit worden waren, wur-              humorvollen Adventsgeschichten, die sie im Ad-
den temporär aufgenommen. Die von der offiziellen             vent 2018 in Mundart auf Radio SRF 1 Musikwelle
Schweiz geplante Aktion war mindestens so sehr von            täglich vortrug. Sie handeln vom Suchen und Fin-
politischem Kalkül geprägt wie vom Bewusstsein,               den, Teilen und Mitteilen, Geben und Nehmen. Um-
angesichts der unfassbaren Not der Menschen, Hilfe            rahmt werden ihre vorweihnächtlichen Alltagsge-
leisten zu müssen. Dass dies nicht nur eine Interpre-         schichten von ansprechenden und stimmungsvollen
tation der Filmemacher ist, belegte die zehn Jahre            Illustrationen; diese stammen von Peter Brügger,
zuvor publizierte und bereits zum zweiten Mal aufge-          der seit 2002 das atelier-am-rhy an der Schifflände
legte Forschungsarbeit der Historikerin Madeleine             in Diessenhofen betreibt. Bilder und Texte bilden
Lerf. Sie ist auch deshalb lesenswert, weil sie belegt,       eine Einheit, die mit feinen und kleinen Bettmümp-
wie die Bevölkerung das Flüchtlingselend wahrnahm             feli Wärme fürs Gemüt spenden.
und wie die Aktion bei den traumatisierten Menschen           Anita Keller, Weihnachtslichterhimmel, Kurze Geschichten
ankam.                                                        für Advent und Weihnachten, mit Illustrationen von Peter
                                                              Brügger, TVZ 2021, 98 Seiten, Fr. 22.-
Madeleine Lerf: Buchenwaldkinder – eine Schweizer
Hilfsaktion. Humanitäres Engagement, politisches Kalkül
und individuelle Erfahrung. Chronos-Verlag, 2010. 443
Seiten, Fr. 68.–
18   AGENDA

                     Themen & Termine
     Angst?!                                   Band- und                                 die Überwindung von Schreibblocka-
                                                                                         den. Leitung: Sieglinde Geisel
     17./24./31. JANUAR
     Angst ist vielen Menschen näher
                                               Chor-Werkstatt                            Ein Präsenztag, vier Halbtage
                                                                                         (vormittags). 26. /29. August,
                                                                                         5./12./19. September
     gerückt; Auslöser ist das Corona-Virus.   29. JANUAR                                Hirschengraben 50, Zürich
     Aber auch sonst ist Angst eines der       Die Band-Werkstatt 2020 in Zürich,        Anmeldung bis 31. Dezember an
     menschlichen Grundgefühle. Im             veranstaltet von der Fachkommission       beatrice.schaffner@zhref.ch
     Rahmen der Ökumenischen Erwachse-         Popularmusik der Liturgie- und
     nenbildung Männedorf wird das Thema
     an drei Abenden beleuchtet:
     17. Januar: «Angst als Störung und
                                               Gesangbuchkonferenz, erlebt eine
                                               Neuauflage in Aarau und wird um eine      Wort zum Tag
                                               Chor-Werkstatt erweitert. Im grossen
     Schutz», Prof. Daniel Hell. Reformier-    Projektchor werden unter professionel-
                                                                                         FÜR DIE EIGENE WEBSITE
     tes Kirchgemeindehaus, Leueplatz.         ler Leitung neue groovige Lieder          Seit dem 1. Februar 2021 ist die
     24. Januar: «Angst vor Leben und          gelernt und Impulse gegeben. Das          Plattform «Wort zum Tag» online. Sie
     Tod» – aus christlicher Sicht. Dr.        Erlernte wird in einer liturgischen       veröffentlicht täglich kurze gesproche-
     Matthias Krieg. Katholische Kirche        Schlussfeier zusammen mit fünf            ne Beiträge von Pfarrerinnen und
     oder Pfarreizentrum St. Stephan.          unterschiedlichen Bands aus der           Pfarrern, Diakoninnen und Jugendar-
     31. Januar: «Angst in Politik und                                                   beitern aus der ganzen Schweiz zu
                                               Deutschschweiz aufgeführt. Alle
     Gesellschaft». Podium mit Mario Fehr,                                               Glauben, Spiritualität und Kontempla­
                                               Interessierten sind herzlich willkom-
     Barbara Schmid-Federer und Dr.                                                      tion. Über 30 Autoren und Autorinnen
                                               men. Info und Anmeldung: gottes-          – auch aus der Zürcher Landeskirche
     Jakub Samochowiec. Moderation:            dienst-ref.ch/agenda/agenda-lgbk
     Hans Strub. Reformiertes Kirchge-                                                   – machen mit. Kirchgemeinden können
                                                                                         ein Abonnement lösen, welches die
                                               FriedensKunst
     meindehaus, Leueplatz.
                                                                                         Audiobeiträge automatisch auf ihre
     Männedorf, Jeweils 19.30 Uhr. Info:                                                 Webseite lädt und ihren Webseiten-
     ref-maennedorf.ch/agenda/                                                           Besuchern gratis angeboten wird.
                                               25. MÄRZ                                  Infos: wortzumtag.ch
     Katechetin,                               Kunst als Brücke zwischen Kulturen.

                                                                                         Zytig Zytlos
                                               Die Fachtagung 2022 thematisiert das

     Katechet                                  friedensfördernde Potenzial von Kunst
                                               im interkulturellen Dialog. Wie trägt
                                                                                         NEUE ZEITSCHRIFT
     werden
                                               Kunst zur Verständigung und zum
                                               friedlichen Zusammenleben bei?            Das «Zytlos», Café und Begegnungsort
                                               Jenseits von Klischees und Stereoty-      der reformierten Kirche an der
     18. JANUAR                                pen thematisiert die Fachtagung, wie      Bederstrasse 25 in Zürich, zeigt neu
     Interessieren Sie oder Personen in        Kunst eingesetzt werden kann, damit       auch mit einer eigenen «Zytig», was
     Ihrem Umfeld sich für die religionspäd-   sie Menschen verbindet und nicht          und wer hinter dem innovativen
     agogische Ausbildung zur Katechetin       trennt. 9 bis 17 Uhr, Hotel Odelya,       kirchlichen Projekt steht. Die grossfor-
     oder zum Katecheten? Besuchen Sie         Missionshaus, Missionsstrasse 21,         matige und frisch gestaltete Zeitschrift
                                               Basel, und online über Zoom               gibt Impulse, macht Mut, lädt zum
     die Informationsveranstaltung zur
                                               Anmeldung:                                Rätseln und Nachdenken ein. Eine
     religionspädagogischen Ausbildung         monika.dipietrantonio@mission-21.org,
     und erhalten Sie eine Übersicht über                                                gemütliche Lektüre empfiehlt sich am
                                               Tel. 061 260 22 67. www.mission-21.       besten vor Ort. Interessierte können
     Aufbau, Inhalt und Arbeitsweise der       org/fachtagung
     Ausbildung. Leitung: Katja Lehnert.                                                 die Zeitschrift auch online bestellen:
     17.30 bis 19.30 Uhr, Hirschengra-                                                   zyt-los.com
     ben 50, Zürich. Anmeldung:
     044 258 92 93, katja.freese@zhref.ch

     Fiire mit de
     Chliine, Kolibri
     22. UND 29. JANUAR
     An zwei Samstagvormittagen erhalten
     Sie das nötige Hintergrundwissen zum
     stufengerechten Arbeiten und zum
                                               Schreiben für die
                                                                                         Credo
     Planen und Gestalten der Anlässe für
     die Kinder. Leitung: Oliver Wup-
     per-Schweers.                             Öffentlichkeit                            NEUES MAGAZIN
     9 bis 12.30 Uhr, Hirschengraben 50,       AB 26. AUGUST
     Zürich. Anmeldung: 044 258 92 76                                                    Mit dem «Credo», dem Magazin für
     annemarie.huber@zhref.ch                  In der Kirche geht die Kommunikation      Mitarbeitende der Katholischen Kirche
                                               nicht nur nach innen. Von Pfarrperso-     im Kanton Zürich, hat unsere Schwes-
                                               nen, der Diakonie und der Kirchenpfle-    terkirche seit Oktober neu eine
                                               ge wird erwartet, dass sie sich auf den   gedruckte Mitarbeitendenzeitung. Das
                                               Sozialen Medien und in Blogbeiträgen      Pendant des «notabene» erscheint
                                               äussern, dazu kommen Editorials oder      vierteljährlich und überzeugt mit
                                               Kolumnen für Zeitschriften. Der Kurs      moderner Aufmachung, gediegener
                                               vermittelt einerseits das sprachliche     Typografie und abwechslungsreichen
                                               Handwerk für die unterschiedlichen        Stories und Rubriken. zhkath.ch/credo
                                               Textsorten, andererseits geht es um
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