Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft - WEIHNACHTEN LEBEN - UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem - Studie zur Religiosität ...
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Nr. 10 Dezember 2021 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche WEIHNACHTEN LEBEN Auf Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft UND AUSSERDEM: Mit der Krippenkünstlerin nach Bethlehem — Studie zur Religiosität — Weihnachten auf Rädern
2 EDITORIAL 3 AKTUELL Nachrichten 5 BLOG Lieber Lebkuchen als Outlook-Kalender MADELEINE STÄUBLI-RODUNER Redaktorin «notabene» 6 Liebe Leserin, lieber Leser FOKUS Wer Weihnachten sagt, denkt Erwartung. Studie zur Religiosität Erwartung etwa an gediegene Familienfeiern in andächtiger Stimmung, mit konfliktfreien auf dem Prüfstand Gesprächsthemen, souverän auf den Tisch gezauberten Vierstern-Menüs und ebenso überraschenden Deko-Elementen wie origi- WEIHNACHTEN nellen Geschenken. Erwartung auch an LEBEN stimmige kirchliche Feiern mit Pfarrpersonen in Hochform und Meisterinterpretinnen an 8 Instrumenten. Erwartung schliesslich an Die Figurenwelt der kreative Anlässe, die der weihnächtlichen Botschaft – gerade nach diesem belasten- Krippenkünstlerin den Jahr – die Krone aufsetzen. Hanny Roduner Erwartungen können schwer lasten. Sie können diese kurzen Momente von erwarte- ter Feierlichkeit überstrapazieren. Wäre es 10 zielführend, sie von Perfektionsdruck und Making-of des Gossauer Harmoniestreben zu entlasten? Weihnachten im Hier und Jetzt zu leben, statt angestrengt Weihnachtsmusicals zu zelebrieren? Den Fokus auf den Weg vor Augen zu richten, ihn mit Händen zu gestal- ten und mit Füssen zu begehen? 13 «Nicht nur die Aufführung, sondern der Die Botschaft im ganze Weg bis dahin ist ein Highlight», sagt der Gossauer Sozialdiakon Markus Hardmei- «Weihnachtswägeli» er, der mit seinem Team ein Weihnachtsmusi- cal einstudiert. «An Weihnachten bekommt 15 Gott Hand und Fuss», hören die Kinder an einer Novemberprobe. Weihnachten spielen Als Sigristin auf – dabei ist das passionierte Proben ebenso Weihnachten zugehen Geschenk wie die fulminante Aufführung. Auch für die Krippenkünstlerin Hanny Roduner sind es die kreativen Prozesse mit 18 ihren biblischen Figuren, die sie erfüllen und Weihnachten für sie das ganze Jahr lebendig Themen und Termine und fassbar machen. Sie gestaltet Weih- nachten, während Seelsorgerin Johanna Wegmann Weihnachten nahebringt, wenn sie 20 auf der Pflegeabteilung ihre «Weihnachten IMPRESSUM & auf Rädern» hereinfährt. In Bewegung ist auch die Sigristin Doris Kurz aus Rorbas, die CARTOON kirchliche Feiern umsichtig plant und ihr Wirken mit Sorgfalt und Dankbarkeit ausfüllt. Die nächste Ausgabe des «notabene» finden Sie im Februar 2022 in Ihrem Briefkasten. News Weihnachten schlicht zu leben – das wün- lesen Sie unterdessen auf zhref.ch und auf den Social-Media-Kanälen der Landeskirche. schen wir Ihnen von Herzen!
AKTUELL 3 KIRCHENSYNODE KIRCHENSYNODE —Folgen der Pandemie im —Wie passen Denkmal- und Budget noch nicht spürbar Klimaschutz zusammen? KOM. An ihrer Versammlung vom 23. November hat KOM. Mit einem Postulat hatte die Kirchensynode den die Kirchensynode das Budget der Zentralkasse der Kirchenrat eingeladen zu prüfen, wie auf die Denk- Landeskirche 2022 genehmigt. Es sieht einen Auf- malpflege stärker Einfluss genommen werden könn- wandüberschuss von 1,1 Millionen Franken vor. te, um alte Gebäude klimafreundlicher zu bewirt- Ein Minderheitsantrag der Finanzkommission, der schaften. Der Bericht des Kirchenrates zeigt auf, dem Kirchenrat auferlegen wollte, im Budget eine dass bereits ein Prozess mit den Denkmalpflegen Million einzusparen, fand im Kirchenparlament besteht und weitere Aktivitäten geplant sind, etwa keine Mehrheit. Die Sparvorgabe hätte, so wurde ein Social Lab. Konkret sollen mit dieser Methode von verschiedenen Synodalen argumentiert, am ge- Möglichkeiten der Immobiliennutzung unter Einbe- planten Stufenanstieg bei den Löhnen des Personals zug möglichst aller Interessengruppen geschaffen angesetzt. Mehrere Votanten hielten dies angesichts werden. Der Kirchenrat hält fest, dass sich die Denk- der finanziellen Aussichten der Landeskirche für malpflegen bewusst seien, dass der Erhalt von Bau- angebracht. Der Präsident der Finanzkommission, zeugen in einem Spannungsfeld verschiedener Inte- Gerhard Hubmann, und mit ihm die Mehrheit der ressen steht, nicht zuletzt des Klimaschutzes und den Synodalen, hielt ein Sparen auf Vorschuss für nicht Anstrengungen der energetischen Gebäudesanie- angebracht, ebenso wenig eine Beschneidung der rung. Bereits in der Vergangenheit wurden Anstren- Lohnentwicklung für die Pfarrschaft und Mitarbei- gungen unternommen, um Eigentümer, Architekten tenden der Landeskirche. und weitere Fachleute bei Umbauten und Sanierun- Gegenüber dem Vorjahr haben die Steuerein- gen zu beraten. Es existieren dazu Leitfäden, die sich nahmen der Kirchgemeinden leicht zugenommen: auch für Kirchgemeinden eignen. Der Nettosteuerertrag beträgt gut 231 Millionen Martin Breitenstein empfahl im Namen der Vor- Franken. Wirtschaftliche Auswirkungen der Pande- beratenden Kommission den kirchenrätlichen Be- mie lassen sich mindestens in diesem Steuerjahr richt zur Annahme und regte an, Denkmal- und Kli- noch keine erkennen. Bei einem Beitragssatz von maschutz im Rahmen der Umweltzertifizierung 3.10 resultieren Zentralkassenbeiträge von rund «Grüner Güggel» stärker zu integrieren. Die Syno- 67,5 Millionen Franken. Die Staatsbeiträge betra- de nahm den Bericht zustimmend zur Kenntnis. gen 25,6 Millionen Franken, die übrigen Erlöse und Lesen Sie mehr auf zhref.ch/kirchensynode. Rückerstattungen 11,7 Millionen Franken. Der Personalaufwand beträgt 82,4 Millionen Franken. Für 2022 ist ein Stufenanstieg, aber kein Teuerungsausgleich budgetiert. Die Sachkosten be- DIAKONIEKREDIT tragen 11,8 Millionen Franken. Für Beiträge wur- den knapp 11 Millionen Franken budgetiert. —Beiträge für Villa YoYo, Lokal 17 und Partizipation KOM. Der Kirchenratsschreiber hat im Rahmen des CORONA-HILFE Diakoniekredits Gesuche für weitere Beiträge be- —Kirchenrat unterstützt Soli- willigt: Die Kirchgemeinde Winterthur Wülflingen erhält für das Projekt «Villa YoYo» einen Folge-Bei- dara mit knapp 50 000 Franken trag von 20 000 Franken. Es handelt sich dabei um einen Treffpunkt für Kinder, unabhängig von deren KOM. Solidara Zürich (vormals Stadtmission Zürich) kultureller und religiöser Herkunft. erhält aus dem Freien Kredit des Kirchenrates einen Die Kirchgemeinde Steinmaur-Neerach be- Beitrag von 48 215 Franken zur Deckung des coro- kommt für das Projekt «Lokal 17» einen Folge-Bei- nabedingten Mehraufwandes in diesem Jahr. Die trag von 16 650 Franken. Das «Lokal 17» ist ein Unterstützung dient vornehmlich der Refinanzie- Ort, der den Besuchenden Platz für Begegnungen rung von Hilfeleistungen an Menschen, die durch mitten im Dorf bietet. die Pandemie in eine noch grössere Not geraten Die Kirchgemeinde Illnau-Effretikon erhält ei- sind, etwa durch Obdachlosigkeit oder die Sexar- nen Folge-Beitrag von 16 600 Franken für das Pro- beiterinnen durch das Arbeitsverbot. Solidara Zü- jekt «Partizipative Gemeindeentwicklung in den rich stellte zusätzliche Beratungskapazitäten zur Quartieren von Illnau-Effretikon». Verfügung und intensivierte das Ausgeben von kos- tenlosen Mahlzeiten.
4 AKTUELL RELINFO THEOLOGIE —Sektenberatungsstelle stark —Nachwuchs aufgleisen gefragt in Corona-Zeiten Mit einem grossen Reisespiel haben die refor- KOM. mierten Landeskirchen junge Menschen herausge- SCH. Die Evangelische Informationsstelle Kirchen fordert, sich mit Theologie und Kirche auseinander- – Sekten – Religionen, «relinfo», verzeichnete ei- zusetzen. 250 junge Erwachsene nahmen an der nen deutlichen Anstieg bei ihren Anfragen im Coro- Aktion Anfang November teil. na-Jahr 2020. Dies geht aus dem in diesem Herbst Die Teilnehmenden erhielten SBB-Tageskarten veröffentlichten Jahresbericht der von der Zürcher und reisten in Gruppen quer durch die Deutsch- Landeskirche mitgetragenen Beratungsstelle her- schweiz. Unterwegs lernten sie Personen und Orte vor. Fast verdreifacht hat sich mit über 400 Anfra- kennen und erhielten Diskussionsstoff: zum Bei- gen der Informationsbedarf zu Verschwörungstheo- spiel im Podcast-Studio vom RefLab, in der Flugha- rien. Angehörige oder Fachpersonen aus Seelsorge fenkirche, in einem Stadtkloster oder bei einem in- und Therapie erkundigten sich bei der in Rüti ansäs- terreligiösen Speeddating. sigen Fachstelle nach Strategien im Umgang mit «Kreuz und quer» ist eine Initiative zur Nachwuchsförderung Verschwörungsgläubigen. Auch das Interesse der der reformierten Landeskirchen der Deutschschweiz und Medien an dieser Thematik war hoch. den Theologischen Fakultäten. theologie-erleben.ch Insgesamt bearbeitete «relinfo» über 4000 An- fragen. Der grösste Teil betrifft christliche Religi- onsgemeinschaften, gefolgt von esoterische Grup- pen, Psychogruppen, okkultistischen und rechtsradikalen Bewegungen. Auch über Islam, Buddhismus und Hinduismus werden Informatio- nen nachgefragt. Relinfo.ch STEFANSKIRCHE —Neubauprojekt nimmt OETWIL AM SEE Formen an —Heizen mit Erdsonden SCH. Die Kirchgemeinde Zürich Hirzenbach plant SCH. Seit diesem Winter heizt die Kirchgemeinde seit 2019 den Ersatzbau ihrer Kirche und ihres Oetwil am See vollständig mittels Erdsonden-Wär- Kirchgemeindehauses. Nach Abschluss des Archi- mepumpe. Sowohl in der Kirche als auch im Kirch- tekturwettbewerbs steht seit Oktober das Siegerpro- gemeindehaus setzt man auf diese umweltschonen- jekt fest, das die aus den 50er-Jahren stammenden de Technik. Damit gehört die Kirchgemeinde zu den Gebäude ersetzen soll. Der Entwurf des Architek- ersten im Kanton, die ihre historischen Gebäude aus turbüros Lukas Imhof hat zusammen mit dem Land- dem frühen 18. Jahrhundert in dieser Art umrüstet schaftsarchitekturbüro planikum ein Projekt – dies mit finanzieller Unterstützung des Kantons. entworfen, das eine Kapelle, Mietwohnungen und einen Ort der Gemeinschaft vorsieht und vielfältig nutzbare Räume im Innen- wie im Aussenbereich des «Stefansviertels» schafft. Voraussichtlich werden zwischen 60 und 130 IMPULS FÜR DIE PREDIGT Menschen im Stefansviertel wohnen. Die privaten —Nachhaltig predigen Wohnflächen sollen klein gehalten werden. Geht es KOM. Am 1. Advent startete das ökumenische Ko- nach den Planungsschritten der Bauherrschaft, kön- operationsprojekt «nachhaltig predigen» mit dem nen die Gebäude im Jahr 2025 eingeweiht werden. Schwerpunktthema «frei – fair – handeln» für das stefansviertel.ch Kirchenjahr 2021 – 2022. Die Predigtanregungen setzen Impulse, wie Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung gelingen kann. Mit dem Schwerpunkt wird das Phänomen der Freihandel- sabkommen in den Blick genommen. Aus der Zür- cher Landeskirche haben Pfarrerin Sara Kocher, Kirchenrätin und Pfarrerin Esther Straub, Pfarrer Christoph Ammann und Pfarrer Res Peter Pre- digtimpulse erarbeitet. nachhaltig-predigen.de ist ein ökumenisches Kooperations- projekt, das von 24 Bistümern und Landeskirchen getragen wird, darunter beide Zürcher Kirchen.
AKTUELL 5 DIGITALISIERUNG —GKD arbeiten auf neuer Blog digitaler Plattform SCH. Seit diesem Herbst arbeiten die Mitarbeitenden der Gesamtkirchlichen Dienste (GKD) der Landes- kirche auf einer neuen digitalen Plattform. Das «RefNet» basiert auf den verschiedenen Microsoft- Office365-Programmen und stellt webbasiert Ar- beitsräume für die Zusammenarbeit der Abteilun- gen zur Verfügung. Das «RefNet» soll damit die interne und externe Zusammenarbeit mittels Teams, ANDREAS LOOS Sharepoint, den Kalender- und Planer-Funktionen Dozent für Systematische von Outlook und weiteren Microsoft-Applikationen Theologie erleichtern. Es ermöglicht mobile Arbeitsmodelle, weil der Zugriff von überall und allen Geräten mög- lich ist, wo eine Internetverbindung besteht. Die Lebkuchen statt Startseite des «RefNets» dient als Informations- Outlook-Kalender und Newsplattform und macht interne Newsletter weitgehend überflüssig. Wenn ich Lebkuchen esse, dann Ziel der Einführung von «RefNet» ist auch die schmeckt es nach Advent. Vor allem Beseitigung von Informationssilos, die aufgrund bei den überragenden Oblatenvarian- technischer und organisatorischer Grenzen beste- ten, die mir mein Freund aus einer hen. Die Plattform minimiert ausserdem das Risiko, fränkischen Lebküchnerei zusendet. Unternehmensinformationen zu verlieren, da alle Schon der erste Bissen kann mich auf Daten auf einer zentralen Plattform gespeichert und eine Zeitreise schicken. Sie bringt automatisch gesichert werden. mich zurück in meine Kindheit. Damals zeigten mir weder der Outlook-Kalender noch andere Instru- mente an, welche Zeiten im Kommen waren. Mein Zeitempfinden entstand Leserbrief durch Rituale und Symbole. —Was ist mit Sie waren oft naturgebunden, etwa wenn wir im Bach das reissende den Schattenseiten? Schmelzwasser stauten und dabei die «notabene» 9/21: «Tagebuch eines Aufbruchs» warmen Jacken in die Wiese legten. Ich freue mich auf das angekündig- Vorboten des Frühlings. Ein «dingding- te Buch zur Gemeindeentwicklung. dingdingding» im Dorf verriet mir, dass Stutzig macht mich der Untertitel die Alten auf dem Amboss ihre Sensen des Artikels: Können Landeskirche dengelten. Der Klang der Heumach- und Kirchgemeinden «seit Jahren in zeit. Und wenn sich der süsse Rauch Aufbruchstimmung» sein? Aufbruch brennender Kartoffelsträucher über ist doch eine Etappe auf einem das Erntefeld legte, dann würden wir Weg, der dann in einen neuen Alltag bald die Drachen steigen lassen. mündet. Verbirgt sich hinter dieser Genauso ging das mit dem Lebku- Zeitspanne eine gewisse Ermü- chen, wenn ich ihn im Advent – wohl- dung? Und wo sind die Kirchge- dosiert von meiner Mutter – in meinem meinden, die den Anschluss an Schulranzen oder auf dem Küchen- KirchGemeindePlus nicht gefunden tisch fand: Sinnliche Einstimmung auf haben? Gibt es auch ein Tagebuch die kindliche «Weltjahresbestzeit». des Abbruchs? Vielleicht gibt es Das alte Glück, tief in eine beson- einmal einen erhellenden Artikel zu dere Zeit einzutauchen oder sich darin den Schatten der grössten Reform selbst überrascht vorzufinden, möchte seit der Reformation. ich heute nicht missen. Dinge sind Jürg Wildermuth, Oberwinterthur dann himmlisches Zeugs, wenn sie mir diese Immersionserfahrung offenhal- ten, und sei es nur in einer kleinen Episode des Alltags. Mehr lesen auf reflab.ch
6 FOKUS RELIGIOSITÄT IM KANTON ZÜRICH Viel mehr Experimente zulassen 48 Prozent der Zürcher Reformierten sagen, dass sie weder religiös noch spirituell sind. Was heisst das für die Kirche? Von Madeleine Stäubli-Roduner Landeskirche mit der Frage um, was genau ihre Mitglieder noch in der Kirche hält? Dass 48 Prozent unserer Mitglieder sagen, dass sie weder religiös noch spirituell sind, ist bemerkenswert. Die Zugehörigkeit zur Refor- mierten Kirche hat laut Studie für viele nach wie vor einen «passiven» Charakter und wird in der Familie «vererbt». Wer als Kind refor- THOMAS SCHAUFELBERGER miert war, bleibt es tendenziell auch. Unter den Leiter Kirchenentwicklung Säkularen gibt es allerdings viele, die auch religiöse Resonanzen haben. Schliesslich dürfte es für viele Säkulare eine Rolle spielen, dass Die Zürcher Studie zu Religiosität und Spiri- die Reformierte Kirche eine anerkannte Institu- tualität baut auf einem vierteiligen Schema tion ist, die im diakonisch-sozialen Bereich von Haltungstypen auf (siehe Box). Wie engagiert ist und ihr Steuergeld zu Gunsten der beurteilen Sie die Aussagekraft dieser Dar- gesamten Gesellschaft einsetzt. Trotz des stellung? Mitgliederrückgangs ist es deshalb wichtig, die Natürlich sind solche Kategorisierungen stark gesellschaftliche Relevanz der Reformierten vereinfachte Darstellungen in der Realität Kirche aufrechtzuerhalten. Wenn ihr Bevölke- gäbe es noch viele Schattierungen von Religi- rungsanteil von momentan 27 Prozent weiter osität und Spiritualität. Dennoch ist die Studie sinkt und wenn die Mittel abnehmen, kann sie hilfreich, um wahrzunehmen, was sich in der das zum Beispiel erreichen, indem sie stärker Gesellschaft bewegt und um zu überlegen, wie Koalitionen mit Akteuren im Sozialraum bildet. die Landeskirche darauf reagieren soll. Die Mit der Mitgliedschaft im Schweizer Netzwerk vorliegenden Zahlen sind interessant, weil sie «Caring Communities» ist die Landeskirche schlicht und einfach eine Selbstdeklaration der kürzlich in eine solche Kooperation eingetreten. Zürcher Bevölkerung darstellen. Was bedeutet es für die Landeskirche, dass Diese Selbstdeklaration zeigt: Auch bei den sich der Anteil der älteren Generationen von Reformierten ist der Anteil der «Säkularen» «Traditionellen» stark verringert? mit 48 Prozent recht hoch. Wie geht die Die Aufgabe der Kirche ist, diesen traditionel-
FOKUS 7 Säkular, engagiert, traditionell oder alter- nativ? «Die zwei Fische und fünf Das Bundesamt für Statistik Brote, die wir im Proviant- befragte 2019 die Zürcher Bevöl- kerung zu ihrer Religiosität und sack dabeihaben, verteilen Spiritualität. Auf Basis der Ant- worten von 1900 Personen und einmal schauen, was wurden vier Haltungstypen passiert.» definiert: 50 Prozent der Personen über 15 Jahren gehören zu den «Säku- laren»; sie sagen, dass sie ohne Gott und Kirche, ohne Meditation und Gebet leben können. Für sie wird die Gottesfrage höchstens len Mitgliedern nahe zu bleiben – und gleich- bei Schicksalsschlägen aktuell zeitig zu überlegen, wo die tendenziell stärker oder bei der Erziehung ihrer werdenden Gruppen Räume finden, um sich Kinder. Die «Engagierten» (18 mit der Kirche zu verbinden. Ich könnte mir Prozent) haben grosses Interesse als Weg eine geschickte Kombination von an Glaubensinhalten, leben eine Beteiligungsformaten vorstellen, die vor allem spirituelle Praxis wie Gebet und für die Engagierten wichtig sind, und von möchten sich mit anderen ver- Elementen, welche für Menschen einen bunden fühlen. Den «Traditionel- wertvollen und gewünschten Dienst darstellen. len» (17 Prozent) genügt die Diese notwendige Vielfalt an kirchlichen Orten institutionelle Form von Kirche. und Formen sowie das gesellschaftlich rele- Sie feiern Gottesdienste an vante diakonische Engagement lassen sich am wichtigen Stationen des Lebens besten in regionaler Perspektive organisieren. und des Kirchenjahres. Die «Alternativen» (15 Prozent) ken- Wie kann die Reformierte Kirche die «Alter- nen sich in Meditationsformen nativen» erreichen? aus, suchen spirituelle Erlebnisse Wir sind im Kontakt mit «Alternativen» in der Natur, können mit einer manchmal etwas zu schnell mit dem Urteil. Institution aber nicht viel anfan- Besser wäre, Beziehungen zu pflegen, Räume gen. (Wortlaut T. Schaufelberger) zur Verfügung stellen und im Gespräch ausloten, ob und wie es von spirituellen Statistisches Amt des Kantons Zürich. statistik.info 2021/05, Peter Moser, Religiosi- Erfahrungen Brücken zu reformatorischen tät und Spiritualität heute Glaubensinhalten – zum Evangelium – gibt. www.web.statistik.zh.ch/data/KTZH_737_ Mit Wertschätzung, Neugier und Offenheit für si_2021_05_religiositaet_spiritualitaet.pdf Zusammenarbeit wird es gelingen, hie und da mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sich vor allem als spirituell bezeichnen. Die Studie zeigt, dass noch immer rund 60 Prozent der Zürcher Bevölkerung dem Chris- tentum zuzuordnen sind. Könnte eine Fokus- sierung auf gemeinsame christliche Nenner von Kirche umzusetzen können. So wird ein richtungsweisend sein? Oder aber kleinere buntes Netzwerk an vielfältigen kirchlichen Denominationen mit starken Profilen? Orten und Formen entstehen – und es wird Wir sollten in eine Phase eintreten, in der wir sich mit der Zeit herauskristallisieren, welche noch viel mehr Experimente zulassen, Fehler für die Zukunft taugen. Ich bin sicher, dass in machen und daraus lernen. Niemand weiss, diesem Netzwerk sowohl traditionelle Orte wie die Reformierte Kirche in fünfzig Jahren Bestand haben werden wie auch neue Räume, aussehen wird und wie Kommunikation des die wir noch nicht kennen. Und ich bin sicher, Evangeliums in der Welt gelingen wird. Es ist dass zu diesem Netzwerk auch Zusammenar- deshalb wichtig, dass wir ausprobieren und beitspartner aus anderen Kirchen und aus der möglichst viele Ideen willkommen heissen. Zivilgesellschaft gehören. Biblisch gesprochen Wir sollten nicht danach fragen, wer etwas heisst das: Die zwei Fische und fünf Brote, die erlauben muss, sondern wie viel Vertrauen wir wir im Proviantsack dabeihaben, verteilen und entwickeln müssen, damit Menschen ihre Idee einmal schauen, was passiert.●
8 SCHWERPUNKT WEIHNACHTEN GESTALTEN 14 Meter bis Bethlehem Weihnachtskrippen bringen uns in Tuchfühlung mit der Frohen Botschaft. Krippenkünstlerin Hanny Roduner nimmt seit 40 Jahren Menschen mit nach Bethlehem. Text und Fotos von Christian Schenk
9 Josef hantiert mit frischen Windeln und richtet die Krippe für das neugeborene Kind wieder her, wäh- rend sich vor dem Stall die ersten Hirten mit einem Dutzend Schafe versammeln. Maria hält das Kind in den Armen und singt den Kleinen leise in den Schlaf. Das hört man nicht wirklich. Aber die Figu- ren mit ihren fein modellierten Gesichtern sprechen mit ihrer Körpersprache Bände. Die bis ins Detail genau genähten Gewänder, die fein arrangierten Re- quisiten und Kulissen lassen das Geschehen leben- dig werden und führen den Betrachter an den vom Evangelisten Lukas vor zweitausend Jahren be- schriebenen Schauplatz. Krippe in der Wasserkirche In Szene gesetzt hat ihn Hanny Roduner. Noch Die Figurenwelt der Zürcher Krippen- stehen ihre Figuren an diesem Morgen im Spätherbst künstlerin erleben Sie in einer gros in ihrem Wintergarten an der Bleulerstrasse in Zü- sen Ausstellung in der Zürcher rich. Aber schon in den nächsten Tagen werden sie Wasserkirche. Über 14 Meter er- samt Kulissen in Styropor eingepackt und zur Was- streckt sich der szenisch unterteilte serkirche transportiert. Dort baut die 74-jährige Schauplatz rund um die Geburt und Künstlerin die Krippenlandschaft für eine grosse das Aufwachsen Jesu. Die über Ausstellung in der Adventszeit wieder auf: Die Sze- einem Sisalschnurgestell aufgebau- ne im Stall, die Hirten auf dem Feld, den Palast des ten Figuren sind Unikate und führen Herodes, die Reise der Weisen aus dem Morgen- in ihrer kostbaren Ausstattung und land, die überfüllten Herbergen in Bethlehem – all vor orientalischer Kulisse in die das lässt die Künstlerin im Kleinformat auf insge- Lebenswelt zur Zeit von Jesus. samt 14 Quadratmetern Schaufläche auferstehen. 26. November bis 26. Dezember. Von Di bis So, Auch die Darbringung Jesu im Tempel acht Tage 13 bis 18 Uhr geöffnet. Montags sowie am 7. und nach der Geburt, die Begegnung mit Simeon und 19. Dezember geschlossen. Wasserkirche, der Prophetin Hanna und später den Auftritt des jun- Limmatquai 31, Zürich. gen Jesu in der Synagoge erzählt die Zürcher Künst- Auch die Kirche St. Peter zeigt – in einer anderen lerin mit ihren Figuren textgetreu nach Lukas. Gestaltung – eine grosse Kirchenkrippe von Hanny Roduner. Infos zu Ausstellungen und Kursen auf: www.krippenfigurenkurse.ch Weihnachten das ganze Jahr «Ich möchte das Geschehen so darstellen, wie es gewesen sein könnte. Ich frage mich, wie die Menschen damals gelebt und wie sie sich gefühlt seitig, inspiriert einander. Und jeder geht seinen ei- haben, ich lasse mich inspirieren vom Bibeltext und genen Weg, interpretiert die Figuren und die Ge- Büchern, die beschreiben, wie das Leben damals schichte von der Geburt Jesu auf seine Weise.» war und setzte das möglichst genau um», sagt Han- ny Roduner. Die ehemalige Handarbeitslehrerin Mitnehmen nach Bethlehem und Erwachsenenbildnerin hat es dabei in über 40 «Evangelisieren» wolle sie mit ihrer Kunst Jahren Kunsthandwerk in dieser Disziplin zur Per- nicht, sagt Hanny Roduner. Der Glaube sei ihr aber fektion gebracht. Weihnachten lässt sie nicht mehr persönlich wichtig. Er begleite sie durch das ganze los, beschäftigt sie das ganze Jahr. Die benötigten Leben. Sie fühle sich von Gott getragen. Es sei ihr Materialien für ihre Figuren bringt sie vielfach als in ihrem Leben schon so viel zugefallen. «Es gibt Sammelstücke von Ferienreisen zurück. Trouvail- etwas da oben, das mich führt, einen Stern, der mir len findet sie auf Märkten, in Brockenstuben, oder leuchtet», sagt sie und sie sei dankbar, ihre Bega- sie organisiert kostbare Stoffe aus nicht mehr benö- bung nutzen und weitergeben zu können. «Ich tigten Kostümen des Opernhauses. So entstehen möchte die Leute mitnehmen ins Weihnachtsge- Unikate wie jene Figur des Hohepriesters, dessen schehen, mitten ins Leben von damals.» Gewand mit zwölf Edelsteinen besetzt und am Das gelang ihr schon vielfach. Roduners Krip- Saum mit Granatäpfeln und Glocken bestückt ist pen sind Publikumsmagnete, standen schon im Lan- und dessen Beschaffung und Verarbeitung je eine desmuseum, in Schaufenstern an der Zürcher Bahn- eigene Geschichte haben. hofstrasse oder in grossen Gartenausstellungen. Dieses Jahr sind sie in der Wasserkirche und in der Gelebter Glaube Kirche St. Peter in Zürich zu sehen. Wunderbare Hanny Roduner erzählt sie gerne, lässt Betrach- Standorte, meint Hanny Roduner. Für sie als «Zü- ter teilhaben am Findungs- und Entstehungsprozess. ri-Meitli» ein besonderer Stolz, in ihrer Stadt aus- Ihr Wissen, ihre handwerklichen Fertigkeiten zum stellen zu dürfen. Vielleicht finden die Krippen in Gestalten von Krippenfiguren gibt sie seit Jahrzehn- der Innenstadt dann einmal eine feste Bleibe, das ten weiter in Kursen. Gerade diese gemeinsame Ar- wäre ihr grosser Traum. Bis dahin heisst es immer beit und der Austausch in den Kursen, das sei für sie wieder: Packen, aufbrechen, sich auf den Weg ma- auch gelebter Glaube. «Man unterstützt sich gegen- chen – nach Bethlehem.●
10 WEIHNACHTEN SPIELEN «Gott bekommt Hand und Fuss» Alle zwei Jahre geht in Gossau das Weihnachtsmusical über die kirchliche Bühne. Augenschein an einer Probe für ein Gemeinschaftsprojekt mit vielen engagierten Mitwirkenden. Von Madeleine Stäubli-Roduner
WEIHNACHTEN SPIELEN 11 MARKUS HARDMEIER Sozialdiakon, Kirchgemeinde Gossau le lernen und ihre Kostüme ausprobieren, fragt nach Unterstützungsbedarf und bietet sich als Joker an. Auch im Lauf des Morgens wird er koordinieren und klären, delegieren und an allen Ecken und En- den unterstützend beistehen. Für den 50-jährigen Sozialdiakon mit Studium am TDS Aarau, der sich in Gossau seit Jahrzehnten kirchlich engagiert, steht fest: «Nicht nur die Auf- führung, sondern der ganze Weg bis dahin ist ein Highlight.» Er erlebt es als tief beglückend, «wie sich das altersdurchmischte Team mit den verschie- denen Gaben und als starke Einheit einbringt» und Schwungvoller Kreistanz mit Tüchern: die wie die zahlreichen mitwirkenden Jugendlichen Mädchengruppe am durch das Engagement im Team persönlich wach- Proben. Foto: rod sen, reifer werden und ihre Gaben entwickeln könn- ten. Kurz: «Das Gemeinschaftsprojekt, in Ergän- zung füreinander und im Miteinander, dies macht es In goldenem Sonnenlicht steht das Kirchgemeinde- aus!» Und diese Gemeinschaft trägt, das wird wäh- haus Gossau an diesem Sonntagmorgen im Novem- rend der folgenden Probesequenzen spürbar. ber. Schon um neun Uhr wird auf drei Stöcken em- sig beraten und vorbereitet. «Von 65 Kindern fehlen Mitreissende Songs heute drei, eines davon spielt ein Schäfchen», sagt Während die Leitenden nun ausschwärmen, um Sozialdiakon Markus Hardmeier gerade zu einigen in den vorgesehenen Räumen die letzten Details zu Verantwortlichen, einer motivierten Schar von Er- klären, setzen sich die ersten Kinder in den Saal, ihr wachsenen, Jugendlichen und Kindern. Während Lachen und Schwatzen wird immer lauter, bald füllt draussen der Herbstwind die farbigen Blätter mit sich der ganze Raum. «Ich kenne ja die Hirten noch Wucht von den Bäumen auf den grossen Spielplatz gar nicht», ruft eine Leiterin. «Severin kennt sie, er fegt, verwandeln sich die Innenräume allmählich in kann dir helfen», antwortet jemand. Nun werden die ein Probelokal für das grosse Weihnachtsmusical. Vorhänge gezogen, an den Klaviertasten ertönen ei- nige Harmonien. Der erste Liedtitel ist bereits an die Weg zur Aufführung als Highlight Wand projiziert, er heisst «Dä chlini Stall» und ge- Da bringt jemand Bananenschachteln mit Spie- hört zum Musical «Die Räuber von Bethlehem», len und Bastelutensilien für ein späteres Give-away, das viel Spannung verspricht. hier wird ein Tanzraum mit improvisierten Spiegeln Es ist eine von unzähligen Produktionen aus der eingerichtet. Bald begrüsst Markus Hardmeier das Feder von Markus Hottiger, der die Jugendorganisa- 20-köpfige Team offiziell, er gratuliert der Tanzlei- tion Adonia vor 40 Jahren aufgebaut und zu einer terin zum Geburtstag, bittet im Gebet um Schutz Singbewegung mit beliebten Musical-Konzertrei- und Gelingen und skizziert darauf detailliert den hen geführt hat. Sein unverkennbarer und erfri- Ablauf des zweiten Probemorgens. Wer hat den schender Musikstil findet breiten Anklang. Auch Pausenznüni mitgebracht und hilft mit, Apfelschnit- das mit Bruder Jonas Hottiger geschaffene Räu- ze zu schneiden und zu verteilen? Wann werden die ber-Weihnachtsmusical mit seiner packenden Ge- fünf Hirten zum Proben aus dem Chor geholt? Wie schichte und den coolen, mitreissenden Songs ga- sind die Kinder mit Statistenrollen zu motivieren, rantiert Qualität. damit sie sich nicht langweilen? Trotz der zahlreichen technischen und organisa- Nicht wie liebe Schäfchen singen torischen Details geht dem umsichtigen Leiter der Für eine qualitätsstarke Produktion sorgen auch Blick für das Ganze nicht verloren. Markus Hard- die einzelnen Verantwortlichen des Teams, die mit meier nennt als Tagesziel, dass alle Kinder ihre Rol- den Kindern arbeiten. So ermutigt Lea Gut-von
12 Orelli in ihrer Begrüssung die kleinen Zuhörerinnen geht im Eingang ein 16-jähriger Jungleiter mit Maria, und Zuhörer, ihre Ohren zu spitzen, fragt nach wei- Josef und dem Esel eine eindringliche Szene durch, teren Redewendungen und nennt eine, die gut zu und im Untergeschoss üben sich die Räuber in frecher Weihnachten passt: «An Weihnachten hat Gott Räubersprache. Nach und nach werden sich die Szenen Hand und Fuss bekommen» – dies bedeute, dass der in Hirtenfeld, Markt und Stall aneinanderfügen und die eigentlich unsichtbare Gott in Jesus sichtbar gewor- Hirten und Schafe, Räuber und Engel, Wirt und Wirtin, den sei und auch die Kinder ihn sehen und erleben Soldaten und Könige ihren Platz finden und ihre Ein- könnten. sätze beherrschen. «Weil das passiert ist, machen wir unser Musi- In der 11 Uhr-Pause holen alle nochmals neuen cal», sagt sie und übergibt der versierten Chorleite- Schwung, auch die acht Mädchen, die danach ihre rin Christina Gasser, die fantasievoll und spielerisch schöne Choreografie zum Lied «S grööschte Stimmbildung betreibt. «Stönd uf und schnuufed, Gschänk» von Andrew Bond im Untergeschoss vor bis ihr eue Schnuufitank gfüllt händ», ruft sie und Spiegeln konzentriert einstudieren und dabei im zieht mit den Kindern mit einem gemeinsamen Kreis ihre bunten Tücher schwenken. Um halb Schrei imaginäre Kaugummis vom Fuss über den zwölf heisst es für die Kinder Schluss, während die Kopf hinaus. Beim Lied «Was söll jetzt gscheh?» ab Verantwortlichen unverzüglich Stühle stapeln und CD-Player und mit Klavierbegleitung fordert sie die Utensilien versorgen. Wenig später lassen sie in ei- Kinder auf, nicht etwa wie liebe Schäfchen, sondern ner abschliessenden Teamsitzung einige Szenen Re- «cool und schräg» zu singen. Dank ihrem rhythmi- vue passieren und besprechen die bevorstehenden schen Klatschen und Bewegen erfassen die Kinder Proben mit der jugendlichen Band, die Gestaltung den bluesartigen Liedcharakter erstaunlich schnell. der Kulissen und die komplexe Technik. Noch einmal ermutigt Sozialdiakon Markus Leidenschaft als Geschenk Hardmeier sein Team mit lobenden Worten. «Eure Nach und nach werden die jungen Schauspielerin- Leidenschaft macht mir Freude, es ist ein Geschenk, nen und Schauspieler nun abgeholt, um in Nachbarräu- so engagierte und kompetente Personen dabei zu men ihre Szenen zu üben. Zuoberst im Dachraum ha- haben.» Während er die letzten Anpassungen be- ben kundige Näherinnen ihre vielfarbigen Kostüme spricht, werden die Vorhänge wieder geöffnet und ausgebreitet, da finden sich Schäfchen-Anzüge, Glit- die Novembersonne scheint erstaunlich hell in das zerröcke und Hirtenkutten, auf den Tischen warten Kirchgemeindehaus, aus dem noch einige Zeit Helme und Hüte. Der Reihe nach probieren die Könige Schwatzen und Lachen dringen wird.● ihre Kronen und die Engel ihre Flügel aus. Derweil Unter kundiger Leitung verwandeln sich die Kinder in Hirten, Weihnachten spielen: Aufführung des Gossauer Weihnachts- Engel und Könige. Foto: rod musicals im Jahr 2019. Foto: Silas Zindel
13 WEIHNACHTEN NAHE BRINGEN «Wir pflegen die Seele» Johanna Wegmann bringt die Botschaft von Weihnachten hochbetagten und dementen Men- schen nahe. Unterwegs mit der Pfarrerin und ih- rem «Weihnachtswägeli». Von Viviane Schwizer als früher im Einzelhaushalt.» Beschwerlicher sei die Advents- und Weihnachtszeit nicht selten für Angehörige, dies besonders, wenn sie sich noch nicht damit abfinden konnten, dass ihre Liebsten jetzt auf die Fürsorge in einer Institution angewie- sen sind. Begegnungen ermöglichen JOHANNA WEGMANN Mit Umsicht geht Johanna Wegmann im De- Seelsorgerin im Gesundheitszen- zember auf die emotionalen Ressourcen der Be- trum für das Alter Mattenhof, wohnerinnen und Bewohner ein. Coronabedingt Zürich wird in diesem wie schon im vergangenen Jahr nicht im grossen Festsaal abteilungsübergreifend gefei- ert. Umso mehr stösst das Angebot «Weihnachten «Oh du Fröhliche», «Ihr Kinderlein kommet» und auf Rädern» auf Resonanz, das die reformierte Pfar- andere Weihnachtslieder sind auf den Pflegeabtei- rerin gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen lungen im Mattenhof in der Advents- und Weih- wiederum anbieten wird: Auf einem kleinen Mehr- nachtszeit oft zu hören. Selbst wenn ein alltägliches zweckwagen wird alles, was es braucht, zu der ver- Gespräch krankheitsbedingt kaum mehr möglich sammelten Gemeinschaft gefahren: ein Adventska- ist, können Bewohnerinnen und Bewohner mit den lender mit Bildern, Dekorationen mit elektrischen vertrauten Liedern gefühlsmässig an das Geschehen Kerzen, etwas, das duftet, und ein Tablet mit Laut- an der Krippe «andocken». Das erlebt Johanna sprecher. Wegmann, die seit fünf Jahren als Seelsorgerin im In den vier Wochen vor Weihnachten halten die Mattenhof arbeitet, immer wieder. Sie weiss zwar, beiden Seelsorgenden auf allen zwölf Abteilungen dass in der Adventszeit Wehmut, Trauer und Erinne- wöchentlich je eine rund dreiviertelstündige Feier rungen an frühere Zeiten belasten können. Aber mit Glockengeläut, Liedern, Gebeten und Texten zu selbst in der dunklen Jahreszeit komme bei den ge- Engeln, Hirten, Königen und der Heiligen Familie. sundheitlich beeinträchtigten Menschen im Haus Menschen, die das Bett nicht mehr verlassen kön- Freude auf, wenn sie Lichter und Christbäume mit nen, besuchen die Seelsorgenden in ihrem Zimmer ihrem Schmuck sehen und Musik hören. Auch die und lassen es auch dort weihnachtlich werden. Die gezeigten Krippenfiguren zauberten jeweils ein Bewohnerinnen und Bewohner schätzen diese Art Strahlen auf die Gesichter. von Feiern. Johanna Wegmann sagt dazu: «‹Wir pflegen. Die Seele›, das war unser Slogan, als die Sorgen der Angehörigen Institution noch Pflegezentrum hiess, und das tun Die Pfarrerin weiss: «Viele Menschen ohne An- wir heute noch.» gehörige sind jetzt in der Institution weniger allein Der Mattenhof bietet Platz für 252 Menschen.
14 Weihnachten mobil: Auf einem Mehrzweckwagen bringt Pfarrerin Johanna Wegmann Weihnachtsstimmung zu den Menschen. Foto: Viviane Schwizer Die meisten, die hier leben, sind religiös soziali- von sich: «Ich finde den Zugang zu zurückhaltenden siert. Um die 80 Prozent gehören einer der grossen Menschen, aber auch zu ‹Polteri› und zu solchen, Kirchen an. die mich im Gespräch über Gott und die Welt her- ausfordern.» Johanna Wegmann wünscht sich nicht Potpourri an Ressourcen nur zur Weihnachtszeit, «dass das Brückenbauen Vor ihrer Tätigkeit im Mattenhof war Johanna zwischen den Menschen wieder vermehrt gelingt Wegmann insgesamt 17 Jahre lang Pfarrerin in Fi- und die Scharfmacherei nicht das Zepter über- deris in Graubünden und später im zürcherischen nimmt».● Ossingen. Theologie studierte die Tösstalerin erst im Zweitberuf. Anfänglich war sie Primarlehrerin. Während zehn Jahren unterrichtete die heute 61-Jährige in Freienstein und in Schalchen (Wild- berg). Offen erzählt die Pfarrerin über die langen Jahre unfreiwilliger Kinderlosigkeit, die sie präg- ten. Schliesslich wurde dem Paar doch noch ein «Viele Menschen ohne An- Sohn geschenkt. Johanna Wegmann meint rückbli- gehörige sind jetzt in der ckend: «Ich bin dankbar für die verschiedenen Sta- tionen: Ohne sie wäre ich nicht die, die ich heute Institution weniger allein als bin.» Im Unterricht habe sie gelernt, Sachverhalte früher im Einzelhaushalt.» einfach zu erklären, für etwas einzustehen und auch vor einer Klasse den Lead zu übernehmen. Im Pfarr amt sei es um die Auslegung von Bibeltexten ge- gangen, aber auch um das Vertrauen in den tragen- den Urgrund, den sie Gott nennt. Wichtig war der Pfarrerin stets auch das Vernetzen von verschiede- nen Personengruppen untereinander. In ihrer heuti- gen Arbeit als Seelsorgerin setzt sie auf Offenheit, gute Kontakte und Empathie. Niederschwellig und undogmatisch geht sie auf Menschen zu. Sie weiss
15 WEIHNACHTEN VORBEREITEN Mitwirkende als grosses Geschenk Wie sich Doris Kurz, langjährige Sigristin der Kirchgemeinde Rorbas-Freienstein-Teufen, auf die kirchlichen Weihnachtsfeiern vorbereitet. Protokoll: Madeleine Stäubli-Roduner den Proben ihre Utensilien nicht wegräumen müs- sen. Die Theater-Kulissen könnten zudem als pas- sender Hintergrund für das Adventssingen im Got- tesdienst vom 12. Dezember dienen. Das möchte ich noch mit der zuständigen Pfarrperson klären. Bei der Planung der Familienweihnachtsfeier vom 24. Dezember wird gerade diskutiert, ob sie draussen stattfinden soll, damit alle teilnehmen kön- nen. Ob allen klar ist, dass die Kinder dort den DORIS KURZ Weihnachtsbaum nicht sehen können? Ich überlege, Sigristin Kirchgemeinde ob wir deshalb den Weihnachtsbaum doch bereits Rorbas-Freienstein-Teufen eine Woche früher und hinter den Kulissen aufstel- len sollen. Dazu muss ich mich wieder mit den ver- Als Sigristin der Kirche Rorbas beginnen für mich schiedenen Mitwirkenden absprechen. die planerischen Weihnachtsvorbereitungen im Ok- tober. Mit den Weihnachtsdekorationsartikeln in Farben vorzeitig abstimmen den Läden muss ich unser bestehendes Sortiment Für den Christbaum rufe ich den Gemeindeförs- überdenken und entscheiden, ob ich noch Christ- ter an, der jedes Jahr einen schönen Tannenbaum baumschmuck anschaffen soll. Zudem muss ich den von rund vier Metern Höhe liefert und aufstellt. Adventskranz rechtzeitig bestellen, da später die Beim Schmücken helfen mir zwei Personen, wo schönen Kerzen nicht mehr erhältlich sind. Anfang rüber ich sehr froh und dankbar bin. Bei uns kom- November werden die geplanten Anlässe konkreter. men Kugeln in den Farben Blau, Silber und Gold Ich kläre die diversen Probe- und Durchführungs- zum Einsatz. So kann ich Jahr für Jahr mit den Ku- zeiten und versuche möglichst alles nach Wunsch gelfarben variieren und Abwechslung bieten. Aller- zeitlich wie auch räumlich zu organisieren. dings müssen die Farben vorzeitig mit jenen vom Für das Weihnachtsmusical des KidsTreff wird Adventskranz abgestimmt werden. Ist der Baum die Bühne benötigt. Dabei stellt sich die Frage: Be- dann fertig geschmückt und brennen die Lichter, ist steht genügend Platz neben Krippe, Piano und Mu- meine Freude und Erleichterung gross. sizierenden? Wann können wir die Bühne aufstel- Für das «Fiire mit de Chline» organisiere ich die len? Stört sie in den Gottesdiensten? Wird es dünnen Stabkerzen, ansonsten stelle ich nicht so kurzfristig noch eine Abdankung geben? Wo wird viele Kerzen auf, das wäre zu gefährlich. Manchmal die Kulisse stehen? Würde sie den Christbaum ver- entzünde ich noch Kerzen draussen auf dem Kirch- decken? Ich möchte den Musical-Verantwortlichen weg, was bei Schnee besonders hübsch aussieht. möglichst entgegenkommen, damit sie zwischen Diese Termine und Gespräche finden die ganze
16 Woche hindurch statt. Obwohl ich ein kleineres Teilzeitpensum innehabe, bin ich in Gedanken täg- lich mit meinen Aufgaben verbunden. Daher fällt mir plötzlich ein, dass bei Schneefall der Schnee- pflug nicht an den neuen Hochbeeten vorbeifahren kann, die im Frühling vor der Kirche platziert wur- den; dann müsste ich von Hand Schnee schaufeln. Im eigenen Interesse bespreche ich das noch rasch mit unserem Diakon. Zudem ist unklar, wann das Material für die neue Verstärkeranlage kommt, of- fenbar gibt es Lieferengpässe. Hoffentlich funktio- niert dann die neue Technik an den Weihnachts-Got- tesdiensten. Wertschätzung von allen Seiten Mit all diesen Aufgaben verdoppelt sich meine Arbeitszeit im November und Dezember. Ich bin gern gut organisiert, möchte aber auch offen und fle- xibel bleiben für kurzfristige Anliegen. Die Planung ist etwas komplizierter, da ich auf verschiedene hel- fende Hände angewiesen bin. Wer wird etwa nach dem 2. Januar noch Zeit haben, um mir beim Abräu- men des Christbaums zu helfen? Für mich sind die Freiwilligen und Mitarbeiten- den ein grosses Geschenk. Sie sind immer hilfsbe- reit und zeigen mir ihre Wertschätzung, auch die Kirchenpflege, die für meine Anliegen stets ein of- fenes Ohr hat. Mit meiner Anwesenheit und Erfah- rung kann ich viel beitragen, denn ich weiss etwa, was der KidsTreff im Estrich an Material finden könnte. Ich möchte die innovativen Mitwirkenden unterstützen und zu einem positiven Gelingen bei- tragen. Feierabend um ein Uhr nachts Im Amt der Sigristin bin ich nun schon seit meh- reren Jahren tätig, beim Dienen ist es mir am wohls- ten, hier liegen meine Gaben. Als Nachteil empfinde ich die zerstückelte Arbeitszeit; wer nur oberfläch- lich hinsieht, meint vielleicht, ich sei nur am Sonn- tagmorgen an der Arbeit. Aber vielen ist klar, dass Mit Stil und Sorgfalt geschmückt: der Christbaum in der es hinter den Kulissen einiges zu tun gibt. Kirche Rorbas. (Foto zVg) Als besonders beglückend empfinde ich den Christmas Praise am späten Weihnachtsabend, dann ist die Kirche proppenvoll und ganze Familien kom- «Vor lauter Planen laufe ich men. Die jüngeren Leute kennen sich häufig noch von der Jungschar oder der Schule. Für sie ist es ein manchmal Gefahr, durch jährliches Weihnachts-Wiedersehen-Treffen. Mich freut ihre Verbundenheit zur Gemeinde und zuein- Weihnachten hindurchzu- ander, auch wenn sie nicht mehr im Dorf wohnen. schlüpfen.» Auch für die kirchenfernen Besucherinnen und Be- sucher wünsche ich mir, dass sie sich in unserem Gottesdienst wohl und zugehörig fühlen und dass unsere Angebote «Hand und Fuss» haben. So steige ich dann mit grosser Zufriedenheit und Dankbarkeit wichtig. Für uns ist Jesus zentral, darum haben wir um ein Uhr nachts ins Bett. eigentlich das ganze Jahr Weihnachten. Advent und Weihnachten feiern? Das kam in Trotzdem: Vor lauter Planen laufe ich manch- unserer Familie mit drei Kindern und dem Schicht- mal Gefahr, durch Weihnachten hindurchzuschlüp- dienst meines Mannes oft etwas zu kurz, etwa bei fen, dabei hätte ich auch gern etwas von der weih- der Dekoration oder beim Menü, das extra schlicht nächtlichen Stimmung. Ich hoffe, dass wir alle war. Mit unseren Enkelkindern hat sich die Familie geplanten Anlässe in diesem Jahr durchführen dür- vergrössert und wir feiern manchmal an einem an- fen und so auf das Licht von Jesus hinweisen kön- deren Tag. Der 24. Dezember ist nicht mehr so nen.●
TIPPS 17 BUCHTIPP BILDUNGSTIPP —Weihnacht in Theaterform —Schreibexerzitien und Eine Airport-Weihnacht mit ROD. Stille Jussuf und Maryam aus Syrien, ED. Oft stehen wir unter Reinigungskräften als Hirten und Zeitdruck, eine Predigt zu drei Passagieren, denen die Be- verfassen, einen Artikel gegnung mit dem Neugeborenen fürs Gemeindeblatt zu die Augen öffnet – dieses Drama schreiben, eine Andacht. gehört zu den 12 bereits aufge- Im Kurs «Auf der roten Linie schreiben», nehmen führten Theaterstücken der neuen sich die Teilnehmenden Zeit, unverzweckt zu Sammlung «Es grüsst: Das schreiben. Stille und kreative Schreibübungen bil- Licht». Dramen, Dialoge und den im Kurs ein fruchtbares Wechselspiel. Die Teil- Mails statt Kurzgeschichten und Erzählungen, um nehmenden tauchen ein in die Farbe Rot und lassen die weihnächtliche Botschaft in die Gegenwart zu sich befeuern. Auch dem inneren Rotstift wird ein holen? Unbedingt. Denn in Theaterstücken lassen Schnippchen geschlagen. In Phasen gemeinsamen sich theologische wie politische Inhalte fadengera- Arbeitens werden mit Methoden des kreativen de und verdichtet transportieren, dies hat der Autor, Schreibens eigene Texte produziert und es bleibt der Basler Pfarrer Stefan Weller, in seiner Zeit für Austausch. Während schweigender Phasen DDR-Kindheit selbst erlebt. Er lässt etwa einen tauchen die Teilnehmenden in die leidenschaftliche Stadtpräsidenten, einen Unternehmer und eine Farbe Rot aus Bibel und Kunst ein. Im Zentrum des Schulleiterin im Angesicht der göttlichen Geburt Kurses steht die Lust am Schreiben ohne Druck und mit ihrem Opportunismus, Ehrgeiz und Zweifel ha- die wohltuende Stille und Zeit, die es zum Schrei- dern oder das Licht per Mail gegen die Finsternis ben braucht. antreten und ersteres schliesslich erkennen: «Ich Der Kurs findet vom 14. bis 16. März in der Communität Don glaube sogar, dass ich das Geheimnis von Weih- Camillo, Montmirail in Thielle statt. Er richtet sich an nachten jetzt erst verstanden habe. Gott vernichtet Pfarrpersonen und kirchliche Mitarbeitende. bildungkirche.ch/kurse die Finsternis nicht, denn dann müsste er auch die Menschen vernichten mit ihren finsteren Gedanken und teuflischen Taten. Gott begibt sich selbst hinein in die Finsternis. Er wird Mensch.» Zu den Stücken liefert Weller fertige Drehbücher und praktische BUCHTIPP Tipps für Regie und Technik. Die Kurzstücke eig- —Weihnachtslichterhimmel nen sich für Laientheatergruppen mit zwei bis neun Spielenden ab 12 Jahren. ROD. Sie erzählen von einem Stefan Weller, Es grüsst: Das Licht, 12 kurze Theaterstücke Jassteppich unter dem Christ- und Dialoge für die Weihnachtszeit, TVZ 2021, 124 Seiten, baum, von zwei Barbie-Engeln, Fr. 136.80. die zum Frieden aufrufen und von einer Flamenco-Show im Mär- BUCHTIPP chenpavillon des Weihnachts- marktes, die eingängigen Kurzge- —Buchenwaldkinder schichten von Anita Keller. Unter SCH. 2020 zeigte SRF 75 Jahre nach Ankunft der Bu- dem romantischen Titel «Weih- chenwaldkinder in der Schweiz unter dem Titel nachtslichterhimmel» vereint die «Frieden» eine eigens produzierte Verfilmung dieser Pfarrerin in Trüllikon-Truttikon/ Hilfsaktion: 370 Menschen, die aus dem Konzentra- Weinland Mitte, ihre rührenden, romantischen und tionslager Buchenwald befreit worden waren, wur- humorvollen Adventsgeschichten, die sie im Ad- den temporär aufgenommen. Die von der offiziellen vent 2018 in Mundart auf Radio SRF 1 Musikwelle Schweiz geplante Aktion war mindestens so sehr von täglich vortrug. Sie handeln vom Suchen und Fin- politischem Kalkül geprägt wie vom Bewusstsein, den, Teilen und Mitteilen, Geben und Nehmen. Um- angesichts der unfassbaren Not der Menschen, Hilfe rahmt werden ihre vorweihnächtlichen Alltagsge- leisten zu müssen. Dass dies nicht nur eine Interpre- schichten von ansprechenden und stimmungsvollen tation der Filmemacher ist, belegte die zehn Jahre Illustrationen; diese stammen von Peter Brügger, zuvor publizierte und bereits zum zweiten Mal aufge- der seit 2002 das atelier-am-rhy an der Schifflände legte Forschungsarbeit der Historikerin Madeleine in Diessenhofen betreibt. Bilder und Texte bilden Lerf. Sie ist auch deshalb lesenswert, weil sie belegt, eine Einheit, die mit feinen und kleinen Bettmümp- wie die Bevölkerung das Flüchtlingselend wahrnahm feli Wärme fürs Gemüt spenden. und wie die Aktion bei den traumatisierten Menschen Anita Keller, Weihnachtslichterhimmel, Kurze Geschichten ankam. für Advent und Weihnachten, mit Illustrationen von Peter Brügger, TVZ 2021, 98 Seiten, Fr. 22.- Madeleine Lerf: Buchenwaldkinder – eine Schweizer Hilfsaktion. Humanitäres Engagement, politisches Kalkül und individuelle Erfahrung. Chronos-Verlag, 2010. 443 Seiten, Fr. 68.–
18 AGENDA Themen & Termine Angst?! Band- und die Überwindung von Schreibblocka- den. Leitung: Sieglinde Geisel 17./24./31. JANUAR Angst ist vielen Menschen näher Chor-Werkstatt Ein Präsenztag, vier Halbtage (vormittags). 26. /29. August, 5./12./19. September gerückt; Auslöser ist das Corona-Virus. 29. JANUAR Hirschengraben 50, Zürich Aber auch sonst ist Angst eines der Die Band-Werkstatt 2020 in Zürich, Anmeldung bis 31. Dezember an menschlichen Grundgefühle. Im veranstaltet von der Fachkommission beatrice.schaffner@zhref.ch Rahmen der Ökumenischen Erwachse- Popularmusik der Liturgie- und nenbildung Männedorf wird das Thema an drei Abenden beleuchtet: 17. Januar: «Angst als Störung und Gesangbuchkonferenz, erlebt eine Neuauflage in Aarau und wird um eine Wort zum Tag Chor-Werkstatt erweitert. Im grossen Schutz», Prof. Daniel Hell. Reformier- Projektchor werden unter professionel- FÜR DIE EIGENE WEBSITE tes Kirchgemeindehaus, Leueplatz. ler Leitung neue groovige Lieder Seit dem 1. Februar 2021 ist die 24. Januar: «Angst vor Leben und gelernt und Impulse gegeben. Das Plattform «Wort zum Tag» online. Sie Tod» – aus christlicher Sicht. Dr. Erlernte wird in einer liturgischen veröffentlicht täglich kurze gesproche- Matthias Krieg. Katholische Kirche Schlussfeier zusammen mit fünf ne Beiträge von Pfarrerinnen und oder Pfarreizentrum St. Stephan. unterschiedlichen Bands aus der Pfarrern, Diakoninnen und Jugendar- 31. Januar: «Angst in Politik und beitern aus der ganzen Schweiz zu Deutschschweiz aufgeführt. Alle Gesellschaft». Podium mit Mario Fehr, Glauben, Spiritualität und Kontempla Interessierten sind herzlich willkom- Barbara Schmid-Federer und Dr. tion. Über 30 Autoren und Autorinnen men. Info und Anmeldung: gottes- – auch aus der Zürcher Landeskirche Jakub Samochowiec. Moderation: dienst-ref.ch/agenda/agenda-lgbk Hans Strub. Reformiertes Kirchge- – machen mit. Kirchgemeinden können ein Abonnement lösen, welches die FriedensKunst meindehaus, Leueplatz. Audiobeiträge automatisch auf ihre Männedorf, Jeweils 19.30 Uhr. Info: Webseite lädt und ihren Webseiten- ref-maennedorf.ch/agenda/ Besuchern gratis angeboten wird. 25. MÄRZ Infos: wortzumtag.ch Katechetin, Kunst als Brücke zwischen Kulturen. Zytig Zytlos Die Fachtagung 2022 thematisiert das Katechet friedensfördernde Potenzial von Kunst im interkulturellen Dialog. Wie trägt NEUE ZEITSCHRIFT werden Kunst zur Verständigung und zum friedlichen Zusammenleben bei? Das «Zytlos», Café und Begegnungsort Jenseits von Klischees und Stereoty- der reformierten Kirche an der 18. JANUAR pen thematisiert die Fachtagung, wie Bederstrasse 25 in Zürich, zeigt neu Interessieren Sie oder Personen in Kunst eingesetzt werden kann, damit auch mit einer eigenen «Zytig», was Ihrem Umfeld sich für die religionspäd- sie Menschen verbindet und nicht und wer hinter dem innovativen agogische Ausbildung zur Katechetin trennt. 9 bis 17 Uhr, Hotel Odelya, kirchlichen Projekt steht. Die grossfor- oder zum Katecheten? Besuchen Sie Missionshaus, Missionsstrasse 21, matige und frisch gestaltete Zeitschrift Basel, und online über Zoom gibt Impulse, macht Mut, lädt zum die Informationsveranstaltung zur Anmeldung: Rätseln und Nachdenken ein. Eine religionspädagogischen Ausbildung monika.dipietrantonio@mission-21.org, und erhalten Sie eine Übersicht über gemütliche Lektüre empfiehlt sich am Tel. 061 260 22 67. www.mission-21. besten vor Ort. Interessierte können Aufbau, Inhalt und Arbeitsweise der org/fachtagung Ausbildung. Leitung: Katja Lehnert. die Zeitschrift auch online bestellen: 17.30 bis 19.30 Uhr, Hirschengra- zyt-los.com ben 50, Zürich. Anmeldung: 044 258 92 93, katja.freese@zhref.ch Fiire mit de Chliine, Kolibri 22. UND 29. JANUAR An zwei Samstagvormittagen erhalten Sie das nötige Hintergrundwissen zum stufengerechten Arbeiten und zum Schreiben für die Credo Planen und Gestalten der Anlässe für die Kinder. Leitung: Oliver Wup- per-Schweers. Öffentlichkeit NEUES MAGAZIN 9 bis 12.30 Uhr, Hirschengraben 50, AB 26. AUGUST Zürich. Anmeldung: 044 258 92 76 Mit dem «Credo», dem Magazin für annemarie.huber@zhref.ch In der Kirche geht die Kommunikation Mitarbeitende der Katholischen Kirche nicht nur nach innen. Von Pfarrperso- im Kanton Zürich, hat unsere Schwes- nen, der Diakonie und der Kirchenpfle- terkirche seit Oktober neu eine ge wird erwartet, dass sie sich auf den gedruckte Mitarbeitendenzeitung. Das Sozialen Medien und in Blogbeiträgen Pendant des «notabene» erscheint äussern, dazu kommen Editorials oder vierteljährlich und überzeugt mit Kolumnen für Zeitschriften. Der Kurs moderner Aufmachung, gediegener vermittelt einerseits das sprachliche Typografie und abwechslungsreichen Handwerk für die unterschiedlichen Stories und Rubriken. zhkath.ch/credo Textsorten, andererseits geht es um
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