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Das IHK-Magazin für München und Oberbayern
www.ihk-muenchen.de
Interview
wirtschaft 08/2018
Berater Roland Berger über das
Unternehmerbild in Deutschland
Duftspezialist Drom
Als Mittelständler erfolgreich auf
einem umkämpften Markt
Liquidität
Geldflüsse konsequent managen
Imagefaktor
Tourismus
Firmen machen Werke und
Produkte zum Reiseziel
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satzvereinbarung „Servicepaket“.
EDITORIAL
Foto: Faces by Frank
Offenheit aus Prinzip
Transparenz ist für
Dr. Eberhard Sasse
uns ein hohes Gut
Präsident der
IHK für München und Oberbayern Zu den bemerkenswertesten Eigenschaf- gen Großunternehmen eine Linie festge-
ten der IHK gehört ihre Transparenz. Dies legt oder eine Position durchgedrückt. „Im
gilt sowohl für unsere Organisation an sich Interesse der Wirtschaft“ bedeutet, dass
als auch für unser Handeln. Manchen mag wir im Dialog aller IHK-Mitglieder, also
das überraschen – vor allem jene, die gern auch der vielen Klein- und Mittelbetriebe,
Interessenvertretung mit Lobbyismus ver- herausfinden, wo dieses Interesse liegt
wechseln. Dabei braucht man nur genau und wie es sich dauerhaft am besten um-
hinzusehen, um die Offenheit zu erken- setzen lässt. Diese Nachhaltigkeit macht
nen, mit der wir arbeiten und Entscheidun- den Unterschied gegenüber kurzfristigen
gen treffen. Vorteilen. Und sie lässt sich offen begrün-
den – was wir stets auch tun. Transparen-
Zwei Beispiele dafür. Unsere jüngste Voll- ter geht es nicht.
versammlung wurde als Live-Stream im
Internet übertragen. Jeder, der wollte, Dies alles ist in einer Welt, die von zahl-
konnte dabei sein, wie die gewählten De- reichen Interessen durchflochten ist, nicht
legierten Themen besprachen und Be- selbstverständlich. Dort aber, wo wir als
schlüsse fassten. Jedem Einzelnen, der IHK dem Prinzip des Ehrbaren Kaufmanns
sich da der Öffentlichkeit stellte, gilt größ- als Leitbild folgen, gibt es keinen anderen
ter Respekt. Denn die dort versammelten Weg zu Glaubwürdigkeit und zum Ver-
Unternehmerinnen und Unternehmer ste- trauen in unsere Arbeit. Für uns ist Trans-
hen mit ihrem Namen für ihre Verantwor- parenz mehr als eine Eigenschaft. Sie ist
tung. Keine übergeordnete Gruppe oder ein hohes Gut, eine Tugend, die wir der
Partei gibt ihnen Weisungen. Was zählt, Öffentlichkeit immer wieder aufs Neue
ist allein ihre Verpflichtung, die sie gegen- nahebringen.
über der Region oder Branche empfinden,
die sie als ihre Vertretung demokratisch
gewählt hat.
Die breite, repräsentative Vielfalt – zweites
Beispiel – sorgt dafür, dass keine Klientel-
politik möglich ist, sondern die Interessen
der gesamten Wirtschaft berücksichtigt
werden. In der IHK wird nicht von weni-
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018 3
I NHALT
NAMEN + NACHRICHTEN
Foto: Yorck Dertinger
6 Wohnimmobilienverwalter
Gewerbliche Erlaubnis seit 1. August erforderlich
PERSONEN + PERSPEKTIVEN
10 Kunst und Mode
Ludwig Beck, Wormland, Wöhrl – Unternehmer Christian
Greiner kümmert sich gleich um mehrere Modehäuser
TITELTHEMA
12 Reisewege zur Wirtschaft
Immer mehr Unternehmen machen ihre Fertigung oder ihre
Produkte zum touristischen Ziel – ihr Image profitiert
12 TOURISMUS STANDORTPOLITIK
Von der Bierverkostung bis zur Autowelt – Firmen, die Attraktionen für 16 Fit für die Zukunft
Besucher schaffen, gewinnen ein Instrument für die Öffentlichkeitsarbeit Brunata setzt auf die digitale Ausbildung
18 Lkw-Maut
Kosten für die Infrastruktur stärker auf Nutzer verteilen
Foto: Brunata
20 IHK-Vollversammlung
Das Plenum wählt einen neuen Hauptgeschäftsführer
23 Interview
Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei, über Ansied-
lungspolitik, Gründerförderung und Zukunftstechnologien
24 Enterprise Europe Network
Das Potenzial des Binnenmarkts ausschöpfen
26 IHK-Jahresempfang
Prominente Gäste auf dem Sommerevent
UNTERNEHMEN + MÄRKTE
16 DIGITALE AUSBILDUNG 30 Das Parfüm des Erfolgs
Der Dufthersteller Drom bewegt sich in einem
Wenn sich ein Unternehmen zukunftsfähig aufstellt, muss das auch für die
umkämpften, aber wachsenden Markt
Ausbildung gelten, findet die Münchner Firma Brunata.
34 Nach Maß
Das Start-up Mecuris kooperiert mit etablierten Firmen
Foto: vr-on
36 Interview
Der Grandseigneur der Berater, Roland Berger, über das
Bild des Unternehmers in Deutschland
38 Messe
Das Messebeteiligungsprogramm hilft Mittelständlern,
Auslandsmärkte zu erschließen
BETRIEB + PRAXIS
40 Industrie 4.0
Eine Ausstellung zeigt Anwendungsbeispiele für die
vernetzte Produktion
42 Liquidität
40 VERNETZTE PRODUKTION Wie Firmen ihre Geldflüsse konsequent managen
In einer Fabrikhalle in Garching können Mittelständler konkrete Anwendungs- 44 Nachhaltigkeit
beispiele für die Industrie 4.0 studieren. Klimaschutz im Unternehmen
4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018
46 Digitalisierung
Plattformen, Apps & Co. im Gesundheitsmanagement
EVENT
49 Prof. Erich Greipl Gedächtnisturnier
Das Herz der Metall-
Kicken für den guten Zweck bearbeitung schlägt
DA SCHAU HER
in Stuttgart!
50 Flughafen München
Die Geschichte der Fliegerei in der Landeshauptstadt
VERLAGSANZEIGEN
52 Tourismus und Gastronomie
RUBRIKEN
3 Editorial
8 IHK Digital
64 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen
– Bilanz zum 31. Dezember 2017
– Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2017
66 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen
– Änderung der Anlage zur Gebührenordnung
– Erlaubnisverfahren im Bereich Wohnimmobilienverwal-
ter, Immobilienmakler, Darlehensvermittler, Bauträger
und Baubetreuer
– Prüfungsordnungen und Neufassung Satzungsrecht
– Veränderungen in den IHK-Regionalausschüssen
München (Landkreis) und Ingolstadt
76 Firmenindex
77 Ehrungen/Termine
78 Veranstaltungen
79 Marktteil
82 Vorschau/Impressum
LITERATUR + KULTUR + FREIZEIT
80 Kulturtipps und -termine
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Firmen IHK-Mitglied sind, die Firmendaten mit
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für München und
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Interview
Berater Roland
Berger über das
08/2018
Unternehmerbild
in Deutschland
Duftspezialist Drom
Als Mittelständler
erfolgreich auf
einem umkämpften
Markt
Liquidität
IHK-Magazin „wirtschaft“ auf dem Adressetikett
Geldflüsse konsequent
managen
Imagefaktor
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AMB Sonderschau und Kongress
„Digitale Wege in der Produktion“
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018
NAM EN & NACHRIC HTEN
Auszeichnung
Foto: Bayerische Staatskanzlei
PERSONALIA Bayerischer Verdienstorden für
IHK-Präsident Eberhard Sasse
Bayerische Börse AG
Thomas Wodnitzki bei gettex Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
Die Bayerische Börse (CSU) hat dem Unternehmer und Präsi-
Foto: Bayerische Börse AG
AG hat für ihre denten der IHK für München und Ober-
Plattform gettex den bayern, Eberhard Sasse, den Bayerischen
Vertriebsprofi Thomas Verdienstorden verliehen. „Eberhard Sasse
Wodnitzki (50) erhält eine besonders hohe Anerkennung
gewinnen können. für sein langjähriges Eintreten für die Be-
Wodnitzki soll sich bei lange der Wirtschaft im Freistaat. Enga-
gettex vor allem um die Akquise gierte Unternehmer wie er verkörpern den
zusätzlicher Emittenten für Zertifikate Ehrbaren Kaufmann und geben unserem
kümmern. Wirtschaftsstandort seine Stärke und Zu-
www.bayerische-boerse.de kunftsfähigkeit. Auch die IHK dankt ihrem
www.gettex.de Präsidenten für seinen herausragenden
Einsatz“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Pe-
Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH ter Driessen.
Wechsel an der Spitze der Der Familienunternehmer und Vorstand
der Dr. Sasse AG mit Sitz in München ist
Planungsabteilung
Foto: BEG
seit September 2013 IHK-Präsident und da- Mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt –
Die Bayerische
mit auch Präsident des Bayerischen Indus- Unternehmer und IHK-Präsident Eberhard Sasse
Eisenbahngesell-
trie- und Handelskammertags. (l.) mit Ministerpräsident Markus Söder
schaft (BEG),
München, die den
Regional- und
Stichtag 1. August 2018
S-Bahn-Verkehr in
Bayern plant, finanziert und kontrolliert,
Erlaubnispflicht für Wohnimmobilienverwalter
bekommt einen neuen Planungschef.
Wohnimmobilienver walter unmittelbar bei der erlaubnis-
Foto: PhotoMIX-Company/pixabay.com
Florian Liese (43) übernimmt die
(Verwalter von Wohnungs- pflichtigen Tätigkeit mitwir-
Abteilung von Andreas Schulz, der sich
eigentum sowie Mietwoh- kenden Angestellten.
zum 1. Oktober 2018 in den Ruhestand
verabschiedet. nungsverwalter) benötigen Die IHK für München und
ab 1. August 2018 erstmals Oberbayern ist die zustän-
www.bahnland-bayern.de/beg
eine gewerberechtliche Er- dige Erlaubnisbehörde in
laubnis nach Paragraf 34c Ab- Bayern (mit Ausnahme des
Ernst-Schneider-Preis e.V. satz 1 Satz 1 Nummer 4 der Kammerbezirks der IHK
Hartmut Spiesecke neuer Geschäfts- Gewerbeordnung (GewO). Aschaffenburg) für Wohnim-
führer Voraussetzungen dafür sind mobilienverwalter.
Hartmut Spiesecke der Nachweis der Zuverlässigkeit, der ge- Für Immobilienmakler, Darlehensvermitt-
Foto: ESP e.V.
(53) ist neuer ordneten Vermögensverhältnisse und einer ler, Bauträger und Baubetreuer im Sinne
Geschäftsführer des Berufshaftpflichtversicherung. Nur für von Paragraf 34c Absatz 1 Satz 1 Nummern
Ernst-Schneider- Gewerbetreibende, die vor dem 1. August 1 bis 3 GewO sind bis zum 31. Dezember
Preises des deut- 2018 bereits Wohnimmobilien verwaltet 2019 nach wie vor die Kreisverwaltungsbe-
schen Industrie- und haben und diese Tätigkeit weiter ausüben hörden zuständig (siehe auch S. 67).
Handelskammern e.V. wollen, besteht eine Übergangsfrist bis zum Merkblätter sowie die Antragsformulare
in Köln. Er löst Christian Knull ab, der mit 1. März 2019, innerhalb derer sie die Er- zum Erlaubnisverfahren gibt es unter:
Vollendung des 63. Lebensjahrs zur laubnis beantragen müssen. Gewerbetrei- www.ihk-muenchen.de/
Jahresmitte ausscheidet. Der Ernst- bende, die die Tätigkeit als Wohnimmobi- wohnimmobilienverwalter
Schneider-Preis zeichnet Journalisten lienverwalter ab dem 1. August 2018 neu
für herausragende Wirtschaftsbericht- aufnehmen möchten, müssen die Erlaubnis IHK-ANSPRECHPARTNER
erstattung aus. vorab eingeholt haben. Sonja Rosenhammer, Tel. 089 5116-1154
www.ernst-schneider-preis.de Zudem besteht ab 1. August 2018 eine Wei- sonja.rosenhammer@muenchen.ihk.de
terbildungspflicht für Wohnimmobilienver- Christine Schmaus, Tel. 089 5116-1153
walter sowie für Immobilienmakler und ihre christine.schmaus@muenchen.ihk.de
6 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018
N A ME N & N A C H RI C H T E N
Existenzgründungen
Weniger Gewerbeanmeldungen KURZ & KNAPP
Die Zahl der Existenzgründungen ist im unternehmerischen Selbstständigkeit und Arbeitsmarkt
Freistaat das achte Mal in Folge gesunken. den damit verbundenen Risiken. Positiv Wie leergefegt
Im vergangenen Jahr meldeten 98 313 Per- sieht der BIHK den Trend zur besseren Die Arbeitslosenquote in Bayern betrug
sonen ein Gewerbe an, ein Minus von 0,9 Vorbereitung einer Gründung, beispiels- im Juni 2018 durchschnittlich 2,7 Pro-
Prozent gegenüber dem Vorjahr, so der weise durch Angebote der IHK-Gründer- zent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat
Bayerische Industrie- und Handelskam- messen. sank sie laut Bayerischem Wirtschafts-
mertag (BIHK). 89 300 davon ministerium um 0,3 Prozentpunkte. In
waren Firmenneugründungen, den einzelnen Regierungsbezirken lagen
Foto: nd3000/fotolia.com
ein Rückgang von 1,3 Prozent. die Arbeitslosenquoten zwischen
Die Betriebsübergaben an 2,3 Prozent (Oberpfalz) und 3,4 Prozent
einen Nachfolger stiegen da- (Mittelfranken) und somit überall weit
gegen um 3,1 Prozent (9 013 unter dem Bundesdurchschnitt von fünf
Fälle). Prozent. www.stmwi.bayern.de
Der BIHK führt die Flaute in
erster Linie auf die anhaltend Japan
gute Konjunktur zurück: „Der Gute Aussichten
bayerische Arbeitsmarkt bietet Die Stimmung der in Japan aktiven
praktisch flächendeckend Voll- deutschen Unternehmen ist gegenüber
beschäftigung“, so BIHK-Prä- dem Vorjahr deutlich gestiegen, ergab
sident Eberhard Sasse. Damit Ist mein Geschäftsmodell tragfähig? Gründer bereiten sich immer die Geschäftsklima-Umfrage 2018 der
sinke das Interesse an einer intensiver vor Deutschen Auslandshandelskammer
Japan. 71 Prozent der befragten Ma-
nager erwarten für die nächsten sechs
IHK-AusbildungsScouts Monate bessere Geschäfte (2017 nur
Engagierter Einsatz 58 Prozent). Für die kommenden zwölf
Monate sind sogar 73 Prozent (Vorjahr:
Robin Haider, Auszubildender zur Fach- beteiligt und Jugendliche an Schulen im 69) zuversichtlich gestimmt.
kraft im Fahrbetrieb beim Busunterneh- Landkreis über seine Ausbildung, seinen www.dihk.de – Suchbegriff
men Hogger in Freilassing, ist von der IHK künftigen Beruf und seine Karrierechan- „AHK Japan“
für München und Oberbayern auf dem cen nach der Ausbildung informiert.
Netzwerktreffen von über 90 oberbayeri- Die bayernweite Kampagne IHK Ausbil- Internet
schen IHK-AusbildungsScouts in der Ba- dungsScouts läuft seit Frühjahr 2016. In Neue Anforderungen mit der DSGVO
varia Filmstadt in Grünwald bei München eintägigen Seminaren bereitet die IHK Für Webseitenbetreiber hat sich mit der
geehrt worden. Während seiner Ausbil- interessierte Azubis auf ihre Rolle als Bot- Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)
dung hat er sich mit großem Engagement schafter für die Berufsausbildung vor. einiges geändert. Zum Beispiel ist eine
an dem Projekt IHK-AusbildungsScouts www.ihk-ausbildungsscouts.de rechtskonforme Datenschutzerklärung
verpflichtend, die erweiterte Angaben
beinhalten muss. Die IHK für München
Foto: Goran Gajanin/IHK für München und Oberbayern
und Oberbayern unterstützt Firmen bei
der Umsetzung der neuen Regeln:
www.ihk-muenchen.de/
dsgvo-datenschutz-webseite
Hubert Schöffmann,
bildungspolitischer
China ist Bayerns wichtigster
Sprecher der IHK (r.), Handelspartner. Das
und Martina Rudolf, Handelsvolumen betrug im ersten
Regionalkoordinatorin Quartal 2018
der IHK-Ausbildungs- 8,2 Milliarden Euro.
Scouts, gratulieren
Quelle: Bayerisches Wirtschaftsministerium/
Azubi Robin Haider Bayerisches Landsamt für Statistik
(Mitte)
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018 7
www.ihk-muenchen.de
WelcheHABEN
IDEEN Auswirkungen
KRAFT hat die
Foto: IHK für München und Oberbayern
Globalisierung?
175 Jahre IHK
Zum
Ist dieJubiläum
deutscherichtet die IHK
Wirtschaft den Blick
langfristig in die Zukunft.
international
Insgesamt sechs Vortragsevents in besonderen
wettbewerbsfähig? Mit welcher Strategie wappnen
Locations – das sind
sich erfolgreiche die IHK Talks.
Unternehmen für Jede Veranstaltung
die Zukunft? Das
greift ein Thema auf, das von großer Bedeutung
ist Thema des IHK-Jubiläums-Talks am 18. September für
die Zukunft unserer Welt ist. Lassen Sie
2018. Mehr dazu auf unserer Jubiläums-Website: sich
inspirieren und feiern Sie mit.
www.ihk-muenchen.de/175
www.ihk-muenchen.de/175
AKTUELL ONLINE IHK Weiterbringer
Abmahnung – was tun?
Weiterbringer
Sie haben einesind wie ein Kompass: Sie geben eine
Datenschutz-Grundverordnung DSGVO Abmahnung bekommen? Sie
Datenschutz bei Webseiten
Die Schonfrist ist um: Seit 25. Mai 2018 ist die Daten-
Richtung vor, an der sich andere orientieren
sollen eine Unterlassungserklärung abgeben? können.
Sie
Eineprägen andere
Checkliste zur Menschen
Prüfung von und beeinflussen de-
Abmahnungen, Hin-
Webseitenbetreiber
schutzgrundverordnung müssen seit dem
(DSGVO) 25. Mai
in Kraft. 2018
Worauf ren beruflichen Werdegang positiv. Ab sofort sam-
besonders auf den weise zum Umgang mit missbräuchlichen Abmahnun-
müssen Firmen jetztDatenschutz
achten? achten: Grund dafür meln wir Geschichten von ein
Weiterbringern und jenen,
ist die DSGVO, die den Schutz personenbezogener gen sowie Möglichkeiten, Gerichtsverfahren zu
die bereits einen Schritt „weiter“gekommen sind.
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Fußball-WM:
webseite Wie darf ich werben?
Wenn Unternehmen ihre Produkte und Dienstleis- LINKS DES MONATS
tungen im Kontext der Weltmeisterschaft vermarkten
Digitale Kompetenzen
möchten, gilt es, einige Spielregeln zu beachten. Bürokratieabbau – der IHK – Anträge und Infos
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P E R SONEN & PERS P EKTIVEN | UN TER N E H ME R P R O FI L
Foto: Marion Vogel
„ In erster Linie müssen
wir kalkulieren und
verkaufen.
“
Christian Greiner, Vorstand Ludwig Beck AG
10 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018U N T E R N E H ME R P R O FI L | P E R S O N E N & P E R S PE K T I V E N
Kunst und Mode
Der Unternehmer Christian Greiner engagiert sich nicht nur
bei den Modehäusern Ludwig Beck, Wormland und Wöhrl. Er hat auch
ein ausgesprochenes Faible für Kultur und Musik. HARRIET AUSTEN
W
as für ein Gegensatz! Wer die nie müssen wir kalkulieren und verkaufen“. machen. Das geschehe durch Inspiration,
Rolltreppe im Kaufhaus Beck Das unternehmerische Denken liegt in Ambiente und Unterhaltung.
am Münchner Marienplatz der Familie. Sein Großvater Rudolf Wöhrl Bei Ludwig Beck faszinieren ihn die Viel-
nach oben fährt, gleitet vorbei an einer gründete die Modekette Wöhrl; sein Vater fältigkeit und das hohe Niveau „einer der
Farb- und Glitzerwelt. Im sechsten Stock Hans-Rudolf Wöhrl (70) führte lange das einzigartigsten Einkaufsstätten der Welt“.
empfängt der in modisches Schwarz ge- Modehaus und beteiligte sich an verschie- Greiner gibt innovativen Firmen wie etwa
kleidete Vorstand Christian Greiner dann denen Fluglinien (u.a. Deutsche BA, LTU). Lakrids (Lakritze aus Dänemark) und
in ganz anderem Ambiente: im histori- An Ludwig Beck hält die Familie Wöhrl die Devialet (Hightech-Audiosysteme aus
schen Münchner Zimmer. Der Raum ist Mehrheit. Greiner schätzt seinen Vater als Frankreich) die Chance, sich zu präsentie-
mit dunklem Holz verkleidet und mit Mö- Mentor, Ratgeber und „besten Freund“. ren. „Bloß nicht noch mehr Fläche für Tex-
beln, Gemälden und Figuren aus der Woh- „Was er mir vermittelt hat, kann man auf tilien“, meint er entschieden.
nung von Gustl Feldmeier eingerichtet, keiner Uni lernen.“ Beim Familienunternehmen Wöhrl, das
der 1938 das Textilhaus von Ludwig Beck Talent zum kreativen Querdenken konnte durch die Insolvenz einen „brutalen Nie-
übernahm. Greiner schätzt die altehrwür- Greiner gleich bei einem ersten großen Auf- dergang“ mitgemacht habe, muss sich
dige Umgebung: „Ich mag Dinge, die eine trag beweisen: Er entwickelte das Young-Fa- Greiner besonders engagieren. Er will sta-
Geschichte haben.“ Genauso, wie er im- shion-Konzept U-eins für Wöhrl. Es war so bilisieren, Portfolio und Team optimieren,
mer wieder Neues ausprobiert. erfolgreich, dass er danach zusammen mit auf Kunde, Ware und Service fokussieren
einem Kollegen die Marketingagentur nuts und auf das setzen, „was wir können und
Musik und Business communication GmbH in Nürnberg grün- was Wöhrl immer war“: eine regional ver-
Der 39-Jährige prägt das Erscheinungsbild dete – für ihn der coolste Moment über- ankerte Modekette für die ganze Familie
der Ludwig Beck AG, seit er 2011 vom Auf- haupt, weil er „von null“ neue Arbeitsplätze im oberen Mittelpreissegment, „ganz ein-
sichtsrat in den Vorstand wechselte. Das schaffen und damit ins „wahre Unterneh- fach, bodenständig und ohne Schnick-
„Kaufhaus der Sinne“ hat eine lange Tradi- mertum“ einsteigen konnte. schnack“.
tion als Kulturförderer, an die Greiner an- Greiner sieht sich als Unternehmer aus Lei-
knüpft. Ein Team im Haus kümmert sich denschaft. Eigentlich hätte er als Vorstand
um ambitionierte Kooperationen mit der von Ludwig Beck und als Geschäftsführer Zur Person
Kunsthalle München wie bei den Ausstel- des 2015 von Beck übernommenen Herren- Christian Greiner, als Sohn des Unter-
lungen von Peter Lindberg „From Fashion ausstatters Theo Wormland GmbH genug nehmers Hans Rudolf Wöhrl 1979 in
to Reality“ sowie von Philipp Fürhofer „Du zu tun. Weil er „großes Potenzial“ sieht, Nürnberg geboren, studierte zeitgenös-
bist Faust“ und lässt dazu außergewöhn- übernahm er 2017 zusätzlich als Alleininha- sische Musik, Produktion und Business
liche Schaufenster bei Beck gestalten. Da- ber die Rudolf Wöhrl SE mit 1 700 Mitarbei- Management in Boston/USA. Nach dem
neben holt es Lesungen und Konzerte ins tern und 30 Standorten. Er rettete das Fami- Aufbau des Young-Fashion-Konzepts
Kaufhaus. Greiner selbst produziert mit lienunternehmen so aus der Insolvenz. Das U-eins für Wöhrl gründete er 2008 die
einem eigenen Plattenlabel Lounge-Jazz-Al- bedeutet: Pendeln zwischen den Firmensit- Marketingagentur nuts communication,
ben für die Musikabteilung. zen in Nürnberg, München und Hannover deren Geschäftsführer er heute noch ist.
Der Unternehmer, der Gitarre und Klavier sowie Besuche an den über 45 Standorten. Außerdem sitzt Greiner seit 2011 im Vor-
spielt, ist Realist. „Mein Traum war schon, Greiner nutzt Synergieeffekte zwischen den stand der Ludwig Beck AG, München.
Musiker zu werden“, sagt er, ein kommer- Textilhäusern, versucht, vieles miteinander Er ist überdies Geschäftsführer der 2015
zieller Ansatz müsse bei ihm aber immer zu kombinieren und Gelungenes zu kopie- übernommenen Theo Wormland GmbH
dabei sein. Deshalb kombinierte er im Stu- ren. Dabei setzt er bewusst auf den stationä-
und seit 2017 in dritter Generation Allein-
dium zeitgenössische Musik und Business ren Handel und nicht allzu viel auf E-Com-
inhaber der Rudolf Wöhrl SE.
Management. Die Balance zu halten ist merce. „Einkaufen wird immer mehr zum
auch die Basis für sein Kulturengagement. Freizeitwert“, stellt er fest. Die Aufgabe des www.ludwigbeck.de
Er weiß, dass Ludwig Beck dadurch als Handels sei es daher, Leute, die scharenwei- www.woehrl.de
Marke interessant wird. Doch „in erster Li- se kommen und nur gucken, zu Käufern zu
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018 11Blick zurück – Brauereimuseum
T I T E LTHEM A | TO URIS MUS
Hofbräuhaus Traunstein
Bierverkostung –
Baderbräu in Schnaitsee
Foto: Michael Namberger
Foto: Michael Namberger
Foto: Yorck Dertinger
Foto: Aneta Steck/fotolia.com
Bei Groß und Klein beliebt –
Family-Day am Flughafen München
Foto: Tourist Information Kochel am See/Thomas Kujat
Foto: Anja Bach, Utting
Attraktion für Touristen – der jährliche
Wasserkraft erleben – Besuch im Informations- Töpfermarkt in Dießen am Ammersee ist
zentrum Walchenseekraftwerk in Kochel am See einer der größten Europas
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018T O U R I S MU S | T I T E LT H E M A
Reisewege zur Wirtschaft
Unternehmen, die ihre Fertigung und ihre Produkte zum touristischen Ziel machen,
tragen nicht nur zur Attraktivität Oberbayerns bei. Auch ihr Image profitiert vom
Erlebnis ihrer Gäste. ULRICH PFAFFENBERGER
V
or einer halben Stunde noch hatte beeindrucken und Veranstaltungen mit Je genauer man die touristische Land-
die Gesellschaft über Arbeitgeber- einem zusätzlichen Erlebnis aufzuwerten. karte Oberbayerns betrachtet, desto
marken und Recruitingstrategien „Indem Veranstalter ihre Tagung mit einem deutlicher werden die Wirtschaftsbetrie-
diskutiert. Jetzt stehen die Human-Re- außergewöhnlichen Ort verbinden, ver- be sichtbar, die außerhalb der typischen
sources-Experten aufmerksam um ein Mo- ankern sie die jeweiligen Botschaften viel Tourismusbranchen zum Urlaubs- oder
dell 501 herum, das in den 1960er-Jahren nachhaltiger in den Köpfen der Teilneh- Tagungserlebnis beitragen. Dazu zählen
als flottes Polizeiauto in der Fernsehserie mer“, weiß Oswald Pehel (48), Geschäfts- die zahlreichen Fabrikverkäufe, die das
„Funkstreife Isar 12“ eine Hauptrolle spiel- führer von Tourismus Oberbayern Mün- markenbewusste Publikum auf dem Radar
te. Aber noch spannender finden die Zuhö- chen (TOM e.V.). Für ihn gehören gerade hat – von Gabor bis Bogner, von Hallhuber
rer die Geschichte, die der Museumsfüh- die großen Namen „zum Markenkern von bis Alpenhain, von Meindl bis Käfer.
rer erzählt aus der Zeit, als die Bayerischen Oberbayern“, der auf alle anderen touris- Wer sich morgens auf dem Parkplatz des
Motoren Werke unbedingt die Farben des tischen Anbieter in der Region ausstrahlt Outlet-Centers bei Ingolstadt umsieht,
Freistaats im Logo haben wollten. Weiß- (siehe Interview S. 14). Jede Attraktion, die kann neben Urlaubern noch eine weitere
Blau war tabu – das Markenschutzgesetz für Reisende zum Pflichtprogramm gehört
untersagte, „Staatswappen oder sonstige wie etwa die Allianz-Arena, verlängere die
staatliche Hoheitszeichen“ in ein Waren- Aufenthaltsdauer am Zielort – und erhöhe Veranstaltungstipps
3
zeichen zu integrieren. Deshalb spiegelten damit die Chance für andere Unternehmer
Wissen für die Praxis
die Verantwortlichen die Farben im Logo: wie Hoteliers, Gastronomen und Einzel-
Blau-Mitte-Weiß, wie BMW. Jetzt nehmen händler, ebenfalls Geschäft zu machen. Die Digitalisierungsoffensive „Oberbay-
die Tagungsteilnehmer noch etwas mit, Gleichzeitig gewinnen Firmen, die einen ern – Echt Digital“ der IHK
für München
was sie an BMW erinnert und was sie zu Teil ihrer Anlagen Besuchern zugänglich und Oberbayern, von Tourismus Ober-
Hause sogar weitererzählen können. machen, ein zusätzliches Instrument für bayern München (TOM e.V.) sowie der
4
die Öffentlichkeitsarbeit. Schließlich ist es DEHOGA Bayern, Bezirk Oberbayern,
Der Betrieb als Attraktion längst üblich, Urlaubseindrücke und Erleb- unterstützt touristische Akteure, Strate-
Die Zahl der Unternehmen wächst, die ihre nisse auf Social Media zu teilen. So war der gien für den digitalen Wandel zu finden.
Geschichte auf solche oder ähnliche Weise Besucherhügel am Münchner Flughafen Sie bietet verschiedene Veranstaltungen,
in die Öffentlichkeit tragen und damit ihrer einst nur eine originelle Zweitverwertung zum Beispiel:
eigenen Marke einen besonderen Glanz des Erdaushubs für die Gebäude. Inzwi- Exkursion zum Ruby Lilly Hotel, das zu
verleihen wollen. Gläserne Werkstätten, schen kommen jedes Jahr rund 150 000 den digitalen Vorreitern im Beherber-
historische Exponate wie in den BMW-Clas- Menschen dorthin und schicken ihr Selfie gungsgewerbe zählt:
sic-Gebäuden, ein Blick hinter die Kulissen mit Jumbo in alle Welt. Termin: 18. Oktober 2018, 14–17 Uhr
– die Vielfalt der Reisewege zur Wirtschaft Weitere 85 000 Flughafenbesucher nehmen Ort: Dachauer Str. 37, 80335 München
in München und Oberbayern ist so groß jährlich an einer der Rundfahrten teil, die es
Workshop „In wenigen Schritten zum
und bunt wie die Unternehmerlandschaft in den unterschiedlichsten Varianten gibt.
erfolgreichen Onlinemarketing“:
in der Region. Die Top-Attraktionen kennt Allein die Lichterfahrten, die den Flughafen
Termin: 1. Oktober 2018, 14–17 Uhr
jeder: die Bavaria-Filmstadt als Mischung in winterlicher Abendstimmung präsentie-
Ort: Marktler Str. 15A, 84489 Burghausen
zwischen Drehort und Vergnügungspark, ren, ziehen etwa 10 000 Gäste pro Jahr an.
Termin: 2. Oktober 2018, 14–17 Uhr
das Walchenseekraftwerk mit seiner spek- Flughafensprecher Ingo Anspach hat weni-
Ort: Vitalwelt Schliersee, Perfallstr. 4,
takulären Ingenieursarchitektur oder die ger die damit erzielten Einnahmen im Blick,
83727 Schliersee
Alte Saline in Reichenhall. er schaut auf den Imagefaktor: „Indem wir
Die Teilnahme ist jeweils kostenlos.
Diese Destinationen locken nicht nur vom Besucherhügel aus Einblick in die Ab-
Touristen an. Auch das sogenannte läufe geben und Technik sichtbar machen, Weitere Workshops, Termine und An-
M.I.C.E.-Geschäft – Meeting, Incentive, vergrößern wir gleichzeitig das Verständnis meldung zu den Veranstaltungen unter:
Conference, Event – nutzt die Signalwir- für den Flughafen als leistungsfähigen und www.oberbayern-echtdigital.de
kung solcher Ziele, um sein Publikum zu nützlichen Wirtschaftsbetrieb“, stellt er fest.
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018 13T I T E LTHEM A | TO URIS MUS
„Strahlkraft der Marke“ nutzen – Unternehmen als touristische Ziele
Herr Pehel, wie wertvoll sind Wirtschaftsziele wie das Veranstaltern spielt zudem ein psychologischer Faktor eine Rolle:
Walchenseekraftwerk, die BMW-Welt oder die Bavaria-Film- Indem sie ihre Tagung oder ihr Seminar mit einem außergewöhn-
stadt als Bausteine im touristischen Portfolio von Oberbayern? lichen Ort verbinden, verankern sie die jeweiligen Botschaften
Solche Ziele stehen in ihrer Anziehungskraft kulturellen und viel nachhaltiger in den Köpfen der Teilnehmer. Im Umfeld erfolg-
natürlichen Sehenswürdigkeiten kaum nach. Ihr Bekanntheits- reicher, innovativer Unternehmen, von denen sich etwas lernen
grad, ihre oft beeindruckende Optik oder die unmittelbare Nähe lässt, fällt das naturgemäß leichter.
zur emotionalen Kraft der Marke, die dahintersteckt, machen sie Was raten Sie Firmen, die eigene Angebote aufbauen wollen?
für viele Urlauber zu einem attraktiven Programmpunkt auf einer
Erstens: Partnerschaften – mit Orten, Hotels, Verkehrsunterneh-
Reise. Generell betrachtet, gehören solche Schaufenster-Unter-
men oder Freizeiteinrichtungen – sind wirkungsvoller als Einzel-
nehmen zum Markenkern Oberbayerns. Vielfach werden diese
gängerstrategien. Nur wenige Unternehmen sind aus sich heraus
Ziele ja auch nicht als Wirtschaft wahrgenommen, sondern als
so attraktiv, dass Menschen allein ihretwillen einen Weg auf sich
Teil des täglichen Lebens, den man näher kennenlernen oder bei
nehmen. Wer Mehrwert schafft, gewinnt.
dem man hinter die Kulissen schauen möchte, wenn sich die Ge-
Zweitens: Suchen Sie den Rat erfahrener Touristiker, wenn es da-
legenheit bietet und man gerade in der Nähe ist. Solche Angebote
rum geht, ein taugliches Angebot auf die Beine zu stellen. Im Um-
bedienen die Neugier und sorgen für Abwechslung
gang mit Gästen, national wie international, verfügen
– und wenn man am Ende einer Brauereibesichti-
diese über Erfahrungen, die nicht zum Kerngeschäft
Foto: TOM
gung das kühle Bier verkosten oder im Werksver-
anderer Wirtschaftsbetriebe gehören.
kauf ein Originalteil günstig erwerben kann, dann
Drittens: Beleben Sie Ihr Angebot durch digitale
fühlt man sich als Gast doppelt belohnt.
Begleitmusik. Besucher, die via Internet und Social
Welche Rolle spielen solche Attraktionen für den Media ihr Erlebnis teilen, sind die beste Werbung –
Markt mit Konferenzen und anderen Events? und liefern gleich auch noch wertvollen Content für
Wir sehen hier seit Jahren eine wachsende Nach- die eigenen Onlineaktivitäten.
frage, Wirtschaftsadressen mit Veranstaltungen
zu verbinden. Auch hier sind es überwiegend die Oswald Pehel, Geschäftsführer der Tourismus Oberbayern
Strahlkraft einer Marke und die Einzigartigkeit des München (TOM), erklärt, worauf es bei touristischen
Originals, die eine Entscheidung auslösen. Bei den Angeboten von Unternehmen ankommt
typische Einkaufsspezies ausmachen: Ge- Dass Langfristigkeit und Nachhaltigkeit hen und ihren Bürgern und Gästen kos-
schäftsleute auf der Heimreise, die schnell solcher Angebote Konjunktur haben, zeigt tenlos zur Verfügung stellen. Gesponsert
noch ein schönes Mitbringsel erwerben. sich an immer mehr Orten. In Prien am wird das Fahrzeug von der Ammer-Loisach
Einparken, einkaufen, ausparken – „in 20 Chiemsee haben die Touristiker Hofläden Energie. Die Nachfrage ist so groß, dass
Minuten sind die wieder vom Hof“, erzäh- mit einer Rad- und Wanderroute verbun- nun ein zweites Auto angeschafft wurde. So
len die Verkäuferinnen in den Läden. den. Damit werden Gäste an das örtliche entsteht nicht nur ein zugkräftiges touris-
Angebot herangeführt – und die Anbieter tisches Angebot. Die Hersteller gewinnen
Ein Braukurs bindet Kunden auf der Route profitieren voneinander. auch neue Interessenten, die ihre Modelle
Eine andere Form von Wirtschaftstouris- Garmisch-Partenkirchen entwickelte, in- kennenlernen.
mus findet dort statt, wo mit dem Werks- itiiert vom örtlichen Tourismusverband, Damit erzeugen Urlaubsorte und Herstel-
besuch gleich eine Produktverkostung ver- die Lokalmarke „Inser Hoamat“. Darunter ler genau jenen Effekt, der sich nach Er-
bunden ist. Brauereien sind da sehr beliebt. werden Produkte vermarktet von „Her- fahrung von Jens Huwald (45), Chef der
Beim Baderbräu in Schnaitsee etwa sind so- stellern, die hier verwurzelt sind und mit Agentur Wilde & Partner Public Relations
gar Brauseminare zu buchen: Während der echtem Handwerk unsere Heimat prägen“. GmbH und früher Geschäftsführer der
ganztägigen Veranstaltungen werden fünf Keramik und Schmuck gehören dazu, Ha- Bayern Tourismus Marketing GmbH, so-
Hektoliter Weißbier gebraut – die Teilneh- ferlschuhe, Seifen, Schokolade. So erzeugt wohl touristisch als auch unternehmerisch
mer begleiten alle Stadien der Verarbeitung die lokale Wirtschaft unverwechselbare bezahlt macht: „Es geht schlicht darum,
von Hopfen und Malz zum bayerischen Na- Produkte für einkaufsfreudige Gäste. eine Marke oder ein Produkt mit positiven
tionalgetränk. Mit auf den Heimweg gibt Der Luftkurort nutzt auch an anderer Stelle emotionalen Erlebnissen aufzuladen“ (sie-
es nicht nur Anleitungen zum häuslichen eine Innovation aus der Wirtschaft, um seine he Interview S. 15).
Eigenbrauen, sondern auch das Verspre- touristische Qualität zu steigern. I2017 star-
chen: „Wie es unter Brauern gelebte Tradi- tete das Projekt Wander-e-Auto im Landkreis IHK-ANSPRECHPARTNER
tion ist, stehen wir Ihnen dann auch gerne Garmisch-Partenkirchen. Gemeinden kön- Christian Nordhorn, Tel. 089 5116-1172
bei später auftretenden Fragen zur Seite.“ nen für sechs Wochen ein Elektroauto lei- christian.nordhorn@muenchen.ihk.de
14 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018T O U R I S MU S | T I T E LT H E M A
Quellen: IHK-Saisonbericht „Oberbayerische Bergbahnen“/Bayerisches Landesamt für Statistik
Attraktives Bayern – mehr Übernachtungen und zufriedene Bergbahnbetreiber
Gästeübernachtungen in Millionen Immer mehr Reisende
Foto: FelixMittermeier/pixabay.com
94
91 Die Zahl der Übernachtungen
85 88
84 84 in Bayern ist in den vergan-
78 81 genen zehn Jahren um mehr
76 77
75 als 20 Prozent gestiegen.
Sehenswerte Städte locken
Gäste ebenso wie
malerische Landschaften
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 (im Bild: Landshut)
92 %
der oberbayerischen Bergbahnbe-
Von Gipfel zu Gipfel Bewertung des Geschäfts- treiber wollen ihre Investitionen auf
Foto: Bayerische Zugspitzbahn
Bergbahn AG/Max Prechtel
Zieht Touristen an – verlaufs im Winterhalbjahr Vorjahresniveau halten bzw. erhöhen
Die aktuelle Sommersaison verläuft 20017/18 als gut
Zugspitzbahn für die oberbayerischen Bergbah-
nen recht gut. 18 Prozent rechnen
mit einer besseren und 82 Prozent
50 %
immerhin mit einer unveränderten
Geschäftsentwicklung im Vergleich
Erwartung einer besseren Ge-
zum Vorjahreszeitraum. schäftsentwicklung als im Vorjahr
Weitere Zahlen und Informationen im
IHK-Bergbahnreport unter:
18 %
www.ihk-muenchen.de/
bergbahnreport
„Wunderbar für den Umsatz“ – wie sich Angebote vermarkten lassen
Herr Huwald, warum kann es sich für Unternehmen bezahlt nach einem Eintauchen in die Welt der Idole, Träume, Sehnsüch-
machen, nicht nur ihr Produkt, sondern auch die Fertigungsstätte te erfolgen dann oft außerhalb jeder Ratio – wunderbar für den
zu einem touristischen Ziel oder einem Veranstaltungsort zu Umsatz.
entwickeln?
Gibt es auch Risiken beziehungsweise Vorhaben, von denen
Der Grund ist einfach. Es geht schlicht darum, eine Marke oder Firmen besser die Finger lassen?
ein Produkt mit positiven emotionalen Erlebnissen aufzuladen. Es
Erlebbare Markenwelten funktionieren nur, wenn die Marken-
geht um das Etablieren einer Erlebniswelt, die Begehrlichkeiten
architektur seit Langem positiv aufgeladen ist und eine Ge-
weckt, Communities bildet und einem das Gefühl gibt, ein Teil
schichte spürbar erzählbar ist. Der Konsument muss sich nicht
einer Marke zu sein. So generiert man sowohl Kauf-
nur identifizieren können, es muss sich für ihn logisch
interesse als auch Markenbotschafter.
erschließen. Alles, was hier zu konstruiert, zu gewollt
Foto: Wilde & Partner
Welche Voraussetzungen sind notwendig, damit ist, geht nach hinten los. Und: Das Versprechen in
sich ein solches Angebot auch gut vermarkten der Vermarktung dieser Erlebniswelten muss auch
lässt? gehalten werden. Sonst rächt sich der enttäuschte
Wichtig ist, dass die Marke erlebbar wird, dadurch Fan durch Liebesentzug, und den Shitstorm auf den
nahbar und im Falle eines Museums zielgruppen- Social-Media-Kanälen gibt es gleich gratis dazu.
affin kuratiert wird. So wird die Marke zu einem
Mekka der Fans. Der FC Bayern hat mit seiner Emotional aufgeladene Erlebniswelten von Unternehmen
Erlebniswelt alles richtig gemacht. Den positiven sprechen Gefühl und Geldbeutel von Touristen an, ist Jens
Markenflash zu nutzen und gleich den Flagshipstore Huwald, Geschäftsführer der PR-Agentur Wilde & Partner
anzuschließen ist schlau und sinnvoll. Die Käufe in München, überzeugt
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018 15S TANDORTPOLITIK | AUSBIL DUN G
Fit für die Zukunft
Ausbildung ist eine der wichtigsten Säulen für die Sicherung der Fachkräfte
von morgen. Daher setzt Brunata seit Jahren auf die digitale Ausbildung –
auch, weil es die jungen Leute erwarten. SABINE HÖLPER
S
eit den 1950er-Jahren steht der Name
Brunata für das Messen von Wärme- Digitalisierung ist selbstverständlich –
und Wasserverbrauch. Auch im Jahr Brunata-Ausbildungsleiterin
2018 gilt das unverändert. Und dennoch Martina Brunner (2.v.l.) mit Azubis
hat das Münchner Unternehmen nicht
mehr viel mit der Firma aus den Anfangs-
tagen gemein. Die Digitalisierung hat vie-
les umgekrempelt. Der Ableser kommt
heute nicht mehr mit Stift und Block in
die Wohnungen, sondern mit Laptop und
Smartphone. Wenn er denn überhaupt
noch kommt. Daten wie Wärme- oder Was-
serverbrauch lassen sich auch einfach per
Mobilfunk übermitteln.
Martina Brunner ist Leiterin Ausbildung
bei der Brunata GmbH & Co. KG. Sie
stellt jedes Jahr etwa zehn Azubis, dual
Studierende und Trainees ein. Auch auf
Brunners Arbeit hat die Digitalisierung
große Auswirkungen. Denn wenn sich
ihr Unternehmen zukunftsfähig aufstellt,
muss das natürlich auch für die Ausbil-
dung gelten.
„In unserer Branche ist die Digitalisierung
ein großes Thema. Alles wird vernetzter,
schneller, komplexer, es gibt viele digita-
le Schnittstellen“, sagt Brunner. Natürlich
„trifft das auch unsere Azubis, sie bekom-
men die Neuerungen in allen Abteilungen
mit“.
Die Ausbildung soll die
Veränderungen im
Unternehmen abbilden
Brunners Aufgabe ist es, die Ausbildung
an die neuen Anforderungen anzupassen.
Die 48-Jährige gibt ein einfaches Beispiel:
In Zukunft wird es normal sein, Zählerstän-
de nicht mehr nur einmal im Jahr, sondern
jeden Monat abzulesen. „Auf dem alten
Weg ist das gar nicht darstellbar“, sagt sie.
„Deshalb müssen wir moderner werden.“
Und natürlich müssen gerade die jüngsten
Mitarbeiter im Betrieb für diese Entwick-
lungen fit gemacht werden.
16 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018A U S B I LD U N G | S TA N D O R TP O L I T I K
Die digitale Ausbildung ist bei Brunata da- wir uns eher mit dem Thema Energiespa- von überall auf alle Daten zuzugreifen. Das
her seit vielen Jahren eine Selbstverständ- ren“, sagt Brunner. gilt natürlich auch für jene, die „draußen“,
lichkeit. Zumal ja auch „das Digitale für Die jungen Leute erwarten eine moderne, also bei den Kunden, sind. „Die Ableser
die jungen Leute selbstverständlich ist. Sie digitale Ausbildung – bei Brunata sollen sind eingebunden“, sagt die Ausbildungs-
werden schließlich mit dem Smartphone sie sie bekommen. So erhalten die Azubis leiterin.
groß.“ So selbstverständlich, dass in den einen tragbaren Rechner, „den können sie Aber das ist nicht alles. Das Unternehmen
Auswahlgesprächen mit den Bewerbern von Abteilung zu Abteilung mitnehmen“, setzt auf E-Learning, Webinare, Lern-Nug-
nicht einmal besonders darauf eingegan- so Brunner. Die Einbindung in eine „riesi- gets. Zum Teil befinden sich diese Ange-
gen wird. „Beim Recruiting positionieren ge SAP-Landschaft“ ermögliche es ihnen, bote noch im Aufbau. Aber man arbeite
mit Hochdruck daran. „Wir müssen alle
Ausbilder, aber auch alle anderen Kollegen
Foto: Brunata
schulen“, sagt Brunner. Sie müssten in die
Lage versetzt werden, den jungen Leuten
beizubringen, was heute gefordert ist.
Auch das Berichtsheft will Brunner in das
digitale Zeitalter überführen. Noch wird
es ausgedruckt, „wir müssen eine Unter-
schrift daruntersetzen“, sagt sie. Viel einfa-
cher sei es doch, einen Link zu versenden,
diesen kurz abzuzeichnen – und fertig.
IHK-ANSPRECHPARTNER
Florian Kaiser, Tel. 089 5116-1386
florian.kaiser@muenchen.ihk.de
Die Weiter Impulsgeber,
bringer Mutmacher und
Vorbilder
Weiterbringer wirken wie ein Kompass
auf hoher See – sie geben eine Richtung
vor, an der man sich orientieren kann.
Weiterbringer prägen andere Menschen
und beeinflussen deren beruflichen
Werdegang positiv. Ihr Vorbild macht
Mut und spornt an. Ihre Beispiele geben
Impulse und helfen bei der Suche nach
dem, was uns weiterbringt.
Es gibt zahlreiche, ganz unterschiedliche
Weiterbringer. Sie können Unternehmer,
Führungskräfte, Fachkräfte, Azubis sein:
starke Persönlichkeiten, die bei der Digi-
talisierung vorangehen, neue Wege bei
der Fachkräftesicherung erschließen,
Geflüchtete bei der Integration ins
Unternehmen unterstützen oder Tipps
für den optimalen Einstieg in die Aus-
bildung geben.
Weitere Geschichten von Weiterbringern
und jenen, die bereits einen Schritt
„weiter“ gekommen sind, gibt es unter:
www.ihk-muenchen.de/weiterbringer
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018 17S TANDORTPOLITIK | MAUT
Brummis, zahlen, bitte!
Die Ausweitung der Lkw-Maut auf die Bundesstraßen soll die
Kosten für die Verkehrsinfrastruktur
stärker auf die Nutzer verteilen. FRIEDRICH OEHLERKING
Kontrollen statt. Spezielle Kontrollfahrzeu-
Foto: Toll Collect
Kein Blitzer – Kontroll- ge können, während sie an mautpflichtigen
säule für die Lkw-Maut Fahrzeugen vorbeifahren, Daten aus den
auf einer Bundesstraße eingebauten Fahrzeuggeräten auslesen
und überprüfen, ob die Maut korrekt ent-
richtet wurde. Dafür ist auf dem Kontroll-
fahrzeug eine Leseeinrichtung installiert,
die per Mikrowelle mit den Fahrzeuggerä-
ten kommuniziert. Die Mautzahlung von
Lkws ohne eingebautes Fahrzeuggerät
wird durch eine Abfrage der Fahrzeugda-
ten in der Kontrollzentrale ermittelt.
Die Kontrollfahrzeuge sind außerdem mit
den automatischen Kontrolleinrichtungen
vernetzt. Das bedeutet: Verdachtsfälle von
den Kontrollsäulen – oder auf der Autobahn
von den Kontrollbrücken – werden in den
Kontrollfahrzeugen angezeigt. Stellen die
Kontrolleure dabei fest, dass eine Maut
nicht ordnungsgemäß entrichtet ist, kön-
nen sie das betreffende Fahrzeug ausleiten
und vor Ort den Sachverhalt genauer ermit-
teln. Wurde eine Maut nicht bezahlt, wird
sie nacherhoben und gegebenenfalls ein
E
ine moderne und leistungsstarke Kilometer Bundesstraße davon im Flä- Ordnungswidrigkeitenverfahren eingelei-
Verkehrsinfrastruktur ist das Ziel: chenstaat Bayern. tet. Zusätzlich führt das BAG sogenannte
Seit 1. Juli 2018 gilt auch auf allen „Unternehmen werden von der Auswei- Betriebskontrollen durch. Unabhängig
Bundesstraßen die Lkw-Maut. Mit der tung unterschiedlich betroffen sein“, sagt von der einzelnen mautpflichtigen Fahrt
Ausweitung der Maut soll das Prinzip der Spediteur und IHK-Vizepräsident Georg decken diese im Nachhinein eine Vielzahl
Nutzerfinanzierung konsequent vorange- Dettendorfer. Seine Fahrzeuge beispiels- von Fahrten ab.
trieben werden. Das heißt: Die Verkehrsteil- weise fahren hauptsächlich im Fernver- Rund 30 000 Firmen fallen jetzt bundes-
nehmer zahlen direkt für die Benutzung der kehr auf der Autobahn. Er wird die Aus- weit zusätzlich unter die Mautpflicht. Mit
Straßen. Dem entrichteten Preis steht also weitung weniger zu spüren bekommen als der Erhöhung der Mautsätze ab 2019 steht
die Inanspruchnahme der Infrastruktur als Unternehmen, die Verkehre in der Fläche dem Straßengüterverkehrsgewerbe außer-
Gegenleistung gegenüber. So wird ein Teil über Bundesstraßen bedienen. dem eine zweite massive Kostensteigerung
der Kosten verursachergerecht verteilt. innerhalb von nur sechs Monaten ins Haus.
Aufgrund des Wegekostengutachtens 2018 Wie wird kontrolliert? Von da an werden für Lkws (Euro VI) mit
bis 2022 hofft das Bundesverkehrsminis- Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) mehr als 18 Tonnen zulässigem Gesamtge-
terium auf Einnahmen aus der Lkw-Maut überwacht die korrekte Mautentrichtung wicht (zGG) und vier Achsen statt wie bis-
von jährlich etwa 7,2 Milliarden Euro, die auf verschiedene Arten (siehe Kasten her 11,7 Cent pro Kilometer 18,7 Cent fällig
in die Erneuerung der Straßeninfrastruk- S. 19). Wie BAG-Sprecher Horst Roitsch – ein Plus von fast 60 Prozent.
tur fließen sollen – und damit im Schnitt mitteilt, werden dazu auf den Bundesstra- Anders als bisher wird die Maut nicht mehr
2,5 Milliarden Euro mehr als bisher. Die ßen Kontrollsäulen für die automatische dezentral in einer On-Board-Unit (OBU),
Mautausweitung betrifft zusätzliche 40 000 Überprüfung eingesetzt. Ergänzend finden sondern jetzt von einer zentralen Daten-
Bundesstraßenkilometer, allein rund 6 000 – wie auch auf den Autobahnen – mobile verarbeitung berechnet. Die OBU erhebt
18 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018MA U T | S TA N D O R T P O L I T I K
die Fahrdaten und sendet die zur Maut-
erhebung benötigten Fahrzeugmerkmale Worauf müssen Unternehmen achten?
an das Toll-Collect-Rechenzentrum. Die zu Seit 1. Juli 2018 gilt die Lkw-Mautpflicht
Foto: Tama66/pixabay.com
zahlende Maut wird anhand des Fahrzeug- auf Bundesstraßen in Deutschland. Maut-
kennzeichens dem Kunden zugeordnet. pflichtig sind Fahrzeuge und Fahrzeug-
Das Transportunternehmen erhält einmal kombinationen ab 7,5 Tonnen zulässigem
im Monat eine Mautaufstellung, sofern Gesamtgewicht (zGG). Zuständig ist die
Maut angefallen ist. Informationen zu den Firma Toll Collect. Die Maut lässt sich auf
noch nicht abgerechneten Fahrten sind verschiedene Arten bezahlen:
im Kundenportal zu finden. In der Rubrik
• über eine in den Lkw eingebaute On-
„Nicht abgerechnete Fahrten“ sind inner-
Board-Unit (OBU). Sie erhebt die Maut
halb von 48 Stunden – in der Regel früher, • Abfrage der Fahrzeugdaten in der Kon-
automatisch. Nur zertifizierte Service-
wie BAG-Sprecher Roitsch betont – die In- trollzentrale
partnerwerkstätten dürfen sie einbauen.
formationen zu den einzelnen Fahrten und
Das Gerät ist kostenfrei, den Einbau • über rund 600 vier Meter hohe, blau-grü-
den dazugehörigen Mautbeträgen abrufbar.
muss der Unternehmer bezahlen. ne, mit den Kontrollfahrzeugen vernetzte
Kontrollsäulen. Sie haben nur Kontroll-,
Zwei Milliarden Euro jährlich • manuell über die Toll-Collect-App für
keine Erhebungsfunktion und sind keine
Wie sich die neuen Belastungen auf die Smartphones und Tablets, an 1 100
Geschwindigkeitsblitzer.
einzelnen Unternehmen auswirken, muss Mautterminals an Tankstellen, Autohö-
sich erst zeigen. Laut Hanns-Karsten fen und Autobahnraststätten oder über • Ausleitung und Überprüfung vor Ort
Kirchmann, Vorsitzender der Geschäfts- www.toll-collect.de, „Strecke buchen“.
• im Nachhinein in einer Betriebskontrolle
führung der Toll Collect GmbH, sind die- Unter „Mautstelle finden“ stehen die
(mehrere Fahrten)
jenigen, die bereits an der automatischen Standorte der Terminals.
Mauterhebung über die OBU teilnehmen, Die Maut wird zentral berechnet und nicht
Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG)
auf die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle wie bisher in der OBU. Das Transport-
kontrolliert stichprobenartig:
Bundesstraßen „bestens vorbereitet“. Alle unternehmen erhält einmal im Monat eine
eingebauten Fahrzeuggeräte könnten wei- • mobil per Mikrowelle in dafür ausgestat- Mautaufstellung. Binnen 48 Stunden sind
terverwendet werden. teten Fahrzeugen auf mautpflichtigen Informationen zu noch nicht abgerechne-
Wer neu mautpflichtig wird, sollte frühzei- Strecken ten Fahrten im Kundenportal abrufbar.
tig entscheiden, wie er künftig die Maut be-
zahlen will, rät Kirchmann. „Unsere Emp-
fehlung: die OBU jetzt einbauen lassen,
denn sie ist und bleibt der komfortabelste den Euro jährlich – Kosten, deren Anteil Möglichkeit der Anschaffung von Fahr-
Weg zur Mautentrichtung.“ an den Gesamtkosten für Fahrzeuge, Per- zeugen mit geringerem zulässigem Ge-
Die manuelle Einbuchung wurde ebenfalls sonal und Gemeinkosten je nach Touren- samtgewicht dürfte sich Dettendorfer
weiterentwickelt. Sie ist online am stationä- struktur und Standort des Unternehmens zufolge über kurz oder lang sowieso er-
ren PC oder über mobile Endgeräte sowie und der Kunden bei bis zu zehn Prozent ledigen. Er halte es für ein Unding, wenn
an den neuen Mautstellenterminals mög- liegen dürfte und die eventuell weitergege- ausgerechnet Fahrzeuge zwischen Pkw
lich. Für die Einbuchung über Smartphone ben werden müssen. und 7,5-t-Lkw auf Dauer von der Maut ver-
und Tablet steht die Toll-Collect-App zur Ob das gelingt? Unternehmer Dettendor- schont blieben.
Verfügung. fer ist da skeptisch. Hierfür müsse man
Experten erwarten durch die Mauterhö- Einzelgespräche mit den Kunden führen. IHK-ANSPRECHPARTNER
hungen einen Kostenschub für den Stra- Etwas anderes wird den meisten Unter- Andreas Schmidt, Tel. 089 5116-1242
ßengüterverkehr von bis zu zwei Milliar- nehmen auch kaum übrig bleiben. Die andreas.schmidt@muenchen.ihk.de
der Generalunternehmer
für Schlüsselfertige Bauwerke Baut
auf
SwietelSky Baugesellschaft m.b.H.
im Gewerbepark d75
93059 Regensburg
ideen
tel. 09 41 / 4 02 44 23 - 0
gubau.regensburg@swietelsky.de
www.swietelsky.de
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 08/2018 19Sie können auch lesen
