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09.2018 Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain A 4836 | Jahrgang 141 DIGITALISIERUNG Jetzt starten 40_ Wieder mehr 48_ Gewerbemarkt- 58_ Nachwuchs für Gründungsinteresse bericht veröffentlicht die Gastronomie Politik ist am Zug Boom setzt sich fort Zeugnisse übergeben www.frankfurt-main.ihk.de
Internationales Kundengeschäft Electronic Banking Finanzierung Geschäftskonten Ihr Unternehmen Karten in den besten Händen. Warum so viele Unternehmen in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet der Firmenkundenbetreuung der Frankfurter Sparkasse vertrauen, oft über Generationen hinweg? Wir sind Marktführer, nicht zuletzt weil unseren Unternehmens- Betreuern der Erfolg jeder Firma persönlich am Herzen liegt. nachfolge Profitieren auch Sie von der einzigartigen Kombination aus persönlicher Nähe, kompetenter Beratung und dem größten Finanzverbund der Welt. Wir freuen uns, Sie und Ihr Unternehmen kennenzulernen. Vermögen E-Mail: firmenkunden@frankfurter-sparkasse.de Telefon: 069 2641-4400 Seit 1822. Wenn’s um Geld geht. frankfurter-sparkasse.de/firmenkunden Pensions- management
VO RWO R T 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Sicherlich haben Sie es sofort bemerkt: Das IHK Wirtschafts- Forum kommt in einem neuen Gewand daher. Mit viel Weiß- raum, größeren Fotos, modernen, gut lesbaren Schriftarten. Und nicht nur optisch hat sich einiges getan, sondern auch inhaltlich. Angepasst an veränderte Lesegewohnheiten, sind „ die Texte nun deutlich kürzer; Print und Digital werden stärker miteinander verknüpft. Das IHK WirtschaftsForum wurde den veränderten Lesegewohnheiten angepasst“ Neue Rubriken inszenieren die Inhalte übersichtlicher und erleichtern die Orientierung im Magazin, Fachartikel und unternehmensrelevante Kurzmeldungen wechseln einander ab. Abgerundet wird das neue Konzept durch mehr Porträts von interessanten Firmen und spannenden Unternehmerper- sönlichkeiten aus unserem IHK-Bezirk. Falls Sie lieber online lesen, kein Problem. Ab sofort ist das IHK-Magazin auch wieder als App unter www.frankfurt-main.ihk.de/wifo-app verfügbar. Das IHK WirtschaftsForum ist eines der ältesten IHK-Maga- zine Deutschlands. In seiner über 140-jährigen Geschichte hat es schon zahlreiche Relaunchs durchlaufen. Angeregt vom Präsidium, dem höchsten ehrenamtlichen Gremium der IHK Frankfurt, wurden diesmal in einem moderierten Workshop mit Repräsentanten sämtlicher IHK-Gremien und verschie- denster Branchen neue inhaltliche Leitlinien erarbeitet. An - hand dieser Ergebnisse wurde gemäß dem Designleitsatz „Form follows function“, Form folgt Funktion, dem IHK Wirt- schaftsForum ein modernes Gewand geschneidert. Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre des „neuen“ IHK WirtschaftsForums – und freue mich auf Ihr Feedback. Matthias Gräßle Hauptgeschäftsführer IHK Frankfurt I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
4 INH A LT 0 9 .1 8 58 48 44 09_ D I GI TA L I S IERUN G Jetzt starten Bekanntlich führen viele Wege zum Ziel. Das gilt auch und ganz besonders für die Digitalisierung. Beispiele von Unternehmen aus dem IHK-Bezirk zeigen, dass es kein allgemeingültiges Erfolgs- rezept gibt. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg gehen. 34 42 62 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
INH A LT 0 9 .1 8 5 3_ Vorwort INHALT 09.18 6_ Kurzmeldungen Fokusthema Digitalisierung 11_ In Aufbruchstimmung 20_ Die Website – das Herzstück 22_ Digitalstrategie: einfach anfangen 24_ Kapuzenpulli war gestern 26_ Botta-Design: Erst drucken, dann kaufen 30_ Skill-Software: Vernetzt zum Erfolg Unternehmensreport 34_ Staxter: „Die Bratwurst des Bankings“ Unternehmenspraxis 40_ Wieder mehr Gründungsinteresse 42_ Great Chinese Firewall 44_ Social Media: „Den Wortschatz hüten“ Metropolregion FrankfurtRheinMain 48_ Gewerbemarktbericht: Neue Rekordwerte Branchen 50_ Chemie und Pharma IHK intern 53_ Stadt und Region gestalten 55_ Mit Emotionen punkten Aus- und Weiterbildung 58_ Nachwuchs für die Gastronomie 60_ Vom Ausbilder zum Coach Recht und Steuern 62_ Fremdgeschäftsführer: Besonderheiten beachten 64_ Amtliches | Impressum 66_ Zurückgeblättert | Mein Lieblingsort I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
6 KUR ZMEL D UN GEN IN T ER N AT I O N A L INN OVAT I O N Brexit-Checkliste zum Konversionsrate der Download Homepage optimieren Foto: Mauritius Images / Ikon Images Die Konversionsrate einer Website drückt aus, wie vie- le ihrer Besucher sich in Kunden oder Abonnenten ver- wandeln. Die Conversion-Optimierung stellt daher eine zentrale Aufgabe von Website- und Onlineshopbetrei- bern dar. Das IHK-Beratungszentrum BIEG Hessen hat deshalb in Zusammenarbeit mit Website-Experte Tim Kaufmann, Taquiri, einen kostenfreien Leitfaden heraus- gegeben, der Entscheidern in kleinen Un- ternehmen einen Einstieg in das Thema Welche Auswirkungen hat der Brexit auf mein Unternehmen? ermöglicht. Die IHK-Brexit-Checkliste hilft Ihnen dabei, herauszufinden, www.bieg-hessen.de welche Aspekte hinsichtlich des bevorstehenden Brexits zu beachten und gegebenenfalls relevant sind. Die Nutzer kön- nen sich die Liste selektieren, sie mit eigenen Notizen verse- hen und eine PDF-Datei erzeugen. Dies kann als Grundlage INN OVAT I O N für ein vertiefendes Beratungsgespräch mit der IHK dienen. www.ihk.de/brexitcheck Patentförderprogramm verbessert IHK IN T ER N Das Bundeswirt- Auf den Spuren Ludwig Erfindergeist Im Jahr 2017 registrierte das Deutsche Patent- und Marken- amt 67 707 Patentanmeldungen (- 0,3 % gegenüber 2016), schaftsministe- rium erweitert das Erhards davon 47 779 Patentanmeldungen aus Deutschland. Patentförderpro- Patentanmeldungen je 100 000 Einwohner 2017 in: gramm „Wipano – „In diesen Räumen wurde 1948 der Grundstein für die soziale Baden-Württemb. 132 Wissens- und Marktwirtschaft gelegt“, sagte Reinhard Fröhlich, Geschäfts- Bayern 120 Technologietrans- führer, IHK Frankfurt, bei einer der Führungen durch das IHK- Deutschland 58 Niedersachsen 44 fer durch Patente Gebäude am Börsenplatz. Eine Woche lang bot die IHK im Hamburg 43 und Normen“ für Sommer jeden Tag eine kostenfreie Führung an. Anhand des Nordrhein-Westf. 40 Hessen 31 kleine und mittlere Kunstwerks „Soziale Marktwirtschaft“ (Foto) wurde dabei Thüringen 25 Rheinland-Pfalz 23 Unternehmen erläutert, was es zum Beispiel eispiel mit Berlin 20 (KMU) um die Ludwig Erhard, dem Vater er der Saarland 20 Bremen 19 Förderfähigkeit sozialen Marktwirtschaft,t, an die- Sachsen 18 18 von Patentrechts- sem Standort auf sich hat. at. „IHK Schleswig-Holstein Brandenburg 13 schutzversiche- bedeutet Selbstverwaltung ung Mecklenburg-Vorp. 8 Sachsen-Anhalt 8 rungen. Ziel der der Wirtschaft“, so Fröh-- 12353 Maßnahme ist es, lich. Die IHK sei das Haus us Quelle: DPMA © Globus Foto: Petra Menke Unternehmen der Wirtschaft, das allen n zukünftig besser gegen finanziellen Risiken abzusichern, Unternehmern offen- wenn sie ihr Schutzrecht verteidigen oder behauptete Ansprü- stehe. Deshalb würden che Dritter abwehren müssen. So sollen Patentanmeldungen die Führungen künftig für KMU attraktiver gemacht werden. Das Wipano-Programm regelmäßig angeboten. unterstützt Unternehmen in Deutschland, die Forschungs- Termine unter und Entwicklungsergebnisse zum ersten Mal sichern wollen www.frankfurt- oder deren Schutzrechtsanmeldung bereits länger als fünf main.ihk.de/ Jahre zurückliegt. www.bmwi.de Wipano veranstaltungen I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
KUR ZMEL D UN GEN 7 UMWELT IN T ER N AT I O N A L E-Mobilität: Ladeinfra- struktur ausbauen EU und Japan: Freihandelsabkommen Foto: picture alliance / dpa-Zentralbild Nach der Unterzeichnung am 17. Juli läuft derzeit der Ratifizierungsprozess für das EU-Japan-Freihandelsab- kommen. Es wird erwartet, dass die nun noch nötigen Detailverhandlungen bis Jahresende abgeschlossen werden, sodass ein Inkrafttreten bereits 2019 möglich wäre. Das Freihandelsabkommen betrifft fast 30 Pro- Hessen unterstützt Unternehmen bei der Umstellung auf Elekt- zent der Weltwirtschaft und über 30 Prozent des Welt- romobilität: Wer auf dem Betriebsgelände Ladesäulen aufstellt, handels. Fast 74 000 EU-Unternehmen exportieren bekommt 40 Prozent der Investitionskosten erstattet. Die Säulen nach Japan, 78 Prozent davon sind KMU. In der EU sollen dabei aber nicht nur der Firmenflotte, sondern auch den dürften unter anderem folgende Branchen profitieren: Mitarbeitern zur Verfügung stehen. In 2018 stehen 1,5 und in Arzneimittel, Medizinprodukte, Agrarerzeugnisse und 2019 stehen zwei Millionen Euro hierfür bereit. Bislang wurden Lebensmittel, Kraftfahrzeuge und Beförderungsmittel. nur öffentlich zugängliche Ladesäulen gefördert. Damit sind Mit Inkrafttreten des Abkommens fallen 90 Prozent im vergangenen Jahr in Hessen rund 200 Ladesäulen errichtet der Zölle auf EU-Exporte sofort und nach Auslauf ver- worden. Insgesamt stellt der Landeshaushalt in diesem Jahr für schiedener Übergangsfristen bis zu 97 Prozent. (Quelle: Elektromobilität 6,8 Millionen Euro zur Verfügung. DIHK, Juli 2018) www.innovationsfoerderung-hessen.de/ladesaeulen BAD NAUHEIM HOCHTAUNUSKREIS BAD ORB IDSTEIN BAD HOMBURG (2) MAIN-KINZIG-KREIS KÖNIGSTEIN KRONBERG BAD VILBEL BAD SODEN FRANKFURT (2) WIESBADEN HOFHEIM OFFENBACH RHEINGAU SELIGENSTADT DREIEICH MAINZ GROSS-GERAU NORD ASCHAFFENBURG DARMSTADT GROSS-GERAU SÜD BENSHEIM I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
8 KUR ZMEL D UN GEN R ECH T Immobilienbranche: Berufszulassungsgesetz in Kraft Foto: Mauritius Images / Wolfgang Filser Das Gesetz zur Einführung einer Berufszulassungsregelung für gewerbliche Immobilienmakler und Wohnimmobilienverwalter ist am 1. August in Kraft getreten. Wohnimmobilienverwalter benötigen nun zusätzlich zur Gewerbeanzeige eine Erlaubnis nach § 34c Gewerbeordnung (GewO). Personen, die bereits als Immobilienverwalter tätig sind, haben eine sechsmonatige Übergangsfrist. Bis zum 1. März 2019 muss die Erlaubnis bei der zuständigen Gewerbebehörde beantragt werden. Ferner müs- sen Immobilienmakler und Wohnimmobilienverwalter innerhalb von drei Jahren 20 Weiterbildungsstunden nachweisen. Diese Fortbildungspflicht gilt auch für unmittelbar bei der erlaubnis- pflichtigen Tätigkeit mitwirkende beschäftigte Personen. IHK IN T ER N N ACHH A LT I GK EI T IHK WirtschaftsForum Verantwortung in der goes App! Lieferkette übernehmen Ab sofort kann das IHK WirtschaftsForum der Indus- Mit dem „Berliner CSR-Konsens zur Unternehmensverant- trie- und Handelskammer Frankfurt am Main wieder wortung in Liefer- und Wertschöpfungsketten“ haben sich kostenlos als App heruntergeladen werden. Damit Verbände, Kammern, Zivilgesellschaft und Unternehmen bleiben Leser des monatlich erscheinenden Unterneh- des CSR-Forums, dem der DIHK angehört, darauf geeinigt, mermagazins immer auf dem aktuellen Stand: In der welche Anforderungen in einer globalisierten Wirtschaft an U-Bahn oder am Flughafen können Sie sich jederzeit ein verantwortliches Management von Liefer- und Wert- mit Ihren Smartphone oder Tablet über Neuigkeiten schöpfungsketten und seine betriebliche Umsetzung zu aus der Wirtschaft in FrankfurtRheinMain informieren. stellen sind. Ziel ist es, Unternehmen branchenübergreifend Zur App gelangen Sie über www.frankfurt-main. Orientierung zu geben, wie die unternehmerische Sorgfalt ihk.de/wifo-app. Natürlich erhalten alle im Hinblick auf soziale, ökologische und menschenrechtliche Abonnenten die gedruckte Version des Sorgfalt angemessen ausgeübt werden kann. Paneldiskus- IHK WirtschaftsForums weiterhin wie sion zum Thema am 6. September, 17 Uhr, IHK Frankfurt. gewohnt per Post. www.frankfurt-main.ihk.de/nachhaltige_lieferkette Infos zum Thema: www.csr-in-deutschland.de R ECH T Foto: Mauritius Images / Ikon Images Infos rund um die DSGVO Im Zuge des Inkrafttretens der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stand bei der IHK Frankfurt das Telefon nicht still. Etwa 700 Unternehmen wurden per Telefon und E-Mail beraten, ebenso viele Unternehmer haben an Infoveranstaltungen teilge- nommen. Die DSGVO-Infos auf der IHK-Homepage wurden 78 000 Mal aufgerufen. Häufig wurde gefragt, ob man in seinem Unternehmen einen Datenschutzbeauftragten braucht (im Einzelfall zu klären), ob man für alles nun eine Einwilligung braucht (nein, wenn Daten beispielsweise verarbeitet werden, um einen Vertrag zu erfüllen), ob der Datenschutz überhaupt gilt, wenn man nur Firmenkunden hat (ja, die DSGVO unter- scheidet nicht zwischen Privatpersonen und Geschäftskontakten). www.frankfurt- main.ihk.de DSGVO Recht I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
KUR ZMEL D UN GEN UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G Bedeutender Eigenkapitalgeber Die Umsetzung von Wachstumsplänen und Investitions- vorhaben hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit von Eigenkapital ab. Mittelständische Beteiligungsgesell- schaften (MBGen) investieren seit mehr als 40 Jahren in kleine und mittlere Unternehmen (KMU), aber auch in Start-ups und Gründungen – in der Regel mit Minder- heits- oder stillen Beteiligungen. Allein 2017 investierten die MBGen 151 Millionen Euro in KMU, aktuell sind sie an mehr als 2 900 Unternehmen mit knapp einer Milliarde Euro beteiligt. Als Selbsthilfeeinrichtungen investieren sie im eigenen Bundesland und sind als eng mit ihrer Region verbundene Kapitalgeber wettbewerbsneutral aufgestellt, so auch in Hessen. www.bmh-hessen.de UMWELT Immobilien für Klima- wandel fit machen Foto: Picture-Alliance / Rolf Haid Mit dem Förderprogramm Klimaanpassung ermöglicht es die Stadt Frankfurt auch Unternehmen, ihre Immobilien für den Klimawandel zu rüsten. In den kommenden vier Jahren ste- hen für die Planung und Umsetzung von geeigneten Maßnah- men je zwei Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Gefördert werden Dach- und Fassadenbegrünungen, entsiegelte und begrünte Hinterhöfe, Sonnenschutz sowie öffentlich zugäng- liche Trinkbrunnen. Gefördert wird an Orten im Frankfurter Stadtgebiet, die besonders von Überwärmung betroffen sind. Bis zu 50 Prozent der förderfähigen Kosten (maximal 50 000 Euro) werden pro Liegenschaft übernommen. Durch die Begrünung der Betriebsgelände verbessert sich die Auf- enthaltsqualität, gleichzeitig werden soziale und grüne Oasen für die Mitarbeiter geschaffen. umweltamt.stadt-frankfurt. de/klimaanpassung I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
10 FO KUS T HEM A Foto: Gettyimages / Photographer is my life DIGITALISIERUNG Jetzt starten I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
D I GI TA L I S IERUN G 11 D I GI TA L E T R A N S FO R M AT I O N In Aufbruchstimmung Allenthalben ist von der Rückständigkeit Deutschlands in Sachen Digitalisie- rung zu lesen. Doch wer genau hinschaut, erkennt: Viele Unternehmen haben die Herausforderung längst angenommen und sind auf einem guten Weg. Der stationäre Handel stirbt und Amazon übernimmt. Das Finanzwesen wird dezentralisiert. Die Blockchain übernimmt die Rolle der Bankenaufsicht. Werbe- agenturen müssen schließen. Die künstliche Intelligenz übernimmt. Deutschland kann kein Elektro-Auto, weil die Batterien von Samsung und die Ladesäulen von Tesla kommen. Des einen Leid, des anderen Freud Sie ließe sich mühelos fortsetzen, diese Litanei über Branchen und Unternehmen, die vom digitalen Wandel bedroht sind. Das Taxigewerbe, die Hotelbranche, die Reisebüros oder der Maschinenbau. Alle leiden unter dem enorm hohen Wettbe- werbsdruck, den die digitale Globalisierung mit sich gebracht hat. Fast jede Idee, die man heute entwickelt, gibt es irgendwo auf der Welt in ähnlicher Form bereits. Und durch digitale Arbeitsteilungs- und Logistikplattformen schafft sie den Sprung „ in die Zielmärkte in Windeseile. Volkswirtschaftlich betrachtet, sind Märkte mit extrem geringen Transaktionskosten entstanden. Aus Sicht der Konsumenten ein Segen, aus Perspektive der Produzenten und Händler ein Graus. Alle leiden unter dem enorm hohen Wettbewerbsdruck“ IHK O NL INE Doch das Verharren im Zeichnen digitaler Untergangsszenarien, in dem die USA und China die Welt dominieren und Deutschland und die EU zum Zuschauen Expertensprechtage zu verdammt sind, mag zwar populär sein. Die Wahrheit ist eine andere. Tatsächlich den Themen Digitalisie- haben viele Unternehmer, Marketer und Personalverantwortliche längst begriffen, rung, Innovation und wie wichtig die Digitalisierung für ihr Geschäftsmodell ist. In den Kernprozessen, Patente: also bei der Beschaffung und Fertigung, wird mächtig automatisiert, und man nutzt den weltweiten Wettbewerb für einen günstigeren Einkauf. www.ihk-hessen-innovativ.de/ sprechtage/ Amazon und Alibaba: Sprungbretter ins digitale Zeitalter Umfrage zum Status der Digitalisie- Im Vertrieb dienen die oft verteufelten Plattformen wie Alibaba oder Amazon rung in der Metropolregion Frank- als sehr einfaches Sprungbrett für eine internationale Expansion. Ein Frankfurter furtRheinMain: Traditionsunternehmen wie das Lederhaus Stoll hätte niemals diese Wachstums- raten erzielen können, wenn der Verantwortliche von der globalen Vernetzung und www.perform-frankfurtrhein einfachen Handhabbarkeit der Plattformen nicht profitiert hätte. Und es gibt sie main.de Digitalisierung I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
12 FO KUS T HEM A inzwischen auch, die international ange- Kleinkredite für afrikanische sehenen neuen Unternehmen. Zalando Unternehmen natürlich, aber inzwischen auch Flixbus, DeliveryHero, Auto1 oder das Münchner Einfacher reisen, besser essen, Start-up Celonis, das erst vor wenigen gesünder leben, billiger einkaufen: Die Tagen mit einem Börsenwert von einer meisten deutschen Start-ups beschäf- Milliarde Dollar bewertet wurde. tigen sich mit dem Alltag der Deut- schen. Awamo nicht. Das Frankfurter Traditionsunternehmen Unternehmen will mit einer Software stellen sich dem Wandel afrikanischen Staaten zu mehr Wohl- stand verhelfen. Es stellt eine Plattform Adidas baute das komplette Marketing für die Verwaltung von Kleinkrediten um. Inzwischen werden Boni auf Grund- und Sparkonten zur Verfügung. Kundennähe als Allein- lage der Kundenzufriedenheit aus- stellungsmerkmal geschüttet. Und bei Otto in Hamburg Während in Mitteleuropa eine starke wurde der Katalog vor wenigen Wochen Banken-Infrastruktur den Zugang zu sol- Es ist nicht ganz einfach, in Deutschland endgültig abgeschafft und das nächste chen Finanzinstrumenten erleichtert und Investoren für ein Projekt mit sozialem Anstrich zu finden, auch wenn es ein klares, ökonomisches Renditeverspre- chen hat. Awamo hat für sich ein ganz „Manche Kunden wollen immer mehr Features, tun sich dann undigitales Alleinstellungsmerkmal aber schwer, die Software im Alltag auch zu bedienen.“ gefunden: Kundennähe. In kleinen, Roland Claussen, Geschäftsführer, Awamo, Frankfurt agilen Teams und vor allem gemeinsam mit dem Kunden wird die Software vor Ort weiterentwickelt. Spielfeld in Angriff genommen: Nach die Kreditwürdigkeit einigermaßen trans- E-Commerce und Plattformgeschäft parent abgebildet wird, ist das im Afrika Das nämlich können die globalen kommt jetzt das Medienhaus. Es gibt südlich der Sahara ganz anders. Dort Plattformen nicht, somit sind lokale sie also, die deutschen Unternehmen, gibt es Schätzungen zufolge über 24 000 Vertriebs- und Trainingsteams meistens die sich auf spannende Art und Weise sogenannter Microfinance Institutions nicht vorgesehen. „Allerdings gibt es digital transformieren – auch in der (MFI), die eigentlich nichts anderes sind eine Art Komplexitätsparadox“, erläutert Metropolregion FrankfurtRheinMain. als weitgehend unregulierte Kleinban- Gründer Roland Claussen: „Manche ken. 125 Millionen Kunden haben diese Kunden wollen immer mehr Features, MFIs mittlerweile, der Gesamtmarkt tun sich dann aber schwer, die Software wächst mit fünf Prozent pro Jahr. im Alltag auch zu bedienen.“ BIEG-Leitfaden: Langfristig Wucherzinsen sind an Inzwischen gibt es in Uganda 60 Kun- erfolgreich mit der richtigen der Tagesordnung den der Awamo-Software. Darüber Onlinestrategie sind mehr als 70 000 Verbraucher Erfolgreich im Internet zu sein ist wie Doch die Intransparenz, fehlende Regu- angemeldet und jeden Monat laufen Ausdauersport. Gute Vorbereitung ist lierung und mangelnde Organisation 40 000 Transaktionen im Gesamtvolu- das A und O, wenn Sie Ihre Ziele er- der MFIs hat ihren Preis. Kreditnehmer men von über einer Million Euro über reichen wollen. Dafür braucht es zu- bezahlen bis zu 300 Prozent Zinsen die Plattform. Die nächsten Schritte nächst einen Trainingsplan, damit Sie im Jahr, weil die Ausfallrisiken enorm sind die Ausweitungen der Services HVĞEHUGLH=LHOJHUDGHVFKDijHQXQG hoch sind und das Kreditgeschäft kaum auf SMS und Mobilemoney sowie die etwas Geduld. Wieso ein Trainingsplan standardisiert ist. Und genau da setzt Expansion in andere afrikanische Länder so wichtig ist und welche Disziplinen Awamo an: Die Software vereinfacht wie Kenia und Tansania. darin enthalten sein sollten, um online den gesamten Wertschöpfungsprozess – langfristige Erfolge zu verbuchen, vom Kreditantrag über die Vergabe samt Raum für Ideen und neue erfahren Sie in diesem kostenfreien Risikokalkulation bis zur Rückzahlung Geschäftsmodelle Leitfaden. www.bieg-hessen.de und Buchhaltung. Dadurch sinken die Onlinestrategie Transaktionskosten und das schlägt sich Der Darmstädter Pharma- und Che- auch bei den Zinsen nieder. miekonzern Merck ist notorisch auf I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
D I GI TA L I S IERUN G Penthouse mit herrlicher Dachterrasse und Garten Innovationen angewiesen. Um sich als führendes Wissen- IMMOBILIE DES MONATS FRANKFURT - SACHSENHAUSEN OBJEKT ID: 1483 schafts- und Technologieunternehmen weiter zu positionie- PREIS AUF ANFRAGE ren, setzen über 50 000 Mitarbeiter ihre Neugier ein, um neue Produkte in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials zu entwickeln. Mit dem Innovation Center will das Unternehmen dem Ideen- findungsprozess eine physische Heimat geben. Hier werden Ideen gefördert und zu tragfähigen Neugeschäften entwi- ckelt – ergänzend zur klassischen Forschung und Entwicklung und über das heutige Portfolio von Merck hinaus. „In unserem Innovation Center bieten wir eine innovative Atmosphäre, um Ideen schon in frühen Phasen aktiv zu unter- stützen.“ ca. 221 m2 6 5 2 1 Michael Gamber, Leiter, Innovation Center, Merck, Darmstadt Verbrauchsausweis, 162,1 kWh/(m2 . a), Gas, Baujahr 1988 Global Player trifft Start-up Haben wir Ihr Interesse für diese schöne Immobilie geweckt? Um wertvolle externe Ideen zu finden, baut das Innovation Dann rufen Sie einfach Susanne Röcken in unserem Frankfurter Center enge Verbindungen zur Start-up-Community, wis- Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine senschaftlichen Forschungszentren und externen Partnern Email an susanne.roecken@sothebysrealty.com. aus anderen Branchen auf. Das Accelerator-Programm, das gerade auf der Suche nach Start-ups ist, stellt die Verbindung zwischen Merck und den Start-ups her. 50 000 Euro Finanzierungsvolumen für drei Monate, dazu Büroräume, IT-Infrastruktur und der Kontakt zu Trainern und Sie möchten Ihre Immobilie zeitnah verkaufen internen Projektpartnern sollen dafür sorgen, dass sich vor und u.a. hier bewerben? allem diejenigen Start-ups einfinden, die eine Chance auf eine Dann rufen Sie einfach Olivier Peters in unserem Frankfurter potenzielle Partnerschaft mit Merck nutzen wollen. Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine Email an olivier.peters@sothebysrealty.com. Wenn aus Mitarbeitern Innovatoren werden Wir freuen uns auf Sie! Ein weiterer wichtiger Baustein sind interne Programme zur Ideenfindung. Mit Angeboten namens Inno- spire, Think Tank und Open Campaign bietet Merck seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, Ideen zu entwickeln und weiter auszuarbei- ten. Die vielversprechendsten Ideen werden zu Innovationsprojekten, die im Innovation Center weiterentwi- ckelt werden, um sie zu tragfähigen Mehrfach neuen Geschäften zu machen. Mai 2017 DIE BESTEN IMMOBILIENMAKLER ausgezeichneter Mai 2017 DIE BESTEN IMMOBILIENMAKLER Service TESTSIEGER TESTSIEGER Während bei Innospire Ideen in einem neunmonatigen Prozess zu fundierten Geschäftsmodellen entwi- ckelt werden, bietet Open Campaign einen dynamischen, Danziger Straße 50 a Arndtstraße 24 Louisenstraße 84 65191 Wiesbaden 60325 Frankfurt 61348 Bad Homburg 0611 - 89 05 92 10 069 - 23 80 79 30 06172 - 94 49 153 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8 peters-sothebysrealty.com
14 FO KUS T HEM A flexiblen Ideenfindungsansatz, der Ideen den Supermarkt ist steinig. Im Durch- innerhalb kürzester Zeit zu Innovations- schnitt führen die Märkte 10 000 bis projekten entwickelt. Der Think Tank ist 12 000 Artikel. Das hört sich nach viel hingegen ein drei Monate dauerndes an. Aber die Anzahl der Kandidaten auf Präsenzprogramm, für das sich Mitarbei- der Warteliste, die einen attraktiven ter bewerben können. In multifunktiona- Regalplatz einnehmen wollen, ist riesig len, internationalen Teams entwickeln sie und da fließt auch einiges an Geld. Ideen in strategisch relevanten Themen- bereichen. Die Mitarbeiter können dabei In der Höhle der Löwen die Seite wechseln, ohne das Unterneh- men zu verlassen. Lizza wagte sich in die Höhle der nur Pizza-Teig, sondern auch Wraps Löwen, die Start-up-Unterhaltungs- und Pasta. Seit 2016 ist das Start-up Die Verantwortlichen bei Merck haben show auf Vox, um die Popularität als profitabel und inzwischen in 6 000 Kühl- das Gefühl, in puncto Innovationen Argument gegenüber dem Lebens- regalen in Österreich und Deutschland deutlich schneller geworden zu sein. mitteleinzelhandel einsetzen zu können. vertreten. Der Unternehmenssitz wurde „In unserem Innovation Center ver- Und das ging auf. „In nur wenigen zwischenzeitlich von Frankfurt nach Neu-Isenburg verlegt. „Es lohnt sich immer, Experten und Investoren mit ins Boot zu Aus der Not eine Tugend machen holen. Und diese gilt es vor allem auch emotional für dich und deine Ideen zu begeistern.“ Wenige Branchen sind stärker von der Marc Schlegel, Geschäftsführer, Lizza, Neu-Isenburg digitalen Disruption betroffen als der Handel. Alles, was massentauglich und versandfähig ist, übernehmen die binden wir Menschen von intern und Stunden gingen über 20 000 Bestel- Platzhirsche Zalando, Otto, Alibaba extern und bieten ihnen eine innovative lungen ein“, freut sich Marc Schlegel, und vor allem Amazon. Doch wie man Atmosphäre, um Ideen schon in frühen einer der Gründer. Und von dieser aus der Not eine Tugend macht, zeigt Phasen aktiv zu unterstützen und lang- Resonanz überzeugt, stiegen mit den Leder-Stoll. Der digitale Wandel ist nicht fristig zum Erfolg von Merck beizutra- Moderatoren Frank Thelen und Carsten spurlos an dem fast 100 Jahre alten gen“, sagt Michael Gamber, Chef des Maschmeyer gleich zwei Investoren Traditionshaus vorbeigegangen. Es gab Innovation Centers. ein. „Es lohnt sich immer, Experten und mal drei Filialen, mittlerweile gibt es nur Investoren mit ins Boot zu holen“, so noch eine in der Frankfurter Innen- Das Gute liegt bekanntlich nah Schlegel. „Und diese gilt es vor allem stadt. Früher war das Fachgeschäft auch emotional für dich und deine Ideen eine Anlaufstelle für alle Kunden, die Manchmal liegen die Ideen ja ziemlich zu begeistern.“ hochwertige Lederkleidung, Taschen nah. Zum Beispiel, wenn Megatrends wie gesunde Ernährung, Fast Food und die wachsende Menge an Menschen, „Als Multichannel-Händler sind wir zukunftsfester.“ die Lebensmittelunverträglichkeiten Dr. Joachim Stoll, persönlich haftender Gesellschafter, haben, zusammengebracht werden. Leder-Stoll, Frankfurt Man könnte auf die Idee kommen, Pizza zu produzieren, die kaum Kohlenhydrate enthält, vegan und glutenfrei ist, und zudem noch gut schmeckt. Die Lizza Eigentlich hatten die Gründer sich als und Koffer kaufen wollten. Heute eben, die Low-Carb-Pizza. Pizza-Company gesehen und waren mit fokussiert man stark auf Freizeit- und ihrem Produkt auf Festivals getingelt, Businesstaschen sowie Koffer – aber Lizza ist ein Massenprodukt, aber um festzustellen, ob es funktioniert. auch auf Touristen als Kunden und den eben ein spezielles. Der Markt für Dort war die Nachfrage nach Fertig- E-Commerce. Tiefkühlpizza ist reichlich gesättigt teig zum Selbstbelegen so stark, dass und auch fertige, zu belegende Pizza- man sich entschloss, von der Pizza- zur Denn die globale Digitalisierung hat ja böden gibt es in jedem Supermarkt. Teig-Company zu mutieren. Drei Jahre immer zwei Seiten. Neue, starke Wett- Aber nicht mit wenig Kohlenhydraten, nach dem Start hat Lizza drei Millionen bewerber drängen auf den Markt. Aber vegan und glutenfrei. Doch der Weg in Einheiten verkauft – und zwar nicht gleichzeitig war es nie einfacher, sich I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
ºÐÛ¯ÓÜ̽ÖÙÛÔÈÕÈÎÌÕÂÕÛÌÙÕÌÏÔÌÙ³ÐÕÈÕáÌÕÌô áÐÌÕÛÝÖÕƾÉÌÙÈÓÓ Damit Sie sich endlich um das Wesentliche kümmern können. x½ÖÚÐÛÐÝÌÙ¯ÌÐÛÙÈÎ Jetzt 6 Monate kostenlos testenR ËÌÜÛÚÊÏÌ~ÉÈÕÒË̯ÓÜ̽ÖÙÛ R³ƾÙ»ÌÜÒÜÕËÌÕ¯ÐÚ!' &ÈÉÚÊÏÓÐÌÿÌÕÜÕ˱ÌÜÛÚÊÏ̯ÈÕÒ¯ÓÜ̽ÖÙÛÒÖÚÛÌÕÓÖÚÛÌÚÛÌÕ
16 FO KUS T HEM A Der Unternehmer sah voraus, dass in sich selbst. „Die Vorsicht eines mittel- einem standardisierten Produktsegment ständischen Unternehmers hat zum wie dem Kofferhandel der Preiswett- Überleben auch in Krisenzeiten geführt, kampf härter werden würde. Also aber auch rasanteres Wachstum – ver- mussten vor allem die Kosten runter. gleichbar dem eines Start-ups – in den Die Schließung der beiden Filialen war vergangenen 20 Jahren verhindert.“ der erste Schritt. Die Auslagerung von technischen und logistischen Baustei- Klassische Prozesse neu gedacht nen der Wertschöpfungskette folge- richtig. Historische Zinstiefstände und prall gefüllte Auftragsbücher: Die Zeit Der Preiswettbewerb wird härter könnte für den deutschen Mittelstand kaum besser sein, um für die Zukunft Der Handel auf Amazon ist freilich zu investieren, sei es im Kerngeschäft zweischneidig. Amazon liest die Daten oder in digitale Innovationen. Doch neue Marktsegmente zu erschließen mit und kann genau sehen, welche immer wieder berichten Mittelständler oder sie zu testen. Für Dr. Joachim Stoll, Produkte sich gut verkaufen und sie von den Schwierigkeiten, mit ihren den persönlich haftenden Gesellschaf- gegebenenfalls selbst listen und anbie- Hausbanken neue Kredite auszuhan- ter, kam der digitale Wandel nicht wirk- ten. Außerdem mögen einige Marken deln. Als Folge der Finanzkrise 2008 lich überraschend. Er investierte schon es nicht, wenn Händler die Produkte auf ist die Kreditpolitik der klassischen 1998 in seinen ersten Onlineshop, also ihren Plattformen vertreiben. Sie wollen Banken häufig sehr konservativ aus- nur drei Jahre nach der Gründung von das Geschäft selbst machen oder einen gerichtet. Die vom Markt dringend Amazon. „Wir haben sehr früh auch ein Preiswettbewerb unterbinden. gewünschte Flexibilität fehlt. zweisprachiges Angebot in Deutsch und Englisch gehabt“, so Stoll. E-Com- merce funktioniert eben nicht hessisch. „Der Mensch-zu-Mensch-Kontakt dient dazu, individuelle Lösungen zu planen.“ Vorreiter in Sachen Cloud Dr. Daniel Bartsch, Vorstand, Creditshelf, Frankfurt Und Stoll war auch der Erste seiner Zunft, der bereits 2010 mit seinem Onlineshop in die Cloud ging. Heute All das ficht Joachim Stoll nicht an. Er Genau hier erkannte Creditshelf seine stattet er seinen Shop mit einer Pro- geht pragmatisch damit um. „Als Multi- Chance. Dank digitaler Technik und grammierschnittstelle aus. Das garan- channel-Händler sind wir zukunftsfester. Automatisierung lassen sich viele tiert schnellen Datenaustausch zwischen Das Wachstum führt auch zur Möglich- klassische Prozesse neu denken und seiner Warenwirtschaft und der Handels- keit von größerer Professionalisierung.“ beschleunigen. Gleichzeitig dienen plattform. Er wird in der Lage sein, die Und er bleibt hungrig. Obwohl er sich Datenanalysen dazu, Risikoklassen Echtzeitverfügbarkeit der Produkte in in Sachen Digitalisierung selbst die neu zu bewerten. Den Frankfurtern der Filiale dort anzuzeigen. Und Prozesse Schulnote 1 gibt, bedauert er ein wenig schwebte 2014 ein Angebot vor, das lassen sich weiter automatisieren. den mangelnden Start-up-Spirit bei ohne dingliche Sicherheiten auskommt. Unternehmen werden anhand ihrer DIE ONLINE-STRATEGIE bestehenden und potenziellen Leis- tungsfähigkeit bewertet – und nicht nach ihrem Grundbesitz. Fünf Schritte zur erfolgreichen Online-Strategie: 1 Setzen Sie sich konkrete Ziele (zum Beispiel neue Kunden und Mitarbeiter, Markenaufbau) Fast wie im Supermarkt 2 'HıQLHUHQ6LH,KUH=LHOJUXSSHDPEHVWHQDQKDQGVRJHQDQQWHU3HUVRQDV Und wenn die Bewertung positiv 3 $QDO\VLHUHQ6LH,KUH.XQGHQUHLVH$QZHOFKHQ2QOLQH7RXFKSRLQWVWULijWPLFKGHU.XQGH" ausfällt, sollen sich die Unternehmen 4 3ODQHQ6LH,KU%XGJHW ZDVLVWPLUHLQ1HXNXQGHZHUW" XQGWHLOHQ6LH,KUH2QOLQH0DUNH- bei der Bank einfach bedienen können. ting-Maßnahmen richtig ein. Sie sollen sich Kredite nehmen wie 5 Messen Sie Ihren Erfolg und passen Sie das weitere Vorgehen entsprechend an. ein Werkzeug aus dem Regal – daher der Name Creditshelf. Die Planung I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
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18 FO KUS T HEM A D R EI FR AGEN A N Dr. Stefan M. Knoll, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Insurtech Deutsche Familienversicherung, Frankfurt, über die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft. Herr Dr. Knoll, Sie definieren Ihr Vermissen die Kunden nicht den in naher Zukunft Alexa & Co. deren Unternehmen als volldigitale Ver- persönlichen Kontakt, wenn Pro- Jobs übernehmen? sicherung. Warum treiben Sie das duktberatungen mittels digitaler Davon gehe ich aus, zumindest in Thema so stark voran? Sprachassistenten erfolgen? Bereichen wie der Hausrat- und Haft- Die Digitalisierung verändert unsere Nein. Voraussetzung für deren Akzep- pflichtversicherung. Digitalisierung gesamte Gesellschaft, auch die Versi- tanz ist allerdings, dass die Sprach- kann den persönlichen Kontakt aber cherungsbranche. Wer diesen Wandel lösungen einfach und verständlich auch künftig nicht völlig ersetzen. Bei zu spät oder unzureichend erkennt, sind. Deswegen waren wir die erste sensiblen Themen wie der Pflegebe- wird am Ende nicht bestehen. Wir Versicherung weltweit mit einem ratung werden Versicherungsvermitt- sehen uns als ein Pionier, die Branche eigenen Alexa-Skill. ler ein wichtiger Vertriebsweg bleiben. in das digitale Zeitalter zu führen. Werden gut ausgebildete Versiche- Die Fragen stellte Petra Menke, rungskaufleute überflüssig, wenn IHK Frankfurt. ist aufgegangen. In den drei Jahren denen auch Creditshelf genügt. Aber mittelständischen Kunden gerecht seit Gründung hat das Unternehmen für das Unternehmen ergab sich werden. ein Kreditvolumen von 900 000 Euro anfangs ein ganz anderes Problem: bearbeitet. Die Unternehmer, für die die Kredite Mensch und Maschine bilden bei den gedacht sind, denken in Finanz- Frankfurtern eine Symbiose. Und so ist dingen selbst häufig konservativ. Es das Unternehmen ein Prototyp für das sind eben nicht nur junge Firmen mit Digitalzeitalter. Software übernimmt Illustrationen: Gettyimages / bubaone Digital Natives an der Spitze, sondern Routineprozesse und vergrößert das teilweise alteingesessene Traditions- Leistungsportfolio. Aber den Unter- unternehmen, die sich mit der digitalen schied zum Wettbewerb macht die Abwicklung von Kreditprozessen noch persönliche Note, die Individualität. Hier schwertun. liegt die eigentliche Schöpfungshöhe. Digital gleich anonym? Der Idee der weitgehenden Auto- matisierung der Prozesse wohnt gleichzeitig eine gewisse Anonymität Kredite gehen an Kunden, die min- inne. Daher hat sich Creditshelf ganz D ER AU TO R destens 36 Monate im Geschäft sind auf die persönliche Kundenansprache, und entsprechende Jahresabschlüsse -bindung und -betreuung fokussiert. vorweisen können. Außerdem müs- „Als Unternehmen schreiben wir uns sen potenzielle Kreditnehmer jährlich selbst mittelständische Werte auf die 2,5 Millionen Euro oder mehr umsetzen, Fahne“, betont Gründer und Vorstand zudem über ein entsprechendes Kredit- Dr. Daniel Bartsch. Der Mensch-zu- rating verfügen. Mensch-Kontakt baue Vertrauen auf Frank Puscher und diene gleichzeitig dazu, individuelle Journalist und Moderator, Natürlich unterliegt die Kreditvergabe Lösungen zu planen, die den spezi- Verlag Spielfigur, Hamburg in Deutschland strengen Regularien, fischen Bedürfnissen der überwiegend frank@puscher.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
The Leading Summit for Cyber Security Erleben Sie internationale Top-Speaker auf der Command Control! Laura Ulrich Jones Eugene Lance Bartholmös Senior Manager Kaspersky Spitzner CIO United of Governance, Risk Founder & CEO Director Digital Group & Compliance Kaspersky Lab SANS Institute JETZT TICKETS SICHERN! 20. – 22. September 2018 ICM – Internationales Congress Center München cmdctrl.com
20 FO KUS T HEM A D IE WEB S I T E Das Herzstück Foto: Gettyimages / Hero Images Sie ist Ihr wichtigster Vertriebs- mitarbeiter, Aushängeschild und Anlaufstelle für Interessen- ten, Kunden und Partner. Auf ihr wird kommuniziert, gekauft und gestaunt. Willkommen auf der Unternehmenswebsite. Was einmal mit viel Fleiß, Herzblut und Mühe konzipiert und programmiert wurde, kann schnell verstauben und die Wahrnehmung des eigenen Unternehmens trüben. Im Extremfall betreibt eine Website „Antiwerbung“ und arbeitet gegen das Unternehmen. Lassen Sie es nicht so weit kommen. Der erste Eindruck zählt Bereits 200 bis 500 Millisekunden entscheiden über Top oder Flop. Hier ist es wie im echten Leben: Der erste Eindruck zählt. Laden Sie Ihre Startseite emotional auf „ und schaffen Sie ein Besuchererlebnis. Die Hirnforschung weiß: Alles, was keine Emotionen auslöst, ist für unser Hirn sinn-, wert- und bedeutungslos. Die passen- Die Website feiert ihre Renaissance“ de Inszenierung von Produkten und Dienstleistungen erfordert daher tiefgreifende Kenntnisse von Kundenerwartungen, -bedürfnissen und -wünschen. Erfolgreiche Unternehmen arbeiten mit sogenannten Personas. Das sind fiktive Personen-Steck- briefe, mit denjenigen Merkmalen, die für die Interaktion von Bedeutung sind, wie Interessen, Wissensniveau oder Medienaffinität. Statt Personas intern zu bespre- chen, können Sie aber auch Primärforschung betreiben. Ein pragmatischer Ansatz sind Spaziergänge mit Ihren Kunden. Sie werden überrascht sein, was Sie alles in ein bis zwei Stunden erfahren. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
D I GI TA L I S IERUN G 21 Immer authentisch sein „Der Kunde möchte ein klares Bild von Ihnen“, sagt Prof. Georg Adlmaier-Herbst, Experte für digitale Markenführung und Mitglied im Rat der Internetweisen. Gerade IHK-S ERV I CE bei Dienstleistungen ist es wichtig, dass der Kunde erfährt, was er fühlen wird: „Wie wird mein Beratungserlebnis sein?“. Viele Webseiten sind indes aufgemacht wie Prospekte: Die Ansprechpartner verstecken sich und es werden Stockbilder BIEG Hessen mit Models eingesetzt, was die Sache laut Adlmaier-Herbst noch schlimmer Als IHK-Serviceeinrichtung macht. Deshalb: Lassen Sie es menscheln und präsentieren Sie Geschäftsführer unterstützt das BIEG Hessen und Team. So schaffen Sie Vertrauen, Sympathie und wirken authentisch. kostenfrei und neutral kleine und mittlere Unternehmen in Design ist Standard den Themen Onlinemarketing, E-Commerce und Social Media. Ein hässliches Design kann die Wahrnehmung der Website ruinieren. Allerdings mit individuellen Beratungen, leben wir in einer Zeit, in der gute Webdesigns keine Mangelware mehr sind: Veranstaltungen und Leitfäden. Für Content-Management-Systeme wie WordPress und Co. gibt es eine Vielzahl www.bieg-hessen.de hübscher Vorlagen – sogenannte Themes –, die sich ein Stück weit an die eigenen Bedürfnisse anpassen lassen. Zudem existiert im Webdesign eine Reihe an Stan- Website-Check dards. Patrick Benner, Geschäftsführer, Artus interactive, Frankfurt, erklärt: „Es gibt Machen Sie den Test und kom- einen Grund, warum Schaltflächen wie Schaltflächen aussehen und eine Navigation men Sie in den Website-Check: wie eine Navigation.“ Er rät daher eindringlich: „Machen Sie keine Experimente, Das BIEG Hessen prüft Ihren In- sondern verwenden Sie gelernte Website-Elemente.“ Benner empfiehlt Unterneh- ternetauftritt auf Herz und Nie- men, ihre Ressourcen besser in die Produktion von Content wie Texten, Bildern oder ren. Für IHK-Mitglieder ist das Videos zu investieren, statt sich jedes Designdetail drei Mal zu überlegen. Angebot kostenfrei. www.bieg-hessen.de/ Storytelling: Geschichten statt Märchen beratung/website-check Begeistern Sie Ihre Besucher mit spannenden Geschichten: Sie sind der Grund- pfeiler der menschlichen Kommunikation, ziehen Ihre Zielgruppe in den Bann und erhöhen die Glaubwürdigkeit. Geschichten sorgen dafür, dass Inhalte schnell und leicht verarbeitet werden. Sie werden miterlebt und lösen starke Emotionen aus: „Weinen mit dem Helden, lachen mit dem Helden“. Mittels Storytelling verwan- IHK O NL INE deln Sie Inhalte in Geschichten. Gute Geschichten transportieren Fakten, sonst sind es Märchen. Dabei werden die Fakten mitreißend erzählt und Kundenerlebnisse /bieghessen geschaffen. Als Geschichten bieten sich Gründungsmythen, Unternehmensport- räts, Kundenbeispiele oder Insight Stories an. @BIEG_Hessen Die Website als Content Hub Blog www.bieg-hessen.de/blog Es ist gar nicht lange her, da wurden Webseiten verniedlichend als „digitale Visitenkar- ten“ abgetan. Nun feiert die Website ihre Renaissance. Aus „bunten Bildchen mit Text“ hat der digitale Wandel Plattformen hervorgebracht, auf denen zahlreiche Prozesse stattfinden: Es werden Produktideen generiert, Mitarbeiter rekrutiert, Software genutzt, D ER AU TO R Produkte gekauft und Serviceanfragen beantwortet. Längst sind Webseiten mehr als nur ein weiterer Kanal. Als Content Hub sind sie die Informationszentrale und Erstanlauf- stelle für das sozioökonomische Unternehmensumfeld, vom Lieferanten bis zum Kun- den. Und damit systemimmanenter Bestandteil von Unternehmen im digitalen Zeitalter. Moderne Webseiten schaffen starke Erlebnisse und punkten mit relevantem Con- tent. Zum Pflichtprogramm gehören eine einfache Bedienbarkeit und ein zeitgemä- Daniel Weichert ßes Design. Auf modernen Webseiten steht der Kunde im Mittelpunkt. Nur wenn Fachlicher Leiter, BIEG Hessen, seine Erwartungen, Bedürfnisse und Wünsche bekannt sind, können passende Frankfurt Inhalte und Funktionen geschaffen werden. daniel.weichert@bieg-hessen.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
22 FO KUS T HEM A D I GI TA L S T R AT EGIE Einfach anfangen Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss digitalisieren. Ingo Scheidweiler, Vorstand, O’Donovan Consulting, Bad Homburg, begleitet Unternehmen bei der digitalen Transformation und weiß, wo die Stolpersteine liegen. Ein Labor oder ein Start-up wird auch Foto: Gettyimages / Westend 61 räumlich und organisatorisch neben der normalen Organisation aufgebaut. Manchmal sogar bewusst, weil der al - ten Organisation nicht zugetraut wird, das nötige Tempo gehen zu können. Bei all dem fehlt jedoch die Verankerung, das Zusammenwachsen in der Unter- nehmenskultur. Und eine bestehende Unternehmenskultur ist in der Regel so stark – sie verspeist am Ende auch den CDO, das Labor und die Strategie zum Frühstück. Wie sollte man denn als Mittelständler in die Digitalisierung einsteigen? Entwickeln Sie Ihren eigenen Weg, Ihre eigene Strategie gemeinsam mit Ihrem Team. Und lassen Sie sich darüber hinaus stets Impulse von außen geben. Herr Scheidweiler, die Digitalisierung Über diesen Weg wird in einer nor- Auch wenn es banal klingt: Digitalisie- geht in Deutschland langsam, aber malen Organisation eine Parallelwelt rung beginnt immer mit einem Projekt. sicher voran. Wo stehen wir Ihrer aufgebaut. Der CDO ist nicht vernetzt Suchen Sie sich ein Projekt aus, das Meinung nach? in den Rest des Unternehmens und eine Menge Nutzen verspricht, aber Derzeit sind viele große Unternehmen hat erst mal wenig Macht. Externe nicht zu komplex und langwierig ist. mittendrin in einer digitalen Trans- formation. Es werden Digitalstrategien ins Leben gerufen, Chief Digital Officer „Einstiegsprojekte sind so individuell wie das Unternehmen. (CDO) eingestellt, und wer besonders Copy-and-paste aus anderen Unternehmen funktioniert daher disruptiv sein will, gründet Digitallabore nicht als Einstieg in die Digitalisierung.“ oder kauft Start-ups. Dieses Vorgehen Ingo Scheidweiler, Vorstand, O’Donovan Consulting, Bad Homburg mag bei Großunternehmen funktio- nieren, kleinen und mittelständischen Unternehmen rate ich allerdings davon Berater schreiben Strategien, die Dabei kann ein Workshop helfen, in ab. vielleicht zum jeweiligen Markt, aber dem mit der Führungsmannschaft die selten zum Unternehmen passen. Digitalisierungspotenziale in wesent- Warum funktioniert das beim Mittel- Die Strategie kommt nicht von innen, lichen Unternehmensbereichen ana- stand nicht? dadurch wird es an Akzeptanz mangeln. lysiert werden. Wir empfehlen dabei I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
D I GI TA L I S IERUN G 23 auch immer, Lieferanten und vor allem Kunden einzubeziehen. DER EINSTIEG 1 Bilden Sie Netzwerke über ihre Branchengrenzen hinweg. Warum macht es Sinn, auch Kunden in den Prozess einzubinden? 2 Lassen Sie sich eine Learning Journey organisieren. Besuchen Sie Start-ups, Coworking Unbedingt. Sogenannte Kundenreisen Spaces oder Kundentage von Digitalisierungsunternehmen. oder Customer-Journey-Analysen sind 3 Nutzen Sie Unternehmensberater, um gezielt aus anderen Branchen Ideen und Erfahrun- immer ein gewinnbringender Startpunkt gen einzubringen, oder besuchen Sie deren Digitallabors. und generieren häufig viele Ideen zur Digitalisierung. Aus diesen gilt es dann, sehr schnell eine oder mehrere Ideen meiner Einschätzung in diesem Thema Vergessen Sie dabei auch nicht Ihre auszuwählen und ihre Umsetzung zu nicht geben. Fragen Sie mal dazu einen Kunden. Dann werden Sie schon in zwei planen. ehemaligen Videothek-Besitzer. Jahren auf ein gutes Stück Weg zurück- blicken können. Und wie sieht so ein Projekt im besten Und wer die Digitalisierung dennoch Fall aus? ignoriert? Das Projekt ist so individuell wie das Wer nicht mitgeht, dem droht Unge- Unternehmen. Copy-and-paste aus mach von zwei Seiten. Durch geringere anderen Unternehmen funktioniert Effizienz in den Abläufen, sinkende nicht als Einstieg in die Digitalisierung. Attraktivität für Partner in der Wert- IHK O NL INE Denn was bei dem einen Mittelständler schöpfungskette, weniger effizienten funktioniert, da es zur individuellen Vertrieb gehen sukzessive Marktan- Weitere Infos über die Unternehmens-DNA passt, kann beim teile verloren und der Profit sinkt. Eine Beratungsangebote von anderen gründlich schiefgehen. Bei der andere Gefahr droht durch komplett IHK Hessen innovativ Projektauswahl sollte unbedingt auf eine neue Mitspieler im Markt, die über online unter: starke Verankerung in der alten Organisa- Plattform-Geschäftsmodelle oder tion geachtet werden, um das Entstehen überlegene Kundendaten einen Markt www.ihk-hessen-innovativ.de/ einer Parallelkultur zu vermeiden. Die für Mittelständler revolutionieren. Die beratungsangebote/ Führungskräfte sollten den Fortlauf des sogenannte disruptive Digitalisierung. Projektes dauerhaft mit Präsenz und Prominente Beispiele hierfür sind Uber, Kommunikation unterstützen. Netflix, Amazon. Was sind die größten Risiken, wenn Haben Sie einen abschließenden Rat IN T ERV IE W Unternehmen die Digitalisierung ver- für Unternehmen, die sich dem Thema schlafen? Digitalisierung jetzt stellen müssen? Manchmal liest man Sätze wie: Wer nicht Einfach anfangen! Starten Sie mit einer digitalisiert, schafft sich ab. Ein Satz, den ersten Analyse und einem Workshop, ich in der Absolutheit so nicht unter- um das erste Projekt zu finden, mit schreiben würde. Manche Branchen und dem Sie erfolgreich starten können. Unternehmenstypen bleiben sicherlich Und, ganz wichtig: keine Angst vor Dr. Thomas Niemann von der Digitalisierung unbeeinflusst. Fehlern – die gehören dazu. Nehmen Stellvertretender Leiter, IHK Hessen Aber die Mehrzahl muss umdenken. Ein Sie Ihre Mannschaft mit, erschließen innovativ, c/o IHK Frankfurt „Das geht schon vorbei“ wird es nach Sie das kreative Potenzial Ihrer Leute. t.niemann@frankfurt-main.ihk.de Ihr *HQHUDOXQWHUQHKPHU für: Produktions- und Lagerhallen Anbauten und Aufstockungen Büro- und Verwaltungsgebäude Dach- und Fassadensanierung HMS Industriebau GmbH l Wülferheide 10 l 32107 Bad Salzuflen l 05222-94499 l info@hms-industriebau.de l www.hms-industriebau.de
24 FO KUS T HEM A Foto: Gettyimages / Laurence Dutton C Y B ER S I CHER HEI T Kapuzenpulli war gestern Spätestens nach einem spekta- Über die Schäden von Cyberangriffen gibt es unterschiedliche Schätzungen: kulären Cyberangriff wird aufs Zwischen 50 und 340 Milliarden Euro werden als globaler Schaden jährlich ausge- Neue betont, wie wichtig eine wiesen. Das Statistische Bundesamt beziffert den durch Cybercrime verursachten angemessene Cybersicher- Schaden allein in Deutschland auf 2,6 Milliarden Euro (2017). heit ist. Für Unternehmen sollte IT-Sicherheit jedoch als Dauer- Cyberangriffe sind somit eine reale Gefahr für jedes Unternehmen, unabhängig von thema auf der Agenda stehen. dessen Branche und Größe. Die Experten des Computer-Emergency-Response- Teams des Landes (Cert-Hessen) und die Ermittler aus den Internet-Kommissaria- ten erleben Tag für Tag, welche Konsequenzen ein Cyberangriff für Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen haben kann. Hacker agieren mittlerweile global Der sprichwörtliche Hacker, das Technikgenie mit Kapuzenpulli im Halbdunkeln, ist schon lange abgelöst durch hoch professionell agierende, arbeitsteilige I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
D I GI TA L I S IERUN G 25 kriminelle Organisationen. Die weltweite Vernetzung ermöglicht ortsunab- hängige Angriffe auf Unternehmen. Von der Auftragsentwicklung für Schad- Neun Tipps für Ihre IT-Sicherheit software bis hin zum kompletten Cyberangriff als Service können kriminelle Dienstleistungen global eingekauft werden. Mit der Möglichkeit, weltweit in 1 ,76LFKHUKHLWLVW&KHIVDFKH6FKDijHQ Sekundenschnelle anonym Geld in Form von Kryptowährungen (zum Beispiel Sie die notwendigen Rahmenbedin- Bitcoin) zu transferieren, haben sich Kriminellen völlig neue „Geschäftsmodelle“ gungen für eine sichere IT in Ihrem erschlossen. Unternehmen. 2 Achten Sie auf Aktualität Ihrer Soft- Unternehmensgröße ist unwesentlich ware und nutzen Sie die Sicherheits- aktualisierungen der Hersteller. Die Größe oder der Bekanntheitsgrad eines Unternehmens spielen keine Rolle mehr. Das liegt daran, dass Ransomware oder Verschlüsselungstrojaner breit 3 Sorgen Sie für Virenschutz auf allen gestreut eingesetzt werden. Der Täter automatisiert die Angriffe und verschickt IT-Systemen. massenhaft E-Mails mit Schadsoftware oder infizierten Links. Die Kosten für diese Art von Angriffen sind gering und ermöglichen erhebliche Einnahmen. Distribu- 4 Erstellen Sie redundante, externe ted-Denial-of-Service-Angriffe (DDoS; englisch für „verteilte Verweigerung des Datensicherungen von allen relevan- Dienstes“) und CEO-Fraud (englisch für „Chefbetrug“) sind zwei weitere häufig ten Daten. auftretende Angriffsarten. 5 Sensibilisieren und schulen Sie Ihre %HVFKËIWLJWHQ*XWTXDOLı]LHUWHV Cyberattacken zielen auf die digitale Erpressung der Opfer IT-Personal ist die Grundlage für Ihre IT-Sicherheit. Bei einem DDoS-Angriff wird aus zahlreichen infizierten Geräten ein Botnetz aufge- baut, welches durch massenhafte, punktgenaue Anfragen die Internetverbindung 6 Etablieren Sie eine positive Fehler- des Opfers überlastet. Da Botnetze heute nicht nur aus unzureichend abgesicher- kultur. ten PCs bestehen müssen, sondern auch aus smarten Geräten gebildet werden, 7 Seien Sie sich dabei Ihrer Vorbild- können DDoS-Angriffe mit sehr großen Bandbreiten durchgeführt werden. Für die funktion bewusst. Beendigung des Angriffs beziehungsweise die Vermeidung weiterer Angriffe wird Geld vom Opfer erpresst. 8 Priorisieren Sie besonders schützens- werte Prozesse und Assets. Der CEO-Fraud ist so aufgebaut, dass Mitarbeitern mit Zahlungsbefugnis sug- geriert wird, sie müssten den im Ausland befindlichen CEO bei einer bevor- 9 )DQJHQ6LHDQbşXQG]ZDUMHW]W stehenden wichtigen Akquisition unterstützen. Mit psychologischen Tricks wie Zeitdruck, Angst und Ausnutzung eines vermeintlichen Autoritätsverhältnisses werden die Opfer so manipuliert, dass sie hohe Summen auf ausländische Kon- ten überweisen. Hier finden Unternehmen professionelle Ansprechpartner Angesichts dieser Bedrohungen und Herausforderungen haben die hessischen Sicherheitsbehörden Ansprechstellen für Vorfälle aus den Bereichen Cybercrime, D ER AU TO R digitaler Wirtschaftsschutz und Cybersicherheit aufgebaut. Neben einem Aus- tausch mit der Fraunhofer-Gesellschaft und hessischen Hochschulen auf wissen- schaftlicher Ebene werden regelmäßig Präventionsworkshops und Veranstaltun- gen, unter anderem auch in Kooperation mit den IHKs in Hessen, angeboten, die Unternehmen sensibilisieren sollen. Ein Beispiel hierfür ist der Hessische Cyber- Sicherheitsgipfel. Markus Wiegand Mit dem „Hessen Cyber Competence Center“ ist eine Institution geschaffen wor- Chief Information Security Officer, den, die es IT-Sicherheitsspezialisten aus dem Cert-Hessen, der hessischen Polizei Hessen Cyber Competence Center, und dem digitalen Wirtschaftsschutz ermöglicht, Unternehmen bei der Bewälti- c/o Hessisches Innenministerium, gung von IT-Sicherheitsvorfällen zu unterstützen. Unternehmen sollten keine Scheu Wiesbaden haben, sich bei Cyberattacken oder dringenden Fragen an das „Hessen Cyber cybercompetencecenter Competence Center“ im hessischen Innenministerium zu wenden. @hmdis.hessen.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 9 .1 8
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