"Wohin steuert die Commerzbank?" - Martin Blessing im Gespräch mit Anlegeranwalt Klaus Nieding
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unser mitarbeitermagazin sonderveröffentlichung zur hauptversammlung 19. April 2013 „Wohin steuert die Commerzbank?“ Martin Blessing im Gespräch mit Anlegeranwalt Klaus Nieding
„Wir wollen das vom Steuerzahler bereitgestellte Eigenkapital durch privates ersetzen.“ martin blessing Vorstandsvorsitzender Martin Blessing diskutiert mit Klaus Nieding, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht und Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, über die Kapital erhöhung und den Umbau der Commerzbank. Fotos: timo volz Klaus Nieding: Herr Blessing, die Com- durch Zusammenlegung der Aktien. Viele Sie uns die Punkte mal durchgehen. Durch merzbank hat in den vergangenen Jahren verstehen auch nicht, warum Sie damit die Zusammenlegung der Aktien passiert mehrere Kapitalerhöhungen hinter sich. gerade jetzt kommen. keinem der Aktionäre etwas. Wer zum Jetzt bitten Sie die Aktionäre schon wie- Beispiel heute 100 Aktien hat, wird da- der um Geld. Die privaten Investoren, Martin Blessing: Ich habe in den ver- nach zehn haben. Aber der Kurs einer das sage ich Ihnen ganz ehrlich, sehen das gangenen Wochen selbst mit vielen, vor einzelnen Aktie ist dafür zehnmal höher. negativ. Schon wieder eine Kapitalerhö- allem institutionellen Aktionären gespro- Das Kapital bleibt also gleich. Insofern hung, schon wieder Verwässerung ihres chen. Da gibt es sehr unterschiedliche Re- verstehe ich diese Kritik nicht. Warum Anteils und jetzt auch das Eindampfen aktionen, nicht nur negative. Aber lassen machen wir die Kapitalerhöhung jetzt? 2 commerzbanker sonderveröffentlichung
„Viele Aktionäre verstehen nicht, warum Sie mit der Kapitalerhöhung gerade jetzt kommen.“ klaus nieding Weil wir die Kapitalposition der Bank wird sein Aktienanteil nicht verwässert, hinsteuert. Viele haben kein Vertrauen stärken müssen. Wenn Basel III schon sondern bleibt konstant. Und wenn wir mehr zur Führung der Bank – und des- voll gelten würde, hätten wir heute ein die 2,5 Milliarden Euro zurückzahlen, spa- wegen auch kein Vertrauen in die neue Problem. Denn unsere stillen Einlagen ren wir potenzielle Kuponzahlungen von Kapitalmaßnahme. Die kritisieren übri- zählen zwar jetzt noch als Eigenkapital, mehr als 200 Millionen Euro im Jahr – gens nicht nur Sie, sondern auch Ihren aber bald nicht mehr. Entscheidend ist: das ist de facto eine Vorzugsdividende an Vorgänger Klaus-Peter Müller. Unter sei- Analysten und Regulatoren erwarten Allianz und Bund. Wenn wir die künftig ner Ägide sind auch schon einige Meilen- mehr und mehr, dass man schon heute sparen, hat auch der Aktionär etwas davon. steine gesetzt worden, die uns jetzt wie die Kriterien für Basel III weitgehend er- Mühlsteine am Hals hängen. füllt. Würden wir die stillen Einlagen Nieding: Das ist für sich allein betrach- nicht ablösen, könnten wir zudem auch tet logisch. Wir müssen aber das Gesamt- Blessing: Ich nehme Ihre Kritik und die in den kommenden Jahren verpflichtet bild betrachten. Versetzen Sie sich mal in Anleger sehr ernst. Aber lassen Sie uns sein, die Zinsen zu zahlen – immerhin die Lage eines Anlegers, der schon län- doch einmal das Gesamtbild betrachten. über 200 Millionen Euro pro Jahr, was ger dabei ist. Erst heute hatte ich einen Dann muss man auch festhalten, dass das Ergebnis der Bank belasten und die Anruf eines älteren Herrn, der Anfang diese Bank in den vergangenen Jahren Fähigkeit zur Ausschüttung von Dividen- 2006 hunderttausend Euro in Commerz- vor massiven Herausforderungen stand, den verschlechtern würde. Am Ende bank-Aktien investiert hat – einen Teil die sie nicht alle selbst verschuldet hat. müssten wir die stillen Einlagen aber na- seiner Lebensersparnisse. Der schäumt Nehmen Sie den Lehman-Kollaps und die türlich auf jeden Fall ablösen – entweder vor Wut. in der Folge notwendige Staatshilfe. Neh- durch eine Kapitalerhöhung oder aus men Sie die Schuldenkrise, nehmen Sie thesaurierten Gewinnen, die ja auch den Blessing: Das verstehe ich. Es ist klar, die drastisch verschärfte Regulierung. In Aktionären gehören. dass die Kursentwicklung in diesem Zeit- dieser Gemengelage haben wir die Bank raum enttäuschend war. neu ausgerichtet. Dabei mussten wir die Nieding: Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt Interessen der Aktionäre, der Steuerzahler, Ihnen dafür aber nur die Kapitalerhöhung. Nieding: Nicht nur die Kursentwicklung. der Kunden und der Sparer unter einen In dieser Zeit haben Sie etwas getan, was Hut bringen. Da gibt es kein Optimum, BLESSING: Das ist richtig. Aber muss uns jetzt wie ein Klotz am Bein hängt: Sie müssen eine Güterabwägung vorneh- man nicht auch die Vorteile sehen? Wenn nämlich die Dresdner Bank zu kaufen. Die men. Und dennoch haben wir einiges er- ein Aktionär an der Maßnahme teilnimmt, Aktionäre fragen sich, wo dieses Haus reicht. Die Bank ist heute stärker commerzbanker sonderveröffentlichung 3
kapitalisiert als zuvor. Wir haben massiv Risiken abgebaut, wir haben die Kosten weit stärker gesenkt als geplant … Nieding: Es bleibt Ihnen ja auch gar nichts anderes übrig, als zu schrumpfen und zu sparen! Blessing: Ja, wir mussten die Kosten senken. Aber wir haben sie wesentlich stärker gesenkt als ursprünglich verspro- chen. Ziel für das vergangene Jahr war, unter 7,7 Milliarden Euro zu kommen. Wir sind bei etwas über sieben Milliar- den Euro gelandet. Wir wollten die Risi- kovorsorge, die 2008/2009 exorbitant hoch war, 2012 wieder unter zwei Milli- arden Euro bekommen. Viele haben nicht geglaubt, dass wir das schaffen. Tatsäch- lich sind wir bei 1,7 Milliarden Euro ge- landet. Auch dieses Ziel haben wir er- reicht. Was wir nicht erreicht haben, ist unser Ertragsziel … Nieding: In drei Jahren zu voller Profi- tabilität und ein operatives Ergebnis von mehr als vier Milliarden Euro 2012 … Blessing: Wir wollten spätestens 2011 wieder profitabel sein. Das haben wir be- reits 2010 geschafft. Aber die vier Milli- arden Euro operatives Ergebnis für 2012 haben wir nicht erreicht. Das liegt daran, dass die Erträge signifikant niedriger wa- ren, als wir es erwartet hatten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Wir haben zum einen Bilanzsumme und Risikoaktiva stärker ab- gebaut als ursprünglich geplant. Damit sinkt aber auch der Ertrag. Der zweite Grund heißt Griechenland. Dass es dort 2011 beinahe zum Staatsbankrott gekom- men wäre, haben die wenigsten kommen martin blessing (49) steht seit knapp fünf Jahren an sehen. Da haben wir viel Geld verloren. der Spitze der Commerzbank. Als Vorstandssprecher Und drittens hat sich das Marktumfeld verantwortete er im Januar 2009 die Übernahme der verändert – schauen Sie einmal auf das Dresdner Bank. Seit Mai 2009 ist er Vorstandsvorsitzen- der. Der Betriebswirt kam 2001 zur Commerzbank, wo nach wie vor niedrige Zinsniveau. Auch er als Mitglied des Vorstands zunächst die Verantwortung das drückt den Ertrag. für das Privatkundengeschäft übernahm. Martin Blessing ist verheiratet und hat drei Töchter. Nieding: Man kann das so darstellen wie Sie. Man kann aber auch umgekehrt 4 commerzbanker sonderveröffentlichung
die Frage stellen: Wenn ich als Bank ein Das war historisch ein unglaublich lang- Nieding: War das auch der Grund, war- solches Risiko in einem Staat habe, war- weiliges, risikoarmes Geschäft, das mit um Sie sich Knall auf Fall von den Schiffs- um habe ich das überhaupt aufgebaut? hohen Volumina und niedriger Marge finanzierungen verabschiedet haben? Hätten Sie nicht als ordentlicher Kauf- gemacht wurde. Denn da muss ich ehrlich sagen, darüber mann auch mal daran denken müssen, habe ich mich gewundert. dass Sie da ein Risiko-Exposure haben, Nieding: Ich kann mich noch gut an die was möglicherweise zu stark ist? Das Hauptversammlung der Eurohypo erin- Blessing: Das hätten wir besser kom- kann ich bei vielen Punkten ansprechen. nern, wo uns Aktionären das als großer munizieren können, das räume ich ein. Sicher gab es seinerzeit Gründe, die ei- Vorteil verkauft worden ist. Da wurde ge- Aber inhaltlich war der Rückzug die rich- nen Erwerb der Dresdner Bank als sinn- sagt, wir haben zwei große Standbeine, tige Entscheidung. voll erscheinen ließen. Wir müssen aber nämlich die gewerbliche Immobilienfi- die Frage stellen, ob Sie genug Risiko- nanzierung und das Staatsfinanzierungs- Nieding: Auf der letzten Hauptversamm- vorsorge betrieben haben. geschäft. Letzteres, so hieß es, sei eine lung haben Sie die Schiffsfinanzierung sichere Bank. aber noch hochgejubelt. Ich habe die Blessing: Nennen Sie mir bitte jeman- Worte noch im Ohr. den, der das Thema Lehman Brothers Blessing: Das stimmte ja auch. Sie hät- und die Staatsschuldenkrise in vollem ten 2005 niemanden gefunden, der das Blessing: Hochgejubelt sicher nicht, da Umfang hat kommen sehen. Ich kenne Gegenteil behauptet. Dass die Staatsfi- können wir uns gerne gemeinsam die niemanden. Beim Thema Risikovorsorge nanzierung im Euroraum plötzlich ein Rede noch mal angucken. muss ich deshalb auch deutlich wider- Verlustgeschäft werden kann, hätte noch sprechen. Wir haben schon 2009 begon- vor wenigen Jahren niemand für möglich Nieding: Okay, aber es ist positiv ver- nen, Risiken aus der Bank herauszuneh- gehalten. kauft worden. men, das sieht man an der Bilanz. Wir haben seit Ende 2008 Bilanzsumme und Nieding: Sind Sie sicher? Wenn wir uns Blessing: Der Plan war, die gewerbliche Risikoaktiva um jeweils 40 Prozent ge- anschauen, wer alles drinsteckt im Euro: Immobilienfinanzierung – wie mit der EU senkt. Das ist eine der größten Risikore- Sind Sie wirklich davon ausgegangen, abgestimmt – bis auf 25 Milliarden Euro duzierungen, die Sie im europäischen dass Griechenland einen ordentlichen abzubauen und die Schiffsfinanzierung Bankensektor finden können! Staatshaushalt hat? in die Kernbank zu übertragen. Das woll- ten wir Mitte 2012 tun. Warum haben wir Nieding: Weil Sie dazu gezwungen wa- Blessing: Ich hätte mir gewünscht, dann noch vor der Umsetzung die Ent- ren! Und das zieht sich als roter Faden dass Europa da genauer hinschaut. Wir scheidung revidiert und es nicht gemacht? durch Ihren Geschäftsbericht: Es wird im- haben übrigens schon 2009 entschieden, Schiffsfinanzierungen hatten 2011 ein mer alles positiv dargestellt. Man kann das uns aus der Staatsfinanzierung zurückzu- Zwischenhoch, und viele dachten, dass aber auch anders sehen. Da steht jemand ziehen – nicht sofort, sondern wertscho- sich die Situation wieder entspannt. Aber mit dem Rücken zur Wand und kann gar nend über einen längeren Zeitraum. im Laufe des Jahres 2012 haben wir dann nicht anders! Sie sagen: Guckt mal, was gesehen, es klappt nicht. Für uns war da- wir Tolles gemacht haben. Andere haben Nieding: Und jetzt müssen Sie es übers mit klar: Es macht keinen Sinn, die Ergeb- das aber gar nicht erst nötig gehabt. Knie brechen. nisse der Kernbank mit diesem Geschäft zu belasten. Blessing: Die Schuldenkrise hat doch Blessing: Nein. Wir fahren dieses Ge- nicht nur uns erwischt. Aber wir mussten schäft so schnell wie möglich, aber kon- Nieding: Warum hat man es überhaupt zusätzlich auch noch mit der Dresdner- trolliert herunter. Viele Investoren meinen aufgebaut? Bank-Übernahme ein Mammutprojekt übrigens, wir sollten es noch viel schneller schultern. Die Finanzbranche ist zugleich abbauen. Wenn ich mit Investoren rede, ist Blessing: Die Commerzbank hatte vor im tief greifendsten Umbruch der Nach- für die das große Fragezeichen an der Übernahme der Dresdner Bank ein kriegsgeschichte, die Marktbedingungen Commerzbank-Aktie der Bereich Non- Schiffsportfolio von rund sechs Milliarden haben sich nachhaltig verändert. Die Core Assets. Die sagen: In die Kernbank Euro, etwa rund ein Prozent der Bilanz- Zinsen sind auf einem historischen Tief, würde ich sofort investieren. Das Problem summe. Die Dresdner Bank hatte etwas mit wenig Aussicht auf Änderung. Neh- ist aber, dass ihr noch den Nichtkernbe- über vier Milliarden Schiffsfinanzierung – men Sie das Staatsfinanzierungsgeschäft: reich habt, und der ist mir noch zu groß. auch etwa ein Prozent der Bilanz- commerzbanker sonderveröffentlichung 5
summe. Als wir die beiden Häuser Wenn Sie das offen sagen würden, hätten mals Unterstützung vom Bund in Form zusammengelegt haben, hatten wir et- viele Aktionäre Verständnis dafür. Stellen von 18,2 Milliarden Euro erhalten. An- was über elf Milliarden direkte Schiffs- Sie nicht immer alles nur positiv dar! schließend haben wir einen Plan entwi- finanzierungen, aber beide noch einen ckelt, wie wir das vom Steuerzahler be- Anteil von jeweils 40 Prozent an der Blessing: Das tun wir doch gar nicht. reitgestellte Eigenkapital durch privates Deutschen Schiffsbank. Die hatte rund Natürlich sind Dinge passiert, auf die wir Eigenkapital ersetzen können. Darf ich 13 Milliarden Euro Schiffsfinanzierungen reagieren mussten. Griechenland hat uns auch mal eine Frage stellen? im Portfolio. Damit hatten wir ein Schiffs- hart getroffen. Ein weiteres Thema war portfolio von knapp 24 Milliarden Euro. der EBA-Stresstest 2011. Damals haben Nieding: Natürlich. Das war zu viel. übrigens viele gesagt, jetzt wird die Com- merzbank wieder Staatsgeld brauchen. Blessing: Wenn ich in die Presse Nieding: Aber das wussten Sie in der letz- Wir haben es alleine hingekriegt und viele schaue und mit Anlegern spreche, höre ten HV doch auch schon. Trotzdem hieß überrascht. Aber wir mussten dafür Ge- ich beim Thema Staatsbeteiligungen es dort: „Real Estate und Ship Finance schäft einstellen, das wir ansonsten erst sehr unterschiedliche Meinungen. Man- wird zum 1. Juli 2012 formiert, dieses mal hätten weiterlaufen lassen. Diese che finden es gut, dass der Staat bei der Segment wird neben ausgewählten Com- Bremsspuren sehen Sie in der Gewinn- Commerzbank mit an Bord ist, andere mercial-Real-Estate-Aktivitäten die Schiffs- und Verlustrechnung. Wir haben Kapital- schlecht. Wie sehen das die DSW-Mit- finanzierung sowie den Bereich Asset kraft vor Ertrag gestellt. Das war ein Kraft- glieder? Management und Leasing enthalten.“ So akt. Aber er hat sich gelohnt, wir sind habe ich es in meinen Unterlagen von nach vorne gekommen. Nieding: Für viele ist das ein Makel: Die damals stehen. Von Abbau war da keine Bank musste gerettet werden. Jetzt ist Rede. Nieding: Aber der Kraftakt ist nicht ab- der Bund drin und kommt auch zurzeit geschlossen. nicht ganz raus, weil der Aktienkurs so Blessing: Wir hatten aber gesagt, dass niedrig ist. Das ist auch ein emotionales wir die Bilanzsumme reduzieren und Ri- Blessing: Wir haben schon auf dem In- Thema. Bei BMW war es so, dass der sikoaktiva weiter abbauen. Das haben vestorentag im November 2012 gesagt, Einstieg der Quandts von Privatanlagern wir beschleunigt. Es gibt ja zwei Grup- dass 2013 ein schwieriges Jahr wird, weil überwiegend positiv aufgenommen wur- pen von Aktionären: Die einen wünschen wir noch mal die Kosten senken müssen. de, nach dem Motto: Hurra, ein großer sich eine Bank mit großer Bilanzsumme Das hat nicht nur mit dem niedrigen Zins- Ankeraktionär, da kann uns hinsichtlich und mehr Ertrag, die anderen eine klei- niveau zu tun, sondern auch damit, dass einer Übernahme nichts passieren. Viele nere, dafür risikoärmere Bank. Wir hat- sich das Filialgeschäft verändert. Die Kun- Aktionäre denken nämlich langfristig und ten uns für einen Kompromiss entschie- den erledigen immer mehr online. sind nicht auf schnelle Kursgewinne aus. den und gesagt, wir können eine gewisse Sie möchten, dass das Unternehmen so- Menge an diesem Geschäft haben, aber Nieding: Das gilt doch auch für andere lide arbeitet und stabile Dividenden er- nicht in dem Umfang wie bisher. Banken! Stresstest, Zinsniveau und der wirtschaftet. Übrigens: Viele Aktionäre Druck aufs Filialgeschäft betreffen ande- ärgert es, dass bei Ihnen die Vorstands- Nieding: Wenn wir miteinander reden re genauso wie Sie. Die marktgegebene gehälter 2012 doppelt so hoch waren wie höre ich immer nur: Wir haben alles rich- Problematik mit Schiffs- und Staatsfinan- der Unternehmensgewinn. Was entgeg- tig gemacht und wir machen alles plan- zierungen haben andere auch. Trotzdem nen Sie denen? Ich weiß, dass Sie per- mäßig. In der Hauptversammlung 2012 sehe ich bei keiner Bank eine derarti- sönlich auf Ihren Bonus verzichtet haben. haben Sie uns als wesentliche Neuerung ge Kapitalerhöhungs-Orgie wie bei der Aber dennoch … verkauft, dass wir verschiedene Bereiche Commerzbank. zusammenführen – und wenig später ver- Blessing: Wenn es keinen Gewinn abschieden wir uns davon. Sie müssen Blessing: Sie müssen die Maßnahmen gibt – und sechs Millionen Euro sind kein verstehen, dass das bei den Privataktionä- in der Gesamtschau betrachten. Als die großer Gewinn –, finde ich es selbstver- ren zu einem Vertrauensverlust führt. Vie- Finanzkrise die ganze Branche hart ge- ständlich, dass ich als Vorstandsvorsit- le fragen sich inzwischen, ob sie von Ihnen troffen hat, waren wir mitten in der Über- zender auf meinen Bonus verzichte. Wo- nur Marketingdeutsch erzählt bekom- nahme der Dresdner Bank. Das hat uns bei das operative Ergebnis 2012 mit 1,2 men, Herr Blessing. Sind Ihnen nicht vie- sicherlich in dieser Situation nicht un- Milliarden Euro deutlich höher lag als le Dinge einfach auf die Füße gefallen? bedingt gestärkt. Deshalb haben wir da- der Gewinn. 6 commerzbanker sonderveröffentlichung
Nieding: Apropos operatives Geschäft: Im Geschäftsbericht präsentieren Sie sich als großer Nischen-Player in vielen Be- reichen. Das kann man so sehen. Man kann aber auch sagen, außer der Nische ist nichts mehr übrig geblieben. Blessing: Moment mal. Wir sind Markt- führer im Mittelstandsgeschäft in Deutsch- land. Wir sind Marktführer in der Außen- handelsfinanzierung. Wir sind eine der Top-Fünf-Banken im europäischen Au- ßenhandel … Nieding: Und was bringt Ihnen das? Blessing: Das bringt mir die Gewissheit, dass die Commerzbank in die richtige Richtung steuert. Im Mittelstandsgeschäft verdienen wir schon heute eine ganze Menge. Und nicht nur dort. In der gesam- ten Kernbank haben wir im vergangenen Jahr operativ 2,6 Milliarden Euro verdient. klaus nieding (48) ist Es gibt in diesem Land Millionen Unter- Vizepräsident und Landes- nehmer und Privatkunden, die auf diese geschäftsführer der Deut- Bank setzen. Wenn wir in den kommen- schen Schutzvereinigung den drei Jahren unsere Hausaufgaben ab- für Wertpapierbesitz arbeiten, wird die Stärke der Commerz- (DSW). Der Fachanwalt für bank voll zum Tragen kommen. Darauf Bank- und Kapitalmarkt- hat sich dieser Vorstand verpflichtet. recht ist Vorstand der Rechtsanwaltsaktiengesell- schaft Nieding+Barth und einer der renommiertesten Anlegerschützer Deutsch- lands. Klaus Nieding ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter. impressum: Herausgeber Commerzbank AG, Interne Konzernkommunikation, Commerzbanker-Redaktion, 60261 Frankfurt a. M. V.i.S.d.P. Matthias Goldbeck (go), Leiter Interne Kommunikation Redaktion Leitung: Oliver Nyul (ny), Stellvertretung: Maurice Farrouh (mf); Carsten Kipper (ck); Gestaltung/ Produktion Signum communication Werbeagentur GmbH, Mannheim Druck Zarbock, Frankfurt/Main Auflage 44.500 commerzbanker sonderveröffentlichung 7
Diese Unterlagen bzw. die in diesen Unterlagen enthaltenen Informationen sind nicht zur Weitergabe in bzw. innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Japan oder Australien bestimmt. Hintergrund: So könnte die Kapitalerhöhung ablaufen 2,5 Milliarden Euro möchte die Commerzbank im Rahmen einer Bezugsrechts- Kapitalerhöhung einnehmen. Viele Mitarbeiter sind auch Aktionäre und stehen vor der Frage, ob und wie sie sich an der Transaktion beteiligen. Die wichtigsten Schlagworte dazu erläutern wir anhand eines fiktiven Rechenbeispiels. Aktienzusammenlegung Mechanik der Kapitalerhöhung erläutern: in unserem Beispiel seine Bezugsrechte Einen positiven Beschluss der Hauptver- Unterstellen wir ein fiktives Bezugsver- verkaufen, würde er bei einem Kurs von 12 sammlung am 19. April vorausgesetzt, hältnis von 4:1. Dann hätte der Aktionär Euro wie beschrieben 1 Euro pro Bezugs- werden die Commerzbank-Aktien in ei- das Recht, für vier seiner Aktien je eine recht erhalten; er könnte also 100 Euro nem ersten Schritt im Verhältnis 10:1 zusätzliche Aktie im Rahmen der Kapital- Verkaufserlös erzielen. Bei Kursanstiegen zusammengelegt. Aktuell sind rund 5,9 erhöhung zu zeichnen. Unser Aktionär oder -reduzierungen würde dieser Betrag Milliarden Aktien der Commerzbank im mit 100 Aktien erhielte dann 100 Bezugs- entsprechend höher beziehungsweise ge- Umlauf. Nach der Aktienzusammenlegung rechte und könnte damit 25 junge Aktien ringer ausfallen. Der Erlös aus dem Ver- werden es rund 590 Millionen sein. Auf zum festgelegten Bezugspreis zeichnen – kauf der Bezugsrechte wird dem Aktionär den Wert der Beteiligung des einzelnen oder die Bezugsrechte veräußern. innerhalb der üblichen Abwicklungsfrist Aktionärs hat dieser Schritt für sich kei- Für den Kurs der Bezugsrechte sind gutgeschrieben. Bei Wertpapiergeschäf- nen Einfluss. Er hängt auch nach der Zu- drei Dinge maßgeblich: das Bezugsver- ten innerhalb Deutschlands beträgt sie in sammenlegung allein von der Kursent- hältnis, der Kurs der alten Commerzbank- der Regel zwei Börsentage. Falls der Akti- wicklung ab. Ein Aktionär mit 1.000 Com- Aktien sowie der Bezugspreis der jungen onär junge Aktien zeichnen möchte, muss merzbank-Aktien wird nach der Zusam- Aktien. Angenommen, Vorstand und Auf- er lediglich seiner depotführenden Bank menlegung 100 Aktien im Depot haben. sichtsrat legten für die jungen Aktien innerhalb der vorgegebenen Frist eine Notierten sie vorher zum Beispiel bei einen Bezugspreis von 7 Euro pro Stück entsprechende Weisung erteilen. Der 1,20 Euro pro Stück, ergibt sich mit der fest, wäre das Bezugsrecht bei einem un- Preis für die neuen Aktien wird dann erst Zusammenlegung – ein unverändertes terstellten unveränderten Kursniveau und am Ende der Bezugsfrist (voraussichtlich Kursniveau unterstellt – ein Stückpreis einem Aktienkurs von 12 Euro genau Ende Mai) fällig. Für den Aktionär in unse- von 12 Euro. Der Wert des Aktienpakets 1 Euro wert. Dieser Wert errechnet sich, rem fiktiven Beispiel wären dies übrigens ist unter diesen Voraussetzungen rech- wenn der Preis der jungen Aktie vom Kurs 175 Euro (für 25 junge Aktien à 7 Euro), nerisch derselbe – 1.200 Euro. der alten abgezogen und die gestiegene mit denen er seinen Anteil an der Com- Aktienanzahl nach der Kapitalerhöhung merzbank konstant halten könnte. ck Bezugsverhältnis, Bezugsrechte & berücksichtigt wird. In Zahlen ausge- junge Aktien drückt: (12–7):(4+1) = 1. Nach der Hauptversammlung legen Vor- stand und Aufsichtsrat das Bezugsver- Aktien zeichnen oder Bezugsrechte hältnis fest. Ziel der Kapitalerhöhung ist verkaufen? es, durch die Ausgabe der neuen Aktien Voraussichtlich von Mitte bis Ende Mai 2,5 Milliarden Euro Eigenkapital aufzu- wird für circa zehn Tage der Bezugsrechts- nehmen. Ein rein fiktives Beispiel soll die handel stattfinden. Möchte der Aktionär Diese Veröffentlichung dient Informationszwecken und stellt weder einen Prospekt noch ein Angebot zum Verkauf oder eine Aufforderung zum Kauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren im Sinne der EU-Richtline 2003/71/EG dar. Ein Angebot wird ausschließlich auf Basis eines von der Gesellschaft im Zusammenhang mit diesem Angebot zu veröffentlichenden Wertpapierprospekts erfolgen. Vorbehaltlich der Billigung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht wird ein solcher Wertpapierprospekt bei der COMMERZBANK AG (Kaiserstraße 16 (Kaiserplatz), 60311 Frankfurt am Main) und auf der Webseite der COMMERZBANK AG unter www.commerzbank.com kostenfrei erhältlich sein. Die Wertpapiere werden ausschließlich auf Grundlage des von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gebilligten Prospekts angeboten. Diese Unterlagen sind kein Angebot zum Verkauf oder eine Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren in den Vereinigten Staaten von Amerika. Wertpapiere dürfen in den Vereinigten Staaten nur nach vorheriger Registrierung unter den Vorschriften des U. S. Securities Act von 1933 in derzeit gültiger Fassung (der „Securities Act“) oder ohne vorherige Registrierung nur aufgrund einer Ausnahmeregelung verkauft oder zum Kauf angeboten werden. Hierin erwähnte Wertpapiere der COMMERZBANK AG sind nicht und werden auch in Zukunft nicht gemäß den Bestimmungen des U. S. Securities Act oder den Gesetzen des jeweiligen Bundesstaates registriert und dürfen daher nicht in den Vereinigten Staaten von Amerika angeboten oder verkauft werden, es sei denn, sie werden gemäß einer Ausnahme von den Registrierungserfordernissen des U. S. Securities Act oder den Gesetzen des jeweiligen Bundesstaates oder im Rahmen einer Transaktion, die nicht Gegenstand dieser Gesetze ist, angeboten und verkauft. Die COMMERZBANK AG beabsichtigt nicht, das Angebot oder einen Teil davon in den Vereinigten Staaten von Amerika zu registrieren oder ein öffentliches Angebot in den Vereinigten Staaten von Amerika durchzuführen. 8 commerzbanker sonderveröffentlichung
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