www.seeyou-hamburg.de - Jahres- und Wirkungsbericht 2020 - Stiftung SeeYou
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Inhaltsverzeichnis 1 – Überblick 3 3 – Die Stiftung SeeYou zum 31.12.2020 48 „Gib mir, Gott, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. 1.1 Vorwort 3 3.1 Organisation und Teams 48 Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. 3.1.1 Organisationsstruktur 48 Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Unser Jahr in Bildern 4 3.1.2 Allgemeine Angaben 49 1.2 Gegenstand des Berichts 7 3.1.3 Mitarbeitende 49 Zitat von Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) 3.1.4 Organisationsentwicklung 49 1.3 Vision und Mission 7 3.1.5 Unsere Teams 51 3.1.6 Ansprechpartner*innen 55 Unsere Förder*innen 8 Mitarbeitenden-ABC 52 Liebe Leserinnen und Leser! 1.4 Das gesellschaftliche Problem 10 3.2. Organisationsprofil 55 Heute halten Sie den Jahres- und Wirkungsbericht der unser herzlicher Dank für das in dieser Zeit besonders 1.4.1 Ausgangslage 10 1.4.2 Ursachen-Folgen-Kette des 3.2.1 Governance 55 Stiftung SeeYou 2020 in Ihren Händen. Wir freuen uns anerkennenswerte, überdurchschnittliche Engagement! gesellschaftlichen Problems im Überblick 15 3.2.2 Eigentümerstruktur der Organisation 56 3.2.3 Partnerschaften, Kooperationen und sehr, wenn Sie bei der Lektüre über Ihre Beziehung 1.5 Bisherige Lösungsansätze 16 Netzwerke / Mitgliedschaften 56 zu unserer Stiftung und ihren Mitarbeitenden nachden- Blicken Sie gern mit uns auf das Jahr 2020 zurück, 3.2.4 Umwelt- und Sozialprofil 58 ken und hoffentlich auf erfolgreiche sowie sinnstiftende erfahren Sie hoffentlich interessante Details zu unserer 3.2.5 Pressespiegel 60 2 – Unsere Angebote 18 Momente der Zusammenarbeit mit uns zurückblicken. Arbeit und bitte bleiben Sie uns gewogen. 3.3 Qualitätsentwicklung 62 2.1 Die Sozialmedizinische Nachsorge 19 3.4 Planung und Ziele 63 Wie die ganze Welt sind auch das Leben und Wirken Wenn Sie unseren Jahres- und Wirkungsbericht schon 2.1.1 Intendierte Wirkungen der Nachsorge auf direkte und indirekte Zielgruppen 19 3.4.1 Zielerreichung Stiftung SeeYou 63 der Stiftung SeeYou 2020 stark von der Pandemie öfter gelesen haben, dann wissen Sie, dass wir ihn 2.1.2 Unser Lösungsansatz der 3.4.2 Zielplanung Stiftung SeeYou 63 geprägt worden. Insofern steht an erster Stelle für Sie stets als unsere Interpretation der Geschehnisse im Sozialmedizinischen Nachsorge 20 alle die Hoffnung, dass Sie diese Zeit möglichst unbe- vorherigen Jahr sehen und uns sehr freuen, wenn Sie 3.5 SWOT: Risiken und Chancen 63 2.1.3 Darstellung der Wirkungslogik 23 3.5.1 Risiken 63 schadet überstanden haben mögen. uns mit Ihrer Sicht bereichern. Zögern Sie also nicht, 2.1.4 Eingesetzte Ressourcen (Input) 24 2.1.5 Erbrachte Leistungen (Output) 24 3.5.2 Chancen 64 wenn Sie uns Ihre eigene Perspektive auf das Wirken 2.1.6 Erreichte Wirkungen (Outcome / Impact) 24 3.6 Finanzen 65 Unsere Stiftung hat in den vergangenen Monaten viele der Stiftung im Jahr 2020 mitteilen möchten. 2.1.7 Zielerreichung Nachsorge 2020 25 Familien unterstützt, die stark unter den Pandemie- 3.6.1 Buchführung und Rechnungslegung 65 2.1.8 Zielplanung Nachsorge 2021 26 2.1.9 Exkurs: Pflegekurse 26 3.6.2 Buchführung 65 Folgen leiden. Wir haben beeindruckende Zeichen Wie immer dient dieser Bericht für uns auch der Rück- 3.6.3 Jahresabschluss 65 der Solidarität erlebt, sowohl bei unseren Mitarbei- besinnung und Bilanzierung. Und so verzeihen Sie uns 2.2 Das Programm Babylotse 28 3.6.4 Controlling 66 3.6.5 Mittelverwendung 66 tenden als auch in den Familien, sowohl innerhalb bitte, wenn immer auch ein Teil Selbstreflexion in den 2.2.1 Intendierte Wirkungen von Babylotse auf die Zielgruppen 28 3.6.6 Kapitalerhaltung 66 unserer Organisation als auch uns als Stiftung gegen- Texten zu erkennen ist. Tatsächlich sehen wir den Jah- 2.2.2 Unser Lösungsansatz Babylotse 28 3.6.7 Bilanz zum 31.12.2020 68 über. Viele Menschen, Mitarbeitende von SeeYou, res- und Wirkungsbericht als wichtigstes Instrument 2.2.3 Darstellung der Wirkungslogik 32 3.6.8 Darlehen 69 Kooperationspartner*innen und Familien, sind in den unserer strukturellen und organisatorischen Weiterent- 2.2.4 Eingesetzte Ressourcen (Input) 33 3.7 Gewinn-und-Verlust-Rechnung 693.8 Glossar und letzten Monaten bis an ihre Belastungsgrenzen und wicklung an. Wenn Sie uns dabei unterstützen mögen, 2.2.5 Erbrachte Leistungen (Output) 34 Literaturnachweis 70 2.2.6 Erreichte Wirkungen (Outcome/Impact) 34 oftmals darüber hinaus gegangen, um „das Schiff auf freuen wir uns sehr auf Ihre Anmerkungen. 3.8.1 Glossar 70 2.2.7 Zielerreichung Babylotse 2020 36 Kurs zu halten“. Ihnen und Euch allen gebührt daher 3.8.2 Literaturnachweis 71 2.2.8 Zielplanung Babylotse 2021 37 2.3 Verbreitung Babylotse 38 4 – Impressum 71 2.3.1 Intendierte Wirkung 38 2.3.2 Unser Lösungsansatz Transfer Babylotse 38 2.3.3 Darstellung der Wirkungslogik 39 2.3.4 Eingesetzte Ressourcen (Input) 40 2.3.5 Exkurs: Politische Themenanwaltschaft 40 2.3.6 Exkurs: Innovationsfondsprojekt KID-PROTEKT 41 2.3.7 Erbrachte Leistungen (Output) 43 2.3.8 Erreichte Wirkung 43 2.3.9 Exkurs: Qualitätsverbund Babylotse 45 2.3.10 Zielerreichung Transfer 2020 46 2.3.11 Zielplanung Transfer 2021 46 Dr. Sönke Siefert Hennig David-Studt Andrea Prosch-Eggert Geschäftsführer Geschäftsführer Stellvertretende Geschäftsführerin 2 3
Unser Jahr in Bildern Zum 14. Mal verliehen: Der SeeYou Kooperationspreis Zu Gast bei der AOK PLUS in Leipzig hat sich die BAG Mit Weihnachtsmütze, Lametta im Haar und der Wunder- Bisher führte die Stiftung SeeYou die theoretische Weiterbil- ging 2020 an den Deutschen Kinderschutzbund (DKSB), Gesundheit & Frühe Hilfen am 28. Februar 2020 u. a. mit kerze vor dem Bildschirm beging das Team Transfer ihre dung der angehenden Babyots*innen durch, immer mit dem Bezirksverband Frankfurt. Als starker Partner arbeitet der dem Beschluss des Bundesrates zur Bundesstiftung Frühe letzte sehr besondere Teamsitzung im Dezember. Mit viel Wunsch diese Aufgabe an einen erfahrenen Partner weiter- DKSB Frankfurt bereits seit sechs Jahren aktiv daran, das Hilfen und dem Nationalen Gesundheitsziel „Gesundheit Raum für Dank in diesen schwierigen Zeiten, Anregungen zubegeben. Mit der Medical School wurde dieser endlich Programm Babylotse zu verbreiten und so allen Kindern glei- rund um die Geburt“ beschäftigt. und Austausch ließ das Team gemeinsam ihr Jahr 2020 gefunden. Zukünftig können Babylots*innen in Hamburg che Startchancen zu ermöglichen. Mit Erfolg: in Frankfurt Revue passieren. und Berlin an den theoretischen Modulen teilnehmen und sind die Babylotsinnen flächendeckend in jedem Geburts- sich entsprechend qualifizieren. Der praktische Teil findet in haus vertreten. einem der sechs Regionalen Weiterbildungszentren statt. Mehr Infos: www.qualitaetsverbund-babylotse.de. Im Rahmen eines feierlichen Symposiums zum Thema „Medi- Die Pandemie führte dazu, dass Pläne im letzten Jahr oft- Im Juni wurden die Büroräume in Hamburg-Wandsbek Zum Abschluss des bewegten Jahres 2020 wurde den Ham- zinische und psychosoziale Herausforderungen rund um die mals neu gedacht werden musste – so auch die Planung für vom ehemaligen Geschäftsführer der Stiftung und des Wil- burger Babylotsinnen, die Auszeichnung „Hamburger des Geburt" wurde im März Dr. Christine Klapp in den Ruhe- die Mittelhessenkonferenz am 27.Oktober 2020. Kurzfristig helmstifts, Domkapitular Berthold Bonekamp, gesegnet. Jahres“ verliehen. Damit wurde die bedeutsame Arbeit der stand verabschiedet. Sie war viele Jahre an der Charité in musste alles ins Digitale verlegt werden – und das mit Erfolg. Durch die Haussegnung sollen die Räumlichkeiten zukünf- Babylotsinnen für die Familien, besonders in Pandemie-Zei- der Geburtsmedizin tätig und etablierte mit der Unterstützung Trotz oder gerade wegen der Umstände nahmen 40 Interes- tig vor allem Bösen geschützt sein. Corona zum Trotz konn- ten, gewürdigt und das Engagement ausgezeichnet. der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstel- sierte an der Tagung teil, um noch mehr Standorte in Hes- ten einige Mitarbeitende, unter Berücksichtigung der AHA- lung das Programm Babylotse im eigenen Haus – und auch sen für das Programm Babylotse zu begeistern. Das erklärte Regeln, dieser feierlichen Zeremonie beiwohnen. an allen Geburtskliniken in Berlin. Wir wünschen alles Gute! Ziel nach der Veranstaltung: die fehlenden sieben Kliniken in Hessen zu gewinnen. 4 5
Zusammenhalt stressiger denn je 1.2 Gegenstand des Berichts herausfordernd anstrengend Gemeinschaftsgefühl Geltungsbereich Der Bericht stellt die Angebote und Leistungen der Stiftung SeeYou dar. Politikverdrossenheit digital Überforderung intensiv Berichtszeitraum und -zyklus Kalenderjahr 2020, jährlich Freunde Kinder Einsamkeit Anwendung des Social-Reporting-Standards (SRS) Vorgaben des SRS 2014 Festnetztelefonie alles gleichzeitig Demut durchdrehen 1.3 Vision und Mission Auf der Metaebene sorgen wir für eine verbindliche und systematische Kooperation der unterschiedlichen auf Sicht fahren Entscheidungen Wir haben die Vision, dass auch das Leben von Fami- sozialen Sicherungssysteme. Dazu bedarf es definier- inspirierend Gesundheit lien mit hohen Belastungen gelingen kann. Wir möch- ter, abrechenbarer Leistungen in der Gesundheits- und Flexibilität ten, dass unabhängig vom Wohnort, der Arztpraxis Jugendhilfe in Form von durch das Case-Management oder der Geburtsklinik jedem Kind die bestmöglichen gestützten Lotsendiensten aus dem Gesundheitssys- Entwicklungschancen zuteilwerden. Gerade Men- tem heraus in andere soziale Sicherungssysteme. Die unwiederbringlich weniger ist mehr schen mit einem hohen Unterstützungsbedarf nehmen Leistungserbringung soll unabhängig von den Aspek- Hilfsgebote oftmals nicht in Anspruch (Präventionsdi- ten Zeitpunkt (vor- / nachgeburtlich), Zugangsweg (sta- Erschöpfung Relaunch zurücksetzen eng lemma). Dies gilt insbesondere für (werdende) Eltern. tionär / ambulant) und Art des Bedarfs bzw. der benö- intensive Familienzeit Dadurch wird eine gesunde Kindesentwicklung gefähr- det. tigten Hilfen (medizinisch / psychosozial) möglich sein. Wir entwickeln und erforschen im Rahmen von Pro- Homeschooling Wertschätzung jekten Unterstützungs- und Versorgungskonzepte für Beständigkeit im Wandel Das Ziel der Stiftung ist daher das systematische, früh- (werdende) Familien und stellen auch anderen Interes- Familie Stress zeitige, empathische und verlässliche Erkennen von sierten neue Erkenntnisse zur Verfügung. Fremdbestimmung gesundheitlichen und / oder psychosozialen Unterstüt- zungsbedarfen bei Schwangeren und jungen Familien Auf der Systemebene setzen wir uns dafür ein, eine Gesellschaft im Gesundheitssystem. Bei Bedarf stellen wir gemein- gesetzliche Grundlage für eine sozialgesetzbuchüber- Flexibilität Video-Gespräche Fokus sam mit den Eltern eine passgenaue Überleitung zu greifende Lotsentätigkeit zu schaffen, die eine bedarfs- Homeoffice Hilfsangeboten der verschiedenen sozialen Siche- rungssysteme sicher. orientierte Leistungserbringung für Schwangere und Familien ermöglicht. Am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift leis- Auf diese Weise werden die somatische und psycho- vermehrte Belastung der Familien ten wir Sozialmedizinische Nachsorge für Frühgebo- soziale Gesundheit der Kinder sowie ihre gesellschaft- Ungewissheit rene, chronisch und schwerstkranke Kinder sowie ihre Familien nach dem Modell Bunter Kreis1. Darüber hin- aus unterstützen Babylots*innen der Stiftung Schwan- liche Teilhabe verbessert. durchhalten gere und Familien mit psychosozialen Belastungen in Dunnin-Kruger-Effekt Wertschätzung Geburtskliniken sowie Frauen- und Kinderarztpraxen Anspannung in Hamburg und der zugehörigen Metropolregion. In Kolleginnenwechsel Deutschland befähigen wir interessierte Akteur*innen auf vielfältige Weise dazu, mit unseren Konzepten ver- Hobby-Virologen Mut gleichbare Unterstützungssysteme aufzubauen. Video-Konferenzen Besinnung 1 Der Bundesverband Bunter Kreis e.V. ist ein Zusammenschluss der deutschen Nachsorgeeinrichtungen. Sein Nachsorge-Modell hat in Deutschland Vorbild- funktion. Über 90 Einrichtungen arbeiten nach den gleichen Prinzipien und Qualitätsstandards. Entschleunigung Mitarbeitende bei SeeYou über ihr Coronajahr. 6 7
Unsere Förder*innen Unsere engagierten Förder*innen Wir danken allen Spender*innen, Förder*innen und Freund*innen für ihr Engagement sowie ihre Unterstützung. Wie wunderbar, dass es Wegbegleiter*innen gibt, die mit einmaligen oder regelmäßigen Zuwendungen, mit „Spenden statt Geschenken“ oder Kondolenzspenden „helfen uns zu helfen“ und somit vielen Familien eine Perspektive geben. Wie Sie uns helfen können, lesen Sie hier: www.seeyou-hamburg.de/foerdern-spenden/ spenden/ von Arnim’sche Stiftung Christel-Grimme-Stiftung „Prinzipiell möchte ich gerne mit einem Teil mei- „Einer der Schwerpunkte der Edmund Sie- „In der Corona-Krise haben gerade die Kinder „Wenn man Familien und ihren Kindern helfen nes Einkommens Familien unterstützen und mers-Stiftung ist die Förderung der Kinder- und und Jugendlichen viele Entbehrungen auf sich kann, die es nicht so leicht haben – da bin ich war daher vor einiger Zeit auf der Suche nach Jugendhilfe, besonders von Randgruppen und nehmen müssen. Geschlossene Kitas und Dis- auch mit ganzem Herzen dabei!“ geeigneten Spendenempfängern. Als Vater Minderheiten in Hamburg. tanzlernen, kaum Kontakte zum Freundeskreis eines inzwischen 3-jährigen Sohnes liegt mir die und sogar zu den eigenen Verwandten. All das Olaf Steffen Unterstützung von Kindern, die einen nicht ganz Sie wird durch gezielte Bildung und Erziehung hat vor allem bei den Jüngsten zu vielen Fra- IT Weischer Solutions GmbH so einfachen Start haben, am Herzen. Über unterstützt, unter anderem auch, um dadurch gen, Ängsten und Verunsicherung geführt. Wir das Phineo Wirkt-Siegel für die Babylotsen bin die Integration zu fördern. Im Rahmen des freuen uns daher sehr über das Engagement ich letztlich auf SeeYou gestoßen. Die positive von der Edmund Siemers-Stiftung aufgelegten der Stiftung SeeYou - die Corona-Erklärvideos Bewertung von Phineo als unabhängiger Dritter Coronafonds, haben wir in diesem Sinne das treffen da genau den richtigen Ton. Insofern ist Wir sagen DANKE! hat mir geholfen und gibt mir das gute Gefühl, Erklärvideo von der Stiftung SeeYou sehr gern unsere Spende zur Realisierung dieses Projek- Spendenkonto dass meine Spende ankommt.“ gefördert.“ tes genau richtig angekommen.“ DKM Darlehnskasse Münster eG Konto 250 501 00, BLZ 400 60 265 Anonymer Spender Christiane Siemers-Guth Manfred Alfers IBAN: DE89 4006 0265 0025 0501 00 Edmund Siemers-Stiftung DKM Darlehnskasse Münster eG BIC: GENODEM1DKM www.seeyou-hamburg.de/foerdern-spenden/ spenden 8 9
SeeYou 1.4 Das gesellschaftliche Problem vermutlich die stärkste Einflussgröße bezogen auf vor- zeitige Erkrankungen und Sterblichkeit. Forschungs- Belastungsfaktoren und (potenzielle) medizinische Auswirkungen7 1.4.1 Ausgangslage ergebnisse zeigen auf, dass pränatale Bedingungen – beispielsweise mütterlicher Stress, Infektion, Ent- Somatische Belastungen Psychische Belastungen Soziale Belastungen Kinder und Jugendliche wachsen in Deutschland oft- zündung, Drogen- und / oder Alkoholexposition – Ver- Adipositas Paarproblematik Arbeitsbedingungen mals unter hohen Belastungen auf. Die Zahl von Kin- änderungen im Gehirn des Ungeborenen und infolge- Mangelernährung Gewalt Wohnsituation dern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft, die dessen psychopathologische Entwicklungsstörungen Nikotin u. a. Umwelt unter schwersten und / oder chronischen Erkrankun- wie Autismus, ADHS oder Schizophrenie verursachen Alkohol u. a. gen leiden, wächst stetig: Über 60 000 Kinder werden können. Diese Einflüsse können sich auf die Anato- u. a. jährlich in Deutschland zu früh geboren, 12 Prozent mie des Gehirns sowie die strukturelle oder funktio- der 0- bis 17-jährigen Kinder sind chronisch krank. nelle Konnektivität neuronaler Strukturen auswirken. Stress Ihre medizinische Versorgung ist in Deutschland gut, Soziale Interventionen sollten daher extrem früh – in dennoch sind viele Familien mit der Behandlung sowie Schwangerschaft und frühester Kindheit – einsetzen, ihren sozialen und psychischen Folgen überfordert. um die „angeborene“ Armut erfolgreich zu bekämpfen. Infektionen Der medizinische Fortschritt ermöglicht in Deutschland Untersuchungen von James Heckman4 legen nahe, immer mehr Kindern eine Heilung und somit ein Leben dass auch volkswirtschaftlich betrachtet Interventionen mit der Krankheit und / oder die Verlängerung des umso sinnvoller sind, je früher sie einsetzen. Gleichzei- Lebens. Extrem zu früh geborene Kinder überleben, tig verzeichnen die meisten Kommunen in Deutschland Kindern mit vielfältigen Behinderungen kann geholfen massiv steigende Ausgaben für Hilfen zur Erziehung. Gestationsdiabetes Mangelgeborenes Frühgeburt Fehlgeburt Fehlbildungen werden, die Heilungschancen bei Krebs sind teilweise Bundesweit haben die Jugendämter laut Statistischem auf über 80 Prozent gestiegen, Kinder mit fortschrei- Bundesamt 2019 knapp 55 Milliarden Euro für Einzel- tenden Krankheiten erreichen das Erwachsenenalter. und Gruppenhilfe sowie Einrichtungen der Jugendhilfe Diese Erfolge haben dazu geführt, dass die Zahl der ausgegeben. Im Vergleich zu 2009 entspricht dies Kinder mit erhöhtem Versorgungsbedarf zunimmt. einer Verdopplung der Ausgaben (um knapp 27 Milli- onen Euro).5 Das Risiko für Kinder aus psychosozial und / oder gesundheitlich hoch belasteten Familien, eine Kinder und Jugendliche werden hierzulande in Klini- Mütterliche Erhöhte perinatale Kindliche Erkrankungen, schwere, chronische oder psychische Krankheit oder ken, Rehabilitationszentren oder Spezialeinrichtungen Erkrankung Mortalität Entwicklungsstörungen gravierende Entwicklungsstörungen zu erleiden, ist im stationär medizinisch umfassend und intensiv nach Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erhöht2,3. höchsten medizinischen Standards behandelt. Viele Gleichzeitig sind in diesen Familien die Ressourcen zur fallen jedoch nach der Entlassung in ein „Versorgungs- Grafische Darstellung der Belastungsfaktoren Sicherstellung einer möglichst ungestörten Entwick- loch“. Gerade am Übergang von der Klinik nach Hause lung eines neugeborenen Kindes reduziert. Mögliche sind die Patientenfamilien bei der Krankheitsbewälti- diese anspruchsvolle und kräfteraubende Aufgabe mit der komplexen Behandlung sowie den sozialen Folgen für das Kind sind eine höhere Krankheitshäu- gung stark gefordert: Sie müssen Gefühle wie Angst, nicht (allein) zu bewältigen. Gerade in der Umgebung und psychischen Folgen der Krankheit ihres Kindes figkeit, eine höhere Sterblichkeit sowie eine Behinde- Schuld, Hilflosigkeit und / oder Wut bewältigen; sie des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift in überfordert. Medizinische Behandlungen und andere rung seiner intellektuellen, seelischen und körperlichen müssen die vielfältigen, teils sehr komplexen Thera- Hamburg-Rahlstedt leben viele Familien in prekären Hilfen können dann oftmals nicht umgesetzt werden. Entwicklung. pien verstehen und in ihren Alltag integrieren; sie müs- Verhältnissen. Diese Familien haben häufig geringere Der medizinische Behandlungserfolg ist gefährdet, sen das Leben aller Familienmitglieder (bezogen auf Ressourcen und sind nach der Klinikentlassung durch wiederholte Krankenhausaufenthalte drohen. Letztlich Empirische Erkenntnisse über den Zusammenhang Beruf, Schule, Freizeit) neu organisieren; sie müssen die Erkrankung, Behinderung und / oder besondere ist eine nicht gelingende ambulante Therapie auch mit zwischen Armut und Gesundheit lassen sich heute sich mit einer zunehmenden Bürokratie und sparsa- Pflegebedürftigkeit ihres Kindesakut überfordert. Die hohen Kosten für das Solidarsystem der Versicherten naturwissenschaftlich untermauern. Das Zusammen- men Kostenträgern auseinandersetzen.6 Gründe dafür sind vielfältig: Sie reichen von alleiner- verbunden. spiel von Genetik, Epigenetik und sozioökonomischen ziehenden Elternteilen über eine prekäre Wohn- und / Lebensumständen bewirkt zahlreiche, u. U. lebens- Insbesondere dann, wenn die familiären Ressourcen oder Finanzsituation bis hin zum Migrationshintergrund Familien benötigen daher ein verbindliches Case- lange gesundheitliche Konsequenzen. Die Zugehö- durch weitere gesundheitliche und / oder psychosozi- oder einer Erkrankung der Eltern. Am Übergang von Management, das sie bei der Umsetzung der notwen- rigkeit zu einer niedrigen sozialen Schicht ist weltweit ale Belastungen zusätzlich reduziert sind, ist jedoch stationärer zu ambulanter Therapie sind viele Familien digen Hilfen am Übergang von der stationären Behand- _________ _________ 2 Lenz, 2009. 7 Nach Goeckenjan et al, 2009, Soziales Risiko – geburtshilfliches Risiko? Gynäkologe. 42. (S. 102-110); Erläuterungen zur Abbildung: Adipositas = starkes 3 Dragano, Lampert & Siegrist, 2010. oder krankhaftes Übergewicht, Gestationsdiabetes = Schwangerschaftsdiabetes, perinatale Mortalität = Totgeburten und Todesfälle bis zum 7. Tag nach der 4 Heckman and Masterov, 2007, Early Childhood Development is a Smart Investment. The earlier the investment, the greater the return. Geburt pro 1000 Geburten. 5 Statistisches Bundesamt (Destatis), https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72050/umfrage/ausgaben-fuer-kinder--und-jugendhilfe-in-deutschland/ Abfrage vom 28.05.2021, 12:30 Uhr. 6 Businessplan Bundesverband Bunter Kreis e. V., Nachsorgemodell Bunter Kreis, 2014. 10 11
SeeYou lung zur häuslichen Umgebung unterstützt und durch ¡ So gibt es Familien, in denen primär kein Bewusst- Good-Practice-Kriterien12 für die Ausgestaltung entsprechender Angebote sind daher folgende: verlässliche Vernetzung mit der ambulanten medizini- sein für den eigenen Unterstützungsbedarf besteht. schen Versorgung den medizinischen Behandlungser- folg sichert. So wird mit und nach der Erkrankung eine ¡ Andere Familien erkennen zwar einen Unterstüt- Kriterien Erläuterungen möglichst gesunde Kindesentwicklung gefördert. zungsbedarf, wissen aber nicht, dass dieser zu decken ist. ¡ Einbindung von „Türöffner*innen“ mit besonderer Ver- Auch Familien ohne schwerwiegende Erkrankung trauensstellung bezogen auf die Zielgruppe (Hebammen, eines Kindes leiden jedoch oftmals unter schweren ¡ Manchmal scheitern Hilfen daran, dass Familien Finden eines systemati- Schwangerschaftsberater*innen) Belastungen. nicht wissen, wie (und wo) ihr Unterstützungsbedarf schen und umfassenden zu decken ist. Zugangs zu Zielgruppen ¡ Nutzung von etablierten Vorsorgestrukturen der medizinischen Versor- Die Notwendigkeit, diese Familien möglichst frühzeitig sowie Schaffung vernetzter gung; dabei ist relevant, dass von den Türöffner*innen keine Stigmati- zu erkennen und ihnen eine passgenaue Unterstüt- ¡ In anderen Fällen wiederum gibt es kein Angebot, Angebote sierung ausgeht zung aus den Frühen Hilfen zu vermitteln, ist hinrei- das ihren Unterstützungsbedarf deckt, oder die chend belegt.8 Angebote sind qualitativ und / oder quantitativ nicht ¡ Brückenbauen an System- und Angebotsgrenzen, dazu zählen Lotsen- dafür geeignet, den speziellen Unterstützungsbe- systeme, Präventionsketten und kommunale Netzwerke Gleichzeitig ist diese Aufgabe angesichts eines viel- darf zu decken. fältigen, oftmals unübersichtlichen Angebots an Frü- ¡ an die Bedarfe der Familien angepasste Angebotsvorhaltung, -gestal- hen Hilfen selbst für professionelle Helfer*innen sehr Somit kommt den Zugangswegen zu den Familien systematische tung und Information anspruchsvoll. In Hamburg gab es 2010 beispielsweise sowie den Möglichkeiten, diese zur Inanspruchnahme Belastungseinschätzung schon rund 400 Angebote der Frühen Hilfen.9 von Hilfen zu motivieren, eine herausragende Bedeu- und Bedarfsorientierung ¡ verbindliche Verfügbarkeit und Anwendung von Instrumenten zur tung zu.10 Bedarfseinschätzung ¡ Das vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) beschriebene Präventionsdilemma (Seite 13) stellt „Der beste Weg, um Kinder vor Vernachlässi- ¡ eine Geh- statt Komm-Struktur, d. h. eine aufsuchende Arbeits- ein Modell für die Erklärung dessen dar, warum gung zu schützen, ist unumstritten der einer weise (Familienhebammen / Familien-Gesundheits- und Familien mit einem psychosozialen Unterstützungs- Früherkennung und von Frühen Hilfen“, sagen niedrigschwellige Kinderkrankenpfleger*innen (FGKiKP); Familienpat*innen) bedarf nicht die erforderliche Unterstützung erhal- Kinderschutzexpert*innen weltweit.11 Arbeitsweise ten: ¡ sozialräumlich (Setting-Ansatz13; Familienzentren) ¡ Schaffung von mehr handlungs- als gesprächsorientierten Angeboten _________ 8 Geeraert, 2004. Partizipation ¡ Einbeziehung und hoher Grad an Beteiligungsmöglichkeiten für die 9 Pawils, 2010. 10 „Geeignete Zugangswege zu schaffen stellt eine der größten Herausforderungen für die Forschung als auch für die Praxis in der Prävention und Zielgruppe Gesundheitsförderung dar.“ (Walter & Jahn, 2015: „Zielgruppen erreichen – Zugangswege gestalten“). 11 Helmig, 2006. ¡ auf vorhandenen Stärken und Ressourcen aufbauen Empowerment ¡ Hilfe zur Selbsthilfe, Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung und dadurch der eigenen Handlungskompetenz hin zum selbstbestimmten Handeln ¡ Förderung von Potenzialen und Ressourcen (anstatt Fokussierung auf Von besonderer die Defizite) Bedeutung ist eine wertschätzende Haltung ¡ Zusammenarbeit auf Augenhöhe (keine Bevormundung) der Fachkräfte gegenüber den Eltern ¡ Authentizität ¡ Überwindung soziokultureller Unterschiede _________ 12 Nach M. Paul, NZFH 2019. 13 Der Setting-Ansatz nimmt die Lebenswelten von Menschen und damit die Bedingungen in den Blick, unter denen Menschen spielen, lernen, arbeiten und wohnen. 12 13
SeeYou 1.4.2 Ursachen-Folgen-Kette des gesellschaftlichen Problems im Überblick Ursachen Systematische Verfahren zur Ansprache und Vermitt- Ergänzend dazu werden Lotsendienste auch auf Bun- Jedes Jahr sind in ganz Deutschland mehr als 40 000 Familien20 mit einer neuen schweren Erkrankung lung von psychosozial belasteten Familien aus dem desländerebene als förderfähig ausgewiesen, so z. B. ihres Kindes und somit einem grundlegenden Eingriff in ihren Alltag konfrontiert. Der medizinische Fort- Gesundheitswesen heraus sind notwendig und hilf- im Rahmen der „Landesförderung Frühe Hilfen, Prä- schritt ermöglicht zugleich immer mehr Kindern eine Heilung und dadurch ein Leben mit der Krankheit bzw. reich – diese Aussage gilt mittlerweile als Konsens. vention und Kinderschutz in Hessen“. die Verlängerung des Lebens. Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf, zahlreiche weitere Erfahrungen von SeeYou in Hamburg und Zahlen des Familien leiden unter schwerwiegenden psychosozialen Belastungen. Qualitätsverbunds Babylotse e. V. in Deutschland zei- Trotz dieser optimistisch stimmenden Trends ist das Für viele Probleme stehen zwar wirkungsvolle Hilfen zur Verfügung, aber das Präventionsdilemma, stark gen, dass rund ein Viertel der jungen Familien einen Hauptproblem einer flächendeckenden Regelfi- versäulte Hilfesysteme und hohe Barrieren der Inanspruchnahme verhindern, dass komplexe Unterstüt- erhöhten Beratungsbedarf rund um die Geburt haben, nanzierung von Lotsendiensten weiter ungelöst, zungsbedarfe gedeckt werden. Tendenz steigend.14 67,1 Prozent der vom NZFH außerdem fehlen verbindliche, einheitliche Quali- befragten Geburtskliniken gaben an, dass der Anteil an tätsstandards. SeeYou setzt sich auf verschiedenen Sozialmedizinische Babylotse: Transfer: psychosozial belasteten Familien zugenommen hat.15 Ebenen dafür ein, Nachsorge: Dieser Trend wird in Großstädten und städtischen Krei- ¡ In der Kinderklinik fehlt oft ¡ Viele Familien leiden unter Es fehlen sen zugleich deutlich stärker wahrgenommen als in ¡ eine regelhafte, flächendeckende Finanzierung, eine systematische Erfas- hohen psychosozialen und ¡ ein gesetzlicher Auftrag für ländlichen und dünn besiedelten Gebieten. sung von biopsychosozialen gesundheitlichen Belastungen. das Gesundheitssystem zur Krankheitsfolgen (International Einführung von Lotsendiens- ¡ einheitliche Qualitätsstandards, ¡ Zahlreiche Barrieren ver- classification of functioning, ten, Die praktischen Erfahrungen von SeeYou mit der hindern die frühzeitige und Ansprache von Kliniken, Jugendhilfeträgern und ¡ eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Qualität disability and health). ¡ eine Regelfinanzierung für nachhaltige Inanspruchnahme Kommunen decken sich auch hinsichtlich der Nach- sowie ¡ In der Gesellschaft mangelt von Hilfen. diese Leistung und frage nach Lotsendiensten mit den Erkenntnissen des es an einer Berücksichtigung ¡ Qualitätsstandards für alle ¡ Daraus erwächst eine „Verer- NZFH. Übereinstimmung zwischen Forschung und ¡ den Know-how-Transfer der Zusammenhänge von Lotsendienste. bung“ der in Armut aufwach- Praxis besteht auch darin, dass sich sowohl für die Gesundheit und psychosozia- senden Kindern und Jugend- Geburtsklinik als auch die entsprechend versorgten für Lotsendienste sicherzustellen sowie zu verstetigen len Rahmenbedingungen und lichen sowie eine erhöhte Familien Vorteile ergeben: Die Überleitung in externe und somit allen interessierten Akteur*innen zur Verfü- ¡ an der Finanzierung von koor- Morbidität und Mortalität Unterstützungsangebote gelingt besser und häufiger,16 gung zu stellen. Von den rund 660 Geburtskliniken in dinierenden und vernetzenden dieser Gruppen (Zusammen- die Zusammenarbeit mit Externen verbessert sich, die Deutschland gab es laut Milupa-Liste 2019 zum Jah- Leistungen. hang zwischen Armut und Zufriedenheit der Mitarbeitenden in den Geburtsklini- resende 360 Geburtskliniken mit jeweils mehr als 800 Gesundheit). ken sowie der (werdenden) Eltern ist deutlich größer Geburten jährlich. Nach Abzug derjenigen Kliniken, Gesellschaftliches Problem und das Image der Klinik profitiert durch den Einsatz die ein systematisches, qualitätsgestütztes Programm von Lotsendiensten.17,18 wie Babylotse, „Kinderzukunft NRW“ oder „Landespro- Die Entwicklungschancen von Eine flächendeckende Einführung gramm Frühe Hilfen (Saarland)“ einsetzen, ergibt sich Der medizinische Behandlungser- Kindern und Jugendlichen sind von Lotsendiensten zur Sicher- Gleichzeitig befördern neue Finanzierungsmöglich- ein Ausweitungspotenzial im Umfang von 70 bis 100 folg ist gefährdet. stark von ihren gesundheitlichen stellung bedarfsgerechter, früher keiten diese Entwicklung: Seit Anfang 2018 werden in Kliniken.19 und psychosozialen Aufwachsens- und zielgerichteter Hilfen wird den Leistungsleitlinien der Bundesstiftung Frühe Hil- bedingungen abhängig. verhindert. fen explizit Lotsendienste im Förderbereich „Angebote Folgen für Kinder, Familien und die Gesellschaft und Dienste an den Schnittstellen der unterschiedli- chen Sozialleistungssysteme“ als förderfähig benannt. ¡ Rückfälle und neue Erkran- ¡ Die Wahrscheinlichkeit von ¡ Psychosoziale Bedarfe von kungen mit der Gefahr eines chronischen Erkrankungen Familien werden nicht überall „Drehtüreffekts“ drohen, des Kindes und gravierenden gleichermaßen erkannt. _________ Entwicklungsstörungen steigt. 14 Auszug aus den vorl. Kennzahlen Qualitätsverbund Babylotsen Deutschland 2020: Bei 27 Prozent der Entbindungen ergab sich ein Beratungsfall, davon ¡ die Wahrscheinlichkeit einer ¡ Es kommt zur Fehlallokation waren 7 Prozent Intensivfälle mit komplexen Problemlagen und multiplen Überleitungen. 15 Renner & Scharmanski: Die Geburtsklinik in den Frühen Hilfen. Anlage und erste Ergebnisse des ZuFa-Monitorings (Zusammen für Familien) des NZFH. Überforderung der Familie ¡ Die Chancen auf eine alters- der Frühen Hilfen. Vortrag bei dem Workshop „Sozialdienst im Krankenhaus und Frühe Hilfen“ am 07.02.2018 in Köln. steigt, gerechte Teilhabe sinken. 16 Ausnahmen sind die Fälle, in denen das Jugendamt eingeschaltet wird. ¡ Daher kann keine Chancen- 17 Renner & Scharmanski (2019): Ergebnisse aus dem Studienzyklus „Zusammen für Familien“ (ZuFa-Monitoring Gesundheit und Frühe Hilfen) durch das ¡ die Chancen des Kindes auf gleichheit für ein gesundes Nationale Zentrum Frühe Hilfen. Vortrag „Bundesweite Befragung von Geburtskliniken“ bei dem Experten-Workshop zu den Qualitätskriterien von Lotsen- diensten Frühe Hilfen am 22.01.2019 in Köln. eine gesunde Entwicklung Aufwachsen aller Kinder her- 18 51,2 Prozent der Befragten fühlen sich gut oder sehr gut entlastet durch die Betreuung von Familien mit psychosozialem Unterstützungsbedarf. sinken. gestellt werden. 78 Prozent der Befragten halten Babylotsen für gut oder sehr gut in ihre Praxen- oder Klinikabläufe integriert (Einweiserbefragung von SeeYou, 05.01. – 31.01.2018). 19 4,5 Prozent der Kliniken haben die Einrichtung einer speziellen Funktion für Frühe Hilfen konkret in Planung, weitere 18,1 Prozent sind konkret in Planung. Von den 24,5 Prozent der Kliniken, die bereits eine Lösung haben, könnten weitere 10 Prozent an einer qualitativen Weiterentwicklung in Fehlende Präventionsketten führen zu gesundheitlichen, sozialen sowie psychischen Folgeschäden und Richtung Babylotse interessiert sein. Renner & Scharmanski (2018): Die Geburtsklinik in den Frühen Hilfen. Anlage und erste Ergebnisse des ZuFa-Monitorings. verursachen so hohe Folgekosten. Die Familien sind in ihrer sozialen Teil-habe und ihrer Arbeitsfähig- keit eingeschränkt. Die Ausgrenzung psychosozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen verschärft sich dadurch weiter. _________ 20 https://www.bunter-kreis-deutschland.de. 14 15
SeeYou Fehlende Präventionsketten führen zu gesundheitli- Hamburger Landesinitiative „Guter Start für Hamburgs chen, sozialen sowie psychischen Folgeschäden und Kinder“ ergänzt und in eine Präventionskette integriert. verursachen so hohe Folgekosten für das Solidarsys- Die zentralen Ziele der Frühen Hilfen als Präventions- tem. Die Familien sind in ihrer sozialen Teilhabe und kette22 folgen als Überblick: ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt. Die Ausgrenzung psychosozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen ¡ Erkennen von Schwangeren / Müttern und Vätern verschärft sich dadurch weiter. mit psychosozialem Unterstützungsbedarf in der Geburtsklinik durch Mitarbeiter*innen der Klinik; 1.5 Bisherige Lösungsansätze ¡ Klärung von deren Hilfebedarf in der Klinik durch In Hamburg und Umgebung gibt es zahlreiche Hilfen, Fachpersonal der Babylotsen Hamburg; der Patient*innen hinaus andere Faktoren in den Blick ¡ fehlender oder unzureichender Nutzung der Kom- Pflegedienste und Selbsthilfegruppen für Familien mit zu nehmen, die für ein gesundes Aufwachsen des Kin- petenzen der Mitarbeitenden des Gesundheitssys- kranken, behinderten oder anderweitig besonders pfle- ¡ mit Einverständnis der Mütter / Eltern Überleitung des erforderlich sind. So sollen die Hamburger Kran- tems hinsichtlich der Ansprache auf psychosoziale gebedürftigen Kindern. Auch die Mütterberatung und zum regionalen Familienteam, dort Identifizierung kenhäuser nach der letzten Änderung des Hamburgi- Bedarfe und die Frühen Hilfen haben die kleinen Kinder im Fokus. des Hilfebedarfs und ggf. Vermittlung ins Hilfesys- schen Krankenhausgesetzes (§ 6 c) vom 29.12.2014 Der schulärztliche Dienst ist in den Schulen präsent. tem (passgenaue Hilfe); an der Erfüllung der Aufgaben im Rahmen der Frühen ¡ fehlendem oder unzureichendem Zusammenwirken Setting-bezogene Angebote spielen eine große Rolle Hilfen entsprechend § 3 des Gesetzes zur Kooperation des Gesundheitssystems und der Frühen Hilfen auf- für die Erreichbarkeit der Zielgruppen. Krippen, Kinder- ¡ aufsuchende Arbeit, bedarfsgerechte Begleitung und Information im Kinderschutz mitwirken. grund unterschiedlicher gesetzlicher und fachlicher gärten und Schulen sind weitere Orte, wo Kinder (und der Familie sowie Hinwirken auf die Teilnahme an Historie sowie deren Eltern) erreicht werden können. Über 300 sozi- Kinderfrüherkennungsuntersuchungen; Ein weiterer Ansatz des Gesundheitswesens, um alräumliche Angebote der Familien- und Jugendhilfe Familien frühzeitig passgenaue Hilfen anzubieten, ¡ fehlender oder unzureichender bundesweiter ver- führen jährlich ca. 6 000 individuelle Unterstützungen ¡ Vernetzung der Familien mit Eltern-Kind-Zentren wird in Form von interprofessionellen Qualitätszirkeln bindlicher gesetzlicher Vorgaben inklusive einer durch, 20 000 Nutzer*innen nehmen offene Angebote und in der Folge mit Kitas zur Fortsetzung der Unter- Frühe Hilfen (IQZ FH) verfolgt. Diese bieten ein Forum regelhaften Refinanzierung. wahr.21 Wichtige Dienstleister*innen im Gesundheits- stützung. für den Austausch und die Vernetzung von Fachkräf- system sind auch die allerdings sehr knappen ambu- ten des Gesundheitswesens sowie der Kinder- und Bundesweit gibt es eine Reihe von Initiativen, die sich lanten Pflegedienste und Nachsorge-Hebammen. Dadurch sind die Babylots*innen in den Hamburger Jugendhilfe, um Familien zu einem frühen Zeitpunkt für eine systematische und verbindliche Vernetzung Geburtskliniken zu einem Kernelement des Landes- Hilfe durch die koordinierte Zusammenarbeit beider von Gesundheitssystem und Frühen Hilfen engagie- Neben der Stiftung SeeYou gibt es weitere Ange- konzeptes geworden. Ein weiteres Kernelement bilden Systeme anzubieten. ren, sich allerdings inhaltlich in relevanten Punkten bote der Nachsorge nach dem Modell Bunter Kreis in die regionalen Familienteams. unterscheiden. Dazu gehören „Kinderzukunft NRW“ Hamburg: „Kinderlotse e. V.“ am Universitätsklinikum Doch trotz dieser vielen sehr wichtigen und wirksa- in Nordrhein-Westfalen, „Guter Start ins Kinderleben“ Eppendorf (UKE) und „Leuchtturm Hamburg e. V.“ am Der dritte Baustein sind die regionalen Netzwerke im men Angebote sowie überzeugender Ergebnisse aus in Rheinland-Pfalz, „das Landesprogramm Frühe Hil- Altonaer Kinderkrankenhaus. Stadtteil. Hier arbeiten die Familienteams zusammen der Forschung, welche die Effektivität und Effizienz fen“ im Saarland, das Lotsensystem im Ortenaukreis, mit Schwangerenberatungsstellen, Eltern-Kind-Zen- von Frühen Hilfen und Früherkennungssystemen ein- Baden-Württemberg, sowie das Projekt „Von Anfang Auch für psychosozial belastete Familien gibt es zahl- tren, Elternschulen, Familienbildungsstätten, Früh- drucksvoll belegen,23 gelingen die flächendeckende an. Gemeinsam.“ des Deutschen Caritasverbandes. reiche lokale Unterstützungsangebote für Schwan- förderstellen, Hebammen, Ärzt*innen und weiteren Früherkennung und Intervention in der Praxis noch Bundesweite Skalierungsbemühungen sind bei diesen gere und junge Familien mit Kindern im Alter von null Fachleuten aus dem Wohnquartier. In allen sieben nicht in hinreichendem Maße. Gründe hierfür sind u. a. eher regionalen Ansätzen nicht zu erkennen. Die inter- bis drei Jahren (Frühe Hilfen) in Hamburg. Zu diesen Hamburger Bezirken organisieren Netzwerkkoordi- unzureichende Ressourcen und ein nicht systemati- professionellen Qualitätszirkel sind ein gleichfalls sehr Angeboten zählen u. a. (Familien-)Hebammen, die nierende das Zusammenwirken der regionalen Netz- sches Vorgehen bei der Bedarfserkennung. Gerade geeignetes Verfahren, um die Zusammenarbeit zwi- Mütterberatungsstellen der Gesundheitsämter, Eltern- werke. die Familien, die am dringendsten Unterstützung benö- schen Gesundheitssystem und Frühen Hilfen zu ver- Kind-Zentren bzw. Familienzentren. tigen, finden aufgrund von Unwissenheit, Schwellen- bessern, stehen zugleich nicht in Konkurrenz zu den Das Bundeskinderschutzgesetz bezieht bislang nur angst und anderem den Weg zu den Hilfsangeboten Lotsendiensten, sondern ergänzen sich mit Letzteren Auf der Basis des Bundeskinderschutzgesetzes wur- unzureichend die Akteur*innen aus dem Gesundheits- häufig schwer oder gar nicht. gegenseitig hervorragend. den präventive Versorgungsstrukturen für (werdende) system ein. Daher weist in Hamburg die Landesgesetz- Familien auf- und ausgebaut sowie verbindliche regi- gebung den Krankenhäusern bereits über das Landes- Nach Überzeugung und Erfahrung aus inzwischen über onale Netzwerkstrukturen geschaffen. In Hamburg krankenhausgesetz gezielt die Verpflichtung und die zehnjähriger Durchführung des Programms Babylotse wurden so die bestehenden Angebote im Zuge der Befugnis zu, über die rein medizinische Versorgung liegt dies jedoch insbesondere an: _________ _________ 21 Bericht der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration 2017: Lebenslagenbericht „Familien in Hamburg“, 23 Geeraert, 2004. www.hamburg.de/familie. 22 Ergänzung der Stellungnahme des Senats zu dem Ersuchen der Bürgerschaft vom 25. Oktober 2011 „Verbindliche Vorsorgeuntersuchungen für Kinder (U-Untersuchungen) wirksam mit einem System Früher Hilfen verbinden“ – Drucksache 20/1939. 16 17
Nachsorge Mit Gründung der Stiftung Sozialmedizinische Nachsorge Die Diabetesnachsorge wird mit startet die Sozialmedizinische von SeeYou wird durch den Geschwisterkindprogramm Unterstützung des Lions Club Lüneburg- Nachsorge für Früh- und Bundesverband Modell Bunter Ich Auch erhält den Förderpreis Ilmenau auf den Raum Lüneburg kranke Neugeborene. Kreis akkreditiert. der FamilienBande. ausgeweitet. 2003 2005 2007 2018 2020 Idee für Nachsorge entsteht im 2004 Auch Kinder mit Diabetes mellitus 2006 Start des Projekts Ich Auch für 2013 Sozialmedizinische Nachsorge 2019 Start der kostenlosen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift. Typ I erhalten eine Nachsorge. Geschwister von erkrankten durch SeeYou wird am Marien- Pflegekurse (familiale Pflege). Vorbild ist das Modell Kindern. krankenhaus ausgebaut dank Bunter Kreis. der Förderung des Hamburger Spendenparlaments. 2 – Unsere Angebote Die Stiftung SeeYou leistet Nachsorge nach dem zu ermöglichen. So werden wiederholt systematische 2.1 Die Sozialmedizinische Nachsorge den negativen Gesundheitsfolgen für das betroffene Modell Bunter Kreis und setzt das in der Stiftung ent- und verbindliche Brücken zwischen dem Gesundheits- Kind führen. wickelte Programm Babylotse in Hamburg in Geburts- system und anderen sozialen Sicherungssystemen 2.1.1 Intendierte Wirkungen der Nachsor- kliniken und Arztpraxen um. Darüber hinaus engagiert errichtet sowie geeignete, niedrigschwellige und nicht ge auf direkte und indirekte Zielgruppen Die systemische Wirkung (Impact) lässt sich an der sich SeeYou dafür, dass das Programm Babylotse stigmatisierende Zugangswege gerade zu hoch belas- Stärkung der familiären Kompetenzen, einer verbes- bundesweit eingeführt wird. teten Familien geschaffen. Die Stiftung verfolgt mit ihrem Angebot der Sozialme- serten Teilhabe der Kinder, z. B. in Form der erfolgrei- Detaillierte Informationen zur Wirkung der Baby- dizinischen Nachsorge nach dem Modell Bunter Kreis chen Integration in das Bildungssystem (Kita, Schule) Im Rahmen der Nachsorge erfolgt eine aufsuchende lots*innen finden Sie ab Seite 28. das Ziel, den medizinischen Behandlungserfolg durch und dadurch gerechterer Aufwachsensbedingungen und beratende Begleitung von Familien mit zu früh oder Sicherstellung der ambulanten medizinischen Thera- für diese Kinder erkennen. krank geborenen, chronisch kranken oder schwerst- Die Stiftung SeeYou unterstützt in ganz Deutschland pie sowie die Stabilisierung von Familien in einer kriti- kranken Kindern und Jugendlichen im Anschluss an Geburtskliniken, Arztpraxen, Jugendhilfeträger und schen Lebensphase sicherzustellen. Zielgruppe der Sozialmedizinischen Nachsorge sind einen Krankenhausaufenthalt. Ein Ziel ist die Sicher- Kommunen bei der Einführung des Programms Baby- Kinder und Jugendliche nach ihrer Entlassung aus der stellung des medizinischen Behandlungserfolgs durch lotse. Dazu bietet die Stiftung ein umfangreiches Ent- Die passgenauen und wirkungsvollen Hilfen, die erfor- Klinik oder Rehabilitationseinrichtung. Vor allem sehr Anleitung, Motivation und Vernetzung. Ein wesentlicher wicklungs- sowie Qualifizierungs- und Beratungsange- derlich sind, um eine gesunde Kindesentwicklung zu kleine Frühgeborene und kranke Neugeborene sowie Teil der Nachsorge ist die Sozialmedizinische Nach- bot an. Das bundesweite politische Engagement der befördern, erreichen die Kinder so früh wie möglich. Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus wer- sorge gemäß § 43 (2) Sozialgesetzbuch V (SGB V). Stiftung unterstützt außerdem unsere Mission. Die Nachsorge ist dann erfolgreich, wenn eine Teilhabe den unterstützt. Darüber hinaus können andere akut Lesen Sie mehr über unser Angebot der Nachsorge ab Erfahren Sie mehr über die bundesweite Verbreitung der betroffenen Kinder und eine weitestgehend unge- und schwerst erkrankte Kinder und Jugendliche – wie Seite 19 dieses Berichts. des Programms Babylotse ab Seite 38. störte Entwicklung gesichert werden. Auch aus einer schwer brandverletzte Kinder, Kinder mit schweren gesamtgesellschaftlichen Public-Health-Perspektive Atemwegs- und Infektionserkrankungen, Kinder mit Das Programm Babylotse richtet sich an junge Fami- ist der nachhaltige Erfolg einer teuren und qualitativ neurologischen Erkrankungen sowie kinderchirurgi- lien in der Schwangerschaft und frühen Kindheit. Das Ziel der Sozialmedizinischen Nachsorge ist hochwertigen Krankenhaustherapie ein wichtiges Ziel. sche Patient*innen, insbesondere mit Gesichtsfehl- Speziell qualifizierte Babylots*innen beraten Familien die Erhaltung des medizinischen Behandlungs- Die Implementierung der Nachsorgeeinrichtung im kli- bildungen, und Neugeborene mit Trisomie 21 – vom bereits in der Frauenarztpraxis bzw. der Geburtsklinik, erfolges durch Sicherstellung der ambulanten nischen Entlassungsmanagement soll zudem zu einer Angebot der Nachsorge profitieren. um frühzeitig psychosoziale Belastungen zu erkennen medizinischen Therapie sowie die Stabilisierung höheren Sensibilität für die Bedeutung von psychoso- Die Nachsorge schließt die Lücke zwischen stationärer und eine erfolgreiche Vermittlung an geeignete Hilfen von Familien in einer kritischen Lebensphase. zialen Belastungen der Familie und daraus resultieren- und ambulanter Behandlung. 18 19
Nachsorge in den Familien Nachsorge Unterstützen Im Rahmen der Sozialmedizinischen Nachsorge wer- gungsangebote darzustellen und den Kontakt zu wei- Erkennen Klären Vernetzen Evaluieren Unterstützung und Anleiten Begleitung/ den mit der Familie und externen beteiligten Institutionen teren Leistungserbringer*innen anzubahnen. (Hebammen, Pädiater*innen, Physiotherapeut*innen, Diabetolog*innen, Psycholog*innen, Ämtern und Anleitung und Motivation, u. a. zur Durchführung der Behörden) Ziele und Maßnahmen erarbeitet, die im Behandlung und Inanspruchnahme verordneter Maß- weiteren Verlauf überprüft und ggf. angepasst werden. nahmen sowie zur Förderung des Krankheitsverständ- Die aufsuchende Hilfe schafft ein hohes Maß an Ver- nisses. trauen. Der Einblick in die häusliche Umgebung erlaubt neben der Einschätzung der Lebensumstände eine Methodisch erfolgt die Hilfeleistung durch das Case- Aufsuchende erweiterte Beobachtung der Interaktionen in der Fami- Management mit den Merkmalen der Bedarfs-, Fami- lie sowie die Erfassung weiterer Belastungsfaktoren. lien- und Ressourcenorientierung, Ganzheitlichkeit, Entlassung des Assessment der Betreuung der Nachhaltige Beratung, Evaluation der Kindes mit Ressourcen und des Familien nach der Empfehlung, Wirkung und Wissenschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeit. Im Umfeld Nachsorgebedarf aus Hilfebedarfs der Entlassung. Je nach Überleitung an Patientenzufrieden- Die Betreuung erfolgt schwerpunktmäßig im häusli- der Familie bereits verfügbare Hilfsangebote werden der Klinik steht kurz Familien für einen Bedarf mit Anleitung, passgenaue Angebote heit. bevor. gelingenden Alltag. Schulung, des Gesundheits- und chen Bereich. Die Eltern erhalten umfassende Unter- vernetzt, fehlende Maßnahmen durch Aufbau entspre- Unterstützung und Sozialsystems. stützung bei der medizinischen Therapie ihres Kin- chender Angebote ergänzt. Die Methode des Case- Begleitung. des, z. B. werden sie bei der Medikamentengabe oder Managements gliedert sich in die Teilprozesse Intake, Ernährung ihres Kindes angeleitet oder die Mitarbei- Assessment, Hilfeplanung, Durchführung, Monito- Der Prozess der Sozialmedizinischen Nachsorge (eigene Darstellung) tenden von SeeYou erklären komplexe medizinische ring und Evaluation, die nachfolgend einzeln erläutert Interventionen wie die Bedienung einer Insulinpumpe. werden. Auch der sichere Umgang mit einem Heimmonitor wird eingeübt. Die Familien erhalten außerdem Unterstüt- 2.1.2.1 Intake Die Stiftung SeeYou verfolgt das Ziel, allen Familien enthaltes aktiv in das Entlassungsmanagement einge- zung bei sozialen Fragen wie der Beantragung eines mit sozialmedizinischem Nachsorgebedarf ein ent- bunden werden. Pflegegrades oder Schwerbehindertenausweises. Der Kontakt zu den betroffenen Familien wird, erleich- sprechendes Angebot bei deren Entlassung aus dem Weitere wichtige Teile der Nachsorge sind Vernet- tert durch die räumliche und persönliche Nähe zwi- Wilhelmstift zu unterbreiten. Auch Patient*innen aus Nach der Entlassung aus der Krankenhausbehand- zung und Anbindung im Gesundheitssystem; nieder- schen Stiftung und Kinderkrankenhaus, rasch und anderen Kliniken, die im Einzugsbereich der Stiftung lung betreuen die Nachsorgemitarbeiter*innen die gelassene Kinderärzt*innen, Frühförderstellen oder niedrigschwellig angebahnt. Im Rahmen eines Konsils SeeYou wohnen, können Unterstützung erhalten. Patient*innen und ihre Familien im Wesentlichen auf- Physiotherapeut*innen sind zu finden. Das Gedeihen wird der Auftrag zur Sozialmedizinischen Nachsorge Zeigt sich bei Kindern, die im Kinderkrankenhaus Wil- suchend in ihrem persönlichen Umfeld. Sie leiten an, des Kindes wird sorgfältig beobachtet. Regelmäßi- in der Regel schon während des Klinikaufenthaltes helmstift oder in kooperierenden Kliniken behandelt vernetzen zu Versorgungseinrichtungen, welche die ges Wiegen bei Säuglingen gehört dazu. Eine gute erteilt. Patient*innen / Familien mit anderen Bedarfen werden, ein komplexer Interventionsbedarf bei gleich- die Betreuung ggf. langfristig sicherstellen, und moti- Eltern-Kind-Bindung wird gefördert. Die Leistung wird werden von der Klinik, z. B. dem Kliniksozialdienst, mit zeitig ungünstigen Umweltbedingungen, wird rechtzei- vieren die Familien zur Inanspruchnahme der verord- durch ein multiprofessionelles Team erbracht, sodass anderen Hilfseinrichtungen vernetzt. tig vor der Entlassung (maximal fünf Tage) durch die neten Leistungen. unterschiedlichste Bedarfe von Familien erkannt sowie behandelnden Ärzt*innen Sozialmedizinische Nach- angesprochen und geeignete Hilfen initiiert werden sorge verordnet. Die Nachsorge endet dann, wenn die Familie die not- können. 2.1.2.2 Assessment wendige Versorgungskompetenz aufgebaut hat und 2.1.2 Unser Lösungsansatz der Sozial- die Vernetzung zu den benötigten Hilfseinrichtungen Zur Förderung der kognitiven, emotionalen, sozialen Meist noch während der stationären Behandlung erfol- medizinischen Nachsorge erfolgt ist, in der Regel innerhalb von zwölf Wochen und verhaltensbezogenen Kompetenzen im Umgang gen eine umfassende Familienanamnese sowie eine nach der Entlassung aus der Klinik. mit den Anforderungen aus Krankheitssituation und Analyse der Situation der Familie und des Unterstüt- Gleichzeitig mit dieser Verordnung durch die behan- Behandlung sowie zur Stärkung der familiären Selbst- zungsbedarfes. Dies erfolgt unter der Berücksichti- delnden Klinikärzt*innen beantragt die Familie bei der Die Sozialmedizinische Nachsorge stellt den reibungs- versorgungskompetenz werden folgende Prozesse gung der vorhandenen und zu fördernden Ressourcen. Krankenkasse diese Leistung. losen Übergang aus der Klinik in die häusliche und sichergestellt: ambulante Versorgung sicher. Die räumliche Nähe der Analyse des Unterstützungsbedarfs, d. h. Erstellung Dieses Assessment erfolgt unter Berücksichtigung Die Krankenkasse genehmigt die Sozialmedizini- Stiftung SeeYou zum Kinderkrankenhaus Wilhelmstift eines Hilfeplans unter Berücksichtigung der familiären der notwendigen Versorgungsmaßnahmen für das sche Nachsorge nach Möglichkeit innerhalb von vier sorgt für eine enge Zusammenarbeit mit dem Kranken- Situation sowie des Lebenskontextes von Patient*innen akut / chronisch kranke Kind und der Auswirkungen Arbeitstagen und beauftragt SeeYou mit der Leistungs- haus und einen reibungslosen Informationsfluss. Die und ihren Angehörigen. von bestehenden psychosozialen Problemen auf die erbringung. Die Stiftung kann zur Analyse des Unter- Pflegekräfte sind z. T. sowohl in der Klinik als auch bei Behandlung. Parameter wie Selbstversorgungskom- stützungsbedarfs und der Erstellung eines Hilfeplans SeeYou tätig, was den Aufbau einer vertrauensvollen Zur Koordinierung der verordneten Leistungen petenz, Eltern-Kind-Interaktion sowie der Grad der vor- auch schon in den letzten Tagen des stationären Auf- Beziehung zu den Familien ermöglicht. gehört es u. a., den Familien die regionalen Versor- handenen Vernetzung werden ermittelt. 20 21
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