ZAHNÄRZTEBLATT 01 - KOOPERATIONSVERTRÄGE - KZV Schleswig-Holstein
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ZAHNÄRZTEBL AT T der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein 01 2020 VERTRAG gem. § 119b Abs. 1 SGB V KOOPERATIONSVERTRÄGE Wichtiger Beitrag für zahnärztliche Betreuung in Pflegeheimen
Z A H N Ä R Z T E B L AT T SCHLESWIG-HOLSTEIN ED I TO R I A L INHALT DIE ZUKUNFTSFR AGEN DER Z AHNÄRZ TE EDITORIAL 3 KO O P E R AT I O N S V E R T R ÄG E 4 Weihnachten ist vorbei, und wahr- Bei den Problemen um die Konnek- EFFEKTIVE ZAHNÄRZTLICHE BETREUUNG scheinlich hatten nur wenige Zahn- toren in den Praxen, zugelassen von der IN PFLEGEEINRICHTUNGEN ärztinnen und Zahnärzte das Buch von gematik unter Aufsicht des Ministers, FORTBILDUNG DER KZV SCHLESWIG-HOLSTEIN: 6 Jens Spahn „App vom Arzt: Bessere sieht er die Praxen in der Pflicht, ge- TSCHÜSS DISKETTE UND PAPIER – Gesundheit durch digitale Medizin“ nauso wie bei der Datensicherheit am WILLKOMMEN ONLINE-EINREICHUNG! (2016) unter dem Weihnachtsbaum. und um den Konnektor. Dabei deckte Dieses Buch können wir als gesund- der Chaos Computer Club (CCC) über A L S KO O P E R AT I O N S Z A H N A R Z T I M P F L E G E H E I M 7 heitspolitisches Glaubensbekenntnis die Feiertage erhebliche Sicherheits- „FÜR UNS IST DAS IMMER EINE BEREICHERUNG“ Spahns verstehen. 20 Gesetze in nur lücken beim Ausgabeprozess des S PA H N Z U G A ST B E I D E R 20 Monaten stellen seine Aktivität ein- E-Arztausweises und der SMC-B auf, Foto: Thomas Eisenkrätzer KZBV-VERTRETERVERSAMMLUNG 10 drucksvoll unter Beweis. Datenschutz, die in der Verantwortung Spahns und STÄRKUNG DER SELBSTVERWALTUNG?! Kosten und Nachhaltigkeit stehen bei seiner Behörde liegen. Die KZBV ist Herausgeber: Kassenzahnärztliche Vereinigung und H E R B E R T- L E W I N - P R E I S V E R L I E H E N 13 seinen Überlegungen erst an zweiter laut Spahns „Digitale-Versorgung-Ge- Zahnärztekammer Schleswig-Holstein „FESTE BANK GEGEN DAS VERGESSEN“ oder dritter Stelle. Für Datenschutz setz“ aufgefordert, zusammen mit Redaktion: fühlt er sich nicht zuständig, die Kos- dem BSI Datensicherheitsrichtlinien Zahnärztekammer: VERTRETERVERSAMMLUNG DER KZBV IN BERLIN 14 ten sollen andere tragen und wenn für die Praxen zu schaffen. Das heißt Dr. Claudia Stange (verantw.) TI, MVZS, FRAUENFÖRDERUNG: seine Gesetze handwerkliche Fehler im Klartext: Neue Verordnungen, Michael Fischer WEICHENSTELLUNG FÜR DIE ZUKUNFT haben, kann man ja nachkorrigieren. neue Auflagen, neue Investitionen in www.zaek-sh.de Kassenzahnärztliche Vereinigung: GOZ 18 Der Minister möchte sich als „Macher“ den Praxen und vermutlich neue Sank- Ergänzung des Gesundheitsmarktes Peter Oleownik (verantw.) „WIR BRAUCHEN EINE ZEITGEMÄSSE profilieren und für höhere Aufgaben tionsandrohungen. an und meint, dass sie den Wettbe- Kirsten Behrendt www.kzv-sh.de GEBÜHRENORDNUNG!“ empfehlen. Da kann man sich nicht werb förderten. Er verheimlicht dabei verantwortlich für diese Ausgabe: mit Details aufhalten. Das ist im politi- Bei der Zukunft des Gesundheitswe- allerdings, dass die Wettbewerbsbe- 2 0 . I N S T I T U T S TA G I M H E I N R I C H - H A M M E R - I N S T I T U T 19 Peter Oleownik schen Geschäft legitim. Und auch das sens und der Zugänglichkeit von Ge- dingungen zwischen den inhaber- DAS EROSIONSGEBISS – ÄTIOLOGIE, Verlag: sei gesagt: Nicht alle seine Gesetze sundheitsdaten setzt der Minister of- geführten zahnärztlichen Praxen und PRÄVENTION UND REHABILITATION Zahnärztekammer Schleswig-Holstein sind schlecht. Es gibt auch positive fensichtlich auf das Smartphone. Die den Investoren-MVZ nicht gleich sind. Westring 496 · 24106 Kiel VERSORGUNGSWERK 21 Ansätze zu den notwendigen Verän- hohen Datensicherheitsrisiken wer- Dies hätte seines klaren gesetzgebe- Tel. 0431 260926-30 VERJÜNGUNG IM AUFSICHTSAUSSCHUSS derungen im Gesundheitswesen. den ausgeblendet. Der Konnektor als rischen Handelns bedurft. Fax 0431 260926-15 E-Mail: central@zaek-sh.de DEUTSCHLANDSTIPENDIUM 22 Gerät ist schon heute, kurz nach der www.zaek-sh.de Bezüglich der Rolle der Selbstver- kostspieligen Einführung, überholt Liebe Kolleginnen und Kollegen, die ZAHNÄRZTEKAMMER FÖRDERT Design / Layout: waltung ist Spahn pragmatisch. Er sei und zum Aussterben verurteilt. Eine Zeit wird auch 2020 nicht stehen blei- HANNA WAGNER UND ALEXANDER GRUND Stamp Media GmbH · Kiel ein Fan der Selbstverwaltung, rief er neue Gerätegeneration wird es wohl ben und das Rad sich nicht zurückdre- Agentur für Kommunikation & Design BERUFLICHER NACHWUCHS 23 unlängst anlässlich der Vertreterver- nicht geben. Der nächste Konnektor hen lassen. Früher war nicht alles bes- Druck: JUBILÄUM DER AS-AKADEMIE UND Schmidt & Klaunig · Kiel sammlung der KZBV den anwesenden soll dann ein Softwareprogramm sein. ser, es war schlichtweg anders. Stellen ERFOLGREICHE ABSOLVENTEN AUS SH Druckerei & Verlag seit 1869 Kolleginnen und Kollegen zu. Man wir uns in den Praxen gemeinsam den Bildnachweise: VERSORGUNGSWERK 24 könnte den Satz weiterführen: „… Das Ziel des Berufsstandes und der Herausforderungen der Zukunft und Titelseite: artinspiring/stock.adobe.com BERICHT DES VERSORGUNGSWERKES solange sie geräuschlos funktioniert Standespolitik muss es sein, dass auch bleiben wir kritisch, manchmal auch Seite 4: Gerhard Seybert/stock.adobe.com ZUM GESCHÄFTSJAHR 2018 und die Gesetze des Ministers zügig in zehn Jahren die Sicherstellung der unbequem. Politik und Politiker wech- Seite 5: Daniel Berkmann/stock.adobe.com S P E N D E N A U F R U F F Ü R D A S D E N TA L H I S T O R I S C H E M U S E U M 25 nach seinen Wünschen umsetzt.“ Die Versorgung flächendeckend, wohn- seln, der Versorgungsanspruch unse- Seite 6: ii-graphics/stock.adobe.com DAS DENTALE ERBE BEWAHREN! Übernahme (51 Prozent) der gematik ortnah und qualitätsgesichert erfol- rer Patienten in den Praxen bleibt. Seite 7: fotofuerst/stock.adobe.com Seite 9: Thomas Jansa/stock.adobe.com durch das BMG zeigt die Handlungs- gen kann. Investoren-MVZ, durch FORTBILUNG 26 weise des Ministers, wenn es nicht fiktive Krankenhäuser gegründet, ge- Ihr Namentlich gezeichnete Beiträge geben FLUORIDEMPFEHLUNG ZUR KARIESPROPHYLAXE nach seinen Vorstellungen läuft. fährden diese Versorgung und Sicher- nicht unbedingt die Meinung der Heraus- BEI KINDERN stellung gerade in Flächenländern wie geber oder der Redaktion wieder. FORTBILDUNG IM HEINRICH-HAMMER-INSTITUT 26 Ein Mittel seiner Politik sind Sank- Schleswig-Holstein. Erfahrungsgemäß Das Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein erscheint 11-mal jährlich; darunter eine tionen. Wer als Zahnarzt Bedenken gründen Kapitalanleger solche MVZ CURRICULUM PARODONTOLOGIE 2 Doppelausgabe; gegenüber der ungehemmten Digita- aus Renditegründen nur in größeren Auflage 3.750; Preis d. Einzelhefts: 4 EUR; 2 7 . S C H L E S W I G - H O L S T E I N I S C H E R Z A H N Ä R Z T E TA G 30 lisierung hat und z.B. keinen Konnek- Städten und Ballungsgebieten. Der // Dr. Nils Borchers der Bezugspreis ist in den Körperschafts- „MODERNE ENDODONTIE“ tor in seiner Praxis anschließt, wird mit Minister sieht allerdings diese Inves- Vorsitzender der beiträgen enthalten. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. PROGRAMM ZAHNÄRZTETAG 32 Honorarabzug sanktioniert. Da lässt toren und auch das Fremdkapital im Vertreterversammlung Herr Spahn nicht mit sich reden. Gesundheitswesen als notwendige der KZV S-H 2 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 01 | 2020 01 | 2020 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 3
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN KO O PER AT I O N S V ER T R ÄG E KO O PER AT I O N S V ER T R ÄG E EFFEK TIVE Z AHNÄRZ TLICHE BETREUUNG IN PFLEGEEINRICHTUNGEN Kooperationen zwischen Zahnärzten suchstätigkeit von Vertragszahnärz- Durch das Gesetz zur Stärkung des Pfle- und Pflegeeinrichtungen sind ein Er- ten bei Bewohnern von stationären gepersonals (Pflegepersonal-Stärkungs- folgsmodell für die Verbesserung der Pflegeeinrichtungen durch den Ab- gesetz, PpSG) werden die Pflegeeinrich- Mundgesundheit von pflegebedürf- schluss von Kooperationsverträgen tungen stärker in die Pflicht genommen: tigen gesetzlich krankenversicher- mit diesen Einrichtungen zu fördern. Seit dem 1. Januar 2019 müssen sie ten Patienten in Heimen. Das ist das Dazu trafen die KZBV und der Spit- bei entsprechendem Bedarf einzeln zentrale Ergebnis des ersten gemein- zenverband Bund der Krankenkas- oder gemeinsam einen Kooperations- samen Evaluationsberichts von Kas- sen zum 1. April 2014 eine Rahmen- vertrag mit Zahnärzten abschließen. senzahnärztlicher Bundesvereinigung vereinbarung über „Anforderungen Die bisher festzustellende dynamische (KZBV) und Spitzenverband Bund der an eine kooperative und koordinier- Entwicklung bei der Zahl der Koopera- DY N A M ISCH E Abschluss von Kooperationsverträgen dürftigen. Anhand eines Formblatts Krankenkassen, der im August 2019 te zahnärztliche und pflegerische tionsverträge könnte sich dadurch noch ENT WICKLUNG einen wichtigen Beitrag für die zahn- dokumentiert der Zahnarzt Pflegezu- veröffentlicht wurde. Der Auswertung Versorgung von pflegebedürftigen verstärken, glaubt die KZBV. ärztliche Betreuung in Pflegeheimen. stand und Behandlungsbedarf. zufolge steht inzwischen bundesweit Versicherten in stationären Pflege- Laut Evaluationsbericht der KZBV Durch die regelmäßigen Untersuchun- statistisch in jedem dritten Pflege- einrichtungen“. Auf der Basis dieser Seit November 2019 liegt die zwi- nahm die Zahl der zahnärztlichen gen vor Ort können Folgeerkrankun- Sofern es die konkreten Umstände zu- heim ein Kooperationszahnarzt ge- Vereinbarung können Zahnärzte Ko- schen den Bundesmantelvertrags- Kooperationsverträge bundesweit gen und Beschwerden verhindert bzw. lassen und eine Behandlung „nach den mäß § 119b SGB V zur Verfügung. operationsverträge mit Pflegeeinrich- partnern abgeschlossene Rahmenver- bisher stetig zu – von 713 am 30. Juni reduziert werden“, kommentiert der Regeln der zahnmedizinischen Kunst tungen eingehen. Die Rahmenverein- einbarung zu Kooperationsverträgen 2014 auf 4.331 am 31. Dezember 2018. Vorstandsvorsitzende der KZV Schles- fachgerecht erbracht werden kann“, ZUM HINTERGRUND barung formuliert die Grundlagen in einer überarbeiteten Fassung vor: 2.446 Zahnärzte hatten am 31.12.2018 wig-Holstein Dr. Michael Diercks. soll eine Therapie entsprechend des eines Kooperationsvertrages sowie Unter anderem wurden die Aufgaben einen Kooperationsvertrag geschlos- „Diese Patientengruppe profitiert in festgestellten Bedarfs „zeitnah“ durch- Die Zahl der Pflegebedürftigen in die Qualitäts- und Versorgungsziele, für Kooperationszahnärzte neu formu- sen. Damit entfielen auf jeden Ko- besonderem Maße von dem präven- geführt werden. Ist dies vor Ort nicht Deutschland steigt. In Schleswig-Hol- legt die Kooperationsregeln fest und liert und an die erweiterten Leistun- operationszahnarzt durchschnittlich tionsorientierten Ansatz der Koopera- möglich, soll der Kooperationszahn- stein sind knapp 109.000 Bürger in beschreibt die Aufgaben des Koope- gen gemäß § 22a SGB V (Verhütung knapp 1,8 Kooperationsverträge nach tionsverträge“, ist er überzeugt. arzt auf eine Behandlung „außerhalb einen der fünf Pflegegrade einge- rationszahnarztes. Außerdem gibt die von Zahnerkrankungen bei Pflegebe- § 119b SGB V. Die Zahl der Besuche im der Pflegeeinrichtung“ hinwirken. stuft; rund 35.500 Pflegebedürftige Vereinbarung Hinweise zum Abrech- dürftigen und Menschen mit Behinde- Rahmen von Kooperationsverträgen MUSTERVERTR AG FÜR Grundsätzlich sollen Kooperations- leben in vollstationären Einrichtun- nungsverfahren. rungen) angepasst. belaufe sich auf Basis der Abrech- SCHLESWIG-HOLSTEIN: verträge jedoch gerade auch dazu gen (Zahlen aus der „Pflegestatistik nungsdaten des Jahres 2018 auf rund KO O R D I N I ER T E dienen, eine „beschwerdeorientierte Schleswig-Holstein 2017“, herausge- 433.200, stellt die KZBV weiter fest. VERSORGUNG Inanspruchnahme“ zu vermindern so- geben am 19. März 2019). Nach Er- wie zahnmedizinisch bedingte Kran- kenntnissen der KZBV ist die Mund- Auch in Schleswig-Holstein steigt Im Jahr 2014 konsentierten die kentransporte und Krankenhausauf- hygiene von Pflegebedürftigen im die Zahl der Kooperationsverträge Krankenkassen/-verbände in Schles- enthalte zu vermeiden. Schnitt deutlich schlechter als die kontinuierlich an: Zum Ende des IV. wig-Holstein und die KZV einen der übrigen Bevölkerung; das Risiko Quartals 2019 hatten die rund 690 (Muster)-Kooperationsvertrag für Wichtig ist, dass das Recht des Pfle- für Karies, Parodontal- und Mund- stationären Pflegeeinrichtungen im die Versorgung in der Gebietsebene gebedürftigen auf freie Arztwahl schleimhauterkrankungen ist daher Land 209 Kooperationsverträge mit Schleswig-Holstein. Der Vertragstext durch einen Kooperationsvertrag bei ihnen besonders hoch. Pflegebe- Zahnärzten geschlossen. Daran be- wird derzeit in Anpassung an die ge- dürftige Patienten können oft nicht teiligt sind 98 Praxen. Am 31. Dezem- änderte Rahmenvereinbarung über- – oder nur eingeschränkt – selbst für ber 2014 waren es erst 67 Verträge mit arbeitet. Der Vertrag zielt auf eine ihre Mundhygiene sorgen und sind auf Unterstützung angewiesen. Koopera- 38 Praxen gewesen. In den meisten Fällen schließen die Pflegeeinrich- „regelmäßige Betreuung der Pflege- bedürftigen“ und eine „enge Koopera- INFO i tionsverträge stellen eine Möglichkeit tungen Kooperationsverträge mit tion zwischen den Vertragspartnern“ dar, Patienten in stationären Pflege- Zahnärzten, mit denen sie auch zuvor ab. Routinemäßige Eingangsuntersu- Der Muster-Kooperationsvertrag einrichtungen systematisch zahnme- bereits zusammengearbeitet haben. chungen bei neuen Bewohnern des und weitere damit in Zusammen- dizinisch zu betreuen und auf ihre Nur sehr selten mussten sich Pflege- betreffenden Pflegeheims und regel- hang stehende Formulare kön- besonderen Bedürfnisse einzugehen. einrichtungen bisher mit der Bitte um mäßige Kontrolluntersuchungen ge- nen auf der Homepage der KZV Vermittlung eines Vertragspartners an hören ebenso zu den Aufgaben des Schleswig-Holstein herunterge- Das Gesetz zur Neuausrichtung der die KZV Schleswig-Holstein wenden. Kooperationszahnarztes wie die Infor- laden werden: www.kzv-sh.de Pflegeversicherung (Pflege-Neuaus- mation und die – ggf. auch praktische Für die Praxis Formulare richtungsgesetz, PNG) aus dem Jahr „Die Zahnärztinnen und Zahnärzte in – Anleitung des Pflegepersonals be- Sonstige Formulare 2013 verfolgte das Ziel, die Hausbe- Schleswig-Holstein leisten durch den züglich der Zahnpflege der Pflegebe- 4 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 01 | 2020 01 | 2020 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 5
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN KO O PER AT I O N S V ER T R ÄG E A L S KO O PER AT I O N S Z A H N A R Z T I M PFL EG EH EI M nicht eingeschränkt werden darf. Ein neue präventive zahnärztliche Leistun- Neu eingefügt in den BEMA wurde Passus in der Präambel stellt klar, dass alle in der Vereinbarung vorgesehe- gen in den BEMA ein. Parallel nahm er eine teilweise Neustrukturierung und auch die Gebührennummer 107a, wonach pflegebedürftige Versicherte „FÜR UNS IST DAS nen und empfohlenen Maßnahmen nur dann durchgeführt werden, wenn -bewertung der bereits im Rahmen von Kooperationsverträgen abrechen- ein zweites Mal pro Kalenderjahr An- spruch auf die Entfernung von Zahn- IMMER EINE BEREICHERUNG“ der Bewohner bzw. sein gesetzlicher baren Besuchs- und Zuschlagspositio- stein haben. Vertreter (Betreuer) schriftlich zuge- nen vor. „Damit wird die zahnärztliche Sozialgesetzbuch, Rahmen-Vereinbarung, Muster-Vertrag, Abrechnungsbestim- alle an einem Strang – zum Wohle stimmt hat. Betreuung dieses Personenkreises Zur Beachtung: Besuchsleistungen mungen – soweit die Theorie: Was genau aber erwartet einen Zahnarzt, der des Patienten“, sagt sie. „Inzwischen noch effektiver. Aber auch das berech- und Zuschläge in Verbindung mit einen Kooperationsvertrag mit einer Pflegeeinrichtung abschließt, in der Praxis? freuen sich die Pflegekräfte, wenn wir ABRECHNUNG tigte wirtschaftliche Interesse unserer Besuchen, die im Rahmen einer Ko- Das Zahnärzteblatt sprach mit Dr. Claudia Ramm, die sich bereits seit vielen kommen.“ Daher plädiert sie dafür, Praxen bei der zahnärztlichen Betreu- operation erbracht werden, sind nur Jahren in der Alterszahnmedizin engagiert. Die Zahnärztin aus Kiel-Schilksee dass Zahnärzte durchaus auch selbst Auf Grundlage der Richtlinie des Ge- ung wird erfüllt“, zeigt Diercks auf. abrechnungsfähig, wenn die KZV ist Spezialistin für AlterszahnMedizin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahn- die Initiative ergreifen und die zahn- meinsamen Bundesausschusses nach – Für das Aufsuchen eines Patien- Schleswig-Holstein die Berechtigung Medizin (DGAZ) und Landesbeauftragte der DGAZ Schleswig-Holstein. Sie hat ärztliche Betreuung eines Pflegeheims § 22 SGB V (Verhütung von Zahner- ten in einer Pflegeeinrichtung kann zur Abrechnung festgestellt hat. Dazu zwei Kooperationsverträge abgeschlossen – vier weitere Pflegeeinrichtungen anbieten sollten. „Der Behandlungs- krankungen bei Pflegebedürftigen der Kooperationszahnarzt inklusive muss der Kooperationsvertrag bei der betreut sie als Patenzahnärztin. bedarf ist da“, weiß sie. Der Großteil und Menschen mit Behinderungen), des dazugehörigen Zuschlags 70 KZV vorgelegt werden. der Patienten und ihrer Angehörigen die zum 1. Juli 2018 in Kraft trat, führte BEMA-Punkte abrechnen, für jeden trag sollte von den Einrichtungen sei zudem begeistert von dem „mobi- der Bewertungsausschuss zeitgleich weiteren Besuch immerhin noch 58. // Kirsten Behrendt ausgehen. Die Pflegeeinrichtungen len“ Angebot. So handele es sich bei gingen allerdings mit den Kooperati- Kooperationsverträgen um eine klas- onsverträgen Verpflichtungen ein, die sische „Win-Win-Situation“ sowohl für für sie einen erhöhten administrativen die Patienten als auch für das Heim, ist und personellen Aufwand bedeuteten Ramm überzeugt. FORTBILDUNG DER KZV SCHLESWIG-HOLSTEIN: – der nicht gesondert vergütet werde, TSCHÜSS DISKETTE UND PAPIER – WILLKOMMEN ONLINE-EINREICHUNG! zeigt Ramm auf. WELCHE VOR AUSSE T ZUNGEN MUSS MAN ERFÜLLEN, UM Mundhygiene gehöre zwar zur Grund- K O O P E R AT I O N S Z A H N A R Z T Termine: pflege; aufgrund personeller Engpäs- ZU WERDEN? Foto: privat Mittwoch, 12. Februar 2020 se sei die Umsetzung der geforderten Mittwoch, 4. März 2020 Maßnahmen jedoch oft nicht adäquat Ramm rät dazu, erst einmal „klein“ jeweils von 14:00 – 17:00 Uhr zu bewerkstelligen. Das Pflegeperso- anzufangen. Interessierte Zahnärzte Seit vielen Jahren in der Alterszahnmedizin im Hörsaal der KZV Schleswig-Holstein, engagiert: Dr. Claudia Ramm nal müsse zudem entsprechend ge- könnten beispielsweise zunächst einen Westring 498, 24106 Kiel schult werden, um auch mit technisch Kooperationszahnarzt bei einem Be- aufwändigem Zahnersatz umgehen such ins Pflegeheim begleiten um aus- Diese Fortbildungsveranstaltung bietet die Möglichkeit, sich ausführlich über die Online-Einreichung der Ab- Als Vorteil einer Kooperation gegen- zu können. „Damit, die Totalprothese rechnung über das Service-Portal der KZV Schleswig-Holstein zu informieren. Von Interesse ist das gerade auch über einer „normalen“ Besuchsleis- über Nacht ins Glas zu legen, ist es vor dem Hintergrund, dass die Vertreterversammlung der KZV S-H auf ihrer Sitzung am 9. November 2019 be- tung in Pflegeeinrichtungen sieht heute nicht mehr getan“, beschreibt schloss, ab der Monatsabrechnung für Juli 2020 bzw. ab der Quartalsabrechnung III/2020 zusätzliche Festbeträ- Ramm vor allem die Einbeziehung des Ramm plastisch. „Kooperationsver- ge für Abrechnungen einzuführen, die nicht auf ausschließlich digitalem Wege an die KZV übermittelt werden Pflegepersonals, das laut Muster-Ko- träge verbessern die Mundgesund- (s. Zahnärzteblatt 12/2019). operationsvertrag gezielt geschult heit von Pflegebedürftigen, da sie auf werden soll. In Pflegeschulen wird die Prävention, Nachhaltigkeit und Lang- Kursinhalte: Mundhygiene ihrer Erfahrung nach fristigkeit ausgelegt sind“, fasst sie Rechtliche und bundesmantelvertragliche Grundlagen; Vergleich tradierter und noch immer nicht ausreichend be- zusammen. „Damit das funktioniert, moderner Einreichformen der Abrechnung; Zugangsmöglichkeiten zum Ser- handelt. Resultat: Die Hemmschwelle müssen wir die Pflegekräfte mit ins vice-Portal; Vorstellung der Funktionen des Portals; Erläuterung der einzelnen bei vielen Pflegekräften, in den Mund- Boot holen – deren Ausbildung und Schritte des Datentransfers für alle Leistungsbereiche (KCH, ZE, KFO, KBR, PAR); raum ihrer Patienten „einzudringen“, Bezahlung angepasst werden sollten.“ Einbindung von XML-Dateien; Vorstellung der Online-Erfassungsmasken für einzel- sei hoch. Das könne durch Schulungen ne ZE-, KFO-, KBR- und PAR-Fälle; Grundsätze zum sicheren Umgang mit Abrech- und Vermittlung von Hintergrundwis- Der Besuch des Zahnarztes im Pfle- nungsdaten in der Praxis sen minimiert werden. geheim werde manchmal zunächst eher als Störfaktor wahrgenommen, Die Kursgebühr beträgt 30 Euro pro Zahnarzt/Zahnärztin bzw. Mitarbeiter/in, bei mehreren Teilneh- Nach aktueller Gesetzeslage müssen beschreibt Ramm. Bei ihrer eige- mern aus einer Praxis verringert sich die Kursgebühr auf 27 Euro pro Person. Pflegeeinrichtungen „bei entspre- nen Tätigkeit in Pflegeeinrichtungen chendem Bedarf“ Kooperationsverträ- konnte sie jedoch immer wieder be- Anmeldung bitte online unter www.kzv-sh.de oder über das dem Vorstandsrundschreiben vom 23. ge mit „dafür geeigneten Leistungs- obachten, dass beim Pflegepersonal Oktober 2019 beigefügte Formular. erbringern“ schließen. Das heißt: Die nach einiger Zeit ein Sinneswandel Initiative für einen Kooperationsver- einsetzt. „Letztlich ziehen wir doch 6 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 01 | 2020 01 | 2020 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 7
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN A L S KO O PER AT I O N S Z A H N A R Z T I M PF L EG EH EI M A L S KO O PER AT I O N S Z A H N A R Z T I M PFL EG EH EI M mobilen Einheit sei arbeitsaufwän- dig – dafür seien dadurch aber eini- tens eine Helferin sollte den Zahnarzt bei seinem Einsatz in der Pflegeein- auf eine Vielzahl von Informationen, fertigen Formularen, Broschüren und HIER GIBT ES WEITERE INFORMATIONEN i ge Behandlungen vor Ort möglich. richtung begleiten – allein schon, um Schulungsmaterial zurückgreifen kön- Um eine „Rundum-Versorgung“ in den Mundgesundheitsstatus aufzu- nen, unter anderem bei der Bundes- Ein Ansichtsexemplar der Broschüre „Zusätzliche zahnärztliche Versorgungs- der Einrichtung gehe es bei Koope- nehmen, rät Ramm überdies. zahnärztekammer und der Deutschen angebote für Menschen mit Pflegebedarf oder einer Beeinträchtigung“ war rationsverträgen jedoch nicht. – Der Gesellschaft für Alterszahnmedizin den Gelben Seiten vom 15. Dezember 2019 beigefügt. Die von der Kas- Muster-Kooperationsvertrag definiert Ein spezielles Arztzimmer in der Pfle- (DGAZ e.V.). Besonders aktiv in diesem senzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), der Bundeszahnärztekam- als Versorgungsziel eine „zeitnahe in- geeinrichtung sei eher die Ausnahme, Bereich sei auch die Landeszahnärzte- mer (BZÄK), der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege dividuelle Behandlung pflegebedürf- erzählt sie. Häufig erfolge die Unter- kammer Baden-Württemberg. (BAGFW) und dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) tiger Versicherter bzw. Hinwirken auf suchung der Patienten direkt in ihren herausgegebene Broschüre informiert über spezielle zahnärztliche Leis- eine solche Behandlung“. Eine zahn- Zimmern – was aber den Vorteil habe, Warum sollten sich Zahnärzte die- tungen, die von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernom- ärztliche Behandlung direkt in der dass die Pflegebedürftigen in ihrer ser Patientengruppe besonders an- men werden. Sie steht auf den Websites der Herausgeber (www.kzbv.de, Pflegeeinrichtung schreibt der Ver- vertrauten Umgebung bleiben könn- nehmen? „Wir alle haben hier einen www.bzaek.de, www.bagfw.de, www.bpa.de) zum kostenlosen Download trag dagegen nicht vor. Schwerpunkt ten. Der Kooperationszahnarzt müsse Auftrag, und dem möchte ich gerecht bereit. Zahnarztpraxen können zudem über die Website der KZBV kosten- des Kooperationsvertrages seien re- sich bei der Untersuchung oder Be- werden, stellt Ramm klar. „In Zukunft lose Druckexemplare für die Auslage im Wartezimmer bestellen. gelmäßige Untersuchungen auf Be- handlung auf besondere Umstände – wird die Zahl der Patienten mit Pfle- handlungsbedarf zur Verbesserung auch unter ergonomischen Gesichts- gegrad zunehmen – und die müssen Die Bundeszahnärztekammer hat ein „Handbuch der Mundhygiene“ für die der Mundgesundheit von Pflegebe- punkten – einstellen: Da sei mitunter auch versorgt werden.“ Wichtig ist ihr, Pflege entwickelt, das unter www.bzaek.de Prävention Alters- und Be- dürftigen, bringt Ramm es auf den „Zahnarzt-Pilates“ angesagt, berichtet die Behandlung von Pflegebedürfti- hindertenzahnmedizin heruntergeladen werden kann. Punkt. Ramm augenzwinkernd. Auch auf eine gen auf möglichst viele Schultern zu unzureichende Beleuchtung müsse verteilen. Die Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ e.V.) bietet unter Foto: privat Die Behandlung richte sich grund- man vorbereitet sein – zum Beispiel www.dgaz.org eine Vielzahl von Informationen sowie Fortbildungen an. sätzlich nach der Kooperationsfähig- durch das Mitführen einer Stirnlampe. Doch ihre Motivation speist sich auch Wichtig: Eine gute Planung des „Außen- keit und der Belastbarkeit des Patien- aus einer ganz anderen Quelle: „Der Das gilt auch für die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg einsatzes“ ten. Sie könne durchaus auch in der Mit der Tätigkeit als Kooperations- Einsatz im Pflegeheim macht Spaß!“, (www.lzk-bw.de Zahnärzte Alters- und Behindertenzahnheilkunde eigenen Praxis – oder bei Kollegen, zahnarzt sei ein gewisser Verwaltungs- unterstreicht sie. „Er durchbricht den Flyer und Formulare). zuloten, ob eine solche Tätigkeit für sie die auf die Behandlung von Pflegebe- aufwand verbunden, gesteht Ramm Praxisalltag, man kommt mal raus. infrage kommt. Das gelte im Übrigen dürftigen spezialisiert sind –, durch- zu. – Dieser Aufwand wird mit 20 bzw. Man muss immer ein bisschen erfin- auch für Mitarbeiterinnen. „Mit den geführt werden, erläutert Ramm. Sei 26 BEMA-Punkten vergütet. Über die derisch sein, um den besonderen An- Gerüchen und der Gebrechlichkeit der eine Behandlung weder vor Ort in der allgemeinen Dokumentationspflichten forderungen bei der Arbeit mit Pflege- Menschen im Heim muss man eben- Pflegeeinrichtung noch in der Praxis nach dem Patientenrechtegesetz hin- bedürftigen zu begegnen. Auch der so klarkommen wie mit der fehlenden zu bewerkstelligen, könne auch eine aus sieht der Kooperationsvertrag für Zusammenhalt im Team wird durch technischen Ausstattung – jedermanns Einweisung ins Krankenhaus sinnvoll jeden Patienten das halbjährliche Er- diese Aufgabe gestärkt. Für uns ist Sache ist das nicht“, warnt sie. sein, schließt sie. – Für Versicherte, stellen eines Mundhygienestatus vor. das immer eine Bereicherung.“ die „außergewöhnlich gehbehindert“, Außerdem soll eine Mundhygieneauf- „Vor allem“, zerstreut Ramm jedoch blind oder „besonders hilfebedürftig“ klärung erfolgen, die auch eine Pflege- // Kirsten Behrendt etwaige Bedenken, „braucht man als bzw. in Pflegegrad 3 und höher einge- anleitung und Empfehlungen für den Kooperationszahnarzt im Pflegeheim stuft sind, können Zahnärzte seit dem Versicherten sowie deren Pflege- und genau dasselbe Knowhow, das auch 1. Januar 2019 Taxi- oder Kranken- Unterstützungspersonen beinhaltet. in der Praxis notwendig ist.“ Die Hy- fahrten zur ambulanten Behandlung Einmal im Jahr ist zudem ein Berichts- gienevorschriften ließen sich auch in in der Zahnarztpraxis veranlassen, bogen über die „Koordinations- und Pflegeeinrichtungen gewährleisten. ohne dass dafür eine vorherige Ge- Kooperationsleistungen in stationären Sie selbst arbeitet bei ihren „Außen- nehmigung durch die Krankenkasse Pflegeeinrichtungen nach § 119b Abs. 1 einsätzen“ vielfach mit Einmal-Materi- erforderlich wäre. SGB V“ mit der Anzahl der betreuten alien. Obwohl sie dadurch zugegebe- Versicherten an die zuständige KZV nermaßen viel Plastikmüll produziert, „ Z A H N A R Z T- P I L AT E S “ zu senden. Ein erhöhter Zeitaufwand überwiegen für sie dabei gerade mit entsteht nach Ramms Erfahrung immer Blick auf die Hygiene die Vorteile. Eine gute Planung des Einsatzes in dann, wenn Behandlungsmaßnahmen der Pflegeeinrichtung sei wichtig, so mit einem gesetzlichen Vertreter (Be- Eine mobile Behandlungseinheit Ramm weiter. Bis sich die Organisa- treuer) des Patienten abgestimmt wer- müsse nicht unbedingt angeschafft tion im Team eingespielt hat, müsse den müssen. werden, fährt Ramm fort. Denkbar man etwas mehr „Rüstzeit“ einkalku- sei für Behandlungen im Heim auch lieren. Hilfreich sei es, sich Tipps bei Als große Erleichterung empfindet die Arbeit mit reduzierter techni- Kollegen, die bereits länger in Pflege- es Ramm, dass Zahnärzte, die sich in scher Ausstattung. Der Einsatz einer heimen arbeiten, zu holen. Mindes- Pflegeheimen engagieren möchten, 8 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 01 | 2020 01 | 2020 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 9
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN S PA H N Z U G A S T B EI D ER K Z BV-V ER T R E T ER V ER S A M M LU N G S PA H N Z U G A S T B EI D ER K Z BV-V ER T R E T ER V ER S A M M LU N G sich vorstellen, den Strukturfonds zur BMG WILL AN MVZS Spahn kündigte in diesem Zusammen- BUNDESGESUNDHEITSMINISTER SPAHN: Behebung von Unterversorgung, der zurzeit nur für die Kassenärztlichen F E S T H A LT E N hang ein Gutachten zur Entwicklung Medizinischer Versorgungszentren STÄRKUNG DER SELBST VERWALTUNG?! Vereinigungen existiert, auf den zahnärztlichen Bereich auszuweiten, Der Vorsitzende des Vorstandes der KZBV Dr. Wolfgang Eßer dankte dem an – das sich jedoch vermutlich nicht nur auf die Zahnärzteschaft und inves- tat Spahn kund – dazu kündigte er die Minister für seine „konstruktive Dia- torengesteuerte MVZs beschränken Gut gelaunt und diskussionsfreudig „20 Gesetze in 20 Monaten“ brachte dies in Deutschland zu gestalten und Aufnahme in ein Gesetzgebungsver- logbereitschaft“: „Unsere gemeinsa- wird. Grundsätzlich in Frage stellte der präsentierte sich Bundesgesundheits- Spahn auf den Weg. Er selbst begrün- das Feld nicht etwa internationalen fahren innerhalb der nächsten drei me Aufgabe ist es, Weichenstellungen Minister MVZs nicht – im Gegenteil. Sie minister Jens Spahn zur Eröffnung der dete das Tempo, das er bei der Gesetz- Großkonzernen zu überlassen. Weder Monate an. vorzunehmen, mit denen auch in fünf, würden schon allein deshalb benötigt, Vertreterversammlung der Kassen- gebung vorlegt, damit, das Vertrauen das amerikanische Modell von Daten- zehn und fünfzehn Jahren die Sicher- weil „Bedürfnisse und Bedarf, ange- zahnärztlichen Bundesvereinigung der Menschen in eine handlungsfähi- sammlungen zu Profitzwecken noch S PA H N U N D D I E stellung der Versorgung flächende- stellt zu arbeiten“, gestiegen seien. (KZBV) am 13. November in Berlin. ge Politik zurückgewinnen zu wollen: die chinesische Variante eines Über- S E L B S T V E R W A LT U N G ckend, wohnortnah und qualitätsge- – Dem widersprach der Bundesvor- Die Liste der Themen, die er in sei- „Durch konkrete Entscheidungen Pro- wachungsstaates halte er für attrak- sichert erfolgen kann.“ Als Beispiele sitzende des Freien Verbandes und nem Grußwort und der anschließen- bleme lösen“, heißt seine Devise. tiv. Deutschland müsse die Chance Nach diesem Intro ging es weiter mit für eine erfolgreiche Zusammenarbeit schleswig-holsteinische Delegierte den Diskussion abarbeitete, war lang. ergreifen, die Zukunft mitzugestalten dem Thema Selbstverwaltung. Wenn nannte Eßer die Abschaffung der De- Harald Schrader in der Diskussion. Dabei nahm Spahn sich Zeit, um seine Dass bei seinem Lieblingsthema, der und eine eigene Infrastruktur zu ent- er sich „als großen Freund der Selbst- gression, die Einführung der Mehrkos- Auch in der jungen Zahnärzte-Genera- Botschaften zu „verkaufen“: Die für Digitalisierung, nach Spahns Lesart wickeln, warb er. verwaltung“ bezeichne, sei das durch- tenregelung in der Kieferorthopädie, tion gebe es ein hohes Interesse, sich seinen Besuch angesetzten 45 Minu- nach wie vor nicht alles „rund“ läuft, aus ernst gemeint, beteuerte Spahn das „Durchschlagen des gordischen niederzulassen. Die freiberuflichen ten überschritt er um über ein halbe lässt sich an einem plastischen Ver- Wenig Verständnis bekundete er für – wie auch bereits in der Vergangen- Knotens“ bezüglich einer Novellie- Praxen böten sowohl Möglichkeiten, Stunde. Dennoch blieben Antworten gleich ablesen: Die elektronische die Kritik an der laut „Digitale-Ver- heit zu verschiedenen Gelegenheiten. rung der zahnärztlichen Approba- angestellt und weitgehend flexibel zu auf wichtige Fragen zum Teil – be- Gesundheitskarte sei der „Berliner sorgung-Gesetz“ (DVG) geplanten Dass die Selbstverwaltung allerdings tionsordnung und insbesondere die arbeiten als auch, sich auf die eigene wusst – offen. Ein Lehrstück in Rheto- Flughafen des Gesundheitswesens“, umfassenden Übermittlung von pseu- auch – wie er sonst in diesem Zusam- Regulierung der Gründungsmöglich- Niederlassung vorzubereiten. MVZs rik war der Minister-Auftritt allemal. kolportierte er – und schob gleich donymisierten Abrechnungsdaten menhang stets betont – „funktionie- keiten von investorengeführten Medi- dagegen behinderten den Weg in nach: Man müsse dieses Projekt nun an den GKV-Spitzenverband. – Diese ren“ muss, erwähnte er vor der KZBV- zinischen Versorgungszentren durch die Selbstständigkeit eher. Schrader endlich erfolgreich zum Abschluss Daten sollen dort nicht nur für die VV nicht explizit. Ein Versehen war das Krankenhäuser im Terminservice- und forderte außerdem gleiche Bedin- bringen. Dabei geht es Spahn schon „Steuerung und Weiterentwicklung vermutlich nicht: Die nun folgende Versorgungsgesetz (TSVG). Ob hier gungen für MVZs und freiberufliche lange nicht mehr um die Karte, son- der Gesundheitsversorgung in der Argumentationskette wäre anderen- die gewünschte Steuerungswirkung Praxen bei der höchst möglichen An- dern vielmehr um die elektronische GKV“, sondern auch für Forschungs- falls nämlich nicht ganz schlüssig ge- jedoch tatsächlich eintritt, müsse zahl der angestellten Zahnärzte. „Wir Patientenakte: „Die Akte ist das Ziel“, institute zur Verfügung stehen. – Die wesen. In jedem seiner vorgelegten engmaschig überwacht werden, so scheuen den Wettbewerb nicht, aber verdeutlichte er in Berlin denn auch – Industrie werde die Daten dagegen Gesetze sei die Selbstverwaltung ge- Eßer. Nach wie vor hält er die von der wir brauchen gesetzliche Grundlagen, die eGK sei lediglich das Mittel dazu. nicht erhalten, betonte Spahn. Die me- stärkt worden, verkündete Spahn den Zahnärzteschaft im Vorfeld des Ge- um den Wettbewerbsverzerrungen Klar sei allerdings auch, dass eine diale Debatte über den Datentransfer überraschten Delegierten. Wie er das setzgebungsverfahrens zum TSVG entgegenzuwirken“, betonte er. elektronische Patientenakte nicht könne er allein schon deswegen nicht meint? Es gebe kein Gesetz, das nicht geäußerte Forderung nach einem flächendeckend eingeführt werden nachvollziehen, weil andererseits vie- „zusätzliche Aufgaben für die Selbst- räumlichen und fachlichen Bezug als Spahns bei dieser Gelegenheit einge- Fotos: KZBV/Spillner könne, „wenn die Leistungserbringer le Menschen ihre Gesundheitsdaten verwaltung“ vorgesehen hätte. Und Gründungsvoraussetzung für MVZs flochtene „Zweifel“, ob denn die Fra- nicht mitmachen“, das heißt vor allem: über Smartwatches und Wearables man übertrüge ja schließlich nieman- für „nachdenkenswert“. ge eines ausgewogenen Verhältnisses nicht „flächendeckend“ an die Telema- freiwillig – und ohne jegliche Diskussi- dem zusätzliche Aufgaben, wenn man zwischen Zahnärzten und Zahnärztin- tikinfrastruktur angeschlossen sind. on – profitorientierten amerikanischen ihm die Lösung nicht zutraute… Sanktionen gegen TI-Verweigerer sind Großkonzernen preisgäben. Schließ- Spahn: „Durch konkrete Entscheidungen für Spahn daher nur folgerichtig. Der lich sei es ein Unterschied, ob Daten Dass die Selbstverwaltung aus sei- Probleme lösen“ Konnektor als Hardwarelösung solle für den „privaten Profit“ oder „zu For- ner Sicht tatsächlich manchmal „nicht im Übrigen mittelfristig durch moder- schungszwecken mit einem Mehrwert funktioniert“ – und dann der Staat hel- nere Softwarelösungen ersetzt wer- für die Gesellschaft und die Patienten“ fend eingreifen muss –, zeigte Spahn den, erwähnte er eher beiläufig – den genutzt würden. anhand der gematik und des Gemein- Konnektor habe man nur deshalb als samen Bundesausschusses (G-BA): Im Komponente beibehalten, um bereits Zwischendurch gab es ein paar Strei- Falle der gematik seien die Interessen bestehende Planungen zu nutzen und cheleinheiten für die Zahnärzteschaft: wohl „nicht immer so gleichlautend“ die TI überhaupt in Gang zu bringen. Die Prävention in der Zahnmedizin sei gewesen, „dass Mehrheiten für die vorbildlich. Lobenswert sei auch das notwendigen Entscheidungen zu fin- Ihm gehe es darum, digitale Angebo- Konzept der Zahnärzte zur Verbesse- den waren“. Ohnehin seien die Struk- te – als Beispiele nannte Spahn neben rung der Mundgesundheit von Pflege- turen nicht auf „Entscheidungsfreude“ der elektronischen Patientenakte auch bedürftigen. Das Versorgungskonzept ausgelegt gewesen. Der G-BA leiste die Telemedizin und das elektroni- für Parodontalerkrankungen werde „gute Arbeit“, bescheinigte Spahn – sche Rezept – im Alltag nutzbar zu derzeit im Gemeinsamen Bundesaus- „zu 80 Prozent“. Für den Rest sieht er machen. Dabei lege er Wert darauf, schuss diskutiert. Außerdem könne er offensichtlich den Staat in der Pflicht. Dr. Wolfgang Eßer empfing Spahn persönlich und begleitete ihn auf seinem Weg zum Podium. 10 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 01 | 2020 01 | 2020 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 11
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN S PA H N Z U G A S T B EI D ER K Z BV-V ER T R E T ER V ER S A M M LU N G H ER B ER T- L E W I N - PR EI S V ER L I EH EN nen in den zahnärztlichen Gremien verwaltung zurück, gemeinsam mit In seiner Replik zu Spahns Ausführun- „abschließend gestaltet“ sei, muss man sicherlich als Warnung verste- dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Daten- gen wandte Eßer sich zusätzlich auch gegen eine renditeorientierte Patien- „FESTE BANK hen. An „bestimmten Stellen“ kämen „wenig Jüngere“ nach, beanstandete sicherheitsrichtlinie zu erarbeiten. Die Anforderungen dafür müssten an tat- tennavigation von Krankenkassen mit- tels digitaler Anwendungen, wie sie GEGEN DAS VERGESSEN“ er überdies, wandte sich gegen Äm- sächliche Risiken angepasst werden, das DVG vorsieht. Dagegen begrüßte terhäufung und plädierte für „mehr die von Zahnarztpraxen ausgehen er, dass in Zukunft gemäß einer zuletzt Der mit insgesamt 15.000 Euro do- Vielfalt“. „Auch angestellte sind Frei- können, gab Eßer dem Bundesge- noch vorgenommenen Änderung im tierte Herbert-Lewin-Preis für For- berufler und sollen als solche agieren sundheitsminister dazu mit auf den DVG auch zahnärztliche Telekonsile schungsarbeiten, die sich mit der können“, befand er. Weg – der seinerseits suggerierte, möglich sein werden: Die KZBV hatte Geschichte der Ärzteschaft in der Zeit dass es um den Datenschutz künftig sich im laufenden Gesetzgebungsver- des Nationalsozialismus beschäftigen, E S E R : „T E C H N I K A F F I N E R sogar besser bestellt sein könnte als fahren dafür eingesetzt; nun sollen Te- wurde Ende November in Berlin zum B E R U F S S TA N D “ vorher: Schließlich könnten ja auch lekonsile nicht nur in der ärztlichen, siebenten Mal verliehen. Mit dem vom „analoge“ Daten aus den Praxen ge- sondern auch in der vertragszahn- Bundesgesundheitsministerium, der Foto: Georg Lopata Eßer unterstrich ferner die wichtige stohlen werden. ärztlichen Versorgung abgerechnet Bundesärzte- und der Bundeszahn- Rolle der Vertragszahnärzte bei der werden können, wenn dafür sichere ärztekammer sowie der Kassenärzt- Ausgestaltung der Digitalisierung: Sanktionsbewährten Umsetzungs- Informations- und Kommunikations- lichen und der Kassenzahnärztlichen „Wir sind ein technikaffiner Berufs- fristen, wie sie im DVG vorgesehen technologien verwendet werden. Bundesvereinigung ausgeschriebenen stand“. Der übergroße Teil der Zahn- sind, erteilte der KZBV-Vorstandsvor- Preis wurden drei wissenschaftliche ärzteschaft wolle die Chancen der sitzende eine klare Absage. Für eine Thema in der Diskussion mit dem Arbeiten ausgezeichnet. Der Herbert-Lewin-Preis 2019 wurde im November letzten Jahres in Berlin verliehen. Digitalisierung für sich erschließen. erfolgreiche Digitalisierung seien Bundesgesundheitsminister war bei So seien bundesweit – trotz Kritik in solche Instrumente kontraproduktiv; den Delegierten auch der fehlende Den ersten Platz vergab die Jury an um das Thema Medizin und Zahnme- Historiker und Politikwissenschaftler Detailfragen – bereits über 90 Prozent sie zeugten überdies von einem nicht Breitbandausbau. Tenor: „Wie sollen Dr. Susanne Doetz und Prof. Dr. Chris- dizin im Nationalsozialismus zu för- Prof. Dr. Julius Schoepe, Direktor des der Zahnarztpraxen an die Telematik- gerechtfertigten Misstrauen gegen- die rechtlichen Vorgaben von der toph Kopke für ihre Arbeit „und dürfen dern, ist das Eine. Aber „zusammen Moses Mendelssohn Zentrums für infrastruktur angeschlossen. Hohe über Selbstverwaltung und Heilbe- Selbstverwaltung umgesetzt werden, das Krankenhaus nicht mehr betreten“, wachsam sein“, damit sich die Ereig- europäisch-jüdische Studien an der Datenschutzstandards und die Daten- rufen, kritisierte er. Die angebliche wenn das die technischen Strukturen die sich mit dem Ausschluss jüdischer nisse aus der Vergangenheit nicht wie- Universität Potsdam und Vorstands- sicherheit müssten jedoch jederzeit Wertschätzung der Selbstverwal- gar nicht hergeben?“ Spahn verwies und politisch unerwünschter Ärzte aus derholen – das ist der wohl wichtigste vorsitzender der Moses Mendels- gewährleistet sein: „Uns ist klar, dass tung durch die Politik könne durchaus auf die Förderung des Breitbandaus- dem städtischen Gesundheitswesen Schluss, den Eßer aus den Schicksalen sohn Stiftung, auf den Punkt. Der wir für Datensicherheit in unseren Pra- „deutlicher akzentuiert“ ausfallen, be- baus durch die Große Koalition, ge- in Berlin zwischen 1933 und 1945 be- der entrechteten Ärzte in der Zeit des Herbert-Lewin-Preis sei „ein ganz xen Verantwortung tragen. Genauso merkte er. Zugleich verwies Eßer auf stand jedoch Hindernisse wie fehlen- fasst. Der zweite Platz ging an Dr. Doris Nationalsozialismus zieht. wichtiges Zeichen, man kann fast unmissverständlich fordern wir aber ein „Wahrnehmungsdefizit“ in den de Kapazitäten bei Bauunternehmen Fischer-Radizi für ihre Arbeit „Vertrie- schon sagen: eine feste Bank gegen den Gesetzgeber auf, schnell und ein- Praxen: Zurzeit gebe es in punkto TI und Probleme bei der Genehmigung ben aus Hamburg“ über die jüdische „Je mehr wir wissen und je mehr die- das Vergessen und gegen Relativie- deutig zu regeln, dass die Haftung für vor allem Auflagen und Verpflichtun- von Sendemasten zu. Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut, der ses Wissen Verbreitung findet und rungen.“ „Nur… wenn wir alle bereit Daten vor dem TI-Konnektor endet“, gen, jedoch keine nutzenbringenden dritte Platz an Dr. Mathias Schütz für verinnerlicht wird, desto eher können sind, uns der Geschichte mit ihren unterstrich Eßer. Anwendungen. // Kirsten Behrendt den Fachaufsatz „Vier Ermittlungen wir verhindern, dass Mitbürger stig- Aktiv- und Passivposten zu stellen, und ein Verdienstkreuz“, in dem sich matisiert und ausgegrenzt werden nur dann werden wir, nur dann wird Auf diese Frage, die später auch der der Autor mit den Medizinverbrechen oder gar um ihr Leben fürchten müs- unsere Gesellschaft eine Zukunft ha- stellvertretende Vorstandsvorsitzen- des Hygienikers Hermann Eyer wäh- sen“, erklärte er. „Heute erleben wir ben“, bemerkte er. de der KZV Schleswig-Holstein Peter rend der NS-Zeit beschäftigt. Darin zunehmend eine Stimmung, die sich Oleownik noch einmal aufwarf, war zeigt er unter anderem auch auf, wie gegen jüdisches Leben in Deutsch- Der Herbert-Lewin-Preis ist lediglich vom Minister keine abschließende es dazu kommen konnte, dass Ärzte ihr land richtet“: Jüngstes Beispiel sei ein Teil der Auseinandersetzung der Antwort zu erhalten. Der Datenschutz Mitwirken an den Verbrechen der Na- der Terroranschlag am 9. Oktober Zahnärzteschaft mit der eigenen Ge- könne zur „Achillesferse des Projekts zis verschleierten und nach 1945 ihre 2019 in Halle. „Gewalt und Aggres- schichte zur Zeit des Nationalsozialis- werden, sollten wir es nicht schaffen, Karriere vielfach sogar weiterführten. sion werden zu Instrumenten gegen mus. Die zahnärztlichen Spitzenorga- die Datensicherheit zu gewährleis- Andersgläubige, gegen Menschen nisationen stellten Ende November ten”, erkannte er immerhin. Wenn es Das Wissen um die Verstrickungen anderer Herkunft, gegen politisch auch die Ergebnisse des gemeinsa- nach ihm geht, sind dabei aber vor der Zahnärzteschaft in die „Machen- Andersdenkende.“ Dem müsse man men Forschungsprojekts „Zahnme- allem die KZBV, die Kassenzahnärzt- schaften im Dritten Reich“ sei bedrü- entschieden entgegentreten, mahnte dizin und Zahnärzte im Nationalso- lichen Vereinigungen und die Praxen ckend und beschämend, sagte der Eßer. „Wenn wir aus den Erfahrungen zialismus“ vor, an dem unabhängige selbst gefordert. Die ordnungsgemä- Vorstandsvorsitzende der Kassen- der Vergangenheit eine Lehre ziehen, Wissenschaftler der Universitäten ße Installation der TI-Komponenten zahnärztlichen Bundesvereinigung dann diese: Wehret den Anfängen“, Düsseldorf und Aachen vier Jahre in den Praxen müsse sichergestellt Dr. Wolfgang Eßer anlässlich der schloss er. lang gearbeitet haben. Darin wurde sein, erklärte er – und zog sich an- Preisverleihung. – Gesellschaftliche die Rolle der Zahnheilkunde im NS-Re- sonsten auf die im DVG vorgesehene Verantwortung für das Geschehene zu „Es ist eben nicht egal, was vor acht gime systematisch aufgearbeitet. gesetzliche Verpflichtung der Selbst- Der KZBV-Vorstand und der VV-Vorsitzende mit dem Bundesgesundheitsminister übernehmen und die Forschung rund Jahrzehnten geschah“, brachte es der 12 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 01 | 2020 01 | 2020 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 13
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN V ER T R E T ER V ER S A M M LU N G D ER K Z BV I N B ER L I N V ER T R E T ER V ER S A M M LU N G D ER K Z BV I N B ER L I N FR AU EN U N D J U N G E KO L L E- Eßer fort. Mit deutlichen Worten ver- Baden-Württemberg): „Es geht um die TI, MVZS, FR AUENFÖRDERUNG: G E N Z U R M I TA R B E I T I N D E R S E L B S T V E R W A LT U N G M O T I - anschaulichte er, warum es wichtig ist, sie ins Boot zu holen: „Wenn wir Zukunft des Berufsstandes.“ WEICHENSTELLUNG FÜR DIE ZUKUNF T VIEREN das nicht kapieren, dann wird mit uns Selbstverwaltungsgreisen das Einstimmig bekräftigte die VV in Ber- lin nun zunächst erneut ihr Ziel, den Um den Fortbestand der freiberuf- Prinzip der Selbstverwaltung via na- Frauenanteil in den Gremien der zahn- Die Vertreterversammlung der Kassen- lich selbstständigen Praxen und ihrer turalis aussterben.“ Zugleich mahnte ärztlichen Selbstverwaltung und in zahnärztlichen Bundesvereinigung Selbstverwaltung zu gewährleisten, er die Förderung von Frauen in der Führungspositionen zu erhöhen. Dazu (KZBV) am 13. und 14. November in müssten attraktivere Arbeitsbedin- Standespolitik an. Einen entsprechen- müssten Strukturen und Rahmenbe- Berlin bezog Stellung zu wichtigen gungen für jüngere Kollegen geschaf- den Beschluss hatte die Vertreterver- dingungen so verändert werden, dass Versorgungsfragen und legte den fen werden, verdeutlichte Eßer in sei- sammlung bereits im Sommer in Köln „passgenaue Lösungen für Frauen in zukünftigen Kurs der Standespolitik nem mündlichen Bericht außerdem. gefasst. den eigenen Organisationen entste- fest. Themen waren unter anderem Aus der Studie des Instituts der Deut- hen“, stellte sie einstimmig fest. Dass die Ausgestaltung der Digitalisie- schen Zahnärzte (IDZ), „Generation Y“, Überdies hatte die KZBV im Juni 2019 die Delegierten mit Dr. Christine Ehr- rung, der Umgang mit Fremdinvesto- sei bekannt, dass die Niederlassung eigens eine nur aus Frauen bestehen- hardt (KZV Rheinland-Pfalz) später ren in der zahnärztlichen Versorgung nach wie vor die beliebteste Berufs- de Arbeitsgruppe „Frauenförderung“ eine Frau als neues Mitglied in den Fotos: KZBV/Spillner und die Erhöhung des Frauenanteils ausübungsform ist. Die meisten jun- installiert, die auf der Vertreterver- Wahlausschuss wählten, schien nach in der Standespolitik. gen Zahnärzte planten dies jedoch sammlung mit ersten Ergebnissen auf- diesem Tagesordnungspunkt nur fol- eher „mittelfristig“. Flexibilität sowie wartete: Dazu gehört insbesondere gerichtig. Der KZBV-Vorstandsvorsitzende die Vereinbarkeit von Familie und Be- die Ablehnung einer verpflichtenden Dr. Wolfgang Eßer zog in seinem ruf seien der jungen Generation be- Frauenquote. In der Politik steht eine T E L E M AT I K : Die schleswig-holsteinische Delegation (von links: Dr. Nils Borchers, Harald Schrader, mündlichen Bericht zunächst die Peter Oleownik und Dr. Michael Diercks) kanntlich wichtig. Durch die Schaffung solche Quote indes bereits im Raum: „GESETZLICH VERORDNETE „Halbzeit-Bilanz“ der insgesamt sechs- flexiblerer Arbeitszeitmodelle müss- Das „Fairer-Kassenwettbewerb-Ge- UNMÖGLICHKEIT“ jährigen Amtszeit des Vorstandes. Der ten die tradierten Praxisformen da- setz“ führt sie für die Entscheidungs- Vorstand sei angetreten, um die ver- Mundgesundheit gerade auch „vul- gesamten Versorgungssystems. „Ver- her wettbewerbsfähiger gegenüber gremien des Spitzenverbands Bund KZBV-Vorstandsmitglied Dr. Karl-Ge- tragszahnärztliche Versorgung zu ge- nerabler“ Patientengruppen und eine lieren wir die Freiberuflichkeit, verlie- Medizinischen Versorgungszentren der Krankenkassen ein. Es sei mög- org Pochhammer ergänzte die Aus- stalten – nicht, um sie zu verwalten, stärkere Berücksichtigung der Beson- ren wir die Selbstverwaltung“, brachte werden, postulierte Eßer. Außerdem lich, eigene Lösungen zu entwickeln, führungen von Bundesgesundheits- erklärte Eßer eingangs. Gerade unter derheiten der zahnmedizinischen Ver- Eßer es auf den Punkt. plädierte er für die Entwicklung neuer um den Anteil an Frauen in den Ver- minister Spahn um aufschlussreiche diesem Gesichtspunkt sei die Arbeits- sorgung durch eigene Steuerungsins- Praxismodelle, um Einstiegshürden für treterversammlungen und den Vor- Details. So kritisierte er den von weise des Bundesgesundheitsminis- trumente. Grundlage sei die „Agenda Die Vertreterversammlung sprach eine eigene Niederlassung niedriger ständen der zahnärztlichen Organi- Spahn zuvor bereits angedeuteten ters – insbesondere sein hohes Tempo Mundgesundheit“, die die Vertreter- sich im Anschluss für die Schaffung zu gestalten. Als Beispiel dafür führte sationen zu erhöhen, zeigten sich die Plan, den Konnektor durch eine Soft- bei Gesetzgebungsverfahren – eine versammlung der KZBV im Sommer eines „MVZ-Registers“ aus, damit die er die von der apoBank und der Zahn- AG-Mitglieder jedoch überzeugt. Ein warelösung zu ersetzen. Das bedeu- Herausforderung, schilderte er. 2017 beschlossen hatte. KZBV und die KZVen ihren Sicherstel- ärztlichen Abrechnungsgesellschaft Konzept wollen sie auf der Vertreter- te, dass erneut Kosten und Aufwand lungsauftrag „wirksam“ wahrnehmen initiierte „Zahnpraxis der Zukunft“ an versammlung der KZBV im Sommer im Praxisbetrieb entstünden. Auch Als Schwerpunkte der Vorstands- M V Z S: M E H R T R A N S PA R E N Z I N können: Bisher gebe es keine gesi- (s. Zahnärzteblatt 11/2019, S. 14f) 2020 vorstellen. Ziel müsse es sein, die elektronische Patientenakte sieht arbeit beschrieb Eßer die Sicherstel- DER AUSENDARSTELLUNG cherten Erkenntnisse über Inhaber- alle jungen Kollegen – nicht nur Frau- Pochhammer durch diese Ankündi- lung der flächendeckenden, wohn- GEFORDERT strukturen und Kettenbildungen im Auch für die Mitarbeit in der Selbst- en – zur Mitarbeit in der Selbstverwal- gung indirekt betroffen: Bis zum 1. ortnahen, qualitativ hochwertigen Bereich der zahnärztlichen Medizini- verwaltung müssten mehr junge tung zu motivieren, betonte die Aus- Januar 2021 müssten die Kranken- Versorgung, die Verbesserung der Breiten Raum im Bericht Eßers wie schen Versorgungszentren, monierten Menschen gewonnen werden, fuhr schussvorsitzende Dr. Ute Maier (KZV kassen ihren Versicherten eine elekt- auch in der Diskussion nahmen einmal die Delegierten. mehr die investorengeführten Zahn- medizinischen Versorgungszentren Auch die Angabe von gesellschafts- ein. Auch nachdem es der Zahnärzte- rechtlichen Eigentümerstrukturen auf schaft gelungen ist, im Terminservice- dem Praxisschild und auf der Home- und Versorgungsgesetz eine Sonder- page muss nach Ansicht der VV- reglung zu Z-MVZs durchzusetzen, Delegierten Pflicht werden, um im gelte es, Bedrohungen des Gesund- Interesse der Patienten Transparenz heitssystems und der zahnärztlichen herzustellen. Zudem müsse die Un- Versorgung durch Private Equity und gleichbehandlung von zahnärztlichen renditeorientierte Fremdinvestoren Einzelpraxen und Berufsausübungs- entgegenzutreten, mahnte Eßer: „Wir gemeinschaften gegenüber Zahnme- müssen die zahnärztliche Versorgung dizinischen Versorgungszentren mit auf freiberuflicher, unternehmerisch Blick auf die höchstmögliche Anzahl selbstständiger Basis erhalten.“ An- von angestellten Zahnärzten beseitigt Halbzeit-Bilanz: Dr. Wolfgang Eßer sonsten drohe eine Änderung des werden. Schrader wandte sich u.a. gegen die Sank- Dr. Karl-Georg Pochhammer: „Datenschutzrechtliche Haftung muss am Konnektor enden.“ tionspolitik des BMG 14 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 01 | 2020 01 | 2020 Z A H N Ä R Z T E B L AT T 15
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