Zeit, dass sich was dreht - Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 12 Themenfelder zu Sternenfels und Diefenbach - beim NABU Sternenfels
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Zeit, dass sich ´was dreht Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 12 Themenfelder zu Sternenfels und Diefenbach Dr. Stefan Bosch Bernd Pelz
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„Frisch also! Mutig ans Werk!“ Friedrich Schiller Die Autoren: Dr. Stefan Bosch Sternenfels-Diefenbach Facharzt für Anästhesiologie Fachbeauftragter für Ornithologie und Vogelschutz im NABU-Landesverband Baden-Württemberg e. V. Initiativperson in Sternenfels des NABU-Landesverband Baden-Württemberg e. V. Bernd Pelz Sternenfels IT-Produktmanager Vorsitzender Schwäbischer Albverein e. V., Ortsgruppe Sternenfels Radwegepate Landkreis Enzkreis Kontakt: info@impulse-sternenfels.de Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 3
Sternenfelser Bürger können das Impulspapier als PDF-Dokument bei den Autoren kostenlos anfordern unter folgender E-Mail-Adresse: info@impulse-sternenfels.de Wir freuen uns auf Ihr Interesse! Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir in diesem Dokument auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen und verwenden das generische Maskulin. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter. 4 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
Inhalt Vorwort ..............................................................................................................................................7 Übersicht der zwölf Themenfelder ......................................................................................................9 Mehr Demokratie ............................................................................................................................. 12 Möglichkeiten besserer Information und Kommunikation ............................................................. 16 Verantwortung für den demokratischen Nachwuchs ..................................................................... 19 Wohnbau- und Gewerbeentwicklung ................................................................................................ 20 Das gute Erreichte wertschätzen ................................................................................................... 20 Nachhaltige Entwicklungsplanung statt blindem Wachstum .......................................................... 21 Kritik an den auf Basis von § 13b BauGB geplanten Baugebieten ................................................... 23 Kritik am Bebauungsplan „Westlich Schwannstraße“ .................................................................... 27 Nahrungsmittel oder Flächenversiegelung?................................................................................... 28 Überschätzte fiskalische Wirkung neuer Baugebiete ..................................................................... 30 Appell, das große Ganze zu sehen ................................................................................................. 31 Stärkung und Ausbau der Infrastruktur ............................................................................................. 32 Versorgung der Bürger .................................................................................................................. 32 Mobilität ....................................................................................................................................... 35 Digitale Netze ............................................................................................................................... 37 Unterstützung moderner Arbeitsformen ....................................................................................... 38 Schaffung einer attraktiven Ortsmitte ............................................................................................... 40 Umwelt- und Naturschutz und Ernährungssicherung ........................................................................ 42 Umwelt- und Naturschutz ............................................................................................................. 42 Ernährungssicherung .................................................................................................................... 53 Klimaschutz ...................................................................................................................................... 57 Manche Lösungen fangen im Kleinen an ....................................................................................... 57 Tourismusdorf .................................................................................................................................. 61 Vernachlässigung touristischer Aspekte ........................................................................................ 62 Ideen zur Förderung des Tourismus .............................................................................................. 62 Notwendige Einschränkungen ....................................................................................................... 69 Digitalisierung ................................................................................................................................... 71 Vereinsförderung .............................................................................................................................. 73 Kultur ............................................................................................................................................... 77 Öffentliche Ordnung ......................................................................................................................... 78 Ortsbestimmung ............................................................................................................................... 80 Nachwort .......................................................................................................................................... 81 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 5
Korrekturen Da wo Menschen arbeiten, können Fehler nie ganz ausgeschlossen werden. Uns liegt sehr an der Korrektur von Fehlern. Sollten sich in unserem Werk Fehler eingeschlichen haben, werden diese berichtigt und die Korrekturen hier transparent und nachvollziehbar aufgeführt. Revision Änderung Seite keine keine keine 6 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
Vorwort Die Gemeinde Sternenfels mit ihren beiden Ortsteilen Sternenfels und Diefenbach war bis vor 12 Jahren eine landes- und bundesweit ländliche Mustergemeinde mit hoher kommunaler Innovationskraft. Angefangen mit kleineren Preisen im Kreisumfeld über mehrere Gold- Auszeichnungen im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Landes- und Bundesebene bis hin zur Teilnahme an der Expo 2000 in Hannover. Kommunale Bürgeraktionen wurden ausgezeichnet und das Anfang der 2000er Jahre mit großem Mehrwert für die Bürger entwickelte Dienstleistungszentrum KOMM-IN hatte Strahlkraft bis weit über die Orts- und Landesgrenzen hinaus. Neubaugebiete wurden mit Bedacht entwickelt und auf eine Art und Weise realisiert, die bis heute nichts an Attraktivität verloren hat. Alle fünf Jahre treten Parteien und Organisationen zur Gemeinderatswahl an und versprechen ihren Wählern allerhand Maßnahmen zur Entwicklung der Kommune und eine transparente Bürgerpolitik. Versprochen wurde viel in den letzten beiden Gemeinderatswahlen: Von der Stabilisierung der Nahversorgung über eine nachhaltige Gestaltung der Sternenfelser Ortsmitte bis hin zur Entwicklung eines Tourismuskonzeptes, Bürgerbeteiligung, Hochwasserschutz, einem besseren ÖPNV und dem Erhalt der Kulturlandschaft. Auch die beiden gewählten Kandidaten der Bürgermeisterwahlen in 2014 und 2015 versprachen vieles und insbesondere auch die gute Information und die Mitsprache und Mitwirkung der Bevölkerung. In den letzten 10 Jahren ist durch eigenen Antrieb der Gemeinde nichts Wesentliches mehr für eine gute und nachhaltige Entwicklung entstanden. Leitplanken für eine nachhaltige und behutsame Weiterentwicklung der Kommune wurden nicht erarbeitet. Wichtige Themen, wie z. B. die neue Ortsmitte in Sternenfels, standen immer wieder einmal erfolglos auf der Agenda. Der so elementare Hochwasserschutz für Diefenbach wurde nicht substanziell verbessert. Die Nahversorgung hat in dieser Zeit sehr gelitten, sind doch viele Einkaufsgeschäfte verschwunden. Der notwendige nachhaltige Umwelt-, Natur- und Artenschutz hat keine Lobby. Zudem sorgt die bisherige mangelhafte Kommunikation, sowohl von Seiten der Gemeindeverwaltung als auch von Seiten der Gemeinderatsfraktionen, nicht für ein gesteigertes Vertrauen in der Bevölkerung. Auch entsteht der Eindruck, die großen Visionen, der Kompass für das große Ganze, scheint verloren gegangen zu sein. Politik ist ein schwieriges Metier, insbesondere auch auf kommunaler Ebene. Allen Akteuren, die sich ernsthaft und mit Herzblut einbringen, gilt großer Dank und Anerkennung. Die Autoren dieses Papiers haben keine Patentrezepte, sehen aber diverse Verbesserungspotentiale und die Notwendigkeit, Visionen für wichtige Zukunftsfragen gerade auch im Kontext des laufenden Gemeindeentwicklungsprozesses „Sternenfels 2035“ zu entwickeln. Dieses Papier soll dazu dienen, aus der Sicht engagierter und besorgter Bürger wichtige Zukunftsthemen anzusprechen und die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat mit Impulsen zu unterstützen. Das Impulspapier soll aber auch den interessierten Bürgern von Sternenfels zur Verfügung stehen, denn wir sind überzeugt davon, dass dieses Papier die Leser zu weiteren wertvollen Impulsen anregen wird. Mit Gemeinschaft und Solidarität kann man Enormes erreichen. Wir alle haben ein gemeinsames Ziel: Ein zukunftsfähiges Sternenfels! Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 7
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Übersicht der zwölf Themenfelder Mehr Demokratie Die Kommune als kleinste Verwaltungseinheit im Staat hat großen Einfluss auf eine gelebte Demokratie. Versprochen wurde viel. Jedoch fand in den vergangenen Jahren weder von der Gemeindeverwaltung noch von den Gemeinderatsfraktionen eine ausreichende Information der Bürger statt. Die Bürger werden nicht mitgenommen und haben keinen Kanal für einen öffentlichen Diskurs. Eine jährliche Einwohnerversammlung, eine regelmäßige Kommunikation der Gemeinderatsfraktionen, verständliche und erläuternde amtliche Mitteilungen, online abrufbare Sitzungsunterlagen und Gemeinderatsprotokolle, Leserbriefe im Mitteilungsblatt und eine Beteiligung der Jugend fördern die politische Teilhabe und stärken die Demokratie auf lokaler Ebene. Wohnbau- und Gewerbeentwicklung Obwohl Sternenfels nur noch wenig Fläche im Außenbereich besitzt, wurde die Aufstellung einer noch nie dagewesenen Anzahl neuer Baugebiete im Außenbereich beschlossen. Es findet ein regelrechter Ausverkauf von Sternenfels und Diefenbach teils im Schnellverfahren statt ohne Rücksicht auf unseren Naturraum und den wichtigen Nahrungsmittelanbau. Und das, obwohl in den Teilorten noch zahlreiche unbebaute, aber erschlossene Bauplätze vorhanden sind und in den Ortskernen Leerstände drohen. Gefangen in den alten Mustern des ewigen Wachstums hat man den Blick auf das große Ganze verloren. Wir gefährden damit unseren Status als Gemeinde im Ländlichen Raum – übrigens die einzige im ganzen Enzkreis - und gefährden damit die Bezugsmöglichkeit von Fördergeldern, auf die andere Kommunen neidisch blicken. Zudem werden die Steuereinnahmen und finanziellen Zuweisungen durch Neubürger überschätzt, stehen diesen doch laufend höhere Infrastrukturausgaben entgegen. Zudem wird das in der Vergangenheit gute Erreichte nicht mehr wertgeschätzt. Wir stehen an einem Kipp-Punkt und realisieren nicht, dass bereits innovative Gemeinden andere Schwerpunkte setzen für eine gute und nachhaltige Dorf- und Siedlungsentwicklung. Stärkung und Ausbau der Infrastruktur Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum ist auf einem kritischen Pfad. Aktivitäten zur weiteren Ansiedlung von Senioren sind deshalb zu hinterfragen. Zudem wird es Zeit, sich in Bezug auf den mittlerweile nicht mehr zu übersehenden Klimawandel mit der Trickwassersicherheit zu beschäftigen. Für die Bürger negativ ist der weitere Rückgang der örtlichen Gastronomie. Konzepte dagegen, wie z. B. Genossenschaftsmodelle, sind zu entwickeln und in diesem Rahmen vorhandene Förderungen zu nutzen. Die Nahversorgung könnte um einen Wochenmarkt ergänzt werden. Das Kapitel Mobilität enthält u. a. verschiedene Ideen zur Verbesserung des ÖPNV. Die Breitbandversorgung ist konsequent weiter voran zu treiben. Die Bereitstellung eines öffentlichen WLANs ist nicht zielführend. Schaffung einer attraktiven Ortsmitte Seit 20 Jahren beschäftigt sich die Gemeinde mit der Ortsmitte in Sternenfels. Diese im wahrsten Sinne des Wortes zentrale Angelegenheit wurde nach mehreren Anläufen immer wieder vertagt. Dabei ist eine attraktive und funktionale Ortsmitte wichtig für Bürger und Vereine. Die Ertüchtigung darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden. Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 9
Umwelt- und Naturschutz und Ernährungssicherheit Die Auswirkungen der Menschen auf unsere Umwelt dürfen auch auf lokaler Ebene nicht ignoriert werden. Sternenfels war in der Vergangenheit bzgl. einer behutsamen und ökologisch orientierten Dorfentwicklung viel weiter als heute. Hier müssen wir wieder hin. Wir müssen uns zum Naturpark bekennen und alles daran setzen, die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern. Regional angebaute hochwertige Lebensmittel werden immer wichtiger. Flächen dafür dürfen nicht bedenkenlos versiegelt werden. Der Weg zur Stärkung der Artenvielfalt ist eine Reise, die wie jede Reise mit dem ersten Schritt vor unserer Haustüre beginnt. Klimaschutz Klimaschutz fängt im Dorf an. Transparenz über die Treibhausgas-Emissionen am Ort sind wichtig. Zahlen hierzu liegen vor, müssen jedoch eingeordnet werden. Viele Lösungen zum Klimaschutz fangen im Kleinen an, wie z. B. die Förderung des lokalen und regionalen Fahrradverkehrs, die Kanalisierung klimakritischer Aktivitäten und eine Earth Hour für Sternenfels. Tourismusdorf Wir verfügen über eine gute Ausgangslage für touristische Angebote. Touristische Aspekte sind aber in den letzten Jahren vernachlässigt worden und so gilt es grundsätzlich, auch den Sinn und Zweck des bestehenden, an sich geringen touristischen Engagements zu hinterfragen. Ideen zur Förderung des Tourismus basieren auf der Pflege bestehender Einrichtungen und deren Ausbau, wie z. B. Schlossberg-Kiosk und –Turm, Wohnmobilstellplätze, Radtransport im ÖPNV. Das Marketing sollte, auch gemeinsam mit der Kraichgau-Stromberg-Touristik, weiterentwickelt werden. Neues Angebot könnte eine Downhill-Strecke für Mountainbiker sein. Die Gemeinde sollte aus eigenem Antrieb heraus bzgl. der Ausgrabungsstätte Zwerchhälde den Kontakt zu den entsprechenden Landesbehörden suchen. Digitalisierung Die Inhalte des Mitteilungsblatts sollten auch auf digitalen Kanälen erreichbar sein. Deshalb sind Gespräche mit Amtsblattverlagen zu suchen, die eine solche zeitgemäße Möglichkeit anbieten. Die Webpräsenz der Gemeinde bedarf einer grundlegenden Erneuerung. Kommunale Dienstleistungen werden in den nächsten Jahren verstärkt verfügbar sein. Die Gemeindeverwaltung sollte sich frühzeitig diesem Themenkomplex annehmen, damit auch die Bürger in Sternenfels zeitnah die Vorteile nutzen können. Bürger ohne digitalen Zugang dürfen nicht von Dienstleistungen ausgeschlossen werden. Vereinsförderung Vereine sind von außerordentlicher Bedeutung für eine attraktive und gesunde Kommune. Die Förderung der Vereine ist deshalb eine wichtige Aufgabe der Gemeinde. Die Förderung muss jedoch nicht zwingend im monetären Bereich liegen, da Vereine i. d. R. weniger mit den finanziellen Möglichkeiten kämpfen, sondern viel mehr gegen den Mitgliederschwund. Deshalb sind Themen wie z. B. die bessere werbliche Möglichkeit von Vereinen im Mitteilungsblatt wichtiger oder sonstige Unterstützungsleistungen der Gemeinde, wie z. B. infrastrukturelle Maßnahmen. 10 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
Kultur Durch die rege Vereinsarbeit wird bereits einiges an Kultur geboten. Neben Straßenfest und Mandelblüte könnten weitere Veranstaltungen mit überregionaler Ausstrahlung positiv auf die Gemeinde wirken. Wichtig hierbei sind besondere Event-Locations, die mit der Schlossberg-Wiese verfügbar wären. Mit Mut und bei gutem Erfolg einer dort angesiedelten Kulturveranstaltung könnte sich ggf. ein Sternenfelser Schlossberg-Sommer etablieren. Öffentliche Ordnung Regeln gelten einem guten auskömmlichen Miteinander. Leider werden immer wieder Regelungen missachtet, wie das Entfernen von Hundekot oder das Wegwerfen von Kleinmüll, wie z. B. Zigarettenkippen. Das Publizieren von Hinweisen im Mitteilungsblatt führt zu keinen Lösungen. Bürger sollten besser z. B. im Rahmen von Aktionstagen sensibilisiert werden. Ortsbestimmung Das Sieben-Sterne-Profil der Gemeinde ist mittels Leitplanken gut entwickelt. Die Leitplanken „Gründerdorf“ und „Mediendorf“ sind auf ihre heutige Berechtigung hin zu prüfen. Zeitgemäße Leitplanken wie Klima, Nachhaltigkeit oder generell die Zukunft könnten mehr Sinn stiften. Die wichtige Leitplanke „Bürgerdorf“ muss wieder mit Leben erfüllt werden. Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 11
Mehr Demokratie Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und es muss permanent an ihr gearbeitet werden. Wer es schafft, die Bürgerinnen und Bürger zur Mitsprache und zum Engagement zu motivieren, hat auf jeden Fall bessere Aussichten, eine attraktive Kommune zu bleiben.1 Große Anerkennung erhielt die Gemeinde Sternenfels aufgrund ihrer gelungenen nachhaltigen Entwicklung in den 90er und 2000er Jahren. Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, stellt in seinem Grußwort im Informationsheft aus 2011 dazu die Mitwirkung der Bürgerschaft als zentralen Punkt dar: „Das gemeinsame Anpacken, Planen und Entscheiden bedeuten gelebte Bürgerbeteiligung“.2 Mitsprache und Engagement kann aber nur entstehen, wenn die Bürger immer wieder umfassend und rechtzeitig über die wichtigen Themen der Kommune informiert werden. Diese Informationskultur ist in den letzten Jahren in Sternenfels verloren gegangen. Noch nie gab es von Seiten der Gemeindeverwaltung eine so mangelhafte Bürgerinformation, die sich über den Zeitraum von mindestens der letzten fünf Jahre festmachen lässt. Bedeutende aktuelle Beispiele sind: Baugebiete „Wohnen 60+“, „Am Falltor“, „Gewerbegebiet VII. Abschnitt“ Im Mitteilungsblatt wurde jeweils nur mit einem Satz darüber informiert, dass es einen Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans gab, mit Abbildung eines Lageplans.3 Eine weitergehende Information vorher oder nachher fand nicht statt. Projekt Weidemilch Diefenbach GmbH & Co. KG In der Sitzung am 28. Mai 2020 gab der Gemeinderat grünes Licht für das private kommerzielle Projekt der Weidemilch Diefenbach GmbH & Co. KG. Die einzige Bürgerinformation der Gemeinde zu diesem für Sternenfelser Verhältnisse riesigen Projektes mit über 240 Milchkühen, Stall, Silos, Gülletanks, Biogasanlage, Brunnenbohrung für Grundwasserförderung und evtl. später gemäß Aussage der Landwirte auch ein Wohnhaus, bestand lange Zeit nur aus einem einzigen Satz im Mitteilungsblatt.4 Erst im November wurde aufgrund zunehmender Sorgen und Fragen aus der Bevölkerung eine Informationsveranstaltung durchgeführt. Keuperabbau Im Mitteilungsblatt war hierzu nur ein Satz zu lesen, in dem darüber informiert wurde, dass die Firma Wienerberger Probeentnahmen durchführt.5 Auch hierzu keine weitergehenden Informationen. Der Bürger bleibt völlig im Unklaren. Grünkonzept Ein raumgreifendes Grünkonzept wurde im Januar 2020 im Gemeinderat beschlossen.6 Weitergehende Details hierzu sind nicht bekannt. Bürger sind überrascht, dass z. B. im 1 Andrea Dittrich-Wesbuer, Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS), Themenheft zum Wissenschaftsjahr 2013 „Den Wandel gestalten – die demografische Chance“ 2 Informationsheft „Unser Dorf hat Zukunft“ – Auf dem Weg zur Bürgergesellschaft – Grußworte, Stand 7/2011 3 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 1-2/2020 vom 9. Januar 2020 4 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 23/2020 vom 4. Juni 2020 5 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 27/2020 vom 2. Juli 2020 6 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 7/2020 vom 13. Februar 2020 12 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
Februar 2021 plötzlich zahlreiche Straßenbegleitbäume in der Brettener Straße gefällt wurden. Argumente, die die Ursachen für die mangelhafte Kommunikation aktuell in der Corona-Krise verorten, können nicht akzeptiert werden. Mit den heutigen technischen Kommunikationsmöglichkeiten lässt sich eine solche schlechte Kommunikation nicht entschuldigen. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass die sparsame Information gewollt ist. Verschärft wird diese inakzeptable Informationspolitik durch die mangelhafte Information der gewählten Bürgervertreter in den Gemeinderatsfraktionen. Seit zwei Jahren gab es im Mitteilungsblatt der Gemeinde keine Informationen der Fraktionen zu expliziten kommunalen Themen. Die letzte Information stammt von der Fraktionsgemeinschaft Freie Wähler und SPD vom 28. Februar 2019 und bezog sich auf die installierte Treppe am Schnittgut-Container auf dem Häckselplatz.7 Die letzte Information der LfSuD datiert auf den 14. Februar 2019 und geht auf den beschlossenen Haushaltsplan 2019 ein wie ebenso die Fraktionsgemeinschaft Freie Wähler und SPD zum gleichen Datum.8 Erwähnenswert ist, dass in dieser Stellungnahme zum Haushaltsplan die Fraktionsgemeinschaft Freie Wähler und SPD explizit folgendes anspricht: „Deshalb sind unserer Fraktion die Bereiche Bürgerbeteiligung und Bürgerinformation besonders wichtig. Kommunikation und Transparenz sind Schlüsselwerte für eine gelingende Kommunalpolitik im Interesse der Bürgerschaft“.9 Den Fraktionen ist offensichtlich der immense Wert einer guten Bürgerinformation sehr wohl bekannt. Dennoch war lange Zeit das aber das letzte, was man von den Fraktionen seither im Mitteilungsblatt lesen konnte. Das war, wie gesagt, vor genau zwei Jahren! Erst Anfang Februar 2021 meldeten sich beide Gemeinderatsfraktionen im Mitteilungsblatt wieder zur kommunalpolitischen Themen zu Wort. 10 Dieses Verhalten in der Vergangenheit ist nicht sonderlich demokratiefördernd und steht im Widerspruch zu den Versprechungen einer jeder Bürgermeister- und Gemeinderatswahl. Zitate aus den Wahlkampagnen zur Gemeinderatswahl 2014: Freie Wähler Sternenfels und Diefenbach: „transparente Politik“ „Bürgerschaftliches Engagement , Bürgerbeteiligung LfSuD – Liste für Sternenfels und Diefenbach: „offen, bürgernah“ „fairer und wertschätzender Umgang im gegenseitigen Austausch“ „Transparente Bürgerpolitik“ Lediglich die SPD machte damals keine Aussagen zu einer guten Information der Bürger. 7 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 9/2019 vom 28. Februar 2019 8 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 6/2019 vom 7. Februar 2019 9 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 7/2019 vom 14. Februar 2019 10 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 5/2021 vom 4. Februar 2021 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 13
Zitate aus den Wahlkampagnen zur Gemeinderatswahl 2019: Freie Wähler Sternenfels und Diefenbach: „Bürgerdialog“ „offene und konstruktive Kommunikation mit unseren Bürgern“ LfSuD – Liste für Sternenfels und Diefenbach: „… wichtig, anstehende Entscheidungen offen … zu treffen“ Auch in 2019 gab es von Seiten der SPD keine Aussagen hinsichtlich einer informellen Beteiligung der Bürger an kommunalen Themen. Zitate des gewählten Bürgermeisters aus dem Bürgermeisterwahlkampf 2015: „für ein ehrliches Miteinander … und Offenheit“ „für Mitsprache und Mitwirkung der Bevölkerung bei kommunalen Entscheidungen“ „Der Dialog miteinander ist der Schlüssel für gute Gemeindepolitik“ Zitate der gewählten Bürgermeisterin aus dem Bürgermeisterwahlkampf 2020: „Bürgernahe und transparente Gemeindepolitik“ „ehrliche und wertschätzende Kommunikation“ Konstruktive und zielgerichtete Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft …“ Und in der Tat gibt es nun unter der neuen Bürgermeisterin erste Anzeichen für eine bessere Interaktion mit den Bürgern. Im März 2021 findet die erste im Wahlkampf versprochene Einwohnerversammlung („Bürgerversammlung“) statt. Das lässt auf eine bessere Kommunikation in der Zukunft hoffen. Unabdingbar für ein gutes Miteinander ist, dass die Bürger der Gemeinde Kenntnis erlangen können über öffentliche Themen, die bearbeitet werden und über Hintergründe für Entscheidungen im Gemeinderat. Entscheidungen müssen für die Bürgerschaft nachvollziehbar sein und es muss erkennbar sein, dass Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen werden ohne Einflussnahme durch Lobbyinteressen. Nur so ist Vertrauen möglich und über die Zeit die demokratische Willensbildung. Demokratie beginnt auf kommunaler Ebene und kann dort von den Bürgern direkt erlebt werden. Die Kommune ist die Basis für eine gelebte und akzeptierte Demokratie und hat damit einen sehr hohen Stellenwert für das Land, in dem wir leben. Demokratie ist mehr als nur alle paar Jahre zur Wahlurne zu gehen und seine Stimme abzugeben. Nur gut informierten Bürgern ist es möglich, seriös ihre Stimmen zu vergeben. Alle fünf Jahre die wichtige Kommunikation in der Wahlwerbung zu versprechen ist zu wenig. Die Bürger ernst zu nehmen, muss wieder ernst genommen werden! Die gute Kommunikation steht alleine in der Macht der gewählten Kandidaten, niemand hindert sie daran. Informiert die Bürger! Versprochen ist versprochen! Zum demokratischen Diskurs gehört eine lebendige Debatte, um die vielfältigen Interessen und Bedürfnisse abzuwägen. Demokratie ist ein Wettstreit um die besten Lösungen für das Jetzt und die Zukunft. Streit an sich ist nichts Schlimmes oder Schlechtes. Streit um der Sache wegen kann gut sein 14 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
für die Sache. Einheitliche Beschlüsse im Gemeinderat, wie sie in der Vergangenheit schon von Bürgern gefordert wurden, sind deshalb nicht zwingend notwendig. Überwiegend einstimmige Beschlüsse, ohne Kommunikation der Entscheidungsgründe, wirken nach außen hin auf Dauer eher irritierend und lassen Fragen nach der Ernsthaftigkeit und der Unabhängigkeit der gewählten Bürgervertreter aufkommen. Die Vielfalt sorgt für stabile Systeme, auch in der Politik! Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 15
Möglichkeiten besserer Information und Kommunikation Kommunikation auf Augenhöhe Die Gemeindeverwaltung publiziert wöchentlich im Mitteilungsblatt ihre amtlichen Nachrichten und wird damit den gesetzlichen Vorgaben gerecht. Diese Informationen sind oftmals in der Sprache der Verwaltung gehalten. Die allermeisten Bürger sprechen jedoch diese fachspezifische Sprache nicht und somit sind oftmals Informationen aus dem amtlichen Teil unverständlich. Eine bürgerfreundliche Gemeindeverwaltung muss darauf achten auf Augenhöhe mit ihren Bürgern zu sprechen. Eine bürgerfreundliche Gemeindeverwaltung darf sich nicht beschränken auf die gesetzlich zwingend notwendige Information. Diese taugt in der Regel nicht dazu, die Bürger mitzunehmen. Die Gemeindeverwaltung muss darauf achten, dass eine informelle Teilhabe der Bürger möglich ist durch eine gute Erläuterung der Fakten, ohne in die Amtssprache zu verfallen. Auch muss es möglich sein, dass sich Bürger zu Themen umfassend informieren oder sich zu Themen einbringen können, auch wenn sie nicht einen Gemeinderatsposten bekleiden können oder wollen. Lapidare Hinweise, man hätte sich ja zur Gemeinderatswahl aufstellen lassen können, sind diesbezüglich weder zielführend noch besonders wertschätzend und motivierend.11 Einwohnerversammlung Laut Gemeindeordnung stehen den Bürgern Einwohnerversammlungen („Bürgerversammlung“) zu.12 Weil diese Versammlungen ein elementar wichtiges Instrument in der kommunalen Demokratie sind, zitieren wir hier den 1. Absatz des Gesetzes: Wichtige Gemeindeangelegenheiten sollen mit den Einwohnern erörtert werden. Zu diesem Zweck soll der Gemeinderat in der Regel einmal im Jahr, im Übrigen nach Bedarf eine Einwohnerversammlung anberaumen. Einwohnerversammlungen können in größeren Gemeinden und in Gemeinden mit Bezirksverfassung oder Ortschaftsverfassung auf Ortsteile, Gemeindebezirke und Ortschaften beschränkt werden. Die Teilnahme an der Einwohnerversammlung kann auf die Einwohner beschränkt werden. Die Einwohnerversammlung wird vom Bürgermeister unter rechtzeitiger ortsüblicher Bekanntgabe von Zeit, Ort und Tagesordnung einberufen. Den Vorsitz führt der Bürgermeister oder ein von ihm bestimmter Vertreter. In Ortschaften können Einwohnerversammlungen auch vom Ortschaftsrat anberaumt werden, …. Eine solche Versammlung hat schon seit vielen Jahren nicht mehr stattgefunden. Das ist sehr bedauerlich und zeigt, dass man sich innerhalb einer Legislaturperiode bisher nicht mit den Bürgern auseinandersetzen wollte und diese Auseinandersetzung scheute. Am 17. März 2021 findet nun die erste Einwohnerversammlung nach so vielen Jahren statt. Das ist ein wichtiges Zeichen an die Bürger. Für ein gutes demokratisches Klima, als vertrauensbildende Maßnahme und zur Kanalisierung von Themen, die die Bürger beschäftigen, ist eine jährliche Einwohnerversammlung anzubieten. Die Bürgerinnen und Bürger benötigen dieses Format zur Teilhabe und zum Austausch. Durch einen öffentlichen Diskurs entstehen wertvolle Impulse, die der Gemeinde dienlich sind. 11 Mühlacker Tagblatt vom 22. September 2020 „Die letzten Jahre waren verlorene Jahre“ 12 Gemeindeordnung für Baden-Württemberg, § 20a 16 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
Regelmäßige Kommunikation der Gemeinderatsfraktionen Das Mitteilungsblatt der Gemeinde sieht ein eigenes Kapitel vor für Informationen der Gemeinderatsfraktionen.13 Die Fraktionen sollen diese Möglichkeit nutzen um die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig über aktuelle Themen, Gedanken und Hintergründe von Entscheidungen zu informieren. Nach den Gemeinderatswahlen danken die gewählten Bürgervertreter für das entgegengebrachte Vertrauen. Dem Eindruck, dass mit Abgabe der Stimme auch die Einflussmöglichkeiten abgegeben wurden und der Gemeinderat in einer Art Black Box autark agiert, kann mit einer kontinuierlichen Kommunikation über das Mitteilungsblatt entgegengewirkt werden. In der Demokratie gibt es keine Generalvollmacht. Der Aufwand für eine konstante Kommunikation ist nicht zu unterschätzen. Sicher ist aber auch, dass eine gute Kommunikation von den Bürgern wertgeschätzt wird. Mit Blick auf die Versprechungen in den vergangenen Wahlkämpfen werden letztlich die Gemeinderatsfraktionen damit auch ihren eigenen Ansprüchen gerecht. Veröffentlichung von Beschlussvorlagen/Sitzungsvorlagen online Die Gemeindeordnung Baden-Württemberg schreibt vor, dass die der Tagesordnung beigefügten Beratungsunterlagen für öffentliche Sitzungen, also die sogenannten Beschlussvorlagen oder Sitzungsvorlagen, auf der Internetseite der Gemeinde zu veröffentlichen sind. Sichergestellt werden muss, dass keine personenbezogenen Daten oder Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse unbefugt offenbart werden. Nur wenn die Entfernung personenbezogener Daten einen erheblichen Aufwand oder erhebliche Veränderungen der Beschlussvorlage bedeuten würde, kann im Einzelfall von der Veröffentlichung abgesehen werden.14 Dieser Einzelfall ist in Sternenfels leider ein permanenter Zustand. Die Beschlussvorlage können nur Besucher der Gemeinderatssitzungen einsehen. In der Regel liegen zwei Exemplare der oftmals sehr umfangreichen Werke aus, die sich die Besucher teilen müssen. Bis jeder Interessierte ein Werk studiert hat, dauert es. Deshalb sind Besucher gezwungen, die Beschlussvorlage während der laufenden Sitzung zu sichten. Das ist kein guter Zustand. Über Transparenz schreibt die Bürgermeisterin im Mitteilungsblatt, dass man „in der Politik hier vom Öffentlichkeitsprinzip spricht. Das bedeutet, dass die Öffentlichkeit über politische Aktivitäten informiert wird. Dazu gehört bei uns, dass die Beschlussvorlage des Gemeinderats im Vorfeld der Sitzung an die lokale Presse gesendet wird.“15 Da fragt man sich dann schon, warum nur die Presse diese Informationen erhält und nicht auch die Bürger, die es betrifft? Muss man denn zwingend das Mühlacker Tagblatt oder die Pforzheimer Zeitung abonniert haben, um die erforderliche Teilhabe zu erlangen? Was, wenn man sich eine Tageszeitung nicht leisten kann oder will? Was, wenn man Details wie z. B. Bebauungspläne sichten möchte, die aufgestellt werden sollen? Die Presse druckt leider keine Beschlussvorlagen ab. Man ist angewiesen auf den Journalisten, über was er wie berichtet. Das kann wirklich nicht die Transparenz sein, die wir als Bürger erwarten können. Die Gemeindeordnung zeigt deutlich, was der Gesetzgeber unter Transparenz versteht! Um der Vorgabe der Gemeindeordnung gerecht zu werden, haben nahezu alle 28 Gemeinden im Enzkreis ein Ratsinformationssystem. Neben Sternenfels haben nur die Kommunen Remchingen, Kämpfelbach und Königsbach-Stein ein solches System nicht! 13 Redaktionsstatut für das Amtliche Mitteilungsblatt der Gemeinde Sternenfels vom 27. September 2018 14 Gemeindeordnung Baden-Württemberg § 41b, Veröffentlichung von Informationen 15 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 6/2021 vom 11. Februar 2021 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 17
In diesem Ratsinformationssystem, teils auch Ratsinformationsmanagement oder Bürgerportal genannt, werden im Vorfeld der Gemeinderatssitzungen die Beschlussvorlagen digital veröffentlicht. Die Bürger können sich so ein gutes Bild über die Details der anstehenden Tagesordnungspunkte machen. Es lohnt sich, einfach mal exemplarisch auf den Websites von Knittlingen, Wurmberg, Wimsheim oder Keltern diese vorbildlichen Möglichkeiten anzuschauen. Zu finden sind diese Informationen in der Regel über den Link zum Gemeinderat. Wer das einmal gesehen hat, weiß was Transparenz wirklich ist. In Straubenhardt steht neben dem Internetauftritt der Gemeinde sogar eine Bürger-App zur Verfügung, über die ebenso das Ratsinformationssystem genutzt werden kann. Veröffentlichung von Gemeinderatsprotokollen online Bürger, die sich im Nachgang eingehender mit den in den öffentlichen Gemeinderatssitzungen besprochenen Themen und den Abstimmungen hierüber beschäftigen wollen, müssen in das Rathaus gehen und können sich dann, während der Öffnungszeiten, die Sitzungsprotokolle vorlegen lassen. Der Gang auf das Rathaus, möglichst vorab mit Termin, die Bitte um Einsichtnahme oder sogar die Notwendigkeit beim Arbeitgeber hierfür Urlaub einreichen zu müssen, können hohe Hürden sein. Selbst fühlt man sich wie ein Bittsteller und ein Stück weit wie ein Mensch, der eine ungesetzliche Handlung durchführt. Wer schon einmal Einsicht in ein Gemeinderatsprotokoll verlangt hat, den treffen, subjektiv empfunden, argwöhnische Blicke. Denn man fragt sich schon, warum jetzt dieser Bürger Einblick in das Protokoll haben möchte und was dieser evtl. im Schilde führt. Ordentlich wird dann auch der Name des Bürgers und die Uhrzeit vermerkt, wann dieser Einblick genommen hat. Nun könnte man sagen, dass interessierte Bürger die Gemeinderatssitzungen besuchen können, denn da findet ja schließlich die Gemeindepolitik statt. Ja in der Tat, der Besuch der Gemeinderats- sitzungen steht jedem Bürger offen und ist auch immer wieder zu empfehlen. Indes ist es jedoch so, dass der interessierte Bürger wohl kaum immer die Zeit findet, an den Sitzungen teilzunehmen. Da geht es den Bürgern nicht anders als den Sitzungsteilnehmern selbst. Und sicher gibt es Bürger, die beruflich bedingt nie Gast einer Sitzung sein können. Deshalb ist es an der Zeit, für eine gute Teilhabe der Bürgerschaft, die Protokolle der öffentlichen Gemeinderatssitzungen online auf die Website der Gemeinde zu stellen. Es gibt viele Gemeinden die das praktizieren – auch im Enzkreis. Beispielhaft sei hier Wiernsheim genannt. Über die Website der Gemeinde kann hier, drei Mausklicks entfernt, jede Niederschrift seit dem Jahr 2008 als PDF-Dokument abgerufen werden.16 Leserbriefe Leserbriefe sind heute nur über die überregionalen Medien Mühlacker Tagblatt und Pforzheimer Zeitung möglich. Oftmals ist es aber nicht sinnvoll, Bürgermeinungen zu kommunalpolitischen Themen über die Gemeindegrenzen hinaus zu tragen. Leserbriefe sind jedoch ein wichtiges demokratisches Element zur Meinungsäußerung. Wir plädieren deshalb dafür, im Rahmen abzusteckender Prämissen, die Veröffentlichung von Leserbriefen im gemeindlichen Mitteilungsblatt zuzulassen und hierzu das Redaktionsstatut der Gemeinde entsprechend zu ändern. Andere Kommunen bieten ihren Bürgern diese Möglichkeit schon viele Jahre. Auch das Urteil des 16 www.wiernsheim.de > Rathaus > Gemeinderatseinladungen und -berichte 18 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
Bundesgerichtshofes aus 201817 verbietet den Gemeinden nicht, Leserbriefe zu veröffentlichen, da diese keine redaktionellen Beiträge der Gemeinden sind und somit nicht die Freiheit der Presse in Händen von nichtstaatlichen Institutionen beeinträchtigt. Ein Beispiel eines Amtlichen Mitteilungsblattes, welches die Veröffentlichung von Leserbriefen erlaubt, und jedem Bürger in Sternenfels vorliegt, ist die Brettener Woche. Verantwortung für den demokratischen Nachwuchs Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an demokratischen Prozessen Als es um das neue Spielgerät auf dem Schlossberg ging, hat die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat in bester Art und Weise gezeigt, wie Kinder an demokratischen Prozessen beteiligt werden können: Über ein mehrstufiges Vorgehen konnten Kinder ihrer Phantasie freien Lauf lassen, Vorschläge einbringen und sich schließlich mehrheitlich für ein Spielgerät entscheiden. Dieses im Hinblick auf die demokratische Erziehung sehr gelungene Vorgehen zeigt, dass es Möglichkeiten gibt, die Kinder unserer Ortschaften an demokratischen Prozessen zu beteiligen. Darüber hinaus sieht der Gesetzgeber explizit vor, über geeignete Strukturen die Jugend generell an politischen Prozessen zu beteiligen. Ende 2015 wurde in der Gemeindeordnung Baden-Württemberg mit Paragraf 41a18 die Möglichkeit hierzu verankert. Auf dieser Basis sind auch in kleineren Kommunen bereits viele Jugendgemeinderäte entstanden. Das Alter der Jugendlichen ist variabel, meist zwischen 14 Jahren und 18 Jahren. Die Jugendlichen haben ein aktives und passives Wahlrecht. In einem öffentlichen Diskurs mit der Jugend sollte entschieden werden, ob ein Jugendgemeinderat für Sternenfels möglich und sinnvoll ist. 17 BGH-Urteil vom 20. Dezember 2018, I ZR 112/17 18 https://dejure.org/gesetze/GemO/41a.html Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 19
Wohnbau- und Gewerbeentwicklung Das gute Erreichte wertschätzen Die Gemeinde Sternenfels war in den 90er und 2000er Jahren ein gelungenes Beispiel für eine facettenreiche nachhaltige Entwicklung. Der damalige Landrat Karl Röckinger formuliert in einem Grußwort: „Wer mit offenen Augen durch die beiden Ortschaften geht, merkt sofort, dass hier nichts in einer Hau-Ruck-Aktion entstanden, sondern das Ergebnis eines langen Prozesses ist, bei dem es schon lange nicht mehr um die reine Optik, als vielmehr um eine ganzheitliche, nachhaltige Dorfentwicklung ging.“19 In dieser Zeit entstand in der Tat ein großer Wurf für die Kommune und die Ergebnisse haben nach wie vor einen großen Wert. Nachhaltigkeit ist hier keine platte Werbephrase, sondern durch gut durchdachte und bedachte Entwicklungsplanung entstanden. Man schaue sich z. B. den prämierten Entwurf des Wohngebiets Holländere an oder die gute landschaftliche Integration des Gewerbeparks. Doch zunehmend wächst die Gefahr, dass gute Ergebnisse im Laufe der Zeit nicht mehr wertgeschätzt werden. Man ist zu nah an der Sache und hat keinen Blick mehr auf das große Ganze. Es kostet Kraft, das gute Erreichte zu bewahren und im Sinne einer darauf angepassten Strategie behutsam weiter zu entwickeln. Sichtbar ist der Beginn des Schleifens der guten Ergebnisse: Die städtebauliche Konzeption der Architekturwerkstatt Schänzel wurde im Hinblick auf ein für die Bürger in Richtung der Natur durchlässigen Gewerbepark mittlerweile verändert: Von drei Achsen in den westlich angrenzenden Wald wurde eine von einem Gewerbebetrieb überbaut und ist für die Bürger nicht mehr nutzbar. Die bewusst als Schutz- und Pufferzone für die Anwohner im Wohngebiet Jörgenäcker und für die Sicherstellung eines weiterhin guten Ortsbilds konzipierte Mischzone als Übergang zum Gewerbepark soll aufgegeben werden. Der Gewerbepark soll an die Wohnbebauung herangeführt werden. Den Bauvorgaben für die Wohngebiete Holländere und Jörgenäcker, die für das positive Gesamtbild zuträglich waren, wird in den letzten Jahren keine große Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Auf Basis weitgehender Ausnahmen entstanden Häuser mit untypischen Kuben, untypischen weißen Fassaden und untypischen Gauben. Abweichend von den bisherigen Auflagen erfolgte die Verwendung von Betondachziegeln in den unterschiedlichsten Rottönen. In den Wohngebieten findet man heute naturfeindliche Steinwüsten und Schottergärten, die gemäß den Begrünungsvorgaben nicht erlaubt sind. Die Ausweisung von neuen Baugebieten erfolgt teils im Schnellverfahren nach § 13b BauGB. Das hat mit einer nachhaltigen Dorfentwicklung nichts gemein. Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger werden bewusst beschränkt und Ausgleichsmaßnahmen im Sinne des Naturschutzes ausgehebelt. 19 Informationsheft „Unser Dorf hat Zukunft“ – Auf dem Weg zur Bürgergesellschaft – Grußworte, Stand Juli 2011 20 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
Nachhaltige Entwicklungsplanung statt blindem Wachstum Langfristplanung versus kurzfristige m Aktionismus In der Gemeinderatssitzung am 28.03.2019 wurde beschlossen, gemeinsam mit der STEG Stadtentwicklungsplanung ein langfristiges Gemeindeentwicklungskonzept 2035 zu erarbeiten.20 Die Bürgerschaft soll in die Planung mit einbezogen werden. Dieser Beschluss für eine solche Planung ist ausdrücklich zu befürworten, hat diese doch das Potential, an die nachhaltigen Konzepte der letzten Jahrzehnte anzuknüpfen und die unterschiedlichsten aktuellen Aspekte zu berücksichtigen. Die Initiierung der Konzeption sollte im Spätjahr 2019 erfolgen. Der Ausfall des Bürgermeisters im Spätjahr führte jedoch offensichtlich dazu, dass eine Initiierung nicht zeitnah erfolgte. Der Beauftragung der STEG Stadtentwicklungsplanung zum Trotz wurden in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres 2019 am 19. Dezember Aufstellungsbeschlüsse für Neubaugebiete in für Sternenfelser Verhältnisse unglaublicher und noch nie dagewesener Anzahl gefasst:21 Am Falltor (Diefenbach) Wohnen 60+ (Sternenfels) Gewerbegebiet VII. Abschnitt (Sternenfels) Westlich Schwannstraße (Sternenfels) Bereits am 24.10.2019 wurden die Bebauungspläne Rote Äcker (Sternenfels) Nähere Hofstatt (Sternenfels) beschlossen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass gemäß dem aktuellen Flächennutzungsplan22 grundsätzlich mit den Ausweisungen der Sommeräcker (1,3 ha) und der Ziegeläcker Erweiterung (0,9 ha) darüber hinaus weitere Baugebiete in der Zukunft entstehen können. Die Frage, die sich hierbei zwangsläufig stellt, ist: Wie passt die Vielzahl an Aufstellungsbeschlüssen und Bebauungsplänen, die allesamt in der 2. Jahreshälfte 2019 vom Gemeinderat abgesegnet wurden, zur Beauftragung der STEG Stadtentwicklungsplanung für eine langfristige Entwicklungsplanung, die in der 1. Jahreshälfte 2019 erfolgte? Der Ablauf der Bürgerbeteiligung selbst im Rahmen der Gemeindeentwicklungsplanung ist ebenso kritikwürdig. Eine im Mai 2020 groß angekündigte und nur fünf Tage später stattfindende Auftaktveranstaltung23 wird einen Tag vorher wieder abgesagt. Als Grund wird die geringe Anmeldezahl genannt. Obwohl die Ankündigung neben dem Mitteilungsblatt nur in der Pforzheimer Zeitung erfolgte, nicht im Mühlacker Tagblatt, meldeten sich ca. 20 Personen an und aufgrund der bemerkenswerten Kurzfristigkeit war davon auszugehen, dass sich noch mindestens das Doppelte an Personen ohne Anmeldung zur Veranstaltung einfinden würde. Viel mehr Personen hätten Corona- 20 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 15/2019 vom 11. April 2019 21 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 01-02/2020 vom 9. Januar 2020 22 Flächennutzungsplan vom 12. Mai 2010 23 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 21/2020 vom 21. Mai 2020 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 21
bedingt an der Veranstaltung sowieso nicht teilnehmen können. Alternativ entschloss sich die Gemeindeverwaltung dann, die Informationen als Foliensatz ohne Erläuterungen auf die Internetseite der Gemeinde zu stellen. Im Juli dann wurde ein Fragebogen an Teile der Haushalte verteilt und für alle Bürger online zugänglich gemacht. Die wichtige Aufforderung zur Teilnahme wurde auf dem Titelblatt des Mitteilungsblatts in der unzumutbaren Schriftgröße 6 veröffentlicht.24 Selbst das Impressum auf der gleichen Seite, das als Kleingedrucktes bezeichnet werden kann, hat Schriftgröße 7. Wen wundert es hier, wenn bis zum Ende des Umfragezeitraums die Beteiligung nur bei 13 % lag und die Abfrage um eine Woche verlängert werden musste. Immerhin sorgte diese Woche noch für eine Zunahme der Beteiligung. Bezogen auf die Anzahl Einwohner lag diese letztlich bei 19 %. Bezogen auf die Anzahl der Haushalte lag die Beteiligungsquote bei 46 %.25 Umfrageergebnisse der STEG Stadtentwicklungsplanung Die Umfrage enthielt teils etwas seltsame Fragen. Was meint denn z. B. eine „sehr gute oder sehr schlechte Lärmbelastung“? Wichtige Zukunftsthemen wie Natur-, Arten- und Landschaftsschutz hätten mehr Raum bekommen müssen in unserem selbsternannten „Naturparkdorf“. Stattdessen lassen die umfassenden Fragen zu Baubedarf und Industrie befürchten, dass man vor allem Argumente für weitere Flächenversiegelung sucht. Interessant sind dann aber doch die Antworten. Auf die Frage, aus welchen Gründen ein Zuzug nach Sternenfels erfolgte, lag die Aussage „wegen Natur und Landschaft“ auf Platz 3 von insgesamt 15 möglichen Antworten. Davor die Antworten „ich wohne seit Geburt hier“ und „familiäre Gründe“. Auch interessant die Antworten auf die Frage, wie die zukünftige Entwicklung von Wohnbauflächen umgesetzt werden sollen. Spitzenreiter mit 367 Stimmen ist die Antwort „Leerstände aktivieren“. Auf Platz zwei folgt die Antwort mit 343 Stimmen „Baulücken schließen“. Alle anderen Antworten, wie z. B. „Wohnbauflächen nur wie im Flächennutzungsplan vorgesehen“ oder „Wohnbauflächen über den Flächennutzungsplan hinaus“ landen abgeschlagen in der Größenordnung von 85 – 90 Stimmen. Die Mehrzahl der Bürger wollen offensichtlich eine nachhaltige Entwicklungsplanung und kein blindes Wachstum und sind sich dem großen Wert unseres Naturraums bewusst. Wenn der Gemeinderat einen Bebauungsplan nach dem anderen beschließt, und das sogar mittels § 13b BauGB über den bestehenden Flächennutzungsplan hinaus, dann vertritt er augenscheinlich nicht den Willen der Bürger! Und dem Ganzen wird mit dem ermittelten Flächenbedarf noch die Krone aufgesetzt: Denn die STEG hat im Rahmen der Zukunftsstrategie einen Bedarf an Neubauflächen bis zum Jahr 2035 von 1,8 ha bis 2,7 ha ermittelt.26 Rechnet man jedoch die geplanten Flächen Wohnen 60+, Am Falltor, Rote Äcker und Nähere Hofstatt zusammen, ergibt das eine Fläche von 6,5 ha! Nimmt man den Maximalwert der STEG als Grundlage, wird weit über das Doppelte der benötigten Fläche hinausgeplant. 24 Mitteilungsblatt Gemeinde Sternenfels Nr. 27/2020 vom 2. Juli 2020 25 www.sternenfels.org > Gemeinde Sternenfels > Zukunftsstrategie Sternenfels 2035 > Foliensatz „Vorstellung der Umfrageergebnisse 26 Vorstellung der STEG Umfrageergebnisse; Veranstaltung am 23.09.2020 in der Gießbachhalle; Foliensatz „Was ist ein Gemeindeentwicklungskonzept“ unter www.sternenfels.org > Gemeinde Sternenfels > Zukunftsstrategie Sternenfels 2035 22 Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels
§ 13b BauGB steht nicht für eine durchdachte langfristige Entwicklung Die Bebauungspläne Am Falltor (Diefenbach) Wohnen 60+ (Sternenfels) Rote Äcker (Sternenfels) wurden allesamt auf Basis des sehr umstrittenen § 13b BauGB (Baugesetzbuch) beschlossen. Dieser Paragraf wurde in 2015 geschaffen und ist in seiner Wirkung und den negativen Auswirkungen sehr umstritten und lief fristgemäß zum 31. Dezember 2019 aus. Das hat offensichtlich die Gemeinde bewogen, zusätzlich zu den „Roten Äckern“ in Torschlusspanik noch schnell in der letzten Gemeinderatssitzung 2019 die Aufstellungsbeschlüsse für die Bebauungspläne „Am Falltor“ und „Wohnen 60+“ durchzuwinken. Der § 13b BauGB ist von Anbeginn umstritten, weil er nicht dem Zweck dienend ausreichend im Gesetz formuliert war. Aus Sicht des Gesetzgebers kann man bei Anwendung durch kleine Kommunen wie Sternenfels durchaus von einem Missbrauch sprechen. Aus Sicht der Nutzer wird eine Gesetzeslücke ausgenutzt. Die Intention für den § 13b BauGB war, eine schnelle Lösung für Kommunen mit einem extrem hohen Wohnraumdruck zu schaffen. Dies auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise. Von Anfang an standen größere Städte und Großstädte im Fokus, die am Ortsrand Wohnraum in Form von verdichtetem Wohnungsbau schaffen konnten. Nur deshalb macht der Gesetzgeber beide Augen zu und verzichtet auf so elementare Dinge wie Flächennutzungsplan, Umweltprüfungen, Umweltbericht und Ausgleichsmaßnahmen. Naturschutzrechtliche Regelungen werden ausgehebelt. Das Gesetz widerspricht somit u. a. der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt und der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. In der Anwendung des Paragrafen seit Mai 2017 wurde festgestellt, dass die Regelung zum Großteil von Kleingemeinden unter 5.000 Einwohnern in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg angewendet wurde und nicht in Ballungsgebieten. Bei den Bebauungsformen handelt es sich größtenteils um Ein- und Zweifamilienhäuser.27 Damit steht die Anwendung des § 13b BauGB nicht für eine durchdachte und nachhaltige Entwicklungsplanung in Sternenfels und steht dem Ziel einer langfristigen Planung durch die beauftragte STEG Stadtentwicklungsplanung entgegen. Eine gut durchdachte langfristige Entwicklungsplanung ist elementar. Die Baugebiete werden jedoch ohne Berücksichtigung des geltenden Flächennutzungsplans erschlossen, der für eine langfristige und i. d. R. durchdachte Planung steht. Es werden Fakten geschaffen und die Möglichkeiten einer seriösen Dorfentwicklungsplanung werden vereitelt. Wohlgemerkt: Die zu begrüßende nachhaltige Dorfentwicklungsplanung wurde bereits beauftragt! Wie geht das zusammen? Kritik an den auf Basis von § 13b BauGB geplanten Baugebieten Die Tatsache, dass zwei der drei Baugebiete in Bereichen entstehen, die nicht auf Basis eines Flächennutzungsplans als Bauland vorgesehen waren, sprechen deutlich gegen eine gut durchdachte Entwicklung. Flächennutzungspläne sind für eine langfristige Entwicklungsstrategie unabdingbar. Die gültigen Flächennutzungspläne für Sternenfels und Diefenbach werden jedoch ignoriert. Panikartig 27 Bundesverband Beruflicher Naturschutz e. V., Positionspapier zur Abschaffung des § 13b BauGB Impulspapier für ein zukunftsfähiges Sternenfels 23
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