Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"

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Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
Sinnesgarten
              BWS-MAGAZIN 01I13

BESTÄNDIGKEIT . WERTSCHÄTZUNG . SOZIALE KOMPETENZ

           „Die Augen sind unser Fenster zur Welt“
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
2                                                                    Sinnesgarten | 01 2013   Sinnesgarten | 01 2013                                                                                        Inhalt 3

                                                                                              Editorial                                                                         Inhalt
              in Brandenburg und Sachsen
Entwickeln

                                                                                                                                                              THEMEN:

                                                                                                                                                              03   Editorial

                                                                                                                                                              04   (K)ein neues Gesicht in der
                                                                                                                                                                   Wohnstätte „Wilhelmsthal“
                                                                                              Liebe Leserinnen und Leser,                                          Neuer Haustarifvertrag abgschlossen

                                                                                              in der Hoffnung, Sie hatten alle einen erholsamen Urlaub,       05   Danke – eine E-Mail an Herrn Lickefett
                                                                                              möchte ich Ihnen gern mit dieser Ausgabe wie immer einen
                                                                                              Spiegel unseres Alltages in den beiden Einrichtungen über-           Ein neuer Bewohnerschaftsrat ist aktiv
                                                                                              geben. Nehmen Sie sich etwas Zeit bei der Lektüre.              06   Festveranstaltung – 20 Jahre Frühförderung
                                                                                              20 Jahre Frühförderung im und mit dem BWS war uns eine               sinnesbeeinträchtigter Kinder
                                                                                              Festveranstaltung mit Fachtagung wert. Ein Stück der in-
                                                                                              tensiven und erfolgreichen Arbeit des Teams der Frühförde-      07   Kinder- und Familienfest in der
                                                                                              rung versuchen wir Ihnen in diesem Heft schwerpunktmä-               Kutzeburger Mühle
                                                                                              ßig darzustellen.
                                                                                              Fachlich kompetent stellen wir aber auch die Arbeit in den      08   Herr Heinicke, wollen Sie denn alle
                                                                                              anderen Fachbereichen und Abteilungen dar.                           Kinder fördern?
             Kinder, die mit einer Seh- oder/und einer Hörbeein-                              Ein toller Erfolg war wieder die Veranstaltung zum „Tag
                                                                                                                                                              10   Die Eltern und wir – ein starkes Team
             trächtigung geboren werden, erhalten schnelle und                                der Sehbehinderten“, die wir traditionsgemäß gemeinsam
                                                                                              mit der Augenoptikerin Frau Heike Woucznack am Bullwin-
             umfassende Hilfe durch die BWS-Frühförderung.                                                                                                    13   Die Geschichte vom Zauberstab
                                                                                              kel in Spremberg durchgeführt haben.
             Unsere Teams haben sich seit 1992 auf die Förderung                              Vielfältige Aktivitäten werden auch von den MitarbeiterIn-      14   Von A wie aufregender Start bis
                                                                                              nen der Wohnstätten realisiert, die wesentlich zum Wohl-             Z wie Zuckertüte
             von sehbehinderten, hörgestörten, taubblinden und                                befinden der Bewohner, die auch teilweise in der Werkstatt
             mehrfachbehinderten Kindern spezialisiert. Kinder mit                            für behinderte Menschen arbeiten, beitragen.                    17   Ersetzt die Zunge die Augen?
             Problemen in der Wahrnehmung und Wahrnehmungs-                                   „Pflege ist Vertrauenssache“ - unter diesem Motto arbeiten
                                                                                              unsere KollegInnen in der Stationären Pflege. Die verge-        18   Wie fühlt es sich an, blind zu sein...
             verarbeitung erhalten ebenso Hilfe in ihren Familien.
                                                                                              bene Note von 1,3 durch den Medizinischen Dienst der
                                                                                              Krankenkassen zu Beginn des Jahres macht uns stolz, ver-        20   „Tag der Sehbehinderten“ in Spremberg
                                                                                              pflichtet aber gleichzeitig und ist Ansporn für eine kontinu-   21   Elterntreff im Förder- und
                                                                                              ierliche Arbeit auf diesem Niveau.                                   Beschäftigungsbereich (FBB)
                                                                                              Auch unser neues „Kind“, unser Inklusiver Betriebskinder-
                                                                                              garten, ist begonnen und soll noch in diesem Jahr in Be-        22   100 Jahre Ostdeutscher Rosengarten
                                                                                              trieb gehen.                                                         Forst (Lausitz)
                                                                                              Und nicht zuletzt muss sich gute Arbeit auch lohnen. Wir
                                                                                              konnten vor kurzem einen neuen Haustarifvertrag gemein-         23   Kunstprojekt „Grenzenlos kreativ“ veran-
                                                                                              sam mit ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft un-            staltet 2-tägiges Pleinair im Rosengarten
                                                                                              terzeichnen, der den Veränderungen der letzten Jahre
             Überregionale Frühförder- und Beratungsstellen                                   Rechnung trägt und die gute Arbeit der MitarbeiterInnen
                                                                                                                                                              24   Kohle, Sand und Bergmannshand
             für sinnesbehinderte Kinder                                                      würdigt.                                                        26   ARGE-Tagung 2013
             ▸ Spremberg / Bautzen
                                                                                                                                                              27   „Sexualität – auch ein Teil meines Lebens“
             ▸ Frankfurt (Oder) / Königs Wusterhausen                                         Ihr
                                                                                                                                                              28   Exkursionsbericht zum deutsch-polnischen
                                                                                                                                                                   Begegnungszentrum

                                                                                                                                                              30   Flugtag 2013
                    Behindertenwerk Spremberg e.V.-BWS                                        Olaf Taubenek
                         www.bws-spremberg.de                                                 Geschäftsführer                                                 31   Dienstjubiläen im BWS
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
4                                                                                              Sinnesgarten | 01 2013   Sinnesgarten | 01 2013                                                                                                    5

(K)ein neues Gesicht in der Wohnstätte „Wilhelmsthal“                                                                   DANKE – eine E-MAIL
Interview mit Linda Kraink                                                                                              an Herrn Lickefett „Fiedermannhof“
                        Sehr geehrte Frau Kraink, Sie sind      Welche Erwartungen oder Befürchtungen haben             Sehr geehrter Herr Lickefett,
                        seit dem 1. Juli in der Wohnstätte      Sie, wenn Sie an die nächsten Wochen oder Mo-
                        „Wilhelmsthal“ tätig. Was machen        nate denken?                                            Was gibt es Schöneres, als DANKE zu sagen:               Jeder hatte ein Lob auf den Lippen und war vom „Fiedermann-
                        Sie da genau?                           Zu den Erwartungen kann ich nur sagen, dass ich         Ich möchte mich hiermit ganz herzlich bei Ihnen für      hof“ beeindruckt.
                                                                                                                        das schöne Wochenende, das wir im „Fiedermann-           Besonders loben möchte ich Ihr Personal, das sich rührend um
                        Ich bin als Einzelfallhelferin für      hoffe, Anerkennung und Unterstützung zu erhal-
                                                                                                                        hof“ erfahren durften, bedanken.                         uns gekümmert hat, so das unser Treffen sehr angenehm war.
                        einen Bewohner eingesetzt, der          ten, um meine Leistung abrufen zu können und
                                                                                                                        Die „Stiftung Marburger Medien“ hat uns dieses Wo-       Im Tagungsraum war alles liebevoll angerichtet und auch das
                        auf Grund seiner schweren Behin-        diese zu verbessern. Und ich erwarte eine freundli-     chenende, als Dankeschön für die bisher geleistete       Bufett war sehr einladend. Das Essen hat jedem geschmeckt und
                        derung einen hohen Hilfebedarf          che Arbeitsatmosphäre im Wohnbereich.                   Arbeit, geschenkt.                                       auch der gemütliche Rahmen war gegeben.
                        hat. Ihm ist es noch nicht möglich,     Ein bisschen Sorgen mache ich mir natürlich schon,      Unser Marketingleiter und Chef, Michael Stöckmann,       Die Kahnfahrt war das „Sahnehäubchen“ für uns und mit Kaffee
                        sich in Gruppensituationen zu           dass die Erwartungen so nicht erfüllt werden oder       sowie seine Marketingassistentin, Petra Saalborn, rei-   und Kuchen genossen wir die schöne Gegend.
                        Recht zu finden. Viele Menschen         dass ich auf nicht vorhersehbare Probleme stoße.        sten aus Marburg an. Als Gebietsleiterin für die Re-     Herr Lickefett und sein Team vermittelten uns Wertschätzung
um ihn herum machen ihm Angst, so dass es vorrangig             Ganz schlimm wäre für mich, wenn die Bewohner           gion Ost durfte ich im Vorfeld den Ort wählen und ich    durch das gelungene Wochenende.
darum geht, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen,            meine Person ablehnen und mit heftigen Aggres-          entschied mich für den „Fiedermannhof“.                  Ein besonderes Lob gebührt auch Conny für die besonders
dass der junge Mann sich sicher fühlt und Begegnungen und       sionen reagieren.                                       Nicht ohne Grund, denn schon 7 Jahre leite ich in Ko-    freundliche Bewirtung. Sie hatte immer ein offenes Ohr für uns
                                                                                                                        operation mit der Volkshochschule Weißwasser die         trotz vieler Aufgaben und hat sich nicht stressen lassen.
neue Eindrücke zulässt. Zu allererst muss ich aber erstmal
                                                                                                                        „Nordic-Walking“ Kurse im Frühjahr bzw. Herbst.          Ich sage hiermit, auch im Namen meiner Teilnehmer, nochmals
sein Vertrauen gewinnen. Ich bin gespannt, wie mir das ge-      Würden Sie anderen jungen Menschen zuraten,
                                                                                                                        Insgesamt sind wir stets um die 40 Teilnehmer, die       DANKE.
lingt.                                                          ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren oder      sehr begeistert sind und oft wieder kommen .             Wir werden gern den „Fiedermannhof“ weiterempfehlen.
                                                                in das Berufsfeld „Heilerziehungspflege“ einzu-         Wir waren am vergangenen Wochenende insgesamt            Schön, dass es Euch gibt!
Wie kommt es, dass Sie uns so bekannt vorkommen?                steigen?                                                18 Teilnehmer und alle kamen von unterschiedlichen
Ich habe von 2009 bis 2010 ein Freiwilliges Soziales Jahr in    Ja, ich würde jedem jungen Menschen zuraten, ein        Orten: Marburg, Dessau, Altenburg, Schwarzheide,         Mit freundlichen Grüssen
der Wohnstätte „Wilhelmsthal“ absolviert. Zusätzlich habe       Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Praktikum zu ab-    Spremberg, Hoyerswerda, Forst, Halbendorf, Bok-
ich während meiner Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin       solvieren. Da man in dieser Zeit viele Erfahrungen      kau/Erzgebirge und Cottbus.                              Carmen Schirrmacher
noch zwei Praktika hier gemacht.                                sammeln kann, erfährt man mehr über sich selbst
                                                                und ob man für den Beruf geeignet ist. Das Berufs-
Was heißt es für Sie, als Fachkraft zu arbeiten?                feld „Heilerziehungspflege“ ist sehr interessant,
Als Fachkraft zu arbeiten bedeutet für mich, endlich mein er-   abwechslungsreich und vor allem macht dieser
worbenes theoretisches und praktisches Wissen gezielt an-
wenden zu können. Außerdem möchte ich eine Bereiche-
                                                                Beruf sehr viel Spaß. Ich habe es nicht bereut, die
                                                                Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin gemacht
                                                                                                                        Ein neuer Bewohnerschaftsrat ist aktiv
rung und Stärkung für das Team sein. Ebenfalls heißt es für     zu haben und kann dies nur weiter empfehlen.            Am 06.02.2012 trat die neue Einrichtungsmitwir-          Da die Amtszeit des alten Bewohnerschaftsrates im Mai 2013
mich, Hilfskräfte und Praktikanten anzuleiten. Das finde ich                                                            kungsverordnung (EMitwV) im Land Brandenburg in          nach 4 Jahren endete, wurde also zunächst ein Wahlausschuss
besonders spannend und hoffe, das gelingt mir genauso gut,      Vielen Dank für das Interview. Das BWS wünscht          Kraft. In ihr sind vielfältige Regelungen zur Mitwir-    gebildet. Dann wurden in allen Einrichtungen Wahlvorschläge
wie mir damals im Praktikum Fachwissen vermittelt wurde.        Ihnen eine gute und erfolgreiche Zukunft bei uns.       kung der BewohnerInnen in Einrichtungen getroffen        gesammelt und letztlich in einer Kandidatenliste zusammenge-
                                                                                                                        worden. So heißt der ehemalige „Heimbeirat“ nun          fasst. Es stellten sich 14 BewohnerInnen der Wohnstätten und
                                                                                                                        „Bewohnerschaftsrat“ und hat verschiedenste Aufga-       Stationär Betreuten Wohngruppen zur Wahl.
                                                                                                                        ben. Der Bewohnerschaftsrat vertritt die Rechte aller    Die Wahl selbst fand an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt.
                                                                                                                        BewohnerInnen beispielsweise bei der Alltags- und        Dazu wurde die Wahlurne in jeder Einrichtung aufgestellt und
                                                                                                                        Freizeitgestaltung, in Fragen der Verpflegung und        die Bewohner erhielten die nötige Unterstützung beim Benen-
                                                                                                                        bei der Gestaltung der gemeinschaftlich genutzten        nen oder beim Ankreuzen ihrer Kandidaten.
Neuer Haustarifvertrag abgeschlossen                                                                                    Räume. Er nimmt Anregungen und Beschwerden von           85 BewohnerInnen nutzten ihr Recht zur Wahl. Nach der Stim-
                                                                                                                        BewohnerInnen entgegen, hilft neuen BewohnerIn-          menauszählung stand fest, welche sieben BewohnerInnen es ge-
                                                                                                                        nen, sich in der Einrichtung einzuleben und hat Mit-     schafft hatten. Schon am nächsten Tag gab es in jeder Einrich-
                                                                                                                        spracherecht bei baulichen Veränderungen, bei der        tung einen Aushang mit dem Wahlergebnis. Das erste Treffen
Am 09.08.2013 wurde in Spremberg im                                                                                     hauswirtschaftlichen Versorgung und vielem mehr.         des neuen Bewohnerschaftsrates, welches gleichzeitig als konsti-
Beisein des Verhandlungsführers von                                                                                                                                              tuierende Sitzung galt, fand am 29. Mai statt.
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerk-                                                                                                                                         Wir wünschen dem neuen Bewohnerschaftsrat viel Freude und
schaft, Ralf Franke und des Geschäfts-                                                                                                                                           Erfolg bei der Arbeit!
führers der BWS Behindertenwerk
GmbH, Olaf Taubenek, der neue Hausta-                                                                                                                                            Simone Seliger
rifvertrag für die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der BWS Behindertenwerk
GmbH unterzeichnet.

                                                                                                                                                                                 v.l.
                                                                                                                                                                                 Tobias Matschke    Mitarbeiter in WSH, unterstützt den Bewohnerschaftsrat
                                                                                                                                                                                 Ingo Altenburger   Wohnstätte „Wiesenweg“
                                                                                                                                                                                 Yvonne Baumann     Wohnstätte „Wiesenweg“ (Vorsitzende)
                                                                                                                                                                                 Andrea Schmidt     „Wohngehöft“ Klein Loitz
                                                                                                                                                                                 Torsten Hoffmann   Wohnstätte „Stadthaus“
                                                                                                                                                                                 Helga Müller       Wohnstätte „Wiesenweg“
                                                                                                                                                                                 Elfriede Najork    für Wohnstätte „Wilhelmsthal“
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
6                                                                                               Sinnesgarten | 01 2013                Sinnesgarten | 01 2013                                   7

FESTVERANSTALTUNG                                                                                                                     Kinder- und Familienfest
20 Jahre Frühförderung für sinnesbeeinträchtigte Kinder                                                                               in der „Kutzeburger Mühle“
Am 14. Juni 2013 fand im Behindertenwerk Spremberg e.V.                                                                               Das Familienfest am 15. Juni stand ganz im Zeichen von
- BWS am Wiesenweg eine Festveranstaltung anlässlich des                                                                              Spiel und Spaß. Auf dem Gelände der „Kutzeburger
20. Jubiläums der Gründung der BWS-Frühförderung statt.                                                                               Mühle“ hatten Eltern und Kinder Gelegenheit, selbst
Zahlreiche Gäste, so z.B. Fachkollegen der BWS-Frühförde-                                                                             den Hof zu entdecken. Die freilaufenden Schafe und das
rung, Freunde aus der Gründerzeit und Partner aus der                                                                                 geführte Reiten luden dazu ein, Kontakt zu den Tieren
Wirtschaft, waren der Einladung gefolgt.                                                                                              aufzunehmen, ruhig zu werden, zu genießen. Dem ge-
                                                                                                                                      genüber standen viele Möglichkeiten sich auf der Hüpf-
Dabei wurde die Entwicklung der BWS-Frühförderung als                                                                                 burg und Rutsche auszutoben, zu tanzen, zu singen und
Bestandteil der gesamten Palette der Leistungen des BWS                                                                               zu basteln.
im Land Brandenburg und im Freistaat Sachsen als überre-                                                                              An diesem Tag bekamen wir keine Geschenke, sondern
gionaler Leistungsträger für die Rehabilitation sehbeein-                                                                             bedachten die Kinder der sinnesspezifischen Frühförde-
trächtigter und mehrfachbehinderter Menschen nochmals                                                                                 rung mit kleinen Präsenten als Andenken an diesen Tag.
deutlich hervorgehoben.                                                                                                               Mit dieser kleinen Auswahl an Fotos möchten wir Ihnen
Im Zentrum der Festveranstaltung standen Grußworte und                                                                                die Möglichkeit geben,
Vorträge, die mit einer Präsentation der Leistungen des                                                                               das Jubiläum sowohl aus
BWS in der Frühförderung und weiteren Leistungsberei-          Gratulation zu 20 Jahren erfolgreicher Arbeit                          der Perspektive der Er-
chen verknüpft waren.                                          v.l. Olaf Taubenek – Geschäftsführer BWS, Dr. Gert Heinicke – Leiter   wachsenen und der Kin-
                                                               Frühförderung, Hartmut Höhna – Vorstandsvorsitzender                   der noch einmal zu erle-
                                                                                                                                      ben.

                                                                                                                                      Madlen Kanzler

                                                               Am Samstag, den 15. Juni 2013 waren die „Klei-
                                                               nen“ zu einem Kinder- und Familienfest nach
                                                               Cottbus in die „Kutzeburger Mühle“ eingeladen.
                                                               Das Team um Dr. Heinicke und Frank Neumann
                                                               organisierte ein zünftiges Kinderfest mit Ponny-
                                                               reiten und Spielen. Für alle Gäste war etwas
                                                               dabei (siehe nächster Artikel).

                                                               Wir wünschen unserer Frühförderung für die
                                                               nächsten Jahre weiterhin eine erfolgreiche Arbeit
Prof. em. Dr. Michael Brambring   Dr. Gert Heinicke
                                                               zum Wohle der in unserer Obhut befindlichen
                                                               Kinder.
Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer, Olaf Tau-
                                                               Wolfgang Looke
benek, und der Begrüßung durch den Schirmherrn und Bür-
germeister der Stadt Spremberg, Dr. Klaus Peter Schulze, er-
folgte ein Fachvortrag von Prof. em. Dr. Michael Brambring
(Bielefeld) zur Thematik der Arbeit mit blinden Kindern in
der Frühförderung.
Zu 20 Jahren Frühförderung durch den Behindertenwerk
Spremberg e.V. – BWS, ihre Entwicklung und ihre Chancen
sprach dann sehr emotional der Leiter der Frühförderung,
Dr. Gert Heinicke, bevor Jürgen Dusel, Beauftragter der
Landesregierung Brandenburg für Menschen mit Behinde-
rungen und Hartmut Höhna, Vorstandsvorsitzender des Be-
hindertenwerk Spremberg e.V. – BWS zum Abschluss einen
Ausblick zu aktuellen Fragen gaben.
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
8                                                                                              Sinnesgarten | 01 2013   Sinnesgarten | 01 2013                                          9

Herr Heinicke, wollen Sie denn alle Kinder fördern?
                                                                                                                        Auf Grund aller dieser Bedingungen entwickelte sich un-
                                                                                                                        sere Frühförderung, insbesondere Ende der 90-er Jahre bis
Seit 1992 gibt es die BWS-Frühförderung. Angesichts der                                                                 heute, sehr stürmisch.
                                                                                                                        Etappen dabei waren u.a.:
heutigen Dimension der Überregionalen Frühförder- und
                                                                                                                        1999: Eröffnung der Regionalstelle Ostsachsen in
Beratungsstelle für sinnesbehinderte Kinder fällt es schwer
                                                                                                                              Bautzen mit Ulrike Theeß,
zu verstehen, wie schwer der Anfang war.
                                                                                                                        2000: Erweiterung der fachlichen Aufgaben mit
Nicht nur, dass niemand so richtig glauben konnte oder
                                                                                                                              der Förderung hörgeschädigter Kinder,
wollte, dass die Frühförderung sehbehinderter und blinder
                                                                                                                        2002: Eröffnung der Regionalstelle Ostbranden-
Kinder „etwas bringt“, sondern auch, dass man diesen Auf-
                                                                                                                              burg in Frankfurt / Oder mit Sabine Finster,
wand für eine spezifische Hausfrühförderung bezahlen
                                                                                                                        2006: erstmals werden mehr als einhundert
kann.
                                                                                                                              sinnesbehinderte Kinder durch
Über den Weg von Denis Präsang als erstes Kind der BWS-
                                                                                                                              die BWS-Frühförderung gefördert,
Frühförderung wurde schon oft geschrieben und gespro-
                                                                                                                        2011: mehr als zweihundert sinnesbehinderte
chen. Weniger davon, warum wir immer nur und bis heute
                                                                                                                              Kinder werden gefördert.
eine spezifische Frühförderung wollten. Und das war nicht
immer klar.                                                                                                             Angesichts dieser Entwicklung erinnere ich mich an den Be-
1994 und 1995 war einfach die Finanzierung nicht hinrei-                                                                such unserer damaligen Ministerin Regine Hildebrand in
chend gesichert. Der ehemalige Geschäftsführer des BWS                                                                  Spremberg. Nachdem wir ihr zeigten, wie sinnvoll und gut
zweifelte und nicht nur er allein. Der Vorstand, voran Hart-                                                            ihre Unterstützung für die Hausfrühförderung sehbehinder-
mut Höhna und Pfarrer Johann Jacob Werdin als seine Mit-                                                                ter Kinder eingesetzt war, wurde sie plötzlich misstrauisch
glieder, unterstützten uns besonders. Schon bis 1998 war                                                                und stellte zwei Fragen:
alles mit den Landkreisen und der Stadt Cottbus abge-          Treff im Tierpark - zum Fühlen, Tasten und Hören         „Herr Heinicke, wollen Sie allen Kinder durch Ihre Frühför-
stimmt. Es folgten die ostsächsischen Landkreise und bis                                                                derung helfen?“ und
2003 auch Ostbrandenburg.                                      Frau Dr. von Grünhagen hat uns als Augenärztin           „Das geht doch nicht immer zu Hause - zu teuer! Wollen Sie
Wir brauchten aber auch Freunde und Unterstützer. Sehr         geholfen. Wir konnten fachlich enorm viel ler-           nicht lieber in die Kindergärten gehen?“
große Hilfe bekamen wir von Ärzten. Ich will hier Frau Dr.     nen. Sie hat aber auch in den 90-er Jahren viele         Ich machte ihr mit allen meinen Argumenten deutlich, dass
Vera Jacob, Frau Dr. Ulrike von Grünhagen und Frau Dr.         „unserer“ Kinder behandelt und in ihren Praxis-          jedes sehbehinderte Kind spezielle Förderung und nach
Hannegret Herrberger besonders hervorheben.                    räumen trafen wir uns zum Elterntreff.                   Möglichkeit mit seinen Eltern, in seinem Elternhaus braucht.
Frau Dr. Jacob als Kinderärztin und Chefin des SPZ Cottbus     Frau Dr. Herrberger hatte als Kinder- und Jugend-        Sie hat mich bestimmt nicht verstanden und schaute skep-
hat uns (Frau Natusch und ich begannen) Anfang der 90-er       ärztin im Altkreis Guben sehr engen beruflichen          tisch.
Jahre, Vertrauen geschenkt. Über sie und Frau Richter          und persönlichen Kontakt. Wir führten schon in           Dennoch ist es immer so, dass wir jederzeit große Unterstüt-
(Dipl.-Pädagogin im SPZ) wurde der erste Kontakt zu Eltern     Zeiten, wo der Begriff „Team“ noch nicht so be-          zung durch die Landesregierung Brandenburg mit Frau Lam-
hergestellt und im Team die Förderplanung besprochen           kannt war, Beratungen durch, an denen Pädago-            mel und Herrn Dusel erfahren konnten.
und ausgewertet. Über Frau Dr. Jacob wurde auch der Kon-       gen, Therapeuten und Ärzte gemeinsam mit den             Das ist auch in Sachsen so. Dort verbindet uns überdies eine
takt zu ihrem (kürzlich verstorbenen) Ehemann, hergestellt,    Eltern teilnahmen und sich über die Förderung            enge Zusammenarbeit mit der Fachklinik für Rehabilitation
der als Tierparkdirektor in Cottbus einen besonderen           des Kindes abstimmten.                                   in Kreischa-Zscheckwitz und den beiden Dresdner Sozialpäd-
Namen hatte und immer haben wird. Seit dieser Zeit gibt es     Ohne Ärztinnen wie Frau Dr. Jacob, Frau Dr. von          iatrischen Zentren.
den jährlichen Treff im Tierpark zum Fühlen, Tasten und        Grünhagen und Frau Dr. Herrberger würde es die           Weil wir auch in Cottbus und Frankfurt einen engen Kontakt
Hören.                                                         BWS-Frühförderung nicht geben.                           mit den besten Kinderärzten in unseren Regionen, wie Herrn
                                                               Ohne die Blindeninstitutsstiftung Würzburg hät-          Dr. Erler, Frau Dr. Herpolsheimer, Dipl.-Med. Bernt, Frau Dr.
                                                               ten wir es kaum geschafft, den fachlichen An-            Wetzel und Frau Dr. Ast pflegen, sind wir optimistisch auch
                                                               sprüchen gerecht zu werden. Solche Männer wie            für die Zukunft der Überregionalen Frühförder- und Bera-
                                                               Dr. Hans Neugebauer, Jürgen Fuchs und Matthias           tungsstelle für sinnesbehinderte Kinder.
                                                               Zeschitz halfen uns uneigennützig wo immer sie           Wir können viel mehr als früher und wir leisten mehr als frü-
                                                               konnten. Bis vor wenigen Jahren bestand über             her! Wir müssen noch mehr, selbst für Frühprävention und
                                                               die berufliche Kooperation eine enge Freund-             Nachsorge tun!
                                                               schaft mit dem „Blindi“. Aber auch das EJF Pots-         Wir bleiben an den zentralen Themen wie u. a. zu Wahrneh-
                                                               dam (Ulrike Ehlert und zuvor Frank Müntzner)             mungsstörungen oder ICF (International Classification of
                                                               und der Frau Pastorin Ruth Zacharias (Taubblin-          Functioning) dran und wir werden noch näher an die betrof-
                                                               dendienst e.V. Radeberg) waren und sind enge             fenen Vereine wie insbesondere an die Blindenselbsthilfe
                                                               Begleiter. Das „Storchennest“ in Radeberg ist bis        (BSVB) rücken und sie in unsere Arbeit einbeziehen!
                                                               heute noch mehr als eine Herberge für unsere El-
Treff im Tierpark                                              tern-Kind-Seminare.                                      Dr. Gert Heinicke
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
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Die Eltern und wir – ein starkes Team

Interviewpartner: Frau Joseph, Mama von Ina. Ina erhielt        Wie würden Sie Ina während der Förderung be-
von 2004 bis 2009 sinnesspezifische Frühförderung durch         schreiben. Was hat ihr Spaß gemacht? Was ist ihr
den Behindertenwerk Spremberg e.V. - BWS                        schwer gefallen?
Interview: am 15.08.2013, gekürzt wiedergegeben von Sa-         Eigentlich war ich überrascht, wie sie die Frühför-
bine Finster.                                                   derung angenommen hat und wie das dann mit
                                                                dem Licht auf einmal interessant für sie war. Das
Wie fing das damals eigentlich alles an mit der Frühförde-      hätte ich gar nicht so gedacht. Im Nachhinein bin
rung durch den Behindertenwerk Spremberg e.V. - BWS?            ich sehr dankbar, dass diese Frühförderung in
Es fing damit an, dass ich ins SPZ nach Cottbus gekommen        unser Haus gekommen ist. Dieser Frühförderung
bin zu Frau Dr. Traue. Sie hat bei meiner Tochter Ina eine      habe ich viel zu verdanken, dass mein Kind so ist,      Ina 6 Monate alt mit Mama                  Ina 10 Jahre alt
Mehrfachschwerstbehinderung mit starker Sehschädigung           wie sie heute ist. Es wäre nicht so, wenn mir Frau
diagnostiziert. Daraufhin hat sie den Kontakt mit Frau Nei-     Dr. Traue und Frau Neigenfind damals nicht so
genfind (BWS) organisiert. Sie führte dann mit mir ein Ge-      entgegen gekommen wären. Mich hat es gefreut,
spräch, ob ich damit einverstanden wäre, wenn das BWS zu        zu sehen, wie sie von der Sache mit dem Licht fas-
uns kommen und eine sinnesspezifische Frühförderung mit         ziniert war. Ihr Interesse war der Lichtkasten, die-
der Ina beginnen würde. Da hab ich natürlich nicht nein ge-     ser Lichtfleck, dieser Kontrastpunkt, wo die Bilder
sagt. Ich wollte noch was für mein Kind. Und somit kam Dr.      dann drauf waren. Sie hat das alles in sich aufge-
Heinicke zu mir nach Hause mit der Frühförderin, die die        saugt. Und wie sie dann dagesessen hat und sich
Ina übernehmen sollte. Dr. Heinicke hat sich erstmal einen      immer gefreut hat, wenn die Frühförderin kam.
Überblick verschafft über die Ina und wie komplex sie ist.      Sie wurde auch mit einem Lied begrüßt. Und es
Richtig los ging es dann am 01.02.2004. Zu diesem Zeit-         mussten bestimmte Rituale stattfinden, damit Ina
punkt war Ina 3 Jahre und 11 Monate alt. Und wie schwer         Richtlinien erfahren konnte, weil sie auch autisti-
die Arbeit wurde, das haben wir dann erst mit der Zeit mit-     sche Züge hat. Da hat sich die Frühförderin sehr
bekommen. Es war kein leichter Schritt und oft mussten wir      viel Mühe gegeben.
wieder von vorn anfangen, weil für Ina war das erstmal
alles neu und sie konnte sich ja nicht konzentrieren und gar    Welche Erwartungen hatten Sie an die Frühför-
nichts. Es hat sehr, sehr lange gedauert. Aber die Ausdauer     derung?
der Frühförderin hat sich ausgezahlt.                           Als ich Ina dann bei der Förderung erlebt habe,         Beginn der Frühförderung im Februar 2004   Ina im Tierpark
                                                                klar, da sind meine Erwartungen gestiegen. Also
Hatten Sie eine Vorstellung davon, was Sie bei der Frühför-     ich dachte Wunder was mit meinem Kind passie-
derung erwarten wird?                                           ren könnte durch diese Frühförderung. Aber ich
Frau Neigenfind hatte mir sehr gut erklärt, was so gemacht      konnte mir nie wirklich vorstellen, wie meine
wird. Aber dadurch, dass Ina so schwer behindert war und        Tochter ihre Umwelt wirklich wahrnimmt. Die
ist, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie sich überhaupt   Frühförderin hatte mir dann eine Simulations-
darauf einlassen würde. Das da irgendwo mal was am Stück        brille mitgebracht und hat gesagt: „Setzen Sie die
passieren würde, das konnte ich mir überhaupt nicht vor-        mal auf, und begleiten Sie uns jetzt bei dieser
stellen.                                                        Fördereinheit mit, und so müssen Sie sich das
                                                                Sehen ihres Kindes vorstellen.“ Da war für mich
Wie war denn die erste Fördereinheit? Wie hat Ina rea-          klar, alles, was Ina jetzt lernt bzw. angelernt be-
giert?                                                          kommt, das ist für sie Knochenarbeit. Und ich
Die Frühförderin hat den Lichtkasten hingestellt und Ina        habe meine Anforderungen wieder ganz doll
genau beobachtet, wie sie alles ganz neugierig erkundet         nach unten geschraubt. Ich war froh, über das,
hat. Es war nicht machbar, dass sie jetzt gekommen wäre         was sie immer erreicht hat. Aber das sie dieses
und so jetzt machen wir das und das. Das war gar nicht          Sehen für sich ganz anders wahrnimmt als wir,
drin. Ina war fasziniert von den Materialien und erste Spiele   war auch ein langer Weg für mich als Mutter, um
waren trotz ihrer autistischen Züge über das Material mit       das zu akzeptieren.                                                                                Wiedersehen mit Dr. Heinicke
der Frühförderin möglich. Und so hat sich das dann von Mal
zu Mal gesteigert. Irgendwann ist es dann auch Mal stehen
geblieben, bis wieder etwas Neues dazu kommen konnte.

                                                                                                                        Ina 7 Jahre alt
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
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                                                                                                                          Die Geschichte vom Zauberstab

Hat Ina die Dinge, die sie in der Frühförderung gelernt hat,      Wie gestaltet sich die Hausbeschulung?                  „Du zeigst mir Dein Laufrad, ich zeige Dir meinen Zauber-       schulung lernen, den Langstock zu nutzen. Das ist
irgendwo im Alltag angewendet?                                    Die Hausbeschulung macht das, was die Frühför-          stab.“ Mit dieser Vereinbarung konnten Nick und ich gut         in Deutschland leider noch nicht selbstverständ-
Also sie hat es getan. Aber der Zeitraum, bis sie es gemacht      derung angefangen hat. Sie arbeitet mit dem             leben. Nick ist 6 Jahre alt, wohnt in Falkenberg und ist        lich.
hat, da sind Jahre vergangen. Nach 11/2 bis 2 Jahren war ich      Lichtkasten. Sie arbeitet mit den Bildern. Der Dia-     durch einen Tumor erblindet. Die Frühförderin Frau Stief        Das BWS hat sich auf den Weg gemacht, das zu
stolz, dass sie gesagt hat in einem Buch: „Das ist die Kuh!“      projektor ist jetzt vom Beamer abgelöst worden.         fährt wöchentlich zu ihm nach Hause.                            ändern. In enger Zusammenarbeit zwischen Früh-
Und da war ich ganz stolz, dass sie das erreicht hatte. Alles     Natürlich hat es sich über die Jahre gesteigert. Es     Am 2. Juli 2013 war auch ich zu ihm gekommen. Noch eine         förderung und Rehalehrerin setzen wir uns dafür
andere kam noch später.                                           geht jetzt schon um komplexere Bilder und Puz-          andere Person? Darauf hatte Nick eigentlich gar keine Lust.     ein, dass hochgradig sehgeschädigte Kinder so
                                                                  zle. Aber im Großen und Ganzen geht es um Bild-         Frau Stief kannte er ja, sie haben schließlich schon viele      früh wie möglich dieses Hilfsmittel erhalten und
Wie würden sie die Zusammenarbeit mit der Frühförderin            erkennung.                                              Stunden gemeinsam verbracht. Aber was wollte wohl die           nutzen lernen. Nick und andere blinde Kinder
beschreiben?                                                                                                              fremde Frau, die noch dazu einen Stock mitgebracht hatte?       können dann schon frühzeitig mit dem Zauber-
Sie hat mit Ina am Lichtkasten gearbeitet und mir oft Tipps       Wie würden Sie im Rückblick die Ergebnisse der          Ein Stock?!?!                                                   stab die Welt selbst entdecken.
gegeben für Spielzeug. Alles, was geeignet war, wurde in          Frühförderung beschreiben?                              Wir gingen gemeinsam mit den Eltern herunter, Nick zeigte
ihren Spielalltag eingebaut und alles andere wurde rausge-        Im Nachhinein bin ich erstaunt über die Ergeb-
                                                                                                                          mir sein Laufrad, das er großartig beherrschte. Ich schaute     Annedore Neigenfind
nommen, weil das sonst zuviel war, weil sie einfach nicht         nisse, die sie erreicht hat. Ich weiß aber auch, dass
                                                                                                                          voller Respekt zu. Er kam gut vorwärts, kannte seinen Weg.
verstanden hat, was sie damit machen soll. Und wenn wir           das ein Ergebnis ist, was nur bleibt, wenn weiter
                                                                                                                          Bordsteine und Neigungen waren für ihn recht schwierig,
einen Augenarzttermin hatten, haben wir uns vorher hin-           was getan wird. Also heißt es auch für mich,
                                                                                                                          zumal er ein beachtliches Tempo entwickelte. Mutti oder
gesetzt und gewisse Sachen ausgearbeitet, was wir dem             wenn die Sonderpädagogin weg ist, mich hinset-
                                                                                                                          Vati waren aber immer ganz dicht bei ihm.
Augenarzt mitteilen müssen. Ansonsten hat mir die Früh-           zen und dann auch mit ihr die Bilder anschauen.
                                                                                                                          Nächstes Jahr wird Nick eingeschult. Wird er sich in der
förderin mit vielen guten Tipps zur Seite gestanden. Ihre         Und da bin ich schon irgendwie erleichtert und
                                                                                                                          Schule auch mit einem Laufrad fortbewegen? Oder wird er
Ratschläge waren Gold wert. Und das Wichtigste war auch,          erfreut, was mein Kind erreicht hat. Aber das hat
es war immer ein und dieselbe Frühförderin. Das war das           sie auch nur erreicht durch diese Sehfrühförde-         an der Hand eines Mitschülers oder Erwachsenen gehen?
Allerwichtigste für Ina.                                          rung. Mit einer normalen Frühförderung hätte sie        Wird er das wollen?
                                                                  das nicht erreicht.                                     Es war Zeit, ihm einen Langstock anzubieten. Also zog ich
Welche konkreten Hilfen haben Sie als Mama von der Früh-                                                                  meinen Teleskopstock aus und lief mit dem Stock neben
förderin erhalten?                                                Gibt es etwas, was Sie heute anders machen              ihm her. Nick hörte das Rollen der Kugel, die unten am
Die Frühförderin kam ja nach Hause und hat auch gefragt,          würden?                                                 Stock war. Ich erklärte ihm, dass dies mein Zauberstab sei.
wie es mir geht. Das war wichtig, weil ich auch mal meinen        Ja und Nein. Vor Beginn der sinnesspezifischen          Ich erinnerte ihn an unsere Abmachung und zeigte ihm den
Ballast ausschütten konnte. Dadurch wusste sie eben auch,         Frühförderung hatte Ina schon eine allgemeine           weißen langen Stock. Rasch liefen wir gemeinsam los, fass-
wo ein Problem besteht und sagte mir, wie und wo ich Hilfe        Frühförderung, die parallel weiterlief. Es sind also    ten beide am Stock an. Nicks Griff wurde immer fester, ich
bekommen kann. Darüber hinaus war da jemand, wo ich               beide Frühförderungen gelaufen und somit                merkte, dass meine Hand störte. Rasch kürzte ich den Stock
sagen konnte, mein Kind ist gut aufgehoben und ich kann           konnte ich es über die Jahre vergleichen, welche        und überließ ihn Nick. Er schob ihn vor sich her, die Kugel
mal für 10 min abschalten. Das war sehr wichtig. Aber dafür       Frühförderung für die Ina am Günstigsten ist.           rollte auf dem Boden. Der Stock zauberte eine Melodie, die
muss eben ein Vertrauen da sein. Und dadurch war es für           Und durch diese jahrelange zweigleisige Erfah-          Steinplatten begannen zu klingen. Dann verstummte die
mich eine Erleichterung, wenn es früh geklingelt hat und          rung habe ich mitbekommen, und mir dann auch            Melodie, es fühlte sich ganz weich an: Nick hatte den Rasen
die Frühförderin kam.                                             im Nachhinein gesagt: „Mist, hätten wir doch            erreicht. Er suchte mit dem Stock seinen Weg und – wie von
                                                                  gleich 2 Fördereinheiten nur mit dem Behinder-          Zauberhand – erreichte er ganz schnell wieder den Platten-
Wie ging es nach der Frühförderung weiter?                        tenwerk Spremberg gemacht!“ Ina hat mehr                weg. So machte das Laufen Spaß! Er durfte allein gehen,
Ina erhält aufgrund der Komplexität ihrer Behinderung und         durch die Frühförderung des Behindertenwerk             nicht an der Hand. Er konnte die Dinge selbst herausfinden,
der eingeschränkten Belastbarkeit Hausbeschulung. In der          Spremberg gelernt als durch die allgemeine Früh-        der Zauberstab „sagte“ sogar „Stop!“ bei der Bordstein-
ganzen Beantragung und auch beim Förderausschussver-              förderung. Ich habe es bis heute nicht bereut,          kante: Ja, der Stock fiel den Bordstein herunter und Nick
fahren hat uns die Frühförderin unterstützt. Sie hat die          dass ich es gemacht habe. Aber ich würde dann           blieb tatsächlich stehen! Natürlich passten wir alle auf Nick
ganzen Materialien, die Ina für die Beschulung benötigt           sofort, wenn ich merke, dass mein Kind so eine          auf, aber wir schützten ihn nur, er durfte selbst entdecken!
aufgeschrieben. Und es wurde alles beim Förderausschuss           Sehschädigung hat, zum Behindertenwerk                  Viel zu schnell verging die Zeit. Zu Hause angekommen,
genehmigt. Mein großer Dank gilt dem Landkreis Oder-              Spremberg gehen. Ich würde immer wieder die-
                                                                                                                          hielt Nick den Zauberstab fest in seinen Händen, wollte ihn
Spree, der unseren Antrag auf schulbegleitende Förderung          sen Schritt gehen.
                                                                                                                          nicht mehr hergeben. Alle verstanden: Nick braucht seinen
für ein Jahr stattgab. Und das war auch gut für die Ina. So
                                                                                                                          eigenen Zauberstab, er will lernen, wie man ihn so benutzt,
konnte die Frühförderin der Sonderpädagogin zeigen, wel-          Wenn Sie das, was die Frühförderung für Sie und
                                                                                                                          dass er viel vom Weg erzählt. Schnell beantragten die Eltern
che Inhalte, Gesten, Rituale und Handlungen Ina be-               Ina bedeutet hat, in einem Wort zusammenfas-
                                                                                                                          bei der Krankenkasse einen Langstock und Schulung in Ori-
herrscht. Es ist eine sehr gute Schule, die bis jetzt dafür ge-   sen könnten, welches wäre das?
                                                                                                                          entierung & Mobilität, der Augenarzt verordnete beides.
sorgt hat, dass immer ein und dieselbe Lehrerin kommt.            Danke!
                                                                                                                          Nick gehört somit zu den Kindern, die schon vor der Ein-
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Von A wie aufregender Start bis Z wie Zuckertüte
- Justin die Dritte -

A Einen aufregenden Start ins Leben hatte ich, Justin, am
                                                                                                                        W
                                                                                         W Auch bei der Weihnachtsfeier der Frühförderung war
29. Juli 2006. Eigentlich war alles für Ende November ge-
plant, aber unerwartet kam alles anders und Mama musste
mit Blaulicht und viel Aufregung von Forst ins Carl-Thiem-
Klinikum Cottbus gebracht werden. Ich war nicht sehr groß
(35cm) und auch nicht sehr schwer (845g) aber für die 25.
Schwangerschaftswoche schon ein kleiner „Brummer“! Am
                                                          A                              ich mit Papa und habe meine Freundin Stella getroffen. Die
                                                                                         Frühförderinnen haben sich immer tolle Sachen einfallen
                                                                                         lassen – Schlangen oder einen Elch streicheln, „Mitmach-
                                                                                         märchen“ und unsere Eltern konnten in Ruhe quatschen
                                                                                         und Kaffee trinken.
                                                                                         PS: Für uns gab´s natürlich auch ganz viele Plätzchen,

                                                                                                                     R
Anfang lief oft nicht alles glatt, aber Mama und Papa                                    Kakao und eine kleine Überraschung.
waren da und kümmerten sich zusammen mit den Ärzten
und Schwestern der K3 toll um mich – und am 9. November                                  R Auch bei Reportagen bin ich schon ein „alter Hase“ -
konnte ich dann endlich nach Hause!                                                      2009 und 2011 war ich in der BWS-Zeitschrift „Einblick“ und
                                                                                         meine Familie sehr stolz.

                                                                R
R Eine retinopathia praematurorum (ein echt schweres
Wort, oder?) habe ich, weil ich künstlich beatmet werden                                 T   Beim Tierparktreffen in Cottbus waren wir oft. Die Tiere
musste und meine Netzhaut (ist hinten im Auge) sich abge-                                in den Gehegen konnte ich nicht so gut sehen, aber alle

                                                                                                                                                   T
löst hat, als ich dann endlich alleine atmen konnte. Mit La-                             haben mir viel erklärt und ganz viele Tiere und Dinge (z.B.
serpunkten hat der Augenarzt sie wieder kurz vor meiner                                  das Ei von einem Strauß) durfte ich auch streicheln und an-
Entlassung „festgemacht“, aber einige Probleme habe ich                                  fassen. Das darf man eigentlich nicht, sagt Mama. Auch den
dadurch schon. Meine coole Brille hilft mir, aber zum Bei-                               Elefanten durften wir Möhren und Äpfel geben. Eigentlich
spiel finde ich das Anschauen von kleinen Sachen schon                                   hatte ich schon Angst und so ein Rüssel ist wirklich RIESIG!
sehr anstrengend und alles was weiter weg ist, kann ich                                  Aber mit Katrin bin ich doch mitgegangen – aber wie ver-
nicht gut erkennen.                                                                      abredet nur 1Mal!!! Und flink genug war ich auch und der
                                                                                         Elefant hat nur Katrins Hand vollgesabbert.
M   Das Malen fand ich am Anfang total doof. Der Stift
wollte irgendwie nicht so wie ich, die Striche konnte ich                                L Eine Lampe und eine Lupe brauche ich für die Schule –

                                                   M                                                                                               L
schlecht sehen und alles war total anstrengend! Da hatte                                 das hat Frau Maschke gesagt. Sie ist Orthoptistin an der
Katrin (meine Frühförderin) eine tolle Idee – ich durfte auf                             Brandenburgischen Blinden- und Sehbehindertenschule in
der Lightbox mit meinem Finger im Sand malen. Den Ka-                                    Königs Wusterhausen. Da war ich mit Mama und Katrin. Es
sten mit dem tollen hellen Licht fand ich sowieso klasse,                                war ziemlich anstrengend, was ich da alles gucken und ma-
weil ich alles so gut darauf sehen konnte. Eigentlich fand                               chen sollte, aber zur Belohnung gab`s einen großen Eisbe-
ich alle Dinge, die weich oder wabbelig waren eklig, aber                                cher!
beim „Sandmalen“ habe ich das total vergessen und auch
gar nicht gemerkt, dass Katrin und Mama mir heimlich                                     V Im Vorschuljahr muss man dann auch lernen, seinen
einen Stift mit Gummispitze untergejubelt haben – clever                                 Namen zu schreiben. Ein bisschen konnte ich das schon,
die Beiden!

P Personen kann ich gut unterscheiden – nur am Anfang
hat keiner gemerkt, dass ich sie an der Stimme oder auch
der Frisur wiedererkenne. Jetzt wissen alle, dass sie nur

                                                                      G
                                                                                         weil ich Buchstaben auch total interessant finde - aber das
                                                                                         selber Schreiben …! Wo ist denn oben, unten, rechts, links
                                                                                         und was ist schräg oder ein kleiner Bogen??? Da hat Katrin
                                                                                         viel mit mir geübt. Aber eigentlich habe ich davon gar
                                                                                         nichts gemerkt, denn wir haben zum Beispiel Dosenwerfen            V
                                                         P
kurz etwas sagen müssen und ich weiß wer es ist. Und wenn                                gemacht und ich sollte die Bälle unter dem Regal holen und
Mama sagt, dass meine Tante nachher kommt, dann weiß                                     die Dosen oben stapeln. Cool fand ich auch, als wir Gummis
ich natürlich auch, wer vor der Tür steht. Und Katrin hat mir                            zum Beispiel von oben rechts nach unten links gespannt
gezeigt, dass, wenn der Mund nach oben gebogen ist, mich                                 haben und Muster entstanden sind. Und jetzt merkt keiner

                                                                                                                                                        F
der Andere anlacht und ich etwas gut gemacht habe.                                       mehr, dass ich das alles mal nicht konnte.

G Bei großen Fernsehauftritten bin ich jetzt Profi. Ich hatte                            F Meine Flamme Stella war in meiner Kindergarten-
nämlich schon zwei - 2008 und 2013 beim RBB Branden-                                     gruppe. Sie ist eine süße Maus und geküsst haben wir uns
burg. Es kam ein richtiges Fernsehteam mit Kameramann,                                   auch schon. Aber wir wollen ja auch später einmal heiraten.
Tonassistent und Reporterin zu mir nach Hause und allen
wurden viele Fragen gestellt – mir natürlich auch und da
war ich voll aufgeregt!
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
16                                                                                            Sinnesgarten | 01 2013   Sinnesgarten | 01 2013                                                                                            17

                                          B K
B Das Bildschirmlesegerät mit einer schwenkbaren Kamera         Z Die Zuckertüte war natürlich mit das Beste an
                                                                                                                       Ersetzt die Zunge die Augen?

                                                                                                                       Das klingt eigenartig, aber ist ein großes Thema in der Ori-   Wie soll er aussehen und wozu dient er?
hatte ich schon ein Weilchen zu Hause, bevor ich in die         meiner Einschulung. Mama und Papa waren                entierung und Mobilität von sehgeschädigten Menschen.          Wie können Eltern ermutigt werden, ihr Kind
Schule gekommen bin. Es war eigentlich total einfach alles      ziemlich aufgeregt und ich vielleicht auch ein         Groß genug, dass sich die diesjährige Fachtagung der AG        trotz Blindheit früher und öfter die Welt selbst
einzustellen. Aber ich bin ja auch ein richtiger kleiner Mann   bisschen – aber nur ein bisschen.                      Frühförderung des Verbandes für Blinden- und Sehbehin-         erfahren zu lassen?
und Technikfreak. Katrin musste mir nur ein bisschen helfen                                                            dertenpädagogik damit beschäftigte.                            Wie kann Inklusion in Kindereinrichtungen gelin-
– EHRLICH! Und auf einmal konnte ich Aufgaben lösen, die                                                                                                                              gen?
mir vorher total schwer gefallen sind. Eine echt tolle Sache.                                                          220 Frühförderer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz      Wie kann das iPad in der visuellen Förderung
                                                                                                                       und den Niederlanden fuhren nach Freiburg, um hochkarä-        sehbehinderter Kinder eingesetzt werden?
                                                                                                                       tige Wissenschaftler zu erleben und mit ihnen über Be-
                                                                                                                       währtes und Neues in der Blinden- und Sehbehinderten-          Vom Land Brandenburg nahmen Ariane Groba,

                                                                Z
                                                                                                                       pädagogik ins Gespräch zu kommen.                              Madlen Kanzler, Annedore Neigenfind und Ina
                                                                                                                                                                                      Skrzipek an der Tagung teil. Wir vier sind uns
                                                                                                                       Den weitesten Weg hatte der Entwicklungspsychologe Da-         einig: Die Tagung war sehr inspirierend für un-
                                                                                                                       niel Kish, der aus den USA anreiste, um über wissenschaftli-   sere weitere Arbeit. Unsere Köpfe sind voller Fra-
                                                                                                                       che Erkennnisse und praktische Erfahrungen der Orientie-       gen, aber auch Ideen. Unsere wichtigste Idee ist,
                                                                                                                       rung und Mobilität zu sprechen. Er ist selbst blind und        in gemeinsamer Arbeit von Eltern, in der Frühför-
                                                                                                                       begann mit den Worten: „Ich bewege mich viel, sonst kann       derung und Rehapädagogik weitere Wege zu fin-
                                                                                                                       mein Gehirn nicht gut arbeiten.“ Er lief zügig, nutzte einen   den, den sehgeschädigten Kindern möglichst früh
                                                                Wir durften Justin 6 ½ Jahre                           schulterhohen Langstock und ab und zu schnalzte er leise       freie Bewegung zu ermöglichen. Und manchem
                                                                in seiner Entwicklung beglei-                          mit der Zunge. Hindernissen wich er zuverlässig aus, wäh-      Kind wird die Zunge in der Orientierung und Mo-
K   Mit Papa und Mama, meinem besten Kumpel Andi und
                                                                ten, die ersten Schritte miter-                        rend er sich durch den Seminarraum seinen Weg bahnte           bilität gewiss eine große Hilfe sein.
meiner Stella war ich beim großen Familienfest zum 20jäh-
                                                                leben und bedanken uns für                             und zielstrebig zur Leinwand lief. Natürlich stieß er nir-
rigen Jubiläum der Frühförderung in der Kutzeburger
                                                                die tolle Zusammenarbeit bei                           gends an, er hatte doch die Leinwand längst gehört! Daniel     A. Groba, M. Kanzler, A. Neigenfind, I. Skrzipek
Mühle in Cottbus. Am besten fand ich die Riesenrutsche
                                                                seiner Familie! Wir wünschen                           Kish hat sich von sehr früher Kindheit an viel selbst bewe-
und beim Tanzen mit dem lustigen Clown haben wir uns
                                                                ihm engagierte Begleiter für                           gen dürfen. Sind für Sehende die Augen das Fenster zur
echt zum Affen gemacht.
                                                                den neuen Lebensabschnitt                              Welt, so übernimmt das bei ihm die Zunge, mit der er sich
                                                                und vor allem                                          die Welt erschnalzt. Das nennt sich „Klick Sonar“ und ist
                                                                viel Spaß in der Schule!                               eine hoch effektive Methode zur Echolokalisation.
                                                                                                                       Eine großartige Chance für blinde Menschen! Ein ziemlich
                                                                Katrin Binnenhei                                       frischer Wind für alle Blinden- und Sehbehindertenpädago-
                                                                                                                       gen! Bekanntlich tut Frische gut, sie belebt.

                                                                                                                       Mit großem Interesse verfolgten die Teilnehmer der Tagung
                                                                                                                       die Referate und wirkten bei den Workshops mit. Rosema-
                                                                                                                       rie Nef-Landolt machte in ihrem Workshop zur Raumwahr-
                                                                                                                       nehmung deutlich, dass die Grundlagen für Orientierungs-
                                                                                                                       und Mobilitätsleistungen bereits in frühester Kindheit ge-
                                                                                                                       legt werden.
                                                                                                                       Dr. Klaus Mönkemeyer berichtete sehr anschaulich von Er-
                                                                                                                       fahrungen in der Echolokalisation.
                                                                                                                       Prof. Michael Brambring verwies darauf, dass das Phäno-
                                                                                                                       men "Blinde erkennen stumme Gegenstände" bereits im
                                                                                                                       18. Jahrhundert beobachtet wurde.
                                                                                                                       Alle waren sich einig darüber, dass Echolokalisation kein
                                                                                                                       Allheilmittel ist, aber eben eine großartige Chance.
                                                                                                                       Zentrale Fragen auf der Tagung waren:
                                                                                                                       Wie kann es gelingen, dass sich blinde Kinder früher als
                                                                                                                       bisher unabhängig und frei bewegen können?
                                                                                                                       In welchem Alter sollten Kinder einen Stock erhalten?
Sinnesgarten BWS-MAGAZIN 01I13 - BESTÄNDIGKEIT. WERTSCHÄTZUNG .SOZIALEKOMPETENZ - "Die Augen sind unser Fenster zur Welt"
18                                                                                             Sinnesgarten | 01 2013   Sinnesgarten | 01 2013                                                                                        19

Wie fühlt es sich an, blind zu sein…

Mein Name ist Marion Dunkel und ich bin im Betreuten            Das Wissen, dass der weiße Langstock und die
Wohnen tätig. Seit 2011 bin ich Multiplikatorin für das Fach-   gelbe Armbinde als wesentliche Kennzeichnung
gebiet „Blind/ Sehbehindert“. Während meiner Tätigkeit als      jedes blinden Verkehrsteilnehmers immer dazu ge-
pädagogische Fachkraft lege ich den Wert meiner täglichen       hört, war ihnen neu. Gemeinsam mit unseren
Arbeit auf eine fachliche Beratung zur blinden- und sehbe-      Klienten haben wir somit die Möglichkeit, Fragen
hindertengerechten Betreuung unserer Klienten. So werden        zu dieser Thematik mit den ortsansässigen Opti-
gemeinsam mit dem jeweiligen Bezugsbetreuer im Betreu-          kern zu stellen. Hier besteht eine enge und sehr
ten Wohnen die Wohnungen unserer blinden und sehbehin-          gute Zusammenarbeit. So erfuhren beispielsweise
derten Klienten gestaltet. Hierzu nutzen wir verschiedene       die Klienten wie Sabine Tasler, Oliver Hoffmann
Möglichkeiten, wie beispielsweise die Ausstattung mit ad-       und Renato Konzack Neues zu Sehschädigungen
äquater Beleuchtung zur Verbesserung der Lichtverhältnisse      und dem Aufbau des Auges.
durch eine LUX Messung mit dem LIGHT METER, die Ausge-
staltung mit kontrastreichen und/oder tastbaren Symbolen
zur Orientierung und den Einsatz von Hilfsmitteln. Eine Er-
leichterung bei der Bewältigung der vielen kleinen Anforde-
rungen zum selbständigen Leben in der eigenen Häuslichkeit
ist betroffenen Klienten gegeben und damit eine Erhöhung
ihrer Lebensqualität im Alltag.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sensibilisierung unserer
Klienten und der Mitarbeiter im Betreuten Wohnen für
Blindheit und Sehbehinderung. Denn jeden Tag aufs Neue
werden wir in unserer Arbeit und in der Öffentlichkeit mit
diesem Thema konfrontiert.
Die Teilnahme an der Veranstaltung „Tag des weißen Stok-
kes“ und dem „Tag der Sehbehinderten“ im Jahr 2013 bot
                                         uns allen eine gute                                                            In regelmäßigen Treffen der Multiplikatoren „Blind/Sehbe-     Wege gehen…“ vorgestellt. Im regen Informati-
                                         Möglichkeit zu er-                                                             hindert“ wird neues Fachwissen von Frau Neigenfind vermit-    onsaustausch traten wir mit betroffenen blinden
                                         fahren, wie es sich    Des weiteren machten die Klienten anhand von Si-        telt. Dies wiederum gebe ich im Team des Betreuten Woh-       und sehbehinderten Menschen, mit anderen Ein-
                                         anfühlt blind zu       mulationsbrillen die Erfahrung, wie es ist „Blind zu    nens weiter, aber ich stehe natürlich auch jederzeit für      richtungen, Eltern und Angehörigen zum Thema
                                         sein. So konnten       sein“. Sie lernten, dass sie in dieser Situation an-    einzelne Fragen der Mitarbeiter zur Verfügung. Zur Festi-     „Inklusion“ in Kontakt.
                                         unsere      Klienten   dere Sinne, wie den Riech- und den Tastsinn, ver-       gung der Grundlagen der Orientierung und Mobilität mit        Im Mai 2013 beende ich die Qualifizierungsmaß-
                                         mit dem Langstock      stärkt einsetzen müssen, um Informationen aus           dem Langstock und zur Vermittlung, wie auch Festigung der     nahme „Menschen mit Sehbehinderung oder
                                         und deren Technik      ihrer Umwelt zu erhalten. Sabine Tasler sagte: „Es      „Sehenden Begleitung“, erhalten die Mitarbeiter im Betreu-    Blindheit und weiteren Behinderungen“ in Koope-
                                         erste Erfahrungen      dauert ja so lange, bis ich erkenne, das ich ein Ra-    ten Wohnen jährlich eine fachlich von mir geführte Schu-      ration mit der Johann Wilhelm Klein-Akademie
                                         machen.        Ihnen   dieschen in der Hand halte und wie es schmeckt.“        lung. Neue Mitarbeiter werden zeitnah unterwiesen, um         GmbH Würzburg. Hier konnte ich mein bereits er-
                                         wurde      bewusst,    Sie meinte: „Wie einfach ist es doch, hinzuschauen      eine qualitätsgerechte Betreuung der Klienten schon von Be-   worbenes Wissen festigen und erweitern. Das Ar-
                                         welche Probleme        und alles zu Sehen“.                                    ginn ihrer Tätigkeit an zu sichern.                           beitsfeld des Betreuten Wohnens kann dadurch
                                         blinde und sehbe-      Auch haben die Klienten des Betreuten Wohnens           Innerhalb der Dienstberatungen nutze ich die Gelegenheit      bei der Umsetzung ambulanter Betreuungsleistun-
                                         hinderte        Men-   erkannt, dass der Umgang mit blinden und sehbe-         Fachthemen spezifisch zu Blindheit und Sehbehinderung         gen mit den spezifischen Anforderungen blinder
                                         schen im Straßen-      hinderten Menschen und das gemeinsame Mitein-           vorzustellen und im Team zu diskutieren. Im vergangenen       und sehbehinderter Menschen stets auf neues
                                         verkehr haben und      ander viel Zeit, viel Geduld und auch sehr viel Fin-    Jahr erfolgte hierzu eine umfangreiche Power Point Präsen-    Fachwissen zurückgreifen und eine qualitätsge-
                                         wie sie damit um-      gerspitzengefühl erfordern.                             tation zum Thema „Low Vision – Sehvermögen gestalten“.        rechte, bedarfsorientierte Teilhabe der Klienten in
                                         gehen können.          Eine enge Zusammenarbeit besteht im Betreuten           Ein besonderer Höhepunkt war für Frau Sauder, Leiterin des    der Gesellschaft gewährleisten.
                                                                Wohnen ebenso mit der Rehabilitationspädagogin          Betreuten Wohnens, und mich die Teilnahme am XXXV. Kon-
                                                                des Behindertenwerk Spremberg e.V. – BWS, Frau          gress für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik in Chem-       Marion Dunkel
                                                                Neigenfind. Sie steht uns bei allen Fragen und bei      nitz 2012. Als Referenten haben wir an dieser Veranstaltung
Erfahrungen im Umgang mit dem Langstock                         kleinsten Problemen fachlich stets zur Seite.           unsere tägliche Arbeit mit dem Beitrag „Gemeinsam eigene
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                                                                                                Sinnesgarten
                                                                                                         | 01 2013
                                                                                                               | 01 2013   Sinnesgarten | 01 2013                                                                                        21

     „Tag der Sehbehinderten“ in Spremberg                                                                                 Elterntreff im Förder- und Beschäftigungsbereich (FBB)

                                                                   Die Veranstaltung war gut besucht. Kindergärten,        Zu unserem mittlerweile schon zur Tradition gewor-    Nach den angeregten Diskussionen und Fragestellungen an
                                                                   Schulen, Bürger der Stadt, selbst Betroffene nutz-      denen Elterntreff haben sich die Eltern und Ange-     unsere Gäste sind wir allmählich zum „gemütlichen“ Teil des
                                                                   ten diesen Rahmen, um sich zu informieren oder          hörigen unserer Klientel am 19. Juni 2013 getrof-     Nachmittages übergegangen. Es gab Kuchen, Kaffee, Tee und
                                                                   sich fachlich beraten zu lassen.                        fen.                                                  im Laufe des Spätnachmittages zu den verschiedenen Salaten,
                                                                   Besonders interessant war die Einbeziehung von          Als Gäste standen den Angehörigen, neben Frau         Gegrilltes vom Rost.
                                                                                                                           Debowski, der Leiterein unseres Reha-Fachdienstes,    An der Tafelrunde wurden die Sitzplätze getauscht, um auch
                                                                   Betroffenen selbst.
                                                                                                                           Frau Lehmann, vom Sozialamt Landkreis Spree-          einmal mit anderen Angehörigen ins Gespräch zu kommen.
                                                                   So konnte man mit Nadine Rhode und Enrico Fulst,
                                                                                                                           Neiße, zu Aspekten der Leistungserbringung im         Die anwesenden Gruppenbetreuer gaben Auskunft zu tages-
                                                                   zwei jungen blinden Sprembergern, über ihre Ge-         Rahmen der Eingliederungshilfe, sowie Frau Kien-      relevanten Ereignissen und Planungen.
                                                                   fühle sprechen, aber auch viele Fragen loswerden.       ast, die Leiterin des ambulanten Pflegedienstes des   Wir haben uns über die große Resonanz der Teilnehmenden
                                                                   Wie kann man sich blind orientieren? Wie steht es       Behindertenwerk Spremberg e.V. – BWS, zur Mög-        gefreut und werden auch im nächsten Jahr ein weiteres El-
                                                                   um die Barrierefreiheit der Stadt? Welche Unter-        lichkeit einer stundenweisen Betreuung, außerhalb     terntreffen durchführen.
                                                                   stützung ist hilfreich? Welche Hilfsmittel können       der regulären Betreuungszeiten des FBB, Rede und
                                                                   die Bewältigung des Alltags erleichtern?                Antwort.                                              Eva Dietrich
     Eröffnung am Bullwinkel                                       Enrico Fulst las dann noch aus einem Märchenbuch        Ein heißer Sommertag, mit Temperaturen von weit
                                                                   in Brailleschrift (Blindenschrift) vor und hätte        über 30°C haben uns letztendlich in den Holzpavil-
                                                                   damit auch eine Klassenstunde füllen können.            lon der Außenanlagen flüchten lassen.
                                                                                                                           Die Hauswirtschaftsgruppe des FBB war sehr fleißig
                                                                   Schüler verschiedener Schulen nutzten die Mög-
                                                                                                                           bei der Vorbereitung des Festes. So wurde ein Erd-
                                                                   lichkeit, sich unter fachlicher Begleitung von den
                                                                                                                           beerkuchen mit Früchten aus unserem Garten ge-
                                                                   drei mitwirkenden Multiplikatorinnen aus unserer
                                                                                                                           backen und verschiedene Salate und Brotaufstriche
                                                                   Werkstatt für behinderte Menschen und den               vorbereitet.
                                                                   Wohnstätten zu informieren.
                                                                   Sie liefen unter einer Augenbinde einige Schritte
                                                                   durch Spremberg, bereiteten sich „blind“ einen
                                                                   kleinen Imbiss zu und waren besonders behutsam
                                                                   und konzentriert beim Essen. Für kurze Zeit erleb-
                                                                   ten sie, wie sich Blindheit anfühlt.

                                                                   Somit leistete die Informationsveranstaltung einen
     Enrico Fulst liest aus einem Märchenbuch in Brailleschrift
                                                                   weiteren Beitrag zum Abbau von Berührungsäng-
                                                                   sten im Umgang mit behinderten Menschen.
     Erneut ein sehr gelungener Tag, so äußerten sich zahlreiche
                                                                   Der Behindertenwerk Spremberg e.V. - BWS und
     Besucher und Teilnehmer der nunmehr 4. Informationsveran-
                                                                   die BWS Behindertenwerk GmbH stehen hier mit
     staltung zum „Tag der Sehbehinderten“ am 6. Juni am Bull-
                                                                   langjähriger Erfahrung diesen Menschen zur Seite.
     winkel in Spremberg.
                                                                   Neben der Frühförderung von blinden und sinnes-
     „Die Augen sind unser Fenster zur Welt“, unter diesem
                                                                   beeinträchtigten Kindern werden über 60 blinde
     Motto fand diese Veranstaltung unter der Schirmherrschaft
                                                                   oder sehbehinderte Beschäftigte in der Werkstatt
     des Bürgermeisters der Stadt Spremberg, Dr. Klaus-Peter
                                                                   für behinderte Menschen und 80 blinde oder seh-
     Schulze, statt.
                                                                   behinderte Bewohner in den Wohnstätten und
     Initiatoren waren wiederum die Augenoptikermeisterin,
                                                                   dem Pflegeheim betreut. Sie gehören längst auch
     Heike Woucznack, und die Orientierungs- und Mobilitätstrai-
                                                                   zum Spremberger Stadtbild.
     nerin des Behindertenwerk Spremberg e.V. – BWS, Annedore
                                                                   Damit auch die Blinden und Sehbehinderten am
     Neigenfind.
                                                                   öffentlichen Leben teilhaben können, müssen
                                                                   hierfür die Voraussetzungen geschaffen werden.
     Das Zusammenwirken der verschiedensten Institutionen mit
                                                                   Dazu soll so ein Tag wie dieser sensibilisieren.
     den Fachleuten, unter Einbeziehung der Betroffenen, hat
                                                                   Vielen Dank an alle Beteiligten, die erneut zum
     eine lange Tradition in Spremberg. Darauf verwiesen der Ge-
                                                                   guten Gelingen beigetragen haben.
     schäftsführer des BWS, Olaf Taubenek, wie auch Joachim
     Haar, Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenver-
                                                                   Wolfgang Looke
     bandes des Landes Brandenburg, in ihren Eröffnungsreden.
22                                                                                            Sinnesgarten | 01 2013   Sinnesgarten | 01 2013                                            23

100 Jahre Ostdeutscher Rosengarten Forst (Lausitz)                                                                     Kunstprojekt             „Grenzenlos kreativ“ veranstaltet 2-tägiges
                                                                                                                       Pleinair im Rosengarten Forst (Lausitz)

Über den Forster Rosengarten sind schon Bücher geschrie-
ben worden.
Man kann über diesen wunderschönen Park stundenlang
Geschichten erzählen, wir könnten aber auch eine Seite
vollschreiben mit Zahlen und Daten.
In diesem Jahr gibt es viele Besonderheiten. Der Rosengar-
ten feiert seinen 100. Geburtstag und das im Rahmen der
Deutschen Rosenschau 2013, die schon einmal in Forst (Lau-
sitz) vor mehr als 70 Jahren statt fand. Rosenzüchter aus
ganz Deutschland präsentieren hier ihre Arbeit und finden
Anerkennung vom breiten Publikum einer fachkundigen
Spezialistengruppe.
Für diesen Garten mit einer Fläche von 15 ha gibt es nur we-
nige Gärtner, die die Anlage pflegen. In diesem Jahr hat die   Denn, wenn auf aufgestellten Schildern steht:
BWS Behindertenwerk GmbH im Rahmen eines Sponsoren-            „Dieses Objekt wird gepflegt von der BWS Behin-
vertrages große Flächen in eigener Regie zu mähen, vom Un-     dertenwerk GmbH“ dann ist das nicht nur so dahin
kraut freizuhalten und auch sonst für Sauberkeit zu sorgen.    gesagt, sondern jeder Besucher kann unsere Ar-
Die Gruppen der Garten- und Landschaftspflege sowie des        beit kontrollieren.
Berufsbildungsbereiches der Betriebsstätte Forst (Lausitz)     Bei der „Nacht der 1000 Lichter“ hatte das BWS
haben damit eine große Verantwortung übernommen.               gemeinsam mit der Feuerwehr die Aufgabe
                                                                                                                       Am 17. und 18. Juni 2013 war es so weit, die BWS Behin-
                                                               10.000 Teelichter aufzustellen, um die Beete zu
                                                                                                                       dertenwerk GmbH organisierte während der Deutschen
                                                               erleuchten. Leider hat uns die Feuerwehr nicht
                                                                                                                       Rosenschau 2013 bei sehr schönem Wetter ein 2-tägiges
                                                               wie erwartet unterstützt, so dass mit 11 Frauen
                                                                                                                       Pleinair im Rahmen „100 Jahre Ostdeutscher Rosengar-
                                                               und Männern unserer Werkstatt die Aufgabe er-
                                                                                                                       ten“ in Forst (Lausitz).
                                                               füllt wurde. Auf uns ist eben Verlass. Freier Ein-
                                                                                                                       „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“, einge-
                                                               tritt für die nächsten 3 Tage ließen uns den Mus-
                                                                                                                       bunden in den Lokalen Aktionsplan des Landkreises
                                                               kelkater und den Stress schnell vergessen.
                                                                                                                       Spree-Neiße, wurden diese 2 Tage zu einem lebendigen
                                                               Kurz vor Eröffnung der Rosenschau konnten un-
                                                                                                                       Beispiel eines Miteinander von Behinderten und Nicht-
                                                               sere „Grünen Jungs“ (Garten- und Landschafts-
                                                                                                                       behinderten, von Jugendlichen und Erwachsenen, von
                                                               pflege) ihre Arbeit nicht perfekt erfüllen, aber
                                                                                                                       deutschen und polnischen Bürgern und das mitten unter
                                                               das lag nicht an uns. Das Hochwasser der Neiße
                                                                                                                       den Besuchern zu den Festwochen zu „100 Jahre Ost-
                                                               hatte große Flächen eines Pflegeobjektes über-
                                                                                                                       deutscher Rosengarten“.
                                                               spült und auch Schaden hinterlassen.
                                                                                                                       21 Schüler aus polnischen Spezialschulen (Förderschulen)
                                                               40.000 Rosenstöcke mit annähernd 700 Sorten
                                                                                                                       Gubin und Lubsko, aus der Wichernschule Forst (Lausitz),
                                                               und viele bunte Veranstaltungen warten auf
                                                                                                                       vom Gymnasium Forst (Lausitz) und 7 Beschäftigte aus
                                                               viele, viele Besucher – 125.000 plante die Stadt,
                                                                                                                       den Betriebsstätten Forst (Lausitz) und Spremberg haben
                                                               aber 175.000 sind es dann doch geworden.
                                                                                                                       an 7 Standorten im Rosengarten, mitten unter den Besu-
                                                               Somit hatten wir Gelegenheit vielen Menschen
                                                                                                                       chern für alle zugänglich und erlebbar, künstlerisch gear-
                                                               unsere Fertigkeiten bei der Garten- und Land-
                                                                                                                       beitet.
                                                               schaftspflege zu zeigen und außerdem können
                                                                                                                       Unter fachlicher Anleitung von unserer Designerin, Frau
                                                               wir auch hier sagen: „Wir waren dabei“.
                                                                                                                       Margitta Bertko, und den Lehrern und Betreuern ent-
                                                                                                                       standen eine Vielzahl von Bildern unter dem Motto
                                                               Werkstattbeschäftigte                                   „Parkansichten“.
                                                               der Betriebstätte Forst (Lausitz)                       Zu sehen waren diese Bilder in einer Ausstellung ab An-
                                                                                                                       fang September auf der Reisigwehrinsel im Forster Ro-
                                                                                                                       sengarten.

Das Pflegeobjekt „Bärchenbrunnen“                                                                                      Wolfgang Looke
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