Das System Scientology - Bayerisches Staatsministerium des Innern
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Vorwort Was ist die Scientology-Organisation (SO)? Warum befassen sich staatliche Stellen überhaupt mit ihr? Was macht sie so gefährlich – für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft? Diese und andere Fragen will die Broschüre beantworten. Denn Aufklärung über die Organisation ist das wirksamste Mittel, um ihre Ziele und Mechanismen offen zu legen und ihr den Nimbus einer vermeintlich um uneigennützige Lebenshilfe bemühten, selbst losen Gemeinschaft zu nehmen. Erkennt man erst einmal das System Scientology mit sei nen menschenverachtenden Zügen, wird die Organisation auf das reduziert, was sie tat sächlich ist: ein internationaler Wirtschaftskonzern, der nach Gewinnmaximierung strebt, der aber auch ein weltweites totalitäres Herrschaftssystem nach eigenen Vorstellungen errichten will. Das System Scientology lebt von der lückenlosen Kontrolle des Einzelnen, der im System funktionieren muss. Menschenrechte sind diesem Denken fremd. Sicher ist: Bei der Auseinandersetzung des Staates mit der SO geht es nicht um religiöse oder weltanschauliche Fragen. Was der Einzelne glaubt, geht staatliche Stellen grund sätzlich nichts an. Verfolgt aber eine Organisation verfassungsfeindliche Ziele, gilt es hierüber aufzuklären und dem entgegen zu wirken. Der Staat darf nicht zusehen, wenn eine Organisation Menschen wirtschaftlich ruiniert, geistig abhängig macht, Familien zerstört und versucht, Wirtschaftsunternehmen, Behörden und die Gesellschaft zu will fährigen Instrumenten ihrer Welteroberungspläne zu machen. Seit Mitte der 1990er Jahre steht die Organisation verstärkt im Blickfeld der Behörden. Bayern hat früh einen ressortübergreifenden Maßnahmenkatalog erarbeitet, um den Aktivitäten der SO zu begegnen. Die Maßnahmen richten sich dabei gegen das System Scientology, aber nicht gegen den einzelnen Scientologen, der oft nicht Täter, sondern selbst Opfer der totalitären Organisation ist. Für sie wurden spezielle Beratungseinrich tungen geschaffen.
2 Die SO hat die selbst gesetzten Ziele bislang nicht erreicht, was sich auch am Rückgang der Mitgliederzahlen bemerkbar macht. Insbesondere durch staatliche Aufklärung und eine breite Darstellung in den Medien wurde die Organisation im Laufe der Jahre immer transparenter. Hierzu hat vor allem das Internet beigetragen. Es gibt nichts „geheimnis volles“ mehr hinter der Organisation, was sich teuer verkaufen ließe. Die SO ist „ent zaubert“. Allerdings hat sich ihre Ideologie nicht geändert, so dass sie nach wie vor insbesondere für den Einzelnen, der in ihre Fänge gerät, höchst gefährlich ist. Mit Fragen und Antworten will diese Broschüre die Funktionsweise des Systems Sciento logy in Grundzügen erklären. Von Los Angeles/USA aus gesteuert arbeitet die SO überall in der Welt übereinstimmend nach den Methoden ihres Gründers L. Ron Hubbard. Bei der Auseinandersetzung mit der SO darf man sich nicht von ScienceFictionGeschichten täuschen lassen und ihre Anhänger als „Sektierer“ verharmlosen. Wer das System ver standen hat, kann die Gefahren richtig einschätzen und wird nicht mehr leichtgläubiges Opfer. Diese Broschüre berücksichtigt auch die Ergebnisse der im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung von Prof. Dr. Heinrich Küfner vom Institut für Therapieforschung (IFT), Prof. Dr. Norbert Nedopil von der Psychiatrischen Klinik der LudwigMaximiliansUni versität München (LMU) und Prof. Dr. Heinz Schöch vom Institut für die gesamten Straf rechtswissenschaften der LMU München erstellten wissenschaftlichen Expertise „Aus wirkungen und Risiken unkonventioneller Psycho und Sozialtechniken“ (Expertise), die Ende 2002 im PabstVerlag unter dem Titel „Gesundheitliche und rechtliche Risiken bei Scientology“ (Scientology–Gutachten), ISBN 3–936142–40–8, herausgegeben und ver öffentlicht worden ist. Die Neubearbeitung dieser Broschüre beruht auf der 6. Auflage der Vorausgabe aus dem Jahr 2004. Sie ist konzeptionell und inhaltlich fortentwickelt und berücksichtigt auch neuere Erkenntnisse und Entwicklungen.
Das System Scientology 3 Inhalt I. Das System Scientology – Fragen und Antworten 5 1. Was bedeutet das Wort Scientology? 5 2. Wer war L. Ron Hubbard? 5 3. Dianetik – wie fing alles an? 6 4. Wer führt die SO heute? 7 5. Wie ist die SO organisiert? 8 5.1 Was ist die Church of Scientology International (CSI)? 8 5.2 Was ist das ABLE-Netzwerk? 9 5.3 Was ist WISE? 10 5.4 Was gehört noch zur SO? 10 6. Wie viele Scientologen gibt es? 11 7. Ist Scientology eine Religion? 12 8. Welches Menschenbild hat die SO? 15 9. Was ist das Ziel der SO? 17 10. Was ist die SO-Technologie? 19 11. Was ist die Brücke zur völligen Freiheit? 20 12. Was ist Auditing? 23 13. Beruht Scientology auf einer Science-Fiction-Geschichte? 25 14. Warum haben Scientologen eine eigene Sprache? 26 15. Wie zieht die SO Menschen in ihr System? 27 16. Wie beeinflusst die SO Kinder und Jugendliche? 30 17. Wie verkauft sich die SO? 31 18. Ist scientologische Ethik ethisch? 32 19. Wie setzt die SO Gehorsam durch? 34 20. Wie hält es die SO mit der Wahrheit? 35 21. Wie reagiert die SO auf Kritik? 36 22. Unterhält die SO einen Geheimdienst? 38 23. Was hat die Gehirnwäsche-Organisation gegen die Psychiatrie? 39 24. Unterwandert die SO die Wirtschaft? 40 25. Warum ist die SO eine verfassungsfeindliche Organisation? 41 26. Wie gefährlich ist die SO? 43 II. Das System Scientology – Was der Staat dagegen unternimmt 47 III. Das System Scientology – Wie Sie sich dagegen schützen können 49 Sachwortregister 55
Das System Scientology 5 I. Das System Scientology – Fragen und Antworten 1. Was bedeutet das Wort Scientology? Scientology ist ein Kunstwort, gebildet aus „scire“ (lateinisch für „wissen“) und „logie“ (auf das griechische „logos“ zurückge hend: „Lehre von“). Gemeint ist eine „Lehre vom Wissen“. Die ses Kunstwort hat der US-amerikanische Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard als Bezeichnung für seine von ihm entwickelte technische Lehre zur Veränderung des Menschen verwendet. 2. Wer war L. Ron Hubbard? Um Lafayette Ronald Hubbard (1911–1986) haben seine Anhän ger ein Netz von Legenden gesponnen. Hubbard war in den 1940er Jahren als Autor von Science-Fiction-Romanen tätig. Im Zweiten Weltkrieg diente er der Familientradition folgend in der US-Marine. In Zusammenhang mit seinem Kriegseinsatz kam er in psychotherapeutische Behandlung. Dort lernte er die Psycho analyse Sigmund Freuds und dessen Therapie-Verfahren kennen. Aus Teilen dieser Lehre und anderen psychologischen Konzepten entwickelte Hubbard seine Lehre und sein Verfahren zur Manipu lation der menschlichen Psyche, die er in seinem 1950 veröffent lichten Buch „Dianetik – Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit“ vorstellte. Die SO selbst leitet den Begriff D ianetik von „dia“ (griechisch für „durch“) und „nous“ (griechisch für „Seele“) ab. 1983 wurde Hubbard zum letzten Mal in der Öffentlichkeit gesehen, 1986 starb er.
6 Das System Scientology | Fragen und Antworten 3. Dianetik – wie fing alles an? Nachdem Hubbard 1950 sein Dianetik-Buch veröffentlicht hatte, in dem er seine Technologie zur „Heilung psychosomatischer Krank heiten und geistiger Störungen“ darstellte, wurden in den folgen den Jahren in den USA Dianetik-Zentren eingerichtet. Hubbards „Heilverfahren“ liegt seine Anschauung zugrunde, dass das menschliche Gehirn ein Computer sei. Die menschliche Psyche ist für ihn durch „elektronische Schaltkreise“ im Gehirn bestimmt. Sein dianetisches Verfahren versteht er als technische Prozedur zur „Reparatur“ fehlerhafter Gehirnschaltungen, es unterscheidet sich daher laut Hubbard gänzlich von herkömmlichen psycho therapeutischen Verfahren. Hubbard nannte seine neue vermeint lich „wissenschaftliche“ Disziplin eine Ingenieur-Wissenschaft.
Das System Scientology | Fragen und Antworten 7 Mitte der 1950er Jahre erfand Hubbard ein „Ich“, das sich mit Hilfe von ihm entwickelter scientologischer Übungen vom Körper tren nen könne. Hubbard behauptete von nun an, der Mensch sei ein „Geistwesen“, ein Thetan. Sein bisheriges Kursprogramm Dianetik behielt er bei. Er nannte die dianetischen und die sich anschließen den scientologischen Übungen Brücke zur völligen Freiheit und gab seiner Bewegung den Namen Scientology. Die 1952 gegründete Hubbard Association of Scientologists International (HASI) erhob allerdings bezeichnenderweise noch nicht den Anspruch, eine Reli gionsgemeinschaft zu sein. Als Hubbard jedoch wirtschaftliche und steuerliche Vorteile einer Umwandlung seiner Organisation in eine Kirche erkannte, gründete er 1954 die erste Scientology Kirche in Los Angeles/USA. Scientology-Symbol Hubbard standardisierte seine Prozesse und Trainings im Lauf der Zeit immer weiter und entwickelte hierfür eine Vielzahl präziser Verhaltensvorschriften, deren Einhaltung er unter immer schärfe re Kontrollen stellte. Daneben entwickelte er für den Geschäfts betrieb von Scientology eine bis ins Letzte ausgefeilte Organisa tions und ManagementTechnologie. Die Kunden seiner Dienst leistungen beschrieb er darin als von der Produktionsmaschine Scientology herzustellende Produkte. 4. Wer führt die SO heute? Nach dem Tod Hubbards übernahm David Miscavige die Führung der Organisation. Er steht dem Religious Technology Center (RTC), der Befehlszentrale der SO in Los Angeles/USA, vor. Das RTC ist Inhaber der Markenzeichen, die von der SO weltweit verkauft wer den. Die oberste Autorität dieses als Kirche getarnten Wirtschafts konzerns ist somit ein Wirtschaftsmanager. Nach Hubbards Tod war es in der neuen Führungsspitze zu einem heftigen Machtkampf gekommen, aus dem Miscavige letztendlich siegreich hervorging. Von Hubbard selbst noch in einer Art Testa ment an seine Organisation benannte Nachfolger verschwanden aus der Öffentlichkeit.
8 Das System Scientology | Fragen und Antworten 5. Wie ist die SO organisiert? Die SO ist wie ein internationaler Wirtschaftskonzern organisiert. Alle Einrichtungen unterliegen trotz scheinbarer Selbstständigkeit der strikten Befehls- und Disziplinargewalt des obersten Manage ments in Los Angeles/USA, dem Religious Technology Center (RTC) unter der Leitung von Hubbard-Nachfolger David Miscavige. Das RTC bezeichnet sich selbst als „Inhaber der Dianetik und Scientology Marken“. RTC-Logo Dem RTC sind drei Sektoren nachgeordnet: die Church of Scien tology International (CSI), das ABLE-Netzwerk (Association for Better Living and Education) und das World Institute of Scien tology Enterprises (WISE). Daneben gibt es noch weitere kleinere Organisationen. Hubbards Erfahrungen aus seiner Zeit bei der Marine spiegeln sich in Führungsstil und Aufbau der SO wider. Die einzelnen Mit arbeiter, die Staff Members, sind einem strikten Kontroll- und Disziplinarsystem unterworfen, das nach den Grundsätzen von Befehl und unbedingtem Gehorsam funktioniert. Das Manage ment ist verpflichtet, die SO nach strategischen Grundsätzen zu führen, die Lehrbüchern über Kriegsführung entnommen sind. Es gibt eine militärisch organisierte vermeintliche Eliteeinheit, die Sea Org, deren Mitglieder militärische Dienstgrade haben. Das Personal dieser Einheit unterstützt das Management, wenn dieses bei der Führung der SO in Schwierigkeiten geraten ist. Hubbard selbst nannte sich zuletzt „Admiral“. 5.1 Was ist die Church of Scientology International (CSI)? Kern der SO ist der Church-Bereich, der in vielen Ländern „Kirchen“, Missionen und für prominente Anhänger, die wegen ihrer Werbe wirksamkeit besonders zuvorkommend behandelt werden, Celebrity Centers unterhält. Die „Kirchen“ werden intern Orgs (Abkürzung
Das System Scientology | Fragen und Antworten 9 für „Organisationen“) genannt. Die Church of Scientology Inter- national organisiert, verbreitet und vermarktet die Techniken und Produkte der SO. Dachverband der SO ist in Deutschland die Scientology Kirche Deutschland e.V. (SKD), in Bayern tritt auch die Scientology Kirche Bayern e.V. (SKB) auf. Beide haben ihren Sitz in München. 5.2 Was ist das ABLE-Netzwerk? Mit der Association for Better Living and Education (ABLE) will die SO im sozialen Bereich „wirken“. Zu ABLE gehören die ver meintliche Hilfsorganisation für Drogenabhängige NARCONON, die vermeintliche Hilfsorganisation für Straftäter CRIMINON, das SO-Lernprogramm Applied Scholastics sowie die Stiftung Der Weg zum Glücklichsein (The Way to Happiness). Aus Sicht der SO sind Betroffene hier leichter zu beeinflussen und für ihre Lehren empfänglicher.
10 Das System Scientology | Fragen und Antworten 5.3 Was ist WISE? Das World Institute of Scientology Enterprises (WISE) ist ein fran chise-ähnlicher Zusammenschluss von Unternehmen, die teils durch Lizenzverträge an die SO gebunden sind und nach deren Methoden arbeiten. WISE soll die Wirtschaft unterwandern und Geld beschaffen. WISE-Unternehmen sind vor allem in der Immo WISE-Logo bilienbranche sowie in der Unternehmens- und Personalberatung aktiv. Darüber hinaus versucht die SO, Einfluss auf die IT-Branche zu gewinnen, die Zugang zu sensibelsten Unternehmensbereichen eröffnen kann. Durch die Organisation der SO als Wirtschafts konzern werden die Unterorganisationen und Einzelunternehmer streng kontrolliert. 5.4 Was gehört noch zur SO? Während die SO früher offen für sich geworben hat, versteckt sie sich heute auch hinter Tarnorganisationen. Diese Organisatio nen verwenden Bezeichnungen, die zum Teil positiv belegte Ziele nahe legen und auf den ersten Blick nicht immer erkennen lassen, dass dahinter die SO steht. Grund ist wohl, dass viele Menschen mittlerweile über die wahren Ziele der SO aufgeklärt sind. Gerade beim ersten Kontakt soll daher nicht gleich ein SO-Bezug deutlich werden. Der SO sind beispielsweise auch folgende Organisationen, Initia tiven und Kampagnen zuzurechnen: – die International Association of Scientologists (IAS), – die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte (KVPM, Citizens Commission on Human Rights – CCHR), – der Verlag New Era Publications International, – die Initiative Jugend für Menschenrechte (Youth for Human Rights), – und Kampagnen wie Sag NEIN zu Drogen – sag JA zum Leben
Das System Scientology | Fragen und Antworten 11 6. Wie viele Scientologen gibt es? Es gibt keine verlässliche Zahl, wie viele Scientologen weltweit aktiv sind. Das liegt insbesondere daran, dass bereits die Definiti on, wer Scientologe ist, schwerfällt. Anhaltspunkte können sein: – Eine Person ist Mitglied bzw. Mitarbeiter einer Organisations einheit der SO. – Eine Person ist ein „abtrünniger“ Scientologe, d.h. sie hat sich rechtlich und tatsächlich von der SO gelöst, hält aber an den Lehren Hubbards fest und praktiziert diese weiter. Neben der 1954 von Hubbard gegründeten SO gab es in den 1950er Jahren verschiedene Gruppen und Organisationen, die versuchten, die Lehren Hubbards umzusetzen. In den 1970er Jahren entfernte sich die von Hubbard 1967 gegründete Sea Org – die damalige faktische Machtzentrale der SO – immer stärker von der Basis der anderen Scientology-Organisationen. Zudem wurde Hubbards Führungsstil immer autokratischer. Nachdem einige führende Mitglieder der Church of Sciento- logy Hubbards Organisation und Führungsstil als zu autori tär ansahen, gründeten sie ab 1982 eigenständige Gruppen, insbesondere die „Freie Zone“. Diese lehnen meist die harte Organisations- und Managementlehre der SO ab und praktizie ren in der Regel lediglich die „Heil- und Erziehungsmethoden“ Hubbards. – Eine Person ist Anhänger der Lehre Hubbards und praktiziert diese, ohne jedoch in einer Beziehung zur SO oder zu einem abtrünnigen Scientologen gestanden zu haben. Soweit Managementtrainer, ohne Angestellte des Konzerns oder Mitglieder der Internationalen Vereinigung der Scientolo- gen (IAS) zu sein, Trainingstechniken der SO benutzen, das von Hubbard vertretene Menschenbild und seine Ideologie guthei ßen oder seine Techniken verbreiten, nennt man diese „Hub bardisten“ und spricht von „Hubbardismus“. Solche Personen haben sich aus dem veröffentlichten Schrifttum Hubbards im Selbststudium die Lehre und Methoden Hubbards angeeignet.
12 Das System Scientology | Fragen und Antworten Nicht jeder, der ein Kursangebot bei der SO in Anspruch genom men hat, ist somit ein Scientologe. Die Angaben der SO über Mitgliederzahlen schwanken erheblich. Aus den verkauften Mit gliederzeitschriften und aus der Zahl von belegten Kursen sind aber grobe Schätzungen möglich. Weltweit dürfte es somit etwa 130.000 Scientologen geben; die SO selbst spricht dagegen von bis zu zehn Millionen. Für Deutschland hatten die Verfassungsschutzbehörden über Jahre hinweg rund 5.000 bis 6.000 Anhängern angenommen, in Bayern etwa 2.600. Da die SO trotz andauernder Webungsbemü hungen aber zunehmend an Bedeutung verloren hat und die Mit gliederzahlen zurückgegangen sind, hat der Verfassungsschutzbe richt Bayern 2009 die Mitgliederzahlen für Deutschland auf etwa 5.000 und für Bayern auf etwa 1.700 Personen nach unten korri giert, wobei die Tendenz fallend ist. 7. Ist Scientology eine Religion? Hubbard nannte seine Lehre und Technik zur Manipulation menschlichen Verhaltens selbst eine Ingenieur-Wissenschaft. Zur Dianetik heißt es: „Dianetics is a science; as such, it has no opinion about religion, for sciences are based on natural laws, not opinions.“ (Dianetik ist eine Wissenschaft; sie enthält daher keine Meinung über Religion, denn Wissenschaften basieren auf Naturgesetzen und nicht auf Meinungen.) THE DIANETIC AUDITOR’S BULLETIN, Volume 1, No. 4, Oktober 1950, Official Publication of The Hubbard Dianetic Research Foundation, Inc., Elizabeth, New Jersey Nach ihren Grundlagen(werken) sah sich die SO ursprünglich nicht als Religionsgemeinschaft. Die 1952 gegründete Hubbard Asso- ciation of Scientologists International (HASI) hatte noch nicht den Anspruch erhoben, eine Kirche zu sein. Nachdem Hubbard jedoch wirtschaftliche und steuerliche Vorteile erkannt hatte, betrieb er
Das System Scientology | Fragen und Antworten 13 ab 1954 die Umwandlung seiner Organisation in eine „Kirche“. Seitdem tritt die SO der Öffentlichkeit gegenüber als „Kirche“ und „Religionsgemeinschaft“ auf und nennt ihre Trainer, die Auditoren, „Geistliche“. Ein hochrangiger SOAussteiger aus den USA berichtete, dass er in den 1970er Jahren in San Francisco die Aufgabe hatte, bei den dortigen SOEinrichtungen zur Täuschung der Öffentlichkeit eine pseudoreligiöse Fassade zu organisieren. Dazu gehörten beispiels weise das Tragen von Kragen wie bei katholischen Priestern oder der Bau einer Kapelle. Auch die Wahl der religiösen Bezeichnung Church of Scientology habe bezweckt, die staatlichen Behörden zu täuschen. Diese Angaben werden durch Äußerungen der SO bestätigt: „Der einzige Grund, aus dem es Orgs gibt, ist die Aufgabe, MATERIALIEN UND DIENSTLEISTUNGEN AN DIE ÖFFENTLICHKEIT ZU VERKAUFEN UND ZU LIEFERN UND LEUTE AUS DER ÖFFENTLICHKEIT HEREINZUHOLEN; AN DIE MAN VERKAUFEN UND LIEFERN KANN. DIE ZIELSETZUNG SIND TOTAL BEFREITE KUNDEN! … Es war offensichtlich unmöglich, dass ein einziges Wesen 2,5 Milliarden Menschen individuell ausbilden und auditie- ren würde. Die Zeit allein hätte dies verhindert.“ HCO-Policybrief vom 31.01.1983, korrigiert und wieder herausgegeben am 06.02.1983, um einen Tippfehler zu korrigieren, Hubbard-Kommunikationsbüro, Saint Hill Manor, East Grinstead, Sussex In Deutschland sind religiöse Bezeichnungen wie „Kirche“ und „Geistliche“ rechtlich nicht geschützt. Mit Ausnahme der Zuer kennung des Status einer „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ gibt es auch kein Anerkennungsverfahren, in dem der Status als Religionsgemeinschaft förmlich zuerkannt wird. Deshalb kann sich zunächst jede Gruppe – unabhängig von ihrer tatsächlichen Zielsetzung – Religionsgemeinschaft nennen. Eine andere Frage ist es aber, ob sich eine Organisation auch auf das Grundrecht der Religionsfreiheit nach Artikel 4 und 140 des Grundgesetzes berufen kann. Die Bundesregierung und die Bayerische Staats regierung sprechen dies der SO ab. Nach deutschem Religions verfassungsrecht muss sich eine Organisation, um sich auf Arti kel 4 und 140 des Grundgesetzes berufen zu können, im Schwer punkt mit religiösen oder weltanschaulichen Fragen befassen. Überwiegen dagegen wirtschaftliche Interessen oder wendet eine
14 Das System Scientology | Fragen und Antworten rganisation bloße geistige oder psychologische Techniken an, O kann sich die Organisation nicht auf das Grundrecht der Religions freiheit berufen. Dabei ist, wie das Bundesverfassungsgericht fest gestellt hat (Beschluss vom 5. Februar 1991, Az. 2 BvR 263/86), nicht die Selbsteinschätzung der Organisation entscheidend. Viel mehr muss es sich auch tatsächlich, nach geistigem Gehalt und äußerem Erscheinungsbild, um eine Religion und Religionsge meinschaft handeln. Deutsche Gerichte haben die Frage, ob sich die SO auf das Grund recht der Religionsfreiheit nach Artikel 4 und 140 des Grundge setzes berufen kann, bisher regelmäßig offen gelassen, weil es für ihre Entscheidungen schlicht nicht darauf ankam. Anders aller SO-Kirche in Los Angeles/USA
Das System Scientology | Fragen und Antworten 15 dings das Bundesarbeitsgericht: Es stellte mit Beschluss vom 22. März 1995 (Az. 5 AZB 21/94) fest, dass die Selbsteinschät zung der SO und ihr Auftreten als „Kirche“ lediglich als Vorwand zur Verfolgung ihrer wirtschaftlichen Interessen dient und dass sich die SO nicht auf die Religionsfreiheit nach Artikel 4 und 140 des Grundgesetzes berufen kann. Das Bundesverwaltungsge richt entschied zwar in einem Einzelfall, dass sich ein einzelner Scientologe unter Umständen auf die individuelle Religions- oder Weltanschauungsfreiheit berufen kann, falls die SO-Lehren für ihn die Bedeutung einer Religion oder Weltanschauung erreichen (Urteil vom 15. Dezember 2005, Az. 7 C 20.04); wie die Organisa tion als Ganzes zu bewerten sei, ließ das Bundesverwaltungs gericht aber ausdrücklich offen. Die von SO hochstilisierte Frage der Religionseigenschaft ist letztlich für die Auseinandersetzung mit ihr nicht entschei dend. Denn auch Religionsgemeinschaften haben sich im freien demokratischen Staat an Recht und Gesetz zu halten und die demokratische Ordnung zu respektieren. 8. Welches Menschenbild hat die SO? Nach Hubbard bestehe der Mensch aus Körper, Verstand und einem Geistwesen. Das Geistwesen, das „Selbst“ bzw. das unsterbliche Wesen des Menschen, nannte er nach dem griechischen Buchstaben Theta Thetan. Der Verstand, der nach scientologischer Lehre zwischen Thetan und sterblichem Körper vermittle, sei in einen reaktiven und einen analytischen Teil aufgespalten. Im reaktiven Teil seien alle negativen schmerzhaften Erfahrungen als Engramme in Form von elektrischen Ladungen gespeichert. Der somit negative reak Theta tive Verstand halte den analytischen Verstand, der für Problem lösungen zuständig sei, davon ab, positiv zu handeln. So werde aberriertes Verhalten erzeugt, das Hubbard als unver nünftiges Handeln definierte. Da alle Menschen einen reaktiven
16 Das System Scientology | Fragen und Antworten Verstand besäßen, solange sie nicht durch scientologische Ver fahren von ihm befreit, d.h. clear (geklärt) seien, sind alle Nicht- Scientologen nach Hubbards Theorie Aberrierte. Diese seien eine potenzielle Gefahr für die Gesellschaft, weil sie nicht zurechnungs fähig seien. „Wir können also aufgrund echter Beweise schließen, dass die erste wahre Demokratie auftreten wird, wenn wir jedes Individuum von seinen bös artigen reaktiven Impulsen befreit haben.“ HCO Policy Letter vom 13.02.1965, korrigiert und wieder herausgegeben am 07.10.1985, Hubbard Communications Office, Saint Hill Manor, East Grinstead, Sussex; aus dem Englischen übersetzt „Der einzelne Mensch läßt sich in drei Teile unterteilen. Der erste Teil ist das geistige Wesen, das in Scientology ein Thetan genannt wird. Der zweite Teil ist der Verstand. Der dritte Teil ist der Körper.“ L. Ron Hubbard, Die Wiederentdeckung der menschlichen Seele, S. 45, Die Ron- Serie, hrsgg. von L. Ron Hubbard Personal Public Relations Office International, Los Angeles/USA
Das System Scientology | Fragen und Antworten 17 9. Was ist das Ziel der SO? Ziel der SO ist der durch dianetische und scientologische Prozesse und Trainings erzeugte, entsprechend den scientologischen Inter essen perfekt funktionierende Mensch, der Clear. Dem Thetan soll wieder die volle Handlungsfähigkeit zurückge geben werden. In einem ersten Schritt gilt es, den reaktiven Ver- stand zu löschen. Ist dies geschehen, ist der Mensch clear, also von „negativen Blockaden“ geklärt bzw. befreit. Danach folgen in weiteren Schritten die OT-Stufen (OT steht für Operierender The- tan). Hier soll das Geistwesen seine unbegrenzten Fähigkeiten zurückerhalten, auch die Fähigkeit, sich in Raum und Zeit frei zu bewegen. Den Weg dorthin bezeichnete Hubbard als die Brücke zur völligen Freiheit. „Eine Zivilisation ohne Geisteskrankheit, ohne Verbrecher und ohne Krieg, in der fähige Wesen erfolgreich sein und ehrliche Leute Rechte haben können, und in der der Mensch die Freiheit hat, zu größeren Höhen auf zusteigen – das sind die Ziele der Scientology.“ Was ist Scientology?, S. XIII, Church of Scientology International, hrsgg. von NEW ERA Publications International ApS, Kopenhagen, Dänemark, 1993, ISBN 8773369691 „Geisteskrank“ sind dabei laut Hubbard alle, die sich nicht den scientologischen Verfahren unterzogen haben. „Verbrecher“ sind für die SO alle, die sich gegen die SO stellen. „Eine ideale Gesellschaft wäre eine Gesellschaft nichtaberrierter Menschen, Clears, die ihr Leben in einer nichtaberrierten Kultur führen. … Es genügt nicht, als Einzelner nicht aberriert zu sein, wenn man sich innerhalb der Schranken einer Gesellschaft wiederfindet, die ihre Kultur mit vielen unver- nünftigen Vorurteilen und Angewohnheiten vermischt hat.“ L. Ron Hubbard, Dianetik, Der Leitfaden für den menschlichen Verstand, Buch Drei, Kapitel Zehn, S. 482; 1974, 1999, 2007, ISBN 978-87-7687-131-4 Diese Planung Hubbards lässt den Schluss zu, dass die ange strebte scientologische Gesellschaft (Scientocracy) keine freie Gesellschaft wäre, sondern eine Diktatur. Hinter dem angeblichen
18 Das System Scientology | Fragen und Antworten Reformprogramm, die Welt zu „klären“ (Clear Planet), steht daher als Endziel die Machtergreifung über die Welt. Ziel der SO ist eine ausschließlich nach scientologischen Richt linien funktionierende Welt. Eine neue „wahre Demokratie“ soll an die Stelle der bisherigen Demokratien treten, die Scientologen als Produkt einer aberrierten Gesellschaft ansehen. Dabei sollen zunächst 10 % bis 15 % der politischen Meinungsführer, dann 80 % bis 98 % der Bevölkerung geklärt werden und die Gesell schaft schließlich nur noch aus den Nichtaberrierten, den Clears, bestehen. Damit erhebt die SO den für totalitäre Organisationen typischen Absolutheitsanspruch. Die SO verknüpft politische und wirtschaftliche Ziele. Durch die Vermarktung von Kursen und Publikationen sowie mit den Gewin nen aus Unternehmen, die nach den Vorgaben Hubbards geführt werden, schafft sich die SO die wirtschaftliche Grundlage für ihre weltweite organisatorische Expansion sowie für die Verbreitung ihrer totalitären Ideologie und Praxis. Der ideologische Überbau der SO beruht auf drei Säulen: Dianetik Lehre Scientology Scientologische Ethik SO-Methodik zur Sie richtet sich zusätzlich Disziplinierungs- Auffindung und an einen Thetan, technologie für Beseitigung angeblicher ein angenommenes Mitglieder, Mitarbeiter traumatischer Erlebnisse Geistwesen des und die gesamte Menschen Gesellschaft Die Ideologie der SO stützt sich ausschließlich auf die Schriften von Hubbard, die unveränderte Gültigkeit besitzen. Vor allem sei- ne programmatischen Äußerungen werden in Richtlinienbriefen (policy letters; Hubbard Communication Office Policy Letter = HCO PL) den �������������������������������������������������������� Mitgliedern und Mitarbeitern als verbindliche Orien tierung vorgegeben. „Das gesamte Wissen, das Scientology ausmacht, ist auf Hunderttausenden von Seiten und in Millionen von gesprochenen Worten festgehalten – alle von L. Ron Hubbard, dem Urheber und Gründer der Scientology.“ Was ist Scientology?, Einleitung, Church of Scientology International, hrsgg. von NEW ERA Publications International ApS, Kopenhagen, Dänemark, 1993, ISBN 87-7336-969-1
Das System Scientology | Fragen und Antworten 19 10. Was ist die SO-Technologie? Die SO-Lehre der Technologie ergänzt die Thetan-Lehre. Demnach ist Scientology eine technische Ideologie zur Herrschaft über den einzelnen Menschen und die ganze Gesellschaft. Seine Lehre und Technik zur Manipulation menschlichen Verhaltens nannte Hub bard selbst eine Ingenieur-Wissenschaft. Sie geht davon aus, dass der Mensch wie eine Maschine zu bedie nen ist (Mensch-Maschine-Modell). Der durch die scientologi schen Verfahren zu erzeugende neue Mensch, der Scientologe, ist nach Hubbard ein Produkt, das durch die Trainings vom noch unvollkommenen bis zum perfekten Produkt gebracht werden muss. In seinen Schriften betont Hubbard zwar seine Nähe zu Sigmund Freud; Ausgangspunkt für seine Dianetik ist aber vielmehr eine amerikanische Verhaltens- und Lerntheorie (Behaviorismus) sowie eine Lehre über gleiche Steuerungs- und Kommunikationsabläufe in Lebewesen und Maschinen (Kybernetik). Hubbard überträgt das maschinentechnische Modell der Kontrolle, der Kommunika tion und des Lernens aus der kybernetischen Lehre auf den Men schen. Demzufolge behandelt er den Menschen wie einen fehler haft programmierten Computer, der erst neu programmiert wer den müsse. Die Trainings der SO zur Persönlichkeitsentwicklung erinnern da her häufig an maschinelle Prozeduren, wie sie bei der Programmie rung eines Roboters durchgeführt werden. Die endlosen Wieder holungen bestimmter Übungen haben Ähnlichkeit mit einer Dres sur. Die „Befehlsgeber“ steuern die „Befehlsempfänger“ dabei wie Marionetten. Zwischenmenschliche Beziehungen werden wie technische Abläufe behandelt. Um den Kunden zur Mensch-Maschine umzuformen wird ihm eine natürliche Grundlage für humanes Handeln, das Mitleid, aberzo gen. Nach Hubbard mindert Mitleid das „Überlebenspotenzial“.
20 Das System Scientology | Fragen und Antworten „Auditor und PC [= Preclear, d.h. der zu Klärende] gehen herum, der Audi- tor hat, wenn nötig, körperlichen Kontakt mit dem PC. Der Auditor auditiert die folgenden Anweisungen: 1. DU SCHAUST AUF DIESE WAND. DANKE. 2. DU GEHST HINÜBER ZU DIESER WAND. DANKE. 3. DU BERÜHRST DIESE WAND. DANKE. 4. DREH DICH UM. DANKE. …“ HCOB 14.11.87 III, CCH 2 (Ton 40 8-C.) Die Auditoren „löschen“ zum besseren „Funktionieren“ der „Mensch-Maschine“ ohne Rücksicht auf Intimsphäre, Selbstbe stimmung und Würde der Person im scientologischen Technik labor durch ihre Verhöre dessen Engramme, d.h. dessen fehler hafte Daten, und machen so den „Mensch-Computer“ clear. Den Clear verglich Hubbard mit einer perfekt funktionierenden Maschine, die sich selbst warten könne. Die Organisations- und Erziehungstechnologie der SO missachtet somit die Würde und Selbstbestimmung des Menschen. Perso nen, die sich dem aussetzen, merken am Anfang ihres Trainings davon in der Regel nichts. Sie werden mit angelernter Freundlich keit behandelt und meist schmerzlos in die Erziehungsmaschine Scientology eingeschleust. In den scientologischen Lernlabors werden sie dann nach Hubbards Technologie einer Umformung unterworfen. Mittels Erziehungsdrill werden sie zu blindem Gehor sam gegenüber dem System erzogen. Ihnen wird auch anerzogen, Systemabweichler, Gegner und Kritiker, zu handhaben, d.h. sie mit rücksichtslosen Methoden gefügig zu machen. Die Technologie dient der SO zur Gehirnwäsche. 11. Was ist die Brücke zur völligen Freiheit? Wer sich der SO anschließt, muss einen genau vorgezeichneten Trainingsweg mit dianetischen und scientologischen Übungen beschreiten, um das Endziel Operierender Thetan (OT) der höchs ten Stufe zu erreichen. Er beginnt in aller Regel mit einem Kommu
Das System Scientology | Fragen und Antworten 21 nikationskurs, in dem bestimmte Fähigkeiten trainiert werden, die für den weiteren scientologischen Trainingsweg notwendig sind. Begleitet wird dieser von einem Reinigungsrundown, der den Kör per von allen Umwelteinflüssen und Drogen (auch „Atomstrah lung“) befreien soll. Dieser Reinigungsrundown besteht aus stra paziösen stundenlangen Saunagängen und aus der Einnahme von extrem hohen Vitamindosen. Es folgen lange AuditingSitzungen; Auditing ist eine Psychotechnik, mit der der Zustand clear erreicht werden soll. Hieran schließen sich die Kurse für die OT-Stufen von OT I bis zur höchsten derzeit angebotenen Stufe OT VIII an. Die Stufe OT VIII ist jedoch nicht die Endstufe, die dem Thetan die ihm zugesprochenen Fähigkeiten zurückgeben soll; oberhalb von OT VIII sind auf dem Trainingsplan Die Brücke zur völligen Freiheit (Scientology-Klassifizierungs-, Gradierungs- und Bewusstseinskarte der Stufen und Zertifikate) noch weitere Stufen konzipiert. Nach der SOKarte „Die Brücke zur völligen Freiheit“ ist der Ope rierende Thetan „Ein Seinszustand oberhalb von Clear, in dem sich der Clear mit seinen ursprünglichen Fähigkeiten erneut vertraut gemacht hat. Ein Operierender Thetan ist wissentlich und willentlich Ursache über Leben, Denken, Materie, Energie, Raum und Zeit.“ Was ist Scientology?, beiliegende Karte, Church of Scientology International, hrsgg. von NEW ERA Publications International ApS, Kopenhagen, Dänemark, 1993, ISBN 87-7336-969-1 Wesentliches Ziel beim OT-Training ist es, in verändertem Wach bewusstseinszustand außergewöhnliche Erfahrungen beim Pro banden zu erzeugen, wie etwa das Erleben der „Außerkörper lichkeit“. Entsprechende Erfahrungen sind allerdings bei vielen Menschen ohne weiteres mit bestimmten Psychotechniken wie Hypnose und Meditation, aber auch durch Drogen auslösbar; dazu bedarf es keiner SO-Techniken. Bei unsachgemäßem Umgang kann es allerdings zu ernsthaften Gesundheitsschäden kommen, insbesondere wenn diese Methoden exzessiv oder zur Bestrafung eingesetzt werden (Black Dianetics). Wer vom ersten bis zum letzten Kurs alle Dienstleistungen in Anspruch nimmt, muss unter Umständen Beträge von mehre ren hunderttausend Euro entrichten, auch wenn Preisnachlässe
22 Das System Scientology | Fragen und Antworten aufgrund einer Mitgliedschaft in der Internationalen Vereinigung der Scientologen (IAS) oder einer Mitarbeit in der Organisation in Anspruch genommen werden. Bei manchen Kunden kann sich aufgrund des Trainings ein sucht ähnliches Verlangen nach weiteren Kursen entwickeln. Man wird durch den raffinierten Einsatz von Psycho und Sozialtechnolo gie in der Regel zum Weitermachen verführt, d.h. vom Werber durch unseriöse Verkaufstechniken zum Kauf weiterer Trainings gedrängt. Die höchsten Trainingsstufen werden in Advanced Organizations, u.a. in Los Angeles/USA und in Kopenhagen/Dänemark, angebo ten. Kurse für höhere Stufen werden auch in Clearwater in Flo rida, die höchsten auf einem SOeigenen Schiff, der Freewinds, abgehalten.
Das System Scientology | Fragen und Antworten 23 12. Was ist Auditing? Auditing (abgeleitet vom lateinischen „audire“ = hören) ist die maßgebliche Psychotechnik, die von der SO zur Veränderung des Menschen eingesetzt wird. Das Auditing dient dazu, eine Person in das System hineinzuziehen und für das System zum „Funktio nieren“ zu bringen. Laut SO sind schmerzhafte Erfahrungen – von Hubbard Engramme genannt – die Hauptursache für psycho somatische Leiden. Aber auch „unmoralisches“ Verhalten, sexu elle Perversionen oder soziales Fehlverhalten gegenüber Mitmen schen haben nach Hubbard ihren Grund in derartigen Engrammen. Durch das Auditing – auch dianetisches Processing genannt – sol len alle Engramme – wie die Falschprogrammierung eines Compu ters – beseitigt werden können. Beim Auditing-Verfahren sitzen sich der „zu Klärende“ (Preclear) und der Auditor, der scientologische Psycho-Technologe, in der Regel gegenüber. Der Preclear muss dem Auditor in einer verhör ähnlichen Prozedur alle negativen Erlebnisse, die sich im Verlauf seines Lebens auf der so genannten Zeitspur aufgezeichnet haben, alle Probleme, aber vor allem auch seine eigenen Verfehlungen und Vorlieben bis hin zu intimsten Details mitteilen. Der Preclear muss sich der Befehls- und Kontrollgewalt des Auditoren bedin gungslos unterwerfen. Als Kontrollinstrument dient das E-Meter, das aber nur den elek trischen Widerstand der menschlichen Haut misst, was zwar objektiv keinerlei belastbare Aussagekraft hat, von der SO aber nichtsdestotrotz eingesetzt wird. Der Proband nimmt hierzu zwei Dosen aus Metall in die Hände, über die ein schwacher elektri scher Strom durch den Körper geschickt wird. An einem Messge rät kann der Hautwiderstand an einer Skala abgelesen werden. Die Haut ändert ihren elektrischen Widerstand ständig, was neben vie len anderen Ursachen u.a. auch durch die gedankliche Vorstellung E-Meter eines erschreckenden oder freudigen Ereignisses bewirkt werden kann. Durch die E-Meter-Messung könne dagegen laut SO entlang der Zeitspur jedes erdenkliche Engramm aufgefunden, gelöscht und der Preclear hierdurch von seiner Aberration geheilt werden.
24 Das System Scientology | Fragen und Antworten Dementsprechend verbessere sich die „Tonhöhe“, d.h. die Stärke der Spannkraft auf der Tonskala, der Emotionsskala; psychosoma tische Beschwerden würden gelindert. Trotz des laienhaften Ein satz eines von vorne herein untauglichen Messverfahrens gelingt es dem Auditor durch ständiges Insistieren und Nachbohren regel mäßig, dem Preclear Persönliches zu entlocken, was dann wiede rum Ansatz für weitere ausforschende Fragen ist. Der Preclear wird vom Auditor zu Beginn der Sitzung in einen Zustand gebracht, der ihm das „Beichten“ von Geheimnissen, auch intimster Geschehnisse und schwerer Verfehlungen, erleich tern soll. Hubbard äußerte in einem Vortrag im Jahr 1961, Geheim nisse seien die Ursache aller Aberrationen und der Gegner von Kommunikation. Der große aberrierende Faktor der Gegenwart sei die Notwendigkeit, Geheimnisse zu haben. Solange der Preclear Geheimnisse habe, die er nicht mitteilen wolle, werde er sich nicht verbessern. Auditing-Sitzung
Das System Scientology | Fragen und Antworten 25 Alle „Geständnisse“ des Preclear während des Auditings wer den in einem Sitzungsprotokoll festgehalten und die Details akri bisch aufgeschrieben. Anschließend werden die Daten an einen Fallüberwacher zur Begutachtung weitergeleitet. Dadurch wird der Preclear für die SO zu einem „gläsernen“ Menschen. Die SO behauptet zwar gegenüber der Öffentlichkeit, die Auditingproto kolle vertraulich zu behandeln. Gegenteiliges ergibt sich jedoch aus internen Anweisungen der SO und aus Aussagen von Aus steigern. Da die SO eine Sammlung von im Auditing gewonne nen Intimdaten ihrer Mitglieder besitzt, müssen diese befürchten, von der Organisation erpresst zu werden, wenn sie gegen diese vorgehen. Die beim Auditing gefundenen Schwachpunkte dienen dazu, die Person zum Kauf eines weiteren Kurses zur angeblichen Lösung des vermeintlich aufgefundenen Problems zu drängen. 13. Beruht Scientology auf einer Science-Fiction-Geschichte? Für die Stufe OT III hat Hubbard – als Science-Fiction-Autor – die Geschichte des bösen Herrschers Xenu erfunden, der vor 75 Milli onen Jahren eine galaktische Konföderation aus 21 Sonnen und 76 Planeten regiert habe. Er habe laut Hubbard das Problem der Über bevölkerung dadurch gelöst, dass er Milliarden von Menschen mit Drogen behandelt, getötet und anschließend als T hetane auf die Erde gebracht habe. Hier hätten sie dann durch die Entwicklung der modernen technischen Zivilisation und durch den Einsatz von Atombomben planetarischen Selbstmord begehen sollen. Die SO wolle dieses Weltuntergangsszenario im intergalaktischen Krieg, der jetzt noch andauere, verhindern.
26 Das System Scientology | Fragen und Antworten 14. Warum haben Scientologen eine eigene Sprache? Die SO verwendet – je nach Zielgruppe – zwei verschiedene Spra chen: eine um Allgemeinverständlichkeit bemühte pseudoreligiöse in der für die Öffentlichkeit bestimmten Propaganda und eine orga nisationsinterne technische Sondersprache. Die organisations interne Sprache trägt zur Abschottung gegenüber der Außenwelt und zur engeren Bindung der Anhänger an die Organisation bei. Hubbard „redefinierte“ Wörter und gab ihnen damit einen neuen Inhalt. Begriffe aus der Alltagswelt können somit bei der SO einen ganz anderen Sinn haben, wie z.B. der Begriff „Ethik“. Scientolo gen besitzen deshalb eigene Wörterbücher, die in ingenieurtech nischer Art „redefinierte“ oder neugeschaffene Wörter und deren Definition enthalten. Mit der Bezeichnung downstat wird beispiels weise der Zustand eines Scientologen definiert, der krank oder verwirrt ist. Ausgangspunkt für diese Definition ist die niedrige Produktions-Statistik eines Mitarbeiters, der in seiner Kraft, für die SO tätig zu sein, eingeschränkt ist. Die neue Sprache wird in Kursen nachdrücklich unterrichtet. Diese Praxis der sprachlichen Umerziehung ist ein Mittel totalitärer Systeme, das Denken und Handeln der Systemangehörigen zu steuern und zu kontrollieren. „Es gibt viele Beispiele dafür. Es sind keine ‚natürlichen’ Veränderungen der Sprache. Sie sind Veränderungen von Propaganda, sorgfältig geplant und durchgeführt, um einen Vorteil in der öffentlichen Meinung für die Grup- pe zu erhalten, die die Propaganda betreibt. Wenn man die neue Definiti- on oft genug wiederholt, kann man die öffentliche Meinung durch Verän- derung einer Wortbedeutung ändern. ... ‚Psychiatrie’ und ‚Psychiater’ sind leicht umdefiniert, um ‚ein antisozialer Feind der Menschen’ zu bedeuten. ... Das ist ein positiver Gebrauch der Technik, da der Psychiater in einem Jahr- hundert für alle Zeiten den Rekord an Unmenschlichkeit unter der Mensch- heit aufgestellt hat. ... Der Weg, ein Wort umzudefinieren, besteht darin, die neue Definition so oft wie nur möglich wiederholen zu lassen. Deshalb ist es notwendig, Medizin, Psychiatrie und Psychologie ‚nach unten’ umzudefinie- ren und Dianetik und Scientology ‚nach oben’ zu definieren.“ HCO-Policybrief vom 05.10.1971, PR-Serie Nr. 12 „Propaganda durch Umdefinierung von Wörtern“
Das System Scientology | Fragen und Antworten 27 15. Wie zieht die SO Menschen in ihr System? Die Anwerbung für SO funktioniert ähnlich wie eine Reuse, eine Falle zum Fischfang: Man gerät in das System, bewegt sich vor wärts und glaubt sich dabei frei – möchte man allerdings umkeh ren, ist der Rückzug versperrt. Gewöhnlich ergibt sich ein erster Kontakt mit der SO – durch die Zusendung von Werbematerial, – durch Ansprechen bei Informationsständen in Fußgängerzonen, – durch Veranstaltungen in Fußgängerzonen, – durch Angebote auf dem Nachhilfemarkt, – und durch Ansprechen auf der Straße mit dem Angebot, einen „Persönlichkeitstest“ zu machen. Die SO bedient sich auch Neben- bzw. Tarnorganisationen, die auf den ersten Blick keinen Zusammenhang mit der SO erkennen lassen, um Botschaften zu unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Themen zu transportieren. Bei der Kontaktanbah nung versucht die SO, sich dabei als humanitäre und sozial verant wortliche Organisation darzustellen. Mit ihrem 200 Fragen umfassenden „Persönlichkeitstest“ (Oxford Capacity Analysis – OCA) sucht die SO nach subjektiv empfun denen Schwachstellen bei ihren potenziellen Kunden: Hemmung, vor Publikum zu sprechen, Unzufriedenheit mit dem beruflichen Weiterkommen oder der Wunsch, seine Fähigkeiten zu erweitern und zu verbessern. Die SO bietet neuen Interessenten scheinbar ein individuell abgestimmtes Lebenshilfeangebot; dazu gehören Dianetik- und Scientology-Einführungsdienste wie – grundlegende Bücher und Heimkurse – Filme für die Öffentlichkeit – aufgezeichnete Vorträge von L. Ron Hubbard für die Öffentlichkeit – Kurse zur Verbesserung des Lebens – Hubbard-Dianetik-Seminar – Erfolg durch Kommunikation – Einführendes Scientology-Auditing.
28 Das System Scientology | Fragen und Antworten In diesen Kursen wird man nach und nach in das scientologische Denkgebäude und ihre Techniken eingeführt. Dabei nutzen die Sci entologen die Grundbedürfnisse des Menschen nach Zuwendung, Kontakten, Angstfreiheit, Sicherheit, Erklärungsmustern und Erfolg. Die SO erweckt in der Einstiegsphase den Eindruck, kompetente Hilfe durch ein schlüssig wirkendes Konzept anbieten zu können, das die Beseitigung aller subjektiv als störend, unangenehm oder unerträglich wahrgenommenen Gefühle wie Ängste, Unsicherhei ten, schwach entwickeltes Selbstwertgefühl und daraus resultie render Verhaltensweisen in Beruf, Partnerschaft oder Freundeskreis verspricht. Der neue Kunde glaubt, bei Selbsterfahrungsübungen und Rollenspielen „Herr des Geschehens“ zu sein. Er wird jedoch schnell – ohne es zu merken – zum Spielball des Systems. Im Rahmen des Reinigungsrundowns werden strapaziöse Sauna besuche zur „Entgiftung“ des Körpers durchgeführt. Ausstei ger haben berichtet, dass die überlangen Saunabesuche auf sie euphorisierend gewirkt haben. In das System Scientology können aber auch Arbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber gezogen werden. Oft geschieht dies über „Fort bildungskurse“, in denen die Arbeitnehmer in die scientologische Technik eingeführt werden, teils ohne dass dies zu erkennen ist. Folgende Anhaltspunkte können dafür sprechen, dass ein Betrieb nach scientologischen Managementgrundsätzen geführt wird: – zum Teil die Menschenwürde verletzende Kontrolltechniken, – unmenschlicher Leistungsdruck, – Führung von Ethik-Akten neben normalen Personalakten, – Verpflichtung der Mitarbeiter, über Kollegen Wissensberichte an die Firmenspitze zu schreiben, die geeignet sind, die Kolle gen bloßzustellen oder zu denunzieren. Wachsamkeit ist auch beim Abschluss von Verträgen geboten, die Dienstleistungen der Personalentwicklung, der Betriebsorganisa tion und der betrieblichen Kommunikation (Errichtung von Kom munikationsnetzen, Erstellung von Software usw.) betreffen. Denn dadurch haben scientologische Firmen die Möglichkeit, Einfluss auf das auftraggebende Unternehmen und dessen Mitarbeiter zu nehmen.
Das System Scientology | Fragen und Antworten 29 Die International Association of Scientologists (IAS) sieht ihre Hauptaufgabe darin, mit Hilfe von Mitgliedsbeiträgen und -spen den die Aktivitäten einzelner SO-Einheiten zu finanzieren. Ihre Schwerpunkte sind daher die Öffentlichkeitsarbeit und die damit verbundene Anwerbung neuer Mitglieder. Die IAS unterstützt u.a. die Kampagne Sag NEIN zu Drogen – sag JA zum Leben, die mit Informationsangeboten und Flugblättern regelmäßig aktiv ist. Über das gesellschaftlich grundsätzlich akzeptierte Anliegen sol len verbrämt neue Mitglieder gewonnen werden. Im Rahmen von ABLE betreibt die SO in Deutschland als Stiftung Der Weg zum Glücklichsein (The Way to Happiness) immer wie der aktiv Öffentlichkeitsarbeit. Beispielsweise werden gleichna mige Broschüren vom Stammsitz in Kalifornien aus an Behörden, Unternehmen und Banken wie auch an Bürgermeister und andere Mandatsträger versandt. Die Titelseite der Broschüre erscheint mit den persönlichen Daten des Adressaten, so dass der Eindruck ent steht, der Adressat selbst würde hinter der Aktion stehen. Der SO-Verlag New Era Publications International, Kopenhagen/ Dänemark, schickt regelmäßig Werbebroschüren und DVDs wie „Eine Einführung in die Scientology“ an Bibliotheken und an Schu len. Es wird angeboten, kostenlos weitere Publikationen über die SO erhalten zu können, wenn ein Fragebogen ausgefüllt zurückge sandt wird. Das Werbematerial wurde auch schon an Politiker und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes verschickt, zum Teil auch an deren Privatadresse.
30 Das System Scientology | Fragen und Antworten 16. Wie beeinflusst die SO Kinder und Jugendliche? SO-Einrichtungen sind im Bereich der Betreuung und Förderung von Kindern und Jugendlichen tätig, sie sind aber oft schwer zu erkennen. Der Organisation geht es hier nicht nur darum, Kin der und Jugendliche möglichst früh zu beeinflussen, etwa indem Bücher wie die Lernfibel Kinder in scientologische Denkweisen ein führen; sie sieht hier auch die Möglichkeit, einen scheinbar unver fänglichen Kontakt zu den Eltern anzubahnen und ihre Produkte gewinnbringend zu vermarkten. Die Organisationseinheit Applied Scholastics schafft dazu Einrichtungen, um Kinder und Jugendliche in jeder Lebensphase indoktrinieren zu können, von Kindertages stätten bis zum Nachhilfemarkt. „Es können nicht mehr nur unsere Lernzentren sein, unsere Schulen. Die Studiertechnologie muss überall sein. … So schaffen wir die Mittel, um die Tech in jeder Schule einzuführen und das Problem auf globaler Ebene zu lösen.“ Impact, Das Magazin der International Association of Scientologists, Ausgabe 106, Feier zum 19. Jahrestag der IAS In Supermärkten oder Fußgängerzonen werden oft Handzettel ver teilt. Von Scientologen geführte Nachhilfeeinrichtungen führen mit unter neutrale Namen wie Lernstudio, Lerncenter oder Tutoring. In der Regel kommen Kinder und Jugendliche über ihre Eltern, die selbst Scientologen sind, zur SO. Für diese unterhält die SO im Aus land auch eigene Schulen, z.B. in Großbritannien und Dänemark. Kinder werden in der Ideologie der SO als Erwachsene in kleinen Körpern angesehen: „Ein Kind ist ein Mann oder eine Frau, der oder die noch nicht zur vollen Größe herangewachsen ist. Jedes Gesetz, das für das Verhalten von Männern und Frauen gilt, gilt auch für Kinder.“ Kinder-Dianetik – Dianetik-Prozessing für Kinder, S. 2, hrsgg. von New Era Publications ApS, Kopenhagen, 1951, 1983, ISBN 87-7336-242-5
Das System Scientology | Fragen und Antworten 31 Die SO überfordert Kinder und Jugendliche und verlangt ihnen ein nicht kindgerechtes Verhalten ab. Die scientologischen Verfahren gefährden das Kindeswohl erheblich. Neben dem „Bildungsbereich“ wirbt die SO außerdem mit Kam pagnen wie Jugend für Menschenrechte (Youth for Human Rights) um junge Anhänger. Sie organisiert vorgeblich zum Thema Men schenrechte Veranstaltungen speziell für Jugendliche und verbrei tet über DVDs und das Internet Videobeiträge. Diese können auf Jugendliche durchaus ansprechend wirken, zumal ein Bezug zur SO nicht unmittelbar deutlich wird. 17. Wie verkauft sich die SO? Ob man ein guter oder schlechter Scientologe ist, ergibt sich aus dem mittels Statistik gemessenen Ergebnis aus Bücher- und Trai ningsverkauf (Produktion). Es wird daher rücksichtslos geworben und verkauft. Die SO-Funktionäre werden von der SO mit Zucker brot (finanzielle Belohnung) und Peitsche (Ethik-Maßnahmen) dazu gezwungen, zu produzieren. Mitglieder und Kunden müs sen daher damit rechnen, mit unseriösen Methoden dazu veran lasst zu werden, Dienstleistungen und Artikel zu kaufen. Der Weg auf der Brücke beruht somit kaum auf freier Entscheidung. Man wird durch den raffinierten Einsatz von Psycho- und Sozialtech nologien in der Regel zum Weitermachen verführt, d.h. vom Wer ber durch unseriöse Verkaufstechniken zum Kauf weiterer Trai nings gedrängt. Die SO bezeichnet ihre Verkaufsmethoden auch als Hard-Sell: „Hard-Sell bedeutet, darauf zu bestehen, dass die Leute kaufen. Es bedeu- tet, ein Interesse an der Person zu haben und nicht nachsichtig zu sein, wenn es Stopps oder Barrieren gibt, sondern sich genug zu kümmern, um die Person durch die Stopps oder Barrieren durchzubringen, so dass sie die Dienstleistung bekommt, durch die sie rehabilitiert werden wird.“ HCO Policy Letter vom 26.09.1979 Issue III, Marketing Series 12, PR Series 42, Hubbard Communications Office, Saint Hill Manor, East Grinstead, Sussex; aus dem Englischen übersetzt
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