Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh

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Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh
zero waste
 solutions

   Nachhaltigkeitsmagazin
Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh
2

zero waste
solutions
    2 Nachhaltigkeit im Unternehmen

solutions
for mobility
    10 Mobilität nachhaltig gestalten

solutions
for plastic
    14 Weiterentwicklungen im Kunststoffrecycling

solutions in cooperative
partnerships
    22 Neue Partnerschaften und Initiativen

solutions for a
strong company
    28 Mitarbeiter als Kern des Erfolgs
Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh
Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh   1

Liebe Leserinnen und Leser,
Rohstoffe sind die Grundelemente unseres             Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft setzt
Wirtschaftens. Wir nutzen sie jeden Tag und sind     voraus, dass alle Akteure in den Prozess mit
ständig von ihnen umgeben. Genau deshalb             einbezogen werden. Interseroh bringt die Betei-
ist es so wichtig, sie nachhaltig zu nutzen. Welt-   ligten der Kreislaufwirtschaft entlang ganzer
weit ist der schonende Umgang mit unseren            Wertschöpfungsketten zusammen und sorgt
Ressourcen eine zentrale Herausforderung.            dafür, auch in Bildung, Politik, Wirtschaft und
Auch für zukünftige Generationen.                    Gesellschaft Wissenswertes über die Schlie-
                                                     ßung von Kreisläufen zu vermitteln.
Wir bei Interseroh haben uns zum Ziel gesetzt,
den Ressourcenbedarf für Wirtschaft und              Unserem Anspruch, die großen Herausforderun-
Gesellschaft zu sichern. Wir wollen unnötige         gen in den Fokus zu nehmen, sind wir auch im
Verschwendungen vermeiden, indem wir Rohstoffe       Rahmen der Überarbeitung unserer Nachhaltig-
effizient im Kreislauf führen. Nur so kann der       keitsstrategie gefolgt: Die Orientierung an den
Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum          Sustainable Development Goals (SDGs) der
entkoppelt werden – und nur so können wir            Vereinten Nationen ermöglicht es uns, einen
unsere Mission „zero waste solutions“ erreichen.     konkreten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
Dafür entwickeln wir gemeinsam mit unseren           im globalen Kontext zu leisten.
Mitarbeitern innovative und effiziente Lösungen,
erschließen neue Märkte und bauen unsere             Im vorliegenden Magazin zeigen wir Ihnen, wie wir
Geschäftsmodelle weiter aus. Die Digitalisierung     unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten strukturieren,
ist dabei ein wichtiger Treiber, der uns dazu        Lösungsansätze erarbeiten und uns strategisch
verhilft, immer wieder neue Wege einzuschlagen       ausrichten – intern wie extern. Für eine nachhaltige
und uns zukunftsfähig aufzustellen.                  Ressourcennutzung. Für „zero waste solutions“.

                                                     Köln im Juni 2018

                                                     Ihr Management Team

Hans-Stefan Kalinowski            Dr. Timo Langemann            Markus Müller-Drexel
Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh
2   Nachhaltigkeit im Unternehmen

Das Modell der Zukunft:
Kreislaufwirtschaft
„zero waste solutions“ – unsere Mission ist klar: Wir wollen eine
effiziente Kreislaufwirtschaft etablieren, um Ressourcen zu
schonen und Umweltbelastungen zu reduzieren. Dafür stehen wir.
Für eine Welt ohne Verschwendung.

                 Jedes Jahr werden der Erde rund 60 Prozent mehr    Als international tätiger Umweltdienstleister haben
                 Ressourcen entnommen, als innerhalb desselben      wir uns dies mit der Mission „zero waste solutions“
                 Zeitraums auf natürliche Weise nachwachsen         zum Ziel gesetzt: Wir wollen den Ressourcen­
                 können. Wenn wir auch künftigen Generationen       bedarf der Wirtschaft sichern und Verschwendung
                 ihre Lebensgrundlage sichern wollen, muss eine     vermeiden. Seit über 25 Jahren entwickeln wir
                 Entkopplung von wirtschaftlicher Entwicklung       hierfür innovative Kreislauflösungen.
                 und Ressourcenverbrauch gelingen. Das lineare
                 „take, make, waste“-Wirtschaftsverständnis,        Unsere intelligenten und maßgeschneiderten
                 in dem etwas produziert, konsumiert und im         Angebote reduzieren Umweltbelastungen,
                 Anschluss weggeworfen wird, wollen wir bei         verbessern die Nachhaltigkeitsleistung unserer
                 Interseroh aufbrechen, indem wir eine umfassende   Kunden und bieten ihnen wirtschaftliche
                 Kreislaufwirtschaft gestalten. Rohstoffe sollen    Chancen. „Effiziente Ansätze für kreislauforien-
                 so lange wie möglich genutzt werden – anschlie-    tierte Wertschöpfungsprozesse zu identifizieren,
                 ßend gewinnen wir sie zurück und geben sie         ist zum erfolgsentscheidenden Faktor für Unter-
                 erneut in den Kreislauf.                           nehmen geworden. Ressourcenknappheit und
                                                                    Preisschwankungen können darüber ausge­
                                                                    glichen werden“, erklärt Markus Müller-Drexel,
                                                                    Geschäfts­führer der INTERSEROH Dienstleis-
                                                                    tungs GmbH (Interseroh). Als Teil der ALBA Group
                                                                    greift Interseroh dabei auf das gebündelte
                       „Der Lebenszyklus eines                      Know-how der Unternehmensgruppe zurück.

                         Produkts muss ganz­                        Den gesamten Kreislauf im Blick
                          heitlich betrachtet                       Die Entwicklung einer zirkulären Wirtschaft erfor-
                                                                    dert einen integrierten Ansatz. „Der Lebenszyklus
                       werden – beispielsweise                      eines Produkts muss ganzheitlich betrachtet
                         sollte schon bei der                       werden – beispielsweise sollte schon bei der
                                                                    Produktion Einfluss auf die Wiederverwertung
                        Produktion Einfluss auf                     genommen werden“, so Dr. Timo Langemann,
                        die Wiederverwertung                        Geschäftsführer der INTERSEROH Pool-System
                                                                    GmbH. Interseroh setzt dabei auf Innovation:
                         genommen werden.“                          Wir entwickeln mit unseren Kunden neue
                                                                    Design-for-Recycling-Ansätze, setzen Mehrweg­
                            Dr. Timo Langemann, Geschäftsführer
                             der INTERSEROH Pool-System GmbH        Logistiksysteme um, realisieren Upcycling-
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Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh                         3

Lösungen für Kunststoffe, um Wertstoff- und
Logistikkreisläufe zu schließen, bereiten Produkte
für eine Wiederverwertung auf und entwerfen
neue Sharing Economy-Modelle. So begegnen
wir der Knappheit natürlicher Ressourcen und
stellen uns für die Zukunft auf.

Der Erfolg für die Umwelt lässt sich messen: Allein
durch die Recyclingaktivitäten der ALBA Group
im Jahr 2016 konnten rund 36,2 Millionen
Tonnen Primärressourcen eingespart und etwa                        „Eine funktionierende
4,3 Millionen Tonnen Treibhausgase vermieden
werden. Diesen Effekt unserer Geschäfts­tätigkeit
                                                             Kreislaufwirtschaft verlangt, dass
belegt auch die Studie „resources SAVED by                        alle Akteure entlang der
recycling“ des Fraunhofer-Instituts UMSICHT.
                                                              Wertschöpfungskette kooperativ
Wertschöpfung neu denken                                  zusammen­arbeiten. Für die Unternehmen
Die Idee einer umfassenden Kreislaufwirtschaft
kann nicht durch ein Unternehmen allein realisiert
                                                              zahlt sich das aus – durch neue
werden – es erfordert die Einbeziehung aller                Geschäftschancen, geringere Kosten
Beteiligten entlang von Wertschöpfungsketten.
Industrie, Handelsunternehmen und die Abfall-
                                                               und verbesserte Reputation.“
wirtschaft müssen bei der Entwicklung einer
                                                                           Hans-Stefan Kalinowski, Geschäftsführer
ganzheitlichen Circular Economy zusammen­                                  der INTERSEROH Dienstleistungs GmbH
arbeiten und ihre Produkte, Arbeitsschritte

                                                                                                                     36,2
und Dienstleistungen entsprechend anpassen.
Ein funktionierendes Modell benötigt die
Verknüpfung aller Partner und eine effektive
Kommunikation.                                            Im Dialogforum „Wirtschaft macht Klimaschutz“              Millionen Tonnen
                                                          arbeiten wir gemeinsam mit anderen Unternehmen             Primär­ressourcen und

Interseroh arbeitet genau daran – wir wollen die
Diskussion aktiv mitgestalten und alle Beteilig­
ten der Kreislaufwirtschaft zusammenbringen.
Im vergangenen Jahr unterstützten wir econsense
                                                          an Strategien und konkreten Maßnahmen zum
                                                          Klimaschutz. Und auch in der Gesellschaft wollen
                                                          wir die Mission „zero waste solutions“ weiter
                                                          verankern: Im Rahmen des Projekts REdUSE
                                                                                                                     4,3
                                                                                                                     Millionen Tonnen Treib­
– Forum Nachhaltige Entwicklung der deutschen             sensibilisieren wir Schüler gemeinsam mit dem              hausgase konnte die
                                                                                                                     ALBA Group im Jahr 2016
Wirtschaft e. V. in seinem „Kompetenzprogramm             Verein Multivision e. V. für die Gefahr der Über-          mit ihren Recycling­
Nachhaltigkeit“. Praxisnah diskutierten wir mit           nutzung nicht nachwachsender Rohstoffe.                    aktivitäten einsparen.
Unternehmen, wie sie das Thema Nachhaltigkeit
individuell angehen können. Um den Wissens­
transfer in allen Bereichen von Wertschöpfungs-
ketten zu intensivieren, beteiligen wir uns
an Fachveranstaltungen, Vorträgen und Unter­
nehmens­initiativen.

    „Effiziente Ansätze für kreislauf­
  orientierte Wertschöpfungsprozesse
    zu identifizieren, ist zum erfolgs­
entscheidenden Faktor für Unternehmen
 geworden. Ressourcenknappheit und
  Preisschwankungen können darüber
         ausgeglichen werden.“
                  Markus Müller-Drexel, Geschäftsführer
                  der INTERSEROH Dienstleistungs GmbH
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4   Nachhaltigkeit im Unternehmen

                            Vier strategische Säulen
                                    zum Erfolg
                              Das Geschäftsmodell von Interseroh beruht auf vier Bereichen:
                 ReDuce, ReUse, ReCycle und ReThink. Sie alle zielen auf eine ganzheitliche, geschlossene
                     Kreislaufwirtschaft ab und tragen zu unserer Mission „zero waste solutions“ bei.

             ReDuce                   ReUse                     ReCycle                   ReThink
             Abfälle                  Produkte                  Wertstoffe                Prozesse
             vermeiden                wiederverwenden           recyceln                  durchdenken
                                                                                          und optimieren
             Wir erarbeiten           Um Produktlebens-         Wenn alle Möglich-
             durchdachte Mehr-        zyklen zu verlängern,     keiten der Abfallver-     Mit individueller
             wegsysteme und           richten wir hoch­         meidung und -reduk-       Beratung unter­
             Pooling-Lösungen,        effiziente Systeme        tion ausgereizt sind,     stützen wir unsere
             um Abfälle zu            zur Rücknahme,            rückt das Recycling       Kunden dabei, ihre
             vermeiden. So            Sortierung und            in den Fokus. Wir         Nachhaltigkeits­
             optimieren wir die       Wiederverwendung          entwickeln moderne        leistungen zu ver­
             Logistikprozesse         ein.                      Lösungen zur Kreis­       bessern. Wir durch-
             unserer Kunden                                     laufführung und pro-      denken, hinterfragen
             und redu­zieren                                    duzieren hochwertige      und optimieren
             gleichzeitig Kosten.                               Recyclingrohstoffe.       Unternehmens­
                                                                                          prozesse – egal, ob
                                                                                          es um das Abfall­auf­
                                                                                          kommen, Stoff-
                                                                                          ströme, logistische
                                                                                          oder infrastruk­
                                                                                          turelle Abläufe geht.
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Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh                                  5

Der Beirat                                                                          Dr. Henning Wilts gehört zu den Vordenkern der
                                                                                    Kreislaufwirtschaft in Deutschland. Als Leiter des
                                                                                    entsprechenden Forschungsbereichs am Wuppertal
                                                                                    Institut nimmt er einen wissenschaftlichen Blickwinkel
                                                                                    auf die großen Herausforderungen einer echten
                                                                                    Transformation zur Kreislaufwirtschaft und die
                                                                                    Wachstumsversprechen der Circular Economy ein.

Impulse für unsere Nachhaltigkeitsstrategie         Andrea Weber ist als Director Corporate
                                                    Responsibility bei der Metro AG unter anderem
Um externe Impulse auch für interne Themen
                                                    verantwortlich für den internationalen Rollout
unseres Unternehmens zu nutzen, haben wir im        der Nachhaltigkeitsstrategie. Im Beirat hat
Jahr 2016 einen Nachhaltigkeitsbeirat einberufen.   sie oft die Perspektive des Kunden in die
                                                    Waagschale geworfen und die Diskussionen
Er unterstützt uns dabei, unsere Nachhaltigkeits-   mit ihrem Wissen um Wunsch und Wirklichkeit
strategie weiterzuentwickeln, Maßnahmen zu kon-     eines nachhaltigen Konsums bereichert.

kretisieren und neue Themen zu identifizieren.

Dem Nachhaltigkeitsbeirat von Interseroh gehören
Nachhaltigkeitsexperten aus Industrie, Handel,
Wissenschaft und Zivilgesellschaft an. Gemein-
sam mit ihnen haben wir über einen Zeitraum                                                                Michael Kölzer, Koordinator Corporate
                                                                                                           Responsibility bei der HOCHTIEF Aktien­
von zwei Jahren unsere Nachhaltigkeitsstrategie
                                                                                                           gesellschaft, unterstützte die Entwicklung
überarbeitet und geschärft. Ziel war es, jene                                                              der Nachhaltigkeitsstrategie von Interseroh
Bereiche zu identifizieren, in denen Interseroh                                                            im Beirat vor allem durch seine Kenntnis
                                                                                                           über Nachhaltigkeitsanforderungen öffent­
am wirksamsten zu einer nachhaltigen Entwicklung                                                           licher und internationaler Auftraggeber sowie
beitragen und zugleich sich selbst wie die Bezie-                                                          Herausforderungen in der Bauindustrie.

hungen zu seinen Kunden weiterentwickeln kann.

Im Laufe des Prozesses haben wir nachhaltig­
keits­bezogene Kundenbedürfnisse und Markt­
anforderungen, ungelöste Herausforderungen bei
                                                    Kai Battenberg, Fachbe-
der Transformation zu einer funktionierenden        reichsleiter Nachhaltigkeit
Kreislaufwirtschaft und die unterschiedlichen       Ware bei toom Baumarkt,
                                                    wusste von seinen prak­
Nachhaltigkeitsentwicklungen in den Bereichen       tischen Erfahrungen mit der
Bau und Handel in den Blick genommen. Aber          Anwendung von Rezyklaten
                                                    – etwa bei der Herstellung
auch die Verantwortung von Interseroh als Arbeit-
                                                    von Produktverpackungen
geber und Unternehmen in der Gesellschaft           für die toom-Eigenmarken –
wurde intensiv diskutiert.                          zu berichten.

                                                              Dr. Christine Lemaitre ist geschäftsführender Vorstand der
                                                              Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
                                                              Im Nachhaltigkeitsbeirat hat sie vor allem ihre Expertise zur
                                                              Zukunft des Bauens und Wohnens sowie ihre Erfahrungen
                                                              aus einem branchenweiten Transformationsprozess auf dem
                                                              Weg zu nachhaltigeren Gebäuden eingebracht.

                                                     Daniel Goldscheider, im Nachhaltigkeitsbeirat
                                                     als Mitglied des Stiftungsvorstands des Global
                                                     Footprint Networks, hat besonderen Anteil an der
                                                     kommunikativen Ausarbeitung und Fokussierung
                                                     der neuen Interseroh-Nachhaltigkeitsstrategie.
Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh
6       Nachhaltigkeit im Unternehmen

Interseroh-Nachhaltigkeitsstrategie
no waste of

ideas
    Gelingende Transformationsprozesse leben von Innovationen. Wir testen
    jede Idee, die uns geschlossenen Kreisläufen näherbringt – auch
    auf die Gefahr hin, zu scheitern. Nur so können die disruptiven Verän-
    derungen entstehen, die unser lineares Wirtschaftssystem braucht.

      Wir unterstützen unsere                                        Damit Industrie und
      Kunden dabei, ihre                                             Handel Ressourcen

                                                                                                 zero
      nachhaltigen Praktiken                                         effizienter als bisher
      zu professionalisieren         Um die Lebensdauer              verwenden können,
      und Nachhaltigkeit in          von Produkten zu ver-           entwickeln wir gemein-
      ihre Berichtsprozesse          längern, erschließen            sam mit unseren
      zu integrieren. Dafür          wir neue Märkte und             Kunden neue Design-
      schöpfen wir die Digi­         bauen die dafür ent­            for-Recycling-Ansätze.
      talisierungspotenziale         wickelten Geschäfts-
      unserer Dienstleis­            modelle so aus, dass
      tungen vollständig aus.        wir mit ihnen ein jähr­

                                                                                                 solut
                                     liches Umsatzwachs-
                                     tum von mindestens
                                     20 Prozent realisieren.

no waste of

talent
    Unsere Mitarbeiter und ihre Fähig-
                                                                     Wir wollen, dass die voll­
                                                                     ständige und effektive Parti­
                                                                     zipation aller – unabhängig
    keiten sind der Kern unserer                                     von Alter, Geschlecht,
    Kompetenz als Umweltdienstleister.                               Herkunft, Religion oder
    Um sie jeden Tag für unsere Kunden                               gesellschaftlichem Status
    optimal wirken zu lassen, ist ein                                – auf allen Entscheidungs­
                                                                     ebenen Realität wird. Deshalb
    konsequentes Engagement für ihre
                                                                     sorgen wir in unserem Unter-
    Gesundheit, Motivation und Weiter-                               nehmen für die größtmög­
    entwicklung erforderlich.                                        liche Chancengleichheit aller
                                                                     (potenziellen) Mitarbeiter.

                 Wir wollen die physische und psychische Gesund­
                 heit unserer Mitarbeiter fördern und unsere
                 Kranken-, Unfall- und Fluktuationsquote unter den
                 Branchendurchschnitt senken. Dafür schaffen
                 wir ein sicheres, werteorientiertes, innovatives
                 und entwicklungsförderndes Arbeitsumfeld.
Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh
Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh                   7

  no waste of

  resources
   Nur der Einsatz von Ressourcen, der
                                                                                                   Um die Klimaerwärmung auf
                                                                                                   unter zwei Grad zu begrenzen,
                                                                                                   muss der globale Ressourcen­
   keinerlei Verschwendung zulässt, ist aus                   Um den Planeten langfristig          verbrauch vom Wirtschafts-
   unserer Sicht zukunftsfähig. Deswegen                      von Plastikmüll zu befreien,         wachstum entkoppelt werden.
   suchen wir täglich nach neuen Möglich-                     erschließen wir jährlich neue        Dafür schließen wir neue
   keiten, Kreisläufe zu schließen.                           Upcycling-Lösungen für               Wertstoff- und Logistikkreis­
                                                              Kunst­stoffe. Ferner steigern        läufe, mit denen wir jährlich
                                                              wir die Qualität und Mengen          mindestens 3 Millionen Tonnen
                                                              an Sekundärrohstoffen, die           Ressourcen beziehungs­-

 waste
                                                              wir aus Kunststoffabfällen er-       weise 500.000 Tonnen CO2-
                                                              zeugen und der Industrie zur         Äqui­valente einsparen wollen.
                                                              Weiterverarbeitung anbieten.

                                                                                        Um die Pro-Kopf-Umweltaus-
                                                                                        wirkungen durch das Abfall­
                                                                                        aufkommen insbesondere
                                                                                        in Städten signifikant zu

tions
                                                                                        reduzieren, setzen wir uns
                                                                                        ganzheitlich für Abfallver­
                                                                                        meidung und eine deutliche
                                                                                        Erhöhung stofflicher Ver­
                                                                                        wertungsquoten ein.

  no waste of

   knowledge
   Die Entwicklung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft
   verlangt, dass wir unsere Erfahrungen und Kenntnisse teilen                          Wir wollen branchenübergreifende
   – nicht nur mit unseren Kunden, sondern in allen Bereichen                           Ansätze und Standards für kreis­
   von Wirtschaft und Gesellschaft. Nur so können wir die                               laufwirtschaftliche Lösungen
                                                                                        entwickeln und (international)
   ökologischen wie ökonomischen Vorteile eines effizienten                             skalieren. Dafür arbeiten wir eng
   Kreislaufmanagements adäquat vermitteln.                                             mit unseren Partnern, Stake­
                                                                                        holdern, Lieferanten und Kunden
                                                                                        zusammen. Zugleich schaffen wir
                Wir sehen es als unsere Aufgabe, nachhaltige Lebensstile und            für unsere Mitarbeiter Freiräume,
                Konsumgewohnheiten zu fördern. Als Intermediär sorgen wir               sich an entsprechenden Initiativen
                deshalb dafür, dass in Bildung, Politik, Wirtschaft und der Gesell-     zur Entwicklung kreislaufwirtschaft-
                schaft Wissen über die Kreislaufwirtschaft aufgebaut wird.              licher Lösungen zu beteiligen.
Zero waste solutions - Nachhaltigkeitsmagazin - Interseroh
8          Nachhaltigkeit im Unternehmen

Globale Zielsetzung
lokal verankern
Unser Ziel ist es, diejenigen Aktivitäten und
Bereiche zu stärken, in denen wir einen kon-
kreten Beitrag zu den spezifischen Unterzielen
der Sustainable Development Goals (SDGs)
leisten und zugleich unser Geschäft kunden-
und marktorientiert weiterentwickeln können.

                              Wir wollen einen konkreten Beitrag zu den         Die Impulse der Experten aus dem Nachhaltig-
                              globalen Herausforderungen der Nachhaltigkeit     keitsbeirat haben wir in diversen Workshops
                              leisten. Deshalb waren wir bei der Entwicklung    gemeinsam mit Mitarbeitern aus verschiedenen
                              unserer Nachhaltigkeitsstrategie insbesondere     Geschäftseinheiten und mit unterschiedlichen
                              auf die SDGs der Vereinten Nationen fokussiert.   Unternehmensfunktionen zunächst auf die Mög-
                              Gemeinsam mit den Bedürfnissen unserer            lichkeit der Umsetzung und Anschlussfähigkeit
                              Kunden und unseren Kernkompetenzen im             geprüft. In einem nächsten Schritt konnten wir die
                              Bereich Recycling, Abfallvermeidung und Nach-     erarbeiteten Inhalte hinsichtlich eines möglichen
                              haltigkeit bildeten die SDGs den Rahmen,          Beitrags zu den nachhaltigen Entwicklungszielen
                              innerhalb dessen wir unsere strategischen         konkretisieren. Entstanden sind daraus vier Hand-
                              Stoßrichtungen formuliert haben.                  lungsfelder, die unsere strategischen Schwer-
                                                                                punkte widerspiegeln und mit strategischen
                                                                                Stoßrichtungen untermauert sind ( Seite 6/7).

     Hier geht’s zum Film:
Interseroh-Nachhaltigkeits-
strategie

                              In unserem aktuellen Film zeigen wir, was
                              Nachhaltigkeit für Interseroh bedeutet und wie
                              wir uns strategisch ausrichten.
Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh                           9

Nachhaltigkeitsprogramm
Strategische Ziele praktisch umsetzen: Das Nachhaltigkeitsprogramm von Interseroh ordnet den strategischen Stoßrichtungen konkrete Zielstellungen zu.
Die Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen verantwortet der jeweils zuständige Fach- und Geschäftsbereich von Interseroh.

              Stoßrichtung                                           Beitrag zu SDG     Ausgewählte Ziele                                   Termin            Status

              Jährlich neue Upcycling-Lösungen für Kunst-                               Vermarktung von Recyclingmaterial zum               Ende 2018 und
              stoffe erschließen – Qualität und Mengen an                               Ersatz von Primärmaterial für mindestens            jährliches Ziel     ∆
              Sekundärrohstoffen steigern                                               drei neue Kunststoffarten (bei wenigstens
                                                                                        drei neuen Kunden)

              Jährlich neue Wertstoff- und Logistikkreis­-                              Innovative Schließung eines Logistik-­              Ende 2019           ∆
no waste of
 resources

              läufe schließen, mit denen mindestens                                     kreislaufs für einen Großkunden
              3 Millionen Tonnen Ressourcen beziehungs­
              weise 500.000 Tonnen CO2-Äquivalente
              eingespart werden                                                         Aufbau einer zusätzlichen separaten                 Ende 2018 und
                                                                                        Sammlung zur Etablierung eines eigenen              jährliches Ziel     ∆
                                                                                        Materialkreislaufs

              Für eine deutliche Erhöhung stofflicher                                   Konzeption und Bau einer neuen Generation           Mitte 2019
              Verwertungsquoten einsetzen                                               von Sortieranlagen                                                      ∆

              Kunden unterstützen, ihre nachhaltigen Praktiken                          Steigerung der Messbarkeit der Effekte              Ende 2020           ∆
              zu professionalisieren und Nachhaltigkeit in ihre                         unserer Dienstleistungen und Produkte sowie
              Berichtsprozesse zu integrieren                                           Ausbau der digitalen Verfügbarkeit
                                                                                        der Nachweise
no waste of

              Gemeinsam mit Kunden neue Design-for-Recyc-                               Entwicklung einer Methodik zur wissenschaft-        Ende 2018           ∆
   ideas

              ling-Ansätze entwickeln                                                   lichen Bewertung der Recyclingfähigkeit von
                                                                                        Verpackungen

              Lebensdauer von Produkten verlängern und                                  Rücknahme eines weiteren gebrauchsfähi-             Ende 2018 und
              dadurch ein jährliches Umsatzwachstum von                                 gen Produkts zur Entwicklung eines neuen            jährliches Ziel     ∆
              mindestens 20 Prozent mit neuen Märkten                                   Produkttyps
              und Geschäftsmodellen erzielen

              Wissen über die Kreislaufwirtschaft in Bildung,                           Fortführung des gesellschaftlichen Engage-          Ende 2018 und
              Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufbauen                             ments (von inländischen und ausländischen           jährliches Ziel     ∆
                                                                                        Gesellschaften) zur Sensibilisierung zum
                                                                                        Thema Kreislaufwirtschaft
no waste of
knowledge

              Branchenübergreifende Ansätze und Standards                               Engagement in Verbänden sowie in                    Ende 2018 und
              für kreislaufwirtschaftliche Lösungen entwickeln                          branchenübergreifenden Initiativen zum              jährliches Ziel     ∆
              und (international) skalieren                                             Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit

              Sicheres, werteorientiertes, innovatives und                              Förderung und Weiterentwicklung                     Ende 2018           ∆
              entwicklungsförderndes Arbeitsumfeld schaffen                             der Unternehmenskultur

                                                                                        Konzepterarbeitung für Personal-                    Ende 2018           ∆
                                                                                        und Führungskräfteentwicklung

                                                                                        Kontinuierliches Gesundheitsmanagement:             Ende 2018 und       ∆
no waste of

                                                                                        • Zero Accident Strategy                            jährliches Ziel
  talent

                                                                                        • Fluktuationsquote < 10 %
                                                                                        • Krankenquote < 8 %

              Größtmögliche Chancengleichheit aller                                     Regelmäßiges Benchmarking                           Ende 2018 und       ∆
              (potenziellen) Mitarbeiter ermöglichen                                    von Rahmenbedingungen                               jährliches Ziel

                                                                                        Transparentes und faires                            Ende 2020           ∆
                                                                                        Nachfolgemanagement

                                                                                        Flexibilisierung Arbeitszeitmodell                  Ende 2019           ∆

 ∆ Neues Ziel             Ziel erreicht        Ziel nicht erreicht
10

solutions
for mobility
Die Mobilitätsbranche verändert sich: Mehr Elektroautos und ver-
stärkter Güterverkehr auf Schienen beeinflussen nicht nur unseren
Alltag, sondern auch den Ressourcenbedarf. Bei der Entwicklung
neuer Mobilitätskonzepte müssen Ressourcenschonung und
Recycling daher immer mitgedacht werden. Dafür erarbeiten wir
Lösungen und entwickeln unsere Geschäftsmodelle weiter.

  Durch                              Im Jahr 2022 wird mindestens jeder

  autonom
  fahrende                           10.
  Züge                               Neuwagen weltweit
  kann der Güterverkehr auf
  der Schiene bis 2030 um
                                     ein Elektroauto
  40 % wachsen.                      sein.
11
12       solutions for mobility

Das Leben nach dem E-Auto:
sicheres Batterierecycling

In der Elektromobilität gelten Lithium-Ionen-
Batterien als Schlüsseltechnologie. Am Ende
ihrer Lebenszeit ist aber eine komplexe
Entsorgung notwendig. Interseroh bietet ein
umfassendes Rücknahme- und Recycling­                                             als fortschrittlichste Speicher­technologie der
                                                                                  Elektromobilität. „Mit der Anzahl steigen auch
konzept für diese Batterien – und garantiert so                                   die Anforderungen an eine sichere Verwertung.
                                                                                  Interseroh bietet hierfür eine flächendeckende,
eine sichere und umwelt­gerechte Verwertung.                                      umfassende Lösung.“

                                                                                  Gebündelte Expertise
                                                                                  Alte oder beschädigte Lithium-Ionen-Batterien
                                                                                  können aufgrund ihrer hohen Energiedichte ein
                                                                                  Sicherheitsrisiko darstellen. Die Verwertung
                                                                                  und der damit verbundene Transport erfordern
                            Analysen renommierter Experten gehen weltweit         deshalb hohe Sicherheitsstandards und einen

300
                            von einem exponentiellen Wachstum der Elektro-        fachgerechten Umgang. Diesen Anforderungen
                            mobilität aus. Mit der höheren Anzahl an Elektro-     stehen künftig beispielsweise Autohändler
                            fahrzeugen steigt auch die Menge benötigter           oder auch Fahrradwerkstätten gegenüber, die
                            Batterien: „In den kommenden zehn Jahren ist          zur Rücknahme der Batterien verpflichtet sind.
Der weltweite Bedarf an
Lithium-Ionen-Zellen wird   eine Verdreifachung des weltweiten Marktes für
von 90 GWh im Jahr 2015     Lithium-Ionen-Batterien zu erwarten“, weiß Wassilij   Um die Rücknahme zu vereinfachen, bündelt
bis auf 300 GWh im Jahr     Weber, Leiter R&D Hochvoltbatterien bei Interseroh.   Interseroh alle wesentlichen Schritte rund um
2025 steigen.
                            Lithium-Ionen-Batterien gelten wegen ihrer langen     die Verwertung der Industriebatterien von der
                            Lebensdauer und einer geringen Selbstentladung        Beratung über die Abholung und den Transport
Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh   13

            „Wir bündeln die Expertise für ein sicheres
              Recycling von Lithium-Ionen-Batterien
           und erstellen auf dieser Grundlage weltweite
                       Recyclingkonzepte.“
                        Wassilij Weber, Leiter R&D Hochvoltbatterien bei Interseroh

bis zum tatsächlichen Recycling. „Dabei berück-            eine Beförderung gefährlicher Güter spezialisiert
sichtigen wir sämtliche nationale wie internatio-          sind. Für das Recycling werden die Batterien zu
nale Regelungen. Denn auch im Ausland müssen               einer der wenigen Anlagen weltweit transportiert,
die Gesetzgebung zu Gefahrgütern und das Abfall­           die eine solche Wiederaufbereitung leisten
recht umgesetzt und genau dokumentiert werden“,            können. „Kostbare Rohstoffe wie Kobalt, Nickel
erklärt Weber.                                             und Mangan gewinnen wir durch den Prozess
                                                           zurück“, erläutert Weber. Anschließend können die
Rohstoffe im Kreislauf halten                              Rohstoffe wieder in den Kreislauf gegeben und für
Interseroh organisiert den Transport der Batterien         neue Batterien weiterverarbeitet werden.
in Zusammenarbeit mit seinen Partnern, die auf

Innovativer Spirit
Wissen vernetzen, das Kerngeschäft erweitern               Plug and Play, Anbieter der weltweit größten
und an richtungsweisenden Zukunftsthemen                   Plattform für Vernetzung und Innovation, stellt
arbeiten – diese Ziele verfolgt die ALBA Group             dafür seine Expertise zur Verfügung. Für die
mit ihren Marken ALBA und Interseroh gemeinsam             ALBA Group werden die Themenfelder Smart
mit den Partnern Siemens, der Deutschen Bahn,              City, Smart Mobility und Smart Logistics immer
Bombardier, der Schweizer Bundesbahn und                   bedeutender. Mithilfe externer Partner sollen
TUI: Auf der Innovationsplattform „Beyond1435“             visionäre Lösungen für die Herausforderungen
vernetzen sich etablierte Konzerne mit jungen              der Zukunft erarbeitet werden.
Unternehmen aus den Bereichen Mobilität und
Logistik. „Wir wollen mit den Start-ups innovative
und kreative Konzepte für unsere bestehenden
Geschäftsmodelle entwickeln und neue Ideen
ausprobieren. Gemeinsam mit den Kooperations-
partnern der Plattform schaffen wir es, schnell
und unkompliziert zukunftsweisende Projekte mit
hoher Geschwindigkeit zu initiieren“, so Alexander
Häge, Leiter Innovation & Strategie bei Interseroh.

Bei Beyond1435 kommen Konzerne, Start-ups
und Corporate-Venture-Einheiten der Unter­
nehmen zusammen, um die Zukunft von Mobilität,
Logistik und Infrastruktur in einer Smart City
gemeinsam zu gestalten – mit der Stärke der
Unternehmen und der Dynamik der Start-ups.
14
15

solutions
for plastic
Kunststoffe sind aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Sie
erfüllen viele Aufgaben, stellen uns an anderen Stellen aber gleichzeitig
vor große Herausforderungen. Für den Schutz von Umwelt und
Klima ist es deshalb unvermeidlich, sie im Kreislauf zu führen. Dafür
entwickeln wir neue Technologien und Methoden. Und finden für
jeden Kunden die passende Lösung.

  Weltweit werden                       Durch die Verwertung von 850.000 Tonnen Leichtverpackungen
  jedes Jahr                            und Kunststoffen konnte die ALBA Group 2016 rund

  335                                   2,8
  Millionen                             Millionen Tonnen
  Tonnen                                Primärressourcen
  Kunststoffe von der                   schonen.
  Industrie verarbeitet.
16         solutions for plastic

Alleskönner Kunststoff –
das Leben nach der Nutzung
                            Ein Leben ohne Kunststoffe? Undenkbar! Jedoch hat die Nutzung weit-
                            reichende Folgen für die Umwelt. Zum Wegwerfen sind die Rohstoffe zu
                            wertvoll. Deshalb arbeitet Interseroh daran, Kunststoffverpackungen
                            am Ende der Nutzung weiterzuverarbeiten. Dafür muss schon bei der
                            Entwicklung der Verpackung auf das richtige Design gesetzt werden.

                            Ob in Form von Computern, Stiften oder Ver­          Kein Recycling ohne die richtige Entsorgung
                            packungen – Kunststoffe sind aus unserem Leben       „Wir können und wollen Kunststoffe nicht voll-
                            nicht mehr wegzudenken. Die Massenproduktion         ständig aus unserer Gesellschaft verbannen.
                            begann schon in den frühen Fünfzigerjahren des       Doch wir müssen es schaffen, die Produkte und
                            letzten Jahrhunderts und hat seither einen unver-    Verpackungen uneingeschränkt zu recyceln und

450
                            gleichlichen Aufstieg erlebt: Wurden 1950 knapp      sie damit im Stoffkreislauf zu halten“, erklärt
                            zwei Millionen Tonnen Kunststoff produziert,         Frank Kurrat, Geschäftsbereichsleiter Business
                            waren es 2015 rund 380 Millionen Tonnen. Der         Center ReCycle bei Interseroh. Als duales
                            Grund sind die vielfältigen Eigenschaften: Lang­     System arbeitet der Umweltdienstleister daran,
Jahre braucht eine
PET-Flasche, bis sie        lebigkeit, Elastizität und ein geringes Gewicht      Verpackungen im Kreislauf zu führen und
vollständig zersetzt ist.   machen Kunststoffe vor allem bei Verpackungen        Ressourcen zu schonen. Dabei ist er auf den
                            attraktiv. Sie schützen Lebensmittel und halten      Verbraucher angewiesen: Die richtige Abfall­
                            diese frisch, erleichtern den Transport und bie-     trennung legt den Grundstein für ein funktionie-
                            ten Platz für wichtige Verbraucherinformationen,     rendes Kreislaufsystem und hohe Recycling­
                            aber auch Marketingbotschaften.                      quoten. Laut einer Umfrage des Deutschen
                                                                                 Verpackungsinstituts scheitern jedoch über
                            Insbesondere die Langlebigkeit verursacht            33 Prozent der Deutschen an der richtigen Ent-
                            jedoch enorme Probleme. Denn Kunststoff wird         sorgung. An Schulen erklärt Interseroh deshalb
                            in der Umwelt nicht vollständig abgebaut. Er zer-    schon den Kleinsten, was bei der Abfalltrennung
                            fällt zwar in immer kleinere Teile, diese bleiben    wichtig ist.
Nur etwa                    aber über Jahrzehnte bestehen. Eine PET-Flasche

5%
                            beispielsweise braucht bis zu 450 Jahre, bis sie     Neues Gesetz verschärft Anforderungen
                            zersetzt ist. In der EU sind etwa 95 Prozent der     Ab dem 1. Januar 2019 werden erhöhte Anforde-
                            verwendeten Kunststoffverpackungen Wegwerf­          rungen an das Recycling gestellt: Das neue Ver-
                            artikel. In Deutschland entsteht dadurch sogar       packungsgesetz verpflichtet Händler, die jeweiligen
der in der EU verwendeten
Kunststoffverpackungen      mehr Abfall als im EU-Durchschnitt – ein klares      Verpackungsmengen nicht nur bei einem dualen
werden mehr als einmal      Signal, dass das stoffliche Recycling weiter opti-   System, sondern auch bei der Stiftung Zentrale
benutzt.                    miert werden muss.                                   Stelle anzumelden. Außerdem sollen künftig
                                                                                 Anreize für recyclingfreundlichere Verpackungen
                                                                                 geschaffen und höhere Recycling­quoten erfüllt
                                                                                 werden: Bis zum Jahr 2022 steigen etwa die
                                                                                 Quoten für das werkstoffliche Recycling von
                                                                                 Kunst­stoff­ver­packungen von heute 36 Prozent
                                                                                 auf 63 Prozent. „Das ist ambitioniert, aber
                                                                                 durchaus möglich“, so Gunda Rachut, Vorstand
                                                                                 der neu geschaffenen Stiftung Zentrale Stelle
                                                                                 Verpackungs­register, die als neutrale Kontroll­
                                                                                 instanz für mehr Transparenz sorgen soll
                                                                                 ( Interview Seite 21).
Lebenszyklus einer Verpackung:
                       der optimale Prozess

                                                                                                     1
                                                                                  PRODUKTION
                            4
                                   ROHSTOFF

                                                                                                                          VERKAUF

                  AUFBEREITUNG
                                                                                                                                                          2

                                                                                                                           ENTSORGUNG

                                                                                                 ABHOLUNG

                                                            3

                                       SORTIERUNG

  1                                         2                                          3                                     4

 Schon vor der Produktion muss             Nur wenn der Verbraucher die               Auf die Gestaltung kommt es an:       Wenn das entstandene Rezyklat
 darauf geachtet werden, dass die          Verpackung nach der Nutzung                Besteht die Verpackung z.B. aus       für neue Produkte eingesetzt
 Verpackung recyclingfreundlich            richtig entsorgt, kann sie anschlie-       verschiedenen Verbundmaterialien,     wird, ist der Kreislauf geschlossen.
 entworfen wird: Farbe, Materialien        ßend qualitativ hochwertig                 kann die Sortieranlage die Stoffe
 und Etiketten sollten mit Blick auf       weiterverarbeitet werden.                  oft nicht richtig zuordnen. Das
 das Recycling gestaltet werden.                                                      erschwert den weiteren Recycling-
                                                                                      prozess.

Mit Interseroh fit fürs Recycling                                     – von der Sammlung über die Sortierung und Auf-
Umweltbewusste Hersteller stimmen die Ver­                            bereitung bis zur Verwertung – hat der erfahrene
packungsentwicklung bereits immer stärker auf                         Umweltdienstleister einen Überblick über die
die Recyclinganforderungen ab. Und diese Anfor-                       Fallstricke eines optimalen Recyclings. Dieses
derungen kennt Interseroh ganz genau: Mit seinem                      Wissen setzt Interseroh bei seiner Beratungs-
Know-how über den gesamten After-Life-Prozess                         dienstleistung „Made for Recycling“ ein.
18       solutions for plastic

   „Wir wissen, welche Anforderungen eine
   Verpackung erfüllen muss, damit sie voll­
  ständig recycelt werden kann. Mit diesem
                                                                                    „Und davon profitieren alle. Denn eine vollständig
   Know-how erarbeiten wir zusammen mit                                             recyclingfähige Verpackung sichert natürliche
  unseren Kunden Verbesserungspotenziale                                            Ressourcen, schont unser Klima und überzeugt
                                                                                    umweltbewusste Verbraucher“, so Kurrat.
    für ein recyclingfreundliches Design.“
                                                                                    Recycling gemeinsam vorantreiben
                           Frank Kurrat, Geschäftsbereichsleiter
                          Business Center ReCycle bei Interseroh                    „Made for Recycling“ macht deutlich: Verpackungs­
                                                                                    recycling ist Teamwork. „Es war an der Zeit,
                                                                                    einen konstruktiven Austausch zwischen den
                                                                                    Akteuren der Wertschöpfungskette Verpackung
                               Das Ziel: möglichst reine Stoffströme                herbeizuführen“, so Markus Müller-Drexel,
                               „Gemeinsam mit unseren Kunden analysieren            Geschäfts­führer der INTERSEROH Dienstleis-
                               wir den Lebenszyklus ihrer Verpackung. Vom           tungs GmbH. Einmal im Jahr bringt Interseroh
                               Design und der Produktion über die Entsorgung        deshalb gemeinsam mit dem Deutschen Ver­
                               bis zur Verwertung durchleuchten wir den Prozess“,   packungsinstitut e. V. alle Beteiligten bei der
                               erläutert Kurrat. „Darauf aufbauend geben wir        Fachtagung „Future Resources“ an einen Tisch.
                               Handlungsempfehlungen und entwickeln Lösungen        Bei der Auftaktveranstaltung 2017 unter dem
                               für ein bestmögliches Recycling.“                    Motto „Verpackung ist Rohstoff“ diskutierten

Die Auftaktveranstaltung
Future Resources 2017 fand
unter dem Motto „Verpackung
ist Rohstoff“ im Oktober in
Frankfurt statt.

                               Für die Recyclingfähigkeit spielen ganz unter-       100 Teilnehmer aus Handel, produzierendem
                               schiedliche Faktoren eine Rolle. Beispielsweise      Gewerbe und der Recycling­branche über die
                               kann sie durch die Farbe der Verpackung, die         Recyclingfähigkeit von Verpackungen. „Wir sind
                               Zusammensetzung der Materialien oder das auf-        uns alle einig, dass Ökodesign stärker in den
                               geklebte Etikett beeinflusst werden. Im Idealfall    Fokus der Verpackungsherstellung rücken muss“,
                               durchläuft die Verpackung alle Recyclingschritte     resümiert Müller-Drexel. In diesem Jahr steht die
                               von der Sammlung bis zur Wiederauf­bereitung         Fachtagung am 6. November 2018 unter dem
                               fehlerfrei.                                          Motto „Verpackung von morgen“ und findet wie
                                                                                    im vergangenen Jahr in Frankfurt statt.
                                                                                       Anmeldung und weitere Informationen auf
                                                                                    www.future-resources.de
Wissenschaftliche Expertise
für mehr Ökodesign
Um die Recyclingfähigkeit einer Verpackung objektiv bewerten und bemessen
zu können, setzt Interseroh auf eine eigens mit zwei unabhängigen Instituten
erarbeitete Methodik. Das breite Leistungsspektrum zum „Technischen Umwelt-
schutz“ der bifa Umweltinstitut GmbH und die Expertise des Fraunhofer-
Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in der Lebensmittel- und
Verpackungstechnologie ergänzen sich dabei perfekt.

Wie bewerten Sie die Recyclingfähigkeit
von Verpackungen?
Dr. Kreibe: Für die Verpackungsbewertung haben
wir einen Kriterienkatalog entwickelt, der sich in
drei Blöcke aufteilen lässt: Zuerst bewerten wir,
ob der Verbraucher die Verpackung richtig ent­
sorgen kann. Anschließend wird ermittelt, ob sie
in den aktuellen Sortieranlagen der richtigen
Fraktion zugeordnet werden kann. Im nächsten
Schritt wollen wir wissen, ob die Verpackung für
                                                              Dr. Martin Schlummer,
eine werkstoffliche Verwertung geeignet ist.                  Fraunhofer-Institut für
                                                        Verfahrenstechnik und Verpackung
Dr. Schlummer: Da viele Verpackungen so gestal-                                                        Dr. Siegfried Kreibe,
tet sind, dass sie nicht vernünftig von bereits                                                     bifa Umweltinstitut GmbH

technisch sehr weit entwickelten Anlagen getrennt    Welche Herausforderungen sehen Sie
werden können, wollen wir Schwach­stellen identi-    für das Verpackungsrecycling?
fizieren und angehen.                                Dr. Schlummer: Auf der einen Seite soll eine Ver-
                                                     packung zum Beispiel Lebensmittel so schützen,
Welche Verpackungseigenschaften können               dass sie nicht verderben und für gewisse Zeit
das Recycling negativ beeinflussen?                  gelagert werden können. Auf der anderen Seite
Dr. Schlummer: Das können ganz einfache Dinge        erwartet der Recycler eine möglichst einfache
sein: Kann der Aludeckel beim Joghurtbecher          recyclingfreundliche Verpackung. Recyclingwirt-
leicht entfernt werden oder bleiben Reste zurück?    schaft, Handel, Abfüller und Verpackungsindustrie
Wird die Farbe der Verpackung von der Sortier-       müssen für die verschiedenen Ziele Kompromisse
technik erkannt? Oder verhindern Kombinationen       finden. Es ist an der Zeit, dass das Thema auf
aus verschiedenen Materialien eine eindeutige        die Agenda kommt.
Sortierung? Je mehr diese Dinge schon beim Ver­
packungs­design beachtet werden, umso leichter       Dr. Kreibe: Dafür muss Bewegung in das Ver­
wird das Recycling.                                  packungsdesign kommen. Das Interesse der
                                                     Ver­packungsentwickler am Recycling ist bereits
Dr. Kreibe: Und je besser das Recycling funktio-     deutlich gestiegen – und die Kommunikation
niert, desto besser die Qualität der entstehenden    mit Sortierern und Verwertern schon recht gut.
Recyclingrohstoffe. Doch diese müssen auch           Auch die Verwertungstechnik unterliegt einer
entsprechenden Absatz finden. Es gibt heute          stetigen technischen Weiterentwicklung. Doch
schon viele gute Einsatzbereiche für Recycling-      wir müssen realistisch bleiben: Es wird immer
kunststoffe und einige Unternehmen haben die         einen Verpackungsanteil geben, der nur ener­
Potenziale bereits erkannt. Je mehr Recycling-       getisch verwertbar ist. Aber dieser Teil muss
kunststoffe sie ein­setzen, desto mehr wird          kleiner werden. Die Ziele des neuen Verpackungs-
wiederum in deren Entwicklung und Qualitäts­         gesetzes sind anspruchsvoll, in meinen Augen
verbesserung investiert.                             aber erfüllbar – wenn auch mit viel Arbeit.
20       solutions for plastic

Von Einweg zu Mehrweg:
Den Kreislauf schließen

                            Wurde ein Produkt von Anfang an recycling­            Verfahren kontinuierlich verbessern
                            gerecht gestaltet, kann Interseroh den Kreislauf      Um den Recyclingprozess weiter zu optimieren,
                            schließen. Beispiel Kunststoff: Mit dem innova­       investiert Interseroh laufend in die Entwicklung
                            tiven Verfahren Recycled-Resource stellt Interseroh   und Modernisierung eigener Anlagen und wird
                            aus gebrauchten Verpackungen hochwertige              mit der weltweit modernsten Technik den Anfor-
                            Kunststoffrezyklate her.                              derungen des neuen Verpackungsgesetzes
                                                                                  gerecht. Das Kompetenzzentrum im slowe­
                            Das mehrfach ausgezeichnete Verfahren wird im         nischen Maribor bündelt zudem als Thinktank

500
                            eigenen Kompetenzzentrum ständig weiterent­           die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im
                            wickelt, um mit den Rezepturen höchste Qualitäts­     Bereich Recycled-Resource. Durch den Einsatz
                            anforderungen zu erfüllen. „Technische Eigen­         der neuesten Verfahren baut Interseroh seine
                            schaften und Gesamtqualität unserer Recycling­        Leistungen ständig weiter aus, um Kunden­
Der Einsatz von Procyclen
erzeugt im Vergleich zu     granulate sind absolut vergleichbar mit Neuware       wünsche flexibel und schnell bedienen zu können
Primärkunststoffen fast     – sie können Primärrohstoffe ersetzen und wert­       – und so eine effiziente Kreislaufwirtschaft zu
500 Kilogramm weniger       volle Ressourcen schonen“, erklärt Dr. Manica         gestalten.
Treibhausgase pro Tonne.
                            Ulcnik-Krump, Geschäftsführerin INTERSEROH
                            Plastics Research & Development d.o.o.                Mehrweg-Versandsystem spart Treibhausgase
                                                                                  Für das Mehrweg-Versandsystem „memo Box“
                            Unsere Recyclingkunststoffe Procyclen und             des Versandhändlers memo AG wird bereits
                            Recythen werden nach den Anforderungen der            Procyclen verwendet. Die Rezeptur des Materials
                            Kunden gefertigt, sodass sie im Anschluss             hat Interseroh speziell entwickelt, um die hohen
                            maßgeschneidert für die Herstellung neuer             Materialanforderungen zu realisieren: Langlebig-
                            Produkte eingesetzt werden können.                    keit, eine mechanische Stabilität bis zu - 30 Grad
                                                                                  Celsius, UV-Beständigkeit und Transportsicher-
                                                                                  heit. „Allein die Nutzung von Procyclen für die
                                                                                  ‚memo Box‘ verringert die Treibhausgasemissionen
                                                                                  bei der Herstellung um bis zu 30 Prozent“, weiß
                                                                                  Frank Schmähling, Vorstand Logistik der memo AG.
Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh   21

Transparenz im wettbewerblichen
Verpackungsrecycling
Zur Umsetzung des neuen Verpackungsgesetzes wird die
„Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister“ geschaffen –
und künftig für mehr Transparenz und Kontrolle beim Recycling
von Verpackungen sorgen. Als Vorstand der Zentralen Stelle
gibt die Umwelt­juristin Gunda Rachut eine Einschätzung über
die bevorstehenden Änderungen.

Frau Rachut, was sind in Ihren Augen die              desto höher werden die Mengen, die recycelt
wichtigsten Veränderungen durch das neue              werden müssen. Um die Quoten zu schaffen,
Verpackungsgesetz?                                    sind alle Akteure in den Wertschöpfungsketten
Das Verpackungsgesetz hat die bisherige               gefordert.
Produktverantwortung der Hersteller konsequent
weiterentwickelt, höhere Recyclingquoten fest­        Wo sehen Sie die größten Ansatzpunkte,
gelegt und Definitionen geschärft. Hersteller und     um diese neuen Recyclingquoten zu erreichen?
Handel können eindeutig klären, ob ihre Ver­          Am Anfang steht der Verbraucher. Seine Leistung,
packungen systembeteiligungspflichtig sind. Das       die Verpackungen im Haushalt zu trennen, wird
gibt ihnen viel Rechtssicherheit. Das jeweilige       im Moment nicht ausreichend gefördert. Er weiß
duale System wiederum muss ihnen unverzüg­-           zu wenig über Recycling. Hier sind die dualen
lich zurückmelden, mit welchen Mengen sie             Systeme und die Kommunen gefordert. Natürlich
systembeteiligt sind. Zugleich ist für jeden trans-   müssen auch Sortier- und Verwertungstechniken
parent, ob sich die Hersteller ordnungsgemäß          angepasst und verbessert werden, um möglichst
registriert haben. Die Eigenverantwortung der         viele der gesammelten Verpackungen zu recyceln.
Hersteller wird so deutlich gestärkt.                 Außerdem sollten Verpackungen von Beginn an
                                                      recyclingfähig gestaltet werden.
Welche Aufgaben übernimmt die Stiftung
Zentrale Stelle ab Januar 2019?                       Darüber hinaus müssen wir den Wiedereinsatz
Die Zentrale Stelle ergänzt die Weiterentwicklung     der Recyclingrohstoffe fördern. Die Nachfrage
der Produktverantwortung und sichert sie ab.          ist relativ hoch, ihre Einsatzbereiche sind
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es        aber noch lange nicht ausgeschöpft.
kaum möglich ist, die Definitionen der europäi-       Wenn sich Abnehmer und Recycler eng
schen Verpackungsrichtlinie trennscharf in das        abstimmen, können sie gemeinsam
deutsche Recht zu übersetzen. Wollte ein Her-         neue Anwendungen und Verwertungs-
steller eine Rechtsauskunft, ob seine Getränke-       lösungen entwickeln. Dafür müssen
verpackung pfandpflichtig ist, musste er 16 Bun-      die Abnehmer die Gesetze des Recy-
desländer befragen. Gleiches galt für die Frage,      clings noch besser verstehen – und
ob eine Verpackung als Verkaufs-, Transport-          die Recycler die Ansprüche an die
oder Umverpackung einzustufen ist. Jetzt ist die      Ziel­produkte. Ich bin guten Mutes.
Zentrale Stelle zuständig und kann die Einord-        Die Beteiligten haben auf das
nung rechtssicher auf Basis des Verpackungs­          Signal des Verpackungs­gesetzes
gesetzes vornehmen. Gleichzeitig kontrolliert sie,    gewartet und freuen sich, diese
ob alle Verpflichtungen eingehalten wurden.           Themen endlich anzugehen.

Wie schätzen Sie die neuen Recyclingquoten ein?
Die neuen Recyclingquoten sind anspruchsvoll.
Gemessen werden sie an der Menge der system-
beteiligten Verpackungen. Je besser die Zentrale
Stelle also Trittbrettfahrer in das System bekommt,
22
23

solutions
in
cooperative
partnerships
Wir müssen alle an einem Strang ziehen – nur dann können wir neue
Lösungen entwickeln, um Produkte und Materialien wiederzuverwenden
und den Rohstoffbedarf zu sichern. Unsere Partner und Kooperationen
sind dabei entscheidend. Gemeinsam können wir unsere Vision einer
umfassenden Kreislaufwirtschaft realisieren.

  Im November 2017 forderte                  Interseroh war 2017 in circa
  Interseroh gemeinsam mit

  51                                         50
  Unternehmen                                Verbänden und
  und Verbänden die nächste                  Initiativen
  deutsche Bundesregierung
  auf, Klimaschutz zur zentralen             aktiv, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern.
  Aufgabe zu erklären.
24   solutions in cooperative partnerships

Denkgrenzen
überwinden:
Zwei Grad sind
machbar
Die Begrenzung der globalen Erwärmung ist
eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung.
Diese Verantwortung nimmt Interseroh ernst.
Gemeinsam mit vielen anderen Unternehmen
sind wir Teil der zukunftsweisenden Initiative
„Weg in die < 2°-Wirtschaft“. In fachüber­
greifenden Arbeitsgruppen entwickeln wir dort
Ideen für eine klimaneutrale Wirtschaft.

                                           In Workshops entwickeln die
                                           Teilnehmer gemeinsam innovative
                                           Ideen und Lösungs­ansätze zur
                                           Erreichung des Zwei-Grad-Ziels.

                   Auf der Pariser Klimakonferenz im Jahr 2015 hat           Das Ziel vor Augen
                   die Weltgemeinschaft das Ziel klar formuliert:            Interseroh wirkt aktiv an der Umsetzung des
                   Um die Folgen des Klimawandels einzudämmen,               Zwei-Grad-Ziels mit. Zusammen mit knapp 40
                   soll die globale Erwärmung auf weniger als zwei           anderen Unternehmen sind wir Teil des zukunfts-
                   Grad Celsius begrenzt werden. Der Klimaschutz-            weisenden Projekts „Weg in die < 2°-Wirtschaft“
                   plan der Bundesregierung schreibt den Weg in              – ins Leben gerufen von der Stiftung 2° und dem
                   ein weitgehend treibhausgasneutrales Deutsch-             WWF Deutschland.
                   land bis zum Jahr 2050 fest.
                                                                             In den drei Themenclustern Gebäude, Verkehr
                   Bei der Umsetzung dieses Ziels nehmen Unter-              und industrielle Produktion entwickeln und ver­
                   nehmen eine zentrale Rolle ein. Doch wie können           folgen die Teilnehmer seit Juni 2017 unterschied­
                   sie dazu beitragen, die Erderwärmung zu begren-           liche Lösungsansätze. „Die beteiligten Unter­
                   zen? Der Lösungsansatz der Initiative „Weg in             nehmen erarbeiten innovative Projektideen und
                   die < 2°-Wirtschaft“ lautet: Gemeinsam können             sollen diese anschließend umsetzen. Auf diese
                   wir mehr erreichen. Durch eine unternehmens-              Weise kann ein Beitrag zur Reduktion der Treib­
                   übergreifende Zusammenarbeit vereint die Initia-          hausgasemissionen geleistet werden“, erläutert
                   tive unterschiedliche Branchen, Fachbereiche              Andrea Dreifke-Pieper, Leiterin Strategische
                   und Blickwinkel, um dem gemeinsamen Ziel ein              Unternehmenskooperationen beim WWF.
                   Stück näher zu kommen.
Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh                      25

                                                                   „Unsere Initiative profitiert von der
                                                                  fachübergreifenden Zusammenarbeit.
                                                                        Wir bündeln Wissen und
                                                                  Kompetenzen für die Erreichung eines
                                                                   gemeinsamen Ziels: die Begrenzung
                                                                       der globalen Erwärmung.“
                                                                                Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°

Interseroh bringt sein Expertenwissen in jedes            gewagt, Visionen entwickelt und Trends diskutiert.          Anteil der Treibhausgas­
Themengebiet mit ein und erarbeitet mit den               Basierend auf dieser offenen Gedankenwelt                   emissionen in Deutschland:

                                                                                                                      18 %
anderen Teilnehmern Leuchtturmprojekte für                wurden erste Lösungsansätze für die dringend
eine klimaneutrale Wirtschaft. „Die gegen­seitige         notwendige Emissionsminderung erarbeitet.
Wissensvermittlung und der Austausch auf
Augenhöhe bringen uns alle weiter. Wir arbeiten           Die einzelnen Projektteams haben ihre Ideen im
                                                                                                                      Verkehr
innovativ, offen und intensiv. Nur so können wir          laufenden Prozess weiterentwickelt, wieder
das Ziel einer emissionsfreien Wirtschaft errei-          verworfen, nachjustiert und verändert – letztlich

                                                                                                                      20 %
chen“, erklärt Stephanie Thiele, Nachhaltigkeits-         entstand daraus eine Vielzahl zukunftsweisender
managerin bei Interseroh und Teilnehmerin bei             Projekte. Von treibhausarmer Logistik über Kon-
„Weg in die < 2°-Wirtschaft“.                             zepte zur Elektromobilität bis hin zu innovativen
                                                          Wohnquartieren – die Vielfalt der Themeninhalte             Industrie
Ein Blick in die Zukunft                                  ist groß. Im nächsten Schritt arbeiten die Projekt-

                                                                                                                      30 %
Wie sieht eine klimaneutrale Welt im Jahr 2050            gruppen nun daran, die Ideen zu konkretisieren
aus und welche Veränderungen sind auf dem                 und realisierbar zu gestalten. Im November 2018
Weg dahin notwendig? Zu Beginn des Projekts               werden die Projekte im Rahmen der Jahreskon­
haben die Teilnehmer einen Blick in die Zukunft           ferenz der Stiftung 2° in Berlin präsentiert.
                                                                                                                      Gebäude

     „Die beteiligten Unternehmen
     erarbeiten innovative Projekt­-
  ideen und sollen diese anschließend
    umsetzen. Auf diese Weise kann
ein Beitrag zur Reduktion der Treibhaus­
   gasemissionen geleistet werden.“
                            Andrea Dreifke-Pieper,
             Leiterin Strategische Unternehmenskooperationen
                                 beim WWF
26       solutions in cooperative partnerships

Die nächste Generation:
Sharing Economy für
Kinderkleidung
Die Nutzungsdauer von Kinderkleidung, Babytragesystemen und
Umstandsmode ist sehr begrenzt. kilenda zeigt eine Alternative auf
und bietet Kinderkleidung zum Mieten an – ab sofort auch mit
seinem Kooperationspartner Tchibo.

                          Jedes Jahr sortieren die Deutschen über eine             Relenda einen nachhaltigen Online-Service an:
                          Million Tonnen Textilien aus. Hosen, T-Shirts und        Das Start-up vermietet qualitativ hochwertige
                          Schuhe landen in Altkleidercontainern oder gar im        und nachhaltig hergestellte Kinderkleidung –
                          Restabfall. Vor allem Kinderkleidung wird oft nur        genauso wie Umstandsmoden, Babytrage­systeme

6.300
Liter Wasser verbraucht
                          eine kurze Zeit benötigt – zu schnell sind die Kinder
                          rausgewachsen. kilenda wirkt diesem Problem
                          entgegen, indem es Produkte länger leben lässt.
                                                                                   und komplette Erstausstattungen für Kinder bis
                                                                                   drei Jahre. Der Sharing Economy-Ansatz verlän-
                                                                                   gert die Lebensdauer der einzelnen Produkte – in
die Produktion eines      Nach dem Motto „mieten statt kaufen“ bietet              der Folge müssen weniger neue Kleidungsstücke
Kinder-T-Shirts.          die Marke des Interseroh-Tochterunter­nehmens            produziert werden.

                          Mit ihrem Mietservice verfolgen kilenda und Tchibo das
                          Ziel eines schonenden Umgangs mit unseren Ressourcen.
Nachhaltigkeitsmagazin Interseroh                  27

Eine Kooperation, die Ressourcen schont
Als großen strategischen Partner hat kilenda das
Hamburger Familienunternehmen Tchibo gewon-
                                                     „Je länger ein Kleidungsstück getragen wird,
                                                     umso besser für die Umwelt“, erklärt Nanda
                                                     Bergstein, Direktorin Unternehmensverant­wortung
                                                                                                            95
                                                                                                            Kleidungsstücke besitzt
nen. Seit Januar 2018 kooperieren kilenda und        bei Tchibo. Das Mietmodell von kilenda und             im Durchschnitt jeder
                                                                                                            Deutsche. Jedes fünfte
Tchibo im Bereich Kinderkleidung auf der gemein-     Tchibo schone Ressourcen und trage zu einem            davon wird so gut wie nie
samen Plattform „Tchibo Share“. „Tchibo sah          veränderten Konsumverhalten bei. „Unser Ziel           getragen.
den großen Mehrwert des Sharing Geschäfts­           ist es, einen Bewusstseinswandel im Umgang
modells für Kunden und Umwelt. Nachdem wir           mit Kleidung zu erzeugen“, erzählt Scheuschner.
die Möglichkeiten der Zusammenarbeit beleuch-        „Wir wollen zu einem Umdenken anregen, Kleidung
tet haben, bietet Tchibo nun einen Teil seines       nicht mehr zu kaufen, sondern sie zu nutzen,
Sortiments an Kinderkleidung zur Miete an. Die       wertzuschätzen und Ressourcen einzusparen.“
gemeinsame Plattform hilft uns dabei, noch           Um dies zu erreichen, plant kilenda, künftig
mehr Menschen von unserem Konzept zu über-           den Service zu erweitern.
zeugen“, so Hendrik Scheuschner, Gründer
von kilenda.                                         Übrigens: Mit ihrer Idee gehörte kilenda zu den
                                                     Top-3-Finalisten bei den GreenTec Awards 2018 in
                                                     der Kategorie „Lifestyle“. Die Auszeichnung ehrt
                                                     jedes Jahr die besten Projekte im Umweltschutz.

Umweltbewusst tanken
Rund eine Million Kunden besuchen täglich eine       Der Vorschlag wurde positiv angenommen:
der polnischen Tankstellen des Mineralölkonzerns     Gemeinsam mit Interseroh hat ORLEN Hand­
ORLEN. Ob Tanken, Autowaschen oder Coffee to         lungsempfehlungen für einen umweltbe­
go – an vielen Stellen werden dabei Ressourcen       wussteren Umgang im Auto und an der Tank­
verbraucht. Diese Tatsache hat sich Interseroh       stelle ent­wickelt. Von umweltfreundlichem
zu Herzen genommen und ist aktiv auf den füh-        Fahren über die Lagerung von Winterreifen bis
renden Tankstellenbetreiber zugegangen. Die Idee:    hin zur richtigen Entsorgung von Verpackungen
Die Bevölkerung Polens auf die Umweltauswir-         und der Ver­meidung von Plastikabfall – die
kungen aufmerksam machen, die bei einer Auto-        Ratschläge sind kurz und anschaulich in einem
fahrt und rund um die Tankstelle entstehen können.   Leitfaden zusammengefasst.

                                                          „Gemeinsam mit Interseroh haben
                                                            wir Tipps und Ratschläge für ein
                                                        umweltbewussteres Handeln erarbeitet,
                                                         um die Gesellschaft zu sensibilisieren
                                                        und an das Thema Ressourcenschonung
                                                                    heranzuführen.“
                                                                    Józef Wegrecki, Member of the Management Board,
                                                                            responsible for operations, ORLEN
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