ZERRISSENE GESELLSCHAFT AM NEUANFANG - Hoffnung, Zuversicht und Er- GKP
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Mitgliederzeitschrift der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands 38. Jahrgang Februar 2021 ZERRISSENE GESELLSCHAFT AM NEUANFANG H offnung, Zuversicht und Er- leichterung prägen die Gefüh- le vieler angesichts der Bilder und Worte des 20. Januar 2021, dem Tag der Amtseinführung des neugewählten US-Präsidenten Joseph „Joe“ Robinette Biden vor dem Kapitol in Washington. Sie stehen in bizarrem Kontrast zu den Bildern und Worten vom selben Ort, die zwei Wochen zuvor weltweit für Bestür- zung gesorgt hatten. Die ganze Spaltung und Zerrissenheit der USA kulminieren gleichsam in diesen beiden Szenarien – nicht umsonst war „Unity“ eines der häufigsten Worte in der Inauguration Speech des neuen Präsidenten. „Ehrlich gesagt haben wir diese Wahl gewonnen“ – diese Aussage Donald Trumps in der Wahlnacht, als noch überhaupt nichts klar war, musste man Joe Biden schwört den Amtseid. Seine linke Hand liegt auf einer Bibel, die sich seit befürchten. Auch dass Trump sämtli- 127 Jahren im Besitz seiner Familie befindet. che Gerichte bemühen würde, um die Foto: Joint Congressional Committee on Inaugural Ceremonies Wahl nachträglich für sich zu entschei- den, hatten viele vorhergesagt. Dass er Wählerschaft. Auch sie ist gespalten. Gesellschaft, in der sich zwei Gruppen dann allerdings ernst machte und seine Wenngleich die US-Bischöfe darauf hin- unversöhnlich gegenüber stehen. Eine militanten Anhänger zum Sturm auf das gewiesen hatten, dass Katholiken keine Medienlandschaft, die sich die Frage Kapitol aufforderte, dies hatten nicht „single issue“-Wähler sein könnten: mit nach ihrer Mitverantwortung für all das einmal die Sicherheitskräfte in der US- ihrer Betonung darauf, dass der Kampf stellen muss – die Diskussionen um So- Hauptstadt für möglich gehalten. gegen legale Abtreibung das zentrale cial Media-Sperren können da nur der Dass die Wahl überhaupt so knapp Entscheidungskriterium sein müsse, Anfang sein. ausgehen würde, hat auch dieses Mal haben sie es katholischen Wählerinnen Doch aus dem Briefing Room des kaum jemand geglaubt. Die meisten und Wählern fast unmöglich gemacht, Weißen Hauses gibt es Hoffnungszei- Beobachter waren sich sicher gewesen, guten Gewissens für den katholischen chen. Dort, wo in den vergangenen vier dass sich Trump durch seine Politik Kandidaten zu stimmen. Auch wenn der Jahren immer öfter „alternative Fakten“ und sein Verhalten in den vergangenen republikanische Kandidat sich als noch und wüste Medienschelte dominierten, vier Jahren als nicht qualifiziert für das so rassistisch, umweltschädlich, polari- sollen nach den Worten von Bidens höchste politische Amt der USA erwie- sierend und unmoralisch erwiesen hat neuer Pressesprecherin Jen Psaki nun sen hat und eigentlich nicht wählbar – auf dem Papier war er immerhin ein wieder „Wahrheit und Transparenz“ die war. Doch mehr als siebzig Millionen „pro life“-Kämpfer. leitenden Prinzipien sein. Dem Land Amerikaner sahen das anders – darun- Was bleibt nach der vierjährigen und seinen Menschen ist es sehr zu ter knapp die Hälfte der katholischen Präsidentschaft Donald Trumps? Eine wünschen. Michael Hertl
G - Gesellschaft neues aus dem Vorstand Für den Liebe Mitglieder, Gestalt und Gehalt des laufenden Pro- Terminkalender mit seinem geistlichen Leben hätte Jesus zesses ist immer wieder die Forderung zu sich absolut Corona-konform verhalten. hören, es müsse sich noch viel stärker um 13.02.2021, 11.00 bis 13.00 Uhr Bei Tagesanbruch, so erzählt es der Evan- ein geistliches Geschehen handeln. Ge- Innehalten – Gott begegnen – gelist Lukas, „verließ Jesus das Haus und legentlich wird das verbunden mit dem Sich selbst neu ordnen. zog sich an eine einsam gelegene Stelle zu- Zweifel, ob der Synodale Weg einem sol- ZOOM-Veranstaltung mit rück. Aber die Leute suchten chen Anspruch überhaupt gerecht werden P. Christof Wolf SJ ihn überall, und als sie ihn könne, erst recht unter den Bedingungen endlich gefunden hatten, digitaler Synodalversammlungen. Soll- 14.10.2021 - 16.10.2021 wollten sie ihn festhalten. ten wir als Menschen, die im Namen des GKP-Jahrestagung in Magdeburg: Er sollte bei ihnen bleiben. Dreifaltigen Gottes Kirche sind, dem Hei- Christen als schöpferische Minderheit Jesus aber zog sich immer ligen Geist nicht zutrauen, dass er weht, wieder in die Einsamkeit wo – und wie – er will? Dass der Funke zurück, um zu beten.“ überspringen kann, auch online? Ich bin Wenn seine Jüngerinnen sicher, jeder und jede von Ihnen hat derlei und Jünger es ihm heute Erfahrungen in den vergangenen Wochen gleich tun wollen, stoßen sie schnell an und Monaten machen dürfen. die Grenzen des Machbaren. Das haben Für die weitere Jahresplanung haben wir wir auch in der GKP erfahren. Die Besin- uns im Vorstand am 22. Januar zu unserer nungstage vom 12. bis 14. Februar unter ersten Sitzung 2021 getroffen – virtuell, der bewährten Leitung unseres Geistli- versteht sich (siehe oben). Die wichtigsten chen Beirats, Pater Christof Wolf SJ, Entscheidungen in Kürze: Da unser für mussten wir schweren Herzens absagen, den Ökumenischen Kirchentag konzi- weil die Kontaktbeschränkungen auch piertes Großpodium „Von der Sprachlo- für das Exerzitienhaus des Benediktiner- sigkeit zur neuen Sprachfähigkeit“ nach Klosters Gerleve im Münsterland gelten. Umgestaltung des Kirchentags keine Doch soll dies kein ersatzloser Ausfall Berücksichtigung mehr finden konnte, sein. Pater Christof bietet vielmehr einen möchten wir es nun in modifizierter Form virtuellen Einkehrtag per Zoom an – ein auf dem Katholikentag 2022 in Stuttgart Experiment, das neben den bisher ange- realisieren. meldeten Teilnehmerinnen und Teilneh- An der Vorbereitung unserer Jahresta- mern auch jedem und jeder von Ihnen gung vom 14. bis 16. Oktober in Magde- Herausgeber: Gesellschaft Katholischer offen steht. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, burg als Präsenzveranstaltung halten wir Publizisten Deutschlands e.V. sich den Samstagvormittag frei zu halten bis auf Weiteres fest. Johann-Heinrich-Lieth-Str. 12 51515 Kürten – als eine „Zeit für mich“, wie Pater Chri- Zur Verstärkung des Redaktionsteams Telefon: (02207) 91 12 20 stof schreibt. Innehalten, Gott begegnen, unserer „Informationen“ konnten wir Do- E-Mail: monika.kolec@gkp.de Homepage Internet: www.gkp.de sich selbst neu ordnen. Unter diese Über- ris Wiese-Gutheil gewinnen. Als Profis schrift hat er das insgesamt zweistündi- wissen Sie, dass sich so ein monatliches Redaktion: Dr. Christian Klenk, Hauptstr. 25, ge Programm gestellt. Es sieht übrigens Mitgliedermagazin nicht „mal eben ne- 91790 Burgsalach, Tel. (0171) 1914939 auch Elemente der Begegnung und des benbei“ erstellen lässt. Ich freue mich da- E-Mail: christian.klenk@ku-eichstaett.de und Harald Biskup, Tel. (0171) 4155476 Austauschs miteinander vor, unter an- her über den Zuwachs für die bewährte E-Mail: h.biskup@gmx.de derem in den schon Zoom-sprichwörtli- Crew mit Harald Biskup, Karl Grüner, Carolin Kronenburg, 7 Fragen an... Bernhard Rude, Medienlexikon, Buchtipp chen „Breakout Sessions“. Als geistlicher Christian Klenk sowie Michaela Pil- Rafael Ledschbor, Abenteuer im Beruf Breakout ist das ganze Angebot gedacht. ters und Ernst Schlögel als KorrektorIn. Christoph Strack, Zu meinem Ärger Karl Grüner, Satz und Layout Herzliche Einladung! Herzlichen Dank und ein herzliches Will- Bilder: Privat (Porträts auf den Seiten 2, 8, 9, 19) Mir kam überdies der Gedanke eines kommen! Karl Grüner (Screenshots S. 4), Gaby Riffert (S. 6) Die Mitgliederzeitschrift „GKP-Informationen“ spirituellen Brückenschlags zum „Syn- Ich grüße Sie herzlich erscheint monatlich. Der Abonnementpreis ist odalen Weg“. In den Diskussionen über Ihr Joachim Frank mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. 2 GKP-Informationen Februar 2021
G - Gesellschaft Namen und Nachrichten aus der GKP „Irritierendes Vorgehen, alarmierend“ GKP-Vorstand nimmt Stellung zum Umgang des Erzbistums Köln mit Journalisten und journalistischen Grundsätzen Z ur Forderung des Erzbistums Zur journalistischen Arbeit gehö- Gutachten zugänglich zu machen. Die Köln an Journalisten, im Rah- ren – im säkularen wie im kirchlichen Kirche muss sich der Wahrheit stellen. men eines Hintergrundge- Bereich – auch Hintergrundgesprä- Und sie darf dabei nicht mit Metho- sprächs über ein unter Verschluss che. Für diese gibt es Regeln, die al- den arbeiten, die Transparenz gefähr- gehaltenes Rechtsgutachten zum Miss- len Journalistinnen und Journalisten den und weiteres Vertrauen zerstören. brauchsskandal im Erzbistum Köln bekannt sind. Selbstverständliche Ba- Schon viel zu viel Vertrauen, Glaubens- eine „Vertraulichkeitsvereinbarung“ zu sis für Hintergrundgespräche ist ge- mut und auch Kirchenbindung sind unterzeichnen, erklärt die Gesellschaft genseitiges Vertrauen. Der Versuch, durch die Kölner Ereignisse zerstört Katholischer Publizisten Deutschlands ein solches Gespräch und damit das worden. Seelen sind verletzt. Die Ver- (GKP): journalistische Wissen um Inhalte des antwortung dafür trägt der Erzbischof Das Erzbistum Köln hat die Vor- WSW-Gutachtens an im Zweifelsfall von Köln. Er verursacht einen Kolla- stellung des Gutachtens der Münch- juristisch relevante schriftliche Ver- teralschaden für die Glaubwürdigkeit ner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl pflichtungen zu binden, ist für dieses der katholischen Kirche. (WSW) vor einer Gruppe ausgewähl- Gesprächsformat vollkommen unüb- Noch im November 2020, hatte der ter Journalistinnen und Journalisten lich. Es ist bezeichnend für den Stil des Vorsitzende der Deutschen Bischofs- verschoben, weil die Medienvertreter Erzbistums, ja alarmierend. konferenz, Bischof Georg Bätzing, mit nicht bereit waren, eine Vertraulich- Viele Menschen in Deutschland, Bezug auf den Kurs des Erzbistums keits- beziehungsweise Verschwiegen- nicht nur Katholikinnen und Katholi- Köln in dieser Sache den Medien ge- heitserklärung zu unterzeichnen. Die ken, warten auf eine Veröffentlichung dankt, die bisweilen aufklärten, „was Gesellschaft Katholischer Publizisten des von Kardinal Rainer Maria Woelki wir unter Umständen nicht schaffen Deutschlands (GKP) kritisiert dieses zurückgehaltenen Missbrauchsgutach- aufzuklären“. Dabei nannte Bätzing irritierende Vorgehen des Erzbistums tens und auf Transparenz seitens des ausdrücklich die Aufarbeitung von als ebenso unglaublich wie unerhört. Erzbistums. An erster Stelle bleibt das Taten wie die Aufarbeitung von Vertu- Es widerspricht journalistischen Interesse der von sexualisierter Ge- schung, die Bistumsleitungen nicht in Grundsätzen der Unabhängigkeit und walt Betroffenen. Aber auch die Öf- verantwortlicher Weise wahrnähmen. Transparenz. Und es konterkariert die fentlichkeit hat ein Anrecht darauf, zu Die von sexualisierter Gewalt Betrof- Bedeutung unabhängiger Medien im erfahren, ob und wie rechtsstaatliche fenen und die Öffentlichkeit haben An- Zuge der Aufarbeitung sexualisierter Grundsätze im Erzbistum Köln einge- spruch auf Transparenz. Die GKP setzt Gewalt. Es darf hier nichts geben, was halten oder missachtet wurden. auf eine Kirche, die keine Medienan- den Eindruck einer gelenkten Bericht- Die GKP unterstreicht die Aufforde- wälte braucht, um mit Journalistinnen erstattung erweckt. rung an Kardinal Woelki, das WSW- und Journalisten zu kommunizieren. „Guter Journalismus braucht Zeit und Ressourcen“ Katholische Publizisten begrüßen Papst-Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel D ie Gesellschaft katholischer Publi- zisten Deutschlands (GKP) begrüßt, dass Papst Franziskus in seiner Botschaft In der Botschaft betont der Papst, dass die Krise in der Verlagsbranche zu einem Qualitätsverlust in den Me- Schreibtisch aus beruht, kann seine Wächterfunktion für die Gesellschaft nicht wahrnehmen“, warnt der Ver- zum Welttag der sozialen Kommuni- dien führt, wenn darunter Recher- bandsvorsitzende. kationsmittel auch die wirtschaftlichen chen und Reportagen leiden. „Guter Auch unter schwierigen Bedingun- Rahmenbedingungen des Journalismus Journalismus braucht Zeit und Res- gen dürften Medienhäuser und Verla- in den Mittelpunkt gestellt hat. „Auch in sourcen, um vor Ort zu recherchieren ge – kirchliche wie säkulare – um ihrer Deutschland spüren wir, wie die Arbeit und mit Quellen vertraulich zu spre- eigenen Glaubwürdigkeit willen nicht von Journalistinnen und Journalisten un- chen“, betont Frank. „Journalismus, an ihrem Kernprodukt sparen oder ter Sparzwängen leidet“, so der Vorsitzen- der nur auf Pressemitteilungen und Journalismus und PR-Dienstleistungen de der GKP, Joachim Frank. ‚kalt geschriebenen’ Meldungen vom auf intransparente Weise vermischen. GKP-Informationen Februar 2021 3
Namen und Nachrichten aus der GKP G - Gesellschaft „Der Weg aus der Medienkrise besteht liert und durch eine vorgefertigte, au- zung des Papstes für den Mut vieler nicht in weniger Journalismus, son- toreferentielle Information in Form Medienschaffender, die unter großen dern in einer Stärkung der Kernkom- einer ‚Hofberichterstattung’ ersetzt Gefahren arbeiten, um über verfolg- petenzen: sorgfältige Recherche und wird, der es immer weniger gelingt, die te Minderheiten, vergessene Kriege, kritische Begleitung des Zeitgesche- Wahrheit der Dinge und das konkrete Gewalt und Ungerechtigkeiten zu be- hens“, so Frank weiter. Leben der Menschen einzufangen, und richten“, ergänzt Frank. Papst Fran- In der am Samstag veröffentlichten die weder die schwerwiegendsten ge- ziskus bezeichnet es als „Verlust nicht Botschaft zum sogenannten Medien- sellschaftlichen Phänomene noch die nur für die Information, sondern für sonntag beklagt der Papst „die Gefahr positiven Kräfte, die von der Basis der die gesamte Gesellschaft und für die einer Verflachung [in den Medien], in Gesellschaft freigesetzt werden, zu er- Demokratie, wenn diese Stimmen ver- denen das Genre der Recherche und fassen vermag“. schwinden würden: Unsere Mensch- Reportage an Raum und Qualität ver- „Wir freuen uns über die Wertschät- heit würde ärmer werden.“ „Kein Werbeprogramm für die Kirche“ Gesprächsabend mit Jürgen Erbacher Kann man als gläubiger Mensch sach- lich und kritisch über Kirche und Re- ligion berichten oder steht man hier in einem ständigen Widerspruch zwi- schen der inneren Überzeugung und den Qualitäts- und Bildungsstandards des öffentlich-rechtlichen Fernsehens? Dies war eine der Fragen in der lebhaf- ten Diskussion zwischen Jürgen Erba- cher, Leiter der ZDF-Redaktion „Kir- Jürgen Erbacher referiert über die Sendeformate seiner Redaktion im ZDF che und Leben katholisch“ und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die beliebte Reihe „37°“ Themen aus zur Welt der Bibel, des Glaubens und der Online-Veranstaltung am 20. Janu- dem breiten Spektrum menschlichen der Religion als Unterrichtsmaterial ar, die vom Journalistik-Studiengang (Zusammen-)Lebens auf, während das verwenden lässt. Um religiöses Ba- der Katholischen Universität Eichstätt- Magazin „sonntags – TV fürs Leben“ siswissen geht es auch im „Forum am Ingolstadt in Kooperation mit der GKP den Fokus auf die Verbindung von Le- Freitag“, das Muslimen die Möglichkeit veranstaltet wurde. Unter der Über- ben und Religion legt – zum Beispiel geben will, ihre Sicht auf das Zusam- schrift „Mehr als Konflikte und Kri- mit Sendungen über die Sternsinger menleben in Deutschland in das gesell- sen? Religionen im Fernsehen“ gab Er- oder über das Leben in der Abgeschie- schaftliche Gespräch einzubringen. bacher den rund 60 Studierenden und denheit einer Katholikin, die als Ere- „Religion ist nach wie vor überall GKP-Mitgliedern einen Einblick in die mitin lebt. An Feiertagen wie Fron- präsent, im Guten wie im Schlechten thematisch weit aufgestellte Arbeit sei- leichnam oder Allerheiligen bietet die – entgegen aller Erwartungen“, so Er- ner Redaktion, deren Herausforderung Sendung „Ein guter Grund zu feiern“ bacher. „Religionen bleiben prägende insbesondere darin liege, ein breites eine Unterbrechung im Alltag an und Kräfte und sind deshalb auch span- Publikum anzusprechen und den Be- begibt sich mit Benediktinerpater Ni- nend für das ZDF“. In den Nachrichten reich Religion nicht monothematisch kodemus Schnabel an Orte und zu würden Religionen häufig im Kontext zu behandeln, sondern die Spannbrei- Menschen, denen sonst nur selten Auf- von Krisen und Konflikten themati- ten des Lebens aufzugreifen. Dies zeigt merksamkeit geschenkt wird. Glau- siert. Dabei sei es mitunter schwierig sich in der Vielfalt der Sendungen und bensverkündigung im Reinformat wird Gesprächspartner zu finden, berichtete Formate, die von „Kirche und Leben im ZDF-Sonntagsgottesdienst präsen- Erbacher und nannte als Beispiel Men- katholisch“ sowie deren evangelischen tiert, während sich das ZDF-Portal schen, die die Reformbewegung inner- Pendant präsentiert werden. So greift „God’s Cloud“ mit seinen kurzen Clips halb der Kirche ablehnen. „Die nutzen 4 GKP-Informationen Februar 2021
G - Gesellschaft Namen und Nachrichten aus der GKP oft ihre eigenen Nachrichtenkanäle.“ noch neutral in der Berichterstattung tion, die aus einer kritischen Distanz Und wie verhält man sich nun als Re- bleiben muss, auch wenn es mal nicht heraus über kirchliche und religiöse dakteur, wenn es darum geht, schwie- gut läuft. Sich der Sache persönlich Themen berichtet.“ Dass diese zwar rige Themen aus der eigenen Kirche verbunden zu wissen sei ebenso hilf- über Konflikte und Krisen, aber auch aufzubereiten? Erbacher zog den Ver- reich wie die fachliche Expertise über zu überraschenden und inspirierenden gleich aus dem Sportjournalismus her- den Berichtsgegenstand. „Wir sind kein Lebensthemen viel zu sagen hat, wurde an, in dem man als Journalist durchaus Werbeprogramm für die Kirche, son- an diesem Abend auf spannende Weise Fan eines Vereins sein könne und den- dern eine journalistische Fachredak- deutlich. Cordula Klenk „Wer ist eigentlich unsere Zielgruppe?“ Video-Podiumsdiskussion zum Thema „Was macht Corona mit den Gottesdiensten?“ E ines scheint sicher: Wir können vorstellen. Dafür sieht er eine große Taufformel „Wir taufen dich im Na- 2021 nicht zum Alten zurück- Chance aus der gegenwärtigen Situa- men des Vaters und des Sohnes und kehren und „das tote Pferd“ tion heraus neue liturgische Konzepte des Heiligen Geistes“ gesprochen weiterreiten. Davon ist der Direktor mit einem ästhetisch ansprechenden haben. Das hat katholischerseits Wi- des Michaelisklosters Hildesheim – multimedialen Miteinander von Wort, derspruch ausgelöst. Professor Ar- Evangelisches Zentrum für Gottes- Musik und Bild zu entwickeln und zu nold sagte: „Ökumenisch ein echtes dienst und Kirchenmusik, Professor etablieren. Problem, denn die katholische Kirche Dr. Jochen M. Arnold überzeugt. Sein Sicher ist sich der Liturgiewissen- möchte solche Taufen nicht anerken- katholischer Kollege, der Erfurter Li- schaftler der Katholisch-Theologi- nen, obwohl ein Pfarrer/Pfarrerin da- turgiewissenschaftler Professor Dr. schen Fakultät der Universität Erfurt, bei war.“ Auch die Formulierung „Wir Benedikt Kranemann, der das ebenso dass die digitalen Formate „nicht mehr taufen …“ statt „Ich taufe …“ hat Dis- sieht, kritisiert in seiner Kirche zu- verschwinden werden“. Eine Reduktion kussionen ausgelöst, sagte er. gleich eine Fixierung innerhalb der auf Gottesdienste ohne Präsenz wäre Viele Fragen lassen „uns neu auf Liturgie auf die Eucharistiefeier. Dies für ihn allerdings ein Verlust. den Gottesdienst schauen. Wer ist sei gerade bei der Übertragung von Professor Arnold, der auch Privatdo- eigentlich unsere Zielgruppe? Wen Online-Gottesdiensten während der zent für Systematische und Praktische möchten wir mit unseren Gottes- Corona-Pandemie deutlich geworden. Theologie an der Universität Leipzig diensten wirklich erreichen?“, fragte Beide sprachen am Dienstag, 15. De- ist, stellte in seinem Statement fest, der Referent. Auch er sieht wie Pro- zember, bei der Video-Podiumsdiskus- dass schnell deutlich geworden sei, fessor Kranemann, dass die leibli- sion zum Thema „Was macht Corona dass der digitale Raum andere Quali- che Versammlung eine andere, eine mit den Gottesdiensten?“. Dazu hatte täten als der analoge brauche. „Aber „sinnlichere Qualität“ als die digitale das Netzwerk „die pastorale!“ zusam- auch die Schwachpunkte im Analo- im Netz hat. men mit der Gesellschaft Katholischer gen wurden dadurch schlicht besser An mehr als 60 Geräten verfolgten Publizisten Deutschlands e.V. (GKP) sichtbar“, fügte er kritisch hinzu. An- Interessierte diese Veranstaltung, die eingeladen. gesichts des eingestellten Gemeinde- sich im sehr lebendigen Chat betei- Professor Kranemann plädierte, gesangs fragte er: „Wenn da wenige für ligten und auch Fragen stellten, unter statt der Fixierung auf die Eucharistie Andere singen, was bedeutet das?“ In anderem nach digitalen Familiengot- im digitalen Raum, vielfältigere und dem Zusammenhang sprach er von ei- tesdiensten. Daniel Heinze führte als eigenständige Wortgottesdienste zu ner neuen Qualität von Chorgruppen. Moderator durch die Veranstaltung, entwickeln. Er sprach sich auch dafür Zugleich verwies er auf die Herausfor- Guido Erbrich fungierte als Anwalt des aus, frei darüber zu diskutieren, wie Li- derung von Rechtefragen. Publikums. Beide sind GKP-Mitglieder turgie gefeiert werden sollte, um Men- Bezüglich der Taufe zeigte er auf und engagieren sich zugleich im Netz- schen in der Gegenwart zu begeistern. eine bisher nicht gekannte Frage in werk „die pastorale!“. Felix Neumann Dabei geht es ihm auch um eine Dif- der Ökumene. Innerhalb der evange- hat abermals die technische Seite abge- ferenzierung von Formen für digitale lischen Kirche kam es dazu, dass Pa- deckt. Ausführlich sind die Statements Gottesdienste und solche in Präsenz. ten oder Eltern das Taufwasser über der Veranstaltung unter: www.die-pas- Eine Tauffeier kann er sich digital nicht den Säugling ausgegossen und die torale.de zu finden. Rafael Ledschbor GKP-Informationen Februar 2021 5
Namen und Nachrichten aus der GKP G - Gesellschaft „Helfen, Begegnen, Erinnern“ nem Vater den Familienbetrieb, der sich auf die Ortung von undichten Stellen in Gespräch mit Vertetern des Maximilian-Kolbe-Werks zum Holocaust-Gedenktag D kommunalen Trinkwassernetzen spezia- er Blick war stärker in die erfahren hat. „Zu Hause hat er darüber lisiert hatte. Dem Journalismus blieb Jörg Zukunft gerichtet als in die geschwiegen.“ Hammann auch nach dem Wechsel in Vergangenheit, die bei einer Angesichts einer „sehr lebendigen Er- die Privatwirtschaft verbunden. Als Vor- Gesprächsrunde über das Maximilian- innerungskultur“ (Kulessa) macht sich standsmitglied im Bayerischen Presseclub Kolbe-Werk naturgemäß jedoch auch das Kolbe-Werk keine Sorgen, dass das und als GKP-Mitglied – dem Verband immer wieder berührt wurde. Am Vor- Leid der KZ-Häftlinge in Vergessenheit gehörte er seit 1989 an – verfolgte er mit abend des Jahrestags der Befreiung von geraten könnte. Für seine nach wie vor großem Interesse die Arbeit einstiger Kol- Auschwitz berichteten in einer GKP- wichtige materielle Unterstützungs- und legen, mit denen er vielfach freundschaft- Zoom-Veranstaltung Geschäftsführer Betreuungsarbeit, zum Beispiel in Po- lich verbunden blieb. Publizistisch wirkte Christoph Kulessa und seine Stellvertre- len, Belarus und der Ukraine (etwa bei er auch als Buchautor: Zusammen mit terin Danuta Teresa Konieczny sowohl Kuraufenthalten) kann das aus Spenden, Ulrich Harprath verfasste er einen Leit- von den Anfängen der 1973 gegrün- Sonderkollekten und Zuschüssen für faden für Jour- deten Organisation, die in vielfältiger Zeitzeugen-Projekte finanzierte Werk nalisten und mit Form Hilfe für Überlebende der NS- auf ein engmaschiges Netzwerk zurück- Barbara Just ver- Konzentrationslager und Ghettos leis- greifen. Bei der Diskussion kreisten viele öffentlichte er das tet, als auch von den aktuellen Heraus- Fragen um die Zukunft. Das Engage- Papstbuch „Mein forderungen. Weiterhin fühle man sich ment gehe weiter, „so lange wie möglich Herz schlägt bay- der „Trias Helfen, Begegnen, Erinnern“ und nötig“, sagte Kulessa. Man rechne risch“. verpflichtet, sagte der Diplom-Theologe mit einem „Zeithorizont von etwa zehn Fünf Jahr lang Kulessa. Doch durch die Corona-Pan- Jahren“. Die große Mehrzahl der rund durfte ich ge- Jörg Hammann R.I.P. demie habe sich seit dem vergangenen 19.000 Überlebenden, „die noch da meinsam mit Jörg Hammann Termine für Jahr der Schwerpunkt zugunsten von sind“, ist Mitte 90 oder älter. „Die Jüngs- die GKP Region München koordinieren „helfen, helfen, helfen“ verschoben. Die ten sind jetzt 76.“ Sie wurden 1945 noch und anbieten. Für mich waren dabei unse- Erinnerungsarbeit werde aber selbst- hinter dem Stacheldraht von Auschwitz re Vorbereitungstreffen nicht weniger inte- verständlich fortgeführt, auch wenn die oder eines anderen Lagers geboren. ressant als die eigentlichen Veranstaltun- nach wie vor sehr gefragten Besuche von Harald Biskup gen. Wenn Jörg voller Leidenschaft aktuelle Zeitzeugen in deutschen Schulen bis auf kirchliche oder politische Strömungen Weiteres natürlich nicht stattfinden kön- kommentierte und dabei zur Hochform nen. Das Interesse an solchen Begegnun- Wir trauern auflief, dann konnte einem das Herz höher gen sei so groß, „dass wir gar nicht alle um Jörg Hammann schlagen. So sehr er sich über Bischöfe und Anfragen bewältigen können“, berichtete Kirchenvertreter auch ereifern konnte, sei- Konieczny, in der Freiburger Geschäfts- Noch immer ist es unfassbar. Jörg Ham- ne tiefe Verwurzelung im Glauben leuchte- stelle vor allem für Erinnerungs- und mann, GKP-Mitglied und langjähriger te dabei stets auf. Wenn Jörg Fragen stellte Bildungsprojekte verantwortlich. Schon Leiter des Münchner KNA-Büros ist tot. – und er tat es leidenschaftlich gern – dann seit vielen Jahren würden die hochbetag- Er starb überraschend am 17. Januar – nur war das stets mehr als journalistisches ten ehemaligen KZ-Häftlinge von ihren wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag. Handwerkszeug. Menschen interessierten Kindern, längst selbst im Rentenalter, Neben seiner Frau hinterlässt er drei Töch- ihn und jeder Gesprächspartner konnte oder von Enkeln nach Deutschland be- ter und mehrere Enkelkinder. das sofort spüren. Das machte ihn so nah- gleitet. Manche Familienangehörigen Nach dem Studium der Politikwissen- bar. Er war nicht nur ein freundschaftlicher hätten bis heute mit Traumatisierungen schaft und Theologie in Freiburg begann er Begleiter. Wo immer er konnte, versuchte zu kämpfen und würden ebenfalls unter- seine journalistische Ausbildung zunächst er andere zu fördern und zu unterstützen. stützt. Sehr plastisch schilderte sie den als ifp-Stipendiat. Ab 1987 arbeitete er für Deshalb ist es auch so schmerzlich, dass er Auftritt eines Auschwitz-Überlebenden, die Katholische Nachrichtenagentur, von jetzt nicht mehr da ist. Er wird uns fehlen. dessen Tochter erst durch den ergreifen- 1995 bis 2001 als Redaktionsleiter des Bay- Der Herrgott möge ihn in sein himmli- den Bericht ihres Vaters vor einer deut- erischen Büros in München. Nach kurzer sches Reich aufnehmen und seine Familie schen Schulklasse Einzelheiten seiner Tätigkeit in der Pressearbeit der Landes- in ihrer Trauer trösten. erlittenen Qualen und Demütigungen bausparkasse übernahm er 2002 von sei- Max Kronawitter 6 GKP-Informationen Februar 2021
G - Gesellschaft Namen und Nachrichten aus der GKP buchhinweis die Herausgeber Michaela Labudda eine prekäre kirchliche Vergangenheit“ und Marcus Leitschuh den Zeitpunkt dereinst gewesen sein wird. „Es könn- Synodaler Weg – der Veröffentlichung. Beide sind selbst te die letzte, vergebliche Chance einer letzte Chance? Mitglieder der Vollversammlung des Kirche gewesen sein, die auf Autorität Synodalen Weges und konnten rund statt auf Authentizität setzt“, so Knops Am 4. und 5. Februar findet die zweite 40 Synodale dafür gewinnen, kurze Hoffnung. Joachim Frank zieht ein Re- Vollversammlung des Synodalen Wegs Erfahrungsberichte und Standpunkte sümee der bisherigen Versammlungen statt. Wegen der Corona-Pandemie beizusteuern, die unter dem Titel „Sy- und Konferenzen und macht die Mit- schalten sich die Teilnehmer des Di- nodaler Weg – letzte Chance“ versam- glieder der Orden als Urheber der ent- alogs zur Zukunft der Kirche per Vi- melt sind. schiedensten Voten für Reformen aus. deokonferenz zusammen. Geplant ist Die Autorenschaft ist – was ihren Eine Revision der kirchlichen Sozial- unter anderem, dass die vier Foren zu Hintergrund anbelangt – heterogen, gestalt und ihrer Lehren hält er für eine den zentralen Themen Macht, pries- auch vier Vertreter des Episkopats sind „immer wieder zu erfüllende Aufgabe“. terliche Lebensform, Sexualmoral und dabei (Becker, Genn, Hanke, Marx). Ohne sie gleiche die Kirche „einem Rolle der Frauen Zwischenergebnisse Die wenigen lauten Stimmen, die sich Spediteur, der sein Transportgut für so ihrer Arbeit vorstellen. Bis zu kon- nach dem Auftakt besonders kritisch großartig hält, dass er beim Fuhrpark kreten Entscheidungen ist noch eine zum Synodalen Weg äußerten, sucht auf Wartung und Reparatur verzichtet ganze Wegstrecke zu gehen. Und doch man vergebens. Die Herausgeber mei- und auch einen Routenplaner für über- liegt nur ein Jahr nach Beginn des Dia- nen beobachtet zu haben, dass sich in flüssig hält“. logprozesses schon ein erstes Buch vor, der Kirche und beim Synodalen Weg Christian Klenk das Einblicke „in den Maschinenraum“ nicht zwei Blöcke gegenüberstehen. geben möchte, wie es im Vorwort heißt. „Es gibt freilich medial aufgebausch- „Das Buch erscheint, noch bevor ein te Scheinriesen“, so Leitschuh. Zu den Michaela Labudda einziger Satz beschlossen ist. Uns ist Autoren zählen die GKP-Mitglieder / Marcus Leitschuh es wichtig, Sie als Leserinnen und Le- Julia Knop und Joachim Frank. Die (Hg.): Synodaler ser genau zu diesem Zeitpunkt mitzu- Erfurter Dogmatikerin Knop blickt in Weg – letzte Chan- nehmen, Informationen zu vermitteln die Zukunft und stellt die Frage, wie ce? Bonifatius, Pa- und den Weg dadurch ein Stück trans- „dieses ambitionierte Projekt einer ge- derborn 2021, 227 parenter werden zu lassen“, begründen meinsamen kirchlichen Reaktion auf Seiten, 18,90 Euro Neue Mitglieder Claudia Krupp, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungs- werke in der Bundesrepublik Deutschland e. V., Heilsbachstraße 6, 53123 Bonn, Telefon: 0228 28 929-49; Mail: krupp@aksb. de; privat: Udetstraße 51, 53757 Sankt Augustin Tilman Asmus Fischer, Redakteur der Zeitschrift „Der Westpreuße – Begegnungen mit einer europäischen Kulturregion“, Mühlendamm 1, 48167 Münster-Wolbeck, Telefon: 0163 4548736, Mail: t.fischer@der-westpreusse.de; freier Autor Herder Korrespondenz, Zeitzeichen: Die Kirche, ZUR SACHE BW, Die Tagespost, Deutscher Ostdienst; privat: Osloer Straße 116, 13359 Berlin Benedikt Joh. Heider, Student, privat: An der Nesselburg 53, 53179 Bonn, Telefon: 0228 92 66 92 48, Mail: benedikt.heider@ hotmail.de Geburtstag Rainer Middelberg wird am 7. Februar 50 Jahre alt Wir gratulieren GKP-Informationen Februar 2021 7
Namen Namen und und Nachrichten Nachrichten aus aus der der GKP GKP G - Gesellschaft ren, Einblicke in mir unbekannte Wel- Kontexten, verschiedenen Alters und ten, „durch die Augen anderer sehen“, mit teilweise internationalen Hinter- Hintergründe kennenlernen, das fand gründen, die man kennenlernen darf. ich schon immer spannend. Außerdem bin ich familiär „vorbelastet“ und habe Was halten Sie für unerlässlich für einen die damit verbundene Lebenswelt und Journalisten? die Herausforderungen von klein auf Eine gute Recherchefähigkeit! Dazu kennengelernt. Nach dem Abitur habe kommen eine fundierte Ausbildung, ich beim regionalen Fernsehen „an- Beobachtungsgabe, soziale Kompe- geheuert“ und ein TV-Volontariat ab- tenz, Neugier, Offenheit, Wahrheitslie- solviert. Während sowie nach meinem be, Zähigkeit, Flexibilität, Verantwor- Studium in Bonn und Paris folgten di- tungsbewusstsein, Rückgrat, Mut, ein verse Stationen und freie Mitarbeiten kritisch-wacher Geist, ein Nachhaken im In- und französischen Ausland so- auch bei unbequemen Themen und wie ein Fachzeitschriften-Volontariat stets auf der Suche sein nach „der Ge- beim Springer Wissenschaftsverlag in schichte hinter der Geschichte“. Man München. Dann habe ich „die Seite ge- sollte zudem gut zuhören können und wechselt“ und arbeite seit 2013 in der sich nicht vereinnahmen lassen. Kurz: Hochschulkommunikation. Verstand, Herz und eine „Hands-on- 7 FRAGEn An... Ihre Vorbilder? Mentalität“. VEREnA BREITBACH Viele engagierte Journalistinnen und Wie bringen Sie privates Leben und Be- Journalisten, die ich im Laufe meines ruf unter einen Hut? Verena Breitbach, Jahrgang 1981, stu- bisherigen Werdegangs kennenlernen Beides lässt sich nie ganz trennen, dierte in Bonn und in Paris Bildungs- und von ihnen lernen durfte. Insbe- denn man „arbeitet nicht als Journa- wissenschaften, Soziologie und Neuere sondere geprägt haben mich das Team list“, sondern „man ist Journalist“. Für deutsche Literatur. Als Referentin für der Pressestelle der Universität Bonn mich ist der Beruf „Berufung“. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und und das Burda Korrespondentenbüro seit November 2020 zudem als Refe- in Paris. Warum sind Sie in der GKP? Was hat rentin der Geschäftsführung hat sie die Sie hineingebracht, was hält Sie? Pressestelle der Philosophisch-Theolo- Ihr schönstes Erlebnis im Beruf? Information und Austausch. Als „One- gischen Hochschule Vallendar (PTHV) Alle Stationen waren eine große Be- Woman-Show“ in meiner aktuellen aufgebaut und entwickelt diese crossme- reicherung. Meine Zeit beim Fernfah- Position freue ich mich über die kol- dial weiter. Davor war sie für verschie- rer-Magazin „TRUCKER“ habe ich als legiale Vernetzung und den Austausch dene Medienhäuser im In- und franzö- sehr sinnvoll empfunden, da dieses als mit Gleichgesinnten aus meinem Be- sischen Ausland tätig. Sie volontierte bei Sprachrohr für eine Zielgruppe agiert, rufsstand. Springer Science & Business Media in die in Deutschland (ganz anders zum München. GKP-Mitglied seit 2018. Beispiel in Frankreich!) wenig Gehör Was erwarten Sie von der GKP? findet und hierzulande nicht selten in Ein Netzwerk aus Expertinnen und Ex- Zusammenhang mit negativer Bericht- perten, die sich mit gesellschaftlichen Ihr persönlicher Weg zum Journalismus? erstattung genannt wird. Es gibt nicht und berufspolitischen Gegenwartsfra- Ich wusste früh, dass ich Journalistin DAS schönste Erlebnis im Beruf, son- gen intensiv auseinandersetzen. Dass werden möchte: Neugier auf Menschen dern es sind vielmehr die täglichen Be- die GKP für Qualität im Journalismus und ihre Geschichten, fremde Kultu- gegnungen mit Menschen aus diversen eintritt. Alle früheren 7-Fragen-Interviews finden Sie im Internet unter: www.gkp.de/mitglieder/7-fragen 88 GKP-Informationen GKP-Informationen Februar Februar 2021 2021
G - Gesellschaft Forum KOMMENTAR UNSOZIALE MEDIEN E s klingt für manche merkwür- regierten Ländern führte, nahm im vir- Und tatsächlich gibt es Anzeichen, dass dig, wenn die katholische Kirche tuellen Raum seinen Anfang, ehe er sich sich insbesondere junge Menschen auf seit dem Zweiten Vatikanischen auf die Straßen verlagerte. unpolitische Plattformen oder in kleine- Konzil von den „sozialen Kommuni- Inzwischen muss man leider konsta- re, geschlossene Räume mit mehr Pri- kationsmitteln“ spricht und dabei die tieren, dass die sozialen Medien nicht vatsphäre zurückziehen. Massenmedien meint. Die instrumenta nur demokratiefördernd sind – ganz im Doch sind die verbalen Ausfälle noch communicationis socialis, das sind jene Gegenteil. Ein notorischer Lügner als die harmloseren Auswüchse. Spätes- „erstaunlichen Erfindungen der Tech- oberster Social-Media-Redakteur im tens wenn sich Gruppierungen in den nik, welche … nicht nur den einzelnen Weißen Haus – damit haben die Grün- Netzwerken zu Gewalttaten verabreden Menschen, sondern die Masse und die der von Facebook und Twitter sicher und Angriffe auf den demokratischen ganze menschliche Gesellschaft errei- nicht gerechnet, als sie einst ihre Ange- Staat organisieren, ist der Beweis er- chen und beeinflussen können“, wie es bote starteten. Dass nun Donald Trumps bracht, dass die sozialen Medien eine im Konzilsdekret „Inter Mirifica“ von Kanäle gesperrt wurden, markiert den große Überforderung darstellen: für 1963 heißt. Damals waren die Medien vorerst traurigen Höhepunkt einer Ent- die Betreiber, die bei der Überprüfung noch weitgehend eine Einbahnstraße, wicklung: Die Plattformen werden längst der Inhalte nicht hinterher kommen; auf der Journalisten und Publizisten als von vielen für gänzlich unsoziale Zwecke für die Justiz, die sich mit begrenzten professionelle Sender ihre Nachrichten missbraucht. Mobbing und Hasskom- technischen Möglichkeiten einer Flut an das Publikums schickten. mentare, Übertreibungen, Lügen und von Verstößen konfrontiert sieht; für die Heute hat sich die Vokabel von den Verschwörungstheorien sind in den so- Politik, die sich schwer tut, wirksamere „sozialen“ Medien fest in unserem zialen Netzwerken an der Tagesordnung gesetzliche Regeln zu finden und gegen Sprachgebrauch verankert, seit es Netz- und spalten die Gesellschaft, anstatt die die international agierenden Konzerne werke wie Twitter, Facebook und Co. Menschen zusammenzubringen, wie es durchzusetzen. In erster Linie überfor- gibt. Nun kann jeder selbst zum Sender doch eigentlich intendiert war. dert sind jedoch Menschen, die im Netz werden, mehr und weniger Relevantes Wenn heute Berichte über Corona- in einer Weise kommunizieren, wie sie aus dem persönlichen Alltag berichten Tote auf Facebook publiziert werden, es von Angesicht zu Angesicht (hoffent- und das Zeitgeschehen kommentieren. finden sich hunderte lachende Smilies lich) niemals täten. Papst Paul VI., Au- Die sozialen Netzwerke ermöglichen, darunter. Wenn auf den Seiten katho- tor von „Inter Mirifica“, schrieb 1963: dass wir uns mit Menschen, die unse- lischer Medien über Entwicklungen in „Die rechte Benutzung der Sozialen re Interessen teilen, austauschen, dass der Kirche diskutiert wird, braucht es Kommunikationsmittel setzt bei allen, wir über große Distanzen Kontakt zu nicht lange, ehe wüste Beschimpfungen die mit ihnen umgehen, die Kenntnis Freunden halten. Sie schenken Mei- und Verunglimpfungen die Kommu- der Grundsätze sittlicher Wertordnung nungsfreiheit dort, wo die Pressefrei- nikation zunichte machen. Menschen voraus und die Bereitschaft, sie auch heit eingeschränkt ist. Der Arabische wie mir raubt dies zunehmend die Lust hier zu verwirklichen.“ Diese Feststel- Frühling, der vor genau zehn Jahren zu daran, soziale Netzwerke außerhalb lung gilt heute mehr denn je. einem Umsturz in zahlreichen autoritär des engsten Freundeskreises zu nutzen. Christian Klenk GKP-Informationen Februar 2021 9
Kirche, Religion & Medien K - Katholisch deutschland sämtliche übergebenen Fälle „umfas- send geprüft und ausgewertet“. harrlich auf höheres Tempo. Es werde immer schwieriger, das Verbot der Di- Die WSW-Untersuchung hatte auch akonen- und Priesterweihe für Frauen Missbrauchs-Gutachten für der mit dem neuen Gutachten be- zu begründen, sagte er der „Herder- Köln sorgt weiter für Streit auftragte Strafrechtsexperte Gercke Korrespondenz“. Für Gespräche über bemängelt und die Auswahl der Bei- die von Rom mit Argusaugen beobach- Das Erzbistum Köln hat erneut eine spiele als „willkürlich“ bezeichnet. tete Pfarreien-Reform im Vatikan setz- Veröffentlichung des von der Münch- In dem Münchner Gutachten fänden te Bätzing eine Beteiligung von Laien ner Kanzlei Westphal Spilker Wastl sich „vermeintliche Schuldzuweisun- durch. (WSW) erstellte Missbrauchs-Gutach- gen mit starken Worten ohne Belege“. ten abgelehnt. WSW hatten angeboten, Gercke kündigte an, sein Team werde ihre Untersuchung ausschließlich auf jeden einzelnen der insgesamt 312 Ver- Kölner Weihbischof Puff der eigenen Homepage vorzustellen. dachtsfälle „würdigen“. Die Ergebnisse bedauert Goebbels-Zitat Dem Erzbistum entstünden dadurch würden für das Erzbistum Köln „unge- keinerlei Haftungsrisiken. „Wir trügen mütlich“ werden. Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff hierfür die alleinige und volle Verant- fühlt sich mit Äußerungen über „Fake wortung.“ Dies komme für die Erzdiö- News“ in der Berichterstattung über zese als Auftraggeberin des Gutachtens Synodaler Weg geht online: die Kirche missverstanden. „Ich bin nicht in Frage, stellte eine Sprecherin Dialog per Videokonferenz für einen kritischen Journalismus klar. Sie wiederholte den Vorwurf, das dankbar, auch gegenüber Kirche und Gutachten habe handwerkliche und Die nächste Zusammenkunft des Sy- Bischöfen“, sagte er dem Online-Portal methodische Mängel und sei außer- nodalen Weges findet ausschließlich domradio.de. Der von ihm wiederge- dem „rechtswidrig“. Zur Begründung online statt. Wegen der Corona-Pan- gebene Satz von Joseph Goebbels, man führt das Erzbistum vor allem eine demie schalten sich die Teilnehmer des müsse eine Lüge nur oft genug wieder- 22-seitige Expertise des Frankfurter Dialogs zur Zukunft der Kirche am 4. holen, dann werde sie geglaubt, habe Strafrechtlers Matthias Jahn an. Auch und 5. Februar zusammen. Geplant sich auf Donald Trump nach seiner aufgrund von Jahns Einwänden hatte ist, dass die vier Foren zu den zentra- verlorenen Wahl bezogen. Puff hatte in Kardinal Rainer Woelki den Kölner len Themen Macht, priesterliche Le- einem „Tagesimpuls“-Video auf dom- Strafrechtler Björn Gercke mit einem bensform, Sexualmoral und Rolle der radio.de den NS-Propagandaminister neuen Gutachten beauftragt, dessen Frauen Zwischenergebnisse ihrer Ar- zitiert und erklärt: „Wiederholungen Ergebnisse bis zum 18. März vorliegen beit vorstellen. Zum Komplex Macht allein machen eine Aussage nicht au- sollen. will das Forum bereits ein komplet- tomatisch wahr – auch nicht, wenn Die Münchner Anwälte werfen Jahn tes Papier präsentieren. Als weiterer es um das angebliche Fehlverhalten ihrerseits methodische Mängel vor und Punkt ist eine Aussprache zur Aufar- von Bischöfen geht.“ Der Deutsche bedauern, zu keiner Zeit Gelegenheit beitung des sexuellen Missbrauchs in Journalisten-Verband (DJV) warf Puff zur Stellungnahme erhalten zu haben. der Kirche zu erwarten. Mit dem vor daraufhin vor, „die legitime Bericht- Jahn hatte kritisiert, WSW hätten aus einem Jahr gestarteten Synodalen Weg erstattung professioneller Medien“ auf den 189 ausgewerteten Personalakten wollen die Bischofskonferenz und das eine Stufe mit Goebbels und Trump lediglich 15 angeblich gravierende Fäl- Zentralkomitee der deutschen Katholi- zu stellen. Damit greife der Weihbi- le herausgegriffen, was vielen Opfern ken (ZdK) versuchen, verloren gegan- schof Journalisten an und zündele an nicht gerecht werde. Außerdem könne genes Vertrauen zurückzugewinnen. der Pressefreiheit, sagte der DJV-Vor- die namentliche Erwähnung von Ver- Die aus 230 Mitgliedern bestehende sitzende Frank Überall dem „Kölner antwortungsträgern bei Mängeln zivil- Synodalversammlung, das höchste Stadt-Anzeiger“. Dazu erklärte Puff: rechtliche Klagen nach sich ziehen. beschlussfassende Gremium, konnte „Sollte der Eindruck entstanden sein, WSW verteidigten ihr Vorgehen, sich coronabedingt erst einmal tagen. Die ich hätte Journalisten und den heuti- auf 15 Fälle beschränkt zu haben, da- zweite Vollversammlung ist nach ak- gen Journalismus mit Goebbels ver- mit, dass man Betroffene nicht der Ge- tuellem Stand für den kommenden gleichen wollen, tut mir das aufrichtig fahr einer „erneuten Traumatisierung“ Herbst vorgesehen. Der Vorsitzende leid und ich bitte dafür um Entschuldi- habe aussetzen wollen. Man habe aber der Bischofskonferenz, Georg Bätzing gung.“ Das sei nicht seine Absicht und nicht nur die ausgewählten 15, sondern (Limburg), drängt behutsam, aber be- Meinung gewesen. 10 GKP-Informationen Februar 2021
K - Katholisch Kirche, Religion & Medien Der Münsteraner Kirchenrechtler ab, „Neues anzunehmen und zuzulas- Reformator aus der katholischen Kir- Thomas Schüller kritisierte auf Face- sen, das bislang vielleicht noch nicht che ausgeschlossen wurde, nachdem er book, mit dem Goebbels-Vergleich hinreichend zur Entfaltung kommen seine Thesen nicht widerrufen wollte. sollten Journalisten „mundtot“ ge- konnte“. Forderungen, die Exkommunikation macht werden, die kritisch über die Mit Blick auf den Synodalen Weg aufzuheben, wie sie von verschiedenen Kirche berichteten. zeigte sich Lammert skeptisch. „Die Ökumene-Initiativen schon im Luther- jüngsten Äußerungen und Interventio- Jahr erhoben worden waren, erteilte nen aus Rom bekräftigen meine Hoff- Meier eine Absage. Der Bischof, derzeit Lammert für mehr Rechte nungen nicht“, sagte er und riet: „Wir Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Gläubigen in der Kirche müssen am Ende tun, was wir glauben christlicher Kirchen in Bayern, sagte, verantworten zu können.“ Wenn die er sei überezeugt, dass die Bannbul- Der frühere Bundestagspräsident Nor- Kirche in Deutschland sich nicht ent- le eine „Momentaufnahme von 1521“ bert Lammert empfiehlt der katholi- schließe, „sich aus der wohlwollenden ist, die mit Luthers Tod 1546 „gegen- schen Kirche mehr Mitentscheidungs- Bevormundung durch den Vatikan zu standslos“ geworden sei. „Kirchliche rechte für die Gläubigen. „Die Kirche befreien“, werde der aktuelle Reform- Symbolpolitik ist zuwenig. Kirchliche der Zukunft braucht kluge Hirten und dialog nicht das angestrebte Ziel errei- Realpolitik bedeutet, das Anliegen Lu- eine aufgeklärte Herde, die sich ihrer chen. thers aufzugreifen und eine Erneue- eigenen Verantwortung bewusst ist rung der Kirche zu bewirken.“ und davon Gebrauch macht“, sagte der Zum Thema Mahlgemeinschaft sag- Vorsitzende der CDU-nahen Konrad- Bischof von Augsburg: te Meier, im Moment sei die Katholi- Adenauer-Stiftung bei einer Online- Luther ist nicht in der Hölle sche Kirche „noch nicht so weit“, die Tagung der Akademie des Bistums Einladung der Evangelischen Kirche Dresden-Meißen. „Dabei wird man Bertram Meier, der Bischof von Augs- „reziprok“ aussprechen zu können. sicher unterscheiden und gleichzeitig burg, zeigte sich in einem Interview Er verwies auf die „klare Ansage“ der eine intelligente Verbindung herstellen überzeugt, dass Martin Luther „nicht vatikanischen Glaubenskongregation, müssen zwischen Organisationsfragen in der Hölle, sondern im Ewigen Leben „Aber so wenig wir explizit einladen, und ethisch-moralischen Grundsatz- ist“. In einem Gespräch mit der „Augs- so wenig werden wir explizit ausladen“, fragen, für die man möglicherweise burger Allgemeinen“ sagte Meier, Lu- fügte der Bischof hinzu. andere Partizipationsformen braucht.“ ther habe „sehr viele positive Seiten Der katholische CDU-Politiker be- und wichtige Anliegen“ in die Kirchen- tonte: „Überall da, wo es um einen und Menschheitsgeschichte gebracht. Theologin: Keine Interessensausgleich geht, sind de- „Er wollte die Kirche am Maßstab des Veranstaltung mehr ohne mokratische Entscheidungsprozesse Evangeliums messen und erneuern“, weibliche Referenten allen anderen überlegen.“ Durch die erklärte der Bischof. Mitwirkung von Vielen würden diese Weiter sagte Meier, vieles wäre in Die Grazer Theologin Gunda Werner Prozesse komplexer und länger, doch der katholischen Kirche nicht möglich, fordert mehr Sichtbarkeit für katholi- regelmäßig werde die Urteilsfähigkeit manches hätte nie Eingang gefunden, sche Theologinnen. „Es darf eigentlich im jeweiligen Themenfeld erhöht und „wenn nicht Luther an ihrer Tür an- keine Veranstaltungen mehr geben, bei das Fehlerrisiko gesenkt. Bei autoritä- geklopft hätte – manchmal leise und denen keine Frauen referieren, weil ren Entscheidungsprozessen verhalte manchmal laut, mitunter auch pol- dann dem Wissenschaftssystem etwas es sich umgekehrt. ternd“. Evangelisch zu sein sei keines- fehlt“, sagte sie in einem Interview des Es sei „inzwischen ganz unüberseh- falls „wie die Erbsünde zu behandeln“. Portals katholisch.de. Auch bei Publi- bar deutlich geworden“, wie sehr die „Es ist nicht so, dass ich ein negatives kationen müsse die Frage der Gleich- Autorität der Kirche „in Zeiten drama- Prägemal habe, weil ich evangelisch stellung eine größere Rolle spielen. tischer Veränderungen“ auch von ihrer getauft bin.“ Das wisse er von seinem „Wenn man sich kirchliche Medien aus Fähigkeit und Bereitschaft abhängt, Vater, einem aktiven Protestanten. dem deutschsprachigen Raum ansieht, „sich mitten in dieser Welt auf deren Anlass für das Interview ist die vor kann man den Eindruck bekommen, Fragen einzulassen und einzustel- 500 Jahren von Papst Leo X. gegen dass es - plakativ gesprochen – fünf len“. Die Akzeptanz der Kirche hänge Luther verhängte Bannbulle „Decet Männer und drei Frauen gibt, die sich „maßgeblich“ von ihrer Bereitschaft Romanum Pontificem“, mit der der zu theologischen Themen äußern.“ GKP-Informationen Februar 2021 11
Kirche, Religion & Medien K - Katholisch Diese „Datenlücke“ zu schließen, liege die Angelegenheit entscheiden. den Staaten die Impfungen gegen das in der Verantwortung von Zeitschrif- Am 28. April 2020 hatte das hessische Virus angelaufen seien, müssten die ten und Portalen. Kultusministerium angekündigt, den meisten Menschen in den afrikani- Bei Veranstaltungen oder Veröf- seit 2013 in Zusammenarbeit mit Ditib schen Ländern darauf noch Monate fentlichungen könnten Gelder oder erteilten islamischen Religionsunter- oder gar Jahre warten, teilte Misereor Zuschüsse davon abhängig gemacht richt zum Ende des Schuljahres „auszu- in Aachen mit. Das Infektionsgesche- werden, „ob die Parität stimmt“, schlug setzen“. Kultusminister Alexander Lorz hen nehme auf dem afrikanischen Werner vor. Irgendwann werde „sich (CDU) hatte zur Begründung Zweifel Kontinent nach vergleichsweise mil- das automatisieren“, weil viel mehr an der Unabhängigkeit des Landesver- dem Beginn stark zu. Zahlen der Af- Frauen in Positionen kommen wür- bandes vom türkischen Staat angeführt. rikanischen Union zufolge wurden in- den, in denen sie selbst einladen oder Seit dem Schuljahr 2019/2020 läuft in zwischen 3,3 Millionen Menschen von entscheiden. Werner wies darauf hin, Hessen stattdessen der Schulversuch Infektionen erfasst, mehr als 80.000 dass 42 Prozent der Angestellten im eines bekenntnisfreien, rein staatlichen von ihnen starben an den Folgen. theologischen Mittelbau Frauen seien. Islamunterrichts ohne Kooperation mit Misereor-Hauptgeschäftsführer Pir- Dieser Anteil schlage sich aber nicht in einer Religionsgemeinschaft. min Spiegel erneuerte angesichts der Einladungen zu Vorträgen oder Anfra- Der Ditib-Landesverband wollte vor Benachteiligung vieler Länder des glo- gen für Texte nieder, bedauert die aus dem Verwaltungsgericht Wiesbaden er- balen Südens seine Forderung nach Bonn stammende Wissenschaftlerin, wirken, dass das Land verpflichtet wer- mehr Impfgerechtigkeit. „Die Armge- die an der Universität Graz das Institut den sollte, die Kooperation fortzusetzen. machten und Verletzlichsten müssen für Systematische Theologie und Litur- Sowohl das Verwaltungsgericht in der dabei Priorität haben“, sagte er. Papst giewissenschaft leitet. Landeshauptstadt als auch der Hessi- Franziskus habe kürzlich an die Regie- Auch die Frauenquote an den theo- sche Verwaltungsgerichtshof sahen den rungen der Welt appelliert, der Versu- logischen Lehrstühlen sei ein Problem, Antrag aber als nicht zulässig an. chung eines „Impf-Nationalismus“ zu beklagt Werner. Der Weg zu einer Pro- Das Bundesverfassungsgericht be- widerstehen und sie gedrängt, in der fessur sei für Frauen „kein einfacher“. mängelte nun, dass durch diese Ent- Impffrage zu kooperieren statt zu kon- Sie seien ständig in der Minderheit scheidungen dem vorläufigen Rechts- kurrieren. und hätten oft das Gefühl, mehr leisten schutz der Ditib „jede Effektivität Das könne konkret bedeuten, die zu müssen als Männer. genommen“ worden sei. Dem Mo- Weltgesundheitsorganisation WHO scheeverband gehe es „offensichtlich“ darin zu stärken, globale Impfpro- nicht darum, dass in Hessen islami- gramme zu koordinieren sowie For- Teilerfolg für Ditib in Hessen scher Religionsunterricht ausschließ- schungs- und Produktionskapazitäten beim Islam-Unterricht lich in Kooperation mit ihm stattfin- auch in Afrika aufzubauen. Hersteller den dürfe. Vielmehr wende sich der könnten, verlangte Spiegel, zudem be- Im Rechtsstreit um islamischen Reli- Ditib-Verband „allein gegen die Erset- fristet auf Patent-Einnahmen verzich- gionsunterricht in Hessen hat der Mo- zung des bisherigen, in Kooperation ten. Misereor betonte, aktuell sei die scheeverband Ditib einen Etappensieg mit ihm eingerichteten und angebote- Situation in Südafrika besonders dra- erzielt. Das Bundesverfassungsgericht nen islamischen Religionsunterrichts matisch. Nach Angaben der Dialog- entschied, dass der Ditib-Landesver- durch einen in staatlicher Regie durch- und Verbindungsstelle in Johannes- band Hessen, der bislang erfolglos ge- geführten Islamunterricht“. burg sind in vielen Krankenhäusern gen die Aussetzung seines Islam-Un- des Landes die Intensivstationen über- terrichts geklagt hat, in einem neuen füllt. „Dadurch ist es teilweise nicht Eilverfahren seine Einwände darlegen INTERNATIONAL mehr möglich, Menschen mit anderen kann. Im bisherigen Streit hatten Ver- lebensbedrohlichen Krankheiten die waltungsgerichte Anträge gegen den Afrika: Misereor besorgt notwendige Behandlung zukommen Stopp des in Kooperation mit Ditib er- wegen steigender zu lassen“, erklärte Adveniat-Koordi- teilten Islam-Unterrichts als unzulässig Corona-Gefahr natior Desire Nzisabira. „Wo es noch erklärt. Dagegen hatte Ditib Verfas- freie Intensivbetten gibt, fehlt oft das sungsbeschwerde eingelegt. Sie war Das Hilfswerk Misereor beklagt eine Personal, da viele Menschen aus Ge- in Teilen erfolgreich. Das Verwaltungs- wachsende Corona-Gefahr in Afrika. sundheitsberufen der ersten Welle des gericht Wiesbaden muss nun neu über Während überwiegend in wohlhaben- Coronavirus zum Opfer gefallen sind“. 12 GKP-Informationen Februar 2021
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