Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche

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Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
2­ 2012 . 5. Jahrgang

                        Thüringens Magazin für junge Köpfe                 Wirtschaft und Du

                                    Die Durchblicker
                                   Berufe in der Optik­ und Glasbranche
                        WiYou.Rock.Block             WiYouLogie            Schwerpunkt
                        Stumpfsinn                  Weltmarktführer        Kunststoff und
                        macht sich bereit für       aus Thüringen bringt   Keramik bieten
                        Woodstock III               Licht auf die Straße   interessante Berufe
Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
Sehr gute
                 ütung
Ausbildungsverg
Hervorragende
                 dung
fachliche Ausbil

Ausgezeichnete
Karrierechancen
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Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
Editorial      3

Ich gebe zu, dass Fleischer nicht zu meinen                                                                        Und dann geht es an die Königsdisziplin – das
Traumberufen gehört hat. Klar esse ich gerne                                                                       Würzen. Der von mir zerschnittene Fleischberg
Fleisch und Wurst. Und wenn ich von meiner                                                                         liegt in der großen Mischtrommel; etwa 80
Oma eine hausgeschlachtete Knackwurst be­                                                                          Kilo. Der Meister hat sein eigenes Rezept, das
komme, dann ist das immer ein echter Genuss.                                                                       er akribisch abwiegt. Pfeffer, Salz, Majoran,
Aber selbst ein Tier schlachten so mit allem                                                                       Knoblauch und einige andere Zutaten kommen
Drum und Dran, das ist ja mal etwas anderes.                                                                       zum Fleisch und werden von der Maschine un­
Für WiYou habe ich nun genau das gemacht                                                                           tergemengt. Nach kurzem Mischen darf ich
und war einen Tag lang Fleischerlehrling. Mein                                                                     dann alles in den Fleischwolf geben und nach
Lehrmeister, Jürgen Fabritius, ist Fleischermeis­                                                                  wenigen Minuten ist eine homogene Masse
ter und sitzt unter anderem im Prüfungs­                                                                           entstanden, die wir gleich zur verdienten
ausschuss der Erfurter Handwerkskammer. Er                                                                         Mittagspause frisch aufs Brötchen genießen
weiß genau, auf was es als Fleischer ankommt.                                                                      können. Also so frisches Gehacktes hatte ich
Die zarteren Gemüter unter euch sollten an                                                                         noch nie!
dieser Stelle umblättern, denn es wird ein we­
nig blutig.                                                                                                        So gestärkt geht es nun um die Wurst. Das
                                                                                                                   restliche Hackfleisch, das unser Mittagessen
Los ging der Tag sehr früh. Um 6.30 Uhr holten                                                                     überlebt hat, wird in eine Maschine gefüllt, die
wir zunächst ein Schwein aus einer Zucht in der                                                                    es in vorbereitete Därme presst. Das ist wieder
                                                                                             René Weigel
Nähe von Erfurt. Das war schon komplett vor­                                      Ressort­/Projektleitung          echte Handarbeit, die der Meister selbst über­
bereitet und ich war echt froh, nicht selbst                                                                       nimmt. Darm auf die Maschine spannen, mit
Hand bei der Tötung anlegen zu müssen. Die                                                                         einem Fußhebel die Maschine in Gang setzen
Arbeit auf dem Schlachthof beginnt übrigens                                                                        und mit geübtem Handgriff entsteht eine
schon morgens um 3.00 Uhr. Etwa 50 Schwei­                                                                         Knackwurst nach der anderen. ‚Bis hier hin ist
ne werden hier täglich geschlachtet. Dazu wer­
den die Tiere elektrisch betäubt, aufgehängt
und bluten dann nach einem gezielten Stich
                                                         FLEISCHER                                                 es gar nicht so blutig’, denke ich mir noch. Aber
                                                                                                                   dann kommt die Wurstsorte, die das Blut schon
                                                                                                                   im Namen trägt.
durch das Herz aus. Danach werden sie aufge­
schnitten, die Innereien herausgeholt und in             für einen Tag                                             Für Blutwurst muss ich erstmal wieder schnei­
zwei Hälften zersägt. Genau diese Hälften                                                                          den, aber diesmal ganz kleine Fleischstücke.
konnten wir also morgens übernehmen und in                                                                         Das Fleisch wurde vorher gut im Kessel gekocht
die Fleischerei bringen.                                                                                           und muss direkt heiß verarbeitet werden. Als
                                                                                                                   alles in einer großen Wanne liegt, kommen
Hier ist alles beinahe klinisch sauber. Verschiedene Geräte stehen gut sortiert     wieder Gewürze hinzu und dann literweise warmes Schweineblut. Das alles
neben großen Tischen, auf denen die Tiere weiter zerlegt und verarbeitet wer­       muss ich dann mit bloßen Händen vermengen und – nicht Jedermanns Sache
den. „Das, was wir hier im Kleinen haben, ist in einem Schlachthof noch viel        – auch kosten, denn das Würzen ist hier Geschmackssache. Ich bin echt froh,
größer, funktioniert aber genauso“, erklärt mir der Meister. Hier steht eine        dass der Fleischermeister gleich richtig gewürzt hat, so bleibt mir ein weiteres
Trommel zum Einmischen von Gewürzen in das Fleisch, ein großer Fleischwolf,         Probieren der Blut­Fleisch­Mischung erspart und ich werde erst wieder Blut­
mit dem Hackfleisch entsteht, ein Kessel, in dem Fleisch und Wurst gekocht          wurst essen, nachdem sie eingekocht wurde. Danach haben wir noch Leber­
werden. An den Wänden hängen viele verschiedene Natur­ und Kunstdärme,              wurst hergestellt und schließlich ging es ans Einfüllen in Gläser und das
in die später Wurst gefüllt werden wird. Und es gibt eine Menge richtig schar­      abschließende Aufräumen. Überhaupt erscheint mir der Beruf als sehr sauber.
fer Messer. Die kommen jetzt zum Einsatz. Jürgen Fabritius zerteilt mit geüb­       Immer wieder habe ich zwischendurch Schüsseln, Arbeitstisch und Messer ge­
ten Schnitten die Schweinehälften. „Als Fleischer muss man sich mit der Ana­        reinigt. Nur einmal kam ich wirklich mit Blut in Berührung. Und am Abend ge­
tomie der Tiere genau auskennen“, erklärt er. „Ich weiß genau, wo welche            gen 18 Uhr sieht die Fleischerei wieder genauso klinisch rein aus, wie zu
Sehne verläuft und wo ein Knochen liegt.“ Die herausgetrennten Fleischstücke        Beginn; nur, dass wir in der Zeit vier Zentner Schwein verarbeitet haben.
bekomme ich auf meinen Tisch und muss sie weiter zerkleinern. Später sollen
sie zu Gehacktem verarbeitet werden, woraus wiederum Knackwürste und Co.            Mein Fazit für den Beruf des Fleischers: Die Arbeit macht wirklich Spaß. Ich
entstehen. Die Arbeit ist schwerer, als ich es mir vorgestellt habe. Etwa drei      habe eine Menge über Anatomie, Fleischverarbeitung und Wurstherstellung
Stunden lang stehe ich in einer Position und schneide Fleisch. Das geht or­         gelernt. Wirklich eklig, wie ich es mir anfangs vorgestellt habe, wurde es ei­
dentlich auf Beine, Rücken und natürlich die Hände, denn normalerweise sitze        gentlich nie. Ich war erstaunt, wie viel handwerkliches Geschick und Wissen
ich an einem Schreibtisch und bediene meine Tastatur. „Daran gewöhnst du            für den Beruf notwendig ist und ich kann mir tatsächlich vorstellen, als
dich aber schnell“, macht mir der Fleischer Mut. Während ich schneide, be­          Fleischer zu arbeiten.
reitet er verschiedene Fleischstücke vor. So entstehen Schnitzel, Rippchen,
zwei Lendenstücke, Schinken und andere Köstlichkeiten. „Eigentlich bleibt kein      Mein Dank gilt Jürgen Fabritius,
Teil des Tieres ungenutzt. Sogar die Knochen kannst du nehmen, um zum               dass er sich die Zeit genommen hat, einem Schreiberling
Beispiel eine Suppe daraus zu machen“, erklärt er mir.                              ein Handwerk beizubringen!

                                                                    WiYou wurde unterstützt durch:
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4           In Kürze

16   WiYouLogie:
     Vom Glasrohling zur Hightech­Linse                                Schulabgänger müssen besser werden
                                                                       Schulabgänger werden immer schlechter, was die einfachsten Grundkenntnisse betrifft. Zu diesem
     Aus dem Inhalt                                                    Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Es be­
                                                                       fragte 911 ausbildende Unternehmen. 90 Prozent bemängeln unter anderem die Deutschkenntnisse und
     WiYou.Rock.Block                                                  80 Prozent die Dreisatz­ und Prozentrechnung. Das Institut kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass
06   Stumpfsinn ist bereit für Woodstock III                           es einen Katalog an Mindeststandards braucht, in dem festgelegt wird, über welche Kompetenzen Schüler
                                                                       mindestens verfügen müssen, bevor sie die Schule verlassen. So erwarten Unternehmen, dass Schulabsol­
     Titel                                                             venten zumindest einfache Briefe und Zeitungstexte verstehen, dass sie sich mündlich verständlich aus­
08   Glas und Optik bieten eine sichere Zukunft                        drücken können und die Grundrechenarten beherrschen. Außerdem sollten Schulabgänger über gute
                                                                       Umgangsformen verfügen, teamfähig sein und Leistungs­ und Lernbereitschaft mitbringen. (rw/em)
11   Glasklare Ausbildung –
     Verfahrensmechaniker für Glastechnik

13   Lexikon

14   Ein Werkstoff zwei Berufe –
     Glasbläser und Glasapparatebauer

     Schwerpunkt:
     Kunststoff/Kautschuk und Keramik
19   Studium: Kunststofftechnik
                                                                                                                                      www.schueler.uni­jena.de/Seminar.html
20   Die Kunststofffabrikanten –
     Verfahrensmechaniker Kunststoff­ und                              „Runter vom Sofa – rein in die Uni“
     Kautschuktechnik
                                                                       Wenn du in den Osterferien noch drei Tage nicht verplant hast, dann folge doch diesem Motto der Uni
22   Ausbildung unter Laborbedingungen –                               Jena. Vom 11. bis 13. April findet hier ein Workshop­artiges Programm statt, um dir Studienangebote und
     Stoffprüfer                                                       Uni­Leben näher zu bringen. Du hast die Möglichkeit, deine Stärken und Interessen auszuloten und mit
                                                                       Vertretern unterschiedlichster Studienfächer ins Gespräch zu kommen. Außerdem erhältst du Infos zu
     Dein Engagement                                                   Bewerbungsmodalitäten, zur Einschreibung und zur Zulassung für deinen favorisierten Studiengang. Wenn
28   Brennpunkt Schule –                                               du Interesse an der Veranstaltung hast, dann solltest du dich beeilen, denn es gibt nur 25 Plätze. Um dich
     FSJ beim Landesjugendring Thüringen e.V.                          für einen davon zu bewerben, musst du dich unter www.schueler.uni­jena.de/Seminar.html anmelden.
                                                                       Nach der Anmeldung erfährst du auch Genaueres über Übernachtungsmöglichkeiten. (rw/em)

        WiYou­Patenschaften
                                                        Thüringer Unternehmen zeigen Flagge!

     Fotos: Benjamin Thorn/pixelio.de, Jan­Peter Kasper, René Weigel                                                                                WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012
Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
WiYou.Interview                 5

Unternehmen aus Thüringen suchen immer mehr junge Fachkräfte und können schon heute nicht mehr jede Ausbildungsstelle besetzen, weil der Nachwuchs
fehlt. WiYou sprach mit dem Mann, auf dessen Tisch die Anliegen der Firmen zusammenlaufen, mit Thüringens Minister für Wirtschaft und Arbeit, Matthias
Machnig. Der SPD­Politiker spricht dabei über seine Pläne, allen Thüringern eine Chance auf Arbeit zu geben.

Hier bleiben lohnt sich doch!

.Die Frage nach qualifizierten Fachkräften ist für Sie ein großes Thema..           .Besteht da aber nicht die Gefahr, dass potenzielle Investoren.
.Wie schätzen Sie die Situation für Thüringen ein?.                                 .erst gar nicht nach Thüringen kommen?.
„Wir haben bis zum Jahr 2020 einen Bedarf von 200.000 Menschen. Das wird            „Aber auch Unternehmer wollen gut qualifizierte und entsprechend entlohnte
nicht mehr allein über unsere Schulabgänger abzudecken sein. Schon heute            Arbeitsplätze. Es ist niemandem geholfen, wenn in Thüringen Dumpinglöhne
werden mehr Lehrstellen angeboten, als Schulabgänger da sind. Das heißt,            gezahlt werden. Dadurch wird einfach ein Problem in die Zukunft geschoben.
dass wir alle Qualifizierungsreserven nutzen müssen. Deswegen starten wir           Wer heute schlecht verdient, erhält in 20 oder 30 Jahren eine schlechte Rente,
im Mai die Kampagne ‚Thüringen braucht Dich!‘, mit der wir jungen Menschen          so dass die öffentliche Hand einstehen muss. Übrigens: Selbst wenn hier in
bis 35 eine zweite Chance geben wollen. Aber auch über Zuwanderung nach             Thüringen 8,50 Euro gezahlt werden, liegt das Lohnniveau noch immer unter
Thüringen wird es uns gelingen, den Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren         dem Schnitt anderer Länder. Zum Vergleich: In Baden­Württemberg verdient
zu decken. Bei Unternehmen, die sich in Thüringen ansiedeln, ist es eine wich­      nur jeder Zehnte weniger als 8,50 Euro. In Thüringen jeder Dritte. Es kann
tige Frage, ob genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Heute kann ich die­        nicht sein, dass der Osten das Armenhaus der Republik wird.“
se Frage noch mit ‚Ja‘ beantworten, ob ich das in fünf bis zehn Jahren noch
kann, weiß ich nicht. Deswegen ist Qualifizierung das Schlüsselthema!“              .Frisch ausgebildete Nachwuchskräfte sollen nach dem Willen vieler.
                                                                                    .Arbeitgeber auch Erfahrungen in großen Unternehmen und am Besten.
.Immer öfter wird über das „Billiglohnland Thüringen“ gesprochen..                  im Ausland machen. Also gehen doch die jungen Leute weg und kommen.
.Sehen Sie denn die Wirtschaft überhaupt in der Lage, höhere Löhne.                 nicht wieder, weil Thüringen in Sachen Verdienst zu wenig zu bieten.
.zu zahlen..                                                                        .hat. Was kann man dagegen tun?.
„Ich denke schon. Aber ich sehe das nicht bei jedem Unternehmen. Vor allem          „Auslandserfahrungen können junge Leute ja schon während des Studiums
die kleinen haben da Probleme, aber beim Großteil ist das möglich. Gute             sammeln. Es gibt genügend internationale Studiengänge. Man muss den jun­
Unternehmer geben mir auch Recht. Ich rede ja nicht davon, dass wir einen           gen Menschen aber auch klar sagen, dass sie hier im Thüringer Mittelstand
Sprung auf Münchner Niveau schaffen sollen. Ich rede davon, dass in Thürin­         bessere Karrierechancen haben, als in industriellen ‚Großtankern‘ wie Bosch
gen etwa ein Drittel der Beschäftigten unter 8,50 Euro pro Stunde verdienen.        oder Siemens, die übrigens auch hier in Thüringen Werke betreiben. Man
Diese davon zu begeistern, hier im Land bleiben, ist schwer, wenn sie zu Niedrig­   muss aber auch klar machen, dass man hier sicher nicht so viel verdient wie
löhnen arbeiten müssen. Es sei denn, wir schaffen endlich eine Lohnunter­           in Baden­Württemberg, dennoch sind unsere Lebenshaltungskosten und die
grenze. Kluge Unternehmen haben das verstanden, manche Ideologen aller­             soziale Infrastruktur hervorragend. Daher macht es letztlich Sinn, hier zu le­
dings noch nicht. Diese behaupten, dass es die Ertragslage nicht hergäbe. Ein       ben. Mit diesen Argumenten kann ich überzeugen. Wenn ich aber sage, dass
Unternehmen, das nicht in der Lage ist, mindestens Mindestlohn zu zahlen, wirft     man in Thüringen schlecht bezahlt wird und keine Karrierechancen hat, ist es
bei mir die Frage nach der Berechtigung seines Geschäftsmodells auf.“               die logische Konsequenz, zu gehen. Und das muss gestoppt werden.“ (su)

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012                                                                                                 Foto: Sebastian Holzbrecher, Erfurt
Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
Woodstock III
                Gute Newcomerbands wohin
                man schaut. „Stumpfsinn“ ist

„Wir wären      eine davon, doch sie war es,
                die uns ins Auge gesprungen
                ist. Die Mischung aus Rock und
                Ukulelensound lässt ihre Musik

dabei!“         zu etwas ganz Besonderem
                werden. Herrlich stumpfsinnige
                wie auch absolut sinnvolle
                Texte kommen beim Publikum
                bestens an. Die Jungs haben
                viel vor und wissen ganz genau,
                was sie wollen. Wir haben die
                Schülerband des Neudieten­
                                                                            .Wie seid ihr zur.
                dorfer von­Bülow­Gymnasiums
                                                                            .Musik gekommen?.
                getroffen, um uns über Stumpf­                              Lukas: „Eine befreun­
                sinniges, Zukunftsträume und                                dete Band wollte ei­
                natürlich Musik zu unterhalten.                             nen Gig spielen und
                                                                            hat uns gefragt, ob
                                                                            wir nicht Bock hätten
                mit zu machen. Dann dachten wir uns: Cool, das machen wir!“
                Hannes: „Da waren wir aber noch zu dritt. Wir hatten keinen Schlagzeuger
                und das war eigentlich alles ziemlich schlecht. Dann hatten wir halt unseren
                ersten Auftritt, bei dem wir dann auch eigene Songs gespielt haben.“
                Niclas: „Ja, wir haben damals mit Spaßmucke angefangen. Ziemlich stumpf­
                sinniges Zeug. Daher kam dann auch unser Name ‚Stumpfsinn‘.“

                .Was für Musik macht ihr genau?.
                Niclas: „Rockmusik würde ich sagen. Wobei wir vieles machen, was man gar
                nicht so richtig in ein bestimmtes Genre einordnen kann.“
                Lukas: „Ich würde es so spontan mal ‚stumpfigen Uken­Crossover‘ nennen.“

                .Ihr macht ja viel mit der Ukulele. Wie kommt ihr denn auf.
                .eure Melodien und auf die Texte?.
                Lukas: „Meistens denkt sich jeder eine Melodie aus. Und dann stellen wir die
                Melodien den Anderen vor. Wenn sie gut sind, schreibt jemand die erste
                Gitarre dazu, ein anderer die zweite und so weiter. Irgendwann schreibt Paul
                dann auch mal das Schlagzeug dazu. Zum Schluss denkt sich meistens Hannes
                noch einen Text aus.“
                Hannes: „Genau, und dann dauert es immer Wochen, bis irgendwann mal was
                fertig ist.“

                .Worum geht es in den Texten?.
                Hannes: „Ach, ich schreibe über alles mögliche. Es gibt sogar Texte über
                Drogenopfer. Die sind dann natürlich sehr gesellschaftskritisch. Und die Ideen
                zu den Texten nehme ich eigentlich überall her.“
                Niclas: „Wenn eine Melodie nach Traumwelt klingt, wird eben ein passender
                Text dazu geschrieben.“

                .Was war euer bisher „coolster“ Auftritt, bei dem ihr eure Songs.
                .spielen konntet?.
                Niclas: „Im ‚Fritzer’ in Erfurt vielleicht.“

                                                                   WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012
Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
onlbinooek.com/
                                                                                                                                         ce
                                                                                                                                   www.fapfsinnBand
                                                                                                                                    Stum
                                                                                                                                                     en
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                                                                                                                                    www.sm o             s/
                                                                                                                                         u   pfs inn/set
                                                                                                                                      st      demo

Hannes: „Ich fand das Bandevent letztens geiler.“                                Paul: „Ich fänd´s ganz schön geil.“
                                                                                 Niclas: „Wäre auf jeden Fall cool, aber ich weiß nicht ob man davon jetzt wirk­
.Und wie organisiert ihr das, wenn ihr euer ganzes Equipment.                    lich leben könnte. Wenn es so kommen würde, würde ich es dankend anneh­
.irgendwo hinbringen müsst?.                                                     men.“
Niclas: „Wir werden von unseren Eltern gefahren.“                                Hannes: „Man sollte aber wahrscheinlich jetzt nicht davon ausgehen, dass
Hannes: „Wir hatten auch schon mal den Plan, alles mit dem Zug zu transpor­      man später davon leben kann. Das kann ganz schön in die Hose gehen.“
tieren. Wäre aber schwierig geworden mit dem ganzen Schlagzeug.“                 Niclas: „Genau, dann geht es einem so wie Paul.“

.Habt ihr schon eine kleine Fangemeinde angesammelt?.                            .Wisst ihr schon, was ihr später gern machen wollt?.
Paul: „Ja, auf jeden Fall. Viele sind bei fast jedem Auftritt dabei.“            Hannes: „Studieren wäre ganz cool und dann irgendwas in Richtung Sozial­
Hannes: „Wobei wir auch viel gutes Feedback von Leuten bekommen, die uns         pädagogik.“
vor dem Auftritt noch nicht kannten.“                                            Lukas: „Ich werde wahrscheinlich Materialwissenschaften studieren. Also was
                                                                                 mit Chemie, Biologie und sowas.“
.Ist denn schon eine CD geplant, die sich eure Fans.                             Paul: „Ich will vielleicht Sprachen studieren. Ich kann mir aber auch gut vor­
.dann auch kaufen können?.                                                       stellen in der Fernsehproduktion zu arbeiten.“
Paul: „Ja. Wir haben mal drei Titel aufgenommen. Das waren die Demotracks
für den Thüringen Grammy, bei dem wir mitgemacht haben. Dabei ist uns in         .Würdet ihr auch später gern weiter zusammen Musik machen?.
den Sinn gekommen, dass wir auch mal ein Album machen könnten. Das wol­          Paul: „Ja gerne, aber man muss dann eben auch auf Lukas und Niclas mit ih­
len wir im Frühling aufnehmen.“                                                  rem Studium Rücksicht nehmen. Die studieren ja ein Stück weg von hier.“
                                                                                 Niclas: „Aber das kriegen wir schon hin. Es gibt ja noch das Wochenende.“
.Habt ihr musikalische Vorbilder, die euch zu eurer Musik gebracht.
.haben und euch inspirieren?.                                                    .Habt ihr irgendwie noch einen Punkt, an dem ihr sagt daran arbeitet.
Paul: „Die Red Hot Chilli Peppers auf jeden Fall.“                               .ihr noch, das wollt ihr besser machen? Oder seid ihr einfach „end­geil“?.
                                                                                 Niclas: „Also ich muss sagen, ich bin eigentlich zufrieden mit uns.“
.Was ist euch zur Zeit wichtiger, Schule oder Musik?.                            Hannes: „Ja doch, end­geil trifft es gut.“
Paul: „Also mir ist die Musik im Moment wichtiger, was aber gar nicht mal so
gut ist.“                                                                        .Was würdet ihr gerne mal in einer Zeitung über euch lesen?.
Niclas: „Ich mache gerade Abitur, da ist mir die Schule schon wichtiger.“        Paul: „Ich fänd es cool, wenn schon Witze über uns gemacht werden würden,
Lukas: „Ich mache zur Zeit auch Abitur, deshalb geht es mir da wie Niclas.“      weil wir so bekannt sind.“
                                                                                 Niclas: „Ich denke es wäre schon allein geil, wenn ich unseren Namen in
.Es gab ja gerade Zeugnisse. Sieht man darauf,.                                  Verbindung mit etwas Positivem in einer Zeitung lesen würde.“
.dass ihr mit der Band beschäftigt seid?.
Hannes: „Bei Paul glaub ich mehr als bei mir.“                                   .Und wo seht ihr euch in fünf Jahren?.
Paul: „Ich hab eigentlich nicht so viel Musik gemacht, dass die darauf so gro­   Lukas: „Bei Woodstock zwei würd ich sagen.“
ßen Einfluss gehabt haben dürfte, aber man kann es wahrscheinlich schon ir­      Hannes: „Das gabs doch schon. Wenn dann bei Woodstock drei.“
gendwo auf die Musik schieben, dass mein Zeugnis diesmal nicht so gut ge­        Lukas: „Dann eben bei Woodstock drei.“
worden ist.“                                                                     Hannes: „So, dass die Peppers unsere Vorband sind.“

.Könnt ihr euch denn vorstellen, später mit der Musik Geld zu verdienen?.                                              Das Interview führte Ulrike Schachtschabel

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012                                                                                                           Fotos: Stumpfsinn
Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
Titelthema

Glas und Optik bieten
eine sichere Zukunft
Die optische Industrie hat in Thüringen eine lange Tradition. Mit Namen wie Carl Zeiss, Otto Schott und Ernst Abbe wurden
bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Grundsteine für die heutigen großen Jenaer Unternehmen gelegt. Aus ihnen gin­
gen nach der Wiedervereinigung 1990 viele kleine Unternehmen hervor, die bis heute gewachsen sind und noch mehr neue
kamen hinzu – nicht nur in Jena. Laut dem Optiknetzwerk OptoNet e.V. haben wir in Thüringen 167 Unternehmen mit 14.400
Beschäftigten. Die Durchschnittsgröße der Unternehmen beträgt etwa 80 Mitarbeiter. Und die meisten bilden ihren Nachwuchs
selbst aus. Ganze 600 Azubis gibt es derzeit in der Branche im Freistaat, gesucht werden aber noch viele mehr.

Ausgebildet wird in den Berufen Feinoptik, Feinwerkmechanik und Verfahrensmechanik. Sie alle setzen gute Noten in den
MINT Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, voraus. Die meisten Unternehmen stellten in
der Vergangenheit darüber hinaus vorwiegend Azubis mit einem Realschulabschluss ein. Wenn du das vorweisen und dir die
Optik als Handlungsfeld vorstellen kannst, dann kannst du auf eine sichere Zukunft bauen. Mit einem Abitur hingegen bist du
in Thüringens Optotechnologien ebenso gut beraten. Ob Friedrich­Schiller­Uni, FH Jena oder die TU Ilmenau – an jeder dieser
Hochschulen gibt es spezielle Studiengänge, die dir den Einstieg in die Welt der Laser und Linsen ermöglichen.

Laut dem vom Wirtschaftsminister Matthias Machnig in Auftrag gegebenen Trendatlas 2020 wird die Optik als eines von elf
Wachstumsfeldern angesehen. Die Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass Thüringen das Potential hat, eines der bedeu­
tendsten Optikzentren der Welt aufzubauen. OptoNet rechnet bis zum Jahr 2015 mit etwa 1.300 fehlenden Facharbeitern und
Hochschulabsolventen. Na wenn das mal keine guten Perspektiven für dich verspricht!

Oder vielleicht doch lieber ins Handwerk?
Eher familiär und handwerklich geprägt geht es hingegen in der Glasbranche Thüringens zu. Die Geschichte des Glases ist dafür
um einiges länger als die der Optik. Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts entstand im Thüringer Wald die erste so genannte
Hütte, in der Glas hergestellt und bearbeitet worden ist. In der Zwischenzeit haben sich Arbeit und Methoden zwar verändert,
dennoch ist einiges gleich geblieben – die Arbeit mit Feuer zum Beispiel oder die mit den Händen. Aber auch hier hat sich
etwas getan. Glas ist ein wichtiger Werkstoff für viele Branchen. In der Automobilindustrie wird er eingesetzt ebenso wie in
der Medizintechnik oder in Laboren der Chemie und der Industrie. Mögliche Berufe, die du hier ergreifen kannst sind
Glasapparatebauer, Glasbläser oder Verfahrensmechaniker für Glastechnik. Und natürlich gibt es auch für diesen Bereich die
passenden Studiengänge.

Viele der Berufe und Studienmöglichkeiten haben wir auf den folgenden Seiten vorgestellt. Vielleicht findest du die eine oder
andere Anregung für deine Berufsplanung. (rw)

                                                                                                                            Foto: Jenoptik
Die Durchblicker Berufe in der Optik und Glasbranche
10              Titel

Susann Tassotto trägt eine Brille. Damit ist die 22­Jährige in guter Gesellschaft. Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach haben zwei von drei
Erwachsenen eine Sehhilfe – Tendenz steigend. Susann ist mit ihrer Brille sehr zufrieden und irgendwie muss sie das auch sein, denn schließlich verkauft und
baut sie jeden Tag zig Brillen. Sie lernt den Beruf der Augenoptikerin bei Fielmann in Gera.

Die Durchblicker

      ptiker
                                         Dauer: 3 Jahre
Augeno
           (m/w)                          Voraussetzung:
                                         Mittlere Reife,
                                        handwerkliches
                                      Geschick, gute Noten
                                  in Mathe und Deutsch,
                            Teamfähigkeit, du solltest gern
   mit Menschen arbeiten

   Chancen: Augenoptiker bilden fast ausschließ­
   lich für den eigenen Bedarf aus. Bei Eignung
   hast du gute Übernahmechancen. Mit abge­
   schlossenem Beruf und ein wenig Berufspraxis
   kannst du dich weiterbilden zum Handwerks­
   meister und vielleicht selbst mal ein Fach­
   geschäft führen. Auch ein Studium ist möglich.

Schon seit der neunten Klasse wusste sie, dass das ihr Beruf werden sollte.         wieder auf das Herstellen der Brillen. Die Werkstatt liegt gleich eine Etage über
„Ich habe immer gerne gebastelt und etwas mit den Händen gemacht. Als es            dem Verkaufsraum in der Geraer Innenstadt. Hier stehen verschiedene Gerä­
an die Praktikumssuche in der Schule ging, dachte ich, dass Augenoptikerin          te, mit denen Brillengläser auf ihre Stärke überprüft, geschnitten und geschlif­
gut zu mir passen könnte“, sagt sie. Und genau so war es dann auch. Heute ist       fen werden können. All das gehört auch zu Susanns Aufgaben. Immer, wenn
Susann im dritten Ausbildungsjahr und kann auf jede Menge Gelerntes zu­             ein Kunde sich für eine Brille entschieden hat, kommt das Gestell zusammen
rückblicken. „Im ersten Lehrjahr ging es in der Berufsschule los mit Fächern        mit dem Auftrag hoch in die Werkstatt. Susann bestellt die passenden Gläser
wie Englisch, Mathematik, physikalischer Optik und der Anatomie des Auges“,         und sobald sie eintreffen, beginnt sie mit der Arbeit. Sie misst die genaue
erinnert sie sich. Parallel dazu verlief die Praxis in der Fielmann­Niederlassung   Form der Brille und überträgt sie auf das Glas um es zurechtzuschneiden. „Die
Gera. „Am Anfang war ich größtenteils in der Werkstatt und habe nach und            eigentliche Arbeit übernehmen die Maschinen“, erklärt sie. „Aber wir haben
nach die verschiedenen Geräte kennengelernt.“ Erst im zweiten Lehrjahr durf­        auch gelernt, alles richtig selbst mit der Hand zu bearbeiten.“
te sie auch in den Verkaufsraum. Zunächst schaute sie den Kollegen über die
Schulter und führte schon die ersten Verkaufsgespräche. „Das ist mit das            Ist die Brille schließlich fertig, geht es wieder im Verkaufsraum weiter mit
schönste, wenn man am Ende eine Brille mit dem Kunden zusammen gefun­               dem Anpassen beim Kunden. „Wenn ich mit der Ausbildung fertig bin, wird
den hat und er zufrieden den Laden verlässt“, weiß Susann. Das sei aber an­         die Zeit, die ich in der Werkstatt verbringe, weniger werden“, weiß Susann.
fangs gar nicht so einfach gewesen. Das richtige Verkaufen will erst geübt sein.    Das sei aber okay, weil ihr beide Seiten Spaß machen. Das muss es auch, denn
„Das geht schon bei der Begrüßung los“, sagt sie. „Dann muss man wissen,            sie ist in einem Dienstleistungsjob, der bestimmte Anforderungen an sie stellt:
wie man mit Kunden umgeht, und schließlich braucht man auch eine gewisse            „Man sollte gut mit Menschen umgehen können, denn jeder Kunde ist anders.
Fachkompetenz, um bei der großen Auswahl an Brillen den Kunden richtig zu           Und man muss teamfähig sein, weil man täglich mit seinen Kollegen im
beraten.“ Und natürlich sei nicht jeder Kunde gleich. Es gebe die verschiedens­     Verkaufsraum steht.“ Und schließlich brauche man auch handwerkliches Ge­
ten Gründe, warum Menschen eine Brille brauchen. „Das war dann auch der             schick, um die Brillen ordentlich zu fertigen. Dafür erhält man am Ende einen
theoretische Inhalt im zweiten Lehrjahr“, erzählt sie. „Wir haben alle mögli­       anspruchsvollen und ausgewogenen Job, der viel Abwechslung bietet. Und
chen Augenerkrankungen kennengelernt und die passenden Gläser dazu.“                bei der steigenden Zahl der Brillenträger ist die Zukunft wohl gesichert. (rw)
Jetzt im dritten Lehrjahr halten sich Verkaufstätigkeit und Werkstatt eher die
                                                                                                               www.fielmann.de/ausbildung
Waage. Wenngleich Susann gerne Kunden berät, freut sie sich auch immer

Foto: René Weigel                                                                                                                      WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012
Titel           11

Glas ist nicht gleich Glas. Da gibt es Quarzglas, Bleiglas, Kronglas und viele Arten mehr. Einsatz finden sie unter anderem als Linsen in Mikroskopen und
Objektiven, als Prismen für die optische Industrie oder als Spiegel in verschiedensten optischen Bauteilen. Aber auch in der Fahrzeug­ und Möbelindustrie ist
Glas unabdingbar. Für die Bearbeitung der verschiedenen Gläser ist der Verfahrensmechaniker für Glastechnik zuständig. Franziska Hartmann ist gerade mit
der Ausbildung in dem Beruf fertig geworden und wurde von ihrem Ausbildungsbetrieb Docter Optics direkt übernommen. Sie beschreibt, was sie bisher alles
gelernt hat und worauf es bei dem Beruf ankommt.

Glasklare Ausbildung
                                                                                                                                          ens­
                                                                                                                                  Verfahr r für
                                                                                                                                         ike
                                                                                                                                 mechan hnik
                                                                                                                                   Glastec
                                                                                                                                           (m/w)

                                                                                                                Dauer: 3 Jahre

                                                                                                                Voraussetzung: Mittlere Reife, gute Noten
                                                                                                                in Chemie, Physik und Werken/Technik

                                                                                                                Chancen: Möglichkeit der Meister­ oder
                                                                                                                Technikerweiterbildung. Mit einer Hoch­
                                                                                                                schulzugangsberechtigung kann auch ein
                                                                                                                Studium angeschlossen werden.

Schon in der Schule interessierte sich Franziska für die Funktionsweise von        ten werden. An anderer Stelle tragen Schleifmaschinen kleinste Material­
Mikroskopen, Ferngläsern und Co. Mit dem Realschulabschluss in der Tasche          schichten von einem Glasblock ab. Mit all diesen Maschinen musste Franziska
machte sie sich dann auf die Suche nach dem passenden Ausbildungsunter­            lernen umzugehen. „Noch heute kenne ich mich aber längst nicht mit allen
nehmen. Bei Docter Optics wurde sie fündig und sorgt heute in der Produktion       aus“, sagt sie. „Wir haben zum Beispiel eine große 5­Achs­CNC­Anlage zur
dafür, dass Kunden in der ganzen Welt Vorprodukte aus Glas bekommen, die           Glasbearbeitung, an der habe ich noch nie gearbeitet.“ Überhaupt sei Geduld
sie in der eigenen Forschung und Entwicklung oder für die Weiterverarbeitung       eine der wichtigsten Eigenschaften, die man für den Beruf mitbringen sollte,
einsetzen können. Bis es allerdings soweit war, musste sie erst eine dreijährige   weiß Franziska, denn „allein das Einrichten der Maschinen kann schon mal et­
Ausbildung absolvieren.                                                            was länger dauern. Gerade am Anfang.“ Aber um den Umgang mit den
                                                                                   Maschinen zu lernen, ist die Ausbildung ja da. Daher wurde auch in den letz­
In den ersten Monaten lernte sie zum Beispiel, wie Glas überhaupt herge­           ten eineinhalb Jahren das Arbeiten an den Maschinen vertieft. Franziska lern­
stellt wird, wie man die Mengen verschiedener Komponenten für die Glas­            te, wie sie programmiert, wie Werkzeuge eingerichtet und gewechselt oder
mischungen berechnet und wie Maschinen, Werkzeuge und Geräte zur                   wie Qualitätsmängel erkannt und behoben werden können. Vor allem in letz­
Glasbearbeitung eingerichtet und auch gewartet werden. Die Glasherstellung         terem war sie besonders gut, weshalb sie heute auch in der Qualitätssiche­
gehört zwar in der Praxis nicht zu den Aufgaben in ihrem Unternehmen, wich­        rung eingesetzt ist. „Hier bin ich dafür zuständig, die fertigen Produkte zu kon­
tig ist es aber dennoch, um sich mit dem Gesamtprozess auszukennen. „Ich           trollieren und falls Fehler auftreten, mit den Verantwortlichen Lösungen zu
habe am Anfang eher einfache Arbeiten durchgeführt“, erinnert sie sich.            finden“, sagt sie. Bei dieser Aufgabe ist es absolut wichtig, jeden Prozess bei
Meistens waren es Vorbereitungsaufgaben, die in der Produktion anfielen. So        der Herstellung genau zu kennen, um bei Problemen auch gleich Lösungs­
klebte sie, kitten, wie sie es nennt, zum Beispiel Glasplatten an die eigentli­    vorschläge parat zu haben. Franziska wird nun in den nächsten Jahren das
chen Werkstücke, damit deren Ränder beim späteren Schneiden oder Bohren            Gelernte festigen. Vielleicht, so sagt sie, werde sie noch den Meister bezie­
nicht ausplatzen. „Erst nach ungefähr einem Jahr durfte ich dann selbst auch       hungsweise die Meisterin in ihrem Beruf anschließen. „Auf jeden Fall bin ich
mal an die Maschinen“, sagt sie. Und davon hat sie eine Menge in ihrem             froh, den Beruf ergriffen zu haben, denn er macht jeden Tag wieder Spaß“,
Produktionsbetrieb. Da gibt es große Bandsägen, die Glasblöcke bis zu einer        sagt sie mit einem Lächeln. (rw)
Stärke von über einem Meter durchsägen können. Daneben stehen Loch­
                                                                                                                 www.docteroptics.com
sägen, mit denen feinste Scheiben aus Glaszylindern oder ­quadern geschnit­

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012                                                                                                                 Foto: René Weigel
12          Titel

Eine winzig kleine zarte Kunststofflinse, die man ohne große Anstrengung mit einem Finger zerdrücken kann, und eine tonnenschwere CNC­Fräsmaschine, die
ein einzelner Mensch allein von Hand keinen Millimeter verrücken könnte. Wie diese beiden Dinge zusammenpassen? Das weiß Martin Simon. Der 21­jährige
Thüringer ist einer von sechs Auszubildenden bei Jenoptik am Standort Triptis, wo unter anderem kleinste optische Komponenten und Systeme produziert
werden, und arbeitet dabei selbst an einer beeindruckend großen Maschine.

Jenoptiks Nachwuchskoryphäe

                                                       ug­
                                                 Werkze ker
                                                        i
                                                 mechan
                                                        (m/w)

   Dauer: 3,5 Jahre

   Voraussetzung: Mittlere Reife, gute Noten
   in Mathe, Physik und Chemie, räumliches Vor­
   stellungsvermögen, Beobachtungsgenauigkeit

   Chancen: Nach erfolgreicher Ausbildung
   kannst du dich zum Meister oder Techniker
   weiterbilden, oder – wenn du die Hochschul­
   reife besitzt – ein zur Branche passendes
   Studium anschließen.

Dass es mal in die Richtung Maschinenbau gehen würde, war Martin schon           schon eine ganz schön große und anspruchsvolle Maschine. Ich hätte auch
früh klar: „Durch meinen Onkel, der eine eigene Schmiede hat, bin ich schon      nicht gedacht, dass ich als Azubi mal dort lande“, erzählt er stolz. Der Arbeits­
mit der Metallverarbeitung in Berührung gekommen, doch ‚nur‘ Zerspaner           prozess beginnt für Martin dabei aber am Computer: „Wenn ich die Vorlage
war mir zu wenig, ich wollte schon etwas mehr gefordert werden“. Ein Prak­       für ein Werkteil bekomme, programmiere ich am Rechner die Einstellungen
tikum im Werkzeugbau gab dann schließlich den Ausschlag und sein Berufs­         und gehe dann erst raus an die Maschine. Dort übertrage ich die Daten und
wunsch stand fest: Werkzeugmechaniker. Mit dem Abi in der Tasche ging es         wähle den Werkstoff und die Schnittbedingungen aus. Dann drücke ich den
auf Lehrstellensuche und Martin bekam gleich mehrere Zusagen. Warum              Startknopf und die Maschine fräst nach meinen Eingaben.“ Eine spannende
Jenoptik den Zuschlag erhielt? „Ganz einfach, hier hat alles gepasst. Die Nähe   Arbeit, und doch darf es für Martin noch ‚ein bisschen mehr‘ sehr. „Wir haben
zum Wohnort, das Unternehmen, das Ausbildungsgehalt.“                            in ihm ein großes Talent entdeckt“, sagt sein Ausbilder Jörg Poser stolz, „und
                                                                                 so was wollen wir natürlich fördern.“ Martin bekam ein eigenes Projekt, bei
Das erste seiner insgesamt dreieinhalb Ausbildungsjahre verbrachte Martin        dem er sich als Konstrukteur versuchen durfte. Das Ergebnis: Er hat ein Werk­
dann aber erstmal in den Übungswerkstätten des Jenaer Bildungszentrums.          zeug für Profilkappen entworfen, die inzwischen am Standort Mühlhausen
Dort standen unter anderem Grundtechniken wie Sägen, Fräsen und Drehen           produziert werden. „Klar, dass wir so eine ‚Koryphäe‘ halten wollen“, sagt Jörg
auf dem Plan. „Das hat mir nicht so wahnsinnig viel Spaß gemacht und war         Poser. Und deshalb bastelt man auch schon fleißig an Martins beruflicher
auch wirklich anstrengend“, erinnert er sich, „aber es gehörte eben dazu.“ Bei   Zukunft. „Wir sind auf der Suche nach Fachkräften und bilden für unseren
Jenoptik selbst sei er dann von Beginn an in der ‚echten‘ Produktion beteiligt   Eigenbedarf aus. Martin ist dabei ein echter Glücksgriff, denn er selbst hatte
gewesen. Dabei musste Martin auch schnell selbst Verantwortung überneh­          nach der Möglichkeit eines anschließenden Studiums gefragt, und das unter­
men: „Das Wichtigste an meiner Arbeit ist Genauigkeit. Die Teile, die ich her­   stützen wir natürlich sehr gern.“ So wird Martin im Oktober nächsten Jahres
stelle, müssen absolut den Vorgaben entsprechen. Wenn ich da Fehler mache,       an der BA Eisenach ein duales Maschinenbau­Studium beginnen. Wobei Jen­
ist die Produktion gestört. Das ist bei mir aber zum Glück noch nicht vorge­     optik als Praxispartner dabei auch die kompletten Studiengebühren bezahlen
kommen“, freut er sich.                                                          wird. „Und natürlich wollen wir Martin nach seinem Abschluss in ein festes
                                                                                 Arbeitsverhältnis übernehmen“, verspricht Jörg Poser. (mü)
Jetzt, im dritten Lehrjahr, ist Martin in der so genannten CAD/CAM­Abtei­
                                                                                                                  www.jenoptik.de
lung beschäftigt. „Da arbeite ich an einer fünfachsigen Fräsmaschine, das ist

Foto: Manuela Müller                                                                                                                WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012
Titel           13

                                                    WiYou∙Lexikon
Glas∙blä∙ser ­ Kunst∙au∙gen (m/w)
Gut, Augen sind wahrscheinlich nicht das erste, an was du denkst, wenn es um die verschiedenen Ein­
satzbereiche der Glasbläser geht, aber: Glasbläser ­ Kunstaugen ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. In
diesem geht es um das Anfertigen von Kunstaugen für Tierplastiken, Stofftiere und Puppen ebenso wie
um farblich gestaltete Halbfabrikate und Prothesen für (menschliche) Augen. Voraussetzung: Gutes räum­
liches Vorstellungsvermögen und Rechenfertigkeit brauchst du, wenn es um das Entwerfen und Berechnen
von Flächen und Körpern geht, zeichnerisches Talent und Gespür für Ästhetik, wenn du Skizzen und Pläne
anfertigst. Chancen: Handwerksbetriebe und Manufakturen sind deine späteren Arbeitgeber. Mit einigen
Jahren Berufserfahrung und Talent kannst du dich weiterbilden und so vielleicht auch deine eigene kleine
Werkstatt eröffnen.

Fein∙op∙ti∙ker (m/w)
Ein normales Stück Glas verleiht dir zwar den Durchblick, mehr aber erst einmal auch nicht. Damit es ver­
größert, verzerrt oder filtert und so in Fernrohren, Mikroskopen, Projektionsgeräten, medizinischen Diag­
nostik­Geräten oder Astro­Objektiven zum Einsatz kommen kann, musst du als Feinoptiker ran. Als dieser
verarbeitest du Glasrohlinge zu Linsen und Prismen, beziehungsweise stellst aus unterschiedlichen
Materialien optische Bauelemente und ­systeme her. Obwohl du dabei sehr oft mit elektronischen CNC­
Maschinen zu tun hast, ist für viele Arbeitsgänge immer noch Handarbeit gefragt. Voraussetzung: Mit­
bringen solltest du einen Realschulabschluss mit guten Noten in Mathe und den naturwissenschaftlich­
technischen Fächern. Außerdem musst du genau arbeiten und dich präzise an Vorgaben halten können.
Ein gutes Auge kann hierbei nicht schaden. Chancen: Du bist überall gefragt, wo es um die Herstellung
von optischen, fotografischen oder feinmechanischen Erzeugnissen geht. Aber auch im Foto­ oder op­
tisch­bezogenen Einzelhandel kannst du Arbeit finden.

Ke∙ra∙mi∙ker (m/w)
Die Keramikkacheln mit den blauen Gänsen in der Küche deiner Oma findest du ganz furchtbar? Dann
werd Keramiker und mach es besser. Als dieser gehört es nämlich zu deinen Aufgaben, Zier­ und Ge­
brauchskeramik wie Tassen, Teller, Blumenkrüge und Vasen, oder auch Ofen­ und Wandkacheln zu ent­
werfen und herzustellen. Willst du keine fertige Arbeitsmasse verwenden, mischst du Tone und Zu­
schlagstoffe dafür selbst zusammen. Außerdem brennst und verzierst du keramische Werkstücke
anschließend. Voraussetzung: Du solltest Spaß an handwerklichen Arbeiten haben, eben dafür auch ein
bisschen Geschick und dazu einen Sinn für Ästhetik und fürs Kreative. Die dreijährige Ausbildung absol­
vierst du in einem Handwerksbetrieb und in der Berufsschule. Chancen: Deine späteren Arbeitgeber sind
Klein­ und Mittelbetriebe des Keramikerhandwerks. Außerdem kannst du dich für spezielle Arbeits­
techniken weiterqualifizieren.

Leicht∙flug∙zeug∙bau∙er (m/w)
Leicht ist hier höchstens das Material, ansonsten ist der Bau von Leichtflugzeugen und ­geräten aber sehr
anspruchsvoll, schließlich hängt das Leben der Passagiere davon ab, dass die Fluggeräte einwandfrei funk­
tionieren. Deine Aufgabe als Leichtflugzeugbauer ist es, aus unterschiedlichen Materialien, die meist aus
Faserverbundstoffen bestehen, mithilfe von Schablonen Vorrichtungen, Formen und Bauteile wie
Sandwichschalen, Rippen, Spanten, Ruder und Verkleidungen anzufertigen und zu einem flugfähigen Gerät
zusammenzumontieren. Voraussetzung: Wie bei allen Konstrukteurstätigkeiten sind Mathe, Physik,
Werken und Technik besonders wichtig. Außerdem sind Sorgfalt, Genauigkeit und verantwortungsvolles
Arbeiten gefragt. Chancen: Nach deiner Ausbildung arbeitest du vorwiegend in Industriebetrieben des
Segel­ und Leichtflugzeugbaus. Mit etwas Berufserfahrung kannst du unter anderem den Meister anschlie­
ßen. (mü)

                                                                                                            Illustration: Elena Kozlova/123rf.com
14           Titel

                                              ser
                              Glasblä
                                      (m/w)

        Dauer: 3 Jahre

        Voraussetzung: Mittlere Reife oder guter
        Hauptschulabschluss, gute Noten in
        Kunst, Werken/Technik und gute
        chemische und physikalische Kenntnisse,
        kunsthandwerkliches Geschick, Geduld
        und Konzentrationsfähigkeit

        Chancen: Für eine leitende Position
        kannst du einen Meister anschließen oder
        auch studieren.

Ein Werkstoff – zwei Berufe
Jan Lange und Dima Beirit lernen gerade ganz ähnliche Berufe, die aber bei genauerer                   Inzwischen sitzt auch Dima an seinem Brenner. Der an­
Betrachtung doch riesige Unterschiede aufweisen. Beide haben den Werkstoff Glas für sich ent­          gehende Glasapparatebauer macht seine Ausbildung bei
deckt. Beide sitzen sie für ihre Arbeit an Hochleistungsbrennern und beide haben deshalb auch          der Firma j­fiber aus Jena. Deren Partner ist das berufli­
keine Haare mehr an den Händen. „Das bringt die Tätigkeit nun mal mit sich“, sagt Jan. Und             che Bildungszentrum CJD Ilmenau, wo er seine Praxis­
doch kommen bei beiden ganz unterschiedliche Produkte heraus.                                          ausbildung bekommt, um nach den drei Jahren Lehrzeit
                                                                                                       direkt in die Produktion seiner Firma einzusteigen.
                                                                                                       Grundsätzlich sieht sein Arbeitsplatz ganz ähnlich wie
Jan lernt Glasbläser mit der Fachrichtung Glasgestaltung in der Farbglashütte    der von Jan aus. Vor ihm faucht eine hellgelbe Flamme, dahinter steht ein so
Lauscha. Dieses Handwerk hat in Südthüringen eine lange Tradition. Zum           genannter Vorwärmer, der verschieden große Glasstäbe auf 500 Grad erhitzt.
Beispiel stammt von hier der weltweit berühmte Christbaumschmuck. Jans           Nur um Kunst geht es hier nicht. Statt Mäuse und Co. zu fertigen, stellt Dima
Beruf hat also sehr viel mit Kreativität und handwerklichem Geschick zu tun.     in der Lehrwerkstatt Instrumente für Labore her. Gerade studiert er eine tech­
Um den Beruf zu erlernen, kam er extra aus Mecklenburg­Vorpommern. „Ich          nische Zeichnung mit genauen Maßvorgaben. Ein Röhrchen zum Testen von
fuhr mit meinen Eltern nach Thüringen, als ich in der zweiten Klasse war. Da     Chemikalien soll es werden. „Es ist wichtig, ganz genau zu arbeiten“, erklärt
habe ich das erste Mal gesehen, wie jemand Figuren aus Glas herstellt und        er. „Wir haben genaue Vorgaben, an die wir uns halten müssen. Nur minimale
seitdem wollte ich Glasbläser werden“, erinnert er sich. Während er das er­      Abweichungen von hundertstel Millimetern sind zulässig.“ Dafür kontrolliert
zählt, sitzt er vor einem Brenner und hält eine kleine Glasfigur in die 1.200    Dima sein Werkstück immer wieder mit Messlehren und Maßband. Zwei klei­
Grad heiße Flamme. Eine Maus soll es mal werden, die ersten Umrisse sind         ne Kugeln sind auf der Zeichnung zu sehen. Die muss er jetzt in das Glas bla­
bereits zu erkennen. Hochkonzentriert setzt er gerade das zweite Ohr an den      sen. Vorsichtig setzt er den Mund an, und das Stück, das er gerade in der
Kopf an. Hat das Material einmal die richtige Temperatur, muss alles schnell     Flamme erhitzt hat, dehnt sich aus. „Dabei muss das Glas immer gedreht wer­
gehen. „Wenn das Glas zu stark erkaltet, sind die Spannungen so groß, dass       den, sonst wird die Kugel nicht rund“, sagt er. Wie viel Luft er wie stark in das
es zerspringen würde, wenn ich es wieder in die Flamme halte“, erklärt er.       Glasröhrchen blasen muss, weiß er mittlerweile genau. Aber dafür sei viel
Mäuse gehören schon zur höheren Kunst für den Azubi im zweiten Lehrjahr.         Übung notwendig gewesen. Nach wenigen Sekunden hält Dima ein Röhrchen
Angefangen hat er mit einer kleinen Ente. Das Lehrstück steht noch auf sei­      mit der ersten perfekten Kugel in den Händen.
nem Tisch und erinnert noch nicht wirklich an einen Vogel. „Das ist natürlich
völlig normal. Man braucht unendlich viel Geduld, bis man wirklich gut wird“,    Apropos Hände: Sowohl Jans als auch Dimas Hände sind bereits von ihrem
sagt er. Aber Übung macht bekanntlich den Meister und so gibt ihm sein           Beruf gezeichnet. Haare gibt es da bei keinem mehr. Beide tragen zu ihrem
Lehrmeister auch immer neue Aufgaben und zeigt ihm, wie er sie ange­             Schutz während der Arbeit an der Flamme zwar eine Schutzbrille „und auch
hen muss.                                                                        lange Klamotten sind vorteilhaft“, ergänzt Dima. Aber „kleinere Verletzungen

Fotos: René Weigel                                                                                                                  WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012
Titel      15

                                                                                                                   Dauer: 3 Jahre

                                                                                                                   Voraussetzung: Mindestens guter Haupt­
                                                                                                                   schulabschluss, gute Noten in Mathe,
                                                                                                                   Chemie, Physik und Werken/Technik

                                                                                                                   Chancen: Der Beruf bietet ein breites
                                                                                                                   Spektrum an Aufstiegsweiterbildungen
                                                                                                                   an, z. B. in den Bereichen Glasdesign,
                                                                                                                   Qualitätssicherung oder Glastechnik.
                                                                                                                   Natürlich kannst du auch hier
                                                                                                                   einen Meister an­
                                                                                                                   schließen oder

                                                                                                                                             Glas­
                                                                                                                   ein Studium
                                                                                                                   aufnehmen.
                                                                                                                                                   e­
                                                                                                                                           apparatr
                                                                                                                                             baue
                                                                                                                                                   (m/w)

bleiben nicht aus“, sagt Jan und zeigt auf eine kleine Narbe, die er sich an ei­     Ränder besitzen. Jedes Stück ist ein Unikat. Hier geht es um Individualität, we­
nem Brenner zugezogen hat, als er nicht ganz konzentriert war. Und auch Dima         niger um Serienproduktion. Dennoch muss auch Jan bestimmte Regeln ein­
erzählt, dass er sich schon häufig geschnitten hat. „Es ist wirklich wichtig, dass   halten, wenn er seine Kunstwerke produziert. Das wichtigste ist, dass sie funk­
man sich gut konzentrieren kann. Es ist aber nicht so, das man jeden Tag blu­        tionieren. Ein Glas muss also zum Beispiel stehen können und absolut gerade
tend nach Hause kommt“, sagt er lachend. Später in seiner Firma wird er in           sein. Auf jedes Teil hat sein Ausbilder eine Note geschrieben. „Das ist die
der Produktion von Glasfaserleitungen arbeiten. Und auch da kommt es auf             Vorbereitung auf die Zwischenprüfung“, erklärt er. Die Noten werden später
Präzision an. Schließlich sollen die Leitungen Datenübertragungsgeschwindig­         mit denen aus der Berufsschule zusammengerechnet und daraus ergibt sich
keiten von 10 GB pro Sekunde leisten. Allerdings wird er hier vorwiegend mit         die Durchschnittsnote. Auch Dima bereitet sich auf die Zwischenprüfung vor.
so genanntem Quarzglas arbeiten, bei dem Temperaturen von 1.200 Grad nur             „Geprüft werden verschiedene Glasapparate. Dabei kommt es auf die Funk­
der Anfang sind.                                                                     tion und die Maße an“, sagt er. Wirklich Sorgen mache er sich nicht, denn die
                                                                                     Ausbildung sei so gestaltet, dass er gut mitkomme. Bei der Prüfung geht es
Jan hingegen hat sich absolut der Kunst verschrieben. Er zeigt verschiedene          aber nicht nur um die Praxis. Auch das Wissen aus der Berufsschule wird ab­
Werkstücke, an denen er gearbeitet hat. Dazu gehören zum Beispiel Böden              gefragt. Dimas Berufsschule ist gleich neben seiner Ausbildungsstätte in
von langstieligen Gläsern und kleine Vasen, die kunstvoll geschwungene               Ilmenau. Hier bekommt er das Grundlagenwissen in den Bereichen
                                                                                     Glasapparatekunde, Elektrotechnik, Ofenbau und Feuerungstechnik, Arbeits­
                                                                                     schutz und technische Apparatezeichnungen. Er lernt unter anderem, wie Glas
                                                                                     nach seiner chemischen Zusammensetzung unterschieden wird, wie unter­
                                                                                     schiedliche Gläser miteinander verbunden werden können und welche Arten
                                                                                     der Glasbearbeitung es gibt. Jan hingegen geht in die Berufsfachschule Glas
                                                                                     in Lauscha. Auf seinem Stundenplan stehen Fächer wie Glasherstellung und ­
                                                                                     veredelung, das Gestalten von Schriften, Formen und Dekoren oder die
                                                                                     Entwicklung von Entwürfen für Zierformen. Auch die künstlerische Gestaltung
                                                                                     von Glasobjekten wird hier gelehrt.

                                                                                     So haben beide ganz unterschiedliche Ansprüche an den gleichen Werkstoff
                                                                                     und sie zeigen anschaulich, wie unterschiedlich Glas in seinen Anwendungs­
                                                                                     möglichkeiten ist. Jetzt musst du dich nur entscheiden, ob du eher der krea­
                                                                                     tive Kopf oder der genaue Tüftler bist. Denn gute Zukunftsaussichten bieten
                                                                                     beide Berufe, der Glasbläser im Handwerk, der Glasapparatebauer vorwie­
                                                                                     gend in der Industrie. (rw)

                                                                                                                    www.farbglashuette.de

                                                                                                                       www.j­fiber.com

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012
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  Ein Auto besteht aus hunderten Einzelteilen. Sie werden
  aus Metall, Kunststoff oder auch Glas gefertigt. Dabei
  stellen VW, Opel und Co. die meisten Teile aber nicht
  selbst her, sondern lassen diese von Spezialisten ferti­
  gen. Und davon gibt es richtig viele. Nicht umsonst ist
  dieser Industriezweig einer der größten in Thüringen.
  Ein solcher Zulieferer ist die Firma Docter Optics aus
  Neustadt an der Orla. Sie stellt Linsen für Auto­
  scheinwerfer her und ist damit weltweit Marktführer.
  Ihre optischen Komponenten werden in unzähligen
  Autos verbaut, vom Smart bis zum teuersten Serien­
  fahrzeug der Welt – dem Bugatti Veyron. Rund 450
  Mitarbeiter arbeiten dafür in dem Unternehmen in
  Ostthüringen.

                    gie
          WiYouLo

           Vom Glasrohling zur Hightech­Linse
           .Ausbildung beim Weltmarktführer aus Thüringen.

           Die kleinen Linsen von Docter Optics sind dafür verantwortlich, dass das         Werkzeugformenbau konstruieren sie anhand der Zeichnungen und techni­
           Licht von Xenon­, Halogen­ und LED­Scheinwerfern auf der Straße verteilt         schen Vorgaben der Konstruktionsingenieure ein Werkzeug, mit dem später
           wird. Bei der Herstellung ist höchste Präzision erforderlich, denn sie müssen    die Linse gefertigt werden kann – quasi die Form, in der das Glas zu einer Linse
           unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden. Zum Beispiel darf das          gepresst werden soll. Sie programmieren so genannte CNC­Anlagen, in denen
           Licht nicht den Gegenverkehr blenden, muss aber trotzdem so verteilt wer­        das Metall für das Werkzeug geschnitten, gefräst und gebohrt wird. Jeder
           den, dass eine optimale Ausleuchtung der Straße erreicht wird.                   Handgriff muss sitzen, damit am Ende alle Abmessungen stimmen, denn in
                                                                                            der optischen Industrie geht es um millionstel Millimeter, also um das sprich­
           Bevor die perfekte Linse aber in einem Scheinwerfer zum Einsatz kommt,           wörtliche „Mü“ (Mikrometer).
           sind viele Arbeitsschritte notwendig. In der Regel beginnen sie bei dem
           Auftraggeber, also einem Hersteller kompletter Scheinwerferanlagen. Mit ihm      Als Zerspanungsmechaniker bei Docter Optics hast du damit einen verant­
           sind die Projektleiter von Docter Optics in ständiger Verbindung. Soll eine      wortungsvollen Job. Jedes Jahr bildet das Unternehmen zwei junge Menschen
           Linse für ein neues Scheinwerfermodell entwickelt werden, setzen sich Optik­     in dem Beruf aus. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre und du lernst alles
           designer – das können zum Beispiel Physiker mit einer Spezialisierung auf        rund um die Bearbeitung von Metall. Anfangs stehst du dafür noch nicht an
           Optik sein – mit dem Projektleiter zusammen und berechnen die Linse am           den komplizierten Maschinen, sondern benutzt die eigenen Hände zum
           Computer. Sie simulieren mit Spezialsoftware die Funktion der Linse und de­      Feilen, Sägen und Schleifen. Im Unternehmen schaust du den Profis über die
           signen sie um, bis alles perfekt ist. So ein Prozess kann schon einmal mehrere   Schulter und führst schon erste Vorbereitungsaufgaben durch. Parallel be­
           Monate dauern. Und erst dann geht es an die Fertigung des ersten Prototyps.      kommst du theoretisches und praktisches Grundlagenwissen in der
                                                                                            Berufsschule. Bist du dann mit dem Werkstoff richtig vertraut, geht es auch
           Dazu machen sich die Zerspanungsmechaniker ans Werk. Im hauseigenen              schon mal selbst an die CNC­Maschinen. „Zerspanungsmechaniker sind bei

           Fotos: René Weigel, Docter Optics                                                                                                  WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 2­2012
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