# 0.1 - Driving Digital Transformation - MGM Technology Partners

 
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# 0.1 - Driving Digital Transformation - MGM Technology Partners
Commerce, Insurance, Public Sector, Energy
                                                                   # 0.1

                                             Dri v i n g Di gi tal Tran sf ormat io n

insights.mgm-tp.com                                                                     1
# 0.1 - Driving Digital Transformation - MGM Technology Partners
2   mgm insights
# 0.1 - Driving Digital Transformation - MGM Technology Partners
Editorial

                                          Digital?
                                          Digital!

                                          Seit Beginn des Informationszeitalters wird die Digitalisierung immer wieder als
                                          Welle beschrieben, die tosend auf uns zurollt. Doch der bedrohliche Vergleich hinkt.
                                          Denn die digitale Transformation passiert nicht einfach. Sie wird aktiv vorangetrie-
                                          ben von Menschen mit Visionen, die ihr Wissen und ihre Schöpfungskraft gezielt
                                          einsetzen. Aktiv statt passiv. Genau darauf spielt der Titel der ersten Ausgabe unse-
                                          res Magazins an: „Driving Digital Transformation“.
                                          Ein treffenderes Bild für das Digitale ist vielmehr ein Netz, das sich über die Din-
                                          ge legt, neue Verbindungen schafft und von uns aktiv mitgeknüpft werden kann.
                                          Wir sind überzeugt, dass das nur gemeinsam gelingt. Und dass aus geschäftlicher
                                          Sicht der Austausch gerade über Branchen hinweg sehr ertragreich sein kann. Ein
                                          Versicherer lernt viel von dem E-Commerce-Know-How eines Händlers. Umgekehrt
                                          profitiert der Händler von den Erfahrungen eines Versicherers in der Digitalisierung
                                          komplexer individueller Produkte.

                                          Mit dem insights Magazin möchten wir Ihnen einen Ort der Reflektion und des bran-
                                                         chenübergreifenden Wissenstransfers rund um die digitale Trans-
                      Driving Digital Transformation     formation bieten. Im Mittelpunkt stehen die Branchen Commerce,
                                                         Insurance und Public Sector. Denn hier sind unsere Kunden, Partner
                                          und auch wir selbst zu Hause. Unsere Autoren berichten von ihren Erfahrungen aus
                                          der Projektpraxis – manchmal strategisch, manchmal technisch, aber immer mit
                                          dem Fokus auf den Besonderheiten von Geschäftsanwendungen.

                                          Gleichzeitig wagen wir direkt in dieser Erstausgabe einen Blick über den Tellerrand
                                          hinaus. In unserem Special zur solutions.hamburg 2017, Deutschlands größtem
                                          Digitalisierungskongress, geht es um sämtliche Facetten der digitalen Transforma-
                                          tion – von ökonomischen und technologischen bis hin zu gesellschaftspolitischen
                                          Auswirkungen. Hier schließt sich die Klammer. Denn „Driving Digital Transforma-
                                          tion“ war auch der Titel eines Thementracks, den die mgm consulting partners, der
                                          Consulting-Bereich von mgm, gemeinsam mit hochkarätigen Speakern und Digitali-
                                          sierungsexperten auf der solutions.hamburg gestaltet hat.

                                          Wir hoffen, dass Sie aus der Lektüre dieser Ausgabe Inspirationen und Impulse
                                          schöpfen, und laden Sie herzlich dazu ein, in kommenden Ausgaben mit eigenen
                                          Beiträgen Ihr Wissen und Ihre Erfahrung zu teilen!

                                          Hamarz Mehmanesh
                                          CEO

insights.mgm-tp.com                                                                                                           3
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Inhalt

                            Commerce

                         08 Mehr als nur Text und Bild
                            Marko Graichen

                         15 B2B-Shops – Zeit für den Generationenwechsel
                            Dr. Daniel Brodkorb
                   08
         Mehr als nur       Insurance
         Text und Bild
                         24 Das Alibaba der Industrie- und Gewerbeversi-
                            cherung
                            Marc Philipp Gösswein, Hamarz Mehmanesh

                         29 What capabilities should Industrial Insurers
                            build to offer digital underwriting on a global
                  32        scale – We try to sketch a concept in a box.
      Du kommst hier        Marc Philipp Gösswein
           nicht rein
                            Public Sector

                         32 Du kommst hier nicht rein!
                            Alois Richthofer

                         39 Elster.de Relaunch
                   50
          mgm auf der    40 Sechs Prinzipien für sichere E-Government-An-
    solutions.hamburg       wendungen
                            Karl-Wilhelm Schick

                            About

                         88 Köpfe dieser Ausgabe

                         91 Impessum

4                                                                          mgm insights
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mgm auf der solutions.hamburg

52 Unbox your IT – Acht Strategien für eine entfes-   70 Survival Guide: Augmented Reality, Wearables
   selte IT-Organisation                                 und IoT in der Industrie
   Olaf Terhorst                                         Dr. Fedor Titov

54 How to bring IT home to the business and start     72 Im Konzern agil arbeiten - komplex und erfolg-
   a digitization journey                                reich mit „Watergile“
   Dr. Ing. Carsten Mielke                               Herwig Fölster, Jungheinrich

56 Agile Entwicklung digitaler Kundenlösungen –       74 Audience (R)Evolution – wie ein Verlag zum Au-
   Digital Delivery Network                              dience-Vorreiter wurde
   Carsten Klingels, E.ON                                Dr. Ruth Betz, Bauer Xcel

58 Wie gewinnt man mit der Gorch Fock den Ame-        76 Podiumsdiskussion: „Driving Digital Transfor-
   rica`s Cup?                                           mation - What‘s next?“
   Bettina Stoob, AGCS
                                                      78 Zurück zur Uni! mgm in der experten.werkstatt
60 Sei die Veränderung, die du dieser                    der solutions.hamburg
   Welt wünschst - Erfolgreiche IT
   Uwe Kolk, Jungheinrich                             82 Warum überhaupt ein eigenes Framework ent-
                                                         wickeln?
62 Wagniskapital neu gedacht: Investieren, um            Hamarz Mehmanesh, mgm technology partners
   von Startups zu lernen
   Martin Brücher, Fashion Cloud                      84 Architekturentscheidungen und -erfahrungen
   Marc Ramelow, Ramelow Ventures                        beim Aufbau eines React-basierten Frameworks
                                                         Martin Backschat, Chief Software Architect
64 Einsatzpotenziale der Blockchain in der Indust-       Baschir Jaghoori, Software Architect
   rie
   Dr. Michael Merz, PONTON                           86 Die besondere Bedeutung von UI/UX in Business
                                                         Applikationen
66 mgm cp „Fresh up“: Pecha Kuchas und Impuls-           Livia Böhme, UI/UX-Designer
   vorträge                                              Fred Funke, UI/UX-Designer
   Verschiedene, mgm cp

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# 0.1 - Driving Digital Transformation - MGM Technology Partners
Wie auch kleine und mittlere On-
linehändler ihre Produktpräsenta-
tion optimieren können
„Ich muss ein Produkt sehen, anfassen und ausprobieren, bevor ich es kau-
fe.“ Diese Überzeugung ist auch in Zeiten steigender Umsatzzahlen im Online-
handel unter vielen Kunden noch weit verbreitet. Eine umfassende digitale
Produktpräsentation kann dabei helfen, diesen vermeintlichen Nachteil des
E-Commerce auszugleichen. Doch gerade kleine und mittlere Händler nutzen
ihre Möglichkeiten oftmals noch nicht ausreichend.

Von Marko Graichen

                                                                            Wann werden Onlineshops die Funktionen ei-
                                                                            nes stationären Handels ersetzen können?
                                                                            Händler experimentieren mit Augmented-Rea-
                                                                            lity-Ansätzen wie der virtuellen Anprobe, doch
                                                                            diese Vorstöße stecken noch in den Kinder-
                                                                            schuhen.«

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Commerce

In   seinem     monatlichen     E-Com-     »Händler experimentieren mit Aug-        tet. Kundenbewertungen (34,2 Prozent),
merce-Konjunkturindex    (e-KIX)¹   fand   mented-Reality-Ansätzen wie der vir-     Produkt- und Anwendungsvideos (15,8
das ECC Köln im Juli 2017 heraus, dass     tuellen Anprobe, doch diese Vorstöße     Prozent) oder 3D- bzw. 360°-Ansichten
kleine und mittlere Onlinehändler im       stecken noch in den Kinderschuhen.«      (6 Prozent) bietet dagegen nur eine
Bereich der Produktpräsentation häu-                                                Minderheit ihren Kunden an. Dabei sind
fig nur die Basisanforderungen erfüllen. Neben schriftlichen   laut der Umfrage rund 87 Prozent der kleinen und mittleren
Produktbeschreibungen (84,6 Prozent) sind lediglich Produkt-   Händler davon überzeugt, dass die Produktpräsentation im
bilder aus verschiedenen Perspektiven (68,8 Prozent) und       Onlineshop ein wichtiges Differenzierungsmerkmal darstellt
Produktbilder mit Zoomfunktion (51,3 Prozent) weit verbrei-    – eine korrekte Erkenntnis, die sich im Status quo bislang al-
                                                               lerdings kaum widerspiegelt.

                                                               Auf den ersten Blick erscheint es generell so, dass der E-Com-
                                                               merce gegenüber dem stationären Handel im Bereich der
                                                               Produktpräsentation im Nachteil ist. Schließlich lassen sich

10                                                                                                                mgm insights
Die Produktdarstellungsformate reichen von einfachen Produktbe-
                                                                  schreibungen und Kundenbewertungen bis hin zu umfangreichen
                                                                  Erfahrungsberichten.

beispielsweise die Haptik, der Geruch, die Größe
eines Produkts oder die Wirkung des Artikels in
Kombination mit anderen Produkten nur in einem
realen Geschäft mit allen Sinnen erfahren. Auch
erste Funktionstests lassen sich online nicht durch-
führen. Auf absehbare Zeit wird sich an dieser Situation nichts    Zum Anliegen des Kunden gehört insbesondere, das zu seinen
ändern. Zwar experimentieren verschiedene Händler mit Aug-         Bedürfnissen passende Produkt schnell und einfach zu finden
mented-Reality-Ansätzen wie der virtuellen Anprobe, doch           und zu erwerben. Eine detaillierte Produktpräsentation hilft
diese Vorstöße stecken derzeit noch in den Kinderschuhen.          dabei, den Kunden schon im Vorfeld der Bestellung umfas-
Daher wird der Onlinehandel in punkto sinnlicher Erfahrbar-        send über das ausgewählte Produkt zu informieren. Auf diese
keit der Produkte erst dann zur stationären Konkurrenz auf-        Weise wird die Gefahr, dass der bestellte Artikel dem Kunden
schließen können, wenn Hologramme oder Virtual-Reality-An-         nach der Lieferung doch nicht zusagt, erheblich eingedämmt.
wendungen in der Lage sind, einen annähernd gleichwertigen         Als Konsequenz reduziert sich mit der Retourenquote ein
Ersatz zu schaffen. In naher Zukunft sieht es danach nicht aus.    spürbarer Kostenfaktor.

Die Kundenintention muss bestmöglich                               Die beschriebene Leitlinie folgt allerdings nicht nur dem In-
befriedigt werden                                                  teresse der Kundschaft, sondern steigert auch die Sichtbar-
                                                                   keit bei Google und Co. – ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor
Kleine und mittelständische Onlinehändler verfügen dennoch         für kleine und mittlere Onlinehändler, die in der Regel nicht
über einige Optionen, um den Nachteil Stück für Stück abzu-        über eine herausragende Marktposition wie beispielsweise
bauen und in eine eigene Stärke zu ver-                                                  Amazon oder Zalando verfügen und
wandeln. Dabei stehen keineswegs nur        Stumpfe Keyword-Optimierung und              dementsprechend weniger auf Direkt-
die oben beschriebenen innovativen          kopflose Linkbaits sollten nicht mehr        zugriffe auf ihren Onlineshop bauen
Konzepte im Fokus, die den Mittelstand      im Mittelpunkt stehen.                       können.    Stumpfe    Keyword-Optimie-
mit seinen Fähigkeiten überfordern                                                       rung und kopflose Linkbaits, die lange
könnten. Stattdessen sollte der gewählte Vertriebskanal ad-        Zeit Erfolg versprachen, sollten dabei allerdings nicht mehr
äquat gemäß der dort zur Verfügung stehenden Möglichkei-           im Mittelpunkt stehen. Schließlich sind die Suchroboter und
ten genutzt und der Kunde ins Zentrum der eigenen Content-         -algorithmen inzwischen so weit entwickelt, dass sie Content,
strategie gestellt werden – getreu dem Motto: „Das Anliegen        der allein für Suchmaschinen geschrieben wurde, von Inhal-
des suchenden, potentiellen Kunden sollte maximal erfüllt          ten, die die Suchintention des Users tatsächlich befriedigen, 
werden.“

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Commerce

unterscheiden können. Dementsprechend muss vor allem            Dort angekommen hat man meist nur auf das haptische Pro-
dem Anliegen des Nutzers Rechnung getragen werden – egal,       dukt und eventuell eine Umverpackung Zugriff, um mehr über
ob mit Text, Bild, Video oder Audio –, um von den etablierten   den Artikel zu erfahren. Ein Vergleich anhand einer Vielzahl
Suchmaschinen mit einem guten Ranking „belohnt“ zu wer-         von Attributen ist angesichts dessen nur schwer realisierbar.
den.                                                            Sofern man als Kunde noch nicht weiß, was man genau möch-
                                                                te, oder mehr zum Produkt, seinen Funktionen und den Un-
Die drei Hauptaspekte einer kanaladäqua-                        terschieden zu Alternativartikeln erfahren will, benötigt man
ten Produktpräsentation                                         die Hilfe eines Verkaufsberaters. Deren Verfügbarkeit und
                                                                Fachwissen sind allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Um die Möglichkeiten der digitalen Vertriebskanäle im Be-       Wenn ein Onlinehändler aufbauend auf validen, vollständi-
reich der Produktpräsentation optimal zu nutzen, sollten sich   gen und geeigneten Produktattributen benutzerfreundliche
kleine und mittlere Händler insbesondere auf drei Aufgaben      Navigations-, Such- und Auswahltools anbieten kann, ist sein
konzentrieren.                                                  Onlineshop dem stationären Wettbewerber im Bereich der
                                                                Produktdaten somit klar überlegen.
1. Stammdaten für Produktsuche, -selektion und -aus-
wahl strukturieren                                              2. Passende Produktdarstellungsformate auswählen
Sinnvoll strukturierte Produktstammdaten und eine passen-       Sobald ein Kunde einen Artikel in die engere Auswahl aufge-
de, auf die Warengruppen zugeschnittene Klassifizierung und     nommen hat, möchte er mehr über das potentielle Kaufobjekt
Attributisierung sorgen nicht nur dafür, dass Kunden benö-      erfahren. Wie oben bereits erwähnt, können Onlineshops das
tigte Produkte schnell und einfach finden. Anhand der zur       haptische Produkterlebnis nicht bieten. Allerdings steht ihnen
Verfügung gestellten Daten können Interessierte die Merk-       eine Vielzahl an Formaten zur Verfügung, um möglichst nah
male in Frage kommender Artikel zudem effizient erfassen        an dieses Erlebnis heranzukommen. Die Bandbreite reicht
und verschiedene Produkte anhand dieser Charakteristika         dabei von ausführlichen Produktbeschreibungen, Kunden-
leicht miteinander vergleichen. Auf diese Weise ergeben sich    bewertungen und Erfahrungsberichten über verschiedenste
gegenüber dem Stationärhandel sogar Vorteile: In einem Ge-      Produktbildformate (Ambiente, Details, in Benutzung, Funkti-
schäft muss man sich – insbesondere wenn man dort nicht         onen, Größenreferenz, Kombinationen, Farb-/Motivauswahl,
als Stammkunde verkehrt – erst einmal orientieren, gegebe-      3D-Modelle, Panorama, etc.) bis hin zu unterschiedlichen
nenfalls bei Verkäufern nachfragen und                                               Produktvideos    wie   Produktpräsenta-
persönlich zu den gesuchten Artikeln      Contenterstellung und -aktualisierung      tionen, Bedienungs- und Aufbauanlei-
gehen.                                    sind mit Sicherheit die größten Her-       tungen, Pflegehinweisen und Kunden-
                                          ausforderungen für die Unternehmen.        statements sowie 3D-Animationen und

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360-Grad-Drehungen. Darüber hinaus können den Kunden            Keine Angst vor eigener Contenterstellung
auch Prüfberichte, Zertifikate, Produkttests, technische De-    und -aktualisierung!
taildaten oder Presseartikel zugänglich gemacht werden.
                                                                Angesichts der vielen Möglichkeiten, die Produktpräsentation
Diese Fülle an unterschiedlichsten Informationen sucht man      im eigenen Webshop zu verbessern, stellt sich jedoch die Fra-
im stationären Handel meist vergeblich. Da nur wenige Pro-      ge, wie die notwendigen Inhalte überhaupt erstellt und stän-
dukte mittels einer Produktvorführung oder eines Flyers ge-     dig aktualisiert werden können. Schließlich verfügen gerade
nauer beschrieben werden, beschränkt sich die detaillierte      kleine und mittlere Händler nur über begrenzte Budget- und
Beschäftigung mit den Produktinformationen – und häufig         Personalkapazitäten. Aus diesem Grund sind Contenterstel-
auch das persönliche Verkaufsgespräch mit einem Berater         lung und -aktualisierung mit Sicherheit die größten Heraus-
– auf die Lektüre der Umverpackung. Wenn sich hingegen          forderungen für die Unternehmen. Glücklicherweise lässt sich
digitale Inhalte zur Produktdarstellung und -beschreibung       die Arbeit an vielen Stellen erleichtern:
harmonisch in die Customer Journey einpassen und diese
nicht nur in die eigenen Verkaufskanäle (Webshop, App, etc.),      Eine ausreichend dimensionierte und auf die jeweilige
sondern auch in alle externen User-Touch-Points distribuiert        Branche zugeschnittene, zentrale Produktdatenbank ist
werden, ist auch in diesem Bereich der klare Vorteil beim On-       die Basis für einheitliche und stets aktuelle Produktdaten.
linehandel zu sehen.                                               Das Fundament für die in der Produktdatenbank verwal-
                                                                    teten Inhalte bilden die von Lieferanten und Herstellern
3. Auch online individuelle Produktberatung ermöglichen             zur Verfügung gestellten Daten. In vielen Branchen gibt es
Häufig wird die Möglichkeit zur persönlichen Beratung als           bereits einheitliche Produktdatenstandards, die genutzt
wichtigster Grund für einen Einkauf im stationären Handel an-       werden können und eine konsistente Darstellung der Da-
geführt. Inzwischen lässt sich dieses Argument dank verschie-       ten garantieren. Alternativ können Lieferantenportale, die
dener Anwendungen jedoch entkräften. Mit Live-Chats, einem          über standardisierte Prozesse Produktinformationen be-
Rückrufservice sowie Beratungs-, Produktvorführungs- und            reitstellen, auch direkt angebunden werden. Die auf die-
Anwendungsvideos kann man im Gegensatz zum Vor-Ort-                 sen Wegen integrierten Daten können im zweiten Schritt
Geschäft auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten eine           kontinuierlich mit weiteren Informationen angereichert
professionelle Beratung auf gleichbleibend hohem Niveau ge-         und durch eigene Inhalte ausgebaut werden, um das Ein-
währleisten. Somit kann der Onlinehandel auch in diesem Be-         kaufserlebnis des Kunden weiter zu verbessern.
reich ein mindestens mit dem Stationärhandel vergleichbares        Hinsichtlich der Wahl des geeigneten Formats des eigenen
Serviceerlebnis anbieten.                                           Contents gibt es kein Patentrezept. Stattdessen muss das
                                                                    ausgewählte Format zu Branche und Zielgruppe passen 

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Commerce

                                                                     Fazit: Eine hochwertige Sortimentsnaviga-
                                                                     tion und Produktpräsentation kann den
                                                                     Unterschied machen

     – oder plastischer formuliert: Der Köder muss dem Fisch         Reinen Onlinehändlern steht eine Vielzahl an Möglichkeiten
     schmecken. Ob Video, Blog, Rezept oder Anleitung – die          offen, das fehlende haptische Erleben eines Produkts zu er-
     Inhalte müssen den Nerv der Kunden treffen, authentisch         setzen. Durch eine saubere, vollständige Produktkategori-
     sein und Leidenschaft und Kompetenz transportieren.             sierung für Navigation, Suche und Auswahl, individuelles
     Wie das mit wenig Aufwand geht, zeigen beispielsweise           Content-Enrichment sowie eine durchdachte Vernetzung zu
     die Verkostungsvideos des Whiskyhändlers Whisky.de              authentischen, externen Contentquellen sind sie sogar in der
     und das Video einer Axtfertigung von John Neeman Tools.         Lage, Mehrwerte zu schaffen, die stationäre Wettbewerber
     Und warum muss man im eigenen Online-Shop immer                 nicht bieten können.
     nach Schema F denken? Ein Shop in Magazin-Style wie ihn
     http://www.kaufdichgluecklich-shop.de anbietet, hilft Pro-      Die auf diese Weise entstehenden, qualitativ hochwertigen
     dukt-Inhalte und Wissenswertes so miteinander zu ver-           und individuellen Inhalte eines Onlinehändlers sind somit
     knüpfen, dass die Fachkompetenz des Händlers ganzheit-          durchaus mit der Beratungskompetenz eines professionel-
     lich aufgewertet werden kann. Außerdem kommen User              len Händlers vor Ort zu vergleichen. Genauso wie die Kun-
     bei dieser Form der Produktpräsentation gerne wieder,           den aufgrund der ausgezeichneten Beratung immer wieder
     stöbern und lassen sich inspirieren.                            zu diesem Händler vor Ort gehen, müssen es Onlinehändler
    Es bietet sich an, die Contenterstellung direkt in die Arti-    schaffen, recherchierende Onlinekunden durch guten und
     kelanlage zu integrieren. So entstehen meist eigene stan-       einzigartigen Content so von sich zu überzeugen, dass diese
     dardisierte Shooting- und Videoprozesse, die auch mit           den Webshop und den darin vorhandenen Content immer
     begrenztem Budget realisiert werden können. Aufgrund            wieder als Quelle fundierter Produktberatung und -präsen-
     einer hohen Produktvielfalt im Shop ist es jedoch nicht         tation suchen und nutzen. Durch diese Strategie können sie
     immer möglich, sämtliche Artikel in die zusätzliche Cont-       sich nicht nur vom stationären Handel, sondern auch von den
     enterstellung zu integrieren. In diesem Fall sollte vor allem   etablierten, großen Portalen absetzen, die in klar abgesteck-
     in Produkte investiert werden, mit denen man sich vom           ten Nischen nie vergleichbare Kompetenzen aufbauen können
     Wettbewerb abgrenzen kann – beispielsweise Eigenmar-            und werden.
     ken, Sortimentsbesonderheiten oder bisherige Topseller.
    Die Einbindung von User-generated-Content wie Kun-
     denbewertungen oder Social-Media-Content bietet die
     Möglichkeit, darüber hinaus externe Drittmeinungen und
     authentische Endkundeneindrücke in die Produktpräsen-           Marko Graichen
     tation einfließen zu lassen.                                    Senior Consultant Commerce

                                                                     [1]   https://www.ifhkoeln.de/blog/details/produktpraesentati-
                                                                     on-im-online-shop-potenzial-fuer-kleine-und-mittlere-haendler/

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Commerce

B2B-Shops – Zeit für den Generationenwechsel
Der elektronische Handel im B2B-Sektor hinkt den heutigen Erwartungen der Nutzer in weiten Teilen hinterher. Doch
der Innovationsdruck steigt. In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es für Unternehmen überlebenswichtig, ihre
Geschäftsabwicklung so einfach wie möglich online zu gestalten.

Von Daniel Brodkorb

„Willkommen im letzten Jahrhundert.“ So oder ähnlich könnte     Für viele Jahre konnte man mit solchen Defiziten leben. Mit
der elektronische Handel im B2B-Sektor treffend seine Nut-      den Digital Natives tritt jetzt aber eine neue Generation in die
zer begrüßen. Denn viele Mitarbeiter begeben sich in ihren      Einkaufsorganisationen ein. Eine Generation, die privat bei
Unternehmen beim Ein- und Verkauf regelrecht auf eine Zeit-     Amazon und Co einkauft, ihre Dates durchs Swipen selektiert,
reise. Sie treffen auf umständliche Abläufe und graue Listen.   Serien streamt und bewegende Momente twittert und bei
Sie suchen vergeblich nach korrekten Angaben zur Verfügbar-     Instagram postet. Der Generationenwechsel auf Personale-
keit der Produkte. Sie arrangieren sich mit völlig abstrusen    bene ist bereits da. Bei den Systemen für den geschäftlichen
Einschränkungen wie „Lege nicht mehr als 100 Produkte in        Onlinehandel steht die Modernisierung in vielen Fällen noch
den Warenkorb“ – wohlwissend, dass das System sonst ab-         aus.                                                          
schmiert.

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Commerce

Benutzererlebnis nach heutigen Standards                           Probleme hinter den Fassaden im Backend
gestalten
                                                                   Momentan kranken viele bestehende Shoplösungen an funk-
Auf den ersten Blick zeigt sich der Rückstand im B2B-E-Com-        tionalen Einschränkungen, die auch das Benutzererlebnis
merce gegenüber modernen B2C-Shops am deutlichsten in              beeinträchtigen bzw. ihre Nutzer in die 1990er Jahre zurück-
den altbackenen Oberflächen. Die grafische Usability und das       versetzen. So kommt es beispielsweise vor, dass die Kunden
Look & Feel sind nicht mehr zeitgemäß.                                                  nach dem Einloggen nur die Listenprei-
Dabei ist die heutige Erwartungshaltung        Der Generationenwechsel auf Perso-       se sehen. Die individuell ausgehandel-
klar: Das Benutzererlebnis sollte ver-         nalebene ist bereits da. Bei den Sys-    ten Vertragspreise sind erst während
gleichbar sein mit dem von Amazon, Ap-         temen für den geschäftlichen Online-     des   Checkout-Prozesses    verfügbar.
ple und Otto. Dazu gehören informative         handel steht die Modernisierung noch     Ganz ähnlich steht es um die Verfüg-
und attraktive Produktpräsentationen           aus.                                     barkeit der georderten Waren. Auch die
sowie eine intuitive Benutzerführung.                                                   Einschränkung auf eine bestimmte An-
Hier besteht großer Renovierungsbedarf bei den in die Jahre        zahl von Produkten im Warenkorb ist keine Seltenheit.
gekommenen E-Procurement-Systemen und Lieferantenpor-
talen.                                                             Grund dafür sind häufig veraltete ERP-Systeme im Backend.
                                                                   Sie sind von ihrer Architektur her nicht darauf ausgelegt,
Moderne Shop-Oberflächen punkten                                                                             hochfrequente
vor allem dann, wenn sich die Einkäu-                              Veraltete ERP-Systeme im Backend          Echtzeitanfragen
fer einen Überblick über das Sortiment                             sind nicht darauf ausgelegt, hochfre-     zu    verarbeiten.
des Lieferanten verschaffen wollen.                                quente Echtzeitanfragen zu verarbei-      Das folgende Bei-
Hierbei sollten auch komfortable Such-                             ten.                                      spiel verdeutlicht
funktionen und ein kundenfreundlicher                                                                        das Problem: An-
Checkout – wie es die Nutzer aus dem B2C-Kontext gewöhnt           genommen, ein Nutzer sucht nach einer speziellen Art von
sind – nicht fehlen. Gleichzeitig dürfen B2B-Shops die klas-       Schrauben. Wenn die Ergebnisliste 40 verschiedene Schrau-
sischen Funktionalitäten für professionelle Einkäufer nicht        benvarianten
außer Acht lassen. Der Shop muss es ihnen beispielsweise           enthält, dann
ermöglichen, Kostenstellen anzugeben, Bestelllisten hoch-          muss    vierzig-
zuladen und individuell definierte Freigabe- und Genehmi-          mal der spezi-
gungsprozesse zu durchlaufen. Auch die artikelnummernba-           fische Preis für
sierte Schnell-Bestellung darf nicht fehlen.                       die    Produkte

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aus dem ERP-System gezogen werden – bei Staffelpreisen            Wege steht. Gerade von mittelständischen Betrieben wird die
oder anderen Rabattierungen können das auch mehrere An-           Komplexität der Einführung aber häufig unterschätzt.
fragen pro Produkt sein. Eine in die Jahre gekommene Instanz
von SAP R/3 auf Oracle wird dabei schlichtweg in die Knie ge-     B2B-Shops sind Systeme mit hohem Integrationsbedarf. Be-
hen.                                                              trachtet man die IT-Landschaft eines Mittelständlers, trifft
                                                                  man typischerweise auf folgende Systeme: ERP/Warenwirt-
B2B-Shop, ERP, CRM, PIM: Der Da-            Wie komfortabel       schaft, CRM und eventuell ein PIM. Tritt nun eine B2B-Platt-
tenfluss zwischen den verschiedenen         ein B2B-Shop sein     form mit Shop-Komponente und Service-Funktionalitäten
Systemen muss gut geplant sein – aus        kann, hängt also      hinzu, stellen sich eine Reihe von Fragen wie: Wenn eine
technischer und aus fachlicher Sicht.       zu einem bedeu-       Preisanfrage über den Onlineshop reinkommt, wird sie im
                                            tenden Teil von       ERP bearbeitet? Oder im CRM? Was passiert, wenn der Kun-
den Systemen im Backend ab. Bei Erneuerungsprojekten soll-        de aus der Anfrage eine Bestellung macht? Wie funktioniert
te das unbedingt berücksichtigt werden – hier muss ggfs. ein      die Rückmeldung an den Onlineshop? Bereits anhand dieser
den Prozessanforderungen genügendes Integrationskonzept           recht trivialen Fragen lässt sich erahnen, dass der Datenfluss
entworfen werden, das die architektonischen Schwachpunkte         zwischen den verschiedenen Systemen gut geplant sein muss
der Warenwirtschaft ausgleicht und dem Käufer personali-          – sowohl aus technischer als auch aus fachlicher Sicht.
sierte und korrekte Informationen liefert. Im Fall von SAP R/3
hilft auch eine Migration auf die HANA Datenbank: dadurch         B2B-Lösungen schaffen die Gelegenheit, viele (vor allem kos-
nimmt die Echtzeitfähigkeit schon um etliche Faktoren zu.         tenerzeugende) Interaktionen mit Geschäftspartnern online
Später folgt dann die Migration auf S/4HANA, die aktuelle Ver-    zu bringen. Dabei ist aber der Anspruch, jeden einzelnen
sion, die tatsächlich echtzeitfähig ist.                          Prozess vollständig integriert zu automatisieren, nicht zielfüh-
                                                                  rend. Schnell stellt man fest, dass Kosten und in Einzelfällen
Technische und fachliche Integration be-                          erzielter Nutzen in einem ungünstigen Verhältnis zueinander
rücksichtigen                                                     stehen. Dementsprechend ist es angebracht – und auf diese
                                                                  Möglichkeit sollte man bei der Evaluierung der B2B-Lösung
Neben Unternehmen, die veraltete Systeme einsetzen, gibt          bzw. Architektur achten – flexibel Prozesse prototypenhaft
es – gerade im Mittelstand – viele Unternehmen, für die der       ohne vollständige Integration ausprobieren zu können. Im
Onlinehandel komplettes Neuland ist. Hier werden Bestellun-       Folgenden ein Beispiel: erst wenn nach Go-Live des Prototy-
gen noch telefonisch oder schriftlich per Fax oder Bestellkarte   pen für die Online-Garantiemeldung erkennbar ist, dass der
getätigt¹. Die Einführung von B2B-Shops in diesem Szenario        Dienst von ausreichend vielen Nutzern angenommen wird,
hat den Vorteil, dass kein Ballast von Vorgängersystemen im       lohnt sich die vollständige Automatisierung. Wenn nach 

insights.mgm-tp.com                                                                                                             17
Commerce

zwei Monaten 80 Prozent der Kunden den Dienst akzeptieren,
sollte die Integration mit ERP und Co starten. Wenn es nur
5 Prozent sind, könnte der Dienst wieder abgeschaltet oder
verändert werden.

In der ersten Phase ist es ausreichend, dem Nutzer die Mel-
dung eines Garantiefalls im B2B-Portal anzubieten und ein-
treffende Meldungen manuell ins Zielsystem zu übertragen
– wie es bereits heute mit den per Fax oder Telefon eintref-      liegt aber in der engeren, mit digitalen Prozessen unterlegten,
fenden Meldungen erfolgt. In der zweiten Phase lässt sich der     Vernetzung mit den Kunden.
Prozess dann automatisieren – und dabei können mit Hilfe
moderner Technologien Prozess-Optimierungen erzielt wer-          Ein Treiber dieser Entwicklung ist die Verbreitung mobiler End-
den: mittels künstlicher Intelligenz bzw. Machine Learning las-   geräte. Früher tauchte die Vertriebsmannschaft mit Stift und
sen sich gerade Garantiemeldungen beispielsweise in geradli-      Notizblock beim Kunden auf. Heute ist sie mit dem Tablet un-
nig durchlaufende bzw. vom Sachbearbeiter zu überprüfende         terwegs. Die Kunden erwarten, dass alle Bestellungen direkt
Fälle einteilen.                                                  digital erfasst werden, die Daten in ihrem Account landen, in
                                                                  der Bestellhistorie sichtbar sind und die Sendung online nach-
Die Motivation eines Unternehmens für die Einrichtung oder        verfolgt werden kann. Ähnlich sieht es bei Nachbestellungen
Modernisierung eines B2B-Shops ist sicherlich nicht nur die       von Verbrauchsmaterialien und defekten Bauteilen aus. Es ist
verkaufssteigernde Wirkung. Natürlich                                                         keine Zukunftsmusik mehr, dass
kann das Angebot den Kunden proakti-        Wichtig für die Evaluierung der B2B-Lösung        beispielsweise    Wartungstechni-
ver nahegebracht werden. Cross-Sales        ist es, Prozesse prototypenhaft ohne voll-        ker mit der Kamera ihres Smart-
und Up-Sales sind in vielen Bereichen       ständige Integration auszuprobieren.              phones eine defekte Komponente
zu erwarten – trotz des Spannungsfelds                                                        erfassen und damit einen Bestell-
zwischen rationalen Einkäufern und                                                            vorgang auslösen.
emotional ansprechbaren Endnutzern.
Außerdem fördert ein Onlinekatalog                                                            Der beste Service setzt
das Google-Ranking und erhöht damit                                                           sich durch
Sichtbarkeit des Unternehmens und
die Neukundenakquise. Die eigentliche                                                         Noch weiter getrieben wird diese
Innovationskraft moderner B2B-Shops                                                           Revolution der Interaktion mit Ge-

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schäftspartnern, egal ob Kunden oder Lieferanten, durch das      formation zu einer Konsolidierung auf dem Markt kommen
aufstrebende „Internet der Dinge“ mit seinen weitreichenden      wird. Wer mit den besten Services schnell und gut online ist,
Möglichkeiten zur Vernetzung und Prozessautomatisierung.         wird sich durchsetzen. Für das Gros der Unternehmen geht
Nahezu jedes Objekt kann heute mit vertretbarem Aufwand          es zum jetzigen Zeitpunkt darum, Aufbauarbeit zu leisten, alte
mit Sensoren und eingebetteten Computern ausgestattet            Systeme zu modernisieren und neue Möglichkeiten im B2B
werden. So können Bestellungen oder Aufträge für Wartungs-       E-Commerce auszuloten. Moderne B2B-Shops mit umfangrei-
arbeiten automatisch getriggert werden, wenn Sensorwerte         chen Servicefunktionalitäten sind unverzichtbar, um in einer
bestimmte Schwellen über- oder unterschreiten.                   digitalisierten Welt anschlussfähig zu bleiben.

Das Ergebnis dieser Entwicklung können nicht nur neue Abo-
modelle für alle nur denkbaren Ressourcen sein. Es ist ein
zentraler Ausgangspunkt des Wandels von einem produkt-
zentrierten Verkauf zu einer serviceorientierten Ökonomie –      Dr. Daniel Brodkorb
man denke an Amazon’s „Customer First“. Der Anbieter mit
dem besten Mix aus Produktqualität, Preis und Service wird       Mitglied der Geschäftsleitung,
das Rennen machen und in der Lage sein, langfristige Bezie-      Fachgebiet Commerce
hungen mit Kunden aufzubauen und zu erhalten. Dabei wird
der Service ein differenzierendes Merkmal sein: der Anbie-       [1] Bei der Studie Online-Kaufverhalten im B2B-E-Commerce
ter einer Maschine, die in Echtzeit Status-, Fehler- und Be-     2017 haben 45% der Teilnehmer angegeben, dass sie regel-
darfsmeldungen liefert, die nahtlos in die Prozesslandschaft     mäßig mit schriftlichen Bestellungen für ihr Unternehmen
des Betreibers integriert werden können und beispielsweise       einkaufen. 47% nutzen immerhin bereits auch Online-Kanäle
dafür sorgen, dass beim Erreichen bestimmter Verschleiss-        von Geschäftspartnern, 30% setzen regelmäßig auf die telefo-
werte der Service-Techniker des Herstellers informiert wird,     nische Bestellung.
wird langfristig erfolgreicher sein als der Hersteller, dessen
Maschine unangekündigt ausfällt und aufgrund ausgebuch-
ter Service-Techniker mehrere Tage stehen bleibt. Es ist klar,
dass sich der Betreiber für erstere Maschine mit den Mehr-
wert-Diensten entscheidet.
Aktuell sind automatisierte Ein- und Verkaufsprozesse durch
vernetzte Geräte noch ein großes Experimentierfeld. Doch
schon heute ist absehbar, dass es im Zuge der digitalen Trans-

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Commerce

Fünf Erfolgsfaktoren für einen zeitgemäßen B2B-Shop

                            1. Erstklassige Usability und moder-        2. Echtzeitanfragen an Backend-Sys-
                            nes Look & Feel                             teme

                            Mit den Digital Natives tritt eine neue     Viele B2B-Shops sind derzeit nicht in
                            Generation in die Einkaufsorganisatio-      der Lage, ausgehandelte Vertragsprei-
                            nen ein. Antiquierte Oberflächen, graue      se und die Verfügbarkeit während des
                            Listen und fehlende Anzeigen der Ver-       Einkaufs anzuzeigen. Sie erscheinen
                            fügbarkeit von Produkten sind für sie       erst während des Checkout-Prozesses.
                            nicht akzeptabel. Gerade bei älteren        Grund dafür sind veraltete ERP-Systeme
                            Systemen wie Lieferantenportalen auf        im Backend, die nicht für hochfrequen-
                            Basis von EDI (electronic data interchan-   te Echtzeitanfragen ausgelegt sind. Für
                            ge) besteht dringender Renovierungs-        komfortable B2B-Shopsysteme ist des-
                            bedarf.                                     halb in vielen Fällen auch eine Moderni-
                                                                        sierung des Backends nötig.

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3. Onlinegestützter Vertrieb komple-        4. Experimentierfreude mit Online-          5.     Mobilgestützte   Bestellmöglich-
xer Dienstleistungen                        diensten                                    keit

Die alten Systeme im B2B-Verkauf und        Gerade für Mittelständler ist es wichtig,   Dank der mobilen Revolution und ver-
Einkauf sind i.d.R. für einfache Produkt-   ohne große Investitionen neue Dienste       netzter Geräte sind viele Dienste nur
bestellungen konzipiert. Sie sind nicht     testen zu können. Mit Prototypen ist        einen Knopfdruck entfernt oder laufen
in der Lage, komplexe Dienstleistungen      das in vielen Fällen möglich. Wenn der      vollautomatisch im Hintergrund ab. Will-
abzubilden, die heute immer häufiger         Dienst bei den Kunden Anklang findet,        kommen in der Welt des Dash Buttons!
als Folge neuer Geschäftsmodelle auf-       kann er dauerhaft integriert werden.        Bestellungen im geschäftlichen Umfeld
treten. Ein moderner B2B-Shop muss          Wenn er von den Kunden nicht genutzt        sollten auch dort möglich sein, wo Be-
die nötige Flexibilität besitzen, um auch   wird, lässt er sich wieder abschalten.      darf besteht, sei es auf der Baustelle, im
komplexe Dienste mit Konfiguratoren                                                      Büro oder in der Produktionshalle.
abzubilden.

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Insurance
Insurance

Das Alibaba der Industrie-
und Gewerbeversicherung

Die beste Chance, einen Online-Marktpatz für In-
dustrieversicherungen zu etablieren, liegt in einem
Zusammenschluss der Versicherer.

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Insurance

Online-Marktplätze können die Kundenschnittstelle im                          Der Erfolg von Marktplätzen ist eine direkte Folge der Digita-
Industrie- und Gewerbeversicherungsgeschäft für KMU                           lisierung. Früher war das klassische Geschäft mit Zwischen-
revolutionieren. Die Voraussetzungen dafür, dass Versi-                       händlern der de
cherer gemeinsam eine Plattform aufbauen, sind heute                          facto    Standard.        Der Kunde steht im Mittelpunkt. Er
so gut wie nie.                                                               Heute prosperie-          befragt das Web und das Web liefert
                                                                              ren im Netz der           Antworten.
In diesem ersten Teil der Serie erläutern wir, warum die                      Direktvertrieb und
Zeichen für den Aufbau eines branchenweit akzeptierten                        das Marktplatzgeschäft. In beiden Fällen greift das zentrale
Marktplatzes derzeit so gut stehen. Im zweiten Teil wer-                      Prinzip des Online-Vertriebs: Der Kunde steht im Mittelpunkt.
fen wir einen ersten Blick darauf, welche Schritte für den                    Er befragt das Web und das Web liefert Antworten.
Aufbau nötig sind und wie ein Versicherungsmarktplatz
aussehen könnte.                                                              Die Chancen, dass sich Online-Marktplätze auch in der Indust-
                                                                              rie- und Gewerbeversicherung durchsetzen, stehen gut. Denn
Von Marc Philipp Gösswein und Hamarz Mehmanesh                                das Mittelstandsgeschäft erfüllt die grundlegenden Voraus-

                                                   Effizienzdruck                     Kundenschnittstel-             Commitment für
              Erwartungshaltung                   im Mittelstands-                    le als Datenquelle             Zusammenarbeit
                 der Kunden                           geschäft
                                                                                        Daten sind die Währung       Digitale    Geschäftsmo-
                                                  Aktuell produzieren ver-
                 Versicherungsprodukte                                                  des Digitalen. Marktplät-    delle setzen auf Kollabo-
                                                  sicherer ihr Geschäft zu
                 müssen    online   einfach                                             ze   gewähren   direkten     rationen. Initiativen wie
                                                  teuer.   Automatisierung
                 und komfortabel auffind-                                               Zugang zu Kundendaten        Bipro sind ein Bekenntnis
                                                  und Online-Vertrieb erhö-
                 bar, vergleichbar und ab-                                              und neue Monetarisie-        der Branche, standarti-
                                                  hen die Marge.
                 schließbar sein. Gleicher-                                             rungsmöglichkeiten.          sierter    zusammenzuar-
                 maßen erwarten Kunden                                                                               beiten.
                 eine unkomplizierte Regu-
                 lierung von Schäden.

Vier Gründe für den Aufbau eines Versicherungs-Marktplatzes                   setzungen: Es gibt standardisierte Produkte und einen hohen
                                                                              Bedarf nach Komfort. Kleine Prämien bei attraktiven Scha-
Marktplätze gelten als Mekka des Onlinegeschäfts. Kunden                      denquoten legen eine weitgehende Automatisierung von Ver-
pilgern zu den etablierten Orten im Netz, um einen gebün-                     triebsabläufen nahe.
delten Zugang zu den Angeboten verschiedener Anbieter zu
erhalten. In den USA starteten 2016 bereits über 50 Prozent                   Gleichzeitig ist die Bereitschaft der Kunden gestiegen, auch
                                                           1
der Produktsuchen in Amazon und nicht in Google .                             komplexere Produkte im Internet zu kaufen. Eine Versiche-

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rung online abzuschließen ist kein exoti-     So haben sich viele Fortschritte der
sches Szenario mehr. Noch offen ist hin-      Versicherer außerhalb des medialen
gegen die Frage, wem es gelingt, einen        Rampenlichts vollzogen. In vertrieb-
branchenweit akzeptierten Marktplatz          licher Hinsicht hat diese Entwicklung
aufzusetzen.                                  mit der Bereitstellung von Webservices

Katalytischer Effekt des Be-                   Die beste Chance, einen Online-
griffs „Digitalisierung“                       Marktpatz für Industrieversicherun-
                                              gen zu etablieren, liegt in einem Zu-
Die beste Chance, einen Online-Markt-         sammenschluss der Versicherer.
platz für Industrieversicherungen zu
etablieren, liegt nach unserer Einschät-      zum Teilen von Tarifen begonnen. Ge-
zung in einem Zusammenschluss der             werbeversicherer sind damit online an-
Versicherer selbst – und nicht etwa bei       schlussfähig. Auch die Standardisierung
Maklern oder Insurtechs. Denn einer-          macht große Fortschritte. So belegen
seits stehen Versicherer unter Hand-          beispielsweise die erarbeiteten und
lungsdruck. Es wird nur ein Amazon der        geplanten BiPRO-Normen das große
Industrieversicherung geben. Anderer-         Engagement der Branche. Sie sind ein
seits sind sie gut aufgestellt. Schritt für   klares Bekenntnis, standardisierter zu-
Schritt verfolgen sie seit Jahren eher        sammenzuarbeiten.
den Weg einer allmählichen digitalen
Evolution als den einer plötzlichen, un-      Gleichermaßen hat die Digitalisierung in
kontrollierten Revolution: Ergebnisse         den Bereich Schaden Einzug gehalten,       Im Gegensatz zu Insurtechs bringen
sieht man sowohl im Underwriting als          getrieben aus der Not Schadenquoten        Versicherer neben der Kapitalausstat-
auch in der digitalen Schadenbearbei-         zu verbessern. Dazu bauen Versicherer      tung auch die Kundenbasis mit, um
tung.                                         neue Fähigkeiten für eine automati-       eine Plattform zu etablieren.

insights.mgm-tp.com                                                                                                         27
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sierte Schadenklassifizierung auf Basis von Predictive Mo-       der Ausschreibung über die Definition von Deckungsangebo-
dels und nachfol- gender Schadenbearbeitung auf. Für einen       ten bis zur Schadensregulierung. Denn trotz des großen Po-
Marktplatz wird diese Fähigkeit offensichtlich eine Schlüssel-   tenzials ist das Mittelstandsgeschäft derzeit sehr kosteninten-
stellung hinsichtlich der Kundenzufriedenheit und Akzeptanz      siv. Grund sind hohe interne Bearbeitungszeiten und zu viel
einnehmen.                                                       manuelle Handgriffe trotz standardisierter Produkte.

Weitere Gründe, warum die Zeit reif ist für den Aufbau eines     Aktuell kontrollieren Makler die Kundenschnittstelle. Um die
gemeinsamen branchenweiten Online-Marktplatzes: Das The-         gesamte Prozesskette digital abzubilden, stoßen sie in typi-
ma Digitalisierung steht per se bei allen Marktteilnehmern       sche Arbeitsfelder der Versicherer vor – zum Beispiel durch
groß auf der Agenda und führt zu wesentlichen Investitionen.     die Gründung von Managing General Agents (MGAs), die über
Im Gegensatz zu Insurtechs bringen Versicherer neben der         das klassische Vermittlungsgeschäft hinaus als Versicherer
Kapitalausstattung auch die Kundenbasis und die Marken-          ohne Kapital tätig werden.
stärke mit, um eine Plattform zu etablieren. Neben Setupkos-
ten sind Investitionen in die laufende Weiterentwicklung des     Aus Perspektive der Versicherer lässt sich der Verkauf über
Marktplatzange-                                                  Makler, Assekuradeure und andere Verkaufsorganisationen
bots   nötig.   Die   Ein neutraler Marktplatz nimmt eine        hingegen als Relikt der „alten Welt“ verstehen. Als Folge der
Etablierung eines     Schlüsselposition ein, um die Kunden-      Digitalisierung verringern sich Prozesskosten für Kundenin-
für alle Marktan-     schnittstelle zu besetzen.                 teraktionen. Digitale Beratungsservices und automatisierte
gebote   zugängli-                                               Vergleichsmöglichkeiten könnten Zwischenhändler für Pro-
chen Marktplatzes würde diese Möglichkeiten potenzieren.         dukte im Mittelstand schon bald überflüssig machen. Der Zu-
                                                                 sammenschluss von Versicherern gewährleistet eine Produkt-
Wer die Daten hat, beherrscht das digitale                       vielfalt wie sie heute nur große Makler bieten. Ein neutraler
Geschäft                                                         Marktplatz nimmt dabei eine Schlüsselposition ein, um die
                                                                 Kundenschnittstelle zu besetzen.
Marktplatzbetreiber haben Kontrolle über die Kundenschnitt-
stelle und den direkten Zugang zu Kundendaten. Das ist mit
einer der Gründe, warum Marktplätze für Versicherer so at-
traktiv sind. Denn Daten gelten als Währung des digitalen
Zeitalters. Und der Kampf um die Kundendaten im Mittel-          Marc Philipp Gösswein                   Hamarz Mehmanesh
standsgeschäft zwischen Versicherern und Maklern ist längst      Mitglied der Geschäftsleitung,          CEO
in vollem Gange.                                                 Fachgebiet Insurance

Das übergreifende Ziel aller Marktteilnehmer im Bereich KMU      [1] bloomreach: State of Amazon 2016 – http://go.bloomreach.
ist es, das Geschäft vollautomatisch ablaufen zu lassen – von    com/rs/243-XLW-551/images/state-of-amazon-2016-report.pdf

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What capabilities should Industrial Insurers build to
offer digital underwriting on a global scale – We try
to sketch a concept in a box.

Product Digitalization of specific in-                      all capabilities for building your network            Market related specialties are local
surance products is the pre-requisite                       of digital-point-of-sales:                             usances like for example discount
for any online sales/collaboration ac-                                                                             delegation or exclusive mandates gi-
tivity. On top, depending on the sales                         Digital products should be defined                 ven to the distribution partner
context (broker, bank, affinity, etc.)                          for all lines-of-business where po-               Partner related specialties might re-
underwriting related processes, local                           tential for digitalization has been iden-          quire technical system integration
market and partner related special-                             tified. Candidates can be found in Fi-             (BiPRO), adjustments of the ouput or
ties need to be considered.                                     nancial Lines, Liability, Marine, Group            matching partner specific processes.
                                                                Accident, Aviation or Engineering.
Von Marc Philipp Gösswein                                      Underwriting related processes exist           Ideally, now for each sales scenario we
                                                                for underwriting models, quote, bin-           want to add the ingredients (product,
In the animation/picture we try to pic-                         ding,     prolongation/endorsements,           process, specialties) fitting to the sales
ture that digitalization of specific colla-                     sanction screening, tariffication, risk        scenario. And if there is additional fun-
boration models needs to be built sys-                          assessment (underwriting), payment             ctionality required? We want to imple-
tematically with the purpose of re-using                        and many more.                                 ment it once to use it for all.

We try to sketch a concept in a box.
                                                                                                                                  Capability Model

      Products                             Engineering

                                               Property

                                               Aviation
                                        Group Accident

                                                   Marine

                                                Liability

                                         Financial Lines

                                                    NEW
                                                                                                                                       Claims Settlement
                                                                                                                                  Quote
                                                                                                                              Claims FNOL
                (Insurance) Taxes and Currencies                                                                         Risk Assessment
                    Bidding (open market, panels, etc)                                                              Tarrification
                                       Exclusive mandates                                                       Sanction Screenings
                                             Discount delegation                                           Endorsment
            Output Creation (Quotes, Policies, Certificates, Invoices,…)                              Renewal
                                                     Webservice-Integration                      Policy /Portfolio Management
                                               Pre-agreed Underwriting Models                 Quote
Market                                                                       NEW           NEW                                                 UW/Claims
                                                                                                                                          Processes

insights.mgm-tp.com                                                                                                                                        29
Public Sector
Public Sector

Du kommst hier nicht rein!

Authentifizierungsdienste sind die
Türsteher der Online-Welt.

32                                  mgm insights
Benutzername und Passwort sind nicht genug. Immer mehr Internet-Dienste setzen auf eine sicherere Multi-Fak-
tor-Authentifizierung. Hier kann der Bereich E-Government mit seinen hohen Sicherheitsstandards als Vorbild dienen.
Am Beispiel des Authentifizierungsdienstes authega stellen wir ein bewährtes zertifikatsbasiertes Verfahren vor. Dar-
über hinaus diskutieren wir aktuelle Trends rund um Biometrie und Einmalkennwörter.

Von Alois Richthofer

insights.mgm-tp.com                                                                                                33
Public Sector

                                    Authentifizierungsdienste sind die Tür-    Bevor wir auf etablierte Authentifizie-
                                    steher der Online-Welt. Sie entscheiden    rungsmethoden eingehen, skizzieren
                                    maßgeblich, wer zugangsbeschränkte         wir im Folgenden zunächst den grund-
                                    Webseiten betreten darf und wer nicht.     legenden Ablauf der Anmeldung bei ei-
                                    Bisher wurden die Benutzer in den          nem Online-Dienst.
                                    meisten Fällen eher leichtfertig durch-
                                    gewunken. Es reichten eine Benutzer-ID     Bei der Authentisierung legen Benutzer
                                    und ein gültiges Passwort. Doch mittler-   einen Nachweis vor, der die Legitimität
                                    weile wird der Ruf nach sichereren, fle-   ihrer Zugangsanfrage bestätigen soll.
                                    xibleren Zugangsverfahren lauter. Denn     Benutzer authentisieren sich durch et-
                                    einerseits verlagern sich immer mehr       was, das sie
                                    Lebensbereiche mit sensiblen Daten ins        wissen (z.B. ein Passwort),
                                    Internet. Andererseits haben prominen-        haben (ein Token, z.B. einen USB-
                                                                    1
                                    te Hacks der vergangenen Jahre – von           Stick, oder ein Zertifikat)
                                    Sonys Playstation Network über Yahoo          oder an persönlichen Merkmalen
                                    bis hin zu Ashley Madison –, bei denen         aufweisen (z.B. Fingerabdruck, Re-
                                    Millionen Nutzerdaten offengelegt wor-         tinascan, Stimme, Schreibverhalten).
                                    den sind, für ein höheres Sicherheitsbe-   Während der Authentifizierung wird
                                    wusstsein gesorgt.                         dieser Nachweis vom Dienst überprüft.
                                                                               Sind mehrere Nachweise im Spiel,
                                    Im Gegensatz zu den meisten Bran-          spricht man auch von einer Multi-Fak-
                                    chen, in denen die Anwendungssicher-       tor-Authentifizierung. Bei erfolgreicher
                                                          heit jahrelang auf   Authentifizierung erfolgt die Autorisie-
                Authentifizierungsdienste    sind   die   der Strecke blieb,   rung. Sie definiert, welche Rollen und
                Türsteher der Online-Welt.                legt der E-Gover-    Rechte Benutzer bekommen und wel-
                                                          nment-Sektor seit    che Funktionen sie aufrufen dürfen. Die
                                    jeher Wert auf hohe Sicherheitsstan-       folgenden Ausführungen beschränken
                                    dards. Ein Blick auf die dort genutzten    sich auf die Authentisierung und Au-
                                    Verfahren erweist sich deshalb auch        thentifizierung.
                                    für andere Branchen als lohnenswert.

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Zertifikatsbasierte Authentifizierung als                                     wurde. Dienste wie ELSTER beziehen die Adressdaten direkt
bewährte Lösung                                                             aus vorhandenen Quellen.

Ein Verfahren, das im Bereich E-Government weite Verbrei-                   Außerdem werden Authentifizierungsmethoden mit verschie-
tung gefunden hat – und auch bei der ELektronischen STeuer-                 denen Sicherheitsstufen angeboten. Am weitesten verbreitet
ERklärung (ELSTER) und der daraus entstandenen Authentifi-                  bei ELSTER sind Softzertifikate – digitale Zertifikate mit den
zierungskomponente authega zum Einsatz kommt – arbeitet                     zugehörigen öffentlichen und privaten Schlüsseln, die als Da-
mit Zertifikaten und setzt auf eine Public Key Infrastruktur                teien auf dem Computer oder einem externen Speichermedi-
(PKI). Jeder, der schon mal seine Steuererklärung elektronisch              um abgelegt werden. Sie haben allerdings den Nachteil, dass
abgegeben hat, kennt den Prozess. Nach der Registrierung er-                sie in den Tiefen des Dateisystems verloren gehen oder im
hält der Nutzer ein Zertifikat, das durch                                                          schlimmsten Fall kopiert und so unbe-
eine PIN / ein Passwort gesichert ist. Die            Mussten vorher Formulare ausge-              merkt in fremde Hände gelangen können.
Authentisierung setzt also auf etwas,                 druckt, ausgefüllt, unterschrieben           Die wenigsten Bürger speichern das Soft-
das der Nutzer hat (das Zertifikat) und               und versendet werden, ist nun die            zertifikat auf einem USB-Stick und legen
etwas, das er dazu weiß (die PIN).                    elektronische Abwicklung möglich.            diesen, für Hacker unerreichbar, zu ihren
                                                                                                   Steuerunterlagen.
Das Zertifikat bietet zwar einen sicheren Zugangsweg. Es darf
jedoch nicht in die falschen Hände geraten. authega enthält
deshalb initial einen vorgeschalteten Registrierungsprozess,
der die Identität des Nutzers überprüft, bevor das Zertifikat
ausgestellt wird. Die Registrierungsdaten werden auf zwei Ka-
nälen versandt: per E-Mail und auf dem Postweg. Damit ist ge-
währleistet, dass die Zugangsdaten in den richtigen Händen
landen. Ein Hacker müsste sich schon Zugang zu dem Brief-
kasten verschaffen, an den der Registrierungscode verschickt

    Was ist authega?
    authega – kurz für „Authentifizierung für eGovernment-Anwendun-

    gen“ – ist ein Authentifizierungsdienst, den der Freistaat Bayern ge-

    meinsam mit mgm und der Firma secunet entwickelt hat. authega

    basiert auf den Sicherheitsfunktionen, die ursprünglich für die elek-   Höhere      Sicher-     Durch die strikte Trennung von nach-
    tronische Steuererklärung ELSTER entwickelt wurden. Seit 2010 ist       heit   bieten   Sig-    gelagerten Identity-Management-Sys-
    authega als eigenständige Authentifizierungskomponente einsetzbar.       naturkarten,    die     temen ist eine Authentifizierung ohne
    Heute kommt der Dienst bei zahlreichen Behörden zum Einsatz. Eine       das Zertifikat auf      die Haltung personenbezogener Da-
    Besonderheit von authega ist der reine Zuschnitt auf die Authenti-      einem Chip ent-         ten möglich.
    sierung und Authentifizierung. Funktionen der Autorisierung wie die      halten und nicht
    Rechte- und Rollenvergabe sind bewusst gänzlich entkoppelt. Das         kopierbar sind. Sie sehen aus wie Scheckkarten und werden
    ermöglicht den flexiblen Einsatz der sicheren Authentifizierungskom-      von vertrauenswürdigen Zertifizierungsanbietern wie Arbeit-
    ponente und erleichtert die Umsetzung von Richtlinien rund um den       gebern – oder im Fall von ELSTER beispielsweise der Bundes-
    Datenschutz.                                                            notarkammer, der Bundesdruckerei oder der Genossenschaft
                                                                            DATEV – herausgegeben. Um Signaturkarten einzusetzen, 

insights.mgm-tp.com                                                                                                                       35
Public Sector

benötigen die Nutzer spezielle Lesegeräte.
Der Einsatz funktioniert ähnlich wie bei ei-
nem Geldautomaten. Zuerst wird die Karte
in das Lesegerät geschoben, anschließend
gibt der Benutzer seine PIN ein. Anstatt Geld
abzuheben, kann er mit der Signaturkarte
dann einem Online-Dienst seine Identität nachweisen und          schutz. Auch hier liegen die gesetzten Standards im behörd-
Dokumente elektronisch unterschreiben. Signaturkarten gel-       lichen Umfeld in der Regel höher als in anderen Branchen.
ten trotz der höheren Sicherheit aufgrund der geringen Ver-      Bei vielen Unternehmen besteht Nachholbedarf – gerade
breitung als Exoten unter den Authentifizierungsmethoden.        vor dem Hintergrund der Datenschutzgrundverordnung, die
Ganz ähnlich steht es bisher um die Authentifizierungsfunkti-    am 25. Mai 2018 in Anwendung tritt und unter anderem das
onalität des neuen Personalausweises.                            „Recht auf Vergessen“ mit sich bringt. Als erster Kontaktpunkt
                                                                 zwischen Nutzern und Online-Diensten spielt hier auch die
Neben der Authentifizierung spielen Systeme wie authega          Authentifizierung eine zentrale Rolle.
derzeit eine wichtige Rolle bei der Einrichtung elektronischer
Prozesse. Das Bayerische E-Government-Gesetz (BayEGovG)          In authega wurde die Datenschutzproblematik durch den
fördert zum Beispiel einen weitreichenden Schriftformersatz,     reinen Zuschnitt auf die Authentifizierung adressiert. Das
                                2
sofern ein ausreichend sicheres Authentisierungsverfahren,       System besteht zum einen aus einer zentralen Komponente.
z.B. authega, eingesetzt wird. Mussten vorher Formulare aus-     Hier findet die gesamte Zertifikatsverwaltung statt, inklusi-
gedruckt, ausgefüllt, unterschrieben und versendet werden,       ve der Generierung neuer Zertifikate und der Prüfung beim
ist nun die elektronische Abwicklung möglich. Das Zertifi-       Login. Zum anderen bringt das System für jeden Mandanten
kat kommt bei der elektronischen Unterschrift zum Einsatz.       eine dezentrale Komponente mit. Sie sitzt vor dem jeweiligen
Durch die Anmeldung mit dem Zertifikat wird der Websitzung       Fachverfahren des Mandanten und bildet die Schnittstelle
ein mittleres Vertrauensniveau attestiert, und die abgegebe-     zum Zentralsystem.
ne Willenserklärung wie das Abschicken des Formularinhalts
wird als schriftformwahrend bzw. -ersetzend betrachtet. Au-      Bei der Authentisierung kommen nun pseudonyme IDs zum
ßerdem wird das Zertifikat verwendet, um Inhalte, die den        Einsatz, die bei jedem Mandanten unterschiedlich ausfallen.
Bürgern bereitgestellt werden, zu signieren und zu verschlüs-    authega meldet dem Fachverfahren bei erfolgreicher Anmel-
seln.                                                            dung lediglich: „Ein Benutzer mit dieser pseudonymen ID hat
                                                                 sich erfolgreich angemeldet“. Die Auflösung erfolgt erst im
Die Datenschutzproblematik                                       Fachverfahren. Durch diese strikte Trennung von nachgela-
                                                                 gerten Identity-Management-Systemen ist eine Authentifizie-
Ein weiterer Themenkomplex, der im Kontext von E-Govern-         rung ohne die Haltung personenbezogener Daten möglich. So
ment-Anwendungen seit Jahren diskutiert wird, ist der Daten-     wird verhindert, dass die Daten eines Bürgers über mehre-

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