SPEYER JOURNAL - Universität Speyer

 
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SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
SPEYER JOURNAL
EIN MAGAZIN DER DEUTSCHEN UNIVERSITÄT FÜR VERWALTUNGSWISSENSCHAFTEN SPEYER
Nr. 29, Sommersemester 2016

WEITERBILDUNG                   INTERNATIONALES                 SERVICE

DIE FLÜCHTLINGSKRISE -          CHINESE ACADEMY OF              UNI SPEYER IM EDUROAM
EINE HERAUSFORDERUNG            GOVERNANCE ZU GAST

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SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
EDITORIAL

                                                      04 Semester
                                                      Semesterstart in Speyer

Liebe Leserinnen und Leser

Ich freue mich, Ihnen heute das SpeyerJournal
Nr. 29 für das Sommersemester 2016 vorstellen zu
                                                      12 Internationales
dürfen.                                               Vizepräsident der Chinese Academy of Governance
                                                      besucht Speyer
Nach dem erfolgreichen Abschluss der letzten Arbei-
ten am neuen Internetauftritt der Universität und
einer technischen Modernisierung unserer Druckerei
haben wir uns dazu entschlossen, nach mehr als 15
Jahren auch das Erscheinungsbild des SpeyerJournals
rechtzeitig zum 70. Gründungstag der Universität
am 11. Januar 2017 vollkommen neu und bunt zu
gestalten.

Auch in seinem neuen Gewand möchte Ihnen das
SpeyerJournal auch weiterhin kompakt über die Hö-
hepunkte und wichtigsten Geschehnisse des zurück-     14 Weiterbildung
liegenden Semesters berichten und Sie über die        Die Flüchtlingskrise - Eine Herausforderung für
aktuellen Entwicklungen an der Universität auf dem    Politik, Verwaltung und Verwaltungsgerichtsbarkeit
Laufenden halten.

Ihr
Joachim Wieland
Rektor
SPEYER JOURNAL - Universität Speyer
SPEYER JOUR N A L     3

INHALT

04   Semester
                                                        Die Energiewende zwischen Regulierungs-
                                                        start und Zivilgesellschaft
     Semesterstart in Speyer
                                                        Aufsicht unf Leitung eines zukunftsfähigen
     Neues aus dem Mega-Studiengang                     Beteiligungsmanagement für Städte und
                                                        Kommunen, Bund und Länder
     Summer Studies „On the Rhine“

     Besuch beim EuGH                              25   Alumni

11   Internationales                               26   Hochschulseelsorge

     Vizepräsident der Chinese Academy of
     Governance besucht Speyer                     28   Service

     Besuch einer Delegation des Shanghai               Uni Speyer im Eduroam
     Administration Institutes

     Der „Länderabend Mongolei“:                   30   Kurzmeldungen
     Ein voller Erfolg

                                                   33   Handbuch der Grundrechte
14   Weiterbildung
                                                        Im Schatten des Grundgesetzes?
     Die Flüchtlingskrise - Eine Herausforderung        Handbuch der Grundrechte - Band VIII:
     für Politik, Verwaltung und Verwaltungs-           Grundrechte in deutschen Landesver-
     gerichtsbarkeit                                    fassungen

     6. Speyerer Kommunaltage: Kommunale
     Elektromobilität                              35   Publikationen

     „Patient Krankenhaus“ - Auf dem Weg zur
     Genesung?                                     36   Personalien
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SEMESTERSTART
           IN SPEYER

   Am Anfang des Sommersemesters 2016
   standen nach der Einschreibung und der
  Semesterantrittsversammlung zunächst die
  Senatswahlen der Gruppe der Studierenden
   und die Konstituierung der Hörerschaft.

Noch am Morgen wählten die Studierenden des Sommersemesters Christoph
Lohschelder und Dorothee Teichmann zu ihren Senatsvertretern sowie Mario
Gallo, Moritz Bauer und Gregor Osnianowski zu deren Stellvertretern.

Gleich im Anschluss daran wählten die Studierenden ihre Funktionsträger für
die Hörerschaft als eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die ver-
schiedenen Referate wurden wie folgt besetzt: Hörersprecher: Matthias Menden
(Sprecher) & Marc Meierkord (stellv. Sprecher), Finanzreferat: Xenia Miete (Re-
ferentin) & Alica Kolb (stellv. Referentin), Alumnireferat: Konrad Körner (Referent)
& Nele Marlena Märcker (stellv. Referentin), Ballreferat: Stephan Grundmann
(Referent) & Joanna Stünkel (stellv. Referentin), EDV-Referat: Robin Röscheisen
(Referent) & Fouad Yahia (stellv. Referent), Eventreferat: Alexander Selentin (Re-
ferent) & Maren Wibke Weigl (stellv. Referentin), Integrationsreferat: Annette
Schaper (stellv. Referentin) & Jennifer Weber (Referentin), Kulturreferat: Florian
Raupach (Referent) & Jennifer Kohse (stellv. Referentin), Masterreferat: Nora
Wagner (Referentin) & Tamiko Kehrer (stellv. Referentin), Medienreferat: Nicole
Volkert (Referentin), Christine Schmidt (stellv. Referentin), Sportreferat: Sebastian
Haag (Referent) & Karin Glashauser (stellv. Referentin).

Der erste Tag der Vorlesungszeit schloss mit dem Semestereröffnungsvortrag.
Die Präsidentin des Bundesgerichtshofs Bettina Limperg referierte in der vollbe-
setzten Aula zu dem nicht nur für die Studierenden, sondern auch für viele eigens
angereiste Gäste hochspannenden Thema „Justiz und Öffentlichkeit – Von alten
Zöpfen und neuen Medien“. In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion
stellte sich Präsidentin Limperg den Fragen des Auditoriums.
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                                  Die Präsidentin des Bun-
                                  desgerichtshofs Bettina
                                  Limperg beim Semester-
                                  eröffnungsvortrag
                                  02_
03_                               Einschreibung
                                  03_
                                  Semestereröffnung
                                  durch den Rektor Univ.-
                                  Prof. Dr. Wieland
                                  04_
                                  Hörersprecher Matthias
                                  Menden und Marc
                                  Meierkord
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                                  Auditorium
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NEUIGKEITEN AUS DEM
MEGA-STUDIENGANG
Text: Susanne Gehrig

Vom 07. bis 19. März 2016 fand in Berlin an der Humboldt-Universität das vierte und letzte Modul des achten MEGA-Studiengangs
(MEGA 8) statt. Ziel von Modul 4 ist es, den Studierenden einen Einblick in die unterschiedlichen Politikfelder der EU zu vermitteln, über
politische Handlungsfähigkeit und Reformen europäischer Institutionen zu informieren sowie ein analytisches Verständnis zum Prozess
der europäischen Integration anhand von rechts- und politikwissenschaftlichen Perspektiven zu ermöglichen. Trotz der hohen Arbeits-
belastung arbeiteten die Studierenden hochkonzentriert und auf hohem Niveau zu Themen der EU-Governance und –Policies. Die Uni-
versität Speyer ist in Modul 4 vertreten durch Univ-Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Knorr, der ein Seminar zur Finanzkrise der EU hielt, und
durch Univ.-Prof. Dr. Ulrich Stelkens, der zur Implementation von EU-Politiken referierte. Weitere wichtige Programmpunkte im Rahmen
von Modul 4 waren die Praktikumsfachgespräche derjenigen Studierenden, die ihre neunwöchige Praktikumsphase erst im Januar/Februar
2016 absolviert hatten. Die Studierenden mussten ihre Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten in der Praktikumsinstitution im Nachbarland
präsentieren und sich den Fragen der Akademischen Kommission und auch ihrer Kommilitonen stellen.

Im Rahmen von Modul 4 fand auch ein Besuch im Auswärtigen Amt statt, wo die Studierenden ihre Projektarbeiten („Thèmes d’Obser-
vation“) vorstellen durften. Die für Frankreich zuständige Referatsleiterin, Michaela Küchler, zeigte sich von der Vielfalt und Tiefe der
gewählten Themen sehr beeindruckt. Die Projektthemen, mit denen sich die Studierenden in deutsch-französischen Teams und unter
Betreuung von Experten über 12 Monate auseinandergesetzt haben, spiegeln aktuelle und politisch relevante deutsch-französische Pro-
blemfelder wider. Die Studierenden überzeugten durch die hohe Qualität der Analysen und der daraus resultierenden Handlungsemp-
fehlungen. Folgende Projektthemen wurden behandelt: 1. „Bürokratieabbau“; 2. „Radikalisierung in unserer Gesellschaft – wie bekämpfen
wir die Gefahren, die mit religiösem Fanatismus und Terrorismus verbunden sind?“; 3. „Einwanderung und Maßnahmen, die die Attrak-
tivität für qualifizierte Fachkräfte steigern“.

Einen besonderen Stellenwert in Modul 4 hatte darüber hinaus auch das durchgeführte Planspiel, das an aktuellen Themen der Politik
orientiert ist und dieses Jahr die Flüchtlingskrise in der EU thematisiert hatte. Die Studierenden simulierten dabei eine Sondersitzung
des Europäischen Rats und vertraten die unterschiedlichen Positionen der europäischen Institutionen, einzelner Mitgliedsstaaten sowie
der Zivilgesellschaft. Ziel des Planspiels ist es, das während des MEGA-Studiums erworbene akademische Wissen in einer realistischen
Verhandlungssituation anzuwenden. Aufgrund der souveränen Verhandlungsführung der „Ratspräsidentschaft“ konnte trotz der teilweise
hitzigen Debatten eine Einigung herbeigeführt werden, die schließlich von allen „Mitgliedsstaaten“ unterzeichnet wurde.

Ein weiteres Highlight von Modul 4 war der Besuch der Französischen Botschaft in Berlin am 15. März 2016. Botschafter Philippe Etienne
empfing die Studierenden zu einem einstündigen Gespräch, bei dem insbesondere aktuelle Themen der deutsch-französischen Zusam-
menarbeit im Zentrum standen, wie u. a. Euro-Zone, Asylpolitik und Schengen-Raum oder Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. Doch auch
an persönlichen Erfahrungen der Studierenden im deutsch-französischen Kooperationsalltag zeigte sich Botschafter Etienne interessiert.
Er betonte, dass so mancher deutsch-französische Dissens oftmals gar nicht durch kulturelle Differenzen, sondern durch die unter-
schiedlichen sozialen Realitäten in Deutschland und in Frankreich begründet sei.

Ebenfalls in der Französischen Botschaft fand am 06. April 2016 ein weiterer wichtiger Termin statt: ein Abendessen mit Ministerin
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Girardin, zu welchem drei unserer MEGA-Studierenden
eingeladen waren. Dies ist umso bemerkenswerter,
wenn man bedenkt, dass lediglich 10 Personen bei
dem Abendessen anwesend waren: neben Botschaf-
ter Etienne saßen u. a. noch zwei Mitarbeiter aus
dem Büro der Ministerin am Tisch, die für interna-
tionale Zusammenarbeit zuständig sind, sowie ein
Vertreter des Auswärtigen Amts. Die Ministerin
zeigte großes Interesse am MEGA-Studiengang und
erkundigte sich lebhaft nach den Erfahrungen der
Teilnehmer, insbesondere die durch das Praktikum
im Nachbarland gewonnenen Eindrücke standen im
Zentrum des Gesprächs. Ministerin Girardin sieht es        Podiumsdiskussion an der ENA in Paris zum Thema „Die
als eine wichtige Aufgabe an, die Attraktivität des öf-    Flüchtlingskrise in Europa – Ein Risiko oder eine Chance
fentlichen Dienstes in Frankreich zu steigern. Sie ist     für das europäische Einigungswerk?“
der Überzeugung, dass dies durch die verstärkte För-
derung von Mobilität und Weiterbildung gelingen            Oster-Stierle, diskutierten auf dem Podium Marie-
wird. Die Ministerin war über das MEGA-Programm            Christine Vallet (Radio France), Benjamin Beckmann
sehr gut informiert und teilte mit, dass sie sich über     (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), Florian
den MEGA-Studiengang auch schon mit Herrn de               Valat (Ministère de l’Intérieur), Maxime Lefebvre (Bot-
Maizière ausgetauscht hat.                                 schafter, Paris), Dr. Nikolaus Meyer-Landrut (Deut-
                                                           scher Botschafter in Frankreich) und Henri de
Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll auch das 2.         Bresson (ehem. Le Monde). Moderiert wurde die Dis-
Deutsch-Französische Forum des MEGA Alumni e.V.            kussion von Béatrice Angrand, Generalsekretärin des
„Berlin sur Seine / Paris an der Spree“, das am 23. Juni   Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW). Auch
2016 in Paris an der École nationale d’administration      zwei MEGA-Teilnehmerinnen, Karine Brard-Guillet
(ENA) stattfand. Zentrales Thema war die Flüchtlings-      und Sarah Périé-Frey, kamen auf dem Podium zu
krise in Europa und deren Auswirkungen auf den eu-         Wort und stellten ihre Gruppenarbeit zum Thema „La
ropäischen Einigungsprozess. Daten und Fakten zur          migration des jeunes qualifiés en Europe“ vor. Die
Asylpolitik in Deutschland und Frankreich wurden           Veranstaltung des MEGA-Alumni-Vereins war sehr
von Experten und Journalisten erläutert und die Be-        gut besucht und dient Vertretern von Verwaltungen
richterstattung in den Medien beider Länder sowie          und Zivilgesellschaft sowie MEGA-Alumnis und Stu-
die öffentliche Meinung analysiert. Nach der Be-           dierenden als wertvolle Plattform zum Austausch
grüßung der Gäste durch die Präsidentin der                und zur Information.
Deutsch-Französischen Hochschule, Prof. Dr. Patricia
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                            SUMMER STUDIES
                             „ON THE RHINE“
                                                  Text: Michael Bauer

                      Vom 16. Mai bis zum 16. Juni 2016 fand an der Universität Speyer die siebte
                      Auflage des Studienprogramms „Public Policy and Administration in Germany,
                      the European Union and the United States” statt.

                      Das Programm wird in Kooperation mit der School of Public and Environmental
                      Affairs der Indiana University, Bloomington, USA, und der Sol Price School of
                      Public Policy der University of Southern California, USA, angeboten.

                      Insgesamt 24 Studierende der amerikanischen Partneruniversitäten sowie 15
                      Studierende der Universität Speyer lernten und diskutierten über die Unter-
                      schiede und Gemeinsamkeiten öffentlicher Verwaltung und Politikgestaltung in
                      den USA, der EU und Deutschland in den folgenden Kursen:

                      • “A comparative perspective on public administration in the EU, Germany
                        and the US” (Univ.-Prof. Dr. Michael Bauer/Prof. Dr. William G. Resh)

                      • “European economic integration“ (Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Knorr)

                      • “EU institutions and multilevel policy-making” (Univ.-Prof. Dr. Michael Bauer)

                      • “US and EU constitutional law from a comparative perspective (cases)“
                        (Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Peter Sommermann)

                      • The European Union and its neighbours (Prof. Dr. Rahel Schomaker)

                      Hinzu kam eine Reihe von Exkursionen, etwa zum Europäischen Parlament in
                      Straßburg, der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main sowie dem Eu-
                      ropäischen Rat und der Kommission in Brüssel.

                      Ein weiterer Höhepunkt des Programms war eine Podiumsdiskussion zu den He-
                      rausforderungen lokaler Politik und Verwaltung in vergleichender Perspektive.
                      Diskussionsteilnehmer waren Hans-Jörg Eger, Bürgermeister der Stadt Speyer,
                      Colin Barrow, ehemaliger Bürgermeister von Westminster, UK, und Frank Zeru-
                      nyan, gegenwärtig Professor an der University of Southern California und ehe-
                      maliger Bürgermeister von Rolling Hills Estate, California, USA. Colin Barrow hielt
                      außerdem eine Rede zum Brexit.
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SEMESTER        SPEYER JOU R N A L     9

BESUCH BEIM EuGH
Text: Tiemo Wölcken

Foto: Gerichtshof der Europäischen Union

                             Im Rahmen des Seminars Europäisches und Interna-       einiger Teilnehmer. Die lebhaften Vorträge der an-
                             tionales Wirtschaftsrecht (Univ.-Prof. Dr. Wolfgang    wesenden Anwälte, die simultan übersetzt wurden,
                             Weiß) besuchten die Teilnehmerinnen und Teilneh-       zeigten differenzierte Rechtsansichten auf und reg-
                             mer am 20. Juli 2016 den EuGH in Luxemburg.            ten Richter und Generalanwalt zu Nachfragen an.
                             Bereits zu früher Morgenstunde brach die Besucher-
                             gruppe an der Uni auf, um rechtzeitig um 8:15 Uhr      Nach der Sitzung bestand für die Teilnehmerinnen
                             am EuGH zu sein.                                       und Teilnehmer noch die Möglichkeit sich mit Herrn
                                                                                    Reiter, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kabinett von
                             Das vom Besucherdienst des EuGH hervorragend           Herrn Kammerpräsidenten von Danwitz und Frau B.
                             vorbereitete Besuchsprogramm sah zunächst eine         Ernst, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kabinett von
                             kurze Führung durch das imposante EuGH-Gebäude         Herrn Kammerpräsidenten Dittrich über Fragen rund
                             vor. Hieran schloss sich eine Einführung in die        um die Tätigkeit am EuGH fachlich auszutauschen.
                             Rechtssache C-640/15 Vilkas an, die auch die recht-    An diese informativen Diskussionsrunden schloss
                             lichen Probleme näher darstellte. Die mündliche Ver-   sich noch eine Fortsetzung der Führung durch das
                             handlung, die sich mit der Vorlagefrage des irischen   Gebäude an, die allerdings, weil die Verhandlung län-
                             Court of Appeal befasste, ob Art. 23 des Rahmenbe-     ger als vorgesehen dauerte, auf den imposanten
                             schlusses über den Europäischen Haftbefehl es vor-     Großen Sitzungssaal begrenzt werden musste.
                             sieht und/oder es zulässt, dass mehr als einmal ein
                             neues Übergabedatum für eine gesuchte Person ver-      Bevor die Busfahrt zurück nach Speyer angetreten
                             einbart wird, entwickelte sich zu einem spannenden     wurde, konnten sich alle noch in der hervorragenden
                             und informativen Verfahren – entgegen der Annahme      Kantine des Europäischen Gerichtshofs stärken.
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10    SPEYER JO URNAL      SEMESTER

 VERLEIHUNG DES DAAD-PREISES
 Text: Kirstin Reinke

     Der mit 1.000
     Euro dotierte
     DAAD-Preis
     zeichnet auslän-
     dische Studie-
     rende aus, die
     nicht nur exzel-
     lente Studienleis-
     tungen vorweisen
     können, sondern
     sich auch durch
     soziales und in-
     terkulturelles En-   Am 2. November 2016 wurde im Rahmen des feier-           sische und taiwanesische Delegationen, die keinen
     gagement
     abheben.             lichen Semestereröffnungsvortrags der DAAD-Preis         Dolmetscher mitbrachten und unterstützte fach-
                          an Herrn Chun-chih Chen aus Taiwan verliehen. Er         fremde Dolmetscher durch Erklärungen von Sachver-
                          promoviert sehr erfolgreich am Lehrstuhl von Herrn       halten über die deutsche Juristenausbildung, die
                          Univ.-Prof. Dr. Jan Ziekow.                              deutsche Verwaltungskultur und die Universitäts-
                                                                                   struktur. Des Weiteren half Herr Chen bereits häufi-
                          Herr Chen hat sich hier in herausragender Weise en-      ger bei der Bearbeitung chinesischer Textvorlagen.
                          gagiert, indem er sich stets der neuen internationalen
                          Studierenden annimmt und so die Willkommens-
                          kultur an der Universität mitgestaltet. Des Weiteren
                          hat er im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem
                          Akademischen Auslandsamt einen Länderabend über
                          seine Heimat Taiwan gestaltet. Auch stand er dem
                          Akademischen Auslandsamt schon oft als Sprach-
                          und Kulturmittler zur Seite: Er übersetzte für chine-
INTERNATIONALES            SPEYER JOU R N A L          11

                       VIZEPRÄSIDENT DER CHINESE
                       ACADEMY OF GOVERNANCE
                       BESUCHT SPEYER
Text: Kirstin Reinke

  Am 12. Mai 2016 besuchte
 eine Delegation der Chinese
     Academy of Governance
(CAG) die Deutsche Universi-
  tät für Verwaltungswissen-
             schaften Speyer.
                                                    Professor Chen Baosheng und Univ.-Prof. Dr. Joachim Wieland bei der Unterschrift des
                                                    Memorandum of Understanding

                       Die Delegation wurde angeführt von Herrn Chen Ba-         winnbringender Kooperation an: u. a. Beiträge zu
                       osheng, dem Vizepräsidenten der Chinese Academy           Konferenzen der jeweils anderen Institution, ge-
                       of Governance und Secretary of the Party Committee        meinsame Forschungsprojekte, Doktorandenaus-
                       (Minister). Die Gäste wurden begrüßt durch den Rek-       tausch und Weiterbildung. Bezogen auf die
                       tor Univ.-Prof. Dr. Joachim Wieland, Univ.-Prof. Dr.      Weiterbildung von Beamten strich Chen Baosheng
                       Stefan Fisch und die Leiterin des Akademischen Aus-       einen interessanten Aspekt heraus: Die Wahrneh-
                       landsamts, Kirstin Reinke. Letztere stellte den Gästen    mung von Weiterbildungsangeboten der Chinese
                       die Universität Speyer mittels einer Präsentation vor.    Academy of Governance ist für führende Beamte
                       Die Delegationsmitglieder stellten interessierte Zwi-     verpflichtend: alle fünf Jahre müssen drei Monate
                       schenfragen, insbesondere zu den berufsbegleiten-         Weiterbildung an der CAG nachgewiesen werden. An
                       den Studienangeboten, den Weiterbildungsformaten          der CAG ist ebenfalls ein Forschungsinstitut ange-
                       sowie dem System der Juristenausbildung in                siedelt. Die dort erzielten Forschungsergebnisse wer-
                       Deutschland (zwei Staatsexamina, Referendariat, Be-       den direkt im Unterricht angewandt.
                       notungssystem, Einstieg in Beamtenlaufbahn etc.).
                                                                                 Nach der Diskussion und Fragerunde wurde feierlich
                       Im Anschluss an den Vortrag sprach der Leiter der         das auf drei weitere Jahre verlängerte Memorandum
                       Delegation und betonte die Wichtigkeit der deutsch-       of Understanding unterschrieben. Nach einem ge-
                       chinesischen Freundschaft. Des Weiteren verwies er        meinsamen Mittagsimbiss führte Kirstin Reinke die
                       auf die Parallelen zwischen der CAG und der DUV           Gäste über den Campus, bevor diese zu ihrem nächs-
                       Speyer und sprach verschiedene Möglichkeiten ge-          ten Termin aufbrachen.
12   SPEYER JO URNAL          I NTERNATI ONALES

 BESUCH EINER DELEGATION
 DES SHANGHAI ADMINISTRATION
 INSTITUTES
 Text: Kirstin Reinke

                                                                                                          Am 28. und 29. Juni 2016 be-
                                                                                                          suchte eine hochrangige Dele-
                                                                                                          gation des Shanghai Adminis-
                                                                                                          tration Institute (SAI) unter Lei-
                                                                                                          tung des Vice Director General
                                                                                                          selbiger Einrichtung die Deut-
                                                                                                          sche Universität für Verwal-
                                                                                                          tungswissenschaften Speyer.

                                                                                                           Der Rektor, Univ.-Prof. Dr. Joa-
                                                                                                           chim Wieland hieß die Gruppe
                                                                                                           willkommen und unterzeichnete
                                                                                                           feierlich das verlängerte Memo-
                                                                                                           randum of Understanding zwi-
                                                                                                           schen der DUV Speyer und dem
 Der Delegationsleiter und der Rektor sichten die Vertragsunterlagen                                       SAI. Im Anschluss hielt am ers-
                                                                                                           ten Besuchstag Herr Dr. Rölle
 einen Vortrag zu „Citizens and the Public Administration - some aspects of a special relationship“. Nach dem gemeinsamen Mittagessen,
 an dem Frau Univ.-Prof. Dr. Gisela Färber, Herr Univ.-Prof. Dr. Stefan Fisch und die Leiterin des Akademischen Auslandamts, Frau Reinke,
 teilnahmen, hielt Frau Professor Färber einen Vortrag über das Thema „Administration 4.0“.

 Am zweiten Tag des Besuchs referierte Herr Ass. iur. Johannes Mayer über „The German University of Administrative Sciences Speyer in
 the Context of Senior Civil Servants in Germany“ und Frau Reinke, die Leiterin des AAA, stellte Geschichte und Struktur der DUV Speyer
 vor, wozu auch ein kleiner Rundgang durch die Räumlichkeiten gehörte.

 Nach der Mittagspause referierte Paul Langer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls von Univ.-Prof. Dr. Bernd W. Wirtz , über
 bürgerorientierte E-Governmentsysteme und Public Multichannel Management. Der letzte Vortrag wurde von Bettina Klimke und Martyna
 Swiatczak, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Lehrstuhl von Frau Univ.-Prof. Dr. Michèle Morner, gestaltet. Sie referierten über in-
 trinsische und extrinsische Mitarbeitermotivation.
INTERNATIONALES           SPEYER JOU R N A L     13

                       DER „LÄNDERABEND
                       MONGOLEI“: EIN VOLLER
                       ERFOLG
                       Text: Kirstin Reinke

      Am 13. Juli 2016 fand                                                    Speyer zurück, unter anderem, um zu forschen und
                                                                               sich akademisch mit KollegInnen auszutauschen.
der „Länderabend Mongolei“
          des Akademischen                                                     Im Anschluss berichtete Frau Ganbaatar Baasanjav
        Auslandsamtes statt.                                                   über aktuelle Geschehnisse in ihrer Heimat im Hin-
                                                                               blick auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

                                                                               Nach dem Abendessen, zu dem auch original mon-
                                                                               golische Teigtaschen mit Hackfleischfüllung (zube-
                       Es traf sich gut, dass sich zu dem Zeitpunkt zahlrei-   reitet durch die mongolischen Gäste) sowie
                       che mongolische Gastforscher an der Universität         mongolische Süßigkeiten probiert werden konnten,
                       Speyer befanden, die das Abendprogramm zusam-           ging es mit einem Vortragsteil weiter, der sich eher
                       men mit dem Akademischen Auslandsamt und der            auf kulturelle Besonderheiten der Mongolei bezog.
Die Länderabende,
welche das Akade-      am Lehrstuhl von Univ.-Prof. Dr. Jan Ziekow pro-        Dieser wurde gestaltet durch Frau Ariunbileg Sod-
mische Auslandsamt     movierenden Mongolin Frau Ganbaatar Baasanjav           nomdorj, Dozentin und Doktorandin an der NUM
organisiert, werden
finanziert aus Mit-
                       gestalteten.                                            und im Juli und August Kontaktstipendiatin im STI-
teln des STIBET-Pro-                                                           BET-Doktoranden-Programm an der DUV Speyer,
gramms des DAAD        Der Rektor begrüßte die sehr zahlreich erschienenen     und Herrn Battogtokh Baatar, welcher sich als Gast-
(aus Mitteln des
Auswärtigen Amtes)     Gäste (deutsche und internationale Studierende,         forscher an der DUV Speyer aufhielt. Die beiden gin-
und sollen dem bes-    Alumni, „Gasteltern“, Professoren und wissenschaft-     gen auf Musik, Nomadenkultur, Religion, Sprache,
seren Kennenlernen
von ausländischen      liche MitarbeiterInnen) und unterstrich die Bedeu-      Kulinarisches und natürlich das Naadam-Fest, das
Studierenden und       tung und Langjährigkeit der Kooperation mit der         Nationalfest der Mongolen, ein, welches in diesem
DoktorandInnen und
den deutschen Stu-     National University of Mongolia (NUM).                  Zeitraum stattfand. Typisch hierfür sind Wettbe-
dierenden und Leh-                                                             werbe im Bogenschießen, Reiten und Ringen.
renden der Uni-
versität dienen.
                       Im Anschluss hieß Frau Prof. Dr. Burmaa Natsag die
                       Gäste ebenfalls willkommen und betonte ihre enge        Der Abend kann in dieser Hinsicht als voller Erfolg
                       Verbundenheit mit Speyer. Sie hat hier nicht nur        gewertet werden, da die Gäste auch nach den Vor-
                       ihren Mag.rer.publ. erworben, sondern auch bei          trägen noch lange blieben und sich miteinander un-
                       Herrn Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Rainer Pitschas   terhielten, wobei Gesprächsgruppen zusammen-
                       promoviert und über die Jahre zahlreiche enge           fanden, die sonst eher selten zusammentreffen (z. B.
                       Freunde gewonnen. Mittlerweile ist sie Professorin      „Gasteltern“ und ProfessorInnen, ausländische
                       an der NUM, kehrt aber immer wieder gerne nach          Alumni und wissenschaftliche Mitarbeiter usw.).
14    SPEYER JO URNAL     W EI TERBI LDUNG

 DIE FLÜCHTLINGSKRISE –
 EINE HERAUSFORDERUNG FÜR
 POLITIK, VERWALTUNG UND
 VERWALTUNGSGERICHTSBARKEIT
 Text: Redaktion

                 Seit nahezu 70 Jahren begleitet die
              Deutsche Universität für Verwaltungs-
               wissenschaften Speyer die politischen
              Entwicklungen im öffentlichen Sektor,
                ebenso wie das Handeln von Verwal-
               tung und Verwaltungsgerichtsbarkeit.

                          Auf Initiative des langjährigen Lehrbeauftragten und
                          Mitglied des Senats der Universität, Richter am Amts-
                          gericht und stellv. Direktor Harald Walther eröffnete
                          in Vertretung des Rektors Univ.-Prof. Dr. Hermann         ben. Frau Staatsministerin Kühne-Hörmann machte
     Am 20. Juli 2016
     stand die Univer-    Hill die Veranstaltung und begrüßte als Referenten        deutlich, welche besonderen Belastungen auf die
     sität ganz im Zei-   die Hessische Ministerin der Justiz, Eva Kühne-Hör-       Justiz und die Verwaltung zugekommen sind. Das
     chen des unser
                          mann, den Leiter der neuen Abteilung Asyl, Ministe-       Land Hessen hat insoweit weit vorausschauend rea-
     Gemeinwesen ge-
     genwärtig in be-     rialdirigent Stefan Sydow und den Vizepräsident des       giert und insbesondere die absehbaren Aufgaben
     sonderem Maße        Hessischen Verwaltungsgerichtshofes, Dirk Schön-          personell abgefedert. Der eigentlich mit Blick auf die
     berührenden The-
     mas der „Flücht-     städt, die das Thema aus den Blickwinkeln Politik, Ver-   Schuldenbremse beschlossene Stellenabbau wurde
     lingskrise“.         waltung und Justiz betrachteten. Die Veranstaltung        teilweise revidiert. 250 neue Stellen für die Justiz
                          wurde von vielen Gästen u. a. aus Verwaltung und          sind geschaffen worden. So wurden bei den Verwal-
                          Verwaltungsgerichtsbarkeit und ebenso von der Uni-        tungsgerichten neue Kammern eingerichtet, die mit
                          versität erfreulich gut angenommen.                       Blick auf die beim Bundesamt für Migration und
                                                                                    Flüchtlinge vorhandenen Verfahren den Zustrom an
                          Die Bewältigung von über einer Million Flüchtlingen       Rechtschutzgesuchen zeitnah werden bewältigen
                          durch rechtstaatliche Verwaltungsverfahren und            können. Die Ministerin schilderte anschaulich und
                          sich daran in vielen Fällen anschließende Verwal-         lebensnah auch die Herausforderungen für eine Lan-
                          tungsstreitverfahren stellen die genannten Akteure        desregierung, deren Kabinettssitzungen in den letz-
                          vor neue, ungewohnte und anspruchsvolle Aufga-            ten Monaten überwiegend von dem Thema
WEITERBILDUNG           SPEYER JOU R N A L     15

„Flüchtlingskrise“ dominiert wurden. Deutlich wurde      auch den gebotenen Vollzug der Ausreisepflicht in
auch, dass trotz einer Fülle vorfindlicher Normen in     Fällen des verwirkten Gastrechts.
Einzelfragen erhebliche Divergenzen bestehen, etwa
bei der Frage sicherer Herkunftsstaaten oder – am        Die Bedeutung der Thematik zeigte sich auch im Vor-
Beispiel von den Schwierigkeiten von Abschiebungen       trag von Stefan Sydow, dem Leiter der neuen Abtei-
in die Magreb-Staaten – bezüglich der effizienten        lung Asyl im Hessischen Ministerium für Soziales
Umsetzung aufenthaltsbeendender Maßnahmen.               und Integration. Es schilderte in seinem Vortrag an-
Besondere Problemlagen ergeben sich – hier dann          schaulich den erfolgreichen Weg der hessischen
auch für die Familiengerichte – aus der hohen Zahl       Asylverwaltung „von der Improvisation in die Struk-
einreisender unbegleiteter Minderjährigen. Die Leis-     tur“. Sydow hob zunächst den Koalitionsvertrag auf
tungsfähigkeit von Exekutive und Verwaltungsge-          Landesebene hervor, in dem vereinbart worden sei,
richtsbarkeit ist in Hessen auch durch den optimierten   dass „Menschenrechte und gelebte Humanität im
Einsatz der elektronischen Akte gefördert worden.        Mittelpunkt hessischer Asyl- und Flüchtlingspolitik“
Frau Staatsministerin Kühne-Hörmann betonte ab-          (stehen) und das Land sicherstellen werde, dass
schließend die Bedeutung sowohl der verfassungs-         „Flüchtlinge in Hessen eine humane Lebensperspek-
rechtlich gewährten Schutzrechte und deren               tive und ausreichend Schutz finden“. Die hierfür
verwaltungsmäßige Umsetzung wie aber zugleich            erforderliche Unterbringung und Angebote der
16   SPEYER JO URNAL    W EI TERBI LDUNG

                       Information, Beratung und gegebenenfalls Förderung       die Rechtsschutz suchenden Flüchtlinge. Darüber hi-
                       zur beruflichen Integration forderten die hessische      naus wurde vielmehr deutlich, dass die rechtlich kor-
                       Verwaltung in nie zuvor erlebtem Maße. Sydow legte       rekte und in einem angemessenen zeitlichen Rahmen
                       eindrucksvoll das zielgerichtete organisatorische Vor-   ablaufende Bewältigung von Massenverfahren auch
                       gehen dar. Von Erstaufnahme bis Integration findet       dem Schutz der Grundrechte aller übrigen Bürgerin-
                       sich ein effizientes Konzept. Auch die in gleicher       nen und Bürger und einem friedlichen Miteinander
                       Weise gebotenen Unterstützungen für freiwillige          der Schutz gewährenden und der Schutzsuchenden
                       Rückkehr und ein verstärktes Bemühen um Abschie-         dient. Erkennbar wurde, wieviel Bedeutung der Ver-
                       bungen Ausreisepflichtiger wurden überzeugend dar-       pflichtung zur Verfahrensverantwortung sowohl in
                       gelegt. Letztlich wurde deutlich, wie erfolgreich der    Verwaltungsverfahren als auch in gerichtlichen Ver-
                       in Hessen geschaffene „Asylkonvent“ mit seinen ein-      fahren zukommt. Im Kontext mit der Diskussion der
                       zelnen Fachgruppen Arbeitsmarkt, Gesundheit, Woh-        „Leistungsgrenzen gerichtlicher Entscheidungen“
                       nen, Bildung Sicherheit, Ehrenamt und Integration        wurde aus der Mitte der Teilnehmer hervorgehoben,
                       die Bewältigung der Mammutaufgabe unterstützt.           wie bedeutsam erfolgreiche Integrationsmaßnahmen
                                                                                ebenso wie konsequenter Vollzug der Ausreisepflicht
                       Die Bedeutung der Kontrolle der Verwaltung durch         seien. Das vom Hessischen Ministerium der Justiz ini-
                       die Verwaltungsgerichtsbarkeit skizzierte Dirk Schön-    tiierte Modell der „Rechtsstaatsklassen“, in denen an-
                       städt in einem Überblick über die Schutznormen des       kommenden Flüchtlingen möglichst zeitnah die
                       europäischen und nationalen Asyl- und Aufenthalts-       rechtlichen Grundlagen der Bundesrepublik Deutsch-
                       rechts. Zugleich wurden die Problemlagen eines auf       land vermittelt werden erwies sich hier als wegwei-
                       europäischer Ebene nicht harmonisierten Asylrechts       send und unverzichtbar, um Migranten unter dem
                       offenkundig. Unterschiedliche Maßstäbe in der            Gesichtspunkt des „Fördern und Fordern“ bei der Ein-
                       Schutzgewährung und rechtsstaatliche Defizite in         haltung der Grundwerte und Rechtsregeln unseres
                       verschiedenen Mitgliedstaaten führten auf der            Staates zu unterstützen.
                       Grundlage der Dublin III-Verordnung immer wieder
                       zu Entscheidungen der Verwaltungsgerichte, wonach        Die Veranstaltung zur „Flüchtlingskrise“ war ein Er-
                       Asylsuchende nicht in den Erstaufnahmestaat zu-          folg auch insoweit, als sie als Impulsgeber für eine
                       rückverwiesen werden können, sondern in der Bun-         Reihe weiterer Veranstaltungen verstanden werden
                       desrepublik Deutschland verbleiben müssen. Schön-        kann. So werden aktuelle Veranstaltungen etwa zu
                       städt erwähnte mit Asylverfahren aus Syrien und          „Ökonomischen Aspekten der Migration und Migra-
                       dem Balkan einzelne Schwerpunkte der verwaltungs-        tionspolitik“ von Herrn Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas
                       gerichtlichen Arbeit. Mehr als deutlich wurde erneut     Knorr und „Migration und soziale Sicherheit“ von
                       die Notwendigkeit einer einheitlichen europäischen       Frau Univ.-Prof. Dr. Constanze Janda, Inhaberin des
                       Asylgesetzgebung, die das auch in der Umsetzung          zum WS 2016/17 neu besetzten Lehrstuhls für Sozi-
                       defizitäre Mehrebenensystem von nationalstaatli-         alrecht und Verwaltungswissenschaft, angeboten.
                       chen Regelungen und Unionsrecht ablösen sollte.          Zudem findet im WS 2016/17 – organisiert von
                                                                                Univ.-Prof. Dr. Michael Hölscher und Univ.-Prof. Dr.
                       An der anschließenden von Harald Walther mode-           Stephan Grohs – eine Ringvorlesung mit dem Titel
                       rierten Diskussion unter der Überschrift „Bleibe-        „Flüchtlingsmanagement als Querschnittsaufgabe
                       recht“ – „bleibe recht“ wurde deutlich, wie bedeutsam    von Bund, Ländern und Kommunen“ statt. Erkennbar
                       die rechtsstaatliche Durchführung der asyl- und auf-     ist das Thema „Flüchtlinge und Verwaltung(swissen-
                       enthaltsrechtlichen Verwaltungs- und Verwaltungs-        schaft)“ an der Universität Speyer angekommen.
                       streitverfahren ist. „Grundrechtsschutz durch Ver-
                       fahren“ erweist sich hierbei nicht nur als Maßstab für
WEITERBILDUNG            SPEYER JOU R N A L     17

6. SPEYERER KOMMUNALTAGE:
KOMMUNALE ELEKTROMOBILITÄT
Text: Redaktion

 Unter der wissenschaftlichen                                             lität wurde im Detail vorgestellt, wobei die Ausge-
                                                                          staltung der 300 Mio. € Förderung für die Errichtung
Leitung von Prof. Dr. Christian                                           von LI noch aussteht. Kritisch wurde aus dem Audi-
 Theobald fanden am 29. und                                               torium angemerkt, dass der hälftige Anteil der OEM
      30. September 2016 die                                              an der Kaufprämie (insg. 4.000 €) nur auf dem Papier
                                                                          vorhanden sei, da vorher eingepreist.
   6. Speyerer Kommunaltage
     zum Thema „Kommunale                                                           Drei Praxisbeispiele zur neuen
   Elektromobilität“ mit rund                                                          kommunalen Mobilität

        60 Teilnehmern statt.                                             Im ersten Block folgten drei Praxisbeispiele zur
                                                                          neuen kommunalen Mobilität aus verschiedenen Re-
                                                                          gionen. Als erstes stellte Peter Lindlar (hySOLUTIONS
                                                                          GmbH) Leiter der Projektleitstelle Elektromobilität
                                                                          Hamburg den Entwicklungsstand in Hamburg dar,
                                                                          wo die Netzgesellschaft der Hansestadt eine wich-
                                                                          tige Rolle bei dem Roll Out von Ladeinfrastruktur
                  Ziel der Tagung war die Thematisierung aktueller Re-    übernommen hat. Er stellte die Verankerung der Vor-
                  formen, Handlungsoptionen und Herausforderungen         rangstellung von E-Fahrzeugen in der Beschaffungs-
                  auf kommunaler Ebene rund um den Bereich Elek-          leitlinie der FuHH vor, die eine kriterienbasierte
                  tromobilität.                                           Beweislastumkehr zugunsten der Elektromobilität
                                                                          vorsieht. Schließlich erläuterte er anschaulich seine
                   Aktuelle Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie           Vision für ein größeres Maß an Schadstofffreiheit
                              der Bundesregierung                         durch Substitution von Fahrleistung.

                  Den Auftakt bildete der Vortrag von Herrn Ministe-      Jasmina Bunic (Stadtwerke Schwäbisch Gmünd
                  rialrat Schmitt (Bundesministerium für Verkehr und      GmbH) zeigte das Handlungsfeld „kommunale Elek-
                  digitale Infrastruktur) zur aktuellen Mobilitäts- und   tromobilität“ aus Sicht eines Stadtwerks auf. Sie prä-
                  Kraftstoffstrategie der Bundesregierung, die insbe-     sentierte die Erkenntnisse aus Förderprojekten und
                  sondere auch eine Förderung der Elektromobilität        die Wirtschaftlichkeit verschiedener Aktivitäten, ins-
                  beinhaltet. Diesbezüglich verwies er auf diverse ein-   besondere im Bereich Ladeinfrastruktur. Dabei wurde
                  schlägige Informationsbroschüren des BMVI.              deutlich, dass ein tragfähiges Geschäftsmodell an-
                                                                          gesichts der geringen Nutzerzahlen, nur mit viel
                  Die BMVI-Förderrichtlinie batterieelektrische Mobi-     Phantasie erkennbar ist.
18   SPEYER JO URNAL   W EI TERBI LDUNG

                          Konzept zum kommunalen Carsharing                wohnerinnen im Laborgebiet Berlin Pankow verhiel-
                                                                           ten. Dabei wurden die Probanden verschiedenen
                       Anschließend wurde von Volker Gillesen (Gesell-     Gruppen (u. a. Zwangsnutzer, Vorhalter …) zugeord-
                       schafter der EcoLibro GmbH) ein reales Konzept      net und nach ihrem aktuellen und künftigen Mobi-
                       zum kommunalen Carsharing präsentiert. Fahr-        litätsverhalten gefragt. Im Ergebnis wurde deutlich,
                       gemeinschaftsbusse verbesserten die Erreichbar-     dass in vergleichbaren stark verdichteten Stadtge-
                       keit von großen Arbeitgebern in der – hier          bieten ein hohes Potenzial besteht, das Auto weniger
                       ländlichen – Region und dienen den Einwohnern       zu nutzen oder gar abzuschaffen.
                       und Vereinen am Wochenende und ggf. tagsüber
                       für andere Fahrten. Als Teil eines Gesamtkonzep-             Rechtsrahmen für kommunale
                       tes kann ein solches Angebot die Attraktivität                    Mobilitätskonzepte
                       ländlicher Quartiere deutlich erhöhen und so
                       einen Wettbewerbsvorteil für Kommunen und           Über den allgemeinen Rechtsrahmen für kommu-
                       Unternehmen darstellen. Interessant waren in-       nale Mobilitätskonzepte, informierte schließlich RA
                       soweit die Ergebnisse bzgl. Kosten und Potenzial    Dr. Roman Ringwald (Becker Büttner Held, Berlin).
                       im Vergleich zur Nutzung des ÖPNV.                  Er verdeutlichte den Gestaltungsrahmen, aber auch
                                                                           die entsprechende Verantwortung der Kommunen.
                       Nach dem ersten Block hatten die Teilnehmer         Die Einordnung von Car Sharing oder öffentlicher LI
                       Gelegenheit zur Diskussion, u. a. wurde die Frage   als Daseinsvorsorge bedeute mitnichten, dass eine
                       kontrovers diskutiert, welche Rolle der Kommune     Kommune hier selbst tätig werden müsse. Soweit ein
                       beim Aufbau einer ausreichenden Ladeinfrastruk-     Bezug zum öffentlichen Straßenrecht bestehe, sei
                       tur zukommt und inwieweit hier die Daseinsvor-      die Kommune gefordert, da Privilegierungen im öf-
                       sorge berührt sei und damit eine öffentliche        fentlichen Raum einer besonderen Rechtfertigung
                       Aufgabe denkbar ist. Dabei wurde die besondere      auf Grundlage eines (Mobilitäts)Konzeptes bedürfen.
                       Rolle der Kommunen jedenfalls im – räumlich         Anhand des von ihm begleiten Ausschreibungsver-
                       begrenzten – öffentlichen Bereich deutlich.         fahrens für das Konzept und die Errichtung der Ber-
                                                                           liner LI sowie Überlegungen von Wohnungsbau-
                                Förderung und Planung der                  gesellschaften und Städten zu Mobilitätskonzepten
                               kommunalen Elektromobilität                 erläuterte er typische Problemfelder. Dabei verwies
                                                                           er u. a. auf die Bedeutung der Zeitschiene, etwa die
                       Am Nachmittag begann der zweite Block über die      notwendigen Vorarbeiten im Vorfeld der Erschlie-
                       Förderung und Planung der kommunalen Elek-          ßung und Veräußerung neuer Baugebiete.
                       tromobilität. Dazu berichtete Prof. Dr. Oliver
                       Schwedes (Fachgebiet Integrierte Verkehrspla-                 Autonomes Fahren aus Sicht
                       nung an der TU Berlin) über die Integration der                der Verkehrsunternehmen
                       Elektromobilität in verdichteten Stadtquartieren.
                       Er stellte das Projekt „City 2.e“ vor, in dem die   Am zweiten Veranstaltungstag leitete Werner Lin-
                       Frage untersucht wurde, wie sich die spezifischen   nenbrink (SW Osnabrück/Leiter Mobilität und Ge-
                       Mobilitätsanforderungen von Bewohnern/Be-           schäftsführer Carsharing) den dritten Block der
WEITERBILDUNG          SPEYER JOU R N A L    19

Tagung mit dem Thema „Autonomes Fahren aus               sachgerecht an Veränderungen anzupassen. Die be-
Sicht der Verkehrsunternehmen“ ein. Hierbei brachte      sondere Bedeutung der Kommune wurde erneut
er viele neue Punkte ein und stellte ein interessantes   deutlich.
neues Mobilitätskonzept für die Stadt Osnabrück vor.
Es wurde deutlich, dass autonomes Fahren kein Ge-        Zuletzt gab Dr. Jürgen Gies (Deutsches Institut für
gensatz zum ÖPNV ist, sondern eine Verschränkung         Urbanistik, Berlin) eine Übersicht über kommunale
sinnvoll ist. Er verdeutlichte eindrucksvoll die Chan-   Strategien und planerische Instrumente in der kom-
cen einer öffentlichen autonomen Mobilität und die       munalen Elektromobilität. Hierin wurde das gesamte
neue Rolle arrivierter ÖPNV-Unternehmen etwa als         Thema zusammengefasst und viele nützliche Infor-
verkehrsträgerübergreifender Plattformanbieter. Mit      mationen für Kommunen aufgezeigt.
seinem Appell an die Branche „Vom Zuschauer zum
Mitspieler“ lud er dazu ein, in Kooperationen neue       Nach einer abschließenden Diskussionsrunde endet
Geschäftsmodelle zu entwickeln.                          die Veranstaltung mit einem Schlusswort und der
                                                         Verabschiedung durch Prof. Dr. Christian Theobald,
 StreetScooter: Start-Up der Deutschen Post              der sich eine thematische Fortsetzung der interes-
                                                         santen Veranstaltung 2017 vorstellen konnte.
Daran anschließend präsentierte Win Neidlinger das
innovative Aachener Unternehmen StreetScooter;
inzwischen ein Start-Up der Deutschen Post, das
elektrisch angetriebene Fahrzeuge speziell für die
Postverteilung entwickelte, die aber auch in anderen
                                                                                        Die 7. Speyerer
(kommunalen) Bereichen einsetzbar sind. Bereits                                         Kommunal-
1.000 Stück dieser Auftragsarbeit sind bundesweit -                                     tage werden
                                                                                        am 28. und
neben 10.000 Pedelecs - im Einsatz. Die Teilnehmer                                      29. September
hatten die Möglichkeit sich ein Fahrzeug vor Ort an-                                    2017 stattfin-
                                                                                        den.
zusehen.

             Smart Parking Solutions

Weiter ging es mit einem Vortrag von Simon Schä-
fer-Stradowsky (Institut für Klimaschutz, Energie
und Mobilität - IKEM, Berlin) über Smart Parking So-
lutions. Im Rahmen eines Forschungsprojektes
wurde der Rechtsrahmen für die Generierung und
Verwertung von Online-Nutzungsdaten für das Par-
ken am Straßenrand an Elektroladesäulen unter-
sucht. In der Diskussion wurde wiederum deutlich,
wie wichtig es ist, den begrenzten öffentlichen
Raum sinnvoll aufzuteilen und Nutzungskonzepte
20   SPEYER JO URNAL   W EI TERBI LDUNG

                       „PATIENT KRANKENHAUS“ -
                       AUF DEM WEG ZUR GENESUNG?
                       Text: Rainer Pitschas

               Der Deutsche Bundestag hat 2015
            das Gesetz zur Reform der Strukturen
              der Krankenhausversorgung (KHSG)
            verabschiedet, das zu Beginn 2016 in
              Kraft getreten ist. Dessen Ziele und
             Grundstruktur waren in den voraus-
            gegangenen Beratungen einer geson-
              derten Bund-Länder-Arbeitsgruppe
                heiß umkämpft, ehe man sich auf
                Eckpunkte zur Reform des statio-
              nären Sektors im Gesundheitswesen
                                   einigen konnte.
                                                                                      Von links nach rechts: A. Beck, Knappschaft; B. Spahn, BKK L
                                                                                      des Saarlandes; R. Pitschas, Universität Speyer

                       Die anschließend getroffenen parlamentarischen        gewesen war -, nunmehr als Parameter für staatliche
                       Vereinbarungen führten sodann zum Erlass des          Entscheidung im Krankenhauswesen und übergrei-
                       KHSG. In dessen Mittelpunkt stehen Regelungen zur     fend auch in der ambulanten Versorgung sowie als
                       Investitionsförderung im Krankenhausbau sowie zur     Vehikel bundesstaatlicher Kompetenzusurpation be-
                       Verbesserung der Strukturen in der Krankenhausver-    deutsam wird.
                       sorgung einerseits, die einschneidende Weiterent-     Das Gesetz weist allerdings – so viel lässt sich bereits
                       wicklung der Qualitätsmaßgaben und –sicherung in      jetzt erkennen – der Sache nach erhebliche Mängel
                       der stationären Krankenversorgung andererseits.       auf. Entgegen manchen Erwartungen ist, worauf die
                       Mit der Entwicklung des Krankenhausrechts will der    Referenten am ersten Tagungstag (14. April 2016)
                       Bund zum einen einen Beitrag dazu leisten, die In-    hingewiesen haben, weder die Stellung der Bundes-
                       vestitionslücke im Krankenhaussektor zu schließen.    länder in der Entwicklung ihres Gesundheitswesens
                       Zu diesem Zweck wird ein Strukturfonds für Förder-    im Verhältnis zum Bund gestärkt worden, noch ist
                       mittel geschaffen und in das Krankenhausfinanzie-     der Bundesgesetzgeber der Notwendigkeit gefolgt,
                       rungsgesetz (KHG) aufgenommen. Daneben und            die Krankenhausfinanzierung neu zu ordnen. Statt-
                       zum anderen ist vor allem von Bedeutung, dass         dessen führt die Reform im Ergebnis zu milliarden-
                       „Qualität“ – die bislang kein vorrangiges Leit- und   schweren Mehrkosten für die Beitragszahler. Eine
                       Steuerungskriterium in der Krankenhausbehandlung      langfristig tragfähige Lösung der grundlegenden
WEITERBILDUNG            SPEYER JOU R N A L     21

                                                          Struktur- und Finanzierungsfragen     Als fragwürdig erweist sich aber auch die vertiefte
                                                          kommt nicht in Sicht. Der „Patient    Regelung des „Überleitungsmanagements“, also der
                                                          Krankenhaus“ verfehlt auf diese       Entlassung von Patienten aus der Krankenhausbe-
                                                          Weise, wie die weiteren Beiträge      handlung. Die Referentin Frau K. Pottkämper wies
                                                          von Herrn Dr. Gaß und von Herrn       zutreffend darauf hin, dass hierzu in der Breite noch
                                                          Dr. W.-D. Leber verdeutlichen, auf    erhebliche organisatorische Voraussetzungen zu
                                                          diese Weise seinen Weg in die Ge-     schaffen sind.
                                                          nesung; das Gesetz bleibt Flick-      Zum Schluss der Tagung ging es um die rechtliche
                                                          werk, wiewohl der Leiter der          Ausgestaltung institutionalisierter Qualitätssiche-
                                                          Abteilung Gesundheitsversorgung       rung. Prof. R. Pitschas stellte am Ausgangspunkt
                                                          und Krankenversicherung im Bun-       diesbezüglicher Analyse die staatliche Gewährleis-
                                                          desgesundheitsministerium, Herr       tung für die Qualitätssicherung dar; die stationäre
                                                          Dr. U. Orlowski energisch auf die     gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung flä-
                                                          Vorteile der Strukturreform ver-      chendeckend und effektiv sicherzustellen, zähle zu
                                                          wies. Doch ließ auch der in Gestalt   den pflichtigen Kernaufgaben des modernen Sozial-
                                                          von Prof. V. Ulrich von der Univer-   staats. Steht auf diese Weise die „Qualität“ und die
                                                          sität Bayreuth zu Rate gezogene       staatliche Verpflichtung zur Qualitätssicherung im
Landesverband Mitte; M. Bachmann, Gesundheitsministerin ökonomische Sachverstand erken-         Zentrum der staatlichen Gesundheitspolitik, so gilt
                                                          nen, dass die Anforderungen an        es den rechtlich offenen Begriff in seiner Reichweite
                                                          eine gelungene Reform jedenfalls      transparent zu halten. Dabei erweist sich Qualitäts-
                                       in Teilen nicht erfüllt worden sind.                     sicherung in der stationären Versorgung auch und
                                       Dazu trägt auch und vor allem der Umstand bei, dass      vor allem als ein Zuständigkeitsproblem, weil sich die
                                       die Bundesländer nunmehr einer stark intensivierten      Frage stellt, wer kompetenziell für die rechtliche In-
                                       Einwirkung auf ihre eigene Qualitätsregulierung von      stitutionalisierung von Qualitätskriterien und –steu-
                                       Krankenhausleistungen unterworfen werden. „Qua-          erung zuständig ist. Die Antwort auf diese Frage
                                       litativ hochwertig“ hat sich demgemäß in Zukunft         führt nach dem Dafürhalten des Referenten in der
                                       die stationäre Versorgung zu entwickeln; nur dann        stationären Krankenversorgung zu Kompetenzkon-
                                       kann von einer „guten“ Qualität die Rede sein. Wel-      flikten zwischen Bund, Ländern und dem Gemein-
                                       che Schwierigkeiten es aber bereitet, dementspre-        samen Bundesausschuss.
                                       chend eine Qualitätssicherung durch Zu- und              Mit diesem Abschlussreferat griffen die 18. Speyerer
                                       Abschläge herbeizuführen, legte am zweiten Ta-           Gesundheitstage die Kernpunkte des KHSG auf. Alle
                                       gungstag (15. April 2016) Frau Prof. E. Häusler von      Vorträge verknüpften diese mit den erwarteten Fol-
                                       der Hochschule Ludwigshafen dar. Demzufolge ist          gen für Patienten, Krankenhausträger und Kranken-
                                       die Reichweite einer Abschlagsregelung – erfüllt ein     kassen, Gesundheitspolitik und Ärzteschaft. Über 100
                                       Krankenhaus bestimmte Qualitätskriterien nicht           Teilnehmer zollten dieser Anstrengung das entspre-
                                       mehr, wird zunächst ein Abschlag fällig (§ 5 Abs. 3a     chende Lob.
                                       KHEntgG) – eher skeptisch zu beurteilen.
22   SPEYER JO URNAL     W EI TERBI LDUNG

 DIE ENERGIEWENDE ZWISCHEN
 REGULIERUNGSSTAAT UND
 ZIVILGESELLSCHAFT
 Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Eberhard Bohne/Dr. Christian Bauer

                        5. Speyerer Energieforum vom 14. bis 15. April 2016

                        Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Energie-          und Strommarktdesign reichten. Schließlich scheint
                        wirtschaft haben sich seit der Liberalisierung der      die Regulierungsspirale zur Wiederverstaatlichung
                        Energieversorgung in 1998 mehrfach grundlegend          von Energieversorgungsunternehmen zu führen, wie
                        geändert. Eine Folge dieser kontinuierlichen Verän-     der derzeitige Trend der Rekommunalisierung zeigt.
                        derung ist, dass Dichte und Umfang staatlicher Re-      Mit einer Diskussion hierzu schloß das Forum ab.
                        gulierungseingriffe deutlich zugenommen haben.
                        Diese Entwicklung gleicht einer Regulierungsspirale     Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums set-
                        und wurde als „Regulierungswahn“ und als „Para-         zen sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Bun-
                        graphenexplosion“ bezeichnet. Die Monopolkommis-        des- und Landesministerien, Regulierungsbehörden,
                        sion hat in ihrem Sondergutachten von 2013 eine         Verbänden, Energieversorgungsunternehmen, Wis-
                        Ex-post-Evaluation der Regulierungsdichte durch         senschaft und Studierenden zusammen. Durch diese
                        Ministerien, Regulierer, Verbände und Unternehmen       Zusammensetzung konnten die Ziele des Forums,
                        gefordert, um Deregulierungspotential zu identifizie-   einen interdisziplinären Dialog über aktuelle Pro-
                        ren. Ferner bestehen erhebliche Konflikte zwischen      bleme und Herausforderungen der Energiewende zu
                        Staat und Bürgern über den Ausbau der Stromver-         führen, vollumfänglich erfüllt werden. Die zahlrei-
                        sorgungsnetze sowie über Art und Umfang der             chen Diskussionsmöglichkeiten wurden von den Teil-
                        staatlichen Förderung Erneuerbarer Energien. Hier       nehmerinnen und Teilnehmern ausdrücklich gelobt.
                        müssen kooperative Lösungen zwischen Staat und          Ebenfalls gelobt wurde von den Teilnehmerinnen und
                        Zivilgesellschaft entwickelt werden.                    Teilnehmern die Aktualität und Verzahnung der aus-
                                                                                gewählten Themen, da hierdurch Einblick in laufende
                        Das Forum sollte hierzu einen Beitrag leisten und       Rechtsetzungsverfahren gewonnen und Problem-
                        konnte namhafte Referentinnen und Referenten aus        schnittstellen identifiziert werden konnten. Es wurde
                        Bundes- und Landesministerien, der Bundesnetz-          mehrfach der Wunsch geäußert das Forum auf einer
                        agentur, Verbänden und der Wissenschaft gewinnen.       jährlichen Basis durchzuführen, um über die aktuel-
                        Vorträge und Diskussionen widmeten sich unter-          len Entwicklungen im Kontext der Energiewende auf
                        schiedlichen Regulierungsbereichen, die von der         dem Laufenden gehalten zu werden.
                        Anreizregulierung, über den Netzausbau und Emis-
                        sionshandel, bis zum Erneuerbare-Energien-Gesetz
WEITERBILDUNG            SPEYER JOU R N A L      23

AUFSICHT UND LEITUNG EINES
ZUKUNFTSFÄHIGEN BETEILIGUNGS-
MANAGEMENT FÜR STÄDTE UND
KOMMUNEN, BUND UND LÄNDER
Text: Michèle Morner

                       Über 100 Experten diskutierten auf der 4. Speyerer Tagung
                       für Public Corporate Governance über Herausforderungen und
                       Wege hin zu einer erfolgreichen Aufsicht und Leitung
                       öffentlicher Unternehmen.

                       Auch in diesem Jahr begrüßten Prof. Dr. Michèle Mor-     ‚Best-Practice’-Empfehlungen wirkungsorientierter
                       ner (Deutsche Universität für Verwaltungswissen-         Public Corporate Governance ist.
                       schaften Speyer) und Prof. Dr. Ulf Papenfuß (Zeppelin    Ergänzend dazu skizzierte Peter Dietlmaier (verant-
                       Universität Friedrichshafen) über 100 Experten aus       wortlich für die Pressearbeit der Regierungskom-
                       Verwaltung, Wissenschaft und Beratung zu ihrer nun-      mission Deutscher Corporate Governance Kodex),
                       mehr 4. Speyerer Tagung für Public Corporate Gover-      dass die Öffentlichkeit vor allem die Arbeit der Auf-
                       nance. Vom 4. bis 5. April 2016 diskutierten sie über    sichtsräte für die Leistungsfähigkeit der Unterneh-
                       Herausforderungen und Wege hin zu einer erfolgrei-       men verantwortlich mache. Ursachen für das in der
                       chen Aufsicht und Leitung öffentlicher Unternehmen.      Presse diskutierte ‚Versagen‘ öffentlicher Aufsichts-
                       Wie die in den Medien zu Genüge thematisierten           räte liegt aus Sicht des Experten Rudolf X. Ruter
                       Beispiele Flughafen Berlin/Brandenburg, Elbphilhar-      (Corporate Governance Consulting) vor allem in der
                       monie Hamburg und Deutsche Sparkassen zeigen,            Ermangelung wichtiger Tugenden einzelner Auf-
                       stellen eine verantwortungsvolle Aufsicht und Lei-       sichtsratsmitglieder. Als Beispiele nannte er „Tapfer-
                       tung auch im öffentlichen Sektor bislang keine           keit“ und „Mut“. Neben solchen eher weichen Kri-
                       Selbstverständlichkeit dar. Allzu häufig fallen Steue-   terien mangelt es vielen Aufsichtsratsteams aber
                       rungsanspruch und -wirklichkeit auseinander, wie         auch schlichtweg an einer klaren Definition ihrer
                       besonders deutlich Rainer Beutel auf Basis seiner Er-    Aufgaben, so Prof. Dr. Edgar Ernst (Präsident der
                       fahrungen als Vorstand der Kommunalen Gemein-            Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, dpr) im
                       schaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) im        diesjährigen Keynote-Vortrag. Darüber hinaus gäbe
                       diesjährigen Eröffnungsvortrag veranschaulichte.         es in vielen Unternehmen Verbesserungspotenzial,
                       Dies zeigt, wie wichtig der fortlaufende Diskurs zu      beispielsweise bezüglich der Versorgung aller Auf-
24   SPEYER JO URNAL           W EI TERBI LDUNG

                                                      sichtsratsmitglieder mit ent-       der HEAG Holding AG) und Lars Scheider (Leiter Be-
                                                      scheidungsrelevanten Informa-       teiligungsmanagement Frankfurt a. M.) wie solchen
                                                      tionen, einer adäquaten Auf-        Risiken auf kommunaler Ebene proaktiv begegnet
                                                      sichtsratsvergütung sowie der       werden kann. Beispielsweise sei eine Perspektiver-
                                                      erfolgreichen Zusammenarbeit        weiterung zu neuen, nachhaltigen Geschäftsmodel-
                                                      mit dem Wirtschaftsprüfer. In       len wichtig, um die Wettbewerbsfähigkeit einer
                                                      Ergänzung dazu schilderte Prof.     Kommune zukünftig gewährleisten zu können. Aber
                                                      Michèle Morner, warum es wich-      auch der Einsatz computergestützter Kontrollsys-
                                                      tig ist, die Gruppendynamik des     teme sei hilfreich, um finanzielle Risiken frühzeitig
                                                      Aufsichtsrats in den Betrach-       zu identifizieren.
                                                      tungsfokus zu rücken. Die Art       Die diesjährige Tagung endete mit einer Podiums-
                                                      und Weise der Interaktionen vor,    diskussion, bei der die Corporate Governance-Exper-
                                                      während und nach Aufsichts-         ten Peter Biwald (Geschäftsführer KDZ – Zentrum
                                                      ratssitzungen werde viel zu oft     für Verwaltungsforschung), Dr. Viktoria Kickinger
                                                      außer Acht gelassen, habe aber      (Director’s Channel), Dr. Elke Löffler (Chief Executive
                                                      einen maßgeblichen Einfluss auf     Governance International), Detlef Raphael (Beige-
                                                      die Qualität der Teamarbeit im      ordneter Deutscher Städtetag) und Dr. Ferdinand
 Prof. Dr. Edgar Ernst (Präsident der Deutschen       Aufsichtsrat. Daher müsse be-       Schuster (Geschäftsführer Institut für den öffentli-
 Prüfstelle für Rechnungslegung – dpr)                reits bei der Wahl der Aufsichts-   chen Sektor e.V., KPMG) gemeinsam mit den Teilneh-
                                                      ratsmitglieder auf deren fach-      mern der Tagung weitere notwendige Schritte
                                 liche und persönliche Kompatibilität geachtet werden.    zukunftsorientierter Leitung und Aufsicht öffentli-
                                 Prof. Dr. Michael Wolff (Universität Göttingen) skiz-    cher Unternehmen erörterten.
                                 zierte zudem, dass die in vielen Public Corporate        Zu den zentralen Ergebnissen der diesjährigen Tagung
                                 Governance Kodizes geforderten Aufsichtsratseffi-        zählte beispielweise, dass es bislang in vielen öffent-
                                 zienzprüfungen zwar ein sinnvolles Instrument zur        lichen Unternehmen an klaren Anforderungsprofilen
                                 Selbstreflexion seien, aber bislang nur von wenigen      für Aufsichtsräte mangelt. Die Entwicklung solcher
                                 öffentlichen Unternehmen genutzt werden. Ferner          Profile sei jedoch zwingend erforderlich und müsse
                                 mangele es an klaren Grundsätzen zur Ausgestal-          das fachliche, soziale und politische Know-how der
                                 tung solcher Qualitätskontrollen. Anknüpfend an die      Individuen als auch deren Kompatibilität mit der
     Die Speyerer Public
     Corporate Gover-            Debatte um Public Corporate Governance Kodizes           Gruppe berücksichtigen. Zudem sei es erstrebenswert,
     nance-Tagungs-              gab Karsten Klein (Stellvertretender Bereichsleiter      analog zum privaten Sektor eine Expertenkommission
     reihe bietet eine
                                 Vorstandsstab und Geschäftsstrategie L-Bank) den         einzurichten, die sich fortlaufend über ‚Best-Practice‘-
     wichtige Diskus-
     sionsplattform für          Tagungsteilnehmern wertvolle Einblicke in die Im-        Empfehlungen bei der Ausgestaltung von Public Cor-
     Verwaltung, Wirt-           plementierung und Umsetzung des Public Corporate         porate Governance Kodizes austauscht. Aufgabe der
     schaft und Wis-
     senschaft und wird          Governance Kodex der Staatsbank für Baden-Würt-          Kommission solle jedoch nicht sein, einen Musterko-
     im kommenden                temberg. Damit lieferte er vor allem all jenen öffent-   dex zu entwickeln, der allen öffentlichen Unterneh-
     Jahr vom 03. bis
     04. April 2017              lichen Unternehmen, die bislang noch keine Kodizes       men auferlegt wird. Vielmehr diene ein fortlaufend
     stattfinden.                eingeführt haben, wertvolle Impulse.                     weiterentwickelter Musterkodex als Orientierungshilfe
                                 Eindrücke von der Arbeit des Landesrechnungshofs         für Bund, Kommunen und Länder.
                                 Rheinland-Pfalz vermittelte Vize-Präsident Ulrich        Die abschließende Podiumsdiskussion zeigte auch,
                                 Steinbach. Aufgabe des Rechnungshofes sei es unter       dass wir uns auf dem richtigen Weg hin zu einer zu-
                                 anderem, durch regelmäßige Prüfungen, Fehlent-           kunftsfähigen Aufsicht und Leitung öffentlicher Un-
                                 wicklungen von Beteiligungen des Landes frühzeitig       ternehmen befinden, wir allerdings nach wie vor mit
                                 zu erkennen. Ergänzend dazu zeigten die Beteili-         vielschichtigen Steuerungsherausforderungen kon-
                                 gungsmanager Prof. Dr. Ahrend (Vorstandsmitglied         frontiert sind.
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