20 Jahre ener|gate e|m|w Special - Interview mit Kerstin Andreae und Ingbert Liebing - emw.trends
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20 Jahre energate Sonderausgabe Mai 2021 e|m|w Special 20 Jahre ener|gate Interview Rückblick Interview ISSN: 1611-2997 mit Kerstin Andreae auf 20 Jahre mit Matthias Kurth und Ingbert Liebing Energiewirtschaft
Die Zeitschrift für Entscheider in der Energiebranche. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit informativen Fachartikeln, Gastbeiträgen und Interviews zu aktuellen Energiethemen. Jetzt kostenlos probelesen! www.emw-online.com/probeheft Themenschwerpunkt der aktuellen Ausgabe: Lösungen für das digitale Stadtwerk 2 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Liebe Leserin, lieber Leser, mit dieser Ausgabe halten Sie eine besondere Edition der e|m|w in den Händen – oder lesen sie digital auf dem Tablet: unsere Sonderausgabe zum 20-jährigen Jubiläum von energate. Auf der E-world im Jahr 2001 haben wir den energate Messenger der Öffentlichkeit vorgestellt. Damals war ein reiner Online-Informationsdienst noch etwas Exoti- sches, heute findet das gesamte aktuelle Mediengeschehen online statt. Auch politisch, wirtschaftlich und energiewirtschaftlich war es noch eine andere Ära: Im Jahr 2001 hieß der Bundeskanzler Gerhard Schröder, bezahlt wurde in D-Mark, die Liberalisierung des Energiemarktes steckte noch in den Kinderschuhen – und der FC Schalke war für wenige Minuten deutscher Meister. Vieles hat sich seitdem Marc Hüther, geändert und wir freuen uns, dass wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf einem Geschäftsführer ereignisreichen Weg von den Anfängen der Energiemarktliberalisierung bis heute begleiten durften. In dieser e|m|w-Sonderpublikation nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch zwei Jahrzehnte Energiemarktentwicklung. Unsere Redakteurinnen und Redakteure blicken zurück auf die wesentlichen Meilensteine, die der Energiemarkt in diesem Jahrtau- send durchlaufen hat. Wir starten bei den Anfängen der Energiemarktliberalisierung, blicken zurück auf die Eon-Ruhrgas-Fusion, den Beginn der Regulierung und beleuch- ten mit dem Atomausstieg und dem EEG zwei Themen, die die Energiewirtschaft lange Zeit tief gespalten haben. Wir sprachen außerdem in einem sehr lesenswerten Interview mit Matthias Kurth, dem ersten Präsidenten der Bundesnetzagentur, sowie in einem Doppelinterview mit BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae und VKU-Hauptgeschäftsführer Christian Seelos, Ingbert Liebing darüber, wie sie die Anfänge der Energiemarktliberalisierung erlebt Chefredakteur haben. Zugleich gewähren wir Ihnen Einblicke in die Entwicklung von energate in den zurückliegenden 20 Jahren – dabei helfen uns die beiden Vorstände der energate- Mutter conenergy, Roman Dudenhausen und Niels Ellwanger, sowie unser langjähri- ger Kollege und energate-Geschäftsführer Dirk Lindgens. Wir freuen uns, dass wir Sie auf diese Reise mitnehmen dürfen und hoffen, dass Ihnen unsere Rückblicke auch spannende Erkenntnisse für die Zukunft bieten. Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern, Kundinnen und Kunden, die uns in vielfältiger Art unterstützt, geholfen und gefördert haben, sodass energate heute mit mehr als 40 Mitarbeitenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, davon mehr als 20 Journalistinnen und Journalisten, den deutschsprachigen Energiemarkt als etabliertes Medienhaus begleiten kann. Wir und das gesamte energate-Team freuen Martin Schraa, uns – zusammen mit Ihnen – auf weitere spannende Jahre. Leiter Strategie & Produktentwicklung Viel Freude und interessante Erinnerungen bei der Lektüre wünschen Marc Hüther, Christian Seelos, Martin Schraa, Geschäftsführer Chefredakteur Leiter Strategie & Produktentwicklung e|m|w 20 Jahre ener|gate 3
Das kostenlose, wöchentliche Update zum Trendthema Wasserstoff. Jetzt kostenlos anmelden! www.energate-messenger.de/h2 Jetzt mit Wasserstoff Preisindex „Hydex“ 4 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Inhalt Kommentar 6 energate – der innovative, digitale Informationsdienst für die Energiebranche von Dr. Niels Ellwanger und Dr. Roman Dudenhausen, Vorstand, conenergy ag Interviews 8 »Niemand trauert der alten Welt nach.« Interview mit Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW- 12 Energiemarktliberalisierung Hauptgeschäftsführung, und Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU 20 »Die Regulierung ist ein atmendes System.« Interview mit Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur von 2005 bis 2012 29 »Einen ersten Tag gab es eigentlich nie so richtig.« Interview mit Dirk Lindgens, langjähriger energate-Geschäftsführer Rückblick 12 Die zähen Anfänge der Energiemarktliberalisierung von Michaela Tix, energate-Redaktion 20 Interview mit Matthias Kurth 16 Die Eon-Ruhrgas-Fusion von Stefanie Dierks, energate-Redaktion 18 Vom verhandelten zum regulierten Netzzugang von Thorsten Czechanowsky, energate-Redaktion 24 Die Volten des Atomausstiegs von Christian Seelos, Chefredakteur, energate-Redaktion 26 Das EEG als Gamechanger von Carsten Kloth, energate-Redaktion Das ener|gate Energie-Quiz 24 Die Volten des Atomausstiegs 15 Testen Sie Ihr Wissen rund um 20 Jahre Energiewirtschaft Impressum Redaktion Design Geschäftsführung Vetter Identity Marc Hüther Christian Seelos (verantwortlich) www.vetter-identity.com Copyright Redaktionelle Mitarbeit Satz Alle Inhalte dieser Zeitschrift, insbesondere Beiträge, Fotos und Jörg Siefke-Bremkens, Thorsten Czechanowsky, Stefanie Dierks, con|energy agentur gmbh Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung Carsten Kloth, Beatrice Oster, Mareike Teuffer, Michaela Tix, Karsten www.conenergy-agentur.com außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Wiedemann Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Von namentlich redaktion@energate.de Druck gekennzeichneten Fremdautoren veröffentlichte Beiträge stellen Woeste Druck + Verlag GmbH & Co. KG nicht immer die Meinung der Redaktion dar. Anzeigenverkauf u. -verwaltung Im Teelbruch 108, D-45219 Essen-Kettwig Sebastian Engels www.woeste.de Sales Manager Werbung und Anzeigen ISSN: 1611-2997 Tel.: +49 201 1022-516 anzeigen@energate.de Herausgeber & Verlag ID-Nr. 21102371 ener|gate gmbh Abonnentenservice Norbertstraße 3 –5 Petra Brozy, Nikola Wolf 45131 Essen info@emw-online.com, www.emw-online.com info@energate.de, www.energate.de Tel.: +49 201 1022-500, Fax: +49 201 1022-555 Tel.: +49 201 1022-500 Fax: +49 201 1022-555 e|m|w 20 Jahre ener|gate 5
Kommentar energate – der innovative, digitale Informationsdienst für die Energiebranche Von Dr. Niels Ellwanger und Dr. Roman Dudenhausen, Vorstand, conenergy ag E nergate ist längst ein etabliertes Un- um Fahrt aufzunehmen und sich zu Nur langsam kamen wir voran, mussten ternehmen und der Marktführer für etablieren. Die Idee kam aus der conener- schmerzliche Einschnitte und Neuausrich- Fachinformationen in der Deutschen gy Unternehmensberatung: Ein innova- tungen vornehmen. Es fehlte die Markt- Energiewirtschaft. Heute ist energate tiver digitaler Informationsdienst für die nachfrage, die Marktposition war noch aus der conenergy Gruppe nicht mehr Branche sollte es werden. Wir wollten die nicht gefestigt. Die Perspektive war zudem wegzudenken und eine wichtige Säule in Faxdienste dieser Zeit ersetzen und eine nicht rosig. Am Ende war es nicht zuletzt unserem Geschäftsmodell. Wir sind sehr Informationsplattform für die Energie- unserem Aufsichtsratschef Energiepro- stolz auf dieses erfolgreiche Unternehmen, wirtschaft aufbauen. energate sollte sich fessor Dieter Schmitt zu verdanken, der und danken den Verantwortlichen und genauso entwickeln, wie die an der Börse sich immer wieder positiv für energate Mitarbeitern für ihren leidenschaftlichen boomenden Internetfirmen. Der Start ausgesprochen hat, dass die Idee fortge- Einsatz und ihr erfolgreiches Agieren in führt wurde. den letzten zwei Jahrzehnten. Unser Dank » gilt insbesondere dem Geschäftsführer Wir haben das Geschäft dann erst einmal Marc Hüther und seinem ehemaligen Die Vision war gut, aber wir ganz klassisch analog aufgebaut. Der Kollegen in der Geschäftsführung Dirk digitale energate Messenger kam erst ein- waren viel zu früh. Lindgens, die das Unternehmen über ein mal als Faxdienst, dazu gab es eine Reihe Jahrzehnt zusammen geleitet haben. Aber analoger Branchenreports und später die ohne das gesamte Team rund um unseren Zeitschrift emw energie markt wettbewerb. Chefredakteur Chris Seelos und Martin pünktlich zur E-world 2001 sah dann Letztere existiert noch heute wie auch der Schraa, Mitglieder der Geschäftsleitung, etwas anders aus: Die potenziellen Partner energate Gasmarkt, den wir gemeinsam wäre diese erfolgreiche und nachhaltige und Weggefährten aus der Gründungs- mit dem anerkannten Gasexperten Heiko Entwicklung nicht möglich gewesen. phase hatten das Projekt schon vor dem Lohmann aufgebaut haben. Die Digitali- Auftakt verlassen und die Dotcom-Blase sierung von energate hing stark von der Zum Zeitpunkt des Jubiläums blicken wir war mittlerweile geplatzt. Die Vision war Digitalisierung der Energiewirtschaft ab. gerne auf unsere Erinnerungen zurück. gut, aber wir waren viel zu früh und in ei- Das Tempo war bekanntlich nicht so hoch. Das erste Start-Up in der damals noch nem schwierigen Marktumfeld unterwegs. Wir haben also über Faxdienste und den jungen conenergy brauchte einige Zeit, Daher mussten wir komplett umdenken. Versand von PDF-Dokumenten als E-Mail Februar März Dezember energate: energate news: RWE und Eon bestim- news: Skandalträchtige Bilanz 2001 präsentiert sich auf der men den deutschen Strom- fälschung: Der US-amerikanische E-world 2001 erstmals der markt zu mehr als 60 Prozent. Energiegigant Enron verkündet Fachöffentlichkeit. seine Pleite. 6 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Kommentar Foto: © Conenergy nach und nach eine digitale Plattform und zu machen. Wir hatten schon seit vielen schen Energiewirtschaft nicht mehr eine passende App etabliert. Somit wurde Jahren Kunden aus unserem Nachbarland wegzudenken ist. Nach zwanzig Jahren energate erst viele Jahre nach der Grün- und bieten ihnen seit letztem Jahr speziell sind wir aber keinesfalls am Ende. Das dung ein digitales Unternehmen und hatte auf den dortigen Markt zugeschnittene energate Team macht genauso energiege- bis dahin eine lange Durststrecke hinter Inhalte. Somit ist energate als führender laden weiter. Es sieht die neuen Trends sich gebracht. Kontinuierlich ließ sich die deutschsprachiger Informationsanbieter und hört, was die Kunden sich wünschen. Kundenbasis ausbauen, die Qualität der im gesamten DACH Markt unterwegs. Daraus resultieren immer wieder neue Informationen erhöhen und damit auch das Mit 15 Redakteuren und Büros in Berlin, Produkte. Zudem treiben wir die Internati- Renommee verbessern. Auf diesem Fun- Essen, Olten (CH) sowie Korresponden- onalisierung von energate voran und sind dament haben wir immer wieder digitale ten in Brüssel und Wien sind wir mit der daher bald zweisprachig. Unsere Leser Produkte gestartet und die großen neuen größten Energieredaktion in diesem Markt und Kunden sind u.a. von Studierenden Themen wie Elektromobilität oder Wasser- auch eindrucksvoll aufgestellt. über Fachkräfte bis hin zu den Geschäfts- stoff begleitet. Unsere Kunden und Partner führern zu finden. Die Erfordernisse dieser » schätzen unseren Content mit weit über Lesergruppen sind sehr unterschiedlich 100.000 Nachrichten und nutzen das nicht und verändern sich auch kontinuierlich. nur für die tägliche Information. energate Energate ist mit der Daher wollen wir mit energate auch ein hat sich darüber hinaus als ein wichtiger größten Energieredaktion Karrierebegleiter in der Energiewirtschaft Partner für die interne und externe Kom- im gesamten DACH-Markt sein. Es gibt also noch genug spannende munikation positioniert. Auf dieser Basis Herausforderungen, auf die wir uns sehr haben wir vor einigen Jahren den Schritt eindrucksvoll aufgestellt. freuen. ins Ausland, in die Schweiz, gewagt. Wir bedanken uns noch einmal bei allen Dort haben wir schnell Fuß gefasst und Rückblickend sind wir nun sehr froh, energate Machern, Unterstützern und vor sind dort mittlerweile ein anerkannter langen Atem bewiesen zu haben, und allem unseren Kunden und wünschen Player. Natürlich lag es da auf der Hand, erfreuen uns heute an diesem wirklich dem Unternehmen auch für die nächsten auch ein separates Angebot für Österreich tollen Unternehmen, das aus der Deut- zwanzig Jahre alles Gute! Januar Februar September energate: Der erste energate: Das news: Die rot-grüne news: Die aus HEW und Veag 2002 „energate messenger“ energate-Nachrichten- Bundesregierung fusionierte Vattenfall Europe AG wird als E-Mail- archiv bietet mehr als beschließt den ersten nimmt ihren Betrieb auf. Newsletter versendet. 10.000 Meldungen. Atomausstieg. e|m|w 20 Jahre ener|gate 7
Interview Foto: © BDEW Foto: © VKU Interview mit Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, und Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU »Niemand trauert der alten Welt nach.« Am 13. Februar 2001 ging energate als Informationsdienstleister für die Energiewirtschaft an den Start. Seitdem hat sich der Energiemarkt drastisch verändert – von der Liberalisie- rung über die Energiewende bis zur Digitalisierung. Über diese Entwicklungen, Heraus- forderungen für die Unternehmen und welche Lehren Politik und Energiewirtschaft aus der Vergangenheit ziehen können, sprachen die energate-Redakteure Christian Seelos und Karsten Wiedemann mit Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsfüh- rung, und Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU. Januar Februar August news: Ministererlaubnis: energate: Die erste Ausgabe des energate: Der erste „energate 2003 Eon übernimmt Ruhrgas Printmagazins e|m|w – Energie. Markt. Gasmarkt“ erscheint. In dem Wettbewerb. erscheint. Mit dem Titel analysiert Marktexperte Dr. Magazin spricht energate Entscheider Heiko Lohmann jeden Monat die aus der Energiewirtschaft an. Entwicklungen am Gasmarkt. 8 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Kerstin Andreae und Ingbert Liebing Interview e|m|w: ausdrücklich befürwortet, nun werden diese absehbar und mittelfristig neue gesicherte Frau Andreae, Herr Liebing, energate fei- Anlagen wieder abgeschaltet. Für uns folgt Leistung – etwa aus Gaskraftwerken. Wenn ert in diesen Tagen 20-jähriges Bestehen. daraus, dass wir in Zukunft mehr Planungs- die Energiewirtschaft in deren Aufbau Was haben Sie vor 20 Jahren gemacht? sicherheit und Verlässlichkeit brauchen. investieren soll, brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen und ein funktio- Andreae: e|m|w: nierendes Marktdesign, das notwendige Da war mein erster Sohn gerade ein Jahr Frau Andreae, was war Ihr energiepoliti- Investitionen anreizt. Das ist eine Baustelle, alt und hielt mich ordentlich auf Trab. Ne- sches Highlight der vergangenen Jahre? die die Politik zügig lösen muss. benbei saß ich im Gemeinderat der Stadt Freiburg und habe für einen Windprojek- Andreae: e|m|w: tierer gearbeitet. Es war auch die Zeit, in Südbaden, wo ich herkomme, sieht sich Das Ziel der Klimaneutralität ist gesetzt. der ich darüber nachgedacht habe, bei der als Wiege der Anti-AKW-Bewegung, inso- Braucht es dafür einen Etappenplan, Bundestagswahl 2002 zu kandidieren. fern war für mich der Atomausstieg schon damit die Unternehmen wissen, woran fundamental. Wenn wir auf die Energie- sie sind? e|m|w: wirtschaft insgesamt blicken, stelle ich Wie sah bei Ihnen das Jahr 2001 aus, fest, dass aus dem Getriebenen ein Treiber Liebing: Herr Liebing? geworden ist. Lange war die Branche Eine ganze starre Festlegung ist wohl nicht reaktiv, stand auf fossilem Fundament. der richtige Weg. Die Erfahrungen der ver- Liebing: Die Politik und die Gesellschaft forderten gangenen Jahre widersprechen diesem An- Ich war auch junger Vater, meine Töchter einen Wandel. Diese Transformation hat satz, weil die technische Entwicklung oft waren drei und ein halbes Jahr alt, und die Branche komplett verinnerlicht. Der schneller ist als die politische. Vielmehr ich war damals Bürgermeister von Sylt. alten Welt wird nicht nachgetrauert. brauchen wir klare Ziele in Verbindung mit flexiblen, aber auch zuverlässigen Andreae: e|m|w: Rahmenbedingungen. Entwicklungen wie Es gibt schlimmere Arbeitsplätze (lacht)…. Herr Liebing hat auf die Prognosen beim beim KWK-Gesetz, das erst beschlossen Erneuerbarenausbau verwiesen, die und dann mit Verweis auf die EU wenige Liebing: allesamt daneben lagen. Welche Konse- Monate später wieder zurückgezogen (lacht ebenfalls) ... das höre ich oft und quenzen ziehen Sie daraus für künftige wird, darf es nicht mehr geben. ja – es ist schön dort auf der Insel. Und es Zielsetzungen? war eine gute Lehrzeit für mich. Mit Ener- Andreae: giepolitik hatte ich dort schon intensiv zu Andreae: Was wir in jedem Fall brauchen, ist ein re- tun. Ich hatte damals den Plan, ein neues Der Blick in die Vergangenheit hilft, um alistischer Blick auf die Nachfrageentwick- Gewerbegebiet über ein Biomasseheizwerk aus Fehlern zu lernen. Die Entwicklung lung beim Strom. Aus der Sektorkopplung zu versorgen. Damals gab es dafür leider von disruptiven Technologien lässt sich und den Klimazielen der EU leitet sich fol- keine politische Mehrheit. Heute würde nicht abschätzen. Deswegen sollten wir gerichtig eine höhere Stromnachfrage und man das bestimmt machen. uns jetzt beispielsweise beim Thema daraus wiederum ein erhöhter Ausbaube- Wasserstoff im Denken nicht wieder so be- darf bei den Erneuerbaren ab. Außerdem e|m|w: grenzen, wie wir das bei den Erneuerba- müssen wir dringend über die Bedeutung Im Gegensatz zu energate, haben Sie ren getan haben. Die Champagner-Diskus- unserer Netzinfrastruktur im Rahmen der sich beide in den vergangenen 20 Jahren sion ist aus meiner Sicht ein Fehler. Wir dezentral verlaufenden Energiewende nicht ausschließlich dem Energiemarkt sollten den Mut haben, die Unternehmen reden. Deren Rückgrat sind die Netze. gewidmet. Dennoch die Frage: Welche arbeiten zu lassen. Beschränkungen wer- Entwicklung im Energiemarkt hat Sie den uns nicht den nötigen Weg eröffnen. Liebing: zurückblickend am meisten überrascht? Da stimmen wir voll überein. Das gilt für die e|m|w: Stromnetze und genauso für die Gasnetze, Liebing: Herr Liebing, Sie haben auf die Kohle- gerade wenn wir hierzulande eine Wasser- Mir fällt mein erster Bundestagswahlkampf kraftwerke verwiesen, die einst politisch stoffwirtschaft etablieren wollen. Die Infra- 2005 ein. Damals diskutierten wir, ob erneu- gewollt und nun wieder abgeschaltet struktur ist das A und O der Energiewende. erbare Energien irgendwann Anteile beim werden. Hinterlässt das Spuren bei den In der Vergangenheit standen bei der Politik Strom von mehr als zehn oder zwölf Prozent Unternehmen, die weiter in die Energie- vor allem die großen Stromautobahnen im erreichen können. Niemand hätte geglaubt, wende investieren sollen und wollen? Fokus. 95 Prozent der Erneuerbare-Energien- dass wir 2021 fast 50 Prozent haben. Es gab Anlagen werden aber in die Stromverteil- aber auch Kurskorrekturen. Vor 20 Jahren Liebing: netze angebunden. Deshalb wünschen wir wurde im Zuge des Atomausstieges der Diese Sorge treibt mich schon um. Durch uns für diese deutlich mehr Aufmerksamkeit Bau von modernen Steinkohlekraftwerken den Kohle- und Atomausstieg brauchen wir und stabile Investitionsbedingungen. März Juni Juli news: Die Politik schafft mit dem news: Die Regulierungsbehörde news: Die EEG-Novelle 2004 Nationalen Allokationsplan die für Telekommunikation und 2004 gibt zum ersten Mal Basis für den Emissionshandel. Post (RegTP) nimmt ihre Arbeit feste Zielwerte für den als Energieregulierer auf. Erneuerbareausbau vor. e|m|w 20 Jahre ener|gate 9
Interview Kerstin Andreae und Ingbert Liebing e|m|w: Andreae: dringendes Thema ist die Reform der Die Bundesnetzagentur legt in diesem Im Binnenmarkt haben wir schon eine Strompreisbestandteile. Wenn grüner Jahr die Höhe der Eigenkapitalsätze für beeindruckende Entwicklung, am Anfang Strom nicht günstiger wird, kommt auch die nächste Regulierungsperiode fest. ging es vor allem um Markt und Wett- die Sektorkopplung nicht voran. Und Welche Forderung haben Sie? bewerb, jetzt um die Dekarbonisierung. es muss allen klar sein: Der Umbau des Dafür brauchen wir die europäische Energiesystems geht nicht ohne Gas. Wir Liebing: Kooperation. Das sehen wir beispielsweise brauchen zum Beispiel neue gasbasierte Wir erwarten keinen Anstieg, aber der bei den Themen Wasserstoff und Offshore- Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, dafür Eigenkapitalzins darf nicht noch weiter Windkraft. Das sind Strategien, bei denen müssen die Rahmenbedingungen verbes- absinken. Denn das würde die Finanzie- wir auf nationaler Ebene schnell an unsere sert werden. rungskraft für die Investitionen in den Grenzen stoßen. Ausbau und digitalen Umbau der Verteil- e|m|w: netze nachhaltig gefährden. e|m|w: Herr Liebing, was erwarten Sie von der Die Herausforderungen im Energiemarkt nächsten Regierung? Andreae: werden immer komplexer. In der Folge BDEW, VKU, die kommunalen Spit- war immer mal wieder von der Gefahr Liebing: zenverbände und ver.di treten hier mit des Stadtwerkesterbens die Rede. Ist Ich sehe es genauso, dass viele wichtige einer Stimme auf. Wenn wir die Netze das ein Kapitel der Vergangenheit? Weichen gestellt sind: der Kohleausstieg, für den weiteren Fortgang der Energie- die CO2-Bepreisung, die Entwicklung einer wende ertüchtigen wollen, brauchen wir Liebing: Wasserstoffstrategie. Vieles ist aber auch vernünftige Investitionsbedingungen. An Heute ist klar: Dieses sogenannte Stadt- offengeblieben. Etwa eine realistische Prog dieser Stelle sorgt mich die Äußerung werkesterben hat es nie gegeben. Im nose des Strombedarfs für die kommenden des Generalanwalts am Europäischen Ge- Gegenteil: Wir sehen eine Renaissance der Jahre. Den absehbaren Mehrbedarf durch richtshof zur Bundesnetzagentur. Es wäre Stadtwerke und das ist auch folgerichtig. Sektorkopplung, E-Mobilität und Digitali- ein schlechtes Signal, wenn Regierung Denn die Dezentralität der Energiewende sierung sehe ich in den Regierungsprog- und Parlamente bei wichtigen energiepo- bietet große Chancen für die kommunalen nosen nicht richtig abgebildet. Und daraus litischen Weichenstellungen künftig kaum Unternehmen. Sie haben die Orts- und leitet sich dann auch ein Mehrbedarf für noch Mitsprachemöglichkeit hätten. Kundennähe. Sie haben eine lokale Ver- den Erneuerbarenausbau ab. bindung und halten die Wertschöpfung e|m|w: vor Ort. Davon profitiert die gesamte e|m|w: Der Einfluss der EU auf die Energiepolitik Bevölkerung, unsere Daseinsvorsorge Was auffällt: Sie sind sich in vielen hat in den vergangenen Jahren stetig zuge- dient dem Gemeinwohl. Deshalb bin ich Punkten sehr einig. In der Vergangen- nommen. Der Startschuss erfolgte vor mehr sehr zuversichtlich, was die Zukunft der heit gab es schonmal Gespräche über als 20 Jahren mit der Liberalisierung der Stadtwerke angeht. eine mögliche Fusion von BDEW und Energiemärkte. Wo stehen wir da heute? VKU. Hören wir davon wieder? e|m|w: Liebing: Viele spannende Energiejahre liegen Andreae: Für die gesamte Energiewirtschaft war die hinter uns. Das Jahr 2021 hat auch In den vielen Gesprächen, die ich mit un- Liberalisierung eine große Herausforderung, einiges zu bieten, so etwa die Bun- seren Mitgliedsunternehmen führe, ist das die sie aber verinnerlicht hat. Wir wollen destagswahl im Herbst. Frau Andreae, nie Thema. Ich sehe die Aufgabenfelder Wettbewerb, zu fairen Bedingungen. Aktuell wie beurteilen sie die Arbeit der noch der Mitglieder von BDEW und VKU auch sehen wir aber die Gefahr, dass einzelne amtierenden Großen Koalition aus ener- nicht deckungsgleich. Konzerne eine marktbeherrschende Stellung giepolitischer Sicht? einnehmen, wie bei Eon und RWE. Wir Liebing: müssen aufpassen, dass das Erreichte bei Andreae: Diese Diskussion wurde vor einigen der Liberalisierung erhalten bleibt. Im Die aktuelle Regierung hat einige Meilen- Jahren geführt und es wurde entschieden, europäischen Vergleich sehen wir außerdem steine gesetzt, allem voran der Beschluss dass eine Fusion nicht der richtige Ansatz die Entwicklung der Endkundenpreise in zum Kohleausstieg. Dazu kommt die ist. Daran hat sich aus meiner Sicht nichts Deutschland mit Sorge. Sie sind wegen der CO2-Bepreisung, der Rückgang der CO2- geändert. Denn: diese Frage ist mir seit vielen Abgaben und Umlagen zu hoch, das Emissionen und der an Fahrt gewinnende dem Start beim VKU noch nie begegnet. ist auch ein Hemmnis für den Binnenmarkt. Hochlauf der Elektromobilität, wofür die Sie sind die ersten, die sie überhaupt Wir müssen daher das System reformieren. Regierung viel Geld in die Hand nimmt. aufwerfen. Aber es ist auch einiges liegen geblieben. e|m|w: Wir müssen den Ausbau der erneuerba- e|m|w: Das ferne Ziel ist ja eine Energieunion, ren Energien deutlich beschleunigen und Frau Andrae, Herr Liebing, wir danken wie weit sind wir hier? die Ausbaupfade anheben. Ein weiteres Ihnen für das Gespräch. Januar Juli August Dezember energate: energate news: Die 2. Novelle des news: Die Energiebörse news: Baubeginn für Nord 2005 beschäftigt nun 10 EnWG führt den regulierten EEX kommt erstmals Stream 1 – den Vorsitz im Mitarbeitende. Netzzugang, das Unbundling aus den roten Zahlen. Aufsichtsrat übernimmt Ex- und ein Entry-/Exit-System für Kanzler Gerhard Schröder. den Gasnetzzugang ein. 10 e|m|w 20 Jahre ener|gate
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Rückblick Die zähen Foto: © envato elements/Pressmaster Anfänge der Energiemarkt liberalisierung Noch vor 20 Jahren hatte jeder Haushaltskunde glücklich zu sein mit der „Wahl“ seines örtlichen Stadtwerks. Wobei „Kunde“ in diesem Fall eigentlich nicht der richtige Begriff war, „Abnehmer“ traf es besser – trotz der offiziell im Jahr 1998 gestarteten Liberalisie- rung. Wirft man den Blick zurück auf die Anfänge der Energiemarktliberalisierung, sieht man, dass diese sich vor allem im Gasbereich als äußerst zäh darstellte. Von Michaela Tix, energate-Redaktion Januar Juni Oktober news: Das Bundeskartell- energate: Mit dem „energate news: Stromnetzentgelt- news: Die hessische Mainova 2006 amt bricht die langfristigen Strommarkt“ startet energate genehmigungen: Vattenfall geht in Bonn erstmals in einem Gaslieferverträge von Eon einen monatlichen Branchen muss um 18 % kürzen, Eon fremden Gasnetzgebiet auf Ruhrgas mit einer Untersa- report zu den Themen um 16 %, RWE um 9 % und Kundenfang – der erste Schritt gungsverfügung auf. Strommarktregulierung, Netze, EnBW um 8 %. in Richtung Wettbewerb im Beschaffung & Co. Haushaltskundenbereich Gas. 12 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Rückblick G anz anders stellt sich die Lage Bundesnetzagentur die Aufsicht über die dem Grundversorgungstarif der jeweils heute dar: Ein Blick in die Ver- Gasnetze übertragen und der Markt kam örtlichen Stadtwerke liegen. Geschäfts- gleichsportale Verivox, Check allmählich in Schwung. führerin Marie-Luise Wollf (heute Entega- 24 und Co. zeigt, man hat die Vorstandschefin) lud nach Köln zur Qual der Wahl: Wechselwillige können Kein Aprilscherz: Die komplizierte Pressekonferenz ein und stellte schlanke sich durch hunderte Angebote für ihren „Beistellung“ Strukturen und „experimentelle Ver- Strom- und Gasverbrauch klicken. Vo Im Februar 2006 kam es dann zur überra- triebsansätze in Aussicht“. E-wie-einfach rausgesetzt sie verlieren nicht nach der schenden Wende: Das Bundeskartellamt ist heute neben der neuen Schwester dritten Internetseite die Geduld. Neben kündigte an, dass private Gaskunden Eprimo, die Eon vom Exrivalen RWE Energieversorgern tummeln sich dort auch ab dem 1. April ihren Gasversorger frei übernahm, immer noch eine der größten viele branchenfremde Player: Autobauer, wählen dürfen. Vorausgegangen war eine Discountermarken in Deutschland. Das Solaranlagen- und Heizungshersteller oder Einigung mit sieben Gasnetzbetreibern, Unterbieten der Grundversorgungstarife Telekommunikationsunternehmen, von darunter Eon, RWE, Entega und ein Eigen- gab das Kölner Unternehmen aber schon denen einige wie beispielsweise Teldafax betrieb der Thüga, die einen Lieferanten- bald auf und wechselte in eine normale oder Flexstrom spektakulär in die Insol- wechsel über den komplizierten Weg einer Tarifstruktur. venz gingen. Beistellung zusagten. Allerdings: Eine damalige energate-Recherche zeigte kaum 2020: Noch immer wechselmüde Gefangen im Monopol Vertragsabschlüsse, sodass Verbände der Trotz oftmals deutlicher Preisvorteile blei- Die beiden Pioniere im frisch liberali- Netznutzer und Energieverbraucher über ben die Deutschen auch mehr als 20 Jahre sierten Strommarkt hießen Yello und einen schlechten „Aprilscherz“ wetterten. nach dem Start der Liberalisierung wech- Lichtblick. Unter dem Slogan „Strom ist selmüde. Laut dem kürzlich veröffentli- gelb“ finanzierte der EnBW-Konzern für Sechs Monate später kam mit dem chen Monitoringbericht der Bundesnetz- seine Tochter Yello teure Werbekampag- offiziellen Start des Entry-Exit-Systems agentur sind noch immer 26 Prozent aller nen. Eine der ersten energate-Meldungen am 1. Oktober 2006 endlich Bewegung Stromhaushaltskunden in der klassischen notierte das Ergebnis: „600.000 Haushalte in den Markt. Der hessische Versorger Grundversorgung. Weitere 40 Prozent und damit Platz Nummer eins unter den Mainova kündigte medienwirksam an, im sind ebenfalls beim Grundversorger, wenn Newcomern im Strommarkt“. Sowohl Yello nordrhein-westfälischen Bonn mit seinem auch in einem Sondertarif. Somit bleibt als auch das Hamburger Unternehmen Produkt „Novagas“ auf Kundenfang zu nur ein Drittel des Kuchens für fremde Lichtblick mussten sich ihren Stromnetz- gehen. Sogar der damalige Vizepräsident Lieferanten übrig. In den vergangenen zugang hart erkämpfen und waren Dau- der Bundesnetzagentur, Martin Cronen- Jahren wechselten pro Jahr zwischen ergast bei Kanzleien und Landgerichten. berg, lobte das Angebot, auch wenn er 4 und 4,5 Mio. Haushalte ihren Stromver- Im Mai 2001 konnte sich Yello beispiels- die mögliche Ersparnis von 45 Euro im sorger. Beim Erdgas sind die Zahlen ver- weise über ein richtungsweisendes Urteil Vergleich zu den Stadtwerken Bonn als gleichbar. Zwar haben sich mehr Kunden des Landgerichts Düsseldorf freuen. Die „nicht gerade umwerfend“ bezeichnete. aus der Grundversorgung verabschiedet, Düsseldorfer Stadtwerke wurden dazu Zur Einordnung: Heutzutage unterbieten sind aber dennoch dem örtlichen Stadt- verurteilt, Yello Strom die zu Unrecht sich Wettbewerber mit Sofort- und Neu- werk in einem Sondertarif treu geblieben erhobenen Wechselgebühren in Höhe von kundenboni von über 200 Euro für das (49 %). Ebenfalls nur ein Drittel lässt sich 49.300 Mark zu erstatten. erste Lieferjahr. Bleibt der Kunde, Glück durch einen Fremdanbieter beliefern. gehabt, falls nicht: teures Pech, das bereits Ebenfalls im Mai 2001 kündigte der einige Versorger den Wechselportalen den Die Energiepreise liegen trotz Liberalisie- damalige Bundeswirtschaftsminister Rücken kehren ließ. rung übrigens deutlich höher als noch vor Werner Müller (parteilos) die Öffnung 20 Jahren – vor allem getrieben von EEG- des Gasmarktes an. „Der private Ver- Erst 2007 nimmt der Gaswett Umlage, Netzentgelten sowie Steuern und braucher kann sich nach meinem Plan bewerb Fahrt auf Abgaben. Beim Gas bezifferte die Bundes- vom 1. Januar 2002 an seinen Anbieter Ein denkwürdiger Einschnitt ereignete netzagentur den mengengewichteten Preis selber suchen“, betonte Müller in einem sich im Februar 2007. Unter der Marke für Haushaltskunden über alle Kategorien Interview. Der Plan sollte allerdings nicht „E wie Einfach“ kündigte Eon einen „An- zuletzt auf 6,31 Cent/kWh (Grundversor- aufgehen. Im Gegensatz zum Strommarkt griff“ auf die Stadtwerke an, so wurde es gung: 6,99 Cent/kWh). Beim Strom sind zeigten sich im Gasmarkt noch lange Jah- zumindest bei vielen Kommunalversor- es 32,05 Cent/kWh, wobei nur 7,97 Cent/ re keine neuen Wettbewerber – zu kompli- gern mehr als pikiert wahrgenommen. kWh auf die Beschaffung und den Vertrieb ziert war die Gemengelage von langfris- Der sogenannte „MeinCentTarif“ sollte inklusive Marge entfallen. Zum Vergleich: tigen Lieferverträgen und abgeschotteten beim Strom immer ein Cent pro kWh, 1998 zum Start der Liberalisierung waren Gasmarktgebieten. Erst ab 2005 wurde der bei Gas zwei Cent pro Kubikmeter unter es nur 17 Cent/kWh. Januar Februar September Oktober energate: Marc Hüther energate: energate news: Der Bundesrat news: VDEW und BGW fusionieren 2007 und Dirk P. Lindgens eröffnet ein Büro bringt nach einer zum neuen Bundesverband der sind neue Geschäfts- in Berlin. turbulenten Sitzung die Energie- und Wasserwirtschaft führer bei energate. Anreizregulierung auf (BDEW). den Weg. e|m|w 20 Jahre ener|gate 13
Das sagt die Branche DR. SUSANNA ZAPREVA, STEFAN KAPFERER, VORSTANDSVORSITZENDE, VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG, ENERCITY AG 50HERTZ TRANSMISSION GMBH » enalistisch nergate begleitet den Energiemarkt seit zwei Jahrzehnten jour- kritisch und konstruktiv. Die umfassende Medien- und » Wenergate. enn es einen Chronisten der Energiewende gibt, dann ist das Ihr Informationsangebot begleitet seit 20 Jahren die De- Vernetzungsarbeit made in Essen, Berlin und Brüssel bringt die Digi- karbonisierung, Liberalisierung und Fortentwicklung der Energie- talisierung und zukunftsorientierte Ausrichtung der dynamischen wirtschaft in Deutschland. Mit hohen journalistischen Standards Energiebranche mit voran. Die schnellen und fachlich fundierten der Unabhängigkeit, der Fachtreue und der Verständlichkeit macht Informationen zur Marktentwicklung sind eine wichtige Unterstüt- energate die komplexen Themen des Energiemarktes für breite zung. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!« Kreise der Gesellschaft zugänglich. Für all das möchten wir Ihnen von Herzen gratulieren und viel Erfolg für die kommenden 20 Jahre wünschen.« MICHAEL PRINZ, DR. THOMAS GÖSSMANN, GESCHÄFTSFÜHRER, SPRECHER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG, HAMBURG ENERGIE GMBH THYSSENGAS GMBH » Onicht hne die Lektüre des täglichen Newsletters wäre mein Arbeitstag komplett, denn damit behalte ich den Überblick über die aktu- » LBegleiter iebes Energate-Team, Ihre Kommunikationskanäle sind tägliche vieler Kolleginnen und Kollegen bei der Thyssengas. Im ellsten Entwicklungen im Energiemarkt. In den letzten 20 Jahren hat Namen unseres Unternehmens beglückwünsche ich Sie herzlich sich energate zu einem guten Branchenbarometer entwickelt, das zu Ihrem 20-jährigen Bestehen und hoffe, dass sie uns noch lange die Energiebranche kompetent begleitet. Die Redaktion ist immer als unverzichtbare Informationsquelle in einem dynamischen Bran- am oft schnelllebigen Puls der Energiewende – weiter so!« chenumfeld begleiten werden.« PROF. DR. GERALD LINKE, DR. JÖRG BERGMANN, VORSTANDSVORSITZENDER, SPRECHER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG, DVGW OPEN GRID (OGE) » Dauch ie Berichterstattung der energate-Redaktion ist unverzichtbar und in unserem Hause regelmäßige Lektüre. Die Kombination » EInformationen nergate ist die anerkannte Quelle für aktuelle und kompetente zur Energiebranche und Entwicklungen für eine aus fundierter Sachkenntnis, verbunden mit fairem Journalismus erfolgreiche Energiewende. Mit der Einführung des energate zeichnet die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten in besonde- Wasserstoff-Briefing hat energate frühzeitig die wichtige Rolle rem Maße aus. Wir gratulieren dem energate-Team zum 20jährigen von Wasserstoff zur Erreichung der Klimaschutzziele erkannt Zum Redaktionsbestehen und freuen uns auf weitere informative Artikel 20-jährigen Jubiläum wünsche ich im Namen der OGE alles Gute. und Interviews in den kommenden Jahren.« Wir freuen uns auf eine weiterhin kompetente Berichterstattung.« März Juli Dezember energate: Stefan Sagmeister energate: energate news: 20-20-20 bis 2020: EU 2008 wird Chefredakteur bei beschäftigt nun 20 verlangt mehr Erneuerbare, energate. Mitarbeitende. mehr Effizienz und weniger CO2. 14 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Das ener|gate Energie-Quiz Testen Sie Ihr Wissen rund um 20 Jahre Energiewirtschaft Wann trat nochmal das EEG in Kraft? Was verursachte den großen Stromausfall 2005 im Münsterland? Und warum sollen Kraftwerke kein „Hartz IV“ bekommen? Testen Sie Ihr Wissen zum Energiemarkt in unserem kleinen Quiz zum 20-jährigen energate-Jubiläum. 1 | Wann trat das erste Erneuerbare-Energien-Gesetz in Kraft? 8|V on welchem Energiemanager stammt der Satz, dass 2001 2000 die Fotovoltaikförderung in Deutschland so sinnvoll sei wie „Ananas züchten in Alaska“? 1999 2002 Utz Classen Rolf Martin Schmitz Johannes Teyssen Jürgen Großmann 2 | Wie hoch lag der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch im Jahr 1999? 9 | 2005 kam es im Münsterland zu einem Stromausfall, 5,2 Prozent 0,8 Prozent weil Strommasten nach heftigen Schneefällen abknickten. 3,1 Prozent 4,5 Prozent Als ein Problem stellte sich das Material heraus, aus dem die Masten gefertigt waren. Wie hieß dieses? Alexanderstahl Peterstahl 3 | Wie viele Gasmarktgebiete gab es Anfang 2007? Thomasstahl Heinrichstahl 19 21 15 18 10 | Die Bundesregierung will die Wasserstoffnutzung aus- bauen. Dieser kann über verschiedene Wege hergestellt werden. Was ist unter rotem Wasserstoff zu verstehen? 4 | Mit wie vielen Ausstellern ist die E-world gestartet? Wasserstoff aus Kernenergie 230 330 Wasserstoff aus Solarenergie 30 130 Wasserstoff aus Erdgas Wasserstoff aus kommunistischen Ländern 5 | Wie hieß der Vorstandsvorsitzende von RWE im Jahr 2001? 11 | Zu wann wollte die Bundesregierung ursprünglich Dieter Thomas Kuhn Ewald Woste 1 Mio. E-Autos auf die Straße bringen? Dietmar Kuhnt Stefan Kuntz 2016 2020 2012 2010 6 | Von wem stammt die Aussage, „Es wird kein Hartz IV 12 | Welches inzwischen insolvente Unternehmen wollte für Kraftwerke geben“? im Jahr 2008 den Autobauer Opel übernehmen? Peter Altmaier Angela Merkel Solarworld Q-Cells Gerhard Schröder Sigmar Gabriel Care Energy Teldafax 7 | Wie viele Verteilnetzbetreiber Strom gab es im Jahr 2019? Lösungen 12 | Solarworld 8 | Jürgen Großmann 4 | 230 1001 796 11 | 2020 7 | 883 3 | 19 10 | Wasserstoff aus Kernenergie 6 | Siegmar Gabriel 2 | 5,2 950 883 9 | Thomasstahl 5 | Dietmar Kuhnt 1 | 2000 Februar Mai September news: Das BGH bestätigt news: Bundestag beschließt „Gesetz energate: Die erste Ausgabe 2009 das Verbot langfristiger zur Beschleunigung des Ausbaus des energate-Printmagazins Gaslieferverträge. der Höchstspannungsnetze“. „e21 – Energie für morgen“ erscheint. e|m|w 20 Jahre ener|gate 15
Rückblick Foto: © Eon SE Die Eon-Ruhrgas- Fusion Von Stefanie Dierks, energate Redaktion Januar April Mai November energate: Handelsblatt und news: Der erste deutsche news: Die Bundesregierung energate: Der „Vertriebsfokus 2010 energate bieten den Energie- Offshore-Windpark „Alpha gründet die Nationale Platt- Energie“ löst den „energate Newsletter „Business Briefing Ventus“ nimmt den form Elektromobilität. Wettbewerbsmonitor“ als Report Energie“ an. Betrieb auf. zur Preisanalyse am Endkunden- markt für Strom und Gas ab. 16 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Rückblick E in Beobachter nann- Fusion. Dabei war der Behörde nicht te es seinerzeit das nur die markt- „Woodstock der Ener- beherrschende ANDREAS KUHLMANN, Stellung auf dem VORSITZENDER DER GESCHÄFTS- giewirtschaft“. Ganz so Gasmarkt ein Dorn FÜHRUNG, DENA hoch muss man den Prozess im Auge, sie be- fürchtete auch ne- um die Fusion von Eon und gative Auswirkung Ruhrgas sicherlich nicht hän- auf den Strom- sektor, da Gas ein » Herzlichen Glückwunsch, liebes energate-Team, zum 20-jährigen Jubiläum! In den zwei Jahrzehnten haben gen. Aber der Zusammen- wichtiger Primär- Energiewende und Klimaschutz große Sprünge gemacht – da ist es gut, allabendlich top-informiert zu werden! Die schluss der beiden Unter- energieträger sei. Für die regionalen dena wünscht Ihnen weiterhin viel Erfolg und viel Spaß, nehmen hielt zu Beginn des und kommunalen wir bleiben am Ball!« Jahrtausends die Energie- Tochterunterneh- men fiele durch die wirtschaft sehr wohl in Atem Eingliederung der Ruhrgas ein bedeutender Wettbewerber im gehörenden Veba tätig gewesen. Daher und hatte erhebliche Auswir- Gasmarkt weg, was die Marktkonzentra- erteilte auch nicht offiziell Müller die Mi- kungen auf die Branche. tion verschärfe, begründete das Bundes- nistererlaubnis, sondern er überließ dies kartellamt seine Entscheidung. Zwar hatte Staatssekretär Alfred Tacke. Dieser blieb Eon Auflagen angeboten, dem Kartellamt der Branche ebenfalls erhalten, ab 2004 Brisant war der Deal vor allem wegen reichten diese aber nicht aus. zunächst als Vorstandsvorsitzender der der marktbeherrschenden Stellung der Steag und später als Vorstand der RAG Ruhrgas. 60 Prozent des in Deutschland Ministererlaubnis 1 und 2 Beteiligungs AG. abgesetzten Gases ging auf ihr Konto. Zu- Hilfe kam aus der Politik, in Form einer dem war sie das einzige Ferngasunterneh- Ministererlaubnis. Das Bundeswirt- Außergerichtliche Einigung men mit einem überragenden Zugang zu schaftsministerium unter der Führung mit den Klägern allen für Deutschland infrage kommenden von Werner Müller (parteilos) genehmig- Obwohl das Gericht den Klägern wohl- Gasförderquellen und den mit Abstand te die Fusion unter Auflagen. Ziel war gesonnen war, durften Eon und Ruhrgas höchsten Speicherkapazitäten. ein großes nationales Energieunterneh- schließlich doch fusionieren. Eon einigte men, das im internationalen Vergleich sich in der Folge mit neun Klägern außer- Vor der Übernahme durch Eon waren mithalten kann. gerichtlich. Diese zogen daraufhin ihre mehrere Unternehmen an der Ruhrgas Klagen zum Bedauern der Wettbewerbs- beteiligt. Die größten Anteilseigner waren Doch kaum ausgesprochen, war die behörden zurück. „Geld regiert die Welt“, die RAG und die zu BP gehörende Gel- Ministererlaubnis schon wieder obsolet. wie man so schön sagt. senberg AG, letztere mit 25,5 Prozent der Die Stadtwerkekooperation Trianel, der Anteile. Im Juli 2001 vereinbarte Eon mit Stromhändler Ampere sowie die Stadtwer- Wie die Zugeständnisse an die Kläger der Gelsenberg AG eine Übernahme der ke Aachen und Rosenheim hatten beim konkret aussahen, gelangte nicht an Anteile zum Jahresbeginn 2002. Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde die Öffentlichkeit. Doch die Fusion eingelegt. Die Richter stoppten den Deal hatte langfristige Konsequenzen für Im November 2001 meldet der Konzern dann zunächst bis zum Hauptsacheverfahren. die Energiebranche. Zum einen gab es beim Bundeskartellamt die Mehrheitsüber- einen neuen nationalen „Champion“ nahme an. Vorher hatte sich Eon mit wei- Es folgte Ministererlaubnis Nummer im Gassektor, zum anderen trugen auch teren Anteilseignern über eine Übernahme zwei. Um die Fusion dennoch aufs Gleis die damit verbundenen Auflagen dazu der jeweiligen Beteiligungen verständigt, die zu bringen, verschärfte das Wirtschafts- bei – wie ein umfangreiches Gas-Release- Gespräche mit der RAG liefen damals noch. ministerium die Auflagen dabei leicht, Programm, bei dem Ruhrgas Erdgasmen- ohne jedoch das Gericht von seinem gen versteigern musste. Zudem musste Bundeskartellamt befürchtete Kurs abzubringen. Im Übrigen hatte die sich Eon von wesentlichen Beteiligungen negative Auswirkungen Ministererlaubnis einen leichten Beige- trennen, insbesondere von denen an der Das Bundeskartellamt wollte die gerade schmack – war doch Wirtschaftsminister Oldenburger EWE, der Verbundnetz Gas liberalisierten Märkte vor einem fusionier- Müller in seinem früheren Berufsleben AG (VNG), Bayerngas, der SWB sowie an ten Monopolisten schützen und verbot die als Manager bei der später zu Eon Gelsenwasser. Januar März Juli August September November energate: Der energate news: In Japan news: Als Folge energate: energate news: Der news: Eon 2011 „Jahresreport Gas“ – der ereignet sich das von Fukushima startet das neue Stromanbieter gerät ins ultimative Rück- und Reaktorunglück beschließt die Nachrichtenportal Teldafax meldet Schlingern und Ausblick auf das Fukushima. Bundesregierung www.e21.info mit Insolvenz an. baut 11.000 Gasjahr – erscheint einen vorgezogenen Meldungen zur Stellen ab. erstmalig. Atomausstieg. Energiewende. e|m|w 20 Jahre ener|gate 17
Rückblick Vom verhandelten zum regulierten Netzzugang Wasserstoff gilt als der Energieträger der erneuerbaren, postfossilen Zukunft. Befasst man sich ein wenig tiefer mit dem Thema, spürt man einen (wenn auch nur ganz leich- ten) Hauch von Futurismus. Dass die Bundesregierung für den Aufbau einer Wasserstoff- infrastruktur ausgerechnet den verhandelten Netzzugang wieder aus der Klamottenkiste hervorkramt, damit haben vermutlich die wenigsten gerechnet. Galt doch das System der freiwilligen Selbstkontrolle in den Anfangsjahren der Liberalisierung nicht gerade als Erfolgsmodell, sondern vielmehr als Wettbewerbsbremse. Aber blicken wir doch auf die damalige Entwicklung zurück. Von Thorsten Czechanowsky, energate Redaktion A ls Matthias Kurth im Jahr 2008 auf abgegrenzten Versorgungsgebieten. Diesen Stromwirtschaft VDEW im Jahr 2002. Ein die ersten zehn Jahre der Energie- Energieversorgern und Stadtwerken fiel es Systemwechsel zum regulierten Netz- marktliberalisierung zurückblick- nicht leicht, den Wettbewerb anzunehmen zugang hätte für die Vorläuferorganisa- te, sprach der damalige Präsi- und außerhalb ihres Stammgebiets auf tion des heutigen BDEW dagegen einen dent der Bundesnetzagentur von einem Kundenfang zu gehen. In fremden Netzen „Rückschritt für alle Marktteilnehmer“ „untauglichen Modell“, mit dem viel Zeit zu wildern, konnte schnell als Einladung bedeutet. verschenkt worden sei. Gut, was sollte er verstanden werden, Gleiches mit Gleichem auch sagen? War doch seine Behörde im zu vergelten. Zudem waren sie nun ge- Von Wettbewerb kaum eine Spur Jahr 2005 angetreten, die Scherben des zwungen, ihre Netze für neue Anbieter zu Doch die Anfangserfolge der Liberalisierung gescheiterten Systems zusammenzufegen öffnen, die selbst kein Netz besaßen und waren dank steigender Endkundenpreise und die verfestigten Monopolstrukturen in den Markt drängten. schnell wieder einkassiert. Lieferanten, endlich aufzubrechen. vertreten durch den BNE, beklagten Von „harten Anfangsjahren“ sprach in „überhöhte Netznutzungsentgelte“, die ihre Selbstregulierung für schlanke diesem Zusammenhang Thomas Ban- Wettbewerbsfähigkeit einschränkten. Und Bürokratie ning, seit 2002 an der Spitze der 1998 auch auf der Kundenseite regte sich Wider- Als 1998 die Liberalisierung in Deutsch- gegründeten Naturstrom AG, beim stand – man denke etwa an den Verband land startete, entschied sich die Bundes- 20-jährigen Firmenjubiläum des Düssel- der mittelständischen Energieabnehmer regierung – anders als der Rest Europas dorfer Ökoenergieanbieters. Viele neue (VEA) und seine Kritik an den erheblichen – gegen eine Regulierungsbehörde. Anbieter seien in dieser Zeit an den Differenzen im bundesweiten Vergleich der Stattdessen wurde das „System des hohen Eingangshürden der Monopolisten Netzentgelte. Der Ruf nach einer staatlichen verhandelten Netzzugangs“ gewählt. Den gescheitert. Letztere zeigten sich dagegen Aufsichtsbehörde wurde immer lauter. Verbänden aus Industrie und Energiewirt- vollkommen davon überzeugt, dass nur schaft wurde damit überlassen, ein Regel- der verhandelte Netzzugang für Wettbe- Die wettbewerbsrechtliche Aufsicht kam werk zu erstellen, wie neue Lieferanten, werb und sinkende Preise sorgen kann: seinerzeit dem Bundeskartellamt zu. sprich „Dritte“, Zugang zum Netz erhalten „Die Selbstregulierung mit der Verbän- Aber auch wenn sich dessen langjähriger und welche Entgelte sie den etablierten devereinbarung Strom sichert intensiven Präsident Ulf Böge nach Kräften bemühte, Energieversorgern für die Nutzung ihrer Wettbewerb zwischen den 900 Stromun- mit dem Mittel der Kostenprüfung die Netze zu zahlen haben. „Etabliert“ heißt, ternehmen in Deutschland. Dieser Weg gröbsten Missstände zu beseitigen, sah er die Welt bestand aus vollständig vertikal muss durch eine rechtliche Verankerung das System des verhandelten Netzzugangs integrierten Unternehmen mit Erzeugung, dieses Systems konsequent fortgesetzt nicht infrage gestellt: „In Deutschland Handel, Netz, Vertrieb und eigenen, werden“, forderte etwa der Verband der können wir den diskriminierungsfreien Januar Mai Juni Juli Dezember energate: Die energate- news: Peter news: Bund und news: Kanzlerin news: EnWG-Novelle: Die 2012 und die e21.info-Apps Altmaier folgt auf Länder einigen sich Merkel säht Zweifel Offshore-Haftungsumlage erscheinen im App-Store. Norbert Röttgen auf das Ende der am Einsatz der und die Kraftwerksreser- als Bundesumwelt- Solarförderung bei CCS-Technologie in ve werden eingeführt. minister. 52.000 MW. Deutschland. 18 e|m|w 20 Jahre ener|gate
Foto: © peterschreiber.media/istockphoto Rückblick Zugang zu den Strom- und Gasnetzen deutschen Gasmarktgebiet mit Entry-Exit- Die Akteure der Energiewirtschaft sind durch eine einzelfallbezogene Miss- System war es noch ein weiter Weg. heute nicht mehr dieselben wie damals. brauchsaufsicht gewährleisten. Man muss Eigentumsrechtliche Entflechtung, Kos- deshalb nicht gleich eine ganze Branche Systemwechsel im Jahre 2005 ten- und Anreizregulierung haben die mit hohem Aufwand regulieren“, vertei- Mit der EnWG-Novelle 2005 wurde das Marktstrukturen verändert. Wenn aber digte Böge noch im November 2002 den System der Verbändevereinbarungen und die Angst vorm verhandelten Wasserstoff- „deutschen Sonderweg“ gegenüber kriti- des verhandelten Netzzugangs dann abge- Netzzugang im Jahr 2021 ausgerechnet schen Vorwürfen der EU-Kommission. löst. Voraussetzung waren neue europäi- die Gasnetzbetreiber umtreibt, entbehrt sche Beschleunigungsrichtlinien aus dem es – mit den Worten von Achim Zerres, Eine Regulierungsbehörde war zu dieser Jahr 2003, die mit Blick auf die mäßigen heutiger Leiter der Energieregulierung der Zeit noch keine Option, sondern das stets Erfolge bei der Liberalisierung die Einfüh- Bundesnetzagentur – „nicht einer gewis- präsente Schreckgespenst, mit dem zum rung des staatlich regulierten Netzzugangs sen Pikanterie, wenn gerade diejenigen, Beispiel der damalige Bundeswirtschafts- vorschrieben. Die Reg TP, ursprünglich ein- die als integrierte Unternehmen den ver- minister Werner Müller immer dann den gerichtet für die Regulierung der Monopole handelten Netzzugang zur Abschottung Druck erhöhte, wenn die Verbände mit bei Post- und Telekommunikation, wurde genutzt hatten, jetzt dieses Instrument ihren Verhandlungen zu einer neuen Energieregulierer und in Bundesnetzagen- kritisieren.“ Verbändevereinbarung – kurz VV – nicht tur umbenannt. Bundeswirtschaftsminister vorankommen wollten. Denn die ersten Wolfgang Clement Jahre waren bestimmt von immer neuen gab ihr bei der Gesprächsrunden über den Netzzugang. Zuständigkeit für Drei Verbändevereinbarungen wurden im die Energiemarkt- Strombereich geschlossen, zwei für Gas. regulierung den MARKUS HILKENBACH, Und vor allem die Gaswirtschaft tat sich Vorzug vor dem VORSTANDSVORSITZENDER, bei ihren Gesprächen schwer. Schon die Bundeskartellamt WSW ENERGIE & WASSER AG Verhandlungen zur VV Gas II verliefen zäh, und versprach der die Runde zur VV Gas III im Jahr 2003 wur- Energiewirtschaft de dann schließlich ganz abgebrochen und für gescheitert erklärt. Irgendwie wollte es eine „schlanke und wirksame“ Aufsicht » Von A wie Atomausstieg bis Z wie Zählerwesen – energate hat sich in zwei Dekaden zu einem Informations-Flagg- nicht gelingen, einen einfacheren Netz- der Netzmono- schiff der deutschsprachigen Energiewirtschaft entwickelt. zugang zu entwickeln als das mühselige pole. Inzwischen Nüchtern, sachlich und faktenorientiert. Wer frühzeitig Punkt-zu-Punkt-Modell, bei dem Transport- beschäftigt die Trends identifizieren und über die Branche up to date sein kunden über zahlreiche Einzelvereinbarun- Behörde fast 3.000 will, kommt am messenger nicht vorbei.« gen den Transportpfad für ihr Gas selbst Mitarbeiterinnen bestimmen mussten. Bis zum einheitlichen und Mitarbeiter. Januar April Juni Dezember news: Strompreisbremse: news: Der Energie- news: Anti-Dumping: news: Sigmar Gabriel 2013 Bundesumweltminister discounter Flexstrom Die EU-Kommission wird Wirtschaftsminister Altmaier will die EEG-Umlage mit 500.000 Kunden belegt chinesische und übernimmt das deckeln und die EEG-Förde- meldet Insolvenz an. Solarmodule mit Ressort Energie. rung nachträglich kürzen. Strafzöllen. e|m|w 20 Jahre ener|gate 19
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