2017 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
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Der Sächsische Volkshochschulverband e.V. Ansprechpartner in der Geschäftsstelle Prof. Dr. Ulrich Klemm Susanne Sachse Peggy Lede Geschäftsführer Marketing, Öffentlichkeitsarbeit Buchhaltung, Verwaltung Programmbereiche Politik-Gesell- Tel. 0371 35427-52 Tel. 0371 35427-50 schaft-Umwelt, Arbeit-Beruf sachse@vhs-sachsen.de lede@vhs-sachsen.de Tel. 0371 35427-50 klemm@vhs-sachsen.de Claudia Knabe Eike-Maria Falk Romy Knebel Fachreferentin Fachreferentin Sprachen, Prüfungsorganisation Gesundheitsbildung, Zielgruppen, Grundbildung, Kultur Tel. 0371 35427-57 Qualitätsmanagement Tel. 0371 35427-54 knebel@vhs-sachsen.de Tel. 0371 35427-58 falk@vhs-sachsen.de knabe@vhs-sachsen.de Georg List Dr. Janice Biebas-Richter Marcus Schaub Projekt „Landeskoordination IQ Teilprojekt „Sprachsensibler IQ Teilprojekt „Sprachsensibler Erstorientierung Sachsen“ Fachunterricht“ Fachunterricht“ Telefon +49 371 35427 -53 c/o Volkshochschule Dresden c/o Volkshochschule Dresden list@vhs-sachsen.de Tel. 0351 25440-67 Tel. 0351 25440-67 janice.biebas-richter@vhs-dresden.de marcus.schaub@vhs-dresden.de Anschrift: Bergstraße 61, 09113 Chemnitz Telefon 0371 35427-50 | Fax -55 Sächsischer E-Mail info@vhs-sachsen.de Volkshochschulverband Internet www.vhs-sachsen.de Ausgewählte Partner des SVV I R I S.
Inhalt Grußwort des Präsidenten 4 Vorwort 5 Herausragende Mitgliederversammlung 7 Ralph Egler ist der neue Verbandsvorsitzende 8 Qualitätspakt Weiterbildung 2019-2022 9 „... eine unverzichtbare vierte Säule in unserer Bildungslandschaft“ 10 Ressourcen bündeln – Potenziale vervielfachen 12 Eine vhs.cloud für alle Fälle 13 Online-Marketing-Studie an sächsischen Volkshochschulen 14 Landesweiter Aktionstag „Sachsen bewegt sich“ 15 4. Mitteldeutscher Sprachenkongress 16 3. Fachtag für Gesundheitskursleiter 17 vhs-Lehrkräftequalifizierung 18 Wegweiserkurse mit Auszeichnung 19 Von den Wegweiserkursen zu den Erstorientierungskursen 20 Inklusion an der Volkshochschule 21 Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen im Wandel 22 SVV International 23 „vhs goes green“ 24 Prüfungen im Sächsischen Volkshochschulverband 25 Hätten Sie gewusst, … 26 Weiterbildung von Werkstatträten in der Volkshochschule 27 Martin Luther bringt Volkshochschule und Museumsverein von Schkeuditz zusammen 29 Hass bringt Likes! 30 Die Hacker kommen! 31 „Auf die Beziehung kommt es an“ 32 Wer den Wind sät… 33 Piloten für Einstufung in Integrationskurse 34 Die Geschichte zum Sprechen bringen 35 13.000 Bücher für die Volkshochschule 36 Weiterbildung selbst organisiert 37 Personalia 38 Die 16 Volkshochschulen in Sachsen 39 3
Grußwort des Präsidenten Nächstes Jahr feiern wir „70 Jahre Grundgesetz“. Eine dritte wichtige Auf dem soliden Fundament unserer Verfassung Aufgabe der Volks- wurde unsere Demokratie errichtet und in sieben hochschulen liegt in Jahrzehnten gelebt und gestaltet. ihrem Beitrag zu gelingender Integra- Einen großen Anteil daran haben auch die Volks- tion. Alphabetisie- hochschulen, zumal sie älter sind als die Bundes- rungs- und Sprach- republik Deutschland: Im nächsten Jahr feiern kurse machen heute viele von ihnen bereits ihren 100. Geburtstag. einen beträchtlichen Denn im Sommer 1919 wurde die Weimarer Teil des Kursangebots Reichsverfassung verabschiedet, die in Artikel aus. Die Mitarbeiterinnen 148 festlegte: „Das Volksbildungswesen, ein- und Mitarbeiter leisten in schließlich der Volkshochschulen, soll von Reich, diesem Bereich seit Jahren Ländern und Gemeinden gefördert werden.“ Das Herausragendes. Sie lehren dabei war die Geburtsstunde für Hunderte von Volks- mehr als nur die deutsche Sprache. Auch Ministerpräsident hochschulen in Deutschland. Sie spielten in der die Vermittlung unserer Kultur und Hilfe im Alltag Michael Kretschmer jungen deutschen Republik eine wichtige Rolle gehört dazu. ist der Präsident des dabei, Bürgerinnen und Bürger für die Demokra- Sächsischen tie zu begeistern und ihnen die Beteiligung am Dies sind nur drei Beispiele dafür, warum die Volkshochschulver- politischen Leben nahezubringen. Volkshochschulen für Sachsen von großer bandes e.V. gesellschaftlicher Bedeutung sind. Und nur drei Foto: Pawel Sosnowski Auch heute sind die Volkshochschulen Häuser der vielen Gründe, die mich im vergangenen Jahr der Demokratie. Deshalb begrüße ich es sehr, bewogen haben, die Wahl zum Präsidenten des dass der Sächsische Volkshochschulverband Sächsischen Volkshochschulverbandes gerne und die Sächsische Landeszentrale für politische anzunehmen. Ich danke allen Mitarbeiterinnen Bildung im vergangenen Jahr eine vertiefte und Mitarbeiterinnen der sächsischen Volks- Kooperation vereinbart haben. Damit sollen mehr hochschulen für ihr großartiges Engagement und Angebote der politischen Bildung in die Fläche wünsche ihnen auf dem Weg zum 100-jährigen getragen werden, insbesondere in die ländlichen VHS-Jubiläum weiterhin viel Kraft und viele gute Regionen. So tragen die sächsischen Volkshoch- Ideen. Möge die Zahl der Lernenden wie die Viel- schulen auch heute dazu bei, aktuelle politische falt der Angebote weiterhin wachsen und damit und gesellschaftliche Fragen aufzugreifen, von einen Beitrag zu einem gebildeten Sachsen allen Seiten zu beleuchten und vor allem offene leisten. Diskussionsprozesse in Gang zu setzen. Michael Kretschmer Dieses Engagement der Volkshochschulen stärkt Ministerpräsident des Freistaats Sachsen unsere Demokratie und macht sie lebendig. Vor 100 Jahren spielten in VHS-Kursen Fotos und Film als neue Medien eine wichtige Rolle, heute sind es Powerpoint-Präsentationen und Online-Ressourcen in der vhs.cloud. Überhaupt nimmt die Digitalisierung in den Angeboten der Volkshochschulen einen breiten Raum ein: Jeder soll Kompetenzen im Umgang mit digitaler Tech- nik und Medien erwerben können, keiner soll im Zeitalter der Digitalisierung zurückbleiben müs- sen. Auch das ist eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe von Erwachsenenbildung. Es ist gut, dass die Volkshochschulen sich ihrer angenom- men haben und die neue Bundesregierung sie dabei unterstützen will. 4
„Gebildet im Sinne der Erwachsenenbildung wird jeder, der in der ständigen Bemühung lebt, sich selbst, die Gesellschaft und die Welt zu verstehen und diesem Verständnis gemäß zu handeln“ (1) Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, was der Deutsche Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen mit dieser Definition von Erwachsenenbildung vor knapp 60 Jahren zum Ausdruck brachte, hat heute nichts an Bedeutung verloren. In dieser Tra- dition verstehen sich auch die sächsischen Volkshochschulen: „Sich selbst, die Gesellschaft und die Welt verstehen“ ist der Humus für eine gelingende Demokratie und wertschöpfende Wirtschaft – aber auch eine ständige Herausforderung, die immer wieder aufs Neue bewältigt wer- den muss. So auch 2017 in den sächsischen Volkshochschulen und dem Sächsischen Volkshochschulverband. Auch wenn die „letzten Tage der Menschheit“, wie sie Karl Kraus im Zuge des Ersten Weltkrieges beschrieb, derzeit nicht sichtbar sind, erlebten wir 2017 vielfach eine beängstigende Ignoranz gegenüber einer humanen Zukunft: Klimapolitisch treten wir weltweit auf der Stelle bzw. bewegen uns in Mikroschritten voran; ein neuer Nationalismus und Protektionis- mus zieht unnütze politische, wirtschaftliche und soziale Grenzen und verhindert Integration, Interkulturalität und Wohlstand; Fremdenfeind- lichkeit, Rassismus und eine entsprechende Hetze demontieren das demokratische und soziale Miteinander und schüren Hass und Vorur- teile. Hinzu kommen politische Entscheidungen bei Migrationsfragen, bei der inneren Sicherheit und auch in der Bildungspolitik, die nicht als ver- trauensbildende Maßnahmen bei den Bürgerinnen und Bürgern wahrge- nommen wurden und sich in einem unkalkulierbaren Wahlverhalten im September 2017 bei der Bundestagswahl niederschlugen. Als der österreichische Schriftsteller, Publizist und Satiriker Karl Kraus zwischen 1915 und 1922 an seinem Drama „Die letzten Tage der Mensch- heit“ arbeitete, hatte er die Barbarei des Ersten Weltkrieges und eine zivi- lisatorische Verrohung der Menschen vor Augen. Zweifellos ist die politische Gemengelage zu Beginn des 20. Jahrhun- derts eine andere als heute, hundert Jahre später. Jedoch: Sozialpsy- chologisch unterscheiden wir uns vermutlich nur unwesentlich von damals: Hetze, öffentliche Demütigungen, Populismus, Zynismus und Vorurteile zählen nach wie vor zum Repertoire bei der Bewältigung unse- res Alltags und erschweren ein sozialstaatliches und demokratisches Zusammenleben. Die andere Seite allerdings, die konstruktiven und humanen Ressourcen, wie Respekt, Vertrauen, Toleranz, Optimismus und Lebensfreude, sind aber auch wie zu jenen Zeiten von Karl Kraus wirkmächtig in unserer Gesellschaft vorhanden. In diesem Spagat bewegte sich auch die vhs-Arbeit in Sachsen 2017 und (1) Deutscher Ausschuss für das Erziehungs- war für sie Herausforderung: Einerseits die destruktiven gesellschaftli- und Bildungswesen: Zur Situation und Aufgabe chen Energien, die Demokratie und Daseinsvorsorge für alle erschweren der deutschen Erwachsenenbildung. Stuttgart und andererseits die konstruktiven und zukunftsorientierten parlamenta- 1960, S.20 rischen und zivilgesellschaftlichen Potentiale, die im Freistaat für Demo- kratie und Zukunft sorgen. 5
Wie in den beiden Jahren zuvor, war auch 2017 neben der Zielgruppenarbeit eine immer größere an den Volkshochschulen die Integrationsarbeit Bedeutung in der Bildungsarbeit. Raum und Zeit für Migrant/-innen und Geflüchtete in Sachsen sind zentrale Einflussfaktoren für Lern- und Bil- eine dominante Tätigkeit und bündelte zentrale dungsprozesse. In diesem Sinne startete der Ressourcen. Im Januar 2017 sprach Petra Köp- SVV 2017 in Kooperation mit der Hochschule ping, Staatsministerin für Gleichstellung und Mittweida (Prof. Dr. Stephan Beetz) und der Integration beim Sächsischen Staatsministerium Sächsischen Staatskanzlei ein Projekt in den für Soziales und Verbraucherschutz, davon, dass Landkreisen Nordsachsen und Vogtlandkreis zu „2017 ein Jahr der Integration werden soll“. Die- Fragen nach Bildungsbedarfen, Bildungsforma- sen Auftrag erfüllten alle Volkshochschulen in ten und Bildungsmarketing. Die Ergebnisse wer- Sachsen mit größtem Einsatz. Es zeigte sich hier den Mitte 2018 vorgestellt. erneut die Zuverlässigkeit und Professionalität der vhs als kommunaler Partner für die Daseins- Dieses große und innovative Engagement der vorsorge. Mit ihrem flächendeckenden Netz von Volkshochschulen darf jedoch nicht über ein 47 vhs-Standorten, über 200 hauptberuflichen zentrales Problem in Sachsen hinwegtäuschen: Mitarbeiter/-innen und 4.500 Dozentinnen und Die Grund- und Arbeitsstruktur der Volkshoch- Dozenten, bieten die 16 Volkshochschulen in schulen ist mittelfristig und grundsätzlich in Sachsen seit über 25 Jahren eine nachhaltige Bil- Gefahr, wenn es in den kommenden Jahren nicht dungsinfrastruktur, die einmalig ist und jährlich gelingt, eine nachhaltige finanzielle Absicherung etwa 200.000 Bürgerinnen und Bürger in Veran- sicherzustellen. Dazu wurde auf der Mitglieder- staltungen erreicht. versammlung im September 2017 in Pirna ein „Qualitätspakt Weiterbildung 2019 – 2022“ von Beim Thema Digitalisierung haben die Volks- allen Volkshochschulen verabschiedet, der einen hochschulen 2017 eine Struktur und Kooperati- ersten mittelfristigen Schritt hin zu einer onskultur entwickelt, um die Anforderungen sys- finanziellen und strukturellen Konsolidierung tematisch anzugehen. Es geht darum, die vhs als ermöglicht. Bildungseinrichtung und ihre Teilnehmer/-innen bei digitalen Entwicklungen mitzunehmen und Schließlich: Herzlichen Dank an alle, die 2017 die sie teilhaben zu lassen. Es geht dabei nicht nur Arbeit der Volkshochschulen und des Volkshoch- um didaktische Innovationen für erweiterte Lern- schulverbandes hauptamtlich, als nebenberufli- welten, sondern auch um die Schaffung einer che Dozentinnen und Dozenten, in den ehren- neuen digitalen Infrastruktur für verbesserte amtlichen Vorständen oder auch in der Landes- Kommunikation und verbessertes Management. und Lokalpolitik und den Verwaltungen verantwor- Hier hat der Deutsche Volkshochschul-Verband tet, gestaltet, vorangebracht, gewürdigt und 2017 Wegweisendes mit der vhs.cloud für alle unterstützt haben. Volkshochschulen in Deutschland entwickelt. Ohne Sie würde es die „Idee vhs“ nicht geben! Eine wichtige Baustelle der Volkshochschulen in Dr. Ralph Egler Prof. Dr. Ulrich Klemm Sachsen war 2017 die politische Bildung. Auf der Vorsitzender Geschäftsführer Grundlage der Expertise von Klaus-Peter Hufer, „Stand und aktuelle Perspektiven der politischen Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen“, die 2016 im Auftrag des Landesbeirats für Erwach- senenbildung erstellt wurde, haben sich die Volkshochschulen im letzten Jahr verstärkt auf den Weg gemacht. Im Mittelpunkt stand dabei der Ausbau der Kooperation mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Diese Partnerschaft, die sich 2017 vor allem auf das Angebot in den ländlichen Räumen Sachsens positiv auswirkte, soll mit neuen Finanzmitteln in den kommenden Jahren noch stärker ausgebaut werden. Damit kommen wir auch zu einem weiteren wich- tigen Zukunftsthema in 2017: Dem ländlichen Raum. Die sozialräumliche Orientierung erhält 6
Herausragende Mitgliederversammlung Die 30. Mitgliederversammlung des SVV am -- Heike Richter, stellvertretende Vorsitzende, 21./22. August 2017 in Pirna war in besonderer vhs Leipzig Weise herausragend: -- Jürgen Küfner, stellvertretender Vorsitzender, Erstmals wurde ein Präsident des Sächsischen vhs Dresden Volkshochschulverbandes gewählt. Ohne -- Jens Kaltofen, Vorstandsmitglied, Gegenstimmen und ohne Gegenkandidaten vhs Erzgebirgskreis wurde der damalige Generalsekretär der Sächsi- -- Patrick Schulze, Vorstandsmitglied, schen CDU und heutige Ministerpräsident, vhs Zwickau Michael Kretschmer, zum ersten Präsidenten in -- Matthias Weber, Vorstandsmitglied, der Geschichte des SVV gewählt. Mit ihm steht vhs Dreiländereck jetzt ein Politiker an der Spitze des SVV, der über langjährige bildungspolitische Erfahrungen auf Als delegierte und stimmberechtigte Mitglieder Bundesebene verfügt und dort eng mit Vertrete- gehören dem Vorstand an: rinnen und Vertretern des Deutschen Volkshoch- -- Helmut Meißner, Vertreter des Sächsischen schulverbandes parteiübergreifend vernetzt ist. Landkreistages, Landratsamt Vogtlandkreis Sein herausragendes persönliches und politi- -- Bürgermeister Miko Runkel, Vertreter des sches Profil in Sachsen führte im Dezember 2017 Sächsischen Städte- und Gemeindetages, zur Ernennung als Ministerpräsident des Frei- Stadt Chemnitz Der Vorsitzende, staates in der Nachfolge des zurückgetretenen -- Als beratende Mitglieder gehören dem Vor- Matthias Weber, Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich. stand an: gratuliert Michael -- Prof. Dr. Ulrich Klemm, Geschäftsführer des Kretschmer zur Wahl Daneben wurde der Vorstand des SVV für drei Sächsischen Volkshochschulverbandes als Präsident des Jahre neu gewählt und setzt sich wie folgt -- N.N., Vertreter/-in der sächsischen Universi- Sächsischen Volkshochschul- zusammen: täten/Hochschulen. verbandes. -- Dr. Ralph Egler, Vorsitzender, Foto: SVV vhs Leipziger Land, Ein drittes wichtiges Ereignis auf dieser Mitglie- derversammlung war die einstimmige Verab- schiedung des SVV-Positionspapiers „Qualitäts- pakt Weiterbildung 2019 – 2022: Kooperationen stärken – Innovationen voranbringen“, mit dem ein erster und mittelfristiger bildungspolitischer Schritt hin zu einer dauerhaften und zukunftssi- cheren Finanzierung der Allgemeinen Weiterbil- dung in Sachsen erreicht werden soll. Mit dem Qualitätspakt werden vor dem Hintergrund der Sächsischen Weiterbildungskonzeption von 2014 Maßnahmen zur institutionellen Absicherung der Allgemeinen Weiterbildung angesichts aktueller und zukünftiger gesellschaftlicher Anforderun- gen an lebenslanges Lernen in Sachsen eingelei- tet. Langfristig muss es das bildungspolitische Ziel sein, dass ca. 1 % des Haushalts des Staats- ministeriums für Kultus für die Allgemeine Wei- terbildung in Sachsen zur Verfügung stehen und die Förderung der Allgemeinen Weiterbildung als vierte Säule des sächsischen Bildungssystems rechts- und struktursicher verankert wird. Ulrich Klemm Geschäftsführer 7
Ralph Egler ist der neue Verbandsvorsitzende Dr. Ralph Egler wurde am 22. August 2017 auf der Mitgliederversamm- lung des SVV in Pirna als neuer Vorsitzender des Sächsischen Volks- hochschulverbandes gewählt. Zuvor war er bereits mehrjährig als Mit- glied bzw. stellvertretender Vorsitzender im Vorstand tätig. Ralph Egler studierte Philosophie und Pädagogik an der Universität Leip- zig (1979-1984) mit dem Abschluss als Diplomphilosoph und Diplomleh- rer. Es folgten Leitungs- und Lehrtätigkeiten an Betriebs- und Fachschu- len (1984-1990). Ab 1990 war er als Fachbereichsleiter an der Volkshoch- schule Leipziger Land tätig und lehrte in Maßnahmen mit Kammerabschluss verschiedener Ausbildungsberufe im kaufmänni- schen/verwaltenden Bereich. Ralph Egler wurde in den IHK-Prüfungs- ausschuss zu Leipzig berufen. Dr. Ralph Egler ist neuer Vorsitzender des SVV e.V. Foto: SVV Seit 2002 bis heute ist Ralph Egler Direktor der VHS Leipziger Land. Nebenberuflich ist er mit Lehraufträgen an der Universität Leipzig im Magisterstudiengang Erziehungswissenschaft/Schwerpunkt Erwachse- nenpädagogik (1998-2008) sowie mit Gastlehrveranstaltungen an der Technischen Universität Chemnitz (2005/2014) und an der Technischen Universität Dresden (seit 2011) tätig. 2011 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. an der Universität Leipzig. Sein Interesse in der angewandten akademischen Forschung und Entwick- lung gilt dem Thema Qualitätsmanagement, insbesondere Organisati- onsentwicklung und Führungsprozessen in Erwachsenenbildungs-/Wei- terbildungseinrichtungen sowie Professionalität und Professionalisie- rung im Kontext von Qualitätsentwicklung. In einer beruflich orientierten Gremienarbeit ist er als Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsit- zender des Leipziger Instituts für angewandte Weiterbildungsforschung e.V. (LIWF) sowie als Vorsitzender von ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. tätig. 8
Qualitätspakt Weiterbildung 2019-2022 Ein wichtiges verbandspolitisches Signal haben Ausbau und Vernetzung der politischen Bildung: die sächsischen Volkshochschulen 2017 auf ihrer regelmäßige und flächendeckende Veranstaltun- Mitgliederversammlung am 22. August 2017 in gen in einem Kooperationsverbund, Entwicklung Pirna mit der Verabschiedung des „Qualitätspak- neuer Dialog- und Teilhabe-Formate, Ausbau der tes Weiterbildung 2019-2022 – Kooperationen Sozialraumorientierung in strukturschwachen stärken – Innovationen voranbringen“ gesetzt. Regionen: Unterversorgung abbauen und Pla- Dieser ist ein erster bildungspolitischer Schritt nungssicherheit für Einrichtungen sicherstellen; hin zu einer dauerhaften und zukunftssicheren Entwicklung von gemeinwesenorientierten und Finanzierung der Allgemeinen Weiterbildung in kooperativen Formaten, Ausbau von inklusiven Sachsen. Mit dem Qualitätspakt werden vor dem Strukturen in den Einrichtungen der Erwachse- Hintergrund der Sächsischen Weiterbildungs- nenbildung, Ausbau der berufsorientierten Integ- konzeption von 2014 erste Maßnahmen zur insti- rationsarbeit und ausreichende Finanzierungssi- tutionellen Absicherung der Allgemeinen Weiter- cherheit bei Deutsch-Kursen. bildung angesichts aktueller und zukünftiger gesellschaftlicher Anforderungen an lebenslan- Der „Qualitätspakt Weiterbildung 2019-2022“ ges Lernen in Sachsen eingeleitet. Langfristig benötigt für die beschriebenen Aufgaben min- muss es um das bildungspolitische Ziel gehen, destens folgende Mittel: die Förderung der Allgemeinen Weiterbildung analog den Allgemeinbildenden Schulen als Phase 1 - Qualitätspakt 2019 - 2020 jährlich: vierte Säule des sächsischen Bildungssystems 7,0 Mio. Euro (bewilligt im Haushalt 2017/2018) zu verankern. + 0,5 Mio. Euro Inklusion Mit dem Qualitätspakt Weiterbildung sollen + 0,5 Mio. Euro Digitalisierung -- Planungssicherheit + 1,0 Mio. Euro Politische Bildung -- Qualitätssicherung + 1,0 Mio. Euro Sozialraumorientierung -- inhaltliche Weiterentwicklung = 10,0 Mio. Euro mittel- und langfristig in den sächsischen Ein- Ulrich Klemm richtungen der Weiterbildung gesichert werden. präsentiert den Qualitätspakt Folgende Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt: Phase 2 - Qualitätspakt 2021 – 2022 jährlich: Weiterbildung auf Ausbau und Nutzung digitaler Medien als päda- 10,0 Mio. Euro der Mitgliederver- gogisch-didaktische Support-Struktur für + 0,5 Mio. Euro Inklusion sammlung in Pirna Bildungsinhalte und Maßnahmen zur Förderung + 0,5 Mio. Euro Digitalisierung Foto: SVV der Medienkompetenz der Bürgerinnen und + 0,5 Mio. Euro Politische Bildung Bürger. + 0,5 Mio. Euro Sozialraumorientierung = 12,0 Mio. Euro Damit benötigt der Qualitätspakt Weiterbildung für den Zeitraum 2019-2022 (vier Jahre) zusätz- lich zur derzeitigen Landesförderung Mittel in Höhe von insgesamt 10 Millionen Euro für die 25 anerkannten Einrichtungen der Allgemeinen Wei- terbildung: 6 Millionen Euro (2 x 3 Mio.) für die Jahre 2019-2020 und weitere 4 Millionen Euro (2 x 2 Mio.) für die Jahre 2021-2022. Ulrich Klemm Geschäftsführer 9
„... eine unverzichtbare vierte Säule in unserer Bildungslandschaft“ Interview mit dem Präsidenten des Sächsischen Volkshochschulverbandes, Herrn Ministerpräsi- dent Michael Kretschmer Ulrich Klemm: Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, seit August 2017 sind Sie Präsident des Sächsischen Volkshochschulverbandes. Welche Bedeutung hat für Sie die Erwachsenenbildung im Freistaat insgesamt? Ist sie zu einer „vierten Säule“ – wie es die Bildungspolitik in den 1980er und 1990er Jahren vorsah – in der sächsischen Bildungslandschaft geworden? Ministerpräsident Michael Kretschmer Michael Kretschmer: Indirekt lernen wir als Erwachsene ja immer ein Foto: Pawel Sosnowski Leben lang. Im Beruf, bei Gründung einer Familie, als Eltern und schließ- lich, wenn wir uns um die Pflege unserer Eltern kümmern müssen. Das war schon immer so. Aber daneben bieten uns die Einrichtungen der Erwachsenenbildung, allen voran die vhs, eine ungeheure Vielfalt an Angeboten, bei denen man ganz gezielt etwas lernt. Schulabschlüsse können nachgeholt und Fremdsprachen erlernt werden, man kann Kochen und Tanzen lernen oder sich den Umgang mit digitaler Technik näherbringen lassen, lernen, sich gesund und fit zu halten und gut zu ernähren. Wer seinen Horizont erweitern will, erfährt etwas über fremde Länder und Kulturen. Umgekehrt erlernen Flüchtlinge hier die deutsche Sprache und werden in die deutsche Kultur eingeführt. Für alle, die diese und viele weitere Angebote nutzen, sind die vhs tatsächlich eine unver- zichtbare vierte Säule in unserer Bildungslandschaft. Das merken wir auch daran, wie stark das Bemühen ist, gerade in den ländlichen Regio- nen das Angebot an Erwachsenenbildung auszubauen. Diese vierte Säule steht übrigens nicht für sich. Sie hat vielmehr Berührungspunkte mit der sozialen Arbeit, der Schulbildung und Gesundheitsprävention bis hin zu Wissenschaft und Forschung. Ulrich Klemm: Wo liegen derzeit die größten Herausforderungen und Aufgaben für die Volkshochschulen in Sachsen? Michael Kretschmer: Die vhs stehen wie gesagt nicht für sich allein. Sie sind Teil von umfassenden Weiterbildungsnetzwerken. Vernetzung ist deshalb ein wichtiger Aspekt in der Arbeit der vhs. Insbesondere in den ländlichen Räumen kommt es darauf an, starke Netzwerke der Erwach- senenbildung zu etablieren und zeitgemäß weiterzuentwickeln. Eine große Herausforderung ist auch die Integration von Flüchtlingen, die Ver- mittlung von Sprachkenntnissen und kulturellem Wissen über Deutsch- land und den Lebensalltag hier. Hier haben die sächsischen Volkshoch- schulen in den vergangenen Jahren Herausragendes geleistet. Wichtig ist, aus den dabei gesammelten Erfahrungen zu lernen und sie in die Wei- terentwicklung der Angebote einfließen zu lassen. Ein wichtiges Anliegen nicht nur seitens der vhs, sondern auch der Staatsregierung ist es, durch Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung die Angebote der politischen Bildung in der Fläche zu stärken. In diesem Bereich 10
stehen wir vor der Herausforderung, zusätzliche Angebote und Formate zu entwickeln. Schließlich haben es sich die Volkshochschulen zur Auf- gabe gemacht, alle interessierten Bürger fit für das Zeitalter der Digitali- sierung zu machen und zugleich in allen ihren Angeboten digitale Tech- nologien konsequent zu nutzen. Mit der bundesweiten vhs.cloud ist da im vergangenen Jahr ein wichtiger Schritt getan worden. Ulrich Klemm: Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, an dem Sie mitgewirkt haben, erwähnt an zwei Stellen explizit die Volks- hochschulen. Welche Chancen und Aufgaben ergeben sich daraus für die Volkshochschulen – auch in Sachsen? Und welche Bedeutung hat dabei das Kooperationsverbot in der Bildungspolitik? Michael Kretschmer: Die Koalition im Bund sieht die Volkshochschulen als diejenigen Einrichtungen, welche den Auftrag haben, Menschen jeden Alters im Umgang mit digitalen Technologien und Medien zu schu- len. Das Bekenntnis, solche Angebote stärker aus Bundesmitteln zu för- dern, bedeutet für die Volkshochschulen, dass sie in diesem Bereich quantitativ und qualitativ wachsen können – was auch dringend nötig ist. Zwar hat der Bund im Bereich der allgemeinen Bildung keine Gesetzge- bungskompetenz und damit auch keine Möglichkeit, Bildungsaufgaben direkt zu finanzieren. Aber ich sehe darin kein Hindernis, zumal schon jetzt knapp 12% der vhs-Einnahmen vom Bund kommen. Im Übrigen bekennt sich auch der Koalitionsvertrag von CDU und SPD in Sachsen zu den Volkshochschulen mit ihrem flächendeckenden Angebot für alle Bevölkerungsschichten. Entsprechend sind im sächsischen Staatshaus- halt Mittel für die Mitfinanzierung der Volkshochschulen eingestellt. Ulrich Klemm: Die bewährte Struktur der vhs in Sachsen ist heute an ihre Grenzen gekommen, die sich vor allem finanziell zeigen: Die Bürge- rinnen und Bürger müssen immer mehr für ihr lebenslanges Lernen aus- geben und für Innovationen fehlt an den Volkshochschulen das Geld und das Personal. Obgleich wir z.B. im Bereich der politischen Bildung durch eine verstärkte Kooperation mit der Sächsischen Landeszentrale für poli- tische Bildung neue Perspektiven haben, fehlt eine Gesamtlösung für die Volkshochschulen und die anderen öffentlichen Träger der Allgemeinen Weiterbildung im Freistaat. Wo könnten aus Ihrer Sicht Ansatzpunkte für eine Korrektur in der Förderstruktur und -politik liegen? Michael Kretschmer: Die sächsische Regierungskoalition hat sich mit ihrem Zukunftspakt vorgenommen, eine Million Euro zusätzlich in die politische Bildung zu investieren. Die Verhandlungen zum Doppelhaus- halt 2019/20 müssen nun zeigen, wieviel davon in die Finanzierung der Volkshochschulen geht. Was den sächsischen Landeszuschuss insge- samt anbelangt, hat der sächsische Volkshochschulverband im vergan- genen Jahr mit dem Positionspapier „Qualitätspakt Weiterbildung 2019- 2022 Kooperationen stärken – Innovationen voranbringen“ seine finanzi- ellen Vorstellungen klar definiert. Auch hier wird in den nun laufenden Haushaltsberatungen zu klären sein, wie weit der Haushaltsgesetzgeber diese Vorstellungen mitträgt. Ulrich Klemm: Sehr geehrter Herr Kretschmer, herzlichen Dank für das Interview! 11
Ressourcen bündeln – Potenziale vervielfachen Kooperation mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Wer sich in Dresden oder Leipzig auf die Suche nach Informations- oder Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen gesellschaftlichen und politi- schen Themen macht, wird mit großer Sicherheit rasch fündig. In den Großstädten gibt es viele solche Angebote, ganz anders in Sebnitz, Ann- aberg-Buchholz oder Oschatz. Die Volkshochschulen, die in solchen Orten präsent sind, haben selten die Kapazität oder den finanziellen Rah- men für derartige Veranstaltungen. Deshalb haben die sächsischen Volkshochschulen und die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) vor vier Jahren ihre Mög- lichkeiten und Stärken gebündelt, um auch abseits der großen Zentren im ländlichen Raum, stärker als es beide Partner allein vermögen, Veran- Mehr als 300 Gäste beim Vortrag mit staltungen zu Politik und Gesellschaft anzubieten. Dr. Michael Lüders im Theater Görlitz Foto: Sascha Röhricht 2017 waren dies vor allem wieder Vortrags- und Diskussionsabende, die das Thema Zuwanderung im Focus hatten. Es ging um Wissen über Kul- turen, Sitten und Gepflogenheiten von Zuwanderern – unabdingbar für gegenseitiges Verstehen, mithin Voraussetzung für Integration – und um kritische Punkte im Zusammenhang mit fundamentalistischen Bestre- bungen und Radikalismus. Zum Verständnis von Fluchtursachen und der vielfach zu beobachtenden Ablehnung „des Westens“ im Nahen Osten dienten u.a. Vorträge zum Palästina-Konflikt. Mit Dr. Mohammed Khalifa aus Hamburg, dem Autor und Islamwissen- schaftler Dr. Wilfried Buchta und Andreas Heinrich konnten wir drei Fach- leute als Referenten und Gesprächspartner gewinnen, die es immer ver- standen, das Publikum in ihren Bann zu ziehen und auch komplexe Zusammenhänge gut nachvollziehbar darzustellen. Ein weiterer Schwerpunkt waren die internationalen Beziehungen, zum einen das aktuelle transatlantische Verhältnis unter der Präsidentschaft von Donald Trump. Prof. Crister S. Garrett, Inhaber des Lehrstuhl für Amerikanische Kultur und Geschichte der Uni Leipzig und Stefan Robel, Geschäftsführer des Zentrums für Internationale Studien der TU Dresden erwiesen sich als ebenso kundige wie fesselnde Referenten. Ein weiterer Vortrag widmete sich den Beziehungen der „westlichen Welt“ zu den Staaten des Nahen Ostens. Dieser Vortrag des Nahost-Experten Dr. Michael Lüders im Theater Görlitz (dessen Intendanten und allen Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern für die großzügige Unterstützung hier aus- drücklich gedankt sei) mit über 300 Besuchern markierte einen besonde- ren Höhepunkt des gesamten Programms. Insgesamt umfasste die Reihe 17 Veranstaltungen mit fast 650 Teilneh- mern an 13 vhs-Standorten überwiegend im ländlichen Raum. Für das laufende Jahr stehen voraussichtlich umfangreichere Ressour- cen für eine Fortsetzung dieses Kooperationsprojektes zur Verfügung – seien Sie gespannt auf den Jahresreport 2018. Lutz Tittmann Sächsische Landeszentrale für politische Bildung 12
„Das Geheimnis voran zu kommen ist anzufangen.“ (Mark Twain) Eine vhs.cloud für alle Fälle Die Digitalisierung der Gesellschaft hat auch die Bildung massiv verän- dert, so wie keine andere gesellschaftliche Entwicklung zuvor. Lernen findet immer mehr virtuell statt. Und die Lernenden erwarten ein Bil- dungssystem, welches sich auf die digitale Welt einlässt. Der Masterplan „Erweiterte Lernwelten“ ist die Antwort der Volkshoch- schulen darauf. Er wurde vom Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) verabschiedet und wird von allen Landesverbänden mitgetragen. Ziel ist es, die Volkshochschulen bei der Entwicklung solider Kurskonzepte und –formate im Kontext der digitalen Welt zu unterstützen. Ganz im Sinne der Erweiterten Lernwelten haben sich einige Volkshochschulen in soge- nannten Digicircles vereint, um kollektiv und praxisnah Angebote zu ent- wickeln. Dabei ist Ausprobieren und Scheitern ausdrücklich erlaubt. Das Vorankommen und die damit einhergehende Organisationsentwicklung stehen dabei im Vordergrund. Damit die Digicircles auch inhaltliche Unterstützung für ihre Projekte bekommen, sieht der Masterplan ELW kostenlose Fortbildungstage für die jeweiligen Volkshochschulen vor. In Sachsen wurden 2017 zwei Digicircles mit den Volkshochschulen Chemnitz, Dreiländereck, Dresden, Leipzig, Leipziger Land, Landkreis Meißen, Muldental, Nordsachsen und Zwickau gegründet. Die sächsi- schen Digicircle-vhs entwickelten Projekte, wie beispielsweise Blended Learning-Kurse im Gesundheitsbereich, Kurzfilme als Selbstlerneinhei- ten, Politische Bildung im Netz oder Kurse mit Fitnessarmbändern. Einführungsveranstaltung zur vhs.cloud Ein weiterer Meilenstein war die Einführung der vhs-eigenen Lern- und in Markkleeberg Foto: SVV Arbeitsplattform vhs.cloud. Sie wurde im Auftrag des Deutschen Volks- hochschul-Verbandes entwickelt und im vergangenen Jahr zunächst allen Digicircles zur Verfügung gestellt. Die vhs.cloud ist speziell auf die Bedürfnisse des Lernens und Arbeitens an Volkshochschulen ange- passt. Sie vereint ein vollumfängliches Lernmanagement-, Webinar- und Videokonferenz-System sowie ein virtuelles Netzwerk für die deutschen Volkshochschulen. Jede vhs kann nun ganz nach Bedarf ihre Kurse mit nützlichen Tools aus der vhs.cloud bereichern. So können beispielsweise neue Kursformate, wie Blended Learning oder Flipped Classroom stattfin- den. Aber auch in klassischen Präsenzkursen kann die vhs.cloud unterstützend zum Einsatz kommen. Darüber hinaus findet Verbandsarbeit überregional in geschützten Gruppen auf der vhs.cloud statt. Der DVV bildete 2017 für jeden Landesverband Multiplikator/-in- nen aus, die in ihrer Region den Mitarbeiter/-innen und den Kursleiter/-innen den Umgang mit der vhs.cloud schulten. In Sachsen fanden zwei Einführungsveranstal- tungen zur vhs.cloud für die Digicircles statt. 2018 wird es weitere Schulungen für die Volkshochschulen und die Kursleitungen geben. Außerdem wird die vhs.cloud als Arbeitsplattform in den Gremien des DVV und des SVV eingesetzt. Susanne Sachse Marketing, Öffentlichkeitsarbeit 13
Online-Marketing-Studie an sächsischen Volkshochschulen 2016 wurde im Auftrag des SVV eine Studie zum Nutzung. Angesagt wären auch Reichweitenver- Marketing, insbesondere im Onlinebereich, an besserungen, die thematisch und analysie- sächsischen Volkshochschulen durchgeführt, rend-korrespondierend an erfolgreiche Websei- deren Gesamtergebnisse Anfang 2017 vorlagen ten angelehnt sein könnten; denkbar sind auch und sowohl publiziert als auch an verschiedenen eigene Angebote, die bei YouTube thematisiert, Stellen im SVV/vhs-Kontext diskutiert wurden. aufbereitet und verfügbar gemacht werden soll- Als Datenerhebung erfolgte eine Vollerhebung an ten; Letztlich sollte hier das Ziel der vhs insge- allen 17 vhs-Standorten in Sachsen. Dabei wur- samt sein, sich als „YouTube-Instanz“ mit Film- den aktuelle als auch strategisch geplante Mar- beiträgen zu zielgruppenrelevanten Themen (z.B. ketingaktivitäten erhoben. Neben signifikanten für den „Do-it-yourself-Bereich“) und damit dem lokalen Unterschieden zeigten sich auch relativ Generieren von Klicks und Abonnenten zu stabile, standortübergreifende Auffälligkeiten. entwickeln. Zusammengefasst ergeben sich folgende zent- Insgesamt ist es wichtig, die Marketingziele rale Ergebnisse: „Imagetransport“ und „Besucherlenkung“ hin zum „Webshop Homepage“ gleichwertig zu Offline-Marketing berücksichtigen und zu entwickeln. Deutliche Optimierungspotentiale im Bereich des klassischen Offline – Marketings (z.B. Sichtbar- Als verbesserungsfähig zeigte sich bei Volks- keit und Präsenz der vhs im Stadtbild). hochschulen das Problem fehlender oder unsys- Hohe Streuverluste und -kosten bei den klassi- tematischer Erfolgsmessung einzelner Werbeak- schen Offline – Kanälen: Kurshefte, Pressebei- tivitäten sowie eine unterkomplexe Gesamtstra- träge und Printwerbung. tegie für das Offline-Marketing. Außerdem ist Ausbaufähige Angebotsvernetzung mit anderen festzustellen, dass die finanzielle und personelle Akteuren und Partnern (z.B. der Landeszentrale Ausstattung im Marketingbereich sehr unter- für politische Bildung). schiedlich ist. Für die meisten Volkshochschulen ist es wichtig, explizite Ziele zu entwickeln, die Online-Marketing deutlich machen, welche Zielgruppen auf wel- chen Wegen erreicht werden sollen und welche Im Online-Bereich zeigten sich bei der Analyse Erfolgsindikatoren für die Marketingaktivitäten der Webauftritte deutliche Optimierungschan- von Bedeutung sind. Darauf aufbauend sind cen, z. B. hinsichtlich der Navigation auf der Analysetools ein unverzichtbares Werkzeug, um Webseite, den Möglichkeiten zur Kontaktauf- Tracking, Informationsgewinn und Wirksamkeits- nahme und dem Handling der Kursbuchung. prüfung zu optimieren. Das E-Mail-Marketing zeigt deutliche Möglich- keiten zur Verbesserung, z.B. hinsichtlich des Dr. Holger Müller systematischen Aufbaus einer Kundendatenbank SVV-Projektleiter für möglichst „passgenaue“ und personalisierte Newsletter sowie hinsichtlich differenzierter (E-Mail-gestützter) Kundenkontakte in Abhän- Weitere Informatio- Sächsischer gigkeit vom Kundenstatus (Neu-, Alt-, nen und Vertiefung Bestandskunden). siehe Projekt- Die Facebook-Aktivitäten signalisierten Potenti- Holger Müller dokumentation: ale im Hinblick auf höhere Interaktivität und Ziel- Online-Marketing Holger Müller: der Volkshochschulen in Sachsen gruppenspezifität der Posts sowie im Hinblick Bedarfe, Erfahrungen, Potentiale, Perspektiven Online-Marketing auf geeignete Personen (alters- und zielgruppen- der Volkshochschu- angemessen) zur Betreuung des Facebook-Ac- len in Sachsen. counts. Diese Betreuung könnte auch „outge- Bedarfe, Erfahrun- sourct“ werden. gen, Potentiale, Für den Sektor der YouTube-Aktivitäten zeigten Perspektiven. Edition vhs Aktuell, sich ebenfalls Veränderungsmöglichkeiten: Es Edition Vhs AktuEll Beiträge zur Weiterbildung Heft 5, Chemnitz fehlten oftmals systematische Überlegungen zur 2017. 14
„Man bewegt sich nicht weniger, weil man alt wird, sondern man wird alt, weil man sich weniger bewegt, – also bewege dich!!“ (Täve Schur) Landesweiter Aktionstag „Sachsen bewegt sich“ Der Sächsische Volkshochschulverband e.V. und der Ausschuss Präven- tion und Rehabilitation der Sächsischen Landesärztekammer haben die- sen Aktionstag gemeinsam initiiert. In der Volkshochschule Muldental begrüßte am Standort Grimma der vhs-Leiter, Christian Moeller, als Hausherr die interessierten Gäste. Sowohl die Sozialministerin, Barbara Klepsch, als auch die stellvertre- tende Präsidentin der Sächsischen Landesärztekammer, Petra Albrecht, kamen aus Dresden, um mit ihren Grußworten den Aktionstag zu eröff- nen. Dabei würdigten sie vor allem den gesundheitsfördernden Beitrag der Volkshochschulen, den diese mit ihren zahlreichen Bewegungs- und Entspannungskursen der sächsischen Bevölkerung bieten. In dem anschließenden ärztlichen Impulsvortrag bekamen die Teilnehmer von Dr. Ina Ueberschär, stellv. Geschäftsführerin Deutsche Rentenversiche- rung Mitteldeutschland, wertvolle Informationen, warum Bewegung in Lauftherapeutin Elisa Mayer brachte sie jedem Lebensalter sowohl für unseren Körper als auch für unsere Psyche in Bewegung: Sozialministerin Barbara von so großer Bedeutung ist. Klepsch (rechts), Petra Albrecht (2. v. rechts), Christian Moeller und Dr. Ina An allen 17 vhs-Standorten wurde dieser Impulsvortrag von Ärzten aus Ueberschär (2. v. links) der Region gehalten. Anschließend wurde „bewegt“. Dafür hatten die Foto: SVV Volkshochschulen abwechslungsreiche Schnupperangebote vorbereitet. Die Teilnehmer probierten sich z.B. in Drums Alive, Pilates, Blackroll® Moves, Line Dance, QiGong oder Krav Maga aus. Die Kleinen konnten sich bei Zumba, Kinderturnen oder Kindertanz ausprobieren. Um zu zei- gen, wie einfach es ist, sich täglich zu bewegen, wurde ein Kunstspa- ziergang über den Brühl in Chemnitz, eine Pilzwanderung in Hoyerswerda, QiGong im Park von Markranstädt oder eine Wanderung durch den Schlossgarten in Zschopau organi- siert. Auf Grund des guten Wetters wurden diese Angebote rege genutzt. Fazit: An diesem Samstag kam Sachsen „in Bewegung“. Claudia Knabe Fachreferentin SVV 15
4. Mitteldeutscher Sprachenkongress Unter dem Motto „Sprachenhorizonte“ fand am 15. und 16. September 2017 der 4. Sprachenkongress der mitteldeutschen Landesverbände der Volkshochschulen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Koope- ration und in den Räumlichkeiten der Martin-Luther-Universität Hal- le-Wittenberg statt. Ein interessantes Programm von 60 Veranstaltungen erwartete Lehrende, Dozent/-innen, pädagogische Mitarbeiter/-innen aus den Bereichen Sprachen, Integration und Alphabetisierung, Leh- rer/-innen an Schulen sowie Studenten. Darüber hinaus präsentierten sich rund um den Kongress zahlreiche Aussteller von Verlagen, Prü- fungsinstitutionen und Bildungseinrichtungen. Einer der drei The- menschwerpunkte des Kongresses lag auf der Integration von Flüchtlin- gen und Migranten, vor allem in Bezug auf die Förderkette von der Ersto- rientierung bis hin zur Integration in die Arbeitswelt, welche für die Erwachsenenbildung und insbesondere für die Volkshochschulen eine Der 4. Mitteldeutsche Sprachenkongress fand an der große Herausforderung darstellt. Die Ausrufung der „Nationalen Dekade Martin-Luther-Universität Halle- für Alphabetisierung und Grundbildung 2016-2026“ mit dem Ziel, die Wittenberg statt. Lese- und Schreibkompetenzen muttersprachlicher Erwachsener anzu- Foto: Markus Scholz heben, war das zweite große Thema. Die Dekade setzt eine umfassende Zusammenarbeit von Bund und Ländern voraus und die vhs sind ein wichtiger Partner in diesen Bündnissen. Das dritte übergeordnete Thema beschäftigte sich mit dem Programm ERASMUS+, welches die Mobilität zu Lernzwecken, die die Kompetenzen und Beschäftigungsfähigkeiten verbessern soll und eine transnationale Zusammenarbeit bedingt. Es för- dert damit auch die Modernisierung der Systeme der allgemeinen und beruflichen Weitebildung. In diesen Schwerpunkten traten an beiden Tagen des Kongresses die an Bildungsprozessen beteiligten Institutio- nen und Personen in einen aktiven Gedankenaustausch. Den Abschluss des Kongresses bildete eine Podiumsdiskussion zu bildungspolitischen Perspektiven der Weiterbildung „Was ist uns (Erwachsenen-) Bildung wert?“ mit politischen und pädagogischen Persönlichkeiten: Dr. Karamba Diaby MdB SPD, Dr. Petra Sitte MdB DIE LINKE, Wolfgang Aldag MdL BÜNDNIS 90 DIE GRÜNEN, Prof. Dr. Matthias Ballod, Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Katharina Seewald, Mit- glied im Vorstand des Deutschen Volkshochschul-Verbandes und Leite- rin der Volkshochschule Region Kassel. Die Moderation übernahm Prof. Dr. Ulrich Klemm, Geschäftsführer des Sächsischen Volkshochschulver- bandes. Der nächste Mitteldeutsche Sprachenkongress ist für 2020 in Sachsen geplant. Eike-Maria Falk Fachreferentin SVV 16
3. Fachtag für Gesundheitskursleiter Am 11.11.2017 fand in der Volkshochschule Chemnitz der nunmehr 3. Fachtag für Gesundheitskursleiter statt. Rund 70 Teilnehmende und Workshopreferenten reisten aus fünf Bundesländern (Sachsen, Sach- sen-Anhalt, Thüringen, Berlin, Brandenburg) an. Besonders gut wurde die Änderung im Programmablauf bewertet: ein gemeinsamer und aktiver Start in die Veranstaltung mit GYROKINESIS® sowie die 1. Hilfe-Schulung „Maßnahmen bei möglichen Unfällen im Kurs“ zwischen den beiden Workshopblöcken. Wie schon bei den vergangenen Fachtagen wurden die Workshops in den Sparten Bewegung und Entspannung sehr gut nachgefragt. Hier zeigte sich das Interesse vor allem darin, etwas Neues auszuprobieren und Übungsanregungen für die eigenen Kurse mitzunehmen. Beim Auswerten der Feedbackbögen zeigte sich, dass es für alle eine sehr gelungene, abwechslungsreiche und inspirierende Veranstaltung in toller Atmosphäre und in einem tollen Haus war. Deshalb gilt unser besonderer Dank Herrn Joseph Lenz von der Volks- hochschule Chemnitz, der uns sowohl bei der Vorbereitung als auch bei der Durchführung des Fachtages sehr unterstützt hat, ebenso wie den Verbandskolleginnen Romy Knebel und Peggy Lede. Gemeinsames Warm up mit Ein herzliches Dankeschön geht auch an das Sächsische Staatsministe- GYROKINESIS ® und Dozentin rium für Soziales und Verbraucherschutz für die finanzielle Isabel Maté Unterstützung. Foto: SVV Da uns auf allen Feedbackbögen signalisiert wurde, dass Sie den Gesundheitsfachtag weiterempfehlen und wieder daran teilnehmen wür- den, freuen wir uns bereits jetzt auf die Vorbereitungen für den 4. Fachtag für Gesundheitskursleiter im Herbst 2019. Claudia Knabe Fachreferentin SVV 17
vhs-Lehrkräftequalifizierung Am 10.03.2017 begann in Chemnitz in den Räumen der Geschäftsstelle des Sächsischen Volkshochschulverbandes die erste vhs-Lehrkräfte- qualifizierung im Rahmen des Basisprojekts „Einstieg Deutsch“, die kos- tenfrei angeboten werden kann und vom Deutschen Volkshochschul-Ver- band und der telc GmbH entwickelt wurde. Sie richtet sich an angehende DaF-Kursleitende, die im Anfängerunterricht eingesetzt werden wollen. Sie bekommen eine fundierte Einführung in den handlungsorientierten Unterricht. Diese insgesamt 100 Unterrichtseinheiten umfassende Qua- lifizierung wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in der Mat- rix zur Zusatzqualifizierung für DaF-Lehrkräfte als „andere DaF/DaZ-Zer- tifikate“ anerkannt. Im Basismodul, welches einen Umfang von 32 UE aufweist, werden die Themen Erwachsenengerechter Fremdsprachenunterricht, der Gemein- same Europäische Referenzrahmen als Grundlage für den Sprachunter- richt, der Sprachunterricht und die Unterrichtsplanung und die Zielgrup- pen von Deutschkursen in den Blick genommen. Im Aufbaumodul, wel- ches einen Stundenumfang von 68 UE aufweist, ging es um die Themen Motivation und Strategien beim Spracherwerb, niedrigschwellige Lern- angebote und Alphabetisierung, Aussprache und die Fertigkeit Spre- chen, Deutsch für den Beruf, E-Learning in Deutschkursen, Evaluieren und Prüfen im Anfängerunterricht, Interkulturelle Kompetenz und Kon- fliktmanagement und Deutschkurse für jugendliche Flüchtlinge. Die Trainerinnen wurden im DVV auf die Tätigkeit vorbereitet und haben in diesem ersten Kurs viele Erfahrungen sammeln können, da die Teil- Kreative Unterrichtsmaterialien spielen nehmer mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen kamen und man bei der vhs-Lehrkräftequalifizierung eine allen Ansprüchen gerecht werden musste. wichtige Rolle. Foto: Rosa Hauch Im Herbst haben wir, weil sich der Bedarf abzeichnete, dann noch zwei Lehrkräftequalifizierungen parallel in Leipzig und Dresden durchgeführt. Insgesamt haben 31 zusätzliche Lehrkräfte die Qualifizierung mit Zertifi- kat bestanden und können somit in Integrationskursen an Volks- hochschulen eingesetzt werden. Eike-Maria Falk Fachreferentin SVV 18
Wegweiserkurse mit Auszeichnung Am 20. September 2017 wurde dem SVV zusammen mit ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. der 2. Preis zum Innovationspreis Weiterbildung des Freistaates Sachsen 2017 vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus in Leipzig verliehen. Der SVV und ARBEIT UND LEBEN Sachsen erhielten diesen Preis für ihr Projekt „Wegweiserkurse für Asylsuchende in Erst- aufnahmeeinrichtungen“. Im Auftrag des Sächsischen Staatsministeri- ums für Soziales und Verbraucherschutz / Geschäftsbereich Gleichstel- lung und Integration wurde ein Erstorientierungs-Format für Erstaufnah- meeinrichtungen in Sachsen entwickelt. Dieses kam in über 400 Kursen mit mehr als 8.000 Teilnehmenden an bis zu 10 vhs-Standorten im Zeit- raum von Dezember 2015 bis August 2017 zur Anwendung. Das Besondere an diesem Erstorientierungskurs ist das Setting in Erst- aufnahmeeinrichtungen und das kompakte Angebot an fünf Tagen durch Projektdokumentation in ein Dozenten-Tandem, bestehend aus einem Sprachmittler (in der Regel Herausgeberschaft des Sächsischen DaF/DaZ-Dozent) und einem Kulturmittler. Die Kulturmittler haben eine Volkshochschulverbandes e.V. und eigene Migrationserfahrung, wurden speziell für das Projekt geschult ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. und sprechen die Muttersprache der teilnehmenden Asylsuchenden. Entsprechend konnten diese Wegweiserkurse auch speziell für Her- kunftsländer und Sprachkulturen differenziert angeboten werden. Seit September 2017 werden diese Wegweiserkurse in allen sächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen als Regelangebote implementiert. Die damalige Sächsische Staatsministerin für Kultus, Brunhild Kurth, lobte in ihrer Rede zur Preisverleihung die strukturierte und durchdachte pädagogische Konzeption der Wegweiserkurse, mit denen den aktuellen Herausforderungen in der Integrationsarbeit gut begegnet werden könne. Die Jury sieht „in dem Vorhaben ein herausragendes Innovationsprojekt mit großem Engagement, kreativer Intelligenz und großer öffentlicher Signalwirkung“. Dank des Preisgeldes und einer weiteren Förderung des SMK zum Wis- senstransfer konnte eine umfangreiche Projektdokumentation publiziert werden, die im AG-SPAK-Verlag erschienen ist. Neben einer detaillierten inhaltlichen Beschreibung der Wegweiserkurse enthält das Buch Praxis- berichte von Teilnehmenden, Sprach- und Kulturmittler/-innen und Interviews. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Sprach- und Kulturmittlern, den Mitarbeitern der beteiligten Volkshochschulen, von ARBEIT UND LEBEN Sachsen und nicht zuletzt bei unseren Ansprechpartnern im Geschäftsbereich Gleichstellung und Integration des Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz bedanken. Ohne ihren unermüdli- chen Einsatz und ihr Engagement wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen! Georg List SVV-Projektmitarbeiter 19
Von den Wegweiserkursen zu den Erstorientierungskursen Nach dem Ende unseres Modellprojektes der Zu Beginn der Projektlaufzeit veranstalteten wir „Wegweiserkurse in sächsischen Erstaufnahme- am 04.09.2017 eine Auftaktveranstaltung in der einrichtungen“, welches wir von Dezember 2015 Landesgeschäftsstelle von ARBEIT UND LEBEN bis Juli 2017 gemeinsam mit ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. in Leipzig. Petra Köpping, die Säch- Sachsen e.V. und sechs Volkshochschulen sische Staatsministerin für Gleichstellung und umsetzten, greift nun eine andere Förderstruktur: Integration, bedankte sich in ihrem Grußwort für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge för- die bisherige Arbeit im Projekt der Wegweiser- dert bundesweit sogenannte Erstorientierungs- kurse und wünschte den neuen Erstorientie- kurse, die geflüchteten Menschen erste Informa- rungskursen ebenfalls viel Erfolg. Im weiteren tionen zum Leben in Deutschland vermitteln und Verlauf der Veranstaltung stand die Vernetzung zugleich an die deutsche Sprache heranführen der beteiligten Organisationen im Mittelpunkt: sollen. In Absprache mit dem Sächsischen Kulturmittler/-innen und Kolleg/-innen aus den Staatsministerium für Soziales und Verbraucher- Wegweiserkursen machten sich mit den neuen schutz, Geschäftsbereich Gleichstellung und Projektpartnern bekannt und diskutierten u.a. die Integration, wird dieses Konzept in Sachsen auf Frage nach den Voraussetzungen für gelingende Grundlage des Curriculums aus dem Wegwei- Integration. ser-Projekt umgesetzt. Zudem beteiligt sich der Freistaat an der Förderung der Kurse, in dem er Fazit: Wir bleiben im Feld der Erstorientierung die Einsätze der muttersprachlichen Kulturmit- Geflüchteter aktiv. ter/-innen finanziert und eine landesweite Koordi- nierungsstelle der Erstorientierungskurse etab- Georg List liert hat. Die Ausschreibung dieser „Landeskoor- SVV-Projektmitarbeiter dination Erstorientierung Sachsen“ konnte der SVV gemeinsam mit ARBEIT UND LEBEN Sach- sen e.V. für sich gewinnen. Eine strukturelle Änderung ergab sich in der Aus- wahl der Träger für die Erstorientierungskurse: diese sind der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in Leipzig, die Malteser Hilfsdienst gGmbH in der Region Chemnitz und in Schkeuditz und die Volkshochschule Dresden im Auftrag der Euro- pean Homecare GmbH in Dresden. Ein Vorteil dieser Struktur ist, dass die Träger meist direkt in die Erstaufnahmeeinrichtungen eingebunden sind und so die Organisation und Koordination der Kurse wesentlich effizienter und flexibler erfolgen kann. Unsere Aufgabe als Landeskoordination ist es, die einheitliche Umsetzung des Curriculums in ganz Sachsen sicherzustellen, dieses weiterzu- entwickeln und Abstimmungsaufgaben zwischen den verschiedenen Akteuren und Fördermittel- gebern zu übernehmen. Darüber hinaus stellen wir den Erfahrungsaustausch und Wissenstrans- fer zwischen den Beteiligten sicher, bieten Fort- bildungen für die Lehrkräfte der Erstorientie- rungskurse an und bilden neue Kulturmittler/-in- nen aus. 20
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