2018 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
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Regan-Zunftblatt 2018 Für die Bewohner und Freunde von Regensdorf, Watt und Adlikon Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf 56. Jahrgang 2018 www.landzunft-regensdorf.ch Geleitwort Inhalt: Liebe Leserinnen und Leser REGENSDORFER GESCHICHTE 2 Schön, dass Sie sich Zeit nehmen und das 56. Zunftblatt der Landzunft Regensdorf lesen. Wie schnell doch die – Regensdorfer Schulhäuser Zeit vergeht! Schon ist wieder ein Jahr verflossen, und – Alte Karten – neues Bild ein weiteres Jahresheft über die Geschichte und die vom Züripiet um 1900 aktuellen Ereignisse von Regensdorf und dem Furttal – Die Maul- und liegt gedruckt in ihren Händen. Klauenseuche im Züripiet Die Zeit vergeht zwar nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei – Im Seewadel – ein Quartier (George Orwell). In der hektischen, digital geprägten Zeit ist es nicht mehr selbstver- schreibt Ortsgeschichte ständlich, noch ein auf Papier gedrucktes Werk zu lesen. Mit der Erfindung des Buch- drucks mit beweglichen Lettern und der Druckpresse durch Johannes Gutenberg vor MUSEUM 26 560 Jahren wurde ein neues Zeitalter in der Verbreitung von Wissen und in der Kom- munikation eingeläutet. Der Papierdruck löste die handgeschriebenen Schriften auf – Das Gemeindemuseum Pergament und auf Holzdrucken ab. Schriften konnten nun einfacher und in grossen Regensdorf 2016/17 Stückzahlen hergestellt und verbreitet werden. Das gedruckte Wort wurde so auch – 40 Jahre langsam der breiten Bevölkerung zugänglich und hat bis heute Bestand. Gemeindemuseum Die Digitalisierung hat wiederum ein neues Zeitalter der Kommunikation und des In- ZUNFT 30 formationsflusses eingeläutet. Wird der Druck von Informationen auf Papier jetzt ganz verdrängt oder gar verschwinden? Digitale Medien sind sicher eine revolutionäre Art – Jahresbericht des Informationsflusses und heute wohl die wichtigste. Das Internet mit all seinen des Zunftmeisters Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen, öffnet Türen und Tore. IN MEMORIAM 33 Noch ist unklar, was passiert, wenn bei der rasanten digitalen Entwicklung plötzlich – Hans Bernhard nicht mehr auf alte Daten zugegriffen werden kann, weil die Computersysteme schon wieder überholt sind. Die zusätzliche Archivierung auf Papier als ergänzende Form – Walter Fehr stirbt daher sicher nicht aus. Auch mit der Eröffnung der neuen, modern gestalteten Gemeindebibliothek wird der aktuelle Stellenwert des gedruckten Wortes in unserer GEMEINDELEBEN 35 Gemeinde unterstrichen. – Aus der Arbeit des Das eine schliesst das andere ja nicht aus. Und so finden sie auf unserer Homepage Gemeinderates 2016/17 zusätzlich alle unsere Zunftblätter digitalisiert zum Nachschlagen. Auch das äussere – Panorama Erscheinungsbild unseres Jahresheftes hat sich stets der Zeit angepasst. Von Hand ge- Kultur und Freizeit malte Titelbilder wurden durch moderne Graphik abgelöst, schwarz-weiss Fotografien mit Farbdrucken ergänzt. Nebst der Veröffentlichung von Beiträgen zur alten Dorf- – 50 Jahre geschichte wird im Zunftblatt eine Art Protokoll zum aktuellen Gemeindeleben auf- Gemeindebibliothek gezeichnet und bildet somit einen wichtigen Teil der Dorfchronik. – Die ältesten Einwohner Die Landzunft Regensdorf wünscht Ihnen mit dieser gedruckten Ausgabe des Zunft- – Einwohnerstatistik blattes einige beschauliche Stunden und einen vertieften Einblick in das Dorfleben und die Entwicklung unserer Gemeinde. IMPRESSUM 44 Alles Gute und die besten Wünschen zum neuen Jahr Alle Zunftblätter abrufbar unter: Kurt Knuser, Zunftmeister Landzunft Regensdorf www.landzunft-regensdorf.ch 1
REGENSDORFER GESCHICHTE Regensdorfer Schulhäuser Öffentliche Bauten sind Brennpunkte des öffentlichen Lebens, Kristallisationspunkte ihrer Gemeinschaften. Schulhäuser sind oft auch Zentren des kulturellen Lebens. Zahl, Funktion und Architektur haben sich mit der Entwicklung ihrer Gemeinden verändert. Sie sind darum auch Marksteine ihrer Geschichte. Dies soll das folgende «Inventar» der Regensdorfer Schulbauten festhalten. Das älteste Regensdorfer Schulhaus an der Watterstrasse 17. Nach dem Bezug des Zentralschulhauses Ruggenacher I dienten seine Räume Vereinen, der Musikschule und Spielgruppen als Probe- und Übungslokal und beherbergten zweimal die Gemeindebibliothek. Für die Volksschule im Stadtstaat Zürich war bis ins 19. Jahr- hundert die Kirche zuständig. Auf dem Lande waren es denn auch die Pfarrer, die entweder selbst unterrichteten oder einen Schulmeister anstellen mussten. Der Unterricht fand meist in der Wohnung des Lehrers statt. In Regensdorf gab es aber seit 1641 neben der Kirche ein Schulhaus, das fast zwei Jahrhunderte lang, bis 1830, seinen Dienst versah. Re- gensdorf, Watt und Adlikon gehörten zu einer gemeinsamen Schulgemeinde, waren aber bis 1906 in drei autonome Schulgenossenschaften gegliedert. Im November 1830 erhob sich die Landbevölkerung gegen das verhasste Stadtregiment, und am 22. November ver- sammelten sich 12’000 Männer zu einer Volksversammlung in Uster. In ihrem «Memorial von Uster» verlangten sie auch « … eine durchgreifende Verbesserung im Schulwesen…». Schul- und Gemeindehaus Adlikon von 1930 Folgerichtig schrieb das Volksschulgesetz von 1832, das die allgemeine Schulpflicht einführte, erstmals explizit vor, Schulhaus nach einem kantonalen Muster gebaut. Im Erd- dass jede Ortsschule ein eigenes Schulhaus oder spezielles geschoss wurden in einem einzigen Schulzimmer alle 8 Unterrichtszimmer haben müsse. Klassen unterrichtet und im 1. Stock wohnte neben einem Nähschulzimmer der Schulmeister in einer geräumigen Leh- Vom Dorf- zum Zentralschulhaus rerwohnung. Seit 1911 dient es als Wohnhaus. 1981 erwarb die damalige Zivilgemeinde das Haus und renovierte es. Vor 1830 – Zwischenspiel allem mit seinem Uhr-Türmchen prägt das alte Schulhäus- Das Schulhaus aus dem 17. Jahrhundert hatte ausgedient, chen auch heute noch das Watter Ortszentrum. der Neubau an der gleichen Stelle an der Watterstrasse wurde aber bereits nach gut zwanzig Jahren ersetzt. 1830 – Das Dorfschulhaus in Adlikon Das kleine Dorfschulhaus verfügte im ersten Stock über ein einziges Klassenzimmer und einen Kellerraum im Erdge- schoss. Es steht neben dem 1779 erbauten ehemaligen Lehrerhaus und diente bis zum Bezug des neuen Schul- hauses in Watt 1911 für den Unterricht der Adliker Kinder. Das Haus war danach lange Sitz der Zivilgemeinde Adlikon, ist heute im Besitz der Politischen Gemeinde und wird vom «Verein Aktives Adlikon» verwaltet. 1833 – Das Dorfschulhaus Watt In Watt bestand bereits seit dem 17. Jahrhundert eine Schule und darum sicher auch ein Haus, in dem Schule ge- halten wurde. 1833/37 wurde mitten im Dorf ein neues Watter Schulhäuschen von 1833 2
REGENSDORFER GESCHICHTE 1834 – Das erste «Sekundarschulhaus» te daher für bessere Räume sorgen, wenn sie die Sekun- an historischem Ort darschule in Regensdorf behalten wollte. Dieses Problem Im Herbst 1833 setzte der Grosse Rat des Kantons Zürich konnte im neuen Schulhaus, das die Primarschulgemeinde das «Gesetz über das höhere Schulwesen» in Kraft. Dieses bauen wollte, gelöst werden. Die Sekundarschule sollte sah vor, dass die Gemeinden eine Sekundarschule eröffnen dort die benötigten Räume erhalten. konnten, wenn sie die Kosten für Unterrichtslokal und Leh- rerwohnung übernahmen. 1852 – Das neue Schulhaus an der Watter- strasse für Primar- und Sekundarschule Die «Alte Post» – 1834 erstes Schullokal der Sekundarschule Da Regensdorf Schulort des Sekundarschulkreises werden wollte, musste die Schulpflege für ein Schullokal sorgen. Zu diesem Zwecke mietete sie an der Watterstrasse in der Das Dorfschulhaus an der Watterstrasse von 1851 Wirtschaft zur «Alten Post» im Erdgeschoss ein «Lehrzim- mer» und eine Lehrerwohnung. Das eindrucksvolle Gebäu- Am 31. Oktober 1852 konnte das Schulhaus eingeweiht de, der schönste profane Barockbau des Furttals, war werden, das zusammen mit dem «Hirschen» und der refor- 1785 gegenüber der Kirche gebaut worden. Dem ländlich- mierten Kirche das Regensdorfer Dorfbild bis heute mit- schlichten Äussern stand ein prächtiger Innenausbau ge- prägt. Es enthielt die Räume, die den Raumbedarf der bei- genüber. Die getäferte Gaststube war das politisch-kultu- den Schulgemeinden für die nächsten Jahrzehnte decken relle Zentrum der Gemeinde. Also wahrlich ein würdiger Ort sollten: im Erdgeschoss ein grosses Unterrichtszimmer der für den Start der Sekundarschule im Furttal! Primarschule, im ersten Stock ein kleineres der Sekundar- Bereits am 1. Februar 1834 eröffnete die Sekundarschul- schule und daneben ein Zimmer für die Arbeitsschule (Mäd- pflege Regensdorf im Erdgeschoss der «Alten Post» die chenhandarbeit). Dazu kamen zwei Lehrerwohnungen. erste Sekundarschule des Kantons Zürich – noch bevor sie die Bewilligung der kantonalen Behörden erhalten hatte. Mit 32 Knaben aus dem neugegründeten Schulkreis, der neben allen Furttalgemeinden auch Affoltern umfasste, be- gann der Unterricht im umgebauten Wirtshaus. Das Schulzimmer, aus zwei zusammengelegten Zimmern erstellt, war wenig komfortabel. «Die Schule war in einem zu kleinen, niedrigen, nur von einer Seite her mangelhaft beleuchteten Parterreraum der Strasse zu gelegen.» Darin fand 18 Jahre lang der Furttaler Sekundarschulunterricht statt. Die «Alte Post» – 1973 abgerissen – dürfte damit auch das erste Sekundarschulhaus des Kantons Zürich gewesen sein. Die Räume in der «Alten Post» waren also für den Schul- betrieb wenig geeignet. Die Sekundarschulgemeinde muss- Das alte Dorfzentrum mit Schule, Kirche und Friedhof 3
REGENSDORFER GESCHICHTE Sechzig Jahre lang unterrichtete im Schulhaus an der Wat- terstrasse stets nur ein einziger Sekundarlehrer. Als aber nach dem Ersten Weltkrieg die Schülerzahlen rasant zunah- men und regelmässig die Zahl 50 überstiegen, bewilligte die Erziehungsdirektion der Gemeinde auf das Schuljahr 1921/22 eine zweite Lehrstelle. Damit war das Raumpro- blem wieder hoch akut. 1921 lehnte es die Gemeindeversammlung ab, für die Se- kundarschule ein leer stehendes Zimmer im neuen Buchser Schulhaus zu mieten. Stattdessen beschloss sie, das Sekun- darschulzimmer durch eine Trennwand zu halbieren, um so ein zweites Klassenzimmer zu gewinnen. Da die Zeit dräng- te, wurde dies als befristete Notlösung akzeptiert, die je- Schulhaus Watt mit der Turnhalle von 1955 doch zum Dauerprovisorium verkam. Im Frühling 1925 wurde das Problem akut, als in den zwei Klassen zusammen Ende des 19. Jahrhunderts führten wachsende Schülerzah- 65 Kinder in den «halben» Zimmern unterrichtet werden len zu unhaltbaren Zuständen im Watter Schulhäuschen. mussten. Ein einziges Schulzimmer genügte für die acht Klassen nicht Da die beiden Pflegen sich auf keine Lösung einigen konn- mehr. Zögerliches Vorgehen der Watter Schulpflege in ten, schlug die Sekundarschulpflege an einer Gemeindever- der Raumfrage führte dazu, dass schliesslich der Kantons- sammlung den Bau eines eigenen Schulhauses vor, weil sie rat ultimativ den Bau eines neuen Schulhauses verlangen der ständigen Konflikte mit der Primarschule müde gewor- musste. den war. 1911 wurde das neue Schulhaus an der Unterdorfstrasse Doch die Kreisgemeindeversammlung lehnte den betreffen- schliesslich eingeweiht. Es war an dieser Stelle gebaut wor- den Kredit ab und nahm das Angebot der Primarschule an, den, damit die Adliker Kinder einen kürzeren Schulweg hat- die Lehrerwohnung aufzugeben und der Sek zwei grössere ten. Der imposante Bau enthielt drei Unterrichtszimmer und Lehrzimmer zur Verfügung zu stellen. eine Lehrerwohnung. Bei der Renovation von 2009 wurde 1932 wurde eine umfassende Renovation des Schulhauses das Raumangebot durch den Ausbau des Dachgeschosses durchgeführt, bei der die spektakulärste Neuerung der Ein- mit einem grossen Mehrzweckraum und Gruppenräumen bau einer Abortanlage mit Wasserspülung war. Mit diesem stark aufgewertet. Auch heute noch fällt die markante Ein- Raumprogramm kamen die beiden Schulen bis in die 50er- gangshalle auf, an deren wuchtigem Eckpfeiler die Wappen Jahre zurecht. der drei ehemaligen Zivilgemeinden angebracht sind – Zeit- zeuge im Heimatstil als sogenanntes Zürcher Giebelhaus. 1911 – Das neue Schulhaus in Watt Der Bau steht heute unter Heimat- und Denkmalschutz. Eingang nach der Renovation von 2009 Hundert Jahre nach der Eröffnung feierte die Watter Schule ihr Jubiläum mit einer «glanzvollen Renovation»: Neben 1911 – Watt: Das neue Schulhaus wird eingeweiht. bautechnischen Renovationsarbeiten konnten dringend be- 4
REGENSDORFER GESCHICHTE nötigte Gruppenräume und im Dachstock ein stimmungs- voller Mehrzweckraum realisiert werden. 1933 – Der Turnschopf Seit 1859 wurde im Kanton Zürich Turnunterricht abgehal- ten. Er fand in Regensdorf bis in die Dreissigerjahre im Freien statt, meist auf dem Pausenplatz oder manchmal im Wald – oder bei schlechtem Wetter und im Winter gar nicht. Erst ab 1933 konnten die Regensdorfer Schulkinder in einem Turnlokal Sport treiben. Der Turnverein hatte näm- lich einen alten Schopf gekauft, ihn zerlegt und an der Wat- terstrasse schräg vis-à-vis des Schulhauses wieder auf- Zentralschulhaus Ruggenacher, 1957 gebaut und als Turnhalle eingerichtet. Drinnen wurde auf einem Klötzli-Parkett geturnt, und es standen ein Reck und rerzimmern für beide Schulen gemeinsam Pausen- und ein ein Barren zur Verfügung. Gegen Entschädigung stellte der Arbeitsraum geschaffen. Dazu gehörte ein kleiner Samm- Verein dann den «Turnschopf» den Schulen für ihren obli- lungsraum für Demonstrationsobjekte. Damit erhielt die gatorischen Turnunterricht zur Verfügung. Sekundarschule erstmals das langersehnte eigene Schul- haus. Die Anlage für die Primarschule umfasste einen Doppelkin- dergarten, neun Klassenzimmer, einen Singsaal, eine Turn- halle und eine Abwartswohnung. Mit dieser ersten echten Turnhalle der Gemeinde erhielten auch die Sportvereine, allen voran die Turnvereine mit ihrer weit herum bekannten erfolgreichen Kunstturnersektion, ein zeitgemässes Trainingslokal. Und der schöne, erweiter- bare Singsaal brachte vielen anderen Vereinen und Orga- nisationen für ihre Veranstaltungen einen ansprechenden Rahmen. Quartier- und Kreisschulhäuser Der Turnschopf, 1933 vom Turnverein Regensdorf erbaut 1961/62 – Das Quartierschulhaus Chrüzächer Der Bevölkerungsboom, der Mitte der 50er-Jahre einge- 1957 – Das Ruggenacher I setzt hatte, führte dazu, dass die Primarschulgemeindever- «Da eine gemeinsame Benützung gewisser Räume und sammlung bereits zwei Jahre nach dem Bezug des Zentral- Sammlungen grosse schulische Vorteile bringt, beschlossen schulhauses Ruggenacher den Kredit für eine weitere Primar- und Sekundarschulgemeindeversammlung den Bau eines Zentralschulhauses,» schrieb der Präsident der Se- kundarschulpflege in der Einweihungsfestschrift. Dieser Schritt zeugte von weitsichtiger Planung, und dass die so oft zerstrittenen Gemeinden sie gemeinsam durchführten, verdient Respekt. Eine hochkarätige Baukommission mit den Präsidenten beider Schulpflegen und dem Präsidenten der Politischen Gemeinde als Vorsitzendem realisierten damit ein Werk, das für die Gemeinde für viele Jahre zu einem eigentlichen Schul- und Kulturzentrum wurde. Die Anlage wurde in zwei Etappen gebaut. Im ersten, sepa- raten Trakt der Sekundarschule, wurden 5 Klassenzimmer, eine Holz- und eine Metallwerkstatt, eine Schulküche, ein Naturkunde-Demonstrationszimmer und zwei Nähschul- zimmer erstellt. Im gleichen Trakt wurden mit zwei Leh- Das erste Quartierschulhaus: Das Chrüzächer von 1966 5
REGENSDORFER GESCHICHTE Anlage bewilligte, die dann etappenweise bezogen und Dem doppelstöckigen Turnhallenbau gliederte der Archi- 1962 mit einem Dorffest eingeweiht werden konnte. tekt die Abwartswohnung und die Räume der Schulzahnkli- In den «Chrüzächern», am Ortsrand gegen Affoltern gelegen nik an. Auf die Erstellung eines eigenen Singsaals wurde und damit das erste Schulhaus in einem neuen «Aussen- schliesslich aus Kostengründen verzichtet. quartier», weist das Schulhaus im Haupttrakt 18 Klassen- zimmer auf, die um zwei Lichthöfe gruppiert sind. Dazu Ein Dauerprovisorium kommen zwei Handarbeitszimmer, ein Lehrerzimmer und für die Watter Schulkinder ein grosser Singsaal. Damit wurde für einige Jahre auch Bereits Ende der Sechzigerjahre wurden im Einzugsgebiet eine gewisse Raumreserve für die kommenden Jahre ge- des Watter Primarschulhauses zusätzliche Schulzimmer be- schaffen. Den Westtrakt, durch einen gedeckten Durchgang nötigt. Ein Provisorium sollte die Zeit bis zum Bau eines mit dem Klassentrakt verbunden, bilden zwei Turnhallen neuen Schulhauses überbrücken, und vier Klassenzimmer und eine Abwartswohnung. Wie bereits im Ruggenacher in Pavillons erfüllten darum diese Aufgabe bis zum Ende des und in den folgenden Schulhäusern wurden im Kellerge- Jahrhunderts – c’est le provisoire qui dure! schoss Luftschutzräume eingebaut. 1972 – Erweiterung des Schulzentrums – das Ruggenacher III Die Grossüberbauung Sonnhalde brachte schon mit ihrer ersten Etappe 1970–73 einen einmaligen Bevölkerungs- schub – natürlich mit vielen Schulkindern. Die Schulgemein- de baute ihren Schulraum rechtzeitig aus mit einem zweiten Bau im Ruggenacher, was seine Bedeutung als Schulzen- trum verstärkte. Das Raumprogramm sah in zwei Klassen- trakten 18 Klassenzimmer, drei Arbeitsschulzimmer, zwei Werkräume und weitere kleinere Unterrichtsräume vor. Für die grosse Zahl von Lehrerkräften wurden genügend Ar- beitsplätze und -räume geplant. Im Untergeschoss wurde die Schülerbibliothek eingerichtet, wo auch die Gemeinde- bibliothek einzog und bis 1994 blieb. In den westlichen Spezialtrakt kamen ein Singsaal mit eingebauter Bühne, eine Turnhalle und ein Lehrschwimm- becken mit Hubboden (8m x 17m) zu stehen. Ein daran Das Sekundarschulhaus Ruggenacher II, 1966 anschliessendes Haus für den Schulabwart rundete das Raumprogramm ab. Auch das Ruggenacher III wurde mit 1966 – Ruggenacher II, das erste Luftschutzräumen ausgerüstet. Dazu hatte die politische eigenständige Oberstufenschulhaus Gemeinde noch eine Militärunterkunft für bis zu 150 Mann Die 1959 beschlossene Reorganisation zu einer dreiteiligen verlangt. Oberstufe mit Sekundar-, Real- und Oberschule und das rasche Wachstum der Gemeinde mit steigenden Schüler- zahlen führte rasch zu mehr Lehrstellen, so dass die Räume im Sekundarschultrakt im Ruggenacher bald nicht mehr genügten. Schon 1966 musste darum die Oberstufe bereits ihr zweites Schulgebäude in unmittelbarere Nachbarschaft beziehen. Die neue Anlage mit Klassen-, Spezial- und Turnhallentrakt fügte sich harmonisch an die bisherigen Bauten im Ruggen- acher I an und machten es zu einem eigentlichen Schulzen- trum. Sie verfügte über 12 Klassenzimmer, zwei Handar- beitszimmer, ein Lehrerzimmer und eine Schülerbibliothek. Zwei Werkstätten, ein Zeichnungssaal, eine Schulküche und ein Naturkundezimmer wurden im Spezialtrakt unterge- bracht. Primarschulhaus Ruggenacher III, 1972 6
REGENSDORFER GESCHICHTE 1974 – Adlikerbüel, eine verpasste Chance propagiert. Es war also nicht abzusehen, was die Schule Zwischen 1970 und 1980 nahm die Bevölkerung der Ge- in Zukunft für Raumbedürfnisse haben würde. «Es sollte meinde um einen Drittel zu. Massgeblich an diesem Wachs- keine starre, endgültige Raumaufteilung geben, sondern tum beteiligt war die Siedlung Sonnhalde in Adlikon, die wir strebten eine flexible Lösung an, damit die Schule pro- schliesslich 1’000 Haushalte umfassen sollte. Die Regens- blemlos auch kommenden Anforderungen gerecht werden dorfer Behörden reagierten auf diese Entwicklung und plan- kann», schrieb die Baukommission. ten gemeinsam ein Schul- und Kirchenzentrum in Adlikon, das die notwendigen Schul- und Versammlungsräume für die zuwandernden Familien mit ihren Kindern bereitstellen sollte. Primar- und Oberstufenschulpflege, beide Kirchen- pflegen und der Gemeinderat planten am Adlikerbüel, wo die Politische Gemeinde genügend Land besass, ein Zen- trum, das alle Bedürfnisse befriedigen würde. Es sollte eine Schulanlage mit 24 Zimmern (12 in einer ersten Etappe) – Lernschwimmbecken, drei Turnhallen und einen Gemein- schaftssaal geben. Dem von den Behörden erarbeiteten Vertragswerk wurde an den Gemeindeversammlungen zu- gestimmt, die Kreditvorlage und das gesamte Vertragswerk Petermoos – Schulhaus mit flexibler Raumeinteilung wurden dann aber 1974 in der Urnenabstimmung klar ab- gelehnt. Das ausgewählte Projekt erfüllte diese Ansprüche: die Raum-Grundrisse innerhalb der drei kubischen Gebäude- trakte wurden durch den Einbau von umstellbaren Trenn- wänden flexibel gehalten. Je nach Bedarf konnten kleinere oder grössere Räume erstellt werden. Folgerichtig startete das Petermoos 1975 als Pilotschule mit dem «Abteilungsübergreifenden Schulversuch an der Oberstufe (AVO)», der später im zürcherischen Modell der «Gegliederten Sekundarschule» generalisiert wurde. Gebaut wurden 14 Klassenzimmer, ein Grossraum, eine Ein- gangshalle, ein Singsaal mit Bühne, zwei Turnhallen, ein Lehrerzimmer mit Arbeitsräumen, ein Sprachlabor, ein Na- turkundezimmer, eine Bibliothek, drei Mädchenhandar- beitszimmer, eine Schulküche, zwei Werkstätten, diverse Oberstufenschulhaus Petermoos in Buchs, 1975 Räume für die Administration und ein freistehendes Ab- wartshaus. 1975 – Petermoos, das Kreisgemeinde- Für die Buchser Bevölkerung ging mit der Einweihung des schulhaus ausserhalb des alten «Schulortes» «Petermoos» eine Epoche zu Ende: Seit 1834 waren ihre Nach dem Ruggenacher II ging es für die Oberstufen-Kreis- Oberstufenschüler nach Regensdorf zur Schule gegangen, gemeinde im Zehnjahrestakt weiter. Das «Adlikerbüel-Pro- zu Fuss, mit dem Velo oder der Eisenbahn. Nun hatten sie jekt» hätte die nächste Etappe sein sollen und wäre als endlich ihr «eigenes» Schulhaus bekommen! Schulzentrum nahe der Siedlung «Sonnhalde» mit den zu erwartenden zahlreichen Schulkindern optimal gelegen ge- 1979 – Der Pavillon: wesen. Nach dessen Ablehnung machten sich die Buchser ein Provisorium wider die Raumnot Vertreter in der Behörde für eine Anlage in ihrer Gemeinde Bereits drei Jahre nach der Einweihung des »Petermoos» stark und fanden bald auch einen geeigneten Standort am reichte auch im Oberstufen-Schulzentrum Ruggenacher II östlichen Rand der Gemeinde, ausserhalb des besiedelten der Raum nicht mehr aus, um die wachsende Zahl der Schü- Gebietes, im «Petermoos» und in Fussgängerdistanz zur ler aufzunehmen. Durch einen provisorischen Pavillon mit «Sonnhalde». zwei Klassenzimmern hinter dem Turnhallentrakt sollte Die Planung fiel in eine kritische Phase der Schulentwick- 1979 die Zeit bis zum Bau von neuem Schulraum über- lung. Schon seit längerer Zeit hatte sich der Reformbedarf brückt werden. Nichts dauert länger als ein Provisorium, verstärkt: Immer neue Schulmodelle wurden diskutiert und sagt der Volksmund – in diesem Falle 23 Jahre! 7
REGENSDORFER GESCHICHTE für die Primarschule acht Klassenzimmer und verschiedene Spezialräume brachte, der Oberstufe drei Werkstätten und ein Naturkundezimmer und für die Gemeinde einen Vereins- raum mit Duschen sowie einen Sportplatz mit Rasenspiel- feld, Hartplatz und Leichtathletikanlagen. Dank der Aus- lagerung von Spezialräumen konnte im benachbarten «Petermoos» der freiwerdenden Platz zu Klassenzimmern umgebaut werden. 1994 konnten beide Schulen das neue Schulhaus einweihen. Primarschulhaus Pächterried beim Adlikerbüel, 1982 1982 – Pächterried – das Schulhaus für Watt und Adlikon Nach dem Scheitern des Projekts «Adlikerbüel» musste auch die Primarschule eine vernünftige Lösung für die Ad- liker Schulkinder finden, denn auf die Dauer konnte der Bustransport von Hunderten von Kindern aus Adlikon und der Sonnhalde ins «Chrüzächer» und ins «Ruggenacher» nicht aufrecht erhalten werden. Die Schulgemeinde erwarb von der Politischen Gemeinde das notwendige Land beim Adlikerbüel und legte 1980 das Projekt eines Primarschul- hauses vor, das nebst den Bedürfnissen der Primarschule Das «Zwingert» in Buchs, für Primar- und Sekundarschule, 1994 auch die Wünsche der Vereine nach einem Raum für Gross- veranstaltungen befriedigen sollte. 2000/2012 – Erweiterung Das Kernstück der geplanten Anlage – nun «Pächterried» Schulhausanlage Watt genannt – bildete ein Klassentrakt mit 13 für flexiblen, zeit- Die Pavillonbauten aus den 60er-Jahren wurden schliess- gemässen Unterricht gestalteten Unterrichtszimmern, lich im Jahr 2000 durch einen neuen doppelstöckigen Trakt Bibliothek, Werkraum, Lehrerzimmer und Nebenräumen. ersetzt, in dem vier Klassenzimmer, Gruppenräume und ein Dazu kam ein freistehendes Abwartshaus und ein separater Lehrerzimmer erstellt wurden. Mehrzwecktrakt. In diesem wurden ein Singsaal, mehrere Bereits bei der Planung dieses Klassentrakts West wurde Musikzimmer und eine Mehrzweckturnhalle vorgesehen. eine Erweiterung der Anlage geplant, in welcher drei zu- Diese sollte mit einer grossen Bühne, einem Office und sätzliche Klassenzimmer, zwei Gruppenräume, ein Hand- einem grossen Foyer für Vereinsveranstaltungen eingerich- arbeitszimmer, ein Werkraum und weitere Nebenräume tet sein. untergebracht werden konnten. Die Vorlage wurde 1980 in der Urnenabstimmung mit grossem Mehr angenommen und konnte im Frühling 1982 bezogen werden. 1994 – Das Zwingert – drei Gemeinden, ein Werk Die Notwendigkeit, Mädchen und Knaben das gleiche Bil- dungsangebot zu gewährleisten, und ein neuer Lehrplan verlangten zusammen mit steigenden Schülerzahlen in der Primarschule Buchs zusätzliche Räumlichkeiten. Die Schul- präsidenten waren sich rasch einig, dass in Buchs für beide Schulgemeinden nun ein neues Schulhaus gebaut werden sollte. Der Gemeinderat Buchs sah zudem die Möglichkeit, mit diesem Neubau den seit Jahren geplanten Sportplatz realisieren zu können. Man einigte sich auf ein Projekt, das Erweiterungsbau Primarschulhaus Watt, 2000 /2012 8
REGENSDORFER GESCHICHTE 2002 – Kleingruppenschule im Motel 2002 beschritt die Sekundarschulgemeinde Regensdorf/ Buchs/Dällikon mit der Eröffnung einer Kleingruppenschule (KGS) pädagogisch neue Wege. Hier sollen Kinder mit be- sonderen Lernbedürfnissen, die nicht in der Regelschule befriedigt werden können, gezielt gefördert werden. Auch mit der Beschaffung des nötigen Schulraums suchte sie eine unkonventionelle Lösung. Ein Neubau im Dälliker In- dustriegebiet, in dem ein Motel eröffnet wurde, bot eine Lösung an. Auf einem gemieteten Stockwerk richtete dort die KGS Unterrichtszimmer und die dazugehörigen Neben- Ersatzbau Spezialtrakt Ruggenacher II, 2002 räume ein. 2002 – Ersatzneubau der Oberstufe im Ruggenacher II Zum weiterhin anhaltenden Mangel an Klassenzimmern kam auch in Regensdorf der Bedarf an zusätzlichen Spezi- alräumen. Neue Lehrpläne, die Forderung nach vermehrter Individualisierung des Unterrichts, sowie die Einführung der «Teilautonomen Volksschule» verlangten Anpassungen. Die Schulpflege entschloss sich, anstatt eines Umbaus einen Neubau an Stelle des alten Spezialtraktes zu erstellen, mit dem auch das in die Jahre gekommene Pavillon-Proviso- rium beendet werden konnte. 2002 wurde der neue Trakt B mit fünf zusätzlichen Klas- senzimmern samt dazugehörenden Gruppenräumen be- zogen. An der Einweihung wurden dann auch die neue Erweiterungsbau Primarschule Ruggenacher I, 2006 /2007 Schülerbibliothek, eine Schulküche, zwei Naturkunderäu- me, mehrere Werkräume und zusätzliche Arbeitsräume für die Lehrkräfte bezogen. Mit einem grossen Mehrzwecksaal konnte der langersehnte Raum für Musik, Theater und Ver- sammlungen realisiert werden. Damit war der Bedarf an Schulraum vorerst gedeckt. Um die Anlage behindertenge- recht nutzen zu können, wurde auch erstmals ein Aufzug in ein Schulhaus eingebaut. Sanierung und Neugestaltung Anlage Ruggenacher I 2006 /2007 – Sanierung und Erweiterung Schulanlage Ruggenacher I Die 50-jährigen Bauten waren sanierungsbedürftig ge- worden, und zudem verlangten Änderungen in der Schul- organisation, neue Lehrpläne und weiterhin steigende Schülerzahlen zusätzliche Räume. Die Primarschulpflege entschied sich dafür, die Anlage, Kleingruppenschule im Budget-Motel, Dällikon deren speziellen Charakter und Bedeutung in der Regens- 9
REGENSDORFER GESCHICHTE dorfer Geschichte sie schätzte, zu sanieren und einen zu- sätzlichen Trakt an die bestehende Turnhalle anzubauen. Der sanierte Altbau enthält den Singsaal, vier Klassenzim- mer und dazugehörige Gruppenräume, eine Schülerbiblio- thek und für Schule und Vereine zusätzliche Räume im Kel- lergeschoss. In den beiden Pavillons wurden modernisierte Räume für die Handarbeit untergebracht. Im dreistöckige Neubau in der Verlängerung der Turnhalle wurden fünf Klassenzimmer mit Gruppenräumen, einem Lehrerzimmer und mehreren Spezialräumen erstellt. Im einstöckigen Verbindungsbau sind Räume für eine Schule mit Mittagstisch etc. untergebracht. Ein gedeckter Verbindungsgang verbindet den Altbau mit dem neuen Trakt. Rückbau Sekundarschultrakt Ruggenacher I, 2017 Im Trakt B waren lediglich für ein Lernatelier grössere Um- bauten nötig, die übrigen Anpassungen konnten mit gering- fügigen Eingriffen erreicht werden. Der Trakt E, der Sekundarschulflügel im Ruggenacher I, blieb während der Bauarbeiten als Raumreserve für die «ausquartierten» Klassen bestehen. Danach wurde er, da hier auf kostspielige Umbauten verzichtet und er durch den neuen Trakt D ersetzt wurde, nach erfolgten Um- und Neu- bauten abgebrochen und an seiner Stelle ein Sportplatz angelegt. Neubau Schulhaus Ruggenacher II, Trakt E, 2013 2012 – Erweiterungsbau der Sekundarschule Ruggenacher II Nach 40 Jahren war in dieser Anlage nach der Jahrhundert- wende ein beachtlicher Bedarf an baulichen Sanierungs- arbeiten zu verzeichnen. Veränderte gesetzliche Anforde- rungen an die Schulräume und ein neues Schulmodell («Lernlandschaften») verlangten zusätzliche und zum Teil andere Räume und Einrichtungen. Anstelle der 27 bisherigen Klassenzimmer traten neun «Lernateliers» mit je einem Grossraum (50 individuelle Schülerarbeitsplätze), einem kleineren Inputraum und zwei Gruppenräumen. Nebst verschiedenen Unterrichts-Spezi- alräumen mussten auch die Räume für die geforderten Ta- gesstrukturen (Mittagstisch, etc.) erstellt und die Trakte A und E behindertengerecht ausgerüstet, resp. umgebaut werden. Im neuen dreigeschossigen Trakt D wurden vier Lernland- schaften untergebracht sowie die Einrichtungen für die Tagestrukturen erstellt. Dazu kamen verschiedene Spezial- räume und ein Lift. Im Trakt A konnte das bisherige Raum- angebot zu vier Lernateliers mit Spezialräume umgebaut werden. Erweiterungsbau Schule Pächterried 2014 10
REGENSDORFER GESCHICHTE 2014 – Erweiterung Schulhaus Pächterried soll eine Dreifachturnhalle das Angebot für die Sportvereine Bedingt durch die anhaltende Bautätigkeit im Raum verbessern und die Gemeindebibliothek Räume bekom- Watt/Adlikon stiessen die beiden dortigen Schulhäuser men, die der Grösse der Gemeinde angemessen sind. an die Grenzen ihres Fassungsvermögens. Die Beschaffung Zum multifunktionalen Gemeindesaal für 400 Personen von neuem Schulraum wurde dringend notwendig. wird eine Küche eingebaut, die der Bewirtung bei Anlässen Darum plante und baute die Primarschulgemeinde eine Er- und der Zubereitung von Malzeiten für den Mittagstisch der weiterung der Anlage Pächterried, wodurch diese ihre Ka- Sekundarschule dienen wird. Gemeinde- und Schülerbiblio- pazität annähernd auf das Doppelte erhöhte. Die neuen thek werden kombiniert. Die Dreifachturnhalle, welche die Baukörper sind an den Altbau angeschlossen und fächer- beiden alten Turnhallen ersetzt, wird durch eine Zuschauer- artig um den markanten Adlikerbüel gruppiert, der auch tribüne ergänzt. weiterhin frei blieb. In den neuen Anlageteilen wurden acht Die Erweiterung des Schulraums bringt der Sekundarschule Klassenzimmer mit Gruppenräumen, Werkräume, eine mo- Platz für 150 zusätzliche Schülerinnen und Schüler. Er ist in dernisierte Bibliothek und verschiedene Spezialräume ein- drei Lernlandschaften organisiert mit je einem Lernatelier gerichtet, ebenso ein vergrössertes und modernisiertes und einem kleineren Unterrichtszimmer (Inputraum) sowie Lehrerzimmer. Zusätzlich wurden für die vom Kanton ver- einem weiterem Gruppen- und Besprechungsraum. Spezi- langten Tagesstrukturen die notwendigen Räume (Mittags- alräume für Technik- und Naturkundeunterricht und ein tisch und Aufenthaltsraum) realisiert. Mit einer zweiten Werkzentrum für Holz und Metallbearbeitung ergänzen das Turnhalle kam die Gemeinde auch den Bedürfnissen der Raumprogramm. Vereine entgegen. Dadurch werden die entsprechenden Räume in der Anlage Zwingert für die Nutzung durch die Primarschule frei, so 2017 – Ausbau der Anlage Petermoos, dass sie ihren aktuellen Raumbedarf im Zwingert decken ein Projekt dreier Gemeinden kann. Bereits 2015 hatten die beiden Schulgemeinden dem Schul- und Infrastrukturanlagen im Einzugsgebiet der Verkauf des Stockwerkeigentums der Sekundarschule an Sekundarschulgemeinde stiessen Mitte der Zehnerjahre die Primarschule zugestimmt. Im Frühjahr 2017 wurde mit an ihre Grenzen. Bereits im Schuljahr 2015 /2016 war die dem Bau der ersten Etappe des Projekts begonnen. bt Kapazität der Anlagen Ruggenacher und Petermoos aus- geschöpft und es war weiterhin mit steigenden Schüler- zahlen zu rechnen. Für die Gemeinde Buchs war ein Nach- holbedarf ihres Angebots an Räumen für Kultur und Freizeit zu decken. 2014 beschlossen Sekundarschulgemeinde und Politische Gemeinde Buchs ihre Raumprobleme gemeinsam im Petermoos zu lösen. Buchs wollte damit das Projekt eines Gemeindesaales, das 25 Jahre zuvor an einer Gemeinde- versammlung gescheitert war, nun realisieren. Gleichzeitig Pächterried 2014 Verwendete Quellen: – Lucas Wüthrich, Kleiner Kunstführer für Regensdorf, Watt und Adlikon – Lucas Wüthrich/Markus Stromer, Regensdorf, Watt und Adlikon – Regan Zunftblätter – Chroniken:150 Jahre Sekundarschule Regensdorf/175-Jahre Sekun- darschule Regensdorf – Akten der Archive der Sekundarschul-Kreisgemeinde und der Primar- schulgemeinde Regensdorf Neubau Schulanlage und Gemeindesaal Petermoos, Buchs, 2017/18 – Mitteilunsgblätter der Gemeinde Regensdorf/Furttaler 11
REGENSDORFER GESCHICHTE Alte Karten, neues Bild vom Züripiet um 1900 Alte Landkarten sind wichtige historische Quellen. Sie geben uns Auskunft über Topografie, Siedlungsweise, Bodennutzung und Verkehrswege früherer Zeiten. Das plötzliche Auftauchen verbesserter alter Karten schärft darum auch den Blick auf örtliche Verhältnisse. Dies gilt auch für die überraschende Wiederentdeckung der «Kriegsspielkarten» des Kantons Zürich von 1895/96. (Bilder: Zentrabibliothek, Kartensammlung) Siegfriedkarte von 1880 Kriegsspielkarte von Andeas Hefti, 1895 / 96 Eine überraschende Neuentdeckung raffiniertem Farbeneinsatz die Topografie plastisch erschei- Das Werk des Kartenmaler Andreas Hefti (1862 –1913), das nen und so wesentlich besser lesbar zu machen. Seine in Vergessenheit geraten war, gelangte vor Kurzem in den Schummerung, für die er das Gelände von Nordwesten Besitz der Zürcher Zentralbibliothek und ist von ihr nun «beleuchtete», blieb bis heute allgemein üblich. Heftis Werk dem Publikum in digitalisierter Form zugänglich gemacht umfasst 24 Karten im Massstab 1:10’000. worden. (www.e-manuscripta.ch) Hefti dienten die Siegfried-Karten als Vorlage. Auf dieser Unterschiedliche Karten vergleichen Grundlage gestaltete er seine Karten, die Offiziersgesell- und lesen schaften für Manöver als Trockenübungen auf diesen Kar- Einige vergleichende Einblicke in Ausschnitte aus Hefti- ten spielten. Mit grossem künstlerischem Geschick machte und Siegfriedkarten zeigen die Fortschritte in der karto- er die flachen Siegfriedkarten mit Farben zu eigentlichen grafischen Technik und verbesserte Bilder zur Geografie der kartografischen Kunstwerken. Vor allem gelang es ihm, mit Gemeinde Regensdorf vor mehr als 100 Jahren. bt Andreas Hefti verwendet eine ausgeklügelte Farbenpalette: abgestufte Grüntöne, braune Schattierungen, bläuliche Schummerung. Deutlich erkennbar die Geländeformen des Altbergs, die offenen Bäche (Mühlebach und Dorfbach) 12
REGENSDORFER GESCHICHTE Plastisch gut erkennbar die Hügel (Adliker Büel, Wolfgalgen) und die die Südhänge mit den Rebbergen (Laubisser, Spannrain) Der in Höhen eingebettete Katzensee, seine beiden Abflüsse, der Deutlich sichtbar – der Höhenzug, der das Hänsi(s)ried gegen Süden offene Katzenbach abriegelt Plastische Topografie – die Bergkette, die das Furttal vom Limmattal trennt. Wunderbar geformt durch die damals innovative «Beleuchtung» der Karte von Nordwesten her, welche durch die Schummerung deutlich gemacht wird. 13
REGENSDORFER GESCHICHTE Winter 1938/39 – Die Maul- und Klauenseuche im Züripiet Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, Schweinegrippe – Schreckensmeldungen über Tierseuchen beunruhigen immer wie- der Landwirte und auch die breite Öffentlichkeit. Die Maul- und Klauenseuche tauchte als Bedrohung in den letzten Jahrhunderten regelmässig bei uns auf. Heute scheint sie keine grosse Gefahr mehr zu sein. Was Seuchenbefall für eine Gemeinde bedeutet, haben die Einwohner unserer Gemeinde im Winter 1938/39 schmerzlich erlebt. Eine knappe Meldung im «Wehntaler» markiert den Beginn Ausmerzung der verseuchten Viehbestände, deren Kadaver einer dramatischen Periode im Leben der Watter Bevölke- an bestimmten abgesperrten Plätzen vergraben wurden, rung: «In einem hiesigen Stall an der Peripherie des Dorfes Ausräucherung und Reinigung der Ställe. Darüber hinaus gegen Katzenrüti wurde am Mittwoch die Maul- und Klau- wurden auch naturmedizinische Massnahmen empfohlen, enseuche festgestellt.» Zwei Tage zuvor waren also in einem magische Rituale angepriesen und Heilige angerufen. Watter Bauernhof die Seuchenwagen des Schlachthofs vor- gefahren. Der Bezirkstierarzt, der Regensdorfer Veterinär Behördliche Massnahmen Dr. Arnold Zürcher, hatte an Kühen im Stall des Watter Um 1800 entstanden erste örtliche (private) Viehversiche- Bauern die Maul- und Klauenseuche diagnostiziert und un- rungen; der Kanton Zürich richtete einen Fonds zur Unter- verzüglich die vorgeschriebenen Massnahmen angeordnet: stützung geschädigter Bauern ein. Schlachtung des ganzen Bestandes, Desinfektion des Seu- Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Gesetzgeber chengehöfts, Kontaktsperre über die ganze Zivilgemeinde, in der Bekämpfung der Viehseuchen aktiver. 1872 wurde Organisation eines Wach- und Zubringerdiensts für die Be- das erste entsprechende Bundesgesetz erlassen und Ent- wohner. Was sich in jenen Wintertagen bei den betroffenen schädigungen ausgerichtet, die aber kantonal sehr unter- Bauernfamilien und ihren Mitbürgern abspielte, hat sich tief schiedlich ausfielen. Weitere Regelungen folgten in mehre- ins Gedächtnis der Zeitgenossen eingegraben. ren Gesetzen zur generellen Förderung der Landwirtschaft. Das Ereignis an sich aber hatte keineswegs Seltenheitswert, 1895 erklärte der Kanton Zürich den Abschluss einer pri- Tierseuchenzüge hatten in der Vergangenheit die Schweizer vaten Versicherung der Viehhalter für obligatorisch. Landbevölkerung immer wieder getroffen. Die Seuchenzüge im 20. Jahrhundert Die Maul- und Klauenseuche in der Schweiz Auch im 19. Jahrhundert suchte die Seuche unser Land Bei den Viehseuchen, von denen in der Geschichtsschrei- immer wieder heim und in der ersten Hälfte des 20. Jahr- bung bis ins 18. Jahrhundert gesprochen wird, bleibt un- hunderts grassierte der «Stallfeind», wie die Maul und Klau- klar, um welche Krankheit es sich jeweils handelte. Man enseuche oft auch bezeichnet wurde, im Abstand von zehn nannte sie Rinderpest, Lungensucht oder andere Gebre- oder zwanzig Jahren in der Schweiz. sten. 1913/14 wütete die Seuche mit ungewöhnlicher Heftigkeit. Die Abwehrmassnahmen waren damals schon weitgehend «Diese furchtbare Ansteckungsfähigkeit hat der Kanton die gleichen wie heute: Einschränkungen und Kontrollen Zürich seit Menschengedenken nie erlebt», schrieb der des Viehhandels, Sperren der betroffenen Höfe und Dörfer, Veterinärprofessor Ehrhardt, der zum «kantonalen Vieh- Maul- und Klauenseuche Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruskrankheit, welche Rinder, Schafe, Ziegen, Schwei- ne, Büffel und Rotwild befällt. Die infizierten Tiere bekommen Blasen an den Mund- schleimhäuten und zwischen den Klauen (daher auch «Blasenkrankheit» genannt) – auch Euter und Zitzen werden bei Milchtieren befallen. Für Menschen ist sie ungefährlich. Die Inkubationszeit beträgt nur wenige Tage, und die Krankheit verläuft sehr schnell und klingt nach wenigen Tagen wieder ab. Es gibt keine Therapie, erwachsene Tiere überleben meistens, sind aber geschwächt und bleiben weniger leistungsfähig. Vorbeugende Impfungen sind möglich, sind aber in der Schweiz verboten, aber es wird eine ständig aktualisierte Notimpfstoffbank geführt. Fleisch und Milch befallener Tiere können aber ohne Bedenken verzehrt werden. Merkblatt des Kantonalen Veterinäramtes zur Erkennung der MKS 14
REGENSDORFER GESCHICHTE seuchenexperten» ernannt worden war, in seinem Bericht. Verbreitung recht erfolgreich entgegen. Für die Bauernfa- 1’000 Ställe mit 10’000 Tieren waren betroffen, viele Bau- milien, die es traf, wie die Höfe in Watt und Adlikon, war ern sahen sich in ihrer Existenz bedroht. Auf hochgerechnet dies allerdings ein schwacher Trost. Der Befall war und 250 Millionen Franken schätzte der Experte den Schaden. blieb für sie eine Tragödie. Dazu kam, dass Bauern, die ihre kranken Kühe nicht not- schlachten liessen, sondern durchseuchten, in der Folge einen bedeutend geringeren Milchertrag in Kauf nehmen mussten. Aufgeschreckt durch diese Epidemie verlangten prominen- te Fachleute, dass Regelungen, Massnahmen und Entschei- dungen im Kanton zentral in der Hand eines Fachmanns zu- sammengefasst werden müssten, da es sich gezeigt hatte, dass «jede Behörde verfüge, was sie wolle» und Gemeinden sich «oft nicht sonderlich um die amtlichen Erlasse und Verfügungen kümmerten», dass sogar einflussreiche Leute «zur Indisziplin aufforderten». Darauf beschloss der Kan- Grafik des Kantonalen Veterinäramtes tonsrat die Schaffung der Stelle eines Kantonstierarztes. Der Regierungsrat ernannte auf den 1.10.1914 einen ersten 1942 wurde – wohl auch aus den Erfahrungen dieses Seu- Amtsinhaber, und im Frühling 1915 wurde das kantonale chenausbruchs – das eidgenössische Vakzine-Institut be- Veterinäramt geschaffen: «Kantonstierarzt und Veterinär- gründet, ein Bundesbetrieb, der weltweit einen der ersten amt waren ein Kind der Seuche.» Impfstoffe gegen die Maul- und Klauenseuche entwickelte. Nach dem Weltkrieg wurden die Grenzen geöffnet, Vieh- Dem Veterinäramt gelang es in den folgenden Jahrzehnten importe wurden wieder möglich, und diese brachten die durch Impfung gefährdeter Bestände, die Seuchenfälle Seuche mit noch grösserer Bösartigkeit zurück. 1920/21 rasch unter Kontrolle zu bringen und auf vereinzelte Fälle überrollte der grösste bekannte Seuchenzug die Schweiz: zu begrenzen. 23% des schweizerischen Klauenviehbestandes wurden infiziert, 37’000 Ställe mit 370’000 Stück Vieh waren be- 1965/66 erfasste ein neuer Seuchenzug in der Schweiz troffen. Im Kanton Zürich traf es 13% des Bestandes, 2’000 rund 1’000 Ställe. Die Zürcher Landwirtschaft mit 36 Seu- Ställe waren befallen. Erstmals wurden mit einigem Erfolg chenfällen kam glimpflich davon – ein Erfolg der konsequen- Impfungen mit dem Blut von durchgeseuchten Tieren ange- ten Vorgehensweise der kantonalen Behörden. wendet. Ab 1967 wurde in der ganzen Schweiz, wie im übrigen Europa, die Impfung des gesamten Rindviehbestandes ob- ligatorisch. Mit dieser Strategie gelang es, die Maul- und Klauenseuche in Europa auszurotten. Seit 1991 verfolgen die Staaten der EU eine neue Politik, der sich die Schweiz angeschlossen hat: Es wird generell auf die Impfung verzichtet, die zuständigen Behörden sind aber verpflichtet, auf einen erneuten Ausbruch der Seuche sofort mit umfassenden vorbereiteten Massnahmen zu rea- gieren. 1938/39 erfasste eine weitere Seuchenwelle rund 20’000 Ställe in der ganzen Schweiz. Im Kanton Zürich traf es etwa «Seuchenkalender» des Bezirks Dielsdorf, September bis November 700 Bestände. Der Kanton wirkte mit einer konsequenten 1938: Anzahl betroffenen Ställe / Tiere. (Seuchenmeldungen Staats- Strategie der Abschlachtung verseuchter Bestände der archiv Kt. Zürich) 15
REGENSDORFER GESCHICHTE Würenlos. Mit Datum 12. Dezember 1938 hatte unsere Ge- meinde inkl. Kloster Fahr 51 Seuchenfälle zu verzeichnen. Das bedeutet für die Gemeinde und für die Betroffenen einen schweren Schicksalsschlag, der wohl in dieser Rich- tung einzig dastehen dürfte. Der Stallfeind kommt näher Der «Wehntaler« berichtet (Auswahl): «Seuchenkalender» des Bezirks Dielsdorf, November/Dezember1938 2.11.1938. Leider ist es noch nicht gelungen, in den wehn- talischen Gemeinden die Maul- und Klauenseuche einzu- Dielsdorf. Trotz aller schon seit langer Zeit getroffenen dämmen. Nach zehntägigem Unterbruch wurde am Sams- Massnahmen wurde leider am Montag auch bei uns ein er- tag aus Niederweningen ein weiterer Fall gemeldet und in ster Fall festgestellt. Da das betroffene Gehöft, das wie ein- Sünikon sind zu den bereits bekannten Fällen zwei neue ge- zelne in Niederweningen und Schöfflisdorf, an der Haupt- kommen. In dieser kleinen, ausschliesslich Landwirtschaft strasse liegt, könnte man leicht zu der Vermutung neigen, treibenden Gemeinde sind damit bereits die grössten Vieh- dass die Ursache dieses neuen Herdes auf den Abtransport bestände der Seuche zum Opfer gefallen. des Seuchenviehs aus dem Wehntal zurückzuführen wäre, und wenn es nur die Ausdünstung aus dem benützen Wagen 10.11.38. Weiteres Umsichgreifen der Maul- und Klauen- wäre. (Diese Möglichkeit wird zwar von den zuständigen seuche. Am Freitag ist in Wallisellen, in einem alleinstehen- Organen energisch bestritten.) den Hof an der Strasse nach Brüttisellen, wo täglich die Seuchenautos vorbeifahren, die Seuche festgestellt wor- den. Der ganze Viehbestand (23 Stück) wurde zur Ab- schlachtung nach Zürich übergeführt. 23.11.38. Die Seuche macht leider immer noch Fortschrit- te. Lindau-Tagelswangen verzeichnet nun drei Fälle, Fehr- 7.12.38. Die Maul-und Klauenseuche hat jetzt auch nach altorf vier, Russikon sieben, Andelfingen-Oerlingen drei. Rafz übergegriffen. Neu ist die Seuche in Höngg ausgebrochen. 10.12.38. Dielsdorf. Bekanntmachung. Wir machen die 5.12.38. Neue Fälle von Maul- und Klauenseuche sind in Einwohner von Dielsdorf aufmerksam, dass die Vorsichts- Niederglatt und Winkel bei Bachenbülach festgestellt und massnahmen gegen Verschleppungsgefahr der Maul- und durch dortige Abschlachtungen getilgt worden. Klauenseuche wie bis anhin weiter bestehen. 16
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