Giesserei Rundschau - PROGUSS AUSTRIA
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Jhg. 64 heft 1/2 2017 Giesserei Rundschau WENN DIE CHEMIE STIMMT, STIMMT ALLES ANDERE AUCH. furtenbach.com Das ist es, was unsere europaweiten Kunden in der Automobil-, Maschinen- bau-, Sicherheits- und Energie-Industrie sagen. Die im Laufe einer erfolg- reichen Zusammenarbeit zu Freunden geworden sind. Weil eben die Chemie stimmt. Thinking works.
auffallend anders. Das nächste Heft der GIESSEREI RUNDSCHAU Nr. 3/4 erscheint am 10. April 2017 ! Wir wollen Menschen begeistern zum Thema: „Gießerei-Anlagen“ unsere Unsere Kunden, unsere Partner und nden Mitarbeiter - alle, die mit BORBET verbu ckeln , produzieren und vertrei- sind. Dafür entwi tmetallrä- ben wir qualitativ hochwertige Leich Ansprüche der, die in allen Aspekten höchste Redaktionsschluss: erfüllen. uchsvolle BORBET - eine starke Marke für anspr r für die 10. März 2017 Kunden, als zuverlässiger Erstausrüste als gefragter weltweite Automobilindustrie und andel. Partner für den gut sortierten Fachh BORBET Austria GmbH: Lamprechtshausenerstr. 77 • 5282 Ranshofen • T:+43(0)7722/884-0 E-Mail: bewerbung@borbet-austria.at • www.borbet-austria.at SOUTH AFRICAN METAL CASTING CONFERENCE 2017 World Cast in Africa – Innovate for Sustainability www.metalcastingconference.co.za 14 - 17 March 2017 | Emperors Palace, Gauteng, South Africa Das WFO Technical Forum 2017 und die WFO General Assembly 2017 finden im Rahmen der South African Metal Casting Conference 2017 von 14. bis 17. März 2017 in Gauteng statt. Das Tagungsprogramm umfasst 26 Plenar- und 36 Parallelvorträge in je 3 Gruppen und kann mit dem Link www.metalcastingconference.co.za heruntergeladen werden.
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) Impressum Herausgeber: Verein Österreichischer Gießereifach- leute und der Berufsgruppe Gießerei- industrie – Fachverband der Maschinen-, Metallwaren- u. Gießereiindustrie, Wien, sowie des Österreichischen Organ des Vereines Österreichischer Gießereifachleute und der Berufs- Gießerei-Institutes und des Lehrstuhles gruppe Gießereiindustrie – Fachverband der Maschinen-, Metallwaren- für Gießereikunde an der Montan- und Gießereiindustrie, Wien, sowie des Österreichischen Gießerei-Insti- universität, beide Leoben. tutes und des Lehrstuhles für Gießereikunde an der Montanuniversität, INHALT Verlag Strohmayer KG A-1100 Wien, Weitmosergasse 30 beide Leoben. Tel./Fax: +43 (0)1 61 72 635 E-Mail: giesserei@verlag-strohmayer.at www.verlag-strohmayer.at Chefredakteur: Jhg. 64 heft 1/2 Bergrat h.c. Dir.i.R. 2017 Dipl.-Ing. Erich Nechtelberger Giesserei Tel./Fax: +43 (0)1 44 04 963 FURTENBACH ist der einzige österreichische hersteller von bindemitteln und Schlichten. Das Pro- Rundschau Mobil: +43 (0)664 52 13 465 E-Mail: nechtelberger@voeg.at duktspektrum umfaßt Furanharze, cold-box-Systeme, WENN DIE CHEMIE STIMMT, STIMMT hot-box-Systeme, Wasser- und Alkoholschlichten so- ALLES ANDERE AUCH. Redaktionsbeirat: wie viele weitere hilfsstoffe. in ganz europa werden Prof. Dr.-Ing. Andreas Bührig-Polaczek Furtenbach-Produkte in führenden gießereien zur Dipl.-Ing. Dr. mont. Hans-Jörg Dichtl Prof. Dr.-Ing. Reinhard Döpp vollsten Zufriedenheit eingesetzt. furtenbach.com Magn. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. intensive Forschungstätigkeit und hohe Qualitätsstan- Dr. techn. Wilfried Eichlseder dards, gepaart mit langjähriger erfahrung, sind garant Dipl.-Ing. Dr. mont. Georg Geier für innovative und erfolgreiche Produkte. Dipl.-Ing. Dr. techn. Erhard Kaschnitz Dipl.-Ing. Adolf Kerbl, MAS besuchen Sie uns im internet unter: Dipl.-Ing. Dr. mont. Leopold Kniewallner www.furtenbach.com Dipl.-Ing. Dr. mont. Thomas Pabel Das ist es, was unsere europaweiten Kunden in der Automobil-, Maschinen- bau-, Sicherheits- und Energie-Industrie sagen. Die im Laufe einer erfolg- reichen Zusammenarbeit zu Freunden geworden sind. Weil eben die Chemie stimmt. Thinking works. Dipl.-Ing. Gerhard Schindelbacher Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Peter beitrÄge 02 ‡ „Friodur 650“ – ein hocheffizientes Schumacher Anzeigenleitung: Cold Box Bindersystem auf Basis aromatenfreier Lösungsmittel Irmtraud Strohmayer Tel./Fax: +43 (0)1 61 72 635 06 ‡ Schnelltrocknende Wasserschlichte – Die Umstellung von Mobil: +43 (0)664 93 27 377 lösungsmittelbasierten auf wasserhaltige Schlichten E-Mail: giesserei@verlag-strohmayer.at 08 ‡ Anorganische Kernbinder-Technologie – Abonnementverwaltung: Johann Strohmayer Von Deutschland in die Welt Tel./Fax: +43 (0)1 61 72 635 E-Mail: giesserei@verlag-strohmayer.at 12 ‡ Fehlerquellen beim Schlichteauftrag erkennen und wirksam vermeiden Bankverbindung des Verlages: IBAN: AT 60 6000000 51 00 64259 17 ‡ Gießerei-Industrie heute und morgen BIC: OPSKATWW UID-Nr: ATU 653 19 513 tAgungen/ 21 17. Deutscher Druckgusstag, heidenheim, Jahresabonnement: 7. März 2017 SeMinAre/MeSSen Inland: € 61,00 Ausland: € 77,40 43. Aachener gießerei-kolloquium, Aachen, Das Abonnement ist jeweils einen 16./17. März 2017 Monat vor Jahresende kündbar, sonst gilt die Bestellung für das folgende Jahr 61. Österreichische Gießereitagung, weiter. Erscheinungsweise: 6x jährlich Gurten/OÖ, 27./28. April 2017 Aalener gießereikolloquium 2017, Aalen, Druck: 10./11. Mai 2017 Druckerei Robitschek & Co. Ges.m.b.H. A-1050 Wien, Schlossgasse 10–12 26 Veranstaltungskalender Tel. +43 (0)1 545 33 11 E-Mail: druckerei@robitschek.at AktueLLeS 28 Aus dem Ögi Nachdruck nur mit Genehmigung des 30 Firmennachrichten Verlages gestattet. Unverlangt einge- Vereinsnachrichten sandte Manuskripte und Bilder werden VÖg-VereinSnAchrichten 36 Personalia nicht zurückgeschickt. Angaben und Mitteilungen, welche von Firmen stam- men, unterliegen nicht der Verantwort- LiterAtur 38 bücher und Medien lichkeit der Redaktion. 40 Statistik der Welt-gussproduktion 2015 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz siehe www.voeg.at AuSSchreibung U3 VA-Stahlforschungspreis 2017 1
GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) HEFT 1/2 „Friodur 650“ – ein hocheffizientes Cold Box Bindersystem auf Basis aromatenfreier Lösemittel der neuesten Generation von Furtenbach „Friodur 650“ - New Generation of high-performance non-aromatic solvents born Cold-Box-Binder from Furtenbach. Dr.techn. Marta Maria Sipos, Durch die Erforschung der Zusammenhänge zwi- schen mikroskopischen Eigenschaften der Bindemittel Leiterin der Abteilung F&E/Labor bei der Furtenbach GmbH und deren Wirkung im Verarbeitungsprozess in der Gießerei wurden neue Erkenntnisse gewonnen und in die Entwicklung einer neuen Bindemittelgeneration impliziert. Das entwickelte Cold-Box Bindersystem, bestehend aus „Friodur 650 A“ und „Friodur 650 B“, ist das effi- zienteste Bindersystem mit aromatenfreien Lösemit- teln der neuen Generation. Aktuelle Marktanforderungen Die aktuellen Trends in den Gießereien, der Einsatz Entwicklungsergebnisse von keramischen Spezialsanden, die Einführung neuer Physikalische Eigenschaften Legierungen, veränderte Prozessbedingungen, neue 1. Die optimal eingestellte Viskosität des Binders, die Technologien, gesetzliche Vorschriften über die Emis- selbst bei monatelanger Lagerung stabil bleibt, ist sionen stellen die Problemstellungen für die Weiter- der Grund für eine gute Fließfähigkeit, Mischbarkeit entwicklung der Gießereibinder dar. und sehr gute Benetzung der Sandpartikel. Bei den Innovationen wird der Schwerpunkt auf die 2. Die optimale Lösemittelkombination ermöglicht die Erfüllung der klar definierten, vielfältigen und indivi- Bildung von Quervernetzungen der Aktivkompo- duellen Kundenwünsche, auf Umweltfreundlichkeit nenten, wodurch sehr hohe Festigkeiten, jedoch und Effizienz gelegt [1]. ohne Aufbau von inneren Spannungen, erreicht werden und diese ist gleichzeitig verantwortlich für Grundlagen der Entwicklung der eine gute Trennwirkung. Cold-Box Binder der neuesten Generation 3. Die Komponenten haben einen neutralen, geringen Geruch. Basierend auf dem Entwicklungskonzept von Furten- bach ist eine beachtliche Effizienzsteigerung mit indi- viduellen Lösungen für spezifische Anwendungen er- Anwendungstechnische Eigenschaften reichbar. Die Leistungsfähigkeit des neuen Bindersystems „Frio- Für die Einführung eines neuen Bindersystems in dur 650 A+ Friodur 650 B“ wurde im Technikum im den Gießereien sind – aufgrund der vielen Einflussfak- Vergleich zum Bindersystem „Friodur 065 A + Friodur toren – großtechnische Versuche unerlässlich. Der Er- 065 B“, ebenfalls mit aromatenfreien Lösemitteln, ge- folg sowie die aufgewendete Zeit für die Versuche ste- prüft. hen in direktem Zusammenhang mit der erzielten Die Ergebnisse der anwendungstechnischen Prüfun- weitgehenden Kenntnis bzw. Berücksichtigung der gen sind im Folgenden dargestellt: Einflussvariablen. Die Gussqualität ist maßgebend für die Leistungsfä- higkeit des Formteils und wird implizit von der Art Hoher Vernetzungsgrad + Plastizität des Bindemittels beeinflusst. Mit dem Cold-Box System „Friodur 650“ werden sehr Der Wirkungsgrad eines Bindemittels ergibt sich als hohe Anfangsfestigkeit und Plastizität erreicht (Dia- resultierender Effekt aus den, von der chemischen gramm 1). Aus dem Kraft-Weg Diagramm ergibt sich Struktur und der Zusammensetzung bestimmten che- für das Bindersystem „Friodur 650“ eine nichtlineare mischen Reaktionen und den Wechselwirkungen mit Kurve nach einer Verformungsfunktion 2. Grades mit den umgebenden physikalischen und thermodynami- einem hohen Bruchwert und plastischer Deformation schen Prozessen [2]. bei Biegebeanspruchung. An den Zustandsänderungen während der Weiter- Das Bindersystem „Friodur 650“ weist einen hohen verarbeitung der Bindemittel sind sowohl physikali- Vernetzungsgrad auf. Die hohen Festigkeitswerte wäh- sche als auch chemische Prozesse beteiligt. Der we- rend und bis zur kompletten Aushärtung, mit niedri- sentliche Faktor ist die ganzheitliche Betrachtung des gem Binderanteil von jeweils 0,6 % beider Komponen- Systems aus reaktionstechnischer aber auch aus ther- ten, sind der beste Beweis für die Effizienz des Binde- modynamischer Sicht [3]. systems (Tabelle 2, Diagramm 2). 2
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) Biegefestigkeiten – sofort nach Begasung Hohe Schlichtebeständigkeit Abhängig von der chemischen Struktur und Zusam- 300 Friodur 065 A+ Friodur 065 B vs Friodur 650 A+ Friodur 650 B mensetzung des Bindersystems weisen die Kerne nach 065 A +065 B sofort dem Schlichten hydrophile oder hydrophobe Eigen- 250 schaften auf. Die Schlichtebeständigkeit eines Binders Biegefestigkeit [N/cm2] 650 A + 650 B sofort resultiert aus dem hydrophoben Charakter der ausge- 200 härteten Kerne. Demzufolge weisen die Kerne nach 150 dem Schlichteauftrag hohe Festigkeit und Kantenfes- tigkeit auf. In dem Verarbeitungsprozess ist eine hohe [ 100 Schlichtebeständigkeit für die Maßhaltigkeit und für die thermische Beständigkeit der Kerne mitbestim- 50 mend und für eine hohe Gussqualität unerläßlich. Das Bindersystem „ Friodur 650“ mit hydrophoben, 0 wasserab-weisenden Eigenschaften, zeichnet sich 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Durchbiegung [mm] durch ausgezeichnete Schlichtebeständigkeit, sowohl gegenüber Schlichten auf Wasser- als auch auf Alko- Diagramm 1: Biegefestigkeiten sofort nach Begasung der unge- hol-Basis, aus. Das beweisen die erreichten Biegefes- schlichteten Kerne tigkeiten nach dem Schlichten. Die Versuche wurden sowohl mit alkohol- als auch wasserbasierenden Schlichten und mit beiden Trocknungsverfahren - Luft Mischung Nr. 1 2 und Ofen -durchgeführt (Tabelle 2; Diagramm 3, Dia- gramm 4, Diagramm 5). Sand Type H 32 H 32 Sand Temp. [°C] 20°C 20°C Mischung Nr. 1 2 Sand Type H 32 H 32 Friodur 065A + Friodur 650 A + Bindersystem Friodur 065 B Friodur 650 B Sand Temp. [°C] 20°C 20°C Binder [%] (BOS) 0,6+0,6 0,6+0,6 Friodur 065A + Friodur 650 A + Bindersystem Friodur 065 B Friodur 650 B T /rel. RH [°C/%] 20/45 20/45 Binder [%] (BOS) 0,6+0,6 0,6+0,6 Biegefestigkeit [N/cm²] T /rel. RH [°C/%] 20/45 20/45 sofort 210 240 Biegefestigkeiten [N/cm²]-nach Schlichten mit: Hydro A 65 – Trocknung: Luft 10 min 310 390 30min 170 230 1h 360 420 1h 180 220 24 h 410 460 2h 180 220 Tabelle 1: Vergleich der Biegefestigkeiten bei VZ = 0 h 4h 200 230 24 h 330 340 Biegefestigkeit [N/cm²] nach Schlichten mit Hydro A 65 – Trocknung 2 h Luft+ 30min 120°C Ofen Biegefestigkeiten ungeschlichtet Friodur 065A + Friodur 065 B Friodur 650 A + Friodur 650 B 4h 370 470 700 24 h 370 470 600 Biegefestigkeit [N/cm²] nach Schlichten 500 mit Alko J4170/P – Trocknung Luft N/cm² 400 300 30min 230 320 200 1h 230 320 2h 260 330 100 4h 340 370 24 h 360 400 0 sofort 10 min 1h 24 h Diagr. 2: Biegefestigkeitsvergleich ungeschlichtet; Binderdosie- Tabelle 2: Biegefestigkeitsvergleich geschlichtet; Binderdosie- rung: 0,6 % / 0,6 % rung: 0,6 % / 0,6 % 3
GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) HEFT 1/2 Biegefestigkeiten nach der Wasserschlichte/Ofentrocknung Biegefestigkeiten nach Alkoschlichte/Luftrocknung Friodur 065A + Friodur 065 B 400 Friodur 065A + Friodur 065 B Friodur 650 A + Friodur 650 B Friodur 650 A + Friodur 650 B 700 350 600 300 250 500 N/cm" N/cm² 200 400 150 300 100 200 50 100 0 30min 1h 2h 4h 24 h 0 30min 1h 2h 4h 24 h Diagramm 3: Biegefestigkeiten nach Wasserschlichte /Luft- trocknung Diagramm 5: Biegefestigkeit nach Alkoholschlichte/Lufttrock- nung Prüfungsbedingungen: Wasserschlichte – Hydro A 65, Auslaufzeit DIN 4: 12,4 s; Biegestäbe wurden nach der Begasung sofort Prüfungsbedingungen: für 3 sec in die Schlichte getaucht (entspricht Trock- Alkoholschlichte Alko J 4170/P, Auslaufzeit DIN 4: nungszeit = 0); Trocknungsart: Luft RT; Messwerte 13,4 s; Biegestäbe wurden nach der Begasung sofort nach Trocknungszeit: 30 min, 1 h, 2 h, 4 h und 24 h. für 3 s in die Schlichte getaucht (entspricht Trock- nungszeit = 0); Trocknungsart: Luft RT; Messwerte nach Trocknungszeit: 30 min, 1 h, 2 h, 4 h und 24 h. Biegefestigkeiten nach Alkoschlichte/Luftrocknung Friodur 065A + Friodur 065 B Friodur 650 A + Friodur 650 B 700 Niedrige Emissionen und reduzierte Gasentwicklung 600 Mit dem neuen Bindersystem wurden Gasdruck und Gasentwicklung reduziert (Diagramm 6). 500 N/cm² 400 Zusammenfassung 300 Das von aromatischen Lösemitteln freie Bindersystem „Friodur 650A+ Friodur 650 B“ gewährleistet einen 200 hohen Vernetzungsgrad und ausgezeichnete Schlichte- beständigkeit sowie reduzierte Emissions- und Ge- 100 ruchsbelastung. Mit der neunen Formulierung konnte die Rauchent- 0 4h 24 h wicklung beim Trocknen der Kerne im Ofen stark un- terdrückt werden. Das Bindersystem „Friodur 650 A + Diagramm 4: Biegefestigkeit nach Wasserschlichte/Luft- und Friodur 650 B“ kann in Kombination mit Quarzsand Ofentrocknung als auch mit Spezialsanden eingesetzt werden. Durch den extrem hohen Vernetzungsgrad hat das Prüfungsbedingungen: Bindersystem das Potential zur weiteren Reduzierung Wasserschlichte – Hydro A 65, Auslaufzeit DIN 4: der Dosierung und somit der Emissionen. 12,4 s; Biegestäbe wurden nach der Begasung 2 h lang Die Effizienz des Bindersystems „Friodur 650 A + bei RT stehen gelassen, dann für 3 s in die Schlichte Friodur 650 B“ konnte bei der Verarbeitung in der Gie- getaucht ( entspricht Trocknungszeit = 0); Trocknungs- ßerei bestätigt werden. art: Ofen 30 min/120 °C; Messwerte nach Trocknungs- zeit: 4 h und 24 h. Bibliographie [1] www.oliverwyman.de – FAST 2025 – Massiver Wandel Kontaktadresse: in der automobilen Wertschöpfungsstruktur FURTENBACH GMBH [2] M. Sipos – Cold-Box Binder von morgen – Individuelle A-2700 Wr. Neustadt | Neunkirchner Straße 88 Lösung statt Serienbinder, s.a. Giesserei Rundschau Tel.: + 43 (0)2622 64200 66 63(2016), Nr. 5/6, S. 102/106 und Giesserei 103(2016), Fax: + 43 (0)2622 64200 69 Nr. 11, S. 40/43. m.sipos@furtenbach.com | www.furtenbach.com [3] Matthias Kraume – Transportvorgänge in der Verfahrens- technik. 4
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) 20 Gasmenge und Gasstoß 10 Probenbezeichnung: Quarzsand H 32 0,6% Friodur 065 A + 0,6% Friodur 058 B/T 0,6% Friodur 650 A + 0,6% Friodur 650 B 8 15 6 cm³/5sec 10 cm³ 4 Testbedingungen: Prüftemperatur [°C]: 900 Stickstoff [lit/min]: 1 Spülzeit [min]: 2 Härtetemperatur [°C]: - 5 Härtezeit [s]: - Einwaage [g]: 1,0 2 Die Meßwerte beziehen sich auf 1 g Probe, Durchschnitt von 3 Messungen 0 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Gasmenge Fr 650 (cm³) 0 0 0,28412 2,36743 4,16619 6,7227 9,18445 10,5099 11,3619 11,7405 11,8351 11,8351 11,8351 11,8351 11,8351 Gasmenge Fr 065 (cm³) 0 0,74585 3,1102 6,27881 9,20114 10,8172 11,9354 12,432 12,6798 12,6798 12,6798 12,6798 12,6798 12,6798 12,6798 Gasstoß Fr 650(cm³/5 sec.) 0 0,58441 2,75092 1,81757 2,3995 1,5814 0,9931 0,17819 0,17253 0 0 0 0 0 0 Gasstoß Fr 065(cm³/5 sec.) 0 0,74585 2,36436 3,16861 2,92233 1,61606 1,11824 0,49652 0,2478 0 0 0 0 0 0 Diagramm 6: Vergleich von Gasmenge und Gasstoß FAST 2025 (http://www.oliverwyman.de/toolbar/search-results.html?q=fast+2025) Studie „Future Automotive Industry Structure“ von Oliver Wyman u. d. Verband der Automobilindustrie (VDA) Der Automobilindustrie stehen Jahre mit enormen Herausforderungen bevor. Alle Marktteilnehmer müs- sen sich auf regionale Expansion und Investitionen in neue Technologien in einem bislang nicht gekann- ten Ausmaß und unter harten Wettbewerbsbedingungen einstellen. So wird die weiter wachsende Be- deutung der Schwellenländer – allen voran China und Indien – gravierende Auswirkungen auf die Wert- schöpfung von OEMs und Zulieferern haben. Hinzu kommen die Herausforderungen durch neue Ge- schäftsfelder wie Elektromobilität und Fahrzeugvernetzung. Europa bleibt starker Industriestandort und behält F&E Vormachtstellung.Um in dem dynamischen und komplexen Marktumfeld von morgen zu den Gewinnern zu gehören, gilt es, Wachstumssegmente und -märkte rechtzeitig zu erkennen, die eigene Wertschöpfungsstrategie zu überdenken und sich im Wettbewerb zukunftsorientiert aufzustellen. 5
GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) HEFT 1/2 Schnelltrocknende Wasserschlichte – Die Umstellung von lösungsmittelbasierten auf wasserhaltige Schlichten Fast drying Coating – The Conversion from solvent to water-based Foundry Coatings Christoph Genzler, European Product Manager Coatings, Foseco Europe, Borken, Deutschland. Schlüsselwörter: Wasserschlichte, schnelltrocknende, Umstellung, weniger VOC-Emissionen, weniger CO2- Emissionen Einleitung Die Herausforderungen für moderne Gießereien sind • Höherer Energieverbrauch vielfältig, denn die Gussteile werden immer komple- • Begrenzter Platz für große Trockenöfen xer, benötigen eine immer perfektere Oberflächenqua- • Hohe Ausrüstungskosten für Großanlagen lität und erfordern eine höhere Produktivität, um die Kosten zu senken. Darüber hinaus wächst auch der Verbesserte Trocknungsrate Druck auf die Gießereien, ökologische Verantwortung zu übernehmen, die CO2-Emissionen zu senken und von Schlichten auf Wasserbasis Energie zu sparen. Bei der Umstellung von lösungsmittelhaltigen Schlich- In vielen Gießereien ist die Verwendung von lö- ten auf Produkte auf Wasserbasis gibt es zwei Pro- sungsmittelhaltigen Schlichten (normalerweise Isopro- bleme: Ein hohes Produktivitätsniveau zu halten so- panol oder Ethanol) für Kerne und Formen immer wie die Kosten für die Trocknungsanlagen. Die Ent- noch weit verbreitet, da sie schnell trocknen und das wicklung von schnelltrocknenden Schlichten auf Was- Lösungsmittel in kurzer Zeit abgebrannt werden kann. serbasis hilft, diese Bedenken auszuräumen; SEMCO* Aus ökologischer Sicht und im Hinblick auf das Ar- FDC bietet herausragende rheologische Eigenschaften beitsumfeld würde jedoch ein Wechsel zu Produkten und ist ideal geeignet zum Fluten. Sie baut die erfor- auf Wasserbasis erhebliche Vorteile mit sich bringen: derliche Schlichteschicht in nur einem Arbeitsgang auf, ohne Läufer und Tropfen zu bilden. Da SEMCO • eine Reduzierung der flüchtigen organischen Verbin- FDC durch ihren hohen Feststoffgehalt entsprechend dungen (VOC) weniger Wasser auf die zu schlichtende Oberfläche • ein besseres Arbeitsumfeld aufbringt, erfolgt die Trocknung deutlich schneller. • keine zusätzliche Lagerung von brennbaren Waren • keine zusätzlichen Kosten für die Einhaltung von ATEX oder von gleichartigen Vorschriften für Werk- zeuge • Kostenvorteile oder den Ersatz des teuren Lösungs- mittels durch Wasser Bei den meisten Gießereien, die für die Automobilin- dustrie produzieren oder in einer ähnlichen Branche tätig sind, ist die Umstellung auf wasserbasierende Schlichten bereits erfolgt; im Kundengusssektor gibt es aber noch einige Faktoren, die eine Umstellung er- schweren: • Veränderungen in Größe und Form der einzelnen Kerne/Formen • Längere Trocknungszeiten, die zu Produktivitätspro- Abb. 1: Ungefähre Trocknungskosten/Jahr im Vergleich zur blemen führen können Gussproduktion 6
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) Dies hat folgende Auswirkungen: • kürzere Trocknungszeiten und damit verbundene Produktivitätsvorteile • kleinere Trocknungsanlagen, die einen geringeren Platzbedarf zu niedrigeren Kosten erfordern • geringerer Energieverbrauch und damit verbunden ein geringerer CO2-Ausstoß Durch die Reduzierung des Wassergehalts in der Schlichte verringert sich auch die Energiemenge, die benötigt wird, die Schlichte zu trocknen. Abb. 1 zeigt das Verhältnis von Trocknungskosten und Gussproduk- tion der Gießerei bei angenommenen 3 kg Schlichte für jede Tonne Grauguss. Somit spart eine Gießerei, die Tabelle 1: Feuchtigkeitsgehalt der Schlichte während der 30.000 Tonnen Grauguss pro Jahr produziert, beim Ein- Trocknung satz von Schlichten aus der SEMCO FDC Produktpa- lette ca. 40.000 Euro im Jahr (€ 120.000,– bis 80.000,–) Während der Versuche wurden die Oberflächentempe- durch geringere Energiekosten. Diese Energieeinspa- ratur der Formen (Abb. 2) und die Restfeuchte (s. Ta- rungen erhöhen sich noch weiter, wenn die Verringe- belle 1 und Abb. 3) alle 5 Minuten gemessen. rung des CO2-Ausstoßes mit in die Berechnung einbe- zogen wird. Die SEMCO FDC Produktpalette eignet sich beson- ders für die Flutanwendung und ist in unterschiedli- chen Feuerfest-Füllstoffkombinationen für die ver- schiedensten Anforderungen im Gießereibereich er- hältlich: • mit Zirkon – für schwerste Gusskomponenten • mit Aluminium-Silikat – für schwere Eisen- und kleinere Stahlgussstücke • mit unterschiedlichen Silikaten – für die kosten- günstige Produktion von weniger anspruchsvollen Komponenten Fallstudie Die Global Castings Gießerei fertigt Sphäroguss für die Windenergiebranche und verwendet eine herkömmli- Abb. 3: Vergleich von Restfeuchte und Oberflächentemperatur che Schlichte auf Wasserbasis für ihre Formen, die da- bei zwei unterschiedlichen Schlichten nach in einem großen Ofen getrocknet werden. Versu- che mit SEMCO FDC wurden durchgeführt, um vor dem Ofendurchlauf eine vergleichbare Art der Anwen- Zusammenfassung dung und der Schlichteschichtdicke zu erhalten. Die Geringerer Energieverbrauch bedeutet eine signifikante Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass SEMCO FDC Kosteneinsparung für Gießereien. In Bezug auf die Ver- um 50 % schneller trocknet als eine herkömmliche wendung von Wasserschlichten bedeutet das, dass bei Wasserschlichte und dass sich der daraus ergebende der Verwendung von Produkten mit hohem Feststoff- Energiebedarf sowie der berechnete CO2-Ausstoß pro- anteil wie SEMCO FDC in Kombination mit einem op- portional reduzieren. timierten Trocknungsprozess hohe Einsparungen er- zielt werden. Diese Vorteile kommen auch der Umge- bung zugute, denn sie tragen dazu bei, den allgemei- nen CO2-Ausstoß zu senken. Zusätzlich bringt der Wechsel von lösungsmittelhal- tigen auf wasserbasierende Produkte signifikante Vor- teile durch geringere VOC-Emissionen, ein angeneh- meres Arbeitsumfeld sowie einen geringeren Einsatz von entflammbaren Gütern. Abb. 2. Messung Kontaktadresse: der Ober- FOSECO Europe | Vesuvius GmbH flächentem- D-46325 Borken | Gelsenkirchener Straße 10 peratur der Tel: +49 2861 83 0 | Fax: +49 2861 83 338 geschlichte- fosecogermany@vesuvius.com ten Form www.foseco.de 7
GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) HEFT 1/2 Anorganische Kernbinder-Technologie Von Deutschland in die Welt Inorganic Core Binder Technology: From Germany into the World Ralf Boehm ist ausgebildeter Gießereimechaniker und Gießereimeister. Nach der Weiter- bildung zum Gießereitechniker und 18- jähriger Tätigkeit bei der KHD Guss GmbH ist R. Boehm seit 2002 bei der Hüttenes-Albertus Chemische Werke GmbH als Produktmanager für den Be- reich Anorganische Bindemittel tätig. Schlüsselwörter: Anorganische Kernbinder, Alumini- umguss, Automobilguss, emissionsfreier Guss Abb.1: Das Absatzvolumen anorganischer Bindersysteme ist in In deutschen Automobil-Aluminium-Gießereien ist den vergangenen 10 Jahren stark gewachsen. der Einsatz anorganisch gefertigter Kerne mittlerweile weitgehend etabliert. Die Entwicklungen im Bereich der anorganischen Binder-Technologie und die mit ihr erzielten umwelt- und produktionstechnischen Vor- Kohlenstofffreie Formulierung teile werden von Gießereien auf der ganzen Welt auf- für emissionsfreien Abguss merksam verfolgt. Vor dem Hintergrund unterschiedli- Als „Anorganik“ bezeichnet man allgemein die Che- cher technischer Voraussetzungen, Produktionsstan- mie der kohlenstofffreien Verbindungen. In der Gieße- dards und klimatischer Bedingungen stellt sich die reichemie steht der Begriff für eine spezielle Klasse Frage, ob und inwieweit sich die Technologie auch in von Kernbindern, die sich aufgrund ihrer Zusammen- anderen Ländern und Erdteilen durchsetzen kann. Ak- setzung komplett von den herkömmlichen, auf organi- tuelle Forschungen und Weiterentwicklungen sollen scher Chemie basierenden Bindemitteln unterschei- die Voraussetzungen dafür schaffen. den. Die kohlenstofffreie, also anorganische Formulie- Viele Entwicklungen in der Gießerei-Industrie haben rung macht es möglich, tatsächlich emissionsfrei zu in Deutschland ihren Anfang genommen – getrieben gießen. vor allem von den hohen Anforderungen unserer Au- Gemessen am Gesamtvolumen machen anorgani- tomobilindustrie und einer immer strenger werdenden sche Bindemittel weltweit derzeit noch einen eher ge- Umweltgesetzgebung. Zum technologischen Fort- ringen Anteil aus. Doch ihr Einsatz in den Gießereien schritt der Branche tragen die Zulieferer gießereiche- ist in den letzten Jahren sprunghaft gewachsen. Di- mischer Produkte entscheidend bei. Mit ihren Ent- verse deutsche Automobilhersteller sowie einige große wicklungen helfen sie zum Beispiel, Autos leichter Gießerei-Konzerne haben die Anorganik in ihrer Seri- und sparsamer zu machen und Ressourcen zu scho- enfertigung erfolgreich etabliert. (Abbn. 1 und 2) nen. Aber auch die Einsatzma- terialen selbst werden auf Umweltverträglichkeit ge- trimmt. Mithilfe anorgani- scher Binder (AOB) – im in- ternationalen Sprachge- brauch „Inorganic Binders“ (IOB) – wurde die Vision vom emissionsfreien Gießen hierzulande bereits Realität. Inzwischen wächst auch in anderen Teilen der Welt die Nachfrage nach dieser Tech- nologie. Abb. 2: Einsatz anorganischer Bindersysteme weltweit 8
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) Erfolgsbeispiele machen Schule Qualm, kein BTX sowie BTEX, keine Amine, keine Dank kontinuierlicher neuer Entwicklungen konnten Geruchsbelästigung. Auch der Ausstoß von CO2 ist in den letzten Jahren Zweifel an der Leistungsfähigkeit deutlich reduziert. Zudem gibt es keine Kondensat- und Wirtschaftlichkeit der Anorganik in der Praxis wi- Ablagerungen an der Kokille, was die Werkzeugle- derlegt werden. Erfolgsbeispiele machen Schule und bensdauer erhöht. Durch das endotherme Verhalten sprechen sich in der Gießereiwelt herum. Viele nam- anorganisch gebundener Kerne können zudem im Alu- hafte, global aufgestellte Gießereien, beschäftigen sich miniumguss auch die Werkstoffeigenschaften gezielt heute mit dem Thema „anorganische Bindemittel“ beeinflusst werden. Das anorganische Kernverfahren und untersuchen die Machbarkeit eines Technologie- von HA ermöglicht die Herstellung qualitativ hoch- wechsels. wertiger Gussteile und die Realisierung komplexer Schließlich sorgen auch in anderen wichtigen In- Kerngeometrien. Auch die Abgussgüte ist hervorra- dustrienationen ein stärker werdendes Umweltbe- gend: Anorganikkerne sorgen – auch ungeschlichtet – wusstsein und steigende Energiekosten für ein Um- für Gussoberflächen, die denen der organischen Ver- denken in der Gießereiindustrie. Strengere Emissions- fahren ebenbürtig und teilweise überlegen sind. standards werden zum Beispiel auch in Asien zum Neben umwelt- und produktionstechnischen Vortei- Treiber für Produkt- und Prozessinnovationen. Auf len ist das System auch wirtschaftlich interessant: Ei- dem Weg zu nachhaltigen Produktionsprozessen und nerseits erfordert der Umstieg auf die anorganische besseren Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten Kernherstellung zwar Investitionen in eine neue Pro- wächst die Bereitschaft, sich für andere Kernherstel- duktionstechnologie. Andererseits können aber gleich- lungs-Verfahren als die bislang dominierenden organi- zeitig auch Kosten eingespart werden: Durch die Emis- schen Verfahren zu interessieren. sionsvermeidung entfallen Investitions- und Betriebs- kosten für Absaugung und Luftreinigung. Da es beim anorganischen Verfahren nicht zur Kondensatbildung Vorteile sprechen für sich: kommt, reduzieren sich der Reinigungsaufwand der umwelt-, produktions- und kostentechnisch Gießwerkzeuge und der Verbrauch an Gießerei-Hilfs- Das Prinzip der Kernherstellung mit dem von der stoffen. Durch die längere Standzeit der Werkzeuge Firma Hüttenes-Albertus angebotenen anorganischen werden zusätzlich Kosten eingespart. Bindersystem beruht in der Basis auf Wasserglas, ist je- Auch die Arbeitsbedingungen in der anorganischen doch den aus früherer Zeit bekannten Wasserglas-Bin- Kernproduktion sind deutlich besser, weil die Ge- dern weit überlegen. Bei dem anorganischen Binder ruchsbelästigung bei der Kernfertigung und beim Ab- Cordis handelt es sich um eine modifizierte Silikatlö- guss entfällt. Da keine Absaugungen an Kernmaschine sung. Diese wird vermischt mit Kernsand und dem und Gießtisch benötigt werden, ist auch die Lärmbe- Additiv Anorgit. Unter Temperaturbeaufschlagung in lastung verringert. Gießerei-Mitarbeiter, die einmal in beheizten Kernkästen bildet sich durch einen physika- der anorganischen Kernfertigung gearbeitet haben, lischen Prozess ein dreidimensionales Netzwerk aus, möchten erfahrungsgemäß nicht zurück in einen Be- das dem Sandkern seine Festigkeit verleiht. Zusätzlich reich, in dem organische Binder eingesetzt werden. werden die Kerne mit auf 130 °C erwärmter Luft be- gast. Das in den Kernen befindliche Wasser wird in die Gasphase überführt und ausgetrieben. Die Aushärtung Herausforderung: Lagerstabilität unter findet somit allein durch Wärme und Eliminierung feucht-warmen Bedingungen des Lösemittels Wasser statt. Auch wenn die anorganischen Binder inzwischen den Da bei der Aushärtung keine Verbrennungsprodukte Kinderschuhen entwachsen sind und stabile, qualita- entstehen, werden keine Emissionen verursacht: kein tiv hochwertige Ergebnisse liefern, ist die Entwicklung Abb. 3: Die klimatischen Bedingungen spielen beim Einsatz an- Gemäßigte Zone relative Luftfeuchtigkeiten Ø 70% organischer Bindersysteme eine Rolle: Subtropen relative Luftfeuchtigkeiten bis 90% Tropen relative Luftfeuchtigkeiten bis 100% 9
GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) HEFT 1/2 bei Weitem nicht am Ende. Gießerei-Fachleute und Chemiker bei Hüttenes-Albertus haben in den vergan- genen Jahren intensiv daran gearbeitet, die Produkte weiter zu verbessern. Um den Einsatz in asiatischen Ländern zu ermögli- chen, muss vor allem eine spezielle Herausforderung bewältigt werden: die Lagerstabilität unter feucht-war- men Bedingungen. (Abb. 3) Es liegt in der Natur der Sache, dass auf der Basis von Wasserglas gebundene Kerne gerne wieder Feuchtigkeit aus der Luft aufneh- men. Denn anorganisch gebundene Kerne besitzen hy- drophile Eigenschaften. Sie streben einen Ausgleich mit der relativen Umgebungsfeuchte bzw. der Umge- bungstemperatur an. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen ist die Aushärtung somit teilweise umkehrbar, die Kerne können ihre Festigkeit verlieren und leicht zer- stört werden. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, Abb. 4: Lagerversuche im Klimaschrank sind klimatisierte Lagerräume, die auf eine Luftfeuch- tigkeit von 30 – 50 % eingestellt werden. Doch die Be- reitstellung solcher Lagerräume ist nicht immer prak- versuch bis hin zur Serieneinführung beim Kunden. tikabel. Auf diese Weise entstehen im Bereich der Anorganik neue Produktgenerationen, die die Leistungsmerkmale Lösungsansätze: der emissionsfreien Bindersysteme Schritt für Schritt • Klimatisierung der gesamten Gießerei weiter optimieren. So konnte im Vergleich zur frühe- • Klimatisierung separater Kernlagerbereiche ren Produktgenerationen eine deutlich bessere Vernet- • Überwachung der kritischen Bereiche zung zwischen Additiv und Binder erreicht werden. • Fertigungsablauf nach klimatischen Verhältnissen Spezielle Zusatzstoffe zu Binder und Additiv beein- • Minimale Kernlagerung durch Linienfertigung flussen gezielt den hydrophilen Charakter der Kerne • Optimierung der Bindersysteme und machen gegen erhöhte Luftfeuchten resistenter. Mit der neuesten Generation des anorganischen Bin- Grundvoraussetzung dafür, dass die Anorganik-Tech- dersystems hergestellte Kerne können bereits vier bis nologie in Ländern wie China, Japan oder Mexiko als fünf Tage bei 30 °C und 70 % relativer Luftfeuchte ge- ernstzunehmende Alternative infrage kommt, sind da- lagert werden, ohne entscheidend an Festigkeit zu ver- her anorganische Kerne, die auch unter schwierigen lieren. (Abb. 5) klimatischen Bedingungen lagerstabil sind. Unter die- In der Praxis eines Gießereibetriebs gibt es neben der ser Zielsetzung hat sich HA in den letzten Jahren in- Auswahl von Binder und Additiv weitere Parameter, tensiv mit der Weiterentwicklung des Cordis-Binders mit denen sich die Lagerstabilität der Kerne beeinflus- sowie der Anorgit-Additive beschäftigt. sen lässt. Ein wichtiger Faktor ist zum Beispiel die Di- Hierfür erarbeiten die HA-Wissenschaftler fundierte cke der Kern-Randschale: Je dicker die Randschale, Ideen und Lösungsansätze, die dann ausführlich im umso lagerstabiler ist der Kern. Über die Temperatur Rahmen von Laborversuchen getestet werden. Mögli- und die Verweildauer im Kernkasten kann man die che neue Produktformulierungen werden an Prüfker- Ausbildung der Randschale, die eine wichtige Rolle nen ausprobiert, die im Klimaschrank unter definier- für die Endfestigkeit spielt, gezielt steuern. Auch die ten Bedingungen (bei verschiedenen Tem- peraturen und Luft- feuchten) gelagert werden. (Abb. 4) Die Ergebnisse lie- fern dem Gießereizu- lieferer und seinen Kunden wichtige Kenngrößen. Ist eine mögliche Lösung ge- funden, wird bereits durch interne Ab- gussversuche über- prüft, inwieweit eine neue Modifikation praxistauglich ist. Erst in den nächsten Schritten erfolgt ein Kleinversuch; Groß- Abb. 5: Lagerstabilität verschiedener Produktgenerationen 10
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) Abb. 6: Einflussfaktoren auf die Lagerstabilität Auswahl des Sandes beeinflusst die Lagerstabilität: Sand mit kleinerer Korngröße hat eine höhere Kapil- larwirkung und zieht dadurch leichter Wasser in den Kern. (Abb. 6) Fazit Die grundsätzliche Machbarkeit der Anorganik ist in- zwischen auch in Asien erwiesen: Sie befindet sich bei großen internationalen Gießereien in China und Ja- pan erfolgreich im Einsatz. Betrachtet man die Fortschritte, die im Bereich der anorganischen Bindersysteme in den vergangenen Abb. 7: Innovationspotenzial: Neben der Lagerstabilität gilt es weitere Eigenschaften zu optimieren und die Einsatzfelder zu zehn Jahren erzielt wurden und projiziert sie in die erweitern. Zukunft, sieht die Sache vielversprechend aus: In dem Maße, in dem das Interesse an der Technologie in an- deren Ländern wächst, schreitet auch die Entwicklung Kontaktadresse: voran. Das Innovationspotenzial ist weiterhin groß: Ralf Boehm, Produktmanagement Anorganik Neben der Lagerstabilität werden verschiedene andere HÜTTENES-ALBERTUS Chemische Werke GmbH Eigenschaften immer weiter optimiert und zusätzliche Wiesenstr. 23/64 | D-40549 Düsseldorf | Deutschland Einsatzfelder erschlossen. Durch stetige Forschung Tel.: +49 (0)211 5087-261 und Entwicklung verschieben sich heute noch gel- E-Mail: RBoehm@huettenes-albertus.com tende Grenzen Stück für Stück. (Abb. 7) www.huettenes-albertus.com Hochwertige Gewindefittings und PRIMOFIT-Klemmverbinder aus Temperguss Georg Fischer Fittings GmbH 3160 Traisen fittings.ps@georgfischer.com www.fittings.at 11
GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) HEFT 1/2 Fehlerquellen beim Schlichteauftrag erkennen und wirksam vermeiden Coating Application as Source of Casting Defects Dipl.-Ing. Martin Vorrath erhöht. Dies verringert die Gefahr von Erosion und Sandeinschlüssen. Glatte und saubere Formstoffober- schloss 2011 sein Studium der Gieße- reitechnik in Freiberg/Sa. ab. Er arbei- flächen sorgen beim Abgießen für ebensolche Guss- tete zunächst als Projektingenieur bei oberflächen. Indem sich die Schlichte zwischen den der Meuselwitz Guss Eisengießerei Sandkörnern einlagert, werden Penetrationsfehler ver- GmbH und wechselte dann zur Hütte- mieden. Durch das Glätten der Sandoberfläche wird nes-Albertus Chemische Werke GmbH. die Rauigkeit der Gussoberfläche verringert. Zur Ver- Dort ist er seit September 2013 als Pro- meidung von Gasfehlern und Gasdruckschülpen müs- duktmanager für den Bereich Schlich- sen Schlichten eine gute Gasdurchlässigkeit aufwei- ten tätig. sen. Außerdem müssen Schlichten auch einen Schutz vor Sandausdehnungsfehlern, wie Blattrippen, bieten. Für bestimmte Anwendungsfälle gibt es zudem Spe- Schlüsselwörter: Schlichteauftrag, Fehlerquellen, zialschlichten, die in der Lage sind, die Gussrandzone Meßverfahren zu beeinflussen. So wird der Schmelze durch eine Phasenumwandlung von metallurgisch wirksamen Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, müssen Gie- Stoffen (z.B. Tellur oder Bismut) Energie entzogen und ßereien heute alle Stellschrauben ihrer Produktion im die Abkühlung lokal erhöht. Darüber hinaus gibt es Griff haben und optimal einstellen. Eine dieser Stell- Schwefelsperrschlichten, die unmittelbar nach dem schrauben ist die Schlichte. Sie dient als Überzug für Abguss die Schwefelaufnahme der Schmelze aus dem Formen und Kerne um Gussfehler zu vermeiden. Ent- Formstoff reduzieren soll. Auf diese Weise werden scheidend ist dabei nicht nur die Auswahl des richti- Graphitentartungen im Eisenguss vermieden. gen Produkts, sondern auch dessen korrekte Anwen- dung. Eine hohe Produktivität und die verlässliche Quali- Parameter des Schlichteauftrags tät der Gussprodukte sind unabdingbare Erfolgsfakto- kontrollieren und dokumentieren ren für jede Gießerei – gerade auch mit Blick auf den Moderne Schlichten bestehen aus bis zu 30 unter- globalen Wettbewerb. Ziel wird es daher sein, direkt schiedlichen Rohstoffen. Neben den Hauptbestandtei- nach dem Abgießen fehlerfreie Gussteile zu erhalten. len, also den Feuerfeststoffen und Wasser oder Alko- Wenn es gelingt, Ausschuss zu minimieren und die hol als Trägerflüssigkeit, enthalten sie verschiedene Nacharbeit in der Putzerei zu reduzieren, ist dies ein Binder, Schwebemittel, Netz- und Dispergiermittel wichtiger Schritt in Richtung einer guten Produktivi- und Additive. Wasserschlichten benötigen zudem tät. Gussfehler wie Blattrippen, Metallpenetration, Ver- Konservierungsmittel. erzungen oder Schülpen gilt es daher von vornherein Die je nach Anwendung richtige Auswahl der zu vermeiden. Schlichte spielt für deren Wirksamkeit eine wichtige Die Einflussfaktoren auf die Gussqualität sind man- Rolle. Hierbei müssen sich die Gießereien auf die qua- nigfaltig. Um das Zusammenspiel aller Verfahrens- lifizierte Beratung durch ihren Schlichte-Lieferanten schritte und der verschiedenen Einsatzmaterialien op- verlassen können. Doch mit der Auswahl des am bes- timal zu steuern, werden exzellente Prozesskenntnisse ten geeigneten Produkts ist es nicht getan. Bei der täg- benötigt. lichen Anwendung in der Gießerei entscheidet eine Reihe von Einflussfaktoren darüber, ob die verwendete Schlichte auch tatsächlich ihr Wirkungspotenzial aus- Aufgaben von Schlichten spielt. Zu diesen Faktoren gehören: Das Gießen in Kernpaketen, dünnere Wandstärken und enge Toleranzen kennzeichnen heute in vielen • die Aufbereitung der Schlichte Fällen das Geschehen in den Gießerei-Betrieben. Inno- • Viskosität, Fließverhalten vative Schlichten müssen diesen Anforderungen fol- • die Temperatur gen. Zwar gibt es seit einigen Jahren Bestrebungen und • die Betriebshygiene Ansätze zur schlichtelosen Gussproduktion. Doch in • das Formstoffsystem den meisten Fällen ist die Verwendung von Schlichten nach wie vor ein fester Bestandteil des Gesamtprozes- ses. Sie sind ein wirkungsvoller Hilfsstoff zur Vermei- Vor dem Einsatz: Sorgfältige Aufbereitung dung von Gussfehlern und damit von Ausschuss oder Die Schlichten werden im Gießerei-Betrieb in unter- zusätzlicher Nacharbeit. schiedlichen Gebindegrößen angeliefert: vom kleinen Darüber hinaus erfüllt die Schlichte weitere Anfor- 10-Liter-Behälter über 60 Liter Hobbocks und 1000 Li- derungen: Durch den Schlichteauftrag wird die Härte ter Containern bis hin zum ganzen Tankzug. Aufgrund und Abriebfestigkeit der Form- und Kernoberflächen der Dichteunterschiede der einzelnen Inhaltsstoffe 12
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) kommt es beim Transport und während der Lagerung in jedem Liefergebinde zum Absetzen der schweren Feuerfeststoffe am Boden. Für eine optimale Anwen- dung muss sichergestellt werden, dass alle Rohstoffe gleichmäßig in der Schlichte verteilt sind. Für einen sicheren Prozess sollten alle Schlichten vor Gebrauch unverdünnt mit einem geeigneten Rühr- werk aufgerührt und homogenisiert werden. Erst an- schließend kann die Schlichte in einen anderen Behäl- ter umgefüllt und verdünnt werden. Der Rührprozess sollte regelmäßig überprüft werden, um Fehler wäh- rend der Aufbereitung frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Folgende Fehler beim Rührwerk können zu einer deutlich reduzierten Rührleistung und damit zu einer inhomogenen Schlichte führen: Abb. 2: Schaumbildung hat im Hohlraum dieses Wassermantel- kerns zu Kratern in der Schlichteschicht geführt. Diese beein- trächtigen die Oberflächenqualität des Gussstücks. • verbogene oder fehlende Propeller • die falsche Drehrichtung (Richtig: im Uhrzeigersinn) • Rührwerke mit falschen Abmessungen, z.B. zu kurze Welle (Abb. 2) gebildet, der später an der Kernoberfläche auf- geplatzt ist. Durch eine unzureichende Homogenisie- Werden nicht die notwendigen Drehzahlen erreicht, rung der Schlichte befand sich nicht genügend Ent- oder die Schlichten aufgrund von Zeitdruck nicht schäumungsmittel im Tauchbecken. lange genug aufgerührt, hat dies Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit des Produkts. Die unzureichende Die Steuerung von Viskosität und Durchmischung der Inhaltsstoffe bewirkt zwangsläufig ungleichmäßige Schlichteeigenschaften, zum Beispiel Fließverhalten hinsichtlich Entschäumung, Abriebfestigkeit, Fließver- Die Dicke der Schlichteschicht bestimmt maßgeblich halten (Schichtdicke) usw. die Wirksamkeit und damit den Schutz vor Gussfeh- HA empfiehlt seinen Kunden, die Schlichten im lern. Verschiedene Parameter müssen so eingestellt 1000 Liter-Container für ca. ein bis zwei Stunden im werden, dass die von der Gießerei definierte Schicht- Dauerbetrieb aufzurühren und anschließend das Rühr- dicke der Schlichte stets zuverlässig erreicht wird. Zu werk im Intervallbetrieb zu betreiben. Das Rührwerk niedrige Schichtdicken führen häufig zu Vererzungen sollte dann z.B. alle 30 Minuten für 5 Minuten oder oder Blattrippen, durch zu hohe Schichtdicken kann alle 60 Minuten für 10 Minuten rühren, damit ein er- es zu Schülpen kommen. Die optimale Schichtdicke neutes Absetzen der Schlichte vermieden wird. Ein- muss jede Gießerei individuell für sich durch Versu- fach überprüfen lässt sich der Aufbereitungsprozess che ermitteln. Hierfür stehen verschiedene Messme- mit einem Stab, der bis zum Boden in die Schlichte thoden zur Verfügung, die im Folgenden beschrieben getaucht wird. Der Stab sollte leicht eintauchen und und kritisch bewertet werden. am Boden sollte kein verdichteter Bodensatz mehr Einstellen lässt sich die Schichtdicke über die Vis- feststellbar sein. kosität, die durch die Verdünnung der Schlichte ge- steuert wird. In der täglichen Gießerei-Praxis bestim- men die Mitarbeiter die Viskosität meist indirekt mit Folgen unzureichender Schlichte- einfachen Mitteln: Sie messen die Auslaufzeit mit ei- aufbereitung – ein Beispiel nem Auslaufbecher und/oder die Dichte mithilfe einer Die Abb. 1 zeigt einen geschlichteten Kern, der an sei- Baumé-Spindel (Aräometer). ner Oberfläche viele kleine Krater aufweist. Offenbar In anderen Gießereien ist es üblich, die Schlichte al- hat sich an der Oberfläche des Schlichtebades Schaum lein über das Ablaufverhalten einzustellen. Die Schlichte wird dann so stark verdünnt, dass keine Läufer und Tränen mehr stehen bleiben. Diese Me- thode birgt allerdings die Gefahr, dass die notwendi- gen Schichtdicken nicht mehr erreicht werden. Blatt- rippen oder Vererzungen sind die Folge. Eine zu hohe Auslaufzeit hingegen führt zu einem schlechten Auftragsverhalten und begünstigt die Bil- dung von Läufern und Nasen, die später auch auf der Gussoberfläche sichtbar bleiben. Bei manchen Schlichten ziehen sich die Läufer allerdings während der Trocknung noch flach, sodass sie zwar auf der Kernoberfläche, aber nicht mehr auf der Gussober- fläche zu sehen sind. Um sicherzustellen, dass die gewünschten Schichtdicken erreicht werden, soll- Abb. 1: Fehlerhafte Oberfläche verursacht durch Schlichteschaum ten diese mithilfe eines Nassschichtdickenmessers 13
GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) HEFT 1/2 über die „Mattzeit“. Dies ist die Zeit vom Beenden des Beschichtungsprozesses bis zum Abmatten der Ober- fläche, d.h. bis die Oberfläche ihren Glanz verliert (Abb. 3). Grundsätzlich gilt, je länger die Mattzeit ei- ner Schlichte, desto länger läuft ein Tropfen auf der Schlichteoberfläche entlang. Daher muss die Mattzeit zu dem entsprechenden Tauch- oder Flutprozess pas- sen, um Läufer zu vermeiden. Die nachfolgende Tabelle 1 veranschaulicht die Ver- änderung der verschiedenen Kenngrößen bei unter- schiedlicher Verdünnung einer Arkopal-Schlichte. Innovative Arkopal-Schlichten von HA können in Schichtstärken von 100 bis 500 µm aufgetragen wer- Abb 3: Direkt nach dem Auftrag glänzt die Schlichte. Das Ab- den und eliminieren Gussfehler wie Blattrippenbil- mattverhalten ist ein Indikator für Läufer- und Tropfenbildung. dung und Penetration. (= Schlichtekamm) nachgemessen werden. Für das Auftragsverfahren sollte es konkrete Vorgaben für die Einfluss der Temperatur (Tabelle 2) Auslaufzeit oder die gespindelte Dichte geben. Diese Die Viskosität der Schlichte ist, wie viele physikali- Parameter müssen regelmäßig gemessen und ggf. kor- sche Größen, temperaturabhängig. Dies zeigt ein Ver- rigiert werden, damit die gewünschte Schichtdicke er- such, bei dem eine Zirkonschlichte auf unterschiedli- zielt wird. che Temperaturen erwärmt und anschließend auf ge- Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Läufer- und nau 12,5 Sekunden Auslaufzeit im 4mm-Becher ver- Tropfenbildung ist das Abmattverhalten, gemessen dünnt wurde: Verdünnung Auslaufzeit Schichtdicke Feststoff- Tabelle 1 gew. Dichte gesp. Dichte Mattzeit (links) (100g Arkopal A 4mm nass gehalt mit Wasser ) [g/ ml] [°Bé] [s] [µm] [s] [%] Tabelle 2 (unten) 37g 1,263 38 13,2 350 96 33,7 40g 1,258 35 12,9 325-350 88 33,3 44g 1,249 33 12,6 325 77 32,3 49g 1,239 32 12,2 300 61 31,3 58g 1,223 29 11,8 275-300 57 29,4 Schlichte- Feststoffgehalt Kern- Schlichteauftrag Schichtdicke temperatur bei 12,5s temperatur [g] [µm] [°C] [%] [°C] nass trocken nass trocken Anhand des Feststoffgehalts 16,9 8,5 225 145 kann man erkennen, dass eine 30 16,8 8,4 225 146 kalte Schlichte (im Winter) stär- 30 50,6 ker verdünnt werden muss als 15,8 7,8 175 129 7 eine warme Schlichte (im Som- 16,8 8,3 200 141 mer), um die gewünschte Aus- 17,5 8,4 150 115 laufzeit zu erhalten. Obwohl 21 alle Proben auf 12,5 sec einge- 17,1 8,0 150 104 21 50,0 stellt und unter konstanten Be- 16,6 8,0 150 115 7 dingungen verarbeitet wurden, 15,9 7,8 150 125 ergeben sich bei der kälteren 16,4 7,7 125 117 Schlichte niedrigere Schichtdi- 21 cken. Für die Praxis bedeutet 16,9 7,9 125 104 dies, dass der Schlichteauftrag 16,0 7,3 125 109 in einer unbeheizten Gießerei- 13 48,5 13 16,3 7,3 125 112 halle im Winter zu geringeren 18,2 8,5 100 86 Schichtdicken führen kann und 7 dadurch mehr Nacharbeit erfor- 17,4 7,8 125 98 derlich ist, obwohl alle Vorga- 17,9 8,1 125 89 ben eingehalten wurden. Die 21 16,8 7,5 125 82 Temperatur des Kernes hat da- 7 47,2 gegen nur einen geringen Ein- 15,4 6,9 125 84 7 fluss auf die Schichtstärke der 15,8 7,0 125 87 Schlichte. 14
HEFT 1/2 GIESSEREI RUNDSCHAU 64 (2017) Betriebshygiene beeinflusst Verfahren resultieren unterschiedliche Anforderungen Schlichteeigenschaften an die Schlichten. Um typische Gussfehler je nach Verfahren zu vermeiden, kommen unterschiedliche Ein häufig nicht beachteter Einflussfaktor für die Wirk- Feuerfestsysteme zum Einsatz. So werden beispiels- samkeit der Schlichte ist die Betriebshygiene. Bei Was- weise beim Cold Box-Verfahren bevorzugt Pyrophyl- serschlichten gilt es, einen Bakterienbefall zu vermei- lite-Schlichten eingesetzt, da dieses Material gut gegen den. Über die Luft, das Wasser oder Bakterienfilme an Blattrippen wirkt. Zirkon- und Korundschlichten wer- Anlagenteilen können Bakterien in die Schlichte ge- den aufgrund ihrer hohen Feuerfestigkeit vor allem bei langen und sich anreichern. Der Bakterienbefall hat thermisch hochbelasteten Gussteilen verwendet, um nicht nur einen unangenehmen Geruch zur Folge, son- Versinterungen und Vererzungen vorzubeugen. dern verändert auch die Eigenschaften der Schlichte, Die folgende Tabelle 3 gibt Aufschluss über die Feu- indem wichtige Bestandteile verstoffwechselt werden: erfestigkeit der verschiedenen Schlichte-Grundstoffe: Die daraus resultierende Verschlechterung des Fließ- verhaltens, der Schaumbildung, der Abriebfestigkeit, sowie die Haftung am Untergrund beeinträchtigen die Funktion des Produkts. Mit jedem Tauch- oder Flutvorgang gelangen neue Bakterien in die Schlichte. Diese vermehren sich ver- stärkt in schlecht durchströmten Bereichen, wo sich öfters auch Schlichteschlamm absetzt. Von hier aus breiten sich die Bakterien in die gesamte Schlichte aus. Um einen Bakterienbefall (Abb. 4) zu vermeiden, werden den Schlichten bereits bei der Produktion Konservierungsmittel zugesetzt. Diese verbrauchen sich aber mit der Zeit, sodass die Wirkung zeitlich be- grenzt ist. Gießereien können selber durch die Zugabe von Bakteriziden die Wirkung der Konservierung ver- längern. Außerdem lässt sich durch eine regelmäßige Reinigung aller Anlagenteile, die mit Schlichte in Kon- takt kommen, das Bakterienwachstum verlangsamen. Tabelle 3 Dazu gehören auch das Entfernen von Schlichtesprit- zern, das Entfernen von Schlichteschlamm aus Tauch- becken sowie das Auswaschen von Pinseln unter kla- rem Wasser. Das Wasser, in dem der Pinsel an vielen Häufig werden Schlichten innerhalb einer Gießerei für Flut- und Tauchbecken häufig gelagert wird, sollte re- neue Verfahren und Anwendungen eingesetzt, weil gelmäßig ausgetauscht und nicht zum Verdünnen der die Schlichte sowieso gerade im Haus vorhanden ist. Schlichte eingesetzt werden, da sich hier schnell und Dieser Versuch führt oft zu einem mangelhaften Ergeb- viele Bakterien bilden können. Weiterhin ist darauf zu nis, da die Schlichte in diesem Fall nicht auf die neue achten, dass die Schlichten kühl gelagert werden. Bei Anwendung abgestimmt ist. Um dies zu vermeiden, Temperaturen > 30°C zersetzen sich die ersten Konser- sollte vor der Implementierung einer neuen Anwen- vierungsmittel und das Bakterienwachstum beschleu- dung der Lieferant des Vertrauens in die Überlegungen nigt sich. miteinbezogen und gefragt werden. Formstoffsystem und Feuerfestigkeit Fehlervermeidung der Schlichte durch geeignete Messmethoden In den Gießereien werden unterschiedliche Form- und Durch geeignete Messmethoden lassen sich im Vorfeld Kernherstellungsverfahren angewendet: z.B. Furan- viele Probleme vermeiden. Von besonderer Bedeutung harz, Cold Box, Resol-CO2 oder Hot Box. Aus jedem für die Wirkung einer Schlichte ist deren Schichtdicke nach dem Auftrag. Das Messen der Auslaufzeit (Abb. 5) oder das Spindeln der Dichte (Abb. 6) sind schnelle und einfache Messmethoden, die in Gieße- reien häufig angewendet werden. Ihr Nachteil: Diese Methoden sind bedienerabhängig und weisen Schwankungen der Ergebnisse durch das Messgerät auf. Bei der Messung der Auslaufzeit wird mit einem Auslaufbecher die Zeit gemessen, in der eine be- stimmte Schlichtemenge durch eine Düse (3, 4 oder 6 mm Durchmesser) aus dem Becher ausläuft (Abb. 5). Die Baumé-Spindel ist eine schnelle und einfache Messmethode zur Ermittlung der Dichte, die allerdings Abb. 4: Mithilfe von Keimindikatoren lassen sich Bakterien eine niedrige Genauigkeit aufweist und zu schwanken- und Pilze auf einfache Art nachweisen den Ergebnissen führt (Abb.6). 15
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