Geschäfts- und Transparenzbericht 2017 - Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten - GVL

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Geschäfts- und Transparenzbericht 2017 - Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten - GVL
Gesellschaft zur
                Verwertung von
                Leistungsschutzrechten

Geschäfts- und
Transparenzbericht
2017
Geschäfts- und Transparenzbericht 2017 - Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten - GVL
Geschäfts- und Transparenzbericht 2017 - Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten - GVL
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         Gesellschaft zur
         Verwertung von
         Leistungsschutzrechten

Inhaltsverzeichnis
Geschäfts- und Transparenzbericht 2017

ON THE WAY             								04
 Vorwort der Geschäftsführung							06
 Kennzahlen der GVL									10
 Anzahl der Berechtigten 2014–2017 							11
 Gesamteinnahmen 2014–2017 							12
 Erlösstruktur im Vergleich 2016–2017 						13

ONLINE										14
 beat17 in der Schlussphase								16
 Im Gespräch mit Prof. Dr. Norbert Gronau, Trusted Advisor der GVL			        18
 label.gvl: Neues Herstellerportal online						20
 artsys.gvl: Die Perspektive der Anwender einnehmen 					                    22

ON STAGE										25
 Die neue Organisationsstruktur der GVL: effizienter, schlanker, klarer			   26
 Professionalisierung des GVL-Anforderungsmanagements				30
 Wandel beginnt im Inneren 								32

ON REQUEST									34
 Berechtigtenversammlung 2017							36

ON TOUR										43
 GVL vor Ort: Like a Rolling Stone							                                    44
 GVL im internationalen Kontext							46

ON TRUST										48
 Zuwendungen 2017									50

ON BUSINESS									57
 Transparenzbericht (VGG)								58

Impressum										91
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ON THE
 WAY
Geschäfts- und Transparenzbericht 2017 - Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten - GVL
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Vorwort der
Geschäftsführung

      Sehr geehrte Damen und Herren,
      liebe Berechtigte der GVL,

      Veränderung ist wohl der Begriff, der das Jahr 2017   2017 war ein weiteres wirtschaftlich sehr erfolg-
      in der deutschen Kreativwirtschaft am treffendsten    reiches Jahr für die GVL. Insgesamt wurde im Be-
      charakterisiert. Neben einschneidenden personel-      richtsjahr das sehr gute Vorjahresergebnis noch-
      len Wechseln sorgt die digitale Transformation für    mals übertroffen: So betragen in 2017 die Erlöse
      Überraschungen, die nicht immer nur negativ sind:     der GVL 310,1 Mio. Euro, was einen Zuwachs von
      In der Musikwirtschaft scheint die Talsohle durch-    14,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
      schritten und die zunehmende Akzeptanz von Strea-­    Abermals beruht dieser erneute Erlössprung vor
      ming lässt auch die GVL nicht unberührt. Als Teil     allem auf Nachzahlungen für Privatkopienutzungen
      von Kultur und Markt befindet sich die Gesellschaft   auf Mobiltelefonen und Tablet-PCs. In den kom-
      inmitten dieses Veränderungsprozesses. Das zeit-      menden Jahren werden solche Ausnahmeerlöse in
      liche Zusammentreffen von Gesetzesnovelle und         diesem Feld nicht mehr realisiert werden. Daneben
      Lebenszyklen ihrer IT-Systeme stellte die GVL         konnten auch die Erträge aus der Sendevergütung
      dabei im Berichtsjahr vor eine enorme Herausfor-      und der öffentlichen Wiedergabe um jeweils rund
      derung, eröffnet jedoch auch besondere Chancen.       drei Prozent gesteigert werden. Neben der Er-
                                                            lösseite wartet auch die Verteilungsseite in 2017
      Nach Inkrafttreten des neuen Verwertungsgesell-       mit positiven Ergebnissen auf: Im Vergleich zu den
      schaftengesetzes (VGG) hatte die GVL bereits          Vorjahren profitierten signifikant mehr Berechtigte
      Ende 2016 ihren Gesellschaftsvertrag und ihre         von den durchgeführten Verteilungen. So hat sich
      Organstruktur reformiert. Das neue Kerngremium        die Zahl der partizipierenden ausübenden Künstler
      der GVL, die Gesellschafter- und Delegiertenver-      verdreifacht.
      sammlung, hat zum ersten Mal am 21. Juni 2017
      getagt. Das Gremium löste mit seiner Wahl bei         Über die im Jahr 2015 durch die GVL eingelegte
      der Berechtigtenversammlung am 5. Mai 2017            Verfassungsbeschwerde mit dem Ziel einer Anpas-
      den bisherigen Beirat in seiner Funktion ab. Die      sung der GVL-Tarife an die Autorentarife der GEMA
      neue Struktur gewährleistet eine verzahntere und      bei den Beträgen der öffentlichen Wiedergabe hat
      gleichberechtigte Kompetenzverteilung zwischen        das Bundesverfassungsgericht leider noch immer
      Gesellschaftern und Delegierten und fördert eben-     nicht entschieden. Aktuell erhält die GVL für die
      so wie das zusätzlich geschaffene Aufsichtsgre-       Rechte der ausübenden Künstler und Tonträger-
      mium den transparenten Interessenausgleich zum        hersteller lediglich 20 Prozent der entsprechenden
      Wohle aller Berechtigten. Besonders erfreut sind      GEMA-Tarife für Musikurheber und Verleger, strebt
      wir darüber, zum 31. Dezember 2017 insgesamt          aber mindestens eine Gleichstellung an.
      154.289 Berechtigte vertreten zu dürfen: ein Zu-
      wachs von drei Prozent. Damit konnten wir 2017        Parallel zur Neuordnung der GVL-Gremien vollzieht
      über 4.000 ausübende Künstler und mehr als 600        die Gesellschaft intern einen tiefgreifenden Struk-
      Tonträgerhersteller hinzugewinnen.                    turwandel, um den zukünftigen Anforderungen an
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ein „Big Data“-Unternehmen Rechnung tragen zu           und Film – das Ziel, im September des Folgejahres
können. Bereits im Februar 2017 veränderte die          zu verteilen, noch nicht erreicht haben. Auch für
GVL ihre Organisationsstruktur: Die Gesellschaft        die Tonträgerhersteller konnten die angestrebten
verfügt nunmehr über vier Unternehmensbereiche,         Zeitvorgaben aufgrund der sich schrittweise ver-
in die die vormals zehn Abteilungen eingeglie-          bessernden Datensituation in der Initialphase nicht
dert wurden. Innerhalb der Bereiche erfolgt eine        eingehalten werden. Der Kommunikation kommt
notwendige Umstrukturierung von Aufgaben und            in Zeiten schneller Veränderung eine besondere
Prozessen, die letztendlich bis in das Jahr 2018        Rolle zu. So arbeitet die GVL daran, über vielfältige
andauern wird. Mit der Implementierung der Zie-         Kommunikationswege den Wandel transparent und
lorganisation ist ein weiterer großer Schritt zur       nachvollziehbar zu vermitteln, zu informieren und
Modernisierung der Leistungs- und Servicefä-            den direkten Kontakt zu ihren Berechtigten weiter
higkeit der GVL vollzogen. Eine zentrale Säule,         auszubauen.
die diesen Change getragen hat, waren und sind
die Mitarbeiter der GVL: Trotz teilweise harter         Während für die Künstler die Schlussverteilung
Schnitte, hoher Arbeitsbelastung und grundle-           der Verteilungsjahre 2010 bis 2012 im Vorder-
gender Änderungen der Aufgaben überwogen                grund stand, mussten sich die Hersteller in 2017
Kooperation und Flexibilität. Am Ende stand eine        an neue Erfordernisse gewöhnen. Die Initialpha-
komplette Organisationsumstellung, die nahezu           se der digitalen Neuausrichtung brachte neben
alle Arbeitsprozesse und -abläufe der GVL auf           technischen auch prozessuale Umstellungen auf
die Digitalisierung ausrichtet.                         Seiten der Labels und Hersteller mit sich: Reper-
                                                        toiredaten müssen ab sofort aktiv und in standar-
Bedingt durch die tiefgreifenden Umstellungs- und       disierter ­Datenqualität geliefert werden, um eine
Feinjustierungsprozesse in der IT-Systemland-           trackgenaue Verarbeitung und Vergütung sicher zu
schaft konnte die GVL im Rahmen der Schlussver-         stellen. Auch wenn das Gros dieser Zuarbeit eine
teilung zeitlich leider keine Punktlandung hinlegen.    einmalige, initiale Leistung im Jahr 2017 darstell-
Gesetzliche Fristen nehmen keine Rücksicht auf          te, erfordern diese Prozesse an vielen Stellen ein
Projektfortschritte. Die durch die neue Genera­         Umdenken sowie eine enge Abstimmung zwischen
tion von Systemen notwendigen Testverfahren und         der GVL und den Tonträgerherstellern. Dass es
Datenläufe parallel zum Tagesgeschäft nahmen            im Zuge dieser Neuausrichtung hin und wieder
mehr Kapazitäten in Anspruch als absehbar und           auch zwischen den Beteiligten hakelte, gehört zum
geplant waren. Dies führte bei vielen Berechtigten      Erfahrungsbild einer digitalen Transformation. An
zu verständlichen Irritationen, die wir bedauern. Mit   dieser Stelle sei deshalb allen Mitarbeiterinnen
jeder über die neuen Systeme absolvierten Vertei-       und Mitarbeitern herzlich gedankt, die auch über
lung stellt sich sukzessive jedoch eine Verstetigung    das Jahr 2017 hinweg zusätzlich zum Tagesge-
der Ergebnisse ein.                                     schäft die „neue GVL“ weiter vorangetrieben und
                                                        die Doppelbelastung in Projektarbeit und Linie
Dennoch kann nicht zufriedenstellen, dass insbe-        geschultert haben.
sondere einige Unterbudgets der Künstlervertei-
lung noch nicht ausgeschüttet werden konnten und        Ein aufrichtiger Dank gebührt auch den Berech­
dass wir auch bei den wirtschaftlich wichtigsten        tigten für ihre Geduld und ihr Verständnis.
Verteilbereichen für ausübende Künstler – Tonträger

Ihre

Guido Evers                                      Dr. Tilo Gerlach
Geschäftsführer                                  Geschäftsführer                    Berlin, im August 2018
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Kennzahlen der GVL                                     Abweichungen durch Rundungsdifferenzen möglich

 in Tsd. Euro                                  2017        2016                     Abw. VJ in %

 Sendevergütung Radio, TV und Videoclips      87.005    83.482                              4,2 %

 Öffentliche Wiedergabe                       42.509     41.510                             2,4 %

 Vervielfältigung                            169.285   132.690                             27,6 %

 Vermietung und Verleih                        2.396      2.389                             0,3 %

 Kabelweitersendung                            2.219      2.075                             7,0 %

 Weiterleitung von Schwestergesellschaften     3.988      5.649                           -29,4 %

 TTH-Schutzfristverlängerung                      1           41

 Sonstige Erträge und Zinsen                   2.653      3.898                           -31,9 %

 Erträge gesamt                              310.056   271.733                             14,1 %

 GVL-eigener Verwaltungsaufwand               22.722     17.676                            28,5 %

 Personalaufwand                               8.633      9.859                           -12,4 %

 Inkassoprovisionen                            6.336      6.105                             3,8 %

 Pirateriebekämpfung                            600         600                             0,0 %

 Abschreibungen, sonstige und                  2.349      2.067                            13,6 %
 außerordentliche Aufwendungen

 Zuwendungen                                   3.100      3.339                             -7,2 %

 Aufwendungen gesamt                          35.107     29.787                            17,9 %

 Brutto-Verteilungsbetrag                    274.949   241.946                             13,6 %

 Gesperrter Betrag ZPÜ                        39.570     51.385                           -23,0 %

 Gesperrter Betrag öffentliche Wiedergabe      3.000      2.000                            50,0 %

 Netto-Verteilungsbetrag                     232.379   188.561                             23,2 %

 Jahresüberschuss                                 0            0                              0%

 Bilanzsumme                                 700.597   551.355                             27,1 %

 Anzahl Beschäftigte im Jahresschnitt           138         155                            -11,0 %

 Ausübende Künstler                          142.928   138.721                              3,0 %

 davon Musikinterpreten                      124.307   120.590                              3,1 %

 davon Wortinterpreten                        18.641     18.131                             2,8 %

 Veranstalter                                    68           60                           13,3 %

 Tonträgerhersteller/VC-Hersteller            11.293     10.647                             6,1 %

 Berechtigte der GVL gesamt                  154.289   149.428                              3,3 %
11

Anzahl der Berechtigten
2014–2017
Künstler

2014                                 117.256                               17.521                  134.720

2015                                 118.743                               17.831                  136.574

2016                                 120.590                               18.131                  138.721

2017                                 124.307                               18.641                  142.928

                                                 Musikinterpreten       Wortinterpreten

Hersteller

2014                                 9.994                                 57                       10.051

2015                                 10.345                                58                       10.403

2016                                 10.647                                60                       10.707

2017                                 11.293                                68                       11.361

                                                         Hersteller     Veranstalter

Im Jahr 2017 konnte die GVL bei der Zahl ihrer         Zuge der Systemumstellung 2017 über 20.000
Berechtigten die 150.000er-Marke deutlich über-        ­L abelcodes an Schwestergesellschaften vergeben,
schreiten. Mit 154.289 Berechtigten zum Ende des        dem weiteren Ausbau des Systems der internatio-
Jahres 2017 liegt der Wert um über drei Prozent hö-     nalen Gegenseitigkeitsabkommen entsprechend.
her als im Vorjahr. So konnte die GVL nicht nur über    Grundsätzlich empfiehlt die GVL ihren Herstellern
4.000 ausübende Künstler dazugewinnen, sondern          trotz der Umstellung auf die trackbasierte Verteilung
auch mehr als 600 Tonträgerhersteller. Damit gehört     auch weiterhin die Anmeldung und Verwendung des
die GVL auch weiterhin zu den größten Verwertungs-      Labelcodes. Aktuell spielen viele deutsche Rund-
gesellschaften für Leistungsschutzrechte weltweit.      funksender ausschließlich Musik, die mit einem La-
                                                        belcode versehen ist, um sicherzugehen, dass es
Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der bei         sich um ein offizielles Label mit den entsprechenden
der GVL gemeldeten Labels auf über 78.000. Eine         Nutzungsrechten handelt. Angesichts dieser Tat­
Ursache dafür ist unter anderem der wachsende           sache vergibt die GVL an alle Hersteller standard­
Trend vieler Künstler zur Selbstvermarktung über        mäßig weiterhin den Labelcode, auch wenn er für die
ein eigenes Label. Darüber hinaus hat die GVL im        Vergütungsverteilung nicht mehr obligatorisch ist.
12

Gesamteinnahmen
2014–2017

                                                          310.056

                         271.733
                                                                            Im Jahr 2017 konnte die GVL eine neue Rekord-
                                                                            marke bei den Gesamteinnahmen verbuchen.
                                                                            ­Insgesamt rund 310,1 Millionen Euro nahm das
                                                                             Unternehmen über Lizenzierungserlöse, Zinsen
                                                                             und andere Umsätze ein. Damit sind die Gesamtein-
                                                                             nahmen um insgesamt 14,1 Prozent im Vergleich
                                                                             zum Vorjahr gestiegen.

                                                                            Dieses zweite Ausnahmejahr in Folge basiert auf
                                                                            weiteren Nachzahlungen im Bereich der privaten
                                                                            Vervielfältigung (ZPÜ). Wie bereits 2016 konnte
                                                                            die GVL auch in 2017 Sondereinnahmen für Tablet-­
                                                                            PCs und Mobiltelefone erzielen. Damit sind die
                                                                            Einnahmen in diesem Erlösbereich noch einmal
163.370   161.842                                                           um 36,6 Millionen Euro auf 169,3 Millionen Euro
                                                                            gestiegen. Ab 2018 erwartet die GVL für die meis-
                                                                            ten Gerätetypen nur noch periodische Zahlungen.

                                                                            Insgesamt sind die Einnahmen aus den Vervielfälti-
                                                                            gungsrechten der mit Abstand größte Erlös­b ereich
                                                                            der GVL. Er macht über 50 Prozent der Gesamt­
                                                                            einnahmen aus. Wie bereits in den Vorjahren muss-
                                                                            te ein Sperrbetrag gebildet werden, da nicht alle
                                                                            gebuchten Erlöse zum Zeitpunkt des Jahresab-
                                                                            schlusses liquide zur Verfügung standen. In 2017
                                                                            beträgt dieser Sperrbetrag 39,6 Millionen Euro.

                                                                            Seit drei Jahren steigen auch die Erlöse aus der
                                                                            Sendevergütungen stetig an, zuletzt um 4,2 Prozent
                                                                            auf 87,0 Millionen Euro. Ertragsgrundlage sind die
                                                                            Gesamtverträge mit den Sendeunternehmen und
                                                                            Kabelnetzbetreibern, wobei die Verträge mit pri-
                                                                            vaten Fernseh- und Radioveranstaltern seit 2006
                                                                            bzw. 2009 auf interimistischer Basis geführt wer-
                                                                            den. Bei den Erträgen aus der öffentlichen Wie-
 2014      2015             2016                            2017            dergabe konnte die GVL einen Zuwachs in Höhe
                                                                            von 1,0 Millionen. Euro auf 42,5 Millionen. Euro
                                                                            verzeichnen. Dieser enthält allerdings Forderun-
                                                                            gen von 3,0 Millionen Euro, die bislang noch nicht
                                                                            in die Abrechnung eingegangen sind und daher
                    Stand des jeweiligen Jahresabschlusses | in Tsd. Euro   zurückhaltend geschätzt wurden.
13

Erlösstruktur im Vergleich
2016–2017

Die Einnahmen aus Vermietung und Verleih
                                                                 2017               2016
sind mit 2,4 Millionen Euro weitgehend konstant
­geblieben. Im Bereich der Kabelweitersendung gab
 es einen leichten Anstieg um sieben Prozent auf­
 2,2 M
     ­ illionen Euro.

In 2017 lagen die Weiterleitungen von Vergütun-
gen ausländischer Schwestergesellschaften bei ­4,0
­Millionen Euro und waren damit 29 Prozent geringer
 als 2016. Hintergrund dafür sind hohe aperiodische
 Zahlungen in der Vergangenheit. Auch im internatio-
 nalen Vergütungsaustausch gilt: Die Rechte können
 innerhalb einer mehrjährigen Meldefrist beansprucht
 werden und fließen der GVL daher nicht immer direkt
 im Anschluss an ein Verteilungsjahr zu.

Angesichts des aktuellen Zinsniveaus musste die
GVL im Bereich der „sonstigen Erträge und Zinsen“
mit 2,7 Millionen Euro (davon 2,4 Millionen Euro
Zinsen) ein Drittel weniger Umsätze verbuchen als
noch in 2016. Höhere Zinsen lassen sich aufgrund
der mündelsicheren Anlagepolitik, zu der die GVL
nach dem VGG verpflichtet ist, am Markt gegen-
wärtig nicht erzielen.

Stand des jeweiligen Jahresabschlusses | in Tsd. Euro
                                                                                                                                  169.285

                                                                                                                                             132.690
                                                                                       42.509

                                                                                                     41.510

                                                                                                              87.005

                                                                                                                         83.482
2.219

                        2.396

                                   2.389

                                                2.654

                                                         3.939

                                                                 3.988

                                                                            5.649
            2.075
      Vergütung für
Kabelweitersendung
     künstlerischer
      Darbietungen

                          Vergütung für
                            Vermietung
                            und Verleih

                                                    Sonstige
                                                     Erträge
                                                  und Zinsen

                                                                   ausländische
                                                                     Schwester-
                                                                  gesellschaften

                                                                                           Vergütung für
                                                                                           die öffentliche
                                                                                             Wiedergabe

                                                                                                                     Sende­
                                                                                                                  vergütung

                                                                                                                                    Vergütung für
                                                                                                                                      Vervielfälti­
                                                                                                                                     gungsrechte
14

     ONLINE
15
16

beat17 in der
Schlussphase
      Die GVL befindet sich ausgehend von den ersten Planungs-
      ansätzen seit 2014 in einem anhaltenden Modernisierungs-
      prozess. Die zur Erfüllung der ab 2016 hinzugetretenen neuen
      gesetzlichen Vorgaben entwickelte Systemlandschaft erfüllt
      dabei jedoch noch einen weiteren wichtigen Zweck: Dank
      innovativer Informationstechnologien positioniert sich die GVL
      in ihrem Segment als eine der führenden Verwertungsgesell-
      schaften und stellt sich den digitalen Herausforderungen des
      Marktes von morgen. Die Basis für diesen Change bildet das
      beat17-Programm, welches mit dem Jahreswechsel in seine
      Endphase eintritt.

      Eine moderne Infrastruktur mit flexiblen, zukunfts-    Anpassungen an neue Rahmenbedingungen und in
      fähigen IT-Lösungen zu schaffen, war und ist zent-     weiten Teilen neu definierte Abläufe in den Kern-
      rales Ziel des GVL-Modernisierungsprozesses. Das       und Unterstützungsprozessen bilden die Grundlage
      Projekt „beat17“ bündelte bei der GVL sowohl die       für diese tiefgreifenden technischen Neuentwick-
      technischen, strukturellen als auch organisatori-      lungen bei der GVL.
      schen Anpassungen, die die GVL mit Blick auf
      das neue Verwertungsgesellschaftengesetz (VGG)
      durchgeführt hat. Der Begriff „beat“ steht dabei als   Wichtige Meilensteine
      Akronym für die Begriffe „Best Practise“, „Effizi-     in 2017 erreicht
      enz“, „Agile Entwicklung“ und „Technologie“. Die 17
      im Namen verweist auf die zeitliche Dimension des      Ein zentraler Meilenstein wurde bereits Anfang
      Programms: Bis zur dreifachen Künstlerschluss-         2017 erreicht: Die Tonträger- und Videohersteller
      verteilung Ende des Jahres 2017 sollte dieser          übermittelten ab Beginn des Jahres alle relevan-
      Prozess vollzogen sein. Das Jahr 2017 war somit        ten Daten über label.gvl, die neue Online-Platt-
      ein Schlüsseljahr im Wandlungsprozess der GVL.         form für Hersteller, die das alte Herstellerportal­
                                                             trisys.gvl ersetzt. Das Portal label.gvl ist eine fast
      Für die VGG-konforme Durchführung der Vertei-          vollständige Neuentwicklung, über die die Her-
      lungen wurde 2017 die Implementierung einer            steller Tracks melden, potenzielle Rechtekonflikte
      neuen Software-Architektur vorangetrieben. Die         lösen und zukünftig ihre Stammdaten sowie weitere
      neuen Systeme weisen einerseits erweiterte Da-         Datensätze im Self-Service anpassen können. Zu-
      tendimensionen und Funktionsumfänge aus, um            vor wurde bereits das bekannte Portal artsys.gvl
      auch international größtmögliche Kompatibilität        für Künstler und Mitwirkende technisch vollstän-
      und Datenqualität zu bieten. Andererseits werden       dig überarbeitet und in seiner Nutzerfreundlichkeit
      über das Zusammenspiel der zwölf neuen Systeme         verbessert (mehr zu den Portalen auf Seite 20).
      Verarbeitungsprozesse standardisiert und flexibili-
      siert. Auf diese Weise kann die GVL auf zukünftige     Im Zeitalter von „Big Data“ rüstet sich auch die
      Anforderungen und Regeländerungen mit verhält-         GVL dafür, Massendaten in bisher ungekannter
      nismäßig geringem Entwicklungsaufwand reagie-          Größenordnung zu verarbeiten und aufzubereiten.
      ren. Die gesamte Software der GVL ist dabei an         Die Verknüpfung der neu aufgestellten Prozess-
      eine neu entstandene Datenbanklösung geknüpft,         landschaften und Datenbanksysteme bietet der
      die sämtliche Stammdaten von Herstellern und           GVL die Möglichkeit, diese massive Menge an
      Künstlern ebenso verwaltet, wie die umfassenden        Informationen wesentlich effizienter zu verarbei-
      Nutzungsdaten ihrer Produktionen.                      ten. Zudem konnte die Qualität von Mitwirkungs-,
17

­ utzungs- und Mandatsinformationen deutlich
N                                                      Neu-Systeme hat sich als wesentlich anspruchsvol-
verbessert werden. Die Vielzahl an technisch           ler und zeitintensiver herausgestellt, als ursprüng-
überholten, schwer zu pflegenden Prozess- und          lich geplant und erwartet. „Unsere Mitarbeiter ha-
Datensystemen gehört nun der Vergangenheit an.         ben hart daran gearbeitet, die Herausforderung
                                                       zu meistern. Da jedoch noch nicht alle Systeme
                                                       und Prozesse zum notwendigen Zeitpunkt so rei-
Ausbau der internen IT-Expertise                       bungslos liefen, wie wir es uns gewünscht hatten,
                                                       wäre es unverantwortlich gewesen, eine insoweit
Die Implementierung dieser neuen IT-Lösungen           vorgreifliche Verteilung vorzunehmen“, erklärte Tilo
erfordert speziell befähigte und geschulte Mitar-      Gerlach. „Die Zuverlässigkeit der Verteilung hat für
beiter, weshalb in 2017 auch das Mitarbeiter-Re­       uns absolute Priorität.“
cruiting eine besondere Herausforderung für die
GVL darstellte. Denn bevor neu programmierte           Die dreifache Künstlerschlussverteilung erfolg-
Systeme in die Routinearbeit eingegliedert werden      te demnach leider nicht, wie im Rahmen des
können, müssen u. a. deren Funktionalitäten um-        ­b eat17-Projekts ursprünglich geplant, Ende 2017,
fassend getestet und Fehler behoben werden. Für         sondern erst Anfang 2018. Trotzdem befindet sich
solche Prozesse bedarf es qualifizierter Experten       die GVL mit ihren technischen Innovationen auf
mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen,         dem richtigen Weg: Nach einer Phase der An-
die ihre Erfahrungen in die GVL einbringen. Aus         fangsinvestition wird die neue Systemarchitektur
diesem Grund hat die GVL in den vergangenen             mittelfristig nicht nur Kosten reduzieren, sondern
Jahren insbesondere das IT-Recruiting stark in-         auch dafür sorgen, dass die GVL flexibel auf neue
tensiviert. Das Expertenwissen in der Informations-     Rahmenbedingungen, Nutzungsformen und Ver-
technologie war 2017 ein besonders knappes Gut,         wertungsmuster reagieren kann – ganz im Sinne
denn die geschaffene Systemlandschaft konnte nur        ihrer Berechtigten.
maßgeschneidert entlang den Anforderungen der
GVL entworfen werden. Erschwerend wirkte sich          Trotz des Einsatzes dieser innovativen Technologi-
leider die angespannte Situation am Arbeitsmarkt       en muss berücksichtigt werden, dass damit auch
aus, weshalb einige IT-Stellen zunächst länger un-     zukünftig nicht der gesamte Datenpool der GVL
besetzt bleiben mussten. Die GVL holte sich in dem     automatisch die notwendige Qualität besitzen wird:
Maße, in dem eigene Experten fehlten, externe          Nicht alle Daten werden maschinell aufgewertet
Dienstleister mit ins Boot, um die anstehenden         werden können, die Performance der GVL wird
Aufgaben zu bewältigen.                                auch in den nächsten Jahren zu einem gewissen
                                                       Grad von der Güte der gelieferten Quelldaten ab-
Um die vollen Möglichkeiten der neuen Program-         hängen. Erhebliche Verbesserungen werden daher
me nutzen zu können, stand auch die Schulung           von der in der Einführung befindlichen Fingerprin-
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz oben         ting-Technologie für die automatische Erkennung
auf der Agenda. Angefangen vom CRM (Custo-             von Musiknutzungen erwartet.
mer Relationship Management) über Nuclos, dem
seit Januar 2017 installierten Tool zur Verifikation   Die GVL setzt ihren umfassenden Wandel auch
von Mitwirkungsmeldungen, bis hin zur neuen Ver-       2018 fort. Die ersten Verteilläufe auf Basis track-
teilungs- und Abrechnungssoftware – knapp 30           genauer Abrechnungsdaten sind über die neuen
Schulungen fanden allein zu den modernisierten         Systeme absolviert, begleitende Optimierungspro-
Systemen in 2017 statt.                                zesse sind initiiert. Im neu aufgestellten IT-Bereich,
                                                       in dem die zentralen Ressourcen für die Entwick-
                                                       lung, das Testing, den Betrieb und den Service
Verzögerung der Verteilungen                           der Systemlandschaft gebündelt sind, werden die
                                                       bestehenden Lösungen kontinuierlich bewertet
Trotz der intensiven Bemühungen aller Beteiligten      und weiterentwickelt. Ziel des Jahres 2018 ist es,
waren nicht alle neuen Systeme bis Ende 2017 in        in einen strukturierten Regelbetrieb überzugehen
vollem Umfang funktionsfähig. Insbesondere der         und eine reibungslose und effiziente Verteilungs-
Umzug der bestehenden Daten von den Alt- in die        maschinerie sicherzustellen.
18

Im Gespräch ...
mit Prof. Dr. Norbert Gronau
       Prof. Dr. Norbert Gronau, Inhaber des Lehrstuhls für Wirt-
       schaftsinformatik, Prozesse und Systeme an der Universität
       Potsdam, ist Experte für IT-Systemlandschaften. Als Trusted
       Advisor berät und begleitet er die GVL seit 2014 beim Neubau
       ihrer Systemarchitektur und der Digitalisierung ihrer Prozesse.
       Im Gespräch mit der GVL berichtet er über die Herausforderun-
       gen, vor denen die GVL in ihrem Modernisierungsprozess stand
       und steht.

                                                              und Transparenz zu schaffen. Gleichzeitig waren
                                                              eine große Erwartungshaltung und großer Respekt
                                                              vor der Aufgabe zu spüren. Der Respekt war durch-
                                                              aus berechtigt, denn die Größe der Aufgabe nahm
                                                              ja auf die Größe der Organisation keine Rücksicht.
                                                              Zugleich gab es innerhalb der GVL nur eine kleine
                                                              Software-Entwicklungsgruppe und ein paar Kollegen,
                                                              die die Software und die Infrastruktur gepflegt haben.
                                                              Parallel dazu wurden sehr viele Dinge manuell ge-
                                                              macht – aus meiner Sicht als Wirtschaftsinformatiker
                                                              auch mit unzureichenden Werkzeugen.

                                                              Vor welchen Herausforderungen stand die GVL
                                                              zu diesem Zeitpunkt?
                                                              Die Aufgabe war es, die Arbeit der GVL in moderne,
                                                              sichere, gut beherrschbare Prozesse zu überführen.
                                                              Es musste das, was automatisiert werden konnte,
                                                              automatisiert werden und die neue Systemlandschaft
                                                              durch Spezialisten gepflegt werden. Der Fokus des
                                                              Programms beat17 lag darauf, die IT-Landschaft der
                                                              GVL von Grund auf neu zu entwickeln und zukunfts-
                                                              fähige Systeme zu implementieren. Dabei musste
                                                              alles angefasst werden: die Organisationsstruktur,
                                                              die Abläufe, die Verantwortlichkeiten, die Kooperati-
       Die GVL befindet sich seit mehreren Jahren in          onspartner, die Portale, die Datenstrukturen. Kurzum:
       einem umfassenden technischen Wandel, den              Alles! Abgesehen von den Gebäuden blieb kein Stein
       Sie beratend begleiten. Wo stand die GVL, als          auf dem anderen.
       Sie 2014 dazugekommen sind?
       Bei der GVL herrschte 2014 eine unglaubliche Auf-      Warum war diese massive Umstellung
       bruchsstimmung. 2014 ist die EU-Richtlinie in Kraft    notwendig?
       getreten, die eine gewisse Vorschau auf das bot, was   Um es ganz klar zu sagen: Die Anforderungen des
       sich später auch in der nationalen Gesetzgebung        neuen VGG wären in keinem Fall und unter keinen
       wiederfinden würde. Alle haben die großen Chancen      Umständen mit dem alten System abbildbar gewe-
       gesehen, die das neue Verwertungsgesellschaften-       sen. Die Investition in völlig neue Be- und Abrech-
       gesetz bietet. Die im VGG definierten Anforderungen    nungssysteme war zwingend erforderlich. In diesem
       machten es notwendig, alle Abläufe, alle Systeme,      Kontext lag es nahe, auch vorgelagerte Prozesse wie
       alle Verfahren, alle Kanäle zu den Berechtigten und    die Erfassung von Nutzungsdaten in dem Maße zu
       das Reporting auf eine neue Grundlage zu stellen       automatisieren, in dem es möglich war.
19

Warum war der Umbau der GVL-IT-Landschaft                 nicht wesentlich gestiegen. Das heißt, viel mehr Un-
ein so umfassender Prozess?                               ternehmen kämpfen um nahezu die gleiche Zahl an
Die Aufgaben der GVL sind so einzigartig, dass            Absolventen. Das hat natürlich auch Konsequenzen
sie nicht mit Standardsoftware abgedeckt wer-             für ein Unternehmen wie die GVL. Als Organisation
den können. Das heißt, dass alles, was die GVL an         hat sie keinen Ruf wie BMW, Google, zalando – wo es
­Spezialsoftware braucht, einzeln angefertigt und indi-   derzeit die jungen Absolventen hinzieht. Gleichzeitig
 viduell programmiert werden musste. Das hatte zwar       bietet sie Mitarbeitern echte Vorteile: Sie bietet si-
 den Vorteil, dass die Software auch speziell für den     chere Arbeitsplätze, ein ansprechendes Arbeitsklima
 Geschäftszweck der GVL geeignet ist. Das führte          und eine auch technisch extrem spannende Aufgabe
 aber immer zu längeren Projektzeiten gegenüber der       an einem Thema, was uns alle bewegt.
 Anpassung einer Standard-Software.
                                                          An welchen Punkt befindet sich die GVL aktuell
Wo steht die GVL im Vergleich zu anderen                  in ihrem Modernisierungsprozess?
Unternehmen, die einen solchen Change-­
­                                                         Die GVL ist gut vorangekommen, aber noch immer
Prozess durchlaufen haben?                                in der Umstellung. Das VGG hat uns nicht viel Zeit-
Grundsätzlich muss man sagen, dass solche IT-Pro-         und Spielraum gelassen. Es gab nicht die Chance
jekte, in denen die jeweiligen Organisationen ja Neu-     zu sagen: „Wir machen mal ein paar Sachen in drei
land betreten, mit einem hohen Risiko verbunden sind.     Jahren und ein paar noch später.“ Wir mussten alles
Ich habe internationale Statistiken herangezogen und      gleichzeitig angehen. Deswegen sind einige Dinge
festgestellt, dass die GVL im Vergleich zu Unterneh-      noch nicht fertig oder noch nicht so gut gelungen,
men, die ähnliche Projekte durchgeführt haben, mit        wie wir es vorgesehen hatten. Aber wenn wir jetzt
Blick auf Kosten und Fertigstellung eine gute Leis-       den Atem und die Ausdauer haben, dann kommen
tung vollbracht hat. Bei den rund 8.000 Projekten,        wir sehr schnell weiter voran.
die mit beat17 vergleichbar sind, verdoppelten sich in
rund der Hälfte der Fälle die Kosten und die Laufzeit.    Was steht 2018 im Fokus?
Hier befindet sich die GVL auf jeden Fall noch im         Die Ausschüttungen der vergangenen Monate fan-
Bereich einer nur leichten Kostenüberschreitung und       den erstmalig auf Basis der neuen Systemlandschaft
einer hohen Fertigstellungsleistung zum ursprünglich      statt. Es war durchaus ein erheblicher Kraftakt, die
geplanten Zeitpunkt.                                      Verteilungen soweit lauffähig zu machen. Nun gilt es,
                                                          aus den bisherigen Verteilungen zu lernen und die
Auf welchen Ebenen wirkt sich ein solches                 Verteilungen noch produktiver durchzuführen. Ideal
Großprojekt wie beat17 innerhalb der Organi-              wäre es, wenn wir zukünftig quasi aus dem Handge-
sation aus?                                               lenk Verteilungsläufe in einem reibungslosen Prozess
So eine Umstellung wie bei der GVL betrifft nicht         durchführen könnten. Während wir jetzt noch vier Wo-
nur die Systeme. Es gibt mindestens noch zwei ganz        chen für die Durchführung einer Verteilung brauchen,
wichtige andere Dinge, die zum Erfolg beitragen.          wird sie hoffentlich Ende des Jahres in weniger als
Das eine sind die Abläufe, die vor den Systemen           einer Woche absolviert werden können. Ich bin sehr
anfangen und nach den Systemen aufhören und die           optimistisch, dass das klappen wird. Außerdem müs-
zu den Systemen passen müssen. Noch wichtiger als         sen 2018 die Prozesse wetterfest gemacht werden
­Systeme und Abläufe sind aber die Menschen, die          und die Schnittstellen zu den Berechtigten – von der
 diese Systeme konzipieren, entwickeln und betreiben.     Eingabe in den Portalen bis zum Reporting u. a. über
 Die GVL hat es geschafft, eine tolle Truppe aufzu-       die Detailreports – weiter optimiert werden.
 bauen von vielen, vielen fachkundigen Menschen, die
 genau diese Aufgaben jetzt wahrnehmen. Sie können        Was sind Themen, die als nächstes auf der
 die besten Prozesse und schönsten Systeme haben.         ­Agenda stehen? Welche technischen Potenziale
 Wenn Sie aber nicht die Menschen haben, die diese         sehen Sie für die GVL?
 Dinge miteinander verbinden und daran auch noch           Ein großes Thema für die GVL ist das sogenannte
 Spaß haben, nützt beides nichts. Ich sehe, dass bei       „Fingerprinting“. Das bedeutet, dass bei Musik­
 der GVL unglaublich engagierte Menschen arbeiten.         stücken bereits wichtige Informationen hinterlegt
                                                           sind und der Track durch Computer genau erkannt
Die GVL baut verstärkt auf interne Kompetenzen             wird. Sobald das in die GVL-Systeme eingebaut ist,
insbesondere im IT-Bereich. Wie ist die aktuelle           werden einige Prozesse z.B. das Matching deutlich
Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt?                         verbessert. Außerdem sehe ich bei der GVL mit Blick
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist – aus Arbeitge-          auf Künstliche Intelligenz und Machine Learning
bersicht – zum Verzweifeln. Der Bedarf an Informatik-      noch große Potenziale.
fähigkeiten hat in der gesamten Wirtschaft aufgrund
des Trends zur Digitalisierung, Industrie 4.0, Internet
of Things etc. drastisch zugenommen. Gleichzeitig         Vielen Dank für das Gespräch,
ist die Zahl der Absolventen aus den Hochschulen          Herr Prof. Dr. Gronau.
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label.gvl: Neues
Herstellerportal online
       Das Jahr 2017 bedeutete auch für die in der GVL versammelten
       Hersteller Wandel und Veränderung. So wurde mit dem
       Launch des neuen Herstellerportals label.gvl im Januar zugleich
       auch der Startschuss für ein ausschließlich trackbezogenes
       Verteilungssystem gegeben.

       Benutzerfreundlichkeit, Einfachheit, Übersicht-          nachzuvollziehen, welche Tracks wie oft, wie lange
       lichkeit – diese Ziele standen ganz im Fokus der         und von wem genutzt wurden. Dazu betont Guido
       Konzeption von label.gvl. Zugleich galt es bei den       Evers: „Die Mühe, die mit der notwendigen Umstel-
       Planungen des neuen Herstellerportals aber auch,         lung des Verteilungssystems einherging, wird sich
       den Vorgaben des VGG an die Verteilung Rechnung          zukünftig durch zusätzliche und differenzierte Infor-
       zu tragen und diese in label.gvl umzusetzen. Vor         mationen für die Hersteller und Labels auszahlen.“
       dem Hintergrund dieser komplexen Anforderungen           Das Portal label.gvl unterliegt einem ständigen
       ging am 2. Januar 2017 das neue Meldeportal für          Optimierungsprozess, im Rahmen dessen sowohl
       Hersteller online.                                       bestehende Funktionen verbessert als auch neue
                                                                Features ergänzt werden. „Wir wissen, dass der
       Die Umstellung von dem technologisch veralteten          Start von label.gvl von vielen als sehr holprig wahr-
       Herstellerportal trisys.gvl auf das neue label.gvl war   genommen wurde und noch einige Kinderkrankhei-
       direkt mit der Umstellung des Verteilungssystems         ten beseitigt werden müssen“, erklärt Guido Evers.
       verknüpft. So werden ab dem Verteilungsjahr 2016,        „Leider gelingt eine so fundamentale und technisch
       für das über label.gvl erstmalig gemeldet werden         anspruchsvolle Umstellung nicht auf Knopfdruck
       konnte, Vergütungen auf Track-Ebene zugeordnet.          sondern nur schrittweise. Entsprechend konnten
       Der Labelcode bleibt den Berechtigten aber als           wir seit dem Launch des Portals viele Fortschritte
       eindeutig identifizierbares Kennzeichen weiterhin        verzeichnen.“ So wurde im Laufe des Jahres 2017
       erhalten.                                                der Excel-Upload für die Repertoire-Meldungen
                                                                verbessert. Der für viele Hersteller relevante Claim
       Die Umstellung des Verteilungssystems und des            Dispute Handler – kurz CDH – wurde um not-
       Meldeportals war für die Tonträgerhersteller ­initial    wendige Funktionen erweitert, um den Herstellern
       mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Immer-          die Konflikterkennung und -lösung noch weiter zu
       hin mussten sie erstmalig ihr komplettes Repertoire      erleichtern.
       mit Rechteinhaberschaften und Aufnahmedaten
       der GVL melden und häufig eine Vielzahl von Rech-        Auch auf anderen Baustellen wird gearbeitet: Her-
       tekonflikten klären und auflösen.                        steller sollen zukünftig einfach und übersichtlich
                                                                alle ihre Labels auf label.gvl verwalten können. Für
       Im Rahmen der Verteilung veröffentlichte Detailre-       die An- und Abmeldung von Labels reichen dann
       ports ermöglichen es den berechtigten Herstellern        nur noch ein paar Mausklicks.
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artsys.gvl: Die Perspektive
der Anwender einnehmen
       Bereits in 2016 stellte die GVL auf technischer Ebene alle
       Weichen für ihre tiefgreifende Neuausrichtung. Parallel zum
       Tagesgeschäft trimmen die über drei Dutzend Fach- und
       ­IT-­Experten der GVL die im Vorjahr etablierte Prozesslandschaft
        und deren Datenbanksysteme kontinuierlich auf eine noch
        ­höhere Anwenderfreundlichkeit. Das für die gut 140.000 durch
         die GVL vertretenen ausübenden Künstler wichtigste Instrument
         stellt dabei das Künstlerportal artsys.gvl dar.
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Seit ihrer Einführung in 2011 wird die Künstler-­     ihre Mitwirkungsmeldung benötigt haben. Rich-
Plattform artsys.gvl regelmäßig mit neuen Funk-       tig ­identifizierte Vorschläge können Berechtigte
tionalitäten ausgestattet, die es den Berechtigten    in diesem Bereich nun per Mausklick bestätigen.
immer effizienter ermöglichen, ihre Mitwirkungen      Neue mobile Services mit zusätzlichem Nutzen
zu melden. Integrierte Algorithmen und der dadurch    sind in der Planung.
wachsende Grad an Automatisierung unterstützen
die Berechtigten auf artsys.gvl bei der weiterhin     Neben der stetigen Verbesserung von Funktio-
notwendigen Pflege ihrer Daten. Denn nur dies         nalitäten wurde auf dem Portal artsys.gvl im Jahr
führt schlussendlich zu einer verlässlichen Vergü-    2017 ebenso der Umfang der Produktkategorien
tung i­hrer Verwertungsrechte.                        erweitert, für die Künstler ihre Mitwirkung melden
                                                      können und auf die dann eine Vergütung erfolgt.
Unter dem Strich lässt sich auf der digitalen Seite   So umfasst die das Portal speisende Datenbank
der GVL der Erfolg in möglichst zeitsparenden         seither auch die so genannten „Offenen Budgets“,
und intuitiven Prozessen für die Berechtigten         in denen Kreativschaffende ihre Beteiligung an
messen. Hier ist die GVL auf einem guten Weg.         Werken wie Musik in Hörspielen, TV- und Radiojing-
Optimierte Suchfunktionen erleichtern die Orien-      les, klassischer TV- und Radio-Werbung anzeigen
tierung in der Masse an Daten. Automatisch vom        können. Neben den regelmäßigen Künstlervertei-
System generierte und versandte Vorschlagslisten      lungen für Tonträger, Radioeigenproduktionen und
über die M­ itwirkung an bestimmten TV-Produk-        TV-Produktionen bilden die „Offenen Budgets“
tionen verkürzen nun bereits Schauspielern und        ­zukünftig eine zusätzliche Vergütungskategorie
Synchronsprechern die Zeit, die sie vormals für        für viele tausend Berechtigte der GVL.
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ON STAGE
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Die neue Organisationsstruktur
der GVL: effizienter, schlanker, klarer

       Im Februar 2017 hat die GVL auch ihre Organi-       Geschäftsprozesse auszurichten. Darüber hinaus
       sationsstruktur den neuen Anforderungen ange-       ermöglicht die verschlankte Führungsstruktur eine
       passt. Aus ehemals elf Abteilungen wurden vier      schnellere A
                                                                      ­ bstimmung mit der Geschäftsführung
       operative Bereiche. Die Leiter der Stabstellen      und innerhalb bzw. zwischen den Bereichen. Der
       Zuwendungen und Human Resources berichten           Verantwortungs- und Handlungsspielraum der
       ebenso wie der Datenschutzbeauftragte weiterhin     Bereichsleiter hat sich deutlich erweitert. Das
       direkt an die Geschäftsleitung. Ziel dieser neuen   Organigramm wurde im Laufe des Jahres 2018
       Struktur ist es, die Expertise der GVL stärker zu   leicht angepasst (­vergleiche den Stand des Be-
       bündeln und an den Anforderungen der neuen          richtsjahres 2017 auf Seite 63).

                                                                                       Zuwendungen
                                          Geschäftsführung                              Rolf Becker

              Datenschutz                    Dr. Tilo Gerlach
                                             Guido Evers
                                                                                     Human Resources
                                                                                       Annette Lehne

           Berechtigten-                                                                   Legal and
                                          IT                    Verwaltung
             Service                                                                    Business Affairs
                                     Marc Westphal              Dirk Kietzer
           Andrea Böhlke                                                                 Burkhard Sehm

                                                             Controlling, Projekt-
          Service & Vertrag         Datenmanagement                                        Legal Service
                                                             Management-Office

        Unterhaltungsmusik &           Architektur,               Qualitäts-
                                                                                        Verteilungsfinanzen
          Agenturbetreuung            Change & Test              management

        Klassik, Klangkörper &                                     Facility-           International Affairs &
                                       Entwicklung
            Zuwendungen                                          Management            Business Development

                                                                                       Rechteinhaberschafts-
          Wort & Schauspiel        Systemmanagement             Kommunikation
                                                                                       clearing & Beschwerde

         Competence Center
                                                              Rechnungswesen             Grundsatzthemen
         Berechtigten-Service

                                                                                           Verteilregeln

       Das Organigramm der GVL 2018
27

Geschäftsführung
Die GVL wird geführt durch die beiden gleichberechtigten Geschäftsführer Dr. Tilo Gerlach und­­
Guido Evers, die von den GVL-Gesellschaftern DOV und BVMI berufen wurden. Dr. Tilo Gerlach ist für die
ausübenden Künstler zuständig. Guido Evers verantwortet im Schwerpunkt die Kategorie der Hersteller
(Tonträgerhersteller, Videoclipproduzenten und Veranstalter). Sie sind die gesetzlich vertretungsberech-
tigten Personen der Gesellschaft.

Dr. Tilo Gerlach begann 1996 als Justitiar bei         Guido Evers ist im September 2009 in die Ge-
der GVL, seit 2001 ist er Geschäftsführer. Zudem       schäftsleitung der GVL eingetreten. Der gebürtige
ist der promovierte Jurist Präsident der AEPO-­        Hamburger studierte Literaturwissenschaft, Polito-
ARTIS (Europäische Dachorganisation der Ver-           logie, Journalistik sowie Medien- und Wirtschafts-
wertungsgesellschaften für ausübende Künstler)         recht und hat zuvor verschiedene Positionen in der
und Board-Member der SCAPR (Internationale             Rundfunk- und Filmwirtschaft wahrgenommen, un-
Dachorganisation der Verwertungsgesellschaften         ter anderem am Hans Bredow Institut, bei der UFA,
für ausübende Künstler). Der gebürtige Berliner        als langjähriger Konzernsyndikus bei der Senator
ist ferner Lehrbeauftragter an der Humboldt-­          Entertainment AG sowie als Director Corporate
Universität zu Berlin und veröffentlichte zahlreiche   Development und General Counsel bei der Odeon
Publikationen zum Urheberrecht und zum Recht           Film AG. Er war überdies in den Aufsichtsgremien
der ausübenden Künstler.                               verschiedener IT- und Medienunternehmen sowie
                                                       als Rechtsanwalt und Mediator tätig.
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Bereiche

Berechtigten-Service                        IT                                         Verwaltung
Andrea Böhlke                               Marc Westphal                              Dirk Kietzer

Bei der GVL stehen die Berechtigten im      Auf dem Weg zu einer der modernsten        Die Verwaltung bündelt alle das Kern-
Mittelpunkt – sie stellen das Herzstück     Verwertungsgesellschaften verarbeitet      geschäft unterstützenden Funktionen
der GVL dar. Der von Andrea Böhlke ver-     die GVL riesige Datenmengen, vor allem     innerhalb der GVL. Dirk Kietzer, Leiter
antwortete Berechtigten-Service b ­ ietet   Nutzungs- und Mitwirkungsmeldungen.        des Bereichs, verantwortet mit seinen
den GVL-Berechtigten eine fundierte und     Marc Westphal – Bereichsleiter IT – und    Mitarbeitern u. a. das Projektmanage-
umfassende Beratung zu allen Themen         sein Bereich sorgen dafür, dass die GVL    ment der GVL und hilft anderen Be-
rund um die GVL.                            für diese Aufgabe heute und in Zukunft     reichsleitern mit Prozessentwicklung
                                            gewappnet ist. Mit einem Team aus Ent-     und -auswertungen sowie Kennzahlen
Egal ob Künstler, Hersteller oder Veran-    wicklern, System- und Anforderungs-        effizient zu arbeiten. Zu seinen Kernthe-
stalter – Fragen vom Vertragsabschluss      managern und Testern entwickelt und        men zählt auch das Vorantreiben der
bis zur Verteilung, zu Repertoiremel-       betreibt der Bereich moderne Portale       Marke und der Unternehmensstrategie.
dungen und den Zuwendungen werden           für die GVL-Stakeholder und stellt die     In das Aufgabenfeld der Verwaltung fal-
von den Mitarbeitern des Berechtigten-­     komplette technische Infrastruktur be-     len außerdem das Qualitäts- und Risiko­
Services auf allen vorhandenen Kanälen      reit, so auch die Software-Umgebung        management, das Rechnungswesen und
beantwortet, so auch bei den regelmä-       für die internationale Verteilung. Dabei   Controlling, die Kommunikation sowie
ßigen deutschlandweiten Workshops.­         tauscht sich der Bereich kontinuierlich    das Facility Management. Zugleich
Mit viel Erfahrung und Sachkenntnis         mit den Fachgruppen aus und arbeitet       ist Dirk Kietzer verantwortlich für die
werden im Berechtigten-Service die          eng mit ihnen zusammen.                    ­F inanz- und Anlageplanung sowie das
abgegeben Mitwirkungsmeldungen ge-                                                      finanzielle ­B erichtswesen.
prüft und b­ earbeitet, um die Vergütung    Bevor Marc Westphal 2018 zur GVL kam,
für die Berechtigten sicherzustellen.       war er IT-Consultant und zuletzt Head of   Der Diplom-Mathematiker und ausge­
                                            Technology und Senior Vice President       bildete Aktuar (Deutsche Aktuar­  ver­
Andrea Böhlke war nach ihrem Musik-         eines großen Entertainment-Unterneh-       einigung) Dirk Kietzer hat vor seinem
studium als Veranstaltungsmanagerin         mens.                                      Einstieg bei der GVL in 2013 u.  a. in
und als selbständige Unternehmerin im                                                  verschiedenen Versicherungskonzernen
Musikalienhandel tätig, bevor sie 2010                                                 gearbeitet.
zur GVL kam.
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                                             Stabsfunktionen

Legal and Business Affairs                   Stabstelle Zuwendungen                         Stabstelle Human Resources
Burkhard Sehm                                Rolf Becker                                    Annette Lehne

Als Verwertungsgesellschaft ist die GVL      Die GVL stellt jährlich bis zu fünf P
                                                                                 ­ rozent   Annette Lehne verantwortet den Per-
Mittler auf nationaler wie auf interna-      des Verteilungsvolumens für kultu­relle        sonalbereich der GVL. Sie und ihr Team
tionaler Ebene zwischen den Rechte-          Förderung und soziale Zwecke zur               betreuen und beraten die rund 150
inhabern und Rechtenutzern. Entspre-         Verfügung. Rolf Becker kümmert sich            GVL-Mitarbeiter vom ersten Arbeitstag
chend vielfältig sind die Aufgaben, die      darum, dass kulturpolitische Zuwen-            an in allen Facetten des Personalwesens,
der Bereich Legal and Business Affairs       dungen ihre Bestimmung erreichen. Er           unter anderem mit Blick auf die Mitarbei-
und Leiter Burkhard Sehm wahrnehmen:         bereitet Anträge auf Kulturförderung für       terentwicklung. Weitere Schwerpunkte
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter         die Abstimmung in der Gesellschafter-          der Stabstelle liegen auf dem Recruiting
des Bereiches betreuen nicht nur die         und Delegiertenversammlung auf und             und dem Personalmarketing – denn als
Zusammenarbeit mit derzeit über 40           begleitet die geförderten Projekte von         eine der größten Verwertungsgesell-
Schwestergesellschaften weltweit, son-       Seiten der GVL.                                schaften für Leistungsschutzrechte
dern konzipieren, planen, berechnen und                                                     ist die GVL immer auf der Suche nach
schütten die diversen Verteilungen der       Rolf Becker blickt zurück auf eine             Talenten, die helfen, Plattformen und
GVL aus. Darüber hinaus berät das Team       langjährige Karriere als Cellist an der        Services noch weiter zu verbessern.
um Burkhard Sehm die Geschäftsfüh-           Deutschen Oper Berlin. Außerdem
rung in sämtlichen juristischen Frage-       war er ehrenamtlich in der Deutschen           Vor ihrem Einstieg bei der GVL verant-
stellungen und zur Tarifgestaltung. Auch     ­Orchestervereinigung und im Deutschen         wortete die studierte Betriebswirtin als
der Kundenservice für Rechtenutzer und        Musikrat aktiv. Von 1993 bis 2003 war         Personalleiterin, Personalreferentin und
die Bearbeitung von Lizenzverträgen ist       er Vorsitzender des GVL-Beirats.              Leiterin eines Kundencenters diverse
in diesem Bereich angesiedelt.                                                              Themen der Human Resources sowie
                                                                                            die Organisationsentwicklung von Unter-
Burkhard Sehm ist Rechtsanwalt sowie                                                        nehmen in der Versicherungswirtschaft,
Diplom-Kultur- und Medienmanager und                                                        Pharma- und Biotechbereich sowie
seit 2003 bei der GVL, zunächst war                                                         dem Online-Handel. Sie sammelte zu-
er Justiziar, seit 2010 ist er Abteilungs-                                                  dem langjährige Erfahrungen im Hoch-
bzw. Bereichsleiter. Bevor er zur GVL                                                       schulmarketing, Recruiting und aus ihrer
kam, war er unter anderem bei einem                                                         ­A rbeit für eine Personalberatung.
führenden internationalen Medienkon-
zern und in Kanzleien tätig.
30

Bereich IT:
Professionalisierung des
GVL-Anforderungsmanagements
     Die Systemarchitektur der GVL basiert auf modular
     aufgebauten IT-Lösungen, mit denen die GVL flexibel auf sich
     verändernde Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Nutzer
     reagieren kann. Um die Vielzahl sehr unterschiedlicher e
                                                            ­ xterner
     und interner Anforderungen an diese Systeme strukturiert
     bearbeiten zu können, ist das Anforderungsmanagement seit
     2015 fester Bestandteil der GVL-Organisation.

     Die Digitalisierung und der globale Wettbewerb       technischen Wandels bei der GVL gehen jährlich
     haben auch auf die Arbeit von Verwertungsge-         mehrere hundert unterschiedlichste Anforderun-
     sellschaften einen immer größeren Einfluss. Wert-    gen beim Team Anforderungsmanagement ein. Die
     schöpfungsketten und Verarbeitungsprozesse           detailliert formulierten Bedürfnisse, die so ermittelt
     müssen komplexen Anforderungen genügen und           werden, bilden den Optimierungsbedarf innerhalb
     flexibel auf Veränderungen reagieren können. Um      der Systemarchitektur ab und helfen, die Systeme
     sich diesen Herausforderungen zu stellen, betrieb    aus Anwender- und Berechtigtenperspektive zu
     die GVL in den vergangenen Jahren eine tiefgrei-     verstehen und kontinuierlich zu verbessern. In der
     fende Neuausrichtung. Nicht nur weitreichende        Konsequenz sichert das Anforderungsmanagement
     technische Umbrüche fanden im Rahmen dieser          damit die stetige Optimierung der Nutzerfreund-
     Umstrukturierungen statt. Auch organisatorisch       lichkeit an internen und externen Schnittstellen zur
     und strukturell wurde der sich kontinuierlich wan-   GVL und wirkt damit im Sinne aller Stakeholder.
     delnden Umgebung Rechnung getragen. Eine zen-
     trale Aufgabe übernimmt hier das Anforderungs-       Eine besondere Herausforderung ist die kom-
     management: Das Team, das 2015 seine Arbeit          plexe Verflechtung dieser Systeme und die aus
     aufgenommen hat, wurde 2017 weiter ausgebaut         Veränderungen resultierenden Auswirkungen auf
     und stärker mit den internen Strukturen und          jede Teilkomponente der IT-Landschaft. Bei der
     Fachabteilungen der GVL verzahnt.                    Bearbeitung der Anforderungen muss das An-
                                                          forderungsmanagement in der Lage sein, diese
     Aufgabe des Anforderungsmanagements ist es,          Auswirkungen auf das Gesamtsystem realistisch
     die Bedürfnisse, Probleme und Notwendigkeiten        zu bewerten. Gemeinsam mit den GVL-Entwicklern
     in Bezug auf die technischen Systeme der GVL         werden in der Folge zielführende Verbesserun-
     zu sammeln, strukturiert aufzuarbeiten und abge-     gen in Form von IT-Lösungen konzipiert. Sofern
     stimmte Lösungsansätze zu formulieren. Hierbei       das Priority Review Board auf dieser Basis die
     gilt es insbesondere, die Menge der Anforderun-      Umsetzung einer Anforderung beschlossen hat,
     gen vor dem Hintergrund ihres Nutzens und der        unterstützt das Anforderungsmanagement bei der
     Kosten zu bewerten. Diese Bewertung wird ge-         Steuerung und der Überwachung des Fortschrittes.
     meinsam mit dem im Priority Review Board vertre-     Bei größeren Vorhaben erfolgt die Übergabe an
     tenen GVL-Management vorgenommen. In diesem          ein Projekt. In Projekten unterstützt das Anforde-
     Kreis wird dann final über Zeitraum und Form der     rungsmanagement ebenfalls bei der Erhebung von
     Umsetzung entschieden. In dieser Hochphase des       Anforderungen und der Ableitung von Lösungen.
31

         IT-Anforderungen                        Umsetzung nicht
                                                   zugestimmt

   Anforderungsmanagement

            Anforderung A
            Anforderung B                          Umsetzung
                  …                               zurückgestellt

         Anforderungen
         werden gesichtet,
         erweitert und
         zur Priorisierung
         vorbereitet
                                     Priority
                                  Review Board
                                      (PRB)

                                  Umsetzung
                                  zugestimmt
                                                        Entscheidung:
         Entscheidung:                                 Bündelungen zu
         Change/Maßnahme                                 einem Projekt

    Umsetzung in der IT-Linie                    Umsetzung als
       Wartung/Pflege                                Projekt:
     Softwareentwicklung                         Projektportfolio

Der Anforderungsprozess der GVL
32

Wandel beginnt
im Inneren

      Ein wichtiger Leitsatz für Organisationen im          ­ unktionalitäten und Feinheiten der darin integ-
                                                            F
      ­digitalen Wandel besagt, dass diese Unternehmen      rierten neuen technischen Systeme. Den Vorträgen
       sich nicht reformieren, sondern nur transformieren   schloss sich eine Dialogrunde an, in der alle bis
       lassen. Und diese Transformation muss von innen      dato offenen Fragen beantwortet wurden.
       heraus stattfinden. Seit dem Jahr 2017 laufen die
       Kernprozesse der „neuen GVL“ im Wesentlichen         Insgesamt wurden bis in den Nachmittag reihum
       über zwölf digitale und permanent interagierende     62 einzelne Fachvorträge zu den neuen Prozes-
       Systeme. Diese Systemlandschaft wurde in rund        sen und Systemen gehalten, die die jeweils in
       drei Jahren Projektarbeit neben dem Tagesge-         Gruppen aufgeteilten Kolleginnen und Kollegen
       schäft und entlang individueller Anforderungen       auf den aktuellen Stand brachten. Die in der Re-
       entwickelt.                                          gel sehr anschaulichen und mit aussagekräftigen
                                                            Beispielen belegten Präsentationen halfen enorm,
      Um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die          eine Verständnisbrücke für jene teils komplexen
      neuen Prozesse, Systeme und die damit verbun-         Verfahren zu schaffen, die in der GVL zwischen
      denen Arbeitsweisen frühzeitig in der Gesamt-         der Einnahme von Vergütungen und der Ausschüt-
      schau näher zu bringen, veranstaltete die GVL am      tung an die Berechtigten stattfinden. Im Rahmen
      13. Juli 2017 in einem Berliner Hotel einen Info-     der Prozess-Workshops wurden sowohl die neuen
      tag. Unter dem Motto „Die neue GVL – Prozesse         Arbeitsabläufe im Umgang mit Nutzerverträgen
      und Systeme" investierten über vierzig Kollegen       und Nutzungen von Lizenznehmern als auch die
      mehrere Tage Vorbereitungszeit in die Erstellung      Themen Rechteinhaberschaft und Mandate erläu-
      verständlicher und anschaulicher Präsentations-       tert. Die komplexen Abläufe der Verteilung und die
      vorträge zu ihren Fachthemen: Die Experten aus        Modalitäten der Ausschüttung standen jedoch als
      den eigenen Reihen informierten und erklärten         Kernprozesse der GVL im Mittelpunkt der Vormit-
      sowohl die neuen Prozessabläufe als auch die          tagsagenda.
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Am Nachmittag wurden die wichtigsten neuen            Zur Verfestigung des erworbenen Wissens wurde
IT-Systeme und deren Funktionen präsentiert. So       mit Unterstützung eines Dienstleisters eigens ein
stellten die Referenten anschaulich dar, wie das      Online-Quiz mit spezifischen Wissensfragen über
GVL-Verteilsystem arbeitet und welche Daten in        die neuen GVL-Systeme und Prozesse entwickelt.
welcher Form im System der Verteilfinanzen pro-       Eingeteilt in sechs Gruppen quizzten die Teilneh-
zessiert werden, um eine Auszahlung an Berech-        mer so am Nachmittag spielerisch über ihre eige-
tigte ausführen zu können. Des Weiteren erklärten     nen Mobiltelefone um die Wette: Die Teams mit
die IT-Experten, welche Datenbanken die übrigen       den meisten richtig beantworteten Fragen wurden
Systeme speisen, nach welchen Regeln Daten-           am Abend mit Preisen ausgezeichnet.
sätze abgeglichen, geprüft und weiterverarbeitet
werden und wie alle diese Vorgänge rechtssicher       Das Ziel des Infotages, einen guten Gesamtüber-
dokumentiert werden.                                  blick über die komplexen Prozesse und Systeme
                                                      zu vermitteln und gleichzeitig nicht zu überfor-
Ein zentraler Programmpunkt dieses Tages war das      dern, wurde erfüllt. Die zwölf wichtigsten neuen
Thema Personalentwicklung. Im Rahmen einer um-        Systeme der GVL-Informationstechnologie und
fangreichen Präsentation stellte die Gruppe Human     deren Einordnung entlang der Kernprozessket-
Resources die geplanten Konzepte für die kontinu-     te wurden für alle Mitarbeiter verständlich und
ierliche Personalentwicklung dar und beantwortete     greifbarer. Das Konzept der gegenseitigen Wis-
alle Fragen zu diesem Komplex. Insbesondere vor       sensvermittlung in Gruppen, über anschauliche
dem Hintergrund der laufenden Transformation zu       Präsentationen und im persönlichen Dialog wurde
einer stark digitalisierten und in Teilen automati-   von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als
sierten Organisation und der sich damit wandeln-      sehr förderlich empfunden. Ein Feedback, das die
den Arbeitsumwelten wurde diesem Vortragsthema        GVL ermutigt, die kommenden Informationstage
besondere Aufmerksamkeit geschenkt.                   in dieser Weise fortzusetzen.
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