Adieu Konsum? Was Teilen bewirkt Seite 10 - Das Kundenmagazin der Aare Energie AG
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Das Kundenmagazin der Aare Energie AG No 3/2018 Adieu Konsum? Was Teilen bewirkt Seite 10 Gas: Energiegeschichte und -zukunft Seite 6 Was tun mit all dem CO2, Yasmine Calisesi? Seite 18
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Inhaltsverzeichnis No 3/2018 4 Spotlights Zürcher Batteriebus, Schluss mit 10 Graustrom, Plastik im Grünabfall, importierte Emissionen, schlankere Eisenbahnbatterien, Wärme und Kälte aus heimischen Gewässern 6 a.en-Hintergrund Vor 175 Jahren begann die Geschichte der schweizerischen Gas versorgung. Warum sie heute noch lange nicht zu Ende ist 10 Gemeinschaft Viele schreiben sie sich auf die Fahnen, die «Sharing Economy». Doch nur wenige nehmen sie so ernst wie die Teilnehmer und Initianten des Projekts «Pumpipumpe». Über das Wie und Warum des Teilens 14 Infografik Strom vor Ort verbrauchen – so funktioniert es 16 SBB Green Class Was hat das exklusive Mobi 18 litätsprojekt gebracht? 18 Interview Yasmine Calisesi über die Frage, ob wir CO2 nicht doch aus der Luft saugen sollten 20 Tour de Sol Wie die Solarpioniere quer durch die Schweiz fuhren 22 Preisrätsel Herbstwochenende zu gewinnen 23 Galerie Energie Wale aus Stahl NEU Ausgewählte Beiträge finden Sie auch online. Mit mehr Bildern und Informationen. Zum Teilen und Weitergeben. Titelbild: Corinne Futterlieb Illustration: Pia Bublies / Fotos: zVg Climeworks / Corinne Futterlieb strom-online.ch 14 Aare Energie AG Solothurnerstrasse 21 Postfach 4601 Olten Telefon 062 205 56 56 info@aen.ch www.aen.ch Pikettdienst ausserhalb der Bürozeiten: 062 205 56 05 3
Spotlights Kein Graustrom mehr Jeder Stromversorger ist seit 2006 verpflichtet, die Zusammensetzung des von ihm gelieferten Stroms auszuweisen. Dank dem seit Anfang 2018 gültigen Energiegesetz ist es nun nicht mehr zulässig, der Kundschaft Strom aus «nicht überprüfbaren Energie trägern» auszuweisen, so genannten «Graustrom». Batteriebus im Test Unter stromkennzeichnung.ch Zürich testet einen batteriebetriebenen Elektrobus. Wenn er sich bewährt, kann ab 2021 die Serienbeschaffung starten. Da lässt sich der Strommix aller für den Betrieb ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Stromversorger abrufen und Energien genutzt wird, ist der Aufdruck «Zero Emissions» auf dem Bus zumindest für den Betrieb korrekt. In Genf ist mit dem schweizerischen der Elektrobus Tosa bereits im fahrplanmässigen Einsatz. Durchschnitt vergleichen. Plastik gehört nicht in den Grünabfall Fotos: zVg VBZ / iStock Immer öfter befinden sich Plastiksäcklein und andere Kunststoffabfälle im Grüngut von Städten und Gemeinden. Das ist ein grosses Problem, unabhängig davon, ob der Bioabfall nur kompostiert oder in einer Biogasanlage zu Biogas und Dünger ver arbeitet wird. Das Plastik muss nämlich manuell vom Grüngut getrennt werden, und auch dies gelingt nicht vollständig. Plastik im Dünger heisst also Plastik auf den Gemüsefeldern. 4
Zwei Drittel der Treib hausgas-Emissionen Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz1 sind importiert Treibhausgas-Emissionen aufgrund der Schweizer Endnachfrage Wer ein realistisches Bild der Schweizer Treibhausgas-Emissionen erhalten Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr will, darf nicht nur den Ausstoss im Inland 140 betrachten. Hinzuzuzählen sind auch 120 die im Ausland entstandenen Emissionen 100 importierter Güter. Abzuziehen ist 80 hingegen der Treibhausgas-Ausstoss ex portierter Güter. 60 Während von 2008 bis 2015 der Inlandan 40 teil von 40 auf 35 Prozent sank, nahm die 20 Gesamtbilanz um 7 Prozent zu. Grund sind 0 die importbedingten Emissionen, die bis 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 zu zwei Drittel der Schweizer Treibhaus gas-Bilanz ausmachen. Nur den sinkenden inländische Emissionen importbedingte Emissionen Inlandanteil zu betrachten und sich auf 1Pilotrechnung; berücksichtigte Treibhausgase: CO2, CH4, N2O; die Schulter zu klopfen, wird der Realität die exportbedingten Emissionen sind im Inlandanteil bereits also nicht gerecht. abgezogen. Quelle: BFS – Umweltgesamtrechnung 2000 t Jeder Eisenbahnwagen hat eine Batterie, um in Notfällen oder bei geplanten kurzen Unter- brüchen die Stromversorgung von Beleuch tung, Türen und Kundeninformationssystemen zu gewährleisten. Bisher nutzten die SBB da- Gewässer für schwere Bleibatterien. Über den gesamten thermisch nutzen Fahrzeugbestand der SBB kommen so 2000 Seen und Flüsse sind eine in der Schweiz Tonnen zusammen, die befördert werden müs noch wenig genutzte Quelle von Wärme sen und den Energieverbrauch entsprechend und Kälte. Vielerorts liesse sich diese erneuerbare Energiequelle zum Heizen erhöhen. Ein von der Berner Fachhochschule und Kühlen einsetzen, da zahlreiche Ortschaften nahe an Seen und Flüssen zusammen mit den SBB entwickeltes Funk liegen. Das Wasserforschungsinstitut tionsmuster mit Lithium-Eisenphosphat-Batte Eawag betreibt zu diesem Thema eine Website, auf der Karten mit dem rien ist nur noch ein Drittel so schwer und halb Wärme- und dem Kältepotenzial so voluminös. Es dient nun als Grundlage für zu finden sind, aber auch eine mit den bereits bestehenden Anlagen. die Beschaffung neuer Batterien am Markt. thermdis.eawag.ch/de 5
Fotos: iStock / PIXXXPOWER.photography / zVg a.en / zVg ewb Bern / zVg Archiv FaJ, Vaillant / zVg VSG / zVg Wikimedia Commons 1843 schreibt Gotthelf die Erzählung «Geld und Geist». Das Jahr steht auch für den Start der schweizerischen Gasversorgung, damals mit Stadtgas, das überwiegend aus Kohle gewonnen wurde. Der universelle Energieträger hat vor allem mehr Komfort und Sicherheit in die Haushalte gebracht. Später waren auch wirtschaftliche Motive für den Aufschwung des Stadtgases und – ab den 1970er-Jahren – des Erdgases verantwortlich. Die Gasversorgung hat diese Entwicklung unterstützt und gefördert: vom Stadtgas zum Erdgas und zum Biogas. Von Gotthelf bis in die Zukunft Text: Hubert Palla, VSG / Adapt. Beat Erne 6
Um den Boom des Stadtgases im Über Gut zu wissen gang zum 20. Jahrhundert zu verstehen, genügt ein Blick in die Küchen und Bä Erneuerbare Gase der der damaligen Zeit: Wärme wurde vor allem mittels Kohle erzeugt, auf dem Der Wechsel vom Stadtgas, das früher in städtischen Werken produ Land häufig auch mit Holz. Die Brenn ziert wurde, zum Erdgas war ein Meilenstein. Mit den erneuerbaren stoffbeschaffung und die Beschickung Gasen zeichnet sich eine weitere Innovation ab, die für die Energiever der Herde und Öfen waren aufwendig, sorgung von morgen eine wichtige Rolle spielen kann. an eine bedarfsgerechte Regulierung der In Power-to-Gas-Anlagen wird überschüssig produzierter Strom aus Geräte war nicht zu denken. Der Durch Sonne oder Wind in erneuerbares Gas umgewandelt, das in grösseren lauferhitzer über der Badewanne mit Mengen im Gasnetz gespeichert werden kann. Denn im Unterschied seiner Sparflamme – quasi ein Stand-by- zum Stromnetz kann das Gasnetz Energie nicht nur transportieren, Betrieb – war ein Quantensprung in der sondern auch speichern. So steht die Energie dann zur Verfügung, Energieversorgung. Und ein Symbol des wann sie tatsächlich gebraucht wird. Komforts und der Sicherheit! Denn die Erdgas und erneuerbare Gase, zu denen auch Biogas gehört, könnten Kohleöfen waren aufgrund der Rück einen bedeutenden Beitrag für die Energiezukunft leisten. Vorausset schlaggefahr im Abgasstrom ziemlich zungen dafür sind die intelligente Nutzung der Gasinfrastruktur und gefährlich. eine optimale Verknüpfung mit dem Stromnetz (Netzkonvergenz). Toasten und Kühlen Biogas / Erneuerbare Gase mit Stadtgas 1826, also 17 Jahre bevor Gas in der Schweiz produziert wird, meldet James Sharp aus Erdgas dem britischen Northampton seinen Gas herd zum Patent an. In der Schweiz fin den Gasherde im 19. und 20. Jahrhundert Stadtgas eine enorme Verbreitung. Robert Wilhelm Bunsen erfindet 1855 die erste Gasheizung –1850 –1960 –1970 –1997 heute 2150 – selbstverständlich nach dem Prinzip des Bunsenbrenners. Bis zur Zentralhei zung sollte es noch fast 70 Jahre dauern: 1924 entwickelt der deutsche Hersteller Vaillant den ersten gasbeschickten Zen tralheizungskessel. Das Gaszeitalter be 1807; zwanzig Jahre später kommt der ers ginnt mit der Nutzung von Gas aus Kohle te Gasherd. Auch in den zwanziger Jahren zur Erzeugung von Licht, Warmwasser des 19. Jahrhunderts verbreitet sich der und Wärme zum Kochen. Die erste Gas mit Gas alimentierte Durchlauferhitzer leuchte steht in der Londoner Pall Mall, zur Wassererwärmung. 7 189 Inbetriebnahme Gaswerk Schlieren (Zürich). 3 9 5 184 189 191 Mit dem Gaswerk in Die Firma Rothen Erstmals konnte Bern geht in der bach + Co. aus Bern Gas über die Schweiz die erste erhält das alleinige Stadtgrenze von Produktionsstätte für Recht, während Olten hinaus Stadtgas in Betrieb. 30 Jahren Gas in Olten nach Trimbach abzugeben. geliefert werden. 7
Nicht nur Kochherde, auch Toaster, Boi ler und Leuchten nutzen Stadtgas. Kühl schränke erzeugen nach dem Absorp tionsprinzip Kälte aus Stadtgas, sogar eine Radiostation geht mit Hilfe von Gas auf Sendung. Das breite Anwendungs spektrum bestätigt der Industrie, dem Gewerbe und vielen Bewohnern: Gas ist ein universeller Energieträger – und lei tungsgebunden. In den Gründerjahren Anfang des 20. Jahr hunderts produzieren rund hundert Stadt werke Gas. 1955 nutzen 600 000 Kunden Stadtgas, überwiegend private Haushalte zum Kochen und für die Wassererwär mung. Oben: Der wandhängende Ökologischer Dreisprung Gasbadeofen Typ «Geyser» schaffte 1905 Ab den 1950er-Jahren kommen mangels Platz in Badezimmern. Verfügbarkeit von kostengünstiger Koh die Verbreitung des umweltfreundlichen Links: Seit 192 Jahren le andere Energieträger zum Einsatz – Treib- und Brennstoffs Erdgas. Bis der Kochen mit Gas – James Sharps Gasherd von Leichtbenzin, Erdöl, Butan, Propan etc. letzte Entgasungsofen stillgelegt wird, 1826 macht es möglich. Ab 1969 wird die Gasversorgung suk dauert es noch Jahrzehnte. Zwischen den zessive auf Erdgas umgestellt. Das Gas Primärenergieträgern Kohle und Erdgas stammt überwiegend aus den Nieder bildet Stadtgas während rund hundert landen, Frankreich und Deutschland. Jahren eine «Brückenenergie». Mit dem Bau der Transitleitung durch Seit 1974 kommt der Primärenergieträ die Schweiz – vom Baselbiet bis über ger Erdgas vielerorts direkt ins Haus – den Griespass – im Jahre 1974 begann eine 5-Sterne-Distribution! Diese Infra 4 197 Transitgasleitung Einführung von Erdgas. 8 197 Brennwert technik 4 5 194 196 Abgas Rückkauf des priva- In den 1960er-Jahren: Nutzen der ten Gaswerks Stadtwerke verbinden Brennwerttechnik durch die Stadt Olten ihre Netze zu einem + 1 kWh/m3 und Eingliederung Ferngasnetz. Olten in die Städtischen tritt der Gasverbund Betriebe Olten (sbo). Mittelland AG (GVM) 10 kWh/m3 11 kWh/m3 bei. 8
3 Fragen an … bei Bedarf wieder in elektrische Energie transformiert werden. Wie soll der Anteil Biogas weiter erhöht werden? Die Gaswirtschaft hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2030 Beat Erne im Wärmemarkt einen Biogasanteil Leiter Marketing und Kommunikation, Aare Energie AG von 30 Prozent zu haben. Dazu sind der Ausbau der Schweizer Biogas produktion, der Import von Biogas Zur Zukunft von und die Umwandlung von über Erdgas/Biogas schüssigem, erneuerbarem Strom in Gas erforderlich. Welche Rolle kann die schwei zerische Gasversorgung in Erhalten die Gaskunden der a.en der Energiezukunft spielen? bereits heute Biogas? Das Schweizer Gasnetz ist schon 2011 haben wir auf Kundenwunsch heute ein bedeutender Pfeiler der erstmals Biogas angeboten. Seit struktur ist in der logistischen Effizienz Energieversorgung und könnte beim 2015 enthält die Gaslieferung im kaum zu überbieten. Kommt hinzu, dass Umbau unseres Energiesystems Privatkundenbereich standardmäs die Abfolge von Stadtgas, Erdgas und gar zu einem Schlüsselfaktor werden. sig einen Anteil von 10 Prozent Biogas einem ökologischen Dreisprung Denn mit Hilfe der Power-to-Gas- Biogas. Dieses stammt aus Produk entspricht. Mindestens drei Viertel der Technologie ist es möglich, erneuer tionsanlagen in der Schweiz oder 175 Jahre war «Gas» ein Synonym für baren Strom in Gas umzuwandeln aus «naturemade star»-zertifizier Stadtgas, in den letzten vier Jahrzehnten und im Erdgasnetz zu speichern. ten Anlagen in Deutschland. Auch dagegen stand Erdgas im Vordergrund, Dieses erneuerbare Gas kann später wer an unseren Erdgastankstellen heute allerdings mit einem steigenden als solches genutzt werden oder tankt, erhält einen Anteil Biogas. Anteil von Biogas. 00 20 Einsatz von Erdgas als Treibstoff. 13 18 20 20 Einsatz von 2018 erhält die Regio Biogas Energie Solothurn die im Wärme Bewilligung, Was bereich. serstoff aus erneuer 5 7 baren Quellen ins 198 199 Gasnetz einzuspeisen. In einer Tiefe von 4300 m Weltweit Die erste Methan- wurden in Finsterwald erste Biogas einspeisung erfolgte im Entlebuch von 1985 einspeisung bereits 2015. bis 1994 über 74 Mio. m3 in Samstagern Erdgas und 2400 m3 (Zürich). Kondensat (Leichtöl) gefördert. 9
Bern. Länggasse. Susan Glättli (links) besitzt eine Leiter, die meist ungenutzt im Keller liegt. Mit dem Aufkleber oben signalisiert sie Quartierbewohnerinnen und -bewohnern wie Justine Stäheli (unten), dass jeder bei ihr die Leiter ausleihen kann. «Gemeinsam geht alles besser. In unserer Gesellschaft müssen wir besser auf unsere Ressourcen achtgeben.» Justine Stäheli, Bern Fotos: Corinne Futterlieb 10
standen. «Der Briefkasten ist das ideale Nutzerinterface», sagt die Industriedesi «Sharing Economy»: Mit den Aufklebern des Vereins gnerin, die damals in einem Berner Ate Pumpipumpe wird der Briefkasten zum Kraftwerk lier selbstständig arbeitete; gemeinsam für eine neue Art des Umgangs mit Konsumgütern. diskutierten die Kreativen neue Projekte und Ideen und kamen fast zwangsläufig Die immer wieder auf das Thema der Über flussgesellschaft zu sprechen. Bei ei nem Abendbier war’s, Lisa Ochsenbein dachte an ihren übervollen Keller, und plötzlich war die Idee zu einer neuarti gen Tauschplattform ganz ohne Internet Energie geboren. Heute muss man sagen: Offline ist sie nicht geblieben. Nach mehr als sechs Jahren und der Aufschaltung einer Online-Karte vieler gekennzeichneter Briefkästen soll nun bald eine App für das Smartphone er des scheinen. Keine Kapitulation vor dem di gitalen App-Überfluss: Die Software soll den Kerngedanken von P umpipumpe verstärken, dass Menschen miteinan der über die Kleber am Briefkasten ins Gespräch kommen, die sich nie zuvor Teilens gesprochen haben. «Darf ich deine Bohr maschine für eine Stunde haben?» «Ger ne. Und was machst du so im Leben?» Justine Stäheli ist gespannt, sie kennt die Anbieterin der Leiter nur flüchtig. Von der Idee ist sie überzeugt: «Gemeinsam geht alles besser!» Teilen ist schwer In der Konsum- und Wachstumsge sellschaft ist das «Sharen» (Teilen) von Produkten und Dienstleistungen gar Sechs Jahre ist es her, doch davon weiss nicht so einfach, denn das gemeinsame Justine Stäheli noch nichts, als sie an Nutzen läuft dem ständigen Mehr, Mehr, der Tür klingelt. Nur dass sie eine Leiter Mehr zuwider. braucht. Und hier eine findet. Sie weiss Der Begriff «Sharing Economy» fasst das wegen des Bildchens am Briefkasten, unterschiedlichste unternehmerische das sie während eines Spaziergangs in Modelle zusammen: Die kommerziellen ihrem Quartier entdeckt hat. In der Läng Netzwerke wie Uber oder Airbnb ste Pumpipumpe ist ein soziales gasse, Berns ursprünglichem Arbeiter- hen unter Beschuss, weil sie durch das Netzwerk zur gemeinsamen quartier und Hort vieler Genossenschaf Nutzen fremder Ressourcen und Ar Nutzung von Konsumgütern. ten. Dort, wo alles begonnen hat. beitskraft bloss ihre unternehmerischen Offline. Vor sechs Jahren ist die Offline-Tausch Risiken auslagern. Zahlreiche Klein- börse Pumpipumpe an die Briefkästen inserate-Plattformen verlängern das Le gegangen. Das Prinzip: Aufkleber zeigen ben von Gegenständen, Nischenportale an, was im Haushalt an Gegenständen zu vermitteln Fachkräfte, Kinderkleider leihen ist. Einfacher geht’s kaum. oder sogar Senioren für kleinere Arbei «Kein Zufall», lächelt Lisa Ochsenbein, ten. Lokale Tauschnetze, teilweise sogar «die Länggasse war schon immer ein Ort, mit einer eigenen Tauschwährung (ein wo die nachbarschaftliche Hilfe selbst gesetzt als Gutschrift), gibt es vielerorts verständlich ist.» Lisa Ochsenbein ist seit Jahrzehnten. die Gründerin des Vereins Pumpipumpe, Viele Projekte der «Sharing Economy», die und in der Länggasse ist die Idee ent vor ein paar Jahren noch zur Schweizer 11
Aufkleber am Briefkas ten signalisieren, welche Gegenstände hier ausgeliehen werden können. Das Gespräch ist erwünscht: Pumpipumpe verbindet den Nutzen mit einem sozialen Gedanken. Justine Stäheli ist gespannt: Sie kennt Susan Glättli nur flüchtig. «Die Aufkleber von Pumpipumpe sind ein starkes Statement Susan Glättlis Leiter steht meist unbenutzt im Keller. gegen unsere Sie leiht sie gerne aus. Überflussgesellschaft.» Susan Glättli, Bern Der Aufkleber von Pumpipumpe bringt zwei zusammen, die sich bisher nur flüchtig gekannt haben: Justine Stäheli (links) und Susan Glättli. 12
Sharingszene zählten, sind bereits wie sellschaftskritisches Projekt, das sich der verkümmert. Pumpipumpe gibt es gegen die unbeschränkte Wirtschafts immer noch, steht aber ganz am unte maxime des Wachstums richte. Salopp ren Ende der Kommerzskala, «denn wir gefragt: «Wie viele Leitern braucht fördern die unmittelbare, kostenlose das Land?» Die effiziente Nutzung, die Ausleihe», sagt Lisa Ochsenbein. Es ist Pumpipumpe und andere, kommerziel jedem selbst überlassen, wie er die Aus lere Projekte anstreben, hat einen Haken: leihen regeln will. Lisa Ochsenbeins ers Sie führt zum sogenannten Rebound- tes Pumpipumpe-Objekt waren Schnee Effekt. Einsparungen führen früher oder schuhe. Sie hat den Aufkleber bei einem später anderswo zu einem erhöhten Ver Nachbarn in der Länggasse entdeckt und brauch. Beispielsweise sind laut Studien kurz darauf zum ersten Mal in ihrem Le wegen des immer einfacheren Zugangs ben eine Schneeschuhtour unternom zu Car Sharing mehr Autos unterwegs. men. Sie lacht: «Pumpipumpe inspiriert Andere vermuten weniger, doch die in zu neuen Hobbys.» Oder hilft beim Mon tensiver genutzten geteilten Fahrzeuge Pumpipumpe soll auch via App und tieren: Bohrmaschinen sind laut einer müssten häufiger ausgetauscht werden. Online-Karte seine analogen Tugenden behalten: Die Begegnung steht im Umfrage das begehrteste Pumpipumpe- Zentrum. Objekt. Nicht etwa die namensgebende Teilen ist noch schwerer Fahrradpumpe, die man sich natürlich Lisa Ochsenbein und ihre Mitpumperin auch «pumpen» (Berndeutsch für «aus nen und Mitpumper wollen das Bewusst leihen») kann. sein für den Wert der Konsumgüter we Die Sharing Economy ist in Fahrt. Pumpi cken, und als Industriedesignerin bezieht pumpe wächst nach wie vor: Fast 10 000 sie auch nachhaltige Aspekte mit ein. Briefkästen sind laut der Online-Karte Smartere Objekte will sie und Hersteller, mit Klebern versehen, in der Schweiz, in die sich über Materialflüsse schon beim Deutschland, neu auch in Frankreich. Der Design Gedanken machen. Die Bohr digitale Eintrag ist freiwillig, die analoge maschine, die nur 18 Minuten in ihrem «Klebziffer» dürfte weit höher liegen, ganzen Objektleben gebraucht wird; die denn Teilen boomt. Gemäss einer Studie Schneeschuhe, die im Keller auf Schnee von Deloitte (2015) greifen 55 Prozent der warten; die Leiter, die man nur alle paar Schweizer bereits auf die «teilende Wirt Jahre braucht. Der Strom, den man zu Gut zu wissen schaft» mit Gemeinschaftssinn zurück. viel hat und statt dem Energieversorger Andere Quellen sind zurückhaltender. gleich dem Nachbarn überlässt, oder die Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung Photovoltaikpanels, die man gemeinsam Gemeinschaften nutzt laut Bundesamt für Statistik Ange anschafft und nutzt, oder Häuser, in die zum Eigenverbrauch bote der Sharing Economy. Sicher ist: Die man gemeinsam investiert – die Sharing Sharing Economy wird als aufstrebender Economy breitet sich dank Digitalisie Das neue Energiegesetz erlaubt ökonomischer Trend gehandelt. Eine rung und Smartphones weiter aus. es: Selbst produzierter Strom Studie der Beratungsfirma PwC prog Bei Projekten wie Pumpipumpe geht es kann direkt am Ort verbraucht nostiziert ein Wachstum des weltweiten vor allem ums Vertrauen, dass die Ob und weiterverkauft werden – Marktvolumens auf 325 Milliarden US- jekte heil zurückkommen. Und dass man ganz ohne Einspeisung ins Dollar im Jahr 2025. Fremde nach den Objekten fragen, seine Stromnetz. Eine solche «Eigen- Scheu überwinden muss. verbrauchsgemeinschaft» oder Kleber als Statement Susan Glättli hört ihre Sonnerie. Sie hält neu auch «Zusammenschluss Trotzdem bestehen offensichtlich noch inne, öffnet überrascht. Draussen steht zum Eigenverbrauch» (ZEV) ist Berührungsängste. «Es ist selten, dass Justine Stäheli und blickt sie erwar eine Chance, die Rentabilität jemand klingelt, weil er oder sie die Kle tungsvoll an. «Tschou! Du hast doch eine einer Photovoltaikanlage zu ber am Briefkasten gesehen hat», sagt Leiter?» Eine rhetorische Frage. Die Ant erhöhen und auch Stockwerk- die freie Journalistin Susan Glättli, deren wort klebt am Briefkasten. Susan Glättli eigentümer, Mieter sowie ganze Hausgemeinschaft als eine der ersten bittet sie herein und serviert einen Kaf Quartiere zu versorgen. Der in der Länggasse damals mitmachte. fee, eine Plauderei entwickelt sich, über Energieversorger und sein Strom- Aus Überzeugung. Bis heute: «Die Kleber die Länggasse, das Teilen, über alles, netz liefern Strom, wenn die von Pumpipumpe sind ein starkes State was die beiden Frauen so machen im lokale Produktion den momen ment, ein Hinweis darauf, dass wir nicht Leben. Die Aufkleber sind mehr als nur tanen Verbrauch nicht decken alles besitzen müssen.» ein Statement: ein Versprechen, jederzeit kann, oder vergüten allfällige Lisa Ochsenbein würde ihr beipflichten. miteinander ins Gespräch zu kommen. Produktionsüberschüsse. Aus ihrer Sicht ist Pumpipumpe ein ge Text: Bruno Habegger 13
Infografik Der zeitgleiche Eigenverbrauch von lokal selber produziertem Strom – zum Beispiel aus einer Photovoltaikanlage – bietet wirtschaftliche Vorteile. Eigenverbrauch – allein und in Gemeinschaft Text: Alexander Jacobi Wer selber Strom erzeugt, darf die selbst produzierte Energie am Ort der Produktion ganz oder teilweise selber verbrauchen. Das nennt sich Eigen verbrauch. Erst wenn das Stromnetz in Anspruch genommen wird, liegt Ohne Eigenverbrauch kein Eigenverbrauch mehr vor. Eine Voraussetzung für Eigenverbrauch ist, Die volle lokale Strompro dass Verbrauch und Produktion gleichzeitig erfolgen. duktion wird ins Netz Während beim Strombezug aus dem Netz nicht nur die Energie, sondern eingespeist. Der komplette auch die Netznutzung bezahlt werden muss, entfällt beim Eigenverbrauch Verbrauch wird aus dem das Netznutzungsentgelt. Es ist deshalb finanziell interessant, den Eigen Netz bezogen. verbrauchsanteil zu erhöhen. Eigenverbrauch ist in der Schweiz seit Anfang 2014 zulässig. Seit Anfang 2018 darf der Anlagenbesitzer den selbst produzierten Strom nicht nur selber verbrauchen, sondern am Ort der Produktion auch verkaufen, z. B. an die Mieter eines Mehrfamilienhauses. Mit Eigenverbrauch (Einfamilienhaus) Ein Teil der lokalen Strompro duktion kann zeitgleich vor Ort verbraucht werden. Der Rest wird ins Netz eingespeist. In dem Zeitraum, wo die lokale Produktion den momentanen Verbrauch nicht decken kann, wird Strom aus dem Netz bezogen. Mit Eigenverbrauch (Mehrfamilienhaus) Befinden sich am Ort der Stromproduktion mehrere End verbraucher (z. B. Mieter oder Stockwerkeigentümer), so können sie sich zu einer Eigenverbrauchsgemeinschaft zusammenschliessen. Voraussetzung ist, dass die Strom Eigen produktion und alle Stromendverbraucher am selben Punkt verbrauchs- ans Stromnetz angeschlossen sind. Einem Mieter oder Stock Illustration: Pia Bublies gemein- werkeigentümer ist es gestattet, sich für die Grundversor schaft gung durch den Netzbetreiber zu entscheiden (also nicht an der Eigenverbrauchsgemeinschaft teilzunehmen), aber nur zum Zeitpunkt der Einführung des gemeinsamen Eigen verbrauchs durch den Anlageneigentümer. 14
Tipps Betreiber der lokalen Wer eine Anlage mit Bei Eigenverbrauchsgemein- Stromproduktionsanlage Eigenverbrauch plant, schaften obliegt die korrekte kann neben dem Eigen muss frühzeitig mit Abrechnung des Strom tümer der Liegenschaft seinem Netzbetreiber bezugs und des Eigenver- auch eine Drittpartei Kontakt aufnehmen brauchs dem Anlagen wie eine Solargenossen- (gemäss Energiegesetz eigentümer, also nicht dem schaft oder der lokale mindestens drei Stromversorger. Diverse Stromversorger sein. Monate im Voraus). Energieversorger bieten aber Dienstleistungen an, die dem Eigentümer das Messen der Stromflüsse und das Abrechnen erleichtern. Steigerung des Eigenverbrauchs a) Durch Optimierung des Stromverbrauchs Wer Verbraucher dann einschaltet, wenn seine Stromproduktion läuft (bei einer Photovoltaikanlage zum Beispiel bei Sonnenschein), kann seinen Eigenverbrauch steigern. Gut möglich ist dies bei spielsweise bei einer Waschmaschine oder einer Wärmepumpenheizung. Keine signifikante Optimierung möglich: Kühlschrank, Beleuchtung Tiefkühler Computer/Büro, Fernsehen, Musik Nutzungsanpassung kann lohnenswert sein: Kochherd, Backofen Bewusster Einsatz durch Nutzer oderautomatische Ansteuerung: Geschirrspüler Elektromobilität Waschmaschine, Tumbler Automatische Ansteuerung: Heizung, Lüftung Warmwasser b) Durch einen Stromspeicher Überschüssiger Strom aus der Eigenproduktion lässt sich in einer Batterie speichern und zu Zeiten mangelnder Produktion wieder verbrauchen. Im Bereich Einfamilienhaus sind solche Lösungen aber noch nicht oder erst knapp wirtschaftlich Batterie (Stand: 2018). Ein Spezialfall eines Stromspeichers ist der Akku eines Elektroautos, der ebenfalls zur Erhöhung des Eigenverbrauchs beitragen kann. 15
Vor knapp zwei Jahren wurde «SBB Green Class» lanciert: Ausgewählte «Pioniere» erhielten unbeschränkte Mobilität innerhalb der Schweiz – und nahmen an einer Studie teil. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor. Klasse der grünen Pioniere vermehrt den Zug. Den Grossteil ihrer Mobilität machte jedoch immer noch das Auto aus, wenn auch zunehmend das elektrische. Bestehende GA-Kunden blieben weiterhin der Bahn treu, mit der P sie den überwiegenden Teil ihrer Fahr ten zurücklegten. Auch sie nahmen ver mehrt im Elektromobil Platz, der Auto anteil ihres Mobilitätsmix blieb aber fast unverändert. Preis der Zukunft «Die Mobilität der Zukunft gestalten» war das erklärte Ziel von SBB Green Class und des begleitenden Forschungsprojekts. Dafür mussten sich die Probanden auch auf Forschungsmethoden der Zukunft Ein Jahr lang unlimitiert mobil sein: Mit Grund entscheidet man sich in einer be einlassen: Während der Pilotphase lies diesem Versprechen lancierten die SBB stimmten Situation für ein Verkehrsmit sen sie sich per Smartphone und GPS und mehrere Partner im Herbst 2016 tel? Was sind die Hürden für multimoda verfolgen. Ist sogenanntes «Tracking» ihr Pilotprojekt «SBB Green Class». In le, also auf mehrere Fahrzeuge pro Weg also auch im Verkehr unumgänglich? teressierte erhielten ein umfangreiches aufgeteilte Mobilität? Diese und weitere «Ich denke, ja», bestätigt Martin Raubal. Mobilitätspaket: ein Generalabonnement Fragen wurden untersucht. Dank der Technik liessen sich nicht nur (GA) erster Klasse, einen BMW i3, eine personalisierte Angebote erstellen, mit P+Rail-Jahreskarte, ein Mobility-Carsha Neu gemixt den Daten könne auch die Infrastruktur ring-Abo sowie ein Publibike-Jahresabo. Die naheliegendste Frage ist wohl, ob SBB besser geplant werden, da man wisse, Umfangreich war jedoch nicht nur das Green Class dem Anspruch, «grün» zu wo und wann der Bedarf an einzelnen Angebot, sondern auch sein Preis: 12 200 sein, auch gerecht wurde. «Für die Mehr Verkehrsmitteln am höchsten ist. Franken kostete der Eintritt in die «grüne heit der Kunden stellen wir einen Rück SBB Green Class geht derweil in die nächs Klasse», die im ersten Jahr auf 140 Plätze gang der CO2-Emissionen fest», so Raubal. te Runde, neu auch optional mit 2.-Klass- beschränkt war. Bereits nach zehn Wochen ändere sich GA und mit einem, zwei oder drei Jahren Mobilität als Dienstleistung, ohne ein ei das Mobilitätsverhalten in Richtung eines Vertragsdauer. Die Plätze in der grünen genes Fahrzeug zu besitzen – wer lässt nachhaltigeren, also weniger schadstoff Klasse sind nach wie vor beschränkt, der sich auf ein solches Angebot ein? «Ge intensiven Verkehrsmittelmix. Der Grund Preis von 10 000 bis 15 000 Franken pro nerell waren es in der Pilotphase sehr dafür sei eine Reduktion der Fahrten mit Jahr immer noch beachtlich – zumindest aktive und mobile Menschen, die über konventionellen Antrieben. Konkret: Statt auf den ersten Blick: Die letzte Erhebung ein höheres Einkommen verfügen», sagt auf den Benziner greifen die Teilnehmer zu Kosten und Finanzierung des Verkehrs Professor Martin Raubal vom Institut auf das frei zur Verfügung stehende Elek des Bundesamts für Statistik ergab, dass für Kartografie und Geoinformation der troauto zurück. die Gesamtkosten von Personen- und Gü ETH Zürich. Mit seinem Team hat er das Doch auch in die vergleichsweise um terverkehr in der Schweiz pro Kopf rund Illustration: Infel AG Pilotprojekt im Auftrag der SBB wissen weltschonende Bahn steigen die «SBB 12 000 Franken ausmachen. Auch wenn schaftlich begleitet. Wie verändert sich Green Class»-Mitglieder ein. Vor allem diese Zahlen nicht direkt vergleichbar die Mobilität, wenn man die freie Wahl Teilnehmer, die vor Projektstart kein sind: Mobilität kostet. SBB Green Class der Verkehrsmittel hat? Aus welchem GA hatten, nutzten in der Pilotphase macht das deutlich. Text: Paul Drzimalla 16
SPINAS CIVIL VOICES Putzig Schmutzig Putzig Schmutzig Plastikabfall verschmutzt die Meere. Unsere Ozeane drohen zu gigantischen Mülldeponien zu werden – mit tödlichen Folgen für die Meeresbewohner. Unterstützen Sie unsere Kampagne für saubere Meere: oceancare.org
Lässt sich das Problem der Klimaerwärmung lösen, indem CO2 aus der Atmosphäre entfernt wird? Yasmine Calisesi vom Bundesamt für Energie erläutert Potenziale und Risiken. «Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen» Interview: Alexander Jacobi strom-online.ch/ climeworks Wie funktioniert’s? CO2-Filter in Hinwil Climeworks, ein Spin-off der ETH Zürich, wurde 2009 gegründet. Die Ingenieure Die Menschheit bläst jedes Jahr rund Christoph Gebald und Jan Wurzbacher haben eine Technologie entwickelt, die 35 Mrd. Tonnen Kohlendioxid (CO2) in CO2 aus der Luft filtert. Die erste kommerzielle solche Anlage steht seit 2017 auf die Atmosphäre. Darum erwärmt sich dem Dach der Kehrichtverwertung Zürcher Oberland in Hinwil. Sie nutzt zu das Klima. Was lässt sich dagegen tun? ihrem Betrieb Niedertemperatur-Abwärme aus der Kehrichtverbrennung und Wir können einerseits weniger CO2 entfernt pro Jahr 900 Tonnen CO2 aus der Luft. ausstossen: durch die Nutzung erneuer Fotos: zVg Climeworks / zVg BFE Das abgeschiedene CO2 wird an einen Gemüsebaubetrieb verkauft, wo es im barer statt fossiler Energien sowie Gewächshaus durch Begasung das Pflanzenwachstum fördert. Dabei gelangt durch die Steigerung der Energieeffi das CO2 teilweise wieder in die Atmosphäre. Bei einem Projekt in Island zienz. Anderseits lässt sich CO2 aus der hingegen, an dem Climeworks beteiligt ist, wird CO2 aus der Luft gefiltert und Atmosphäre entfernen. Lösungen zu anschliessend in mineralischer Form – also als Feststoff – in Basaltgestein Letzterem nennt man «Negative Emis gespeichert und so der Atmosphäre dauerhaft entzogen. sions Technologies» (NET), also Techno logien negativer Emissionen. 18
Auf dem Dach der Kehricht verwertung Zürcher Oberland in Hinwil saugen achtzehn Ventilatoren (linke Seite) Umgebungsluft an, um daraus das CO2 zu entfernen. Wie erzeugt man negative Emissionen? Dünger eingesetzt. Die Technologie Beispielsweise durch die Bildung von scheint vielversprechend. Lässt sich zum Biomasse und – mit verstärkender Wir Betrieb Abwärme nutzen, werden durch Zur Person kung – anschliessende CO2-Abscheidung den Bau und den Betrieb der Anlage pro und -Speicherung: Ein Wald, der heran Tonne aus der Luft entferntes CO2 nur Yasmine Calisesi wächst, bindet das CO2 der Luft durch 100 Kilogramm CO2 emittiert (sog. graue Fotosynthese. Dauerhaft ist diese Ent Emissionen), also nur 10 Prozent. ist promovierte Atmosphären fernung von CO2 aus der Atmosphäre physikerin. Seit 2007 leitet sie aber nur, wenn bei der Verbrennung oder Machen die Technologien zur Ab am Bundesamt für Energie das anderen Umwandlungen der Biomasse scheidung von CO2 aus Abgasen oder Pilot-, Demonstrations- und die sogenannte CCS-Technik angewendet aus der Atmosphäre den Einsatz Leuchtturmprogramm. wird. Allerdings kann die Bildung erneuerbarer Energien oder die Steige- von Biomasse fruchtbaren Boden ver rung der Energieeffizienz überflüssig? brauchen, der dann für die Nahrungs Das Ziel, die weltweite Klimaerwärmung mittelproduktion nicht mehr zur Ver auf weniger als 2 Grad Celsius zu be fügung steht. schränken, ist anspruchsvoll. Wir dürfen uns deshalb nicht auf eine einzelne Worum geht es bei der CCS-Technik? Massnahme b eschränken, sondern müs CCS bedeutet «Carbon Capture and Sto sen alle verfügbaren Möglichkeiten rage». Hierbei entfernt man das CO2 aus ausschöpfen. So sind die Internationale Abgasen, beispielsweise in Zement Energie-Agentur (IEA) und der Welt fabriken und der chemischen Industrie, klimarat (IPCC) übereinstimmend der und deponiert es unterirdisch, zum Auffassung, dass das Klimaziel ohne NET Beispiel in salzwasserhaltigen Gesteins nicht erreicht werden kann. Doch der formationen oder leeren Gas- und Öl Einsatz von NET hat auch Grenzen, die feldern. Diese Technik wird schon seit nicht z uletzt durch die Kosten und rund zwanzig Jahren angewandt. Bis die fehlende Akzeptanz für diese Techno jetzt gibt es weltweit allerdings erst sieb logien bedingt sind. zehn Grossanlagen – sie scheiden jährlich 30 Mio. Tonnen CO2 ab und speichern sie danach. Das entspricht nur 0,9 Pro mille des weltweiten CO2-Ausstosses. Gut zu wissen Gibt es noch weitere Möglichkeiten? Das Schweizer Unternehmen Climeworks Die Temperaturen steigen hat eine Technologie entwickelt, die CO2 aus der Luft filtert (vgl. Kasten). Im Früh Die Klimaerwärmung ist eine Tatsache. Dies zeigen sowohl weltweite Messdaten als auch jahr 2017 ging in Hinwil eine Demonstra solche aus der Schweiz. Die Wissenschaft und grosse Teile der Politik sind sich weitgehend tionsanlage in Betrieb, die vom Bundes einig, dass die Hauptursache dafür die steigende Treibhausgaskonzentration in der Erd amt für Energie unterstützt wurde. Die atmosphäre ist. Wichtigstes Treibhausgas ist CO2. Seine Konzentration in der Luft stieg seit Anlage scheidet CO2 aus der Umgebungs dem Beginn der Industrialisierung um 1850 von 280 ppm (parts per million, Teilchen pro luft ab und leitet dieses a nschliessend ei Million) auf 400 ppm im Jahr 2015 – eine Zunahme von über 40 Prozent. nem Gewächshaus zu. Dort wird es als 19
Ein Rennen mit Elektroautos, fahren mit Strom aus der Sonne – alles schon einmal dagewesen, damals in der Schweiz. Sonnenfahrt Wenn heute von Solarstrom und Elektro noch reine Prototypen, wurden später mobilität die Rede ist, hat manch einer viel auch Kleinserien-Solarfahrzeuge zugelas leicht noch diese Bilder vor Augen: rollende sen sowie batterieelektrisch betriebene Badewannen, fahrende Dächer, mehr Velo Autos, die ihren Strom aus stationären als Auto. Sie starteten an der «Tour de Sol», Solaranlagen bezogen – ein Vorläufer des die zwischen 1985 und 1993 durchgeführt heute auch in Privathaushalten anzutref wurde. Die erste Tour führte von Romans fenden Modells. horn nach Genf, zugelassen waren nur di Initiiert wurde die Tour de Sol von der rekt solarelektrisch oder mit Muskel- und Schweizer Vereinigung für Sonnenener Das Siegerfahrzeug der ersten Tour de Sol des Sonnenkraft kombiniert betriebene Autos. gie SSES und Solarpionier Josef Jenni, der Automobilherstellers Eine Batterieladung bei Fahrtbeginn war mit seiner Solarfirma selbst am Rennen Mercedes-Benz und des erlaubt. Waren die ersten S olarfahrzeuge teilnahm. Aber nicht nur die damals noch Schweizer Ingenieurbüros alpha real. junge Solargemeinde interessierte sich für die Sonnentour durch die Schweiz. An der ersten Tour startete ein Fahrzeug von Mercedes-Benz, das zusammen mit Schweizer Ingenieuren konstruiert wurde – und gewann. Doch die Tour de Sol blieb mehrheitlich Spielfeld für Kreative, Bast ler und Abenteurer. Ihre ulkigen Vehikel sind Geschichte. Sonne als Treibstoff ist es nicht. Text: Paul Drzimalla 20
Babywal mit Dreirad: Vorbild für die Leichtbaukarosserie des Zweifache Pionierin: Renate Jenni war «mobi» von Willi Lanker war der die einzige Frau am Start der ersten Schwertwal. Das Bild entstand Tour de Sol 1985. 1989 in Erstfeld, als Lanker die Tour in der Kategorie «strassen zugelassene Prototypen mit Solartankstelle» gewann. Fotos: Alamy / Keystone / zVg 25 Jahre Schweizer Solarpreis, Tour de Sol / zVg Jenni Energietechnik / zVg Willi und Myrtha Lanker In sechs Tagen von Biel nach Arosa: Die Tour de Sol 1987 (hier Sonne trifft Schenkel: beim Start in Biel) führte erstmals Markus Fischer mit in die Alpen. seinem Eigenbau «Müfi» an der Tour de Sol 1987. Poleposition: Formel-1-Pilot Marc Surer gewann mit dem «Horlacher Ei» 1987 die Kategorie «Fahrzeuge mit Netzanschluss». Die zweite Tour de Sol führte 1986 von Freiburg im Breisgau bis nach Suhr AG. Auch sechs Jahre später startete die Tour in Deutschland. 21
Preisrätsel Mitmachen und gewinnen! Drei Möglichkeiten, wie Sie mitmachen können: Ausflug Fussball- Mitwirkung, storchähnl. in diesem schädl. EDV- Inhalts- 1. Rufen Sie an unter über Land spieler- Unter- Vogel Moment Programm zur Zeit der position stützung, Monsigno- losig- Telefon 0901 908 118 Anzug, keit Baumblüte Hilfe Uniform re (Abk.) Spätheu (1 Franken pro Anruf) und sagen Sie nach dem Signalton das Lösungswort, Name und Adresse. Menschen oh. Kontakt 2. Senden Sie uns eine Rückstoss- Postkarte mit der Lösung an 5 flugkörper 3 Infel AG, «Strom»-Preisrätsel, Bett frz. Autor † (frz.) (André) Postfach, 8099 Zürich. schott. Ort im 3. Geben Sie das Lösungs- Dichter † 7 Kt. Glarus Passions- wort online ein: spielort ver- trauter strom-preisraetsel.ch im Tirol Freund 8 einträchtig Schweizer Fragewort exakt, Verleger † sorgfältig Druck- buchstabe Afrikaner unemp- findlich Zubehör, Sonderaus- Sohn Aga- stattung memnons 6 Teilnahmeschluss Gully englische deutsch-frz. 12. Oktober 2018 Schulstadt TV-Sender textile Fluss Kosmos, Stoffart durch Bern Universum Das Lösungswort des letzten Preisrätsels lautete: «ELEKTRISCH» 9 Flussbarsch Megatonne Wir gratulieren: (Abk.) 1. Preis Eva Bumann, St. Niklaus: gefragt, Montag en vogue iRobot Roomba 891 1 (Abk.) 2. bis 4. Preis Erika Brun, Lohn- Kantons- Feucht- Ammannsegg; Heidi Riner, Schafisheim; parlament nasenaffe Elisabet Bühler, Riniken: auf Mada- Getreideart gaskar Buch «Elektrisiert» 2 4 Einbrin- blassroter gen der Farb- Früchte ton 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Ihr Feedback freut uns. Schreiben Sie uns Ihre Meinung: Infel AG, Redaktion «Strom», Postfach, 8021 Zürich redaktion@strom-zeitschrift.ch Impressum 95. Jg. | Erscheint vierteljährlich | Heft 3, 21. September 2018 | ISSN-1421-6698 | Verlag, Konzept und Redaktion: Infel AG; Redaktion: Bruno Habegger, Alexander Jacobi, Paul Drzimalla; Art Director: Jörg Fassmann; 1. Preis im Wert von 2. bis 4. Preis im Wert von Layout: Flurina Frei, Marina Maspoli | CHF 1000.– CHF 39.– Druckpartner: Outbox AG | Anzeigen: Daniela Bahnmüller, Fotos: zVg Hotel Sonne / zVg Hier und jetzt HERBSTLICHE SONNE IN ST. MORITZ BUCH: GESCHICHTE EINER SCHWEIZ db@verlagsberatung.ch | Zu zweit den goldenen Herbst im Engadin UNTER STROM geniessen! Für Wanderer, aber auch für Biker ein Strom, das Symbol einer Schweiz, die sich durch Genuss. 3 Tage für 2 Personen im Hotel Pionierleistungen und Innovationsgeist zu Restaurant Pizzeria Sonne St. Moritz. Über einem der reichsten Länder der Welt wandelte: Mehr «Strom» nachtung im neu renovierten Alpenchic-Zimmer Das Buch von Steven Schneider beleuchtet finden Sie online. mit Frühstücksbuffet und 3-Gang-Menü. Gültig den Wandel der Elektrizitätsbranche anhand Beiträge aus vergangenen Ausgaben, bis 30. November 2018. von über 200 Bildern. Infografiken und die Anmeldung sonne-stmoritz.ch hierundjetzt.ch zum Newsletter finden Sie unter strom-online.ch Die Rätselpreise wurden von den Anbietern freundlich zur Verfügung gestellt. 22
Galerie Energie Wa(h)lfamilie in der Wüste Für viele ist es mit nichts anderem vergleichbar: das «Burning Man»-Festival in den USA. Innert einer Woche entsteht im Wüstensand Nevadas eine kleine Stadt und verschwindet danach spurlos wieder. Übrig bleiben Erinnerungen – etwa an Kunstobjekte wie den «Space Whale», den die Bloggerin Susi Maier 2016 fotografiert hat. Eine lebensgrosse Buckelwal mutter und ihr Kalb wurden aus Stahl und einem Glasmosaik erschaffen. Scheinbar schwebend, stehen sie für den Wert von Gemeinschaft und der Erhaltung natürlicher Lebensräume. Die Kunstwale reisen nun durch die USA. Und begegnen vielleicht Bekannten aus der Wüste wieder. strom-online.ch/stahlwal Foto: Susanne Maier 23
Der Wunderland-Express , ho!” – Der “Ho, ho n z ie ht seine Weihnachtsbaum W e ih n a chtsman um den Baum Runden Mit Beleuchtung, Musik und Bewegung auf 3 Ebenen! Inspiriert von der einzigartigen Beleuchtet! Kunst von Thomas Kinkade, bringt dieses bezaubernde Meisterwerk eine ganz besonders fröhliche Weihnachtsstimmung zu Ihnen Auf 3 Ebenen nach Hause. schnaubt der Wunderexpress Mit seinen 12 festlich beleuchteten Gebäuden und über durch die Idylle 30 Figuren wird dieses von Hand gearbeitete und bemal- te Kunstwerk zu einem exklusiven Weihnachtsschmuck für das grosse Fest. Während sich der Weihnachtsmann um den Baum dreht und der Zug sich den Weg durch die verträumte Landschaft bahnt, erklingt ein bezauberndes Medley mit bekannten und beliebten Weihnachtsmelodien. Lassen Sie sich verzaubern von dieser klingenden Szenerie. ❆ 12 beleuchtete Gebäude und über 30 Dorfbewohner ❆ Der Wunderland-Express fährt auf 3 Ebenen ❆ Der Weihnachtsmann umrundet den Baum ❆ Spielt ein Medley mit beliebten Weihnachtsmelodien ❆ Hochwertiger Skulpturenguss ❆ Mit Echtheitszertifikat ❆ Mit 365-Tage-Rücknahme-Garantie 12 beleuchtete Gebäude und über 30 Dorfbewohner von Hand gefertigt und bemalt! ✁ EXKLUSIV-BESTELLSCHEIN Reservierungsschluss 29. Oktober 2018 Referenz-Nr.: 59849 / 14-00328-001G ❒ Ja, ich reserviere die beleuchtete Skulptur „Der Wunderland-Express Weihnachtsbaum“ Bitte gewünschte Zahlungsart ankreuzen Ich wünsche ❒ eine Gesamtrechnung ❒ Monatsraten Vorname/Name Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen Strasse/Nummer Preis: Fr. 199.80 Grösse: ca. 40 cm hoch oder 3 Monatsraten à Fr. 66.60 Inklusive Netzadapter, läuft auch mit PLZ/Ort (+ Fr. 16.90 Versand und Service) 3 AA-Batterien (nicht inbegriffen). Produkt-Nr.: 14-00328-001G E-mail Unterschrift Telefon www.bradford.ch Für Online-Bestellung Referenz-Nr.: 59849 Datenschutz: Detaillierte Informationen zum Datenschutz finden Sie unter fb.com/BradfordExchangeSchweiz www.bradford.ch/datenschutz. Wir werden Ihnen keine Angebote von The Bradford Exchange per E-Mail,Telefon oder SMS-Nachricht zukommen lassen. Sie können Ihre Kontaktpräferenzen jederzeit ändern, indem Sie uns unter nebenstehender Adresse bzw. Telefonnummer kontaktieren. Bitte tei- len Sie uns per Telefon, E-Mail oder schriftlich mit, falls Sie keine brieflichen Bitte einsenden an: The Bradford Exchange, Ltd. • Jöchlerweg 2 • 6340 Baar Angebote erhalten möchten. Tel. 041 768 58 58 • Fax 041 768 59 90 • e-mail: kundendienst@bradford.ch
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