ALLE SOLLEN TEILHABEN - Wie Kreise und kreisfreie Städte mit Integrationskonzepten ungleichwertige Lebensverhältnisse abbauen wollen

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ALLE SOLLEN
TEILHABEN
Wie Kreise und kreisfreie Städte mit Integrationskonzepten
ungleichwertige Lebensverhältnisse abbauen wollen
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    Originalausgabe
    August 2021                                                  Über die Stiftung Mercator
    © Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung            Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige Stiftung, die auf der Grundlage
                                                                 wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung handelt. Sie strebt mit
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                                                                 ihrer Arbeit eine Gesellschaft an, die sich durch Weltoffenheit, Solidarität und Chan-
    vorbehalten.                                                 cengleichheit auszeichnet. Um diese Ziele zu erreichen, fördert und entwickelt sie
                                                                 Projekte, die Chancen auf Teilhabe und den Zusammenhalt in einer diverser werdenden
    Herausgegeben vom                                            Gesellschaft verbessern. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa will die Stiftung
    Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung              Mercator durch ihre Arbeit stärken, die Auswirkungen der Digitalisierung auf Demo-
    Schillerstraße 59
    10627 Berlin
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    Telefon: (030) 22 32 48 45                                   Mercator engagiert sich in Deutschland, Europa und weltweit. Dem Ruhrgebiet, Heimat
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    Das Berlin-Institut finden Sie auch bei Facebook und
    Twitter (@berlin_institut).

    Autor:innen: Adrián Carrasco Heiermann,
    Thomas Nice, Catherina Hinz
    Lektorat: Daniel Hegemann
                                                                 Über das Berlin-Institut
    Design: Jörg Scholz (www.traktorimnetz.de)
    Layout und Grafiken: Christina Ohmann                        Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank,
    (www.christinaohmann.de)                                     der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt.
                                                                 Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe,
    ISBN: 978-3-946332-64-0
                                                                 das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung
                                                                 zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografi-
    Die Hauptautor:innen                                         scher und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten. In seinen Studien, Diskussi-
                                                                 ons- und Hintergrundpapieren bereitet das Berlin-Institut wissenschaftliche Informatio-
    Adrián Carrasco Heiermann, Master of Science in              nen für den politischen Entscheidungsprozess auf. Weitere Informationen, wie auch die
    Public Policy an der University of Bristol. Wissenschaft-
                                                                 Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden
    licher Mitarbeiter am Berlin-Institut für Bevölkerung und
    Entwicklung.                                                 Sie unter www.berlin-institut.org.

    Thomas Nice, Master of Science in Volkswirtschafts-          Unterstützen Sie die unabhängige Arbeit des Berlin-Instituts
    lehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Wissenschaft-
    licher Mitarbeiter am Berlin-Institut für Bevölkerung und
                                                                 Das Berlin-Institut erhält keinerlei öffentliche institutionelle Unterstützung. Projektför-
    Entwicklung.
                                                                 derungen, Forschungsaufträge, Spenden und Zustiftungen ermöglichen die erfolgreiche
    Die Publikation ist Teil des Projekts „Teilhabe für alle“,   Arbeit des Instituts. Das Berlin-Institut ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden und
    gefördert von der Stiftung Mercator.                         Zustiftungen sind steuerlich absetzbar.

                                                                 Im Förderkreis des Berlin-Instituts kommen interessierte und engagierte Privatperso-
                                                                 nen, Unternehmen und Stiftungen zusammen, die bereit sind, das Berlin-Institut ideell
                                                                 und finanziell zu unterstützen. Informationen zum Förderkreis finden Sie unter
                                                                 https://www.berlin-institut.org/partner-foerderer/foerderkreis-des-berlin-instituts

2      Alle sollen teilhaben
INHALT
Das Wichtigste in Kürze.......................................................................................................................... 4

1 | Alle wollen gut leben ................................................................................................... 6

2 | Teilhabechancen in Stadt und Land.............................................................................. 8

   2.1. Die Clusteranalyse....................................................................................................................... 8

   2.2. Integrationsarbeit mit Konzept überwiegt .......................................................................... 11

   2.3. Teilhabe kommt von unten....................................................................................................... 12

   2.4. Die Inhalte zählen ..................................................................................................................... 15

3 | Große Ziele, durchmischte Pläne................................................................................ 16

    3.1. Lokale Bedarfe statt Herkunft?............................................................................................... 17

    3.2. Handlungsfelder – Arbeit, Bildung und Sprache dominieren ........................................... 18

    Box: Von der Integration zur Teilhabe.......................................................................................... 20

    3.3. Maßnahmen – Zusammenleben stärken und Strukturen öffnen....................................... 21

4 | Fazit und Ausblick ..................................................................................................... 24

Methodik................................................................................................................................................. 26

Quellen ................................................................................................................................................... 28
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
    Der demografische Wandel und seine Fol-           Integrationsarbeit mit Konzept ist weit            Integrationskonzepte sollen die Teilhabe
    gen beeinträchtigen vielerorts die Teilha-        verbreitet. Unsere Auswertung zeigt, dass          insgesamt fördern. Kreise und Gemeinden
    bechancen der Menschen. Dies verschärft           über die Hälfte der Landkreise und kreisfrei-      halten in solchen strategischen Dokumenten
    das Gefälle zwischen Deutschlands Regionen        en Städte in Deutschland ihre Integrationsbe-      Leitlinien und konkrete Maßnahmen für die
    bei den Einkommen, der Gesundheit oder der        mühungen systematisiert haben. 221 der 401         lokale Integrationsarbeit fest. So erhalten
    Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs.      Kreise und Städte haben ein Integrations-          etwa Verwaltungsmitarbeiter:innen Schu-
    In schrumpfenden und alternden Gemeinden          konzept oder inhaltlich gleichwertiges Papier      lungen zur interkulturellen Kompetenz, es
    erleben die Bürger:innen in ihrem Alltag, wie     erstellt. Davon stellen 149 klar, dass es ihnen    entstehen Nachbarschaftszentren für alle
    Dorfläden und Gaststätten schließen, weil die     bei Integration im Kern um die gleichberech-       und mancherorts setzt sich die Gemeinde für
    Nachfrage nicht ausreicht. Vielerorts sehen       tigte Teilhabe aller Menschen geht. Sie legen      niedrigere Ticket-Preise im öffentlichen Nah-
    sie, wie Ärzt:innen keinen Nachwuchs finden,      ihrer Arbeit ein teilhabeorientiertes Integrati-   verkehr ein. Damit reagiert die Politik auf die
    der die Praxen übernehmen könnte. Gleich-         onsverständnis zugrunde.                           ungleichen Teilhabechancen von Eingewan-
    zeitig fehlen häufig gutbezahlte Arbeitsplätze,                                                      derten, ihren Nachkommen und alteingeses-
    um die Menschen vor Ort zu halten.                Besonders in der Stadt sind Integrationskon-       senen Bewohner:innen zugleich.
                                                      zepte die Regel, auf dem Land hingegen noch
    Zuwanderung ist ein wichtiger Faktor, um          oft die Ausnahme. Das dürfte unter anderem         Längst nicht alle Orte mit geringen Teilha-
    diese demografischen und sozioökonomi-            daran liegen, dass in den Städten eher eine        bechancen weisen ein Integrationskonzept
    schen Herausforderungen zu bewältigen.            internationale Bevölkerung lebt als auf dem        vor. Das bedeutet, dass dieses Instrument
    Gerade ländliche Regionen können davon            Land. Doch auch viele eher abgelegene Land-        noch nicht umfassend genutzt wird, wo es
    profitieren, wenn mehr Menschen hinzuzie-         kreise und kreisfreie Städte haben in den          besonders großes Potenzial besitzt. Gerade
    hen und damit die Dörfer wiederbeleben.           vergangenen Jahren Integrationskonzepte            in Regionen mit geringen Teilhabechancen
    Doch bemühen sich die Verantwortlichen in         erstellt – mehr als drei Viertel davon in ihrer    können Integrationskonzepte Verbesserun-
    den Rathäusern um neue Einwohner:innen            aktuellen Form seit 2016.                          gen für viele Menschen anstoßen.
    mit Migrationsbiografie, stößt dies nicht
    selten auf Ablehnung. Vor allem in Regionen       Politischer Wille kann die Entstehung von          Alle sollen profitieren: Noch richten sich
    mit geringen Teilhabechancen kann bei den         Integrationskonzepten voranbringen.                viele Konzepte vor allem an die Bevölkerung
    Alteingesessenen das Gefühl entstehen, dass       Die Konzepte sind in der Vergangenheit vor         mit internationaler Biografie. Zudem geben
    Neuankömmlinge Unterstützung erhalten, die        allem dort entstanden, wo etwa die Län-            viele Konzepte zwar das Ziel aus, die Teilhabe
    ihnen selbst verwehrt bleibt. Viele Landkreise    der Fördergelder bereitgestellt und Anreize        aller Bewohner:innen fördern zu wollen, aber
    und Gemeinden versuchen daher mit vielfäl-        geschaffen haben. Das ist insbesondere in          die vorgeschlagenen Maßnahmen spiegeln
    tigen Konzepten und Maßnahmen nicht nur           Nordrhein-Westfalen gelungen, wo alle Krei-        dies nicht wider. Dabei kann teilhabeorien-
    die Zugewanderten zu integrieren, sondern         se und Städte über ein Integrationskonzept         tierte Integrationspolitik allen zugutekom-
    die Teilhabechancen aller zu verbessern. Das      verfügen. Häufig springen die Landkreise für       men und zugleich eine wichtige Bewälti-
    vorliegende Papier untersucht, mit welchen        ihre zugehörigen Kommunen ein, um ein In-          gungsstrategie im demografischen Wandel
    Konzepten sie ihre Integrationsarbeit gestal-     tegrationskonzept zu erstellen. Sie verfügen       sein. Integration bedeutet dann nicht mehr,
    ten und ob dies mit den Teilhabechancen vor       eher über das nötige Geld und Personal, um         dass sich die Einzelnen in eine vermeintlich
    Ort zusammenhängt.                                Konzepte anzuregen und Beteiligungsverfah-         homogene Aufnahmegesellschaft einglie-
                                                      ren zu organisieren.                               dern, sondern dass alle Bewohner:innen
                                                                                                         durch gleichberechtigte Teilhabe am Gemein-
                                                                                                         wesen zusammenwachsen. Integrationskon-
                                                                                                         zepte tragen zur ländlichen Entwicklung bei,
                                                                                                         wenn sie einen Rahmen dafür schaffen, dass
                                                                                                         Neuzuwandernde gut in der Stadt oder dem
                                                                                                         Dorf ankommen und junge Menschen mehr
                                                                                                         Perspektiven vor Ort sehen, da sich ihre Teil-
                                                                                                         habechancen verbessern.

4     Alle sollen teilhaben
Arbeit, Bildung, Sprache, Wohnen und             Auf Konzepte sollten Taten folgen. Aus
Gesundheit gehören zu den wichtigsten            den Integrationskonzepten wird nicht immer
Handlungsfeldern der teilhabeorientierten        deutlich, ob und wie die Verantwortlichen sie
Integrationsarbeit. Kreise und Städte fragen     vor Ort umsetzen wollen, denn die Konzep-
sich etwa, wie sie Menschen besser zu einer      te sind nicht verpflichtend. Hier knüpft das
ihrer Qualifikation entsprechenden Beschäf-      Gesamtprojekt an, dessen Teil dieses Papier
tigung verhelfen oder allen Kindern gleiche      ist. Auf Grundlage der vorliegenden Auswer-
Chancen auf einen guten Abschluss bieten         tung werden sechs Landkreise ausgewählt, in
können. Zu den weiteren Handlungsfeldern         denen die Mitarbeitenden des Berlin-Instituts
zählen häufig politisches oder ehrenamtli-       über anderthalb Jahre mit verschiedenen
ches Engagement, Kultur sowie Freizeit und       Methoden regelmäßig die Sichtweisen und
Sport. In ihren jeweiligen Handlungsfeldern      Erfahrungen der zentralen Akteure in der In-
nehmen sich die Landkreise und kreisfreien       tegrationsarbeit vor Ort erheben.
Städte einen umfassenden Maßnahmenkata-
log vor. In der Regel stehen Sprachförderung,
Beratung und interkulturelle Öffnung ganz
oben auf der Agenda. Unsere Auswertung
zeigt aber auch, dass nur zwischen 31 und
38 Prozent der teilhabeorientierten Konzepte
konkrete Maßnahmen vorschlagen, mit denen
sie die politische Teilhabe fördern oder die
Antidiskriminierungsarbeit vor Ort stärken
wollen. Sie rufen etwa Parteien dazu auf, die
gesellschaftliche Vielfalt auch in ihren eige-
nen Reihen abzubilden oder verstetigen die
Antirassismusarbeit an Schulen.

                                                                                                 Berlin-Institut   5
1                 ALLE WOLLEN GUT LEBEN
    Die deutschen Landkreise und kreisfrei-
    en Städte stehen vor enormen Heraus-
                                                     Der demografische Wandel
                                                     verschärft die regionale Ungleichheit
                                                                                                     der die Praxen mittelfristig übernehmen
                                                                                                     könnte. Die Unternehmen leiden nicht nur un-
    forderungen: Sie müssen die regional                                                             ter der wegbrechenden Nachfrage, sondern
    höchst unterschiedliche demografische            Seit Jahren wächst die demografische Kluft      sie suchen auch händeringend nach Fach-
    und sozioökonomische Entwicklung so-             in Deutschland. So konnten die alten Bun-       kräften. Kurz: Wenig hält die Menschen dort,
    wie deren Konsequenzen bewältigen, die           desländer zwischen 1990 und 2019 einen          wo sie keine Perspektive für sich sehen. Aber
    Daseinsvorsorge organisieren und ihre            Einwohner:innenzuwachs von 5,4 Millionen        auch in bislang wirtschaftlich erfolgreichen
    Einwohner:innen in die Stadt- oder Dorfge-       Menschen verzeichnen, während die ostdeut-      Regionen wie dem Emsland oder der Schwä-
    sellschaft integrieren. Könnten teilhabeori-     schen Flächenländer 2,2 Millionen verloren.     bischen Alb fehlt es an Arbeitskräften. Vor
    entierte Integrationskonzepte ihnen dabei        Doch die Bevölkerungsentwicklung trennt         allem die gut qualifizierten Jüngeren machen
    helfen?                                          nicht nur Ost und West, sondern auch die        sich auf in die wenigen großen Ballungszen-
                                                     attraktiven Großstädte samt Umland und die      tren mit ihren Universitäten und Hochschu-
    2024 steht das nächste Superwahljahr in          entlegenen ländlichen Regionen. Frankfurt       len.4, 5
    Deutschland an. Dann geben die Bürger:innen      und Hamburg dürften laut einer Bevölke-
    nicht nur ihre Stimmen für ein neues Euro-       rungsprognose des Berlin-Instituts bis 2035     Die Corona-Pandemie erschwert die Situati-
    päisches Parlament ab, sondern wählen in         um über zehn Prozent wachsen, Leipzig sogar     on für die Landkreise und Gemeinden noch
    acht Flächenländern auch ihre Kreis- und         um fast 17 Prozent. Die Landkreise an den       weiter. Vor allem Kommunen mit geringen
    Gemeindevertreter:innen. Wer sich für die Lo-    Rändern Brandenburgs oder im Norden Sach-       Teilhabechancen und chronisch klammen
    kalpolitik aufstellen lässt, braucht dabei Mut   sen-Anhalts werden dagegen voraussichtlich      Kassen blicken nun sorgenvoll in die Zukunft,
    und gute Ideen. Denn die Kreise und Gemein-      mehr als ein Fünftel ihrer Bewohner:innen       weil ihnen etwa die (Gewerbe-)Steuereinnah-
    den müssen zahlreiche Herausforderungen          einbüßen. In Nordhessen und der Südwest-        men fehlen. So schätzt der Arbeitskreis Steu-
    meistern: Auch mittelfristig müssen sie noch     pfalz kämpfen die Gemeinden ebenfalls mit       erschätzung beim Bundesfinanzministerium,
    die Corona-Maßnahmen vor Ort umsetzen            sinkenden Einwohner:innenzahlen.2 Hier          dass die Steuereinnahmen der Städte und
    und ihre Einwohnerschaft durch die unsiche-      macht sich bereits bemerkbar, was künftig       Gemeinden 2021 um 9,4 und 2022 um 10,1
    ren Pandemie-Zeiten navigieren. Langfris-        die meisten Regionen Deutschlands treffen       Milliarden Euro unter den ursprünglichen
    tig gesehen stehen etwa Digitalisierung und      dürfte: Die Zahl der verfügbaren Arbeitskräf-   Erwartungen liegen werden.6, 7, 8 Das zwingt
    Klimaschutz weit oben auf der Agenda. Doch       te sinkt. Denn die geburtenstarken Jahrgänge    die Verantwortlichen, noch stärker als bislang
    vor allem brauchen sie kluge Ideen, um die re-   gehen in den nächsten Jahren in Rente und       politische Prioritäten zu setzen.
    gional höchst unterschiedliche demografische     die nachfolgenden Generationen können
    und sozioökonomische Entwicklung zu bewäl-       diese Lücke zahlenmäßig nicht schließen.3 All
    tigen. Auch einem Teil der Einwohner:innen       dies erschwert es Kreisen und Gemeinden,        Die Gemeinden können von
    selbst brennt diese Frage unter den Nägeln.      den verbleibenden Einwohner:innen gesell-       Zuwanderung profitieren
    Laut dem Politbarometer, einer repräsentati-     schaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
    ven Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen,                                                         Wie also vorgehen angesichts sich türmen-
    vom August 2021 sehen etwa zehn Prozent          Wie sich die Bevölkerungsentwicklung aus-       der Herausforderungen? Ein wichtiger Faktor
    der Bevölkerung das soziale Gefälle als wich-    wirkt, erleben die Menschen in ihrem Alltag:    für Gemeinden ist Zuwanderung. Gerade
    tigstes Problem in Deutschland an.1 Ähnlich      Während sie in der Großstadt nur zehn Minu-     die ländlichen Regionen könnten davon
    viele Menschen nennen auf diese Frage Mig-       ten warten, wenn ihnen der Bus vor der Nase     profitieren, wenn wieder mehr Menschen
    ration und Flucht. Die Mitarbeitenden in den     wegfährt, müssen sie in ländlichen Gemein-      beim Einwohnermeldeamt vorsprechen, um
    Amtsstuben dürften deshalb darüber grübeln,      den ihre Erledigungen nach den zwei tägli-      ihren Wohnsitz anzumelden. Dabei können
    wie sie Alten wie Jungen, Armen und Reichen,     chen Abfahrten planen. Dorfläden und Gast-      die Kommunen selbst dazu beitragen, dass
    Menschen mit und ohne deutschen Pass ein         stätten schließen, weil die Kundschaft fehlt.   Zugezogene in einem freundlichen Klima an-
    gutes Leben ermöglichen können.                  Und Ärzt:innen finden keinen Nachwuchs,         kommen und sich schnell integriert fühlen.

6     Alle sollen teilhaben
Die Zuwanderung könnte den Mangel an Ar-            Teilhabe für alle ermöglichen                    Ein Teil der Landkreise und kreisfreien Städte
beitskräften zumindest teilweise verkleinern,                                                        hat die Integrationsarbeit bereits unter das
die Zuwanderer:innen würden zudem dazu              Im Werkzeugkoffer der Landkreise und kreis-      Motto Teilhabe für alle gestellt. Dieses Papier
beitragen, Schulen, Busse, kleine Geschäfte         freien Städte befindet sich bereits ein poli-    geht der Frage nach, wo sie dieses Motto be-
und Einkaufsgelegenheiten oder die Gemein-          tisches Instrument, mit dem die Gemeinden        reits in Integrationskonzepte gegossen haben
schaftspraxis im Ort zu erhalten sowie an-          das Leben aller Einwohner:innen verbessern       und was sie sich vornehmen. Was verstehen
dernfalls leerstehende Wohnungen mit Leben          können: Ein teilhabeorientiertes Integrati-      die Landkreise und Gemeinden genau unter
zu füllen. Viele Unternehmen und auch einige        onskonzept, das allen Unterstützung bietet,      Integration? Erstellen sie eher ein teilhabe-
Kommunen haben dies bereits erkannt. Sie            die diese benötigen. Die lokale Integrations-    orientiertes Integrationskonzept, wenn sie
planen Wirtschafts- und Stadtentwicklung            politik richtet sich bislang aber nur in einem   zugleich mehr als anderswo mit zunehmen-
sowie Zuwanderung zusammen und denken               Teil der Landkreise an alle Menschen. Dabei      der Abwanderung und hoher Arbeitslosigkeit
Integration gleich mit. Einige Kreise und           dürften beispielsweise viele junge Erwachse-     zu kämpfen haben? Oder nutzen prospe-
Gemeinden werben etwa Fachkräfte direkt             ne, unabhängig von ihrer Herkunft, von Un-       rierende wie strukturschwache Regionen
aus dem Ausland an, wie in Wunsiedel oder           terstützungsangeboten in Schule, Ausbildung      gleichermaßen dieses Instrument? Und in
Frankfurt (Oder).9, 10                              und Universität profitieren. Die Trennung        welchen Handlungsfeldern, mit welchen Maß-
                                                    zwischen Eingewanderten, ihren Nachkom-          nahmen wollen sie ihr Ziel verfolgen, allen
Kommunen, die ihre eigene Zuwanderungs-             men und der ansässigen Bevölkerung prägt         Bewohner:innen Teilhabe zu ermöglichen?
strategie verfolgen, müssen diese auch den          nach wie vor das Bild von Integration. Eine      Die Analyse beschränkt sich dabei auf Integ-
Bürger:innen vor Ort vermitteln und erklä-          Integrationspolitik, die auf Teilhabe für alle   rationskonzepte und vergleichbare Dokumen-
ren, wie ihre Pläne im Zusammenspiel mit            abzielt, hat das Potenzial, diese Trennung zu    te aus den 401 Landkreisen und kreisfreien
Integrations- oder allgemeinen Teilhabekon-         überwinden. Sie würde die wichtigste Frage       Städten. Denn vielerorts leisten Kreise die
zepten helfen, die Zukunft für ihre Gemein-         in den Vordergrund rücken: Wer braucht was,      konzeptuelle Integrationsarbeit. Gerade wo
den zu sichern. Doch nicht überall begrü-           um gleichberechtigt am Stadt- oder Dorfle-       es den zugehörigen Gemeinden an Geld oder
ßen die Alteingesessenen neue Stadt- oder           ben teilzunehmen?                                Personal mangelt, springen sie ein.
Dorfbewohner:innen.11 Haben die Alteinge-
sessenen den Eindruck, Zugewanderte er-
hielten Unterstützungsleistungen, die ihnen
selbst verwehrt blieben, kann sich dies in            Was heißt Teilhabe?
Neid, Konkurrenzgefühlen und Ablehnung
äußern.12, 13 Zum Teil schlägt dies in Hass-          „Integration ist ein langfristiger Prozess.    recht etwa eine gute Bildung sowie später
nachrichten, Bedrohungen oder sogar Gewalt            Sein Ziel ist es, alle Menschen, die dauer-    eine der Ausbildung entsprechende Arbeit,
gegen kommunale Mandatsträger:innen                   haft und rechtmäßig in Deutschland leben,      die genug zum Leben einbringt, eine be-
um.14 Bürger:meisterinnen und andere                  in die Gesellschaft einzubeziehen und          zahlbare Wohnung oder eine ausreichende
Lokalpolitiker:innen können davon sowohl aus          ihnen die Chancen zu einer gesellschaftli-     Gesundheitsversorgung. Auch ein schnel-
prosperierenden Städten wie Düsseldorf als            chen Teilhabe zu ermöglichen.“18 Mit die-      ler Internetzugang zählt heutzutage dazu.
auch aus ländlichen Regionen wie dem Land-            ser Feststellung stehen die Schöpfer:innen     Und nicht zuletzt spielen für die Menschen
kreis Bautzen berichten.15, 16 Petra Köpping,         des Delmenhorster Integrationskonzeptes        auch Freizeiteinrichtungen eine wichti-
die sächsische Staatsministerin für Gleichstel-       nicht alleine dar. Viele Landkreise und        ge Rolle – vom Schwimmbad über den
lung und Integration, schildert in ihrer „Streit-     kreisfreie Städte haben ganz ähnliche          Sportverein und das Kino bis zum Theater
schrift für den Osten“ von 2018 ausführlich,          Sätze in ihre Konzepte geschrieben. Aber       oder Freiräumen, in denen sie auch ohne
welche Gefühle ihr im Gespräch mit den                was bedeutet Teilhabe eigentlich?              Geld ihren Interessen nachgehen und sich
Bürger:innen immer wieder entgegenschlu-                                                             mit anderen austauschen. 19 Durch gesell-
gen. Der Titel des Buches fasst sie pointiert         Für dieses Papier fassen wir den Begriff       schaftliche Teilhabe können die Menschen
zusammen: „Integriert doch erstmal uns!“.17           Teilhabe weit und verstehen darunter den       somit ein möglichst selbstbestimmtes
                                                      Zugang zum sozialen Gemeinwesen und            Leben führen sowie ihre Interessen und
                                                      dessen Errungenschaften. Dazu gehören          Talente entfalten.20
                                                      neben dem passiven und aktiven Wahl-

                                                                                                                                    Berlin-Institut    7
2                   TEILHABECHANCEN
                    IN STADT UND LAND
    Vielerorts wollen Landkreise und Gemeinden mithilfe von Integrationskonzepten die Teilhabe von Eingewanderten, ihren Nachkommen
    sowie teilweise auch von Alteingesessenen verbessern. Liegen diese Konzepte eher in Regionen mit geringen Teilhabechancen vor oder
    arbeiten die lokalen Verantwortlichen im ganzen Land mit diesem Instrument?

       2.1. Die Clusteranalyse

       Wer sich Teilhabe für alle auf die Fahne        Ungleichwertige Lebensverhältnisse           Einige ländliche Regionen Ostdeutsch-
       schreibt, muss auch wissen, ob und wie                                                       lands, sowie Teile von Rheinland-Pfalz und
       gut die lokale Bevölkerung in all ihrer Viel-   Die Clusteranalyse zeigt, dass sich die      des Saarlands befinden sich in einer Ab-
       falt am gesellschaftlichen Leben teilhaben      Teilhabechancen zwischen Deutsch-            wärtsspirale: Ihre Bildungseliten wandern
       kann. Dies zu messen, ist eine Herausfor-       lands Regionen erheblich unterscheiden.      früh ab und kehren selten zurück. Durch
       derung, denn viele Menschen verstehen           Zunächst teilen sich die Landkreise und      die Abwanderung sinken die Steuereinnah-
       unter Teilhabe sehr unterschiedliche            kreisfreien Städte in eher ländliche und     men, sodass die Kommunen und Kreise
       Dinge. Dennoch lassen sich einige objek-        eher städtische Cluster auf. Besonders die   kaum freiwillige Integrationsangebote wie
       tive Einflussfaktoren bestimmen, die alle       Versorgungslage trennt sie voneinander.      beispielsweise eine zusätzliche Beratung
       Menschen betreffen, wenn auch in unter-         Wer in den Großstädten samt attraktivem      für Azubis, die Unterstützung benötigen,
       schiedlichem Ausmaß: Wie viel Einkom-           Umland wohnt, kommt meistens zu Fuß an       bereitstellen. Auch mit einem attraktiven
       men haben etwa Haushalte im Schnitt zur         alle Güter und Dienstleistungen des tägli-   Kulturangebot oder regelmäßigen Busver-
       Verfügung? Welche finanziellen Spielräu-        chen Bedarfs. In Dörfern und Kleinstädten    bindungen können sie dann selten aufwar-
       me haben die Kommunen für freiwillige           sieht das häufig anders aus. Dort sind die   ten. Eine Zukunft im Dorf oder in der Klein-
       Aufgaben, also um ein Jugendzentrum             Menschen auf ihr Auto angewiesen, um ins     stadt wird so für die nächste Generation
       oder interkulturelle Beratungsangebo-           nächste Zentrum zu gelangen. Wer wenig       noch unattraktiver.1 Einige prosperierende
       te zu betreiben? Wie einfach lassen sich        Geld und kein Fahrzeug hat, muss mit den     Landkreise – vor allem in Teilen Baden-
       Apotheke, Supermarkt oder Oberschule            wenigen Busfahrten am Tag vorliebneh-        Württembergs, Südbayerns oder Westfa-
       erreichen? Diese und andere Indikatoren         men. Die städtischen Räume ziehen zudem      lens – können den Nachwuchs eher vor
       haben wir uns systematisch in einer Clus-       aus ganz Deutschland sowie auch interna-     Ort halten und auch neue (internationale)
       teranalyse angesehen. Sie fasst die Städte      tional viele junge, qualifizierte Menschen   Einwohner:innen gewinnen. Das liegt auch
       und Landkreise mit ähnlichen Teilhabe-          an, die dort studieren, ihre Ausbildung      daran, dass die vielen mittelständischen
       chancen zu möglichst homogenen Grup-            absolvieren oder arbeiten. Ländliche Ge-     Firmen für gutbezahlte Arbeitsplätze und
       pen zusammen ( Methodik, S.26).                 meinden sind für Migrant:innen hingegen      eine hohe kommunale Steuereinnahme-
                                                       weniger attraktiv und junge Menschen, die    kraft sorgen.2
                                                       dort aufwachsen, wandern früh ab.

8     Alle sollen teilhaben
Doch auch zwischen den Städten besteht ein         Unterschiedliche Teilhabechancen
starkes Gefälle. So verdient ein Haushalt in
                                                   Die Clusteranalyse fasst kreisfreie Städte und Landkreise mit ähnlichen Teilhabechancen in Gruppen zusam-
München oder Stuttgart im Schnitt erheblich        men. Daraus lassen sich sechs Cluster voneinander abgrenzen. Zu den Clustern 1 bis 3 zählen insbesondere
mehr als einer in Gelsenkirchen oder Bremer-       Städte und ihr Umland, zu den Clustern 4 bis 6 eher ländliche Kreise. Innerhalb dieser Gruppen sind die
haven. Während vor allem Metropolregionen          Teilhabechancen im städtischen Cluster 1 und im ländlichen Cluster 4 am besten. Diese sind am ehesten im
im Süden der Republik starke Wirtschafts-          Südwesten Deutschlands vertreten. Im städtischen Cluster 2 und ländlichen Cluster 5 bestehen vereinzelte
                                                   Schwierigkeiten bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Das städtische Cluster 3 sowie das ländliche Cluster 6
standorte sind, haben viele Städte Ost-            bieten ihren Bewohner:innen die bundesweit geringsten Chancen zur Teilhabe. Besonders häufig befinden sich
deutschlands, des Saarlands und des Ruhrge-        diese Cluster in ostdeutschen Bundesländern.
biets einen einschneidenden Strukturwandel
hinter sich. Das schlägt sich in den kommu-        Kreise und kreisfreie Städte nach Clustern, 2021
                                                   (Datengrundlage: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, BBSR, eigene Berechnungen)5, 6, 7, 8, 9, 10, 11
nalen Steuereinnahmen, Berufsperspektiven
und im Anteil jener Menschen nieder, die sich
ihre Mahlzeit bei der Tafel abholen müssen.       Clusteranalyse der Kreise und
                                                  kreisfreien Städte in Deutschland                                                                                                     NF             SL

Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land
                                                                      Cluster 1
                                                 ländlich städtisch

                                                                                                                                                                                                                 RD                                                                                                                     VR
                                                                                                                                                                                                                          Kiel PLÖ
gilt: Wo es schlecht um die Teilhabechancen                           Cluster 2
                                                                                                                                                                                            HEI
                                                                                                                                                                                                                          NM S
                                                                                                                                                                                                                                                 OH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             HRO

steht, sind junge Menschen schon bei der                              Cluster 3
                                                                                                                                                                                                       IZ                    SE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              LRO                                              VG

Bildung benachteiligt. In manchen Land-
                                                                                                                                                                                                                                                                     NW M

                                                                      Cluster 4
                                                                                                                                                                                                                PI                 OD
                                                                                                                                                                                                                                                 RZ
                                                                                                                                                                                 CUX                                        HH
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Schwerin
kreisen und kreisfreien Städten erreichen                             Cluster 5
                                                                                                                             AUR            WT M
                                                                                                                                                     FRI
                                                                                                                                                                                                       STD  Hamburg                                                          SN

                                                                                                                                                                                                                                                                                 LUP
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        MSE

knapp zehn Prozent der Schüler:innen nicht
                                                                                                                                                                BRA
                                                                                                                                                                             OHZ                 ROW                 WL
                                                                      Cluster 6                                                  LER
                                                                                                                                                    WS T                          Bremen
                                                                                                                                                                                                                                             LG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              OPR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    UM

einmal den Hauptschulabschluss. Gerade
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        PR
                                                                                                                                                                                                                                                            DAN
                                                                                                                                                                       DE L
                                                                                                                                                                 OL                         VER                 HK
                                                                                                                                                                                                                 SFA                       UE

Kinder von Eingewanderten schneiden in
                                                                                                                                               CLP
                                                                                                                                               CL P                                                                                                                                                                                                OHV
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                BAR
                                                                                                                            EL
                                                                                                                                                                            DH                                              CE

PISA-Tests immer wieder schlechter ab als
                                                                                                                                                      VEC
                                                                                                                                                      VE C                                                                                                           SAW                       SDL                                                                             MO L
                                                                                                                                                                                            NI                                                  GF                                                                            HVL
                                                                                                               NOH
                                                                                                                                              OS                                                            H                                                                                                                              Berlin
andere Schüler:innen. Der Grund dafür ist,                                                                                                                                   MI              SHG       HannoverPE                                                                                       JL
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         BRB
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Potsdam                                    LOS
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           FF
                                                                                                                                                                                                                                            BS
dass sie deutlich häufiger aus Familien mit                                                                                       ST                                                                                                                      HE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  PM
                                                                                                                                                                       HF                                                                                                  BK
                                                                                                                                                                                                  HM                                SZ           WF                                                                                                 TF
                                                                                                          BOR                                                                                                                     WF
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Magdeburg                                                                          LDS
geringem Einkommen stammen. In Deutsch-                                                                              COE
                                                                                                                                              WA F
                                                                                                                                                            GT
                                                                                                                                                                                      LIP
                                                                                                                                                                                                       HOL
                                                                                                                                                                                                                       HI

                                                                                                                                                                                                                                      GS                                              SLK                      DE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           SPN

                                                                                                                                                                                                                                                          HZ

land hängt der schulische Erfolg stärker als
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       WB
                                                                                   KLE                                                                                                      HX                                                                                                          ABI
                                                                                                                RE                                                                                                NOM
                                                                                               WE S                                  HAM                                                                                                                                                                                                                   EE                  OSL
                                                                                                         BOT GE
in anderen Ländern von der sozioökonomi-
                                                                                                                                   UN                                                                                            GÖ                                                                                                   TDO
                                                                                                                HER                                        SO           PB                                                                                                  MSH
                                                                                                         OB
                                                                                                                BO                                                                                                                                NDH
                                                                                                         MH E                                                                                     KS

schen Herkunft ab.3 Menschen, denen ein
                                                                                               KR                EN         HA                                                                                                   EIC                                                               SK                                                                                 BZ
                                                                                       VIE                 ME                                                                                                                                             KYF                                                                                                                                    GR
                                                                                                               W                   MK                      HSK                                                                                                                                                                    L                        MEI
                                                                                         MG  Düsseldorf     SG RS                                                                                                    ESW                    UH                    SÖM                          BLK

guter Abschluss und wichtige Kompetenzen                                                      NE                                                                                 KB
                                                                                  HS                                                           OE
                                                                                                           LEV GL
                                                                                                                            GM                              SI                                    HR                              EA                                        WE                 SHK                      ABG                                    Dresden
fehlen, haben erheblich schlechtere Chancen                                       AC DN
                                                                                                    BM
                                                                                                                       SU
                                                                                                                                       AK
                                                                                                                                                                        MR
                                                                                                                                                                                                             HEF                 WA K        GTH      Erfurt
                                                                                                                                                                                                                                                           IK
                                                                                                                                                                                                                                                                           AP
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Z
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          FG             PIR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          GRZ

auf eine gut bezahlte Arbeit und sind später                                                  EU                        NR
                                                                                                                                        WW
                                                                                                                                                           LDK
                                                                                                                                                                            GI
                                                                                                                                                                                             VB
                                                                                                                                                                                                                                       SM
                                                                                                                                                                                                                                                 SHL
                                                                                                                                                                                                                                                                           SLF
                                                                                                                                                                                                                                                                                               SOK
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ERZ

                                                                                                                                                                                                            FD
häufig auf staatliche Transferleistungen ange-
                                                                                                           AW                                                                                                                                                                                                       V
                                                                                                                                                     LM                                                                                           HBN            SON
                                                                                                                                                                                                                             NES
                                                                                                                 MY K                                                            FB                                                                       CO                                        HO
                                                                                                                                                                                                                                                                                 KC

wiesen. So werden ungleiche Teilhabechan-                                                          DAU                                 EM S                      HG                                                                                                                                HO
                                                                                                               COC                      Wiesbaden
                                                                                                                                              MT K
                                                                                                                                                                                             HU                      KG
                                                                                                                                                                                                                                                                     LIF
                                                                                       BIT                                                  RÜD                             OF                                                                                                       KU                 WU N

cen an die nächste Generation „vererbt“.
                                                                                                                                                                                             AB                                  SW             HAS
                                                                                                                        SIM                                                 OF
                                                                                                                                                                                        AB                 MS P
                                                                                                         WIL
                                                                                                                                            Mainz
                                                                                                                                                MZ
                                                                                                                                                   GG
                                                                                                                                                                             DA
                                                                                                                                                                                                                                  SW
                                                                                                                                                                                                                                                           BA
                                                                                                                                                                                                                                                                     BA                   BT                 TIR
                                                                                                                                  KH                                                                                                                                                  BT
                                                                                              TR                                               AZ                                           MIL
                                                                                                                                                                                                                                 KT                                                                 NEW
                                                                                                                 BIR                                                             ERB                                                                      ERH         FO                                        WE N
                                                                                                   TR                                                             HP
                                                                                                                                         KIB          WO                                                              WÜ
                                                                                                                       KUS                                                                                                                 NEA                  ER
                                                                                                          WN D                                         FT                                                   TBB                                                                                AS
                                                                                              MZ G                                                      LU                                                                                                      FÜ           LAU
                                                                                                                            KL     KL          DÜW                           HP             MO S                                                          FÜ                                         AM
                                                                                                            NK                                        LU               HD                                                                                                                                           SAD
                                                                                               SLS        SaarbrückenLD                            NW    SP
                                                                                                                                                                        HD                                                                      AN               SC
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       CHA
                                                                                                         SB HOM ZW                                                                                     KÜN
                                                                                                                            PS                 LD                                                                                                                                      NM
                                                                                                                                  PS        SÜW                   KA                                                 SHA                   AN                          RH
                                                                                                                                                                                  HN HN
                                                                                                                                                GER                                                                                                        WU G                                                                                     REG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         R             SR
                                                                                                                                                                            PF        LB
                                                                                                                                                     RA     KA                                        WN                                                                        EI                                                    SR
                                                                                                                                                                       PF                                                   AA                                                                                                                                  FRG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        KEH                                        DEG
                                                                                                                                                     BAD                                     Stuttgart                                               DON
                                                                                                                                                                  CW                                                                                                                                                                  DGF
                                                                                                                                                                                 BB              ES         GP             HDH                                                                                                                                      PA
                                                                                                                                                                                                                                             DLG                            ND
                                                                                                                                                                                                                                                                                      PAF                          LA                                     PA
                                                                                                                                                           FD S                  TÜ                                                                                                                                      LA                  PAN
                                                                                                                                        OG                                                                                                                        AIC                           FS
                                                                                                                                                                                                 RT                                                   A
                                                                                                                                                                                                            UL                          GZ                                       DAH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ED
                                                                                                                                                             RW
                                                                                                                                                                             BL                                              NU
                                                                                                                                                                                                                                                                           FFB
                                                                                                                                                                                                                                                                                 München                                      MÜ            AÖ
                                                                                                                                       EM
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          EBE
                                                                                                                                                           VS                                                   BC                      MN
                                                                                                                                                                       TUT              SIG                                                                     LL           STA               M
                                                                                                                                                                                                                             MM                                                                                         RO
                                                                                                                                              FR                                                                                                                                                                                      TS
                                                                                                                                                                                                                                                 KF                                                                RO
                                                                                                                                                                            KN                              RV                                                       WM
                                                                                                                                                                                             FN                                                  OAL                                                 MB
                                                                                                                             LÖ                WT                                                                                                                                      TÖL
                                                                                                                                                                                                                                                                      GAP                                                                          BGL
                                                                                                                                                                                                                     LI
                                                                                                                                                                                                                                  OA

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Berlin-Institut                              9
Wohnort entscheidet nicht allein                                        Auch die ländlichen Regionen werden internationaler
 über Teilhabe
                                                                         Die Bundesrepublik hat eine lange Geschichte als Migrationsgesellschaft und
                                                                         weiterhin wächst der Anteil von Menschen ohne deutschen Pass. Dies zeigt die
 Doch nicht nur zwischen den Regionen,                                   Grafik aufgeteilt nach Clustern. Die Zahl der Ausländer:innen ist im letzten Jahr-
 sondern auch innerhalb der einzelnen Kreise                             zehnt stark gestiegen – von etwa 6,9 Millionen 2011 auf 11,4 Millionen 2020.12 In
                                                                         den vergangenen Jahren sind vor allem auch die ländlichen Kreise, in der Grafik
 und kreisfreien Städte profitieren nicht alle
                                                                         die Cluster vier bis sechs, deutlich internationaler geworden. Dazu hat vor allem
 gleichermaßen davon, wenn etwa die Steu-                                die dezentrale Verteilung von Geflüchteten, die 2015 und 2016 nach Deutschland
 ereinnahmen hoch ausfallen. Alle vier Jahre                             kamen, beigetragen.13, 14
 belegt der von der Bundesregierung in Auf-
                                                                         Durchschnittlicher Anteil der Ausländer:innen an der Gesamtbevölkerung nach
 trag gegebene Diskriminierungsbericht, dass                             Cluster, in Prozent, 2011 bis 2019
 viele Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ih-                             (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt15, eigene Darstellung)
 res Geschlechts, Alters, Bildungsgrades oder
 weil sie arm sind systematisch benachteiligt                              Prozent                                                                      2011
 werden – im Job, in der Schule, im Kontakt                                20                                                                           2013
 mit Polizeibehörden oder Verwaltung und bei                                                                                                            2015
 ihrer politischen Mitbestimmung.4 Hier setzt                                                                                                           2017
 teilhabeorientierte Integrationspolitik an,                                                                                                            2019
 indem sie fragt, wer Unterstützung braucht,                               15
 anstatt diese an Herkunft oder Aufenthalts-
 status zu knüpfen.
                                                                           10

                                                                           5

                                                                           0
                                                                                      1         2           3           4              5              6
                                                                                                                                                      Cluster
                                                                                            städtisch                                      ländlich

 Die Durchschnittswerte der Indikatoren                                          1             2             3              4                5                  6
 in den sechs Clustern im Überblick

 SGB II-Quote der unter 65-Jährigen Bevölkerung, in Prozent, 2019                    4,9            8,4          14,9           4,0              5,0                8,6

 jährliches verfügbares Haushaltseinkommen je Einwohner:in,
                                                                                33.162,0     22.683,4      19.753,9     25.085,8           22.621,9      20.620,53
 in Euro, 2018

 kommunale Steuereinnahmekraft je Einwohner:in, in Euro, 2018                    2.382,8       1.557,5      1.053,2         1.434,1         1.135,5             893,0

 Anteil der Schulabgänger:innen ohne Hauptschulabschluss an allen
                                                                                      4,5           5,7           9,1           5,4              6,1                 9,5
 Absolvent:innen, in Prozent, 2019

 Lebenserwartung von Neugeborenen, in Jahren, 2017                                   82,3          81,0          79,7           81,7           80,6                 79,7

 durchschnittlicher jährlicher Wanderungssaldo der 18- bis 29-Jährigen
                                                                                     28,5          45,8          28,1           6,3              -3,3               -7,7
 je 1.000 Einwohner:innen der Altersgruppe, 2015 bis 2019
 Versorgungsindex, 0 (schlechte Versorgungslage) bis 6 (sehr gute
                                                                                     4,9            5,0           5,0           4,0              3,3                 3,5
 Versorgungslage), jeweils letztes verfügbares Jahr

10 Alle sollen teilhaben
2.2. Integrationsarbeit                            Sie fördern die Zusammenarbeit. Kreise,
                                                Kommunen, Vereine, migrantische Selbst-
                                                                                                             Sie sind eine Verpflichtung. Ein Integrati-
                                                                                                         onskonzept ist zwar rechtlich nicht bindend.
mit Konzept überwiegt                           organisationen, Unternehmen und weitere                  Die Gemeinde oder der Landkreis bekennt
                                                Beteiligte müssen gut kooperieren, wenn sie              sich so aber dazu, Eingewanderten und ihren
Im Vorwort des aktuellen Duisburger Inte-       wollen, dass die Integration aller Menschen              Familien eine gleichberechtigte Teilhabe zu
grationskonzeptes, welches die Stadt im         gelingt. Das gilt auch für den Entstehungspro-           ermöglichen oder weitet dieses Ziel sogar auf
Ruhrgebiet 2016 verabschiedet hat, stellt der   zess von Integrationskonzepten. Im Dialog                die gesamte lokale Bevölkerung aus. Anhand
Oberbürgermeister Sören Link klar: „Nicht       kann die Politik ermitteln, was vor Ort fehlt            der Maßnahmen in den Konzepten können
die Herkunft von Menschen, sondern die          und ihre Maßnahmen entsprechend zuschnei-                die Einwohner:innen ihre Vertreter:innen in
Gestaltung unserer Zukunft, für die wir alle    den sowie Verantwortlichkeiten definieren.22             den Amtstuben in die Verantwortung neh-
zusammen Verantwortung tragen, ist von          Mit einem guten Netzwerk können die Verant-              men und nachhaken, wenn die Kreise oder
Bedeutung.“17 Das Konzept und die darin         wortlichen langfristig die Integrationsarbeit            Gemeinden es versäumen, ihren Worten auch
vorgeschlagenen Maßnahmen thematisieren         koordinieren und die jeweiligen Stärken vor              Taten folgen zu lassen.
vor allem die Bedarfe jener Menschen, die in    Ort nutzen. Alle wissen, welche gemeinsa-
der jüngeren Vergangenheit nach Duisburg        men Ziele sie verfolgen und können an einem
gekommen sind. Zugleich macht der Oberbür-      Strang ziehen.
germeister deutlich: Alle Duisburger:innen
profitieren davon, wenn die Stadt etwas
gegen Leerstand unternimmt oder wenn            Auf Zuwanderung folgten Debatten und neue Strategien
Schüler:innen mehr Beratungsangebote
                                                Auf die hohen Zuwanderungszahlen 2015 und 2016 folgten nicht nur hitzige Debatten. So entstanden die meis-
nutzen können, um herauszufinden, was sie       ten Integrationskonzepte der Landkreise und kreisfreien Städte in ihrer aktuellen Form in den Folgejahren.
nach der Schulzeit machen möchten.              Das ist vor allem in den Kreisen der Fall, die in der Clusteranalyse als ländlich eingestuft wurden. Neben dem
                                                gestiegenen Bedarf nach Orientierung und Leitlinien in Zeit hoher Zuwanderung, können zahlreiche weitere
Mit dieser Ansicht ist die Großstadt an der     Faktoren beeinflussen, ob ein Konzept entsteht: Lassen sich etwa Lokalpolitik und Verwaltung darauf ein und
                                                sind bereit auch in den eigenen Reihen die interkulturelle Öffnung voranzutreiben? Unterstützt die Landespo-
Ruhrmündung nicht alleine. Auch viele           litik Kreise und Kommunen bei der Entwicklung oder fordert sie sogar dazu auf? Und welchen Rückhalt hat die
andere Kreise und kreisfreie Städte sehen       lokale Integrationspolitik bei den Einwohner:innen?26, 27
eine wichtige Aufgabe darin, gemeinsam
mit den Bürger:innen an einer guten Zukunft     Anzahl der veröffentlichten Integrationskonzepte auf         ländlich                       (Datengrundlage:
für alle Menschen zu arbeiten und so allen      Kreisebene nach ländlichen und städtischen Clustern          städtisch                      Statistische Ämter
                                                und Wachstumsrate der ausländischen Bevölkerung,                                            des Bundes und der
Einwohner:innen Teilhabe am gesellschaftli-     in Prozent, 2005 bis 2020                                    ausländische Bevölkerung       Länder28, eigene
chen Leben zu ermöglichen.18 Integrations-                                                                                                  Darstellung16, 29)
konzepte können somit nicht nur einen Rah-
                                                Anzahl                                                                                             Prozent
men dafür schaffen, dass Neuzuwandernde
gut in der Stadt oder dem Dorf ankommen,
sondern sind Teil der allgemeinen strategi-     30                                                                                                     15
schen Stadtentwicklung.

Vielfalt anerkennen und Kooperation             20                                                                                                     10
stärken

Aus Sicht der Landkreise und Gemeinden
erfüllen Integrationskonzepte noch weitere
Funktionen:19                                   10                                                                                                       5

   Sie setzen ein Zeichen. Ein Integrations-
konzept signalisiert den Einwohner:innen und
der Verwaltung, dass die Politik das Thema      0                                                                                                       0
ernstnimmt und voranbringen möchte.20, 21       2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
                                                                                                                            Jahr

                                                                                                                                             Berlin-Institut 11
Ungleiche Verteilung                               In der Stadt die Regel,                                  Prozent
                                                    auf dem Land seltener                                    100
 Unsere Recherche zeigt, dass 221 von 401
                                                    Kreise und Städte, die zu den drei eher städtischen
 Landkreisen und kreisfreien Städten ein In-        Clustern gehören, haben häufiger ein Integrati-
 tegrationskonzept oder inhaltlich gleichwer-       onskonzept als ländliche Kreise. Das dürfte etwa         75
 tiges Papier erstellt haben. Davon verfolgen       daran liegen, dass der Anteil der migrantischen
                                                    Bevölkerung dort seit Jahrzehnten hoch ist. Es gibt
 149 Konzepte einen teilhabeorientierten
                                                    allerdings nur geringe Unterschiede innerhalb der
 Ansatz. Zahlreiche Kreise und Gemeinden ha-        eher städtischen oder ländlichen Cluster. Tendenziell
                                                                                                             50
 ben ihre aktuellen Konzepte bereits vor 2010       ist der Anteil von Kreisen und kreisfreien Städten mit
 verabschiedet. Die meisten der vorliegenden        Konzept gerade in beiden Clustern mit den jeweils
                                                    geringsten Teilhabechancen am höchsten.
 Dokumente sind aber seit 2015 entstanden                                                                    25
 – vielerorts vermutlich auch als Reaktion auf      Anteil der Kreise und kreisfreien       ohne Konzept
 die erhöhte Zuwanderung in diesem und dem          Städte mit Integrationskonzept          mit Konzept
 folgenden Jahr. Insbesondere in ländlichen         nach Cluster, in Prozent, 2021                           0
                                                    (eigene Darstellung)                                           1      2        3         4      5       6
 Regionen haben viele Kreise und kreisfreie
 Städte ihre Integrationsarbeit in den letzten                                                                         städtisch       Cluster   ländlich
 Jahren konzeptuell erneuert.

 Lange sahen Landkreise und Gemeinden in            Landespolitik kann den Anstoß geben                      kreisfreien Städte ein Integrationskonzept
 entlegenen Regionen keinen Bedarf für Integ-                                                                vorweisen. Doch das Land versucht dies zu
 rationskonzepte oder es fehlte die politische      Die Verteilung von Integrationskonzepten                 ändern. So können hessische Kommunen mit
 Mehrheit, um einen entsprechenden Prozess          trennt aber nicht nur Stadt und Land, sondern            einer Einwohnerzahl von 10.000 bis 50.000
 in Gang zu bringen. Das dürfte auch damit          auch die Bundesländer voneinander. Dabei                 Personen zum Beispiel seit 2014 über das
 zu tun haben, dass ländliche Kreise häufig         stechen einige ostdeutsche Flächenländer                 Programm „WIR – Vielfalt und Teilhabe“ För-
 deutlich weniger Erfahrung mit Zuwanderung         heraus: In Mecklenburg-Vorpommern, Sach-                 derungen für die Erstellung eines Integrati-
 und Integration haben als Städte. Zwar hat         sen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg haben                onskonzepts erhalten.31, 32
 sich der Ausländer:innenanteil im sächsi-          mehr als zwei Drittel der Kreise und kreis-
 schen Meißen oder im brandenburgischen             freien Städte ein Konzept erarbeitet. In den
 Märkisch-Oderland zwischen 2013 und 2017
 verdoppelt, doch nach wie vor liegt er unter
                                                    südlichen Ländern Bayern und Baden-Würt-
                                                    temberg sowie in Rheinland-Pfalz und dem
                                                                                                             2.3. Teilhabe kommt von
 vier Prozent.23 Die Kluft zu Städten wie Duis-     Saarland hat dagegen ein deutlich geringerer             unten
 burg, wo ein Fünftel der Bevölkerung keinen        Anteil der Kreise seine integrationspoliti-
 deutschen Pass besitzt, ist damit enorm.           schen Ziele in einem Konzept festgehalten.               Historisch gesehen waren es Metropolen
 Dies spiegelt sich auch in der Verbreitung                                                                  wie Hamburg, Köln oder Leverkusen, die
 von Integrationskonzepten: In den urbanen          Doch unter allen Bundesländern ist es Nord-              bereits Ende der 1970er Jahre erste Integra-
 Regionen liegen diese deutlich häufiger vor.       rhein-Westfalen (NRW), wo alle Landkreise                tionskonzepte erstellten.33, 34 Damit reagier-
 Schließlich leben hier besonders viele Men-        und kreisfreien Städte nach der Einführung               ten sie auf den Zuzug vieler sogenannter
 schen mit einer internationalen Biografie. Die     des Teilhabe- und Integrationsgesetzes im                Gastarbeiter:innen, die der deutsche Staat in
 Politik ist schlichtweg mit großer Vielfalt kon-   Jahr 2012 neue Konzepte entwickelt haben.                der Nachkriegszeit anwarb, um den Bedarf
 frontiert, muss das Stadtleben entsprechend        Liegt ein Integrationskonzept vor, fördert               nach Arbeitskräften zu decken. Vor allem
 gestalten und hat Integration deshalb oftmals      das Land hier sogenannte Kommunale In-                   junge Männer aus Italien, Spanien, Griechen-
 seit langem als Querschnittsthema etab-            tegrationszentren, die für die Umsetzung                 land, der Türkei und Marokko sowie einigen
 liert.24 Einige Städte dürften zudem eher über     der Integrationsarbeit vor Ort eine wichtige             weiteren Ländern kamen. Sie setzten bei
 die Gelder und das Personal verfügen, um in        Rolle spielen. Für die Gemeinden stellt diese            Opel und Ford Autos zusammen oder bauten
 Integrationskonzepte zu investieren.25             Möglichkeit einen großen Anreiz dar, denn                Straßen und Brücken (wieder) auf. Anstatt
                                                    in jedem Kommunalen Integrationszentrum                  nach wenigen Jahren der Arbeit zurückzukeh-
                                                    arbeiten Lehrkräfte und Bedienstete, die über            ren, wie von der deutschen Regierung erwar-
                                                    Landesmittel finanziert werden und die Ar-               tet, gründeten sie Familien oder holten ihre
                                                    beit vor Ort koordinieren und unterstützen.30            Ehefrauen und Kinder nach.35
                                                    Im Vergleich zu NRW kann in Hessen nur ein
                                                    deutlich geringerer Anteil der Landkreise und

12 Alle sollen teilhaben
Der Bedarf nach Sprachkursen oder unter-                                                       Dementsprechend vermieden es beide politi-                                                                 Die Bundes- und Landesgesetze stellen den
stützenden Angeboten für die neu angekom-                                                      schen Ebenen über Jahrzehnte, Integrations-                                                                Rahmen für die Integrationsarbeit vor Ort. So
menen Schulkinder dürfte den Zielstädten                                                       gesetze zu verabschieden. Erst im Jahr 2010                                                                regelt der Bund etwa das Aufenthaltsrecht,
der sogenannten Gastarbeiter:innen ver-                                                        beschlossen die Abgeordneten in Berlin als                                                                 entscheidet also wer unter welchen Bedin-
deutlicht haben: Es braucht Integration und                                                    erstem Bundesland und noch vor dem Bund                                                                    gungen im Land leben und arbeiten darf. Die
Teilhabe. Ob dies gelingt, entscheidet sich                                                    ein Integrationsgesetz. Dieses sollte den                                                                  Länder können wiederum über ihre Fachgre-
letztlich immer vor Ort, am Arbeitsplatz, in                                                   strukturellen Benachteiligungen von Men-                                                                   mien beschließen, ob und in welchem Aus-
der Schule, der Nachbarschaft oder im Ver-                                                     schen mit internationaler Biografie in vielen                                                              maß Vielfalt, Teilhabe oder Zuwanderungsge-
ein.36, 37 Die kommunale Selbstverwaltung,                                                     Lebensbereichen entgegenwirken: Etwa                                                                       schichte in Deutschland Teil der schulischen
also Landkreise und Gemeinden, übernimmt                                                       wenn sie den Ausbildungsplatz oder die Woh-                                                                Curricula werden. Zudem können die Länder
deshalb in der Integrationspolitik seit jeher                                                  nung aufgrund ihres Nachnamens nicht erhal-                                                                das Thema Integration und Teilhabe in den
eine tragende Rolle.                                                                           ten oder wenn das Verwaltungspersonal nicht                                                                Kreisen und Gemeinden auf die Agenda set-
                                                                                               im Ansatz die Vielfalt in der Bevölkerung                                                                  zen. Nordrhein-Westfalen und Baden-Würt-
                                                                                               widerspiegelt. Zudem wollten die Abgeord-                                                                  temberg verpflichten etwa ihre Kommunen,
Länder und Bund ziehen nach                                                                    neten so auch die Grundlage verbessern, auf                                                                alle fünf Jahre zu berichten, welche Integra-
                                                                                               der Eingewanderte und ihre Nachkommen                                                                      tionsbemühungen sie unternehmen und wie
Während auf kommunaler Ebene somit                                                             am Stadtleben teilhaben und sich aktiv ein-                                                                sie die jeweiligen Landesintegrationsgesetze
schon früh klar war, dass Deutschland ein                                                      bringen.38 Dem Berliner Vorbild folgten kurz                                                               umsetzen. Das Bayerische Integrationsgesetz
Einwanderungsland ist, taten sich Länder                                                       darauf Nordrhein-Westfalen (2012), Baden-                                                                  legt hingegen einen anderen Schwerpunkt
und Bund lange schwer mit dieser Einsicht.                                                     Württemberg (2015), Bayern sowie der Bund                                                                  und hebt hervor, welche Pflichten Zuge-
                                                                                               (beide 2016).39                                                                                            wanderten zukommen, etwa die Sprache zu
                                                                                                                                                                                                          erlernen und die „Leitkultur zu achten“.40
Prozent                                                                                                                                                                                                   Die Integrationsgesetze spiegeln damit nicht
100                                                                                                                        Anteil der Kreise und kreisfreien                                              zuletzt wider, was die Politik unter Integrati-
                                                                                                                           Städte mit Integrationskonzept nach                                            on versteht.
                                                                                                                           Bundesland, in Prozent, 2021

                                                                                                                           (eigene Darstellung)                                                           Die politischen Ebenen müssen letztlich gut
75                                                                                                                                                                                                        ineinandergreifen, um den Menschen Teil-
                                                                                                                                                                                                          habe zu ermöglichen. So hilft es Kreisen und
                                                                                                                                                                                                          Gemeinden, wenn das Land sie finanziell
50                                                                                                                                                                                                        oder personell bei der strategischen Aus-
                                                                                                                                                                                                          richtung ihrer Integrationsarbeit unterstützt.
                                                                                                                                                                                                          Der Bund wiederum kann Gemeinden und
                                                                                                                                                                                                          ihre Zusammenschlüsse beispielsweise mit
25
                                                                                                                                                                                                          Förderprogrammen stärken, wenn sie die
                                                                                                                                                                                                          Themen Teilhabe und Integration voranbrin-
                                                                                                                                                                                                          gen wollen.
0                                                                                                                                                                                               Bundes-
                                                                                                                                                                                                land
      Berlin

               Bremen

                        Hamburg
                                    Nordrhein-
                                     Westfalen
                                  Mecklenburg-
                                  Vorpommern
                                                 Sachsen

                                                           Sachsen-Anhalt

                                                                            Brandenburg
                                                                                          Schleswig-
                                                                                            Holstein
                                                                                                       Niedersachsen

                                                                                                                       Hessen

                                                                                                                                Thüringen
                                                                                                                                                 Baden-
                                                                                                                                            Württemberg
                                                                                                                                                          Rheinland-Pfalz

                                                                                                                                                                            Saarland

                                                                                                                                                                                       Bayern

                                                                                                                                                                                                          Teilhabe und Integration sind bis
                                                                                                                                                                                                          heute eine Herausforderung

                                                                                                                                                                                                          Heute existieren auf allen politischen Ebenen
Große Unterschiede zwischen den Ländern                                                                                                                                                                   Gesetze oder Konzepte, die die Integration
                                                                                                                                                                                                          und Teilhabe von Eingewanderten stärken
Gezielte Gesetze und Förderungen auf Landesebene können die Lokalpolitik unterstützen, um Konzepte zur
besseren Integration und Teilhabe zu erstellen. Dies dürfte ein wichtiger Grund für die erheblichen Unterschie-
                                                                                                                                                                                                          sollen. Dennoch ist es der Politik bislang
de zwischen den Bundesländern sein. Nordrhein-Westfalen hat systematisch die Erstellung von Integrations-                                                                                                 nicht gelungen, gleichwertige Teilhabechan-
konzepten gefördert und mit Anreizen für die Gemeinden verknüpft. Hier können alle Kreise und kreisfreien                                                                                                 cen für Eingewanderte oder ihre Kinder,
Städte ein Konzept vorweisen. In Bayern sind es dagegen nur knapp 25 Prozent. Hier hat die Landespolitik                                                                                                  geschweige denn für alle Einwohner:innen,
bislang keine Anreize oder gar Verpflichtungen geschaffen, um für mehr Integrationskonzepte zu sorgen.
                                                                                                                                                                                                          herzustellen.

                                                                                                                                                                                                                                          Berlin-Institut 13
So stehen viele Gemeinden noch immer vor                Großstädten Integrationskonzepte erarbeitet,               Allein der Aufwand, um ein Integrations-
 dieser Aufgabe. Seit der hohen Zuwande-                 aber nur etwa eine von zehn Kleinstädten.42                konzept mit Beteiligung der Bevölkerung
 rung in den Jahren 2015 und 2016 setzt der              Integrationskonzepte sind dabei eine freiwil-              zu erstellen, kann Kommunen abschrecken.
 gewachsene Bedarf an Sprachkursen oder                  lige Selbstverwaltungsaufgabe, die für die lo-             Denn viele Landkreise oder Gemeinden wen-
 Betreuungsangeboten insbesondere kleinere               kalen Verantwortlichen deshalb nicht immer                 den viel Zeit und Ressourcen auf, um sich
 Kommunen mit knappen Kassen und wenigen                 an erster Stelle steht. Besonders schwierig                ein Lagebild der vorhandenen Angebote und
 Mitarbeitenden unter zusätzlichen Druck.                ist die Situation in ländlichen Kommunen mit               Bedarfe zu verschaffen. Besonders syste-
 Während die Kommunen verpflichtet sind,                 unterdurchschnittlichen Teilhabechancen:                   matisch sind etwa die Mitarbeitenden der
 Integrationskurse anzubieten, ausreichende              Hier grassiert die Arbeitslosigkeit, Eltern so-            Region Hannover, einem Landkreisähnlichen
 Geflüchtetenunterkünfte vorzuhalten und die             wie Schuldirektor:innen klagen über fehlende               Kommunalverband, vorgegangen: Fast 200
 Gesundheitsversorgung sicherzustellen, fehlt            Lehrkräfte und es fließen nur geringe Steu-                Teilnehmer:innen kamen 2014 zusammen, als
 es oft an Geld und Personal, um die Integra-            ergelder in die kommunalen Kassen – keine                  die Verantwortlichen zur Auftaktveranstal-
 tionsarbeit darüber hinaus strategisch neu              guten Ausgangsbedingungen, um langwierige                  tung für ein Integrationskonzept luden. Rund
 aufzustellen. So hatten 2017 neun von zehn              Strategieprozesse anzustoßen.                              19 Monate dauerte der Beteiligungsprozess.

                 Aufgabe                        rechtliche Grundlage             Handlungsfelder

                                                                                       Staatsangehörigkeits- und Aufenthaltsrecht, Arbeitsmarkt, Wohnsitzauflage,
      BUND

                    wesentliche Rechtsetzung      Bundesintegrationsgesetz             sonstige gesetzliche Rahmenbedingungen der Integrationsförderung

                                                   Landesintegrationsgesetze           Bildungspolitik, Wohnbaupolitik, Implementationshoheit bei der Umsetzung
      LÄNDER

                   Ergänzung und Einfluss auf    (Baden-Württemberg, Bayern,                           von Bundesrecht (z.B. bei der Einbürgerung),
                   Auslegung der Gesetze         Berlin, Nordrhein-Westfalen),                         Religionspolitik (z.B. Bestattungen, Feiertage)
                                                  und sonstige Landesgesetze

                                                                                           Gesundheitsversorgung, soziale Leistungen (Sozialhilfe, Wohngeld),
                                                 übertragene Pflichtaufgaben
                                                                                                  Unterbringung von Geflüchteten, Integrationskurse
    UND KREISE
    KOMMUNEN

                  Umsetzung der Gesetze                verpflichtende                         Schulträgerschaft, Volkshochschulen, Kinder- und Jugendhilfe,
                  Integration vor Ort            Selbstverwaltungsaufgaben                     Integrations- und Ausländerbeiräte (manche Bundesländer)

                                                         freiwillige                     kommunale Integrationskonzepte (z.T. an bestimmte Förderung geknüpft),
                                                 Selbstverwaltungsaufgaben                       zusätzliche Sprachkurse, Unterstützung von Vereinen

 Umsetzung geschieht vor Ort
 Integration berührt als Querschnittsthema zahlreiche Politikfelder wie Familie, Wohnen, Arbeit, Bildung, Kultur oder Partizipation. Bund, Länder, Landkreise und
 Kommunen müssen sie deshalb in all diesen Arbeitsbereichen mitdenken. Das Bundesintegrationsgesetz gibt die wesentlichen Regeln vor, bestimmt etwa, wer in
 Deutschland arbeiten darf. Die Bildungs- oder Wohnbaupolitik sind hingegen Ländersache. Einige Bundesländer haben ergänzend eigene Integrationsgesetze verab-
 schiedet. In den Kommunen und Landkreisen wiederum bestimmen die Verantwortlichen im gesetzlichen Rahmen, ob sie ihre Arbeit etwa auf frühkindliche Bildung
 oder Wohnen fokussieren wollen. Hier beraten die Beschäftigten Eingewanderte, die Hilfe beim Antrag auf Elterngeld benötigen, sich mit ihrem Beruf selbständig
 machen wollen oder eine Wohnung suchen. Deshalb spielt die Ebene der Kommunen und Kreise eine zentrale Rolle für Teilhabe und Integration.

 Integrationspolitik nach Verwaltungsebene
 (eigene Darstellung nach SVR41)

14 Alle sollen teilhaben
Die Mitarbeiter:innen sprachen mit hunder-
ten Menschen und zahlreichen Expert:innen,
                                                2.4. Die Inhalte zählen                           Dass die Politik mit migrantischen Selbst-
                                                                                                  organisationen, Unternehmen und anderen
befragten 713 Vereine, Verbände und andere                                                        zivilgesellschaftlichen Gruppen zusammen-
                                                Integrationskonzepte als politisches Steue-
relevante Organisationen.43 Ein derart umfas-                                                     kommt und sich Gedanken zur Integration
                                                rungsinstrument haben sich in vielen Land-
sendes Verfahren kann nicht jede Gemeinde                                                         macht, ist dabei ein wichtiger erster Schritt,
                                                kreisen und kreisfreien Städten erfolgreich
und auch nicht jeder Landkreis leisten.                                                           um ein gemeinsames Verständnis zu erlan-
                                                durchgesetzt. Auf den ersten Blick scheinen
                                                                                                  gen, welche Ziele es zu erreichen gilt. Jeder
                                                die Verantwortlichen tendenziell eher dort
Vielerorts springen aber die Landkreise ein,                                                      Kreis und jede Gemeinde kann so die passen-
                                                ein Integrationskonzept zu entwickeln, wo
wenn es um die Arbeit an einem Integrati-                                                         den Formulierungen für die eigene Situation
                                                die Teilhabechancen vor Ort auch gering aus-
onskonzept geht. Die Kreisverwaltung verfügt                                                      vor Ort finden. Eine DIN-Norm für Integrati-
                                                fallen ( Clusteranalyse, S. 9). Dies ist jedoch
meist über ein höheres Budget und mehr                                                            onskonzepte gibt es nicht und sie würde den
                                                nicht durchgängig der Fall. Ausschlaggeben-
Mitarbeiter:innen als die einzelnen Kom-                                                          lokalen Besonderheiten auch nicht gerecht
                                                der als die Teilhabechancen dürfte der po-
munen.44 So kann sie beispielsweise den                                                           werden. Daher ist es umso wichtiger, was die
                                                litische Rahmen sein, also, ob das Land An-
Entstehungsprozess eines Integrationskon-                                                         Verantwortlichen sich vornehmen, welche
                                                reize für Kreise und Gemeinden schafft oder
zeptes begleiten, die Beteiligungsverfahren                                                       konkreten Maßnahmen sie vorschlagen und
                                                Förderprogramme bereitstellt. Nicht zuletzt
koordinieren sowie den Austausch zwischen                                                         in welchen Lebensbereichen sie aktiv werden
                                                braucht es engagierte Einzelpersonen oder
allen Beteiligten anregen und so die Kommu-                                                       wollen. Nur so lässt sich beurteilen, inwie-
                                                Gruppen, die sich in Verwaltung und Lokalpo-
nen entlasten. Zudem profitieren davon dann                                                       fern die Integrationskonzepte teilweise oder
                                                litik dafür einsetzen, Strategien zu entwi-
gleich alle zugehörigen Gemeinden.                                                                gänzlich für die gesamte Einwohnerschaft
                                                ckeln, mit denen sie die Lebenssituation für
                                                                                                  offen sind.
                                                alle Bewohner:innen verbessern wollen.

                                                                                                                                 Berlin-Institut 15
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