ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
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EDITORIAL INHALT Liebe Unterstützerin, GLOBAL AKTUELL 3 lieber Unterstützer, KLIMA die Häufung von Erdbeben in Ihr gutes Recht auf saubere Energie 4 den letzten Monaten rückte GLOBAL 2000 weiß, wie dieses rechtlich umzusetzen ist. Europas am meisten erdbeben- gefährdeten (und unweit der ös- ANTIATOM terreichischen Grenze liegenden) Kamikaze-Kraftwerk Krško 6 Wehren Sie sich mit uns Atomreaktor Krško einmal mehr gegen das slowenische AKW. ins Rampenlicht. Es wurde deutlich, PROJEKT TSCHERNOBYL-KINDER wie wichtig es ist, schnellstmöglich für dessen Wertvolles Wasser 8 Abschaltung zu sorgen. GLOBAL 2000 nützt alle Wir installieren Wasserfilter rechtlichen Möglichkeiten aus, um dieses Ziel zu in Einrichtungen für Kinder. erreichen. Und Sie können uns dabei tatkräftig SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT unterstützen. Wie das geht, erfahren Sie auf Seite Big Business für die Großen 9 6 und 7 der aktuellen GLOBAL NEWS. Die EU-Kommission hat der Neuen Gentechnik Tür und Tor geöffnet. In unserem Schwerpunkt dreht es sich diesmal Auf Unkraut baut, ... 10 um Landwirtschaft und Ernährung. Da geht es um Dominik Linhard erklärt, warum Unkraut ein Unwort ist. die EU-Kommission, die der Neuen Gentechnik Wir bleiben dran! 12 erst kürzlich wieder Tür und Tor geöffnet hat, Unsere EBI „Bienen und Bauern retten“ geht weiter. um die immens wichtige Rolle der zu Unrecht Bauernhof der Zukunft 14 als Unkräuter bezeichneten Pflanzenrebellen in Hier erfahren Sie, wie er aussehen kann. unseren Gärten, um die Vision eines Bauernhofs BIODIVERSITÄT der Zukunft und um die Verlängerung unserer Wald in Gefahr 15 Europäischen BürgerInnenbewegung „Bienen und Warum der Wald unseren Schutz braucht. Bauern retten“ und warum Sie diese unbedingt PODCAST – GEMEINSAM BESSER unterstützen sollten, wenn Sie dies nicht schon Visionen von heute für das Leben von morgen 16 getan haben. „Gemeinsam besser“ heißt unsere neue Podcast-Serie. Bleiben Sie bitte weiterhin treu an unserer Seite, RESSOURCEN wir brauchen Sie. Nur gemeinsam mit Ihnen werden #WeChooseReuse 18 Das ist unsere neue Kampagne zur Abfallvermeidung. wir auch in Zukunft erfolgreich sein. Baustelle AWG-Novelle 20 Wir setzen uns für eine Ressourcen-Trendwende ein. Einen vielfältigen, bunten Sommer GLOBAL 2000-AKTIVE wünscht Ihnen Chance auf einen Neustart 21 Eine Ehrenamtliche schildert ihre Erfahrungen bei GLOBAL 2000. SERVICE Wir haben für Sie Sportartikel getestet 22 Holen Sie sich die Ergebnisse und unsere Scan4Chem-App. Ihre Astrid Breit Sie wollen Bienen Gutes tun ... 23 Chefredaktion, globalnews@global2000.at Wir haben für Sie Zierpflanzen getestet. IMPRESSUM: Medieninhaberin, Eigentümerin, Herausgeberin, für den Inhalt verantwortlich: Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, ZVR: 593514598, Neustiftgasse 36, 1070 Wien, Tel. (01) 812 57 30, Fax (01) 812 57 28, E-Mail: office@global2000.at, www.global2000.at, Geschäftsführung: René Fischer und Agnes Zauner – Vorstand: Miriam Bahn, Evelyn Knoll, Dominik Linhard, Franz Schättle, Barbara Studeny, Daniela Unterholzner, Vereinszweck: GLOBAL 2000 ist eine unabhängige österreichische Umweltschutzorganisation. Als Mitglied des internationalen Umweltnetzwerks Friends of the Earth arbeitet GLOBAL 2000 seit 1982 zu brisanten gesellschaftlichen Themen und deckt deren mögliche Gefahren für Mensch und Umwelt auf. Blattlinie: GLOBAL NEWS ist das SpenderInnen-Magazin von GLOBAL 2000. Die Umweltzeitschrift erscheint vierteljährlich mit einer Auflage von jeweils 30.000 Stück und berichtet über umweltrelevante Themen und die Arbeit von GLOBAL 2000. – Bankverbindung: Erste Bank IBAN AT242011182220844701 – Verlegerin: GLOBAL 2000 VerlagsgmbH, Neustift- gasse 36, 1070 Wien, Tel. (01)812 57 30, Fax (01) 812 57 28 – Chefredaktion: Astrid Breit – Lektorat: Carin Unterkircher – Layout: flammen/Hannes Eder, Sabine Potuschak – Bildbearbei- tung: Stephan Wyckoff, Bildquellen: GLOBAL 2000-Archiv (Stephan Wyckoff/S.2_Portrait A. Breit/S.4_Portrait J. Wahlmüller/S.6_Portrait R. Uhrig/S.8_Portrait J. Drumel/S.10_Portrait D. Linhard/S.13_Portrait H. Burtscher-Schaden/S.14_Portrait M. Wildenberg/S.20_Portrait L. Steger, Martin Aschauer/S.5_Klimatestimonials, Christopher Glanzl/S.7_Stopp Krško/S.9 Portrait B. Reisenberger, Philipp Schalber/S.8 oben_Trinkwasser für die Tschernobylkinder, Africa Studio_shutterstock/S.8 unten_Herzstethoskop, Fotomontage/S.12_Olya Komarova_shutterstock_ Mädchen mit Blumenkranz und Jochen Humburger_Bienen, Kepsipun_shutterstock/S.13 unten_Biene auf Blume, Evelyn Knoll/S.18 oben_Pfandaktion, Vectorfair.com_shutterstock/S.20 oben_Illu Recyclingflasche, S 21 oben_Portrait M. Hirt, Leika production_shutterstock/S.23 oben_Garteln, Agentur Heimat Wien/Bernd Preiml/Backcover_Nationalpark Garten-Sujet), Lunzers Maß-Greißlerei/S.18_Laden und Andrea Lunzer, shutterstock (diez artwork/S.3 oben_Blick auf Windrad, Jack Frog/S.3 unten_gesund kochen, asharkyu/S.4 oben_saubere Energie, Oksana Shufrych/S.9 rechts_Versuchspflanzen, alicja neumiler/S.10 oben_Brennnesseln im Korb, encierro/S.11 Kasten_beim Kräuter sammeln, Lara-sh/S.14 oben_Bauernhof der Zukunft, Ihor Hvozdetskyi/S. 15 unten_klimafitter Wald, Stock-Asso/S. 16 u. 17_Podcast, Olga Pink/S.20 unten_Baustellenband, Rawpixel.com/S.21_Reset), Maili Breit/Illustrationen S.9 oben_Genschere/S.10_Löwenzahn/S.11 unten_Pusteblume/S.15 oben_Feuersalamander/S.16_ Kopfhörer, Cover: Halfpoint/Shutterstock_Großvater und Enkeltochter bauen Gemüse an – Druck: Druckerei Janetschek GmbH, A-3860 Heidenreichstein, Aus- gezeichnet mit dem Österreichischen Umweltzeichen „Schadstoffarme Druckerzeugnisse”, UWNr.637, Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier. 2 GLOBAL NEWS – INHALT
GLOBAL AKTUELL Was sagen unsere UnterstützerInnen? „Es macht mich wütend, wenn man uns etwas unter- jubeln will. Ohne Kennzeich- nung. Ohne jede Wahlfrei- heit. Bitte seht zu, dass in Österreich keine Neue Gen- technik Einzug hält.“ Othmar F. Wichtig: Klimaschutz beim Heizen Wir haben eine Umfrage gemacht und gleich 80 Prozent der Befragten war der Ansicht, dass Klimaschutz beim „Ich bewundere die vielen Heizen wichtig ist, gleichzeitig fühlen sich jedoch 65 Pro- zent schlecht über Fördermöglichkeiten informiert. Die jungen Menschen, die sich Bundesförderung kennen überhaupt nur zwölf Prozent. bei euch freiwillig engagie- GLOBAL 2000 sieht hier klaren Handlungsbedarf: Die ren um andere mit ins Boot Bevölkerung sollte besser über Förderungen und Vor- zu holen. Was wir brauchen, teile von thermischer Sanierung und Heizkesselmoder- sind genau solche positive nisierung informiert werden. Zahlreiche Tipps zum Thema finden Sie auf global2000.at/thermische-sanierung Menschen. Nur weiter so.“ Lillian J. „Hab‘ meine Nachbarin auch dazu gebracht, nach den Kriterien des Nationalpark Garten zu leben. Jetzt ist sie auch dabei. Wir fachsim- peln untereinander und es macht richtig Spaß.“ Renate A. Besser essen Schon kleine Änderungen unserer Essgewohnheiten „Der Beitrag ‚Sand in die können große Auswirkungen auf die Umwelt haben. Augen ...’ im letzten Heft Ungefähr ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen ent- hat mir die Augen geöffnet. stehen durch die Erzeugung, Verarbeitung, Lagerung, Dachte bisher auch immer, Beförderung, Kühlung und Zubereitung von Lebens- mitteln. Das meiste CO2 wird dabei durch Massentier- dass Gas umweltfreundli- haltung, Futtermittelproduktion, Transporte, Pestizide cher als Öl ist.“ und intensive Düngung ausgestoßen. In unserem neuen Thomas Z. Fleischatlas finden Sie Daten und Fakten zum Fleisch- konsum in Österreich und der EU. Jetzt kostenlos down- loaden auf global2000.at/publikationen/fleischatlas GLOBAL AKTUELL – GLOBAL NEWS 3
IHR GUTES RECHT AUF SAUBERE ENERGIE Wir alle haben ein Recht auf saubere Energie. GLOBAL 2000 hat lange daran ge- tüftelt, wie dieses auch rechtlich verbindlich durchzusetzen ist. Die gute Nach- richt: Es gibt einen Weg. Gemeinsam mit Menschen, die besonders stark von der Klimakrise betroffen sind, haben wir an die zuständige Ministerin einen Antrag auf Verordnung eines schrittweisen Ausstiegs aus fossiler Energie bis 2040 gestellt. Saubere Energie und umweltfreundliche Mobilität sollen Öl, Kohle und veraltete Strukturen ablösen. TEXT VON JOHANNES WAHLMÜLLER, GLOBAL 2000-KLIMASPRECHER Fürs Protokoll: Die Klimakrise ist auch in Österreich diesbezüglich in den vergangenen zehn Jahren äußerst Realität. Sie bedroht nicht nur unsere Gesundheit, wenig verändert. Heizen, Verkehr und Industrie ver- sondern auch unsere Lebensgrundlagen. Starkregen brennen weiterhin viel zu viel fossile Energie. Und ohne und Hagel, die Murenabgänge und Hangrutschungen klare rechtliche Rahmenbedingungen wird das auch zur Folge haben. Häufige und lange andauernde Dürre- so bleiben. perioden, die unsere Wälder absterben lassen und Tiere und Pflanzen unter Druck setzen. Hitzewellen, Gemeinsam mit Menschen in Österreich, die unter die hierzulande schon mehr Tote fordern als den Auswirkungen der Klimakrise besonders Verkehrsunfälle. stark leiden, sind wir nun zur Tat geschritten und haben von der Politik gefordert, dass Und wussten Sie, dass sogar das Risiko von der Einsatz von klima- und gesundheits- Infektionskrankheiten steigt, weil durch diese schädlicher Energie Schritt für Schritt be- Veränderungen bisher nicht aktive Erreger endet wird. Zu unser aller Schutz. Ab 2040 und Überträgerinsekten in unsere Klimazone sollen Erdöl und Kohle Geschichte sein. Öster- einwandern? KlimaforscherInnen sagen voraus, reich soll auch in Zukunft lebenswert bleiben. dass uns jedes Jahr Klimaschäden von bis zu zwölf Milliarden Euro drohen. Mit Investitionen in erneuerbare Energien und umwelt- freundliche Mobilität kann ein kleines Wirtschafts- Österreich ist lebenswert wunder gelingen. Wir geben damit der Bundesregierung und soll es auch bleiben ein vielversprechendes Werkzeug an die Hand, mit dem Hauptursache für die Klimakrise ist die Verbrennung sie ihr gegebenes Versprechen eines klimaneutralen von Öl, Gas und Kohle. Leider hat sich in Österreich Österreich bis 2040 einlösen kann. 4 GLOBAL NEWS – KLIMA
Wir fordern die Energiewende in Österreich Alle Inf os u n te r global2 000.at „Ich wünsche mir, dass dein-gu / tes - r ec die Energiewende endlich ht als Chance für höhere Lebens- qualität gesehen wird.“ Klara Butz, Klimaschutzaktivistin von Fridays for Future Machen auch Sie sich Sorgen und ha- ben Angst vor der Zukunft? Sind auch Sie enttäuscht, weil PolitikerInnen ihre Versprechungen nicht einhalten? Mit unserem Antrag „Recht auf saubere „Ich bin herzkrank und leide unter den zunehmenden Energie“ sind wir nicht nur als durch Hitzewellen der Klimakrise einen Rechtsanwalt vertretene Um- und wünsche mir eine Politik, weltschutzorganisation aufgetreten, die beim Klimaschutz endlich sondern als Gruppe, gemeinsam mit das tut, was sie uns schon Menschen, die wir als UnterstützerIn- seit Jahren verspricht.“ nen unserer Forderungen anführen: Peter Fliegenschnee, Pensionist Sie alle haben unterschiedliche Gründe dafür, den Kampf gegen die Klimakrise aufzunehmen. Doch sie alle haben ein Ziel: eine saubere Energiezukunft in Österreich und die Abkehr von klima- schädlicher fossiler Energie. „Ich wünsche mir ein Ende der Trockenheit und Dürre.“ Monika Jasansky, Biobäuerin aus dem Jetzt ist das Wirtschafts- niederösterreichischen Bad Erlach ministerium am Zug Am 11. Mai haben wir unseren Antrag dort eingebracht. Darin fordern wir klimafreundliche Alternativen zu • Kohle in der Raumwärme ab 2025 • Heizöl ab 2030 „Ich wünsche mir ein Ende • fossilen Treibstoffen im der häufigen Hangrutschungen Straßenverkehr ab 2035 und und Murenabgänge in unserer • fossilen Treibstoffen in der Gemeinde.“ Luftfahrt ab 2040 Friedrich Pichler, Bürgermeister von Stanz Nun muss sich Wirtschaftsministerin Schramböck entscheiden. Nimmt sie die Verordnungsvorlage an, freuen wir uns einen Beitrag zum Gelingen des Regierungsziels geleistet zu ha- ben. Lehnt sie ab oder äußert sich gar nicht dazu, steht uns der Weg zu „Zur Vermeidung der Klimakrise müssen wir fossile Brennstoffe den Gerichten des öffentlichen Rechts durch klimaneutrale offen. Energieträger ersetzen.“ Reinhard Schanda, Denn wir sagen: Eine saubere Rechtsanwalt Energiezukunft ist unser gutes Recht! KLIMA – GLOBAL NEWS 5
KAMIKAZE-KRAFTWERK KRŠKO Das slowenische AKW Krško ist das am stärksten erdbebengefährdete Atom- kraftwerk Europas. Anders als Betreibergesellschaft und slowenische Regierung uns glauben machen wollen, gibt es jedoch eine Alterna- Unte r s c hreiben tive dazu – und die ist nicht nur sicher, sondern obendrein kosten- Sie uns er e günstiger. GLOBAL 2000-Antiatomsprecher Reinhard Uhrig erklärt, Petition auf global2 000.at wie diese aussieht. stopp - ak / w- k r s ko Danke f ür Ihre Unte r s t ü t zu n g . GLOBAL NEWS: GLOBAL 2000 hat eine Und was ist herausgekommen? unabhängige Studie in Auftrag gege- Wie erwartet, dass es Alternativen zu ben, um festzustellen, wie hoch die Erd- Kohle- und Atomstrom gibt. Die Energie- bebengefahr in Krško tatsächlich ist. Was expertInnen aller drei Organisationen haben mit hat diese ergeben? der TU zusammengearbeitet und gangbare Modelle für Reinhard Uhrig: Dass das Risiko noch höher ist als die Energiewende entwickelt. Diese sehen einerseits angenommen. Es gibt neue tektonische Erkenntnisse, Energieeinsparungen durch thermisches Sanieren und die man in den 1970er-Jahren, als das seismische Risiko andererseits die Stromerzeugung mittels naturverträg- des AKWs bewertet wurde, noch nicht hatte. Diese licher Energien vor. Beides ist umsetzbar und zudem machen deutlich, wie wichtig es ist, den Reaktor sofort wirtschaftlich günstiger, denn die Gewinnung von abzuschalten und seine Laufzeit keinesfalls ‒ wie die schmutzigem Brennstoff aus den Uran- und Kohle- Betreibergesellschaft plant – um weitere 20 Jahre zu Minen in den Krisenregionen im globalen Süden ist verlängern. immens teuer. Aber Slowenien sagt, dass ohne Ihr habt gemeinsam einen klaren Auftrag Krško die Lichter ausgehen würden? für Sloweniens Regierung formuliert. Ja, und sie sagt auch, dass ohne das AKW die Klima- Wie lautet dieser? krise nicht unter Kontrolle zu bekommen ist. Aber das Uns im Zuge der grenzüberschreitenden Prüfung des ist Schwachsinn. Schon Österreichs Erfahrung mit Uralt-Reaktors in Krško nicht am Schmäh zu halten und Zwentendorf und Bayerns mit Wackersdorf haben sich für eine saubere und klimafreundliche Alternative gezeigt, dass es immer andere Möglichkeiten gibt. einzusetzen. Atomkraft ist keine Lösung für die Klimakrise: zu dreckig, Und was können besorgte BürgerInnen zu teuer, zu zeitintensiv, abgesehen vom nach wie vor hier in Österreich dafür tun, dass das ungelösten Problem mit der Atommüll-Endlagerung. AKW Krško bald abgeschaltet wird? Unsere Petition unterzeichnen und möglichst viele Gemeinsam mit den Friends of the Earth- andere auffordern, es ihnen gleichzutun. Partnern Slowenien und Kroatien hat GLOBAL 2000 die Technische Universität (TU) Wien damit beauftragt, ein Alternativszenario zu Holen Sie sich unsere Erdbebenstudie! erstellen. Worum ging es dabei? global2000.at/ Wir wollten wissen, ob Slowenien auch ohne die krsko-erdbeben-gefaehrdung sechs Terawattstunden Strom, die mit dem alten Atomkraft ist keine Krško-Reaktor erzeugt werden, und außerdem ohne Klimaschutzmaßnahme! schmutzigen Kohlestrom und andere klimaschädliche global2000.at/ Kraftwerke auch in Zukunft genug Strom haben wird. atomkraft-gegen-klimawandel 6 GLOBAL NEWS – ANTIATOM
Gemeinsam gegen Krško • Türhänger Das slowenische AKW Krško liegt in einem gefährli- • Info-Folder und chen Erdbebengebiet nur 70 Kilometer von Österreich • Unterschriftenlisten entfernt. Erst kürzlich wurden neue Risse im Boden rund um das Gelände entdeckt. Bei einem Starkbeben Gemeinsam mit Ihnen werden wir möglichst viele droht der Super-GAU direkt vor unserer Haustür, denn Menschen über die Gefahren des AKW Krško aufklären der 40 Jahre alte Reaktor ist nicht darauf ausgelegt. und Unterschriften sammeln, um politischen Druck für dessen Abschaltung aufzubauen. Damit Sie auch Ihre Verwandten, FreundInnen und NachbarInnen davon überzeugen können, unsere For- Infos zu den Aktionspaketen und derungen mit ihrer Unterschrift zu unterstützen, haben Bestellmöglichkeiten finden Sie auf wir für Sie Aktionspakete geschnürt. Diese enthalten global2000.at/aktionspakete-krsko Und wie geht‘s mit Mochovce 3 weiter? Atomaufsicht hat unsere Stellungnahme jedoch genauso abgetan wie die Warnung, dass der Erst Anfang des Jahres haben wir wieder Bild- Uralt-Reaktortyp gegen den Absturz von mo- material von einem Whistleblower bekommen. dernen Verkehrsflugzeugen nicht gerüstet ist. Darauf sieht man planlose Bohrungen in den hermetischen Kammern des Reaktors. GLOBAL Nun hat GLOBAL 2000 die Notbremse gezogen 2000 hat zum Entwurf der Betriebserlaubnis und vor dem slowakischen Verwaltungsgericht offiziell Stellung genommen. Wir fordern darin gegen die Betriebserlaubnis berufen. Wir werden unter anderem, dass Lösungen für die immer solange immer neue Skandale aufdecken, bis noch unbehobenen Baumängel im Keller des das immer teurer werdende unwirtschaftliche Projekts präsentiert werden. Die slowakische und unsichere Projekt Geschichte ist. 7
WERTVOLLES WASSER Sauberes Trinkwasser direkt aus der Leitung trinken ist für uns normal. In der Ostukraine ist es hingegen normal, dies keinesfalls zu tun, weil es die Gesundheit gefährdet. In den letzten Jahren hat sich jedoch an vielen Orten die Trinkwasser- versorgung enorm verbessert. Wie, erzählt uns Julia Drumel, Leiterin des GLOBAL 2000 Projekt Tschernobyl-Kinder. GLOBAL NEWS: Warum ist die Trinkwasser- Wie reagieren die Kinder, wenn sie plötzlich qualität in der Ostukraine so schlecht? Wasser aus der Leitung trinken dürfen? Sie sind fassungslos und fragen immer wieder nach, Julia Drumel: Da spielen mehrere Faktoren zusam- ob das auch wirklich wahr ist. men. Es handelt sich um ein ehemaliges Bergbaugebiet und um den Schauplatz des Atomunfalls von Tscher- Diese Anlagen sind kostspielig, nobyl, zusätzlich fehlen strenge Umweltauflagen für wie werden sie finanziert? die Müllverbrennung. Die Qualität des „Trinkwassers“ Dank unserer sehr engagierten Partner, mit denen wir ist daher häufig völlig unzureichend, aus der Leitung in diesem Bereich seit 2008 zusammenarbeiten: die trinken strengstens verboten. Das schärft man den Stadt Wien und Wiener Wasser. Kindern schon von klein auf ein. Wie viele Anlagen sind denn dank dieser Wie versorgen sich die Menschen großzügigen Mithilfe schon in Betrieb? mit Trinkwasser? Nach 16 weiteren im vergangenen Frühjahr sind es Wer Geld hat, kauft Mineral- oder gereinigtes Wasser insgesamt bereits 136 Anlagen, die zehntausenden zu. Leider sind aufgrund des militärischen Konflikts Kindern und ihren Angehörigen täglich sauberes und der Coronapandemie immer mehr Menschen Wasser spenden. auf humanitäre Hilfe von außen angewiesen. Viele Familien müssen sich sogar Geld für Wie funktionieren Nahrungsmittel leihen. Daher trinken die die Ultrafiltrationsanlagen? Kinder zwar abgekochtes, aber ungefiltertes Sie entfernen alle Schmutzpartikel und Leitungswasser. Dieses ist jedoch mit Nitrat, Krankheitserreger, wie Legionellen, Fäkal- Blei oder Bakterien belastet. keime, Enterokokken, Typhus-, Cholera- oder Corona-Viren, aus dem Wasser. Heraus kommt Eines der Standbeine des Projekts ist mikrobiologisch reines Trinkwasser, beim dem trotz die Versorgung der Kinder mit sauberem feinster Filtration die gesunden Mineralien erhalten Trinkwasser. Wie funktioniert diese? bleiben. GLOBAL 2000 installiert Ultrafiltrationsanlagen in Einrichtungen für Kinder, wie Spitälern, Schulen, Internaten und Kindergärten. 8 GLOBAL NEWS – PROJEKT TSCHERNOBYL-KINDER
BIG BUSINESS FÜR DIE GROSSEN Wie befürchtet, hat die EU-Kommission im April der Neuen Gentechnik (NGT) Tür und Tor geöffnet – ohne Sicherheitsprüfungen, sollten wir das nicht verhindern können. Damit ist auch Österreichs Landwirtschaft in Gefahr. Warum es jetzt wichtiger denn je ist, unsere Vorreiterrolle für Gentechnikfreiheit zu bewahren, erläutert GLOBAL 2000-Gentechniksprecherin Brigitte Reisenberger. GLOBAL NEWS: Ist jetzt das eingetreten, Bietet die NGT tatsächlich Antworten auf die wovor du bereits gewarnt hast? Klimakrise in der Landwirtschaft? Brigitte Reisenberger: Ja, die EU-Kommission will Nein, weil man sie weder kontrollieren kann noch die die Sicherheitsvorkehrungen für die Neue Gentechnik Auswirkungen kennt. Innovative Sortenentwicklung weitgehend entfernen und weicht damit EU-Gentech- braucht keine Gentechnik. Sie bringt durch Selektion nikgesetze und das Vorsorgeprinzip auf. am Feld robuste und geschmackvolle Sorten hervor. Die von der Industrie angepriesenen klimafitten Sorten Steht Österreichs Gentechnikfreiheit der NGT sind hypothetisch. Wir haben das genau un- jetzt auf dem Spiel? tersucht – bislang sind das nur leere Versprechen ohne Ja, aber noch ist es nicht zu spät, denn in den kom- viel dahinter. menden Landwirtschafts- und Umweltministerräten müssen die zuständigen MinisterInnen zum Vorstoß der EU-Kommission Stellung beziehen. Was sagen die zuständigen MinisterInnen in Österreich? Gesundheitsminister Mückstein und Umweltministerin Gewessler haben sich beide bereits für strenge Zulas- sungsverfahren, strikte Regulierung und klare Kenn- zeichnung ausgesprochen. Die Haltung von Landwirt- schaftsministerin Köstinger ist noch unklar. Was passiert, wenn die Neue Gentechnik unreguliert zugelassen wird? Dann landen auf unseren Äckern und Tellern manipu- lierte Lebensmittel ohne Kennzeichnung. Das wäre fatal, denn ohne Risikobewertungen sind unsere Umwelt und Gesundheit in Gefahr. Wer profitiert denn von der Neuen Gentechnik? Status quo Es ist Big Business für die Großen. Jedes Unternehmen, das die Technologie nutzen will, muss an die Patent- Weltweit werden erst zwei NGT-Pflanzen kommer- inhaber Lizenzen zahlen. Das können sich nur große ziell angebaut, in den USA: ein herbizidresistenter Konzerne leisten. Und die haben teilweise bereits Raps und eine Sojasorte mit weniger exklusive Lizenzverträge unterzeichnet. Transfetten. Im Jänner hat Japan einen angeblich blutdrucksenkenden Welche Auswirkungen haben diese NGT-Paradeiser zugelassen und Patente auf Bauern und Bäuerinnen? ein glutenfreier NGT-Weizen wurde Steigende Saatgutpreise, eine beschränkte Auswahl bereits entwickelt. und neue Abhängigkeiten. SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT – GLOBAL NEWS 9
AUF UNKRAUT BAUT, ... … wer Vielfalt liebt. Wie jedes Jahr seit Anfang der 2000er-Jahre haben wir auch am vergangenen 28. März wieder den „Tag des Unkrauts” begangen, Ehrentag der Ausgestoßenen und Missachteten unter den Pflanzen. An diesem Tag zollen wir allen wilden und unangepassten Pflanzenrebellen – quasi den ungebetenen Gästen im penibel gestutzten englischen Garten – den ihnen gebührenden Respekt. Warum das Unkraut seinen Namen so gar nicht verdient, erklärt GLOBAL 2000-Biodiversi- tätsexperte Dominik Linhard. GLOBAL 2000: Lieber Dominik, warum chen Schaden, aber im Garten haben viele ist Unkraut für dich ein Unwort? zu Unrecht einen schlechten Ruf und grundsätzlich hat jedes Kraut seinen Sinn Dominik Linhard: Das „Un“ am Beginn eines im Kreislauf der Natur. Wortes kehrt oft Gutes in Schlechtes um: Unding, Ungeduld, Unmut, Unfug. Und eben Welche Rolle spielen denn nun Unkraut. In Anbetracht seiner bedeutenden Rolle Wild- oder Beikräuter in der Natur? in der Natur sollte dieses eher „Beikraut“ oder „Wild- Sie sind immens wichtig für den Erhalt der Artenviel- kraut“ heißen. falt, etwa als wertvolle Futterpflanzen für gefährdete Insekten. Ich spreche natürlich nicht von eingeschleppten Aber Unkräuter wachsen trotzdem Kräutern, die heimische Arten verdrängen, wie das meist dort, wo wir sie nicht haben wollen? Drüsige Springkraut oder der Japanische Staudenknö- Ja, das stimmt. Trotzdem ist nicht jedes Unkraut böse. terich. Aber in Österreich stehen drei von fünf heimi- Manchmal verursachen Beikräuter auch wirtschaftli- schen Farn- und Blütenpflanzen bereits auf der Roten 10 GLOBAL NEWS – SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT
Liste der gefährdeten Arten, darunter früher häufige Kann man Beikräuter nicht auch Acker-Beikräuter wie die Kornrade. gegen Schädlinge einsetzen? Ganz genau, das ist ein weiterer Pluspunkt. Auch in Wie kann man GärtnerInnen der Gartenarbeit können Beikräuter nützlich sein. Wildkräuter schmackhaft machen? Kräuterauszüge von Brennnessel, Kamille, Rainfarn Du hast dir deine Frage schon selbst beantwortet: oder Ackerschachtelhalm schützen Gemüse- und Wildkräuter sind nämlich häufig tatsächlich essbar Zierpflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge. und sehr schmackhaft: Ackersenf, Ackerdistel, Gänse- blümchen, Giersch, Gundelrebe, Hirtentäschel, Melde, Aber werden in Österreich neben Privatgärten Schafgarbe. Sie passen gut in Salate und lassen sich und Gemeindeflächen nicht sogar Friedhöfe und getrocknet zu leckeren Gewürzen und Tees verarbeiten. Bahntrassen vom Unkraut befreit? Und sie schmecken nicht nur gut, sondern wirken zu Ja, leider und das nicht durch simples Ausrupfen, son- Salben oder Tinkturen aufbereitet häufig sogar heilend. dern auch mittels verschwenderischem Einsatz von Bei Halsweh hilft zum Beispiel Spitzwegerichtee. Pestiziden. Im österreichischen Pflanzenschutzmittel- register sind 521 Mittel gegen Beikräuter aufgelistet, Und was ist mit Löwenzahn alleine 121 für den privaten Gebrauch. 2019 gingen in und Brennnessel? Österreich 1.150 Tonnen Unkrautvernichter über den Also auch diese beide schmecken wunderbar in Sala- Ladentisch, ein Viertel davon war das von der WHO als ten. Aber abgesehen davon ist die Brennnessel eine wahrscheinlich krebserregend eingestufte Glyphosat wichtige Nahrungsquelle für die Raupen von rund 50 und ein weiteres ist das fortpflanzungsschädigende Schmetterlingsarten und der Löwenzahn wiederum Nervengift 2,4 D, auch als Agent Orange im Vietnam- bietet aufgrund seiner langen Blütezeit vielen tierischen krieg bekannt. Besuchern Nahrung. Und ist er einmal verblüht, sind die Samen seiner Pusteblume bei Vögeln wie dem Stieglitz Was empfiehlst du privaten GärtnerInnen, beliebt. die sich trotz allem einen „gepflegten“ Garten wünschen? Das heißt also, dass wir Beikräuter Unerwünschte Kräuter händisch entfernen und einen in unseren Gärten tolerieren sollen? Bereich schaffen, in dem Wildkräuter ungestört wach- Ja, denn von den 700 heimischen Bienenarten und sen dürfen. Solche „wilden Ecken“ sind wertvolle Ver- den 4.000 Schmetterlingsarten ist bereits die Hälfte stecke für gefährdete Tierarten. GLOBAL 2000 setzt gefährdet. Wer auf Unkraut baut, hilft Arten schützen. sich mit der Initiative Nationalpark Garten dafür ein, Es braucht mehr Natürlichkeit in unseren Landschaften, wieder mehr Natur in unsere Gärten und Gemeinden zu Gemeinden und Gärten. bringen. Tipps für mehr Artenvielfalt im Garten • Beikräuter tolerieren • auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten • nur torffreie Erde benutzen • Lebensräume für heimische Arten schaffen • beim Nationalpark Garten von GLOBAL 2000, unserem landesweiten Netzwerk an individuellen Schutzgebieten für Tiere und Pflanzen, mitmachen und • sich über Wildkräuter, Bienen, Schmetterlinge, Eidechsen, Frösche & Co freuen Machen Sie mit beim Nationalpark Garten Halten Sie die erforderlichen Richtlinien ein und tragen Sie Ihre Grünoase, egal ob Garten, Balkon oder Blumenkistl unter nationalparkgarten.at in unsere interaktive Österreichkarte ein. Die Aktion richtet sich an Privatpersonen, Schulen, Vereine, Unternehmen und Gemeinden. SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT – GLOBAL NEWS 11
WIR BLEIBEN DRAN! Bald ist es eineinhalb Jahre her, dass wir die Europäische BürgerInneninitiative (EBI) „Bienen und Bauern retten“ gestartet haben. Seither hat es zwar auf europä- ischer Ebene überraschend positive Entwicklungen gegeben, in Österreich jedoch eher Rückschritte. GLOBAL 2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden zieht Zwischenbilanz. 12 GLOBAL NEWS – SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT
GLOBAL NEWS: Wozu habt ihr „Bienen das auch bei den österreichischen Plänen für die Um- und Bauern retten“ ins Leben gerufen? setzung der GAP. Helmut Burtscher-Schaden: GLOBAL 2000 ver- folgt damit gemeinsam mit anderen europäischen Österreich hat seinen vorläufigen NGOs ein eigentlich überlebenswichtiges Ziel: Wir Strategieplan zur Umsetzung der GAP ja brauchen endlich eine bienen- und klimafreundliche im April präsentiert. Ihr habt ihn unter Agrarpolitik in der EU. die Lupe genommen, nicht wahr? Ja, wir haben ihn uns gemeinsam mit unseren EBI- Warum gerade zu diesem Zeitpunkt? PartnerInnen der Österreichischen Berg- und Kleinbäu- Wir wussten, dass zwei Jahre später, also bis Ende erInnen Vereinigung (ÖBV), der „Biene Österreich“ 2021, mit der so genannten „Gemeinsamen Ag- und BirdLife genau angesehen. Darin geht es rarpolitik“ (GAP) die Weichen für die Zukunft um nicht weniger als die Frage, an welche der europäischen Landwirtschaft gestellt konkreten Maßnahmen Agrarförderungen würden. Und wenn wir dem Artensterben im Umfang von 2,2 Milliarden Euro pro Jahr und der Klimakrise Einhalt gebieten wollen, in den kommenden sieben Jahren geknüpft müssen wir unsere landwirtschaftliche Pro- werden. Wir haben untersucht, ob mit den duktionsweise grundlegend ändern. Deshalb darin vorgeschlagenen Maßnahmen acht der forderten wir mit unserer EBI den vollständigen wichtigsten Ziele des Green Deal erfüllt werden Ausstieg aus Pestiziden bis 2035. können. Das Ergebnis war ernüchternd: Sechs davon würden klar verfehlt. Dachtet ihr nicht, euer Ziel bereits erreicht zu haben, als die EU-Kommission ihre konkreten Steht im Strategieplan 2021 viel Neues drin? Pläne für den Europäischen Green Deal Nein, gar nicht. Die vorgeschlagenen „neuen“ Maßnah- präsentierte? men unterscheiden sich nur geringfügig von den bishe- Ja, das waren wirklich bahnbrechende Zielvorgaben, rigen aus vergangenen Förderperioden. Von letzteren die die neue EU-Kommission im Mai 2020 präsentiert wissen wir aber bereits, dass sie keine nennenswerten hatte: Der Einsatz von Pestiziden sollte bis 2030 Verbesserungen bewirkt haben. halbiert und der Rückgang von Bienen und anderen Bestäubern „umgedreht“ werden. Das war wirklich Wie kann es jetzt weitergehen? ermutigend. Jetzt setzen wir unsere Hoffnungen aufs Österrei- chische Parlament. Ein Strategieplan, von dem wir Wie will die Kommission schon heute wissen, dass er seine Ziele verfehlt, darf das erreichen? keine parlamentarische Mehrheit erhalten. Er gehört Mit den Geldern der GAP. In den darauffolgenden dringend nachgebessert. Zumindest die Ziele der sieben Jahren würden mehr als 500 Milliarden Euro an EU-Kommission zum Schutz von Bienen und anderen öffentlichen Geldern in die europäische Landwirtschaft Bestäubern sowie zur Reduktion des Pestizideinsatzes fließen. Und die Vorgabe der EU-Kommission war klar: und zum Klimaschutz sind von der österreichischen Diese Gelder müssen entscheidend zum Erfolg des Landwirtschaftspolitik unbedingt mitzutragen. Green Deal beitragen. Gibt es bei den Verhandlungen zur GAP nicht auch Bremserstaaten? Ja, ich würde sogar sagen, dass die Bremser in der Gemeinsam sind wir stark Mehrheit sind. Und das ist ein echtes Problem. Aber Jede Unterschrift für unsere EBI „Bienen und so richtig entsetzt waren wir bei GLOBAL 2000 als Bauern retten“ unterstützt unsere Forderungen wir herausfanden, dass die österreichische Landwirt- und erhöht den politischen Druck. schaftsministerin Elisabeth Köstinger eine feder- führende Rolle unter den Bremsern einnimmt. Über 600.000 Unterschriften – offline und online – haben wir bereits gesammelt. Bis Ende Septem- Wie seid ihr da dahinter gekommen? ber brauchen wir eine Million. Wenn Sie noch nicht Es begann mit geleakten Dokumenten aus dem Rat unterschrieben haben, holen Sie das bitte auf der AgrarministerInnen, die uns zugespielt wurden. global2000.at/bauern-und-bienen-retten Diese zeigten, dass Österreich an vorderster Front da- ganz schnell nach und motivieren Sie auch Freun- für kämpfte, die gesetzlich verbindliche Pestizidreduk- dInnen, Familie und NachbarInnen. Jede Stimme tion und die stärkere Verankerung des Bienenschutzes zählt. Danke für Ihre Unterstützung. auf EU-Ebene zu verhindern. Und leider zeigt sich SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT – GLOBAL NEWS 13
BAUERNHOF DER ZUKUNFT ... … ein Kooperationsprojekt von GLOBAL 2000, Zurück zum Ursprung und Hofer. Genug, gutes und gesundes Essen für alle? Das ist möglich. Im Rahmen von „Land- wirtschaft der Zukunft“ blickt GLOBAL 2000-Experte für nachhaltigen Konsum und Landwirtschaft Martin Wildenberg gemeinsam mit engagierten Bio-Landwir- tInnen in ein nachhaltiges Morgen der Landwirtschaft. GLOBAL NEWS: Der Bauernhof der Zukunft ist Und wie sieht dieses Mit-der-Natur-Arbeiten aus? ein zentraler Baustein einer Landwirtschaft der Es bedeutet, dass ich die natürlichen Prozesse mitdenke Zukunft. Wie soll er aussehen? und in der landwirtschaftlichen Praxis berücksichtige. Dann bin ich weniger abhängig von zugekauften Inputs Martin Wildenberg: Es ist ein klimaneutraler, land- und fossiler Energie und besser an die lokale Umwelt wirtschaftlicher Betrieb, der nicht nur die Artenvielfalt angepasst. fördert, sondern zusätzlich auch mit den Herausforde- rungen der Klimakrise zurechtkommt. Was machen eure Pilotbetriebe anders als die großen? Ist „Klimaneutralität“ nicht ein In Murau gibt es Bergbauernhöfe mit teils nicht mehr etwas missverständlicher Begriff? als zehn Milchkühen. Das bedeutet aber nicht, dass Missverständlich ist vor allem, wie man sie erreicht. Am diese nicht hochprofessionell sind. Und sie sind näher Papier geht das ja auch durch den Zukauf von CO2-Zer- an einer Landwirtschaft der Zukunft dran als hoch- tifikaten. Dieser ist für GLOBAL 2000 allerdings keine technisierte Massenhaltungsbetriebe. Der Schauerhof Option, denn in unserem Kooperationsprojekt sollen in Mariahof erzeugt seinen Strom mit Photovoltaik und sich die Betriebe ja weiterentwickeln und ohne experimentiert mit neuesten Technologien: Die be- Emissionen wirtschaften. reiten Gülle auf, berechnen mit einem Hofma- nagement-System ihre CO2-Emissionen, die Wie sehen die konkreten Schritte übrigens deutlich geringer sind als durch- zur Umsetzung des Bauernhofs der schnittlich. Und ihre Kühe können das ganze Zukunft aus? Jahr über ins Freie. Tierwohl ist nämlich GLOBAL 2000 arbeitet gemeinsam mit auch ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Zurück zum Ursprung und Hofer mit zwei Landwirtschaft. Pilotbetrieben daran: ein Milchviehbetrieb in der Obersteiermark und ein Ackerbetrieb im Waldviertel. Was wollt ihr mit dem Projekt erreichen? Mit ihnen werden wir in den nächsten eineinhalb Jahren Impulse geben, die Bio-Landwirtschaft weiterentwi- praxistaugliche Lösungen für eine zukunftsfitte Land- ckeln und dafür sorgen, dass ein Bewusstsein für eine wirtschaft entwickeln und testen. Wir arbeiten dabei zukunftsfähige, klima- und biodiversitätsfreundliche mit einem agrarökologischen Ansatz ‒ also mit der Landwirtschaft entsteht: bei LandwirtInnen, Handel Natur und nicht gegen sie. und KonsumentInnen. 14 GLOBAL NEWS – SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT
WALD IN GEFAHR? Halb Österreich ist mit Wald bedeckt und er spielt hierzulande eine zentrale Rolle: als Nutzwald, als Erholungs- und Ausflugsgebiet, zur Erreichung unserer Klima- und Artenschutzziele. GLOBAL 2000-Biodiversitätsexperte Dominik Linhard erklärt, warum der Wald unseren Schutz braucht. GLOBAL NEWS: Bis vor kurzem war mit dem Wald Könnte man den Wald wieder klimafit machen? doch alles in Ordnung, oder? Ja, wenn im Wald standortgerechte Baumarten wach- Dominik Linhard: Es sah zumindest so aus. Dann hat sen. Ein klimafitter Wald ist arten- und strukturreich, jedoch der Borkenkäfer die Folgen des Klimawandels weniger „ordentlich“, mit Unterwuchs und Totholz. Da schonungslos aufgezeigt. entsteht ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen. Warnen WissenschaftlerInnen im Zusammen- hang mit der Klimakrise nicht schon lange Wurden im europäischen Green New Deal vor dem Borkenkäfer? nicht auch Ziele für den Wald formuliert? Ja, aber man hat nicht auf sie gehört. In Österreich Ja, z.B. dass im Durchschnitt zehn Prozent des Waldes wachsen großflächig Monokulturen aus Fichten, auch außer Nutzung gestellt werden. Mit seinem hohen Wald- an Stellen, wo sie von Natur aus nie wachsen würden. anteil kommt Österreich hier eine wichtige Rolle zu. Das Diese „Fichtenäcker“ sind vor Schädlingen einfach Ziel muss daher unbedingt in die Österreichische Wald- nicht gefeit. und Biodiversitätsstrategie. Warum wird der Wald mit dem Wie stehen Politik und Interessen- Schädlingsbefall nicht fertig? vertreterInnen zu diesem Ziel? Die Fichten sind auf den für sie unnatürlichen Standorten Landwirtschaftskammer und Bauernbund bilden eine nicht robust genug, weil es etwa zu trocken ist. Das breite Front dagegen. Ihr Motto lautet “Schützen durch Ökosystem Wald ist auch nur dann widerstandsfähig, Nützen”. Sie behaupten tatsächlich, dass künstliche wenn es artenreich ist. Seinen vollen Artenreichtum Forste einen höheren Beitrag zum Schutz von Biodi- erreicht der Wald aber erst ab einem Alter von mindes- versität und Klima leisten als natürliche Wälder und tens 200 Jahren. So alt werden unsere forstwirtschaft- Urwälder. Dabei können die Artenschutz- und Klima- lich genutzten Wälder aber kaum. Sie sind „aufgeräumt“ ziele nur dann erfüllt werden, wenn wir größere Teile un- und artenarm. Das gefährdet viele Tiere, wie etwa serer Wälder schützen statt (aus)nützen. Und GLOBAL Bockkäfer, die zum Nisten Totholz brauchen. Kein 2000 wird sich genau dafür einsetzen. Denn der Wald Totholz, keine Bockkäfer. braucht unseren Schutz. BIODIVERSITÄT – GLOBAL NEWS 15
VISIONEN VON HEUTE FÜR DAS LEBEN VON MORGEN „Gemeinsam besser” ist ein neues Format von GLOBAL 2000: unsere neue Podcast-Serie. Hier plaudern alle 14 Tage die GLOBAL 2000- RedakteurInnen Martin Aschauer und Eva Gänsdorfer mit Menschen über ihre Visionen und ihren Einsatz für eine bessere Zukunft. „Gemeinsam besser“ Die Entscheidung Lebensmittelretterin zu werden, „Gemeinsam besser“ berichtet über AbenteurerInnen entstand vor sechs Jahren während Cornelias Mitarbeit und TräumerInnen, die sich mit viel Kreativität, Fantasie beim GLOBAL 2000-Projekt „Schenk mir dein Prob- und Neugier als AkteurInnen eines besseren Lebens lem“. Hier lernte sie auch ihre spätere Mitbegründerin sehen und sich dafür einsetzen. Die Ansätze unserer von „Unverschwendet“ kennen. Mittlerweile haben sie GesprächspartnerInnen könnten unterschiedlicher nicht und ihr Team gemeinsam mehr als 150 Tonnen Lebens- sein, doch haben diese Menschen alle eines gemein: mittel gerettet. Alles, was zu klein, groß, dünn oder Sie sind rebellisch, mutig, risikofreudig und vielleicht unregelmäßig ist, kommt bei „Unverschwendet“ ins auch ein wenig verrückt ‒ im positiven Sinn. Glas und wird so gerettet. Denn sie haben den Anspruch, die Welt besser zu Theresa Imre, „Markta“ machen. Eigentlich sind es genau Leute wie sie, die den Theresa Imre und ihr regionaler Lebensmittel- Unterschied machen. Mit unserem Podcast wollen wir Marktplatz „Markta“ werden immer mehr zum noch mehr Menschen dazu ermutigen, selbst Teil der Synonym für Regionalität und Genuss. Lösung zu werden und sich zu trauen, ihre Ideen für eine nachhaltige Zukunft auch wirklich umzusetzen. Bei „Markta“ wird das Angebot von hunderten kleinen Familienunternehmen in einem innovativen Kreislauflo- Cornelia Diesenreiter, „Unverschwendet“ gistik-Zentrum eingepackt und vor die Haustür gelie- Lebensmittel sind zu kostbar, um sie zu weg- fert. Kleinbauern- und bäuerinnen hatten davor kaum zuschmeißen. Das ist Cornelias Devise. Mit die Möglichkeit in große Strukturen des Lebensmittel- „Unverschwendet“ gibt sie Lebensmitteln handels einzuliefern. Mit „Markta“ hat sich das geän- eine zweite Chance. dert. Damit hat das Unternehmen letztlich die landwirt- schaftlichen Strukturen neu gedacht und revolutioniert. 16 GLOBAL NEWS – PODCAST – GEMEINSAM BESSER
„Gem A lle Podc eins am b as t s z es se u r f inde m Nachhö “- globa n S ie ren l 20 0 a u f podc 0 . at/ ast Elias Bohun, „traivelling“ „GAP-Solutions“ schließt, wie der Name schon sagt, Der 20-Jährige Elias hat sich für die Reisebranche die Lücke zwischen Energie verbrauchender Wohnbau- Großes vorgenommen. Er will sie ökologischer technologie und ökologischem, nachhaltigen Wohnbau gestalten. als Eigenversorger-Kraftwerk. Eine Bahnkarte nach Hanoi wollte er sich nach der Die hier vorgestellten Menschen Matura besorgen, denn er wollte mit dem Zug ganz stehen für viele weitere ... weit weg reisen. Dabei musste er feststellen, dass das … mit revolutionären Ideen für eine nachhaltigere gar nicht so einfach ist. Das wollte Elias ändern, denn Zukunft. Von der Sonnenstrom-Tausch-Plattform Bahnreisen sind wesentlich ökologischer als Flugreisen. „e-friends“ über die Lebensmittel-App „To good to Er gründete sein eigenes Reisebüro für Zugfernreisen go“ bis hin zur Klimaschutz-Community „Glacier“. Der „traivelling“. Podcast „Gemeinsam besser“ wirft persönlich und exklusiv einen Blick hinter die Kulissen von bereits Johann und Rudolf Aschauer, umgesetzten, nachhaltigen Projekten. Joschka Brangs, „GAP-Solutions“ ebenfalls Mitarbeiter bei GLOBAL 2000, spricht in Ein Scheitern der Klimakrise? Inakzeptabel, eigenen „Specials“ mit Menschen, die sich aktivistisch dachten die beiden. Denn die richtige Technologie im Umweltschutz engagieren. Unser Podcast bietet ist vorhanden, um in Europa CO2 zu senken. somit spannende Abwechslung und animiert zum Nachahmen. Mit ihrem der Bienenwabe nachempfundenen, ökolo- gischen Solarwaben-Fassaden-Konzept erreichen die Co-funded by the beiden Mühlviertler energetische Dämmeffekte, wofür Erasmus+ Programme es sonst zwei Meter dicke Dämmstoffe brauchen würde. of the European Union PODCAST – GEMEINSAM BESSER – GLOBAL NEWS 17
#WECHOOSEREUSE So heißt die neue Kampagne, die wir gemeinsam mit der internationalen Bewegung Break Free From Plastic ins Leben gerufen haben. Unser Ziel: bessere Rahmenbe- dingungen für Abfallvermeidung. TEXT VON LENA STEGER, GLOBAL 2000-RESSOURCENSPRECHERIN Einweg schadet Mensch und Natur Einweg macht Müll. Es wird Material verschwendet und es entstehen Kosten durch Umweltverschmutzung und Entsorgung. Aber da es nicht die Produzenten sind, die zur Kasse gebeten werden, sondern indirekt wir Kon- sumentInnen, haben erstere einen unfairen Wettbe- werbsvorteil gegenüber Mehrweg. Hier setzt GLOBAL 2000 an: Wir fordern faire Bedingungen für nachhaltige Mehrwegsysteme. Sie packen das Müllproblem an der Wurzel, indem sie nachhaltige Konsumgewohnheiten fördern und geschädigte Ökosysteme ‒ und damit unsere Gesundheit ‒ entlasten. Mehrweg ist DER Weg Mehrweg ist für viele Bereiche des täglichen Lebens an Verpackungsmüll verursacht hat. Hier ist auch Mehr- DIE Lösung. Nehmen wir etwa unser aller Start ins weg die Lösung: Pfand-Behälter. Die Liste aller Be- Leben: JedeR von uns verbraucht als Baby rund 4.000 reiche, in denen Mehrwegsysteme Sinn machen, lässt Wegwerfwindeln, das macht eine Tonne Windelmüll sich beliebig lange fortsetzen: Mehrweg-Trinkflaschen, pro Kopf. Mit Baumwoll-Stoffwindeln ‒ idealerweise -Geschirr für Events, -Umzugskartons und -Versand- aus biologischer Herstellung ‒ kommen Eltern hinge- taschen, Unverpackt-Läden, Putzmittel und Kosmetika gen mit 20 bis 30 Stück durch die gesamte Wickelzeit. zum Abfüllen, Menstruationstassen, usw. Oder denken wir an den To Go-Bereich, der gerade #WirWählenMehrweg in den letzten Monaten aufgrund der coronabedingt Mit #WeChooseReuse setzen wir uns europaweit für geschlossenen Gastronomie geboomt und Unmengen bessere Rahmenbedingungen für Wiederverwendung ein und fordern EntscheidungsträgerInnen auf eine bessere Basis für Abfallreduktion zu schaffen. Wir zeigen auf, wie enorm viele Unternehmen es be- 16 % reits gibt, die Zero Waste-Systeme zu ihrem Kernge- 24 % Sonstiges schäft gemacht haben. Damit Wirtschaft und Politik Plastik 5% nicht weiterhin die Produktion von Einwegprodukten Glas & Keramik pushen, haben wir am 16. Juni, anlässlich des interna- Müll in 7% tionalen „Nachfülltags“ (Refill Day), medienwirksam der Natur Papier einen von vielen Mehrweg-überzeugten BürgerInnen unterzeichneten offenen Brief an die Entscheidungs- 13 % Metall trägerInnen geschickt. Die Botschaft lautete: Wir sind 35 % bereit für politische Veränderung. Danke für Ihre zahl- Zigaretten reiche Unterstützung. Wir bleiben dran und halten Sie auf dem Laufenden. Alle Infos zu unserer Mehrweg-Kampagne Was in Österreich am häufigsten weggeworfen wird. finden Sie auf global2000.at/wechoosereuse 18 GLOBAL NEWS – RESSOURCEN
(Vorzeige-)Geschichten, die das Leben schreibt Ich habe Andrea Lunzer in ihrer „Maß-Greißlerei“ Wie lange betreibst du die Maß-Greißlerei in Wien besucht und mit ihr über ihr Zero-Waste- schon und wie wurde sie angenommen? Unternehmen geplaudert. Wir haben im Jänner 2014 als erster Unverpackt-Laden im gesamten deutschsprachigen Raum eröffnet. Dem- Lena Steger: Was hat dich veranlasst entsprechend groß war der Ansturm von Presse und deine Maß-Greißlerei zu eröffnen? KonsumentInnen. Andrea Lunzer: Ich war in der Biolebensmittel- Waren die Leute am Anfang gar nicht skeptisch? Branche tätig und da wurde mir klar, warum es trotz Es ist eine gänzlich neue Art einzukaufen, also mussten existierender Alternativen keine Veränderungen gibt. wir die Menschen an das System heranführen. Aber Die Produzenten arbeiten nämlich mit den Verpackungs- jetzt gibt es schon mehrere Läden wie meinen, das herstellern und -händlern eng zusammen. Also mit Wissen hat sich verbreitet. jenen, deren Geschäftsmodell auf das Inverkehrbringen möglichst vieler Verpackungen aufgebaut ist. 2012 Was muss passieren, dass mehr Menschen habe ich dann Unfold, eine Initiative zur Förderung an Zero Waste-Konzepten teilnehmen? nachhaltiger Verpackungslösungen, ins Leben gerufen. In Österreich wird vorwiegend im Supermarkt einge- Wir berieten Unternehmen in Handel und To Go-Gas- kauft, daher muss dort das Angebot an unverpackter tronomie hinsichtlich Zero Waste. Aber es war noch Ware und Pfandartikeln ausgeweitet werden. Und die zu früh dafür, viele wollten das Risiko nicht eingehen. Menschen sollten ihren Ernährungsstil überdenken, Daher beschloss ich, selbst einen Vorzeigebetrieb zu denn wer sich hauptsächlich von verarbeiteten Produk- starten. ten ernährt, wird an Verpackung kaum vorbei kommen. RESSOURCEN – GLOBAL NEWS 19
BAUSTELLE AWG-NOVELLE Nun ist er da, der Entwurf der Abfallwirtschaftsgesetz (AWG)-Novelle. Mit einem Jahr Verspätung sollen damit endlich EU-Kreislaufwirtschaftspaket und -Einweg- kunststoff (SUP)-Richtlinie sowie einzelne Punkte aus dem Regierungsprogramm in Österreich umgesetzt werden. TEXT VON LENA STEGER, GLOBAL 2000-RESSOURCENSPRECHERIN Ausgangspunkt der AWG-Novelle ist das EU-Kreis- angekündigt. Wir fordern eine deutliche Anhebung der laufwirtschaftspaket, das die Kreislaufwirtschaft Quoten. Ziel ist schließlich eine Trendumkehr. fördern, den Wert von Produkten, Stoffen und Res- sourcen so lange wie möglich erhalten und möglichst Und wie steht‘s mit Pfand? wenig Abfall erzeugen soll. Die Mitgliedstaaten Dazu kommt die Einwegkunststoff-Richtlinie der sollten das Paket in eigene Gesetze gießen und EU, bei der es darum geht, Plastikmüll zu für dessen Umsetzung sorgen. Die Frist dazu reduzieren um Umwelt und Meere zu scho- endete am 5. Juli 2020, also vor fast einem nen. Auch diese soll in der AWG-Novelle Jahr. Mittlerweile ist auch schon die erste in Österreich umgesetzt werden. Die darin Mahnung von der EU-Kommission ins „Hohe enthaltenen Vorgaben für Plastikflaschen Haus“ geflattert. sind glasklar und würden dem Pfandsystem den Boden ebnen. Doch auch hier ist die Re- Absatz- statt Angebotsquote gierung viel zu zögerlich: Sie will Einwegpfand- Mehrwegsysteme sind altbewährt, funktionieren ein- systeme in Pilotprojekten testen. Das ist völlig unnötig, wandfrei und sind gelebte Kreislaufwirtschaft. Die es gibt international genug Erfahrung damit. In Europa AWG-Novelle enthält zwar Maßnahmen zur Steigerung zeigen 135 Millionen Menschen aus zwölf Staaten des Mehrweg-Anteils, künftig sollen alle Supermärkte bereits vor, wie es geht. Und dass die Menschen mit mehr als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche be- gerne mitmachen, wissen wir nicht nur aus anderen stimmte Quoten an Mehrweg-Getränkeverpackungen EU-Staaten, sondern auch aus Österreich: Die 2-Weg- anbieten. Doch wer soll das Angebot in den einzelnen PET-Pfandflasche von Vöslauer wurde im sonst pfand- Supermärkten überprüfen? Und wer garantiert, dass freien Österreich zu 98 Prozent zurückgebracht. Mehrweg-Getränke zwar angeboten, aber nicht preis- lich unattraktiv gestaltet oder nachteilig in den Regalen Mit Ihnen an unserer Seite wird GLOBAL 2000 eine platziert werden? GLOBAL 2000 fordert statt der Stellungnahme einbringen und sich weiterhin für eine aktuellen Angebots- eine Absatzquote. Ressourcen-Trendwende einsetzen. Enttäuscht sind wir auch darüber, dass alle Mehrweg- Maßnahmen deutlich weniger ambitioniert sind als Holen Sie sich alle Infos zum Thema auf ursprünglich im 3-Punkte Plan gegen die Plastikflut global2000.at/pfandsystem-oesterreich 20 GLOBAL NEWS – RESSOURCEN
CHANCE AUF EINEN NEUSTART Beim von der EU geförderten Projekt System:Reset geht es genau darum. Ein solcher Neustart, also ein Reset, erfordert Tatkraft, Mut und neue Ideen. System:Reset ermöglicht Menschen ihre Zukunftsvisionen von Europa zu teilen. Marlene Hirt ist für GLOBAL 2000 ehrenamtlich mit dabei und schildert ihre Eindrücke. mente. Eines davon ist eine Traumreise ins Jahr 2030. Wir stellen uns vor, wie wir künftig wohnen wollen und da sprudeln die Ideen nur so: in riesigen Betonbunkern, in grün bewachsenen Hobbithöhlen. Aber das, was alle verbindet, ist der Wille zu einem Wandel hin zu einer sozialen und klimagerechten Gesellschaft. Ihr arbeitet ja zu viert an den Workshops. Gibt‘s da so etwas wie Arbeitsteilung? Ja, klar. Ich habe beispielsweise die Aufgabe über- nommen, mit den TeilnehmerInnen die aktuelle EU- Klimapolitik kritisch zu betrachten. Dazu musste ich mich natürlich im Vorfeld in die Thematik einarbeiten. Zusätzlich kümmere ich mich um die Dokumentation der Ergebnisse. Und damit uns nichts über den Kopf wächst, ist das A-Team von GLOBAL 2000 laufend mit uns in Kontakt. Dadurch haben wir Ansprechpersonen und gleichzeitig den Raum, unsere eigenen Ideen um- zusetzen und Erfahrungen zu machen. GLOBAL NEWS: Liebe Marlene, was hat dich dazu gebracht, dich ehrenamtlich bei GLOBAL Was hat dir dein Engagement 2000 und System:Reset zu engagieren? bei GLOBAL 2000 gebracht? Ich habe GLOBAL 2000 besser kennengelernt und ein Marlene Hirt: Vor allem die Frage der Klimakrise und gutes Bild von der Arbeit einer Umwelt-NGO bekom- der bestehenden sozialen Probleme. Ich habe mir ge- men. Besonders dankbar bin ich für den inspirierenden meinsam mit drei weiteren Freiwilligen Gedanken dazu Kontakt zu Menschen, denen die Zukunft genauso am gemacht, wie unser Leben in Europa aussehen kann, Herzen liegt wie mir. Nach jedem Workshop habe ich wenn wir diese Krisen lösen wollen. Wir haben uns den Eindruck, bereits Teil eines Neustarts zu sein. hingesetzt und Workshops für junge Menschen erar- beitet. Es war uns klar, dass es keine einfache Lösung für unsere Probleme gibt. Weil die aktuellen Krisen jedoch die Schwächsten unserer Gesellschaft verhält- nismäßig am stärksten betreffen, haben wir bei der Gerne können auch Sie sich bei Suche nach Lösungen darauf geachtet, gerade diese GLOBAL 2000 engagieren. Interessiert? Menschen einzubinden. Dann melden sie sich bei miriam.bahn@global2000.at oder Wer ist denn die Zielgruppe für eure Workshops? werfen Sie einen Blick auf Junge Menschen, denen ihre Zukunft ein großes Anlie- global2000.at/werde-aktiv gen ist. Unsere Workshops haben unterschiedliche Ele- GLOBAL 2000-AKTIVE – GLOBAL NEWS 21
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