ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000

 
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ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
Ausgabe 2 / 2021

    ANBAUEN
    ERNTEN
    GENIESSEN
    im Kreislauf der Natur
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
EDITORIAL                                                                                             INHALT
                     Liebe Unterstützerin,                                                                GLOBAL AKTUELL                                                                  3
                       lieber Unterstützer,                                                               KLIMA
                        die Häufung von Erdbeben in                                                       Ihr gutes Recht auf saubere Energie                                             4
                        den letzten Monaten rückte                                                        GLOBAL 2000 weiß, wie dieses
                                                                                                          rechtlich umzusetzen ist.
                        Europas am meisten erdbeben-
                       gefährdeten (und unweit der ös-                                                    ANTIATOM
                     terreichischen Grenze liegenden)                                                     Kamikaze-Kraftwerk Krško                                                        6
                                                                                                          Wehren Sie sich mit uns
                   Atomreaktor Krško einmal mehr                                                          gegen das slowenische AKW.
               ins Rampenlicht. Es wurde deutlich,                                                        PROJEKT TSCHERNOBYL-KINDER
    wie wichtig es ist, schnellstmöglich für dessen                                                       Wertvolles Wasser                                                               8
    Abschaltung zu sorgen. GLOBAL 2000 nützt alle                                                         Wir installieren Wasserfilter
    rechtlichen Möglichkeiten aus, um dieses Ziel zu                                                      in Einrichtungen für Kinder.
    erreichen. Und Sie können uns dabei tatkräftig                                                        SCHWERPUNKT
                                                                                                          ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT
    unterstützen. Wie das geht, erfahren Sie auf Seite
                                                                                                          Big Business für die Großen                                                     9
    6 und 7 der aktuellen GLOBAL NEWS.                                                                    Die EU-Kommission hat der Neuen Gentechnik
                                                                                                          Tür und Tor geöffnet.
    In unserem Schwerpunkt dreht es sich diesmal                                                          Auf Unkraut baut, ...                                                          10
    um Landwirtschaft und Ernährung. Da geht es um                                                        Dominik Linhard erklärt,
                                                                                                          warum Unkraut ein Unwort ist.
    die EU-Kommission, die der Neuen Gentechnik
                                                                                                          Wir bleiben dran!                                                              12
    erst kürzlich wieder Tür und Tor geöffnet hat,                                                        Unsere EBI „Bienen und Bauern retten“ geht weiter.
    um die immens wichtige Rolle der zu Unrecht                                                           Bauernhof der Zukunft                                                          14
    als Unkräuter bezeichneten Pflanzenrebellen in                                                        Hier erfahren Sie, wie er aussehen kann.
    unseren Gärten, um die Vision eines Bauernhofs                                                        BIODIVERSITÄT
    der Zukunft und um die Verlängerung unserer                                                           Wald in Gefahr                                                                 15
    Europäischen BürgerInnenbewegung „Bienen und                                                          Warum der Wald unseren Schutz braucht.
    Bauern retten“ und warum Sie diese unbedingt                                                          PODCAST – GEMEINSAM BESSER
    unterstützen sollten, wenn Sie dies nicht schon                                                       Visionen von heute für das Leben von morgen                                    16
    getan haben.                                                                                          „Gemeinsam besser“ heißt
                                                                                                          unsere neue Podcast-Serie.

    Bleiben Sie bitte weiterhin treu an unserer Seite,                                                    RESSOURCEN
    wir brauchen Sie. Nur gemeinsam mit Ihnen werden                                                      #WeChooseReuse                                                                 18
                                                                                                          Das ist unsere neue Kampagne zur Abfallvermeidung.
    wir auch in Zukunft erfolgreich sein.
                                                                                                          Baustelle AWG-Novelle                                                         20
                                                                                                          Wir setzen uns für eine Ressourcen-Trendwende ein.
    Einen vielfältigen, bunten Sommer
                                                                                                          GLOBAL 2000-AKTIVE
    wünscht Ihnen
                                                                                                          Chance auf einen Neustart                                                      21
                                                                                                          Eine Ehrenamtliche schildert ihre
                                                                                                          Erfahrungen bei GLOBAL 2000.
                                                                                                          SERVICE
                                                                                                          Wir haben für Sie Sportartikel getestet                                       22
                                                                                                          Holen Sie sich die Ergebnisse
                                                                                                          und unsere Scan4Chem-App.
    Ihre Astrid Breit                                                                                     Sie wollen Bienen Gutes tun ...                                               23
    Chefredaktion, globalnews@global2000.at                                                               Wir haben für Sie Zierpflanzen getestet.

    IMPRESSUM: Medieninhaberin, Eigentümerin, Herausgeberin, für den Inhalt verantwortlich: Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, ZVR: 593514598, Neustiftgasse 36, 1070 Wien,
    Tel. (01) 812 57 30, Fax (01) 812 57 28, E-Mail: office@global2000.at, www.global2000.at, Geschäftsführung: René Fischer und Agnes Zauner – Vorstand: Miriam Bahn, Evelyn Knoll,
    Dominik Linhard, Franz Schättle, Barbara Studeny, Daniela Unterholzner, Vereinszweck: GLOBAL 2000 ist eine unabhängige österreichische Umweltschutzorganisation. Als Mitglied des
    internationalen Umweltnetzwerks Friends of the Earth arbeitet GLOBAL 2000 seit 1982 zu brisanten gesellschaftlichen Themen und deckt deren mögliche Gefahren für Mensch und Umwelt
    auf. Blattlinie: GLOBAL NEWS ist das SpenderInnen-Magazin von GLOBAL 2000. Die Umweltzeitschrift erscheint vierteljährlich mit einer Auflage von jeweils 30.000 Stück und berichtet
    über umweltrelevante Themen und die Arbeit von GLOBAL 2000. – Bankverbindung: Erste Bank IBAN AT242011182220844701 – Verlegerin: GLOBAL 2000 VerlagsgmbH, Neustift-
    gasse 36, 1070 Wien, Tel. (01)812 57 30, Fax (01) 812 57 28 – Chefredaktion: Astrid Breit – Lektorat: Carin Unterkircher – Layout: flammen/Hannes Eder, Sabine Potuschak – Bildbearbei-
    tung: Stephan Wyckoff, Bildquellen: GLOBAL 2000-Archiv (Stephan Wyckoff/S.2_Portrait A. Breit/S.4_Portrait J. Wahlmüller/S.6_Portrait R. Uhrig/S.8_Portrait J. Drumel/S.10_Portrait D.
    Linhard/S.13_Portrait H. Burtscher-Schaden/S.14_Portrait M. Wildenberg/S.20_Portrait L. Steger, Martin Aschauer/S.5_Klimatestimonials, Christopher Glanzl/S.7_Stopp Krško/S.9 Portrait B.
    Reisenberger, Philipp Schalber/S.8 oben_Trinkwasser für die Tschernobylkinder, Africa Studio_shutterstock/S.8 unten_Herzstethoskop, Fotomontage/S.12_Olya Komarova_shutterstock_
    Mädchen mit Blumenkranz und Jochen Humburger_Bienen, Kepsipun_shutterstock/S.13 unten_Biene auf Blume, Evelyn Knoll/S.18 oben_Pfandaktion, Vectorfair.com_shutterstock/S.20
    oben_Illu Recyclingflasche, S 21 oben_Portrait M. Hirt, Leika production_shutterstock/S.23 oben_Garteln, Agentur Heimat Wien/Bernd Preiml/Backcover_Nationalpark Garten-Sujet),
    Lunzers Maß-Greißlerei/S.18_Laden und Andrea Lunzer, shutterstock (diez artwork/S.3 oben_Blick auf Windrad, Jack Frog/S.3 unten_gesund kochen, asharkyu/S.4 oben_saubere Energie,
                                    Oksana Shufrych/S.9 rechts_Versuchspflanzen, alicja neumiler/S.10 oben_Brennnesseln im Korb, encierro/S.11 Kasten_beim Kräuter sammeln, Lara-sh/S.14
                                    oben_Bauernhof der Zukunft, Ihor Hvozdetskyi/S. 15 unten_klimafitter Wald, Stock-Asso/S. 16 u. 17_Podcast, Olga Pink/S.20 unten_Baustellenband,
                                    Rawpixel.com/S.21_Reset), Maili Breit/Illustrationen S.9 oben_Genschere/S.10_Löwenzahn/S.11 unten_Pusteblume/S.15 oben_Feuersalamander/S.16_
                                    Kopfhörer, Cover: Halfpoint/Shutterstock_Großvater und Enkeltochter bauen Gemüse an – Druck: Druckerei Janetschek GmbH, A-3860 Heidenreichstein, Aus-
                                    gezeichnet mit dem Österreichischen Umweltzeichen „Schadstoffarme Druckerzeugnisse”, UWNr.637, Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier.

2   GLOBAL NEWS – INHALT
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
GLOBAL AKTUELL
                                                              Was sagen unsere
                                                              UnterstützerInnen?

                                                              „Es macht mich wütend,
                                                              wenn man uns etwas unter-
                                                              jubeln will. Ohne Kennzeich-
                                                              nung. Ohne jede Wahlfrei-
                                                              heit. Bitte seht zu, dass in
                                                              Österreich keine Neue Gen-
                                                              technik Einzug hält.“
                                                                                    Othmar F.

Wichtig: Klimaschutz beim Heizen
Wir haben eine Umfrage gemacht und gleich 80 Prozent
der Befragten war der Ansicht, dass Klimaschutz beim
                                                              „Ich bewundere die vielen
Heizen wichtig ist, gleichzeitig fühlen sich jedoch 65 Pro-
zent schlecht über Fördermöglichkeiten informiert. Die        jungen Menschen, die sich
Bundesförderung kennen überhaupt nur zwölf Prozent.           bei euch freiwillig engagie-
GLOBAL 2000 sieht hier klaren Handlungsbedarf: Die            ren um andere mit ins Boot
Bevölkerung sollte besser über Förderungen und Vor-           zu holen. Was wir brauchen,
teile von thermischer Sanierung und Heizkesselmoder-
                                                              sind genau solche positive
nisierung informiert werden. Zahlreiche Tipps zum Thema
finden Sie auf global2000.at/thermische-sanierung             Menschen. Nur weiter so.“
                                                                                      Lillian J.

                                                              „Hab‘ meine Nachbarin auch
                                                              dazu gebracht, nach den
                                                              Kriterien des Nationalpark
                                                              Garten zu leben. Jetzt ist
                                                              sie auch dabei. Wir fachsim-
                                                              peln untereinander und es
                                                              macht richtig Spaß.“
                                                                                    Renate A.

Besser essen
Schon kleine Änderungen unserer Essgewohnheiten               „Der Beitrag ‚Sand in die
können große Auswirkungen auf die Umwelt haben.               Augen ...’ im letzten Heft
Ungefähr ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen ent-         hat mir die Augen geöffnet.
stehen durch die Erzeugung, Verarbeitung, Lagerung,
                                                              Dachte bisher auch immer,
Beförderung, Kühlung und Zubereitung von Lebens-
mitteln. Das meiste CO2 wird dabei durch Massentier-          dass Gas umweltfreundli-
haltung, Futtermittelproduktion, Transporte, Pestizide        cher als Öl ist.“
und intensive Düngung ausgestoßen. In unserem neuen                                 Thomas Z.
Fleischatlas finden Sie Daten und Fakten zum Fleisch-
konsum in Österreich und der EU. Jetzt kostenlos down-
loaden auf global2000.at/publikationen/fleischatlas

                                                                    GLOBAL AKTUELL – GLOBAL NEWS   3
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
IHR GUTES RECHT AUF
    SAUBERE ENERGIE
    Wir alle haben ein Recht auf saubere Energie. GLOBAL 2000 hat lange daran ge-
    tüftelt, wie dieses auch rechtlich verbindlich durchzusetzen ist. Die gute Nach-
    richt: Es gibt einen Weg. Gemeinsam mit Menschen, die besonders stark von der
    Klimakrise betroffen sind, haben wir an die zuständige Ministerin einen Antrag auf
    Verordnung eines schrittweisen Ausstiegs aus fossiler Energie bis 2040 gestellt.
    Saubere Energie und umweltfreundliche Mobilität sollen Öl, Kohle und veraltete
    Strukturen ablösen.
    TEXT VON JOHANNES WAHLMÜLLER, GLOBAL 2000-KLIMASPRECHER

    Fürs Protokoll: Die Klimakrise ist auch in Österreich   diesbezüglich in den vergangenen zehn Jahren äußerst
    Realität. Sie bedroht nicht nur unsere Gesundheit,      wenig verändert. Heizen, Verkehr und Industrie ver-
    sondern auch unsere Lebensgrundlagen. Starkregen        brennen weiterhin viel zu viel fossile Energie. Und ohne
    und Hagel, die Murenabgänge und Hangrutschungen         klare rechtliche Rahmenbedingungen wird das auch
    zur Folge haben. Häufige und lange andauernde Dürre-    so bleiben.
    perioden, die unsere Wälder absterben lassen und
    Tiere und Pflanzen unter Druck setzen. Hitzewellen,         Gemeinsam mit Menschen in Österreich, die unter
    die hierzulande schon mehr Tote fordern als                     den Auswirkungen der Klimakrise besonders
    Verkehrsunfälle.                                                  stark leiden, sind wir nun zur Tat geschritten
                                                                       und haben von der Politik gefordert, dass
    Und wussten Sie, dass sogar das Risiko von                         der Einsatz von klima- und gesundheits-
    Infektionskrankheiten steigt, weil durch diese                     schädlicher Energie Schritt für Schritt be-
    Veränderungen bisher nicht aktive Erreger                         endet wird. Zu unser aller Schutz. Ab 2040
    und Überträgerinsekten in unsere Klimazone                       sollen Erdöl und Kohle Geschichte sein. Öster-
    einwandern? KlimaforscherInnen sagen voraus,                 reich soll auch in Zukunft lebenswert bleiben.
    dass uns jedes Jahr Klimaschäden von bis zu zwölf
    Milliarden Euro drohen.                                 Mit Investitionen in erneuerbare Energien und umwelt-
                                                            freundliche Mobilität kann ein kleines Wirtschafts-
    Österreich ist lebenswert                               wunder gelingen. Wir geben damit der Bundesregierung
    und soll es auch bleiben                                ein vielversprechendes Werkzeug an die Hand, mit dem
    Hauptursache für die Klimakrise ist die Verbrennung     sie ihr gegebenes Versprechen eines klimaneutralen
    von Öl, Gas und Kohle. Leider hat sich in Österreich    Österreich bis 2040 einlösen kann.

4   GLOBAL NEWS – KLIMA
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
Wir fordern die Energiewende in Österreich
                                                                             Alle Inf
                                                                                        os u n
                                                                                            te r
                                                                            global2
                                                                                    000.at
                           „Ich wünsche mir, dass                          dein-gu            /
                                                                                   tes - r ec
                          die Energiewende endlich                                            ht
                       als Chance für höhere Lebens-
                           qualität gesehen wird.“
                                  Klara Butz,
                             Klimaschutzaktivistin
                             von Fridays for Future
                                                            Machen auch Sie sich Sorgen und ha-
                                                            ben Angst vor der Zukunft? Sind auch
                                                            Sie enttäuscht, weil PolitikerInnen ihre
                                                            Versprechungen nicht einhalten? Mit
                                                            unserem Antrag „Recht auf saubere
                            „Ich bin herzkrank und
                        leide unter den zunehmenden         Energie“ sind wir nicht nur als durch
                          Hitzewellen der Klimakrise        einen Rechtsanwalt vertretene Um-
                        und wünsche mir eine Politik,       weltschutzorganisation aufgetreten,
                        die beim Klimaschutz endlich        sondern als Gruppe, gemeinsam mit
                          das tut, was sie uns schon        Menschen, die wir als UnterstützerIn-
                            seit Jahren verspricht.“        nen unserer Forderungen anführen:
                              Peter Fliegenschnee,
                                   Pensionist
                                                            Sie alle haben unterschiedliche Gründe
                                                            dafür, den Kampf gegen die Klimakrise
                                                            aufzunehmen. Doch sie alle haben ein
                                                            Ziel: eine saubere Energiezukunft in
                                                            Österreich und die Abkehr von klima-
                                                            schädlicher fossiler Energie.
                         „Ich wünsche mir ein Ende
                         der Trockenheit und Dürre.“
                                Monika Jasansky,
                               Biobäuerin aus dem           Jetzt ist das Wirtschafts-
                        niederösterreichischen Bad Erlach
                                                            ministerium am Zug
                                                            Am 11. Mai haben wir unseren Antrag
                                                            dort eingebracht. Darin fordern wir
                                                            klimafreundliche Alternativen zu

                                                            • Kohle in der Raumwärme ab 2025
                                                            • Heizöl ab 2030
                         „Ich wünsche mir ein Ende          • fossilen Treibstoffen im
                       der häufigen Hangrutschungen           Straßenverkehr ab 2035 und
                        und Murenabgänge in unserer         • fossilen Treibstoffen in der
                                 Gemeinde.“                   Luftfahrt ab 2040
                               Friedrich Pichler,
                            Bürgermeister von Stanz
                                                            Nun muss sich Wirtschaftsministerin
                                                            Schramböck entscheiden. Nimmt sie
                                                            die Verordnungsvorlage an, freuen
                                                            wir uns einen Beitrag zum Gelingen
                                                            des Regierungsziels geleistet zu ha-
                                                            ben. Lehnt sie ab oder äußert sich
                                                            gar nicht dazu, steht uns der Weg zu
                       „Zur Vermeidung der Klimakrise
                       müssen wir fossile Brennstoffe       den Gerichten des öffentlichen Rechts
                             durch klimaneutrale            offen.
                          Energieträger ersetzen.“
                               Reinhard Schanda,            Denn wir sagen: Eine saubere
                                 Rechtsanwalt
                                                            Energiezukunft ist unser gutes
                                                            Recht!

                                                                        KLIMA – GLOBAL NEWS      5
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
KAMIKAZE-KRAFTWERK
    KRŠKO
    Das slowenische AKW Krško ist das am stärksten erdbebengefährdete Atom-
    kraftwerk Europas. Anders als Betreibergesellschaft und slowenische
    Regierung uns glauben machen wollen, gibt es jedoch eine Alterna-      Unte r s c
                                                                                      hreiben
    tive dazu – und die ist nicht nur sicher, sondern obendrein kosten-      Sie uns
                                                                                       er e
    günstiger. GLOBAL 2000-Antiatomsprecher Reinhard Uhrig erklärt,         Petition
                                                                                        auf
                                                                          global2
                                                                                   000.at
    wie diese aussieht.                                                  stopp -
                                                                                 ak
                                                                                            /
                                                                                                                     w- k r s ko
                                                                                                         Danke f
                                                                                                                    ür Ihre
                                                                                                        Unte r s t
                                                                                                                   ü t zu n g
                                                                                                                              .

    GLOBAL NEWS: GLOBAL 2000 hat eine                                       Und was ist herausgekommen?
    unabhängige Studie in Auftrag gege-                                     Wie erwartet, dass es Alternativen zu
    ben, um festzustellen, wie hoch die Erd-                              Kohle- und Atomstrom gibt. Die Energie-
    bebengefahr in Krško tatsächlich ist. Was                           expertInnen aller drei Organisationen haben mit
    hat diese ergeben?                                           der TU zusammengearbeitet und gangbare Modelle für
    Reinhard Uhrig: Dass das Risiko noch höher ist als           die Energiewende entwickelt. Diese sehen einerseits
    angenommen. Es gibt neue tektonische Erkenntnisse,           Energieeinsparungen durch thermisches Sanieren und
    die man in den 1970er-Jahren, als das seismische Risiko      andererseits die Stromerzeugung mittels naturverträg-
    des AKWs bewertet wurde, noch nicht hatte. Diese             licher Energien vor. Beides ist umsetzbar und zudem
    machen deutlich, wie wichtig es ist, den Reaktor sofort      wirtschaftlich günstiger, denn die Gewinnung von
    abzuschalten und seine Laufzeit keinesfalls ‒ wie die        schmutzigem Brennstoff aus den Uran- und Kohle-
    Betreibergesellschaft plant – um weitere 20 Jahre zu         Minen in den Krisenregionen im globalen Süden ist
    verlängern.                                                  immens teuer.

    Aber Slowenien sagt, dass ohne                               Ihr habt gemeinsam einen klaren Auftrag
    Krško die Lichter ausgehen würden?                           für Sloweniens Regierung formuliert.
    Ja, und sie sagt auch, dass ohne das AKW die Klima-          Wie lautet dieser?
    krise nicht unter Kontrolle zu bekommen ist. Aber das        Uns im Zuge der grenzüberschreitenden Prüfung des
    ist Schwachsinn. Schon Österreichs Erfahrung mit             Uralt-Reaktors in Krško nicht am Schmäh zu halten und
    Zwentendorf und Bayerns mit Wackersdorf haben                sich für eine saubere und klimafreundliche Alternative
    gezeigt, dass es immer andere Möglichkeiten gibt.            einzusetzen.

    Atomkraft ist keine Lösung für die Klimakrise: zu dreckig,   Und was können besorgte BürgerInnen
    zu teuer, zu zeitintensiv, abgesehen vom nach wie vor        hier in Österreich dafür tun, dass das
    ungelösten Problem mit der Atommüll-Endlagerung.             AKW Krško bald abgeschaltet wird?
                                                                 Unsere Petition unterzeichnen und möglichst viele
    Gemeinsam mit den Friends of the Earth-                      andere auffordern, es ihnen gleichzutun.
    Partnern Slowenien und Kroatien hat GLOBAL
    2000 die Technische Universität (TU) Wien
    damit beauftragt, ein Alternativszenario zu                  Holen Sie sich unsere
                                                                 Erdbebenstudie!
    erstellen. Worum ging es dabei?                              global2000.at/
    Wir wollten wissen, ob Slowenien auch ohne die               krsko-erdbeben-gefaehrdung
    sechs Terawattstunden Strom, die mit dem alten
                                                                 Atomkraft ist keine
    Krško-Reaktor erzeugt werden, und außerdem ohne
                                                                 Klimaschutzmaßnahme!
    schmutzigen Kohlestrom und andere klimaschädliche            global2000.at/
    Kraftwerke auch in Zukunft genug Strom haben wird.           atomkraft-gegen-klimawandel

6   GLOBAL NEWS – ANTIATOM
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
Gemeinsam gegen Krško                                    • Türhänger
Das slowenische AKW Krško liegt in einem gefährli-       • Info-Folder und
chen Erdbebengebiet nur 70 Kilometer von Österreich      • Unterschriftenlisten
entfernt. Erst kürzlich wurden neue Risse im Boden
rund um das Gelände entdeckt. Bei einem Starkbeben       Gemeinsam mit Ihnen werden wir möglichst viele
droht der Super-GAU direkt vor unserer Haustür, denn     Menschen über die Gefahren des AKW Krško aufklären
der 40 Jahre alte Reaktor ist nicht darauf ausgelegt.    und Unterschriften sammeln, um politischen Druck für
                                                         dessen Abschaltung aufzubauen.
Damit Sie auch Ihre Verwandten, FreundInnen und
NachbarInnen davon überzeugen können, unsere For-
                                                         Infos zu den Aktionspaketen und
derungen mit ihrer Unterschrift zu unterstützen, haben   Bestellmöglichkeiten finden Sie auf
wir für Sie Aktionspakete geschnürt. Diese enthalten     global2000.at/aktionspakete-krsko

Und wie geht‘s mit
Mochovce 3 weiter?                                       Atomaufsicht hat unsere Stellungnahme jedoch
                                                         genauso abgetan wie die Warnung, dass der
Erst Anfang des Jahres haben wir wieder Bild-            Uralt-Reaktortyp gegen den Absturz von mo-
material von einem Whistleblower bekommen.               dernen Verkehrsflugzeugen nicht gerüstet ist.
Darauf sieht man planlose Bohrungen in den
hermetischen Kammern des Reaktors. GLOBAL                Nun hat GLOBAL 2000 die Notbremse gezogen
2000 hat zum Entwurf der Betriebserlaubnis               und vor dem slowakischen Verwaltungsgericht
offiziell Stellung genommen. Wir fordern darin           gegen die Betriebserlaubnis berufen. Wir werden
unter anderem, dass Lösungen für die immer               solange immer neue Skandale aufdecken, bis
noch unbehobenen Baumängel im Keller des                 das immer teurer werdende unwirtschaftliche
Projekts präsentiert werden. Die slowakische             und unsichere Projekt Geschichte ist.

                                                                                                                7
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
WERTVOLLES WASSER
    Sauberes Trinkwasser direkt aus der Leitung trinken ist für uns normal. In der
    Ostukraine ist es hingegen normal, dies keinesfalls zu tun, weil es die Gesundheit
    gefährdet. In den letzten Jahren hat sich jedoch an vielen Orten die Trinkwasser-
    versorgung enorm verbessert. Wie, erzählt uns Julia Drumel, Leiterin des GLOBAL
    2000 Projekt Tschernobyl-Kinder.

    GLOBAL NEWS: Warum ist die Trinkwasser-                 Wie reagieren die Kinder, wenn sie plötzlich
    qualität in der Ostukraine so schlecht?                 Wasser aus der Leitung trinken dürfen?
                                                            Sie sind fassungslos und fragen immer wieder nach,
    Julia Drumel: Da spielen mehrere Faktoren zusam-        ob das auch wirklich wahr ist.
    men. Es handelt sich um ein ehemaliges Bergbaugebiet
    und um den Schauplatz des Atomunfalls von Tscher-       Diese Anlagen sind kostspielig,
    nobyl, zusätzlich fehlen strenge Umweltauflagen für     wie werden sie finanziert?
    die Müllverbrennung. Die Qualität des „Trinkwassers“    Dank unserer sehr engagierten Partner, mit denen wir
    ist daher häufig völlig unzureichend, aus der Leitung   in diesem Bereich seit 2008 zusammenarbeiten: die
    trinken strengstens verboten. Das schärft man den       Stadt Wien und Wiener Wasser.
    Kindern schon von klein auf ein.
                                                            Wie viele Anlagen sind denn dank dieser
    Wie versorgen sich die Menschen                         großzügigen Mithilfe schon in Betrieb?
    mit Trinkwasser?                                        Nach 16 weiteren im vergangenen Frühjahr sind es
    Wer Geld hat, kauft Mineral- oder gereinigtes Wasser    insgesamt bereits 136 Anlagen, die zehntausenden
    zu. Leider sind aufgrund des militärischen Konflikts     Kindern und ihren Angehörigen täglich sauberes
    und der Coronapandemie immer mehr Menschen                    Wasser spenden.
    auf humanitäre Hilfe von außen angewiesen.
    Viele Familien müssen sich sogar Geld für                           Wie funktionieren
    Nahrungsmittel leihen. Daher trinken die                             die Ultrafiltrationsanlagen?
    Kinder zwar abgekochtes, aber ungefiltertes                          Sie entfernen alle Schmutzpartikel und
    Leitungswasser. Dieses ist jedoch mit Nitrat,                       Krankheitserreger, wie Legionellen, Fäkal-
    Blei oder Bakterien belastet.                                     keime, Enterokokken, Typhus-, Cholera- oder
                                                                    Corona-Viren, aus dem Wasser. Heraus kommt
    Eines der Standbeine des Projekts ist                      mikrobiologisch reines Trinkwasser, beim dem trotz
    die Versorgung der Kinder mit sauberem                  feinster Filtration die gesunden Mineralien erhalten
    Trinkwasser. Wie funktioniert diese?                    bleiben.
    GLOBAL 2000 installiert Ultrafiltrationsanlagen in
    Einrichtungen für Kinder, wie Spitälern, Schulen,
    Internaten und Kindergärten.

8   GLOBAL NEWS – PROJEKT TSCHERNOBYL-KINDER
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
BIG BUSINESS
FÜR DIE GROSSEN
Wie befürchtet, hat die EU-Kommission im April der Neuen Gentechnik (NGT)
Tür und Tor geöffnet – ohne Sicherheitsprüfungen, sollten wir das nicht verhindern
können. Damit ist auch Österreichs Landwirtschaft in Gefahr. Warum es jetzt
wichtiger denn je ist, unsere Vorreiterrolle für Gentechnikfreiheit zu bewahren,
erläutert GLOBAL 2000-Gentechniksprecherin Brigitte Reisenberger.

GLOBAL NEWS: Ist jetzt das eingetreten,                  Bietet die NGT tatsächlich Antworten auf die
wovor du bereits gewarnt hast?                           Klimakrise in der Landwirtschaft?
Brigitte Reisenberger: Ja, die EU-Kommission will        Nein, weil man sie weder kontrollieren kann noch die
die Sicherheitsvorkehrungen für die Neue Gentechnik      Auswirkungen kennt. Innovative Sortenentwicklung
weitgehend entfernen und weicht damit EU-Gentech-        braucht keine Gentechnik. Sie bringt durch Selektion
nikgesetze und das Vorsorgeprinzip auf.                  am Feld robuste und geschmackvolle Sorten hervor.
                                                         Die von der Industrie angepriesenen klimafitten Sorten
Steht Österreichs Gentechnikfreiheit                     der NGT sind hypothetisch. Wir haben das genau un-
jetzt auf dem Spiel?                                     tersucht – bislang sind das nur leere Versprechen ohne
Ja, aber noch ist es nicht zu spät, denn in den kom-     viel dahinter.
menden Landwirtschafts- und Umweltministerräten
müssen die zuständigen MinisterInnen zum Vorstoß
der EU-Kommission Stellung beziehen.

Was sagen die zuständigen
MinisterInnen in Österreich?
Gesundheitsminister Mückstein und Umweltministerin
Gewessler haben sich beide bereits für strenge Zulas-
sungsverfahren, strikte Regulierung und klare Kenn-
zeichnung ausgesprochen. Die Haltung von Landwirt-
schaftsministerin Köstinger ist noch unklar.

Was passiert, wenn die Neue Gentechnik
unreguliert zugelassen wird?
Dann landen auf unseren Äckern und Tellern manipu-
lierte Lebensmittel ohne Kennzeichnung. Das wäre
fatal, denn ohne Risikobewertungen sind unsere
Umwelt und Gesundheit in Gefahr.

Wer profitiert denn von der Neuen Gentechnik?
                                                             Status quo
Es ist Big Business für die Großen. Jedes Unternehmen,
das die Technologie nutzen will, muss an die Patent-         Weltweit werden erst zwei NGT-Pflanzen kommer-
inhaber Lizenzen zahlen. Das können sich nur große           ziell angebaut, in den USA: ein herbizidresistenter
Konzerne leisten. Und die haben teilweise bereits                     Raps und eine Sojasorte mit weniger
exklusive Lizenzverträge unterzeichnet.                                  Transfetten. Im Jänner hat Japan
                                                                            einen angeblich blutdrucksenkenden
Welche Auswirkungen haben diese                                               NGT-Paradeiser zugelassen und
Patente auf Bauern und Bäuerinnen?                                            ein glutenfreier NGT-Weizen wurde
Steigende Saatgutpreise, eine beschränkte Auswahl                             bereits entwickelt.
und neue Abhängigkeiten.

                                                         SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT – GLOBAL NEWS     9
ANBAUEN ERNTEN GENIESSEN - im Kreislauf der Natur - Ausgabe 2 / 2021 - Global 2000
AUF UNKRAUT BAUT, ...
     … wer Vielfalt liebt. Wie jedes Jahr seit Anfang der 2000er-Jahre haben wir auch
     am vergangenen 28. März wieder den „Tag des Unkrauts” begangen, Ehrentag der
     Ausgestoßenen und Missachteten unter den Pflanzen. An diesem Tag zollen wir allen
     wilden und unangepassten Pflanzenrebellen – quasi den ungebetenen Gästen im
     penibel gestutzten englischen Garten – den ihnen gebührenden Respekt. Warum
     das Unkraut seinen Namen so gar nicht verdient, erklärt GLOBAL 2000-Biodiversi-
     tätsexperte Dominik Linhard.

     GLOBAL 2000: Lieber Dominik, warum                                 chen Schaden, aber im Garten haben viele
     ist Unkraut für dich ein Unwort?                                    zu Unrecht einen schlechten Ruf und
                                                                         grundsätzlich hat jedes Kraut seinen Sinn
     Dominik Linhard: Das „Un“ am Beginn eines                          im Kreislauf der Natur.
     Wortes kehrt oft Gutes in Schlechtes um:
     Unding, Ungeduld, Unmut, Unfug. Und eben                         Welche Rolle spielen denn nun
     Unkraut. In Anbetracht seiner bedeutenden Rolle            Wild- oder Beikräuter in der Natur?
     in der Natur sollte dieses eher „Beikraut“ oder „Wild-   Sie sind immens wichtig für den Erhalt der Artenviel-
     kraut“ heißen.                                           falt, etwa als wertvolle Futterpflanzen für gefährdete
                                                              Insekten. Ich spreche natürlich nicht von eingeschleppten
     Aber Unkräuter wachsen trotzdem                          Kräutern, die heimische Arten verdrängen, wie das
     meist dort, wo wir sie nicht haben wollen?               Drüsige Springkraut oder der Japanische Staudenknö-
     Ja, das stimmt. Trotzdem ist nicht jedes Unkraut böse.   terich. Aber in Österreich stehen drei von fünf heimi-
     Manchmal verursachen Beikräuter auch wirtschaftli-       schen Farn- und Blütenpflanzen bereits auf der Roten

10   GLOBAL NEWS – SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT
Liste der gefährdeten Arten, darunter früher häufige        Kann man Beikräuter nicht auch
Acker-Beikräuter wie die Kornrade.                          gegen Schädlinge einsetzen?
                                                            Ganz genau, das ist ein weiterer Pluspunkt. Auch in
Wie kann man GärtnerInnen                                   der Gartenarbeit können Beikräuter nützlich sein.
Wildkräuter schmackhaft machen?                             Kräuterauszüge von Brennnessel, Kamille, Rainfarn
Du hast dir deine Frage schon selbst beantwortet:           oder Ackerschachtelhalm schützen Gemüse- und
Wildkräuter sind nämlich häufig tatsächlich essbar          Zierpflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge.
und sehr schmackhaft: Ackersenf, Ackerdistel, Gänse-
blümchen, Giersch, Gundelrebe, Hirtentäschel, Melde,        Aber werden in Österreich neben Privatgärten
Schafgarbe. Sie passen gut in Salate und lassen sich        und Gemeindeflächen nicht sogar Friedhöfe und
getrocknet zu leckeren Gewürzen und Tees verarbeiten.       Bahntrassen vom Unkraut befreit?
Und sie schmecken nicht nur gut, sondern wirken zu          Ja, leider und das nicht durch simples Ausrupfen, son-
Salben oder Tinkturen aufbereitet häufig sogar heilend.     dern auch mittels verschwenderischem Einsatz von
Bei Halsweh hilft zum Beispiel Spitzwegerichtee.            Pestiziden. Im österreichischen Pflanzenschutzmittel-
                                                            register sind 521 Mittel gegen Beikräuter aufgelistet,
Und was ist mit Löwenzahn                                   alleine 121 für den privaten Gebrauch. 2019 gingen in
und Brennnessel?                                            Österreich 1.150 Tonnen Unkrautvernichter über den
Also auch diese beide schmecken wunderbar in Sala-          Ladentisch, ein Viertel davon war das von der WHO als
ten. Aber abgesehen davon ist die Brennnessel eine          wahrscheinlich krebserregend eingestufte Glyphosat
wichtige Nahrungsquelle für die Raupen von rund 50          und ein weiteres ist das fortpflanzungsschädigende
Schmetterlingsarten und der Löwenzahn wiederum              Nervengift 2,4 D, auch als Agent Orange im Vietnam-
bietet aufgrund seiner langen Blütezeit vielen tierischen   krieg bekannt.
Besuchern Nahrung. Und ist er einmal verblüht, sind die
Samen seiner Pusteblume bei Vögeln wie dem Stieglitz        Was empfiehlst du privaten GärtnerInnen,
beliebt.                                                    die sich trotz allem einen „gepflegten“ Garten
                                                            wünschen?
Das heißt also, dass wir Beikräuter                         Unerwünschte Kräuter händisch entfernen und einen
in unseren Gärten tolerieren sollen?                        Bereich schaffen, in dem Wildkräuter ungestört wach-
Ja, denn von den 700 heimischen Bienenarten und             sen dürfen. Solche „wilden Ecken“ sind wertvolle Ver-
den 4.000 Schmetterlingsarten ist bereits die Hälfte        stecke für gefährdete Tierarten. GLOBAL 2000 setzt
gefährdet. Wer auf Unkraut baut, hilft Arten schützen.      sich mit der Initiative Nationalpark Garten dafür ein,
Es braucht mehr Natürlichkeit in unseren Landschaften,      wieder mehr Natur in unsere Gärten und Gemeinden zu
Gemeinden und Gärten.                                       bringen.

                                       Tipps für mehr Artenvielfalt im Garten
                                       • Beikräuter tolerieren
                                       • auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten
                                       • nur torffreie Erde benutzen
                                       • Lebensräume für heimische Arten schaffen
                                       • beim Nationalpark Garten von GLOBAL 2000, unserem
                                         landesweiten Netzwerk an individuellen Schutzgebieten
                                         für Tiere und Pflanzen, mitmachen und
                                       • sich über Wildkräuter, Bienen, Schmetterlinge, Eidechsen,
                                         Frösche & Co freuen

                                       Machen Sie mit beim Nationalpark Garten
                                       Halten Sie die erforderlichen Richtlinien ein und tragen Sie
                                       Ihre Grünoase, egal ob Garten, Balkon oder Blumenkistl unter
                                       nationalparkgarten.at in unsere interaktive Österreichkarte
                                       ein. Die Aktion richtet sich an Privatpersonen, Schulen, Vereine,
                                       Unternehmen und Gemeinden.

                                                            SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT – GLOBAL NEWS     11
WIR BLEIBEN DRAN!
     Bald ist es eineinhalb Jahre her, dass wir die Europäische BürgerInneninitiative
     (EBI) „Bienen und Bauern retten“ gestartet haben. Seither hat es zwar auf europä-
     ischer Ebene überraschend positive Entwicklungen gegeben, in Österreich jedoch
     eher Rückschritte. GLOBAL 2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden
     zieht Zwischenbilanz.

12   GLOBAL NEWS – SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT
GLOBAL NEWS: Wozu habt ihr „Bienen                        das auch bei den österreichischen Plänen für die Um-
und Bauern retten“ ins Leben gerufen?                     setzung der GAP.
Helmut Burtscher-Schaden: GLOBAL 2000 ver-
folgt damit gemeinsam mit anderen europäischen            Österreich hat seinen vorläufigen
NGOs ein eigentlich überlebenswichtiges Ziel: Wir         Strategieplan zur Umsetzung der GAP ja
brauchen endlich eine bienen- und klimafreundliche        im April präsentiert. Ihr habt ihn unter
Agrarpolitik in der EU.                                   die Lupe genommen, nicht wahr?
                                                          Ja, wir haben ihn uns gemeinsam mit unseren EBI-
Warum gerade zu diesem Zeitpunkt?                         PartnerInnen der Österreichischen Berg- und Kleinbäu-
Wir wussten, dass zwei Jahre später, also bis Ende            erInnen Vereinigung (ÖBV), der „Biene Österreich“
2021, mit der so genannten „Gemeinsamen Ag-                        und BirdLife genau angesehen. Darin geht es
rarpolitik“ (GAP) die Weichen für die Zukunft                        um nicht weniger als die Frage, an welche
der europäischen Landwirtschaft gestellt                              konkreten Maßnahmen Agrarförderungen
würden. Und wenn wir dem Artensterben                                 im Umfang von 2,2 Milliarden Euro pro Jahr
und der Klimakrise Einhalt gebieten wollen,                           in den kommenden sieben Jahren geknüpft
müssen wir unsere landwirtschaftliche Pro-                            werden. Wir haben untersucht, ob mit den
duktionsweise grundlegend ändern. Deshalb                           darin vorgeschlagenen Maßnahmen acht der
forderten wir mit unserer EBI den vollständigen                  wichtigsten Ziele des Green Deal erfüllt werden
Ausstieg aus Pestiziden bis 2035.                         können. Das Ergebnis war ernüchternd: Sechs davon
                                                          würden klar verfehlt.
Dachtet ihr nicht, euer Ziel bereits erreicht
zu haben, als die EU-Kommission ihre konkreten            Steht im Strategieplan 2021 viel Neues drin?
Pläne für den Europäischen Green Deal                     Nein, gar nicht. Die vorgeschlagenen „neuen“ Maßnah-
präsentierte?                                             men unterscheiden sich nur geringfügig von den bishe-
Ja, das waren wirklich bahnbrechende Zielvorgaben,        rigen aus vergangenen Förderperioden. Von letzteren
die die neue EU-Kommission im Mai 2020 präsentiert        wissen wir aber bereits, dass sie keine nennenswerten
hatte: Der Einsatz von Pestiziden sollte bis 2030         Verbesserungen bewirkt haben.
halbiert und der Rückgang von Bienen und anderen
Bestäubern „umgedreht“ werden. Das war wirklich           Wie kann es jetzt weitergehen?
ermutigend.                                               Jetzt setzen wir unsere Hoffnungen aufs Österrei-
                                                          chische Parlament. Ein Strategieplan, von dem wir
Wie will die Kommission                                   schon heute wissen, dass er seine Ziele verfehlt, darf
das erreichen?                                            keine parlamentarische Mehrheit erhalten. Er gehört
Mit den Geldern der GAP. In den darauffolgenden           dringend nachgebessert. Zumindest die Ziele der
sieben Jahren würden mehr als 500 Milliarden Euro an      EU-Kommission zum Schutz von Bienen und anderen
öffentlichen Geldern in die europäische Landwirtschaft    Bestäubern sowie zur Reduktion des Pestizideinsatzes
fließen. Und die Vorgabe der EU-Kommission war klar:      und zum Klimaschutz sind von der österreichischen
Diese Gelder müssen entscheidend zum Erfolg des           Landwirtschaftspolitik unbedingt mitzutragen.
Green Deal beitragen.

Gibt es bei den Verhandlungen zur
GAP nicht auch Bremserstaaten?
Ja, ich würde sogar sagen, dass die Bremser in der
                                                              Gemeinsam sind wir stark
Mehrheit sind. Und das ist ein echtes Problem. Aber           Jede Unterschrift für unsere EBI „Bienen und
so richtig entsetzt waren wir bei GLOBAL 2000 als             Bauern retten“ unterstützt unsere Forderungen
wir herausfanden, dass die österreichische Landwirt-          und erhöht den politischen Druck.
schaftsministerin Elisabeth Köstinger eine feder-
führende Rolle unter den Bremsern einnimmt.                   Über 600.000 Unterschriften – offline und online
                                                              – haben wir bereits gesammelt. Bis Ende Septem-
Wie seid ihr da dahinter gekommen?                            ber brauchen wir eine Million. Wenn Sie noch nicht
Es begann mit geleakten Dokumenten aus dem Rat                unterschrieben haben, holen Sie das bitte auf
der AgrarministerInnen, die uns zugespielt wurden.            global2000.at/bauern-und-bienen-retten
Diese zeigten, dass Österreich an vorderster Front da-        ganz schnell nach und motivieren Sie auch Freun-
für kämpfte, die gesetzlich verbindliche Pestizidreduk-       dInnen, Familie und NachbarInnen. Jede Stimme
tion und die stärkere Verankerung des Bienenschutzes          zählt. Danke für Ihre Unterstützung.
auf EU-Ebene zu verhindern. Und leider zeigt sich

                                                          SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT – GLOBAL NEWS     13
BAUERNHOF DER
     ZUKUNFT ...
     … ein Kooperationsprojekt von GLOBAL 2000, Zurück zum Ursprung und Hofer.
     Genug, gutes und gesundes Essen für alle? Das ist möglich. Im Rahmen von „Land-
     wirtschaft der Zukunft“ blickt GLOBAL 2000-Experte für nachhaltigen Konsum
     und Landwirtschaft Martin Wildenberg gemeinsam mit engagierten Bio-Landwir-
     tInnen in ein nachhaltiges Morgen der Landwirtschaft.

     GLOBAL NEWS: Der Bauernhof der Zukunft ist                  Und wie sieht dieses Mit-der-Natur-Arbeiten aus?
     ein zentraler Baustein einer Landwirtschaft der             Es bedeutet, dass ich die natürlichen Prozesse mitdenke
     Zukunft. Wie soll er aussehen?                              und in der landwirtschaftlichen Praxis berücksichtige.
                                                                 Dann bin ich weniger abhängig von zugekauften Inputs
     Martin Wildenberg: Es ist ein klimaneutraler, land-         und fossiler Energie und besser an die lokale Umwelt
     wirtschaftlicher Betrieb, der nicht nur die Artenvielfalt   angepasst.
     fördert, sondern zusätzlich auch mit den Herausforde-
     rungen der Klimakrise zurechtkommt.                         Was machen eure Pilotbetriebe
                                                                 anders als die großen?
     Ist „Klimaneutralität“ nicht ein                            In Murau gibt es Bergbauernhöfe mit teils nicht mehr
     etwas missverständlicher Begriff?                           als zehn Milchkühen. Das bedeutet aber nicht, dass
     Missverständlich ist vor allem, wie man sie erreicht. Am    diese nicht hochprofessionell sind. Und sie sind näher
     Papier geht das ja auch durch den Zukauf von CO2-Zer-       an einer Landwirtschaft der Zukunft dran als hoch-
     tifikaten. Dieser ist für GLOBAL 2000 allerdings keine      technisierte Massenhaltungsbetriebe. Der Schauerhof
     Option, denn in unserem Kooperationsprojekt sollen          in Mariahof erzeugt seinen Strom mit Photovoltaik und
     sich die Betriebe ja weiterentwickeln und ohne                   experimentiert mit neuesten Technologien: Die be-
     Emissionen wirtschaften.                                            reiten Gülle auf, berechnen mit einem Hofma-
                                                                           nagement-System ihre CO2-Emissionen, die
     Wie sehen die konkreten Schritte                                        übrigens deutlich geringer sind als durch-
     zur Umsetzung des Bauernhofs der                                        schnittlich. Und ihre Kühe können das ganze
     Zukunft aus?                                                            Jahr über ins Freie. Tierwohl ist nämlich
     GLOBAL 2000 arbeitet gemeinsam mit                                     auch ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen
     Zurück zum Ursprung und Hofer mit zwei                               Landwirtschaft.
     Pilotbetrieben daran: ein Milchviehbetrieb in der
     Obersteiermark und ein Ackerbetrieb im Waldviertel.         Was wollt ihr mit dem Projekt erreichen?
     Mit ihnen werden wir in den nächsten eineinhalb Jahren      Impulse geben, die Bio-Landwirtschaft weiterentwi-
     praxistaugliche Lösungen für eine zukunftsfitte Land-       ckeln und dafür sorgen, dass ein Bewusstsein für eine
     wirtschaft entwickeln und testen. Wir arbeiten dabei        zukunftsfähige, klima- und biodiversitätsfreundliche
     mit einem agrarökologischen Ansatz ‒ also mit der           Landwirtschaft entsteht: bei LandwirtInnen, Handel
     Natur und nicht gegen sie.                                  und KonsumentInnen.

14   GLOBAL NEWS – SCHWERPUNKT ERNÄHRUNG & LANDWIRTSCHAFT
WALD IN GEFAHR?
Halb Österreich ist mit Wald bedeckt und er spielt hierzulande eine zentrale
Rolle: als Nutzwald, als Erholungs- und Ausflugsgebiet, zur Erreichung
unserer Klima- und Artenschutzziele. GLOBAL 2000-Biodiversitätsexperte
Dominik Linhard erklärt, warum der Wald unseren Schutz braucht.

GLOBAL NEWS: Bis vor kurzem war mit dem Wald                Könnte man den Wald wieder klimafit machen?
doch alles in Ordnung, oder?                                Ja, wenn im Wald standortgerechte Baumarten wach-
Dominik Linhard: Es sah zumindest so aus. Dann hat          sen. Ein klimafitter Wald ist arten- und strukturreich,
jedoch der Borkenkäfer die Folgen des Klimawandels          weniger „ordentlich“, mit Unterwuchs und Totholz. Da
schonungslos aufgezeigt.                                    entsteht ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und
                                                            Nützlingen.
Warnen WissenschaftlerInnen im Zusammen-
hang mit der Klimakrise nicht schon lange                   Wurden im europäischen Green New Deal
vor dem Borkenkäfer?                                        nicht auch Ziele für den Wald formuliert?
Ja, aber man hat nicht auf sie gehört. In Österreich        Ja, z.B. dass im Durchschnitt zehn Prozent des Waldes
wachsen großflächig Monokulturen aus Fichten, auch          außer Nutzung gestellt werden. Mit seinem hohen Wald-
an Stellen, wo sie von Natur aus nie wachsen würden.        anteil kommt Österreich hier eine wichtige Rolle zu. Das
Diese „Fichtenäcker“ sind vor Schädlingen einfach           Ziel muss daher unbedingt in die Österreichische Wald-
nicht gefeit.                                               und Biodiversitätsstrategie.

Warum wird der Wald mit dem                                 Wie stehen Politik und Interessen-
Schädlingsbefall nicht fertig?                              vertreterInnen zu diesem Ziel?
Die Fichten sind auf den für sie unnatürlichen Standorten   Landwirtschaftskammer und Bauernbund bilden eine
nicht robust genug, weil es etwa zu trocken ist. Das        breite Front dagegen. Ihr Motto lautet “Schützen durch
Ökosystem Wald ist auch nur dann widerstandsfähig,          Nützen”. Sie behaupten tatsächlich, dass künstliche
wenn es artenreich ist. Seinen vollen Artenreichtum         Forste einen höheren Beitrag zum Schutz von Biodi-
erreicht der Wald aber erst ab einem Alter von mindes-      versität und Klima leisten als natürliche Wälder und
tens 200 Jahren. So alt werden unsere forstwirtschaft-      Urwälder. Dabei können die Artenschutz- und Klima-
lich genutzten Wälder aber kaum. Sie sind „aufgeräumt“      ziele nur dann erfüllt werden, wenn wir größere Teile un-
und artenarm. Das gefährdet viele Tiere, wie etwa           serer Wälder schützen statt (aus)nützen. Und GLOBAL
Bockkäfer, die zum Nisten Totholz brauchen. Kein            2000 wird sich genau dafür einsetzen. Denn der Wald
Totholz, keine Bockkäfer.                                   braucht unseren Schutz.

                                                                                         BIODIVERSITÄT – GLOBAL NEWS    15
VISIONEN VON
     HEUTE FÜR DAS
     LEBEN VON
     MORGEN

     „Gemeinsam besser” ist ein neues Format von GLOBAL 2000: unsere
     neue Podcast-Serie. Hier plaudern alle 14 Tage die GLOBAL 2000-
     RedakteurInnen Martin Aschauer und Eva Gänsdorfer mit Menschen
     über ihre Visionen und ihren Einsatz für eine bessere Zukunft.

     „Gemeinsam besser“                                          Die Entscheidung Lebensmittelretterin zu werden,
     „Gemeinsam besser“ berichtet über AbenteurerInnen           entstand vor sechs Jahren während Cornelias Mitarbeit
     und TräumerInnen, die sich mit viel Kreativität, Fantasie   beim GLOBAL 2000-Projekt „Schenk mir dein Prob-
     und Neugier als AkteurInnen eines besseren Lebens           lem“. Hier lernte sie auch ihre spätere Mitbegründerin
     sehen und sich dafür einsetzen. Die Ansätze unserer         von „Unverschwendet“ kennen. Mittlerweile haben sie
     GesprächspartnerInnen könnten unterschiedlicher nicht       und ihr Team gemeinsam mehr als 150 Tonnen Lebens-
     sein, doch haben diese Menschen alle eines gemein:          mittel gerettet. Alles, was zu klein, groß, dünn oder
     Sie sind rebellisch, mutig, risikofreudig und vielleicht    unregelmäßig ist, kommt bei „Unverschwendet“ ins
     auch ein wenig verrückt ‒ im positiven Sinn.                Glas und wird so gerettet.

     Denn sie haben den Anspruch, die Welt besser zu             Theresa Imre, „Markta“
     machen. Eigentlich sind es genau Leute wie sie, die den     Theresa Imre und ihr regionaler Lebensmittel-
     Unterschied machen. Mit unserem Podcast wollen wir          Marktplatz „Markta“ werden immer mehr zum
     noch mehr Menschen dazu ermutigen, selbst Teil der          Synonym für Regionalität und Genuss.
     Lösung zu werden und sich zu trauen, ihre Ideen für
     eine nachhaltige Zukunft auch wirklich umzusetzen.          Bei „Markta“ wird das Angebot von hunderten kleinen
                                                                 Familienunternehmen in einem innovativen Kreislauflo-
     Cornelia Diesenreiter, „Unverschwendet“                     gistik-Zentrum eingepackt und vor die Haustür gelie-
     Lebensmittel sind zu kostbar, um sie zu weg-                fert. Kleinbauern- und bäuerinnen hatten davor kaum
     zuschmeißen. Das ist Cornelias Devise. Mit                  die Möglichkeit in große Strukturen des Lebensmittel-
     „Unverschwendet“ gibt sie Lebensmitteln                     handels einzuliefern. Mit „Markta“ hat sich das geän-
     eine zweite Chance.                                         dert. Damit hat das Unternehmen letztlich die landwirt-
                                                                 schaftlichen Strukturen neu gedacht und revolutioniert.

16   GLOBAL NEWS – PODCAST – GEMEINSAM BESSER
„Gem         A lle
                                                                      Podc eins am b
                                                                          as t s z          es se
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                                                                         globa    n  S ie         ren
                                                                                l 20 0 a u f
                                                                              podc      0 . at/
                                                                                     ast

Elias Bohun, „traivelling“                                „GAP-Solutions“ schließt, wie der Name schon sagt,
Der 20-Jährige Elias hat sich für die Reisebranche        die Lücke zwischen Energie verbrauchender Wohnbau-
Großes vorgenommen. Er will sie ökologischer              technologie und ökologischem, nachhaltigen Wohnbau
gestalten.                                                als Eigenversorger-Kraftwerk.

Eine Bahnkarte nach Hanoi wollte er sich nach der         Die hier vorgestellten Menschen
Matura besorgen, denn er wollte mit dem Zug ganz          stehen für viele weitere ...
weit weg reisen. Dabei musste er feststellen, dass das    … mit revolutionären Ideen für eine nachhaltigere
gar nicht so einfach ist. Das wollte Elias ändern, denn   Zukunft. Von der Sonnenstrom-Tausch-Plattform
Bahnreisen sind wesentlich ökologischer als Flugreisen.   „e-friends“ über die Lebensmittel-App „To good to
Er gründete sein eigenes Reisebüro für Zugfernreisen      go“ bis hin zur Klimaschutz-Community „Glacier“. Der
„traivelling“.                                            Podcast „Gemeinsam besser“ wirft persönlich und
                                                          exklusiv einen Blick hinter die Kulissen von bereits
Johann und Rudolf Aschauer,                               umgesetzten, nachhaltigen Projekten. Joschka Brangs,
„GAP-Solutions“                                           ebenfalls Mitarbeiter bei GLOBAL 2000, spricht in
Ein Scheitern der Klimakrise? Inakzeptabel,               eigenen „Specials“ mit Menschen, die sich aktivistisch
dachten die beiden. Denn die richtige Technologie         im Umweltschutz engagieren. Unser Podcast bietet
ist vorhanden, um in Europa CO2 zu senken.                somit spannende Abwechslung und animiert zum
                                                          Nachahmen.
Mit ihrem der Bienenwabe nachempfundenen, ökolo-
gischen Solarwaben-Fassaden-Konzept erreichen die                    Co-funded by the
beiden Mühlviertler energetische Dämmeffekte, wofür                  Erasmus+ Programme
es sonst zwei Meter dicke Dämmstoffe brauchen würde.                 of the European Union

                                                                        PODCAST – GEMEINSAM BESSER – GLOBAL NEWS   17
#WECHOOSEREUSE
     So heißt die neue Kampagne, die wir gemeinsam mit der internationalen Bewegung
     Break Free From Plastic ins Leben gerufen haben. Unser Ziel: bessere Rahmenbe-
     dingungen für Abfallvermeidung.
     TEXT VON LENA STEGER, GLOBAL 2000-RESSOURCENSPRECHERIN

     Einweg schadet Mensch und Natur
     Einweg macht Müll. Es wird Material verschwendet und
     es entstehen Kosten durch Umweltverschmutzung und
     Entsorgung. Aber da es nicht die Produzenten sind, die
     zur Kasse gebeten werden, sondern indirekt wir Kon-
     sumentInnen, haben erstere einen unfairen Wettbe-
     werbsvorteil gegenüber Mehrweg. Hier setzt GLOBAL
     2000 an: Wir fordern faire Bedingungen für nachhaltige
     Mehrwegsysteme. Sie packen das Müllproblem an der
     Wurzel, indem sie nachhaltige Konsumgewohnheiten
     fördern und geschädigte Ökosysteme ‒ und damit
     unsere Gesundheit ‒ entlasten.

     Mehrweg ist DER Weg
     Mehrweg ist für viele Bereiche des täglichen Lebens      an Verpackungsmüll verursacht hat. Hier ist auch Mehr-
     DIE Lösung. Nehmen wir etwa unser aller Start ins        weg die Lösung: Pfand-Behälter. Die Liste aller Be-
     Leben: JedeR von uns verbraucht als Baby rund 4.000      reiche, in denen Mehrwegsysteme Sinn machen, lässt
     Wegwerfwindeln, das macht eine Tonne Windelmüll          sich beliebig lange fortsetzen: Mehrweg-Trinkflaschen,
     pro Kopf. Mit Baumwoll-Stoffwindeln ‒ idealerweise       -Geschirr für Events, -Umzugskartons und -Versand-
     aus biologischer Herstellung ‒ kommen Eltern hinge-      taschen, Unverpackt-Läden, Putzmittel und Kosmetika
     gen mit 20 bis 30 Stück durch die gesamte Wickelzeit.    zum Abfüllen, Menstruationstassen, usw.

     Oder denken wir an den To Go-Bereich, der gerade         #WirWählenMehrweg
     in den letzten Monaten aufgrund der coronabedingt        Mit #WeChooseReuse setzen wir uns europaweit für
     geschlossenen Gastronomie geboomt und Unmengen           bessere Rahmenbedingungen für Wiederverwendung
                                                              ein und fordern EntscheidungsträgerInnen auf eine
                                                              bessere Basis für Abfallreduktion zu schaffen.

                                                              Wir zeigen auf, wie enorm viele Unternehmen es be-
                                   16 %                       reits gibt, die Zero Waste-Systeme zu ihrem Kernge-
                 24 %             Sonstiges                   schäft gemacht haben. Damit Wirtschaft und Politik
                 Plastik                      5%              nicht weiterhin die Produktion von Einwegprodukten
                                       Glas & Keramik
                                                              pushen, haben wir am 16. Juni, anlässlich des interna-
                            Müll in           7%              tionalen „Nachfülltags“ (Refill Day), medienwirksam
                           der Natur          Papier          einen von vielen Mehrweg-überzeugten BürgerInnen
                                                              unterzeichneten offenen Brief an die Entscheidungs-
                                        13 %
                                         Metall
                                                              trägerInnen geschickt. Die Botschaft lautete: Wir sind
                    35 %                                      bereit für politische Veränderung. Danke für Ihre zahl-
                   Zigaretten
                                                              reiche Unterstützung. Wir bleiben dran und halten Sie
                                                              auf dem Laufenden.

                                                              Alle Infos zu unserer Mehrweg-Kampagne
     Was in Österreich am häufigsten weggeworfen wird.        finden Sie auf global2000.at/wechoosereuse

18   GLOBAL NEWS – RESSOURCEN
(Vorzeige-)Geschichten, die das Leben schreibt

Ich habe Andrea Lunzer in ihrer „Maß-Greißlerei“           Wie lange betreibst du die Maß-Greißlerei
in Wien besucht und mit ihr über ihr Zero-Waste-          schon und wie wurde sie angenommen?
Unternehmen geplaudert.                                   Wir haben im Jänner 2014 als erster Unverpackt-Laden
                                                          im gesamten deutschsprachigen Raum eröffnet. Dem-
Lena Steger: Was hat dich veranlasst                      entsprechend groß war der Ansturm von Presse und
deine Maß-Greißlerei zu eröffnen?                         KonsumentInnen.

Andrea Lunzer: Ich war in der Biolebensmittel-            Waren die Leute am Anfang gar nicht skeptisch?
Branche tätig und da wurde mir klar, warum es trotz       Es ist eine gänzlich neue Art einzukaufen, also mussten
existierender Alternativen keine Veränderungen gibt.      wir die Menschen an das System heranführen. Aber
Die Produzenten arbeiten nämlich mit den Verpackungs-     jetzt gibt es schon mehrere Läden wie meinen, das
herstellern und -händlern eng zusammen. Also mit          Wissen hat sich verbreitet.
jenen, deren Geschäftsmodell auf das Inverkehrbringen
möglichst vieler Verpackungen aufgebaut ist. 2012         Was muss passieren, dass mehr Menschen
habe ich dann Unfold, eine Initiative zur Förderung       an Zero Waste-Konzepten teilnehmen?
nachhaltiger Verpackungslösungen, ins Leben gerufen.      In Österreich wird vorwiegend im Supermarkt einge-
Wir berieten Unternehmen in Handel und To Go-Gas-         kauft, daher muss dort das Angebot an unverpackter
tronomie hinsichtlich Zero Waste. Aber es war noch        Ware und Pfandartikeln ausgeweitet werden. Und die
zu früh dafür, viele wollten das Risiko nicht eingehen.   Menschen sollten ihren Ernährungsstil überdenken,
Daher beschloss ich, selbst einen Vorzeigebetrieb zu      denn wer sich hauptsächlich von verarbeiteten Produk-
starten.                                                  ten ernährt, wird an Verpackung kaum vorbei kommen.

                                                                                       RESSOURCEN – GLOBAL NEWS     19
BAUSTELLE
     AWG-NOVELLE
     Nun ist er da, der Entwurf der Abfallwirtschaftsgesetz (AWG)-Novelle. Mit einem
     Jahr Verspätung sollen damit endlich EU-Kreislaufwirtschaftspaket und -Einweg-
     kunststoff (SUP)-Richtlinie sowie einzelne Punkte aus dem Regierungsprogramm
     in Österreich umgesetzt werden.
     TEXT VON LENA STEGER, GLOBAL 2000-RESSOURCENSPRECHERIN

     Ausgangspunkt der AWG-Novelle ist das EU-Kreis-             angekündigt. Wir fordern eine deutliche Anhebung der
     laufwirtschaftspaket, das die Kreislaufwirtschaft           Quoten. Ziel ist schließlich eine Trendumkehr.
     fördern, den Wert von Produkten, Stoffen und Res-
     sourcen so lange wie möglich erhalten und möglichst         Und wie steht‘s mit Pfand?
     wenig Abfall erzeugen soll. Die Mitgliedstaaten                  Dazu kommt die Einwegkunststoff-Richtlinie der
     sollten das Paket in eigene Gesetze gießen und                       EU, bei der es darum geht, Plastikmüll zu
     für dessen Umsetzung sorgen. Die Frist dazu                            reduzieren um Umwelt und Meere zu scho-
     endete am 5. Juli 2020, also vor fast einem                             nen. Auch diese soll in der AWG-Novelle
     Jahr. Mittlerweile ist auch schon die erste                              in Österreich umgesetzt werden. Die darin
     Mahnung von der EU-Kommission ins „Hohe                                  enthaltenen Vorgaben für Plastikflaschen
     Haus“ geflattert.                                                       sind glasklar und würden dem Pfandsystem
                                                                           den Boden ebnen. Doch auch hier ist die Re-
     Absatz- statt Angebotsquote                                       gierung viel zu zögerlich: Sie will Einwegpfand-
     Mehrwegsysteme sind altbewährt, funktionieren ein-          systeme in Pilotprojekten testen. Das ist völlig unnötig,
     wandfrei und sind gelebte Kreislaufwirtschaft. Die          es gibt international genug Erfahrung damit. In Europa
     AWG-Novelle enthält zwar Maßnahmen zur Steigerung           zeigen 135 Millionen Menschen aus zwölf Staaten
     des Mehrweg-Anteils, künftig sollen alle Supermärkte        bereits vor, wie es geht. Und dass die Menschen
     mit mehr als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche be-           gerne mitmachen, wissen wir nicht nur aus anderen
     stimmte Quoten an Mehrweg-Getränkeverpackungen              EU-Staaten, sondern auch aus Österreich: Die 2-Weg-
     anbieten. Doch wer soll das Angebot in den einzelnen        PET-Pfandflasche von Vöslauer wurde im sonst pfand-
     Supermärkten überprüfen? Und wer garantiert, dass           freien Österreich zu 98 Prozent zurückgebracht.
     Mehrweg-Getränke zwar angeboten, aber nicht preis-
     lich unattraktiv gestaltet oder nachteilig in den Regalen   Mit Ihnen an unserer Seite wird GLOBAL 2000 eine
     platziert werden? GLOBAL 2000 fordert statt der             Stellungnahme einbringen und sich weiterhin für eine
     aktuellen Angebots- eine Absatzquote.                       Ressourcen-Trendwende einsetzen.

     Enttäuscht sind wir auch darüber, dass alle Mehrweg-
     Maßnahmen deutlich weniger ambitioniert sind als            Holen Sie sich alle Infos zum Thema auf
     ursprünglich im 3-Punkte Plan gegen die Plastikflut         global2000.at/pfandsystem-oesterreich

20   GLOBAL NEWS – RESSOURCEN
CHANCE AUF
EINEN NEUSTART
Beim von der EU geförderten Projekt System:Reset geht es genau darum.
Ein solcher Neustart, also ein Reset, erfordert Tatkraft, Mut und neue Ideen.
System:Reset ermöglicht Menschen ihre Zukunftsvisionen von Europa zu teilen.
Marlene Hirt ist für GLOBAL 2000 ehrenamtlich mit dabei und schildert ihre
Eindrücke.

                                                         mente. Eines davon ist eine Traumreise ins Jahr 2030.
                                                         Wir stellen uns vor, wie wir künftig wohnen wollen und
                                                         da sprudeln die Ideen nur so: in riesigen Betonbunkern,
                                                         in grün bewachsenen Hobbithöhlen. Aber das, was alle
                                                         verbindet, ist der Wille zu einem Wandel hin zu einer
                                                         sozialen und klimagerechten Gesellschaft.

                                                         Ihr arbeitet ja zu viert an den Workshops.
                                                         Gibt‘s da so etwas wie Arbeitsteilung?
                                                         Ja, klar. Ich habe beispielsweise die Aufgabe über-
                                                         nommen, mit den TeilnehmerInnen die aktuelle EU-
                                                         Klimapolitik kritisch zu betrachten. Dazu musste ich
                                                         mich natürlich im Vorfeld in die Thematik einarbeiten.
                                                         Zusätzlich kümmere ich mich um die Dokumentation
                                                         der Ergebnisse. Und damit uns nichts über den Kopf
                                                         wächst, ist das A-Team von GLOBAL 2000 laufend mit
                                                         uns in Kontakt. Dadurch haben wir Ansprechpersonen
                                                         und gleichzeitig den Raum, unsere eigenen Ideen um-
                                                         zusetzen und Erfahrungen zu machen.
GLOBAL NEWS: Liebe Marlene, was hat dich
dazu gebracht, dich ehrenamtlich bei GLOBAL              Was hat dir dein Engagement
2000 und System:Reset zu engagieren?                     bei GLOBAL 2000 gebracht?
                                                         Ich habe GLOBAL 2000 besser kennengelernt und ein
Marlene Hirt: Vor allem die Frage der Klimakrise und     gutes Bild von der Arbeit einer Umwelt-NGO bekom-
der bestehenden sozialen Probleme. Ich habe mir ge-      men. Besonders dankbar bin ich für den inspirierenden
meinsam mit drei weiteren Freiwilligen Gedanken dazu     Kontakt zu Menschen, denen die Zukunft genauso am
gemacht, wie unser Leben in Europa aussehen kann,        Herzen liegt wie mir. Nach jedem Workshop habe ich
wenn wir diese Krisen lösen wollen. Wir haben uns        den Eindruck, bereits Teil eines Neustarts zu sein.
hingesetzt und Workshops für junge Menschen erar-
beitet. Es war uns klar, dass es keine einfache Lösung
für unsere Probleme gibt. Weil die aktuellen Krisen
jedoch die Schwächsten unserer Gesellschaft verhält-
nismäßig am stärksten betreffen, haben wir bei der           Gerne können auch Sie sich bei
Suche nach Lösungen darauf geachtet, gerade diese            GLOBAL 2000 engagieren. Interessiert?
Menschen einzubinden.
                                                            Dann melden sie sich bei
                                                            miriam.bahn@global2000.at oder
Wer ist denn die Zielgruppe für eure Workshops?             werfen Sie einen Blick auf
Junge Menschen, denen ihre Zukunft ein großes Anlie-        global2000.at/werde-aktiv
gen ist. Unsere Workshops haben unterschiedliche Ele-

                                                                               GLOBAL 2000-AKTIVE – GLOBAL NEWS    21
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