Anreize für Breitbandinvestitionen steigern - DIW Berlin
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Anreize für Breitbandinvestitionen steigern Eine leistungsfähige Breitband-Infrastruktur trägt Der Ausbau der Breitband-Infrastruktur wirkt sich Ferdinand Pavel fpavel@diw-econ.de unbestritten zu Wachstum und Beschäftigung bei. sehr positiv auf Wachstum, Beschäftigung und In Deutschland ist die Breitband-Infrastruktur im Wettbewerbsfähigkeit aus – besonders in wissens- internationalen Vergleich nur von durchschnitt- basierten Volkswirtschaften wie Deutschland.1 licher Qualität. Um dies zu verbessern, sieht die Verschiedene empirische Studien konnten dies in Breitbandstrategie der Bundesregierung sowohl den letzten Jahren eindrucksvoll demonstrieren eine flächendeckende Mindestversorgung als auch (Abbildung 1). Für Deutschland wird geschätzt, den gezielten Ausbau von Hochleistungsnetzen dass der Anschluss bisher unterversorgter Gebie- der nächsten Generation vor. Ungeachtet der zu te sowie der Ausbau des bestehenden Netzes auf erwartenden wirtschaftlichen Effekte und der kla- deutlich höhere Bandbreiten zu einem zusätzli- ren politischen Vorgaben geht der Ausbau jedoch chen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von sehr langsam voran. Dies deutet darauf hin, dass 2,4 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren die Rahmenbedingungen für Investitionen deut- führt. Dabei entsteht nur etwa ein Viertel des zu- lich verbessert werden müssen. sätzlichen Wachstums als direkter Mehrwert aus dem Ausbau des Breitbandnetzes. Der deutlich größere Teil resultiert aus Produktivitätszuwäch- sen, Effizienzgewinnen und Innovationen infolge der Nutzung der Netze. Handlungsbedarf beim Breitbandausbau in Deutschland Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Verbreitung von Breitband-Internetver- bindungen nur im Mittelfeld. In anderen Staaten wird insbesondere der Ausbau von zukunftsfä- higen Hochgeschwindigkeitsnetzen wesentlich aktiver vorangetrieben. So basieren bereits heute ein Fünftel aller Breitbandanschlüsse in Schwe- den auf Glasfasernetzen, in Südkorea und Japan sogar fast die Hälfte. Auch in den USA ist diese Technologie auf dem Vormarsch (Abbildung 2). Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft zu stärken und die gesamtwirt- schaftlichen Effekte realisieren zu können, sollte 1 Der Beitrag basiert auf Heuermann, A., Meinen, P., Njoume Ekango, A., Pavel, F., Wissmann, D. : Konzepte zur Förderung von Breitbandinvestitionen im internationalen Vergleich. Policy Paper der DIW econ und Detecon International im Auftrag der Deutschen Telekom AG, www.diw-econ.de/de/publikationen.html. Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 49/2009 855
Anreize für Breitbandinvestitionen steigern Abbildung 1 gerfristig sollen auch diese flächendeckend an- geboten werden. Zusätzliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts durch Investitionen in Breitbandnetze In Prozent innerhalb von fünf Jahren Ungeachtet des aktuellen Handlungsbedarfs und der politischen Zielsetzung sind entsprechende USA Maßnahmen bisher nur in vergleichsweise gerin- 3,90 (Gartner Dataquest) gem Umfang erfolgt. So hat etwa die Deutsche Telekom rund drei Milliarden Euro in den Ausbau Schottland (Centre for Economics 2,50 ihres VDSL-Netzes investiert. Dies ist deutlich and Business Research) weniger als die Investitionsplanungen von Un- ternehmen in den USA, Japan und Italien (Ab- Deutschland (Katz et al. 2009) 2,40 bildung 3). Daher liegt der Schluss nahe, dass die Anreize für den weiteren Ausbau der Breitband- Südkorea Infrastruktur und insbesondere für Investitionen (Ministry for Information 1,31 and Communications) in Breitbandnetze der nächsten Generation der- zeit in Deutschland nur gering sind. Australien 0,82 (Regierung) Um den Ausbau moderner Breitbandnetze in dem volkswirtschaftlich sinnvollen und politisch USA (Criterion Economics, L.L.C.) 0,80 erwünschten Maß voranzubringen, sollten die regulatorischen und industriepolitischen Rah- USA menbedingungen einer kritischen Prüfung unter- 0,56 (Brooking Institute) zogen werden, besonders im Hinblick auf die von ihnen ausgehenden Investitionsanreize. Neuseeland (Economist 0,35 Intelligence Unit) Öffentliche Investitionen sind kein 0 1 2 3 4 Königsweg Quelle: DIW econ und Detecon. DIW Berlin 2009 Vor dem Hintergrund des hohen Investitions- bedarfs und der zurückhaltenden Umsetzung entsprechender Vorhaben erscheint es zunächst insbesondere der Ausbau von Netzen der nächs- naheliegend, den Ausbau der Breitbandnetze ten Generation, wie beispielsweise Glasfasernet- durch ein staatliches Investitionsprogramm zu ze, deutlich beschleunigt werden. Schätzungen beschleunigen. Aber die Rolle des Staates soll- gehen davon aus, dass dafür bis 2020 Investi- te aufgrund ordnungspolitischer Überlegungen tionen zwischen 36 und 50 Milliarden Euro er- besser in wohl definierten Grenzen gehalten forderlich sein werden.2 werden. So ist es wahrscheinlich, dass ein staat- liches Investitionsprogramm private Investoren zurückdrängen, Wettbewerb blockieren und unter Ambitionierte Ziele der Bundesregierung Umständen auch Mitnahmeeffekte ermöglichen wird. Darüber hinaus gibt es beim Ausbau neu- Die Bundesregierung hat die Bedeutung der artiger Hochgeschwindigkeitsnetze erhebliche Breitband-Infrastruktur erkannt und im Frühjahr Unsicherheiten hinsichtlich der technologischen 2009 ihre Breitbandstrategie mit ambitionierten Entwicklung, der Kosten für Tiefbaumaßnahmen, Zielen vorgelegt.3 So soll bis Ende 2010 eine Breit- der Entwicklung der Nachfrage und der tatsäch- band-Grundversorgung mit einer Übertragungs- lich benötigten Bandbreite. Private Investoren rate von mindestens einem Megabit pro Sekunde können diese Risiken besser einschätzen. Neben für alle Haushalte in Deutschland gewährleistet Spezialisierungsvorteilen und größerer Erfah- werden. Darüber hinaus sollen bis Ende 2014 rung ist dies vor allem darin begründet, dass die mindestens 75 Prozent der Haushalte Zugang realistische Kalkulation der Risiken im ureige- zu Hochleistungsanschlüssen mit Übertragungs- nen Interesse privater Investoren liegt, während raten von 50 Megabit pro Sekunde erhalten, die politische Entscheidungsträger nicht unmittelbar bisher nur sehr begrenzt verfügbar sind. Län- für ihre Fehleinschätzungen haften müssen und mögliche Verluste auf die Allgemeinheit übertra- gen können (Principal-Agent-Problem). 2 Vgl. Katz, R. L. et al.: Die Wirkung des Breitbandausbaus auf Arbeits- plätze und die deutsche Volkswirtschaft. Polynomics Olten, Schweiz 2009. Diese Überlegungen lassen sich am Beispiel Aus 3 BMWi: Breitbandstrategie der Bundesregierung. 2009. traliens illustrieren, eines viel beachteten Beispiels 856 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 49/2009
Anreize für Breitbandinvestitionen steigern für ein umfangreiches staatliches Investitionspro- Abbildung 2 gramm zum Aufbau eines Hochleistungsnetzes. Breitbandpenetration nach Technologien1 Im April 2009 kündigte die Regierung Investitio- Anschlüsse je 100 Einwohner nen von 43 Milliarden Dollar (27 Milliarden Euro) in den Aufbau eines New National Broadband Net- Spanien 16,5 OECD-Durchschnitt (22,4) works an, an dem der Staat eine Beteiligung von mindestens 51 Prozent halten will.4 Ungeachtet Japan 9,1 der positiven ökonomischen Wirkung dieser In- vestitionen kommt eine Analyse zu dem Ergeb- Österreich 19,9 nis, dass die Kosten um geschätzte acht bis zwölf USA 10,3 Milliarden Euro über dem Nutzen liegen.5 Dies ist vor allem einer unzureichenden Erwägung Deutschland 25,4 technischer Alternativen wie des Einsatzes von Funktechnologien sowie der unzulänglichen Be- Frankreich 26,6 rücksichtigung von Risiken in Bezug auf die pri- vate und öffentliche Nachfrage geschuldet. Großbritannien 22,4 Finnland 25,9 Der im Bundestagswahlkampfs in Deutschland diskutierte Vorschlag zum Aufbau einer Breitband Schweden 19,1 AG ist ähnlich zu beurteilen.6 Auch hier steht die Beschleunigung des Ausbaus der Breitbandnetze Südkorea 7,7 im Vordergrund der Überlegungen. Die grund- sätzlichen Bedenken gegen derartige Programme Schweiz 23,2 sowie die Erfahrungen in Australien verdeutli- Niederlande 21,8 chen, dass dies der falsche Weg ist. Stattdessen sollte der Ausbau der Breitband-Infrastruktur pri- 0 10 20 30 40 mär durch private Investoren erfolgen, während (A)DSL Glasfaser öffentliche Investitionen nur dort vorgenommen Kabel Andere werden sollten, wo die Bereitstellung moderner Breitbandtechnologie nicht rentabel ist. 1 DSL, Kabel, Mobilfunk (außer 3G, Wifi) und Festnetz, sofern jeweils mindestens 256 Kbit/s Download- Geschwindigkeit erreicht werden, sowie FTTx. Quelle: OECD Broadband statistics (2008), eigene Berechnungen. DIW Berlin 2009 Gezielte öffentliche Förderung in benachteiligten Regionen Abbildung 3 In den letzten Jahren wurden Programme zur Geplante Investitionen in Glasfasernetze bis 2013 Förderung des Breitbandausbaus in benachtei- In Milliarden Euro ligten Regionen in einigen Ländern der EU im- plementiert. Ähnliches erfolgte im Rahmen des Verizon (USA) 15,74 American Recovery and Reinvestment Act in den USA. Auch in Deutschland stehen im Rahmen einer Reihe unterschiedlicher Förderprogramme NTT (Japan) 12,32 (einschließlich der Mittel aus dem Konjunkturpa- ket II) im Jahr 2010 ungefähr 83 Millionen Euro Telecom Italia 9,24 zur Verfügung.7 Auch wenn, wie oben erläutert, AT&T (USA) 2,87 4 Minister for Broadband,Communications and the Digital Economy: New National Broadband Network. Joint Media Release of the Prime Minister, Treasurer, Minister for Finance, Minister for Broadband, 2009, www.minister.dbcde.gov.au/media/media_ France Telecom 2,19 releases/2009/022. 5 Ergas, H., Robson, A.: The Social Losses from Inefficient Infra- structure Projects – Recent Australian Experience – Strengthening Iliad Free (Frankreich) 0,55 Evidence-based Policy in the Australian Federation. Productivity Commission Round Table, 17–18 August 2009. 6 Vgl. insbesondere den sogenannten Deutschland-Plan des Kanzler- kandidaten der SPD, Frank-Walter Steinmeier (Die Arbeit von Morgen). 0,0 2,5 5,0 7,5 10,0 12,5 15,0 7 Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrar- struktur und des Küstenschutzes“ (GAK). 2008, 2009 und 2010 stehen jeweils zehn Millionen Euro bereit. Die Gemeinschaftsaufgabe „Ver- Quelle: Pyramid Research 2008: Fibre in the last mile. DIW Berlin 2009 besserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) sieht bis 2013 einen Betrag von 60 Millionen Euro zur Förderung von Breitband- anschlüssen für Gewerbebetriebe vor. Im Rahmen des Zukunftsinves- titionsgesetzes (ZuInvG) werden nach eigenen Berechnungen in den Jahren 2009 bis 2011 173 Millionen Euro für den Breitbandausbau Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 49/2009 857
Anreize für Breitbandinvestitionen steigern Abbildung 4 zent für die Glasfaserinfrastruktur zu realisieren.8 Ferner ist jeder Betreiber eines Glasfasernetzes, Öffentliche Breitbandinvestitionen der ein Gebäude erschließt, gehalten, anderen im Jahr 2010 In Euro pro Kopf Anbietern unabhängig von der Marktposition den Zugang so zu gestatten, dass sie ihre Dienste 7,19 7 anbieten können, ohne erneut eine Erschließung des Gebäudes vornehmen zu müssen.9 6 Auch die Breitbandstrategie der Bundesregierung 5 regt die Nutzung von Synergien beim Infrastruk- turausbau durch die Öffnung und Mitnutzung 4,21 4 von vorhandenen öffentlichen und privaten Einrichtungen der anderen Infrastrukturberei- 3,15 3 che an. Die hierzu vorgesehenen Maßnahmen umfassen die Mitnutzung bestehender Netze 2 von Bundesbehörden, den Aufbau eines Infra- strukturatlasses mit Leerrohrinformationen, den 1,01 Aufbau einer Baustellendatenbank für Straßen- 1 baumaßnahmen, um dort Leerrohre kostengüns- 0 tig verlegen zu können, sowie eine Ausweitung USA Finnland UK Deutschland der steuerlichen Absetzungsmöglichkeiten für Handwerkerrechungen auf Breitbandausbau in Quelle: DIW econ. DIW Berlin 2009 Gebäuden.10 Diese Maßnahmen gehen in die richtige Richtung, greifen insgesamt jedoch zu kurz. Vielmehr sollte die gemeinsame Nutzung von Leerrohren für Telekommunikationsnetz- der Hauptanteil der notwendigen Investitionen betreiber über ein Transparenzangebot und über durch private Akteure getätigt werden sollte, ist Neubaumaßnahmen hinaus für alle existierenden dieser Betrag vergleichsweise gering und liegt geeigneten Kapazitäten verpflichtend sein. Insbe- deutlich unter den Ausgaben anderer Länder zur sondere wäre eine Ausweitung auf kommunale Förderung des Ausbaus der Breitbandinfrastruk- Abwasserkanäle eine effiziente Möglichkeit für tur in benachteiligten Gebieten (Abbildung 4). Netzbetreiber, ohne hohe Tiefbaukosten Zugang zu jedem Haushalt zu bekommen. Darüber hin- aus ist auch ein innovativer Regelungsansatz für Synergieeffekte beim Infrastrukturausbau einen effizienten Haus- und Wohnungszugang notwendig. Wichtige Elemente hierbei sind Stan- Tiefbauarbeiten verursachen 60 bis 80 Prozent dards für die Breitbandverkabelung von Neubau- der Gesamtkosten beim Ausbau von Breitband- ten, ein diskriminierungsfreier Zugang zu bereits netzen der nächsten Generation. Diese Kosten gelegter Verkabelung in bestehenden Gebäuden, können erheblich reduziert werden, wenn die die Zertifizierung von Gebäuden nach der Quali- Nutzung vorhandener Leerrohre von Telekommu- tät der Breitbandverkabelung sowie hinreichende nikationsbetreibern sowie von Betreibern anderer Wahlmöglichkeiten der Bewohner. Versorgungsnetze wie Strom, Gas, Wasser und Eisenbahnen ermöglicht und wenn nötig auch durchgesetzt wird. Aus der internationalen Pra- Kooperationen zwischen Netzbetreibern xis ist hier vor allem das Beispiel Frankreichs zu zulassen nennen. Die Regulierungsbehörde ARCEP stellt sicher, dass Gemeinden bei Arbeiten an beste- Sowohl die hohen Investitionskosten als auch henden Versorgungsinfrastrukturen eine spätere die spezifischen Risiken beim Ausbau von Breit- Verlegung von Glasfaser ermöglichen, um eine bandnetzen lassen sich ökonomisch sinnvoll auf geschätzte Kostenersparnis von bis zu 65 Pro- mehrere Investoren verteilen. Dies wird bereits in einigen Ländern erfolgreich praktiziert. So arbeitet in der Schweiz etwa Swisscom mit Ka- ausgegeben, vgl. DIW econ: Richtig Investieren II. www.diw-econ. de/ de/downloads/DIWecon_Richtig_investieren_II.pdf. Eine grobe Schätzung ergibt somit für 2010 (in Millionen Euro): 10 GAK + 15 GRW (60/4 Jahre) + 58 ZuInvG (173/3 Jahre) = 83 Millionen Euro. In 8 ARCEP: L’intervention des collectivités territoriales dans les commu- einzelnen Bundesländern besteht darüber hinaus die Möglichkeit, nications électroniques – Points de repère sur le déploiement du très die Breitbandversorgung durch Mittel aus dem „Europäischen Fonds haut débit (FTTH - fibre optique jusqu’à l’abonné). 2008. für regionale Entwicklung“ (EFRE) und dem „Europäischen Landwirt- 9 ARCEP: Présentation des projets de décision et de recommanda- schaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) zu tions soumis à consultation publique par l’ARCEP. 2009. fördern. 10 BMWi: Breitbandstrategie der Bundesregierung. 2009. 858 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 49/2009
Anreize für Breitbandinvestitionen steigern belnetzanbietern und Elektrizitätswerken im Rah- netzen, rückkanalfähigen Kabel-TV-Netzen und men von Bau- oder Investitionspartnerschaften gegebenenfalls Funknetzen wie WiMAX rentabel am Ausbau eines Glasfasernetzes (fibre suisse). möglich. In diesen Regionen kann der Wettbe- In den Niederlanden kooperieren KPN und der werb durch eine symmetrische, für alle Netzbe- Glasfasernetzbetreiber Reggefiber in ähnlicher treiber verpflichtende Regulierung des Zugangs Weise. Grundsätzlich sollten derartige Modelle zu passiver Infrastruktur wie Leerrohren und auch in Deutschland unterstützt werden. Dazu durch die allgemeine Missbrauchsaufsicht hin- bedarf es vor allem der Schaffung eines klaren reichend gesichert werden. wettbewerbsrechtlichen und regulatorischen Rahmens. In Regionen mit mittlerer Bevölkerungsdichte, in denen nur ein Breitbandnetz rentabel be- trieben werden kann, ist Regulierung nötig, Regulierung regional differenzieren um den Dienstewettbewerb in diesem Netz zu fördern. Allerdings müssen bei der Regulierung Aufgrund des hohen Anteils fixer Kosten beim von Preisen die speziellen Risiken beim Bau Auf- und Ausbau von Breitband-Infrastruktur neuer Breitbandnetze der nächsten Generation sind regionale Faktoren, insbesondere die Be- berücksichtigt werden. Dies kann durch ad- völkerungsdichte, ein entscheidender Faktor für äquate Risikoverteilungsmechanismen bei der die Höhe der Kosten je angeschlossenem Kunden Preissetzung oder durch die Berücksichtigung und somit für die Wirtschaftlichkeit von Inves- spezifischer Risiken bei der Ermittlung der Ka- titionen und das Preisniveau eines wettbewerbs- pitalkosten erfolgen. Einen guten Orientierungs- fähigen Angebots.11 Um die Anschlusskosten so punkt bietet ein in den Niederlanden beschlos- gering wie möglich zu halten, erfolgen Auf- und senes Preismodell, das unter anderem regional Ausbau von neuer Infrastruktur typischerweise unterschiedliche Entgelte, Rabattoptionen sowie zunächst in Ballungsgebieten. Nur wenn die neu Aufschläge für Nachfrage- und Regulierungs- angebotenen Dienste tatsächlich von den Kunden risiken enthält.14 angenommen werden, erfolgt der flächendecken- de Infrastrukturausbau. Aus diesem Grund ist die Verfügbarkeit von etablierter (DSL) und neuer Digitale Dividende nutzen Breitband-Infrastruktur (beispielsweise VDSL) regional unterschiedlich und der weitere Auf- und Durch Nutzung der Funktechnologie im Fre- Ausbau von Glasfasernetzen konzentriert sich auf quenzbereich des ehemaligen Rundfunk-UHF- Städte und Ballungsgebiete.12 Bandes (LTE) können auch ländliche Räume mit schnellen Breitbandinternetzugängen versorgt Eine investitionsfreundliche Regulierung muss werden. Die Auktion dieser Frequenzen ist be- diese regionale Differenziertheit berücksichtigen. reits für Anfang 2010 vorgesehen. Allerdings Auf diese Weise ließe sich die Regulierungsdichte können hohe Datenraten nur dann angeboten auch besser auf die tatsächlichen Wettbewerbsver- werden, wenn die Frequenzlose nicht auf zu viele hältnisse abstimmen. Einige europäische Länder, Betreiber zersplittert werden. Dies sollte bei der insbesondere Großbritannien und Portugal, ha- Ausgestaltung der Auktionsregeln berücksichtigt ben dies bereits bei der Regulierung von Breit- werden. Darüber hinaus sollte in strukturschwa- bandnetzen berücksichtigt.13 Basierend auf diesen chen Regionen auch ein freiwilliges Frequenzpoo- Erkenntnissen könnte auch der Regulierungs- ling oder ein gemeinsamer Netzbetrieb möglich rahmen in Deutschland angepasst werden. Dabei sein. sollte insbesondere zwischen zwei Regionstypen unterschieden werden: Fazit In Großstädten und Ballungsgebieten mit hoher Bevölkerungsdichte ist Infrastrukturwettbewerb Es besteht breiter Konsens, dass Investitionen in zwischen einem oder zwei Glasfaseranschluss- Breitband-Infrastruktur erheblichen gesamtwirt- schaftlichen Nutzen stiften. Um dieses Potential 11 Vgl. Atkinson, R. D., Correa, D. K., Hedlund, J. A.: Explaining Inter- auszuschöpfen, muss zum einen die bestehende national Broadband Leadership. The International Technology and Infrastruktur durch den Ausbau zu Netzen der Innovation Foundation. Washington DC, 2008, www.innovationpolicy. org. nächsten Generation deutlich verbessert werden. 12 Vgl. den Breitbandatlas des BMWi: Breitbandatlas 2009_1 – Zum anderen müssen bisher unterversorgte Ge- Zentrale Ergebnisse. 13 Für eine ökonomische Bewertung des britischen Regulierungs- biete erschlossen werden. In beiden Bereichen ansatzes vergleiche etwa v. Weizsäcker, C. C.: Regionalisierung der Regulierung im Bitstromzugangs-Markt? Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität 14 Vgl. Bos, R.: Access Pricing: A Key Element in Effective NGN Access Bonn, Discussion Paper C189 2008. Regulation (OPTA). WIK conference, Berlin März 2009. Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 49/2009 859
Anreize für Breitbandinvestitionen steigern verdeutlicht der internationale Vergleich, dass in öffentlichen Förderung des Breitbandausbaus in Deutschland erheblicher Nachholbedarf besteht. benachteiligten Regionen. Dazu müssen Rahmen- Diesen Rückstand aufzuholen ist folgerichtig bedingungen geschaffen werden, die Synergie- auch das Ziel der Breitbandstrategie der Bundes- effekte beim Infrastrukturausbau ermöglichen, regierung. Allerdings wird angesichts der bisher Kooperationen zwischen Netzbetreibern zulassen sehr geringen Investitionen deutlich, dass hier- und die Ausgestaltung des Regulierungsrahmens JEL Classification: für vor allem die politischen und regulatorischen in Abhängigkeit von regionalen Wettbewerbsver- O38, L51 Rahmenbedingungen für Investitionen in Breit- hältnissen entwickeln. Schließlich sollten auch Keywords: band-Infrastruktur deutlich verbessert werden die frei werdenden Rundfunkfrequenzen (und Government Policy, müssen. Dies erfordert ein klares Bekenntnis zum damit die digitale Dividende) zur Versorgung Economics of Regulation Vorrang privater Investitionen, verbunden mit der ländlicher Räume genutzt werden. 860 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 49/2009
Wochenbericht Nr. 49/2009 vom 2. Dezember 2009 Impressum DIW Berlin Mohrenstraße 58 10117 Berlin Tel. +49-30-897 89-0 Fax +49-30-897 89-200 Herausgeber Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann (Präsident) Prof. Dr. Tilman Brück Dr. habil. Christian Dreger Prof. Dr. Claudia Kemfert Prof. Dr. Alexander Kritikos Prof. Dr. Viktor Steiner Prof. Dr. Gert G. Wagner Prof. Dr. Christian Wey Chefredaktion Dr. Kurt Geppert Carel Mohn Redaktion Tobias Hanraths PD Dr. Elke Holst Susanne Marcus Manfred Schmidt Pressestelle Renate Bogdanovic Tel. +49 – 30 – 89789–249 presse@diw.de Vertrieb DIW Berlin Leserservice Postfach 7477649 Offenburg leserservice@diw.de Tel. 01805 –19 88 88, 14 Cent/min. Reklamationen können nur innerhalb von vier Wochen nach Erscheinen des Wochenberichts angenommen werden; danach wird der Heftpreis berechnet. Bezugspreis Jahrgang Euro 180,– Einzelheft Euro 7,– (jeweils inkl. Mehrwertsteuer und Versandkosten) Abbestellungen vonAbonnements spätestens 6 Wochen vor Jahresende ISSN 0012-1304 Bestellung unter leserservice@diw.de Satz eScriptum GmbH & Co KG, Berlin Druck USE gGmbH, Berlin Nachdruck und sonstige Verbreitung – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe und unter Zusendung eines Belegexemplars an die Stabs abteilung Kommunikation des DIW Berlin (Kundenservice@diw.de) zulässig. Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier. 479
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