Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg

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Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
Ausgabe 1 | 2020 | Ja n uar - M ä rz									   w ww.ejn.de

antenne
 Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
2   a ntenne 1 | 2020 | I n halt

                                        THEMA: WENIGER IST MEHR
                                        04     Was haben Jesus und Marie Kondo gemeinsam?
                                        06     Kolumne | Kann Verzicht mehr sein als Verzicht?
                                        07     Unverpackt einkaufen
                                        08     Ich packe meinen Rucksack ...
06                                      09     Verzicht und Umweltbewusstsein
                                        10     Mehr ist mehr.
                                        11     Lebst du voll im Jetzt?

                                        EVANGELISCHE JUGEND NÜRNBERG
                                        12     Jugendstudie
                                        14     Neujahrsempfang
                                        15     Fundraising
                                        16     Personen
                                        17     Dekanatsjugendkammer

10                                      FACHBEREICHE
                                        19 Inklusive Arbeit
                                        20 LUX - Junge Kirche Nürnberg
                                        21 Offene Kinder- und Jugendarbeit

                                        REGIONEN
                                        22 Region Süd
                                        23 Region West

14                                      AKTUELLES | HINWEISE
                                        24 Veranstaltungen
                                        25 Ideen:Werk
                                        26 Mitarbeiter*innenbildung - Jahresprogramm 2020

                                        REDAKTIONSSCHLUSS FÜR DIE AUSGABE 2/2020
                                        IST DER 02.03.2020

20                                      IMPRESSUM
                                        antenne – Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
                                        Herausgeberin: Evangelische Jugend Nürnberg, eckstein, Burgstraße 1-3, 90403 Nürnberg,
                                        Tel. 0911 214 23 00, Fax 0911 214 23 02, ejn@ejn.de, antenne@ejn.de

                                        T. Kaffenberger (V.i.S.d.P.)
                                        Redaktion: I. Braun, M. Buhn, S.Fiedler, C. Grassl, B. Gruß, C. Kalbreier, J. Koops, M. Leupold,
                                        D. Petersen, I. Rebhan, D. Schmid

                                        Layout: Stefanie Fiedler
                                        Coverfoto und -grafiken: Kues/ freepik.com; busbus/ rawpixel.com
                                        Druckerei: Druckwerk Nürnberg
                                        Papier: 100%-Recycling-Papier
                                        Auflage: 1.900 Exemplare

                                        Das Magazin antenne ist ein Organ der politischen Bildung des Jugendverbands. Artikel, die mit dem
                                        Namen des Verfassers oder der Verfasserin gekennzeichnet sind, müssen nicht mit der Meinung der
                                        Redaktion übereinstimmen.
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Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
antenne 1 | 2020 | Vo r wo r t                                                                        3

                                 L ieb e Les er * innen,
                                                        - = +
                                                  Weniger ist mehr.
                                                Für mich bedeutet das:
                                       Weniger Stress und mehr Zeit für mich.
                                     Achtsam mit sich und der Umwelt umgehen.
                                          Öfter Nein sagen und weniger Ja.
                                          Weg von: schneller, höher, weiter.
                                        Hin zu: langsamer, bewusster, besser.
                                    Aber auch: Sich über die neue antenne freuen.

                                             Weniger ist das neue mehr.

                                                     Inge Braun

                                                                                    Foto: Matt Rich/ unsplash.com
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4   a ntenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i s t m eh r

              Was haben Jesus und
              Beide sind keine Fans davon, Dinge anzuhäufen. Der         Beispiel gefällig? Das Kriterium, das Marie Kondo ver-
              reiche junge Mann, der Jesus fragt: „Ich halte schon       wendet, um Dinge auszusortieren, heißt: „Does it
              alle Gebote, was muss ich noch tun, um in Gottes           spark joy in you?“ - „Erfüllt es dich mit Freude?“ Sie
              Reich zu kommen?“, bekommt zur Antwort: „Verkaufe          stellt also zu keiner Zeit infrage, dass man an Dingen
              alles, was du hast, und gib das Geld den Armen.“ Das       seine Freude haben kann und darf. Man möge doch
              macht ihn traurig, weil er sich nicht trennen kann von     ein bisschen bewusster konsumieren und sich öfter
              seinem Wohlstand.                                          mal an der Qualität von einzelnen Sachen freuen. So
              Als er seine Jünger in die Welt schickt, um die Fro-       weit, so bekannt, das sagt uns auch der Manufactum-
              he Botschaft von Gott zu verbreiten, trägt Jesus ihnen     Katalog.
              auf: „Nehmt kein Geld mit, keine Wechselwäsche und
              keine Tasche für den Weg, sondern verlasst euch ganz       Jesus dagegen stellt ziemlich klar: Zeug macht dich
              auf die Gastfreundschaft der Menschen, die ihr trefft.“    nicht glücklich. Auch nicht wenig, besonders schönes
              Es gibt noch viel mehr solcher Geschichten, in denen       Zeug. Besonders gut kann man das daran sehen, wen
              Jesus den Leuten einschärft, dass sie sich von ihrem       er (in Matthäus 5) selig preist:
              Besitz trennen sollen. Soweit ist er sich mit Marie Kon-
              do einig: Dinge wegzugeben macht dich freier. Weni-        Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist
              ger ist mehr.                                              das Himmelreich.
              Warum ist dann Jesus eigentlich nicht auf Netflix ge-      Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getrös-
              landet? Warum hat er sich nicht mit Aufräumbüchern         tet werden.
              eine goldene Nase verdient? Ich glaube, das liegt da-
                                                                         Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das
              ran, dass er dafür ein bisschen zu radikal war.
                                                                         Erdreich besitzen.
              Was die Ordnungsmanagerin macht, ist im Grunde das
              Gleiche, was jede*r von uns schon lange von der ei-        Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Ge-
              genen Mama gepredigt bekommen hat: Lebe nicht in           rechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
              einem Saustall, dann geht es dir besser. Der Rest von      Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barm-
              KonMari ist eine Mischung aus Lifehacks, die es hun-       herzigkeit erlangen.
              dertfach auf Youtube gibt und ein bisschen Esoterik.
Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
antenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i st m ehr                                                                                         5

Marie Kondo gemeinsam?
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.    ken sind, die am nächsten dran sind an Gottes Gegenwart. Weil
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder        sie sonst nichts haben, was ihr Leben trägt. Kein Reichtum, kein
heißen.                                                               Besitz, keine gesellschaftliche Anerkennung und keine spektaku-
                                                                      lären Fähigkeiten geben ihnen das trügerische Gefühl, ihr Leben
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn
                                                                      selbst im Griff zu haben. Kein idiotensicheres Programm für mehr
ihrer ist das Himmelreich.
                                                                      Lebenszufriedenheit redet ihnen ein, die Leere in ihrem Inneren
                                                                      würde sich mit etwas Diesseitigem füllen lassen. Keine Marie Kon-
Das unterscheidet sich von der Methode Kondo in zwei wichtigen
                                                                      do sagt ihnen, wie sie zu mehr Freude kommen. Nein, Jesus preist
Belangen: Erstens, es geht nicht nur drum, was dir Freude be-
                                                                      diese Menschen selig, weil sie wissen, was alle anderen zu ver-
reitet, sondern wer selig ist, wer in Gottes Reich einen Platz hat.
                                                                      drängen versuchen: Das Gelingen meines Lebens und mein Wert
Also nicht um Wellness, sondern um die Wurst. Und zweitens: Es
                                                                      hängen von nichts anderem ab, als von Gott allein.
geht nicht um Dinge, um Krempel, sondern um alles, was im Le-
ben wichtig ist: Selig sind, die nicht nur nichts haben, sondern      Darin liegt große Freiheit: Freiheit von allen Dingen, allen Macht-
denen etwas Entscheidendes fehlt! Den geistlich Armen fehlt es        verhältnissen, allen Traditionen und menschengemachten Un-
an Zuversicht, den Sanftmütigen an Durchsetzungskraft, den Hun-       gerechtigkeiten. Freiheit, jeden Tag der Mensch zu werden, den
gernden und Dürstenden an Gerechtigkeit! Das sind, wie es auf         Gott geschaffen und angesehen und für sehr gut befunden hat.
dem Schulhof heißt: die Opfer. Die, die keine*r Ernst nimmt – weil    Freiheit, mich den Menschen um mich herum zuzuwenden, mit
sie ein bisschen komisch sind mit ihrer Melancholie. Denen man        dem gleichen Blick: Siehe, sie ist sehr gut. Siehe, er ist sehr gut.
ihr Pausenbrot klauen kann, weil sie so schwach sind. Die es im       Freiheit, mit dem, was mir nicht gelingt, ehrlich umzugehen und
Leben zu nichts bringen, weil sie viel zu gutmütig sind. Die sind     aus der Vergebung zu leben.
laut Jesus selig!                                                     Diese Freiheit gibt es nur bei Gott. Sie entfacht sicher nicht jeden
                                                                      Tag Freude in mir. Aber sie macht aus weniger Haben viel mehr
Das ist deshalb so, weil das Kriterium bei der Methode Jesus nicht
                                                                      Sein – für mich und für andere.
heißt: „Was bringt dir Freude?“, sondern „Was bringt dich näher
zu Gott?“.
Und da betont Jesus immer und immer wieder, dass es die Au-           Text: Johannes Amberg, Pfarrer in LUX Junge Kirche Nürnberg
ßenseiter, die Habenichtse, die psychisch Labilen und die Kran-       Fotos: 246861, RISE/ flickr.com
Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
6               a ntenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i s t m eh r | Ko l um n e

                 h r s e in a l s V e r z ic h t ?
Kann Verzicht me                einen nachhaltigen
                                                               genügsamkeit dageg           en     seh  r.  Ins ofe  rn    ist deren sein, Kon
                                                                                                                                                       sumverzicht als Bestan
                                                                                                                                  teil meiner eigenen Ach
                                                                                                                                                                  tsamkeit, un d
                                                                                                                                                                                  d-
                                                                                                                                                                                  vor
In der Diskussion über                                               Fra  ge,  wie    wir   mi t etwas weniger an                                      w   dra us   machen, sondern
                  den    zur zei  t  zw  ei Begriffe viel die                                           en  sfre ud  e   un  d allem: Keine Sho
Lebensst   il fin                                                    sum etwas mehr          an    Leb                                                            ensentwurf ande-
                 kei t:  Ach tsa  mk   eit und Verzicht. Kon                                             „pr  od uzi  ere  n“     durch den eigenen Leb                            nn
 Aufmerk   sam                                                      antwortlichem Leb            en                                                      auch zu probieren. Da
         sin d  en  g  ver wa  nd   t, denn die Acht- ver                                       f  Da uer   ?  Od  er   läu  ft re animieren, es                                 hil ft,
 Beide                                                               nen. Geht das au                                              darf es auch mal ein
                                                                                                                                                               e App sein, die
          t, so  sie nic  ht nu   r au  f sich selbst be- kön                                Wo    che  n   sch lec  ht   ge-                                                  er da   s
 samkei                                                              n nach ein paar                                                                            wirklichen. Od
                    au  ch der    Ver  zicht als solcher, ma                                           d   mu  ss  sic h  von      diese Wünsche zu ver                              en
         ist,  als                                                                              d  un                                                                        eig en
 zogen                                                          launt durch die Gegen                                              Achtsamkeitstagebuch
                                                                                                                                                                , das den
                                   Lebensführung, die                                           ren, dass man sich
  sind Grundlagen einer                                         sei  ne m   Um   fel d   an hö                                                         en tie rt und deutlich macht,
                      sch  on  t.                                                                          l“,  da  mi  t   die    Verzicht dokum
  unsere   Mit we  lt
                                                                 „doch mal was gön           ne    n  sol                                                         Weg sein kann, son-
                                                                                                                                    dass es nie ein linearer
                                                                      ne wieder besser        wir   d?                                                            und Umwege dazu-
                  Ach tsa  mk  eit  sbe  wegung spielt Lau                                                                          dern dass Rückschläge                            ein
   Bei der                                                                                                                                               gt, dass er mit weniger
           ma  l  vie l  Sel bst  op  timierungsverlan-                                         sst il,   der   sic  h    au  ch gehören. Wer zei                               d  sic  h
   manch                                                                 achtsame Leben                                                                      ude erreicht, wir
             e  gro  ße   Rol le:    We  nn ich achtsam Der                                       sum    art ike l ver  deu   t- mehr an Lebensfre                            ...
   gen ein                                                        durch Verzicht auf Kon                                             vor Followern nicht ret
                                                                                                                                                                  ten können
                                   , wenn es mir besser                                       sehr radikaler Lebens-
   bin, geht es mir besser                                        lich en  kan  n,   ist ein
                                      ereiter. Oder aber:                                            den Grundkonsens
    geht, bin ich leistungsb                             da s     en  twurf. Denn er stellt
                                          um  geh e, ist                                                                              Text: A.Chtsam
    Wenn ich achtsam mi
                                 t mir                                                                   s in Frage: Ich
                                           ßst ab für  me  i-      un seres Wirtschaftssystem                                         Foto: Prateek Katyal/ pex
                                                                                                                                                                els.com
                                  er Ma                                                                                        i-
    ein selbstverständlich                                         kon  sum   ier e,  als o bin ich. Konsumverwe
                                     n Kolleg*innen und                                           vieles, was viele an-
    nen Umgang mit meine                                           gerung, Verzicht auf
     Freund*innen.                                                                                ar begreifen, fördert
                                                                   dere als unverzichtb
                                                                                                             heißt die De-
                                                                           Widerspruch. Insofern
             mk  eit    un d    Sho   pp  ingwahn gehen den                                       h  sel  bst  und mit an-
     Achtsa
                                            eit un d  Sel bst -     vis e: Achtsam mit sic
                                    tsamk
     nicht zusammen, Ach
Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
antenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i st m ehr                                                                                                 7

                       Unverpackt einkaufen
„Denken hilft“, steht auf einem meiner        er das nicht einzeln verpacken soll. Das       abwälzen. Doch zusätzlich zum politischen
Lieblings-T-Shirts. Für das Konsumver-        versteht der nicht.“ Ein Blick auf die Eti-    Druck auf die Industrie kann jede*r Einzel-
halten in unserer westlichen reichen Welt     ketten der Ware verrät: fast ausnahmslos       ne durch sein bewusstes Einkaufsverhalten
gilt das auf jeden Fall. Doch gerade beim     „Made in China“. Die Kund*innen interes-       einen Beitrag fürs große Ganze leisten.
Konsum spreizt sich die Bewusstseinssche-     siert es offenbar nicht. Ihr Ökogewissen ist
re weit auf. Besonders in den Städten pro-    zufrieden, wenn sie an der Kasse die Frage
fitieren wir von einer enormen Bandbreite     „Brauchen S‘ ein Sackerl?“ selbstzufrieden
                                                                                                 Übrigens: Auch bei uns in der Me-
an Einkaufsmöglichkeiten. Dass es nicht       verneinen.
                                                                                                 tropolregion lässt es sich vortrefflich
nachhaltig ist, in drei Lagen Plastik gewi-
                                                                                                 unverpackt einkaufen – probiert es
ckeltes Gemüse beim Discounter zu kaufen,     Hundert Meter weiter, ein wenig abseits
                                                                                                 mal aus!
hat sich herumgesprochen. Anders sieht es     in einer Gasse gelegen, findet sich einer
beim Thema Online-Shopping aus. Beim          der vier Wiener Unverpacktläden. Im Ge-            Ausgewählte Beispiele:
Blick in die Papiertonnen und Gelben Ton-     spräch mit dem Gründer äußere ich mein             Unverpackt-Läden in Nürnberg Go-
nen tun sich Konsumabgründe auf: Pfer-        Staunen ob der zwei räumlich so nahe               stenhof, Erlangen und neuerdings
defutter, Olivenöl, Schuhe, Handyzubehör      beieinanderliegenden Konsumwelten. Der             auch in Fürth
– Berge von Kartonagen, Füllmaterial und      engagierte Kämpfer für nachhaltiges Wirt-
Plastikfolien sprechen Bände. Im Ringen       schaften hat seine Position gefunden: „Ja,         Saisonales Bio-Gemüse: Bauer Sip-
mit der Bequemlichkeit zieht das Bewusst-     der Irrsinn rennt. Aber darauf darf man            pel, Verkaufsstand am Hauptmarkt,
sein auch junger Konsument*innen oft den      sich nicht konzentrieren.“ Auch wenn es            dienstags und freitags von 7 bis 10
Kürzeren.                                     umständlicher ist, Nudeln, Gewürze oder            Uhr (legendär gut und sensationell
                                              Putzmittel in mitgebrachte Behälter zu             günstig!)
Drastisch erkennt man das Nebeneinan-
                                              füllen und abzuwiegen, entscheiden sich
der der verschiedenen Haltungen in einer
                                              seine Kund*innen bewusst für diese Art             Wochenmärkte in vielen Nürnberger
Weltstadt wie Wien. In einer der größten
                                              des Einkaufens: bio, regional, unverpackt.         Stadteilen, Infos unter
Einkaufsstraßen beobachte ich in einem
                                              Inzwischen spielen auch die Hersteller mit         www.nuernberg.de/internet/
Laden die Verkäuferinnen beim Auspacken
                                              und bieten ihm als Händler große Gebinde           marktamt/wochenmaerkte.html
einer Warenlieferung. Mühsam entfernen
                                              an, denn nur so kann viel Verpackung und
sie von jeder Handtasche, jedem Schal und
                                              damit Wohlstandsmüll eingespart werden.
jeder Mütze, die sie in der Auslage drapie-
                                                                                             Text und Fotos: Claudia Mönius, Kulturwissenschaftlerin,
ren, die Plastikfolie. Auf den Verpackungs-   Zwar brauchen wir dringend systemische         Mutmacherei
wahn angesprochen, meint der Chef lapi-       Änderungen und dürfen nicht die ganze          Grafiken: Big Cat Creative/ creativemarket.com;
dar: „Sagen Sie mal dem Chinesen, dass        Verantwortung auf die Verbraucher*innen        Obsidian19/ wikipedia.org
Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
8          a ntenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i s t m eh r

Ich packe meinen Rucksack ...
Gemeinsam mit meinem Freund war ich           du vermisst?“. Bis man dort ist, bleibt alles   Ein Punkt, an dem ich lange überlegt habe,
Anfang 2019 ein halbes Jahr in Südamerika     ungewiss.                                       ist die Schminke. Im Endeffekt habe ich
unterwegs. Gestartet sind wir in Peru, wo                                                     keine eingepackt, worüber ich mich im
                                              Klar hat man am Ende zu viel dabei, vor
mein Freund einen Spanischkurs besucht                                                        Nachhinein sehr freue. So etwas braucht
                                              allem in der Reiseapotheke, aber man weiß
hat. Dann ging es durch Ecuador, Kolum-                                                       man auf Reisen einfach nicht.
                                              ja nie. Die schlimmsten Befürchtungen
bien, Panama und Costa Rica bis nach Kuba
                                              werden allerdings selten wahr. Ich hatte        Alles, was man dann doch vergessen hat,
– durch mehrere verschiedene Klimazo-
                                              zum Beispiel sieben Monate lang ein un-         lässt sich leicht besorgen. In der globali-
nen, Regen- und Trockenzeiten.
                                              geöffnetes Trockenshampoo dabei, weil ich       sierten Welt von heute ist es doch um ei-
Beim Packen für so eine Rucksackreise ist     dachte, vielleicht kann man sich mal über       niges weniger schlimm, mal etwas zu ver-
die Frage zunächst groß: Was brauche ich      längere Zeit nicht duschen. Mittlerweile hat    gessen …
eigentlich alles? Klar möchte man so wenig    jedoch so gut wie jedes Fleckchen Erde ei-
                                                                                              Gelernt habe ich auf jeden Fall den Verzicht
wie möglich einpacken, um seinen Rücken       nen Wasseranschluss oder zumindest einen
                                                                                              auf Dinge, ohne die ich leicht leben kann.
nicht unnötig zu belasten, aber man möch-     Fluss.
                                                                                              Ich hoffe, dass ich diesen Zustand so lange
te auch nicht auf alles verzichten. Neben
                                              Ein halbes Jahr kommt man mit einem 12          wie möglich halten kann!
den Reisedokumenten bleiben kaum Din-
                                              Kilo schweren Rucksack super zurecht. Da
ge, bei denen man sich sicher sein kann,                                                      Text und Fotos: Lisa Lenke, Mitglied der Dekanatsju-
                                              merkt man erst, wie viel Zeug man Zuhau-        gendkammer
sie zu benötigen. Umso schwerer ist es, für
                                              se hat, das man überhaupt nicht braucht.        Grafiken: macrovector_official / freepik.com
              Orte zu packen, die weit weg
                                              Ein Paar Schuhe und eine Jacke reichen
              sind und man niemanden
                                              völlig aus. Natürlich nervt es irgendwann
              hat, den man fragen kann:
                                              ein bisschen, ständig dieselbe Auswahl
              „Hey, was hast du denn gar
                                              an drei Shirts zu haben, was jedoch kei-
              nicht gebraucht und was hast
                                              ne Entschuldigung für über 100 Shirts sind,
                                              die Zuhause seit Jahren darauf warten, mal
                                              angezogen zu werden! Ich denke, es sollte
                                              sich leicht ein Mittelmaß finden lassen.
Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
antenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i st m ehr                                                                                                   9

                            Verzicht und
                         Umweltbewusstsein
„Diese elenden Schulschwänzer sollten lie-    Konsum Dinge zu unterstützen, deren Kon-      und ist dabei nachhaltig und viel origi-
ber in die Schule gehen als zu demonstrie-    sequenzen wir gar nicht vertreten wol-        neller. Wie und wie weit man in den Urlaub
ren.“                                         len. Fleischkonsum ist ein gutes Beispiel     fahren muss, um sein Ziel (z.B. Erholung)
                                              hierfür. Tierische Produkte sind der größte   zu erreichen, ist auch eine Frage, die man
Das Thema Umwelt und vor allem Klima-
                                              Verursacher von Treibhausgasen und ver-       sich bei der nächsten Reiseplanung stellen
schutz ist ein weit diskutiertes Thema. Wir
                                              antwortlich für 90 % der Zerstörung des       sollte.
sind uns in den meisten Diskussionen da-
                                              Amazonas, unserer „Lunge“. Es wird Zeit,
rüber einig, dass wir unseren Planeten ret-                                                 Wir alle sind dazu verpflichtet, unser Bestes
                                              dass jede*r Einzelne seinen Konsum von
ten müssen. Wie dies erreicht werden soll,                                                  in puncto Nachhaltigkeit zu geben und un-
                                              Tierprodukten und besonders Fleisch min-
da gehen die Geister jedoch auseinander.                                                    ser Wissen darüber zu verbreiten. Zusam-
                                              destens einschränkt und somit einen groß-
Kann man durch Demonstrieren die Welt                                                       men können wir viel erreichen.
                                              en Teil zum Klimaschutz beiträgt.
retten? Ich glaube, allein damit, nein.                                                     Ich merke jedoch bei mir selbst, dass ich
                                                                                            nicht immer den absolut umweltfreund-
Wir müssen erreichen, dass die Industrie      Weiter geht es mit dem mitgenommenen
                                                                                            lichsten Weg gehe. Da, wo Hilflosigkeit,
sich ändert und sich nachhaltiger entwi-      Mittagessen in Styropor, dem Fast Fa-
                                                                                            Nüchternheit und fehlende Information
ckelt. Unser von Geld gesteuertes System      shion Shopping Trip und dem Kurzurlaub
                                                                                            herrschen, wünsche ich mir Gesetze, Re-
können wir, als Volk, mit unseren Konsum-     in Ägypten. Eigentlich ist es ziemlich ein-
                                                                                            gelungen und Unterstützungen seitens
entscheidungen, also unserem Geld kon-        fach, in der Mittagspause das Essen vor Ort
                                                                                            der Regierung, die ein umweltfreundliches
trollieren. Boomt das SUV Geschäft, werden    in einem schönen Teller zu essen, statt es
                                                                                            Verhalten leichter machen. Dafür gehe ich
weiterhin SUVs produziert. Die Produktion     in einer Styroporbox mitzunehmen. An-
                                                                                            demonstrieren.
wird jedoch eingestellt, wenn wir unseren     sonsten gibt es immer noch die Option, das
Worten treu werden und endlich aufhören,      Essen in eine eigene Box füllen zu lassen.    Text: Julia Lorenz, Mitglied in der Dekanatsjugend-
uns CO2-Schleudern zuzulegen. Damit mei-      Secondhandkleidung zu kaufen ist oft noch     kammer
ne ich, wir müssen aufhören, mit unserem      günstiger, als zu Fast Fashion zu greifen     Foto: Stock Photography/unsplash.com
Antenne Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg
10            a ntenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i s t m eh r

Mehr ist mehr.
Ich glaube, dass manchmal mehr mehr und genug nicht genug ist.

Mehr Vogelgezwitscher am Morgen, mehr Stille am Abend.

Mehr gute Taten einfach so ohne Aufrechnen.

Mehr Frohsinn und echte Tränen.

Mehr Gebete und Gottes Antworten.

Mehr Fragen und Menschen, die sagen: Es gibt keine dummen Fragen.

Mehr Sterne am Himmel und Himmel auf Erden.

Mehr Zeit für Kinder und die Welt, wie sie mir gefällt.

Immer noch mehr Einsatz für Frieden,

Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Mehr Tiefgang und mehr Leichtsinn.

Mehr Kuchen mit Sahne obendrauf.

Mehr Sanftmut den Männern* und Großmut den Frauen*.

Mehr Wolke sieben, die sieben Zwerge und andere Märchen.

Vermehrt: Schönes!

Text: Dorothee Petersen, Mitglied in der antenne-Redaktion
Foto: Seth Doyle /unsplash.com
antenne 1 | 2020 | Th e ma | Weniger i st m ehr                                                                                 11

Lebst du voll im                                                       Jetzt
JETZT?
                                                                         in den Tag starten
                                                                       Der bewusste Beginn einer Sache trägt viel zur Aufmerksam-
                                                                       keit dafür bei. Starte also bewusst in den Tag, indem du dir
                                                                       nach dem Aufwachen einen kurzen Moment gönnst, in dem
                                                                       du deinen Atem beobachtest, deinen Körper spürst und dann
                                                                       deine Füße aus dem Bett schwingst.

Habe ich daran gedacht, die Kaffeemaschine auszuschalten? War
jetzt eigentlich schon der Redaktionsschluss für den Gemeindebrief?
Wieso habe ich noch kein Geburtstagsgeschenk für meine Schwes-
ter? Und worüber sollte ich gleich noch mal nächste Woche in Ge-
schichte referieren?
                                                                       Jetzt
                                                                         duschen
                                                                       Morgens im Bad kannst du auch gedanklich voll im Bad sein.
Es gibt Tage, da schwirren unsere Fragen und Ideen nur so durchs
                                                                       Achte auf die Temperatur des Wassers, auf den Geschmack
Hirn und wir sind gedanklich überall, nur nicht im aktuellen Mo-
                                                                       der Zahnpasta oder auf den Kontakt deiner Füße zum Boden
ment. Das würde uns aber gut tun, davon sind Fachleute aus Medi-
                                                                       oder zur Duschwanne.
zin, Psychologie und Meditation überzeugt.

                                                                       Jetzt
Leichter gesagt als getan? Hier stellen wir dir ein paar gängige Me-
thoden und Übungen vor, mit denen du dich in Achtsamkeit üben
und das Leben im Hier und Jetzt ausprobieren kannst. Es geht dabei
stets darum, den Augenblick bewusst wahrzunehmen, ohne das Er-
lebte zu bewerten.
                                                                         unterwegs sein
                                                                       Dafür brauchst du keine extra Zeit. Wege, die du sowieso zu-
                                                                       rücklegst, kannst du mit besonderer Aufmerksamkeit gehen.

Jetzt
                                                                       Wann spürst du den Boden unter deinen Füßen? Gehst du
                                                                       schnell oder langsam? Versuche, beim Gehen möglichst gan-

  die Pause nutzen                                                     ze Fußabdrücke zu hinterlassen, also deine Fußsohle kom-
                                                                       plett am Boden zu spüren.
Wartezeiten kannst du perfekt dafür nutzen, voll im Moment

                                                                       Jetzt
zu sein. Frage dich: Woran habe ich gerade gedacht? Was
sehe ich gerade? Welche Gerüche und Geräusche kann ich

                                                                         innerlich Fotos knipsen
wahrnehmen? Was davon ist dominant, was eher sanft? Wie
fühle ich mich gerade? Ist mir warm oder kalt? Wie atme ich?

                                                                       Gehe mit geschlossenen Augen langsam durch den Raum

Jetzt
                                                                       oder die Umgebung, in der du gerade bist. Öffne dann die

   essen
                                                                       Augen und stelle dir vor, ein Foto von diesem Augenblick zu
                                                                       machen.

                                                                       Jetzt
Wenn du dich an den Esstisch setzt, achte darauf, wie hung-
rig du bist, wie dein Essen aussieht und riecht, kaue langsam
und gründlich und schmecke die Lebensmittel. Wie fühlen sie
sich auf deiner Zunge an? Wann bist du satt?
                                                                         Augenblicke festhalten
                                                                       Abends kannst du dir besondere Momente des Tages auf-
                                                                       schreiben. Das lässt dich besonders aufmerksam dafür wer-
                                                                       den und kann deine Laune heben.

                                                                       Text: Barbara Gruß, Mitglied der antenne-Redaktion
                                                                       Foto: rawpixel.com
12         a ntenne 1 | 2020 | Evange l isch e Juge n d Nü rn berg | J ugen ds tu die

                                                    JUGENDSTUDIE DER
                                              EVANGELISCHEN JUGEND NÜRNBERG

                                          GEFRAGT
Die Angebote und Strukturen der ejn zu-        dienste mit und für junge(n) Menschen in       dung für das eigene Engagement. Das um-
kunftsfähig auszurichten und auf beo-          den Gemeinden, der Jugendkirche LUX und        fangreiche Seminarangebot nimmt dieses
bachtbare Veränderungen professionell          auf Dekanatsebene gefeiert wurden. Dieses      Bedürfnis auf (s. Mitarbeiter*innenbildung
zu reagieren, das war die Zielsetzung der      reichhaltige Angebot wollen wir gerne auf-     auf Seite 26-27). Durch die jährliche The-
Arbeitsgruppe, die unter anderem die Ju-       rechterhalten.                                 menabfrage bei den Engagierten können
gendstudie dafür initiierte.                                                                  die Inhalte passgenau abgestimmt werden.
Nun sind die Ergebnisse ausgewertet, be-       Gremien und                                    Die Mischung aus dekanatsweit organisier-
arbeitet und in einer Dokumentation zu-        Partizipation                                  ten und buchbaren Angeboten in das je-
sammengefasst.                                 Der in der Befragung deutlich geäußerte        weils eigene Team der Gemeinde bewährt
                                               Wunsch nach Mitbestimmung wird, vor            sich. Neue Modelle, wie zum Beispiel ein
Einige Blitzlichter daraus stellen wir im      allem auch in unserer Gremienstruktur,         modularer Orientierungskurs vor Ort oder
Folgenden vor:                                 sehr zufriedenstellend aufgenommen. Über       ein Aufbaukurs für erfahrene Ehrenamt-
                                               600 Jugendliche engagierten sich im Befra-     liche, werden 2020 konzipiert und ange-
Spiritualität                                  gungszeitraum in diesen gemeindlichen,         boten.
Es ist und bleibt eine Kernaufgabe, Jugend-    regionalen und dekanatsweiten Entschei-
liche nach ihren Glaubens- und Lebensthe-      dungsforen (mit Mehrfachnennungen).            Vernetzungen und
men zu fragen, ihnen Erfahrungsräume zu        Verschiedene erweiterte Partizipationsmo-      Kooperation
bieten und gemeinsam neue Ideen dafür          delle wurden entwickelt und den verschie-      Die einzelnen Akteur*innen der ejn sind in
zu entwickeln und umzusetzen. Die Aufga-       denen Ebenen zur Diskussion zur Verfügung      einem hohen Grad mit anderen Gemeinden
be von Jugendreferent*innen ist es dabei,      gestellt. Mittlerweile gibt es in drei Regi-   und Einrichtungen vernetzt. Viele Freizei-
seelsorgerlich zu begleiten, Glaubensanre-     onen Parlamente.                               ten und Veranstaltungen finden in Koope-
gungen einzubringen und geschützte Räu-                                                       rationen statt. Die bestehenden Partner-
me dafür anzubieten. Besonders positiv         Mitarbeiter*innenbildung                       schaften sollen weiter ausgebaut werden,
nahmen wir wahr, dass im Befragungszeit-       Über die Hälfte der befragten Ehrenamt-        die Offenheit dafür ist groß.
raum eines Schuljahres rund 100 Gottes-        lichen wünschte sich Aus- und Weiterbil-
antenne 1 | 2020 | Evange l isch e Juge n d N ü rn b erg | J ugen ds tu die                                                                      13

Wahrnehmung und Image der ejn                                       Regionalisierung
Die Kommunikation der Unterstützungsangebote für das jeweilige      Jugendliche sind bereit, auch zu Veranstaltungen in anderen
Aufgabenfeld soll weiter verbessert werden, eng gekoppelt mit       Stadtteilen zu gehen, wenn diese inhaltlich attraktiv und gut er-
der damit verbundenen Stärkung der Identifikation: Gemeinde-        reichbar sind. Im Zusammenwirken mit den aktuellen landeskirch-
jugendarbeit ist zum Beispiel ein ebenso wesentlicher Bereich der   lichen Prozessen gilt es nun für die einzelnen Ebenen zu prüfen,
ejn wie die Arbeit in Jugendhäusern oder mit jungen Geflüchteten.   wo Jugendreferent*innenstellen sinnvoll verortet sind und wie der
Über verschiedene mediale Plattformen wird dieses „Wir gehören      für die Arbeit wesentliche Beziehungsaufbau gelingen kann.
zusammen“-Bewusstsein gefördert. Was auch zukünftig wichtig
bleibt: Gewünscht wird flächendeckend eine hohe Präsenz der         Rolle der Hauptberuflichen
Jugendreferent*innen.                                               Jugendliche stellen vielfältige Anforderungen an die Hauptberuf-
                                                                    lichen in diesem Arbeitsfeld. Diese sollen Bildungsreferent*innen,
                                                                    Motivierende, Werbende, Brückenbauer*innen, Unterstützer*in-
                                                                    nen, Organisator*innen, Anleiter*innen, Begleiter*innen, Glau-
                                                                    bensvermittler*innen, Verkündiger*innen und vieles mehr sein.
                                                                    Die konkrete Erwartungshaltung wird in Stellenbeschreibungen
                                                                    deutlich benannt und mit den nötigen zeitlichen Ressourcen hin-
                                                                    terlegt. Die Themen „Meine Rolle“ und „Zeitmanagement“ sind
                                                                    bei der ejn fester Bestandteil jeder Einarbeitung.

                                                                    Wir danken allen, die sich am Prozess beteiligten: den 1000 Ju-
                                                                    gendlichen, die an der Befragung teilnahmen, allen Kolleg*innen,
                                                                    die Daten aus ihrer gemeindlichen Jugendarbeit zur Verfügung
                                                                    stellten sowie den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich im
                                                                    Auswertungsprozess engagiert beteiligten!
Übergänge und Schnittstellen: Was ist
vor und nach der Jugendarbeit?                                      Ergebnis ist neben vielen praktischen Neuerungen bei der ejn ein
Die Verantwortlichen in der Jugendarbeit sorgen intensiv für den    Nachschlagewerk, das Gemeinden, Dekanaten und anderen Ju-
gelingenden Übergang zwischen Konfirmand*innenkurs und Ju-          gendeinrichtungen eine reichhaltige Ideensammlung zur Weiter-
gendarbeit. Es bestehen vielfältige Verknüpfungen, die bei aller    entwicklung der eigenen Jugendarbeit bieten kann.
Eigenständigkeit der beiden Arbeitsbereiche erhalten und ggf.
ausgebaut werden sollen. Eine Angebotslücke ist für die Zielgrup-   Die Dokumentation kann unter ejn@ejn.de bestellt werden oder
pe erkennbar, die zu alt für die Angebote der Jugendarbeit ist.     auf der Homepage unter www.ejn.de/jugendstudie eingesehen
Diese führt meist zum (vorübergehenden) Kontaktabbruch mit der      werden.
Ortsgemeinde. Um dem entgegenzuwirken, ist die Zusammenar-          Text: Barbara Gruß, Regionaljugendreferentin für die Regionen Süd und West
beit der in den verschiedenen Aufgabenfeldern Tätigen Voraus-       Fotos: freepik.com
setzung. Deshalb werden interessierte Pfarrer*innen seit Kurzem
ebenfalls zu den Treffen des Fachbereichs Gemeindejugendarbeit
eingeladen.
14   a ntenne 1 | 2020 | Evange l isch e Juge n d Nü rn berg | N e u ja h rsem p fa ng

                               Neujahrsempfang:
                               so bunt wie die ejn
                                Gleich zu Beginn des Abends heizten die Trommler von „Marching
                                Drums“ dem Publikum ordentlich ein. Danach führten Alina Mö-
                                nius, Vorsitzende der Dekanatsjugendkammer, und Thomas V.
                                Kaffenberger, Dekanatsjugendpfarrer, durch den Abend. Auf dem
                                Programm stand neben einem kurzen Jahresrückblick und einem
                                kleinen Einblick in die neue Musiktheaterproduktion der LUX zum
                                zweiten Mal die Verleihung des Ehrenamtspreises „Nürnberger
                                Senfkorn“. In diesem Jahr wurden Nicole Oborovski, Herschel So-
                                glondey, Bianca Albert, Michael Zapf und Stephanie Dietrich für ihr
                                außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.
                                Nach dem offiziellen Teil sorgten das leckere Buffet, zwei Fotobo-
                                xen sowie der Auftritt von „Black Jesus“ für eine gute Stimmung.

                                                          Text: Inge Braun, Mitglied der antenne-Redaktion
antenne 1 | 2020 | Evange l isch e Juge n d N ü rn b erg | Fun dra i s ing                                                                             15

                        GELDSEGEN FÜR DAS LEO
Seit vielen Jahren unterstützt die Evang.-Luth. Kirchengemeinde        Wie wird das Geld eingesetzt? Von der Spende profitieren alle
St. Leonhard-Schweinau das leo finanziell durch Spenden. Ein           Bereiche des Stadtteilhauses, im Besonderen die Begegnungsan-
Großteil der Einnahmen der Losbude, welche die Kirchengemein-          gebote für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung.
de immer während der St. Leonharder Kirchweih betreibt, kommt          Auch für die Finanzierung von Angeboten der Kinder- und Jugend-
der inklusiven Einrichtung in der Kreutzerstraße zu Gute. In diesem    samstage, wie z. B. der Besuch eines Therapiereithofs, ist das leo
Jahr ist die stolze Summe von 2.814 Euro für das leo zusammen-         dringend auf Spenden angewiesen. Vor allem für die Familien aus
gekommen!                                                              dem Stadtteil lässt die finanzielle Situation oft keinen Spielraum
                                                                       für Ausflüge oder gar Urlaub. Deshalb bieten die günstigen Freizei-
Bereits 2010 vereinte die ejn im Evangelischen Stadtteilhaus leo
                                                                       ten des leos den Kindern oft die einzige Möglichkeit, Erfahrungen
zwei Arbeitsbereiche unter einem Dach: Die Offene Kinder- und
                                                                       jenseits des eigenen Stadtteils zu sammeln.
Jugendarbeit und die Offene Behindertenarbeit. Diese immer noch
außergewöhnliche Zusammenarbeit wird seither intensiviert und          Des Weiteren wird mit den Spendengeldern im Bereich Gesund-
stets weiterentwickelt. So entstand beispielsweise ein offener Kin-    heitsförderung ein besonderer Schwerpunkt gesetzt: „Gesundheit
dertreff, der an vier Tagen in der Woche seine Pforten für Kinder im   für Körper, Geist und Seele“ lautet das Motto. Konkret bedeutet
Grundschulalter öffnet. Zusätzlich gibt es einen Treff für Jugend-     das: neue, stabile Fußballtore, Spielmaterialien für den Bereich
liche. Die Besucher*innen mit und ohne Behinderung bekommen            „Bewegung“ sowie ein täglich frisch zubereitetes warmes Mittag-
Hilfe bei Fragen, Problemen sowie den Hausaufgaben und haben           essen für die Kinder im Kindertreff.
die Gelegenheit, preisgünstig und vegetarisch zu Mittag zu essen.
Außerdem bietet das leo in den Schulferien ein attraktives Pro-        Das leo-Team bedankt sich herzlich bei den vielen Helfer*innen
gramm für Kinder, sowohl mit Aktionen im Haus als auch mit Aus-        und Unterstützer*innen im Vorder- und Hintergrund, den Pfarr-
flügen.                                                                ern und natürlich den zahlreichen Besucher*innen, die tatkräftig
                                                                       Lose gekauft haben und dafür gesorgt haben, dass diese stattliche
Ebenfalls seit 2010 besteht auch die Kooperation mit der Kirchen-
                                                                       Summe erzielt werden konnte!
gemeinde St. Leonhard-Schweinau und dem Mittagstisch im leo.
Ehrenamtliche aus der Kirchengemeinde engagieren sich mitt-
                                                                       Text: Christine Dotzauer, Leiterin des Evangelischen Stadtteilhauses leo
wochs in der Küche und der Kleiderkammer beim Mittagstisch.            Im Bild von links: Pfarrer Götz-Uwe Geisler; Pfarrer Dr. Gunnar Sinn; Susanne We-
Besucher*innen unterschiedlichster Herkunft mit und ohne Be-           ber, Pfarramtsmitarbeiterin; Margit Tilch, Pfarramtsmitarbeiterin; Christine Dotzau-
                                                                       er, Leiterin des Evangelischen Stadtteilhaus leo; Felix Wolf, FH-Praktikant im leo
hinderung nehmen dieses, auf Spenden beruhende Angebot, rege
an. Dieser fruchtbaren Zusammenarbeit ist es zu verdanken, dass
die inklusive Einrichtung regelmäßig von der Kirchengemeinde mit
einer Spende bedacht wird.
16         a ntenne 1 | 2020 | Evange l isch e Juge n d Nü rn berg | Pers on en

                        Monika Schropp
                        Hans Schmidt verabschiedet sich als
                        langjähriger Koordinator, Mentor, Reise-
                        Organisator und vieles mehr bei den
                        Brügg‘nbauern (siehe Interview S. 19) und
                        Monika Schropp übernimmt. Die Begeg-
                        nung von Menschen mit und ohne Behin-
derung, der Gedanke der Inklusion, wird damit im Jugendverband
weitergeführt und -entwickelt. Moni hat hierzu schon einige be-
rufliche Erfahrungen gesammelt. Sport und Inklusion ist ihr Ste-
ckenpferd und wir sind gespannt, ob wir nun bald gemeinsam bei
der ejn Zumba tanzen.
                                                                       Dienstjubiläum Moni Hopp
Hans sagte bei seiner Verabschiedung, die Stelle war ein „beruf-       Grün, ein offenes Lachen und viel Musik – das sind die ersten As-
licher Glücksfall“. Liebe Moni, das wünschen wir dir auch und          soziationen, welche man mit Moni Hopp in Verbindung bringt. Im
Gottes Segen dazu!                                                     November feierte sie nun schon ihr 25-jähriges Dienstjubiläum im
                                                                       Dekanat.

                         Danny Zuber                                   Die Gemeindejugendarbeit von St. Paul in Nürnbergs Süden oder
                                                                       in Heroldsberg, ihr insgesamt zehnjähriges Wirken als Ganztags-
                                                                       koordinatorin an der Konrad-Groß-Schule – vieles hat Moni Hopp
                         Danny Zuber hat im Januar in der gesell-
                                                                       (mit)gestaltet und geprägt. Wie ein roter Faden durchziehen dabei
                         schaftspolitischen Jugendbildung begon-
                                                                       ihre Aktivitäten in ihrer Heimatgemeinde Ziegelstein ihr Engage-
                         nen. Er übernimmt für ein Jahr den Ar-
                                                                       ment. Mit ganzem Herzen und ganzer Stelle ist sie mittlerweile in
                         beitsbereich von Dorothee Petersen, die
                                                                       der Integrationsarbeit der ejn angekommen und erfüllt hier ihre
                         für diesen Zeitraum ihren Stellenanteil
                                                                       Aufgaben über die städtischen Grenzen hinweg. Auch hier kennt
                         reduziert.
                                                                       man sie mittlerweile als kompetente und politisch Agierende, die
Danny Zuber hat frisch sein Bachelorstudium der Sozialen Arbeit
                                                                       sich für die Belange junger Geflüchteter einsetzt.
abgeschlossen und war parallel dazu bereits sehr aktiv. So be-
gleitet er zum Beispiel seit Jahren das Jugendkulturmanagement         Wir danken dir, liebe Moni, für deinen steten Optimismus, dein
con-action der Stadt Fürth und hat sich hier neben der Organisati-     leidenschaftliches Engagement sowie deine große Kompetenz,
on verschiedener Jugendkulturveranstaltungen auch in die Öffent-       welche du bei uns einbringst und hoffen, dass du noch lange bei
lichkeitsarbeit eingebracht. Wir freuen uns auf die Aktivitäten und    uns aktiv bist!
den gesellschaftspolitischen Blick von Danny Zuber und wünschen
ihm tolle Begegnungen mit unseren Jugendlichen!
                                                                                                Frank Grohmann
                                                                                                 Hallo und Grüß Gott! Mein Name ist Frank
                          Angela Stehle                                                          Grohmann. Ich bin 44 Jahre jung, Diakon
                                                                                                 und Sozialpädagoge. Bereits während
                          Zum 1. Januar 2020 hat Angela Stehle bei                               meines Studiums war ich ehrenamtlich
                          uns auf einer neu ins Leben gerufenen                                  und als Praktikant in der Nürnberger Ju-
                          Stelle innerhalb der Integrationsarbeit                                gendarbeit tätig. Die Stadt und die Men-
                          begonnen.                                                              schen hier sind mir also nicht ganz fremd!
                          Angela wird ein Team mit dem Arbeits-        Meine erste Stelle hat mich 1999 in die Münchner Kirchengemein-
                          schwerpunkt „Unterstützung bei der           de Solln geführt. Anschließend war ich als Dekanatsjugendreferent
Wohnraumsuche“ bereichern. Konkret wird es darum gehen, aus            bei der EJ Würzburg tätig.
Gemeinschaftsunterkünften Auszugberechtigten beratend zur Sei-         Nun stand nach fast neun Jahren wieder eine räumliche Verände-
te zu stehen, Brücken zwischen Mieter*innen und Vermietenden           rung an. Daher bin ich sehr froh und dankbar, dass ich ab Februar
zu bauen sowie öffentlichkeitswirksam für den großen Bedarf an         2020 mit je einer halben Stelle als Studierendenbegleiter der Rum-
Wohnraum zu sensibilisieren. Mit Angela haben wir auf dieser           melsberger Diakonen- und Diakoninnenausbildung und in der Ju-
Stelle genau die Richtige, welche mit viel Esprit und Kreativität an   gendarbeit der Kirchengemeinde St. Peter beginnen darf. Beides
die Aufgaben ran geht. Außerdem bringt Angela viel Erfahrung in        ist für mich eine neue Herausforderung, die ich sehr gerne an-
der Arbeit mit Migrant*innen mit und wir freuen uns sehr, sie als      nehme. Ich freue mich besonders auf viele gute und interessante
neue und motivierte Mitarbeiterin gewonnen zu haben.                   Gespräche mit jungen Leuten, Mitarbeitenden und Kolleg*innen.
Wir wünschen dir, liebe Angela, bei deiner neuen Tätigkeit als Ju-     Also, wir sehen uns!
gendreferentin bei uns, viele tolle Begegnungen, viel Erfolg sowie     Lieber Frank,
Gottes reichen Segen!                                                  wir freuen uns sehr auf dich und wünschen dir ein herzliches Will-
                                                                       kommen und eine segensreiche Zeit bei und mit uns!
antenne 1 | 2020 | Evange l isch e Juge n d N ü rn b erg | Pers on en | De ka na t s j ugen dka m m er                                     17

                          Tilman Brunke
                          Til und Tonstudio - das hat im Jugend-
                          haus Martin Niemöller zusammengehört.
                          In seiner kurzen Zeit, in der er im „Jugi“
                          war, hat er es geschafft, das Tonstudio
                          dort auf den neusten technischen Stand
                          zu bringen und die Jugendlichen einzu-
beziehen. Dafür und für deine humorvolle und gelassene Art im
Umgang mit den Kindern und Jugendlichen und uns Kolleg*innen
danken wir dir sehr, Til! Unsere Türen stehen dir jederzeit wieder
offen.

Alles Gute und Gottes Segen für deine (ab jetzt Vollzeit-) Stelle in
der Offenen Arbeit in Oberasbach!

                        Peter Aschoff
                        Peter Aschoff (Pfarrer in Zabo) ist neuer
                        Regionaljugendpfarrer im Osten.

                        Peter sagt:
                        > Ohne Ideen keine Zukunft. Oder mit
                        Georg Christoph Lichtenberg gesprochen:
„Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es
anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden,
wenn es gut werden soll.“
> Gott hat für mich ein menschliches Gesicht – Jesus von Naza-         Klausur der Dekanats-
reth. Mutmacher, Anstifter, himmlisch erdverbunden. Schlägt sich
im Chaos dieser Welt verlässlich auf die Seite der Menschlichkeit.
                                                                       jugendkammer
Wenn ich ihn aus dem Blick verliere, finde ich ihn meistens da
wieder.                                                                Im November fuhr die Dekanatsjugendkammer (DJK) für ihr Klau-
> Gemeinschaft ist für mich ein Sehnsuchtswort. Sich binden und        surwochenende auf die Burg Hoheneck. Neben der üblichen Sit-
andere loslassen können. Oft mühsam wegen der vielen kleinen           zung und einer Reflexion des ersten Jahres der Delegationsperiode,
Schritte. Trotzdem lohnend, weil wir alleine aufgeschmissen sind.      hatten wir uns das Thema „Nachhaltigkeit“ vorgenommen. So ging
> Jugend: Zeit für Entdeckungen und Experimente. Wer bin ich,          es am Freitagabend auch gleich mit einem Nachhaltigkeitsspiel los
wer sind die anderen, wo zieht es mich hin?                            und wir erlebten, dass unsere Ressourcen locker für alle reichen,
Wir wünschen dir viel Segen und Freude mit den Jugendlichen aus        wenn man nur ein bisschen nachdenkt und auch auf die anderen
dem Ostern – schön, dass du da bist!                                   schaut. Nach einem schönen ersten Abend für die Ehrenamtlichen
                                                                       kamen dann am Samstag auch die hauptberuflichen Mitglieder der
                                                                       Kammer hinzu. Wir arbeiteten mit den Ökofairen Standards des

                         Martha                                        Kirchenkreises Nürnberg und entwarfen Kriterien für nachhaltige
                                                                       Jugendfreizeiten. Die ganze Zeit über hielten uns Energizer wach
                                                                       und aktiv. Damit ist natürlich nicht der Energydrink gemeint – wer
                         Juhuu, ich bin Papa! Martha wurde am 9.
                                                                       sollte denn auf diese Idee kommen? – sondern kleine Warm-up-
                         Januar 2020 um 5:25 Uhr mit 50 cm und
                                                                       Spiele für zwischendurch, um den Kopf frei zu kriegen und sich
                         3540 Gramm geboren. Dem Baby, der
                                                                       mal zu bewegen. Für diese Einheiten sind wir in der Kammer jetzt
                         Mama (Lisa) und auch dem Papa (Lorenz)
                                                                       die vollen Expert*innen. Am Abend machten wir noch ein Lager-
                         geht‘s gut. Wir lernen uns gerade kennen
                                                                       feuer und aßen dabei Stockbrot. Am Sonntag ging es dann nach
                         und genießen die ersten Tage zusammen.
                                                                       dem Mittagessen heim, bzw. direkt in die LUX zur Ordination vom
                         Lorenz Späth ist Jugendreferent im Evan-
                                                                       neuen LUX Pfarrer.
                         gelischen Stadtteilhaus leo.

Lieber Lorenz, wir freuen uns mit dir und Lisa über die Geburt eurer   Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit unserem ersten Jahr, und
Tochter Martha! Gottes reichen Segen wünschen wir euch für das         was noch nicht hundertprozentig passt, gehen wir im kommenden
Leben zu dritt!                                                        Jahr an. Die DJK ist jetzt auf jeden Fall super motiviert für die zwei-
                                                                       te Hälfte der Amtszeit und das schöne Wochenende bleibt vielen
                                                                       von uns betimmt noch länger in Erinnerung.

                                                                       Text: Leon Schiller, Mitglied der Dekanatsjugendkammer
18         a ntenne 1 | 2020 | Evange l isch e Juge n d Nü rn berg | De ka na t s j ugen dka m m er

       W i de rs t and
 Ohne
            n d e ru ng ?!
keine verä

                      KOMMENTARGOTTESDIENST
 Seit etwa 50 Jahren – gute Rechner fin-       rich Bonhoeffer mit „Wer fromm ist, muss
 den eine Nähe zum Jahr 1968 – gibt es in      auch politisch sein“. Mit Blick auf staatli-
 der Lorenzkirche in Nürnberg Kommen-          ches Handeln forderte dieser, „nicht nur          „Ich bin total irritiert. Leben wir
 targottesdienste. Bei dieser unüblichen       die Opfer unter dem Rad zu verbinden, son-        nicht in einer Demokratie? Lebt De-
 Gottesdienstform gibt es keine Lesung,        dern dem Rad selbst in die Speichen zu fal-       mokratie nicht von Beteiligung, von
 Predigt und Gloria, sondern Kommentare        len.“ Drei Mitglieder vom AK Politik hielten      Interesse sich einzumischen?
 zu einem gesellschaftlichen, politischen      die anderen Kommentare, beschäftigten             Wir behalten unsere Überzeugungen
 und aktuellen Thema. Einer dieser Kom-        sich mit persönlichem Widerstand, mit der         und Werte für uns selbst, trauen uns
 mentare ist theologisch und wird übli-        eigenen Einstellung zum klimaneutralen            nicht sie anzubringen und wundern
 cherweise von einem*r Pfarrer*in gehal-       Leben, zu Demos und größeren, radika-             uns zur gleichen Zeit, dass unsere
 ten. Die anderen sind eher weltlich und       leren Demonstrationen. Oft ist das eigene         Regierung unsere Interessen nicht
 politisch angesiedelt. Abgerundet wird        Handeln geprägt von einer gewissen Unsi-          vertritt. Ist das nicht paradox? Wenn
 der Gottesdienst von einer offenen Dis-       cherheit: Was ist wirklich meine Aufgabe,         wir wollen, dass wir gehört werden,
 kussion der Kirchenbesucher*innen mit         wo kann ich wirklich etwas bewirken und           müssen wir doch für unsere Über-
 den Kommentator*innen. Beim letzten           müsste ich nicht eigentlich viel mehr tun?        zeugungen klar dastehen, dafür auf
 Kommentargottesdienst, am 17. November,                                                         die Straßen gehen und demonstrie-
                                               In der abschließenden Diskussion kam es           ren!
 wurde der Gottesdienst gemeinsam vom
                                               zu einem offenen Austausch zwischen den
 Vorbereitungsteam aus St. Lorenz und vom                                                        Ich möchte nicht in einer Welt der
                                               Generationen und den jeweiligen Erfah-
 AK Politik der Dekanatsjugendkammer vor-                                                        Rassisten und des Lobbyismus le-
                                               rungen mit Protest und Widerstand. Der
 bereitet. Als Thema, das nicht nur (immer,                                                      ben. Ich möchte, dass meine Kinder
                                               Gottesdienst war für viele sehr anregend
 aber gerade besonders) aktuell ist, sondern                                                     eine lebenswerte Zukunft haben.
                                               und inspirierend.
 auch eine generationsübergreifende Brü-                                                         Deswegen stelle ich mich gegen Um-
 cke herstellt, wählten wir den Widerstand,    Wir (der AK Politik) bedanken uns herzlich        weltverschmutzung, Rassismus und
 seine verschiedenen Formen, die Frage         beim Vorbereitungsteam des Kommentar-             alle die, die dafür einstehen.“
 nach der (theologischen) Rechtfertigung,      gottesdienstes für die Einladung und hof-
                                                                                                 Julia Lorenz, Mitglied in der Dekanatsjugend-
 nach seiner Wirksamkeit und insbesondere      fen auf eine Wiederholung!
                                                                                                 kammer
 die Frage, gibt es „Ohne Widerstand keine
 Veränderung?“.
                                               Text: Leon Schiller, Mitglied im AK Politik der
 Die Lorenzer Pfarrerin Claudia Voigt-Gra-     Dekanatsjugendkammer
 benstein zitiert in ihrem Kommentar Diet-     Foto: freepik.com
antenne 1 | 2020 | Fach b ere ich e | Inklusive A rb e i t | B r ügg´ n ba u er                                                              19

VOM BRÜCKEN BAUEN
UND GITARRE SPIELEN
Nach 33 Jahren voller Engagement hört Hans-Jürgen Schmidt bei den
Brügg’nbauern (BB) auf und geht in den wohlverdienten Ruhestand. Wir
haben ihn zu seiner Arbeit interviewt.

Wie und wann kam es zur Gründung der
Brügg‘nbauer?
Zur Gründung kam es 1980 aus der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der ejn
heraus. Die dort engagierten jugendlichen Ehrenamtlichen erfuhren über
Pressemitteilungen von den vielen Problemen, die Eltern von Kindern ha-
ben, die mit schweren Behinderungen geboren wurden.
Zusammen mit der damaligen OBA-Hauptamtlichen Gisela Dürr organisier-
ten sie einen unentgeltlichen „Babysitter-Dienst“ für betroffene Eltern mit   Findest du, in der ejn wird In-
dem fränkischen Namen „Brügg‘nbauer“.                                         klusion schon gelebt oder was
                                                                              könnten wir noch verbessern?
Was genau machen die BB heute?                                                Die ejn kann sehr stolz darauf sein, seit bald 50 Jahren
Die BB bieten vielfältige altersunabhängige Freizeitangebote für Menschen     mit der OBA, den BB und seit 2010 dem Evang. Stadtteil-
mit und ohne Behinderung an. Dazu gehören Gruppenangebote, wie Wan-           haus leo den christlichen Ansatz der praktizierten Näch-
dern oder Kochen, Veranstaltungen, Wochenendfreizeiten und Kurzreisen.        stenliebe und damit den inklusiven Ansatz im Freizeit-
Der Schwerpunkt der BB liegt schon seit ihrem Bestehen im partnerschaft-      bereich ausgeübt zu haben. Ich finde es vorbildlich, wie
lichen und gleichwertigen Umgang von Menschen mit kleineren und grö-          bei der ejn inzwischen Menschen mit Behinderung in
ßeren Handicaps, oder besser gesagt, mit ihren individuellen Fähigkeiten,     ehrenamtliche Gremien aufgenommen und als haupt-
bei der Ausübung gemeinsamer Interessen!                                      amtliche Mitarbeiter*innen beschäftigt sind.
                                                                              Eventuell könnten die inklusiven Bemühungen in den
Was war ein unvergessliches Ereignis bei                                      einzelnen Kirchengemeinden und Jugendhäusern ver-
den BB?                                                                       bessert werden.
Die integrative Band „Handikap“ mit der blinden Sängerin Heidi, die ich
als Band-Leader leitete, hatte zwischen 1998 und 2002 eine „Hochphase“        Was wünscht du den BB für die
und brachte zwei CDs heraus. Unsere Bekanntheit aus Medienberichten           Zukunft?
brachte uns 2001 einen Auftritt im prunkvollen Rathaussaal ein. Eine Stunde   Den BB mit den vielen tollen ehrenamtlichen
vor dem Auftritt fiel dem Gitarristen aber ein, dass der damalige Bürger-     Mitarbeiter*innen wünsche ich von Herzen mit der
meister in der Vergangenheit üble Worte über das „KOMM“ geäußert hat-         hauptamtlichen Nachfolgerin eine Zukunft nach dem
te und versagte deshalb seine Mitwirkung. Wir standen damals vor einer        Motto: Bewährtes bewahren und frischen Wind durch
Absage des Auftritts, bis mir der Einfall kam: Das ist eine Aufgabe für den   unverbrauchte Ideen einbringen!
Dekanatsjugendpfarrer! Und tatsächlich: In fünf Minuten hatte Herr Kaf-
                                                                              Alles Gute und Gottes Segen, Hans!
fenberger den Mann zum Mitspielen überredet und wir hatten einen sehr
gelungenen Auftritt!                                                          Nachgefragt hat: Dorothee Petersen, Mitglied der antenne-Redaktion
20         a ntenne 1 | 2020 | Fach b ere ich e | LUX - J unge Ki rch e N ü rn b erg

              10 JAHRE LUX. GROSSE FEIEREI.
Die Jugendkirche sieht zwar immer noch taufrisch aus, hat aber         Beiträgen von Musik bis Quiz, Wiedersehensfreude, Reminiszenzen
langsam schon richtig Lebenserfahrung. Grund zum Feiern war            und um Mitternacht gabs Konfetti, Torte und ein Ständchen für
vorhanden, wir haben uns der Herausforderung gestellt:                 die LUX.
Am Freitag, den 29.11.19, haben sich etliche Bands die Ehre gege-
ben, um mit Jugendlichen aus der ganzen Stadt die LUX mal wieder       Den Abschluss des Festreigens machte am Sonntag die hohe Pro-
ordentlich abzureißen: LionLion, Berryseason, Senator & ASL vom        minenz: Kirchenleitung, Politik und Kooperationspartner der LUX
Kollektiv 108 und nicht zuletzt die Lokalmatadoren und Erzluxe         gratulierten. Landesbischof Bedford-Strohm und sein Vorgänger
von Diversity brachten auf zwei Bühnen quer durch alle Genres          Friedrich stellten sich auf dem Podium den Fragen der Luxe. De-
das Partyvolk in Bewegung.                                             kan Körnlein und Dieter Barth von der wbg brachten Finanzzusa-
                                                                       gen mit, Regionalbischöfin Hann von Weyhern erzählte aus der
Am Samstag war es Zeit, auf die erste LUX-Dekade zurückzublicken       Mutterperspektive von ihren LUX-Kindern. Zwischendurch wurden
und Gott zu danken für alles, was er hier hat gedeihen lassen. Im      die versammelten Festgäste erheitert durch Einlagen aus dem
szenischen Gottesdienst unternahmen wir eine Zeitreise durch et-       LUX-Leben, wie eine Szene aus der aktuellen Theaterproduktion,
liche Highlights, um die Frage zu klären: Warum LUX? Die Antwort:      die Rent-a-Lux-Versteigerung oder Erinnerungen des Gründungs-
Weil wir das Licht der Welt sind. Sagt Jesus und sagt Laura. Das war   teams.
Gänsehaut pur.
Nach dem Gottesdienst stand der prall gefüllte Feierabend mit Lu-
xen aller Generationen an: Mitbringbuffet, OpenStage mit bunten        Text: Johannes Amberg, Pfarrer in LUX Junge Kirche Nürnberg
antenne 1 | 2020 | Fach b ere ich e | S ch ulb ezogen e un d O ffen e Kin der- un d J ugen darb e i t                                              21

                                                                      Aber unsere Hort-Kinder entwickeln durchaus ein Bewusstsein und
                                                                      setzen sich kritisch mit Konsum auseinander. Als die Beyblades
                                                                      aufkamen, war Theo der erste, der aus Lego selbst welche bastelte.
                                                                      Es entwickelte sich eine regelrechte Erfinderwerkstatt im Wett-
                                                                      kampf um das beste Lego-Beyblade.

                                                                      Darüber hinaus hat Mirko bereits ein erstes eigenes Computerspiel
                                                                      programmiert und auch unsere selbst gezüchteten Urzeitkrebse im
                                                                      Hort sind viel interessanter, als die Spielzeugkatze, die aus einer
                                                                      herzförmigen Körperöffnung am Hinterteil rosa Pupsischleim pro-
                                                                      duziert.

                                                                      Text: Ingrid Rebhan, Mitglied in der antenne-Redaktion und Jugendreferentin im
                                                                      Kinderhort nob

                                                                      Das obige Gespräch ist aus dem Gedächtnis protokolliert, nur die Namen der
                                                                      Kinder wurden geändert.

BAKUGAN
DAS BRAUCHST DU NICHT WIRKLICH!
Timo: „Schaut mal! Ich hab Bakugan!“
Mirko: „Geil! Aber drei Chips, sind das nicht zu wenig zum Spie-
len?“
Timo: „Ich bekomm bestimmt bald mehr.“
Sarah: „Wir sind drei Geschwister, wenn unsere Eltern das kau-
fen, sind das über 100 Euro.“
Theo: „Genauer gesagt 120 Euro minus drei Mal 5 Cent.“
Marcel: „Aber so richtig funktionieren die nicht.“
Samed: „Da brauchst du bestimmt noch die Arena. Aber im Mer-
cado ist die ausverkauft, du musst nach Langwasser zum ToysRUs
fahren.“
                                                                      NETZFUNDSTÜCK
Theo: „Oder im Internet bestellen.“                                   SACHEN, DIE NICHT IN DER ZEITUNG
                                                                      STEHEN
Mirko: „Sag mal der Blaue, der geht doch nicht richtig?“
Sarah: „Da ist doch was abgebrochen!“
Timo: „Ja, ich hab ihn erst drei Tage.“
Theo: „Ich glaub das machen die mit Absicht, damit du immer           Eine Recherche über Kooperationspartner brachte es an den Tag.
Neue kaufen musst. Bakugan brauchst du jetzt nicht wirklich.“         Zufällig wird ein Blick auf die Homepage des Kooperationspartners
                                                                      Wirtschaftsschule Nürnberg geworfen. Da taucht der Name Mam-
Nach reiflicher Überlegung wurde Bakugan im Hort im nob nun           mut auf mit einem Ablaufprotokoll eines Schulaktionstags von
verboten. Unser jüngster Praktikant, der selbst gerne Yu-Gi-Oh-       uns. Der Bericht gibt uns bis zu diesem Zeitpunkt ein heimliches
Karten spielt, machte den Vorschlag das Spiel zu verbieten, weil er   Feedback, wie uns Kooperationspartner erleben.
es für grenzenlose Abzocke hält. Nun haben wir es so beschlossen,
denn Eltern, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, ver-       Der Text hat uns so gut gefallen, dass wir Herrn Wolf gefragt ha-
suchen häufig ihrem Kind zu ermöglichen mit dabei zu sein, damit      ben, ob wir ihn hier abdrucken dürfen - wir dürfen. Vielen Dank
es nicht als arm abgestempelt wird.                                   dafür! Im Rahmen von „weniger ist mehr“ hier nur der Link zu
                                                                      einem schönen Bericht, der die Vielfalt Offener Kinder- und Ju-
Mir ist ein Beispiel dafür in Erinnerung: Als vor Jahren Schuhe mit   gendarbeit in der Praxis zeigt.
Leuchtsolen aufkamen, kaufte eine Familie, die ansonsten sehr
sparsam lebte und ein geringes Familienbudget hatte, ihrer Toch-      Zum Artikel „So ein Tag, so wunderschön wie heute…der dürf-
ter diese Schuhe für 200 Euro. Vermutlich haben die Eltern selbst     te nie vergehen!“: www.nuernberg.de/internet/berufsschule_12/
auf ganz viel verzichtet, um diese Schuhe für ihre Tochter anzu-      mamut.html
schaffen.                                                             Text: Joachim Fries, Jugendreferent im Kinder- und Jugendhaus Mammut
22           a ntenne 1 | 2020 | Regio n e n | S üd

                                                                                                mit
                                                                      Gottesdienste            für
                                                                                                             von
                                                                                                         Jugendlichen
                                                                                                         im Nürnberger Süden

                                                                                                                 Foto: rawpixel.com

     KONFISPIELAKTION
       UND ReAktion                                                             08. märz 2020
      AM HASENBUCK
                                                                                    18 Uhr
Am 02. Oktober 2019 fand traditionell die Konfispielaktion am
Hasenbuck statt. Alle Konfirmand*innengruppen aus dem Süden                 leuchtmittelgottes-
Nürnbergs waren eingeladen, bei einem großen Geländespiel rund
um die Lutherkirche, gegeneinander anzutreten. Die Konfispielak-             dienst in st. markus
tion stand dieses Jahr unter dem Thema „Jagdfieber“, passend zur
Jahreslosung 2019. Schon in der anfänglichen Andacht erlebten die
Konfirmanden*innen einen Jäger, der mit einer Banane bewaffnet
auf der Suche nach Frieden war und die verschiedensten Men-
schen traf. Die rund 100 Konfirmanden*innen lösten anschließend
auf ihrer Jagd nach Frieden mit Geschicklichkeit, Schnelligkeit und
Cleverness die verschiedenen Aufgaben. Bei der Siegerehrung be-
                                                                            19. februar 2020
kamen alle Teams eine Urkunde und das Siegerteam aus Emmaus
dazu einen Pokal und Medaillen.
                                                                                  19 Uhr
Ein besonderer Dank geht an alle, die bei der Vorbereitung und               Yougo: Zeit für dich
am Tag selbst mit angepackt haben. Ohne so viele ehrenamtliche
Jugendliche wäre die Konfispielaktion nicht möglich!                        erstes Treffen in der
Nach dem Jagdfieber war für die Jugendlichen in der Region Süd                  Osterkirche
aber noch nicht Schluss mit dem Programm. Direkt im Anschluss
                                                                          Die Jugend der Osterkirche in Worzeldorf
fand die zweite ReAktion statt. Etwa alle zwei Monate treffen sich
                                                                          lädt alle Jugendlichen und Junggebliebe-
die Ehrenamtlichen aus der Region Süd zu verschiedenen Akti-
                                                                          nen jeden dritten Mittwoch im Monat ein,
onen. Im Oktober übernachteten wir in den Jugendräumen am
                                                                          sich eine kleine Auszeit zu nehmen. Ruhe
Hasenbuck. Nach einem sehr lustigen und durchaus aufschluss-
                                                                          und ein bisschen Zeit für dich und Gott
reichen Spieleabend, bei dem sogar das UNO-Regelwerkt studiert
                                                                          im meist hektischen Alltag. Das steht im
wurde, fielen wir müde ins Bett. Nach einem gemeinsamen Früh-
                                                                          Mittelpunkt unseres YouGo’s: Zeit für dich.
stück am nächsten Morgen traten alle dann glücklich und vielleicht
                                                                          Das erste Mal treffen wir uns am Mittwoch,
ein bisschen müde den Heimweg an. Vielen Dank an alle, die da
                                                                          den 19. Februar um 19 Uhr in der Osterkir-
waren!
                                                                          che in Worzeldorf.

Achtung aufgemerkt: Nach der ReAktion ist vor der ReAktion! Des-          Wir freuen uns auf euch!
halb freuen wir uns schon auf die nächste Aktion am 3. April 2020!        Die EJ-Worzeldorf
Text: Mareike Keuchel, Jugendreferentin Region Süd
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