Auf Zeitwanderung mit den Walsern - Maturaarbeit Kantonsschule Frauenfeld Maturand: Kulturhuus Schanfigg
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Auf Zeitwanderung mit den Walsern Maturaarbeit Kantonsschule Frauenfeld Maturand: Nando Mettier Betreuende Lehrperson: Walter Schnyder Fach: Geschichte Abgabedatum: 25. Oktober 2021
1 Einleitung Während gut vier Jahrhunderten lebte ein Bergvolk alemannischen Ursprungs im Fondei. Das Fondei ist ein Hochtal auf 1700 bis 2000 Meter ü.M. und liegt bei Langwies/Arosa in Graubünden. Um das achte Jahrhundert hatten deutsche und niederländische Nordmänner und Frauen eine grosse Angst vor Wikingerraubzügen, so dass sie mitsamt ihren Familien nach Süden bis in die Schweiz flohen und schlussendlich das Berner Oberland und später das Rhonetal besiedelten. Im 13. Jahrhundert folgte dann eine letzte Stufe der Walserwanderungen mit der Besiedlung diverser Alpenhochtäler, unter anderem dem Fondei. Da mein Grossvater, Hans Mettier, im Hochtal Fondei aufgewachsen und noch ein reiner Walser ist, möchte ich die Erinnerungen an dieses Bergvolk aufrechterhalten. Auch wenn das Fondei heute von den Walsern nicht mehr ganzjährig bewohnt ist, darf nicht vergessen werden, wer sie waren und was sie geleistet hatten. Die Geschichte der Walser wird mit Unterstützung eines interaktiven Apps (Actionbound) auf eine moderne Art und Weise neu interpretiert. In Form von Rätseln, Erzählungen und historischen Texten bringt es die Walserkultur den Interessierten näher. Mein Ziel war es, nicht nur die ältere geschichtlich orientierte Kundschaft anzusprechen, sondern auch dem jüngeren Publikum und den Familien die Möglichkeit zu bieten, sich auf eine moderne, attraktive Art über das Fondei und die Walser zu informieren. Das Actionbound basiert auf einer Sommer-Wanderung über einen alten Weg dem Fondeierbach entlang ins Fondei. Analog zum Sommer-Actionbound werden die Wandernden auch im Winter über den etwas höher führenden Schlittelweg interaktiv ins Fondei begleitet. Beide Versionen überlasse ich der Kulturfachstelle zur freien Verfügung. 1.1 Präsentation Die Präsentation vom 14. Oktober 2021 in Langwies stellte den Abschluss meiner Maturaarbeit über die Walser dar. Der Anlass wurde vom Kulturverein öffentlich ausgeschrieben. Spezifische Einladungen an Vorstandsmitglieder der Walservereinigung Graubünden, Kulturfachstelle Arosa Schanfigg, Arosa-Tourismus und Verkehrsverein Langwies erfolgten durch Erika Holenweger, Beauftragte der Kulturfachstelle Arosa Schanfigg. Nebst Freunden der Kultur war auch ein Journalist der Aroser Zeitung anwesend. Vor rund 35 Personen stellte ich schlussendlich meine Arbeit vor, wobei die Präsentation des Actionboundes im Vordergrund stand. 1
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ....................................................................................................................... 1 1.1 Präsentation ........................................................................................................... 1 2 Geschichte der Walser ................................................................................................... 4 3 Besiedlung des Fondeis .................................................................................................. 5 3.1 Existenzsicherung.................................................................................................... 6 3.2 Holzbeschaffung ..................................................................................................... 7 3.3 Isolierte Gesellschaft ............................................................................................... 7 4 Häuserbau ..................................................................................................................... 8 5 Wegbau und Wartung .................................................................................................... 9 5.1 Kirchenbau und neue Erschliessungen .................................................................. 10 6 Die Schule .................................................................................................................... 12 7 Post.............................................................................................................................. 13 8 Flora und Fauna im Fondei ........................................................................................... 13 9 Landwirtschaft ............................................................................................................. 14 10 Walsersprache .......................................................................................................... 15 11 Abwanderung ........................................................................................................... 16 12 Nachtrag Viadukt ...................................................................................................... 17 13 Projektablauf ............................................................................................................ 19 14 Anhang Actionbound Langwies/Fondei – Eine interaktive Sommer Zeitwanderung mit den Walsern ............................................................................................................. 20 14.1 Auftakt - Langwieser Viadukt ................................................................................ 21 14.2 Station A – Kulturhuus .......................................................................................... 21 14.3 Station B - Gedeckte Brücke .................................................................................. 22 14.4 Station C - Bim Fall ................................................................................................ 23 14.5 Station D - Eselzug................................................................................................. 23 14.6 Station E – Feuerstelle «bim guata Brunna» .......................................................... 24 14.7 Station F - Alte Fondeier Post ................................................................................ 25 14.8 Station G – Uf Gretaneggä..................................................................................... 25 14.9 Station H – Siedlung Blackten ................................................................................ 25 14.10 Station I – Seematte .......................................................................................... 26 14.11 Station J - Vogelboden ....................................................................................... 27 14.12 Station K - Ufem Hof .......................................................................................... 27 14.13 Station L - Siedlung Strassberg ........................................................................... 28 2
14.14 Station M - Wasserhütte.................................................................................... 28 14.15 Station N - Altes Schulhaus ................................................................................ 29 14.16 Station O – Beim Alpstall ................................................................................... 29 14.17 Umfrage ............................................................................................................ 30 15 Anhang Actionbound Langwies/Fondei – Eine interaktive Winter Zeitwanderung mit den Walsern ............................................................................................................. 31 16 Anhang Ausschreibung Präsentation ........................................................................ 31 17 Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. 32 18 Literaturverzeichnis .................................................................................................. 33 3
2 Geschichte der Walser Auf die Frage, woher die Walser stammen, gab es lange keine einheitlichen Antworten. Waren sie ein von Norden zugezogenes Volk, das lange Zeit Mühe hatte, sesshaft zu werden? Waren diese Leute auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer? Oder wanderten sie in die Schweiz ein mit dem Ziel, die Gebiete nahe der Waldobergrenze zu besiedeln? Bereits früher waren sich die Leute uneinig, wenn es darum ging, die Herkunft des so mitten in die Bergwelt eingestreuten Bergvolkes, zu ergründen. Nach dem Chronist Ägidius Tschudi sind die Walser die Ureinwohner der Alpen. Er ist überzeugt davon, dass keltische Vorsiedler hier wohnhaft gewesen waren und deutsch gesprochen hatten. Das erkläre auch die Sprache der Walser. Ägidius Tschudi leitete davon ab, dass sie ohne Zweifel Gallier oder Germanier gewesen sein mussten, die auf ihren Wanderungen schlussendlich in der Schweiz sesshaft wurden. Ein anderer Ansatz für die Herkunftsklärung ist, dass die Walser zurückgebliebene Reste germanischer Heerzüge über die Alpen sind. Sie sind die Überbleibsel der nach Italien eingedrungenen Zimbern und Teutonnen (germanische Volksstämme) aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Nach dieser Erklärung wären die Walser ein Volk, das während gut 2000 Jahren im Alpenraum lebte. Auch glaubte man, in den Berglern auf einer Völkerwanderung zurückgelassene Burgunder zu erkennen. 1 Neue Geschichts- aber vor allem Sprachforschungen haben ein klares Ergebnis geliefert. Die Walser wurden als deutschsprachige Einwanderer erkannt, die Ende des Hochmittelalters unter anderem in den Schweizer Alpen siedelten. Diese Studie bestätigte das, was der Bündner Geschichtsschreiber Ulrich Campell bereits im 16. Jahrhundert angenommen hatte. Er war der Meinung, dass dieses Bergvolk im Wallis siedelte, weil weltliche und geistliche Herrschaften im Wallis die Bergler als Kolonialisten in ihre Gegend gerufen hatten. Und genau dies bestätigen nun auch die volkskundlichen Untersuchungen.2 Bewiesen ist also, dass die Walser vier Jahrhunderte vor der Abwanderung in viele Alpentäler im Rhonegebiet sesshaft waren. Das Wort Walser hat starke Ähnlichkeiten mit dem Wort Wallis. Die Bewohner des Wallis wurden früher als Valliser oder Vallsner bezeichnet. Die germanischen Siedler behielten diesen Namen bis in die Neuzeit. Heute noch werden die Auswanderer aus dem Rhonegebiet, die sich schlussendlich in Graubünden, im St. Galler Oberland, im Fürstentum Lichtenstein und Voralberg niedergelassen haben, als Walser bezeichnet. 1 (Zinsli, 1986) S.15/16 2 (Zinsli, 1986) S.15/16 4
3 Besiedlung des Fondeis Nachdem die Walser das Berner Oberland bereits nach kurzer Zeit wieder verliessen und ihre Wanderung fortsetzten, wurden sie noch vor dem Jahr 1000 im Rohnetal sesshaft. Der Vorstoss ins Berner Oberland wurde von den Historikern als die erste Phase der Walserwanderung bezeichnet. Die zweite Phase folgte mit der Besiedlung des Rhonetals. Einige hundert Jahre später zogen viele Familien weiter über die Walliser Alpen in die italienischen Südtäler und den Alpen entlang weiter nach Osten. Heute noch leben dort Menschen, die den walserdeutschen Sprachgebrauch weiter- Abbildung 1 Schanfigg führen und somit die dritte Phase der Walserwanderung belegen.3 Der Hauptgrund, weshalb man so schnell wegzog, war die Übervölkerung. Gemäss Hans Mettier, einem Walserkenner und Autor des Büchleins „Das Hochtal Fondei“, hat auch der Klimawandel und das immer instabilere Wetter eine wichtige Rolle bei der Abwanderung aus dem Rhonetal gespielt. Auch Paul Zinsli zitierte in seinem Buch „Walser Volkstum“ eine Familie, die mit ihrer Aussage ebenfalls belegt, dass der Klimawandel tatsächlich eine Rolle gespielt hatte: An einem Morgen kam die Tochter einer Walserfamilie aus der Küche hereingesprungen und rief mit dem Ausdruck grösster Verwunderung: „Du Vater, ds Wasser hät gnitlet!“ Es hatte nämlich eine Eiskruste bekommen und das im Sommer. Der Vater wurde ernst und sprach: „Soa, soa jetz chunn die böasa Joahr, jetz müessen mer wiicha!“ So verliessen sie ihre Berge und zogen ins Tal hinab.4 Aber natürlich spielten auch die flacheren Lagen, also das Tiefland eine Rolle bei der Abwanderung. Vor allem war das Tiefland reicher an Entfaltungsmöglichkeiten. Aber auch die fruchtbaren Böden waren vor allem für die Landwirte ein grosser Anreiz. Vom Wallis über Italien bis nach Davos und weiter nach Vorarlberg reichten die Wanderungen. Das Kloster Disentis, der Bischof von Chur und die Grafen von Vatz und Sax Misox waren sehr an der Besiedlung der hochgelegenen Alpentäler interessiert und förderten die Ansiedlung von Walliser Leuten. Die Freiherren und Grafen verfolgten die Strategie, den Zugezogenen möglichst viele Freiheiten zu geben, wenn sie in ihrem Gebiet siedelten. Wege und Pässe blieben so unter ihrer Kontrolle und es liessen sich Kriegsmannschaften rekrutieren. Dass die Wanderungen so weitläufig waren, ist also auch den Grafen und Freiherren zu verdanken. 3 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 4 (Zinsli, 1986) S. 208 5
Um die Jahre rund um 1300 fanden die ersten Walser den Weg ins Fondei, einem Hochtal im hintersten Schanfigg auf 1700 bis2000 Meter über Meer gelegen.5 Abbildung 2 Hochtal Fondei 3.1 Existenzsicherung Dazumal war das Tal noch stark bewaldet. Die Baumgrenze lag teilweise bis auf 2000 Metern ü.M. Trotzdem gab es auch schöne Alpweiden. Diese waren auch notwendig, denn die Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Hühner mussten speziell über die lange Winterzeit gefüttert werden. Zum spärlichen Habe der Walser gehörten neben den Tieren auch ein paar Werkzeuge. Hervorzuheben sind Axt und Sense. Vor allem die Axt war zu Beginn das wichtigste Werkzeug und wurde hauptsächlich zur Waldrodung gebraucht. Was die Axt durch die ausgedehnte Waldrodung eingeführt hatte, musste schlussendlich die Sense zu Ende führen. Denn die grossen Wiesen waren wegen des Gebirgsklimas für den Ackerbau nicht geeignet. So liess man lieber Wiesengras wachsen, mähte es ein bis zweimal im Jahr und fütterte die Tiere mit dem Heu. Paul Zinsli, Autor des Buchs „Walser Volkstum“ meinte auch, dass die primäre Leistung der Walser darin lag, dass sie sich ihr Dasein der Gebirgsnatur anpassen konnten. So führten sie ein eher hirtenähnliches Leben. Dies führte dazu, dass sich die Walser auf die Herstellung von Butter oder Käse spezialisierten, was sie lange zum Vorbild in der Kunst der Milchverarbeitung machte. Letztlich und erst mit der Technisierung und 5 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) 6
Zentralisierung des Molkereiwesens verloren die Walser ihre Konkurrenzfähigkeit auf den Märkten und wurden allmählich von den Nachbarn im Tal überflügelt. 6 3.2 Holzbeschaffung Doch damit man sich überhaupt im Milchgewerbe betätigen konnte, brauchte es als aller erstes die nötige Infrastruktur. Damit sind nicht Strassen oder moderne Melkanlagen gemeint, sondern Häuser, die mit den nötigen Gerätschaften zur Milchverarbeitung ausgestattet wurden. Als erstes musste also Holz her. Für den Häuser- und Stallbau im Fondei rodete man im grossen Stile. Die Nachfrage nach Holz war so riesig, dass man heute noch die Auswirkungen erkennen kann. Dort wo früher dichter Nadelwald stand, sind heute grosse Alpwiesen. Der Verschleiss an Holz war deshalb so gross, weil es dazumal für alles gebraucht wurde. Die Zäune zum Beispiel, mit denen man die Alpwiesen für die Tiere abgrenzte, waren aus Holz und mussten alle paar Jahre ersetzt werden. Auch die gesamte Innenausstattung in den Häusern und die Dächer wurden aus Holz gefertigt. Ausserdem wurde es gebraucht, um die Häuser in der langen Winterzeit zu heizen. So kam es, dass man bereits Ende des 16. Jahrhunderts Holz über den Durannapass importieren musste. Der Holzmangel machte sich auch noch viele Jahre später bemerkbar. Anfang des 19. Jahrhunderts, als man das Langwieser Viadukt baute, musste man erneut Holz in grossen Mengen für das Gerüst herbeischaffen. 7 Auch wenn das Holz für die Walser sehr nützlich war, bereitete es ihnen auch Probleme. Oder besser gesagt die Überreste eines gefällten Baumes. Mit Pickeln versuchte man die Wurzeln aus der Erde zu schlagen. Eine gerodete Parzelle Wiesland, ohne Wurzeln, hatte einen höheren Wert als ein Haus. 5000 Quadratmeter Land war so teuer wie vier Häuser. Kultiviertes Wiesland hatte für die Walser einen enormen Wert. 8 Denn ohne Futter, das auf diesen Wiesen wuchs, hätte man in der sieben monatigen Winterzeit die Tiere nicht füttern können. Wegen der abgeschiedenen Lage war es auch nicht möglich, zusätzliches Futter vom Tal herbeizuschaffen. 3.3 Isolierte Gesellschaft Aufgrund der Abgeschiedenheit, aber auch wegen der Unabhängigkeit zu den Freiherren und Grafen, mussten sich die Walser selber organisieren. Schon bald hatten sie eine Basis zur Demokratie gelegt und konnten so ihre eigene Politik führen. Neben landwirtschaftlichen Tätigkeiten waren manche Walser auch noch Vertreter für ein Amt. 9 So kannte man bereits früh Begriffe wie Amtsvorsteher oder Geschworener. Doch nicht nur in Ämtern war man als Nebenberuf tätig, einige spezialisierten sich auf andere nützliche Tätigkeiten. So zum Beispiel die Werkzeugherstellung oder die Dachdeckerei. Ein wichtiger Beitrag zur Selbstversorgung waren gute Kenntnisse über die Fleisch- und Lederverarbeitung. Auch das ganze Kleider und Schuhwerk musste selber produziert werden. Wieder andere bauten dann später Schlitten für den Transport von Heu im Winter. Da man wusste, dass man auf des Nachbarn Hilfe zählen konnte, blieb das Hochtal Fondei auch so lange von der übrigen Weltgeschichte abgeschottet. 6 (Zinsli, 1986) S.327 7 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 8 (Oster, 2013) 9 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 7
Es ist also kein Wunder, dass die Fondeier die ersten Jahrzehnte fast ohne jeglichen Kontakt zur Aussenwelt verbrachten. 4 Häuserbau Als erstes ist anzumerken, dass es den Walsern beim Bau ihrer Häuser nicht um Prunk oder Stil ging. Auch wenn einige Häuser mit schönen, ins Holz geschnitzten Schriftzügen versehen sind, stand die Funktionalität im Vordergrund. Landesweit hat sich kein Walser Baustil durchgesetzt. So waren sie, je nach zur Verfügung stehenden Materialien, ganz verschieden. Abbildung 4 Walserhaus Abbildung 3 Walserhaus Man unterscheidet zwischen Rundholzbauten und Strickbauten. Der Grundriss eines Walserhauses ist circa 6 x 12 Meter. Da die Häuser oft an einem Hang gebaut wurden, ist meist nur die vordere Hälfte des Hauses unterkellert. Über dem Keller befinden sich zwei weitere Stöcke. Im mittleren Stock liegen die Küche und das Wohnzimmer mit einem Ofen, der das ganze Haus heizt. Seitlich am Haus befindet sich eine schmale Laube, die genutzt wurde, um zum Beispiel die Kleider aufzuhängen und zu trocknen. Im hinteren Hausteil im ersten Stock befindet sich eine Spense (Vorratsraum). Gleich oberhalb der Spense gibt es noch ein kleines Schlafzimmer. In der grossen Schlafkammer im vorderen Teil des Hauses befinden sich bis zu sechs Betten. Matratzen kannte man dazumal noch nicht. Auf Laub konnte man als Alternative auch nicht zurückgreifen, da die Laubbäume fehlten. Tannennadeln eigneten sich 8
als Betteinlage nicht gut, und so verwendete man lieber Riedgrassäcke. Dem zähen Walser genügte dies für einen gesunden Schlaf. 10 Abbildung 4 Walserstube Abbildung 5 Stubenofen 5 Wegbau und Wartung Die Kunst des effizienten Wälderrodens und der Milchverarbeitung wurde bereits erwähnt. So waren diese aber nicht die einzigen Kulturleistungen. Die Kunst des Baus und der Wartung von Wegen eigneten sich die Walser bereits früh an. Das Rhonegebiet war bereits im 9. Jahrhundert eine relativ feuchtigkeitsarme Gegend. So verstanden es die Walser, Wasserwege über Steilhänge und Abgründe zu führen, um für eine Wasserreserve in den Siedlungen zu sorgen. Es kommt sicher von daher, dass sie eine besondere Erfahrung mit der nachwinterlichen Wartung von Wegen besassen. Es ist nachgewiesen, dass man in verschiedenen Walsersiedlungen, trotz grosser Entfernung zueinander, dieselben Wörter für gepflasterte Wege benutzte. „Bickinnen oder „bockstallen“ waren die Fachbegriffe für das Pflastern einer Strasse. Diese Wörter wurden ausschliesslich von Walsern benutzt, was wiederum zeigt, dass die Kunst des Wegebaus den nachfolgenden Generationen weitergegeben worden sein musste. 11 Viele Jahre lang konnte man das Fondei nur zu Fuss erreichen. Für Pferd und Wagen waren die Wege zu schmal und zu uneben. Mit einem Rind, das einen schmalen Schlitten zog, war es möglich, im Winter den Weg ins Tal zu finden. Da grössere Transporte nur im Winter möglich waren, fehlte es im Fondei an Getreide, Salz, Roheisen, Sensen und weiteren Metallwerkzeugen. Zwar existierten Passwege über den Durannapass oder das Weissfluhjoch zu den Marktorten in Küblis oder Davos, doch konnte man zu wenig Waren mit sich transportieren, als dass sich der lange Weg gelohnt hätte. Der Hauptverbindungsweg ins Fondei war der heute als Wanderweg bekannte Schanfigger Höhenweg. Dieser führte vom Fondei aus entlang der Südseite des Schanfigger Tals, Richtung Peister Alp, Hochwang und schlussendlich nach Chur. Auf dieser Strecke war es jederzeit möglich, hinunter ins Tal abzuzweigen, was aber kaum ein Walser tat. Denn in den Ausserschanfigger Dörfern rund um Peist sprach man bis ins 16. Jahrhundert romanisch. Kontakte hegte man kaum mit den Talbewohnern, da sie für die Fondeier keinen Nutzen hatten. Alles in allem kann man also sagen, dass lange Zeit der Weg ins Fondei ein sehr beschwerlicher gewesen sein musste. Man 10 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) S.29/30 11 (Zinsli, 1986) S.328 9
bevorzugte Wege, die über der Waldgrenze verliefen, da weiter unten das Tal bespickt mit Töbel und Rüfen war. 12 5.1 Kirchenbau und neue Erschliessungen Gut 100 Jahre, nachdem die Walser im Fondei siedelten, baute man im Tal die Langwieser Kirche. Dank einer Schenkungsurkunde von Hans Mattli im Jahre 1384, erhielt die Walsergemeinde Langwies den Boden zum Bau der Kirche gratis. Am Bau selber waren dann die Walser aus dem Fondei, Sapün und Arosa beteiligt. Bereits ein Jahr später, 1385 fand die Kirchweihe statt.13 Mit dem Kirchenbau in Langwies änderte sich vieles. Die Kirche wurde zum Treffpunkt der Walsernachbarschaften Arosa, Medergen, Sapün und Fondei. Dort traf man sich unter anderem, um das Abendmahl zu feiern. Da die Walser sehr fromme Leute waren, besuchten sie jeden Sonntag die Kirche. Brauch ist, dass die Frauen den Vortritt in der Kirche beim Abendmahl haben, da sie im Jahre 1622 Spanisch-Habsburgische Truppen zurückgedrängt hatten. Sie verhinderten den Einmarsch der Truppen ins hinterste Schanfigg, in dem sie sich oberhalb des Frauentobels positionierten und Steine und Hölzer auf die Eindringlinge rollten. Alle Männer waren zur selben Zeit wegen des Prättigauer Freiheitskampfes ortsabwesend. 1851 wurde Langwies mit dem Fondei und Sapün zu einer selbständigen Gemeinde mit der Kirche als Zentrum. 1946 wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt.14 Abbildung 6 Dorfkirche Langwies Damit die Walser aus dem Fondei die Kirche besuchen konnten, musste zuerst aber ein direkter Weg nach Langwies her. Die erste Verbindung führte gradlinig vom Dorf Langwies aus, hoch oben dem lawinengefährdeten Tobel entlang, bis ins Fondei. Auch Richtung Sapün entstanden zum ersten Mal direkte Verbindungswege. Dies war der Grund, weshalb der Kontakt mit der Walsernachbarschaft immer intensiver wurde. Von jetzt an konnte man auf schnelle Hilfe der Walser im Sapün zählen, wenn man im Fondei Hilfe brauchte. Doch wie schon die Walser im Rhonetal gemerkt hatten, war die Wartung dieser Wege in solchen 12 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) S.24/25 13 (Mattli, 1999) 14 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 10
Höhenlagen ein schwieriges Unterfangen. Ende Frühling konnte man jeweils das Ausmass des Schadens sehen, das der Schnee im Winter den Strassen und Wegen angerichtet hatte. Zu allem Überfluss rutschen die Hänge im Fondei leicht, was zur Folge hatte, dass ganze Strassenstücke um bis zu drei Meter weit nach unten verrutscht waren. Ausserdem erodierte das Schmelzwasser im Frühling grosse Stücke der unbefestigten Wege weg. Jahr für Jahr mussten die Verbindungswege erneuert werden, bis schliesslich im Jahr 1875, gleichzeitig mit dem Strassenbau Chur-Langwies, ein neuer, noch nie vorhandener Weg ins Fondei aus dem Felsen gesprengt wurde. Da man auf keine finanzielle Hilfe des Staates hoffen konnte, brauchte man billige Arbeitskräfte. Unter Mithilfe von italienischen Arbeitern stellten die Fondeier Bauern den Weg innert einem Jahr fertig. Nun war es möglich, den Weg mit einem Wagen zu befahren. Trotzdem hatte man immer noch mit der Wartung des Weges zu kämpfen. Denn nahe dem wilden Fondeier Bach wurden immer wieder Stücke des Weges weggeschwemmt. Dies änderte sich dann später aber grundlegend mit dem Bau der neuen Fondeierstrasse. 15 Im Jahr 1960 gründeten die Fondeier eine Meliorationsgenossenschaft, um eine neue Strasse ins Fondei zu bauen. Die Gesamtkosten dieser neuen Strasse beliefen sich auf 450'000 Franken, wobei die Gemeinde dazumal nur 5‘000 Franken übernahm. Für die restlichen Kosten mussten die Fondeier Grundeigentümer aufkommen. Lawinen stellten zudem ein erhebliches Risiko für die Bauern dar, welche die Strasse auch im Winter mit Pferd und Schlitten benutzten. So war man gezwungen, an den lawinengefährdeten Orten Galerien aufzustellen. Zwei kleinere Galerien wurden 1963 errichtet. Der Abschnitt, welcher durch den längsten und gefährlichsten Hang ging, konnte man damit jedoch noch nicht schützen. Nur mit Unterstützung von Patengemeinden aus dem Zürcher Oberland konnten dann die dringend benötigten neuen Galerien in den Jahren 1976 und 1977 errichtet werden. Die Kosten dieser Galerien beliefen sich nochmals auf 1‘575'000 Franken, wovon Bund und Kanton rund eine Million übernahmen. 16 Damit wurde die Strasse grösstenteils lawinensicher. 15 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 16 (Heer, 1988-1990) zusammengestellt von Loni Patt Engel 11
6 Die Schule Nachdem es im Fondei Jahrzehnte lang keine Veränderungen gab und auch keine Neuerungen den Weg ins Tal fanden, änderte der Strassenbau vieles. Der Weg war nun so gut ausgebaut, dass einige Bauern es wagten, die Holzräder der Pferdewagen mit Gummireifen auszutauschen. Auch wenn man ab und zu einen Platten einfing, so war man dank diesen neuen Reifen doch um einiges schonender unterwegs. Mit den neuen Verbindungswegen fand auch die erste Laterne ins Tal. Zuvor spendeten Abbildung 7 Schulhaus Fondei Kerzen Licht in der Dunkelheit. Ab 1889 waren es dann Petrollaternen. Dazumal sprach man sogar davon, dass diese Laternen ein grosser Schritt in die Zukunft seien. Ein noch grösserer Schritt in die Zukunft war aber das Batterie Radio im Jahre 1948. Hans Mettier, mein Grossvater, erlebte diesen neuartigen Wandel mit und meinte, dass man sich plötzlich als Weltbürger fühlte. Bereits 100 Jahre zuvor hatte man aber eigentlich für den grössten Wandel gesorgt. 1848 wurde ein kleines Schulhäuschen zuhinterst im Dörfchen Strassberg gebaut. In altertümlichen Bauernstuben wurde dazumal Schule gehalten. 55 Jahre lang diente das kleine Häuschen als Schule, bis es 1903 zur Hirtenhütte umfunktioniert wurde. In Langwies erstellte man um 1909 ein neues Schulhaus, welches auch für die Langwieser, Fondeier und Sapüner Schüler zugänglich war. Interessant ist der Vergleich zwischen den beiden Schulen im Fondei und in Arosa. Im Jahre 1884 füllte die Fondeierschule eine ganze Schulstube, wobei in Arosa gerade mal noch ein Kind schulpflichtig war. Anzunehmen ist aber, dass das Fondei den Leuten, vor allem in der Landwirtschaft, mehr Perspektive bot. Arosa, das später zu einem bekannten Kurort wurde, erhielt einen wirtschaftlichen Aufschwung und die Schule füllte sich allmählich wieder. Im Laufe der Zeit entleerte sich Langwies immer mehr. Heute befindet sich die Schule wieder in Arosa. Das genaue Gegenteil passierte mit der Landwirtschaft. Arosa ist nun mehr am Tourismus orientiert, weshalb es kaum mehr Landwirtschaftsbetriebe gibt. In Langwies aber leben immer noch vierzehn Bauernfamilien, die mehrheitlich alle auch im Fondei Land bewirtschaften.17 Abbildung 8 Schulklasse Fondei 17 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) S.42/43 12
7 Post Mit den neuartigen Veränderungen, die über das Tal zogen und vor allem mit der Eröffnung einer Schule, brauchte es dringend eine Post. In der Schule lernte man schreiben und konnte so per Briefpost mit Personen Kontakt pflegen, die sich nicht im engsten Umfeld aufhielten. Ab 1848 brachte ein Fussbote die Post ins Fondei. Nachdem der Weg in die Walsersiedlung befahrbar wurde, verwendete man Ross und Wagen, um Briefe, Pakete und Geldpost von Langwies aus herauf zu befördern. Vor allem zur Weihnachtszeit herrschte Hochbetrieb. Gelegentlich musste zu dieser Zeit mit zwei Pferden gefahren werden. 18 Mein Neni, Hans Mettier, hat die Aktivitäten seines Vaters, welcher Fondeier Pöstler war, in Zahlen dargestellt. Bei jedem Wetter, auch bei Schnee und Nebel, hat Niklaus Mettier die Strecke Langwies-Fondei mit seinem Pferd Myra über dreitausend Mal begangen. Dazu kamen täglich mehr als zwei Stunden für das Vertragen der Post von der Siedlung Blackten, etwas am westlichen Rande des Fondeis gelegen, bis ins Innerfondei. Über diese Leistung würde heute noch jeder Pöstler staunen. 1982 wurde die Poststelle Fondei aufgegeben.19 Abbildung 9 Fondeier Pöstler Niklaus Mettier 8 Flora und Fauna im Fondei Früher, als es noch Bäume im Fondei gab, lag das Fondei etwas unterhalb der Waldobergrenze. Heute verläuft diese auf etwa 1900 Metern ü.M. Abgesehen von den grossen Wiesen im Fondei, gibt es auch grosse Flächen, welche die Eigenschaften eines Hochmoores haben. Speziell rund um den Grünsee wimmelt es im Juni, nach der grossen Schneeschmelze, nur so von Leben. Von Lurchen, die im feuchten Gras und Moos leben, von der Feldmaus bis zum Steinadler reicht das Spektrum an Tierarten. Auch Fische sind im Fondei vertreten. Sie leben im Grünsee und im Fondeierbach. Dabei handelt sich vorwiegend um die Bach- und Regenbogenforelle. Abgesehen von den Tierarten, ist das Fondei auch reich an Pflanzenarten. Die ersten Blumen, die sich nach dem Schnee aus der Erde wagen, sind Soldanellen, oder auch Alpenglöckchen genannt. Bereits wenige Wochen nach der Schneeschmelze sind die Wiesen ein reinstes Farbenmeer. Frühlings Enziane, Krokusse und diverse Primelgewächse geben ihre Farbenpracht zum Besten.20 Zu den schönsten Blumen im Fondei gehört auch die Alpenrose. In den Schweizer Alpen blühen zwei verschiedene Arten. Im Fondei ist die rostblättrige Alpenrose vertreten. Sie findet hier die perfekten Bedingungen 18 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) S.41 19 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) S.41 20 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 13
vor. Die Alpenrosen meiden kalkhaltige Böden. 21 Der Boden im Fondei ist fast durchwegs sauer verwittert, was man auf der folgenden Abbildung erkennen kann.22 Gesteins-Untergrund: Fondei 1. Kristalline Gesteine, fast durchwegs sauer verwitternd 2. Sedimente der Alpen, heterogen 3. mesozoische Sedimente des Jura, meist Kalk 4. Molasse des Mittellandes und des Jura, überwiegend kalkhaltig 5. junge Formationen des Rheingrabens und der Po-Ebene Abbildung 1 Gesteinsuntergrund Kalk weist einen PH Wert über sieben auf und ist somit in basischen Böden vertreten. Da ein saurer Boden einen PH Wert unter sieben besitzt, ist auch kein Kalk im Untergrund vorhanden. Der Alpenrose steht also nichts im Wege, im Fondeier Hochtal Wurzeln zu schlagen. 9 Landwirtschaft Ein Grund, weshalb die Walser das Fondei besiedelten, war wahrscheinlich die Vegetationsstärke. Das Fondei liegt an einem Südosthang, weshalb es vor allem im Sommer sehr sonnig ist. Dank vielen Quellen, die oberhalb des Fondeis entspringen und dank dem Fondeier Bach, ist das Tal sehr wasserreich. Diese Faktoren waren die Futterbasis für die gesamte Langwieser Viehhaltung. Auch wenn heute rund ein Drittel der ursprünglichen Nutzfläche an die umliegenden Alpen verkauft wurde, werden die bestehenden Wiesen immer noch sorgfältig genutzt. Im Fondei sömmern noch jedes Jahr 550 Stück Grossvieh.23 Nach der Besiedlung des Fondeis im 13. Jahrhundert betrieben die Walser Subsistenzwirtschaft. Zu jeder Familie gehörten Rindvieh, Ziegen, Schafe, Hühner und Schweine. Etwas seltener durften die Bauern auf die Hilfe eines Pferdes hoffen. Nur etwa ein Drittel war im Besitz dieses Luxus. Die restlichen Bauern fuhrwerkten mit Zugrindern. Um die Wiesen immer bewässern zu können, bauten die Fondeier, wie schon früher die Walser im Wallis, an den Trockenstandorten Bewässerungsgräben. Eine gute Bewässerung war notwendig, denn das vorhandene Wiesland war knapp und man war auf die 21 (Prättigau Tourismus, 2021) 22 (Urmi, 2012) 23 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) S.48 14
landwirtschaftlichen Erträge stark angewiesen. Zu jedem Haushalt gehörte neben den Tieren auch noch ein kleiner Garten und eine Parzelle voller Alpenampfern (Blackten). Die Blätter dieses Gewächs wurden in einem grossen Kessel eingesotten und in Holzkisten gelagert, bis sie schlussendlich den Schweinen als gutes Futter dienten. Im 19. Jahrhundert beschloss man, die Kuhalpen Blackten und Strassberg mit je einer Sennerei zu bewirtschaften. Die Sennerei Blackten wurde bis 1958 betrieben, ist aber heute zerfallen. Die alte Sennerei Strassberg steht hingegen immer noch und dient heute als Schaukäserei. 24 10 Walsersprache Die Sprache, die man heute als Walserdeutsch bezeichnet, formte sich um 1300 im Wallis. Vom deutschsprachigen Wallis stammen die charakteristischen Lautungen wie z.B. Flurnamen und das viel benützte „sch“ wie „Müsch“ für Mäuse, „Hüscher“ für Häuser, „ünsch“ für uns oder „schi“ für sie. Nach der Abwanderung und der so entstandenen räumlichen Trennung der Walsersiedlungen entstanden neue Formen des Dialekts. Die Nachbarschaften mit der romanischen Sprache oder anderen deutschen Mundarten hatten einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung des Walser Dialekts in den neuen Siedlungen.25 Bereits im Wallis gab es Unterschiede in der Aussprache mancher Wörter. Der Grund für die Zweiteilung des Dialektes liegt in der Besiedlung des Oberwallis. Der obere Teil wurde über den Grimselpass und der untere Teil über Sanetsch besiedelt. Im Raume Visp trafen diese zwei Dialekte aufeinander und vermischten sich. Zurück blieben aber einige Wörter, die unterschiedlich ausgesprochen wurden. So zum Beispiel das Wort schwer. Auf der nachfolgenden Abbildung ist zu erkennen, in welchem Teil die Walser das Wort „schwer“ mit der Betonung auf dem „e“ aussprachen und in welchem Gebiet man „schwär“ sagte. Im Fondei wird das Wort mit der Betonung auf dem „e“ ausgesprochen. Anhand solcher Details, welche die Aussprache von Wörtern betreffen, konnte man die verschiedenen Phasen der Walser Wanderungen verfolgen und belegen. Anzunehmen ist also, dass die Walser aus dem Fondei, ursprünglich zuerst im unteren Teil des Oberwallis siedelten. Denn heute noch sagt man in Langwies und Umgebung nicht „schwär“, sondern „schwer“. 26 24 (Mettier, Das Hochtal Fondei, 2020) S.49/50 25 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 26 (Heinrich, 2021) 15
Abbildung 11 Verbreitung der Walsersprache 11 Abwanderung Die Abwanderung aus den Alpengemeinden ist heute immer noch ein Thema. Viele Gemeinden in den Bergregionen sind überaltert. Es fehlen schlichtweg die Jungen. Heutzutage versucht man dem Abwandern aus den Alpen entgegenzuwirken, in dem man zum Beispiel bessere Verbindungsmöglichkeiten ins Tal schafft oder gleich im Hochtal selber die Infrastruktur aufwertet. Die Gemeinde Albinen im Oberwallis sorgte im Jahre 2019 für Aufregung. Man versuchte durch finanzielle Anreize, wie Anzahlungen an ein Haus, neue Einwohnerinnen und Einwohner anzulocken. Diese Aktion rettete zwar kurzfristig die Gemeinde, doch sind die älteren Personen immer noch in der Überzahl.27 Wie dies in 10 Jahren aussieht, ist ungewiss. Das was heute der Gemeinde Albinen und vielen weiteren Gemeinden in den Alpenregionen droht, war bereits vor 100 Jahren im Fondei Tatsache. Die Erschliessung des Hochtals Fondei führte nicht zu einer Bevölkerungszunahme, sondern zum genauen Gegenteil. Mit dem Bau der Kirche und der ersten Verbindung von Langwies ins 27 (Albinen – Ein Bergdorf kauft sich Einwohner), (Kampf gegen Abwanderung), (SRF Dok), (04.04.2019) 16
Fondei, wanderten die ersten Fondeier ins Tal. Verlockend waren vor allem die besseren Heuerträge in Langwies für die Fondeier Bauern. Der Bau einer Schule in Langwies bot den Kindern auf einmal bessere Perspektiven. Um die Schule das ganze Jahr besuchen zu können, war es ein Vorteil, wenn man bereits in Langwies wohnte. Das fehlende Hartholzvorkommen im Fondei war auch mit ein Grund für die Abwanderung. Im Fondei gab es nur Nadelbäume. Für die Herstellung von Schlitten, Wagen, Rädern und Werkzeugstielen eignete sich dieses Holz aber nicht. Eines der grössten Probleme, mit denen die Fondeier kämpften, war der Mangel an Getreide, Eisenwaren und Salz. Da der Handel und die Warenzufuhr nur bis nach Langwies reichten, mussten sich die Fondeier diese Waren in Langwies einzeln beschaffen. Der Bau der neuen Fondeierstrasse 1962 bewirkte letztlich die totale Abwanderung der Dauerbewohner.28 Etwas verlangsamt wurde die Abwanderung durch die Situation, dass nicht nur Fondeier Eigentum in Langwies suchten, sondern auch umgekehrt. Als Ergänzung zu den frühsommerlichen Heuerträgen im Tal und als Überbrückung, bis das Gras im Tal wieder nachgewachsen war, kultivierten die Langwieser Bauern weitere Wiesen im Fondei. Zwar wurden diese Heuerträge nach dem Bau der neuen Fondeierstrasse mehrheitlich mit dem Ladewagen ins Tal gefahren, doch legte man einen Teil dieses Bergheus auch in die Ställe im Fondei ein. Dort wurde es dem Vieh zu Winterbeginn verfüttert. Dies bewirkte ein intensives „Stellen und Roben“. Mit „Stellen“ ist der Umzug des Viehs von Stall zu Stall gemeint und „Roben“ bedeutet den Umzug mit Hab und Gut von Langwies ins Fondei und umgekehrt.29 Heute werden viele ehemalige Walserbauten als Ferienwohnungen genutzt. Die Ställe der Walser wurden an vielen Orten zu Maiensässen umgenutzt, bis ein Bundesgerichtsurteil den Ausbau von Erhaltungszonen mit dem Zweitwohnungsgesetz stoppte.30 Wo dies nun nicht mehr möglich ist, werden die alten Ställe der Natur überlassen und zerfallen. Insgesamt kann man aber sagen, dass das Fondei seine Ursprünglichkeit mit seinen alten Gebäuden und seinem Charakter bewahrt hat. 12 Nachtrag Viadukt Das Langwieser Viadukt ist eine revolutionäre Konstruktion. Nur knapp zwei Jahre dauerte der Bau der Brücke, die im Dezember 1914 eröffnet wurde. Eine unvorstellbare Leistung aus heutiger Sicht, wenn man bedenkt, dass man dazumal nicht die gleichen Hilfsmittel im Brückenbau besass. Um diesen knapp bemessenen Zeitplan mit dem Bau der Brücke einzuhalten, arbeiteten rund 2000 Arbeiter, meist italienischer Herkunft, 60 Stunden in der Woche. Bemerkenswert ist ausserdem, dass die Bahn von Anfang an mit Strom fuhr. Um die Stromzufuhr zu gewährleisten, baute man gleichzeitig zur Strecke auch ein Kraftwerk an der Plessur bei Lüen. Das Kraftwerk befand sich nahe der Eisenbahnstrecke. Komplizierte Stromversorgungsanlagen konnten so vermieden werden. Ein Grund, weshalb man Chur und Arosa vernetzen wollte, war das rasante Wachstum des Kurortes Arosa. Zuvor musste man mit der Postkutsche in den Kurort reisen. Dazumal besuchten bereits jährlich 10‘000 Personen 28 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 29 (Mettier, 2021) Interviewt von Nando Mettier 30 (Gantenbein, 2019) 17
Arosa. Mit der Vereinfachung der Anreise vervielfachte sich die Besucherzahl. Im ersten Jahr nach der Fertigstellung benützten jährlich bereits um die 100‘000 Personen die Bahn. Dass Langwies an der Bahnlinie von Beginn an angeschlossen war, ist nicht selbstverständlich. Denn zunächst plante man die Strecke auf der linken Talseite. Die Linienführung wäre zwar kürzer und aus geologischer Sicht weniger problematisch gewesen, aber die Steigungen der Strecke waren in manchen Passagen so gross, dass ein Zahnrad von Nöten gewesen wäre. Schlussendlich entschied man sich für die Variante mit der Streckenführung entlang der rechten Talseite, die trotz der etwas längeren Streckenführung kostengünstiger als eine Zahnradstrecke war. Diese Variante sah auch den Bau des Langwieser Viaduktes vor. Richard Coray, der damals bekannteste Lehrgerüstbauer, bekam den Auftrag für die Konstruktion des Lehrgerüstes der Betonbrücke über die Plessur. Das Gerüstsystem, welches er entworfen hatte und seinen Namen trug, kam mit verhältnismässig wenig Material aus. Man verwendete Holz, das man in der Umgebung von Langwies geschlagen hatte. Weil die Walser für den Eigengebrauch grosse Waldflächen rodeten, mangelte es schon dazumal an Holz. Das Beschaffen von 800 Kubikmeter Holz für das Gerüst war deshalb kein leichtes Unterfangen. Das Gerüst musste im Bachbett der Plessur vorbereitet werden. Nachdem man die einzelnen Teile aufeinander abgestimmt hatte, richtete man sie mit einem Seilkran auf. Das schwierigste an diesem Unterfangen war, dass man die Holzstützen des Gerüstes im losen Kies des Bachbettes gut befestigen konnte. Nach der Schalung begann man mit dem Betonieren. Doch weshalb baute man die Brücke aus Beton und nicht aus Stahl? Zum einen waren Eisenträger in dieser Zeit sehr schwer zu beschaffen. Denn in Europa herrschte dazumal Krieg. Zum anderen wäre der Transport der Eisenträger auf der kurvenreichen und schmalen Schanfiggerstrasse sehr schwierig gewesen. Da Kies und Sand im Überfluss vorhanden war, bot es sich an, eine Betonbrücke zu bauen. Heute gehört das Viadukt mit einer Länge von 284 Metern und 62 Meter Höhe zu den bekanntesten Brücken der Schweiz und ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung.31 Abbildung 12 Gerüstbau Langwieser Viadukt 31 (Tourismus) 18
13 Projektablauf Ablauf meiner Maturaarbeit: Was Wann Bemerkung Entstehung der Idee 28.11.2020 Im Gespräch mit meiner Familie Bestätigung meiner Arbeit durch die 21.12.2020 - betreuende Lehrperson Walter Schnyder Erstes Gespräch mit Neni 30.12.2020 Übergabe Bücher und div. Quellen Gespräch mit Erika Holenweger, 04.02.2021 Beschreibung meiner Arbeit und Walter Schnyder und Dominic Zusage des Kulturvereins als Richard Unterstützer und Kunde Gespräch mit Fachhochschule 12.04.2021 Erkundigung warum das Walserprojekt Graubünden der Fachhochschule nicht weitergeführt wurde. Grund: Finanzielle Mittel Gespräch mit Erika Holenweger, 19.07.2021 Erstellung einer Einladungsliste für die Kulturhuus Schanfigg/Arosa Maturapräsentation Erstellen der Texte für die 10.07.2021 – Wenn ich in den Büchern und Zusammenfassung 15.08.2021 Zeitungsauschnitten bestimmte Informationen nicht fand, fragte ich bei meinem Neni nach Erstellung des Actionbounds 15.08.2021 – Parallel zum Actionbound erstellte ich 17.09.2021 ein Dokument mit allen Texten aus dem Actionbound zur Übersicht und der Sicherheit wegen. Gespräch mit Walter Schnyder, 26.08.2021 - betreuende Lehrperson Korrektur des Inhaltes der 17.09.2021 – - Zusammenfassung durch Neni 03.10.2021 Rückmeldung zum Actionbound von 13.09.2021 Quellenangabe im Actionbound Walter Schnyder beachten, die Fragen klären wer die Kosten übernimmt und wer das Actionbound weiterführt Gespräch mit Erika Holenweger 22.09.2021 Zustellung des Actionbounds an Erika Holenweger, Diskussion über die Gestaltung des Plakates für die Präsentationsausschreibung Fertigstellung der Arbeit 01.10.2021 - Vorbereitungen zur 04.10.2021 Erstellen einer Powerpoint und Maturapräsentation Gliederung der Präsentation Maturapräsentation 14.10.2021 Präsentation im Kulturhuus in Langwies Offizielle Abgabe Maturaarbeit 25.10.2021 Abgabe erfolgt termingerecht 19
14 Anhang Actionbound Langwies/Fondei – Eine interaktive Sommer Zeitwanderung mit den Walsern Herzlich willkommen zum Actionbound Langwies/Fondei Ihr befindet euch nun auf einer Sommer-Zeitwanderung mit den Walsern. Dieses Bound nimmt euch mit auf einen interaktiven Wanderweg und bringt euch die Walserkultur näher. Lasst euch inspirieren von historischen Erzählungen und geniesst die abwechslungsreichen Stationen. Das Bound enthält vorwiegend Kurztexte. Eine detaillierte Zusammenfassung über die Geschichte der Walser findet ihr auf der Homepage der Kulturfachstelle Arosa-Schanfigg (www.kulturhuus-schanfigg.ch). Viel Spass beim Wandern und Erfolg beim Absolvieren dieses Actionbounds! Inhaltsverzeichnis 1 Auftakt - Langwieser Viadukt ....................................................................................... 21 2 Station A – Kulturhuus ................................................................................................. 21 3 Station B - Gedeckte Brücke ......................................................................................... 22 4 Station C - Bim Fall ....................................................................................................... 23 5 Station D - Eselzug........................................................................................................ 23 6 Station E – Feuerstelle «bim guata Brunna» ................................................................. 24 7 Station F - Alte Fondeier Post ....................................................................................... 25 8 Station G – Uf Gretaneggä............................................................................................ 25 9 Station H – Siedlung Blackten ....................................................................................... 25 10 Station I – Seematte ................................................................................................. 26 11 Station J - Vogelboden .............................................................................................. 27 12 Station K - Ufem Hof ................................................................................................. 27 13 Station L - Siedlung Strassberg .................................................................................. 28 14 Station M - Wasserhütte........................................................................................... 28 15 Station N - Altes Schulhaus ....................................................................................... 29 16 Station O – Beim Alpstall .......................................................................................... 29 17 Umfrage ................................................................................................................... 30 20
14.1 Auftakt - Langwieser Viadukt Das 284 Meter lange und 62 Meter hohe Langwieser Viadukt hat nur indirekt etwas mit den Walsern im Fondei zu tun. Es ist aber ein Kulturgut von nationaler Bedeutung, weshalb wir uns vor der eigentlichen Wanderung kurz mit dieser Brücke befassen werden. Ein paar hundert Meter vor dem Dorfeingang hat man einen guten Blick auf das Viadukt. Wer möchte, kann vor dem eigentlichen Start des Actionbounds diesen Aussichtspunkt besuchen. Eure Aufgabe ist nun herauszufinden, welches Viadukt auf den folgenden Bildern das Langwieser Viadukt ist: Aufgabe Für den Bau des Gerüstes war man auf Holz angewiesen. Die Beschaffung war aber kein leichtes Unterfangen. Weil die Walser im Fondei und Sapün für den Eigengebrauch grosse Waldflächen gerodet hatten, mangelte es dazumal im ganzen Tal an Holz. Kies und Sand war hingegen im Überfluss vorhanden. Ausserdem waren Eisenträger während der Kriegszeit schwer zu beschaffen, weshalb man sich entschloss, eine Betonbrücke zu bauen. Der Chur- Arosa Bahnbau war vor allem für das Hochtal Arosa von grosser Bedeutung. Arosa, das im Gegensatz zum Fondei vom Tourismus lebt, erhielt durch den Bahnbau 1912-1914 einen riesigen wirtschaftlichen Aufschwung. weiter Bild Kulturhus Hier beim Kulturhuus, dem alten Schulhaus von Langwies, startet eure rund zweistündige Wanderung ins Fondei. weiter Hier habt ihr eine Gesamtübersicht über den interaktiven Wanderweg und in welchem Abstand sich die verschiedenen Stationen befinden. Karte mit Stationen weiter 14.2 Station A – Kulturhuus Dorfkirche Vom Kulturhuus aus seht ihr das älteste Gebäude von Langwies – die Dorfkirche. Gut 100 Jahre, nachdem die Walser im Fondei siedelten, baute man um 1384 im Tal die Langwieser Kirche. Am Bau selber waren dann die Walser aus dem Fondei, Sapün und Arosa beteiligt. Bereits ein Jahr später fand die Kirchweihe statt. Die Kirche war sozusagen der Treffpunkt aller Walser aus den umliegenden Siedlungen. Dort traf man sich unter anderem, um das Abendmahl zu feiern. Brauch ist, dass die Frauen den Vortritt in der Kirche beim Abendmahl haben, da sie im Jahre 1622 Spanisch-Habsburgische Truppen zurückgedrängt hatten. Sie verhinderten den Einmarsch der Truppen ins hinterste Schanfigg, in dem sie sich 21
oberhalb des Frauentobels positionierten und Steine und Hölzer auf die Eindringlinge rollten. Alle Männer waren zur selben Zeit wegen des Prättigauer Freiheitskampfes ortsabwesend. 1851 wurde Langwies mit dem Fondei und Sapün zu einer selbständigen Gemeinde mit der Kirche als Zentrum. 1946 wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Bild Kirche weiter Folgt der Karte und ihr werdet problemlos die nächste Station finden. Karte mit Wegweisung zur gedeckten Brücke weiter Bevor wir die Geschichte der Walser im Fondei näher betrachten, nehmen wir ihre Herkunft etwas genauer unter die Lupe. Doch zuerst seid ihr dran. Was denkt ihr, woher stammt das Bergvolk? Aufgabe Quiz weiter 14.3 Station B - Gedeckte Brücke Herkunft der Walser Die Walser sind Kolonialisten aus dem Wallis, die unter anderem um 1300 das Fondei besiedelten. Früher wurden die Bewohner des Wallis Valsner oder Valisner genannt. Doch beginnen wir ganz vorne in der Geschichte der Walser: Auf die Frage, woher die Walser stammen, gab es lange keine einheitlichen Antworten. Nach dem Chronist Ägidius Tschudi sind die Walser die Ureinwohner der Alpen. Er ist überzeugt davon, dass keltische Vorsiedler hier wohnhaft gewesen seien und deutsch gesprochen hätten. Ein anderer Ansatz für die Herkunftsklärung ist, dass die Walser zurückgebliebene Reste germanischer Heerzüge über die Alpen sind. Neue Geschichts- aber vor allem Sprachforschungen haben ein klares Ergebnis geliefert. Die Walser wurden als deutschsprachige Einwanderer erkannt, die Ende des Hochmittelalters unter anderem in den Schweizer Alpen siedelten. Bewiesen ist also, dass die Walser vier Jahrhunderte vor der Abwanderung in viele Alpentäler, im Rhone Gebiet sesshaft wurden. Hier ein Überblick über die Walserwanderungen Karte mit Walserwanderung weiter Das Walserlied „mis Büeli geid über Sapünersteig i“gehört zur gedeckten Brücke (Baujahr 1907) wie die Walser zum Fondei. Hier ein Auszug aus den ersten beiden Strophen: Walserlied Achtung: Ohrwurmgefahr! 22
weiter Zweigt links ab und folgt dem Fondeierbach bis zum Wasserfall Karte mit Wegweisung weiter Euer aktueller Standort: Bild bim Fall weiter 14.4 Station C - Bim Fall Alter Weg Viele Jahre lang konnten die Walser das Fondei nur zu Fuss erreichen. Mit dem Kirchenbau 1384 in Langwies, änderte sich aber vieles. Die Kirche wurde zum Treffpunkt aller Walsersiedlungen in der Umgebung. Die Fondeier waren auf einen direkten Weg nach Langwies angewiesen. Die erste Verbindung führte nicht hier beim Wasserfall vorbei, sondern gradlinig vom Dorf Langwies aus hoch oben dem Lawinen gefährdeten Hang entlang bis ins Fondei. Unter Verbindung darf man sich keinen Wanderweg vorstellen, so wie wir ihn heute kennen. Nur durch ständiges begehen, entwickelte sich mit der Zeit ein Weg, dem man folgen konnte. Jahr für Jahr musste der Verbindungsweg erneuert werden, bis schliesslich im Jahr 1875, mit dem Strassenbau Chur-Langwies, gleichzeitig ein neuer, noch nie vorhandener Weg ins Fondei aus dem Felsen gesprengt wurde. Da man auf keine finanzielle Hilfe des Staates hoffen konnte, brauchte man billige Arbeitskräfte. Unter Mithilfe von italienischen Arbeitern stellten die Fondeier Bauern den Weg innert einem Jahr fertig. Noch bis ins Jahr 1960 wurde dieser mit Jeep und Fuhrwerk befahren. weiter Folgt dem Wanderweg rund 500m bis zur grossen Waldschneise auf der linken Seite. Weit oben seht ihr dann einen Abschnitt der neuen Fondeierstrasse mit Galerie. Karte mit Wegweisung weiter 14.5 Station D - Eselzug Sicht auf neuen Weg Der Unterhalt des alten Weges entlang des Fondeier Baches war sehr aufwändig und wurde schliesslich zu teuer. Im Jahr 1960 gründeten die Fondeier eine Meliorationsgenossenschaft, um eine neue Strasse ins Fondei zu bauen. Die Gesamtkosten dieser neuen Strasse beliefen sich auf 450'000 Franken, wobei die Gemeinde dazumal nur 5‘000 Franken übernahm. Für die restlichen Kosten mussten die Fondeier Grundeigentümer aufkommen. Lawinen stellten zudem ein erhebliches Risiko für die Bauern dar, welche die Strasse auch im Winter mit Pferd und Schlitten benutzten. So war man gezwungen, an den lawinengefährdeten Orten 23
Galerien aufzustellen. Zwei kleinere Galerien wurden 1963 errichtet. Der Abschnitt, welcher durch den längsten und gefährlichsten Hang ging, konnte man damit jedoch noch nicht schützen. Nur mit Unterstützung einiger Patengemeinde aus dem Zürcher Oberland konnten dann die dringend benötigten neuen Galerien in den Jahren 1976 und 1977 errichtet werden. Damit wurde die Strasse grösstenteils lawinensicher. Instinkte und Schutzengel verhinderten an dieser Stelle ein Unglück: Audiodatei: Geschichte von der Lawine und dem Pöstler weiter Zwischenfrage: Kennt ihr die Bedeutung des Wortes „Rüfen“? Schreibt die Antwort in das untenstehende Feld. Auflösung folgt auf der nächsten Seite! Tipp: Sie können von hier aus gut gesehen werden weiter Rüfen sind Geröll Lawinen, wie ihr sie auf der anderen Talseite sehen könnt. Bild Geröll Lawinen weiter Nächste Station: Feuerstelle (grosser Brunnen rechts vom Wanderweg) Karte mit Wegweisung weiter 14.6 Station E – Feuerstelle «bim guata Brunna» QR Code suchen Diese Station bietet sich an, eine Pause einzulegen. Ihr werdet auf die Suche nach einem versteckten QR-Code geschickt. Auf der nächsten Seite findet ihr die Suchanleitung. Doch zuerst noch eine Kindheitserinnerung von Hans Mettier beim Viehhüten: Audiodatei: Hans Mettier beim Viehhüten weiter Suchanleitung QR Code weiter Folgt dem Weg, wie es der Fondeier Pöstler vor 100 Jahren getan hat und ihr kommt zur alten Fondeier Post. Karte mit Wegweisung weiter 24
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