Ausgabe Oktober 2014 (2/2014) - www.aticom.de

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Ausgabe Oktober 2014 (2/2014)

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INHALTSVERZEICHNIS

    Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

    Veranstaltungsankündigungen

          Portugiesisch-Workshop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

    FIT

          Ordentlicher Kongress der FIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

          XX. FIT-Weltkongress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

    Veranstaltungsberichte

          Seminar Englisches Strafrecht und Arbeitsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

          XX. Anglophoner Tag in Potsdam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

          Geschichte des Anglophonen Tags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

    Europäische Berufsverbände

          BP 14 - Internationale Konferenz für freiberufliche Übersetzer, Budapest . . . . . . . . 17

          Kleine Landes-(Übersetzer-, Dolmetscher- und Sprach-)kunde - Slowakei . . . . . . . . 21

          60-jähriges Bestehen UNIVERSITAS Austria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

    Gebärdensprachdolmetschen

          Gebärdensprache dolmetschen - eine kleine Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

    Übersetzer/Dolmetscher als Unternehmer

          Beglaubigte Übersetzungen für Vermittler? Nein, danke! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

          Das leidige Thema: Ausschreibungen als Preisreduzierungsinstrument . . . . . . . . 33

          Ali …. Blabla! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

    Veranstaltungskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

    Rechtsberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

    Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

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VORWORT

Vorwort
Liebe ATICOM-Mitglieder,

einen großen Teil dieses FORUM-Hefts        Der letzte Teil des Hefts wendet sich
nehmen diesmal Beiträge über die            wieder besonders an diejenigen unter
Aktivitäten der FIT ein. Es wird ausführ-   uns, die als Dolmetscher und Überset-
lich über den XX. Weltkongress, der         zer unternehmerisch tätig sind. Ein
diesmal in Berlin stattfand, berichtet.     erfahrener Kollege erklärt, warum er
Reiner Heard kandidierte dort für den       davon abrät, für Agenturen beglaubig-
FIT-Rat und erhielt bei der Wahl von        te Übersetzungen anzufertigen und
den Delegierten aus der ganzen Welt         sich die Vorteile der persönlich erteil-
die meisten Stimmen. Die Redaktion          ten Ermächtigung von Umtütern aus
gratuliert ihm ganz herzlich zu diesem      der Hand nehmen zu lassen.
großartigen Ergebnis. Ein sehr persön-
licher Erfahrungsbericht einer Kollegin     Dann geht es um das wichtige The-
über den offenen FIT-Kongress vermit-       ma Ausschreibungen durch Behörden.
telt einen sehr guten Einblick in dieses    Unsere Gerichtsreferentin ruft ein-
wichtige Ereignis.                          dringlich dazu auf, unbedingt auf der
                                            Einhaltung des JVEG bei Behörden zu
                                            bestehen und gibt die entsprechende
Erstmalig im FORUM gibt eine junge          Argumentation an die Hand. Der letzte
Kollegin Einblick in die Arbeit unserer     Artikel wirft einen kritischen Blick auf
Gebärdensprachdolmetscher, die sich         die unsägliche Sprache der Plattform
ja wesentlich von der anderer Dolmet-       Alibaba.com.
scher unterscheidet.
                                            Das neue Heft dürfte also für jeden
Anschließend schauen wir über die           etwas Interessantes bieten. Die Redak-
Landesgrenzen hinaus und erhalten           tion wünscht viel Vergnügen bei der
gute Einblicke in die Arbeit unserer        Lektüre.
Partnerverbände im europäischen             Hildegard Rademacher
Ausland.                                    Post@Rademacher-MG.de

                                                                    www.aticom.de      3
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VERANSTALTUNGSANKÜNDIGUNGEN

    ATICOM-Workshop
    für Portugiesisch-Übersetzer
    Samstag/Sonntag, 31.1./1.2.2015                    Textbeispiele
    (Beginn: Samstag um 10:00 Uhr                      Moderation: Dr. Tinka Reichmann

    Ende: Sonntag gegen 16:00 Uhr)
                                                       „Rechtsbehelfe in Deutschland und
    Themen: Brasilianisches und deutsches              Portugal“
    Steuerrecht                                        Referentin: Maria de Fátima Veiga,
    Rechtsbehelfe im Vergleich (Deutsch-               Rechtsanwältin, Frankfurt
    land - Portugal)                                   (Vortrag in portugiesischer Sprache)

    Programm (Auszug):                                 Besprechung von Texten (Rechtsbe-
    „Brasilianisches und deutsches Steuer-             helfsbelehrungen) anhand eingereich-
    recht im Vergleich / Cotejo entre direi-           ter Mustertexte und Übersetzungen
    to tributário brasileiro e alemão“                 Moderation: Dr. Tinka Reichmann

    Referentinnen: Prof. Dr. Vera de Hessel-
                                                       Diskussion und Erfahrungsaustausch
    le und Marta O. Castelon
                                                       der Teilnehmer zu allen anderen be-
    (Vortrag in deutscher bzw. portugiesischer Spra-
    che) mit anschließender Diskussion/Fragerunde      rufsrelevanten Themen.

    Textarbeit mit terminologischer Dis-               Info & Anmeldung unter:
    kussion anhand zuvor eingereichter                 www.aticom.de - Veranstaltungen

      ATICOM-Steuerbrief
      Mittlerweile wurde der zweite Steuerbrief des Steuerberaters Peter John mit den
      wichtigen Themen „gewerbliche Infektion“ und „Aufbewahrung von elek-
      tronischen Kontoauszügen“ an alle Mitglieder versandt. Die Steuerbriefe be-
      handeln jeweils schwerpunktmäßig aktuelle Themen für Übersetzer und Dol-
      metscher. Bitte nutzen Sie die Gelegenheit und schicken Sie Ihre Fragen an
      die ATICOM-Geschäftsstelle. Bei entsprechendem Interesse können sie dann
      in Steuerbrief behandelt werden.

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FIT

Die FIT ist 60 Jahre jung –
doch vor der Feier kam erst die Arbeit
Bericht vom 20. Ordentlichen Kongress (Statutory Congress)
der FIT vom 2. und 3. August 2014 in Berlin

Die FIT ist ein weltweiter Zusammen-               sitzende, und Isabel Schwagereit, Mitglied
schluss von Berufsverbänden der Überset-           im FIT Standards Committee, vertreten.
zer, Dolmetscher und Terminologen. Über
100 Berufsverbände aus 55 Ländern mit
über 80.000 Mitgliedern sind in ihr organi-
siert. Das Ziel der FIT ist es, die Professiona-
lität des Berufsstandes weltweit voran zu
bringen und in das Bewusstsein der Öffent-
lichkeit zu rücken.

Die Satzung des Verbandes sieht alle drei
                                                   Alle Delegierten des Statutory Congress
Jahre einen Kongress vor, bei dem sich die
                                                   (Suchbild: Wo sind Draga, Reiner und Isabel?)
Vertreter der in ihr zusammengeschlosse-
nen Berufsverbände mit Fragen der Organi-          Zunächst waren die in einer Organisation
sation und Verwaltung der FIT befassen, auf        üblichen Fragen der Verwaltung und des
dem aber auch Auszeichnungen für heraus-           Budgets zu besprechen. Dann ging es um
ragende Leistungen von Kollegen vergeben           die Aufnahme von neuen Mitgliedern, über
werden und natürlich die Chance auf den            die die Delegierten abzustimmen hatten.
Austausch auf persönlicher Ebene besteht.          Dieser Punkt war sehr interessant, bot er
Außerdem werden die Mitglieder des FIT-            doch Einblicke in die weite Welt und die
Rates, des obersten Leitungsgremiums der           manchmal schwierigen Voraussetzungen,
FIT, neu gewählt. Dieser Kongress fand nun         unter denen sich Übersetzer, Dolmetscher
zum 20. Mal statt und wurde auf Einladung          und Terminologen zusammenfinden müs-
des BDÜ in Berlin abgehalten. Ihm folgte           sen, um einen Verband zu gründen. Bean-
direkt anschließend der offene Kongress, an        tragte ein Verband, der eine Ausgründung
dem interessierte Übersetzer, Dolmetscher          aus einem größeren Verband war, die Mit-
und Terminologen aus aller Welt teilnah-           gliedschaft, oder handelte es sich um einen
men und der den würdigen Rahmen bot,               Verband aus einem sprachlich und kulturell
das 60-jährige Bestehen der FIT zu feiern.         gespaltenen Land, „menschelte“ es zum
ATICOM war durch Reiner Heard, Vorsitzen-          Teil sehr. Dennoch konnte die FIT neun neue
der, Dragoslava Grandincĕvić-Savić, 2. Vor-        Mitgliedsverbände begrüßen, einer davon

                                                                             www.aticom.de               5
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ist die ALTI (Association luxembourgeoise      finden. Auch während des 20. Kongresses
    des traducteurs et interprètes) aus Luxem-     wurden wieder Preisträger aus fast allen
    burg, wo es bis 2011 gar keinen Verband gab.   Erdteilen geehrt.
    Leider waren auch Mitglieder auszuschlie-
    ßen, weil sie ihre Mitgliedsbeiträge nicht
    gezahlt hatten.

    Zu beschließen war ebenfalls über eine
    Änderung der FIT-Statuten, die an die ver-
    änderten Anforderungen der modernen
    Zeiten angepasst werden mussten, sowie
    eine Strukturreform, um flexibler auf an-
    stehende Herausforderungen reagieren zu
    können. Dazu wurde ein System von stän-
    digen und Ad-hoc-Ausschüssen eingeführt.
    Intensive Diskussionen gab es rund um die      Reiner Heard bei seiner Vorstellungsrede zur
    Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, die für die    Wahl in den FIT-Rat
    Durchführung von wichtigen FIT-Projekten       Der Höhepunkt des Kongresses war jedoch
    notwendig wurde.                               die alle drei Jahre durchzuführende Wahl
                                                   zum FIT-Rat, dem obersten Gremium der
    Außerdem wurde eine Vereinbarung zur           FIT. Von 20 Kandidaten, die zur Wahl stan-
    Zusammenarbeit zwischen der CIUTI (Con-        den, wurden 14 in den Rat gewählt und
    férence Internationale Permanante des          zwei durch den neuen Rat kooptiert, um
    Instituts Universitaires des Traducteurs et    eine geographisch vernünftige Repräsen-
    Interprètes) sowie der EULITA (European        tanz möglichst aller Erdteile zu erreichen.
    Legal Interpreters and Translators Associa-    ATICOM freut sich, dass Reiner Heard nicht
    tion) unterzeichnet.                           nur mit der höchsten Stimmenanzahl in
                                                   den Rat gewählt wurde, sondern neben
    Nach der Beratung und den Beschlüssen          dem neuen Präsidenten der FIT, Dr. Henry
    zu diesen eher trockenen Themen wurden         Liu aus Neuseeland, zum 1. Vizepräsidenten
    die Preisträger der FIT-Preise geehrt. Diese
    werden in den Kategorien Übersetzung von
    Kinderliteratur, Übersetzung von Bellet-
    ristik sowie Fachliteratur, Übersetzungen
    aus einer kleinen Sprache, das beste Fach-
    magazin eines Berufsverbandes, die beste
    Website eines Berufsverbandes, herausra-
    gende Leistungen bei der Übersetzung von
    wissenschaftlich-technischen Texten und        Der Leitungsausschuss des FIT-Rats:
    herausragende Leistungen als Dolmetscher       Terence Oliver, 3. Vizepräsident, Silvana Mar-
                                                   chetti, 2. Vizepräsidentin, Henry Liu, FIT-Präsi-
    vergeben. Kandidaten können mit Begrün-        dent, Sabine Colombe, Generalsekretärin, Reina
    dung der Mitgliedsverbände vorgeschlagen       de Bettendorf, Schatzmeisterin, Reiner Heard,
    werden, ein Ausschuss hat darüber zu be-       1. Vizepräsident

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gewählt wurde. Für unseren Verband heißt              Nun dürfen wir gespannt sein, in welchen
das, dass wir durch Reiner Heard direkt mit           Bereichen der neue FIT-Rat seine Schwer-
der Spitze des Weltverbandes der Überset-             punkte setzen wird.
zer und Dolmetscher vernetzt sind.
                                                      Das nächste Treffen der FIT-Familie wird
                                                      2017 in ‚Down Under‘ in Brisbane stattfin-
                                                      den. Dem 21. FIT-Kongress folgt ebenfalls
                                                      wieder ein offener Kongress für alle Über-
                                                      setzer, Dolmetscher und Terminologen. Die
                                                      Präsentation der australischen Kollegin war
                                                      so ansprechend, dass sicherlich der eine
Der neue FIT-Rat: Kevin Quirk (Norwegen), Te-
rence Oliver (UK), Sandra Bertolini (Italien), Olga   oder andere Delegierte bereits Reisepläne
Egorova (Russland), Maria Mousafiri (Griechen-        schmiedet.
land), Robert Ensor (Niederlande), Eva Malkki
(Finnland), Silvana Marchetti (Kuba), Reiner
                                                      Isabel Schwagereit
Heard (Deutschland), Eleanor Cornelius (Südafri-
ka), Sabine Colombe (Frankreich), Henry Lui (Neu-     is@sigma-uebersetzungen.de
seeland), Allison Rodriguez (Australien), Alan K
Melby (USA), Reina de Bettendorf (Panama), Iz-        Fotos: ©Photo courtesy of Jørgen Christian Wind
mail Jabrailow (Aserbaidschan)                        Nielsen, Wind Kommunikation, Denmark

                                                                                                 FIT

Erfahrungsbericht FIT XX. Weltkongress,
Berlin, 4.-6. August
Der Weltübersetzerverband FIT (Fédérati-              Übersetzer, Dolmetscher und Terminologen
on Internationale des Traducteurs) ist der            aus 70 Ländern, um zu fachsimpeln und sich
weltgrößte Dachverband für Übersetzer-,               Vorträge anzuhören.
Dolmetscher- und Terminologenverbände,
der alle drei Jahre zu einem Weltkongress             Schwerpunktthema
lädt. So traf man sich 2011 in San Francis-
co und zum nächsten FIT-Weltkongress in               Der Kongress war dem Thema „Im Span-
2017 geht es ganz nach Brisbane. Dieses               nungsfeld zwischen Mensch und Maschine
Jahr fand er fast vor meiner Haustür in               – Die Zukunft von Übersetzern, Dolmet-
Berlin statt – ausgerichtet und hervorra-             schern und Terminologen“ gewidmet. Die
gend durch den BDÜ organisiert. Hier tra-             Vor- und Nachteile maschineller Überset-
fen sich vom 4. bis 6. August mehr als 1.600          zungen und ihre Auswirkungen auf den Be-

                                                                               www.aticom.de            7
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ruf des Übersetzers werden immer wieder         Berufsverbänden, Terminologie, Men-
    kontrovers diskutiert. Bei vielen Übersetzern   schenrechten, beruflicher Weiterbildung,
    löst das Voranschreiten maschineller Über-      Social Media, Gebärdensprache, juristi-
    setzungstechniken Zukunftssorgen aus.           schen Übersetzungen und vieles mehr
    Einige verspüren Druck, ihre Preise zu sen-     hören. Die Bandbreite der Themen be-
    ken oder das ungeliebte Post-Editing ma-        deutete, dass für jeden Geschmack etwas
    schinell übersetzter Texte zu übernehmen.       dabei war, aber auch, dass für kein Thema
    Von den mehr als 180 Veranstaltungen des        sehr viel Raum blieb. So bin ich mit einer
    FIT-Kongresses drehten sich immerhin fast       Palette an ersten Eindrücken zu ver-
    20 um dieses Thema.                             schiedenen Themen abgereist, die zwar
                                                    Lust auf mehr machten, aber keine
                                                    tieferen Einblicke gewähren konnten.
    Das Programm

    Ausgerichtet wurde der Kongress im lufti-       Startschuss zur Konferenz am Montag
    gen Henry-Ford-Bau der Freien Universität       war für mich eine Präsentation der Ameri-
    Berlin. Veranstaltungen gab es von mor-         kanerin Chris Durban, einer hochspeziali-
    gens 9:00 bis um 18:00 Uhr – mit halbstün-      sierten Finanzübersetzerin für Französisch
    digen Kaffeepausen und einer ausdehnten         und Englisch. Bekannt ist sie vor allem für
    Mittagspause zur Erholung und zum Plau-         ihre standhaft vertretene Meinung, dass
    dern (und für einige Teilnehmer zum Arbei-      Übersetzer an Professionalität gewinnen
    ten). Die Veranstaltungsblöcke umfassten        müssen, um in der Geschäftswelt ernstge-
    90 Minuten, die teilweise komplett von          nommen zu werden. Wer Kunden im Premi-
    einer Person bestritten wurden oder unter       umsegment überzeugen möchte, muss ihre
    mehreren Rednern aufgeteilt waren.              Umgebung aufsuchen und wie einer von
                                                    ihnen werden. Genau das war auch Thema
                                                    ihrer Präsentation „Die Menschen begeis-
                                                    tern“. Übersetzer sollen vor ihren potenti-
                                                    ellen Klienten als ernstzunehmende, eben-
                                                    bürtige Dienstleister auftreten, denn nur so
                                                    erhalten sie den erforderlichen Respekt. Ein
                                                    gelungener Beginn der Konferenz!

                                                    Am Nachmittag besuchte ich einen Veran-
                                                    staltungsblock zu dem Thema „Mensch und
                                                    Maschine im Spannungsfeld“. Gyde Hansen
                                                    referierte über „Mensch und Maschine in
                                                    Übersetzungsprozessen“ und verglich dabei
    Bei den Veranstaltungsthemen gab es             Übersetzungsfehler, die bei einer Deutsch-
    eine breitgefächerte Auswahl. Neben             Dänisch-Übersetzung mit Hilfe von Google
    dem Schwerpunktthema konnte man Prä-            Translate, Bing, dem Pons Textübersetzer
    sentationen zu Marketing, literarischer         und menschlichen Übersetzern zustande
    Übersetzung,     Konferenzdolmetschen,          kamen. Danach sprach Attila Piróth über die

8     www.aticom.de
Ausgabe Oktober 2014 (2/2014) - www.aticom.de
Beziehung zwischen Mensch und Maschine
und stellte Überlegungen dazu an, wer in
dieser Beziehung Herr und wer Sklave sei.
Er plädierte klar dafür, dass Übersetzer nur
als eigenständige Dienstleister weiterbe-
stehen könnten, wenn sie sich die neuen
Übersetzungstechnologien zu eigen ma-
chen und ihren Ansprüchen unterwerfen.
Wer sich seine Arbeitsbedingungen durch
Technik vorschreiben lasse, werde zum Be-
diensteten der Maschinen.                       Der Workshop von Susanne Schmidt-Wus-
                                                sow zum Thema „Und wenn ich keinen
Maureen Ehrensberger-Dow und Gary Mas-          Onkel im Verlag habe? Marketing für li-
sey präsentierten anschließend vorläufi-        terarische Übersetzer“ war der krönende
ge Ergebnisse ihrer Studie „Cognitive and       Abschluss des ersten Tages. Sachkun-
Physical Ergonomics of Translation“ zur         dig und sympathisch berichtete sie von
Ergonomie am Übersetzerarbeitsplatz. Un-        ihren Marketingbemühungen, gab prakti-
ter dem Titel „Übersetzer und Maschinen:        sche Tipps und ermunterte das Publikum,
zusammen arbeiten“ berichteten sie, wel-        sich nicht entmutigen zu lassen. Aufträge
chen Einfluss das Arbeiten mit CAT-Tools        fielen zwar nicht vom Himmel, aber ge-
sowie die sitzende Tätigkeit am Schreib-        zielter und persönlicher Einsatz könnten
tisch auf mentale Prozesse und die körper-      durchaus zu Übersetzungsprojekten füh-
liche Gesundheit von Übersetzern ausüben.       ren. Eine unterhaltsame und inspirierende
                                                Veranstaltung, aus der ich viel mitnehmen
                                                konnte.
Die beiden Forscher wollen ihre bisherigen
Erkenntnisse mit Hilfe einer Online-Um-         Am zweiten Konferenztag zog es mich wie-
frage erweitern. Je mehr Übersetzer daran       der in eine Veranstaltung mit Chris Dur-
teilnehmen, desto aussagekräftiger werden       ban, dieses Mal zum Thema der sichtbaren
die Resultate, die hoffentlich zu unserer al-   Übersetzer. Frau Durban stellte die Maxime,
ler Nutzen Softwarekonzepte und Büroge-         dass Übersetzer unsichtbar im Hintergrund
staltung optimieren können.                     agieren sollen, auf den Kopf. Dies möge für
                                                die Erkennbarkeit des Übersetzers im Text
Interessierte Leser können bis zum Jahres-      gelten, sollte aber keinesfalls auch auf die
ende unter dem folgenden Link an der Um-        Marketingaktivitäten von Übersetzern zu-
frage teilnehmen:                               treffen. Diese Präsentation verband Frau
http://gibbon.zhaw.ch/limesurvey/               Durban mit dem Aufruf an Berufsverbände,
index.php/478455/lang-de.                       in professionelle Marketingmaßnahmen
Weitere Informationen zum Forschungs-           zur Steigerung der Sichtbarkeit des gesam-
projekt finden Sie unter:                       ten Berufsstandes zu investieren. Selbstge-
http://www.project.zhaw.ch/de/                  strickte Marketinginitiativen auf Verbands-
zhawprojects/ergotrans.html.                    ebene würden ungehört verpuffen oder

                                                                       www.aticom.de           9
Ausgabe Oktober 2014 (2/2014) - www.aticom.de
sogar ungewollt das Ansehen von Überset-       staltung des Tages hieß „Wege durch den
     zern mindern.                                  Dschungel des Social Networking“ von der
                                                    in diesen Bereichen sehr erfahrenen Anne
     Weiter ging es mit einem Runden Tisch zum      Diamantidis. Ihr Vortrag war unterhaltsam
     Thema „Maschinelle Übersetzung – Segen,        und pragmatisch. Nicht jede Plattform sei für
     Fluch oder etwas dazwischen?“ Nachdem          jeden geeignet. Bevor man sich verbiege,
     sich die einzelnen Panelmitglieder (Ralf       um eine lustlose Präsenz aufzubauen, sollte
     Lemster, Iwan Davies, Jean Nitzke, Attila      man es lieber lassen und seine Energie wo-
     Piróth, Jochen Richter und Robert Rigo) mit    anders sinnvoller investieren.
     einem kurzen Statement vorgestellt
     hatten, wurden Fragen aus dem Publi-           Auf allen Hochzeiten tanzen zu wollen, sei
     kum beantwortet bzw. diskutiert. Sach-         in Bezug auf Social Networking alles ande-
     lich aber nachdrücklich kamen klar             re als eine gute Idee. Siegfried Armbruster
     positionierte Beiträge der Zuschauer, die      übernahm im Anschluss das Mikrophon
     ihre starke Ablehnung zum Einzug der ma-       und berichtete in seinem Vortrag „Smart-
     schinellen Übersetzung in den Alltag vieler    phone oder Tablet – technisches Spielzeug
     Übersetzer ausdrückten.                        oder mobiles Büro für Übersetzer?“ auf
                                                    ähnlich heitere Weise, wie er seinen Ar-
     Am Nachmittag folgte ein Veranstaltungs-       beitsplatz mit Hilfe von mobilen Geräten
     block zu praktischen Aspekten des Überset-     auf Reisen mitnehme. Seine augenzwin-
     zeralltags. Nach einem Kurzvortrag von Eva     kernde Schlussfolgerung war, dass für Über-
     Nossem und Dirk Ohligschläger zum The-         setzer Tablets noch keine wirklich sinnvolle
     ma Speicherpfade und Dateibenennungs-          Anschaffung seien, was sehr schade sei, da
     standards mit dem Titel „Gut gespeichert       er gerne einen Grund hätte, sich einen zu
     ist halb gefunden“, folgte Jerzy Czopik mit    kaufen.
     einem kurzweiligen Vortrag zu den nicht-
     linguistischen Aspekten bei der Beurteilung
     von Übersetzungsqualität mit dem sehr
     passenden Titel „Von der Wichtigkeit der
     unwichtigen Dinge“.

     Als letzte referierte Jutta Witzel über ver-
     schiedene Techniken, zu kreativen Über-
     setzungslösungen zu kommen. Diese Me-
     thoden, wie Mind Mapping, semantische
     Intuition oder die Umkehrmethode, können       Der einzige Wermutstropfen als Besucher
     besonders bei Zeitdruck helfen, Blockaden      einer so großen Konferenz ist, dass man
     zu beheben und die Ideen wieder sprudeln       so viele Angebote gar nicht wahrnehmen
     zu lassen.                                     kann. Gerne hätte ich auch den Translati-
                                                    on Slam am Dienstagnachmittag besucht,
     Und dann war es schon Mittwoch, der letz-      mehr zu maschineller Übersetzung erfah-
     te Tag des Kongresses. Meine erste Veran-      ren oder auch Veranstaltungen zum Dol-

10     www.aticom.de
metschen gehört. Immerhin hat die Größe       eine Karte mit Grüßen vom Kongress
des FIT-Kongresses mir einen kleinen Blick    und die Bitte, dass etwaige Finder doch
über meinen Tellerrand hinaus erlaubt.        einen Tweet über ihren Ballonfund
                                              losschicken möchten mit auf die Reise.
                                              Eine exzellente Idee des BDÜ war, die Au-
Das „Drumherum“                               ßenzone mit sogenannten Beach Flags, also
                                              gut sichtbaren Strandfahnen, zu markieren.
Konferenzen sind erfreulicherweise mehr
                                              Je nach Tag wurden mit diesen Flaggen
als die Summe ihrer Vorträge. Auch bei dem
                                              Treffpunkte für bestimmte Arbeitsspra-
FIT-Weltkongress kamen der Spaß und das
                                              chen, Spezialisierungen oder Social-Media-
Netzwerken nicht zu kurz. Bereits am Sonn-
                                              Plattformen ausgewiesen. So konnte man in
tag konnten früher angereiste Kongress-
                                              dem Trubel gezielt eine Gruppe geeigneter
teilnehmer auf einer nachmittäglichen
                                              Gesprächspartner     ausfindig    machen.
Bootsrundfahrt durch Berlin, die von der
                                              Die     sonst    überwältigenden     Men-
Dolmetscherin Mareike Steinig organisiert
                                              schenmengen wurden dadurch über-
und sehr nett begleitet wurde, erste zwang-
                                              schaubarer, was ich als sehr hilfreich
lose Kontakte knüpfen und die Sehenswür-
                                              empfunden habe.
digkeiten Berlins vom Wasser aus genießen.
Das Wetter war uns wohl gesonnen und
wartete mit den ersten Regentropfen bis
wir wieder angelegt hatten.

Am Dienstagabend fand im Außenbereich
des Henry-Ford-Baus eine Sommerparty
für alle Kongressteilnehmer und ihre Be-
gleiter statt. Zu Häppchen und Getränken
konnten alle gemütlich plaudern und der
Jazzkombo „Das Loungehouse“ lauschen.
Als ich schließlich Richtung Hotel auf-       Fazit
brach, wurde sogar vor der Bühne das Tanz-
bein geschwungen! Zuvor wurden aber in        Der FIT Weltkongress war wirklich eine
einer sehr netten Aktion unzählige Luft-      Mammutveranstaltung. Ein großes Lob gilt
ballons in leuchtendem FIT-Blau in den        den Veranstaltern, die mit straffer Orga-
Himmel entlassen. Jeder Ballon nahm           nisation für Ordnung gesorgt haben. Mit
                                              nach Hause nehme ich viele neue Kontakte,
                                              Anregungen aus den Präsentationen und
                                              die frohe Gewissheit in einem facettenrei-
                                              chen und wundervollen Beruf tätig zu sein.

                                              Else Gellinek
                                              else@sprachrausch.com

                                              Fotos: ©Photo courtesy of Jørgen Christian Wind
                                              Nielsen, Wind Kommunikation, Denmark

                                                                       www.aticom.de            11
VERANSTALTUNGSBERICHTE

     Seminar „Englisches Recht für Rechtsübersetzer:
     Strafrecht und Arbeitsrecht“ am 6. und 7. September in Düsseldorf

                 Interaktives Lernen und       praktischer Beispiels-
                 hohe Praxisnähe im zwei-      fälle, sondern auch
                 tägigen Seminar mit Da-       aus der Darstellung
                 vid Hutchins. In der Reihe    des englischen Rechts an sich ergeben
                 „English Law for Legal        sich viele spannende Fragen.
                 Translators“ organisierte
     ATICOM am 6. und 7. September 2014        So ist dem Hörer zwar aus dem konti-
     bereits das dritte Mal ein zweitägiges    nentalen Recht vertraut, dass die Straf-
     Seminar zum englischen Recht, bei         barkeit einer Handlung die Erfüllung
     dem nunmehr die Bereiche Strafrecht       eines objektiven und eines subjektiven
     und Arbeitsrecht auf dem Programm         Tatbestands voraussetzt, was im Eng-
     standen.                                  lischen mit den lateinischen Begriffen
                                               Actus Reus und Mens Rea ausgedrückt
     Der Referent David Hutchins war mehr      wird. Aber dass auch im Bereich des
     als 30 Jahre lang englischer Solicitor    Strafrechts der Grundsatz des Common
     mit eigener Sozietät in London, der er    Law beibehalten wird, wonach sich die
     als beratendes Mitglied noch heute an-    Rechtsfindung im konkreten Einzelfall
     gehört. Mittlerweile allerdings hält er   nicht an einer vor Begehung der Tat
     seine Seminare zum englischen Recht,      gesetzlich definierten Beschreibung
     die sich ursprünglich ausschließlich an   der strafbaren Handlung (eben dem
     Juristen richteten, in halb Europa zwi-   Tatbestand) orientieren muss, sondern
     schen Finnland und Italien ab – auch      in den meisten Fällen Richterrecht den
     für Sprachmittler.                        entscheidenden Stellenwert einnimmt,
                                               ist für den, der das kontinentale Prinzip
     Es ist schon etwas Besonderes, das        „Keine Strafe ohne Gesetz“ verinner-
     englische Rechtssystem und vor allem      licht hat, nur sehr schwer nachzuvoll-
     die englische Rechtspraxis direkt aus     ziehen.
     erster Hand und in englischer Sprache
     erläutert zu bekommen. Denn nicht         „Die Präsentationsform finde ich sehr
     nur durch die Einarbeitung zahlreicher    gut. Nicht einfach ein Lehrer mit Charts

12     www.aticom.de
und Studenten, die zuhören, sondern        setzerin und allgemein beeidigten Dol-
ständige Interaktion und Diskussion.       metscherin für Englisch verbindet.
Für mich ist das entspannter und er-       So fühlte sich die Gruppe von zwölf Se-
höht dadurch den Lerneffekt“ sagt          minarteilnehmern in den zwei Semin-
Graham Mead, ermächtigter Überset-         artagen zwar gefordert, war am Ende
zer und allgemein vereidigter Dolmet-      mit dem Lerneffekt aber hochzufrie-
scher, der bereits zum dritten Mal ein     den.
Seminar von David Hutchins besuchte.
„Wir hören von einem englischen An-        Bleibt noch zu unterstreichen, dass Lor-
walt nicht nur, welche Terminologie        raine Riach das Seminar hervorragend
verwendet wird, sondern auch, welche       organisiert hatte. Am Abend zwischen
Formulierungen benutzt werden - also       den beiden Seminartagen bestand zu-
wie der englische Rechtsberuf von sich     dem Gelegenheit, bei einem Essen mit
aus schreibt. Das hilft, unsere Texte      dem sympathischen Referenten, der
authentischer zu machen, sie klingen       die traditionelle deutsche Küche durch-
dann weniger wie eine Übersetzung.“        aus zu schätzen weiß, den fachlichen
„Die Seminarunterlagen dienen als          Austausch noch auszuweiten und zu
hervorragendes Nachschlagewerk“, er-       vertiefen.
gänzt Claudia Butterly, die in Köln ihre
abgeschlossene juristische Ausbildung      Christiane Splietorp
mit dem Titel einer ermächtigten Über-     info@splietorp.eu

                                                         VERANSTALTUNGSBERICHTE

Bericht über den Anglophonen Tag 2014
Gastgeber vom 20. bis 22. Juni 2014 war    ortes und die Organisationsarbeit, das
das Chartered Institute of Linguists       sie mit Sicherheit mit einigen anderen
German Society e. V. vertreten durch       Personen teilen wird, die sie im Hinter-
Stephanie Tarling. Sie war sowohl wäh-     grund unterstützt haben.
rend der Anmeldungsphase als auch im
Laufe der Veranstaltung Ansprechpart-      Potsdam als Tagungsort zu wählen war
nerin für alle Anwesenden. Ihr gebührt     eine Entscheidung, die allgemein ein
auf jeden Fall ein großes Dankeschön       positives Echo hervorgerufen hat. Meh-
für die Auswahl des Veranstaltungs-        rere Gäste waren bereits Fronleichnam

                                                                  www.aticom.de       13
angereist und hatten so den ganzen       zum 20. Jahrestag des AT begrüßen
     Freitag, um sich auf eigene Faust mit    und übergab das Wort sogleich an John
     der Stadt und der Umgebung vertraut      D. Graham, dem Begründer des Anglo-
     zu machen bzw. Vorbereitungen für        phonen Tages, der eine launige Anspra-
     ihre Vorträge am Samstag zu treffen.     che über die näheren Umstände des
     Das Personal des Hotel Mercure Pots-     Zustandekommens dieser Veranstal-
     dam City erwies sich als äußerst hilf-   tung hielt. Er erinnerte daran, dass der
     reich und zuvorkommend bei der Her-      erste AT in Xanten stattgefunden hat,
     richtung des Tagungsraums, der bereits   einer Stadt, die sonst dafür bekannt ist,
     den ganzen Freitag zur Nutzung für die   dass sie das römische Erbe pflegt.
     AT-Zugehörigen zur Verfügung stand.
                                              Der erste Fachvortrag kam von Ralph
     Die Auftaktveranstaltung war das ge-
                                              Elliott, der uns über die Vorgehens-
     meinsame Abendessen in der Hinzen-
                                              weise einiger namhafter Weltfirmen
     bergklause, einer typischen Gaststätte
                                              informierte, die hier namentlich nicht
     am Rande einer Laubenpieper-Kolonie,
                                              genannt werden sollen. Immer geht es
     wie man im Berliner Umland zu sagen
                                              darum, den Übersetzern ein möglichst
     pflegt. Berührungsängste gibt es bei
                                              günstiges Angebot zu unterbreiten,
     Dolmetschern und Übersetzern in der
                                              die Dienste dieser Web-Dienstleister in
     Regel keine. So entwickelten sich sehr
                                              Anspruch zu nehmen, ihnen dafür als
     schnell viele interessante Gespräche
                                              Gegenleistung kostenlos Übersetzun-
     zwischen Leuten, die sich von früher
                                              gen zur Verfügung zu stellen, die diese
     kannten und solchen, die sich hier zum
                                              dann wieder vermarkten. Eine hoch in-
     ersten Mal begegneten.
                                              teressante Sicht der Dinge, mit denen
     Am eigentlichen Tagungstag konnte        wir im Grunde genommen jeden Tag
     Stephanie Tarling 32 Teilnehmende        zu tun haben. Interessierte mögen sich

14     www.aticom.de
direkt an den Vortragenden oder den       nige Grußworte an Peter Less, unseren
Autor wenden. Der Vortrag ist es wert,    Kollegen von den Nürnberger Prozes-
in voller Länge angehört zu werden.       sen sprach, der genau an diesem Tag
                                          93 Jahre alt wurde. Wir sangen Happy
Paul Daniels folgte mit der Vorstel-      Birthday, Bild und Ton wurden per E-
lung seines Blogs http://weltbuehne-      Mail an die Tochter dieses Kollegen ge-
englishtranslation.wordpress.com.         schickt, der jetzt in Kalifornien lebt. Der
Diese Web-Seite ist für alle zugänglich   Eingang unserer Mail wurde am Ende
und insbesondere für diejenigen inter-    des Tages mit großem Dank und Freu-
essant, die sich im weitesten Sinne mit   de bestätigt.
Geschichte beschäftigen. Sowohl die
Thematik als auch die entsprechenden      Nach dem Mittagessen gab es von
Erläuterungen waren eine gute Hin-        Jacob Sandler einen bebilderten Vor-
führung zur nächsten Referentin.          trag über das Potsdamer Schloss Ceci-
                                          lienhof, in dem vom 17. Juli bis 2. August
Elke Limberger-Katsumi führte uns zu      1945 die Potsdamer Konferenz der drei
den Nürnberger Prozessen, in denen        alliierten Siegermächte Sowjetunion,
zum ersten Mal simultan gedolmetscht      USA und Großbritannien stattgefun-
wurde. Für den AT hatte sie die Aus-      den hatte. Auch hier waren Dolmet-
stellung: „Ein Prozess – Vier Sprachen.   scher im Einsatz, für die es fest instal-
Wer waren die Dolmetscher bei den         lierte Sitze im Konferenzraum gab. Für
Nürnberger Prozessen?“ mitgebracht,       diese Präsentation gab es starken Ap-
ein Beitrag des AIIC Deutschland für      plaus.
den im August 2014 terminierten FIT-
Weltkongress. Diese Ausstellung ist ein   Martin Bindhardt hatte das letzte Wort
Muss für alle Berufsdolmetscher und       mit seiner Einführung in die von Eric
am Dolmetschen Interessierte. Richtig     Berne begründete Transaktionsanaly-
lebendig wurden die Arbeitsbedingun-      se. Die Herausforderung bestand da-
gen unserer Kolleginnen und Kollegen      rin, das Modell der Ich-Zustände, wie
bei den Nürnberger Prozessen aber         sie die TA beschreibt, für die Zuhörer
erst durch den Vortrag, in dem Details    mit Leben zu füllen. Besonderes Gefal-
über den Werdegang der Ausstellung        len fand das Element des sogenanten
zur Sprache kamen, die die Zuhörenden     „freien Kindes“. Es gab eine generelle
nur staunen ließ. Der Vortrag endete      Übereinstimmung, dass dieser Per-
damit, dass wir alle uns für ein Foto     sönlichkeitsanteil bei Personen, die
aufstellten, Elke Limberger-Katsumi ei-   dolmetschen wollen, deutlich ausge-

                                                                www.aticom.de           15
prägt sein muss, um die an sie gestellte   am besten selber hinfahren. Für die-
     Aufgabe des Brückenschlags zwischen        jenigen, die der englischen Sprache
     Menschen mit unterschiedlichen Spra-       mächtig sind, empfehle ich, die Tonträ-
     chen erfüllen zu können.                   ger für die Führung in englischer Spra-
                                                che zu wählen. Es sind ausschließlich
     Für das „freie Kind“ war dann auch         Muttersprachler, die sprechen, und so-
     am Abend mit der 5-Seen-Rundfahrt          gar ein Dolmetscher aus dem Team des
     gut gesorgt. Zum angerichteten             Jahres 1945 kommt im Original-Ton zu
     Buffet gab es prachtvolle Aussichten       Wort.
     auf beeindruckende Häuser und Schlös-
     ser, die die Wasserwege zwischen Pots-     Potsdam war und ist eine exzellente
     dam und Berlin säumen. Anstelle von        Wahl für einen Tagungsort. Das Vor-
     detaillierten Beschreibungen in diesem     tragsprogramm war von einer Band-
     Bericht wird dem Leser geraten, eine       breite und Tiefe, die sich wohl nicht
     solche Fahrt mit dem Ausflugsboot sel-     so schnell überbieten lassen wird.
     ber zu buchen.                             Aber wir werden sehen. Der nächste
                                                AT findet im Mai 2015 in Kassel statt.
     Für die Besichtigung am Sonntag war,       Bis dahin.
     wenn wundert es, das Schloss Cecilien-
     hof als Ziel ausersehen. Auch hier gilt,   Martin.Bindhardt@t-online.de

     VERANSTALTUNGSBERICHTE

     Geschichte des Anglophonen Tags
     1994 wurde eine Initiative geboren,        Anglophone Tag für die Sprachgrup-
     Übersetzer und Dolmetscher gleicher        pe Englisch-Deutsch-Englisch und das
     Sprachpaare      zusammenzubringen.        Réseau Franco-Allemand für Franzö-
     Ziel war und ist es, Informationen, Er-    sisch-Deutsch-Französisch. Die ersten
     fahrungen und Ideen auszutauschen,         Begegnungen waren so erfolgreich,
     freiwillige gegenseitige Hilfe und Ko-     dass daraus ein regelmäßiges Tref-
     operationen zu begünstigen und über        fen einmal im Jahr entstanden ist: der
     gemeinsame Probleme und Lösungen           Anglophone Tag im Frühjahr um Pfings-
     zu diskutieren. Daraus entstanden der      ten und der Réseau franco-allemand

16     www.aticom.de
Ende Oktober, jeweils an einem ande-          ganisieren. Dies hat sich im Laufe der
ren Ort. Solange ATICOM existiert, war        Jahre bewährt. Das erste Treffen des
es bei diesen Veranstaltungen – meis-         Anglophonen Tags fand in Xanten am
tens mit mindestens einem Referenten          Niederrhein im Frühling 1995 statt.
– vertreten und ist mehrmals als Gast-
geberorganisation aufgetreten.                Die Referate und anschließenden Dis-
                                              kussionen finden sowohl in Englisch als
An diesen Treffen können alle Über-           auch auf Deutsch statt. Die Teilnehmer
setzer und Dolmetscher der jeweiligen         lernen andere kennen, erfahren Neues
Sprachpaare teilnehmen – egal ob sie          und Interessantes und haben meistens
Mitglied in einem Verband sind oder           auch jede Menge Spaß dabei.
nicht. Es gibt keinen Vorsitzenden und
keinen Vorstand. Jeder Teilnehmer             Die Bezeichnung ‚Anglophoner Tag’
nimmt daran gleichberechtigt teil. Al-        dürfte inzwischen in Übersetzungs-
lerdings hat es sich herausgestellt, dass     kreisen allgemein bekannt sein.
die vertretenen Verbände eher über die
Logistik verfügen, solche Treffen zu or-      John D. Graham

                                                    EUROPÄISCHE BERUFSVERBÄNDE

BP14 - internationale Konferenz
für freiberufliche Übersetzer
Budapest, 2.-3. Mai 2014 (www.budapest14.com)

                                              der CEU (Central European University) in
                                              Prag von der Idee, eine Konferenz für frei-
                                              berufliche Übersetzer im Mai 2014 in Bu-
                                              dapest zu besuchen, ebenso angezogen
                                              wie auch eingeschüchtert. Csaba Bán, den
                                              Organisator der Konferenz, kannte ich noch
                                              aus meiner Prager CEU-Zeit - er hat damals
                                              ein einjähriges postgraduales Programm
Als Quereinsteiger und Neuling in der Über-   in ‚International Relations and Economic
setzer-Branche fühlte ich mich im Juni 2013   Studies‘ und ich in ‚Society and Politics‘ ab-
beim Alumni-Treffen des 1992-Jahrganges       solviert. Alte Bekannte also. Ich erfuhr, dass

                                                                      www.aticom.de            17
er seit Jahren als freiberuflicher Überset-
     zer mit der Sprachkombination Ungarisch
     - Englisch arbeitet und eigentlich ein alter
     Hase auf dem von mir angestrebten Gebiet
     ist.

     Bald danach folgten Csabas offizielle Einla-
     dung und meine Anmeldung und das gan-
     ze Organisatorische. Vor vielen Jahren, als
     ich noch wissenschaftlich tätig war, habe
     ich mehrere internationale Konferenzen         ser Eindruck bleibt erhalten auch bei dem
     sowohl besucht als auch selbst mitorgani-      Betrachten der Liste der eingeladenen Do-
     siert. Ich wusste also ungefähr, wie so eine   zenten. Wenige Koryphäen, dafür mehrere
     Konferenz abläuft, mit dem ganzen Net-         junge Kollegen, die sich in der starken Kon-
     working, Vorträgen, Abendprogramm. Gut,        kurrenz auf dem Markt erfolgreich durch-
     Kontakte sind wichtig, persönliche Kontak-     setzen konnten und ihre Strategien und
     te noch wichtiger. Nichts wie hin, Augen       Ideen mittels moderner Technik und per-
     und Ohren aufhalten.                           sönlichem Kontakt auch weitergeben.

     Vorweg ein paar Fakten - die Konferenz         Interessenten bot sich auch Gelegenheit,
     zählte 150 Besucher aus 27 Ländern, sowohl     am Tag vor der eigentlichen Konferenz,
     Kollegen, die definitiv bereits seit mehre-    die ATA-Prüfung abzulegen oder am Semi-
     ren Jahren als Übersetzer arbeiten als auch    nar The Freelance Box (www.freelancebox.
     ganz junge Kollegen, die am Anfang ihrer       com) teilzunehmen. Besonders das Letztere
     Laufbahn stehen, Kommunikationssprache         wurde von den Teilnehmenden mit Begeis-
     Englisch. Als Basislager diente das Hotel      terung aufgenommen und sehr positiv be-
     Benczúr im diplomatischen Viertel, wo die      wertet.
     meisten Teilnehmer auch übernachteten.
                                                    Wie schon der Titel der Konferenz sagt,
     Es gab insgesamt 27 Präsentationen und         drehte sich alles um das Leben als Freibe-
     Vorträge, die meistens gleichzeitig zwei-      rufler, mit Präsentationen, Vorträgen und
     oder manchmal auch dreigleisig gelaufen        Diskussionen am runden Tisch. Das Spekt-
     sind. Und die Entscheidung fiel meistens       rum der Vortragsthemen reichte von einer
     ziemlich schwer - das ausführliche Pro-        ganz allgemeinen These, dass die Welt der
     gramm ist unter www.budapest14.com/pro-        Zukunft eine Welt der Freiberufler ist, über
     gram zu finden.                                diverse Erläuterungen von gegenwärtig
                                                    wirksamen Marketingstrategien, immer
     Schon die Zahlen und ein genauer Blick auf     mit einem besonderen Blick auf die spezifi-
     das Programm sind beeindruckend und die-       sche Umgebung der Sprachmittlerbranche

18     www.aticom.de
(„personal branding“, Optimierung der In-      zeptieren und die Arbeit erledigen, obwohl
ternetpräsenz, „reputation management“         im Bauch ein mulmiges Gefühl bleibt. Wir
und Öffentlichkeitsarbeit, Aufbau einer        müssten auch in den eigenen Reihen nach-
optimalen Beziehung mit dem Klienten/          schauen und eine offensive Diskussion über
Auftraggeber, „networking“, Sicherheit und     die Preisgestaltung führen. Ein unangeneh-
Fallen des „cloud-computings“), bis zu spe-    mes Thema, das jedoch jeden von uns be-
zifischen Themen, wie z.B. Position eines      trifft und ein steter Kampf ist.
Projektmanagers zwischen dem Freiberuf-
ler und einer Agentur, der Zusammenarbeit      Viele der Dozenten arbeiten mit Direktkun-
mehrerer Übersetzer in kleinen Gruppen         den, die sie durch ihre Vermarktung und
oder der Rolle der Berufsverbände. Eher        qualitativ hochwertige Arbeit gewinnen
praktisch waren die Vorträge über die heut-    und auch langfristig halten können. He-
zutage so notwendige Spezialisierung, der      rausragend und sehr inspirierend in die-
zweiteilige Transkreation-Workshop, der        sem Kontext waren die Auftritte zweier
Beitrag zu der Übersetzung medizinischer       junger Frauen, die beide in London leben
Texte oder die Präsentation zu den Strate-     und arbeiten, Marta Stelmaszak (Arbeits-
gien bei der Übertragung von Reiseführern      sprachen Polnisch und Englisch) und Vale-
(Stichwort: interkultureller Transfer). Auch   ria Aliperta (Italienisch und Englisch). Ihre
die Präsentationen der drei Sponsoren          Waffen scheinen die hohe Spezialisierung,
- Wordfast, Kilgray mit MemoQ und              Kenntnisse der Marktsituation, gezielte
Easyling - wurden in das Konferenzpro-         Werbestrategien und selbstverständlich
gramm integriert.                              ihre exzellente Arbeit zu sein. „Ich verkaufe
                                               keine Wörter, ich verkaufe Lösungen Ihrer
Es gab zwei große Themen, über die man im      Probleme“, sagt Marta Stelmaszak - viel-
Plenum nicht wirklich groß diskutiert hat,     leicht ein bisschen provokativ, trotzdem ein
auch wenn diese implizit im Raum stan-         möglicher Denkanstoß. Die beiden Damen
den - die Preisgestaltung und Kalkulation      haben den bereits genannten Workshop
und die Anwendung diverser CAT-Tools. Ich      The Freelance Box ins Leben gerufen. Die
selbst habe in meiner Laufbahn als Über-       Idee dahinter ist, in kleineren Gruppen von
setzerin - glücklicherweise? - nur einzelne    ca. 15 Personen theoretische und praktische
Erfahrungen mit Übersetzungsbüros und          Ideen und Strategien auszutauschen, eige-
-agenturen gemacht. Wie ich aus den vie-       ne Ziele zu definieren, tatsächlich in eine
len Gesprächen in den Pausen oder beim         ‚Box‘ zu platzieren und mit dieser Box dann
Abendprogramm heraushören konnte, sind         auch aktiv zu arbeiten - die erreichten Ziele
es nicht immer nur die Agenturen, die die      wieder durch neue zu ersetzen, Überlegun-
Preise zu drücken und tief zu halten ver-      gen reifen lassen usw. Hört sich am Anfang
suchen. Nicht selten sind wir es selbst, die   zwar etwas albern an, ist aber hilfreich, um
die unangemessenen Preise, mal nach län-       eigene Ziele nicht aus den Augen zu verlie-
gerem, mal nach kürzerem Hin und Her, ak-      ren - und es bleibt auch jedem überlassen,

                                                                       www.aticom.de           19
ob man dies in Form einer Box oder Zettel-     und Kontakteknüpfen für ihn geeigneter
     wirtschaft besser nachverfolgen kann. Viele    ist. Fakt ist, dass man diese Mittel, gezielt
     von uns, wie ich selbst auch, haben immer      eingesetzt, nicht nur zum Erfahrungsaus-
     noch Probleme damit, sich als Unternehmer      tausch und angenehmen Plaudern, sondern
     zu betrachten. Wer jedoch seine Berufung       auch zum Gewinnen neuer Geschäftspart-
     nicht nur als Nebenjob zum Taschengeld-        ner einsetzen kann.
     aufbessern betreiben möchte, muss seine
     Sichtweise etwas verschieben und bewusst       Mit der Spezialisierung ist es so eine Sache.
     in die Kiste der heute zur Verfügung ste-      Am Anfang ist man dankbar für jeden Auf-
     henden Marketingmittel greifen - soziale       trag, je breiter das Spektrum, denkt man,
     Medien eingeschlossen.                         um so mehr Kunden kann ich bedienen. Das
                                                    ist die eine Seite der Münze. Andererseits
     Wiederum gab es zwei große Stichwörter,        muss man irgendwann doch eine Entschei-
     die in Präsentationen mehrerer Dozenten        dung treffen, ob man am Buffet von allem
     zum Ausdruck gebracht wurden, nämlich          etwas probieren möchte, um am Ende zwar
     das Networking und die Spezialisierung.        satt zu sein, aber nicht wirklich eine Befrie-
     Wir wissen alle, aus eigener Erfahrung und     digung zu erreichen, oder ob es doch viel-
     auch aus jedem Existenzgründerberater          leicht nicht besser wäre, sich auf zwei, drei
     und -seminar, wie wichtig die Vernetzung       Lieblingsangebote zu konzentrieren und
     ist. Der Begriff Networking ist relativ neu,   diese dann auch wirklich zu genießen und
     obwohl die Geschichte der Netzwerke so alt     auszukosten. Viele, mit denen ich gespro-
     ist wie der Mensch selbst. Moderne Netz-       chen habe und die schon seit mehreren
     werke der heutigen Zeit erstrecken sich        Jahren erfolgreich ihr „business“ betreiben,
     über alle Bereiche der Gesellschaft und sind   plädieren für Spezialisierung. Jeden von uns
     oft nicht klar erkennbar. Unsere moderne       schüttelt es bei dem Gedanken, mit einer
     Gesellschaft ist auf unzähligen Netzwerk-      Übersetzungsmaschine konkurrieren zu
     strukturen aufgebaut; wir sind heute so        müssen - aber auch so kann heute die Reali-
     vernetzt, wie noch keine Generation vor        tät sein. Wir müssen das hervorheben und
     uns. Diese Vernetzung wird von der Wirt-       betonen, was wir wirklich können - und das
     schaft weiter vorangetrieben - unsere Welt     werden solche Maschinen nie lernen.
     ist durch globalisierte Warenströme, inter-
     nationale Dienstleistungen, Arbeiten in der    Das Besondere in meinen Augen an dieser
     Cloud, soziale Medien kleiner geworden. Es     Veranstaltung war die Stimmung, die Atmo-
     geht nicht darum, sich kopflos auf Xing,       sphäre, die nicht nur während der Arbeits-
     Facebook, Twitter o. Ä. zu stürzen. Jeder      sitzungen, sondern auch jenseits der Sit-
     muss für sich selbst entscheiden, welche       zungssäle zu spüren war. Nein, es war keine
     Form von Netzwerk (im Sinne von aktiven        Hippie-Veranstaltung und wir sind nicht zu-
     Kontakten und Beziehungen, sowohl im           sammen nackt baden gewesen. Es war eher
     privaten wie auch im beruflichen Bereich)      die perfekte Organisation, bis ins kleinste

20     www.aticom.de
Detail, das Angebot an Neben- und Abend-       hätte doch keine Kulisse so ein Gefühl der
veranstaltungen (professionelle Stadtfüh-      Gemeinsamkeit und konstruktiver Gesprä-
rung, Abendschifffahrt auf der Donau, Ga-      che hervorzaubern können.
ladinner zum Abschluss im romantischen
Stadtpark von Budapest) - alles eigentlich     Auf Wiedersehen in Zagreb, im Mai 2015!
Selbstverständlichkeiten, hier jedoch per-     Ich bin dabei.
fektioniert. Abgesehen davon, dass es wirk-
lich eine kluge Idee war, die Veranstaltung    Ivona Stelzig
in einer Stadt wie Budapest zu organisieren,   ivona.stelzig@web.de

                                                     EUROPÄISCHE BERUFSVERBÄNDE

Eine kleine Landes- (Übersetzer-, Dolmetscher- und
Sprach-)kunde - Slowakei
                    Die Slowakei, amt-         die unabhängige Slowakische Republik.
                    lich   Slowakische         In der Slowakei leben etwa 5,43 Milli-
                    Republik, liegt in         onen Einwohner. Das Interessante, im
                    Mitteleuropa und           Mitteleuropäischen Raum eher die Re-
grenzt an Österreich, Tschechien, Polen,       gel, ist die Diversität der Bevölkerung in
die Ukraine und Ungarn. Die Haupt-             Hinsicht auf die ethnische und dadurch
stadt und gleichzeitig größte Stadt            auch auf die sprachliche Situation im
des Landes ist Bratislava (Pressburg).         Land. Die größte Gruppe bilden die
Seit 2004 ist die Slowakei Mitglied der        Slowaken, gefolgt von Ungarn, Roma,
Europäischen Union und der NATO. Im            Tschechen, Russinen (Ruthenen), Ukra-
Jahr 2007 wurden gemäß dem Schen-              inern und Deutschen. Die Amtssprache
gen-Abkommen die Grenzkontrollen               ist Slowakisch, nach der Trennung der
zu EU-Staaten aufgehoben, 2009 trat            Tschechoslowakei in zwei unabhängi-
die Slowakei der Eurozone bei.                 ge Staaten wird immer wieder eine Re-
Nach der Auflösung Österreich-Un-              gelung der Minderheitsrechte gesucht
garns 1918 wurde die Slowakei Teil der         und diskutiert. Aktuell definiert das
Tschechoslowakei bis 1992.                     Gesetz Ortschaften mit mindestens
                                               15% Minderheitsanteil bei zwei oder
Am 1. Januar 1993 entstand nach fried-         mehr Volkszählungen als „Ortschaft
licher Aufteilung dieses Staatsgebildes        mit Minderheit“. Hier darf dann auch

                                                                      www.aticom.de         21
die Minderheitensprache als Zweite im     und Dolmetscher, ohne „Eingrenzun-
     Amtsverkehr verwendet werden. Auch        gen“ der eher spezifisch ausgerichte-
     Aufschriften auf öffentlichen Gebäu-      ten anderen zwei Verbände gesehen.
     den erfolgen zweisprachig. Es gibt z.B.   SAPT setzt sich als Ziel, „…sich für die
     auch eine Gemeinde in der Slowakei,       höchste Qualität sowie das Einhalten
     die Gemeinde Krahule (Deutsch Blau-       der Qualitätskriterien und -standards
     fuß) in der Mittelslowakei, mit Deutsch   der Übersetzungs- und Dolmetscher-
     als zweiter Amtssprache.                  dienstleistungen einzusetzen.“ Mit-
                                               glieder des Verbandes sind professi-
     Es gibt mehrere aktive Übersetzer-        onelle Übersetzer und Dolmetscher,
     und Dolmetscher-Berufsverbände in         jeder Aufnahmeantrag wird durch den
     der Slowakei, die SSPOL (Slovenská        Aufnahmeausschuss bewertet, der in
     spoločnosť prekladateľov odbornej li-     der Regel zweimal im Jahr tagt. Die
     teratúry - Slowakische Gesellschaft der   Zahl der Mitglieder beträgt zurzeit 110,
     Übersetzer von Fachliteratur), SSPUL      die Vorsitzende Mária Mlynarčíková
     (Slovenská spoločnosť prekladateľov       ist eine erfahrene Kollegin, Freiberuf-
     umeleckej literatúry - Slowakische        lerin, die auch für die Institutionen der
     Gesellschaft der Übersetzer von Belle-    EU übersetzt und dolmetscht (Arbeits-
     tristik und Poesie), was in einem Land    sprachen EN-DE beide Richtungen, FR-
     mit insgesamt knapp 6 Millionen Ein-      SWE ins Slowakische).
     wohnern vielleicht ein bisschen überra-
     schen mag. Viele Bereiche überschnei-     Die Assoziation funktioniert in erster
     den sich jedoch und die Mitgliedschaft    Linie als Kommunikations- und Weiter-
     in keinem dieser Verbände hat eine        bildungsgarant und -veranstalter (auf
     ausschließende Wirkung. Ein ziemlich      der Webseite findet man viele prak-
     junger Berufsverband professioneller      tische Ratschläge und Diskussionen,
     Übersetzer und Dolmetscher in der         Blog-Beiträge zu Themen wie z.B. Preis-
     Slowakei, die Slowakische Assoziation     gestaltung und -kalkulation, Qualität
     der Übersetzer und Dolmetscher SAPT       und Austausch zu allgemeinen The-
     (Slovenská asociácia prekladateľov a      men), als Mittelglied zwischen den ver-
     tlmočníkov, www.sapt.sk), wurde im        schiedenen Mitwirkenden im Bereich
     Jahr 2005 gegründet. Durch die etwas      Sprachindustrie (wie Hochschulen oder
     allgemeinere Ausrichtung und das da-      Sprachinstitute der Akademie der Wis-
     durch auch breiter gefächerte Aktivitä-   senschaften) und als Qualitätsgarant
     tenspektrum wird dieser Verband als       im Bereich der Sprachmittlerindustrie.
     eine Art Dachverband der Übersetzer       Hierfür wurde ein internes System der

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Akkreditierung für die Mitglieder ent-     der Hieronymus Tage in Bratislava am
wickelt: ein Mitglied, das sich mit die-   17.10. 2014 an.
ser Akkreditierung ausweisen möchte,
muss besondere Kriterien erfüllen und      Die Verbandsarbeit sowie aktuelle The-
eine zusätzliche verbandsinterne Prü-      men und Fragen, die die Kollegen in der
fung ablegen.                              Slowakei beschäftigen, sollen in einer
                                           der nächsten FORUM-Ausgaben durch
Aktuell stehen die Vorbereitung der        ein Interview mit der Vorsitzenden der
Sommer-Übersetzerschule am 17.-            SAPT, Mária Mlynarčíková, näher dar-
18.09.2014 (in Zusammenarbeit mit der      gestellt werden.
Slowakischen Gesellschaft der Über-        Ivona Stelzig
setzer von Fachliteratur SSPOL) und        Ivona.stelzig@web.de

                                                 EUROPÄISCHE BERUFSVERBÄNDE

Der Partnerverband UNIVERSITAS Austria
feiert sein 60-jähriges Bestehen
Zum 60. Geburtstag eingeladen zu wer-      der Europäischen Kommission, über-
den, klingt vielleicht zunächst einmal     nahm das Wort und lobte sowohl die
nach einem gemächlichen Fest. Nicht        gute Zusammenarbeit mit dem öster-
so aber, wenn man zum Geburtstag der       reichischen Berufsverband als auch
UNIVERSITAS Austria nach Wien einge-       der österreichischen Berufsverbände
laden wird. Unser österreichischer Part-   untereinander. Es folgte eine Festrede,
nerverband hat ein rundum gelunge-         unterstützt von einer mit Fotos illus-
nes und unseres Berufs würdiges Fest       trierten Präsentation von Liese Kat-
gestaltet.                                 schinka über den ebenfalls 60-jährigen
                                           Geburtstag der FIT. Die Festrednerin
Eröffnet wurde die Veranstaltung im        Nataly Kelly, Co-Autorin von „Found in
Haus der Europäischen Union in Wien        Translation“ berichtet über neue Ten-
zuerst von der Präsidentin Alexandra       denzen unseres Berufs, insbesondere in
Jantscher-Karlhuber, die in- und aus-      der Sparte Dolmetschen. Sie zeigte un-
ländische Gäste begrüßte und vorstell-     ter anderem die Schwierigkeiten und
te. Achim Braun, Sprachbeauftragter        möglichen Missverständnisse beim Te-

                                                                  www.aticom.de      23
lefondolmetschen auf, geschmückt mit       Studierenden Werkzeuge an die Hand
     einigen Beispielen aus ihrem eigenen       geben müssen, damit diese in der Lage
     Erleben. Aus dem Englischen gedol-         sind, sich tiefer in die notwendigen Teil-
     metscht wurde der Beitrag von zwei         gebiete ihrer Tätigkeit einzuarbeiten.
     Konferenzdolmetscherinnen.                 Die langen Pausen dienten dem Netz-
                                                werken, und so trafen sich lang be-
     Nach der Pause drehte sich bei einer Po-   kannte Kollegen oder man lernte neue
     diumsdiskussion alles um die Zukunft       kennen. Das Publikum kam aus den
     unseres Berufs. Eingeladen waren je-       USA, aus Deutschland und auch aus
     weils zwei Vertreterinnen der Univer-      dem benachbarten EU-Ausland.
     sitäten, Frau Prof. Dr. L. Schippel als
     Vertreterin der Universität Wien und
     Frau Hanna Risku als Vertreterin der
     Universität Graz sowie zwei Repräsen-
     tantinnen der praktischen Zunft. Zum
     einen Dagmar Jenner als Konferenzdol-
     metscherin und Mitglied des Vorstands
     der UNIVERSITAS Austria und Natascha
     Dalügge-Momme als Vize-Präsidentin
     von FIT Europe. Alexandra Jantscher-       Empfang im Wiener Rathaus
     Karlhuber moderierte die Diskussion
     mit großer Gelassenheit und Diplo-         Abends lud UNIVERSITAS Austria zum
     matie. Nicht immer waren sich Prakti-      offiziellen Festakt in das prächtige
     ker und „Universitäre“ darüber einig,      Wiener Rathaus. Das Grußwort sprach
     wohin die Entwicklung geht und was         als „Hausherrin“ die Landtagsabge-
     Universitäten leisten können. Sollen       ordnete Frau Elisabeth Vitouch. Fest-
     sie bereits Fächer wie BWL mit in die      rednerin hier war Frau Ulrike Lunacek,
     Curricula aufnehmen? Ähnliche (jahre-      Vize-Präsidentin des Europäischen Par-
     lange) Diskussionen hatten auch schon      laments und, wie sich herausstellte, in
     in Deutschland und Österreich bezüg-       Innsbruck ausgebildete Dolmetscherin
     lich der Einführung von CAT-Tools und      und Übersetzerin, die durch ihre Erleb-
     deren Schulung an den Universitäten        nisse in Südamerika angeregt wurde,
     stattgefunden. Es zeigte sich jedoch,      sich der Politik zuzuwenden. Durch ihre
     dass die Zusammenarbeit zwischen           Vorbildung und ihre heutige Tätigkeit
     dem Berufsverband und den Universi-        weiß sie bis heute die gute Arbeit der
     täten eng und daher sehr erfreulich ist.   Dolmetscher und Übersetzer zu würdi-
     Einig waren wir uns alle, dass Univer-     gen, dies unterstrich sie mit treffenden
     sitäten Grundlagen schaffen und den        Anekdoten.

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