AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRAN - WKO
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Teheran Wirtschaftsdelegierter Dr. Christoph Grabmayr T +98 21 22 05 18 20, 22 04 77 91 E teheran@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/ir HEAD OFFICE: Mag. Martin Woller T +43 5 90 900 4389 E aussenwirtschaft.afrikanahost@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfälti- gung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anderslautender Bestimmungen ge- stattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRT- SCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Redaktion: AußenwirtschaftsCenter Teheran, T +98 21 22 05 18 20, F +98 21 22 04 77 91 E teheran@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/ir Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT IRAN (2021) • Österreich – Iran: Exporte 2021 +17,6 %; Importe 2021 +103,4 % • USA: Volle Wiedereinsetzung der Sanktionen gegen den Iran mit 4.11.2018, danach zusätzli- che Verschärfungen; noch kein Ergebnis der Verhandlungen in Wien • Europäisches SPV INSTEX und SHTA (Schweizer Humanitärer Zahlungskanal) wirkungslos • FATF: Erhöhte Sorgfaltspflicht bei Transaktionen mit dem Iran • Iran: positive Entwicklung beim BIP - 2021 Wachstum trotz Sanktionen und Pandemie • viele Hürden im Iran: Wechselkurs, Inflation, Brain-Drain etc. • COVID-19: Iran war regional eines der am härtesten getroffenen Länder Wirtschaftskennzahlen (Zahlen 2022 noch nicht verfügbar) 2020 2021 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 635.72 682.86 Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2 k.A. k.A. Bevölkerung in Mio.3 83 84.98 Reales Wirtschaftswachstum in % 4 -6.8 3.4 Inflationsrate in %5 36.4 (2021) 40.7 (2022) Arbeitslosenrate in % (offiziell)6 9.5 8.9 Wechselkurs der Landeswährung IRR zu Euro (offiziell); 50.000 45.000 1000 IRR = in Euro7 (nicht aussagekräftig) (2021) (2022) 0,02 0,022 Freimarktkurs (Rial für 1 Euro) 330.000 330.000 (2021) (2022) Warenexporte des Landes in Mrd. Euro/US-Dollar k.A. k.A. Warenimporte des Landes in Mrd. Euro/US-Dollar k.A. k.A. Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8 Rang 17 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2020 Veränderung 2021 zur Vorperiode in % Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 100,2 +17,6 117,8 Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 13,0 +103,4 26,4 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9 55 -29.1 39 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10 17 +29.5 22 Österreichische Direktinvestitionen11: k.A. Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: k.A. Direktinvestitionen aus IRN in Ö13: k.A. Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus IRN14: k.A. Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich15: 66. Rang Quelle: Internationaler Währungsfonds 1, 8 9-14 Quelle: Österreichische Nationalbank Quelle: Weltbank 3, 4, 5 15 Quelle: Außenwirtschaft Austria 6 Quelle: Statistical Center of Iran 7 Quelle: Central Bank of the Islamic Republic of Iran Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 • 1. Wirtschaftslage Die iranische Wirtschaft steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Viele davon sind fremdbestimmt, einige allerdings auch auf iranische Entscheidungen zurückzuführen. Die Situ- ation ist sehr volatil und eine Prognose über die weitere Entwicklung nicht möglich. Die durch die Sanktionen schon sehr geschwächte Wirtschaft des Iran wurde von Covid-19 zu- sätzlich schwer getroffen. BIP Entwicklung Die Befürchtungen eines vierten Rezessionsjahres scheinen nicht eingetroffen zu 2020 -3 % sein. Trotz der Auswirkungen von COVID-19 scheint die iranische Wirtschaft zu- 2021 +7,41% nehmend Wege zu finden, die Effekte der US-Sanktionen zumindest zu mildern. 2022 + 3,7% erwartet Lieferungen aus Russland, China, Indien oder lokale Erzeugnisse ersetzen zu- nehmend europäische Produkte. Weitere Wechselkurs- 2021 wurde der Verfall des Wechselkurses zumindest unterbrochen, im Juni 2022 entwicklung unklar betrug der Wechselkurs 330.000, - Rial für einen Euro. Hauptursache dürfte die Hoffnung auf ein Wiederaufleben des JCPOA und damit verbundene Öleinnahmen zu sein. Offizielle Inflations- Durch den rasanten Wechselkursverfall, die fehlende Verfügbarkeit von Devisen, rate nähert sich 50 % sowie die Implementierung der Importverbotsliste sowie die Schließung von Un- ternehmen und die damit einhergehende Reduktion des Angebotes in den Läden, ist die Inflation rapide angestiegen. Die offizielle Schätzung geht für das iranische Jahr 1400 (März 21 bis März 22) von rund 45 % aus. Die gefühlte Inflation, die für große Bevölkerungsschichten vor allem durch Mieten und Lebensmittel be- stimmt wird, liegt deutlich darüber. Negative Auswirkun- Der Iran sieht sich derzeit vielen Herausforderungen gegenüber. Einige davon gen auf Wirtschaft sind allerdings von der eigenen Regierung bzw. durch krasse Planungsmängel bleiben bestimmend verursacht. - Bürokratie/Behörden – fehlende Planbarkeit: Viele Entscheidungen werden ad hoc von den iranischen Behörden getroffen, ohne Vorwarnung und ohne die Konsequenzen abzuschätzen. Dies stellt viele Importeure und auf Roh- stoffimporte angewiesene Hersteller vor enorme Probleme. - Amortisierung von Investitionen nicht planbar: Auf Grund des Währungsver- falls ist die Amortisationszeit nicht mehr berechenbar. - sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit: Viele Unternehmen in Privatbe- sitz mussten aufgrund der oben angeführten Probleme schließen. Die Mitar- beiter wurden freigesetzt, was die Arbeitslosenzahl auf geschätzte mindes- tens 30 % angehoben hat. - Verarmung weiter Bevölkerungsschichten: Die US-Sanktionen und die Pan- demie haben katastrophale Auswirkungen auf die Situation breiter Schichten der Bevölkerung. Nicht zuletzt wegen staatlichem Missmanagement und Korruption werden Löhne monatelang nicht bezahlt. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 • 2. Besondere Entwicklungen Ebrahim Raisi neuer Die neue Regierung unter Präsident Ebrahim Raisi zeigt deutlich geringeres In- Präsident des Iran teresse an einem Dialog mit den USA und Europa, und eine verstärkte politische und vor allem wirtschaftliche Hinwendung zu China und Russland, sowie eine Verstärkung der Bemühungen, in wirtschaftlicher Hinsicht von Auslandsbezie- hungen unabhängig zu werden („resistance economy“). US-Sanktionen gegen Die seit April 2018 wiedereingeführten und seither mehrmals verschärften US- den Iran verlieren an Sanktionen haben die iranische Wirtschaft schwer getroffen. In der letzten Zeit Wirkung scheint es allerdings eine Trendumkehr zu geben. Für das erste Quartal des ira- nischen Jahres 1400 (4-6 2021) wurde von der iranischen Statistikbehörde ein BIP-Wachstum von 7,6% errechnet, für das Jahr 2021 geht der IWF von einem Wachstum von rund 2,5% aus. Wie schon in der Vergangenheit scheinen private iranische Unternehmer zunehmend Mittel und Wege zu finden, die Wirkung von Sanktionen zumindest zu reduzieren, Unternehmen der Revolutionsgarden und der religiösen Stiftungen waren wegen ihrer privilegierten Situation von vornhe- rein weniger betroffen. Rückkehr zum JCPOA Der zeitweise aufgeflammte Optimismus zur Wiederherstellung des Atomab- unwahrscheinlich kommens von 2015 scheint gedämpft. Vertreter aus Washington und Teheran können sich nicht auf die Aufhebung bestimmter US-Sanktionen verständigen. Nach Angaben der IAEA werden die Höchstgrenzen der vereinbarten Uranbe- stände deutlich überschritten. Der Iran treibt die Urananreicherung weiter voran. Laut EU-Außenbeauftragten Josep Borrell könne eine Einigung mit zusätzlicher Anstrengung noch geschafft werden. Die Möglichkeit der Rückkehr zum JCPOA werde jedoch zunehmend geringer. Nadelöhr Zahlungs- Von europäischen Banken werden nahezu keine Transaktionen mit Iranbezug verkehr durchgeführt, dies gilt selbst für Geschäfte, die ausdrücklich von den US-Sankti- onen ausgenommen wären Die sog. „blocking statute“ der EU, die die Befolgung exterritorialer Sanktionen von Drittstaaten verbietet, hat noch keine Wirkung ent- faltet, die Entscheidung des EuGH im Musterprozess Bank Melli gegen Deutsche Telekom hat hier auch keine Klarheit gebracht. Die Finanzgesellschaft INSTEX der EU hat die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. FATF: aktive Gegen- Die Financial Action Task Force (FATF) ist eine internationale Vereinigung zur Be- maßnahmen kämpfung von Geldwäscherei und Terrorismus- und Proliferationsfinanzierung. Mitgliedstaaten wie Österreich müssen besondere Sorgfalt bei allen Finanztrans- aktionen mit Iranbezug anwenden. Die iranische Regierung hat in dieser Angele- genheit noch keine Schritte gesetzt. Bitte beachten Sie, dass sich die Sanktionslage kurzfristig ändern kann. Den aktuellen Stand finden Sie im Sanktionsüberblick Iran auf www.wko.at. COVID-19 Die Pandemie hat in der iranischen Wirtschaft und Gesellschaft tiefe Spuren hinterlassen. Seit Anfang September hat sich die Zahl der Impfungen stark er- höht, verimpft wird zumeist Sinopharm, Österreich spendete 1 Mio. Dosen AZ. Zurzeit sind im Alltag kaum mehr Beschränkungen gegeben. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 3. Wirtschaftsbeziehungen zu Österreich 2019 Nach den massiven Rückgängen im bilateralen Geschäft 2019 und 2020 scheint Exporte -51,6 % die Talsohle erreicht. Das größte Problem ist das nahezu komplette Fehlen von Importe -96,6 % Zahlungskanälen, auch für nicht von den US-Sanktionen betroffenen Geschäfte. 2020 Allerdings scheint der Handel zwischen Österreich und dem Iran zunehmend über Exporte -22,8 % Drittstaaten abgewickelt zu werden, auch solche in der EU. Importe -16,3 % In absoluten Zahlen betrugen die österreichischen Exporte 2020 100,2 Mio. EUR, 2021 2021 117,6 Mio. EUR, die Importe 2020 13 Mio. EUR, 2021 26,4 Mio. EUR. Exporte +17,6% Importe +103,6% Herausforderungen Die wesentlichen Herausforderungen im Irangeschäft sind, ohne Anspruch auf für Unternehmen Vollständigkeit: - Wertverlust des Rial: Der Wechselkurs im Iran ist sehr volatil; die Tendenz geht aber abwärts. 2021 blieb der Außenwert des Rial trotz der hohen Infla- tion relativ stabil. Die weitere Entwicklung wird wesentlich vom Ausgang der Verhandlungen zum Wiederaufleben des „Atomabkommens“ JCPOA in Wien beeinflusst werden. - FOREX Mangel: Durch den Mangel an konvertiblen Währungen im Land er- halten nur Importeure von wichtigen Produkten einen schnellen Zugang zu günstiger Fremdwährung. Zudem muss jeder Transfer ins Ausland von der iranischen Zentralbank genehmigt werden, was viel Zeit kostet. - Importverbotsliste: Mitte Juni 2019 hat das iranische Industrieministerium eine Liste mit 1.339 Zolltarifnummern publiziert, die ab diesem Zeitpunkt nicht mehr importiert werden dürfen. Diese Liste basiert auf den HS-Codes, wobei in vielen Fällen nur die Übergruppen angeführt werden mit dem Ver- ständnis, dass auch die Untergruppen vom Import ausgeschlossen sind. - US-Sanktionen: Auch österreichische Unternehmen, die nicht von den US- Sanktionen betroffen sind, müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen, weil sich (fast) alle Banken in Europa aus dem Irangeschäft zurückgezogen haben und somit Zahlungen für Lieferungen oder Dienstleistungen nur sehr schwer durchzuführen sind. - Reputationsrisiko USA: Wenn ein österreichisches Unternehmen in einer nicht US-sanktionierten Branche tätig ist, und sowohl in den USA als auch im Iran Aktivitäten setzt, ist dies zwar theoretisch möglich (Grau-Bereich), aber das Iran-Engagement des Unternehmens kann in den USA zu einem Reputa- tionsrisiko führen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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