AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRAN - WKO

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRAN - WKO
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
IRAN

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER TEHERAN
JUNI 2022
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRAN - WKO
2

                                       Eine Information des
                                  AußenwirtschaftsCenters Teheran

                                          Wirtschaftsdelegierter
                                          Dr. Christoph Grabmayr
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WIRTSCHAFTSBERICHT IRAN (2021)

•         Österreich – Iran: Exporte 2021 +17,6 %; Importe 2021 +103,4 %
•         USA: Volle Wiedereinsetzung der Sanktionen gegen den Iran mit 4.11.2018, danach zusätzli-
          che Verschärfungen; noch kein Ergebnis der Verhandlungen in Wien
•         Europäisches SPV INSTEX und SHTA (Schweizer Humanitärer Zahlungskanal) wirkungslos
•         FATF: Erhöhte Sorgfaltspflicht bei Transaktionen mit dem Iran
•         Iran: positive Entwicklung beim BIP - 2021 Wachstum trotz Sanktionen und Pandemie
•         viele Hürden im Iran: Wechselkurs, Inflation, Brain-Drain etc.
•         COVID-19: Iran war regional eines der am härtesten getroffenen Länder

Wirtschaftskennzahlen (Zahlen 2022 noch nicht verfügbar)
                                                                                            2020          2021

    Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1                                             635.72        682.86
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2                             k.A.          k.A.
    Bevölkerung in Mio.3                                                                    83            84.98
    Reales Wirtschaftswachstum in % 4                                                       -6.8          3.4
    Inflationsrate in %5                                                                    36.4 (2021)   40.7 (2022)
    Arbeitslosenrate in % (offiziell)6                                                      9.5           8.9
    Wechselkurs der Landeswährung IRR zu Euro (offiziell);                                  50.000        45.000
    1000 IRR = in Euro7 (nicht aussagekräftig)                                              (2021)        (2022)
                                                                                            0,02          0,022
    Freimarktkurs (Rial für 1 Euro)                                                         330.000       330.000
                                                                                            (2021)        (2022)
    Warenexporte des Landes in Mrd. Euro/US-Dollar                                          k.A.          k.A.
    Warenimporte des Landes in Mrd. Euro/US-Dollar                                          k.A.          k.A.

    Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8                  Rang 17

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                    2020                     Veränderung         2021
                                                                                             zur Vorperiode
                                                                                             in %
    Österreichische Warenexporte in Mio. Euro                       100,2                    +17,6               117,8
    Österreichische Warenimporte in Mio. Euro                       13,0                     +103,4              26,4
    Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9            55                       -29.1               39
    Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10           17                       +29.5               22

    Österreichische Direktinvestitionen11:                                    k.A.
    Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12:                           k.A.
    Direktinvestitionen aus IRN in Ö13:                                       k.A.
    Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus IRN14:              k.A.

    Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich15:                 66. Rang

   Quelle: Internationaler Währungsfonds
1, 8                                                                                 9-14  Quelle: Österreichische Nationalbank
    Quelle: Weltbank
3, 4, 5                                                                              15   Quelle: Außenwirtschaft Austria
6 Quelle: Statistical Center of Iran

7 Quelle: Central Bank of the Islamic Republic of Iran

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• 1. Wirtschaftslage

Die iranische Wirtschaft steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Viele davon sind
fremdbestimmt, einige allerdings auch auf iranische Entscheidungen zurückzuführen. Die Situ-
ation ist sehr volatil und eine Prognose über die weitere Entwicklung nicht möglich.

Die durch die Sanktionen schon sehr geschwächte Wirtschaft des Iran wurde von Covid-19 zu-
sätzlich schwer getroffen.

BIP Entwicklung          Die Befürchtungen eines vierten Rezessionsjahres scheinen nicht eingetroffen zu
2020 -3 %                sein. Trotz der Auswirkungen von COVID-19 scheint die iranische Wirtschaft zu-
2021 +7,41%              nehmend Wege zu finden, die Effekte der US-Sanktionen zumindest zu mildern.
2022 + 3,7% erwartet     Lieferungen aus Russland, China, Indien oder lokale Erzeugnisse ersetzen zu-
                         nehmend europäische Produkte.

Weitere Wechselkurs-     2021 wurde der Verfall des Wechselkurses zumindest unterbrochen, im Juni 2022
entwicklung unklar       betrug der Wechselkurs 330.000, - Rial für einen Euro. Hauptursache dürfte die
                         Hoffnung auf ein Wiederaufleben des JCPOA und damit verbundene Öleinnahmen
                         zu sein.

Offizielle Inflations-   Durch den rasanten Wechselkursverfall, die fehlende Verfügbarkeit von Devisen,
rate nähert sich 50 %    sowie die Implementierung der Importverbotsliste sowie die Schließung von Un-
                         ternehmen und die damit einhergehende Reduktion des Angebotes in den Läden,
                         ist die Inflation rapide angestiegen. Die offizielle Schätzung geht für das iranische
                         Jahr 1400 (März 21 bis März 22) von rund 45 % aus. Die gefühlte Inflation, die für
                         große Bevölkerungsschichten vor allem durch Mieten und Lebensmittel be-
                         stimmt wird, liegt deutlich darüber.

Negative Auswirkun-      Der Iran sieht sich derzeit vielen Herausforderungen gegenüber. Einige davon
gen auf Wirtschaft       sind allerdings von der eigenen Regierung bzw. durch krasse Planungsmängel
bleiben bestimmend       verursacht.
                         - Bürokratie/Behörden – fehlende Planbarkeit: Viele Entscheidungen werden
                             ad hoc von den iranischen Behörden getroffen, ohne Vorwarnung und ohne
                             die Konsequenzen abzuschätzen. Dies stellt viele Importeure und auf Roh-
                             stoffimporte angewiesene Hersteller vor enorme Probleme.
                         - Amortisierung von Investitionen nicht planbar: Auf Grund des Währungsver-
                             falls ist die Amortisationszeit nicht mehr berechenbar.
                         - sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit: Viele Unternehmen in Privatbe-
                             sitz mussten aufgrund der oben angeführten Probleme schließen. Die Mitar-
                             beiter wurden freigesetzt, was die Arbeitslosenzahl auf geschätzte mindes-
                             tens 30 % angehoben hat.
                         - Verarmung weiter Bevölkerungsschichten: Die US-Sanktionen und die Pan-
                             demie haben katastrophale Auswirkungen auf die Situation breiter Schichten
                             der Bevölkerung. Nicht zuletzt wegen staatlichem Missmanagement und
                             Korruption werden Löhne monatelang nicht bezahlt.

                               Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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• 2. Besondere Entwicklungen

Ebrahim Raisi neuer     Die neue Regierung unter Präsident Ebrahim Raisi zeigt deutlich geringeres In-
Präsident des Iran      teresse an einem Dialog mit den USA und Europa, und eine verstärkte politische
                        und vor allem wirtschaftliche Hinwendung zu China und Russland, sowie eine
                        Verstärkung der Bemühungen, in wirtschaftlicher Hinsicht von Auslandsbezie-
                        hungen unabhängig zu werden („resistance economy“).

US-Sanktionen gegen     Die seit April 2018 wiedereingeführten und seither mehrmals verschärften US-
den Iran verlieren an   Sanktionen haben die iranische Wirtschaft schwer getroffen. In der letzten Zeit
Wirkung                 scheint es allerdings eine Trendumkehr zu geben. Für das erste Quartal des ira-
                        nischen Jahres 1400 (4-6 2021) wurde von der iranischen Statistikbehörde ein
                        BIP-Wachstum von 7,6% errechnet, für das Jahr 2021 geht der IWF von einem
                        Wachstum von rund 2,5% aus. Wie schon in der Vergangenheit scheinen private
                        iranische Unternehmer zunehmend Mittel und Wege zu finden, die Wirkung von
                        Sanktionen zumindest zu reduzieren, Unternehmen der Revolutionsgarden und
                        der religiösen Stiftungen waren wegen ihrer privilegierten Situation von vornhe-
                        rein weniger betroffen.

Rückkehr zum JCPOA      Der zeitweise aufgeflammte Optimismus zur Wiederherstellung des Atomab-
unwahrscheinlich        kommens von 2015 scheint gedämpft. Vertreter aus Washington und Teheran
                        können sich nicht auf die Aufhebung bestimmter US-Sanktionen verständigen.
                        Nach Angaben der IAEA werden die Höchstgrenzen der vereinbarten Uranbe-
                        stände deutlich überschritten. Der Iran treibt die Urananreicherung weiter voran.
                        Laut EU-Außenbeauftragten Josep Borrell könne eine Einigung mit zusätzlicher
                        Anstrengung noch geschafft werden. Die Möglichkeit der Rückkehr zum JCPOA
                        werde jedoch zunehmend geringer.

Nadelöhr Zahlungs-      Von europäischen Banken werden nahezu keine Transaktionen mit Iranbezug
verkehr                 durchgeführt, dies gilt selbst für Geschäfte, die ausdrücklich von den US-Sankti-
                        onen ausgenommen wären Die sog. „blocking statute“ der EU, die die Befolgung
                        exterritorialer Sanktionen von Drittstaaten verbietet, hat noch keine Wirkung ent-
                        faltet, die Entscheidung des EuGH im Musterprozess Bank Melli gegen Deutsche
                        Telekom hat hier auch keine Klarheit gebracht.
                        Die Finanzgesellschaft INSTEX der EU hat die in sie gesetzten Erwartungen nicht
                        erfüllt.

FATF: aktive Gegen-     Die Financial Action Task Force (FATF) ist eine internationale Vereinigung zur Be-
maßnahmen               kämpfung von Geldwäscherei und Terrorismus- und Proliferationsfinanzierung.
                        Mitgliedstaaten wie Österreich müssen besondere Sorgfalt bei allen Finanztrans-
                        aktionen mit Iranbezug anwenden. Die iranische Regierung hat in dieser Angele-
                        genheit noch keine Schritte gesetzt.

                        Bitte beachten Sie, dass sich die Sanktionslage kurzfristig ändern kann. Den
                        aktuellen Stand finden Sie im Sanktionsüberblick Iran auf www.wko.at.

COVID-19                Die Pandemie hat in der iranischen Wirtschaft und Gesellschaft tiefe Spuren
                        hinterlassen. Seit Anfang September hat sich die Zahl der Impfungen stark er-
                        höht, verimpft wird zumeist Sinopharm, Österreich spendete 1 Mio. Dosen AZ.
                        Zurzeit sind im Alltag kaum mehr Beschränkungen gegeben.

                              Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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3. Wirtschaftsbeziehungen zu Österreich

 2019                 Nach den massiven Rückgängen im bilateralen Geschäft 2019 und 2020 scheint
 Exporte -51,6 %      die Talsohle erreicht. Das größte Problem ist das nahezu komplette Fehlen von
 Importe -96,6 %      Zahlungskanälen, auch für nicht von den US-Sanktionen betroffenen Geschäfte.
 2020                 Allerdings scheint der Handel zwischen Österreich und dem Iran zunehmend über
 Exporte -22,8 %      Drittstaaten abgewickelt zu werden, auch solche in der EU.
 Importe -16,3 %      In absoluten Zahlen betrugen die österreichischen Exporte 2020 100,2 Mio. EUR,
 2021                 2021 117,6 Mio. EUR, die Importe 2020 13 Mio. EUR, 2021 26,4 Mio. EUR.
 Exporte +17,6%
 Importe +103,6%

 Herausforderungen    Die wesentlichen Herausforderungen im Irangeschäft sind, ohne Anspruch auf
 für Unternehmen      Vollständigkeit:
                      - Wertverlust des Rial: Der Wechselkurs im Iran ist sehr volatil; die Tendenz
                          geht aber abwärts. 2021 blieb der Außenwert des Rial trotz der hohen Infla-
                          tion relativ stabil. Die weitere Entwicklung wird wesentlich vom Ausgang der
                          Verhandlungen zum Wiederaufleben des „Atomabkommens“ JCPOA in Wien
                          beeinflusst werden.
                      - FOREX Mangel: Durch den Mangel an konvertiblen Währungen im Land er-
                          halten nur Importeure von wichtigen Produkten einen schnellen Zugang zu
                          günstiger Fremdwährung. Zudem muss jeder Transfer ins Ausland von der
                          iranischen Zentralbank genehmigt werden, was viel Zeit kostet.
                      - Importverbotsliste: Mitte Juni 2019 hat das iranische Industrieministerium
                          eine Liste mit 1.339 Zolltarifnummern publiziert, die ab diesem Zeitpunkt
                          nicht mehr importiert werden dürfen. Diese Liste basiert auf den HS-Codes,
                          wobei in vielen Fällen nur die Übergruppen angeführt werden mit dem Ver-
                          ständnis, dass auch die Untergruppen vom Import ausgeschlossen sind.
                      - US-Sanktionen: Auch österreichische Unternehmen, die nicht von den US-
                          Sanktionen betroffen sind, müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen,
                          weil sich (fast) alle Banken in Europa aus dem Irangeschäft zurückgezogen
                          haben und somit Zahlungen für Lieferungen oder Dienstleistungen nur sehr
                          schwer durchzuführen sind.
                      - Reputationsrisiko USA: Wenn ein österreichisches Unternehmen in einer
                          nicht US-sanktionierten Branche tätig ist, und sowohl in den USA als auch im
                          Iran Aktivitäten setzt, ist dies zwar theoretisch möglich (Grau-Bereich), aber
                          das Iran-Engagement des Unternehmens kann in den USA zu einem Reputa-
                          tionsrisiko führen.

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