BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG - Wahlperiode
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BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11264 21. Wahlperiode 06.12.17 Unterrichtung durch die Präsidentin der Bürgerschaft Betr.: Jugend im Parlament 2017 Vom 13. bis zum 17. November 2017 fand zum 23. Mal das Planspiel „Jugend im Parlament “ statt. Der Ablauf entsprach – erneuert durch neue zeitgemäße Elemente – im Wesentlichen dem Konzept, das seit 1999 der Veranstaltung zugrunde liegt. 89 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren haben an dieser Veranstaltung teilgenommen. Dabei handelte es sich um Jugendliche aus Gymnasien, Stadtteilschu- len, Beruflichen Schulen, Auszubildenden aus Unternehmen sowie eine Studentin von der Kunsthochschule Wandsbek. Es waren Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus folgenden 44 Hamburger Schulen: Albrecht-Thaer-Gymnasium, Berufsbildungswerk Hamburg GmbH, Brecht-Schule Hamburg, Christianeum, Domschule St. Marien, Europaschule Gymnasium Hamm, Friedrich-Ebert-Gymnasium, Geschwister-Scholl-Stadtteilschule, Gymnasium Corvey- straße, Gymnasium Dörpsweg, Gymnasium Finkenwerder, Gymnasium Grootmoor, Gymnasium Hochrad, Gymnasium Hoheluft, Gymnasium Klosterschule, Gymnasium Lohbrügge, Gymnasium Marienthal, Gymnasium Ohmoor, Gymnasium Oldenfelde, Heinrich Hertz Schule, Heinrich-Heine-Gymnasium, Helmut-Schmidt-Gymnasium, Höhere Handelsschule St. Georg, Ilse-Löwenstein-Schule, Immanuel-Kant-Gymna- sium, Katholische Bonifatiusschule, Kurt-Körber-Gymnasium, Lessing-Stadtteilschule, Lise-Meitner-Gymnasium, Margaretha-Rothe-Gymnasium, Max-Brauer-Schule, Niels- Stensen Gymnasium, Rudolf-Steiner-Schule Bergedorf, Rudolf-Steiner-Schule Har- burg, Sophie-Barat-Schule, Stadtteilschule Bahrenfeld, Stadtteilschule Barmbek, Stadtteilschule Bergedorf, Stadtteilschule Helmuth Hübener, Stadtteilschule Lurup, Stadtteilschule Niendorf, Stadtteilschule Oldenfelde, Stadtteilschule Richard-Linde- Weg, Stadtteilschule St. Georg, Stadtteilschule Walddörfer, Studienschule Hermanne- um, Walddörfer-Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium am Lämmermarkt. Des weiteren waren 16 Unternehmen mit 30 Auszubildenden vertreten: Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, Aurubis AG, Deutsche Bundesbank, Diakonisches Werk Hamburg, EDEKA Aktiengesellschaft, HAMBURG WASSER, Hamburger Friedhöfe - AöR -, Hamburger Hafen, Hamburger Hochbahn AG, Hamburger Sparkasse, Hermes Fulfilment GmbH, Möhrle Happ Luther Otto GmbH & Co. KG, Johannes J. Matthies GmbH & Co.KG, Sprinkenhof GmbH, Stadtreinigung Hamburg, Tereg Gebäudediens- te GmbH. Die Jugendlichen erhielten durch ihre Teilnahme an der einwöchigen Veranstaltung einen Einblick in die politischen Prozesse des Hamburger Landesparlaments. Orien- tiert an der gewählten Bürgerschaft und ihren Gremien- und Arbeitsstrukturen gaben sich die Jugendlichen eine Geschäftsordnung, wählten ein Präsidium und bestimmten die Themen, mit denen sie sich im Innen-, Stadtentwicklungs-, Schul- und Verkehrs- ausschuss auseinandersetzten. Sie recherchierten Fachinformationen, diskutierten Themen, fassten Beschlüsse und erarbeiteten Resolutionen. Die Jugendlichen führten Gespräche mit Abgeordneten und Expertinnen und Experten aus Fachbehörden, Unternehmen und Verbänden, um die gewählten Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Hintergrundgespräche des Veranstal- tungspräsidiums mit der Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft sowie der jun-
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode gen Vorsitzenden der Fachausschüsse mit den Vorsitzenden der Fraktionen in der Bürgerschaft sowie ein Debattier-Workshop als neues Element bereicherten das Pro- gramm. Zum Abschluss der Veranstaltung überreichte der Präsident von „Jugend im Parla- ment“ dem Ersten Vizepräsidenten der Hamburgischen Bürgerschaft am 17. Novem- ber die von den Jugendlichen erarbeitete und im Plenum abgestimmte Gesamtresolu- tion. Im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer bat er um die Weiterleitung des Forderungskatalogs an die Bürgerschaft. Angeregt wird, dass die Ausschüsse der Hamburgischen Bürgerschaft die Tradition der Befassung mit den Resolutionen und die Anhörung der Jugendlichen in den jewei- ligen Ausschüssen so zeitnah wie möglich fortsetzen. Die Gesamtresolution ist der Unterrichtung zu diesem Zweck als Anlage beigefügt. Carola Veit Präsidentin Anlage 2
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 Anlage Gesamtresolution von „Jugend im Parlament 2017“ 3
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 1 Die im Folgenden verwendeten männlichen Formen schließen alle Geschlechter und 2 geschlechts- sowie genderbezogenen Identitäten ein. Dies gilt für die gesamte Resolution 3 von „Jugend im Parlament 2017“. 4 5 Schulausschuss 1 6 Thema: Individualisierung und Verbesserung des Hamburger Schulsystems 7 Sehr geehrte Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, 8 wir, die 19 Mitglieder des Schulausschusses von „Jugend im Parlament 2017“, haben uns im 9 Rahmen dieses politischen Planspiels mit dem Hamburger Schulsystem befasst. Dabei 10 wurde der Fokus besonders auf den aktuellen Schulunterricht und die Lehrerausbildung 11 gelegt. 12 Vor dem Hintergrund des auslaufenden Schulfriedens im Jahr 2020 befürchtet der 13 Schulausschuss, dass die individuelle Förderung und Entwicklung des einzelnen Schülers 14 noch stärker benachteiligt wird. 15 Wir repräsentieren diejenigen, die mit am meisten davon betroffen sind und sein werden: die 16 Schülerschaft. In dieser Resolution haben wir herausgearbeitet, wo wir als Schüler 17 Möglichkeiten für die Politik sehen, an diesen Punkten anzusetzen, um nicht nur effektiv den 18 schulischen Alltag zu verbessern, sondern auch die persönliche Entwicklung zu fördern. 19 Dabei fordern wir verschiedene Erneuerungen und Veränderungen bezüglich der zurzeit 20 schwach ausgeprägten Individualisierung sowie der Differenzierung und legen einen 21 Schwerpunkt auf Förderung und Forderung. Verbesserungsvorschläge rund um eine 22 bessere Individualisierung des Schulsystems werden im Folgenden dargestellt. 23 Damit die aktuellen Gegebenheiten im Laufe der Woche genauer analysiert und 24 Lösungsansätze entwickelt werden konnten, wurden folgende Experten eingeladen, um 25 verschiedene Perspektiven näher zu betrachten: 26 - Herr Kazim Abaci, SPD/MdHB 27 - Frau Sabine Boeddinghaus, DIE LINKE/MdHB 28 - Herr Dr. Hans Werner Fuchs, Schulbehörde 29 - Herr Daniel Oetzel, FDP/MdHB 30 31 Unsere Ausschussarbeit ist in drei Teilbereiche gegliedert: Reformierung der Oberstufe, 32 Individualisierung und lebenspraktische Vorbereitung für Schüler und Schule als Institution. 33 34 35 36 37 38 1 4
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 39 40 Teilbereich I: Reformierung der Oberstufe (S1–S4) 41 Problembenennung 42 Aktuell sind Schüler in Hamburg, die in die Oberstufe eintreten, dazu verpflichtet, für die 43 folgenden zwei Jahre ein Profil zu wählen. Die Fächerkombinationen in diesen Profilen 44 werden von der Schule festgelegt. Großteils werden Schüler gezwungen, Fächer zu belegen, 45 die ihr persönliches Interesse nicht vollständig abdecken. Der Abiturdurchschnitt des 46 einzelnen Schülers und der gesamten Schule wird dadurch in Mitleidenschaft gezogen. 47 Zusätzlich entsteht ein kontraproduktives Klassenklima, das die Qualität des Unterrichts 48 beeinflusst und sich negativ auf die Motivation der Schüler auswirkt. Der Unterricht erreicht 49 dadurch oft nicht das eigentliche Ziel. 50 In den meisten Fällen werden diese Fächerkombinationen unter einem Schwerpunkt 51 zusammengebracht. 52 An Stadtteilschulen und an anderen weiterführenden Schulen mit wenig Oberstufenschülern 53 kann zum Teil nur ein Profil angeboten werden, sodass Schüler nicht ihre eigenen 54 Schwerpunkte setzen können. In der Summe führt dies dazu, dass Schüler der Möglichkeit 55 beraubt werden, sich für ihre weiteren Bildungswege oder Berufswege zu individualisieren. 56 Forderungen 57 Wir fordern eine gesteigerte Kooperation zwischen den weiterführenden Schulen im Bereich 58 der Profiloberstufen, sodass jeder Schüler eine gesetzlich/behördlich vorgeschriebene 59 Mindestanzahl von fünf Profilen zur Auswahl hat. Der Status quo diskriminiert Schüler jener 60 Schulen, deren Leitungen sich nicht in der Lage sehen, im Sinne der (beruflichen) Zukunft 61 ihrer Schüler mit benachbarten Schulen zu kooperieren. Wir wollen, dass Schüler weiterhin 62 alle Bereiche bei ihrer Fächerwahl abdecken müssen (naturwissenschaftlicher Bereich, 63 gesellschaftswissenschaftlicher Bereich und musischer Bereich). 64 Begründung 65 Wir erreichen somit eine Individualisierung und Spezialisierung der Schüler auf ihre 66 Interessen und Begabungen. Es wird ihnen dadurch ermöglicht, eigene Schwerpunkte zu 67 setzen. Der Unterricht kann das in der Oberstufe angestrebte Leistungsniveau vollständig 68 erfüllen. 69 Zusätzlich können sich Schüler in Hinblick auf ein Studium das dafür benötigte Grundwissen 70 aneignen. Unterstützen wollen wir hier die Kooperationen zwischen nahe gelegenen 71 Schulen, um ein diverses Fächerangebot zu ermöglichen. 72 73 Teilbereich II: Individualisierung und lebenspraktische Vorbereitung für Schüler 74 Problembenennung 75 Das Hamburger Schulsystem gibt unserer Meinung nach vielen Schülern nicht die 76 Möglichkeit, sich frei zu entfalten. Dabei wird bis jetzt zu wenig Rücksicht auf die Förderung 77 von leistungsschwächeren und Forderung von leistungsstärkeren Schülern genommen und 78 nicht jeder Schüler wird als Individuum betrachtet. Diese Schüler werden ihr persönliches 79 Leistungsmaximum in ihrer schulischen Laufbahn nicht komplett erreichen können. Dies führt 2 5
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 80 dazu, dass der weitere Lebensweg durch unzureichende Förderung oder mangelhafte 81 Forderung der Schüler während der vorangegangenen Schullaufbahn stark beeinflusst 82 werden kann. Da alle Schüler andere Interessen und Talente haben, kann das 83 schulpolitische System nicht darauf ausgerichtet sein, jeden Schüler gleich zu behandeln. 84 Um diesem Missstand zu begegnen, haben wir Forderungen formuliert, um jeden Hamburger 85 Schüler auf sein individuelles Höchstleistungsniveau zu bringen. 86 Ein großes und wachsendes Problem in Deutschland besteht darin, dass es eine große 87 Herausforderung ist, den Spagat zwischen Kulturen, Religionen und verschiedenen 88 Persönlichkeiten in Einklang zu bringen. 89 Deutschland ist längst ein Einwanderungsland. Zu den 15 Millionen Menschen mit 90 Migrationshintergrund kam seit 2015 zusätzlich ca. 1 Million neue Immigranten nach 91 Deutschland. Unsere heutige Gesellschaft besteht aus Menschen unterschiedlicher 92 Kulturkreise, mit unterschiedlichen Bildungsniveaus und unterschiedlichen Denk- und 93 Handlungsweisen. 94 Es ist eine große Herausforderung, die diversen Kulturen, Religionen und Persönlichkeiten in 95 Einklang zu bringen. 96 97 Forderungen 98 Wir fordern kleinere Klassen und einen günstigeren Lehrer-Schüler-Schlüssel, um eine 99 individuelle Betreuung und den Lernerfolg jedes Schülers zu fördern. Ein Lehrer soll in einer 100 Klasse maximal 15 Schüler unterrichten. Es ist belegt, dass deutlich weniger als 20 Schüler 101 pro Klasse einen höheren Lernerfolg garantieren, da Lehrer so jeden einzelnen Schüler 102 individuell betrachten können. 103 104 Des Weiteren sollte bereits im frühen Alter damit begonnen werden, methodisches Arbeiten 105 in den Unterricht einzubauen. Durch die Aneignung von Lernmethoden sollen bereits beim 106 Einstieg in die 5. Klasse verschiedene Techniken des Lernens gelehrt werden, um 107 Eigenverantwortung, Zeitmanagement, selbstständiges Arbeiten und ein strukturelles 108 Denken als Grundlage für die Mittel- und Oberstufe zu gewährleisten. 109 110 Darüber hinaus fordern wir die Inklusion von finanzrechtlichen und lebenspraktischen 111 Themen in das Bildungsprogramm, da ein Großteil der Schulabgänger trotz einer 112 Schulausbildung keine Vorbereitung auf die Pflichten und Rechte als volljähriger Bürger 113 bekommt. Wir fordern eine in den PGW-Unterricht eingebundene Einheit zu finanzrechtlichen 114 Themen (Gymnasium ab der 10. Klassenstufe, Stadtteilschule ab der 9. Klassenstufe), um 115 die Allgemeinbildung abzurunden. Zusätzlich fordern wir eine ausführliche, in den Biologie- 116 und Sportunterricht eingebundene Einheit zum Thema Ernährung und gesunder Lebensstil 117 (8. Klasse, Wiederholung in Form von Seminaren in der Oberstufe), um falscher Ernährung 118 und Übergewicht vorzubeugen. Hierfür und für entsprechende Ganztagsangebote sind alle 119 bestehenden Schulküchen unterrichtstauglich zu machen. Außerdem fordern wir die 120 Einführung verpflichtender Erste-Hilfe-Kurse als Seminare in der Mittelstufe sowie das 121 Thema „Rhetorische Praxis“ über mindestens ein Semester. 122 Wir fordern, das Fach „Deutsch“ ab der Oberstufe in das Hauptfach „Rhetorik“ (Analyse von 123 journalistischen Texten und politischen Reden; rhetorische Praxis; Präsentation und 124 Bewerbungsgespräch) und das künstlerische Nebenfach „Literatur“ (Analyse von Lyrik, 125 Dramen und historischer Prosa; Verfassen eigener Literatur) zu unterteilen. 3 6
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 126 127 Für Bewerbungen und Ausbildungen werden immer stärker Sprachzertifikate verlangt, da 128 vielfältige Sprachkenntnisse in einer globalisierten Welt eine zunehmend wichtige Rolle 129 spielen. Da die Ausbildung dafür teuer ist, ist es nicht allen Schülern möglich, sie zu 130 finanzieren. Dadurch entsteht ein unfairer Wettbewerb. Daher fordern wir die 131 Subventionierung von Sprachabschlüssen und -zertifikaten, um gleiche Chancen auf dem 132 Arbeitsmarkt zu garantieren. 133 134 Ebenfalls fordern wir die Vertiefung und Weiterentwicklung von interkulturellen Kompetenzen 135 im Rahmen von 20 fachübergreifenden Schulstunden, die sich die Schule selbst einteilen 136 kann. 137 Ein mögliches Konzept kann folgende Punkte als Zielsetzung beinhalten: 138 deutsche Kultur und andere Kulturen erklären und vermitteln 139 interkulturelle Missverständnisse minimieren 140 alltägliche Situationen selbstständig bewältigen 141 142 Begründung 143 Die oben genannten Forderungen sind notwendig, um eine angemessene Förderung jedes 144 einzelnen Schülers zu gewährleisten. Dabei soll das Interesse am Lernen vermittelt werden, 145 damit ein weitreichender Lernerfolg garantiert werden kann. Wir sprechen uns gegen 146 Gleichmacherei von Schülern aus. Indem individuelle Begabungen und Talente gefördert 147 und Schwächen sinnvoll ausgeglichen werden, wird dies erreicht. Somit erhält jeder 148 Hamburger Schüler die an ihn persönlich angepasste Schulausbildung und wird auf das 149 Leben nach der Schullaufbahn vorbereitet, was den Bildungsauftrag vervollständigt. 150 Diese Ziele führen zur Verbesserung der Integrationsfähigkeit. 151 Um den Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern die Möglichkeit zu geben, Teil 152 dieser unserer Gesellschaft zu werden, müssen wir unsere Kultur auch vermitteln und 153 lehren. Nur jenes Ziel zu predigen, es aber nicht in die Tat umzusetzen, bringt uns als 154 Gesellschaft nicht voran. 155 156 Um die oben genannten Ziele zu erreichen, muss methodisch an ihrer Umsetzung gearbeitet 157 werden. Der für eine gelungene Integration wichtigste Bestandteil einer Kultur ist die 158 Sprache. Dies bedeutet, Sprachkompetenzen zu vertiefen und weiterzuentwickeln. Jene 159 Weiterentwicklung lässt sich auch gut auf gesellschaftliche Themen (z. B. demografischer 160 Wandel) beziehen. Des Weiteren soll ein Fokus auf die Lehre und Vermittlung kultureller 161 Bestandteile (Redewendungen, Sitten, Bräuche o. Ä.) gelegt werden. Kulturelle Denk- und 162 Handlungsweisen bewusst zu machen und nachvollziehbarer darzustellen ist ebenfalls von 163 essenzieller Bedeutung. 164 165 166 Teilbereich III: Schule als Institution 167 168 Wir, die Schüler von „Jugend im Parlament 2017“, haben festgestellt, dass die Lehrer in 169 Hamburg nicht richtig ausgebildet sind und es viele Problemstellen gibt. Im unten genannten 170 Bereich werden diese erläutert und unsere jeweiligen Forderungen und Begründungen 171 dargestellt. 172 4 7
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 173 Problembenennung 174 175 Ein Problem an Hamburger Schulen ist, dass es im Unterricht zu Situationen kommen kann, 176 mit denen sowohl die Schüler als auch die Lehrer unzufrieden sind. Im Gegensatz zu den 177 Lehrern traut sich ein überwiegender Teil der Schüler nicht, mit Kritik an die Lehrer 178 heranzutreten. 179 180 Ein weiteres, vermehrt auftretendes Problem an Hamburger Schulen ist, dass Schüler keine 181 direkte Möglichkeit haben, sich bei Missständen im Unterricht und Schulalltag und anderen 182 Problemen mit Lehrern zu beschweren. Sie sind gezwungen, über viele verschiedene 183 Gremien zu gehen, und bis die Beschwerde bei dem tatsächlichen Lehrer ankommt, ist zu 184 viel Zeit vergangen. Außerdem wird das Problem schlussendlich angesprochen von 185 jemandem, der persönlich nichts mit dem Vorfall zu tun hat. 186 187 § 92 des Hamburger Schulgesetzes legt fest, dass die Besetzung von Schulleitungsstellen 188 von der zuständigen Behörde durch ein Findungsverfahren vorbereitet wird und neu zu 189 besetzende Schulleitungsstellen dazu unverzüglich ausgeschrieben werden. Die 190 Durchführung des Findungsverfahrens obliegt dem Findungsausschuss. Das Problem 191 hierbei ist, dass Eltern und Schüler bezüglich des Findungsausschusses sich ein Mandat 192 teilen. 193 194 Forderungen 195 196 Wir fordern ein verpflichtendes Lehrerfeedback. Im Sinne dieser Idee soll in einer von der 197 Schule festgelegten jährlichen Woche jeder Lehrer zu Beginn einer seiner Stunden ein 198 schriftliches Feedback seiner Schüler einfordern. Im Sinne der Anonymität kann dies auch 199 digital geschehen. 200 Dabei sollen Schüler anonym und ohne Angst vor Konsequenzen Verbesserungsvorschläge, 201 Ideen und Lob aussprechen dürfen. 202 Die Begrenzung ab Klasse 6 erklärt sich damit, dass die Fähigkeit des Gebens von 203 sachlicher Rückmeldung ab diesem Alter konsequent geübt werden soll und auch schon die 204 geistige Reife vorausgesetzt werden kann, dass die Person des Lehrers nicht angegriffen 205 wird. 206 207 Der Schulausschuss von „Jugend im Parlament“ beantragt, dass es eine klare Trennung der 208 Aufgabenbereiche von Verbindungslehrern und der Einführung eines externen 209 Beratungslehrers gibt. 210 Zudem fordern wir mehr Klarheit über die einzelnen Organe in der Schule und beziehen uns 211 dabei auf die Forderung „Die Stärkung der demokratischen Strukturen innerhalb der Schule“ 212 von „Jugend im Parlament 2016“. 213 Während ein Vertrauenslehrer für die emotionale Beratung eines Schülers und private 214 Probleme zuständig ist, ist der Beratungslehrer für die Konflikte innerhalb der Schule, z. B. 215 mit Lehrern, zuständig. 216 Eine Möglichkeit wäre z. B., dass bei der Wahl des Vertrauenslehrers jeder Schüler ein 217 Stimmrecht hat und die Wahl einmal jährlich durchgeführt wird, da die Schüler dem Lehrer 218 vertrauen müssen und der Schülerrat nicht zwingend die Interessen der gesamten 219 Schülerschaft vertritt. 220 Wenn eine 5. Klasse neu an die Schule kommt, gibt es eine verpflichtende Vorlesung im 221 Hörsaal, um den Schülern ihre Rechte zu verdeutlichen und das System der Vertrauens- und 5 8
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 222 Beratungslehrer zu erklären. Aufgrund ihrer Förderung durch staatliche Mittel, die 90 % jener 223 der staatlichen Schulen entspricht, stehen Privatschulen ebenfalls in der Pflicht, Geflüchtete 224 in ihre Schule zu integrieren. Dieses hat auch bei Übertritt in Mittel- und Oberstufe, Umzügen 225 aus anderen Bundesländern und unverzüglich nach Gesetzesänderungen zu geschehen; 226 des Weiteren sind die relevanten Regelungen aushangpflichtig. 227 228 Der Schulausschuss von „Jugend im Parlament“ fordert, dass die bisherige Regelung zur 229 Besetzung des Findungsausschusses geändert wird, sodass sowohl die Vertreter der 230 Schüler als auch die Vertreter der Eltern jeweils ein stimmberechtigtes Mitglied in dieses 231 Gremium entsenden können. Diese Regelung soll dort gelten, wo im Schulbetrieb für eine 232 Personalstelle ein solcher Ausschuss im Rahmen des Bewerbungsverfahrens gesetzlich 233 vorgeschrieben ist. 234 235 Begründung 236 237 Wir wollen somit die Verbesserung des Unterrichts und den Einfluss der Schüler auf den 238 Unterricht fördern. 239 240 Der Beratungslehrer sollte extern sein, also kein Mitglied der Lehrerschaft, da sonst viele 241 Schüler sich nicht trauen, mit ihren Problemen zu ihm zu gehen. Die Ursache liegt darin, 242 dass die Schüler Angst haben, dass Lehrer auch untereinander befreundet sind und dieses 243 sich nachteilig auf die Note auswirken könnte. Zudem muss es eine klare Trennung der 244 Aufgabenbereiche geben, damit der Lehrer besser dafür ausgebildet werden kann. 245 246 Eltern und Schüler verfolgen bei vielen Themen dem Lehrerkollegium entgegengesetzte 247 Interessen. Bei solch wichtigen Entscheidungen sollten die Hauptinteressanten der Schule 248 ein Mitspracherecht haben und das schließt sowohl Eltern als auch Schüler ein. Eltern sind 249 die Begleiter ihrer Kinder durch das Schulleben vor allem durch häusliche Unterstützung, 250 aber bezüglich der Interessen nicht mit ihren Schützlingen gleichzusetzen. 251 Fazit 252 253 Unter der Berücksichtigung der oben genannten und ausführlich dargestellten Forderungen 254 fordert der Schulausschuss 1 von „Jugend im Parlament“ die Abgeordneten der 255 Hamburgischen Bürgerschaft dazu auf, sich einzusetzen für die Reformierung der Oberstufe Individualisierung der Schule lebenspraktische Vorbereitung in der Schule Anpassung der Schule als Institution an die Interessen der Schüler 256 257 258 Innenausschuss 6 9
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 259 260 Sehr geehrte Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, 261 wir, die 22 Mitglieder des Innenausschusses von „Jugend im Parlament 2017“, haben uns 262 mit der aktuellen Sicherheitssituation der Freien und Hansestadt Hamburg befasst. Dabei 263 lagen die Schwerpunkte unserer Gruppe auf den Maßnahmen der Verhinderung und 264 Bekämpfung von Terrorismus bereits im Vorfeld, die Personal und Mittel voraussetzen und 265 im Konflikt mit der Freiheit und dem Datenschutz der Bürger stehen. 266 Im Rahmen von Gesprächen und Recherche ist uns aufgefallen, dass die staatlichen 267 Institutionen, die für die Bekämpfung des Terrorismus verantwortlich sind, mit der Situation 268 vertraut sind. Allerdings gibt es aus unserer Sicht in verschiedenen Bereichen 269 Verbesserungsbedarf. Die aktuelle Situation stellt sich wie folgt dar: 270 Die Hansestadt Hamburg ist Metropole für Menschen aus aller Welt. Nach einem Beitrag des 271 NDR stellt Hamburg zum 15. Mal einen Tourismusrekord auf mit 13,3 Millionen 272 Übernachtungen im Jahr 2016. Des Weiteren ist Hamburg eine wichtige Stadt für den 273 Welthandel mit dem zweitgrößten Hafen Europas. Aus diesem Grund gewinnen in Zeiten von 274 Terrorismus Sicherheit und die präventive Bekämpfung von Gewalt, Terror und Extremismus 275 mehr und mehr an Bedeutung. 276 Die schwierige Aufgabe, vor der die Regierung und auch alle anderen demokratischen 277 Regierungen stehen, die die Werte der demokratischen Freiheit vertreten und durch den 278 Terror bedroht sind, ist, das Gleichgewicht zu wahren zwischen der Freiheit der Menschen, 279 die unter der Regierung leben, und der nötigen Sicherheit, um das Volk zu schützen. 280 Nach den Anschlägen in Barcelona, Brüssel und anderen Orten Europas hat der Terror auch 281 Deutschland erreicht. Er tritt auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin, in Geschäften und auf 282 offener Straße in Hamburg den Menschen entgegen. Die Polizei und andere staatliche 283 Sicherheitsinstitutionen versuchen gegen diese Bedrohung vorzugehen, jedoch mit wenig 284 Erfolg. Die Mittel und auch das Personal müssen ausgebaut und gefördert werden, um 285 präventiv und auch wirksam gegen den Terror vorgehen und diesen bekämpfen zu können. 286 Folgende Quellen dienten als Grundlage für die Ausarbeitung dieser Resolution: 287 Frau Möller MdHB (DIE GRÜNEN) Herr Koßel Ehem. MdHB, ehem. Landeschef Gewerk- schaft der Polizei Herr Schuhmacher MdHB (SPD) Herr Kapusta Referent des LfV Frau Schneider MdHB (DIE LINKE) 288 289 Um langfristig gegen die Bedrohung des Terrors wirken zu können, fordern wir eine 290 präventive Vorgehensweise, bspw. mit einer kontrollierten Rasterfahndung, 291 Taschenkontrollen und eine umfangreiche Aufklärung im Kinder- und Jugendbereich. Zudem 7 10
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 292 fordern wir, dass die Mittel und das Personal bei Polizei und ähnlichen Sicherheitsbehörden 293 verbessert und ausgebaut werden. Außerdem ist eine bessere Zusammenarbeit der 294 Sicherheitsbehörden untereinander für den Erfolg unabdingbar. 295 Terrorismus 296 Prävention von Radikalisierung 297 Radikalisierungen beginnen oft in der Jugend. Die ersten Wurzeln lassen sich bereits auf 298 unseren Schulhöfen finden. Die Schwierigkeit besteht darin, die betroffenen Personen, meist 299 Schüler und junge Menschen, ausfindig zu machen. Mobbing und Umgebungen, in denen 300 Hass auf das System im Mittelpunkt stehen, fördern die Abkehr von unserer Gesellschaft. 301 Junge Menschen, die sich von der Gesellschaft abgehängt fühlen, sind deshalb besonders in 302 Bezug auf Radikalisierungen, möglicherweise aus dem Internet, gefährdet. Wir schlagen vor, 303 durch Experten ganz direkt mit Schülern in Schulen in Kontakt zu kommen. Seminare, in 304 denen ein besonderer Schwerpunkt auf die Aufklärung gesetzt wird, halten wir für sinnvoll. 305 Bildung ist die Lösung, um Radikalisierungen von jungen Menschen vorzubeugen. Hierbei 306 muss das Erkennungsvermögen der Lehrer und Eltern geschärft werden, um zu realisieren, 307 ob die Schüler Schwierigkeiten dabei haben, sozialen Anschluss zu finden, und ob sich eine 308 Wandlung in der Persönlichkeit abzeichnet. Wir halten es für unbedingt notwendig, diese 309 prophylaktischen Aufklärungsmaßnahmen an Schulen konsequent durchzuführen. 310 311 Rasterfahndung 312 Die Rasterfahndung ist eine Methodik, bei der mittels Merkmalen von vorherigen Kriminellen 313 Rückschlüsse auf die Identität eines möglichen Täters gezogen werden. Grundsätzlich 314 gliedert sich Rasterfahndung in zwei Varianten: Zum einen kann Rasterfahndung genutzt 315 werden, um nach einer Straftat ein Täterprofil zu erstellen. Dieses Vorgehen wurde z. B. bei 316 der Suche nach RAF-Terroristen erfolgreich eingesetzt, sodass das RAF-Mitglied Rolf 317 Heißler gefunden wurde. Zum anderen könnte eine Rasterfahndung präventiv genutzt 318 werden, um gezielt Personen mit bestimmten Eigenschaften zu kontrollieren. Im Folgenden 319 konzentrieren wir uns auf Letzteres. 320 Diese Methode steht stark in der Kritik, rassistische Tendenzen aufzuweisen und zu fördern. 321 So würden Personen aufgrund nicht veränderlicher Merkmale wie der Hautfarbe kontrolliert, 322 anstatt wegen ihres Verhaltens. Zudem würde ignoriert werden, dass Menschen Individuen 323 seien und nicht Teil eines Kollektivs mit einer kollektiven Identität. 324 Diese Kritik halten wir für berechtigt und erkennen selbstverständlich an, dass zwischen der 325 Herkunft und dem Verhalten bzw. Straftaten keine Kausalität existiert. Sollten aber 326 eindeutige Korrelationen zwischen beiden Variablen bestehen, sollte sich die Polizei diese 327 zunutze machen, um Gefahren für die Bürger abzuwenden. Die Faktenlage, also die 328 Statistiken zu den Herkunftsländern und die Demografie der Straftäter, ist nicht rassistisch, 329 da sich eine Rasse durch den Genotyp definiert und nicht durch den Phänotyp, der lediglich 330 sichtbarer Ausdruck eines Teils des Genotyps ist. Allerdings bietet die Methodik der 331 Rasterfahndung ein hohes Maß an Raum für Missbrauch und ist rechtlich eher als 332 problematisch einzustufen. Daher ist es von hoher Priorität, dass diese Vorgehensweise 333 nicht zu willkürlichen Kontrollen, Diskriminierung oder gar rassistischem Gedankengut führt. 334 Um das zu gewährleisten, sollte das Raster möglichst klein sein. Hautfarbe und Herkunft 8 11
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 335 dürfen nicht die einzigen Kriterien sein. Zum einen verhindert dies, dass Menschen nur 336 aufgrund ihrer Hautfarbe in verschiedene Kategorien eingeteilt werden und sich rassistische 337 Gedanken entwickeln, zum anderen trifft die Fahndung weniger Unschuldige und die Freiheit 338 der Bürger ist gewährleistet. Empirische Daten müssen außerdem stets die Grundlage für 339 die Anwendung bilden. 340 341 Ingewahrsamnahme von Gefährdern 342 Im Freistaat Bayern wurde am 19. Juli 2017 entschieden, dass Personen, die im Verdacht 343 stehen, in Zukunft eine Straftat zu begehen, für drei Monate präventiv in Gewahrsam 344 genommen werden können. Diese Frist kann jedoch von einem Richter unbegrenzt oft 345 verlängert werden. Zuvor lag diese Frist bei zwei Wochen, in anderen Bundesländern ist dies 346 gar nicht möglich. Zusätzlich ist es hier nicht mehr notwendig, dass ein konkreter Verdacht 347 oder eine unmittelbar bevorstehende Gefahr vorhanden sein muss, sondern auch eine 348 generell drohende Gefahr ausreicht, dass in nächster Zeit eine Straftat begangen wird. 349 Dieser Schritt wird damit gerechtfertigt, dass „(d)ie effizienteste Abwehr von Gefahren (jene) 350 ist, diese gar nicht entstehen zu lassen“ (Joachim Herrmann, CSU, bayrischer Innenminister; 351 zitiert nach http://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-gefaehrder-gesetz-verschaerft- 352 1.3595274). Zudem bedrohe nicht der Staat unsere Bürgerrechte, sondern Extremisten. Die 353 Maßnahme soll also die Terrorgefahr verringern und Straftaten verhindern. 354 Wir sprechen uns dafür aus, diese Maßnahme nicht in Hamburg durchzusetzen. Wir finden, 355 dass dieser Schritt – auch bei hoher Gefährlichkeit oder als Ultima Ratio – nicht legitim ist. 356 Diese Änderung sorgt dafür, dass Personen theoretisch ohne ein Urteil und ohne eine 357 begangene Straftat unendlich lange in Gewahrsam genommen werden können. Das hebelt 358 unseren Rechtsstaat, in dem man nur für Dinge verurteilt werden kann, die man tatsächlich 359 begangen hat, aus. Zudem ist diese Bestimmung nicht mit der Unschuldsvermutung 360 vereinbar. Regelungen dieser Art sollten stattdessen auf eine kürzere Zeitdauer, die nicht 361 verlängerbar ist, beschränkt bleiben. Ein möglicher Sonderfall wäre in Fällen wie von Anis 362 Amri möglich: Hier war der Täter bereits in der Vergangenheit kriminell, es herrschte akute 363 Terrorgefahr (die sogar von den marokkanischen Sicherheitsbehörden zweimal an den BND 364 weitergetragen wurde) und die Person war ausreisepflichtig. In solchen Fällen würden wir es 365 für legitim erachten, wenn die Person auch länger in Gewahrsam genommen werden kann. 366 Des Weiteren fordern wir, dass Personen, die ohne Pass und/oder Aufenthaltsgenehmigung 367 aufgefunden werden und nicht zu identifizieren sind, für jene oben genannte Zeitdauer in 368 Gewahrsam genommen werden können, da dies zu erhöhtem Druck auf die in Gewahrsam 369 genommene Person führt, eventuelle Identitätsmerkmale doch zu offenbaren. 370 Bessere Vernetzung von Behörden auf Bundesebene 371 Der Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt am 19.12.2016 in Berlin zeigt, wie wichtig eine 372 bessere Koordination von auf Bundesländer beschränkten Behörden ist. Durch den Wechsel 373 des Wohn- bzw. Aufenthaltsorts von Anis Amri zwischen verschiedenen Bundesländern 374 entstand schnell eine Unsicherheit über die richtige Zuständigkeit. Es ermittelten 375 unterschiedliche Behörden, darunter BKA, BND und verschiedene Kriminalpolizeien, zum 376 größten Teil unabhängig voneinander. Dabei wurden nicht alle Informationen zwischen den 377 verschiedenen Behörden ausgetauscht. 9 12
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 378 Natürlich ist die Koordination vieler Behörden nicht einfach, darum fordern wir eine 379 übergreifende Datenbank, die den einfachen Austausch von Daten über Verdächtigungen 380 und Ermittlungen zwischen den Behörden ermöglichen soll. So sollen, auch bei nicht 381 eindeutiger Zuständigkeit, allen beteiligten Behörden alle Informationen zur Verfügung 382 stehen. 383 Der Aufwand einer solchen Umstellung wird unserer Meinung nach durch den wegfallenden 384 Aufwand bei der Übergabe von Fällen zwischen den Behörden und die Wichtigkeit dieser 385 Koordination ausgeglichen. 386 Wir fordern den Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, auf, 387 die Herausgabe der umstrittenen NSA-Selektorenlisten aus dem Oktober 2014 zu fordern. 388 Des Weiteren fordern wir Senat und Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg auf, 389 eine Live-Befragung des US-amerikanischen Whistleblowers Edward Snowden durch die 390 Bürgerschaftsabgeordneten entweder via Live-Schalte aus Russland oder vor Ort in der 391 Bürgerschaft zu ermöglichen. In letzterem Falle ist die Sicherheit des zu Befragenden durch 392 hamburgische Polizeikräfte zu gewährleisten. 393 394 Personal und Mittel 395 Personalmangel bei der Polizei 396 Wichtig für die innere Sicherheit Hamburgs ist auch die verlässliche Arbeit des öffentlichen 397 Dienstes. Gerade bei der Polizei gibt es trotz zurückgehender Kriminalität und einer höheren 398 Aufklärungsquote starke Defizite in der Ausstattung und in der Personalsituation. Unter 399 anderem durch den fehlenden Respekt und fehlende Achtung gegenüber der Polizei kam es 400 in den letzten Jahren zu extremem Personalmangel. 401 Punkte, die zum Personalmangel führen, sind: 402 Angst in der Bevölkerung vor dem Beruf, mangelhafte Aufklärung über die 403 Vielfältigkeit des Berufes 404 mangelhafte und nicht ausreichende Werbung 405 hohe Einstellungsanforderungen 406 407 Angst in der Bevölkerung vor dem Beruf, mangelhafte Aufklärung über die 408 Vielfältigkeit des Berufes 409 Für viele Menschen kommt dieser Beruf nicht infrage, da es viele andere, attraktivere Berufe 410 gibt. Punkte, die gegen den Beruf sprechen, wären: 411 Schichtarbeit 412 mentaler und körperlicher Stress 413 Elterneinfluss 414 Durch gezielte Aufklärung durch Workshops an Schulen kann der Beruf interessanter 415 gemacht werden, wodurch auch die Eltern einen besseren Einblick bekommen können. 416 Ebenfalls kann durch Öffentlichkeitsarbeit eine bessere Aufklärung der Bevölkerung über 417 den Beruf gewährleistet werden. 10 13
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 418 Deswegen fordern wir, statt nur Präsentationen zu halten, Workshops an Schulen 419 einzuführen, die einen kleinen, aber bedeutenden Einblick in den Beruf eines Polizisten 420 geben. 421 Der Oberbegriff Polizei beinhaltet nicht nur die Berufsgruppe Schutzpolizist, sondern hat 422 viele verschiedene Facetten. Neben dem Beruf „Schutzpolizisten“ gibt es noch andere 423 Tätigkeiten bei der Polizei wie z. B. die Wasserschutzpolizei, Kripo, 424 Morddezernat/Mordkommission, berittene Polizei, Abteilung für Sexualdelikte und 425 Spurensicherung. 426 All diese Bereiche sollten in der Vorstellung der Polizei immer mit erwähnt werden, da sie die 427 Vielfältigkeit des Berufes widerspiegeln. 428 Um die Sicherheit von Polizisten zu verstärken, fordern wir die dauerhafte Einführung von 429 Bodycams, um wieder Respekt vor Polizisten zu gewährleisten und Sicherheit zu schaffen. 430 So können unüberlegte Handlungen vermieden werden. Ein weiterer Grund, Bodycams 431 dauerhaft einzuführen, ist, außer Kontrolle geratenen Situationen zu dokumentieren und so 432 vielleicht falsche Behauptungen schnell aufzuklären. 433 434 Mangelhafte und nicht ausreichende Werbung 435 Um mögliche neue Polizisten anzuwerben, fordern wir, dass mehr Werbung in den sozialen 436 Medien geschaltet wird, um Jugendliche anzusprechen. Ebenfalls sollten die Plakate 437 überarbeitet und in der Stadt an Orten aufgehängt werden, an denen sich auch viele 438 Jugendliche aufhalten. 439 Dieser Meinung ist auch Uwe Koßel (SPD, MdHB a. D.) der während „JiP“ seine 440 Erfahrungen mit uns teilte. Er findet wie wir, dass der Beruf attraktiver gestaltet werden 441 muss. 442 Die Werbung muss ebenfalls auf die verschiedenen Berufsbereiche hinweisen, in denen der 443 generelle Personalmangel herrscht. Der derzeitige Personalmangel wird aufgrund der gut 444 gefüllten Akademien in 2–3 Jahren gemindert werden. Damit dies weiterhin gewährleistet ist, 445 muss die Anwerbung potenzieller Anwärter weiter ausgebaut werden durch z. B. weitere 446 Plakate in der Öffentlichkeit, Werbung in den sozialen Medien und an Schulen. 447 Ebenfalls befürworten wir, wie im vorherigen Punkt schon genannt, dass Workshops an 448 Schulen angeboten werden. Im gleichen Zug sollten Aufklärungsveranstaltungen für Eltern 449 angeboten werden, um ihnen die Vielfältigkeit der Polizei auf zu zeigen und ihnen die Angst 450 zu nehmen. 451 452 Hohe Einstellungsanforderungen 453 Aufgrund der hohen Einstellungsanforderungen werden viele für die Kripo geeignete 454 Anwärter, aufgrund der nicht erfüllten körperlichen Anforderungen, z. B. Größe, BMI, oder 455 wegen Krankheiten abgelehnt. 11 14
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 456 Diese Anforderungen hindern geeignete Personen daran, z. B. ein Studium bei der Polizei zu 457 starten, die an sich nicht im öffentlichen Dienst (Schutzpolizist) arbeiten werden. Ein Student 458 muss jedoch auch die Kriterien eines „normalen“ Anwerbers erfüllen. 459 Deshalb fordern wir eine separate Ausbildung für die Kripo, so wie es auch in Hessen schon 460 gehandhabt wird, um so auch „ungeeigneten“ Personen, die für den „normalen“ Schutzdienst 461 nicht den Anforderungen entsprechen, die Möglichkeit zu geben, einen Beruf bei der Polizei 462 zu ergreifen. 463 Datenschutz 464 465 Einleitung 466 467 Ein System zu errichten, in dem Sicherheit den höchsten Stellenwert hat, klingt für die 468 meisten von uns zunächst erstrebenswert. Wir sind der Meinung, dass Sicherheit einen 469 hohen Stellenwert hat, jedoch sollten Menschenrechte wie z. B. Freiheit nicht durch 470 Sicherheitsmaßnahmen der Exekutive in den Hintergrund geraten. 471 Die Problematik des Datenschutzes besteht darin, dass die Abwägung von Sicherheit 472 gegenüber Freiheit eine moralische sowie eine rechtliche Kontroverse darstellt: 473 Hier ist der Datenschutz als ein Recht des Individuums (Art. 10 GG) und als eine Pflicht des 474 Staates zu sehen. Dem entgegen steht die Pflicht gegenüber der Bevölkerung, für Sicherheit 475 zu sorgen. 476 Diese Problematik besteht bei der Verwendung von Kameras im öffentlichen Raum, 477 bei der Kontrolle von Taschen und beim Mitlesen bzw. Abhören und Speichern von 478 persönlichen Daten. 479 Maßnahmen wie Taschenkontrollen und Videoüberwachungen in öffentlichen Räumen 480 verletzen die Privatsphäre. Solche Maßnahmen schaffen bei einem marginalen Erfolg eine 481 negative Atmosphäre wie z. B. auf Weihnachtsmärkten. Die Videoüberwachung dient nicht 482 der Prävention, sondern nur im Zweifelsfall der Unterstützung für eine Reaktion. Diese 483 negativen Aspekte können nicht von Punkten wie dem Sicherheitsgefühl oder der 484 Abschreckung aufgewogen werden. 485 Kameraüberwachung 486 487 Die Gratwanderung zwischen Sicherheit und Freiheit zieht sich auch durch das Thema 488 Kameraüberwachung: 489 So ist der Einsatz von Kameras überhaupt nur zur Prävention gesetzlich zugelassen, wird 490 allerdings auch zur Verfolgung bzw. Aufklärung genutzt. Nach entsprechenden 491 Landesgesetzen kann die Kameraüberwachung auch zur Gefahrenabwehr, d. h. Prävention, 492 an gefährdeten Orten eingesetzt werden: Die Kameras an der Reeperbahn z. B. sind aber 493 nicht durchgehend aktiv, sondern werden auf Anforderung der Polizei in konkreten 494 Gefahrensituationen eingesetzt, also nur bei Gefahr im Verzug verwendet. Wir befürworten 495 den Einsatz von Kameras zur Aufklärung von Verbrechen, sehen den Einsatz zur 496 Prävention, also zur räumlich bezogenen Überwachung auf Grundlage der Wahrnehmung 497 des Hausrechtes oder berechtigter Interessen (§ 6b BDSG), allerdings kritisch. 498 Wir sind davon überzeugt, dass unsere Daten unter keinen Umständen für Dritte zugänglich 499 sein sollten. Der Schutz der Privatsphäre und der informationellen Selbstbestimmung sollte 12 15
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 500 als Recht stets gewahrt werden und so die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen, z. B. der 501 Dauer der Speicherung, der Auflösung der Kamera, auch an speziellen ortsgebundenen 502 Entscheidungen und Regelungen berücksichtigt werden. Die bisherigen Bedingungen und 503 Zeiträume, unter denen Daten vom Staat gespeichert werden, sollten weiterhin mit kritischer 504 Betrachtung verfolgt, aber bis zu entscheidenden Änderungen in den 505 Datensammlungsalgorithmen beibehalten werden. 506 Außerdem fordern wir eine regelmäßige Kontrolle der Datenvernichtung seitens des Staates 507 oder eines unabhängigen Gremiums zur Prävention von Missbrauch. 508 Ein weiterer Punkt wäre, dass nur eine bestimmte Personengruppe Zugriff auf jegliches 509 Datenmaterial dieser Art erhält und nur sie Speicherung sowie Vernichtung ausüben kann. 510 511 Schlagwortgebundene Datensammlungsalgorithmen 512 Wir erachten den landesweiten Einsatz von schlagwortgebundenen 513 Datensammlungsalgorithmen für erstrebenswert. Wie uns der eingeladene 514 Verfassungsschutzreferent mitteilte, gibt es auf Landesebene eine Vielzahl von Vorfällen, bei 515 denen in Deutschland ausländische Geheim- und Sicherheitsdienste durch die gesammelten 516 Daten Straftaten oder Anschläge verhindert und/oder aufgeklärt haben. Der Einsatz im 517 Landesinneren würde konkrete Daten zu potenziellen Gefährdern der allgemeinen Sicherheit 518 in Hamburg liefern. Beispielsweise könnte ein geplanter Bau eines Sprengsatzes frühzeitig 519 vom Algorithmus erkannt und der entsprechende Mensch in eine Liste all derer, die 520 potenzielle Absichten zum Bau eines Terrorinstrumentes hegen, eingetragen werden. Diese 521 könnten dann strafrechtlich verfolgt und auch überwacht werden. Durch dieses Mittel können 522 Menschen gezielt als gefährlich markiert werden, ohne Menschengruppen ähnlicher 523 körperlicher Merkmale unter Generalverdacht zu stellen. Da diese Technologie mit 524 erheblichem technischem und finanziellem Aufwand verbunden ist, wäre ein Versuchslauf, 525 der die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projekts aufzeigen würde, wünschenswert. 526 527 Wir finden, dass diese Maßnahme effizient zur Sicherung des Hamburger Raumes beitragen 528 kann und sie ein gutes Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit garantiert. 529 530 Taschenkontrollen 531 532 Wenn bei öffentlichen Großveranstaltungen Taschenkontrollen von der Polizei durchgeführt 533 werden, fühlen sich viele Betroffene in ihrer Privatsphäre verletzt. Zudem dauern diese 534 Kontrollen lange und verlängern so Wartezeiten, was bei vielen Betroffenen für Missmut und 535 somit für eventuelle Aggressivität sorgt. Gegen gewöhnliche Straftäter mögen 536 Taschenkontrollen zwar sinnvoll sein, aber zur Prävention von z. B. Terroranschlägen helfen 537 diese nicht. Ein geplantes Attentat kann trotz Taschenkontrolle gut ausgeführt werden. 538 Als Alternative hierfür schlagen wir andere, schnellere Kontrollverfahren vor. Vor allem 539 befürworten wir den Einsatz von Spürhunden und Gaschromatografen zur Kontrolle von 540 Sprengstoffen. Diese sind kostenaufwendig, aber sie lassen eher einen normalen Alltag zu 541 und sind zudem effektiver. 13 16
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 542 543 Nach intensiven Auseinandersetzungen und Gesprächen über die aktuelle Sicherheitslage in 544 der Hansestadt Hamburg sind wir zu folgenden konkreten Forderungen zur Verbesserung 545 der Prävention und Bekämpfung des Terrors und allgemeinen Straftaten gekommen: 546 Wir fordern Seminare an Schulen zur Aufklärung über Extremismus, um 547 Radikalisierung zu verhindern. Lehrer sollen dazu ausgebildet werden, radikalisierte 548 Schüler zu erkennen 549 Wir fordern, dass präventive Rasterfahndung begrenzt eingesetzt wird, solange 550 empirische Daten eine Korrelation nahelegen und rassistische oder willkürliche 551 Kontrollen verhindert werden 552 Wir fordern, dass Hamburg sich klar gegen die unbegrenzt lange Ingewahrsamnahme 553 von Gefährdern stellt und diese nur bei bereits kriminellen Gefährdern mit akuter 554 Terrorgefahr einsetzt, die ausreisepflichtig sind, aber bei denen die Datenbasis zur 555 Abschiebung fehlt (Fall Anis Amri) 556 Wir fordern eine zentrale Datenbank, die die Zusammenarbeit zwischen den 557 Behörden erleichtert und verbessert 558 Wir fordern, dass es eine separate Ausbildung für die Kriminalpolizei gibt, bei deren 559 Einstellungspraxis körperliche und gesundheitliche Ansprüche gesenkt werden 560 Wir fordern die dauerhafte Einführung von Bodycams 561 Wir fordern mehr und attraktivere Werbung für den Beruf des Polizisten 562 Wir fordern einen vertraulichen Umgang mit Kameraüberwachungsmaterial und eine 563 stärkere Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit beim Einsatz von 564 Kameraüberwachung auf öffentlichen Plätzen 565 Wir fordern den Einsatz von schlagwortgebundenen Datensammlungsalgorithmen zur 566 präventiven Terrorismusbekämpfung auf Landesebene 567 Wir fordern eine stärkere Berücksichtigung der Angemessenheit von 568 Taschenkontrollen und die Prüfung alternativer Möglichkeiten 569 Hochachtungsvoll 570 Der Innenausschuss von „Jugend im 571 Parlament 2017“ 572 Adrian Litzendorf Lasse Zehler 573 Anika Lütgens Lisa Hildebrand 574 Anneke Wolf Meike Clara Hannig 575 Cláudio Alexandre Mendes Terroso Midas Kempcke 576 Dalia Tara Kendzia Nil Matison 577 Daniel Gripp Rémi Brinker 578 Devran Elleri Sebastian Just 579 Erestina Cibaku Smilla Falk 580 Hannah Blankenburg Tom Mäth 14 17
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 581 Isabel Marie Nikolov 582 Johannes Epe 583 Katharina Detgen 584 Lara Jakobs 585 586 587 588 589 590 Verkehrsausschuss 591 Sehr geehrte Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, 592 593 wir, die 26 Mitglieder des Verkehrsausschusses, haben uns in dieser Woche vom 13. 594 November 2017 bis zum 17. November 2017 mit dem Hamburger Verkehr beschäftigt. Dabei 595 haben wir uns in vier Arbeitsgruppen unterteilt: ÖPNV, Auto, Fahrrad, Barrierefreiheit. Unser 596 wichtigstes Anliegen war es, den Verkehr in und um Hamburg effizienter, günstiger für den 597 Bürger sowie umweltfreundlicher zu gestalten. Ebenso war ein wichtiger Punkt, die Mobilität 598 im Sinne des demografischen Wandels sowie für körperlich eingeschränkte Menschen zu 599 verbessern. 600 601 Leitfrage: Wie kann der Hamburger Verkehr entlastet, der Ausbau von Radwegen in und um 602 Hamburg möglichst sicher und effizient gestaltet sowie die Barrierefreiheit verbessert 603 werden? 604 605 Fahrrad 606 Um den Ausbau von Radwegen in und um Hamburg möglichst sicher und effizient zu 607 gestalten und möglichst viele Bürger zum Radfahren zu animieren, verfasste dieser 608 Fachausschuss folgende Resolution. Ein Schwerpunkt lag auf der Sicherheit von Fahrrad 609 fahrenden Bürgern sowie der Minimierung des Unfallrisikos für Fußgänger. 610 611 Bei unserer Recherche sind wir auf folgende Probleme gestoßen: 612 613 ● fehlende Sicherheit durch eine uneinheitliche Breite der Fahrradwege in und um 614 Hamburg sowie gravierenden Sanierungsbedarf insbesondere im Ring 3 mit dem 615 Fokus auf Schulen bzw. Schulwegen 616 617 ● Straßenübergänge sind oft unübersichtlich und gefährlich, da sowohl Radverkehr als 618 auch Fußgänger die Straße auf derselben Fläche überqueren und diese nicht wie auf 15 18
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11264 619 Rad- und Fußwegen erkennbar durch Straßenmarkierungen oder farbliche 620 Unterschiede getrennt ist 621 622 ● Im Vergleich mit dem bestehenden Fallbeispiel Kopenhagen, das schon im Jahr 2010 623 einen Radverkehrsanteil von 31 % hatte, erscheint die Erreichung des Zieles, die 624 Quote des Radverkehrsanteils in Hamburg bis Ende der 2020er-Jahre auf 25 % zu 625 steigern, ambitionslos 626 627 ● das unkontrollierte Überqueren der Straße durch Fußgänger insbesondere in der 628 Fußgängerzone (zum Beispiel die Mönckebergstraße) sowie an viel befahrenen 629 Straßen vor allem im Ring 1 630 631 632 Um diese Probleme zu beheben, stellen wir folgende Forderungen: 633 634 Nach Absatz 2 Artikel 19, 20, 21 der VwV-StVO ist die gesetzlich vorgeschriebene 635 Breite des Fahrradstreifens 1,50 m. Wir fordern eine Nachrüstung aller Radwege in 636 Hamburg gemäß dieser Gesetzgebung. Ziel ist eine verbesserte Sicherheit der 637 Fahrradfahrer durch den zusätzlichen Abstand zwischen Fahrrad und Auto im 638 fließenden Verkehr sowie durch Verminderung der Gefahr, die durch das Öffnen der 639 Autotür in Richtung des Fahrradstreifens entsteht 640 641 eine gesetzliche Änderung in der StVO, die vorgibt, dass das Kreuzen und Verlassen 642 des Fahrradschutzstreifens, das laut Sinnbild Radfahrer § 39 Abs. 3 bei Bedarf 643 erlaubt ist, durch ein Blinksignal der Autofahrer angezeigt werden muss. Diese 644 Änderung wäre laut Janker, DAR 2006, 68 ff.(72) empfehlenswert. So soll diese 645 Vorgehensweise auch von den Fahrschulen übernommen werden. Die Forderung soll 646 die Sicherheit für Auto- und Fahrradfahrer gewährleisten und das Unfallrisiko senken 647 648 Wir fordern eine Gesetzesänderung der StVO, die bis 2025 durchgesetzt werden 649 muss. E-Bikes müssen für Velorouten und Radwege allgemein zugelassen werden, 650 soweit sie eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h nicht überschreiten, weil durch 651 diese Geschwindigkeitsbegrenzung eine geringeres Unfallrisiko besteht. Begründet 652 ist dies mit deren steigenden Verkaufszahlen 653 654 Wir fordern eine „Melde Michel“-Kampagne, die bis 2020 umgesetzt werden muss, 655 um die Öffentlichkeit auf die Möglichkeit der Meldung von unzureichenden 656 Infrastrukturen aufmerksam zu machen. Dies bezieht sich auf die Bereiche Wege und 657 Straßen, Laternen und beleuchtete Verkehrszeichen sowie Grünanlagen und 658 Spielplätze. Die Kampagne muss von der Stadt durch Präsenz im öffentlichen Raum 659 unterstützt werden, beispielsweise durch Aufnahme in den HVV News, auf 660 Busrückseiten, Plakaten und an und um StadtRAD Stationen. Weitere 661 Ansprechpartner für die Kampagne wären Schulen und Fahrschulen. 662 Der „Melde Michel“ soll von der Behörde genutzt werden, um die Dringlichkeit und 663 Notwendigkeit des Ausbaus und der Sanierung von Fahrradwegen zu unterstützen 664 und deren Ausbau zu beschleunigen 665 16 19
Drucksache 21/11264 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 666 Um die Sichtbarkeit und Erkennbarkeit der Radwege zu erhöhen, fordern wir die 667 Einführung anhand eines Pilotprojekts sowie bei Erfolg den späteren Ausbau von 668 Schutzstreifen, Radfahrstreifen und Radwegen mit dem fluoreszierenden 669 (selbstleuchtenden) Belag wie bei dem Fallbeispiel aus Polen. Hierfür schlagen wir 670 folgende Strecke vor: den Radfahrstreifen in der Straße Baumwall. Des Weiteren 671 fordern wir die kontrastierende Einfärbung des Asphalts von Schutz- und 672 Radfahrstreifen, insbesondere an Kreuzungen. 673 Diese Einfärbung soll bis zum Jahr 2035 bei Verkehrsbrennpunkten und Straßen mit 674 hoher Unfallquote vorgenommen werden. Ein fluoreszierender Belag muss bis 2022 675 auf mindestens einem Schutz- oder Radfahrstreifen aufgebracht werden 676 677 Statt des Ziels des Senats, in den 2020er-Jahren den Radverkehrsanteil an allen in 678 Hamburg zurückgelegten Wegen auf 25 % zu steigern, fordern wir, diesen Anteil auf 679 mindestens 40 % festzulegen. Um die Quote des Radverkehrsanteils zu steigern, 680 fordern wir höhere Priorisierung für 681 ○ Fahrradabstellplätze an hoch frequentierten ÖPNV-Haltestellen, die bisher 682 noch unzureichend berücksichtigt wurden oder angesichts des bereits 683 bestehenden Fahrradaufkommens überlastet sind, bis 2030 684 ○ den Ausbau der Fahrradwege im Ring 2 und Ring 3 in einem Zeitraum bis 685 2035. Dabei muss der Fokus auf Straßen und Übergängen in 686 Gewerbegebieten sowie bei Einkaufszentren und Schulwegen liegen 687 ○ ein Straßenbaugesetz, bei dem beim Neubau und bei der Sanierung der 688 Straßen auf die normgerechte Markierung sowie die einzuhaltende 689 Mindestgröße geachtet wird 690 ○ Ampeln mit Sekundenanzeigen für Fußgänger (Countdownampel) an hoch 691 frequentierten Kreuzungen und Straßen. Als aktuelles Beispiel beziehen wir 692 uns auf die Mönckebergstraße 693 694 Barrierefreiheit 695 696 Barrierefreiheit ist für viele Menschen nur ein oberflächliches Thema und die Probleme von 697 Barrieren an öffentlichen Plätzen und in Gebäuden werden oft übersehen. Leider ist aber für 698 viele Menschen, besonders mobilitätseingeschränkte Menschen, fehlende Barrierefreiheit ein 699 alltägliches Problem, da es noch viele öffentliche Bereiche gibt, die nicht komplett barrierefrei 700 sind, wie zum Beispiel das Rathaus. 701 702 Bei unsere Recherche sind wir auf drei Probleme gestoßen: 703 704 ● Das bestehende Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung 705 (Behindertengleichstellungsgesetz, BGG) lässt bei § 8 Absatz 1, „Erweiterungsbauten 706 im Eigentum des Bundes (...) sollen entsprechend den allgemein anerkannten 707 Regeln der Technik barrierefrei gestaltet werden“, zu viel Spielraum 708 709 ● Öffentliche Gebäude, die angeblich barrierefrei sind, haben immer noch Probleme bei 710 der Umsetzung, wie zu steile Rampen oder zu schwere Türen 711 712 ● Fahrstühle an S- und U-Bahnhöfen fallen auf unbegrenzte Zeit durch mutwillige 713 Zerstörung aus 714 17 20
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