Bau, Einrichtung und Technik eines Aquaterrariums
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Bau, Einrichtung und Technik eines Aquaterrariums Text und Fotos von Beat Akeret Knapp 15 Jahre lang war Halbfertiges Aquaterrarium während der Einrichtungs- und Bepflanzungsphase mein 2 m langes, 1.200 Liter fassendes Riffaqua- rium mit allerlei Leder- und Weichkorallen, Kru- sten- und Scheibenanemonen, Garnelen, Schlangensternen und Korallenfischen ein wahrer Blickfang in unserem Wohnzim- mer – bis ein großer Umbau der Wohnung anstand, bei dem auch Boden, Decke und Wände des Wohnzimmers renoviert wer- den sollten. Diesem Vorhaben stellte sich allerdings das große Meerwasseraquarium entgegen, denn knapp 2 Tonnen Glas, Wasser, Sand, Kies, Steine und Tiere las- sen sich nicht einfach mal kurz beiseite schieben, damit die Handwerker unge- hindert ihre Arbeit verrichten können. So entschloss ich mich also schweren Her- zens, das Becken aufzulösen und die Tie- re sowie Teile der Einrichtung in zwei klei- nere Meerwasseraquarien umzusiedeln. Nach dem erfolgten Umbau der Woh- nung stand das Aquarium zunächst einige Zeit leer auf seinem Unterbau im Wohn- zimmer. Dann lebte für ein paar Monate eine Gruppe junger Berberkröten (Bufo mauritanicus) im Becken, das provisorisch mit Bodengrund, Steinen, Rindenstücken, einem kleinen Wasserbecken und einer behelfsmäßigen Beleuchtung ausgestattet wurde. Aber ein wirklicher Augen- schmaus war’s nicht. Ich überlegte mir immer wieder, wie an der Stelle des ehe- maligen Meerwasseraquariums ein neuer Blickfang entstehen könnte. Verschiedene Varianten wurden in Gedanken durchge- spielt und ihre jeweiligen Vor- und Nach- teile sorgfältig abgewogen. Sollte das neue Becken ein Aquarium oder doch lieber ein Terrarium sein? Ein Trocken- oder ein Feuchtterrarium? 35
Zunächst wurden 12 mm dicke Glasscheiben auf einem Sockel zu einem Die Größe und Form des Aquaterrariums ist bereits erkennbar. Entlang der Fünfeckaquarium verklebt. Weitere Glasscheiben bildeten die Rückwand Aquarienscheiben wurden Lochbleche eingeklebt. 135°-Aluminiumwinkel des Landteiles. bilden die beiden vorderen Kanten. Blick in den Technikschacht zwischen Zimmerwand und Aquarienteil: Hier Erstmals wird der Aquarienteil mit Wasser gefüllt, um zu prüfen, ob alles wurden ein Wassertank, die Filter- und Bewässerungsanlage sowie die dicht ist. Dies ist sicherlich die kritischste Phase beim Bau eines großen gesamte Steuertechnik untergebracht. Aquaterrariums. Ich dachte zunächst an ein Großterrarium Aquaterrarium für mittel- und südameri- eckform sollte ein in der Grundfläche für Warane oder felsbewohnende Agamen, kanische Amphibien, Reptilien, Fische und rund 1,8 m x 1,4 m messendes und von machte mir dann Gedanken über ein Re- Pflanzen zu bauen. drei Seiten einsehbares Fünfeckbecken genwaldterrarium und überlegte schließ- entstehen. Außerdem sollte das Aquater- lich, ob nicht vielleicht doch die Nachbil- Vorbereitungsarbeiten rarium nicht mehr auf einem klobigen dung einer australischen Baumsavanne und Rohbau Unterbau, sondern nur noch auf einem attraktiver sei. Erst nach mehrmonatigem niederen Sockel stehen, um nach oben hin Abwägen der verschiedensten Aspekte all Das neue Aquaterrarium sollte etwas kür- fast die gesamte Zimmerhöhe von 2,5 m dieser unterschiedlichen Varianten ent- zer als das ehemalige Meeresaquarium ausnutzen zu können. Der Wasserteil soll- schied ich mich zusammen mit meiner werden, dafür aber breiter und vor allem te mehrere Hundert Liter fassen und Familie letztlich, ein großes Regenwald- höher. Statt der alten, 2 m langen Recht- knapp 60 cm tief sein. 36
Zunächst galt es, das alte Aquarium aus- vorragend für Böden von Fünfeck-Terrari- einanderzuschneiden und den nicht mehr en. benötigten Unterbau zu entsorgen. Die 12 Sämtliche Glasplatten des neuen Aqua- mm dicken Glasscheiben wurden entlang terrarienbodens wurden nun mit Aquari- der Silikonfugen mit einem Teppichmes- ensilikon sowohl untereinander als auch ser voneinander getrennt, sorgfältig gerei- mit den Faserplatten des Sockels wasser- nigt und für die Wiederverwendung bei- dicht verklebt. Um später die für den seite gestellt. Anschließend baute ich Betrieb benötigten elektrischen Kabel ein- einen neuen, 10 cm hohen Sockel in die ziehen zu können, bohrte ich mittels eines Ecke des Raumes, in der das Becken ste- Glasbohrers an den beiden gegenüberlie- hen sollte. Das Glas des Beckenbodens genden, an die Wohnzimmerwand gren- sollte auf 10 cm dicken Styroporplatten zenden Ecken des Behälterbodens jeweils ruhen, und 9,8 mm breite, weiß beschich- ein 26 mm großes Loch ins Glas. tete Faserplatten sollten den Sockel zum Als Nächstes wurden die an die Wohn- Raum hin abgrenzen. Der Sockel wurde zimmerwände angrenzende Rück- und lin- hierbei etwas kleiner konstruiert als das ke Seitenwand des Aquaterrariums hoch- Becken selbst, sodass das Aquaterrarium gezogen. Hierfür stellte ich erst 1 cm dicke später auf drei der fünf Seiten etwa 10 cm Styroporplatten als Wärmedämmung an über den Sockel hinausragte. die Zimmerwände. Anschließend wurden Damit sich die Faserplatten bei einem 6 mm starke Glasplatten bis zur Zimmer- möglichen Wasseraustritt aus dem Aqua- decke hochgezogen und wiederum mit terrarium nicht mit Wasser vollsaugen Silikon verklebt. Da diese Terrarienwände können, wurden für den Sockel Fenster- später verkleidet und dadurch unsichtbar bankplatten passend zugeschnitten. Diese werden sollten, setzte ich die rund 7,3 m2 Platten sind nicht wie sonst üblich nur auf große Fläche aus mehreren Altglasplatten der Ober- und Unterseite mit Kunstharz zusammen. Als Abschlüsse zum Wohn- beschichtet; vielmehr verläuft die raum hin wurden neben den Bohrungen Beschichtung fugenlos über eine gerun- in der Bodenplatte 90°-Aluwinkel an den dete Längsseite hinaus, sodass an dieser Zimmerwänden festgeschraubt und daran Stelle kein Wasser bis zu den Holzfasern wiederum die Glasscheiben mit Aquari- vordringen kann. Mit dieser beschichteten ensilikon geklebt. Weiterhin klebte ich die Längsseite zum Fußboden hin wurden die 60 cm hohen, 12 mm dicken Aquarien- Faserplatten nun an die Frontseiten der scheiben des Wasserteils an den Gläsern Styroporplatten gestellt und mit Fliesensi- des Bodens fest. Um die drei Frontschei- likon am Fußboden und an den Wohn- ben des Aquariums winkelgenau zu ver- zimmerwänden wasserdicht verklebt. kleben und später auch beim Terrarienteil Auf die Styroporplatten des Sockels leg- keine „windschiefe Anlage“ zu bekom- te ich dann die Bodenplatten des Aqua- men, ließ ich mir in einer Metallbaufirma terrariums – insgesamt rund 2,3 m2 –, 4 cm breite und 2,4 m lange Alublech- zusammengesetzt aus mehreren Teilen, streifen zu 135°-Winkeln zurechtbiegen. was den Vorteil hat, dass die Bruchgefahr Mittels Wasserwaage wurden diese milli- gegenüber einer großen Einzelplatte deut- metergenau ausgerichtet und so die Aqua- lich verringert ist. Für die meisten Stücke rienscheiben im exakt richtigen Winkel verwendete ich Teile der ehemaligen zueinander und mit den Aluwinkeln ver- Meerwasseraquarienscheiben, die ich pas- klebt. send zuschnitt. Für die schräg in 135°- Winkeln abgeschnittene Seite des Fünf- Technik- und Leitungsschacht eckbeckens kaufte ich mir in einem Möbelhaus eine 80 x 80 cm große und 1 An der linken Seitenwand dieser Becken- cm dicke Securit-Glasplatte, bei der an konstruktion zog ich die Aquarienscheibe einer Ecke ein rund 90 cm breites, gleich- nicht ganz bis zur Wohnzimmerwand. schenklig-rechtwinkliges Dreieck rausge- Vielmehr ließ ich hier eine 60 cm breite schnitten war. Solche Fünfeck-Glasplatten und über die ganze Behältertiefe reichen- werden als Tischplatten für Salontische de Lücke, in der später die gesamte Aqua- verkauft, sie eignen sich aber auch her- rien-, Terrarien- und Regeltechnik sowie
der Wassertank für die Beregnungsanlage und Seitenwand des Aquarienteils festge- Strom, Wasser und Nebel sowie die Steu- Platz finden sollten. klebt. Um die für den Betrieb des Filters erkabel verlaufen, die im Bereich des Ter- An der Rückseite wurde die letzte und eine der beiden geplanten Bereg- rariendeckels benötigt werden. Zum Ter- Scheibe des Aquariums mit einem Ab- nungsanlagen benötigten Wasseransaug- rarium hin wurde dieser Leitungsschacht stand von rund 2 cm zur neuen Aquater- rohre einziehen zu können, bohrte ich mittels eines 20 cm breiten Glasstreifens rarienrückwand mit dem Boden verklebt. mittels Glasbohrer in einige dieser Glas- verschlossen, der mit der Rück- und Sei- In diesen Spalt integrierte ich zwischen streifen passende Löcher. Weitere Löcher tenwand des Beckens, aber auch mit der der einen Bohrung in der Bodenplatte und bzw. Lücken in den Glasstreifen sollten Technikschachtabdeckung wasserdicht dem Technikschacht einen Kabelkanal, später die Durchführung der Elektrokabel verklebt wurde und bis ca. 20 cm unter durch den später die elektrischen Leitun- für Heizung, Beleuchtung und Messfühler den Terrariendeckel reicht. Durch eine gen verlaufen sollten. Den über dem Kanal erlauben. Bohrung im Glasstreifen in ca. 50 cm liegenden Raum füllte ich mit passend Eine 12 mm starke, horizontal einge- Höhe wollte ich später das Rohr für den zugeschnittenen Styroporplatten. Mittels klebte Glasplatte bildete schließlich den Wasserzulauf des Baches führen. Die ober- eines eingeklebten schmalen, langen Glas- Deckel des Technikschachtes bzw. einen sten 20 cm bis zum Terrariendeckel wur- streifens wurde der Spalt nach oben was- Teil des Landteilbodens. Vor dem Einkle- den mittels einer Hartschaumplatte ver- serdicht verschlossen. ben dieser Glasplatte schnitt ich die hin- schlossen, in welche zuvor ein 4 cm Als Nächstes wurden mehrere 10 cm tere linke Ecke weg, denn durch diese großes Loch zur Aufnahme eines PE-Rohrs breite Glasstreifen zurechtgeschnitten und Lücke sollten später sämtliche Leitungen, für die Nebelanlage gebohrt worden war. als Träger des Landteiles vertikal auf Rück- Schläuche und Rohre für elektrischen Nun konnte ich endlich die elektrische Stromversorgung des Aquaterrariums ein- Nur durch eine durchdachte Beschriftung sämtlicher Kabel, Schläuche, Rohre und Geräte kann ver- mieden werden, dass man sich hier im Chaos verliert. Jedes Kabel hat ein Etikett mit Angaben zum ziehen. Damit die für den laufenden Gerät, jedes Rohr Pfeile, welche die Flussrichtung des Wassers angeben. Betrieb nötige Sicherheit gewährleistet ist, wurden zwei elektrische Hauptleitungen, von zwei unterschiedlichen Steckdosen ausgehend, zum Aquaterrarium verlegt. Die beiden Steckdosen sind über zwei unabhängige Sicherungen und zwei FI- Schutzschalter abgesichert. Ich wählte zwei Hauptleitungen, weil durch diese Kabel bei Volllast immerhin knapp 1.000 W für die Beleuchtung, 300 W für die Aquarienheizung sowie nochmals bis zu 150 W für Pumpen, Steuerung und Ver- nebler fließen. Damit würde die Kapa- zitätsgrenze (2.300 W) einer einzigen 10- A-Sicherung zwar noch nicht erreicht, mit den beiden unabhängigen Stromkreisen ist allerdings die Reserve größer, sodass über die gleiche Sicherung ohne Probleme z. B. auch noch ein Wasserstaubsauger betrieben werden kann. Um ausreichend Steckdosenplätze zu haben, montierte ich zwei Mehrfach- steckdosen – eine im Technikschacht oberhalb der maximalen Wasserlinie des Aquariums und eine zweite über dem Ter- rariendeckel – und schloss jede an eine der beiden Hauptleitungen an. Frischluft und Luftbewegung Um im Aquaterrarium für eine ausrei- chende Luftzirkulation zu sorgen, be- schritt ich mehrere Wege. Zunächst bau- te ich ein passives Luftversorgungssystem, 38
wofür ich oberhalb der Frontscheiben des überlappen und sich so zwei vertikale Wasserteils erst Aluminium-H-Profile auf Glaskanten in der Mitte über die gesamte die Scheiben klebte, auf die wiederum 10 Terrarienhöhe ziehen. Ein weiterer Nach- cm breite, vertikal gestellte Lochbleche aus teil dieser gegeneinander verschiebbaren, Aluminium befestigt wurden. Durch die in E-Profilen laufenden Frontscheiben ist Löcher kann nun Frischluft aus dem Zim- der Spalt zwischen den beiden Gläsern, mer ins Aquaterrarium einströmen. Den durch den kleine Futtertiere wie Frucht- oberen Abschluss der Lochbleche bilden fliegen (Drosophila), Grillen oder Ofen- Aluminiumwinkel. In den Ecken wurden fischchen entweichen können. Aber auch schmale Glasstreifen eingeklebt, welche als junge Frösche und Echsen sind oft so Träger für die oberen Aluwinkel und die klein, dass sie durch diese Ritze passen. Frontscheiben des Terrariums dienen. Beiden Unzulänglichkeiten kann Abhil- Um die im Aquaterrarium erwärmte fe geschaffen werden durch ungeteilte Luft wieder aus dem Becken abführen zu Frontscheiben. So baute ich in dem hier können, wurden weitere Lochbleche ober- beschriebenen Aquaterrarium zwei große, halb des oberen Frontsteges in einem Win- schwenkbare Frontscheiben ein, die drit- kel von 45° schräg nach oben verlaufend te Scheibe der dreiteiligen, abgewinkelten montiert. In zwei Aussparungen in einem Terrarienfront wurde fest eingeklebt. Die der Lüftungsbleche wurde je eine 150-W- beiden schwenkbaren Frontscheibenflügel HQI-Einbauleuchte befestigt. Der obere versah ich mit dem bei AKERET (2006) Frontsteg in Form eines Aluminiumwin- beschriebenen Scharniersystem, indem kels ruht im Bereich der Zimmerwände auf zwei Aluminiumwinkel oben und unten knapp 1,4 m hohen Glasscheiben. Im Be- an der Scheibe festgeklebt wurden. Durch reich des abgeschrägten Teils der Fünfeck- je eine Bohrung in den beiden Winkeln konstruktion hängte ich den Frontsteg mit- sowie passende Bohrungen im oberen und tels einer Kunststoffplatte und Aluwinkeln unteren Frontsteg konnte ich dann eine an der Zimmerdecke auf. Als Terrarien- rostfreie Schraube stecken, die nun als deckel dienen drei ca. 60 cm breite Milch- Drehachse dient. Rostfreie Unterlags- Acrylglasplatten, die rund 15 cm unterhalb scheiben reduzieren die Reibung und ver- der Zimmerdecke in Aluminium-T-Träger bessern die Drehbarkeit der Terrarien- gelegt und dort festgeklebt wurden. türen. Wichtig ist vor allem, dass die bei- Neben dieser Passivlüftung baute ich in den Bohrungen exakt übereinander liegen. einem der oberen Lüftungsbleche einen Abluftventilator ein. Dieser wird im ferti- Terrarienrückwände gen Becken über einen Temperaturfühler gesteuert, sodass die warme Luft aus dem Aufgrund der Größe des Aquaterrariums Aquaterrarium gesaugt wird, sobald ein wäre es sehr kostspielig gewesen, die bestimmter Wert überschritten wird. Fünf Rückwände komplett mit Xaxim- oder zusätzliche Ventilatoren sorgen für die Korkplatten zu verkleiden. So entschied Luftumwälzung innerhalb des Beckens: ich mich für eine Kombination aus natür- Zwei wurden in vertikale Lüftungskanäle lichen und künstlichen Materialen. An in der Rück- bzw. Seitenwand eingebaut, zwei Stellen sollten Xaxim-Stämme an die und ein Dreifach-Ventilator hängt unter- Terrarienwand geklebt werden, um darauf halb der Terrariendecke. Dieser kann sepa- später Orchideen und Farne zu kultivie- rat zugeschaltet werden, um leichten ren. Die beiden Stämme setzte ich aus Wind zu simulieren. jeweils drei übereinander befestigten Xaxim-Platten zusammen. Im vorderen Terrarientüren Bereich der linken Seitenwand sollte außerdem eines der beiden Lüftungsroh- Bei einem Schauterrarium ist ein mög- re mit Kork kaschiert werden. Dazu ver- lichst ungehinderter Einblick besonders kleidete ich einen Lüftungs-Fachkanal mit wichtig. Mich stören die bei käuflichen halbierten Korkrohren und füllte den Terrarien meist verwendeten Schiebe- Raum dazwischen mit PU-Montage- scheiben, weil sich hier die beiden Front- schaum aus. Unten wurde dieses Lüf- scheiben jeweils mehr oder weniger stark tungsrohr mit einem feinen Drahtgeflecht
Weiterhin baute ich einen künstlichen Baum mit langen Brettwurzeln, der an die Rückwand geklebt werden sollte. Hierzu bedeckte ich zunächst eine Tischplatte mit einer Plastikfolie. Aus PU-Montageschaum sprühte ich dann einen „Halbbaumroh- ling“ auf die Folie und steckte passend zugeschnittene PU-Hartschaumplatten als „Brettwurzeln“ in den noch weichen PU- Schaum. Zusätzlich drückte ich drei Kunststoffbecher auf unterschiedlicher Höhe schräg in den Schaum und trug ent- lang der Ränder noch einen Ring aus PU- Schaum auf – als Nachbildung eines Ver- narbungskallus. Die Becher sollten später zu „Dendrothelmen“ werden – also mit Wasser gefüllte Astlöcher, in denen sich Frösche verstecken, ablaichen und ihre Kaulquappen aufziehen können. Am Epoxydharz, mineralische Farbpigmente, Sand und feiner Kies sowie Korkstaub, Torfmull, Xaxim-Mehl nächsten Tag waren der Schaum aus- und gemahlene Kokosfaserstücke wurden für die Beschichtung der Rück- und Seitenwände aus Polyurethanschaum verwendet gehärtet und die Brettwurzelplatten wie auch die Astlochbecher somit fest darin verankert. Ich konnte das Ganze nun von der Folie ablösen und damit beginnen, die gewünschte Form des Baumes mithilfe eines Teppichmessers zurechtzuschnitzen. Bevor ich im nächsten Arbeitsschritt damit begann, den Baum mit einer Epoxydharzschicht zu überziehen, stellte ich mir mithilfe einer Bandschleifmaschi- ne zuerst einige Liter Korkstaub her. Das bedeutete, ich musste erst mehrere große Korkstück zu feinem Staub abschleifen, diesen einsammeln und in Gefäße abfüllen – eine Arbeit, die aufgrund der erhebli- chen Staubentwicklung unbedingt im Frei- en durchgeführt werden sollte und bei der man sich mittels Gehörschutz, Schutz- brille und vor allem Staubmaske schützen muss. Doch trotz aller Vorsichtsmaßnah- Bei der Verarbeitung von Epoxyd- und Polyurethanharzen, wie sie für die Herstellung der Rück- und men durchdringt der feine Korkstaub fast Seitenwände verwendet wurden, ist es wichtig, dass man den gesamten Arbeitsbereich großräumig und sorgfältig mit Folien abdeckt alles und sorgt für eine braune Patina auf Kleidern, Körper und Haaren sowie einen gegen das Eindringen von Tieren gesi- schen Kork und Lüftungsrohr in den PU- unangenehm bitteren Geschmack in chert. Im oberen Bereich schnitt ich mit Schaum fressen können. Den so entstan- Mund und Rachen. einer Kreissäge ein Loch aus dem Kork denen „Lüftungsrohrbaum“ klebte ich Nun konnte ich damit beginnen, dem und dem Lüftungskanal und schraubte schließlich an die Seitenwand des Aqua- künstlichen Baum eine naturnahe Ober- einen kleinen Ventilator an die entspre- terrariums. Durch das Lüftungsrohr kann flächenstruktur zu verleihen. Hierzu wur- chende Stelle. Das Loch im Kanal wurde nun vom Ventilator feuchte und eher küh- de das dünnflüssige Epoxydharz (z. B. R&G mit einereiner Gazeabdeckung verschlos- le Luft unmittelbar über dem Bachlauf Epoxy-L 40; Bezugsquellen: www.r-g.de sen; davor klebte ich mit Silikon einen angesaugt und oben im Terrarium wieder oder www.swiss-composite.ch) mit einem Kunststoffblumentopf, aus dem ich zuvor ausgeblasen werden, sodass eine leichte Pinsel auf den PU-Schaum gestrichen und den Boden herausgeschnitten hatte. Auf Luftzirkulation im Terrarium entsteht, die anschließend mit dem Korkstaub bestreut. diese Weise entstand ein kurzes Rohr, wel- ganze Konstruktion aber durch den Kork Diesen Arbeitsschritt wiederholte ich ches verhindert, dass sich z. B. Grillen zwi- kaschiert ist. mehrmals, bis der gesamte Baum lücken- 40
Um die kräftigen Triebe von Kletterpflanzen zu imitieren, wurden dicke PU-Schaumstränge auf eine Hartschaumplatte aufgetragen, die gesamte Fläche in mehreren Arbeitsschritten mit PU-Harz bestri- chen und anschließend mit Xaxim-Mehl, Torfmull und Kokosfasern beflockt. In eingeschäumte Kunststofftöpfe können später Pflanzen eingesetzt werden. los beschichtet war. Auf dem Korkmehl- mentöpfe in die PU-Schaum-Lianen ein, Epoxydharz-Untergrund siedeln sich erfah- immer darauf bedacht, die Drainagelöcher rungsgemäß recht schnell Algen an, wenn offen zu lassen. die künstlichen Bäume regelmäßig be- Nach dem Aushärten des Schaums wur- sprüht werden, aber auch Moose und den die Platten, der Lüftungskanal, die Orchideen wachsen darauf gut fest. Da- Blumentöpfe und die Lianen mit Elastopur durch verschwindet die einheitliche Braun- bestrichen. Elastopur ist ein Zweikompo- färbung mit der Zeit (SCHMITTER 2010). nenten-Polyurethanharz, das sich für den Den größten Teil der Rück- und Seiten- Bau von Landschaftselementen im Terra- wand sollten allerdings dünne, beschich- rium bewährt hat. Das recht dickflüssige tete PU-Hartschaumplatten bedecken. Ich Harz bestreute ich gleich nach dem Auf- legte hierzu 2 cm dicke Platten sowie ei- tragen mit Xaxim-Pulver, Xaxim-Spänen, nen weiteren Lüftungs-Flachkanal auf mithilfe einer Kaffeemühle zerkleinerten einen mit Folie abgedeckten Tisch und Kokosfaser-Pressblöcken sowie mit Torf- sprühte wiederum PU-Montageschaum mull, sodass sich auch hier mit der Zeit auf – diesmal allerdings in Form von lan- allerlei Algen und Pflanzen ansiedeln dürf- gen „Lianen“. Um die Illusion von Klet- ten. Als die Platten fertig waren, wurden terpflanzentrieben noch zu verstärken, die Konturen an die bereits montierten deuteten dünne PU-Schaumstränge um- Rückwandelemente angepasst und mittels einander gewundene Triebe an. Außer- Silikon an den Terrarienwänden festge- dem arbeitete ich mehrere Kunststoff-Blu- klebt. Sämtliche Spalten füllte ich an-
Aus PU-Montageschaum wurde in mehreren Arbeitsgängen ein „Baumrohling" auf eine mit Folie bedeckte Platte gesprüht. In den noch weichen Schaum gesteckte Hartschaumplatten wurden später zu „Brettwurzeln" und „Ästen" geschnitzt. Durch eine mehrlagige Epoxydharzbeschichtung mit Korkstaubbe- flockung wurde aus dem PU-Rohling nach und nach ein künstlicher "Regenwaldbaum". schließend mit schwarzem Aquariensili- kon, streute Torfmull und Kokosfasern dar- auf und presste dieses „Beflockungsmate- rial“ in das Silikon ein. Aquarienrückwände und künstlicher Baum Für die Rückwandgestaltung des Aquari- enteils, den Übergang vom Land- zum Wasserteil sowie die Herstellung eines kleinen Bachlaufes wurde ähnlich verfah- ren wie bei der Gestaltung der Terrarien- rückwand. Auch hier schnitt ich mir zunächst PU-Hartschaumplatten zurecht. Mithilfe eines Teppichmessers und einer kleinen Dremel-Fräse wurden dann Struk- turen in die Platten eingearbeitet, an- schließend bestrich ich alles mit dem glei- chen Epoxydharz wie beim „Brettwurzel- baum“. Allerdings wurde das Harz hier nicht mit Korkmehl, sondern mit rotem Quarzsand unterschiedlicher Körnung bestreut. Diese künstlichen „Sandstein- platten“ klebte ich mit Aquariensilikon an der Rück- und Seitenwand des Aquariums sowie an den unteren Bereichen des Land- teils fest. In die Spalten strich ich zusätz- liches Epoxydharz, das ich aber zuvor mit- hilfe von Cellulosefasern und Sand ein- dickte, damit es nicht gleich wieder her- auslief. Und selbstverständlich bewarf ich auch hier das Harz mit Sand. Um eine Bodengrundheizung im Was- serteil zu installieren und dabei nicht zu riskieren, dass Welse oder andere Fische 42
PVC-Abwasserrohre wurden mit Kork umhüllt, die Zwischenräume mit Montageschaum ausge- schäumt und mehrere solcher Kunststämme zu einem „Epiphytenbaum" verbunden. So hergestellte „Bäume" sind sehr dauerhaft und überstehen das feuchtwarme Klima in einem Aquaterrarium erheb- lich länger als echte Äste. das Heizkabel freilegen und anknabbern, der im Wasser stehende Teil des Stamms wurden PVC-Rohre in die Aquarienrück- aus einem korkähnlich strukturierten, wände eingearbeitet. Durch diese Rohre künstlichen Abschnitt bestehen, den ich konnte ich die Bodenheizung vom Tech- aus einem harten Kunststoff-Sand-Ge- nikschacht aus bis in den Bodengrund ver- misch baute. legen, ohne dass die Fische damit in Kon- Zunächst kaufte ich mir einige Abwas- takt kommen können. Auf dieselbe Weise serrohre in unterschiedlicher Stärke sowie wurde mit dem Wassertemperaturfühler passende Abzweigungen und Bogen- verfahren, den ich in ein perforiertes PVC- stücke. Zuhause wurden die Rohre zu- sodass eine korkähnliche Oberfläche ent- Rohr einbaute. rechtgeschnitten, mittels eines Heißluft- stand. Anschließend bestrich ich das Ganze föhns erwärmt und verbogen sowie zu gu- wiederum mit Elastopur und streute Sand Künstlicher Epiphytenbaum ter Letzt zusammengesteckt, sodass ein darauf. Nach dem Aushärten wurde der insgesamt recht großer Baum mit mehre- Baum um ca. 90 ° gedreht und erneut be- Neben den Rück- und Seitenwänden soll- ren Ästen daraus wurde, der aber noch im schichtet. Diese Arbeitsschritte wiederhol- te auch noch ein mit Epiphyten bewach- Aquaterrarium Platz fand. Anschließend ten sich, bis der gesamte Stammabschnitt sener Baumstamm aus dem Wasser ragen. umkleidete ich die grauen Rohre mit Kork- mindestens zwei Mal beschichtet war. Erst wollte ich mir einen weiteren künst- röhren und zurrte diese mit Kabelbindern lichen Baum aus PU-Schaum bauen, doch und Schnüren fest. Die Zwischenräume Filter und Bachlauf verwarf ich diesen Gedanken, nachdem wurden wiederum mit PU-Montageschaum ich meinen „Brettwurzelbaum“ endlich gefüllt. Nach dem Aushärten schnitt ich alles Zur Filterung des Aquarienwassers, aber fertig hatte – der Zeit- und Materialauf- durch Spalten und Ritzen hervorquellendes auch um einen kleinen Bachlauf anzu- wand hierfür war ganz erheblich, immer- Polyurethan weg, bestrich die freiliegenden treiben, wählte ich einen handelsüblichen hin wurden 5 kg Epoxydharz und knapp PU-Flächen mit schwarzem Aquariensilikon Aquarienfilter (Eheim Professionel zwei Liter Korkmehl verarbeitet! und presste wiederum Torf, Xaxim und 3/600). Dieser saugt das Aquarienwasser Doch was gab es für Alternativen? Kokosfasern hinein. in der hintersten rechten Ecke an, von Erfahrungsgemäß faulen echte Bäume in Bei dem Teil des Baumes, der später im dort fließt es zunächst durch PVC-Rohre der Regel sehr schnell und brechen genau Wasser ste- dann, wenn die Epiphyten so richtig schön hen sollte, festgewachsen sind. Da der Baum im Was- wurde das INSEKTENZUCHT KECK ser des Aquariums stehen sollte, musste er Ku n s t sto f f - FUTTERINSEKTEN PREISWERT UND SCHNELL AUS EIGENEM ZUCHTBETRIEB VERSAND AN FACHHANDEL UND PRIVAT außerdem „welsfest“ sein, sodass eigent- rohr mit PU- 08451 Crimmitschau Futterinsektenshop Mittelmühle lich auch Kork nicht infrage kam. Nach Montage- Mittelmühlstraße 32 Mittelmühlstraße 32 Tel./ Fax 03762/705333 Mo-Fr 12–17 Uhr längerem Hin und Her entschied ich mich schaumsträn- Funk 0163/8335560 od. 61 Sa 11–15 Uhr zwar trotzdem für Kork, allerdings sollte gen besprüht, Onlineshop: www.insektenzucht-keck.de 43
Aus schräg aufeinandergeklebten PU-Hartschaumplatten wurde eine künstliche Felslandschaft mit integriertem Bauchlauf geschaffen. Beschichtet wurden die Platten mit rotbraun eingefärbtem Epoxydharz, das mit Sand und feinem Kies in unterschiedlichen Rot- und Brauntönen beflockt wurde. (Durchmesser 25 mm) zum Technik- bei der Filterwartung den Wasserfluss Decke nach hinten führt, um dort nach schacht. Mittels eines Adapters wurde ein unterbrechen zu können. Vom Filter fließt oben abzuknicken und durch den Lei- transparenter Flex-Schlauch ans PVC-Rohr das Wasser zunächst wiederum über einen tungsschacht das Wasser in der hintersten angeschlossen, sodass der Wasserfluss transparenten Flex-Schlauch mit einge- linken Ecke durch die oben bereits leicht kontrolliert werden kann. In den bautem Absperrhahn in ein weiteres PVC- erwähnte Bohrung wieder ins Aquaterra- Schlauch baute ich einen Hahn ein, um Rohr, das im Technikschacht entlang der rium zurückzuleiten. Mit echten Sandsteinplatten wurde die künstliche Felslandschaft im Bereich des Bachlaufes ergänzt. Über diese wird im fertig eingerichteten Aquaterrari- um ein kleiner Bach rieseln. Im Bereich zwischen dem Bach und den Brettwurzeln des künstlichen Baumes wurde bereits eine Flamingoblume (Anthurium andreanum) eingepflanzt. 44
Von dieser „Quelle“ aus fließt das Was- ser zunächst auf einer künstlichen Fels- platte an der Terrarienseitenwand entlang nach vorne. Im vorderen Bereich des Landteiles plätschert es dann über meh- rere rote Sandsteinplatten in einen kleinen Tümpel an der Frontseite des Aquaterra- riums. Am Ende seines Weges fließt der Bach schließlich über eine kleine Stufe zurück ins Aquarium. Da Filter und Bach nicht für eine ausrei- chende Wasserbewegung im rund 650 Liter fassenden Aquarium sorgen können, schafft eine zusätzliche Pumpe Abhilfe. Diese saugt ihr Wasser durch einen mit Filter- watte gefüllten Filtertopf an und bläst es in einem kräftigen Strahl zurück ins Becken. Regen- und Nebelanlagen Für die gewünschte Luftfeuchtigkeit sor- Diverse Bromelien und andere Epiphyten wurden hier zur Probe in die Blumentöpfe gestellt, welche gen im Aquaterrarium – neben Aquarium in künstlichen Lianen, die entlang der Rückwand hochranken, eingeschäumt wurden und Bach – drei Geräte: ein Ultraschall- vernebler und zwei Beregnungsanlagen. Ausschnitt des mit großen epiphytischen Bromelien, Peperomia und Anthurium bepflanzten Epiphy- Mit dem Ultraschallvernebler wird das tenbaumes Aerosol über ein Rohrsystem, das vom Technikschacht durch den Leitungs- schacht hochsteigt, knapp unterhalb des Terrariendeckels ins Becken geblasen. Damit keine Tiere in dieses Rohr eindrin- gen können, wurde ein entstieltes Teesieb über den Auslass gestülpt und mit Silikon festgeklebt. Eine der beiden Regenanlagen bezieht ihr Wasser aus einem 65-Liter-Wassertank, der ganz hinten im Technikschacht steht. Gefüllt wird der Tank über einen Wasser- schlauch, den ich bis in meinen Garten ziehen und dort an ein Regenwasserfass anschließen kann. Mittels eines Wasser- hahns kann der Wasserfluss vom Regen- fass in den Tank reguliert werden. Um zu verhindern, dass der Wassertank über- läuft, verschraubte ich den Deckel was- serdicht. Mittels einer ebenfalls wasser- dichten Verschraubung wurde ein dünner Luftschlauch an den Deckel angeschlos- sen, den ich dann durch den Leitungs- schacht bis zum Terrariendeckel hochzog; so ist zwar ein Druckausgleich möglich, der Tank kann aber nicht überlaufen, soll- te ich einmal vergessen, den Wasserzu- fluss rechtzeitig zu unterbrechen. Über eine zweite wasserdichte Verschraubung bezieht eine Kolbenpumpe (E.N.T. Power 45
Beleuchtung Ein besonderes Problem ist die ausrei- chende Lichtversorgung eines solch großen Aquaterrariums. Gemäß den Erfah- rungswerten bei AKERET (2003, 2008) müsste der rund 1,5 m hohe Terrarienteil mit mindestens 180 W/m2 (HQI-Lampen und/oder Leuchtstoffröhren) beleuchtet werden. Das Aquaterrarium hat eine Fläche von rund 2,3 m2, was somit eine rechnerische Minimalleistung der Lampen von 414 W ergibt (180 W x 2,3). Aller- dings beträgt ihre Distanz zum Wasserteil rund 1,7 m, und bis zum Grund des Aqua- riums sind es sogar über 2,2 m, sodass tatsächlich noch mehr Licht vorhanden sein muss als der oben genannte Wert. Zwischen epiphytischen Bromelien hindurch fällt der Blick ins flache Wasser des Aquaterrariums, wo verschiedene Echinodorus-Arten zwischen Moorkienwurzeln gepflanzt wurden Ich entschloss mich, das Lichtproblem zweistufig zu lösen. Einerseits wird der Pump 24 V) ihr Wasser aus dem Tank. anschließend durch einen Feinfilter sowie Landteil deutlich stärker beleuchtet, als es Dieses durchläuft erst einen Feinfilter und einen UV-Klärer weiter in eine Steiglei- gemäß obiger Rechnung nötig wäre, ande- wird anschließend in eine Ringleitung tung, die durch den Leitungsschacht zum rerseits wird auch das Aquarium zusätz- gepumpt, welche zwischen Terrarien- und Aquaterrariendeckel führt. Hier verläuft lich mit weiteren Lampen knapp über der Zimmerdecke verläuft. Über zwölf Sprüh- eine zweite Ringleitung. Durch acht Wasseroberfläche beleuchtet. Als Grund- düsen kann das Terrarium so mehrmals Regendüsen entlang der Vorderseiten des beleuchtung an Land schraubte ich drei am Tag mit fein zerstäubtem Wasser ver- Beckens kann das Wasser dann im Aqua- Leuchtbalken mit jeweils zwei 80-W- sorgt werden. terrarium versprüht werden. Da auf diese Leuchtstoffröhren (T5) vom Typ „high Die zweite Regenanlage ist für die Simu- Weise ein geschlossener Kreislauf gebildet output“ (HO) an die Terrariendecke, zwei lation von Gewittern und Regenzeiten wird, kann die Pumpe auch über mehre- 150-W-HQI-Strahler sorgen für zusätzli- konzipiert. Sie bezieht das Wasser aus dem re Stunden für Regen sorgen, ohne dass ches Licht. Gleichzeitig dienen die Strah- Aquarium. Wie für den Filter wurde hier- das Aquarium überläuft. Da sämtliche ler als Wärme- und Lichtquelle für helio- zu ein PVC-Rohrsystem vom Aquarium in Regendüsen von den Frontscheiben und phile Echsen. Insgesamt beleuchten das den Technikschacht verlegt. Eine Gardena- den Lüftungslochblechen weggerichtet Aquaterrarium somit Lampen mit einer Wasserpumpe saugt das Wasser durch die- sind, ist die Gefahr einer Überflutung rela- Gesamtleistung von 780 W allein von der se Rohre aus dem Aquarium und pumpt es tiv gering. Decke aus. Zwei 150-W-HQI-Strahler wurden in die schräg gestellten Lüftungsgitter im oberen Bereich des Aqua- Für die Beleuchtung des Wasserteils terrariums eingelassen. Sie sorgen zusammen mit sechs 80-W-Leuchtstoffröhren für das nötige Licht. montierte ich einen 70-W-HQI-Strahler in einem für den Außenbereich zugelassenen Gehäuse neben der Mündung des Baches unter einem Vorsprung des Landteiles. Unter einem zweiten Vorsprung wurde ein ebenfalls für Aquarien zugelassener Dop- pelleuchtbalken mit zwei 18-W-Leucht- stoffröhren (T8) befestigt. Diese Leuchte hängte ich mittels U-Profilen so auf, dass sie für den Lampenwechsel problemlos ausgehängt und unter dem Vorsprung her- vorgezogen werden kann. Allerdings muss sowohl bei der HQI-Lampe als auch beim Leuchtbalken zum Leuchtmittelwechsel der Wasserstand abgesenkt werden. Um den Aquarienteil zusätzlich mit Licht versorgen und dabei vor allem auch die Fische von schräg vorne beleuchten zu 46
können, sodass deren Farben besser zur Geltung kommen, wurden zwei weitere T5-Leuchtstoffröhren unterhalb des Front- stegs knapp über der Wasseroberfläche angebracht. Gut geeignet erschien mir hierfür die neueste Generation Arcadia- Leuchten, bei welchen das wasserdicht ausgegossene Vorschaltgerät getrennt von den Lampen ins Aquaterrarium eingebaut werden kann; ich brachte mein Vor- schaltgerät im Technikschacht unter. Über eine 26-mm-Bohrung konnten die Feuch- traum-Lampenfassungen sowie die elek- trischen Leitungen ins Becken geführt und die beiden Leuchtstoffröhren mittels der mitgelieferten Halterungen am Lüftungs- lochblech befestigt werden. Mithilfe von Reflektoren strahlt das Licht nun zur Was- Der Materialverbrauch für den Bau des Aquaterrariums war beträchtlich. So wurden über 70 Kartu- seroberfläche hin. Die Bohrung für die schen Silikon verarbeitet, weiterhin 6 kg Elastopur, 13 kg Epoxidharz, über 16 m2 Glas, ca. 24 m Alu- Zuleitungen wurde anschließend mit profile, rund 40 m Elektrokabel, 20 m Steuerkabel, sechs Steckdosenleisten und noch vieles mehr. Aquariensilikon wieder verschlossen, sodass hier kein Wasser austreten kann. machte mich auf die Aquariencomputer Zum Anschluss der elektrischen Geräte Sollte die Arcadia-Leuchte – in hoffentlich der Firma „GHL Matthias Groß GmbH & bestellte ich außerdem zwei Steckdosen- ferner Zukunft – einmal defekt sein, Co. KG“ aufmerksam. Er hatte bereits leisten mit jeweils sechs 240-V-Anschlüs- sodass ich sie ersetzen muss, können der positive Erfahrungen mit diesen Geräten sen. Mittels eines RJ45-Kabels (6-poliges Silikonpfropf herausgeschnitten, die alten gesammelt und berichtete mir von ihren Telefonkabel) kann jede Steckdose separat Kabel entnommen und neue eingezogen Möglichkeiten. Ein genaueres Studium der gesteuert und somit individuell ein- bzw. werden. Homepage dieser Firma (www.aquarium- ausgeschaltet werden. Beim Einsatz meh- computer.com) überzeugte mich, dass sich rerer Steckdosenleisten werden diese über Die Steuertechnik die Anschaffung einer solchen Anlage die Steuerleitung in Serie miteinander ver- trotz der relativ hohen Kosten lohnen bunden. Den Strom beziehen die Leisten Meine ersten Schaltuhren, die ich mir vor könnte, sodass ich einen auf meine direkt aus einer permanenten Steckdose. rund 35 Jahren kaufte, funktionierten Bedürfnisse angepassten Computer zusam- Wird das Steuerkabel herausgezogen oder über zehn Jahre lang absolut zuverlässig. men mit diversem Zubehör bestellte. fällt der Aquariencomputer aus, so unter- Wenn ich mir aber heute ein solches Gerät Als Basis wählte ich den ProfiLux II und brechen alle Dosen sofort den Stromfluss. kaufe, kann es passieren, dass es bereits rüstete ihn auf mit einer USB-Karte für den Bei einem Stromausfall bleibt die Pro- eine Woche später „den Geist aufgibt“. Anschluss an einen Laptop sowie mit einer grammierung allerdings erhalten. Zwar kosten diese „Wegwerf-Schaltuhren“ Zusatzkarte für den Anschluss eines Luft- ein Bruchteil von damals, aber was nützt temperatur- und Luftfeuchtigkeitsfühlers, Sensorgesteuerte Steckdosen mir das, wenn ich sie häufiger auswech- die zusammen mit dem entsprechenden seln muss als die Leuchtmittel im Terrari- Sensor geliefert wurde. Ein weiterer Sen- Die Schaltung der einzelnen Leistensteck- um? Und ganz besonders ärgerlich wird sor für die Wassertemperatur gehörte dosen kann über eine Vielzahl unter- es, wenn eine defekte Schaltuhr kaputt ebenfalls zur Bestellung. Alle Messfühler schiedlicher Parameter erfolgen. Für die geht und dabei die Beregnungsanlage ein- wurden mit rund 2 m langen Kabeln gelie- Beregnungsanlagen wählt man am besten schaltet – etwas, was mir schon zwei Mal fert. Diverse weitere Messfühler wären die normale Schaltuhrfunktion, im Gegen- passiert ist. Die Folge war in beiden Fäl- ebenfalls lieferbar, so z. B. pH-, Redox-, satz zu herkömmlichen Schaltuhren ist len ein „Fußbad“ im Terrarienzimmer – Sauerstoff oder Niveausensoren. hiermit aber ein sekundengenaues Ein- und für mich eine Extraschicht mit Was- serstaubsauger und Wischmopp. Bei der Planung meines neuen Aqua- terrariums machte ich mir deshalb Gedan- ken, wie ich die Steuerung der Technik möglichst optimal lösen könnte. Dabei dis- kutierte ich verschiedene Varianten mit anderen Terrarianern. Einer der Kollegen 47
Nach über drei Monaten Bau- und Einrichtungszeit konnten endlich die ersten Bewohner ins Aquaterrarium einziehen. Hier ein Gelbschwarzer Baumsteiger (Dendrobates leucomelas) auf einer künstlichen Brettwurzel neben einer Flamingoblume (Anthurium andreanum). und Ausschalten möglich. So kann ich den schnell ansteigen wie erhofft, kann es ser steuert schließlich das Heizkabel im Computer z. B. so programmieren, dass er leicht passieren, dass die Wasserpumpe zu Aquarienbodengrund und den Aquarien- um 20.00 h die Pumpe ein- und 26 Sekun- lange läuft und dadurch so viel Wasser ins heizstab. Selbst wer komplexe Steuerun- den später wieder ausschaltet. Oder man Terrarium gelangt, bis dieses überläuft. Ich gen benötigt, kann wohl das meiste mit baut einen Volumendurchflussmesser in steuere deshalb nicht meine Beregnungs- dem GHL-Computer bewältigen, denn die Leitung ein, der den Apparat aus- anlage mittels Feuchtigkeitssensor, son- man kann problemlos mehrere Steuerpa- schaltet, sobald ein zuvor definiertes Flüs- dern den Ultraschallvernebler. rameter miteinander verknüpfen. sigkeitsvolumen durchgepumpt worden Als Sicherheitsmaßnahme verlaufen die ist. Die Pumpe kann aber auch über den elektrischen Leitungen sämtlicher Pumpen Sonne, Mond und Gewitter Feuchtigkeitssensor geschaltet werden: über Schalter. Sollte eine Pumpe einmal Sinkt die relative Luftfeuchtigkeit unter nicht rechtzeitig ausschalten, kann so der Besonders interessant sind die Möglich- einen eingestellten Wert, so wird sie so Stromfluss von Hand unterbrochen und keiten zur Steuerung der Beleuchtung. lange eingeschaltet, bis der Sollwert wie- die Pumpe ausgeschaltet werden, ohne Einer der drei T5-Leuchtbalken ist dimm- der erreicht ist. Allerdings ist eine solche erst mühsam in den Technikschacht zu bar. Dadurch lassen sich beliebig langsa- Steuerung nicht ganz risikolos, denn soll- kriechen, um dort den Stecker zu ziehen. me oder schnelle Sonnenauf- und -unter- te die Luftfeuchtigkeit nicht ganz so Ebenfalls über einen Sensor gesteuert wird gänge simulieren – bei mir fahren die der Abluftventilator meines Aquaterrari- dimmbaren Leuchten am Morgen das Bereits am ersten Morgen nach ihrem Einzug ums. Meldet der Lufttemperatursensor Licht langsam hoch und am Abend wieder begannen die Dendrobates-leucomelas-Männ- dem Computer einen Wert von mehr als runter. Die restlichen Lampen werden im chen zu rufen, als ein kurzer „Regenschauer" aus der Sprühanlage für einen Anstieg der 28 °C, so wird der Ventilator eingeschal- Laufe des Tages eingeschaltet, bis um die Luftfeuchtigkeit sorgte tet, der im oberen Teil des Beckens war- Mittagszeit die volle Lichtstärke erreicht me Luft absaugt. Gleichzeitig werden wird. Im Laufe des Nachmittags wird das auch die ziemlich viel Wärme abstrahlen- Licht dann nach und nach wieder ausge- den HQI-Lampen ausgeschaltet und schaltet, bis am Abend die letzte dimm- so ein Überhitzen des Aquater- bare Leuchte ganz langsam erlischt. Als rariums vermieden. Damit die besonderer Effekt werden während des Lampen nicht ständig aus- und Sonnenauf- und -untergangs rote LED- bereits nach kurzer Zeit wieder Lämpchen eingeschaltet und so das Mor- eingeschaltet werden, kann im gen- und Abendrot imitiert. Gegen Abend Computer eine Hysterese (Verzö- simuliere ich außerdem aufziehende Wol- gerung) programmiert werden. ken: Die dimmbaren Leuchtstoffröhren Ein zweiter Sensor im Was- variieren hierbei ihre Lichtstärke, ganz so 48
dings braucht man einige Zeit, um sich mit der Software vertraut zu machen. Im Prin- zip kann man alle wichtigen Grundein- stellungen auf dem kleinen Display des Computers mittels verschiedener Tasten einstellen. Viel komfortabler ist allerdings die für Windows-Computer verfügbare Programmiersoftware. Insbesondere die neueste Version 6 ist sehr gut gelungen, und vieles ist auch ohne besondere Com- puterkenntnisse gut verständlich. Zwar hatte ich bisweilen Schwierigkeiten, bis alles so lief, wie gewünscht, doch bietet die Herstellerfirma bei Problemen einen hervorragenden Service: Über ein Forum Nachts klettern junge Agalychnis spurelli durch die dichte Bepflanzung des Aquaterrariums und lassen sich im Schein der „Mondbeleuchtung" bei der Jagd nach Fliegen und Grillen beobachten können Fragen ins Internet gestellt wer- den, die dann meist sehr kompetent von als ob vorbeiziehende Wolken den Him- Gleichzeitig erhellen flackernde Blitze das anderen Benutzern oder von einem Tech- mel zeitweise abdunkeln würden. Terrarium für Sekunden. Mittels eines niker der Firma beantwortet werden. So Eine weitere Besonderheit ist die Simu- Soundelementes wäre es außerdem mög- konnte ich bisher alle Schwierigkeiten pro- lation der Mondphasen. Ein entsprechen- lich, sogar noch Donner erklingen zu las- blemlos meistern, indem ich mich einfach des Programm steuert blaue und weiße sen – ein Spezialeffekt, auf den ich bisher durchs Forum klickte und nach passenden LED-Lämpchen gemäß der aktuellen allerdings verzichtet habe. Auch die Blit- Antworten suchte. Mondphase, die aufgrund des Datums ze sind sicherlich nur eine Spielerei, doch Der einzig wirklich wichtige Wunsch, berechnet wird. So ist um die Zeit des mithilfe der lang anhaltenden Beregnung den der GHL-Aquariencomputer bisher Neumondes das Aquaterrarium stockfins- hoffe ich, meine A. spurelli im Aquaterra- unerfüllt ließ, ist eine Astroschaltuhr. Für ter. Mit zunehmender Mondphase werden rium nachziehen zu können, sobald sie die meisten Aquaterrarien dürfte eine jah- die Nächte dann heller, sodass ich meine geschlechtsreif sind. reszeitlich variierende Tageslänge zwar im Aquaterrarium lebenden jungen Rotau- von geringer Bedeutung sein, weil die genlaubfrösche (Agalychnis spurelli) her- Erfahrungen mit dem gepflegten Tiere mehrheitlich aus den Tro- vorragend beobachten kann. Aquaterrariencomputer pen stammen, wo die Tage immer gleich Mithilfe der blauen LEDs kann ich lang sind. Für Terrarientiere, aber auch außerdem Gewitter simulieren. So beginnt Der GHL-Computer bietet noch eine viele Terrarienpflanzen aus mittleren Brei- es nach Einbruch der Dunkelheit mithilfe ganze Reihe weiterer Möglichkeiten zur tengraden ist eine an die Jahreszeit ange- der Gardena-Wasserpumpe zur regnen. Steuerung eines Aquaterrariums. Aller- passte Beleuchtung (und Heizung) aller- dings sehr wichtig. Übernähme der Com- Dimmbare Leuchtstoffröhren und über einen Sonnenauf- bzw. -untergangssimulator gesteuerte Leuchtdioden (LED) in unterschiedlichen Farben sorgen am Morgen und Abend für eine recht natürlich puter die jahreszeitenabhängige Verkür- wirkende Dämmerungsphase zung bzw. Verlängerung des Tages, so wäre dies eine deutliche Erleichterung gegenüber dem ständigen Verstellen der Schaltuhren. Ansonsten bin ich aber sehr zufrieden mit dem Gerät und möchte es – trotz der hohen Anschaffungskosten – nicht mehr missen. Literatur: AKERET, B. (2003): Terrarienbepflanzung (Fotoreportage). – REPTILIA 40: 22–29. – (2006): Bau einer Großterrarienanlage für Warane und Hornvipern. – DRACO 26: 43– 51. – (2008): Pflanzen im Terrarium. Anleitung zur Pflege von Terrarienpflanzen, zur Ge- staltung naturnaher Terrarien und Auswahl geeigneter Pflanzenarten. – Natur und Tier - Verlag, Münster, 400 S. SCHMITTER, B. (2010): Pflanzen im Aquaterrarium. – DRACO 41: 22–31. 49
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