Bauträger - Kunstsinn Romana Zöchling bringt Kunstwerke - DiePresse.com

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Bauträger - Kunstsinn Romana Zöchling bringt Kunstwerke - DiePresse.com
Nr. 13/6.4.2018

                                                     Kunstsinn
                                                    Romana Zöchling
                                                    bringt Kunstwerke
                                                      auf ihre Mode.

                                                     Engagiert
                                                      Massimo Bottura
                                                    eröffnet sein viertes
                  Schaufenster                       Refettorio in Paris.

                  Bauträger
                     Mode im Belle-Époque-Stil
                  in Architektur von Otto Wagner.
Bauträger - Kunstsinn Romana Zöchling bringt Kunstwerke - DiePresse.com
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EDITORIAL

                                                                                  Bild der Woche
Daniel Kalt,
                                                         Künstlerische Positionen, die die Figur der Hexe aus queer-feministischer Perspekti-
Chefredakteur
                                                          ve reflektieren, versammelt die Gruppenausstellung „Magic Circle“ im Kunstraum
                                                          Niederösterreich. Kuratiert wurde sie von Katharina Brandl und Daniela Brugger.

D     ass in diesem Jahr, dem gleich in mehrerlei
      Hinsicht als Gedenk- und Jubiläumsjahr
                                                          Auch zu sehen: „Working Girl“ von Johanna Braun. Bis 15. Mai, www.kunstraum.net

                                                                                                                                                Cover:Julia Spicker. Fotos: Elsa Okazaki, Johanna Braun, Stéphane Piera/Galliera/Roger-Viollet, imago /Mehrdad Samak-Abedi.
geltenden, einige Themen in der Luft liegen,
wird auch Ihnen bestimmt nicht entgangen
sein. Klimt, Schiele, Moser, Wagner – den „gro-
ßen vier“ der Wiener Moderne ist etwa ein
„Presse“-Geschichtemagazin gewidmet, das
genau zeitgleich zu dieser Ausgabe erscheint.
Dieses „Schaufenster“ konzentriert sich auf                                                                 Im Netz
einen von ihnen: Wir widmen uns dem großen                                                             Central Park, South Bank oder
Otto Wagner, dessen Tod sich am 11. April zum                                                         UCLA sind in Filmen immer wie-
100. Mal jähren wird. Für unsere Titelstrecke                                                        der zu sehen, in Österreich haben
fotografierten wir Mode im Stil der Belle                                                               Wien und Salzburg die Nase
Époque in dem für die Öffentlichkeit nicht                                                            vorn. Hier finden Sie die belieb-
zugänglichen Direktionstrakt der Österreichi-                                                            testen Drehorte der Welt.
schen Postsparkasse am Ring. Davon ausge-
                                                       Fundstück
                                                                                                         Schaufenster.DiePresse.com
hend entspinnt sich ein kleiner Kunstschwer-                                                         Facebook.com/diepresseschaufenster
punkt in dieser Ausgabe: So lesen Sie ein Por-                                                       Instagram: @diepresseschaufenster
trät von Designerin Romana Zöchling, die für            Sein Einfluss ist derzeit so
jede Kollektion mit wechselnden Gastkünstlern        stark zu spüren wie nie zuvor:
kooperiert. Madeleine Napetschnig nimmt Sie          Das Schaffen von Martin Mar-
mit auf eine Reise durch Skulpturengärten,            giela, dem unergründlichen
Daniela Tomasovsky hat sich die kostbare              und kunstsinnigen Designer
Saliera aus aktuellem Anlass genau angeschaut,        aus Belgien, ist Gegenstand
und Paula Watzl porträtiert Bouchra Khalili,         einer großen Retrospektive im
der demnächst eine Ausstellung in der Seces-         Musée de la mode in Paris. Sie
sion gewidmet ist. Ich hoffe, Sie haben Vergnü-       ist noch bis 15. Juli zu sehen.
gen an unserem aktuellen Kunstparcours! s              www.palaisgalliera.paris.fr

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K U LT
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                                                              Strichpunkt
                                                                                                                                                 3

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                                                                                                                                           7
                                                         VANESSA SEWARD BY MAC

                                                                                                                      6

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                                                                                                                                                     Redaktion: Barbara Zach. Fotos: beigestellt, Mohamed Khalil, AFP, Filippo Fortis 2016, AFP/Francois Guillot, Lukas Spitaler

                                                              JUNYA WATANABE

                                                                                                        8
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1. LIPPENSTIFT „Addict Lip Glow“ von Dior, um 37 Euro im Fachhandel erhältlich. 2. DAMENLOOK von Kenzo, www.kenzo.com 3. STUHL von Marni,
www.marni.com 4. GESCHIRR von Urschler + Urschler, handbemalt, www.urschler.com 5. RING mit Rubin und Diamanten von A.E. Köchert,
Neuer Markt 15, 1010 Wien. 6. HEELS von Saint Laurent, 895 Euro, Bognergasse 4, 1010 Wien. 7. TOTE von Burberry, 695 Euro, Kohlmarkt 2, 1010 Wien.
8. DAMENLOOK von Hermès, Graben 22, 1010 Wien. 9. DAMENLOOK von Givenchy, www.givenchy.com

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Kohlmarkt 3, Wien
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S C H AU
                                                         fenster
                                                        BUMMEL

SAISONAL. Nägele &                                                                                                 PUNKTGENAU. An der
Strubell kooperiert mit                                                                                            Ostküste Englands, in
der Kärntner Galerie                                                                                               Norfolk, steht das An-
Walker für das Projekt                                                                                             wesen Houghton Hall:
„Kunst & Schönheit“.                                                                                               Die Prunkräume und
Vier Künstlerinnen ge-                                                                                             die Gartenanlage sind
stalten im Jahreskreis                                                                                             derzeit Austragungsor-
exklusive Motive. Den                                                                                              te einer Damien-Hirst-
Anfang macht Mari                                                                                                  Ausstellung. Als Part-
Otberg mit ihrem                                                                                                   ner tritt das Wiener
blumigen Frühling.                                                                                                 Dorotheum auf.

                      SINNESFREUDEN. Eine Au-
                      gen- wie auch Nasenweide
                      ist die neue „Eau Fraîche“
                      zu „Le Mâle“ von Jean-Paul
                      Gaultier: Der legendäre
                      Flakon wurde von Street-
                      Artist André liebevoll umhüllt.

                                                                                                                                            Fotos: Pete Huggins, Paolo Ventura, Mari Ottberg, beigestellt

                                                         KUNSTVOLL. Seine große Gastfreund-        schafft eigenständige Bildwelten, die
                                                         schaft widmet Giorgio Armani im Aus-      auch Giorgio Armani gefallen: „Ich
               Neue Adresse                              stellungsraum der Armani-Silos (Via       war fasziniert von der erzählerischen
VIENNA WEDDING STORE. Eine exklusive                     Bergognone 40 in der Zona Tortona         Kraft seiner Kreationen und von seiner
Plattform für alle Hochzeitsinteressierten bei           Mailands) derzeit Paolo Ventura. Der      Fähigkeit, imaginäre Landschaften zu
Albin Denk. Das Schwerpunktthema im April sind           italienische Künstler ist Maler, Setde-   Fotografien werden zu lassen.“
süße Leckereien der Torterie Camille. Graben 13,         signer und Fotograf zugleich und          www.armanisilos.com
1010 Wien.

10   Schaufenster
Kunst
         am Bau      Am 11. April jährt sich der Todestag von Otto Wagner zum 100. Mal.
                    Wir fotografieren zu diesem Anlass fließende Mode in wenig bekannten
                            Räumen der Österreichischen Postsparkasse am Ring.
                                                 Fotos: Julia Spicker Produktion: Barbara Zach

        Kleid von Marni, Mantel von Miu Miu und Pumps von Dior. Rechts: Kleid von Gucci, Mantel von Dries Van Noten, Sandalen von Miu Miu.

12   Schaufenster
Schaufenster   13
Kleid von Etro, Boots von Dior, Armschmuck von Chanel. Rechts: Kleid und Bluse von Miu Miu, Mantel von Marni.

14   Schaufenster
Schaufenster   15
Kleid von Valentino.

16   Schaufenster
shop online www . brax . com
Kleid und Stiefel von Chanel, Stutzen von Miu Miu.

Kleid von Fendi, Strümpfe von Fogal.

           Cover: Alles von Alexander McQueen.

  PRODUKTION & STYLING: Barbara Zach/www.barbarazach.com
ASSISTENTIN: Julia Philippitsch  FOTOS: Julia Spicker/www.julia­
     spicker.com  HAARE & MAKE-UP: Sophie Chudzikowski/
www.perfectprops.at  MODEL: Anniek/www.seedsmanagement.de
    ASSISTENZ: Xenia Trampusch  Location: Vielen Dank an die
        Postsparkasse Wien, Georg­Coch­Platz 2, 1010 Wien
                         BEZUGSQUELLEN:
  Alexander McQueen, Tuchlauben 7a, 1010 Wien  Chanel, Tuch­
 lauben 1, 1010 Wien  Dior, Kohlmarkt 6–8, 1010 Wien  Dries Van
Noten, www.driesvannoten.be  Etro, Tuchlauben 5, 1010 Wien  Fogal,
  Kärntner Straße 19, 1010 Wien  Fendi, Kohlmarkt 5, 1010 Wien 
Gucci, Kohlmarkt 7, 1010 Wien  Miu Miu, Tuchlauben 7, 1010 Wien 
                Valentino, Tuchlauben 5/4, 1010 Wien

18   Schaufenster
Wir
schreiben
   weiter
          Die Welt ist in Aufruhr, alte Konfliktherde flammen auf, neue Wirtschaftsmächte
 erheben sich, der Klimawandel stellt uns vor noch nie dagewesene Herausforderungen.
 Seit 170 Jahren schreiben wir über Ereignisse und Entwicklungen, die uns alle betreffen
     und bewegen. Wir informieren, analysieren, kommentieren und geben Denkanstöße.
                                   Was auch kommt, wir schreiben weiter. – DiePresse.com

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WELTSTADT-ARCHI-
                                                                                                                   TEKT. Porträt von
                                                                                                                   Wagner, 1896.

UNGEBAUT. Das
Stadtmuseum am
Karlsplatz.

                     Großmeister
                    der Großstadt
                                                                                             gerast. Und ganz vorn als Pilot und Pionier
                                                                                             ist auch Otto Wagner gesessen. Wagners
                                                                                             Haltung war stets optimistisch der Zukunft
                                                                                             zugewandt, aufgeschlossen gegenüber den
                  Weltstadt, Hauptstadt, Kaiserstadt.                                        modernen Bautechnologien. Und heute
                                                                                             noch konfigurieren die Trassen der Stadt-
                 Egal, Wien ist Wagner-Stadt. Und im                                         bahn den Nukleus der Massenverkehrsmit-
                                                                                             tel Wiens. Genauso, wie das Grün der guss-
             Jubiläumsjahr gibt sie sich alle Mühe, um das                                   eisernen Geländer entlang der Schienen
                   zu unterstreichen. Text: Norbert Philipp                                  heute zum Farbspektrum der Stadt gehört
                                                                                             wie das Gelb des Schlosses Schönbrunn.
                                                                                             Und obwohl so viele seiner Pläne außer in

W
                                                                                             den Archiven keinen Platz im Stadtraum
                   enn schon allgegenwär-                                                    gefunden haben, hat Wien Wagners Visio-
                   tig, dann auch omni-                                                      nen tief in seiner Seele absorbiert. „Der
                   präsent. Was Mozart im                                                    letzte große Architekt des 19. Jahrhun-
                   zeitlichen Rahmen der                                                     derts, der erste große Architekt des
                   Ewigkeit passiert ist,                                                    20. Jahrhunderts“, so beschreiben ihn
dauert für Otto Wagner zumindest ein                                                         etwa die Kuratoren Andreas Nierhaus und
Jahr. Denn sein Todestag jährt sich zum                                                      Eva-Maria Orosz im Katalog zur „Otto Wag-
100. Mal. Da ziehen gleich mehrere kultu-                                                    ner“-Ausstellung im Wien Museum (noch
relle Institutionen in Wien ihre Schätze                                                     bis 7. Oktober).
und ihre Expertise hervor, um sie in Form
von Ausstellungen ausführlich und                                                                   Gesamtkunstwerk. Vor allem die
anschaulich darzulegen. Im Wien-Mu-                                                                 Möbel Otto Wagners stehen in der
seum, im Hofmobiliendepot und ab Ende         DETAILS.                                              öffentlichen Wahrnehmung eher
Mai auch im MAK: Der „Vater der               Armlehnsessel von                                     im Augenwinkel als im Fokus.
                                              Otto Wagner aus der
Moderne“ bekommt die Aufmerksamkeit,                                                                Schließlich entstanden sie als Teil
                                              Postsparkasse, 1906.
die Omnipräsenz, die er verdient. Denn in                                                           von Wagners gesamtheitlichem
Vergessenheit geraten ist seine Leistung                                                            Zugang, der Architektur gestalte-
                                              ZEIT-GEIST. Portal
und Relevanz ein paar Jahrzehnte lang                                                               risch bis zu den Details der Lüf-
                                                                                                                                           Fotos: Wien Museum/Peter Kainz (2), BMobV Edgar Knaack, beigestellt

                                              des Depeschenbüros
ohnehin von selbst. Und in den 1960er-        „Die Zeit“ aus dem
                                                                                                    tungsauslässe hinunterdekliniert.
und 1970er-Jahren hat man am kollektiven      Jahr 1902.                                            Wie etwa auch in Wagners Haupt-
Gedächtnis der Stadt auch schon recht                                                               werk, der Postsparkasse. Ein paar
kräftig herumradiert, vor allem entlang                                                             Möbel, die Wagner für dieses Pro-
der Routen, die Wagner als Verkehrsinfra-                     Tipps                          jekt entwarf, sind jetzt auch im Hofmobi-
struktur in die Stadt gelegt hat: so einige                                                  liendepot zu sehen. Gemeinsam mit ande-
Stadtbahnstationen wurden da abgerissen.       „OTTO WAGNER“. Die Ausstellung im Wien-       ren Objekten etwa aus der Villa in der Wie-
                                              Museum, kuratiert von Andreas Nierhaus und
Doch tief genug haben sich die Entwürfe                                                      ner Hüttelbergstraße. Und sogar ganzen
                                               Eva-Maria Orosz, läuft noch bis 7. Oktober.
und Pläne Otto Wagners trotzdem in der                                                       Zimmereinrichtungen. Die Ausstellung
                                                    „Wagner, Hoffmann, Loos und das
Struktur, im Stadtbild und in der Seele                                                      „Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbel-
                                                Möbeldesign der Wiener Moderne“ ist bis
Wiens verewigt: Wien und Wagner, ein            7. Oktober im Hofmobiliendepot zu sehen.     design der Wiener Moderne“ (bis 7. Okto-
untrennbares Begriffspaar. Entlang der        „POST OTTO WAGNER. Von der Postsparkas-        ber) spürt einer Ära nach, in der das
Schienen der Stadtbahn ist Wien Ende des         se zur Postmoderne“ zeigt das MAK vom       Möbeldesign noch ein Experimentierfeld
19. Jahrhunderts in ein neues Zeitalter                  30. Mai bis 30. September.          der Baukünstler war. s

20   Schaufenster
HAUS-
WUNSCH?

ARCHITEKTUR INTERIORS BAUEN
Marokkanergasse 22/4 1030 Wien
email@wunschhaus.at www.wunschhaus.at
WOLL-DECKE. Im Hotel „Die Berge“ in
                                                                                 Sölden schluckt die „Whisperwool“ vom
                                                                                 Label Tante Lotte den Schall.
SITZSCHALL. Der schwe-
dische Hersteller Gärsnäs

                                     Immer ein
stellt seine „Akustik“-
Stühle in Schulen, Kirchen
und Lokale.

                                    offenes Ohr
                              Räume klingen, sprechen, dröhnen, flüstern:
                                Interior-Design sollte auch den Ohren
                                     schmeicheln. Text: Norbert Philipp
                                                                                           HÖRBAR. „Die Berge“
                                                                                           wurde gestaltet von
                                                                                           Architekt Peter Reiter,
                                                                                           mit Interior-Input von
                                                                                           Designer Horst Philipp.

                                                                A
                                                                                      rchitekturstudium statt Zirkus-
                                     OHREN AUF. Im Kultur-                            schule. Trotzdem: Der Balanceakt
                                     haus Kosmos in Zürich                            gehört zum Pflichtprogramm der
                                     bändigte man die Akustik                         Gestalter. Vor allem, wenn sie sich
                                     mit speziellen Akustik-                          mit ihren Entwürfen auf einer zar-
                                     stoffen.
                                                                                      ten Linie bewegen müssen: jener,
                                                                                      die geräuschvolle Atmosphäre
                                                                gerade noch von Lärmbelästigung trennt. Vor allem in
                                                                vollen Lokalen schwingen gern noch andere Dinge
                                                                durch den Raum als die Vibes der Gäste. Im „Otto
                                                                Bauer“ in der Wiener Otto-Bauer-Gasse schmecken den
                                                                Besuchern jedenfalls das Essen und die Atmosphäre.
                                                                Trotzdem ist vor allem einem Stammgast, Peter Spita-
                                                                ler, etwas zu Ohren gekommen: dass diese Decke im
                                                                Lokal akustisch recht schwer zu bändigen ist. Zum
                                                                Glück lernt er gerade an der New Design University
                                                                (NDU) in St. Pölten, wie man visuell-ästhetische und
                                                                akustische Raumqualitäten miteinander koppeln kann,
                                                                im Studiengang „Akustik und Design“. Spitaler schreibt
                                                                gerade seine Abschlussarbeit. Und deshalb lesen zur-
                                                                zeit viele Gäste des „Otto Bauer“ am Tisch nicht nur die
                                                                Speisekarte, sondern auch die Fragebögen, die Spitaler
                                                                dagelassen hat.
                                                                Gerade die Decke sei akustisch eines der größten Pro-
SCHALLMAUER. Im Kosmos trennen                                  blemfelder, erzählt Franz Huber. Vor allem, wenn sie
Akustikvorhänge von Création                                    sich wölbt. Huber betreibt in Wieselburg ein Akustik-
Baumann die Bereiche voneinander.                               Büro und vermittelt den Studierenden an der NDU in St.

22   Schaufenster
Pölten, wie man Räume so plant oder transformiert,
                                                                      dass man anstelle jedes Löffels eher die Stecknadeln fal-
                                                                      len hören kann. Manche Räume sind akustisch noch
                                                                      eine Baustelle, wenn sie längst fertig sind. Andere Archi-
                                                                      tekten, so erzählt Huber, konsultierten ihn schon wäh-
                                                                      rend des Entwurfs. Damit die Räume schließlich so klin-
                                                                      gen, wie sie sollen. Und nicht lauter geraten, als es dem
                                                                      Wohlbefinden der Menschen, die in ihnen Zeit verbrin-
                                                                      gen, guttun würde. Die akustischen Qualitäten unter-
                                                                      scheiden sich dabei natürlich je nach Aufgabe. Denn in
                                                                      Lokalen etwa will man den akustischen Teil der Atmo-
                                                                      sphäre auch nicht ganz stumm schalten, weiß Huber. In
                                                                      Büros wiederum müsse man sorgsam austarieren, dass
                                                                      man zwar hört, aber nicht zu viel von dem, was man
                                                                      nicht hören will. „Eine der wichtigsten Schrauben, an
                                                                      denen man akustisch drehen kann, ist die Nachhallzeit“,
                                                                      erzählt Huber. In Konzertsälen sollte sie durchaus län-
                                                                      ger sein, zwei Sekunden etwa. „Weil das Publikum gern
                                                                      das Gefühl hat, von der Musik umgeben zu sein.“ Doch
                                                                      wo eher die Klarheit und Deutlichkeit der Worte zählt,
                                                                      im Theater oder im Hörsaal, darf auch die Nachhallzeit
                                                                      geringer sein.
                                                                      In jedem Fall: Die Oberflächen im Raum und die Mate-
                                                                      rialien, aus denen sie bestehen, haben ein lautes Wört-
                                                                      chen mitzureden bei der Akustik der Innenräume.

                                                                                                                                   VOM TRAUM ZU FLIEGEN,
                                                                                Eine Frage der                                         DEM KLANG DER MOTOREN
                                                                               Proportionen, der                                     UND DEM TICKEN DER ZEIT.
                                                                                Geometrien und
                                                                               der Oberflächen.

                                                                      „Schön“ muss nicht unbedingt gut klingen. Aber
                                                                      moderne Materialien und Technologien helfen, dass
                                                                      sich ästhetischer und akustischer Anspruch näherkom-
                                                                      men dürfen. „Heute kann man im Interior auch schein-
                                                                      bar glatte Glas- oder Metalloberflächen verwenden, die
                                                                      so porös sind, dass sie auch Schall absorbieren“, erzählt
                                                                      Huber.

                                                                      Materialfrage. Gut vor allem, wenn sich der Lärm auf-
                                                                      schaukelt, wie es der sogenannte „Lombard-Effekt
                                                                      beschreibt: „Wo es laut ist, spricht man automatisch lau-
                                                                      ter“, sagt Huber. Und da muss natürlich auch wiederum
                                                                      der Gesprächspartner mit ein paar Dezibel nachziehen.
Fotos: Lennart Durehed (2), www.whisperwool.at, WEISSWERT/Basel (2)

                                                                      Im Hotel „Die Berge“ in Sölden hat die Architektur für
                                                                      solche Fälle vorsorglich die „Whisperwool“ an der
                                                                      Decke eingezogen, hergestellt aus der Wolle von Tiroler
                                                                      Bergschafen.                                                                                       BELISAR
                                                                                                                                                                         CHRONOGRAPH
                                                                      Vor allem Textilien dämpfen natürlich den Geräuschpe-                                              PILOT
                                                                      gel, manchmal auch ganz zielgerichtet: Wie etwa im Zür-
                                                                      cher Kulturhaus Kosmos, in dem Akustikvorhänge des
                                                                      Herstellers Création Baumann zum Einsatz kommen. Sie
                                                                      segmentieren das offene Gestaltungskonzept nach
                                                                      Bedarf auch akustisch. s

                                                                                              Tipp
                                                                      AKUSTIK & DESIGN. Ein akademischer Lehrgang an der New
                                                                            Design University in St. Pölten. www.ndu.ac.at

                                                                                                                                       w w w. u n i o n - g l a s h u e t t e . c o m
D
                                                                                    ass Romana Zöchling, wenn sie
                                                                                    über ihre Arbeit spricht, nicht der
                                                                                    Versuchung erliegt, von ihrem
                                                                                    kuratorischen Ansatz oder der
                                                                                    kuratierten Zusammenarbeit mit
                                                                                    Künstlern zu sprechen, ist ihr
                                                                                    wahrlich     hoch    anzurechnen.
                                                              Schließlich ist der Kuratier-Sprech heute allgegenwärtig:
                                                              Die einen kuratieren Teilnehmer an Bastelmärkten, die
                                                              anderen Trends, und wahrscheinlich kuratiert – zumin-
                                                              dest im Geiste – sogar der durchschnittlich gut sortierte
                                                              Naturbäcker die Auswahl seiner Ware aus fermentier-
                                                              tem Teig. Über die Berechtigung solcher terminologi-
                                                              scher Feinheiten darf man sich mit dem Urvater des
                                                              grassierenden Kuratierhypes, Hans Ulrich Obrist, unter-
                                                              halten; Romana Zöchling – und um sie geht es hier –
                                                              beansprucht den Begriff für sich jedenfalls nicht.
                                                              Und das, obwohl sie als Designerin des Modelabels Fer-
                                                              rari Zöchling Saison um Saison Motive von Künstlerin-
                                                              nen und Künstlern als zentrales Element in ihre Kollek-
                                                              tionen einbringt. Das tut sie aber nicht mit hochtraben-
                                                              den Allüren oder dem Anspruch, ihre Mode zu subli-
                                                              men Rängen der Kulturproduktion zu befördern, son-
                                                              dern offenbar einfach aus Spaß an der Sache. Freude
                                                              bereitete der jungen Niederösterreicherin das Spielen
                                                              mit Farbe(n) schon während ihrer Kindheit auf einem
                                                              Bergbauernhof: „Ich war vielleicht ein bissl verträumt“,
                                                              sagt sie und erzählt davon, wie sie mit Begeisterung
                                                              Gegenstände nach Farben und Buntstifte nach feinen
                                                              Nuancen sortierte.

                                                              Geschichten erzählen. Dass Romana Zöchlings Mode
                                                              also nicht primär in – oft als avantgardistisch (miss)ver-
                                                              standenem – Schwarz gehalten ist, verwundert wenig.
                                                              Ihr Interesse für Kunst wurde während eines Modestu-
                                                              diums in Wien Hetzendorf unter der künstlerischen Lei-
                                                              tung von Wally Salner und Johannes Schweiger – damals
                                                              noch als Fabrics Interseason – auf neue Bahnen
FARBENFROH. Romana Zöch-                                      gebracht. „Die beiden haben einen anderen Blick auf
lings Kollektionen beeindrucken                               Mode vorgegeben und das Bewusstsein, dass Mode ein
nicht nur Kunstliebhaber.                                     Medium sein kann, um Geschichten anders zu erzäh-
                                                              len“, sagt Zöchling über ihre Ausbildung.
                                                              Nach dem Abschluss des Bachelorstudiums jobbte sie
                                                              eineinhalb Jahre lang im überschaubaren heimischen
                                                              Modebusiness und startete 2013 gemeinsam mit ihrer
                                                              Ko-Labelgründerin Monika Ferrari-Krieger (sie hat die
                                                              Firma mittlerweile verlassen) und dem Fotografen Seve-
                                                                                                                             Foto Installationsansicht: Marianne Vlaschits/courtesy Galerie Nathalie Halgand
                                                              rin Koller den sogenannten Schneiderhof als Ort für
                                                              interdisziplinär ausgerichtetes Kreativschaffen in Wien
                                                              Margareten. „Anfangs war Ferrari Zöchling ein Neben-

                      Tragbare
                                                              projekt; innerhalb weniger Monate hat sich der Fokus
                                                              verschoben. Dass das Interesse da war, hat mir den
                                                              übergroßen Respekt davor genommen, eine eigene

                       Galerie                                Modelinie zu starten“, erinnert sich die Designerin, die
                                                              heute einen eigenen Shop in der Kirchengasse betreibt,
                                                              an ihre Anfänge als Modeunternehmerin.
                                                              Weil Severin Koller im selben Raum arbeitete, entstand
  Mit ihrer Mode betreibt Romana Zöchling                     die Idee zu einem Kunst-auf-Mode-Tansfer: Damals wie
                                                              auch heute noch (Zöchling integriert „vier bis sechs
angewandte Kunstvermittlung und kooperiert                    Motive pro Jahr“ von ihm in ihre Kollektionen) wählt sie
 regelmäßig mit wechselnden Gastkünstlern.                    mit dem befreundeten Fotografen Motive aus, um die
                                                              sie Kleidungsstücke konstruiert. Der Aspekt der Schnit-
                    Text: Daniel Kalt Fotos: Carolina Frank   terstellung ist zentral: Zöchling, die sich als „begeisterte

24   Schaufenster
Handwerkerin“ bezeichnet, entwickelt die Silhouette          LICHT. Eine Installation von
aller Kollektionsteile selbst. Besonders bei komplizierte-   Raphaela Riepl, die zur nächs-
                                                             ten Herbstkollektion beitrug.
ren Motiven arbeitet sie direkt an der Puppe, um die
richtige Form zu finden.
Dass es für ein relativ kleines Modelabel überhaupt
möglich ist, mit Mustern und Farben ein Alleinstellungs-
merkmal zu entwickeln, ist rezenten Entwicklungen im

                                                                                                mo-fr 10-18 uhr / sa 10-13uhr sammelringe ab 1200 euro
Bereich des digitalen Textildrucks geschuldet. Noch vor
zehn Jahren wäre es kompliziert gewesen, Motive wie
die von Zöchling mit saisonal wechselnden Gastkünst-
lern entwickelten auf eine Stoffbahn zu transferieren.
Entweder wäre es schlichtweg unerschwinglich gewe-
sen, die Mindestmenge an zu bestellenden Laufmetern
zu erreichen, oder mit Folien- oder Siebdruckverfahren
hätte sich die Haptik des Textils entscheidend verän-
dert. Leicht schwingende Seidenkleider wären jedoch
kaum zu produzieren gewesen.

Neue Kundenkreise. Nach vier Kollektionen, für die
Romana Zöchling ausschließlich mit Severin Koller
kooperiert hatte, erweiterte sie ihren Kunstradius ab
der Herbstkollektion 2015 und lud Angewandte-Absol-
ventin Hatschepsut Huss (sie studierte Malerei bei
Judith Eisler) zur Zusammenarbeit ein. Die Initiative
entstand aufgrund gegenseitiger Wertschätzung und
persönlicher Sympathie – eine Kombination, die sich bis
heute als gute Grundlage dieser Kooperationen erweist.
Denn Romana Zöchling geht nicht gezielt einen Gale-
rienparcours ab, um neue Partner aus der Kunstwelt zu
finden. „Bislang hat sich alles ganz natürlich ergeben.

                                                                                                dorotheergasse 6-8, Mezzanin 1010 wien + 43 1 533 90 19
Ich bin auf die Arbeit von jemandem gestoßen, den ich
zugleich oft über den erweiterten Freundeskreis
kannte“, sagt sie. Da man „nie genau weiß, wie jemand
tickt“, sei es auch immer ein wenig heikel, jemanden zur
Zusammenarbeit einzuladen. Es ist ihr zwar noch nie
passiert, dass jemand den Kontakt zur Modewelt               SAUGUT. Im Atelier hängt auch
gescheut hätte, möglich ist aber alles.                      eine Arbeit der aktuellen „Gast-
„Von Marianne Vlaschits wusste ich aber zum Beispiel,        künstlerin“ Marianne Vlaschits.
dass sie sich für Mode interessiert“, sagt Zöchling über
die Künstlerin, deren Motive Teil ihrer Sommerkollek-
tion 2018 sind. Darum war es Vlaschits auch ein Anlie-
gen, eigens für Ferrari Zöchling ein neues Motiv zu ent-
                                                             „Bislang haben
wickeln – in anderen Fällen sieht sich Zöchling auch im
Archiv von Künstlern um und wählt Motive aus, die
                                                                 sich die
leicht variiert als Stoffdruck geeignet sein könnten.
Ein Nebeneffekt der fortlaufenden Kooperationen ist
                                                              Projekte ganz
die parallel in die Gänge gekommene Sammlertätigkeit            natürlich
von Romana Zöchling. Von einigen ihrer Gastkünstler
sind Arbeiten in ihren Besitz übergegangen, manchmal            ergeben.“
tauscht man Mode gegen Kunst. Eine Lichtinstallation
von Raphaela Riepl, die an der Herbstkollektion 2018
beteiligt sein wird, ist etwa noch nicht ganz (in Mode)      „A NEW HOME“. Noch bis 21.4.
abbezahlt. Dass andere Sammler aufgrund der kunstsin-        sind Arbeiten von Vlaschits in
                                                                                                www.seitnerschmuckwerkstatt.com

nigen Kollektionen auf ihr Label aufmerksam werden,          der Galerie Halgand zu sehen.
schließt Romana Zöchling nicht aus: „Bei Mari-
anne Vlaschits war das bestimmt der Fall. Auch
bei Hatschepsut Huss sind ehemalige Professoren
vorbeigekommen, um sich ihre Arbeit im Mode-
kontext anzuschauen.“ Und auch wenn Zöchling
selbst ihre Kollektionen nicht als Ausprägung
eines erweiterten Kunstschaffens sieht – vielleicht
entsteht im Geheimen da oder dort ja schon eine
Ferrari-Zöchling-Modesammlung. s
SCHMUCK

                                                                                              Glanz & Gloria
                                                                                                        von Daniel Kalt

                                                                                          „Wer, wenn nicht wir, soll zum Klimt-
                                                                                          Jubiläumsjahr beitragen?“, konnte man es
                                                                                          zuletzt im Showroom von Frey Wille raunen
                                                                                          hören. Und es stimmt ja: Wer, wenn nicht
                                                                                          das Wiener Schmuckunternehmen mit
                                                                                          seiner ungeheuerlichen Expertise im Be-
                                                                                          reich der Feueremaille, sollte heuer eine
                                                                                          Klimt-Hommage in Kollektionsform vor-
                                                                                          legen? Nur 999 Kundinnen (oder Kunden,
                                                                                          man weiß nie) werden sich aber glücklich
                                                                                          schätzen können: So viele Stücke wurden
                                                                                          nämlich insgesamt von den fünf Modellen
                                                                                          der Jubiläumskollektion aufgelegt. Vorlage
                                                                                          oder, um beim Hommagegedanken zu
                                                                                          bleiben, Inspirationsquelle war das Stoclet-
                                                                                          Fries, wobei man sich diesmal sogar darin
                                                                                          übte, vier verschiedene Goldtöne neben-
                                                                                          einander zu verarbeiten.
                                                                                          Während Klimt in der Ästhetik der Frey-Wil-
 WANDELBAR. Als Tochter von Jude Law und Sadie Frost hat
                                                                                          le-Kollektionen schon länger seine Spuren
 man einen gewissen Publicity-Startvorteil: Kein Wunder also,
 dass Iris Law als „Mix & Match“-Testimonial von Tiffany zeigen                           hinterlassen durfte, wird im Mai erstmals
 darf, wie sich etwa die „Hardwear“-Kollektion jung tragen lässt.                         eine Hommage an Vincent van Gogh lan-
                                                                                          ciert: Emaille-Kunsthandwerkerin Gisela
                                                                                          Braun veranschaulichte, wie sie im nicht
                                                                                          wenig umfassenden Werk des Expressionis-
                                                                                          ten eine geeignete Vorlage suchte und in
                                                                                          dem Gemälde „Amandier en fleurs“ (Man-
                                                     Hochkarätig                          delbaum in Blüte) fündig wurde. Um das –
                                                                                          nicht mehr urheberrechtlich geschützte –
                                                                                          Motiv in ein Schmuckstück zu übersetzen,
                                                                                          brauchte es einiges an Tüftelei. Und natür-
                                                                                          lich die Zustimmung von Firmenchef Fried-
                                                                                          rich Wille. Beide Übungen gelangen. „Hom-
                                                                                          mage à van Gogh“ wird im Mai lanciert.
                                                                                          Schaufenster.DiePresse.com/jewels

                                                   HART UND HERZLICH. Hart sind
                                                   sie, aber nur, weil der härteste al-
                                                   ler Edelsteine hier verarbeitet ist.
                                                   Die Herzlichkeit hingegen sieht
                                                   man ihnen an: Die „Mein Herz“-
                                                   Ringe sind Teil einer Kollektion,
                                                   mit der Wellendorff sein 125-jäh-
                                                                                                                                         Redaktion: Daniel Kalt. Fotos: Beigestellt

                                                   riges Bestehen feiert. Während
      GESCHMEIDIG. Für die                         die drehbaren Ringe charakteris-
      Kollektion „Wachgeküsst“                     tisch für die Marke sind, handelt
      kooperierte die Münze                        es sich hier nach eigenen Anga-
      Österreich mit Dorotheum                     ben um den schmalsten drehba-
      Juwelier. Das Sonnenmotiv                    ren Ring der Welt und somit um
      dieser Ohrgehänge beruht                     eine Meisterleistung.                  JUBILAR. Frey Wille leistet einen streng
      auf einem alten Stempel.
                                                                                          limitierten Beitrag zum Klimt-Gedenkjahr.

26   Schaufenster
UHREN

                        Patek Philippe versteht es wie keine andere Manufaktur, komplizierte wie kunstvolle
                       Uhren herzustellen. So auch die gerade in Basel vorgestellte Weltzeit-Minutenrepetition.
                                                                      Text: Alexander Pfeffer

                                                                                                                                     Für jedes Zifferblatt
                                                                                                                              braucht der Emaillekünstler
                                                                                                                                       fast zwei Wochen.

                                                   P    atek Philippe war bei der gerade zu Ende
                                                        gegangenen Baselworld tonangebend. Und
                                                   zwar mit der „Referenz 5531R“. Hinter diesem
                                                                                                       lige Ortszeit erklingen, die ihr Besitzer mithilfe
                                                                                                       des Zeitzonendrückers schnell und unkompli-
                                                                                                       ziert eingestellt hat. Möglich macht dies das
                                                   Zahlencode verbirgt sich ein Zeitmesser, der        neue automatische Uhrwerk Kaliber R 27 HU.
                                                   auf der ganzen Welt die Ortszeit erklingen lässt.   Nicht weniger als 462 Einzelteile braucht es für
                                                   „Diese Kombination ist in der Uhrmacherei bis-      dieses Kunststück, das komplett in den Haute-
                                                   her einzigartig und hat uns bei der Entwick-        Horlogerie-Ateliers der Manufaktur gefertigt
                                                   lung mehrere Jahre Kopfzerbrechen bereitet“,        wird. Weiters bemerkenswert: Die mitteleuro-
                                                   erklärte Patek-Philippe-Präsident Thierry Stern     päische Zeitzone wird hier durch Genf reprä-
                                                   dem „Manager Magazin“. Weltpremiere feierte         sentiert – eine Referenz auf das Zifferblatt. Zu
                                                   die „5531R“ als Special Edition übrigens vergan-    sehen ist dort das Lavaux-Weinbaugebiet am
                                                   genen Sommer auf der großen Markenausstel-          Genfersee, das zum Welterbe der Unesco zählt.
                                                   lung in New York, nun wird sie Bestandteil der      Allein für jedes dieser Cloisonné-Zifferblätter
                      PATEK PHILIPPE hat einen     ständigen Kollektion. Die Innovation der Welt-      braucht der Emaillekünstler fast zwei Wochen.
Fotos: Beigestellt.

                      Zeitmesser geschaffen, der   zeit-Minutenrepetition: Sie lässt im Gegensatz      Den Preis der Uhr gibt es bis jetzt nur auf
                      auf der ganzen Welt die      zu allen anderen Uhren dieses Typs nicht die        Anfrage, er soll jedoch bei circa 500.000 Euro
                      Ortszeit erklingen lässt.    gleichbleibende Heimatzeit, sondern die jewei-      liegen. s

                                                                                                                                          Schaufenster   27
GOURMET

                    Aufgedeckt

ZIEGELARBEIT. Ein Butterschieber als Beruf für Kaufruf-Porzel-
lanfiguren ist nicht überliefert. Diese Funktion übernimmt heute
eine Edelstahlbox in Butterziegelformat samt Schieber. Mit des-
sen Hilfe befördert man das köstliche Fett ohne Fettfinger und
kann hauchdünne Scheiben abschneiden. 60 Euro, biber.com

                    Kostnotiz
                                                                   Pulled Pork mit Tomaten-Bier-Sud
           E    r hat die Art, Wein zu kaufen,
                hierzulande zweifellos geprägt:
           Heinz Kammerer, der seit den 1970er-
                                                                                                   (für 4 Portionen)

           Jahren Flaschen sammelt, hat vor 25                     • 1,2 kg Schweinsnacken mit               Tomaten legen, Form mit einem
           Jahren Wein & Co gegründet und in                       Knochen                                   Deckel oder Alufolie verschließen.
           Wien, Linz und Graz Filialen eröffnet.                  • 4 Knoblauchzehen, 1 TL Salz             Zehn Stunden garen. Das Fleisch
           Schon 1998 folgte der Onlineshop.                       • 3 getrocknete Chilischoten              sollte sehr weich sein und sich leicht
           Den Auftakt zu den Firmen-Jubilä-                       • 2 EL rosenscharfes Paprikapulver        vom Knochen lösen. Mit einer Gabel
           umsfeierlichkeiten bilden zwei Veran-                   • 3 Zwiebeln                              auseinanderzupfen, mit Fleur de Sel
           staltungen mit der Winzerin Gaia                        • 50 g getrocknete Tomaten                und Pfeffer würzen, zusammen mit

                                                                                                                                                      Redaktion: Anna Burghardt, Fotos: Manuela Rüther, AT Verlag (2), WEIN & CO, beigestellt
           Gaja am 12.4.: Ein Lunch mit Spitzen-                   • 50 ml Bier                              dem Biersud servieren.
           weinen um 12.30 Uhr und ein Semi-                       • Fleur de Sel, schwarzer Pfeffer
           nar ab 18.00 Uhr, beides in der Filiale
           Stephansplatz in der Jasomirgott-                       Backrohr auf 100 Grad vorheizen.
           straße. www.weinco.at/event                             Fleisch kalt abwaschen, trocken
                                                                   tupfen. Eine Knoblauchzehe bei-
                                                                   seitelegen, die restlichen drei fein
                                                                   hacken, mit etwas Salz zu einer
                                                                   Paste verreiben. Chilischoten nach
                                                                   Belieben entkernen, hacken und mit
                                                                   der Knoblauchpaste, dem restli-
                                                                   chen Salz und dem Paprikapulver           „Second Cuts“ lautet der Untertitel
                                                                   mischen. Fleisch mit dem Rub ein-         dieses inspirierenden Kochbuchs.
           GAST. Gaia Gaja hat mit Schwester                       reiben. Die beiseitegelegte Knob-         Rezepte wie Onglet mit Rotwein-
           Rossana das Weingut Gaja von Vater                      lauchzehe in Scheiben, Zwiebeln           schalotten, Ochsenschwanzprali-
           Angelo übernommen. Anlässlich von 25                    und Tomaten in Streifen schneiden.        nen, Grüne Markknödel. Manuela
           Jahren Wein & Co kommt sie nach Wien.                   Alles in einer ofenfesten Form ver-       Rüther: „Backe, Brust und Bauch“,
                                                                   teilen. Bier angießen, Fleisch auf die    AT-Verlag, 30 Euro.

28   Schaufenster
© Hundertwasser Architekturprojekt

                                               teste
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                                                re
                                       Ö s t er

                                                  Sommervorfreude …
                                                  Das Paradies liegt um die Ecke. Ein Hauch von Sommer.
                                                  Einfach schön. Egal, wie das Wetter ist.

                                                  HIMMELBLAU ab € 98,-

Rogner Bad Blumau · Steiermark · Tel. +43 (0) 3383-5100-9449 · urlaubsschneiderei@rogner.com · blumau.com
KRYPTA. Refettorio
Paris: die Krypta der
La Madeleine.

                        ÜBERBLICK. Maxime
                        Bonnabry-Duval leitet
                        das Projekt vor Ort.                            Fotos: JR, shehanhanwellage (3), Caritas Amrosiana (2)

KREATIVES TEAM.                                 SPENDE. Man kocht
Massimo Bottura (l.)                            mit übrig gebliebenen
und der Künstler JR.                            frischen Zutaten.

30   Schaufenster
Zutat Nummer
                                         eins: „Kultur!“
                                   Soziales Kochen in der Krypta der Kirche La
                                   Madeleine in Paris: Massimo Bottura hat sein
                                            viertes Refettorio eröffnet.
                                                             Text: Anna Burghardt

G
                     espendete frische Lebensmittel, die                            for Soul auf die Beine stellt, sieht er nicht als Sozial­,
                     ansonsten in den Müll gewandert                                sondern als Kulturprojekte. Seine Auffassung von Refet­
                     wären – 130 Kilo täglich –, ein pro­                           tori (bisher in Mailand, Rio de Janeiro, London und nun
                     minenter Platz mitten in Paris, ein                            Paris): Es sollen Orte der Versorgung sein – explizit
                     hyperaktiver italienischer Spitzen­                            nicht nur der kulinarischen, sondern auch der kulturel­
                     koch und berühmte Gastköche: Das                               len. Schon im ersten Refettorio, das im Rahmen der
                     sind die Zutaten für das jüngste                               Weltausstellung 2015 in Mailand ins Leben gerufen
Refettorio der Organisation Food for Soul. Massimo Bot­                             wurde und Lebensmittelüberschüsse der Expo nützte,
tura, dessen Osteria Francescana in Modena im Jahr                                  sollte bei den Gästen der Sinn für Kunst angesprochen
2016 zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde, hat                               werden, der laut Bottura jedem Menschen innewohnt.
Mitte März sein viertes Refettorio eröffnet: ein Lokal für                          Im Buch „Bread is Gold“ hat er die Erkenntnisse aus
Bedürftige, eine elaborierte Version einer                                                      dem Refettorio Ambrosiano übrigens
Suppenküche. Die Krypta der Kirche La                                                           zusammengefasst, samt zahlreichen Rezep­
Madeleine im achten Arrondissement wurde          Würde für Lebens-                             ten für Gerichte aus einfachen Zutaten wie
vom Architekten Nicola Delon und dem Inte­                                                      Brot.
rior­Designer Ramy Fischler zu einem stim­        mittelreste, Würde                            In seinen unzähligen Interviews sagt der
mungsvollen Speisesaal umgewandelt, in
Zusammenarbeit mit Künstlern wie dem Ehe­         für ausgegrenzte                              kunstsinnige, oft in Gucci gekleidete Italiener
                                                                                                stets fast wortgleich dasselbe, spricht mit
paar Prune Nourry und JR, das das Gewölbe
der Krypta etwa mit aufgehängten Wolken                 Gäste.                                  wilden Gesten und eindringlichem Blick
                                                                                                durch seine Hornbrille von der Schönheit
betont. Die gemeinnützige Organisation von                                                      der Revolution, von Nahrung für die Seele.
Bottura und seiner Ehefrau Lara Gilmore gibt hier in                                Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung enthält
Kooperation mit dem Restaurant Foyer de la Madeleine                                für ihn auch den Aspekt Würde: Übrig gebliebenen
und freiwilligen Helfern täglich 100 dreigängige Abend­                             Lebensmitteln soll ihre Würde zurückgegeben werden –
essen an Bedürftige aus – „und für jeden ein Lächeln                                ebenso wie es mit hochwertigen Mahlzeiten auf schö­
dazu“. Das Restaurant Foyer de la Madeleine sorgt                                   nem Geschirr bei den im Alltag oft ausgegrenzten Refet­
bereits seit 40 Jahren für günstige Mahlzeiten, Bedürf­                             torio­Gästen geschieht. s
tige haben bisher nur einen Euro gezahlt.

Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Bei der
Eröffnung des Refettorio Paris standen Frankreichs Gas­
tro­Superstars Alain Ducasse und Yannick Alléno am
Herd, für die nächste Zeit sind Gastköche wie Pascal Bar­
bot, Daniel Humm oder Michel Troisgros angekündigt.
Sie kochen in der Krypta wie auch bei den anderen drei
Refettorio­Projekten mit übrig gebliebenen Zutaten, die
unter anderem von der Supermarktkette Carrefour, der
Tafel Banque Alimentaire oder Phenix zur Verfügung
gestellt werden. Letzteres ist ein Start­up, das sich, wie
auch Massimo Bottura selbst, dem Kampf gegen Lebens­
mittelverschwendung verschrieben hat und eine Dreh­
scheibe für überschüssige frische Lebensmittel bildet –
„ein zweites Leben für Produkte“ lautet das Motto.                                                  DER ANFANG. Das
Die wichtigste Zutat prinzipiell ist in Massimo Botturas                                            erste Refettorio befin-
Augen aber eine kalorienlose: „Kultur!“ Was er mit Food                                             det sich in Mailand.

                                                                                                                                 Schaufenster   31
Im Keller
                                                                                                           von Gerhard Hofer

                                                                                                Toni Söllner steht im Gemüsebeet, greift
                                                                                                aber dennoch zum Handy. „Was gibt es
                                                                                                Neues in Gösing?“, frage ich. „Was soll es
                                                                                                in Gösing Neues geben?“, antwortet er
                                                                                                und lacht. Sagen wir einmal so: Söllner
                                                                                                zählt nicht zu den Plaudertaschen unter
                                                                                                den Winzern. Er macht am Wagram sein

                                Lokal-Kolorit                                                   Ding, biodynamisch und akribisch. Aber
                                                                                                Showman wird aus ihm keiner mehr. Die
                                    von Anna Burghardt
                                                                                                Ausdrucksstärke überlässt er seinen Wei-
                                                                                                nen. Etwa dem „Grünen Veltliner Hengst-
                                                                                                berg 2017“. Ein noch etwas verhaltener
                         Tartines und Weinhimmel.                                               Wein, der erst nach drei, vier Tagen im
                                                                                                Kühlschrank aufmacht. Schöne Balance
                                                                                                zwischen Säure und Frucht. Weniger Alko-

Z    wei beste Freunde, die wegwollten
     aus Sales und Controlling, ein Faible
für spannende Weine haben – und offen­
                                                 mit einem Hauch von Stangensellerie,
                                                 Wildsalat und Zitronenzesten auffrischt
                                                 und mit Pistazien und Labneh ergänzt
                                                                                                hol ist mehr. Ein burgundischer Wein. „Das
                                                                                                kommt vom Boden“, sagt Söllner. Hoher
                                                                                                Kalkgehalt. Ansonsten gibt es nicht viel
bar wissen, dass im Wettbewerb kleinste          (11,90 €). Pastrami kombiniert sie mit Fen­    Neues in Gösing. Söllner hätte gern noch
Details zählen: eine gute Ausgangsposition       chel, Senf und Kresse. Gehobelte bunte         ein paar Schafe mehr. Aber vorerst hat
für das Dasein als Neogastronomen. Chris­        Rüben, Zitronenthymian, Majoran und            das Greißlerprojekt seiner Frau Vorrang.
tina Nasr, davor bei den Vereinigten Büh­        Ricotta bevölkern eine spontan erfundene       Gemeinsam renovieren sie die alte Dorf-
nen Wien, und Andreas Schwarz, zuletzt           Tartine. Überhaupt, dieser Ricotta: Nach       greißlerei und machen daraus zwei klei-
bei Novomatic, haben die Alma Gastro­            einem solchen hat Nasr lange gesucht.          ne, feine Gästezimmer. Ein bisschen was
thèque im vierten Bezirk eröffnet. Sie in        Geworden ist es der flockenleichte Schaf­      tut sich eben immer bei Söllner. Auch
der Küche (und viel bei den Gästen), er im       ricotta der oberösterreichischen Sennerei      wenn es eigentlich nichts Neues gibt.
Service. Der Steinintarsienboden der Vor­        Milchmäderl. Dieser ist auch als Apero­        Toni Söllner, „Grüner Veltliner Hengst-
gänger musste – zum Glück! – bleiben,            Gericht zu haben, mit ein paar Streifen        berg“, 11 € bei www.wagners-weinshop.com
ansonsten wurde umgestaltet: pastellfar­         Öfferl­Brot serviert: Ricotta, Zitrusschale,
bene Glasleuchten, ein Riesenspiegel, der        ein Hauch geschmorter Knoblauch, Peter­
früher ein Fabriksfenster war, dunkel­           silöl, großartig. Ein weiterer Happen auf            Vom Greißler
blaue Stoffbänke. Auf den Tischen Ranun­         Pergamentpapier: ein gekochtes Ei mit
keln und Emaillemilchtöpfe für das Be­           Rote­Rüben­Salz und dem Nuss­Gewürz            Was das wohl sein mag? Ein kleiner Tipp:
steck. Letzteres ist eines der wenigen           Ducca (3,90 €). Die Quiche mit Sellerie        In dieser schwarzbraun-violetten Kugel       Redaktion: Anna Burghardt, Fotos: Carolina Frank (3), beigestellt
Dinge, die die Alma Gastrothèque mit im          und Lauch punktet mit dünnem, dunkler          steckt ein halbes Kilo Weintrauben. In
Freestylemodus betriebenen Hipsterloka­          gebackenem Splitterbutterteig, die Bitter­     Form von fest geliertem Aceto Balsamico
len gemein hat. Nasr und Schwarz mögen           salate dazu sind gekonnt mariniert. Aro­       di Modena nämlich. Diese Kugeln, die
Quereinsteiger sein, sie agieren jedenfalls      matisch eher neutral gerät der Grießflam­      man hobeln soll (vorstellbar als Objekt
als Gastronomen auffallend professionell;        meri (außerdem: noch einmal Getreide)          der Behobelung sind etwa Carpaccio,
beginnend beim Vermeiden eines unre­             mit mazerierten Taroccoorangen. Bleibt         Ofengemüse oder Frischkäse, alles, was
flektierten Du. Die Speisekarte dreht sich       noch die Getränkekarte, die unter ande­        einen Tick milder Säure verträgt) sind
vor allem um Tartines, hierzulande besser        rem zig interessante und allesamt offen        wohl nichts für traditionell veranlagte
als belegte Brote bekannt – aber was für         ausgeschenkte (!) Weine listet: Dinge wie      Italo-Puristen. Wobei die Zutaten einer
welche! In der schmalen Küche bereitet           Malvasia­Schaumwein oder Speckbirnen­          solchen Kugel sehr pur anmuten: Balsa-
Christina Nasr Beläge wie ein mit Curry          schaumwein in Gabriel­Gläsern. Wird man        mico und das Algengeliermittel Agar
cremig mariniertes Zupfhuhn vor, das sie         eben wiederkommen müssen. s                    Agar, sonst nichts. Balsamico-Ku-
                                                                                                gel zum Reiben um 9,50 Euro bei
                                           Info                                                 Casa Caria, Schot-
 Alma Gastrothèque, Große Neugasse 31, 1050 Wien, Tel.: +43/(0)1/997 44 46, Di–Sa: 16–24 Uhr.   tenfeldgasse 48a,
                Mehr Kolumnen auf: Schaufenster.DiePresse.com/lokalkolorit                      1070 Wien.

32   Schaufenster
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                                                                                                                 www.gruber-sauna.at
AOSHIMA. Kürbis von Yayoi Kusa-
ma in Naoshima. Mehrere Inseln
im japanischen Meer bilden eine
weite Museumslandschaft.

                                  LEOPOLDSTADT. U-Bahn-Durch-
                                  gang Herminengasse. So auch der
                                  Titel der Arbeit von Michaela
                                  Melián. Initiiert von KÖR.

34   Schaufenster
Figuren, Steine, Zeichen:
                                                                        Kunst am Wegesrand
                                                          Schön, wenn der Spazierwanderer weiß und versteht, was er da sieht. Aber es
                                                           tangiert auch so: Skulpturenparks, Land-Art, Kunst im öffentlichen Raum.
                                                                                      Text: Madeleine Napetschnig
Fotos:imago/westend61, KÖR/Iris Ranzinger, NBTC

                                                  FLEVOLAND. Antony Gormleys
                                                  „Exposure“ (2010) überragt
                                                  flachestes Kunst-Land.

                                                                                                                                   Schaufenster   35
GREAT SALT LAKE. R. Smithsons „Spi-
ral Jetty“, ein Initialwerk der Land-Art.

GRAZ. Michael Schusters Betonboot           GRAFENEGG.
im Österreichischen Skulpturenpark.         Architektur-
                                            skulptur: „Wolke
                                            7“, Next-Enterpri-
                                            se-Architects.

                                                                 Fotos: istock/ Eric Broder Van Dyke, David Auner, Lukas Schaller, Allan Pollok-Morris/Courtesy Jupiter Artland
                                            SCHOTTLAND.
                                            Charles Jencks
                                            künstliche Land-
                                            schaft im Jupiter
                                            Artland.

36   Schaufenster
J
                e nach Blickwinkel interpretiert der Spa-    Repräsentation, Erbauung oder schlicht des Dekors
                ziergänger die Hockstellung von Antony       wegen als Teil der Landschaftsarrangements sah. Hier
                Gormleys Figur ein wenig anders: versun-     wird das Objekt im Freien demokratisch, vermittelt
                ken, dynamisch oder schlicht beschäftigt.    unterschiedslos: Seht mich an, befühlt, besetzt, betretet
                Auch für Gormley, der mit seinen Men-        mich.
                schendarstellungen immer wieder über         Letzteres gilt für einige Figuren im „Giardino dei Taroc-
                die Maßstäblichkeit hinaus oder in Serie     chi“ im toskanischen Capalbio tatsächlich. Niki de Saint
(etwa „Horizon Fields“ im Bergenzerwald, 2010–2012)          Phalles Figuren aus kleinteilig verfliestem Spritzbeton
agiert, hat der Riese am Wasser eine beachtliche Dimen-      sind mitunter so groß, dass der Besucher sie von innen
sion: Der Kerl misst 25 Meter und wiegt 60 Tonnen. Sein      betrachten kann (die Künstlerin hatte in den 1960er-Jah-
Fleisch und Blut sind Tausende Metallstäbe und kom-          ren einmal eine ihrer Riesenfrauen bewohnt). Ihr Gar-
plex berechnete Verbindungen, eine Matrix auf Basis          tenkunstwerk ist ein Kind der 1970er-Jahre: Ein originel-
eines physischen und digitalen Modells. Dazu die fri-        les Ensemble aus kuriosen, freundlichen Figuren zwi-
sche Meeresluft, die die Figur behaucht. Weithin sicht-      schen üppigen Pflanzen, jede einer Tarotkarte zugeord-
bar hat ihr Schöpfer sie auf einen schmalen Streifen         net. Ungeachtet dessen, ob man den Geist der Ära mit-
Land gesetzt und sie nach 18-monatigem Wachstum              denkt oder nicht, wirkt das Ensemble einnehmend bis
„Exposure“ getauft.                                          berauschend ob seiner Skurrilität, seines Humors und
                                                             seiner Lebendigkeit. De Saint Phalle dachte hier gesamt-
Observatorium und Spirale. Der Standort unweit des           kunstwerkhafte Ideen weiter, steht in der Tradition von
niederländischen Lelystad ist ein Kunstort in doppeltem      Gaudis Parc Güell genauso wie in jener des grotesken
Sinne: Vor 100 Jahren (heuer feiert man Jubiläum) trotz-     historischen Gartens Sacro Bosco.
ten die Niederländer der Zuidersee, die weit ins Land
hineinschnitt, viele Quadratkilometer Boden ab. Durch        Freilichtmuseum und Skulpturenpark. Der Anspruch,
einen großen Deich wurde ihr Wasser vom Meer abgerie-        nicht ein einzelnes Objekt an der Frischluft zu inszenie-
gelt, per Gesetz. Polder für Polder, Deich für Deich         ren, sondern sein Umfeld in einen gestalterischen
wurde angelegt, Siedlungen, Städte, Landwirtschaften         Zusammenhang zu stellen, ist ein hehrer. Ein nahes Bei-
errichtet. Das Ingenieurskunstwerk rund um Flevoland         spiel sind die Objekte, die sich bei längerer Wander-
fällt dem Betrachter nicht so sehr ins Auge, denn dazu       schaft durch den Schlosspark von Grafenegg entdecken
fehlt ihm buchstäblich die Größe (oder die Drohne). Die      lassen, Installationen auf Sichtachsen oder versteckt
in die Landschaft eingestreuten Kunstwerke verfehlen         zwischen Blättern, dazu Architektur, die sich skulptur-
ihre Wirkung jedoch nicht. Seit Beginn der                              haft einfügt, der „Wolkenturm“ und der kleine
1970er-Jahre entstanden hier in großen
Abständen Arbeiten von Weltrang (etwa von
                                               Objekte im Freien        Pavillon „Wolke 7“. Schloss, Park, Konzertku-
                                                                        lisse: alles über viele Jahre gewachsen.
Richard Serra und Daniel Libeskind). Bild-
hauer und Konzeptkünstler Robert Morris
                                               sind demokratisch.       Ein umfassendes Konzept erlebt der Kultur-
                                                                        reisende in Japan: Auf Naoshima und weite-
hob als Erster einen Trichter aus, errichtete
nach Vorbild von Stonehenge ein „Observa-
                                                Sie brauchen kein       ren kleinen Inseln wurden Museen errichtet,
                                                                        Kunstwerke und experimentelle Bauten in die
torium“, mit dem das Stedelijk-Museum aktu-
elle Entwicklungen in der bildenden Kunst
                                                   Entree, kein         Landschaft gepflanzt. Am Kai begrüßt ein
                                                                        Kürbis von Yayoi Kusama den Gast, ansteuern
zeigen wollte: Die hatte sich vom Tafelbild
verabschiedet und experimentellen Freifor-
                                                  Podest, keine         wird dieser das von Tadao Ando in den Boden
                                                                        versenkte Chichu-Museum auf dem höchsten
men zugeneigt. Baute der Amerikaner in der       Absperrkordel.         Punkt der früheren Fischerinsel Naoshima.
dem Wasser abgetrotzten Erde eine archai-                               Man braucht Tage hier, um alles zu sehen.
sche Zeiterfassungsanlage, schichtete Robert                            Komprimierter erlebt der Besucher Plasti-
Smithson, ebenfalls ein Minimalist, mit Steinen und          sches im Österreichischen Skulpturenpark südlich von
Schotter im Großen Salzsee in Utah einen Damm auf: Die       Graz. Auf dem Gelände der früheren Gartenschau und
spiralförmige Mole, „Spiral Jetty“, wirkt noch mehr aus      einer noch früheren Deponie verteilen sich an die 70
der Zeit gefallen und zugleich so sichtbar aus der Natur     gewichtige Arbeiten: Kreuze von Yoko Ono („Painting to
heraus entwickelt. Dieses Werk der Land-Art von 1970         Hammer a Nail in/Cross Version“), ein Betonboot von
existiert noch immer – meist von Wasser überspült, nur       Michael Schuster, ein fettes Auto von Erwin Wurm.
aus der Luft sichtbar, mitten im Nichts.                     Arbeiten, die die Leistungen vor allem des österreichi-
Frei von Zwängen des tradierten Materials oder Drama-        schen Kunstbetriebs abbilden, von Boeck bis Zobernig.
turgie, abgehoben von der Zweidimensionalität, ent-          Die Objekte ordnen sich der Landschaftsarchitektur
standen Kunstwerke mitten in der Natur, mitten im            unter: Wäldchen, Lotos, Rosen komplettieren das Set-
öffentlichen Raum. Nicht im privilegierten Sinne einer       ting, das kein Indoor-Pendant braucht. Und das in der
aristokratischen Gartenkunst, die Kunstwerke zwecks          Tradition vieler Skulpturenparks und Kunstpfade steht,         →
                                                                                                        Schaufenster   37
TOSKANA. Niki                                                                           ULM. Den Kunst-
    de Saint Phalle                                                                         pfad bei der Uni
    pflanzte in einen                                                                       säumen unter
    Garten riesen-                                                                          anderem Arbei-
    hafte Tarot-                                                                            ten von Max Bill.
    Figuren.

    HUMLEBÆK. Im
    Garten des Loui-
    siana Museum of
    Modern Art: Kim
    Hansen u.a.

                                                                                                                Fotos: imago/imagebroker, Kim Hansen/Louisana Museum of Modern Art, Kamahele (eigene Arbeit) [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.orglicensesby-sa3.0dedeed.en)], via Wikimedia Commons
→   die seit der Nachkriegsmoderne auf Brachen, Ufern, in
    urbanen Zwischenräumen, im Umkreis von Institutio-
    nen oder mitten im Gelände entstanden sind. Vor allem
                                                                            Im Freien
    die botanische Ausstattung macht die Areale reizvoll:              Land Art Flevoland: Von Welt-
    Das Spiel mit dem Gewachsenen, in das die Hand des                 rang. www.landartflevoland.nl
    Künstlers manchmal radikal eingreift, wie etwa Charles             „Spiral Jetty“: Land-Art-Ikone in
    Jencks im großartigen Jupiter Artland nahe Edinbo-                 Utah. Verwaltet von der Dia Art
    rough. Oder die Erweiterung der Objekte durch einen                Foundation. www.diaart.org
    bedeutenden Kulturbetrieb: Museen wie das Louisiana                Giardino dei Tarocchi: Niki de
    im dänischen Humlebæk verfügen über größere Skulp-                 Saint Phalles Figurengarten.
    turengärten (siehe oben).                                          ilgiardinodeitarocchi.it/de
                                                       Man kann        Naoshima: Kunst-Landschaft
    Begegnung. Ganz frei zugänglich wird Kunst                         auf mehreren japanischen
    oft im Stadtraum. In Wien ist es die Institu-  weitergehen. Aber   Inseln. benesse-artsite.jp/en
    tion KÖR (Kunst im öffentlichen Raum), die                         Österreichischer Skulpturen-
    Kunstwerke oft auch an kunstfernen Orten          auch stehen      park: bei Graz. www.museum-
    ermöglicht     und     Passanten    Themen,                        joanneum.at/skulpturenpark
    Geschichten, Ideen mit auf den Weg gibt.       bleiben, staunen.   Louisiana Museum of Modern
    Manche dieser über ganz Wien verstreuten                           Art: 35 Kilometer von Kopen-
    Arbeiten sind temporär, manche bleibend.                           hagen. www.louisiana.dk
    Vor allem dann, wenn das Kunstwerk seinen Ort erklärt              KÖR: Kunst im öffentlichen
    und inhaltlich erweitert. Wer also heute durch den Auf-            Raum in Wien. www.koer.or.at
    gang der U2 in die Leopoldstadt geht, wird folgerichtig            Grafenegg: Park, Schloss, Kon-
    mit der Geschichte der früheren jüdischen Bewohner                 zertgelände. www.grafenegg.com
    konfrontiert (Seite 34). Man kann weitergehen. Aber                Kunstpad an der Uni Ulm:
    auch stehen bleiben, schauen, nachdenken. Kunstbe-                 www.uni-ulm.de
    trachtung im öffentlichen Raum und an der frischen
    Luft steht jedem frei. s

    38   Schaufenster
Kneissl-Reisende wandern mehr ...

Island, Kerlingarfjöll © Dirk Bleyer

Der klassische Jakobsweg                                                     Wanderparadies Bulgarien
+ tägliche Kurzwanderungen                                                   Pirin Nationalpark - Rhodopen - Rila-Gebirge
19. - 27.5., 15. - 23.8., 29.9. - 7.10.2018 Flug ab Wien, Bus, meist         9. - 16.9.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, meist ****Hotels/
****Hotels/meist HP, Eintritte, RL                          ab € 1.630,–     meist VP, Weinkost, Eintritte, RL                       € 1.010,–

Blumeninsel Madeira                                                          Wandern in den Baltischen Staaten
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12. - 19.7., 9. - 16.8., 18. - 25.10.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus,        HP, Moorschuhwanderung, Eintritte, RL                       € 1.740,–
****Hotel/HP, Eintritt, RL                                     € 1.290,–

                                                                             Wandern in Irland
Azoren - die 4 schönsten Inseln                                              8. - 17.8. (Norden), 19. - 29.8.2018 (Südwesten) Flug ab Wien,
Sao Miguel - Sao Jorge - Pico - Faial                                        Bus/Kleinbus, meist ***Hotels u. 1x Gästehaus/meist HP,
14. - 22.5., 18. - 26.8., 6. - 14.10.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus,        Bootsfahrt, Eintritte, RL                              ab € 1.930,–
*** u. ****Hotels/HP, Eintritte, RL                        ab € 1.850,–

                                                                             Wandern in Island
Cilento: Wandern, Kultur & Genuss                                            13. - 28.7.2018 Flug ab Wien, Geländebus, Schlafsackquartier/
6. - 13.10.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, ****Hotel/HP,                    meist VP, 2x Hotel/NF, Eintritt, RL                    € 3.490,–
Bootsfahrt, Eintritte, RL                               € 1.380,–

                                                                             Russland: Höhepunkte Kamtschatkas
Wandern auf Kreta                                                            8. - 23.8.2018 Flug ab Wien, Helikopter-Flug, Geländefahrzeug,
Unterwegs auf wenig bekannten Pfaden                                         Hotel, Hütten u. Zelt/meist VP, Eintritte, RL           € 5.580,–
20. - 27.10.18 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, ****Hotel/HP, Boots-
ausflug, Weinkost, Eintritte, RL                          € 1.390,–
                                                                             Naturerlebnis Costa Rica
                                                                             + Wanderungen in den schönsten Nationalparks
Armenien mit Wanderungen                                                     21.7. - 4.8., 17.11. - 1.12., 22.12.18 - 5.1.2019 Flug ab Wien, Kleinbus/Bus,
7. - 16.9.18 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, meist *** u. ****Hotels/HP,         *** u. ****Hotels u. Lodges/HP u. 2x VP, Bootsfahrten, Eintritte, RL
Eintritte, geologische Fachreiseleitung                      € 1.970,–                                                                          ab € 3.990,–

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St. Pölten, Rathausplatz 15/Ecke Marktgasse, st.poelten@kneissltouristik.at ☎ 02742 34384
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G LO B U S

                            Amanshausers                                                                 Vor Ort
                               Album

        49. Eine Insel auf einer enttäuschend durch-
     kartografierten Welt – die es letztlich gar nicht gab.
                               von Martin Amanshauser

A    uf deutschen Karten hieß sie ein-
     fach Sable, auf französischen
immerhin Île de Sable. In der englisch-
                                             dest gab er Brandungswellen an der
                                             Stelle zu Protokoll. Gemeinsam mit
                                             d’Entrecasteauxs Notiz ergab das
sprachigen Welt nannte man sie zuerst        einen Eintrag in ein australisches Han-      Gehört zu den spannenden Neueröffnungen,

                                                                                                                                             Texte: mad; www.amanshauser.at; Weitere Kolumnen auf: Schaufenster.DiePresse.com/Amanshauser Fotos: Carolina Frank, imago/Imagebroker, Louis Vuitton Malletier Kirkland Museum - Foto von Wes Magyar
Sable Island, später Sandy Island. Es –      delsbuch, von wo Sandy über britische        wenn man in Colorado unterwegs und/oder an
Vergangenheit – handelte sich um eine        und französische Seekarten ihren Weg         angewandter Kunst interessiert ist: Das Kirkland
sandige Insel zwischen Neukaledonien         bis zu Google Earth fand – sichtlich ver-    Museum of Fine & Decorative Art in Denver war
und Australien von immerhin 24 mal           wenden sie dort als Ausgangsmaterial         zwei Jahre lang geschlossen, der wachsende
fünf Kilometern Ausdehnung. Entdeckt         für die Weltkarte nicht nur Satellitenbil-   Bestand hatte das Haus an Grenzen gebracht.
wurde die Sandige 1792 vom französi-         der. Sandy Island lag seitdem unverrück-     Also übersiedelte es mit seinen Arts­&­Crafts­
schen Seefahrer Joseph Bruny d’Entre-        bar auf 19° 12’ 44’’ südlicher Breite und    Exponaten und Postmoderne­Zitaten, den
casteaux – und fand unter den Récifs         159° 56’ 21’’ östlicher Länge.               Jugendstil­Möbeln und dem Werk von Vance
d’Entrecasteaux Aufnahme ins Karten-         Erst nachdem ein Forschungsschiff der        Kirkland, einem der bekanntesten Künstler
material jener Ära. Nun muss man             Universität Sydney 2012 die Nicht-Exis-      Colorados (1904–1981), an einen anderen Stand­
sich die große Bedeutung einer exakten       tenz des Inselphantoms bestätigt hatte,      ort im Museumsviertel Golden Triangle. Jüngs­
Kartografie sämtlicher Inseln, vor allem     schwärzte Google Earth es und strich es      ten Zugang bekam die Sammlung etwa durch
von solchen in spärlich befahrenen Mee-      in der Folge ganz von der Karte. Bis dahin   das Jugendstilmöbel „Aux Orchidées“ von Louis
ren, für die Schifffahrt vor Augen füh-      posteten Spaßvögel eine Menge fantasie-      Majorelle (um 1900) oder den „Glasgow Style“­
ren – wegen der Gefahr des nächtlichen       voller Bilder von Sandy Island, die futu-    Stuhl (1903) von Charles Mackintosh, von dem
Auflaufens. Gerade im Pazifik existieren     ristische Türme, fliegende Drachen und       weltweit nur noch sechs Stück existieren. Ge­
ja Zehntausende unbewohnte Inseln,           sogar das Stadion des Fußballnational-       plant hat den Neubau das Büro Olson Kundig
einige wurden nie von Menschen betre-        teams zeigten – so äußert sich das drin-     aus Seattle. Die Nachbarn sind ebenso kunst­
ten. Bei unserer Sandy Island gab es nur     gende Bedürfnis nach Fiktion und Zau-        sinnig: das Denver Art Museum und das Clyf­
ein einziges Problem, dieses jedoch war      ber in einer enttäuschend durchkartogra-     ford Still Museum. www.colorado.com
ziemlich weitreichend: Sie existierte nie.   fierten Welt. So verschwinden aber auch
                                             Zufluchtsorte der Fantasie. Keine Angst,
Ein Walfänger mit dem Namen „Velo-           die digitale Welt wird zum Glück mehr als                  Im Buch
city“ sichtete Sandy Island 1876, zumin-     ausreichend neue erschaffen. s               Da soll noch einer sagen, dass Print tot ist:
                                                                                          Schon einmal ein digitales Guidebook in die
                                                                                          Hand bekommen, das richtiges Artwork ist? Mit
                                                                                          dem es Freude macht, die Bilder zu betrachten,
                                                                                          anstatt bloß schnell die Informationen (welche
                                                                                          Bar, wo ein Bike borgen etc.) abzusaugen?
                                                                                          Louis Vuitton bringt im Mai vier „Travel Books“
                                                                                          heraus, sie setzen die Serie mit Kuba, Prag,
                                                                                          Rom und der Route 66 fort. Engagiert wurden
                                                                                          Künstler, etwa der chinesische Comiczeichner
                                                                                          Li Kunwu, der Kuba bunt bis sentimental por­
                                                                  INSELEFFEKT. Hätte
                                                                                          trätiert. Prager Sights kann man
                                                                  man wohl gern, dass
                                                                                          wiederum durch die Augen des
                                                                  die Welt noch nicht
                                                                                          Russen Pavel Pepperstein
                                                                  so erschlossen ist,
                                                                  dass sich darin neue    betrachten.
                                                                  Inseln finden lassen.   Ab Mai in den Louis­
                                                                  Vielleicht sogar        Vuitton­Shops und aus­
                                                                  tropische, zum Bade­    gewählten Buchhandlun­
                                                                  gebrauch.               gen, je 45 Euro.

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