Bauträger - Kunstsinn Romana Zöchling bringt Kunstwerke - DiePresse.com
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Nr. 13/6.4.2018 Kunstsinn Romana Zöchling bringt Kunstwerke auf ihre Mode. Engagiert Massimo Bottura eröffnet sein viertes Schaufenster Refettorio in Paris. Bauträger Mode im Belle-Époque-Stil in Architektur von Otto Wagner.
EDITORIAL Bild der Woche Daniel Kalt, Künstlerische Positionen, die die Figur der Hexe aus queer-feministischer Perspekti- Chefredakteur ve reflektieren, versammelt die Gruppenausstellung „Magic Circle“ im Kunstraum Niederösterreich. Kuratiert wurde sie von Katharina Brandl und Daniela Brugger. D ass in diesem Jahr, dem gleich in mehrerlei Hinsicht als Gedenk- und Jubiläumsjahr Auch zu sehen: „Working Girl“ von Johanna Braun. Bis 15. Mai, www.kunstraum.net Cover:Julia Spicker. Fotos: Elsa Okazaki, Johanna Braun, Stéphane Piera/Galliera/Roger-Viollet, imago /Mehrdad Samak-Abedi. geltenden, einige Themen in der Luft liegen, wird auch Ihnen bestimmt nicht entgangen sein. Klimt, Schiele, Moser, Wagner – den „gro- ßen vier“ der Wiener Moderne ist etwa ein „Presse“-Geschichtemagazin gewidmet, das genau zeitgleich zu dieser Ausgabe erscheint. Dieses „Schaufenster“ konzentriert sich auf Im Netz einen von ihnen: Wir widmen uns dem großen Central Park, South Bank oder Otto Wagner, dessen Tod sich am 11. April zum UCLA sind in Filmen immer wie- 100. Mal jähren wird. Für unsere Titelstrecke der zu sehen, in Österreich haben fotografierten wir Mode im Stil der Belle Wien und Salzburg die Nase Époque in dem für die Öffentlichkeit nicht vorn. Hier finden Sie die belieb- zugänglichen Direktionstrakt der Österreichi- testen Drehorte der Welt. schen Postsparkasse am Ring. Davon ausge- Fundstück Schaufenster.DiePresse.com hend entspinnt sich ein kleiner Kunstschwer- Facebook.com/diepresseschaufenster punkt in dieser Ausgabe: So lesen Sie ein Por- Instagram: @diepresseschaufenster trät von Designerin Romana Zöchling, die für Sein Einfluss ist derzeit so jede Kollektion mit wechselnden Gastkünstlern stark zu spüren wie nie zuvor: kooperiert. Madeleine Napetschnig nimmt Sie Das Schaffen von Martin Mar- mit auf eine Reise durch Skulpturengärten, giela, dem unergründlichen Daniela Tomasovsky hat sich die kostbare und kunstsinnigen Designer Saliera aus aktuellem Anlass genau angeschaut, aus Belgien, ist Gegenstand und Paula Watzl porträtiert Bouchra Khalili, einer großen Retrospektive im der demnächst eine Ausstellung in der Seces- Musée de la mode in Paris. Sie sion gewidmet ist. Ich hoffe, Sie haben Vergnü- ist noch bis 15. Juli zu sehen. gen an unserem aktuellen Kunstparcours! s www.palaisgalliera.paris.fr 6 Schaufenster
K U LT 1 Strichpunkt 3 2 7 VANESSA SEWARD BY MAC 6 4 Redaktion: Barbara Zach. Fotos: beigestellt, Mohamed Khalil, AFP, Filippo Fortis 2016, AFP/Francois Guillot, Lukas Spitaler JUNYA WATANABE 8 5 9 1. LIPPENSTIFT „Addict Lip Glow“ von Dior, um 37 Euro im Fachhandel erhältlich. 2. DAMENLOOK von Kenzo, www.kenzo.com 3. STUHL von Marni, www.marni.com 4. GESCHIRR von Urschler + Urschler, handbemalt, www.urschler.com 5. RING mit Rubin und Diamanten von A.E. Köchert, Neuer Markt 15, 1010 Wien. 6. HEELS von Saint Laurent, 895 Euro, Bognergasse 4, 1010 Wien. 7. TOTE von Burberry, 695 Euro, Kohlmarkt 2, 1010 Wien. 8. DAMENLOOK von Hermès, Graben 22, 1010 Wien. 9. DAMENLOOK von Givenchy, www.givenchy.com 8 Schaufenster
S C H AU fenster BUMMEL SAISONAL. Nägele & PUNKTGENAU. An der Strubell kooperiert mit Ostküste Englands, in der Kärntner Galerie Norfolk, steht das An- Walker für das Projekt wesen Houghton Hall: „Kunst & Schönheit“. Die Prunkräume und Vier Künstlerinnen ge- die Gartenanlage sind stalten im Jahreskreis derzeit Austragungsor- exklusive Motive. Den te einer Damien-Hirst- Anfang macht Mari Ausstellung. Als Part- Otberg mit ihrem ner tritt das Wiener blumigen Frühling. Dorotheum auf. SINNESFREUDEN. Eine Au- gen- wie auch Nasenweide ist die neue „Eau Fraîche“ zu „Le Mâle“ von Jean-Paul Gaultier: Der legendäre Flakon wurde von Street- Artist André liebevoll umhüllt. Fotos: Pete Huggins, Paolo Ventura, Mari Ottberg, beigestellt KUNSTVOLL. Seine große Gastfreund- schafft eigenständige Bildwelten, die schaft widmet Giorgio Armani im Aus- auch Giorgio Armani gefallen: „Ich Neue Adresse stellungsraum der Armani-Silos (Via war fasziniert von der erzählerischen VIENNA WEDDING STORE. Eine exklusive Bergognone 40 in der Zona Tortona Kraft seiner Kreationen und von seiner Plattform für alle Hochzeitsinteressierten bei Mailands) derzeit Paolo Ventura. Der Fähigkeit, imaginäre Landschaften zu Albin Denk. Das Schwerpunktthema im April sind italienische Künstler ist Maler, Setde- Fotografien werden zu lassen.“ süße Leckereien der Torterie Camille. Graben 13, signer und Fotograf zugleich und www.armanisilos.com 1010 Wien. 10 Schaufenster
Kunst am Bau Am 11. April jährt sich der Todestag von Otto Wagner zum 100. Mal. Wir fotografieren zu diesem Anlass fließende Mode in wenig bekannten Räumen der Österreichischen Postsparkasse am Ring. Fotos: Julia Spicker Produktion: Barbara Zach Kleid von Marni, Mantel von Miu Miu und Pumps von Dior. Rechts: Kleid von Gucci, Mantel von Dries Van Noten, Sandalen von Miu Miu. 12 Schaufenster
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Kleid von Etro, Boots von Dior, Armschmuck von Chanel. Rechts: Kleid und Bluse von Miu Miu, Mantel von Marni. 14 Schaufenster
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Kleid von Valentino. 16 Schaufenster
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Kleid und Stiefel von Chanel, Stutzen von Miu Miu. Kleid von Fendi, Strümpfe von Fogal. Cover: Alles von Alexander McQueen. PRODUKTION & STYLING: Barbara Zach/www.barbarazach.com ASSISTENTIN: Julia Philippitsch FOTOS: Julia Spicker/www.julia spicker.com HAARE & MAKE-UP: Sophie Chudzikowski/ www.perfectprops.at MODEL: Anniek/www.seedsmanagement.de ASSISTENZ: Xenia Trampusch Location: Vielen Dank an die Postsparkasse Wien, GeorgCochPlatz 2, 1010 Wien BEZUGSQUELLEN: Alexander McQueen, Tuchlauben 7a, 1010 Wien Chanel, Tuch lauben 1, 1010 Wien Dior, Kohlmarkt 6–8, 1010 Wien Dries Van Noten, www.driesvannoten.be Etro, Tuchlauben 5, 1010 Wien Fogal, Kärntner Straße 19, 1010 Wien Fendi, Kohlmarkt 5, 1010 Wien Gucci, Kohlmarkt 7, 1010 Wien Miu Miu, Tuchlauben 7, 1010 Wien Valentino, Tuchlauben 5/4, 1010 Wien 18 Schaufenster
Wir schreiben weiter Die Welt ist in Aufruhr, alte Konfliktherde flammen auf, neue Wirtschaftsmächte erheben sich, der Klimawandel stellt uns vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Seit 170 Jahren schreiben wir über Ereignisse und Entwicklungen, die uns alle betreffen und bewegen. Wir informieren, analysieren, kommentieren und geben Denkanstöße. Was auch kommt, wir schreiben weiter. – DiePresse.com Alle Inhalte, digital und gedruckt: Jetzt 3 Wochen testen DiePresse.com/testen
WELTSTADT-ARCHI- TEKT. Porträt von Wagner, 1896. UNGEBAUT. Das Stadtmuseum am Karlsplatz. Großmeister der Großstadt gerast. Und ganz vorn als Pilot und Pionier ist auch Otto Wagner gesessen. Wagners Haltung war stets optimistisch der Zukunft zugewandt, aufgeschlossen gegenüber den Weltstadt, Hauptstadt, Kaiserstadt. modernen Bautechnologien. Und heute noch konfigurieren die Trassen der Stadt- Egal, Wien ist Wagner-Stadt. Und im bahn den Nukleus der Massenverkehrsmit- tel Wiens. Genauso, wie das Grün der guss- Jubiläumsjahr gibt sie sich alle Mühe, um das eisernen Geländer entlang der Schienen zu unterstreichen. Text: Norbert Philipp heute zum Farbspektrum der Stadt gehört wie das Gelb des Schlosses Schönbrunn. Und obwohl so viele seiner Pläne außer in W den Archiven keinen Platz im Stadtraum enn schon allgegenwär- gefunden haben, hat Wien Wagners Visio- tig, dann auch omni- nen tief in seiner Seele absorbiert. „Der präsent. Was Mozart im letzte große Architekt des 19. Jahrhun- zeitlichen Rahmen der derts, der erste große Architekt des Ewigkeit passiert ist, 20. Jahrhunderts“, so beschreiben ihn dauert für Otto Wagner zumindest ein etwa die Kuratoren Andreas Nierhaus und Jahr. Denn sein Todestag jährt sich zum Eva-Maria Orosz im Katalog zur „Otto Wag- 100. Mal. Da ziehen gleich mehrere kultu- ner“-Ausstellung im Wien Museum (noch relle Institutionen in Wien ihre Schätze bis 7. Oktober). und ihre Expertise hervor, um sie in Form von Ausstellungen ausführlich und Gesamtkunstwerk. Vor allem die anschaulich darzulegen. Im Wien-Mu- Möbel Otto Wagners stehen in der seum, im Hofmobiliendepot und ab Ende DETAILS. öffentlichen Wahrnehmung eher Mai auch im MAK: Der „Vater der Armlehnsessel von im Augenwinkel als im Fokus. Otto Wagner aus der Moderne“ bekommt die Aufmerksamkeit, Schließlich entstanden sie als Teil Postsparkasse, 1906. die Omnipräsenz, die er verdient. Denn in von Wagners gesamtheitlichem Vergessenheit geraten ist seine Leistung Zugang, der Architektur gestalte- ZEIT-GEIST. Portal und Relevanz ein paar Jahrzehnte lang risch bis zu den Details der Lüf- Fotos: Wien Museum/Peter Kainz (2), BMobV Edgar Knaack, beigestellt des Depeschenbüros ohnehin von selbst. Und in den 1960er- „Die Zeit“ aus dem tungsauslässe hinunterdekliniert. und 1970er-Jahren hat man am kollektiven Jahr 1902. Wie etwa auch in Wagners Haupt- Gedächtnis der Stadt auch schon recht werk, der Postsparkasse. Ein paar kräftig herumradiert, vor allem entlang Möbel, die Wagner für dieses Pro- der Routen, die Wagner als Verkehrsinfra- Tipps jekt entwarf, sind jetzt auch im Hofmobi- struktur in die Stadt gelegt hat: so einige liendepot zu sehen. Gemeinsam mit ande- Stadtbahnstationen wurden da abgerissen. „OTTO WAGNER“. Die Ausstellung im Wien- ren Objekten etwa aus der Villa in der Wie- Museum, kuratiert von Andreas Nierhaus und Doch tief genug haben sich die Entwürfe ner Hüttelbergstraße. Und sogar ganzen Eva-Maria Orosz, läuft noch bis 7. Oktober. und Pläne Otto Wagners trotzdem in der Zimmereinrichtungen. Die Ausstellung „Wagner, Hoffmann, Loos und das Struktur, im Stadtbild und in der Seele „Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbel- Möbeldesign der Wiener Moderne“ ist bis Wiens verewigt: Wien und Wagner, ein 7. Oktober im Hofmobiliendepot zu sehen. design der Wiener Moderne“ (bis 7. Okto- untrennbares Begriffspaar. Entlang der „POST OTTO WAGNER. Von der Postsparkas- ber) spürt einer Ära nach, in der das Schienen der Stadtbahn ist Wien Ende des se zur Postmoderne“ zeigt das MAK vom Möbeldesign noch ein Experimentierfeld 19. Jahrhunderts in ein neues Zeitalter 30. Mai bis 30. September. der Baukünstler war. s 20 Schaufenster
HAUS- WUNSCH? ARCHITEKTUR INTERIORS BAUEN Marokkanergasse 22/4 1030 Wien email@wunschhaus.at www.wunschhaus.at
WOLL-DECKE. Im Hotel „Die Berge“ in Sölden schluckt die „Whisperwool“ vom Label Tante Lotte den Schall. SITZSCHALL. Der schwe- dische Hersteller Gärsnäs Immer ein stellt seine „Akustik“- Stühle in Schulen, Kirchen und Lokale. offenes Ohr Räume klingen, sprechen, dröhnen, flüstern: Interior-Design sollte auch den Ohren schmeicheln. Text: Norbert Philipp HÖRBAR. „Die Berge“ wurde gestaltet von Architekt Peter Reiter, mit Interior-Input von Designer Horst Philipp. A rchitekturstudium statt Zirkus- OHREN AUF. Im Kultur- schule. Trotzdem: Der Balanceakt haus Kosmos in Zürich gehört zum Pflichtprogramm der bändigte man die Akustik Gestalter. Vor allem, wenn sie sich mit speziellen Akustik- mit ihren Entwürfen auf einer zar- stoffen. ten Linie bewegen müssen: jener, die geräuschvolle Atmosphäre gerade noch von Lärmbelästigung trennt. Vor allem in vollen Lokalen schwingen gern noch andere Dinge durch den Raum als die Vibes der Gäste. Im „Otto Bauer“ in der Wiener Otto-Bauer-Gasse schmecken den Besuchern jedenfalls das Essen und die Atmosphäre. Trotzdem ist vor allem einem Stammgast, Peter Spita- ler, etwas zu Ohren gekommen: dass diese Decke im Lokal akustisch recht schwer zu bändigen ist. Zum Glück lernt er gerade an der New Design University (NDU) in St. Pölten, wie man visuell-ästhetische und akustische Raumqualitäten miteinander koppeln kann, im Studiengang „Akustik und Design“. Spitaler schreibt gerade seine Abschlussarbeit. Und deshalb lesen zur- zeit viele Gäste des „Otto Bauer“ am Tisch nicht nur die Speisekarte, sondern auch die Fragebögen, die Spitaler dagelassen hat. Gerade die Decke sei akustisch eines der größten Pro- SCHALLMAUER. Im Kosmos trennen blemfelder, erzählt Franz Huber. Vor allem, wenn sie Akustikvorhänge von Création sich wölbt. Huber betreibt in Wieselburg ein Akustik- Baumann die Bereiche voneinander. Büro und vermittelt den Studierenden an der NDU in St. 22 Schaufenster
Pölten, wie man Räume so plant oder transformiert, dass man anstelle jedes Löffels eher die Stecknadeln fal- len hören kann. Manche Räume sind akustisch noch eine Baustelle, wenn sie längst fertig sind. Andere Archi- tekten, so erzählt Huber, konsultierten ihn schon wäh- rend des Entwurfs. Damit die Räume schließlich so klin- gen, wie sie sollen. Und nicht lauter geraten, als es dem Wohlbefinden der Menschen, die in ihnen Zeit verbrin- gen, guttun würde. Die akustischen Qualitäten unter- scheiden sich dabei natürlich je nach Aufgabe. Denn in Lokalen etwa will man den akustischen Teil der Atmo- sphäre auch nicht ganz stumm schalten, weiß Huber. In Büros wiederum müsse man sorgsam austarieren, dass man zwar hört, aber nicht zu viel von dem, was man nicht hören will. „Eine der wichtigsten Schrauben, an denen man akustisch drehen kann, ist die Nachhallzeit“, erzählt Huber. In Konzertsälen sollte sie durchaus län- ger sein, zwei Sekunden etwa. „Weil das Publikum gern das Gefühl hat, von der Musik umgeben zu sein.“ Doch wo eher die Klarheit und Deutlichkeit der Worte zählt, im Theater oder im Hörsaal, darf auch die Nachhallzeit geringer sein. In jedem Fall: Die Oberflächen im Raum und die Mate- rialien, aus denen sie bestehen, haben ein lautes Wört- chen mitzureden bei der Akustik der Innenräume. VOM TRAUM ZU FLIEGEN, Eine Frage der DEM KLANG DER MOTOREN Proportionen, der UND DEM TICKEN DER ZEIT. Geometrien und der Oberflächen. „Schön“ muss nicht unbedingt gut klingen. Aber moderne Materialien und Technologien helfen, dass sich ästhetischer und akustischer Anspruch näherkom- men dürfen. „Heute kann man im Interior auch schein- bar glatte Glas- oder Metalloberflächen verwenden, die so porös sind, dass sie auch Schall absorbieren“, erzählt Huber. Materialfrage. Gut vor allem, wenn sich der Lärm auf- schaukelt, wie es der sogenannte „Lombard-Effekt beschreibt: „Wo es laut ist, spricht man automatisch lau- ter“, sagt Huber. Und da muss natürlich auch wiederum der Gesprächspartner mit ein paar Dezibel nachziehen. Fotos: Lennart Durehed (2), www.whisperwool.at, WEISSWERT/Basel (2) Im Hotel „Die Berge“ in Sölden hat die Architektur für solche Fälle vorsorglich die „Whisperwool“ an der Decke eingezogen, hergestellt aus der Wolle von Tiroler Bergschafen. BELISAR CHRONOGRAPH Vor allem Textilien dämpfen natürlich den Geräuschpe- PILOT gel, manchmal auch ganz zielgerichtet: Wie etwa im Zür- cher Kulturhaus Kosmos, in dem Akustikvorhänge des Herstellers Création Baumann zum Einsatz kommen. Sie segmentieren das offene Gestaltungskonzept nach Bedarf auch akustisch. s Tipp AKUSTIK & DESIGN. Ein akademischer Lehrgang an der New Design University in St. Pölten. www.ndu.ac.at w w w. u n i o n - g l a s h u e t t e . c o m
D ass Romana Zöchling, wenn sie über ihre Arbeit spricht, nicht der Versuchung erliegt, von ihrem kuratorischen Ansatz oder der kuratierten Zusammenarbeit mit Künstlern zu sprechen, ist ihr wahrlich hoch anzurechnen. Schließlich ist der Kuratier-Sprech heute allgegenwärtig: Die einen kuratieren Teilnehmer an Bastelmärkten, die anderen Trends, und wahrscheinlich kuratiert – zumin- dest im Geiste – sogar der durchschnittlich gut sortierte Naturbäcker die Auswahl seiner Ware aus fermentier- tem Teig. Über die Berechtigung solcher terminologi- scher Feinheiten darf man sich mit dem Urvater des grassierenden Kuratierhypes, Hans Ulrich Obrist, unter- halten; Romana Zöchling – und um sie geht es hier – beansprucht den Begriff für sich jedenfalls nicht. Und das, obwohl sie als Designerin des Modelabels Fer- rari Zöchling Saison um Saison Motive von Künstlerin- nen und Künstlern als zentrales Element in ihre Kollek- tionen einbringt. Das tut sie aber nicht mit hochtraben- den Allüren oder dem Anspruch, ihre Mode zu subli- men Rängen der Kulturproduktion zu befördern, son- dern offenbar einfach aus Spaß an der Sache. Freude bereitete der jungen Niederösterreicherin das Spielen mit Farbe(n) schon während ihrer Kindheit auf einem Bergbauernhof: „Ich war vielleicht ein bissl verträumt“, sagt sie und erzählt davon, wie sie mit Begeisterung Gegenstände nach Farben und Buntstifte nach feinen Nuancen sortierte. Geschichten erzählen. Dass Romana Zöchlings Mode also nicht primär in – oft als avantgardistisch (miss)ver- standenem – Schwarz gehalten ist, verwundert wenig. Ihr Interesse für Kunst wurde während eines Modestu- diums in Wien Hetzendorf unter der künstlerischen Lei- tung von Wally Salner und Johannes Schweiger – damals noch als Fabrics Interseason – auf neue Bahnen FARBENFROH. Romana Zöch- gebracht. „Die beiden haben einen anderen Blick auf lings Kollektionen beeindrucken Mode vorgegeben und das Bewusstsein, dass Mode ein nicht nur Kunstliebhaber. Medium sein kann, um Geschichten anders zu erzäh- len“, sagt Zöchling über ihre Ausbildung. Nach dem Abschluss des Bachelorstudiums jobbte sie eineinhalb Jahre lang im überschaubaren heimischen Modebusiness und startete 2013 gemeinsam mit ihrer Ko-Labelgründerin Monika Ferrari-Krieger (sie hat die Firma mittlerweile verlassen) und dem Fotografen Seve- Foto Installationsansicht: Marianne Vlaschits/courtesy Galerie Nathalie Halgand rin Koller den sogenannten Schneiderhof als Ort für interdisziplinär ausgerichtetes Kreativschaffen in Wien Margareten. „Anfangs war Ferrari Zöchling ein Neben- Tragbare projekt; innerhalb weniger Monate hat sich der Fokus verschoben. Dass das Interesse da war, hat mir den übergroßen Respekt davor genommen, eine eigene Galerie Modelinie zu starten“, erinnert sich die Designerin, die heute einen eigenen Shop in der Kirchengasse betreibt, an ihre Anfänge als Modeunternehmerin. Weil Severin Koller im selben Raum arbeitete, entstand Mit ihrer Mode betreibt Romana Zöchling die Idee zu einem Kunst-auf-Mode-Tansfer: Damals wie auch heute noch (Zöchling integriert „vier bis sechs angewandte Kunstvermittlung und kooperiert Motive pro Jahr“ von ihm in ihre Kollektionen) wählt sie regelmäßig mit wechselnden Gastkünstlern. mit dem befreundeten Fotografen Motive aus, um die sie Kleidungsstücke konstruiert. Der Aspekt der Schnit- Text: Daniel Kalt Fotos: Carolina Frank terstellung ist zentral: Zöchling, die sich als „begeisterte 24 Schaufenster
Handwerkerin“ bezeichnet, entwickelt die Silhouette LICHT. Eine Installation von aller Kollektionsteile selbst. Besonders bei komplizierte- Raphaela Riepl, die zur nächs- ten Herbstkollektion beitrug. ren Motiven arbeitet sie direkt an der Puppe, um die richtige Form zu finden. Dass es für ein relativ kleines Modelabel überhaupt möglich ist, mit Mustern und Farben ein Alleinstellungs- merkmal zu entwickeln, ist rezenten Entwicklungen im mo-fr 10-18 uhr / sa 10-13uhr sammelringe ab 1200 euro Bereich des digitalen Textildrucks geschuldet. Noch vor zehn Jahren wäre es kompliziert gewesen, Motive wie die von Zöchling mit saisonal wechselnden Gastkünst- lern entwickelten auf eine Stoffbahn zu transferieren. Entweder wäre es schlichtweg unerschwinglich gewe- sen, die Mindestmenge an zu bestellenden Laufmetern zu erreichen, oder mit Folien- oder Siebdruckverfahren hätte sich die Haptik des Textils entscheidend verän- dert. Leicht schwingende Seidenkleider wären jedoch kaum zu produzieren gewesen. Neue Kundenkreise. Nach vier Kollektionen, für die Romana Zöchling ausschließlich mit Severin Koller kooperiert hatte, erweiterte sie ihren Kunstradius ab der Herbstkollektion 2015 und lud Angewandte-Absol- ventin Hatschepsut Huss (sie studierte Malerei bei Judith Eisler) zur Zusammenarbeit ein. Die Initiative entstand aufgrund gegenseitiger Wertschätzung und persönlicher Sympathie – eine Kombination, die sich bis heute als gute Grundlage dieser Kooperationen erweist. Denn Romana Zöchling geht nicht gezielt einen Gale- rienparcours ab, um neue Partner aus der Kunstwelt zu finden. „Bislang hat sich alles ganz natürlich ergeben. dorotheergasse 6-8, Mezzanin 1010 wien + 43 1 533 90 19 Ich bin auf die Arbeit von jemandem gestoßen, den ich zugleich oft über den erweiterten Freundeskreis kannte“, sagt sie. Da man „nie genau weiß, wie jemand tickt“, sei es auch immer ein wenig heikel, jemanden zur Zusammenarbeit einzuladen. Es ist ihr zwar noch nie passiert, dass jemand den Kontakt zur Modewelt SAUGUT. Im Atelier hängt auch gescheut hätte, möglich ist aber alles. eine Arbeit der aktuellen „Gast- „Von Marianne Vlaschits wusste ich aber zum Beispiel, künstlerin“ Marianne Vlaschits. dass sie sich für Mode interessiert“, sagt Zöchling über die Künstlerin, deren Motive Teil ihrer Sommerkollek- tion 2018 sind. Darum war es Vlaschits auch ein Anlie- gen, eigens für Ferrari Zöchling ein neues Motiv zu ent- „Bislang haben wickeln – in anderen Fällen sieht sich Zöchling auch im Archiv von Künstlern um und wählt Motive aus, die sich die leicht variiert als Stoffdruck geeignet sein könnten. Ein Nebeneffekt der fortlaufenden Kooperationen ist Projekte ganz die parallel in die Gänge gekommene Sammlertätigkeit natürlich von Romana Zöchling. Von einigen ihrer Gastkünstler sind Arbeiten in ihren Besitz übergegangen, manchmal ergeben.“ tauscht man Mode gegen Kunst. Eine Lichtinstallation von Raphaela Riepl, die an der Herbstkollektion 2018 beteiligt sein wird, ist etwa noch nicht ganz (in Mode) „A NEW HOME“. Noch bis 21.4. abbezahlt. Dass andere Sammler aufgrund der kunstsin- sind Arbeiten von Vlaschits in www.seitnerschmuckwerkstatt.com nigen Kollektionen auf ihr Label aufmerksam werden, der Galerie Halgand zu sehen. schließt Romana Zöchling nicht aus: „Bei Mari- anne Vlaschits war das bestimmt der Fall. Auch bei Hatschepsut Huss sind ehemalige Professoren vorbeigekommen, um sich ihre Arbeit im Mode- kontext anzuschauen.“ Und auch wenn Zöchling selbst ihre Kollektionen nicht als Ausprägung eines erweiterten Kunstschaffens sieht – vielleicht entsteht im Geheimen da oder dort ja schon eine Ferrari-Zöchling-Modesammlung. s
SCHMUCK Glanz & Gloria von Daniel Kalt „Wer, wenn nicht wir, soll zum Klimt- Jubiläumsjahr beitragen?“, konnte man es zuletzt im Showroom von Frey Wille raunen hören. Und es stimmt ja: Wer, wenn nicht das Wiener Schmuckunternehmen mit seiner ungeheuerlichen Expertise im Be- reich der Feueremaille, sollte heuer eine Klimt-Hommage in Kollektionsform vor- legen? Nur 999 Kundinnen (oder Kunden, man weiß nie) werden sich aber glücklich schätzen können: So viele Stücke wurden nämlich insgesamt von den fünf Modellen der Jubiläumskollektion aufgelegt. Vorlage oder, um beim Hommagegedanken zu bleiben, Inspirationsquelle war das Stoclet- Fries, wobei man sich diesmal sogar darin übte, vier verschiedene Goldtöne neben- einander zu verarbeiten. Während Klimt in der Ästhetik der Frey-Wil- WANDELBAR. Als Tochter von Jude Law und Sadie Frost hat le-Kollektionen schon länger seine Spuren man einen gewissen Publicity-Startvorteil: Kein Wunder also, dass Iris Law als „Mix & Match“-Testimonial von Tiffany zeigen hinterlassen durfte, wird im Mai erstmals darf, wie sich etwa die „Hardwear“-Kollektion jung tragen lässt. eine Hommage an Vincent van Gogh lan- ciert: Emaille-Kunsthandwerkerin Gisela Braun veranschaulichte, wie sie im nicht wenig umfassenden Werk des Expressionis- ten eine geeignete Vorlage suchte und in dem Gemälde „Amandier en fleurs“ (Man- Hochkarätig delbaum in Blüte) fündig wurde. Um das – nicht mehr urheberrechtlich geschützte – Motiv in ein Schmuckstück zu übersetzen, brauchte es einiges an Tüftelei. Und natür- lich die Zustimmung von Firmenchef Fried- rich Wille. Beide Übungen gelangen. „Hom- mage à van Gogh“ wird im Mai lanciert. Schaufenster.DiePresse.com/jewels HART UND HERZLICH. Hart sind sie, aber nur, weil der härteste al- ler Edelsteine hier verarbeitet ist. Die Herzlichkeit hingegen sieht man ihnen an: Die „Mein Herz“- Ringe sind Teil einer Kollektion, mit der Wellendorff sein 125-jäh- Redaktion: Daniel Kalt. Fotos: Beigestellt riges Bestehen feiert. Während GESCHMEIDIG. Für die die drehbaren Ringe charakteris- Kollektion „Wachgeküsst“ tisch für die Marke sind, handelt kooperierte die Münze es sich hier nach eigenen Anga- Österreich mit Dorotheum ben um den schmalsten drehba- Juwelier. Das Sonnenmotiv ren Ring der Welt und somit um dieser Ohrgehänge beruht eine Meisterleistung. JUBILAR. Frey Wille leistet einen streng auf einem alten Stempel. limitierten Beitrag zum Klimt-Gedenkjahr. 26 Schaufenster
UHREN Patek Philippe versteht es wie keine andere Manufaktur, komplizierte wie kunstvolle Uhren herzustellen. So auch die gerade in Basel vorgestellte Weltzeit-Minutenrepetition. Text: Alexander Pfeffer Für jedes Zifferblatt braucht der Emaillekünstler fast zwei Wochen. P atek Philippe war bei der gerade zu Ende gegangenen Baselworld tonangebend. Und zwar mit der „Referenz 5531R“. Hinter diesem lige Ortszeit erklingen, die ihr Besitzer mithilfe des Zeitzonendrückers schnell und unkompli- ziert eingestellt hat. Möglich macht dies das Zahlencode verbirgt sich ein Zeitmesser, der neue automatische Uhrwerk Kaliber R 27 HU. auf der ganzen Welt die Ortszeit erklingen lässt. Nicht weniger als 462 Einzelteile braucht es für „Diese Kombination ist in der Uhrmacherei bis- dieses Kunststück, das komplett in den Haute- her einzigartig und hat uns bei der Entwick- Horlogerie-Ateliers der Manufaktur gefertigt lung mehrere Jahre Kopfzerbrechen bereitet“, wird. Weiters bemerkenswert: Die mitteleuro- erklärte Patek-Philippe-Präsident Thierry Stern päische Zeitzone wird hier durch Genf reprä- dem „Manager Magazin“. Weltpremiere feierte sentiert – eine Referenz auf das Zifferblatt. Zu die „5531R“ als Special Edition übrigens vergan- sehen ist dort das Lavaux-Weinbaugebiet am genen Sommer auf der großen Markenausstel- Genfersee, das zum Welterbe der Unesco zählt. lung in New York, nun wird sie Bestandteil der Allein für jedes dieser Cloisonné-Zifferblätter PATEK PHILIPPE hat einen ständigen Kollektion. Die Innovation der Welt- braucht der Emaillekünstler fast zwei Wochen. Fotos: Beigestellt. Zeitmesser geschaffen, der zeit-Minutenrepetition: Sie lässt im Gegensatz Den Preis der Uhr gibt es bis jetzt nur auf auf der ganzen Welt die zu allen anderen Uhren dieses Typs nicht die Anfrage, er soll jedoch bei circa 500.000 Euro Ortszeit erklingen lässt. gleichbleibende Heimatzeit, sondern die jewei- liegen. s Schaufenster 27
GOURMET Aufgedeckt ZIEGELARBEIT. Ein Butterschieber als Beruf für Kaufruf-Porzel- lanfiguren ist nicht überliefert. Diese Funktion übernimmt heute eine Edelstahlbox in Butterziegelformat samt Schieber. Mit des- sen Hilfe befördert man das köstliche Fett ohne Fettfinger und kann hauchdünne Scheiben abschneiden. 60 Euro, biber.com Kostnotiz Pulled Pork mit Tomaten-Bier-Sud E r hat die Art, Wein zu kaufen, hierzulande zweifellos geprägt: Heinz Kammerer, der seit den 1970er- (für 4 Portionen) Jahren Flaschen sammelt, hat vor 25 • 1,2 kg Schweinsnacken mit Tomaten legen, Form mit einem Jahren Wein & Co gegründet und in Knochen Deckel oder Alufolie verschließen. Wien, Linz und Graz Filialen eröffnet. • 4 Knoblauchzehen, 1 TL Salz Zehn Stunden garen. Das Fleisch Schon 1998 folgte der Onlineshop. • 3 getrocknete Chilischoten sollte sehr weich sein und sich leicht Den Auftakt zu den Firmen-Jubilä- • 2 EL rosenscharfes Paprikapulver vom Knochen lösen. Mit einer Gabel umsfeierlichkeiten bilden zwei Veran- • 3 Zwiebeln auseinanderzupfen, mit Fleur de Sel staltungen mit der Winzerin Gaia • 50 g getrocknete Tomaten und Pfeffer würzen, zusammen mit Redaktion: Anna Burghardt, Fotos: Manuela Rüther, AT Verlag (2), WEIN & CO, beigestellt Gaja am 12.4.: Ein Lunch mit Spitzen- • 50 ml Bier dem Biersud servieren. weinen um 12.30 Uhr und ein Semi- • Fleur de Sel, schwarzer Pfeffer nar ab 18.00 Uhr, beides in der Filiale Stephansplatz in der Jasomirgott- Backrohr auf 100 Grad vorheizen. straße. www.weinco.at/event Fleisch kalt abwaschen, trocken tupfen. Eine Knoblauchzehe bei- seitelegen, die restlichen drei fein hacken, mit etwas Salz zu einer Paste verreiben. Chilischoten nach Belieben entkernen, hacken und mit der Knoblauchpaste, dem restli- chen Salz und dem Paprikapulver „Second Cuts“ lautet der Untertitel mischen. Fleisch mit dem Rub ein- dieses inspirierenden Kochbuchs. GAST. Gaia Gaja hat mit Schwester reiben. Die beiseitegelegte Knob- Rezepte wie Onglet mit Rotwein- Rossana das Weingut Gaja von Vater lauchzehe in Scheiben, Zwiebeln schalotten, Ochsenschwanzprali- Angelo übernommen. Anlässlich von 25 und Tomaten in Streifen schneiden. nen, Grüne Markknödel. Manuela Jahren Wein & Co kommt sie nach Wien. Alles in einer ofenfesten Form ver- Rüther: „Backe, Brust und Bauch“, teilen. Bier angießen, Fleisch auf die AT-Verlag, 30 Euro. 28 Schaufenster
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KRYPTA. Refettorio Paris: die Krypta der La Madeleine. ÜBERBLICK. Maxime Bonnabry-Duval leitet das Projekt vor Ort. Fotos: JR, shehanhanwellage (3), Caritas Amrosiana (2) KREATIVES TEAM. SPENDE. Man kocht Massimo Bottura (l.) mit übrig gebliebenen und der Künstler JR. frischen Zutaten. 30 Schaufenster
Zutat Nummer eins: „Kultur!“ Soziales Kochen in der Krypta der Kirche La Madeleine in Paris: Massimo Bottura hat sein viertes Refettorio eröffnet. Text: Anna Burghardt G espendete frische Lebensmittel, die for Soul auf die Beine stellt, sieht er nicht als Sozial, ansonsten in den Müll gewandert sondern als Kulturprojekte. Seine Auffassung von Refet wären – 130 Kilo täglich –, ein pro tori (bisher in Mailand, Rio de Janeiro, London und nun minenter Platz mitten in Paris, ein Paris): Es sollen Orte der Versorgung sein – explizit hyperaktiver italienischer Spitzen nicht nur der kulinarischen, sondern auch der kulturel koch und berühmte Gastköche: Das len. Schon im ersten Refettorio, das im Rahmen der sind die Zutaten für das jüngste Weltausstellung 2015 in Mailand ins Leben gerufen Refettorio der Organisation Food for Soul. Massimo Bot wurde und Lebensmittelüberschüsse der Expo nützte, tura, dessen Osteria Francescana in Modena im Jahr sollte bei den Gästen der Sinn für Kunst angesprochen 2016 zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde, hat werden, der laut Bottura jedem Menschen innewohnt. Mitte März sein viertes Refettorio eröffnet: ein Lokal für Im Buch „Bread is Gold“ hat er die Erkenntnisse aus Bedürftige, eine elaborierte Version einer dem Refettorio Ambrosiano übrigens Suppenküche. Die Krypta der Kirche La zusammengefasst, samt zahlreichen Rezep Madeleine im achten Arrondissement wurde Würde für Lebens- ten für Gerichte aus einfachen Zutaten wie vom Architekten Nicola Delon und dem Inte Brot. riorDesigner Ramy Fischler zu einem stim mittelreste, Würde In seinen unzähligen Interviews sagt der mungsvollen Speisesaal umgewandelt, in Zusammenarbeit mit Künstlern wie dem Ehe für ausgegrenzte kunstsinnige, oft in Gucci gekleidete Italiener stets fast wortgleich dasselbe, spricht mit paar Prune Nourry und JR, das das Gewölbe der Krypta etwa mit aufgehängten Wolken Gäste. wilden Gesten und eindringlichem Blick durch seine Hornbrille von der Schönheit betont. Die gemeinnützige Organisation von der Revolution, von Nahrung für die Seele. Bottura und seiner Ehefrau Lara Gilmore gibt hier in Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung enthält Kooperation mit dem Restaurant Foyer de la Madeleine für ihn auch den Aspekt Würde: Übrig gebliebenen und freiwilligen Helfern täglich 100 dreigängige Abend Lebensmitteln soll ihre Würde zurückgegeben werden – essen an Bedürftige aus – „und für jeden ein Lächeln ebenso wie es mit hochwertigen Mahlzeiten auf schö dazu“. Das Restaurant Foyer de la Madeleine sorgt nem Geschirr bei den im Alltag oft ausgegrenzten Refet bereits seit 40 Jahren für günstige Mahlzeiten, Bedürf torioGästen geschieht. s tige haben bisher nur einen Euro gezahlt. Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Bei der Eröffnung des Refettorio Paris standen Frankreichs Gas troSuperstars Alain Ducasse und Yannick Alléno am Herd, für die nächste Zeit sind Gastköche wie Pascal Bar bot, Daniel Humm oder Michel Troisgros angekündigt. Sie kochen in der Krypta wie auch bei den anderen drei RefettorioProjekten mit übrig gebliebenen Zutaten, die unter anderem von der Supermarktkette Carrefour, der Tafel Banque Alimentaire oder Phenix zur Verfügung gestellt werden. Letzteres ist ein Startup, das sich, wie auch Massimo Bottura selbst, dem Kampf gegen Lebens mittelverschwendung verschrieben hat und eine Dreh scheibe für überschüssige frische Lebensmittel bildet – „ein zweites Leben für Produkte“ lautet das Motto. DER ANFANG. Das Die wichtigste Zutat prinzipiell ist in Massimo Botturas erste Refettorio befin- Augen aber eine kalorienlose: „Kultur!“ Was er mit Food det sich in Mailand. Schaufenster 31
Im Keller von Gerhard Hofer Toni Söllner steht im Gemüsebeet, greift aber dennoch zum Handy. „Was gibt es Neues in Gösing?“, frage ich. „Was soll es in Gösing Neues geben?“, antwortet er und lacht. Sagen wir einmal so: Söllner zählt nicht zu den Plaudertaschen unter den Winzern. Er macht am Wagram sein Lokal-Kolorit Ding, biodynamisch und akribisch. Aber Showman wird aus ihm keiner mehr. Die von Anna Burghardt Ausdrucksstärke überlässt er seinen Wei- nen. Etwa dem „Grünen Veltliner Hengst- berg 2017“. Ein noch etwas verhaltener Tartines und Weinhimmel. Wein, der erst nach drei, vier Tagen im Kühlschrank aufmacht. Schöne Balance zwischen Säure und Frucht. Weniger Alko- Z wei beste Freunde, die wegwollten aus Sales und Controlling, ein Faible für spannende Weine haben – und offen mit einem Hauch von Stangensellerie, Wildsalat und Zitronenzesten auffrischt und mit Pistazien und Labneh ergänzt hol ist mehr. Ein burgundischer Wein. „Das kommt vom Boden“, sagt Söllner. Hoher Kalkgehalt. Ansonsten gibt es nicht viel bar wissen, dass im Wettbewerb kleinste (11,90 €). Pastrami kombiniert sie mit Fen Neues in Gösing. Söllner hätte gern noch Details zählen: eine gute Ausgangsposition chel, Senf und Kresse. Gehobelte bunte ein paar Schafe mehr. Aber vorerst hat für das Dasein als Neogastronomen. Chris Rüben, Zitronenthymian, Majoran und das Greißlerprojekt seiner Frau Vorrang. tina Nasr, davor bei den Vereinigten Büh Ricotta bevölkern eine spontan erfundene Gemeinsam renovieren sie die alte Dorf- nen Wien, und Andreas Schwarz, zuletzt Tartine. Überhaupt, dieser Ricotta: Nach greißlerei und machen daraus zwei klei- bei Novomatic, haben die Alma Gastro einem solchen hat Nasr lange gesucht. ne, feine Gästezimmer. Ein bisschen was thèque im vierten Bezirk eröffnet. Sie in Geworden ist es der flockenleichte Schaf tut sich eben immer bei Söllner. Auch der Küche (und viel bei den Gästen), er im ricotta der oberösterreichischen Sennerei wenn es eigentlich nichts Neues gibt. Service. Der Steinintarsienboden der Vor Milchmäderl. Dieser ist auch als Apero Toni Söllner, „Grüner Veltliner Hengst- gänger musste – zum Glück! – bleiben, Gericht zu haben, mit ein paar Streifen berg“, 11 € bei www.wagners-weinshop.com ansonsten wurde umgestaltet: pastellfar ÖfferlBrot serviert: Ricotta, Zitrusschale, bene Glasleuchten, ein Riesenspiegel, der ein Hauch geschmorter Knoblauch, Peter früher ein Fabriksfenster war, dunkel silöl, großartig. Ein weiterer Happen auf Vom Greißler blaue Stoffbänke. Auf den Tischen Ranun Pergamentpapier: ein gekochtes Ei mit keln und Emaillemilchtöpfe für das Be RoteRübenSalz und dem NussGewürz Was das wohl sein mag? Ein kleiner Tipp: steck. Letzteres ist eines der wenigen Ducca (3,90 €). Die Quiche mit Sellerie In dieser schwarzbraun-violetten Kugel Redaktion: Anna Burghardt, Fotos: Carolina Frank (3), beigestellt Dinge, die die Alma Gastrothèque mit im und Lauch punktet mit dünnem, dunkler steckt ein halbes Kilo Weintrauben. In Freestylemodus betriebenen Hipsterloka gebackenem Splitterbutterteig, die Bitter Form von fest geliertem Aceto Balsamico len gemein hat. Nasr und Schwarz mögen salate dazu sind gekonnt mariniert. Aro di Modena nämlich. Diese Kugeln, die Quereinsteiger sein, sie agieren jedenfalls matisch eher neutral gerät der Grießflam man hobeln soll (vorstellbar als Objekt als Gastronomen auffallend professionell; meri (außerdem: noch einmal Getreide) der Behobelung sind etwa Carpaccio, beginnend beim Vermeiden eines unre mit mazerierten Taroccoorangen. Bleibt Ofengemüse oder Frischkäse, alles, was flektierten Du. Die Speisekarte dreht sich noch die Getränkekarte, die unter ande einen Tick milder Säure verträgt) sind vor allem um Tartines, hierzulande besser rem zig interessante und allesamt offen wohl nichts für traditionell veranlagte als belegte Brote bekannt – aber was für ausgeschenkte (!) Weine listet: Dinge wie Italo-Puristen. Wobei die Zutaten einer welche! In der schmalen Küche bereitet MalvasiaSchaumwein oder Speckbirnen solchen Kugel sehr pur anmuten: Balsa- Christina Nasr Beläge wie ein mit Curry schaumwein in GabrielGläsern. Wird man mico und das Algengeliermittel Agar cremig mariniertes Zupfhuhn vor, das sie eben wiederkommen müssen. s Agar, sonst nichts. Balsamico-Ku- gel zum Reiben um 9,50 Euro bei Info Casa Caria, Schot- Alma Gastrothèque, Große Neugasse 31, 1050 Wien, Tel.: +43/(0)1/997 44 46, Di–Sa: 16–24 Uhr. tenfeldgasse 48a, Mehr Kolumnen auf: Schaufenster.DiePresse.com/lokalkolorit 1070 Wien. 32 Schaufenster
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AOSHIMA. Kürbis von Yayoi Kusa- ma in Naoshima. Mehrere Inseln im japanischen Meer bilden eine weite Museumslandschaft. LEOPOLDSTADT. U-Bahn-Durch- gang Herminengasse. So auch der Titel der Arbeit von Michaela Melián. Initiiert von KÖR. 34 Schaufenster
Figuren, Steine, Zeichen: Kunst am Wegesrand Schön, wenn der Spazierwanderer weiß und versteht, was er da sieht. Aber es tangiert auch so: Skulpturenparks, Land-Art, Kunst im öffentlichen Raum. Text: Madeleine Napetschnig Fotos:imago/westend61, KÖR/Iris Ranzinger, NBTC FLEVOLAND. Antony Gormleys „Exposure“ (2010) überragt flachestes Kunst-Land. Schaufenster 35
GREAT SALT LAKE. R. Smithsons „Spi- ral Jetty“, ein Initialwerk der Land-Art. GRAZ. Michael Schusters Betonboot GRAFENEGG. im Österreichischen Skulpturenpark. Architektur- skulptur: „Wolke 7“, Next-Enterpri- se-Architects. Fotos: istock/ Eric Broder Van Dyke, David Auner, Lukas Schaller, Allan Pollok-Morris/Courtesy Jupiter Artland SCHOTTLAND. Charles Jencks künstliche Land- schaft im Jupiter Artland. 36 Schaufenster
J e nach Blickwinkel interpretiert der Spa- Repräsentation, Erbauung oder schlicht des Dekors ziergänger die Hockstellung von Antony wegen als Teil der Landschaftsarrangements sah. Hier Gormleys Figur ein wenig anders: versun- wird das Objekt im Freien demokratisch, vermittelt ken, dynamisch oder schlicht beschäftigt. unterschiedslos: Seht mich an, befühlt, besetzt, betretet Auch für Gormley, der mit seinen Men- mich. schendarstellungen immer wieder über Letzteres gilt für einige Figuren im „Giardino dei Taroc- die Maßstäblichkeit hinaus oder in Serie chi“ im toskanischen Capalbio tatsächlich. Niki de Saint (etwa „Horizon Fields“ im Bergenzerwald, 2010–2012) Phalles Figuren aus kleinteilig verfliestem Spritzbeton agiert, hat der Riese am Wasser eine beachtliche Dimen- sind mitunter so groß, dass der Besucher sie von innen sion: Der Kerl misst 25 Meter und wiegt 60 Tonnen. Sein betrachten kann (die Künstlerin hatte in den 1960er-Jah- Fleisch und Blut sind Tausende Metallstäbe und kom- ren einmal eine ihrer Riesenfrauen bewohnt). Ihr Gar- plex berechnete Verbindungen, eine Matrix auf Basis tenkunstwerk ist ein Kind der 1970er-Jahre: Ein originel- eines physischen und digitalen Modells. Dazu die fri- les Ensemble aus kuriosen, freundlichen Figuren zwi- sche Meeresluft, die die Figur behaucht. Weithin sicht- schen üppigen Pflanzen, jede einer Tarotkarte zugeord- bar hat ihr Schöpfer sie auf einen schmalen Streifen net. Ungeachtet dessen, ob man den Geist der Ära mit- Land gesetzt und sie nach 18-monatigem Wachstum denkt oder nicht, wirkt das Ensemble einnehmend bis „Exposure“ getauft. berauschend ob seiner Skurrilität, seines Humors und seiner Lebendigkeit. De Saint Phalle dachte hier gesamt- Observatorium und Spirale. Der Standort unweit des kunstwerkhafte Ideen weiter, steht in der Tradition von niederländischen Lelystad ist ein Kunstort in doppeltem Gaudis Parc Güell genauso wie in jener des grotesken Sinne: Vor 100 Jahren (heuer feiert man Jubiläum) trotz- historischen Gartens Sacro Bosco. ten die Niederländer der Zuidersee, die weit ins Land hineinschnitt, viele Quadratkilometer Boden ab. Durch Freilichtmuseum und Skulpturenpark. Der Anspruch, einen großen Deich wurde ihr Wasser vom Meer abgerie- nicht ein einzelnes Objekt an der Frischluft zu inszenie- gelt, per Gesetz. Polder für Polder, Deich für Deich ren, sondern sein Umfeld in einen gestalterischen wurde angelegt, Siedlungen, Städte, Landwirtschaften Zusammenhang zu stellen, ist ein hehrer. Ein nahes Bei- errichtet. Das Ingenieurskunstwerk rund um Flevoland spiel sind die Objekte, die sich bei längerer Wander- fällt dem Betrachter nicht so sehr ins Auge, denn dazu schaft durch den Schlosspark von Grafenegg entdecken fehlt ihm buchstäblich die Größe (oder die Drohne). Die lassen, Installationen auf Sichtachsen oder versteckt in die Landschaft eingestreuten Kunstwerke verfehlen zwischen Blättern, dazu Architektur, die sich skulptur- ihre Wirkung jedoch nicht. Seit Beginn der haft einfügt, der „Wolkenturm“ und der kleine 1970er-Jahre entstanden hier in großen Abständen Arbeiten von Weltrang (etwa von Objekte im Freien Pavillon „Wolke 7“. Schloss, Park, Konzertku- lisse: alles über viele Jahre gewachsen. Richard Serra und Daniel Libeskind). Bild- hauer und Konzeptkünstler Robert Morris sind demokratisch. Ein umfassendes Konzept erlebt der Kultur- reisende in Japan: Auf Naoshima und weite- hob als Erster einen Trichter aus, errichtete nach Vorbild von Stonehenge ein „Observa- Sie brauchen kein ren kleinen Inseln wurden Museen errichtet, Kunstwerke und experimentelle Bauten in die torium“, mit dem das Stedelijk-Museum aktu- elle Entwicklungen in der bildenden Kunst Entree, kein Landschaft gepflanzt. Am Kai begrüßt ein Kürbis von Yayoi Kusama den Gast, ansteuern zeigen wollte: Die hatte sich vom Tafelbild verabschiedet und experimentellen Freifor- Podest, keine wird dieser das von Tadao Ando in den Boden versenkte Chichu-Museum auf dem höchsten men zugeneigt. Baute der Amerikaner in der Absperrkordel. Punkt der früheren Fischerinsel Naoshima. dem Wasser abgetrotzten Erde eine archai- Man braucht Tage hier, um alles zu sehen. sche Zeiterfassungsanlage, schichtete Robert Komprimierter erlebt der Besucher Plasti- Smithson, ebenfalls ein Minimalist, mit Steinen und sches im Österreichischen Skulpturenpark südlich von Schotter im Großen Salzsee in Utah einen Damm auf: Die Graz. Auf dem Gelände der früheren Gartenschau und spiralförmige Mole, „Spiral Jetty“, wirkt noch mehr aus einer noch früheren Deponie verteilen sich an die 70 der Zeit gefallen und zugleich so sichtbar aus der Natur gewichtige Arbeiten: Kreuze von Yoko Ono („Painting to heraus entwickelt. Dieses Werk der Land-Art von 1970 Hammer a Nail in/Cross Version“), ein Betonboot von existiert noch immer – meist von Wasser überspült, nur Michael Schuster, ein fettes Auto von Erwin Wurm. aus der Luft sichtbar, mitten im Nichts. Arbeiten, die die Leistungen vor allem des österreichi- Frei von Zwängen des tradierten Materials oder Drama- schen Kunstbetriebs abbilden, von Boeck bis Zobernig. turgie, abgehoben von der Zweidimensionalität, ent- Die Objekte ordnen sich der Landschaftsarchitektur standen Kunstwerke mitten in der Natur, mitten im unter: Wäldchen, Lotos, Rosen komplettieren das Set- öffentlichen Raum. Nicht im privilegierten Sinne einer ting, das kein Indoor-Pendant braucht. Und das in der aristokratischen Gartenkunst, die Kunstwerke zwecks Tradition vieler Skulpturenparks und Kunstpfade steht, → Schaufenster 37
TOSKANA. Niki ULM. Den Kunst- de Saint Phalle pfad bei der Uni pflanzte in einen säumen unter Garten riesen- anderem Arbei- hafte Tarot- ten von Max Bill. Figuren. HUMLEBÆK. Im Garten des Loui- siana Museum of Modern Art: Kim Hansen u.a. Fotos: imago/imagebroker, Kim Hansen/Louisana Museum of Modern Art, Kamahele (eigene Arbeit) [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.orglicensesby-sa3.0dedeed.en)], via Wikimedia Commons → die seit der Nachkriegsmoderne auf Brachen, Ufern, in urbanen Zwischenräumen, im Umkreis von Institutio- nen oder mitten im Gelände entstanden sind. Vor allem Im Freien die botanische Ausstattung macht die Areale reizvoll: Land Art Flevoland: Von Welt- Das Spiel mit dem Gewachsenen, in das die Hand des rang. www.landartflevoland.nl Künstlers manchmal radikal eingreift, wie etwa Charles „Spiral Jetty“: Land-Art-Ikone in Jencks im großartigen Jupiter Artland nahe Edinbo- Utah. Verwaltet von der Dia Art rough. Oder die Erweiterung der Objekte durch einen Foundation. www.diaart.org bedeutenden Kulturbetrieb: Museen wie das Louisiana Giardino dei Tarocchi: Niki de im dänischen Humlebæk verfügen über größere Skulp- Saint Phalles Figurengarten. turengärten (siehe oben). ilgiardinodeitarocchi.it/de Man kann Naoshima: Kunst-Landschaft Begegnung. Ganz frei zugänglich wird Kunst auf mehreren japanischen oft im Stadtraum. In Wien ist es die Institu- weitergehen. Aber Inseln. benesse-artsite.jp/en tion KÖR (Kunst im öffentlichen Raum), die Österreichischer Skulpturen- Kunstwerke oft auch an kunstfernen Orten auch stehen park: bei Graz. www.museum- ermöglicht und Passanten Themen, joanneum.at/skulpturenpark Geschichten, Ideen mit auf den Weg gibt. bleiben, staunen. Louisiana Museum of Modern Manche dieser über ganz Wien verstreuten Art: 35 Kilometer von Kopen- Arbeiten sind temporär, manche bleibend. hagen. www.louisiana.dk Vor allem dann, wenn das Kunstwerk seinen Ort erklärt KÖR: Kunst im öffentlichen und inhaltlich erweitert. Wer also heute durch den Auf- Raum in Wien. www.koer.or.at gang der U2 in die Leopoldstadt geht, wird folgerichtig Grafenegg: Park, Schloss, Kon- mit der Geschichte der früheren jüdischen Bewohner zertgelände. www.grafenegg.com konfrontiert (Seite 34). Man kann weitergehen. Aber Kunstpad an der Uni Ulm: auch stehen bleiben, schauen, nachdenken. Kunstbe- www.uni-ulm.de trachtung im öffentlichen Raum und an der frischen Luft steht jedem frei. s 38 Schaufenster
Kneissl-Reisende wandern mehr ... Island, Kerlingarfjöll © Dirk Bleyer Der klassische Jakobsweg Wanderparadies Bulgarien + tägliche Kurzwanderungen Pirin Nationalpark - Rhodopen - Rila-Gebirge 19. - 27.5., 15. - 23.8., 29.9. - 7.10.2018 Flug ab Wien, Bus, meist 9. - 16.9.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, meist ****Hotels/ ****Hotels/meist HP, Eintritte, RL ab € 1.630,– meist VP, Weinkost, Eintritte, RL € 1.010,– Blumeninsel Madeira Wandern in den Baltischen Staaten + tägliche Ausflüge und leichte Kurzwanderungen 13. - 23.7., 10. - 20.8.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, ***Hotels/ 12. - 19.7., 9. - 16.8., 18. - 25.10.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, HP, Moorschuhwanderung, Eintritte, RL € 1.740,– ****Hotel/HP, Eintritt, RL € 1.290,– Wandern in Irland Azoren - die 4 schönsten Inseln 8. - 17.8. (Norden), 19. - 29.8.2018 (Südwesten) Flug ab Wien, Sao Miguel - Sao Jorge - Pico - Faial Bus/Kleinbus, meist ***Hotels u. 1x Gästehaus/meist HP, 14. - 22.5., 18. - 26.8., 6. - 14.10.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, Bootsfahrt, Eintritte, RL ab € 1.930,– *** u. ****Hotels/HP, Eintritte, RL ab € 1.850,– Wandern in Island Cilento: Wandern, Kultur & Genuss 13. - 28.7.2018 Flug ab Wien, Geländebus, Schlafsackquartier/ 6. - 13.10.2018 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, ****Hotel/HP, meist VP, 2x Hotel/NF, Eintritt, RL € 3.490,– Bootsfahrt, Eintritte, RL € 1.380,– Russland: Höhepunkte Kamtschatkas Wandern auf Kreta 8. - 23.8.2018 Flug ab Wien, Helikopter-Flug, Geländefahrzeug, Unterwegs auf wenig bekannten Pfaden Hotel, Hütten u. Zelt/meist VP, Eintritte, RL € 5.580,– 20. - 27.10.18 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, ****Hotel/HP, Boots- ausflug, Weinkost, Eintritte, RL € 1.390,– Naturerlebnis Costa Rica + Wanderungen in den schönsten Nationalparks Armenien mit Wanderungen 21.7. - 4.8., 17.11. - 1.12., 22.12.18 - 5.1.2019 Flug ab Wien, Kleinbus/Bus, 7. - 16.9.18 Flug ab Wien, Bus/Kleinbus, meist *** u. ****Hotels/HP, *** u. ****Hotels u. Lodges/HP u. 2x VP, Bootsfahrten, Eintritte, RL Eintritte, geologische Fachreiseleitung € 1.970,– ab € 3.990,– Wien 1, Opernring 3-5/Eingang Operngasse, wien@kneissltouristik.at ☎ 01 4080440 Flüge ab den St. Pölten, Rathausplatz 15/Ecke Marktgasse, st.poelten@kneissltouristik.at ☎ 02742 34384 Bundesländern Salzburg, Linzer Gasse 72a, salzburg@kneissltouristik.at ☎ 0662 877070 möglich! Zentrale Lambach, Linzer Str. 4-6, zentrale@kneissltouristik.at ☎ 07245 20700, www.kneissltouristik.at
G LO B U S Amanshausers Vor Ort Album 49. Eine Insel auf einer enttäuschend durch- kartografierten Welt – die es letztlich gar nicht gab. von Martin Amanshauser A uf deutschen Karten hieß sie ein- fach Sable, auf französischen immerhin Île de Sable. In der englisch- dest gab er Brandungswellen an der Stelle zu Protokoll. Gemeinsam mit d’Entrecasteauxs Notiz ergab das sprachigen Welt nannte man sie zuerst einen Eintrag in ein australisches Han- Gehört zu den spannenden Neueröffnungen, Texte: mad; www.amanshauser.at; Weitere Kolumnen auf: Schaufenster.DiePresse.com/Amanshauser Fotos: Carolina Frank, imago/Imagebroker, Louis Vuitton Malletier Kirkland Museum - Foto von Wes Magyar Sable Island, später Sandy Island. Es – delsbuch, von wo Sandy über britische wenn man in Colorado unterwegs und/oder an Vergangenheit – handelte sich um eine und französische Seekarten ihren Weg angewandter Kunst interessiert ist: Das Kirkland sandige Insel zwischen Neukaledonien bis zu Google Earth fand – sichtlich ver- Museum of Fine & Decorative Art in Denver war und Australien von immerhin 24 mal wenden sie dort als Ausgangsmaterial zwei Jahre lang geschlossen, der wachsende fünf Kilometern Ausdehnung. Entdeckt für die Weltkarte nicht nur Satellitenbil- Bestand hatte das Haus an Grenzen gebracht. wurde die Sandige 1792 vom französi- der. Sandy Island lag seitdem unverrück- Also übersiedelte es mit seinen Arts&Crafts schen Seefahrer Joseph Bruny d’Entre- bar auf 19° 12’ 44’’ südlicher Breite und Exponaten und PostmoderneZitaten, den casteaux – und fand unter den Récifs 159° 56’ 21’’ östlicher Länge. JugendstilMöbeln und dem Werk von Vance d’Entrecasteaux Aufnahme ins Karten- Erst nachdem ein Forschungsschiff der Kirkland, einem der bekanntesten Künstler material jener Ära. Nun muss man Universität Sydney 2012 die Nicht-Exis- Colorados (1904–1981), an einen anderen Stand sich die große Bedeutung einer exakten tenz des Inselphantoms bestätigt hatte, ort im Museumsviertel Golden Triangle. Jüngs Kartografie sämtlicher Inseln, vor allem schwärzte Google Earth es und strich es ten Zugang bekam die Sammlung etwa durch von solchen in spärlich befahrenen Mee- in der Folge ganz von der Karte. Bis dahin das Jugendstilmöbel „Aux Orchidées“ von Louis ren, für die Schifffahrt vor Augen füh- posteten Spaßvögel eine Menge fantasie- Majorelle (um 1900) oder den „Glasgow Style“ ren – wegen der Gefahr des nächtlichen voller Bilder von Sandy Island, die futu- Stuhl (1903) von Charles Mackintosh, von dem Auflaufens. Gerade im Pazifik existieren ristische Türme, fliegende Drachen und weltweit nur noch sechs Stück existieren. Ge ja Zehntausende unbewohnte Inseln, sogar das Stadion des Fußballnational- plant hat den Neubau das Büro Olson Kundig einige wurden nie von Menschen betre- teams zeigten – so äußert sich das drin- aus Seattle. Die Nachbarn sind ebenso kunst ten. Bei unserer Sandy Island gab es nur gende Bedürfnis nach Fiktion und Zau- sinnig: das Denver Art Museum und das Clyf ein einziges Problem, dieses jedoch war ber in einer enttäuschend durchkartogra- ford Still Museum. www.colorado.com ziemlich weitreichend: Sie existierte nie. fierten Welt. So verschwinden aber auch Zufluchtsorte der Fantasie. Keine Angst, Ein Walfänger mit dem Namen „Velo- die digitale Welt wird zum Glück mehr als Im Buch city“ sichtete Sandy Island 1876, zumin- ausreichend neue erschaffen. s Da soll noch einer sagen, dass Print tot ist: Schon einmal ein digitales Guidebook in die Hand bekommen, das richtiges Artwork ist? Mit dem es Freude macht, die Bilder zu betrachten, anstatt bloß schnell die Informationen (welche Bar, wo ein Bike borgen etc.) abzusaugen? Louis Vuitton bringt im Mai vier „Travel Books“ heraus, sie setzen die Serie mit Kuba, Prag, Rom und der Route 66 fort. Engagiert wurden Künstler, etwa der chinesische Comiczeichner Li Kunwu, der Kuba bunt bis sentimental por INSELEFFEKT. Hätte trätiert. Prager Sights kann man man wohl gern, dass wiederum durch die Augen des die Welt noch nicht Russen Pavel Pepperstein so erschlossen ist, dass sich darin neue betrachten. Inseln finden lassen. Ab Mai in den Louis Vielleicht sogar VuittonShops und aus tropische, zum Bade gewählten Buchhandlun gebrauch. gen, je 45 Euro. 40 Schaufenster
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